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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Pen & Paper - Umfragen => Thema gestartet von: Megavolt am 23.10.2023 | 13:28

Titel: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Megavolt am 23.10.2023 | 13:28
Der andere schöne Thread riecht plötzlich wieder nach dieser Kombination aus Erbärmlichkeit und Amicelli, daher hier ein separater Versuch mit einem etwas anderen, vielleicht produktiveren Spin.

Ich persönlich finde die Autoren hinter den Produkten immer rasend interessant. Sie komplettieren für mich ein ansonsten unvollständiges Werk und schlüsseln es erst auf. Sie verorten einen Text im Texte-Gesamtkosmos. Ohne wenigstens eine leise Ahnung von Werdegang, Prämissen, Zielen und den persönlichen Umständen eines Autors zu haben, fehlt mir ganz erheblich etwas.

Mich treibt das so um, dass ich ja sogar eine umfangreiche Interviewserie mit für mich interessanten Autoren veranstaltet habe, zuletzt mit der von mir sehr geschätzten (und auch immer einfach mit sehr ehrlichem Interesse beäugten) Lena Falkenhagen.

Mich verdutzt, dass so ein breites Desinteresse besteht. Vielleicht könnt ihr mir das erklären? Irgendwie ist es ja auch ein weithin gehegter Wunsch, sich als Rollenspielautor zu beweisen - und trotzdem interessiert man sich dann so gar nicht für die Kollegen?

Zusatzfrage: Stellt euch vor, ihr müsstet einen Interesseschwerpunkt an Rollenspielautoren definieren (das sei jetzt mal gesetzt, also auch wenn ihr an und für sich desinteressiert seid).
Welcher wäre das denn für euch persönlich? Die rollenspielerische Vita? Die rollenspietheoretische Grundierung? Seine rollenspielerischen Idole? Irgendwelche Abgrenzungsabsichten? Seine "Message", die er unterbringen will? Sein Verständnis von Rollenspiel? Seine Theorie über solides "Rollenspielhandwerk"? Gerne auch andere Ansätze!
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: felixs am 23.10.2023 | 13:30
"Amicelli"? (Ich verstehe es nicht, sollte man das verstehen?)

Zur Sache: Mich interessieren meist auch die Autoren anderer Texte eher wenig. Es gibt wenige Ausnahmen, aber allgemein weiß ich wenig über Autoren und möchte auch meist gar nichts wissen. Insofern ist es passend, dass das auch bei Rollenspielen so ist.

Nachtrag: Urspünglich stand da nur "Amicelli"? und sonst gar nichts, daher meine Antwort.

Ich wollte nicht durch weitere Beiträge die Diskussion in die Irre führen. War nur (und bin immer noch) neugierig, was "Amicelli" in dem Kontext bedeutet.
Ansonsten ist es eine (schlechte?) Angewohnheit von mir, einen Beitrag erstmal abzuschicken und dann nochmal zu ändern, wenn mir mehr dazu einfällt. Den Teil "Zur Sache" habe ich dann ergänzt.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Megavolt am 23.10.2023 | 13:31
Bitte äußere dich zur Sache, du hast mir gerade eben erst einen Thread zerlegt mit irgendwelchen Sprachfragen. Das möchte ich jetzt hier nicht haben. Ich möchte es auch in Zukunft grundsätzlich nicht haben, also erspare mir das, vielen Dank.

Nachtrag: Urspünglich stand da nur "Amicelli"? und sonst gar nichts, daher meine Antwort.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Philipp.Baas am 23.10.2023 | 13:36
Die Liebe bekommst du auf den Cons, wenn die Leute vor dir stehen. Dann hast du interessante Gespräche und die Leute interessiert deine Arbeit als Autor. Im Internet sind noch die Facebook-Gruppen zu den jeweiligen Rollenspielen sehr freundlich. Es werden ja auch, alleine aufgrund der nicht so riesigen Community, kaum Sachen rezensiert. Allerdings bekommt man viele freundliche Mails und auch produktive Kritik per Mail. Das geht aber meist persönlich und eben per Mail.

Seit ich das beruflich mache, habe ich wirklich viele nette und nur wenige unangenehme Begegnungen und Mails erhalten. Zusätzlich ist das Tanelorn...speziell.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: aikar am 23.10.2023 | 13:38
Mich verdutzt, dass so ein breites Desinteresse besteht. Vielleicht könnt ihr mir das erklären?
Bei mir ist es letztendlich einfach mangelnde Aufmerksamkeitskapazität. Ich habe so viele Sachen, die mich interessieren und mit denen ich mich beschäftige, dass irgend etwas zwangsläufig auf der Strecke bleiben muss. Und die Beschäftigung mit verschiedenen Autoren hat jetzt, abgesehen von persönlicher Neugier, für mich nicht genug nutzbare Auswirkungen, dass ich dafür Zeit erübrigen würde. Daher fokussiere ich mich auf Werke und Reihen, unabhängig davon, wer dahintersteht.

Irgendwie ist es ja auch ein weithin gehegter Wunsch, sich als Rollenspielautor zu beweisen - und trotzdem interessiert man sich dann so gar nicht für die Kollegen?
Das ist bedauerlicherweise wahr. Ich würde mir auch mehr Feedback zu meinen Werken wünschen, habe aber selbst auch nicht die Zeit und Muse, entsprechend viel Feedback zu geben. Das muss man wohl leider einfach hinnehmen.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Megavolt am 23.10.2023 | 13:40
Bei mir ist es letztendlich einfach mangelnde Aufmerksamkeitskapazität. Ich habe so viele Sachen, die mich interessieren und mit denen ich mich beschäftige, dass irgend etwas zwangsläufig auf der Strecke bleiben muss. Und die Beschäftigung mit verschiedenen Autoren hat jetzt, abgesehen von persönlicher Neugier, für mich nicht genug nutzbare Auswirkungen, das sich dafür Zeit erübrigen würde. Daher fokussiere ich mich auf Werke und Reihen, unabhängig davon, wer dahintersteht.

Das leuchtet mir ein.

Um nochmal die Zusatzfrage anzuschubsen: Wenn du dir vorstellst, dass du Interesse hättest, welcher Aspekt würde dich denn vielleicht am meisten interessieren?
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: aikar am 23.10.2023 | 13:45
Um nochmal die Zusatzfrage anzuschubsen: Wenn du dir vorstellst, dass du Interesse hättest, welcher Aspekt würde dich denn vielleicht am meisten interessieren?
Wie geschrieben, Interesse wäre da, aber nicht die Zeit, mich mit den Fragen und Antworten zu beschäftigen. Ich denke primär würde mich interessieren, was die Gedanken waren, die zu ihren Werken geführt haben. Also warum wurden gewisse Sachen so gemacht wurden, wie sie gemacht wurden.

Auf gewisse Weise würden mich auch die Persönlichkeiten und auch die politischen Einstellungen dahinter interessieren, aber ich weiß, dass mir das nicht gut tun würde, mich auch in diesem Bereich noch über die Einstellung anderer Leute aufzuregen (selbst wenn man mit einer Meinung konform geht, kommt man dann auf der anderen Seite mit deren Kritikern in Konflikt).  Wie im anderen Thema geschrieben:
Irgendwie würde es mich schon interessieren, aber faktisch ist die Schmerzgrenze erreicht, mich auf allen Kanälen mit den Problemen der Welt zu beschäftigen. Zumindest RP will ich soweit wie möglich (die OGL-Debatte ist z.B. auch an mir nicht vorbei gegangen) ohne politisieren genießen, weil sonst bleibt wirklich kein Aspekt des Lebens mehr unberührt und es gibt kein Ventil mehr um mit dem ständigen Trommelfeuer schlechter Nachrichten und andauernder Aufregung, dass man heute abkriegt, noch fertig zu werden.
Ich will DIESE Art von emotionalem Investment nicht auch noch in meinem Hobby. Davon hab ich schon genug bei den Ereignissen und Neuigkeiten der realen Welt.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Shihan am 23.10.2023 | 13:48
Das fängt für mich eigentlich damit an, dass für die meisten Rollenspielprodukte, die in meinem (virtuellen) Regal stehen, ein ganzes Team verantwortlich ist. Oftmals kann man da kaum auseinander dividieren, wer jetzt was gemacht hat. Deshalb interessiert mich da eher, welcher Verlag dahinter steckt, weil die einen wichtigen Teil der Verantwortung tragen, WER in diesem Team ist.

Ist aber bei Musik auch so. Da kenn ich von vielen Bands, die ich gerne und lange höre, kaum die Besetzung. Da geht's um das ganze Paket.

Eine Ausnahme sind Romanautoren. Aber auch die gelten für mich eher als Aushängeschild für den Inhalt. Wenn auf einem Roman jetzt Andreas Eschbach steht, weiß ich, was ich da erwarten kann. Das beeinflusst die Kaufentscheidung dann schon.
Aber außer, dass ich Andreas Eschbachs Texte fast alle sehr gerne lese und ihm dankbar bin, als Autor tätig zu sein, ist mein Interesse an seiner Person nicht weitergehend.

Und Rollenspielautoren sind ja meistens weitaus unbekannter. Im parallel aktuellen Thread über Autoren kannte ich außer bei Monte Cook maximal den Namen, aber nicht, was sie gemacht haben.


Was die Zusatzfrage angeht: Arbeitsweisen sind sehr interessant. Wer wann was wie macht.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Isegrim am 23.10.2023 | 13:53
Bei Rollenspielkram spielen mE andere Dinge eine wichtigere Rolle als der Autor; Setting, System, Art des Werkes (Regeln, Hintergund, Abenteuer etc). Das beeinflusst das Werk mE & idR stärker, als wer jetzt die Worte zusammen setzt. Zumal viel davon meist Gemeinschaftsarbeit ist, Hintergrund & Regeln werden selten von einer Person allein verfasst. Am stärksten ist der kreative Aspekt und damit die Wichtigkeit der Autorenrolle vielleicht beim Abenteuer schreiben; genau die interessieren mich aber als Kunde am wenigsten.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Ludovico am 23.10.2023 | 14:04
Ich trenne halt Werk und Künstler.
Für mich steht das Werk im Vordergrund, dass ich nutzen und benutzen möchte - also bespielen.

Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 23.10.2023 | 14:18
Mir ist die Person dahinter einfach egal. Ist das Werk gut, dann merke ich mir den Namen und der Autor hat beim nächsten Mal bessere Chancen, dass ich seine Arbeit kaufe.
Ist das Werk nicht zu meiner Zufriedenheit, dann kaufe ich nichts mehr.

Aber warum sollten die Autoren als Personen für mich interessant sein? Das werden sie erst, wenn ich sie zum Beispiel persönlich kenne.
Autoren interessieren mich bei "richtiger" Literatur.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Swanosaurus am 23.10.2023 | 14:24
Ich trenne halt Werk und Künstler.
Für mich steht das Werk im Vordergrund, dass ich nutzen und benutzen möchte - also bespielen.

Aber so radikal, dass du z.B., wenn du 10 Werke von einem Autoren gekauft und gelesen hast und alle Mist fandest, du auch das 11. kaufen würdest, weil vielleicht taugt das ja was?
Also,  mich interessieren die Autor*innen bei RSP genau wie bei anderen Werken: Wenn ich ihren Stil mag, (beim Rollenspiel) ihre Designs gut finde, ihre Themen mich ansprechen, dann achte ich darauf, was von ihnen kommt - und falls es andersherum ist, meide ich ihre Werke.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: nobody@home am 23.10.2023 | 14:33
Für mich ist es erst mal wie in anderen Medien auch einfach so, daß ein x-beliebiger Name auf einem x-beliebigen Produkt einfach nicht groß auffällt; der ist halt irgendwie der Vollständigkeit halber da, prägt sich aber nicht ein. Damit das passiert, muß mein Hirn mit dem Namen schon etwas leicht Bedeutenderes verknüpfen, beispielsweise einen prägnanten Schreibstil, Fokus auf und vielleicht Prominenz in bestimmte(n) Themenbereiche(n), oder was auch immer sonst gerade die bewußte Reaktion auslöst.

