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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Darkling ["beurlaubt"] am 18.12.2023 | 17:18

Titel: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Darkling ["beurlaubt"] am 18.12.2023 | 17:18
Inspiriert durch den Serienentlebendigenden-Thread hier mal eine Frage zu eurer Einstellung und/oder Erfahrungen mit Bösewichten, gegen die die SCs "offiziell" nichts machen "können und/oder dürfen".
Was für Antagonisten meine ich damit?

- Im Setting ist Sklaverei normal und ein Sklavenbesitzer prügelt auf sein "Eigentum" ein: moralisch ggf. fragwürdig, aber settingintern absolut legal.
- Der Calciumvampir, der auf der Station sein Unwesen treibt ist in Wahrheit der Gesandte aus dem Pferdekopfnebel und genießt diplomatische Immunität und einen interstellaren Krieg zu provozieren selbstverständlkich keine Option.
- Der Prinz des Reiches wollte das Ausbrechen einer Seuche verhindern und hat deswegen das Dorf samt Bewohner niederbrennen lassen, in dem zufällig die Großmutter eines SCs gelebt hat. Macht ihn vielleicht nicht populärer beim Volk, aber Monarch ist halt Monarch...
- Der Zirkel von Magiern, die das Dimensionstor geschlossen halten, durch das sonst Große Alte unsere Realität zerfetzen würden müssen haben ein Geheimnis: nur die SCs wissen, dass sie, um ihre Macht zu erhalten, menschliche Babies lebendig verzehren müssen. Wenn auch nur einem etwas zustößt ist die Welt dem Untergang geweiht.

Wie gesagt wüsste ich nun gern, was ihr von so etwas haltet, ob ihr bereits Erfahrungen mit sowas im Rollenspiel gemacht habt oder ob ihr gar publizierte Abenteuer mit solcher Problematik kennt.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Der Hasgar am 18.12.2023 | 17:27
Inspiriert durch den Serienentlebendigenden-Thread hier mal eine Frage zu eurer Einstellung und/oder Erfahrungen mit Bösewichten, gegen die die SCs "offiziell" nichts machen "können und/oder dürfen".
Was für Antagonisten meine ich damit?

- Im Setting ist Sklaverei normal und ein Sklavenbesitzer prügelt auf sein "Eigentum" ein: moralisch ggf. fragwürdig, aber settingintern absolut legal.
- Der Calciumvampir, der auf der Station sein Unwesen treibt ist in Wahrheit der Gesandte aus dem Pferdekopfnebel und genießt diplomatische Immunität und einen interstellaren Krieg zu provozieren selbstverständlkich keine Option.
- Der Prinz des Reiches wollte das Ausbrechen einer Seuche verhindern und hat deswegen das Dorf samt Bewohner niederbrennen lassen, in dem zufällig die Großmutter eines SCs gelebt hat. Macht ihn vielleicht nicht populärer beim Volk, aber Monarch ist halt Monarch...
- Der Zirkel von Magiern, die das Dimensionstor geschlossen halten, durch das sonst Große Alte unsere Realität zerfetzen würden müssen haben ein Geheimnis: nur die SCs wissen, dass sie, um ihre Macht zu erhalten, menschliche Babies lebendig verzehren müssen. Wenn auch nur einem etwas zustößt ist die Welt dem Untergang geweiht.

Wie gesagt wüsste ich nun gern, was ihr von so etwas haltet, ob ihr bereits Erfahrungen mit sowas im Rollenspiel gemacht habt oder ob ihr gar publizierte Abenteuer mit solcher Problematik kennt.

Ich finde einen solchen faktischen Zwang aus der Situation heraus eigentlich nicht schlecht. Es stellt SCs und auch die Spieler selbst vor spannende Entscheidungen: Widersetze ich mich den Regeln der Welt oder handle ich konform und nehme deshalb Dinge hin, die nur schwer hinzunehmen sind?

Gerade das Sklavenbeispiel kenne ich durchaus und es hat schon zu einigem Durcheinander mit einer Geldstrafe für Abenteurer geführt.

Aber wie gesagt: Ich sehe das eher als Herausforderung an das Ausspielen der eigenen Figur.

Viel schlimmer sind "unantastbare" Bösewichte, weil sie dramaturgisch noch gebraucht werden. Wenn "Plot-Armor" zu sichtbar wird, nimmt das ein bisschen die Immersion.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: JollyOrc am 18.12.2023 | 17:59
Die Frage die ich mir bei sowas (sowohl als SL als auch als Spieler) stelle, ist: Warum sind die da?

Beispiel Sklavenhalter: Ist der auch innerhalb der sklavenhaltenden Gesellschaft ein Arschloch, oder ist das völlig normal? Wenn letzteres: Sind die SCs auch aus dieser Gesellschaft? Ist die Szene dazu da, um den Spielys klarzumachen, wie kalt die Gesellschaft ist, oder ist es ein Plothook (der verprügelte Sklave weiß Dinge und zeigt sich ggfs. dankbar)?

Beispiel Calciumvampir: Das sehe ich hier als "Aufforderung zur kreativen Problemlösung" - man muss hier das Stationspersonal schützen, aber gleichzeitig keinen Krieg vom Zaun brechen. Oder eben doch, weil man mit dem Volk der Calciumvampire einfach nicht zusammenleben kann? Der Kerl ist also nur scheinbar unangreifbar, es geht also darum, irgendwie den Kreis zu quadrieren :)

Ich finde solche Dilemmas und Figuren interessant - aber man sollte sie sparsam einsetzen, und sich als SL darüber klar sein, was man hier erwartet, und warum sie eingesetzt werden.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: nobody@home am 18.12.2023 | 18:00
Na ja, "unantastbar" im reinen Sinne von "An denen vergreift sich der normale Bürger der Spielwelt einfach nicht mal so eben!" ist ja noch lange nicht dasselbe wie schwert- oder kugelsicher -- jemand, der etwas gegen solche Gestalten unternehmen will, kann das im Prinzip immer noch, muß aber dann halt auch mit den Konsequenzen klarkommen, die in den genannten Beispielen eben von gesellschaftlicher Ächtung mehr oder weniger ausgeprägter Art bis hin zum potentiellen Weltuntergang reichen können. Damit kann man doch arbeiten... >;D
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: felixs am 18.12.2023 | 18:07
Ich mag grundsätzlich keine unlösbaren Dilemmata im Rollenspiel. Das Leben ist voll davon und ich mag das nicht; muss ich nicht auch noch in meiner Freizeit haben.

Lösbare Probleme sind was anderes, die sind natürlich willkommen.

Ausnahme sind Cthulhu und ähnliche Spiele, in denen ich diese Konfrontation mit dem übermächtigen und aussichtslosen Grauen ganz passend finde.