Es ist also weniger ein aktives Desinteresse als mehr "In der Szene sind Hunderte oder Tausende von Leuten unterwegs, von denen ich vielleicht nur mal ein einziges Geschreibsel in die Hände kriege, und die kann ich mir schlicht nicht alle merken". Wenn sich allerdings dann doch mal ein größeres und insbesondere positives Interesse regt, dann will ich auch schon mal wissen, wo der bewußte Autor noch so aktiv ist (vielleicht gibt's ja noch ein paar andere Sachen von ihm, die sich in meiner Sammlung gut machen könnten, oder ein interessantes Blog o.ä.) und vielleicht sogar ein Stück weit. wie sein persönlicher Werdegang als Person eigentlich ausgesehen hat.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: aikar am 23.10.2023 | 14:43
Aber so radikal, dass du z.B., wenn du 10 Werke von einem Autoren gekauft und gelesen hast und alle Mist fandest, du auch das 11. kaufen würdest, weil vielleicht taugt das ja was?
Ich denke was in den aktuellen Diskussionen oft nicht beachtet wird: Es ist schon nochmal ein Unterschied ob man sagt "Mich interessieren Werke von Autor X (nicht)" oder man sagt "Mich interessiert Autor X (nicht)".

In ersterem Fall nimmt der Name des Autors in etwa den Stand ein, den auch z.B. der übergeordnete Titel einer Reihe hat.
In zweitem Fall interessiert mich der Autor als Person, seine Gedanken, sein Leben und/oder sein Verhalten.

Ich denke die meisten, die Autor und Werk trennen, meinen damit, dass sie die Person hinter dem Namen nicht interessiert. Der Name kann natürlich trotzdem eine Klammer über mehrere Bücher sein, die mir (nicht) gefallen.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Last Ronin am 23.10.2023 | 14:46
Das sehe ich auch so. Bezogen auf meine vorherige Äußerung hat das zum Beispiel nichts mit der Person an sich zu tun (die ich ja zumeist nichtmal kenne), sondern einfach mit einem Erfahrungswert, dass bei Person X der Schreibstil nichts für mich ist.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Swanosaurus am 23.10.2023 | 14:52

Ich denke die meisten, die Autor und Werk trennen, meinen damit, dass sie die Person hinter dem Namen nicht interessiert. Der Name kann natürlich trotzdem eine Klammer über mehrere Bücher sein, die mir (nicht) gefallen.

Hm, das finde ich schon eine sehr spezielle Lesart - bei Literatur hieße für mich "Der Autor interessiert mich" normalerweise, dass ich mich für das Werk eines Autors interessiere, weil es mir z.B. gefällt, und nicht, dass ich Recherchen über den Autor als Privatperson anstelle.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Zed am 23.10.2023 | 15:24
Mich verdutzt, dass so ein breites Desinteresse besteht. Vielleicht könnt ihr mir das erklären? Irgendwie ist es ja auch ein weithin gehegter Wunsch, sich als Rollenspielautor zu beweisen - und trotzdem interessiert man sich dann so gar nicht für die Kollegen?
Wenn ich mir die brennenden Themen hier im Tanelorn angucke, dann bin ich sicher Teil einer ganz kleinen Gruppe hier - die der "Früh Abgebogenen" und der dann "Sich Selbst Genügenden".

Ich will damit sagen, dass - als ich das Fantasy Rollenspiel entdeckte - immer unser Spiel für mich im Vordergrund stand und nie die Creator wie Kiesow und Gygax. Ich habe die Regeln auch immer als Aufforderung verstanden, etwas eigenes, auf die eigenen Wünsche und Bedürfnisse passendes hin zu kreieren. Das habe ich früh verinnerlicht, und führte weg von dem Interesse an den Personen. DnD 3.5 kam dann meinen/unseren Vorlieben am nächsten, und das Spielen hat uns seitdem (ja, wir spielen noch immer 3.5) auf unserer eigenen Welt genügend beschäftigt.

Bei meiner anderen Leidenschaft Film ist das interessanterweise etwas anderes. Hier "sammle" ich gerne biographische Infos, hier bin ich gespannt, wie Künstler:innen sich weiter entwickeln.

Aber: Ich habe Dein Gespräch mit Lena Falkenhagen (https://www.eskapodcast.de/2022/06/05/folge-200-traegerin-der-flamme-lena-falkenhagen-interview/) gerne verfolgt* - nicht aus der Sicht von jemandem, der an Fantasy interessiert ist, sondern als neugieriger Mitmensch, der sich für Lebensläufe interessiert. Auch die "historischen Gespräche" von den Orkenspaltern gemeinsam mit Thomas Römer und anderen zB fand ich sehr spannend - hier aber wieder weniger der biographischen Anmerkungen wegen, sondern um einmal hinter die Kulissen der Entwicklung des Bereiches zu schauen, der seit Jahren einen großen Teil meiner Freizeit einnimmt.

*Und irgendwie ist die Lücke zu guten Hintergrundberichten im Fantasybereich seit dem Ende Deiner ESKAPODCAST-Produktion (https://www.eskapodcast.de/) noch immer nicht geschlossen.  :'(
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 23.10.2023 | 15:27
Ich bin da bei Zed. Ich habe mir die Sachen immer gerne angehört, aber auf meine Kaufentscheidung von Rollenspielprodukten hat das im Grunde keine Auswirkung.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Gondalf am 23.10.2023 | 15:32
Hm, das finde ich schon eine sehr spezielle Lesart - bei Literatur hieße für mich "Der Autor interessiert mich" normalerweise, dass ich mich für das Werk eines Autors interessiere, weil es mir z.B. gefällt, und nicht, dass ich Recherchen über den Autor als Privatperson anstelle.

Finde ich gar nicht. Ich habe immer wieder Momente, wo ich mich mit Schauspielern, Regisseuren, Autoren, Politikern, Musikern, historischen Personen, Politikern,“Experten“ etwas eingehender beschäftige. Im Sinne von, welche Werke, Ereignisse gab es, bedeutende Auftritte oder Wichtiges, mal kurz durch den Lebenslauf gehen, also ich lese da sehr schnell quer.

Hilft mir oft, Werke, Ereignisse, Aussagen oder die Person selber für mich persönlich in einen Kontext zu bekommen. Und bin halt neugierig.
Aber ich bin dennoch kein Fan oder sowas, hatte noch nie ein Poster oder sowas.. aber die Infos sind ja oft da.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Megavolt am 23.10.2023 | 15:38
*Und irgendwie ist die Lücke zu guten Hintergrundberichten im Fantasybereich seit dem Ende Deiner ESKAPODCAST-Produktion (https://www.eskapodcast.de/) noch immer nicht geschlossen.  :'(

Das ist aber sehr lieb, vielen Dank!
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Ludovico am 23.10.2023 | 15:44
Aber so radikal, dass du z.B., wenn du 10 Werke von einem Autoren gekauft und gelesen hast und alle Mist fandest, du auch das 11. kaufen würdest, weil vielleicht taugt das ja was?
Also,  mich interessieren die Autor*innen bei RSP genau wie bei anderen Werken: Wenn ich ihren Stil mag, (beim Rollenspiel) ihre Designs gut finde, ihre Themen mich ansprechen, dann achte ich darauf, was von ihnen kommt - und falls es andersherum ist, meide ich ihre Werke.

Ich achte halt nicht darauf, wer es schreibt. Wenn ich vom selben Rollenspielautoren zwei Werke kaufe, dann ist das eher Zufall.

Ich informiere mich via Reviews, Quickstarter und Klappentexte.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Zed am 23.10.2023 | 15:45
Das ist aber sehr lieb, vielen Dank!
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Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: unicum am 23.10.2023 | 16:07
Mich interessiert der Name des Autors nur dann wenn ich von ihm schon mal etwas sehr gutes oder sehr schlechtes gelesen habe.

Aber ja - im Gegensatz zu den Namen von Romanschreibern die mal mehr oder weniger Prominent auf dem Cover kleben verschwinden die Autoren doch etwas.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Raven Nash am 23.10.2023 | 16:08
Mich interessieren auch keine Regisseure, Schauspieler oder "Prominente" im weitesten Sinne. Wenn mir ein Film gefällt, gefällt er mir - wer da Regie geführt hat, ist mir völlig egal. Wenn mir ein Schauspieler nicht gefällt, merke ich mir ihn/sie vielleicht, um zu wissen, was mich eventuell erwartet. Meistens auch das nicht. Auch bei Buchautoren recherchiere ich so gut wie nie - da schaue ich maximal, was es noch gibt. Die Person an sich ist mir völlig egal.

Eigentlich lässt sich das auch runterbrechen auf: Mich interessiert das Leben fremder Personen einfach nicht.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: gunware am 23.10.2023 | 16:21
Eigentlich lässt sich das auch runterbrechen auf: Mich interessiert das Leben fremder Personen einfach nicht.
Bei mir läuft es eigentlich größtenteils auch darauf hinaus. Mich interessiert das System, die Welt, die ich bespielen möchte und ähnliches. Wenn ich mir zufälligerweise einen Namen merke, dann ist es nichts anderes. Nur ein Zufall.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: aikar am 23.10.2023 | 16:22
Hm, das finde ich schon eine sehr spezielle Lesart - bei Literatur hieße für mich "Der Autor interessiert mich" normalerweise, dass ich mich für das Werk eines Autors interessiere, weil es mir z.B. gefällt, und nicht, dass ich Recherchen über den Autor als Privatperson anstelle.
Initial hätte ich dir zugestimmt. Aber wenn man sich die Diskussionen hier im Tanelorn anschaut implizieren viele bei "Ich interessiere mich für Autoren", dass z.B. bestimmte Aussagen von Autoren Einfluss auf ihre Meinung zu den Autoren und damit auf die Meinung über deren Bücher hätten. Umgekehrt wird dann oft angenommen, dass ein Nicht-Interesse an einem Autor impliziert, dass man den Autorennamen auf den Büchern gar nicht beachtet. Und das ist ebenso oft eine Falschannahme.

d.h. denke ich es gibt hier (zumindest) drei Varianten:

Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Megavolt am 23.10.2023 | 16:22
Mich interessiert das Leben fremder Personen einfach nicht.

Tja, da kennst du scheinbar mein mega krasses Leben nicht, sonst wäre das anders.  ~;D

Von wegen der Trennung zwischen Künstler und Werk: Ich trenne das nicht, aber ich bin nur eingeschränkt judgy. Wenn ich jetzt ein voll geiles Abenteuer im Märchenwald spiele, bei dem wir uns köstlich amüsieren, dann fände ich es einfach interessant, wenn ich wüsste, dass das ein 97jähriger Angehöriger der Liechtensteiner Herzogsdynastie verfasst hat, der in jungen Jahren als Mitglied der Fremdenlegion in Vietnam herumgeschlichen ist, und dass er nach eigenen Angaben darin seiner lieben Mutter ein Denkmal setzen will, die er irgendwie unglücklich aus den Augen verloren hat, nachdem sie sich wegen einer Lappalie verknatscht haben.

Aber das Abenteuer fände ich deshalb nicht besser oder schlechter.

Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 23.10.2023 | 16:25
Tja, da kennst du scheinbar mein mega krasses Leben nicht, sonst wäre das anders.  ~;D

Von wegen der Trennung zwischen Künstler und Werk: Ich trenne das nicht, aber ich bin nur eingeschränkt judgy. Wenn ich jetzt ein voll geiles Abenteuer im Märchenwald spiele, bei dem wir uns köstlich amüsieren, dann fände ich es einfach interessant, wenn ich wüsste, dass das ein 97jähriger Angehöriger der Liechtensteiner Herzogsdynastie verfasst hat, der in jungen Jahren als Mitglied der Fremdenlegion in Vietnam herumgeschlichen ist, und dass er nach eigenen Angaben darin seiner lieben Mutter ein Denkmal setzen will, die er irgendwie unglücklich aus den Augen verloren hat, nachdem sie sich wegen einer Lappalie verknatscht haben.

Aber das Abenteuer fände ich deshalb nicht besser oder schlechter.

Das gilt für mich auch...bei Büchern. Rollenspiele sind für mich Gebrauchsliteratur. Da interessiert mich das so wenig, wie der Kerl der die Anleitung für unseren Staubsauger geschrieben hat.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Megavolt am 23.10.2023 | 16:27
Rollenspiele sind für mich Gebrauchsliteratur. Da interessiert mich das so wenig, wie der Kerl der die Anleitung für unseren Staubsauger geschrieben hat.

Nehmen wir mal einen exemplarischen Giganten des deutschen Rollenspiels her, den kennst du auch: Anton Weste. Hast du dich da nie gefreut, wenn du entdeckt hast, dass das Abenteuer, das du gerade in die Hand genommen hast, von ihm ist? Oder mal geschaut, was der sonst noch so Schickes geschrieben hat?
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Raven Nash am 23.10.2023 | 16:29
Nehmen wir mal einen exemplarischen Giganten des deutschen Rollenspiels her, den kennst du auch: Anton Weste. Hast du dich da nie gefreut, wenn du entdeckt hast, dass das Abenteuer, das du gerade in die Hand genommen hast, von ihm ist? Oder mal geschaut, was der sonst noch so Schickes geschrieben hat?
Ich darf hierzu anmerken (war ja nicht an mich addessiert): Noch nie gehört. 8)
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Megavolt am 23.10.2023 | 16:29
Ich darf hierzu anmerken (war ja nicht an mich addessiert): Noch nie gehört. 8)

Ne, ist ja Recht, point taken, aber der Potti kennt ihn.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: nobody@home am 23.10.2023 | 16:32
Das gilt für mich auch...bei Büchern. Rollenspiele sind für mich Gebrauchsliteratur. Da interessiert mich das so wenig, wie der Kerl der die Anleitung für unseren Staubsauger geschrieben hat.