Antwort also: Es hängt davon ab.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: manbehind am 18.12.2023 | 18:21
*snip*

Dir geht es hierbei ja um interne Schranken, also Vorgaben, die durch die Spielwelt selbst gemacht werden. Hierbei geht es immer um Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge. D. h. die Helden können die Aktion A wählen, müssen dann aber mit der Konsequenz von A klarkommen.

Es sei denn, es gelingt ihnen, die Wirkung von der Ursache zu entkoppeln oder, wenn nur sie selbst von der Wirkung betroffen sind, einen "Stellvertreter" zu finden, der - freiwillig und nicht ganz freiwillig - von der Wirkung betroffen ist.

Mir ist gleichwohl nicht klar, warum du das per se für eine "Problematik" hältst.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 18.12.2023 | 18:34
Solche Storys sind doch die Interessantesten. Dann muss man halt einen Plan machen, wie man sowas "inoffiziell" regelt.


Was für Abenteuer will man denn sonst spielen? "Hilfe Wachtmeister Dimpfelmoser, da ist der Räuber Hotzenplotz!"?
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: KhornedBeef am 18.12.2023 | 18:35
Habe auch erst an Plotarmor gedacht, was es bei mir noch nie gab.
Moralische Dilemmata dagegen? Gerne und möglichst genregerecht (z.B. Liebe vs. Pflicht im Wuxia- Genre)
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: nobody@home am 18.12.2023 | 18:48
Generell habe ich nichts gegen Plotrüstung, solange man dabei in Erinnerung behält, daß die auch ihre Kehrseite hat und diese auch gelegentlich mal ausdrücklich zeigen sollte -- nämlich die Momente, in denen sie ihren "Träger" im Stich läßt oder sich sogar aktiv gegen ihn wendet, weil der "Plot" es jetzt mal so will. ;)

Aber darum geht's hier ja anscheinend ohnehin weniger, und generell habe ich für komplett unantastbare Antagonisten ohnehin nicht viel übrig. Allermindestens eine obskure Achillesferse muß auch für Azathoth einfach drin sein.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Issi am 18.12.2023 | 19:03
Wenn Du den Beispiel NSC selbst niemals als geläuterten SC* spielen würdest - dann gib ihn entweder zum Abschuss frei oder bau ihn gar nicht erst ein.

Eine Plot Rüstung darf außerdem nicht wie "extra an den Haaren herbeigezogen um die Spieler zu ärgern" daherkommen.
Das bewirkt sonst kein "Ingame Dilemma" Gefühl sondern ein "F*** d*** SL" Gefühl.

Und ganz generell:
Was blutet, kann auch sterben.
Daher kann ich mir schwer einen guten Grund für Untastbarkeit vorstellen, der unverkrampft und plausibel ist.

Edit
*
Beispiel: Ehemaliger Sklavenbesitzer der nun für die Befreiung der Sklaven kämpft.
Oder
Soldat der Mal auf Befehl ein Dorf niedergebrannt hat, und nun die Bevölkerung unterstützt

Oder ähnliches


PS. Der einzig gute Grund, der mir bislang für ne Rüstung einfällt, ist, dass man den NSC noch für die Geschichte braucht - damit ist die Abrechnung aber nur verschoben.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: ghoul am 18.12.2023 | 19:11
Der Meta-Plot des Dark-Sun-Settings enthält genau so ein Dilemma: Das dunkle Geheimnis der offensichtlichen Bösewichte ist, dass sie die Welt vor einem noch böseren Bösewicht beschützen.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Darkling ["beurlaubt"] am 18.12.2023 | 19:15
Eigentlich mag ich ja immer abwarten und bin gespannt, was so kommt, aber hier möchte ich nochmal reingrätschen, weil ich den Eindruck habe, dass hier sonst nicht auf meinen OP geantwortet wird, sondern darauf, was manche meine, was mit dem Threadtitel hätte gepostet werden können..

Es geht mir explizit nicht um NSCs mit Plot Armor, weil die SL die künftig noch "braucht" oder welche, die (regel-)mechanisch nicht anzukratzen sind, sondern um welche, bei denen innerweltlich mehr oder weniger gute Gründe vorhanden sind, warum die SCs eigentlich nicht gegen sie vorgehen könnten oder zumindest nicht sollten, ohne dass schwerwiegend negative Konsequenzen folgen.

Auch geht es mir nicht konkret um die genannten Beispiele; diese sollen nur der Veranschaulichung dienen, was für eine Art von "Unantastbarkeit" im Sinne dieses Threads gemeint ist.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Issi am 18.12.2023 | 19:20
Es geht mir explizit nicht um NSCs mit Plot Armor, weil die SL die künftig noch "braucht" oder welche, die (regel-)mechanisch nicht anzukratzen sind, sondern um welche, bei denen innerweltlich mehr oder weniger gute Gründe vorhanden sind, warum die SCs eigentlich nicht gegen sie vorgehen könnten oder zumindest nicht sollten, ohne dass schwerwiegend negative Konsequenzen folgen.
Mit welchem Ziel?

Niemand zwingt mich ja die Welt so zu bauen.
(Bewirkt dann wahrscheinlich ein " Die Welt ist scheiße und ihr könnt nichts machen" Gefühl bei den Leuten am Tisch)
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: felixs am 18.12.2023 | 19:40
Es geht mir explizit nicht um NSCs mit Plot Armor, weil die SL die künftig noch "braucht" oder welche, die (regel-)mechanisch nicht anzukratzen sind, sondern um welche, bei denen innerweltlich mehr oder weniger gute Gründe vorhanden sind, warum die SCs eigentlich nicht gegen sie vorgehen könnten oder zumindest nicht sollten, ohne dass schwerwiegend negative Konsequenzen folgen.

Schwerwiegende negative Konsequenzen - gern, wenn es zur Spielwelt und zur gewünschten Spielweise passt.

In welchem Ausmaß, das sollte vorher besprochen sein. Die Spieler sollten vorgewarnt sein; zumindest dann, wenn man von "normalen", mit DSA oder D&D sozialisierten Spielern spricht. Sonst besteht halt die Gefahr, dass es nicht vorangeht und dass sich keiner traut, die Handlung voranzutreiben. Meiner Erfahrung nach sind die meisten Spieler sehr vorsichtig, weil sie entweder Nachteile befürchten (habe ich nie verstanden, ist aber so) oder weil sie die Spielwelt oder die Geschichte nicht kaputt machen wollen (bei DSA sind spielweltverändernde Handlungen unüblich und man legt sich lieber nicht mit mächtigen Figuren an).
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Ainor am 18.12.2023 | 19:42
Tja, der Sklavenhalter ist eigentlich nicht unantastbar sofern die SCs bereit sind kriminell zu werden. Sie müssen sich ja nicht erwischen lassen.

Der Vampir wäre ein klassisches Setup für eine Intrige: sorgt dafür dass der Diplomat abberufen wird.

Der Prinz ist ja eine relativ normale Situation. Es gibt immer einige die die Machthaber hassen, aber wie der name schon sagt haben sie die Macht. Entweder die SC sind supermächtig oder sie müssen halt akzeptieren dass das so ist. Nicht viel was man in einer normalen Kampagne daraus machen kann. Wird eigentlich nur dann spannend wenn sie etwas gegen den Prinzen unternhemen können aber vielleicht nicht sollten.

Der Zirkel von Magiern ist eigentlich nur Flavour: "die Welt ist furchtbar schlimm" oder Plothook: "findet einen besseren Weg das Dimensionstor zuzuhalten", aber keine ernstzunehmende Spielsituation.

Ich hatte mal einen halbwegs "Unantastbaren" NSC in einer Ptolus Kampagne. Ein Paladin der die Gruppe dunkler MAchenschaften verdächtigte weil bei ihnen dauernd Kultisten und Dämonen auftauchten und der ihnen aufgrund seiner Engstinigkeit allgemein auf den Keks ging. Es war relativ klar dass Gewalt hier kein Thema war. Stattdessen haben sie sich einiges einfallen lassen um ihm eins auszuwischen, z.B. hat der Barde ein Schmähgedicht verfasst und es massenhaft gedruckt.     
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Darkling ["beurlaubt"] am 18.12.2023 | 19:44
Mit welchem Ziel?
Weil mir kreatives Rollenspiel, welches den Kopf der Teilnehmenden einbezieht und auch mal fordert lieber ist als rollenspielerisches Malen nach Zahlen mit Wasserfarben oder Wachsmalstiften? Weil es für mich einen Reiz ausmacht, zu sehen, wie die SCs scheinbar unüberwindbare Hürden bezwingen? Weil es auch mal moralisch schwieriger als "Gut gegen Böse" und grauer als "Schwarz gegen Weiß" sein darf? Weil heute Montag ist? Weil mir danach ist?

 :think:

Weil!
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Issi am 18.12.2023 | 19:52
Weil mir kreatives Rollenspiel, welches den Kopf der Teilnehmenden einbezieht und auch mal fordert lieber ist als rollenspielerisches Malen nach Zahlen mit Wasserfarben oder Wachsmalstiften? Weil es für mich einen Reiz ausmacht, zu sehen, wie die SCs scheinbar unüberwindbare Hürden bezwingen? Weil es auch mal moralisch schwieriger als "Gut gegen Böse"
Dem entnehme ich, dass die gesetzten Hürden also kreativ überwunden werden können oder sollen?

Da würde ich dann tatsächlich nicht mehr von einer Plot Amor sprechen.
Oder von "sicheren negativen Konsequenzen."

(Ohne Kläger keine Richter, ohne Zeugen kein Hinweis undso weiter)

Edit.
Was wahrscheinlich Thema ist, ist sowas wie "Selbstjustiz" (Da die NSC ja in vielen Fällen völlig legal unmenschlich sind)
Da könnten besonders rechtschaffene SC ein Problem mit haben
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Maarzan am 18.12.2023 | 19:57
Die ersten Fälle wären für mich nur Abwägungen von Seiten der SC - bzw. edit: Anlass zu "Unfällen".  >;D
Das mit den Magiern, den Babies und nur sie können die Welt sichern erscheint mir so jedoch als Arschlochmove und ich würde mich schon fragen, was sich der Setzende dabei gedacht hat.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: nobody@home am 18.12.2023 | 19:58
Letzten Endes sind solche Typen halt meist nicht "wirklich" unantastbar -- insofern ist der Fadentitel schon ein wenig irreführend. Man kann einen Sklavenhalter verdreschen, einen Calciumvampir in die Existenz von Drogerieprodukten einweihen, einen Prinzen mehr oder weniger heimlich über die Klinge springen lassen, wenn man erst mal an ihn rankommt...geht alles.

Die Spielwelt wird halt auf solche Aktionen so reagieren, wie sie es ihrerseits für richtig hält. Mitten in einem Staat, in dem das Halten von Sklaven schlicht zur Tagesordnung gehört (könnte sogar direkt so was wie das klassisch-mythische Griechenland sein, es muß sich also gar nicht mal um ein Reich Des Bösen An Sich (tm) handeln) wird das Vermöbeln eines einzelnen unbescholtenen Bürgers, der zufällig auch ein paar Sklaven hat, vermutlich am System nicht das Geringste ändern oder auch nur den bewußten Sklaven großartig etwas nützen und nur den Tätern Ärger einbringen. Stirbt ein Prinz weg, dann haben die dafür Verantwortlichen (so identifiziert) ab jetzt wenigstens einen guten Teil von dessen früheren Freunden und Verbündeten zum Feind. Und wenn umgekehrt der Calciumvampir dahintersteigt, daß er zur Ernährung gar nicht mehr auf andere Lebewesen angewiesen ist, und das seinen Leuten zu Hause mitteilt, gibt das vielleicht ein solides neues Bündnis auf Jahrhunderte...
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Skaeg am 18.12.2023 | 22:16
Inspiriert durch den Serienentlebendigenden-Thread hier mal eine Frage zu eurer Einstellung und/oder Erfahrungen mit Bösewichten, gegen die die SCs "offiziell" nichts machen "können und/oder dürfen".
Was für Antagonisten meine ich damit?

- Im Setting ist Sklaverei normal und ein Sklavenbesitzer prügelt auf sein "Eigentum" ein: moralisch ggf. fragwürdig, aber settingintern absolut legal.
- Der Calciumvampir, der auf der Station sein Unwesen treibt ist in Wahrheit der Gesandte aus dem Pferdekopfnebel und genießt diplomatische Immunität und einen interstellaren Krieg zu provozieren selbstverständlkich keine Option.
- Der Prinz des Reiches wollte das Ausbrechen einer Seuche verhindern und hat deswegen das Dorf samt Bewohner niederbrennen lassen, in dem zufällig die Großmutter eines SCs gelebt hat. Macht ihn vielleicht nicht populärer beim Volk, aber Monarch ist halt Monarch...
- Der Zirkel von Magiern, die das Dimensionstor geschlossen halten, durch das sonst Große Alte unsere Realität zerfetzen würden müssen haben ein Geheimnis: nur die SCs wissen, dass sie, um ihre Macht zu erhalten, menschliche Babies lebendig verzehren müssen. Wenn auch nur einem etwas zustößt ist die Welt dem Untergang geweiht.
Meine Antwort:

Optionen 1-3: Und?
Klar kann man 'nen Sklaventreiber fertigmachen, auch wenn Sklaverei im Setting legal ist. Klar kann man 'nen interstellaren Krieg riskieren, wenn eine Seite Calciumvampire als Abgesandte hat. Klar kann man 'nen Prinz meucheln, um seine Großmutter zu rächen.