Das ist ein etwas unfairer Vergleich -- schließlich steht auf Staubsauger- und ähnlichen Gebrauchsanleitungen der Name des Verfassers (oder auch nur Übersetzers) tatsächlich generell gar nicht erst drauf. Obwohl, vielleicht sollte er das gerade dort... >;D
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Ainor am 23.10.2023 | 16:32
Warum interessieren wir uns normalerweise für Buch/Filmautoren? Weil es uns eine gewisse Orientierung gibt was wir vom nächsten Buch/Film erwarten können.
Aber da wir normalerweise weniger Rollenspiele als Bücher/Filme konsumieren ist der Bedarf bzw. die Anwendbarkeit des Konzeptes deutlich geringer.

Hinzu kommt dass bei den grossen Mainstream Systemen ja eh ein Team dahinter steht, insofern ist die Möglichkeit des einzelnen Autors dem Werk seinen persönlichen Stempel aufzudrücken geringer.
Am ehesten sind Autoren vermutlich für Abenteuer relevant.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 23.10.2023 | 16:36
Nehmen wir mal einen exemplarischen Giganten des deutschen Rollenspiels her, den kennst du auch: Anton Weste. Hast du dich da nie gefreut, wenn du entdeckt hast, dass das Abenteuer, das du gerade in die Hand genommen hast, von ihm ist? Oder mal geschaut, was der sonst noch so Schickes geschrieben hat?

Nach einer Google-Suche hab ich herausgefunden, dass ich ein paar seiner DSA-Sachen auf dem Speicher habe. Den Namen kannte ich vom Hören, ich hätte dir jetzt aber keine Publikation nennen können.
Also: Nö.

Von Swafi zu Potti - ich hab da wohl einen Fehler gemacht  ~;D
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: felixs am 23.10.2023 | 16:43
Am ehesten sind Autoren vermutlich für Abenteuer relevant.

Und für Hintergrundmaterial aller Art.

Bei den Regeln sind Autoren vermutlich auch sehr relevant, aber weniger wegen des Stils (hier stimmt dann vielleicht die Analogie zu sonstiger Gebrauchsliteratur etwas mehr), sondern eher wegen grundsätzlicher Entscheidungen bezüglich Spielmechaniken. Das ist dann ein bisschen wie im Brettspielbereich. Bei Brettspielen interessiert mich kurioserweise wieder, wer die Spiele gemacht hat, weil ich da tatsächlich weiß, wer Spiele macht, die für mich vermutlich funktionieren. Rüdiger Dorn, Uwe Rosenberg, Stefan Feld und Vlaada Chvatil sind für mich grundsätzlich erstmal ein gutes Zeichen.
Kann sein, dass ich bei Rollenspielen einfach nicht genug kenne, und/oder dass die Leute in meinen Nischen meist nur für ein(e) System/Spielwelt schreiben.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Feuersänger am 23.10.2023 | 17:00
Das einzige, wo ich bei Medien- und Kulturschaffenden nach Namen gehe, ist bei Romanen. Punkt.

Bei Filmen und Serien merke ich mir in 99% der Fälle weder Regisseure noch Schauspieler, geschweige denn Drehbuchschreiber. Dass bei mir mal ein Schauspieler- oder Regisseursname hängenbleibt, ist echt selten, und selbst dann sage ich immer noch nicht "Oh ein neuer Film von/mir XY, den muss ich mir anschauen".
Bei Computerspielen noch viel weniger.
Bei Musik merke ich mir die Namen der Bands, nicht die Namen der Musikanten. Auch hier gibt es ein paar Ausnahmen, aber wenige.

Bei Rollos kommt dann noch erschwerend hinzu, dass hier die eigentlichen Autoren oft ziemlich versteckt werden, bzw für mich überhaupt nicht klar ist, wer jetzt welchen Teil der Arbeit gemacht hat. Schlag ich mal ein Grundregelwerk eines bekannten Systems auf: da haben wir 1x Lead Designer, 1x Design Consultant, 3x Additional Design, 6x Additional Contributions, dazu 1 Creative Director und einen Schwung Editors. Woher soll ich jetzt da wissen, wen ich für tolle Inhalte loben und für fragwürdige Inhalte beschimpfen soll?

Insofern find ich das mitnichten außer der Reihe, dass ich mich nicht für RPG-Autoren interessiere. Der "Odd-one-out" beim Macher-merken sind die Romane, nicht die Rollenspiele.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Swanosaurus am 23.10.2023 | 17:13

Bei Rollos kommt dann noch erschwerend hinzu, dass hier die eigentlichen Autoren oft ziemlich versteckt werden, bzw für mich überhaupt nicht klar ist, wer jetzt welchen Teil der Arbeit gemacht hat. Schlag ich mal ein Grundregelwerk eines bekannten Systems auf: da haben wir 1x Lead Designer, 1x Design Consultant, 3x Additional Design, 6x Additional Contributions, dazu 1 Creative Director und einen Schwung Editors. Woher soll ich jetzt da wissen, wen ich für tolle Inhalte loben und für fragwürdige Inhalte beschimpfen soll?


Stimmt, ich muss auch feststellen, dass die Autor*innen, die ich im anderen Thread genannt habe, mir entweder durch spezifische Einzelabenteuer aufgefallen sind, oder dass es sich um die Autor*innen von "Autorenrollenspielen" handelt. Andrew Peregrine kenne ich als Abenteuerautor, sonst weiß ich nix über ihn. Sarah Newton kenne ich als die Autorin von Mindjammer, das ist von ihr, Punkt. Godsend:Agenda ist von Jerry D. Grayson, Punkt. Reign ist von Greg Stolze, Punkt. Red Markets ist von Caleb Stokes, Punkt. Und so weiter. Unter den von mir genannten ist eigentlich nur Jason Durall ein typischer Team-Autor, und bei dem meine ich, gut beurteilen zu können, was von ihm kommt und was von anderen, weil ich über persönliche Kontakte ein bisschhen Einblick in die Entstehungsprozesse habe.

Übrigens setze ich mich auch bei den von mir nebenan genannten Autor*innen i.d.R. gar nicht mit ihnen als Person auseinander, ich nehme einfach nur wahr, dass bestimmte RSPs/Abenteuer von ihnen sind. Eine Ausnahme ist Sarah Newton, weil die während eines laufenden Kickstarters eine persönliche Tragödie erlebt hat, von der man als Backer zwangsläufig etwas mitbekommen hat. Da habe ich dann schon auch über die Umstände nachgedacht, unter denen Rollenspielautor*innen, die mehr oder weniger davon leben wollen/müssen, arbeiten - was interessant ist, aber dann nur noch wenig damit zu tun hat, ob ich die Werke bestimmter Leute mag oder nicht.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Dogio am 23.10.2023 | 17:30
Warum interessieren wir uns normalerweise für Buch/Filmautoren?

Buchautoren: ja, Filmautoren: nein.

Vielleicht weil ich das Buch eher als Werk einer einzelnen Person angeboten bekomme (was es faktisch nur selten ist) und mir beim einem Film immer klar ist, dass das das Werk VIELER Personen ist.

Bei Filmen geht es mir also eher um (Haupt-) Schauspieler, als um den Autor als Kauf- bzw. Ansehentscheidung.

Analog sehe ich Rollenspiele in der Regel als Gesamtwerke (Autore(en), Zeichner, Layouter, Verleger, ...) und merke mir selten die Namen.

Anekdote: Ein Autor den ich wohlwollend in Erinnerung habe ist Christian Günther (Endzeit / Degenesis). Lustigerweise bin ich letztens dann auch seinem Namensvetter Christian Günther (Dystopie-Romanautor) auf ein Schwätzchen begegnet.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Weltengeist am 23.10.2023 | 20:29
Ich persönlich finde die Autoren hinter den Produkten immer rasend interessant. Sie komplettieren für mich ein ansonsten unvollständiges Werk und schlüsseln es erst auf. Sie verorten einen Text im Texte-Gesamtkosmos. Ohne wenigstens eine leise Ahnung von Werdegang, Prämissen, Zielen und den persönlichen Umständen eines Autors zu haben, fehlt mir ganz erheblich etwas.

Mir tatsächlich nicht. Über die meisten Autoren, die ich im "anderen Thread" genannt habe, weiß ich tatsächlich so gut wie nichts. Und das stört mich auch nicht. Ich brauche weder bei Rollenspielen noch bei Romanen oder Drehbüchern einen Kontext aus dem Privatleben des Autors, um sein Opus einzuordnen. Dazu habe ich einen viel zu wenig literaturwissenschaftlichen und viel zu sehr pragmatischen Zugang zum Lesen. Ich will das ja spielen (oder anderweitig genießen) und keine Buchanalyse dazu machen.

Klar, ich bin schon auch entsetzt entsetzt, wenn solche Sachen rauskommen wie bei einer Marion Zimmer Bradley. Und es versaut mir das ganze Buch, wenn ich nach einem selbstmitleidigen Roman rausfinde, dass er größtenteils autobiografisch ist. Aber das ist eher ein weiteres Argument dafür, Autor und Werk zu trennen.

Was jetzt nicht heißt, dass ich mich nicht freue, wenn ich mal einen Autor persönlich kennenlerne, von dem ich schon was gelesen habe. Aber ich wüsste nicht, warum das eine Voraussetzung dafür sein sollte, dass ich sein Werk schätzen kann.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Nebelwanderer am 24.10.2023 | 01:16
Naja, Rollenspielregelwerke sind ja selten ein Werk von einem Autor, sondern es sind mehrer beteiligt. Da ich keine Kaufabenteuer leite (Wo deutlich weniger Autoren beteiligt sind) habe ich da nie so den Bezug gehabt. Ich kenne Raben-Ass aus seiner Zeit bei den Blutschwertern und ich weiß das er für Shadowrun einige Geschichten geschrieben hat, dennoch fehlt mir da der persönliche Bezug.

Allerdings ist das bei Romanen auch so, ich habe keinen Lieblingsschriftsteller sondern lese einfach Bücher wie sie mir gerade unterkommen.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Sphyxis am 24.10.2023 | 03:02
Viele Grundregelwerke werden von vielen Autoren gemeinsam geschrieben, ohne dass von außen ersichtlich ist, wer was darin schrieb. Dasselbe gilt für Quellenbände.

Ich interessiere mich nicht besonders für aktuelle Größen der Pen&Paper-Szene(n).

Ich kaufe als SL weniger Einzelabenteuer (einfach weil kein DSA-Kontext), sondern eher Abenteueranthologien. Bei den Verlagen, die die Sachen drucken war es lange Zeit nicht üblich zu kennzeichnen welche Autor:in welches Abenteuer schrieb. Hinzukommen eine reihe von Pseudonymen.

Ich habe die Erfahrung genacht, dass jedes Rollenspiell anders ist. Eine Avery Alder kann Rollenspiele schreiben, die mich interessieren (urban fantastische Jetztzeit) oder welche, die mich thematisch  nicht interessieren (z.B. ne Endzeitwelt). Heißt nicht, dass ich alles unkritisch angeschaut kaufe nur weil es von Name X kommt.

Zur Frage worauf es mir ankäme?
Darauf dass die Autor:in meinen Blick auf die Spielwelt teilt und entsprechend auch für mich gute Abenteuer schreibt. Und dasss ihre Weltsicht zu meiner passt.
Wenn die Person dann noch sympathisch rüberkommt und sich nicht für Rollenspielprominenz hält, sondern bescheiden bleibt, ist alles paletti.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Issi am 24.10.2023 | 07:10
Wenn mir etwas so gut gefällt, dass ich gerne mehr davon konsumieren würde, fange ich an, mich für Namen zu interessieren, vorher nicht.

Und wenn man einen Namen hat, fange ich auch Mal an zu recherchieren.
Aber eigentlich will ich das nicht.
Was dabei herausgekommen würde, wären nur irgendwelche beruflichen Eckdaten, die mir letztlich auch nicht sagen, was das für ein Mensch ist.