Option 4: Augenrollen darüber, wie konstruiert das selbst im Vergleich zu 1-3 noch ist. Und die sind auch schon ziemlich konstruiert. Aus dem Grunde alleine würde ich vermutlich in allen Fällen gegen die "Unantastbarkeit" agieren. Wenn man schon solche klar auf Erzählebene verankerten Szenarien durchspielt, ist es doch eher interessant, die Alternative auszuprobieren.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: AndreJarosch am 18.12.2023 | 22:24
"Das Wohl von vielen, es wiegt schwerer als das Wohl von wenigen oder eines Einzelnen."

Manchmal muss Grausamkeiten einfach bestehen lassen, um größeres Leid zu verhindern.

Abzuwägen wann man größeres Leid riskiert, um das das bestehende Grauen zu beenden, DASS ist die Aufgabe von SCs.
Wenn sie Erfolg haben, sind sie Helden, wenn ihr Plan fehlschlägt sind sie die Bösen.
So ist das nun Mal.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Skaeg am 18.12.2023 | 22:42
"Das Wohl von vielen, es wiegt schwerer als das Wohl von wenigen oder eines Einzelnen."
Schönes Zitat, weil in WoK Spocks Opfer sich organisch aus der Geschichte ergeben hat und in die etablierten Hintergrundsetzungen von Star Trek (Warpkerne, Vulkanier), die es unabhängig von dieser Situation schon gab, eingebettet war.

"Magier müssen aus irgendwelchen Gründen Babies essen, um die Welt zu retten" ist hingegen zumindest für mich einfach nur das (die Grenze des Lächerlichen überschreitende) Erschaffen eines künstlichen Dilemmas auf der Erzählebene. Ergebnis für mich: Ich klinke mich auf der erzählten Ebene aus und probiere lieber aus, wie der Spielleiter den Weltuntergang dann ausgestaltet.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: nobody@home am 19.12.2023 | 00:12
"Magier müssen aus irgendwelchen Gründen Babies essen, um die Welt zu retten" ist hingegen zumindest für mich einfach nur das (die Grenze des Lächerlichen überschreitende) Erschaffen eines künstlichen Dilemmas auf der Erzählebene. Ergebnis für mich: Ich klinke mich auf der erzählten Ebene aus und probiere lieber aus, wie der Spielleiter den Weltuntergang dann ausgestaltet.

Wobei die Frage, einen wie hohen Preis der Weiterbestand der Welt eigentlich wert ist, schon interessant sein könnte. Aber das ist dann schon eher eine Kampagne, in der die Spielercharaktere und hoffentlich auch die Magier selbst nach Alternativen zum Babykannibalismus suchen...
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Quaint am 19.12.2023 | 01:57
Naja die sind ja nicht unantastbar, zumindest in den meisten Beispielen, sondern man muss es nur geschickt angehen statt mit dem Kopf durch die Wand. Und sowas hab ich eigentlich ganz gerne. Babys essen um die Welt zu retten finde ich aber etwas schwierig. Aber selbst dort könnte es ja Auswege geben, kommt halt drauf an was die Magie hergibt. Vielleicht kann man die Eldritch Horrors irgendwie besiegen, dann brauch man die Magier nimmer, und vielleicht hören sie dann ja sogar freiwillig mit dem Babyessen auf. Könnte natürlich kompliziert und riskant sein die Horrors zu besiegen und mancher will vielleicht lieber ein paar Babys von niederem Stand opfern als ein Risiko eingehen. Kann sich ja was draus entwickeln.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Issi am 19.12.2023 | 02:03
"Magier müssen aus irgendwelchen Gründen Babies essen, um die Welt zu retten" ist hingegen zumindest für mich einfach nur das (die Grenze des Lächerlichen überschreitende) Erschaffen eines künstlichen Dilemmas auf der Erzählebene. Ergebnis für mich: Ich klinke mich auf der erzählten Ebene aus und probiere lieber aus, wie der Spielleiter den Weltuntergang dann ausgestaltet.
Ich würde bei diesem Beispiel mir sogar überlegen mich ganz aus dem Spiel auszuklinken.
Dass es konstruiert wirkt, ist nicht das einzige Problem, sondern eher- die Grenze des "guten Geschmacks" wäre für mich hier überschritten.

(Es gibt tausend und eine Gräuslichkeit, die man sich stattdessen ausdenken könnte. Da muss es nicht diese sein)

Edit.
Fürs Spiel (selbst für Horror) muss ich nicht jede Menschen - mögliche Abscheulichkeit am Tisch haben - da es ja letztlich immer noch unterhalten soll.
 "Welchen Preis ist der Weiterbestand der Welt wert?" - wäre dann eine Frage, die sich der Spielleiter stellen müsste.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: 6 am 19.12.2023 | 02:46
Skaeg fasst meine Erfahrungen zu solch unantastbaren Antagonisten schon zusammen. Solange das Setup nicht mit den Spielern entwickelt wurde, werden diese Antagonisten bis zur Zerstörung bekämpft werden. Da wird dann gerne der Untergang der Welt in Kauf genommen oder die Spieler fühlen sich verarscht, wenn die Welt dann wirklich unter geht.
Deshalb würde ich persönlich so ein Setup nur mit Absprache der Spieler anbieten.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: AndreJarosch am 19.12.2023 | 07:27
Ich würde bei diesem Beispiel mir sogar überlegen mich ganz aus dem Spiel auszuklinken.
Dass es konstruiert wirkt, ist nicht das einzige Problem, sondern eher- die Grenze des "guten Geschmacks" wäre für mich hier überschritten.

(Es gibt tausend und eine Gräuslichkeit, die man sich stattdessen ausdenken könnte. Da muss es nicht diese sein)

Edit.
Fürs Spiel (selbst für Horror) muss ich nicht jede Menschen - mögliche Abscheulichkeit am Tisch haben - da es ja letztlich immer noch unterhalten soll.
 "Welchen Preis ist der Weiterbestand der Welt wert?" - wäre dann eine Frage, die sich der Spielleiter stellen müsste.

Da ist man ganz schnell in der Nähe der Realität. SciFi-Idee:
"Man kann jeden Menschen klonen und das Gedächtnis des Menschen in seinen Klon transferieren, so dass er ewig leben kann. Dafür das ein Klonversuch gelingt müssen aber hunderte Embryonen beim Klonversuch sterben."
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Raven Nash am 19.12.2023 | 08:15
Das mit dem Prinzen ist doch eine klassische Rache-Story. Der SC muss erst in die Position kommen, seine Rache nehmen zu können - also z.B. das nötige Level und den entsprechenden Grad an Einfluss erlangen. Und dann kommt: "My name is Inigo Montoya. You killed my father. Prepare to die!" Oder eben auch nicht, weil der SC inzwischen verstanden hat, dass das Niederbrennen des Dorfes das Leben von unzähligen anderen gerettet hat...