Sie entzaubern eher.
Insofern hilft der Name eigentlich nur, um nach weiteren Werken zu suchen, die man noch konsumieren könnte.

Bei Rollenspiel Werken sehe ich auch eher eine Marke, als einen Namen.
Wenn mir das gefällt, was unter einer Marke produziert wird, möchte ich mehr davon.
Wenn nicht, dann nicht.

Edit.
Bei Dingen, die ich veröffentliche(n) (würde), würde es mir genauso gehen. - Das Werk soll im Vordergrund stehen - nicht der Name.
Der ist Schall und Rauch

Mir gefallen generell auch keine Personen - Kulte um Autoren.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: seanchui am 24.10.2023 | 08:18
Hm, ich muß gestehen, dass ich mal "den anderen Thread" aufsuchen muß: ich bin tatsächlich sogar bei Rollenspielen namen-affin. Es mag daran liegen, dass ich selbst jetzt eine ganze zeitlang redaktionell gearbeitet habe, aber ich finde durchaus, dass man mit bestimmten Namen auch bestimmte Erwartungen verknüpfen kann :-). Dazu kommt, dass man innerhalb der deutschen Szene auch gerne mal die gleichen Namen wiedertrifft, was ich immer spannend finde. Nebst der Tatsache, dass man manche Autoren ja auch mittlerweile persönlich oder wenigstens übers Web kennt.

Allerdings muß ich sagen, dass mich das international wiederum null abholt. Ob da jetzt Zak S. oder Monte Cook draufsteht ist mir egal. Wahrscheinlich hätte ich von beiden nie gehört, wenn es nicht immer Diskussionen um ihre Person gäbe :-).
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Boba Fett am 24.10.2023 | 08:28
Zum einen kenne und schätze ich einige Autoren, auch wenn meine Rollenspielinteressen nicht in ihren Werken bedient werden.
Insofern muss ich zwischen Person und Werk trennen können.
Zum anderen hab ich inzwischen einfach nicht mehr die Zeit, um mich darum zu kümmern, wer die- oder derjenige sind, deren Werke ich konsumiere.
Ich kenne auch keine aktuellen Musiker oder Schauspieler oder Regisseure.
Und zum dritten ging mir der Personenkult, der in den 1990ern um so manche Gestalt in der Rollenspielerszene gemacht wurde, gewaltig auf den Keks.
Davon bin ich auch noch nach 30 Jahren so abgeschreckt, dass ich das nicht bedienen möchte. Da regt sich sofort Beißreflex in mir...
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Philipp.Baas am 24.10.2023 | 09:26
Die hier häufig erwähnte Ansicht, dass immer viele Leute am Grundbuch arbeiten, stimmt meist nur, wenn das Setting (sei es regeltechnisch oder vom Fluff her) schon lange gereift ist. Es gibt genug Beispiele, wo völlig klar ist, wer, was geschrieben hat. Das sind die Beispiele, die ich von meinem Schreibtisch aus erreichen kann.

- Die Schwarze Katze: Alle Regeln und Setting von Jens Ullrich; Beschreibung Havenas von Caro Möbis
- Mutant Year Zero: Thomas Härenstam hat die ganzen Grundlagen entwickelt und nur die Szenarien hinten im Buch sowie die Ausrüstung sind von anderen (steht auch so im Impressum)
- Contact: Komplett Robert Hamberger
- HeXXen 1733: Komplett Mirko Bader, nur hat er sich bei den Regeln massiv beraten lassen, was ich für klug halte
- Dead Lands: Bis auf Ergänzungen im Szenario Shane Hensley
- Äventyr: Daniel und Julia Letho

Ganz krass ist es bei Sachen wie Warhammer (egal ob Fantasy oder 40k), Alien, Pathfinder oder solchen Dingen. Da waren zum Teil wirklich viele Autoren dran, was aber aufgrund der Komplexität der Welten und die "historisch" bedingten Ansprüche an die Regeln verständlich ist.

Ich habe hier bewusst auf gute one-man shows wie Dieseldrachen verzichtet.


Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Arkam am 24.10.2023 | 09:43
Hallo zusammen,

weil ich keinen Ehrgeiz habe in die Rollenspiel Szene zu kommen und immer schon ein eher schlecht trainiertes Namensgedächnis habe interessieren mich Medienschaffende generell eher selten.

Ich habe mit DSA angefangen und da war es noch etwas anders. Denn es gab mit Ulrich Kiesow und Werner Fuchs zwei Personen die dazu noch einen sehr eigene Art hatten. Das war vor allem an ihren Abenteuern zu bemerken.
Ich denke das ist in einer Zeit in der es Richtlinien für offizielle Abenteuer und detaillierte Angaben über den Hintergrund für die Autoren gibt inzwischen auch weniger der Fall.

Die konkreten Medienschaffende werden für mich interessant wenn ich ihre Werke nutze, etwa wenn ich ein Abenteuer für ihr System schreibe, denn dann möchte ich sie erwähnen und auch Mal Danke für ihr Werk sagen mit dem ich Spaß´habe. Oder wenn ich ihr Werk anpassen möchte. Das habe ich etwa gemacht als ich ein altes Paranoia Fanzin Abenteuer überarbeitet habe und dafür die Erlaubnis von Autor und Zeichnern eingeholt habe.
Ab er auch da interessiert mich eher ihr Werk und ob ich eine Erlaubnis bekomme und weniger ihr Familienleben und ihr restliches Schaffen.

@Philipp.Baas
Aber für mich als Kunde wird es doch eher bei Zusatzbänden und Abenteuer interessanter. So habe ich auf Contact etwa einen genauerren Blick geworfen als ich mit "Schrecken aus der Tiefe" angefangen habe um mir Ideen für ein Unterwasser Abenteuer zu haben. Da findet man dann sowohl R. Hamberger als auch G. Manderfeld, F. Sauer, C. Dröge und P. Horstmann als Autoren. Das eigentliche Produkt also das Rollenspiel "Contact" ist für mich als taktisches Rollenspiel persönlich eher weniger interessant auch wenn ich mir als Sammler damals ein Komplettpaket gegönnt habe.

Gruß Jochen
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Space Pirate Hondo am 24.10.2023 | 10:36
Heutzutage scheint es unüblich zu sein, dass ein Rollenspielautor sein Lebenswerk veröffentlicht. Das sind eher Auftragsarbeiten von Verlagen, die meistens schon ein Haussystem haben und dann, nach dem Erwerb einer Lizenz, die angeheuterten Autoren ein Produkt erstellen lassen.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: aikar am 24.10.2023 | 11:03
Heutzutage scheint es unüblich zu sein, dass ein Rollenspielautor sein Lebenswerk veröffentlicht.
Ich glaube nicht, dass das unüblich ist, für die die große Masse der Rollenspiel-Produkte dürfte das schon noch der Standard sein. Aber die Sachen, die erfolgreich und bekannt sind, da stehen halt große Verlage dahinter und dann tritt der Autor etwas in den Hintergrund.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Edgar Allan Poe am 24.10.2023 | 11:47
Ein Autor muss mich mit seinen Texten in irgendeiner Art und Weise wirklich beeindruckt (!) haben, damit ich beginne mich für ihn zu interessieren. Das haben bisher nur wenige geschafft. Edgar Allan Poe, H.P. Lovecraft, Stephen King, Walter Moers und zuletzt Nicholas Eames. Im Rollenspielbereich hat mich noch niemand mit seinen Schriften beeindruckt.

Bis dahin ist Schriftstellerei halt ein Handwerk. Gerade bei Regel- und sachbuchähnlichen Texten wie RPGs. Ich interessiere mich ja auch nicht für den Bäcker. Sondern für sein Backwerk.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Megavolt am 24.10.2023 | 11:53
Und zum dritten ging mir der Personenkult, der in den 1990ern um so manche Gestalt in der Rollenspielerszene gemacht wurde, gewaltig auf den Keks.

Kannst du das noch ein bisschen entfalten? Wo ist dir da ein besonderer Personenkult aufgefallen? Das ist kein Widerspruch, ich bin nur neugierig.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Sphyxis am 24.10.2023 | 12:15
Die hier häufig erwähnte Ansicht, dass immer viele Leute am Grundbuch arbeiten, stimmt meist nur, wenn das Setting (sei es regeltechnisch oder vom Fluff her) schon lange gereift ist. Es gibt genug Beispiele, wo völlig klar ist, wer, was geschrieben hat. Das sind die Beispiele, die ich von meinem Schreibtisch aus erreichen kann.

- Die Schwarze Katze: Alle Regeln und Setting von Jens Ullrich; Beschreibung Havenas von Caro Möbis
- Mutant Year Zero: Thomas Härenstam hat die ganzen Grundlagen entwickelt und nur die Szenarien hinten im Buch sowie die Ausrüstung sind von anderen (steht auch so im Impressum)
- Contact: Komplett Robert Hamberger
- HeXXen 1733: Komplett Mirko Bader, nur hat er sich bei den Regeln massiv beraten lassen, was ich für klug halte
- Dead Lands: Bis auf Ergänzungen im Szenario Shane Hensley
- Äventyr: Daniel und Julia Letho

Ganz krass ist es bei Sachen wie Warhammer (egal ob Fantasy oder 40k), Alien, Pathfinder oder solchen Dingen. Da waren zum Teil wirklich viele Autoren dran, was aber aufgrund der Komplexität der Welten und die "historisch" bedingten Ansprüche an die Regeln verständlich ist.

Ich habe hier bewusst auf gute one-man shows wie Dieseldrachen verzichtet.

Entschuldigung, das war zu allgemein von mir formuliert. Ich hätte schreiben sollen:
"Viele der Rollenspielregelwerke, die ich lese".

Aber bei HeXXen find ich das gar nicht so klar. Klaro, ich kann mir die halten HeXXen-PDF von Mirko Baader ansehen und sehe genauz, welche Texte er geschrieben hat. DIe Regeln wurden, so die Kommunikation, dann für die neue Ausgabe mit Unterstützung von Ulisses übberarbeitet. Also klar, da Setting ist jetzt von Mirko Baader, die Regeln von mehreren. Aber, nur weil Mirko Bader ein interessantes cineastisches Setting geschrieben hat, dass mir vom Setting her gefällt, heißt das jetzt nicht, dass seine Cthulhu-Abenteuer genauso sind! :D

Und ich kenne ehrlich gesagt neben der Urform von Finstere Herzen, kein exolizitees HeXXenabenteuer von Mirko.

Nur um ein Beipiel zu nennen.

Dann hast du "Die Schwarze Katze" erwähnt. Jens Ullrich schrieb an Shadowrun mit. Das ist genau eines der System, in denen Jahrzehnte lang die Autoren-Einzelnennung unterging, gerade in den Settingbänden. was es schwieriger macht das explizit zu verfolgen. Außer der/die Autor:in blogt selbst und schreibt dort, welche Teile eines Rollenspielbichs sie schrieb.

Aber dann mpsste ich ja x Autor:innen-Blogs verfolgen und dafür fehlt mir die Zeit.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Maarzan am 24.10.2023 | 17:20
...

Mich verdutzt, dass so ein breites Desinteresse besteht. Vielleicht könnt ihr mir das erklären? Irgendwie ist es ja auch ein weithin gehegter Wunsch, sich als Rollenspielautor zu beweisen - und trotzdem interessiert man sich dann so gar nicht für die Kollegen?

Zusatzfrage: Stellt euch vor, ihr müsstet einen Interesseschwerpunkt an Rollenspielautoren definieren (das sei jetzt mal gesetzt, also auch wenn ihr an und für sich desinteressiert seid).
Welcher wäre das denn für euch persönlich? Die rollenspielerische Vita? Die rollenspietheoretische Grundierung? Seine rollenspielerischen Idole? Irgendwelche Abgrenzungsabsichten? Seine "Message", die er unterbringen will? Sein Verständnis von Rollenspiel? Seine Theorie über solides "Rollenspielhandwerk"? Gerne auch andere Ansätze!

Ich würde umgekehrt auch nicht davon ausgehen oder gar erwarten nun als Person "interessant" zu werden, wenn ich denn ein (besser gar populäres) Rollenspielwerk rausbringen würde.

Ich würde da erwarten durch mein Werk zu sprechen und daran auch gemessen zu werden.
Entsprechend wäre dann auch wenn das interessante die "fachliche" Aussprache zwischen Gleichgesinnten.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Swanosaurus am 24.10.2023 | 17:25
Ich würde da erwarten durch mein Werk zu sprechen und daran auch gemessen zu werden.