Das mit dem Sklaven ist ein Beispiel für Vermischung von Spieler und SC - der SC lebt in der Welt, in der Sklaverei völlig normal ist. Warum genau sollte der sich also über die Szene aufregen? Da müsste es schon einen bestimmten Grund geben (selbst ein ehemaliger Sklave, z.B.), und ein direktes Einschreiten ("Ich packe den Arm mit der Peitsche.") wird auch nicht unbedingt Konsequenzen nach sich ziehen. Der Spieler wiederum sieht Sklaverei als verwerflich an und reagiert deshalb heftiger als nötig.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 19.12.2023 | 08:30
Vampirdiplomat: Persona Non Grata

Hatte der Prinz im Rahmen des Settings Recht oder Glaubte er Recht zu haben?

Beim Sklavenhalter sehe ich das Problem nicht

Bei den Babyfressenden Magiern, wollen die oder müssen die?
Zum guten Geschmack, die Azteken taten ähnliches
Und in Engel geschieht ähnliches
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Haukrinn am 19.12.2023 | 08:39
Inspiriert durch den Serienentlebendigenden-Thread hier mal eine Frage zu eurer Einstellung und/oder Erfahrungen mit Bösewichten, gegen die die SCs "offiziell" nichts machen "können und/oder dürfen".
Was für Antagonisten meine ich damit?

- Im Setting ist Sklaverei normal und ein Sklavenbesitzer prügelt auf sein "Eigentum" ein: moralisch ggf. fragwürdig, aber settingintern absolut legal.
- Der Calciumvampir, der auf der Station sein Unwesen treibt ist in Wahrheit der Gesandte aus dem Pferdekopfnebel und genießt diplomatische Immunität und einen interstellaren Krieg zu provozieren selbstverständlkich keine Option.
- Der Prinz des Reiches wollte das Ausbrechen einer Seuche verhindern und hat deswegen das Dorf samt Bewohner niederbrennen lassen, in dem zufällig die Großmutter eines SCs gelebt hat. Macht ihn vielleicht nicht populärer beim Volk, aber Monarch ist halt Monarch...
- Der Zirkel von Magiern, die das Dimensionstor geschlossen halten, durch das sonst Große Alte unsere Realität zerfetzen würden müssen haben ein Geheimnis: nur die SCs wissen, dass sie, um ihre Macht zu erhalten, menschliche Babies lebendig verzehren müssen. Wenn auch nur einem etwas zustößt ist die Welt dem Untergang geweiht.

Wie gesagt wüsste ich nun gern, was ihr von so etwas haltet, ob ihr bereits Erfahrungen mit sowas im Rollenspiel gemacht habt oder ob ihr gar publizierte Abenteuer mit solcher Problematik kennt.

Da du diese Personen selbst schon moralisch als Antagonisten/Bösewichte verortest, sollte ja wohl klar, wie die Spieler damit umgehen werden. Sie werden das Böse wohl ausmerzen wollen. Dass dahinter vielleicht größere Gesetzmäßigkeiten stehen, sollte dafür egal sein.

Wenn man den betreffenden Personen nicht direkt das Label Antagonist verpasst, dann wird die Situation schon deutlich interessanter, denn dann hast du jeweils ein klares Dilemma, für das es keine "richtige" oder "gerechte" Lösung gibt. Daraus entstehen oft spannende Geschichten mit komplexer Moral, aber das braucht auch eine Spielgruppe die sich darauf einlässt. Hier geht es dann nicht mehr darum was Gut und was Böse ist, sondern darum, wie die Spieler:innen sich entscheiden und welche Konsequenzen das hat. IMHO ist genau das Königsklasse und das beste, was Tischrollenspiel zu bieten hat. Aber für viele halt auch viel zu schwere Kost.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: KhornedBeef am 19.12.2023 | 08:47
Baby fressen: offensichtliches Tabu.
Umfang mit Embryonen: aktuelles politisches Reizthema, bitte nicht

Ton matters:)
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: KapitänOffensichtlich am 19.12.2023 | 08:50
Kein Antagonist ist wirklich unangreifbar. Das Angreifen muss manchmal außerhalb der Box gedacht werden und hat sicherlich einen Preis, aber es ist möglich. FALLS man doch einen Extremfall konstruiert, der das eben nicht ist, dann ist es einfach nur uninteressantes Sightseeing ala DSA-Abenteuer: "Schaut! DIe Welt ist an der Stelle echt scheiße. Lebt damit, weiter gehts." Wozu?
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Arkam am 19.12.2023 | 08:50
Hallo zusammen,

ich spiele ja das Paranoia RPG bei dem es ein striktes soziales System gibt. Jeder Bürger hat eine sogenannte Sicherheitsstufe. Bürger höherer Sicherheitsstufe haben nicht nur Zugriff auf mehr und bessere Ausrüstung und die Befehlsgewalt über Bürger höherer Sicherheitsstufe sondern können diese für Fehlverhalten auch noch bestrafen.
Zudem vertraut "Freund Computer", der wohlwollende Disktator dieser Welt und tatsächlich ein gigantischer Computer, mehr.
Gleichzeitig sind alle Charaktere Mutanten, werden vom System verfolgt und Mitglieder einer opositiopnellen Gruppe.
Die Charaktere sind Eliteagenten von "Freund Computer" die gegen Mutanten, Abweichler, Opositionelle und Terroristen vorgehen.

Bisher haben die Spieler ihre Charaktere sehr loyal gegenüber dem Refim handeln lassen. So langsam lasse ich aber auch die Phase des Settings kennen lernen auslaufen. Die Charaktere können jetzt eine soziale Ebene erreichen inder sie als in leitender Position angesehen werden und damit für die nöch höhere Ebene als interessant gelten und für die schon Mitglieder dieser Ebene als Konkurrenten und mögliche Mitspieler die man einschätzen möchte. Ich werde jetzt also verstärkt Wert darauf legen das sie sich auch innerhalb der Gesellschaft positionieren.

Wir spielen aber auch Abenteuer / Missions zentriert so das die Charaktere stets etwas zu tun haben und sich eben nicht ihre eigene Mission suchen müssen.

Gruß Jochen
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: nobody@home am 19.12.2023 | 08:56
Die "Babys essenden Magier" ließen sich im Prinzip quasi-rechtfertigen, wenn die "Magier" hinter welcher Maske auch immer selbst schon zutiefst unmenschlich-monströs gewesen wären, ihnen die niederen Menschlinge entsprechend schon von vornherein und immer weitgehend am Allerwertesten vorbeigehen würden, und das einfach zu ihrem stinknormalen Ernährungsplan gehören würde. Dann könnte man nämlich schlicht eine Lösung anpeilen, in der man sie durch "anständige" Magier ersetzt und dann über den Jordan schickt...