Genau darum geht es ja auch normalerweise, wenn man sich als Autor*in Anerkennung wünscht - und nicht darum, als "Person" interessant zu werden. Die meisten Leute wollen doch nicht hören: "Du bist ja berühmter Rollenspielautor, jetzt interessiert mich brennend, mit wem du letzte Woche im Club warst und welche Krawatte du trägst!", sondern "Du hast ja die drei geilen Abenteuer geschrieben, ich bin gespannt, was jetzt kommt, wenn du deine eigene Kampagnenwelt entwickelst!"

Aber die Voraussetzung dafür ist doch trotzdem, dass die Leute überhaupt wahrnehmen, von wem was stammt. Wenn du (übergreifend) an deinem Werk gemessen werden willst, also an deinem Gesamt-Output, dann müssen die Leute zumindest mitkriegen, dass verschiedene Sachen von dir sind.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Maarzan am 24.10.2023 | 17:38
Genau darum geht es ja auch normalerweise, wenn man sich als Autor*in Anerkennung wünscht - und nicht darum, als "Person" interessant zu werden. Die meisten Leute wollen doch nicht hören: "Du bist ja berühmter Rollenspielautor, jetzt interessiert mich brennend, mit wem du letzte Woche im Club warst und welche Krawatte du trägst!", sondern "Du hast ja die drei geilen Abenteuer geschrieben, ich bin gespannt, was jetzt kommt, wenn du deine eigene Kampagnenwelt entwickelst!"

Aber die Voraussetzung dafür ist doch trotzdem, dass die Leute überhaupt wahrnehmen, von wem was stammt. Wenn du (übergreifend) an deinem Werk gemessen werden willst, also an deinem Gesamt-Output, dann müssen die Leute zumindest mitkriegen, dass verschiedene Sachen von dir sind.

Ja, dafür wären Namen relevant, wenn man da seine Käufe selektieren will.
Aber der Startfrage nach, habe ich da eher "allgemeineres" Interesse denn einen reinen Werkszusammenhang rausgelesen.

Und da greift für mich doch lange eher der Markenname, bis so etwas ggf so groß geworden ist, dass der Redakteur oder wer auch immer den Hut auf hat, da keine einheitliche Linie mehr hinbekommt.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Weltengeist am 24.10.2023 | 21:23
Aber die Voraussetzung dafür ist doch trotzdem, dass die Leute überhaupt wahrnehmen, von wem was stammt. Wenn du (übergreifend) an deinem Werk gemessen werden willst, also an deinem Gesamt-Output, dann müssen die Leute zumindest mitkriegen, dass verschiedene Sachen von dir sind.

Okay - genau so habe ich den Ausgangspost in diesem Thread (im Gegensatz zum "anderen Thread") aber nicht verstanden. Hier schien es mir doch eher darum zu gehen, dass man sich auch für den Hintergrund des Autors interessieren soll, um das Werk einordnen zu können. So wie beispielsweise bei Tolkien, wo es natürlich bei der Einordnung hilft, wenn man weiß, dass mit Luthien seine Frau Edith gemeint war.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: currywurstbauer am 24.10.2023 | 22:37


Mich verdutzt, dass so ein breites Desinteresse besteht. Vielleicht könnt ihr mir das erklären? Irgendwie ist es ja auch ein weithin gehegter Wunsch, sich als Rollenspielautor zu beweisen - und trotzdem interessiert man sich dann so gar nicht für die Kollegen?

Zusatzfrage: Stellt euch vor, ihr müsstet einen Interesseschwerpunkt an Rollenspielautoren definieren (das sei jetzt mal gesetzt, also auch wenn ihr an und für sich desinteressiert seid).
Welcher wäre das denn für euch persönlich? Die rollenspielerische Vita? Die rollenspietheoretische Grundierung? Seine rollenspielerischen Idole? Irgendwelche Abgrenzungsabsichten? Seine "Message", die er unterbringen will? Sein Verständnis von Rollenspiel? Seine Theorie über solides "Rollenspielhandwerk"? Gerne auch andere Ansätze!

Wow, die Frage ist, glaube ich, gar nicht so leicht zu beantworten: Zumindest deucht mir das, jetzt wo ich eine Viertelstunde darüber nachgegrübelt habe. Ich bin - bei längerem darüber nachdenken - auch darüber ins Schleudern geraten, was denn eigentlich ein Rollenspielautor ist.
Also, die Leute, die Szenarien, Welten o.ä. beschreiben? Oder sind das die Leute, die sich die Regeln ausdenken? Oder sind das die Leute, die die Bücher illustrieren?
Ich würde mal, um nicht nur eigene Fragen aufzuwerfen, wie folgt antworten:
Frage 1: Es ist kein wirkliches Desinteresse - es ist ein mangelnder Personenbezug des Produkts Rollenspiel mit einer bestimmten Person. Ulrich Kiesow und Gary Gygax sind beide tot, werden als die großen Stifter ihrer respektiven Rollenspiele angesehen. Beide sind mittlerweile aber so groß, dass dahinter größere Produktionsteams stehen und man nicht mehr wirklich sagen kann "diese Person hat Aventurien erfunden / weiterbeschrieben" (Bei Leuten, die Geschichten der verstorbenen Urheber fortschreiben, ist es auch nicht immer einfach, wie Brian Herbert sicher jedem bestätigen kann). Bei vielen Spielen weiß man eben nicht so richtig, wer ALLES dahinter steht und wie man das jeweilige Engagement tatsächlich einordnen kann. Oft kommt dann auch noch hinzu, dass eine so enge Verknüpfung von Autor und Spiel gar nicht mehr so richtig zustande kommt. Nehmen wir z.B. Numenéra. Da stellt sich Monte Cook mit seinem Verlag sehr präsent hin, ich bin mir aber nicht so sicher, ob wirklich alle Dinge 9te Welt (und auf Englisch sind das mittlerweile echt sehr viele) von ihm stammen, und, ob er da noch so Bezug zu hat (habe eher das Gefühl, er ist gerade Mr. Cypher System und macht aus jedem Podcast ein eigenes Rollenspiel im Cypher System). Das wirkt sich, glaube ich, unweigerlich auf die Wahrnehmung von Rollenspielautoren aus. Umgekehrt ist jedem von uns klar, dass nahezu alle modernen Rollenspiele (außer Ironsworn) keine Soloprodukte mehr sind, die ein Spieleautor und eventuell noch eine kleine Hand voll Leute entwickelt haben. Daher werden sie auch immer als Gemeinschaftsprodukte wahrgenommen und dementsprechend stechen einzelne Autoren oder Urheber auch nicht mehr hervor.

Frage 2: Ich würde mich tatsächlich bei Rollenspielautoren dafür interessieren, wie sie ihre Spielmechaniken entwickeln - das auch gerne anekdotisch.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Swanosaurus am 24.10.2023 | 22:52
Nehmen wir z.B. Numenéra. Da stellt sich Monte Cook mit seinem Verlag sehr präsent hin, ich bin mir aber nicht so sicher, ob wirklich alle Dinge 9te Welt (und auf Englisch sind das mittlerweile echt sehr viele) von ihm stammen, und, ob er da noch so Bezug zu hat (habe eher das Gefühl, er ist gerade Mr. Cypher System und macht aus jedem Podcast ein eigenes Rollenspiel im Cypher System). Das wirkt sich, glaube ich, unweigerlich auf die Wahrnehmung von Rollenspielautoren aus. Umgekehrt ist jedem von uns klar, dass nahezu alle modernen Rollenspiele (außer Ironsworn) keine Soloprodukte mehr sind, die ein Spieleautor und eventuell noch eine kleine Hand voll Leute entwickelt haben.

Also, bei Numenera stehen die Autor*innen bei jedem Band auf dem Cover, ist kein Hexenwerk, das wahrzunehmen. Wenn ich mich richtig erinnere, ist im 9th World Book auch aufgeschlüsselt, wer welche Region geschrieben hat - daher übrigens auch mein Eindruck, dass Shannah Germain (und wohl auch Sean K. Reynolds) deutlich interessanteres zum Setting beigetragen haben als Monte Cook.

Und es gibt einen Haufen Autorenrollenspiele neben Ironsworn, bei denen die Urheberschaft bestens nachvollziehbar ist. Und selbst bei Kollektivwerken sind es dann ja oft nur 3-5 AutorInnen, auch da kann man sich mit der Zeit durchaus ein Bild machen, wenn es einen interessiert.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: YY am 24.10.2023 | 23:08
Und selbst bei Kollektivwerken sind es dann ja oft nur 3-5 AutorInnen, auch da kann man sich mit der Zeit durchaus ein Bild machen, wenn es einen interessiert.

Da komme ich oft gar nicht drum herum, wenn es darum geht, die Veränderungen innerhalb einer länger laufenden Produktlinie nachzuvollziehen.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: KhornedBeef am 24.10.2023 | 23:58
Ich bin auch erstaunt, dass hier Leute vergeblich nach erkennbaren Autoren fahnden und mich fallen die einfach so an.. Ich würde da von einer unterschiedlichen Art der Rezeption sprechen.

Bei mir kommt übrigens oft beides zusammen: bereits sauber abgeliefert Handwerksproben und "ich mag wie er denkt!".
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Deltacow am 25.10.2023 | 07:42
Ich meine folgende Antwort noch nicht rausgelesen zu haben. Bei Rollenspielen, insbesondere Grundregelbüchern, ist meine persönliche Draufschau "kennst Du eines, kennst Du alle". Mit fortlaufenden Jahrzehnten querlese ich eigentlich nur noch, was ich bei Musiktracks oder Filmen nicht tue - also querhören oder quersehen. Ich könnte wahrscheinlich (aber ich bin da wohl auch ein Banause) gar nicht so leicht einen unterschiedlichen Autor bei Rollenspielprodukten rauslesen, demnach interessiert sie/er mich dann leider auch nicht. Trotzdem bin ich jd. dankbar der den Idealismus dazu hat oder hatte!
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Blechpirat am 25.10.2023 | 21:51
Für mich spielen die Namen durchaus manchmal eine Rolle. Einigen Leuten nehme ich ab, dass sie den Dreh raus haben, gute Sachen zu schreiben. Trotzdem fallen mir aus dem Stand nicht mehr als 5, mit etwas nachdenken vielleicht 10 Personen ein. Und ich spiele tatsächlich eher Spiele, die einer konkreten Person zuzuordnen sind (statt einem Team wie bei großen Franchises). Ein Grund ist natürlich, dass ich sonst keinen Kontext zu den Namen habe. Greg Stafford hat tolle Sachen gemacht. Mehr weiß ich über ihn nicht - ich habe kein Bild vor Augen, nichts. Das ist bei visuelleren Medien wie Filmen einfach anders.

Wenn ich die Leute persönlich kenne, ist das natürlich was anderes. Dann kenne ich sie aber typischerweise nicht als Autor, sondern als Rollenspieler :D

Und mir scheint, dass die überwiegende Zahl der Autoren eigentlich auch kein "Star" sein möchte, der Fans hat - das Wiki Aventurica hat ja Seiten zu den Autoren für DSA, aber die meisten Eintragungen sind sehr, sehr spärlich. Das ist vermutlich etwas, was man als Autor steuern könnte. Unter den deutschsprachigen Autoren fällt mir eigentlich nur Anton Weste ein, der seinen Namen (erfolgreich) versucht zu vermarkten. Für einen Romanautor ist das etwas anderes - die müssen sich vermarkten, das erwarten auch die Verlage. Aber als Autor von Rollenspielen verdient man ja kaum Geld, da ist die (Selbst-)Vermarktung eigentlich nur Zeitaufwand, wenn man nicht gerade Anton ist. Und die anderen Namen, die bekannt genug sind, um etwas vergleichbares zu machen, sind ja alle aus der Branche raus.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Darius der Duellant am 25.10.2023 | 23:24
Autoren sind für mich im Rollenspielumfeld eher als Negativindikator zu gebrauchen.
Es gibt ein paar die aus diversen Formen der fachlichen Inkompetenz oder Inkompatibilität zu meinem Geschmack heraus ein rotes Tuch sind.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Kajus Berghof am 25.10.2023 | 23:29
Meiner Erfahrung nach machen die allermeisten Rollenspielautoren das als Hobby. Ich weiß z.B. bei vielen von uns Splittermondautoren das so ist, dass die eine Ecke der Spielwelt Lorakis sehr feiern, oder sie sogar mitgestaltet haben und dann einfach viel Herzblut da reinfließt, sich dort weiter auszutoben. Da sitzen dann halt die nerdigsten nerds und diskutieren darüber wie man "Orks" nochmal anders machen kann, aber eben so, dass es trotzdem Orks bleiben, aber eben nicht Warcraft oder DSA Orks sind.
Es macht einfach Spaß mit gleichgesinnten so tief in details einer fantastischen Welt einzutauchen. So eine riesige Welt wie Lorakis mit Leben zu füllen braucht eben auch ein ganzes Team von gleichgesinnten. So ist es denn am Ende auch ein Produkt eines großen Teams und dann will man eben auch, dass das Team erfolgreich ist.
Und überhaupt was ist erfolg... ich bin immer noch am grinsen, wenn ich in einen fantasy laden geh und n buch finde, wo mein name, klein, vorne mit drin steht :D

So wird dann ein gewisser Standard für eine Marke hergestellt und ich glaub erst wenn sich dieser stark verändert, bekommt man mit, dass die Autorenschaft große Veränderungen durchgemacht hat. Das ist einfach kein Umfeld wo sich Autorennamen etablieren. Erst wenn Namen über Jahre immer und immer wieder auftauchen, kristallisieren sich so ein paar bleibende Säulen der Szene heraus. Das ist dann aber eher das schiere volumen auf einem guten Standard, das das macht und seltener der EINE große Wurf.