Ansonsten ist jeder Weltuntergang, der nur und allein dadurch verhindert wird, daß eine bestimmte Gruppe von Wächtern regelmäßig exakt das Nötige tut und dabei nach Möglichkeit keinem von ihnen irgendein dummer Unfall zustößt, ohnehin nur aufgeschoben und nicht aufgehoben -- früher oder später hebt Murphy den mahnenden Zeigefinger. Das kann also immer nur eine Übergangslösung sein.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Turgon am 19.12.2023 | 09:06
Ansonsten ist jeder Weltuntergang, der nur und allein dadurch verhindert wird, daß eine bestimmte Gruppe von Wächtern regelmäßig exakt das Nötige tut und dabei nach Möglichkeit keinem von ihnen irgendein dummer Unfall zustößt, ohnehin nur aufgeschoben und nicht aufgehoben -- früher oder später hebt Murphy den mahnenden Zeigefinger. Das kann also immer nur eine Übergangslösung sein.
Realistischerweise ja, aber in der konstruierten Fiktion halt nicht unbedingt.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: felixs am 19.12.2023 | 09:11
Ansonsten ist jeder Weltuntergang, der nur und allein dadurch verhindert wird, daß eine bestimmte Gruppe von Wächtern regelmäßig exakt das Nötige tut und dabei nach Möglichkeit keinem von ihnen irgendein dummer Unfall zustößt, ohnehin nur aufgeschoben und nicht aufgehoben -- früher oder später hebt Murphy den mahnenden Zeigefinger. Das kann also immer nur eine Übergangslösung sein.

Das gilt für jeden Weltuntergang, so wie auch für das Ende von Zivilisationen und der Menschheit ganz allgemein. Irgendwann wird alles vorbei sein, wir schieben das unvermeidliche nur auf.
Und Babies essende Magier kann man auch für eine Variante des Omelas-Metaphers halten. (Bezug: U. K. Le Guin: The Ones Who Walk Away from Omelas).
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 19.12.2023 | 09:59
Die "Babys essenden Magier" ließen sich im Prinzip quasi-rechtfertigen, wenn die "Magier" hinter welcher Maske auch immer selbst schon zutiefst unmenschlich-monströs gewesen wären, ihnen die niederen Menschlinge entsprechend schon von vornherein und immer weitgehend am Allerwertesten vorbeigehen würden, und das einfach zu ihrem stinknormalen Ernährungsplan gehören würde.
Der Punkt ist ja gerade das Baby Essen ist essentiell für das Verhindern, die Moral der Magier hat damit nichts zu tun.
Könnten das entsetzlich finden, abgestumpft sein oder genießen völlig egal

@felixs

Bei Omelas geht die Welt nicht unter
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: felixs am 19.12.2023 | 10:05
Bei Omelas geht die Welt nicht unter

Ist richtig. Der Punkt ist aber derselbe, wenn auch noch etwas pessimistischer. Das Leben (die Welt) geht weiter, weil wir Babies (Menschen) verheizen. Und die Grundfrage ist auch dieselbe: Ist die Erhaltung eines auf schlechter Grundlage gebauten Zustands die Fortsetzung von Leid wert?
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: nobody@home am 19.12.2023 | 10:26
Der Punkt ist ja gerade das Baby Essen ist essentiell für das Verhindern, die Moral der Magier hat damit nichts zu tun.
Könnten das entsetzlich finden, abgestumpft sein oder genießen völlig egal

Nun -- in diesem Fall wäre umgekehrt denkbar, daß sich SC und Magier zusammentun, um gemeinsam nach einer besseren Lösung zu suchen. Beispielsweise, indem die SC in der Welt herumreisen, um Hinweise, seltene Plotcoupons und dergleichen mehr einzusammeln, was die Magier selbst nicht tun können, weil sie ja "zuhause" die Stellung halten müssen...an dem Punkt fiele dann natürlich die Antagonistenrolle weitgehend in sich zusammen.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Turgon am 19.12.2023 | 10:29
Nun -- in diesem Fall wäre umgekehrt denkbar, daß sich SC und Magier zusammentun, um gemeinsam nach einer besseren Lösung zu suchen. Beispielsweise, indem die SC in der Welt herumreisen, um Hinweise, seltene Plotcoupons und dergleichen mehr einzusammeln, was die Magier selbst nicht tun können, weil sie ja "zuhause" die Stellung halten müssen...an dem Punkt fiele dann natürlich die Antagonistenrolle weitgehend in sich zusammen.
… und würde der Grundprämisse des Settings widersprechen, wo das Setting ja dazu konstruiert wurde, die SC vor das Dilemma zu stellen.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Feuersänger am 19.12.2023 | 10:38
… und würde der Grundprämisse des Settings widersprechen, wo das Setting ja dazu konstruiert wurde, die SC vor das Dilemma zu stellen.

Ist aber auch das einzige, was irgendwie Sinn macht. Was soll man sonst in diesem Setting spielen?

"Dass die Welt vernichtet wird, wollen wir nicht, also müssen wir wohl oder übel die babyfressenden Magier in Ruhe lassen."
 ~ The End ~
written and directed by George Lucas

oder was
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: nobody@home am 19.12.2023 | 10:39
… und würde der Grundprämisse des Settings widersprechen, wo das Setting ja dazu konstruiert wurde, die SC vor das Dilemma zu stellen.

Spätestens ab dem Punkt, an dem die Spieler zwischen die ausschließliche Wahl zwischen nur Pest und Cholera ohne weitere Alternativen gestellt werden sollen, würde ich auch als SL gar nicht mehr mitmachen. Die Lösung für ein "nicht akzeptables" Problem darf ruhig nichttrivial sein und mit eigenen Risiken und Nebenwirkungen daherkommen, und die Spieler und ihre Charaktere mögen bei dem konkreten Versuch scheitern, sie umzusetzen...aber es gibt sie entweder, oder das Szenario läuft bei mir so nicht.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 19.12.2023 | 10:43
Ist richtig. Der Punkt ist aber derselbe, wenn auch noch etwas pessimistischer. Das Leben (die Welt) geht weiter, weil wir Babies (Menschen) verheizen. Und die Grundfrage ist auch dieselbe: Ist die Erhaltung eines auf schlechter Grundlage gebauten Zustands die Fortsetzung von Leid wert?
Was ist die andere Option?
… und würde der Grundprämisse des Settings widersprechen, wo das Setting ja dazu konstruiert wurde, die SC vor das Dilemma zu stellen.
du darfst die Magier ja nicht usw
die sind ja Antagonisten weil sie dazu gezwungen sind
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Kurna am 19.12.2023 | 11:30
Das Thema "Menschen opfern um die Welt zu retten" (wenn auch nicht explizit Babys) gibt es genau so ja auch im Film.
Ich packe den Titel mal in einen Spoiler:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Isegrim am 19.12.2023 | 11:59
Wie gesagt wüsste ich nun gern, was ihr von so etwas haltet, ob ihr bereits Erfahrungen mit sowas im Rollenspiel gemacht habt oder ob ihr gar publizierte Abenteuer mit solcher Problematik kennt.

Flavour oder Ploothook, das ist hier die Frage. Wird mir das als Spieler präsentiert (bzw präsentiere ich das als SL meinen Spielern) als Teil der Weltbeschreibung? Es regnet, die Kuh des Bauern ist braun, der Sklave kriegt Prügel? Oder ist das der Einstieg in eine Geschichte, die sich zu untersuchen lohnt, oder lohnen sollte?

Wenn erstere "unantastbar" sind, weils nur ein Teil des Hintergrunds sein soll, der für die SCs so gar nicht änderbar sein soll: Meinethalben, nehm ich dann so hin. Aber bitte kommunizieren, bevor man anfängt, das zum Scheitern verurteilte Attentat auf den fiesen Sklavenhalter oder finsteren Overlord zu planen...

Bei zweiterem geh ich dann davon aus, dass die Unantastbarkeit erstmal nur Plot Armor ist, die sich bis zum großen Showdown schon abschmirgeln lässt.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: felixs am 19.12.2023 | 12:23
Was ist die andere Option?

Die Welt und alles Leid, was damit einhergeht, zu beenden. Bzw. was auch immer passiert, wenn die Magier aufhören, Kinder zu essen. (Bzw. was passiert, wenn die Menschheit aufhört, sich fortzusetzen).
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Isegrim am 19.12.2023 | 12:31
Yeah, Instant-Nirwana für alle!  ~;D
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: tartex am 19.12.2023 | 12:41
Der Meta-Plot des Dark-Sun-Settings enthält genau so ein Dilemma: Das dunkle Geheimnis der offensichtlichen Bösewichte ist, dass sie die Welt vor einem noch böseren Bösewicht beschützen.

OMG, 30 Jahre habe ich ohne überlebt und jetzt dieser Spoiler.  |:((
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Skaeg am 19.12.2023 | 12:43
Ich würde bei diesem Beispiel mir sogar überlegen mich ganz aus dem Spiel auszuklinken.
Dass es konstruiert wirkt, ist nicht das einzige Problem, sondern eher- die Grenze des "guten Geschmacks" wäre für mich hier überschritten.
Dieser Edgelord-Faktor kommt noch dazu. Für mich nicht primär (aber auch!) eine Frage des guten Geschmacks. Aber ein weiteres Element, das mich aus dem Spiel herausnimmt - da es völlig offensichtlich ist, dass Autoren/SL damit etwas ausdrücken wollen.
Ob Dilemma, Belehrung oder Schockfaktor - funktioniert für mich schlecht, wenn es so leicht erkennbar konstruiert ist.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 19.12.2023 | 12:55
Die Welt und alles Leid, was damit einhergeht, zu beenden. Bzw. was auch immer passiert, wenn die Magier aufhören, Kinder zu essen. (Bzw. was passiert, wenn die Menschheit aufhört, sich fortzusetzen).
Stell dir eine Welt vor unter dem Griff der Großen Alten, wo das Leid ins unendliche größer ist
40 k Dämonenwelt
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: felixs am 19.12.2023 | 13:00
Stell dir eine Welt vor unter dem Griff der Großen Alten, wo das Leid ins unendliche größer ist
40 k Dämonenwelt

Dann liegt die Sache freilich anders.

Spätestens ab dem Punkt, an dem die Spieler zwischen die ausschließliche Wahl zwischen nur Pest und Cholera ohne weitere Alternativen gestellt werden sollen, würde ich auch als SL gar nicht mehr mitmachen. Die Lösung für ein "nicht akzeptables" Problem darf ruhig nichttrivial sein und mit eigenen Risiken und Nebenwirkungen daherkommen, und die Spieler und ihre Charaktere mögen bei dem konkreten Versuch scheitern, sie umzusetzen...aber es gibt sie entweder, oder das Szenario läuft bei mir so nicht.

Sehe ich ähnlich.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Turgon am 19.12.2023 | 13:21
Ist aber auch das einzige, was irgendwie Sinn macht. Was soll man sonst in diesem Setting spielen?

"Dass die Welt vernichtet wird, wollen wir nicht, also müssen wir wohl oder übel die babyfressenden Magier in Ruhe lassen."
 ~ The End ~
written and directed by George Lucas

oder was
Das ganze Setting hat schon wenig Sinn.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Darkling ["beurlaubt"] am 19.12.2023 | 13:34
Kinners, ihr wisst schon, dass ich explizit gesagt habe, dass es nicht um die konkreten Beispiele geht, ja?

Auch geht es mir nicht um per se unlösbare moralische Konflikte, sondern um Situationen, in denen es keine Lösung gibt, die für die SCs nicht mindestens unangenehme, wahrscheinlich aber gar noch viel schwerwiegendere negative Konsequenzen haben.
Gegen alle Antagonisten (seien es Personen oder settinginterne gesellschaftliche Umstände) im Kontext des im Thread abgestecken Rahmens sollen die SCs die Möglichkeit haben, dagegen vorzugehen, aber nur und ausschließlich mit hohen persönlichen und/oder gesamtgesellschaftlichen Kosten.

Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: felixs am 19.12.2023 | 13:50
Kinners, ihr wisst schon, dass ich explizit gesagt habe, dass es nicht um die konkreten Beispiele geht, ja?

Ja. Auch versucht, das zu beachten. Ist aber erfahrungsgemäß schwer; das menschliche Erfassen der Dinge strebt sehr nach dem Konkreten und der Assoziation.

Auch geht es mir nicht um per se unlösbare moralische Konflikte, sondern um Situationen, in denen es keine Lösung gibt, die für die SCs nicht mindestens unangenehme, wahrscheinlich aber gar noch viel schwerwiegendere negative Konsequenzen haben.
Gegen alle Antagonisten (seien es Personen oder settinginterne gesellschaftliche Umstände) im Kontext des im Thread abgestecken Rahmens sollen die SCs die Möglichkeit haben, dagegen vorzugehen, aber nur und ausschließlich mit hohen persönlichen und/oder gesamtgesellschaftlichen Kosten.

Denke, niemand hat was gegen sowas. Was dann konkret und in welchem Ausmaß, das ist sicherlich eine Frage des Geschmacks und des Genres. Aber grundsätzlich sind "nicht (...) per se unlösbare moralische Konflikte" und deren Lösung "mit hohen persönlichen und/oder gesamtgesellschaftlichen Kosten" sicherlich gutes Rollenspielmaterial.

Ich denke, der wesentliche Punkt, den Du auch mit den Beispielen illustriert hast, ist die Frage nach der "Moral". Da gehen die Geschmäcker stark auseinander, wieviel und in welcher Art man das am Spieltisch haben möchte. Das ist abstrakt wohl auch schwer zu fassen und immer angreifbar.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Isegrim am 19.12.2023 | 13:53
Abenteuer sollen unangenehm sein; und gefährlich, und hohen persönlichen Einsatz verlangen. Deswegen sinds ja Abenteuer.