Aber ich mag das so. RPGs sind halt meistens von Nerds für Nerds  ^-^
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Megavolt am 26.10.2023 | 07:07
Autoren sind für mich im Rollenspielumfeld eher als Negativindikator zu gebrauchen.

 ~;D ~;D ~;D
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Jiba am 26.10.2023 | 09:02
Autoren sind für mich im Rollenspielumfeld eher als Negativindikator zu gebrauchen.

Kein Ding. Lass dir doch deine Rollenspiele auch von der KI schreiben.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Maarzan am 26.10.2023 | 09:15
Kein Ding. Lass dir doch deine Rollenspiele auch von der KI schreiben.

Müsste man sich dann für die KI persönlich interessieren? Wie viel Ram haben sie dir den gegeben? Hast du ein schönes Encasing oder nur ein eintöniges Rack?
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: ThinkingOrc am 26.10.2023 | 09:48
Interessieren im Sinne von, "ach, der hat was neues geschrieben!" oder wenn man das erste mal was gelesen hat, was einem gefällt, "was hat der noch alles geschrieben" - schon. Interessieren im Sinn von, "wie heißt seine Katze" - nicht.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Isegrim am 26.10.2023 | 10:25
Es macht einfach Spaß mit gleichgesinnten so tief in details einer fantastischen Welt einzutauchen.

Guter Beitrag, seh ich ähnlich. Das Zitierte scheint mir entscheidend: Es geht halt ums Rollenspiel, die Details der Welt, der Regeln, des Spielstils; das alles hat recht wenig Berührungspunkte mit dem Restleben der Produzenten oder Konsumenten der Spiele*. Da stellen sich solche Fragen...

Ich persönlich finde die Autoren hinter den Produkten immer rasend interessant. Sie komplettieren für mich ein ansonsten unvollständiges Werk und schlüsseln es erst auf. Sie verorten einen Text im Texte-Gesamtkosmos. Ohne wenigstens eine leise Ahnung von Werdegang, Prämissen, Zielen und den persönlichen Umständen eines Autors zu haben, fehlt mir ganz erheblich etwas.

... nicht unbedingt. Es ist für das Verständnis des Werks nicht entscheidend. Bei anderen Werken, insbesonders solchen, die als Kunst wahrgenommen werden, sehen viele das halt anders. Aber hey, nichts gegen Interesse oder auch reine Neugier.

Für Rollenspiele, die mehr sein wollen als reine Unterhaltung, würd ich das auch anders einordnen, aber die interessieren mich auch nicht wirklich, daher auch nicht die Autoren. ;)

* Ähnlich ist es mit Brettspielen. Da kennen auch die wenigsten die Autoren, und selbst wenn dann wegen deren anderen Spielen, weniger weil deren sonstiges Leben wichtig für das Verständnis des Spiels oder seines Platzes in der Welt ist.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Boba Fett am 26.10.2023 | 10:53
Für mich ist Rollenspiel - insbesondere die Regelwerke und Settingbeschreibungen - ein Werkzeug.

Wenn ich mir einen Akkuschrauber kaufe, dann möchte ich ein vernünftiges Gerät und kein Billig-Teil, wo ich mich nur ärgere, weil das Spannfutter sich immer wieder löst, der Akku schnell Kapazität verliert oder das Ding schwer oder unhandlich ist.
Vielleicht bin ich Fan eine bestimmten Werkzeugmarke ( Bosch prof., Festool, Makita, Metabo, was auch immer) und kaufe nur die.
Oder ich gucke in welchen Fällen sich welches Werkzeug wirklich anzuschaffen lohnt.
So hatte Bosch eine Weile die Nase vorne, was Akkus angeht, eine Säge für Präzision - da überlege ich mir vielleicht Festool anzuschaffen, bei einer Stichsäge tut es auch eine preiswertere...)..
Bla bli blubb. Ich versteht mich schon...
Was ich aber bestimmt nicht anfangen werde, ist, nachzuforschen, welcher Ingenieur oder Entwickler sich jetzt das tolle Feature ausgedacht hat, damit ich dann das nächste Werkzeug wieder kaufe, weil er eines entwickelt hat. Super, dann hab ich die Tischkreissäge die Stichsäge, die Handkreissäge, die Bandsäge, die Tauchkreissäge und die Kettensäge. Und alles von Herrn Erwin Lindemann aus Wuppertal. Eigentlich brauch ich zwar gerade einen Akku-Schlagbohrer, aber weil Lindemann nun mal Sägen baut, muss ich dem ja treu bleiben. Oder wenn der dann die Einhand-Akku-Kappsäge entwickelt, muss ich die kaufen, ob ich sie brauch oder nicht? Häh?

Beim Rollenspiel sehe ich das ähnlich. Vielleicht bin ich ja zu sehr aus dem Handwerk geprägt, aber ein Werkzeug muss mir helfen. Und meine Bedürfnisse ändern sich stetig.
Mir hilft es nicht, dass Herr Doktor Wachtendonk ein Spezialist in fancy Storytelling ist. Das hat mir gestern geholfen, aber heute will ich was anderes machen. Morgen brauch ich dann eine Wasserwaage, weil das Bild schief hängt. Und ich merk mir bestimmt nicht den Namen des Wasserwaagen Entwicklers. Wenn die schief misst, dann merk ich mir die Marke - um sie nie wieder zu kaufen. Aber doch nicht den Entwickler.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: La Cipolla am 26.10.2023 | 10:58
1. Ich gehe erstmal minimal off topic:
Ich fand die Reaktionen auf meine Spiele und Spielbeiträge immer total interessant. Das waren meistens positive und beizeiten auch ernsthaft emotionale Reaktionen (die mich immer sehr glücklich machen :3), aber sie sind selten ... in die Tiefe gegangen?
Los Muertos hat bspw. ein gutes Dutzend "richtig" ausführlicher Reviews bekommen, aber oft waren die eher so "Das ist das Setting! Das sind die Regeln! XY funktioniert nicht so toll, aber sonst cooles Spiel!" Und das ist nett, aber für andere Medien wäre es das absolut Minimum von dem, was man "Review" nennen kann.
Ich weiß auch, dass viele Leute die Einführungskurzgeschichte aus dem Splittermond-Zhoujiang-Band mochten, aber ich habe von niemandem etwas über die Geschichte gehört. Was keine Kritik an der Kritik sein soll. Es ist ein Einseiter in einem dicken Buch in einer noch dickeren Reihe von Büchern, die zum Spielen gedacht sind ... ;D
Aber oft wünsche ich mir als Autor, hm, mehr Deep Dives in diverse Werke? Ich habe das selbst ja mit dem Splimobil versucht (Text 1 (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,89065.0.html), Text 2 (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,90026.0.html), Text 3 (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,90746.0.html)), was damals auch sehr gut angekommen ist und mich letztlich zur Mitarbeit bei Splittermond gebracht hat ... Aber sowas macht irgendwie kaum jemand, warum auch immer? Und wenn, geht es eigentlich fast immer um Regeln, nicht um Setting, Schreibstil, Abenteuerdesign oder andere inhaltliche und stilistische Werte. Das fand ich schon immer schade.

2. Zum Thema:
Autor*innen finde ich nur insoweit interessant wie das Spiel interessant ist, aber das gilt auch für aaaaalle anderen Medien. (Das sind schließlich Fremde.) Ich will Leuten auch nicht meine Lebensgeschichte erzählen, aber ich will, dass sie verstehen, wie meine Spiele gedacht sind und was die Motivation dahinter war. Was vorzugsweise aber auch klappen sollte, wenn sie noch nie von mir gehört haben. :D

Insofern auch mal ein Positivbeispiel für beide Punkte: Ich mag total die Interviews des 3W6-Podcasts! Die sind immer angenehm nah an den Spielen, haben eine ordentliche Tiefe (auch wenn sie für mich doppelt so tief gehen könnten!) und man kriegt nebenbei was von den Schreibenden mit. So kann das gerne funktionieren, und dann gucke ich auch eher mal in ein Spiel von jemandem, den ich als Podcast-Gast interessant fand!

3. Was ich aber auch nicht untergehen lassen will:
Viele Leute in dieser Szene schreiben einfach sehr generisch. Nicht unbedingt schlecht, aber eben ... unauffällig, effizient entlang der Standards. Und der Witz ist: Das ist völlig okay, weil Rollenspiel sowieso zu einem vieeel größeren Teil am Tisch und in den Köpfen stattfindet als in den Büchern. Rollenspiel als Hobby braucht keinen AUTEUR (tm). ;D
In diesem Sinne finde ich auch verständlich, dass die Autorschaft oft in den Hintergrund tritt; man kann halt auch mit einem schlecht geschrieben oder designten Rollenspiel 100% ehrlichen Spaß haben, was bei weniger involvierten Medien deutlich schwieriger ist, zumindest ohne in den ironischen Bereich abzurutschen.


Edit: Punkt 3 ist nah an dem, was Boba sagt ... Es ist aber imho auch nicht die einzige Art und Weise, Rollenspiele zu genießen. Zumal viele von uns ja sowieso mehr lesen als dass sie spielen. Und VIELLEICHT unterschätzt Boba auch, wie viel Kunst ins Design eines gut verwendbaren Schlagbohrers fließt. ;D
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Darius der Duellant am 26.10.2023 | 11:06
Kein Ding. Lass dir doch deine Rollenspiele auch von der KI schreiben.

Lass ich zum Teil schon  >;D
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Irian am 26.10.2023 | 11:12
Ich bin jetzt nicht der Typ, der jeden Monat drei neue Settings und vier neue Systeme ausprobieren will. Ab und an was neues, gut, aber nicht unglaublich viele.

Daraus ergibt sich dann schon, dass mein Interesse primär dem Setting und dem System gilt als den Autorys dahinter. Wenn die bisherigen Bücher für das Setting/System gut waren, wird mich das motivieren, weitere Bücher dazu zu kaufen (sofern der Inhalt ansprechend klingt). Wenn die Qualität der Bücher schlecht war/wird, werde ich evtl. davon Abstand nehmen, aber das mache ich meist an nem System/Setting fest und ich prüfe nicht, welcher Autory das nun verbockt hat.

Insbesondere natürlich auch, weil so ein Rollenspiel oftmals ein Projekt von mehr Leuten ist. Das heißt, wenn die Qualität von Büchern abnimmt, liegt das nicht nur an einer Person alleine.

Auch sind die meisten Rollenspiele für mich, wie das auch schon von anderer Seite gesagt wurde, Werkzeuge, Fachliteratur und weniger "Genuß-Werke", die ich für sich alleine lese. Bei manchen tue ich das, weil sie gut sind, aber das sind eher Ausnahmen. In der Regel will ich den Inhalt und brauche keinen besonderen sprachlichen Feinschliff, der einem Roman hingegen durchaus hilft. Da ist dann Autory wieder deutlich wichtiger, insb. weil das Team deutlich kleiner ist und eine Person durchaus den Großteil der "Verantwortung" trägt.

Letzten Endes muss ich aber gestehen, lese ich meist zur Unterhaltung und weniger zu tieferen Beschäftigung mit einem Werk, weshalb mir Autorys idR eher egal sind. Klar, manche stufe ich als "gut" (=mir gefällt die Schreibe) ein, andere als "schlecht" (=eben nicht), aber ich finde selten Interesse daran, in der Lebensgeschichte von Leuten nach tieferen Erkenntnissen über die Interpretation eines Werkes zu suchen. Wenn ein Buch eine tiefere Bedeutung hat, geht das meist eh an mir vorbei.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Jiba am 26.10.2023 | 11:16
Lass ich zum Teil schon  >;D

Na, dann kann ich dir auch nicht helfen.  :P
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Boba Fett am 26.10.2023 | 13:37
Und VIELLEICHT unterschätzt Boba auch, wie viel Kunst ins Design eines gut verwendbaren Schlagbohrers fließt. ;D

Mitnichten...! Wer einmal ein Haus mit schlechtem Werkzeug umbauen musste, lernt gutes Werkzeug sehr zu schätzen.
Und ich habe, bevor ich mir gutes Werkzeug leisten konnte, mindestens drei Häuser umgebaut...
Deswegen empfehle ich auch gute Sachen! Und das gilt auch für Rollenspiel-Produkte. (damit es nicht OT wird)
Ich nenne dann aber das Produkt und den Grund der Empfehlung und nicht den jeweiligen Schöpfer.

Ich bin mir auch sicher, dass Qualitätswahrnehmungen sehr individuell und über die Zeit veränderlich sind.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Boba Fett am 26.10.2023 | 13:51
Autoren sind für mich im Rollenspielumfeld eher als Negativindikator zu gebrauchen.
Es gibt ein paar die aus diversen Formen der fachlichen Inkompetenz oder Inkompatibilität zu meinem Geschmack heraus ein rotes Tuch sind.
Kein Ding. Lass dir doch deine Rollenspiele auch von der KI schreiben.

Die Aussage verstehe ich jetzt nicht.
Wenn ein Autor nicht dem Geschmack eines Benutzers entspricht, ist es doch legitim, wenn der sich das merkt und nicht nochmal bereit ist, Geld zu investieren.
Gleiches gilt für die erwartete Qualität. Andersherum ist es ja aber nicht hinreichend zu verlangen, dass man sich einem Autoren verschreibt, weil einem einige seiner Sachen zugesagt hat.

Meine Frau kann zum Beispiel die Schauspieler Stallone und Schwarzenegger nicht ansehen. Einen Film mit einem der beiden sehe ich grundsätzlich alleine. Egal ob das Action oder Comedy ist.
Gleiches geht mir bei Di Caprio (und ich gestehe zu, dass er wohl ein sehr guter Schauspieler ist. Ich kann ihn nur einfach nicht ansehen.)
Wir beide mögen aber zum Beispiel Kenneth Branagh - aber nicht in jedem Film hat er uns gefallen. Deswegen gehe ich doch nicht in jeden Film rein, nur weil der Schauspieler da mitspielt.
Und ich merke mir auch nicht den Namen - den musste ich grad googlen, mit Schauspieler, Shakespeare und wild wild west.

Deswegen lass ich mir doch nicht automatisch Filme von einer KI zusammenschrauben.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Boba Fett am 26.10.2023 | 16:55
Bevor das in Speakers Corner Regionen driftet, bin ich dafür, zurück zum Thema zu kommen.
Die Diskussion ist ohnehin müßig.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Issi am 26.10.2023 | 17:57
....Ergebnis scheiße ist einen grundsätzlichen Grundrespekt vor der Mühe und der Arbeit dahinter hat. Über was herziehen, wenn man selbst nicht mal einen Finger krumm gemacht hat bei einer vergleichbaren Tätigkeit, lässt sich leicht tun. Einige User hier haben bereits einen Einblick gegeben, wie anstrengend solche Arbeit an Rollenspielprodukten sein kann.

(Aber die Tatsache, dass wir Arbeit in unserer Gesellschaft grundsätzlich als selbstverständlich ansehen und nicht für sich selbst "respektieren" wollen, ist glaube ich aktuell sowieso ein Grundübel unserer Zeit.)
Kennst Du den Spieledesigner von "Siedler von Catan?"
Spoiler: Ich kenne ihn selbst nicht.
An seinen Namen kann ich mich kaum bis dunkel erinnern. Aber das hat mich nicht davon abgehalten es gerne zu spielen und mir sämtliche Erweiterung zu kaufen.

Muss ich dafür etwas mehr über ihn wissen, als seinen Namen?
Nein
Und nicht mal den brauche ich, wenn ich weiß, welches Spiel mir gefällt.

Warum sollte das also beim Rollen- Spiel anders sein?
Ein Produkt zu kaufen und es zu nutzen, ist die Form von Anerkennung, von denen die Macher idR. direkt profitieren und eine grundehrliche Form von Anerkennung noch dazu.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Blechpirat am 26.10.2023 | 19:29
Kennst Du den Spieledesigner von "Siedler von Catan?"
Spoiler: Ich kenne ihn selbst nicht.

Interessantes Beispiel, den Klaus Teuber ist vermutlich der bekannteste Brettspieldesigner überhaupt. Der Gary Gygax des Brettspiels :D
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Jiba am 26.10.2023 | 20:29
Kennst Du den Spieledesigner von "Siedler von Catan?"
Spoiler: Ich kenne ihn selbst nicht.
An seinen Namen kann ich mich kaum bis dunkel erinnern. Aber das hat mich nicht davon abgehalten es gerne zu spielen und mir sämtliche Erweiterung zu kaufen.

Was hat das jetzt damit zu tun, ob ich vor der Tatsache, dass der Designer sich Arbeit gemacht hat, Respekt haben kann oder nicht?  wtf?
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Issi am 26.10.2023 | 20:47
Interessantes Beispiel, den Klaus Teuber ist vermutlich der bekanntestes Brettspieldesigner überhaupt. Der Gary Gygax des Brettspiels :D
Eben.
Und jetzt wo ich ihn lese, kommt auch ein "Gehört" Effekt. Aber hättest Du mir ne Pistole an den Kopf gehalten, hätte ich ihn nicht sagen können.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Issi am 26.10.2023 | 21:00
Was hat das jetzt damit zu tun, ob ich vor der Tatsache, dass der Designer sich Arbeit gemacht hat, Respekt haben kann oder nicht?  wtf?
Wenn ich ein Spiel kaufe und gerne spiele dann wohl kaum, weil ich das, was da erschaffen wurde, nicht schätze.

Niemand kauft irgendwas aus Mitleid gegenüber unbekannten Designern.
Sondern für gewöhnlich, weil er in dem, was sie geschaffen haben, einen Mehrwert sieht.

Edit.
Design ist ein Stückweit auch Handwerk.

Der Vergleich hinkt vielleicht aber egal:

Es gibt Menschen die applaudieren im Flugzeug dem Piloten, wenn er die Maschine sicher gelandet hat.
(Spoiler: Diese Menschen sind wahrscheinlich keine Vielflieger.)
Denn es gibt durchaus Piloten, die das als Beleidigung empfinden.
Da es eben kein Glück ist, dass sie das geschafft haben. Sondern weil sie das gelernt haben und dauernd machen.

(Die Lautstärke des Applauses drückt sicher eine Form von Anerkennung aus. D.h. aber nicht, dass die leiseren Passagiere nicht auch zufrieden waren. - Und weiterhin gerne mit dieser Airline fliegen -)
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: schneeland am 26.10.2023 | 22:06
Bevor das in Speakers Corner Regionen driftet, bin ich dafür, zurück zum Thema zu kommen.

Die Bitte zum Thema zurückzukehren möchte ich von Moderationsseite nochmal kurz unterstreichen. Und die persönlichen Spitzen, die es hier zwischenzeitlich gab, können bei der Gelegenheit dann ebenfalls wegfallen.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Darius der Duellant am 26.10.2023 | 23:03
Schneeland: Zumindest von meiner Seite aus (vielleicht sagt Jiba noch was dazu), könntest du den Kram ab #72 auf in den Rollenspiel-KI blablabla Faden im Gesellschaftsforum verschieben, da passen die Beiträge inhaltlich glaube ich besser rein und hier bleibts dann stärker on topic.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: nobody@home am 27.10.2023 | 01:02
Soweit's mich betrifft, sind die Autoren allermindestens mittelbar immer noch auch dann von Interesse, wenn ich ihre Namen gar nicht kenne. Denn schließlich: auch hinter Marken und Verlagen stehen immer noch individuelle Personen, die deren Produkte mitprägen, und wer da im Laufe der Zeit dazukommt oder weggeht oder auch nur mal diesen und mal jenen Job mit mehr oder weniger Laune macht, beeinflußt letztendlich die Qualität hinter den Kulissen genauso, wie es das auf offener Bühne auch tun würde. Der ganze Vorgang ist dann halt nur weniger transparent.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Jiba am 27.10.2023 | 09:09
Schneeland: Zumindest von meiner Seite aus (vielleicht sagt Jiba noch was dazu), könntest du den Kram ab #72 auf in den Rollenspiel-KI blablabla Faden im Gesellschaftsforum verschieben, da passen die Beiträge inhaltlich glaube ich besser rein und hier bleibts dann stärker on topic.

Ja, fände ich auch gut.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: schneeland am 27.10.2023 | 20:33
Die Beiträge, die sich inhaltlich mit der Bewertung von KI-Technologie im Rollenspiel auseinandersetzen, habe ich, wie gewünscht, in den entsprechenden Thread (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,124482.msg135189030/topicseen.html#new) in Rollenspiel&Gesellschaft verschoben. Bitte bei Bedarf dort weiter diskutieren und hier beim Autoren-Thema bleiben.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Eismann am 28.10.2023 | 05:34
Aus Autorensicht muss ich sagen, dass ich die ganze Sache recht entspannt sehe.
Ich merk mir auch die wenigsten Namen von Schauspielern, Regisseuren oder auch Autoren. Gut, in der "Branche", zumindest der deutschsprachigen, kenne ich vermutlich recht viele, aber die Beschäftigung mit dem "Who is who" ist für mich ein ganz eigenes Hobby.
Was den teils ruppigen Umgang angeht: Das gehört leider, ob man will oder nicht, zum Geschäft. Und bei manchen Systemen ist das Fandom da deutlich aggressiver und fordernder als bei anderen. Und ja, manchmal gibt es einfach schlechte Produkte, auf die man sich dann werfen kann.
Auf der anderen Seite gibt es auch Produkte, die polarisieren, was ich wiederum ganz gut finde. Ein Buch, das Leute abholt (so lange es genug sind) und andere ärgert (so lange es nicht zu viele und "die richtigen" sind), ist mir lieber, als eines, das irgendwo zwischen "ok" und "meh" ist.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Megavolt am 28.10.2023 | 08:34
Eine Position, die ich gut nachvollziehen kann.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Last Ronin am 28.10.2023 | 11:26
@OP

Gegenfrage: Warum sollten sie?

Rollenspiel ist für mich etwas, das am Tisch mit den Leuten vor Ort gemeinsam geschieht. Was an Regeln und Setting nicht gefällt, wird ignoriert und selbst (in unserem Sinne) besser gemacht. Und in unseren Runden wollen wir nicht „entschlüsseln“, wir wollen kreieren.

Mir ist meine kleine Runde von Freunden am Tisch wichtig. Autoren sind für mich wenn überhaupt höchstens als Präselektionsfaktor von Belang: Passt das was ich kenne grob zu unseren Vorlieben oder widerspricht es ihnen völlig?

Literaturkritische Betrachtungen oder aus dem Internet geborene Personenkulte (bzw. Shitstorms) spielen keine Rolle. Es ist ein Spiel, bei dem das  Wir gewinnt. Ich halte den Eindruck den man in „der Rollenspielcommunity im Internet“ gewinnen mag auch für einen kognitiven Bias. Die meisten Leute spielen Rollenspiel denke ich immer noch in privaten Runden die sich nicht im Internet widerspiegeln und an denen derartige Metadiskussionen völlig vorbei gehen. Und das  finde ich auch gut so, denn so kann jede Gruppe unvoreingenommener an ein Spiel herangehen und seine eigene Definition davon finden, was Rollenspiel ist. Ich brauch den ganzen online Firlefanz nicht, weder let‘s plays noch Podcasts, weder Communities noch berühmte Autoren.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Horsinand am 28.10.2023 | 13:03
. . 
Auf der anderen Seite gibt es auch Produkte, die polarisieren, was ich wiederum ganz gut finde. Ein Buch, das Leute abholt (so lange es genug sind) und andere ärgert (so lange es nicht zu viele und "die richtigen" sind), ist mir lieber, als eines, das irgendwo zwischen "ok" und "meh" ist.

Da müssen dann aber auch die Verlage mitspielen. Zur Zeit scheinen viele Verlage ihre Filter zu justieren (bzw. haben das schon getan), um als „polarisierend“ empfundene Sachen von vornherein aussortieren zu können. Das wiederum ist wohl auch einer der Gründe, warum mich Autoren nicht (so sehr) interessieren: Der jeweilige Verlag wird die Texte schon so „geradebiegen“, dass sie „den Erwartungen“ entsprechen. - Bestimmte Reihen kann man sozusagen blind kaufen (und man weiß, was man bekommt).
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Zanji123 am 28.10.2023 | 14:51
Hm.....gute Frage eigentlich

Evtl weil man mittlerweile zu viele verschiedene liest.


"Früher" wusste ich bei DSA "hey Lena Falkenhagen, das Abenteuer wird gut" oder wenn etwas von Thomas Römer kam eben weil ich da nicht soviel Zugriff auf Material hatte.

Heute hab ich verdammt viel und wüsste jetzt nicht welche Autoren was geschrieben haben (OK bei Schwalb merkt man es sobald es um ekligen Bodyhorror geht lol). Es ist schon cool wenn man dann ein paar Abenteuer hat welche man echt gut findet und diese sind vom selben Autor.....
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Eismann am 28.10.2023 | 15:06
Erschwerend kommt natürlich hinzu, dass Autoren auch erstmal ein entsprechendes Portfolio aufbauen müssen, damit überhaupt die Chance besteht, dass sie über einige Zeit hinweg wahrgenommen werden. Wer mal ein Abenteuer geschrieben hat oder anderthalb Kapitel in einem Locationband, dessen Name bleibt kaum hängen. Und das ist im Rollenspielbereich nicht ganz einfach, da es schon viel Ausdauer, Wille und Begeisterung bedarf, um über längere Zeit hinweg unterschiedliche Projekte fertig zu stellen.
Andererseits habe ich teils auch den Eindruck, dass einige Verlage wenig Interesse daran haben, ihre Autoren zu promoten.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: nobody@home am 28.10.2023 | 15:32
Andererseits habe ich teils auch den Eindruck, dass einige Verlage wenig Interesse daran haben, ihre Autoren zu promoten.

Etwas zynisch betrachtet: wozu denn auch? Die Kunden sollen sich gefälligst an den Verlag binden, das reicht doch völlig! ::)
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Issi am 28.10.2023 | 20:01
Etwas zynisch betrachtet: wozu denn auch? Die Kunden sollen sich gefälligst an den Verlag binden, das reicht doch völlig! ::)
Da ist natürlich auch was dran.

Und ein Name selbst, kann natürlich auch eine "Marke" sein oder werden.
Wie in Kunst und Literatur zum Beispiel.
(Ein echter "Picasso", ein "Steven King" Roman)
Dagegen erscheint das Schreiben von Regelwerken und Abenteuern beinahe etwas unpopulär.

Das Hobby selbst ist zudem nicht ganz so bekannt wie andere.
Jetzt könnte man natürlich sagen: "Aber gerade deshalb sollten die überschaubaren Fans "ihre Autoren " entsprechend kennen bzw. hofieren.
- Ist halt nicht.
Das was für die Erschaffer am Ende dabei rausspringt, ist wahrscheinlich unter dem Strich doch eine andere Nummer als das, was King oder George RR Martin verdienen.

Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Sphyxis am 28.10.2023 | 23:06
Bei Romanen stehen meistens die Autoren vorne auf dem Buchdeckel.
Bei den wenigsten Rollenspielabenteuern erlebe ich dies... :(
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Eismann am 28.10.2023 | 23:16
Früher war das tatsächlich nicht ungewöhnlich, zumindest hierzulande bei DSA und Shadowrun (andere Sachen hab ich gerade nicht auf dem Schirm). Ist aber schon eine ganze Weile her.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: schneeland am 28.10.2023 | 23:35
Bei deutschen Sachen habe ich das gerade nicht so im Blick, aber z.B. bei den Old-School Essentials-, Dungeon Crawl Classics, oder Mothership-Abenteuern, die ich hier auf der Platte liegen habe, stehen der Autor bzw. die Autoren regelmäßig auf dem Cover. Andernorts (z.B. Warhammer Fantasy) dann aber tatsächlich nur noch vereinzelt.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Eismann am 29.10.2023 | 00:04
Aus eigener Erfahrung kann der Name auf einem Buchcover für einen Autoren schon einen ganz besonderen Kick ausmachen. Das kann durchaus ein weiterer Motivationsfaktor sein.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Megavolt am 29.10.2023 | 08:48
Ich kenne das sogar expressis verbis: Man möchte den Namen von irgendwelchen Autoren nicht auf dem Buchumschlag haben, um Rollenspiel-Personenkult zu vermeiden.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Weltengeist am 29.10.2023 | 09:32
Ich kenne das sogar expressis verbis: Man möchte den Namen von irgendwelchen Autoren nicht auf dem Buchumschlag haben, um Rollenspiel-Personenkult zu vermeiden.

Topf und Deckel - am Ende schreibt halt jeder für die Verlage, für die er schreiben möchte... 8]
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Kajus Berghof am 30.10.2023 | 14:09
Häufig ists auch eine Frage der Tradition. Manche Verlage sind sehr darauf bedacht, dass der Stil der gleiche bleibt. Wenn man also alle Abenteuer bisher ohne Autor aufgeführt hat und nicht ne neue Edition oder es eine besondere Reihe oder so ist, dann fangen die nicht damit an plötzlich den Autor drauf zu schreiben. Ob das gut oder schlecht ist, kann ich nicht beurteilen. Ich weiß aber, dass es eine nicht leise Anzahl an Rollenspielern gibt, die schon sehr sauer sind, wenn die Buchrücken nebeneinander im Regal nicht einheitlich aussehen...
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Megavolt am 30.10.2023 | 16:44
In meinem Rollenspielregal habe ich genau einen einzigen Autorennamen auf einem Buchrücken gefunden - auch noch eine internationale Größe - mir scheint also der Buchrücken an sich eher nicht die Problemzone zu sein. Auf dem Buchrücken steht normalerweise der Titel des Werkes, dazu kommen noch Verlags- oder Reihensymbole.

Aber es geht ja nicht um Ästhetik, sondern man will verlagsseitig vermeiden, dass Autoren irgendwie Bekanntheit ansammeln oder mit den Werken in Verbindung gebracht werden.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Kajus Berghof am 30.10.2023 | 20:17
ich meinte, dass wenn der autorenname dazukommen sollte, die Symetrie der Buchrücken gebrochen wird... was natürlich auf der liste "warum autoren nicht vorne drauf stehen" eher weit unten steht... das geb ich ja zu :D
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Eismann am 31.10.2023 | 16:12
Nur am Rande: Mir gings da auch eher um die Cover. Da wurde das zumindest früher oft gemacht. Bei Werken, an denen viele mitgewirkt haben, war zumindest der Bandredakteur als hg. mit drauf.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Weltengeist am 31.10.2023 | 17:21
Topf und Deckel - am Ende schreibt halt jeder für die Verlage, für die er schreiben möchte... 8]

Und kaum habe ich das geschrieben, da schlage ich den neuen Rattlinge-Band von Splittermond auf - um festzustellen, dass die Autorennamen für die enthaltenen Abenteuer jetzt auch vom Uhrwerk-Verlag nicht mehr angegeben werden. |:((

Schreib für uns. Wer du bist und was du beigetragen hast, ist egal. Werde Teil des Kollektivs. Resistance is futile...
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 31.10.2023 | 17:59
im DSAverse sind etwa an Regionalspielhilfen, den blauen Spezialhintergrundbänden oder roten Regelerweiterungsbänden wie Wege der Alchemie
vorne eine ganze DinA4 Seite mit Redakteur&Lektoratsnamen aus der Kernredax sowie dann langen Listen an Namen für Texte, Anmerkungen, Ergänzungen etc.pp. mit bei.

Wer will, kann also die ohne weiteres 30 Mitschaffenden feststellen, ohne dabei zu wissen,
wer-wann-wie nützlich (inovativ, inspiriert und frisch oder halt auch mal das Gegenteil) war

dementsprechend orientiere ich mich nicht daran.
(fürs Protokoll: Ich finde die DSA4.1 RSHen in der Masse als gut nutzbar und bei den blauen Bänden schlägt nur Handelsherr und Kiepenkerl negativ aus der Art)

direkt wissen tue ich nur, dass der Eismann seine Diplomarbeit zu dem Regional-Spezial-des-Spezialbandes für den reisenden Kaiserhof des Mittelreichs umgeschrieben hat.

ist das jetzt schon Personenkult oder nur eine lustige Anekdote ?  ~;D
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Eismann am 31.10.2023 | 18:50
Da gehts dann wiederum ums Impressum vorne im Buch. Das ist soweit ich weiß urheberrechtlich verpflichtend. Und eigentlich sollten da auch alle Autoren drin genannt werden, wobei da bei Rollenspielbüchern mit mehreren Autoren meist nicht aufgeschlüsselt wird, wer da was gemacht hat.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Darius der Duellant am 31.10.2023 | 19:58

Wer will, kann also die ohne weiteres 30 Mitschaffenden feststellen, ohne dabei zu wissen,
wer-wann-wie nützlich (inovativ, inspiriert und frisch oder halt auch mal das Gegenteil) war

Guter Punkt. Bei Shadowrun 5 war es recht praktisch dass diverse (Ami)autoren in Foren und/oder Reddit aktiv waren. Man konnte dadurch zumindest sehen wer für manchen Regeltechnischen Murks bzw. für manche tolle Erweiterung zuständig war. Die Deutsche Redax hat vor dem schließen des Forums ja auch recht aktiv mit der Nutzerbasis interagiert, das war sehr lobenswert.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Nottel am 11.11.2023 | 18:54
Autoren haben den Luxus abgelegt in allen Belangen variabel und vage bleiben zu können. Sie haben im Falle von Interviewten meist mehrere Werke geschaffen anhand derer sie vom Rest der Welt positiv und negativ wahrgenommen werden können. Tatsächlich beobachte ich bei allen meinen Mitspielern, dass das das Interesse an und damit auch die Kenntnis von Autorennamen äusserst dünn gesät ist.

Mein persönliches Interesse besteht auch ganz allgemein darin, die Ansichten von Leuten kennenzulernen, die sich mit dem Hobby intensiv beschäftigt haben und wie eingangs erwähnt, sich nicht scheuen mit Texten teilweise Stellung zu beziehen. Ganz im Gegensatz zu Kritikern, die in aller Regel keine Referenzen ausweisen müssen. Autoren zu interviewen bieten allen einfach die Chance weitere Sichtweisen und Hintergründezu erfahren. Manches davon kann man ggf. auch als SL verwenden.
Titel: Re: Warum interessieren euch die Rollenspielautoren nicht?
Beitrag von: Bildpunkt am 12.11.2023 | 08:02
Der andere schöne Thread riecht plötzlich wieder nach dieser Kombination aus Erbärmlichkeit und Amicelli, daher hier ein separater Versuch mit einem etwas anderen, vielleicht produktiveren Spin.

Ich persönlich finde die Autoren hinter den Produkten immer rasend interessant. Sie komplettieren für mich ein ansonsten unvollständiges Werk und schlüsseln es erst auf. Sie verorten einen Text im Texte-Gesamtkosmos. Ohne wenigstens eine leise Ahnung von Werdegang, Prämissen, Zielen und den persönlichen Umständen eines Autors zu haben, fehlt mir ganz erheblich etwas.

Mich treibt das so um, dass ich ja sogar eine umfangreiche Interviewserie mit für mich interessanten Autoren veranstaltet habe, zuletzt mit der von mir sehr geschätzten (und auch immer einfach mit sehr ehrlichem Interesse beäugten) Lena Falkenhagen.

Mich verdutzt, dass so ein breites Desinteresse besteht. Vielleicht könnt ihr mir das erklären? Irgendwie ist es ja auch ein weithin gehegter Wunsch, sich als Rollenspielautor zu beweisen - und trotzdem interessiert man sich dann so gar nicht für die Kollegen?

Zusatzfrage: Stellt euch vor, ihr müsstet einen Interesseschwerpunkt an Rollenspielautoren definieren (das sei jetzt mal gesetzt, also auch wenn ihr an und für sich desinteressiert seid).
Welcher wäre das denn für euch persönlich? Die rollenspielerische Vita? Die rollenspietheoretische Grundierung? Seine rollenspielerischen Idole? Irgendwelche Abgrenzungsabsichten? Seine "Message", die er unterbringen will? Sein Verständnis von Rollenspiel? Seine Theorie über solides "Rollenspielhandwerk"? Gerne auch andere Ansätze!

Es ist halt wie bei Buch Autor:innen, wenn man seine Lieblinge gefunden hat, dann schaut man halt auch nach dem Namen. Wahrscheinlich liegt es an der Schreibe und dem Designansatz, den man mag. Ichbin zB ein großer Jason Lutes Fan (ptba). Das kaufe ich immer ungesehen.