Sidequests, die man pro bono nebenher macht, sollten idR das eigentlich Ziel nicht gefährden.

Wenn man über i-was häßliches stolpert, kommts doch darauf an, was man grade macht, um zu entscheiden, entweder alles stehen und liegen zu lassen, um das Häßliche zu stoppen, oder nur leicht die Mundwinkel verzieht und ansonsten drüber hinweg schaut.

Allgemein will ich idR i-ein von der SL geliefertes Problem, mit dem ich mich als Spieler respektive SC beschäftigen kann. Wenn es das gibt und es einigermaßen ansprechend ist, muss man sich mE nicht damit verzetteln, nebenbei noch alle anderen Probleme der Spielwelt zu lösen. Dann nehm ich "(anscheinden) unantastbar" als Wink der SL, dass das Teil des Hintergrundes ist, und wend mich wieder dem Plot zu.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: nobody@home am 19.12.2023 | 13:58
Kinners, ihr wisst schon, dass ich explizit gesagt habe, dass es nicht um die konkreten Beispiele geht, ja?

Auch geht es mir nicht um per se unlösbare moralische Konflikte, sondern um Situationen, in denen es keine Lösung gibt, die für die SCs nicht mindestens unangenehme, wahrscheinlich aber gar noch viel schwerwiegendere negative Konsequenzen haben.
Gegen alle Antagonisten (seien es Personen oder settinginterne gesellschaftliche Umstände) im Kontext des im Thread abgestecken Rahmens sollen die SCs die Möglichkeit haben, dagegen vorzugehen, aber nur und ausschließlich mit hohen persönlichen und/oder gesamtgesellschaftlichen Kosten.

Wie gesagt, Pest und Cholera. Mein zumindest rudimentär ausgeprägter Sinn für Fairness würde sich wahrscheinlich schon von vornherein bei dem bloßen Ansatz, die Spieler mit einem Szenario zu konfrontieren, in dem sie für jede Eigeninitiative welcher Art auch immer abgestraft werden sollen, entsprechend querstellen -- und damit wäre die Sache dann auch schon wieder gestorben.

(Okay, theoretisch könnten eine entsprechende Experimentierlaune meinerseits und eine freiwillig ausreichend leidenswillige Spielergruppe auf der anderen Seite zu einer zufällig genau passenden Gelegenheit aufeinandertreffen, und insofern hat die obige Aussage vernünftigerweise keinen hundertprozentigen Immer-und-Überall-Absolutheitsanspruch. Aber umgekehrt wäre dann wieder das der ausgesprochene Sonderfall, von dem aus ich nicht verallgemeinern will.)
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 19.12.2023 | 13:59
Kinners, ihr wisst schon, dass ich explizit gesagt habe, dass es nicht um die konkreten Beispiele geht, ja?

Problem ist bei den Beispielen sind nur 2 die  unangreifbar sind.
die anderen sind es nicht und eines braucht nur etwas legwork, das andere ist nur dann was besonderes wenn der Prinz in gutem Glauben tat was notwendig schien
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Skaeg am 19.12.2023 | 14:16
sondern um Situationen, in denen es keine Lösung gibt, die für die SCs nicht mindestens unangenehme, wahrscheinlich aber gar noch viel schwerwiegendere negative Konsequenzen haben.
Auch abseits der konkreten Beispiele: Man merkt mEn bei solchen Szenarien meistens deutlich an, dass sie durch Autor oder SL so hinkonstruiert sind und sich nicht organisch aus der Spielwelt ergeben. Und das macht sie zumindest für mich wenig interessant. Das Babyesserbeispiel ist halt das, an dem dies am besten deutlich wird.
(Ich habe aber auch noch nie verstanden, wozu das Kobayashi-Maru-Szenario bei Star Trek gut sein sollte. Außer wenn es wirklich der gewünschte Trick war, zu mogeln.)

Im Grunde genommen sind solche Szenarien ja die Kehrseite von No-Brainern, bei denen man genau weiß, was die (moralisch oder sonstwie) korrekte Handlungsweise ist. Auch die wirken häufig recht konstruiert.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Issi am 19.12.2023 | 14:23
Dieser Edgelord-Faktor kommt noch dazu. Für mich nicht primär (aber auch!) eine Frage des guten Geschmacks. Aber ein weiteres Element, das mich aus dem Spiel herausnimmt - da es völlig offensichtlich ist, dass Autoren/SL damit etwas ausdrücken wollen.
Ob Dilemma, Belehrung oder Schockfaktor - funktioniert für mich schlecht, wenn es so leicht erkennbar konstruiert ist.
Verständlich.
Hat mMn. was von : "Die Bösen tun Böses, und ihr könnt ihnen nichts tun, außer wenn ihr selbst böse werdet! Muharrharrharrr......."

Jetzt hat Darkling natürlich gesagt, wir sollen uns nicht an seinen Beispielen aufhängen.
Nur finde ich- das ist ein gutes, wie man es nicht machen sollte.

Edit. Ich finde ein Dilemma grundsätzlich interessant, auch die Idee Polarität wie absolut Gut und absolut Böse zu relativieren, wenn
1. Unterhaltung noch Ziel des Ganzen ist
2. Es intelligent gemacht ist.
3. Es mehr Lösungen als Pest oder Cholera gibt.( Das ist nämlich selten realistisch)

Die Idee Gut und Böse zu relativieren, macht für mich vorallem Sinn, wenn Ziel ist Menschlichkeit mit all ihren Stärken und Schwächen zu beleuchten.
Dafür muss ich aber selten in den tiefsten Abgrund der Unmenschlichkeit blicken.

PS. Sowas wie Sklaverei oder Leibeigenschaft finde ich dagegen viel plausibler.
Zuschauen oder Helfen? Und wenn ja (Wie ohne selbst in Schwierigkeiten zu geraten?)
- das sind interessante Fragen, die man gut im Rollenspiel bearbeiten kann.

Auch die Idee mit dem "Bösen Tyrannen " der Menschen aus vermeintlich (triftigen Gründen) töten lässt-
Ist hart an der Grenze aber denkbar.
Wobei nichts die Toten wieder "lebendig "machen kann. Obwohl...... :think:
Im Rollenspiel vielleicht schon; Durch Wunder, Zeitreisen oder Nekromantie... >;D
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Feuersänger am 19.12.2023 | 15:14
Meine Güte, denkt euch das (Weltuntergang vs Babies fressen) halt einfach als exemplarisches Eingangsbeispiel, das bewusst so extrem wie möglich gewählt wurde, damit man keinesfalls eine der Optionen ganz okay finden kann. Passt es halt im Geiste so an, dass es für eure Vorstellungen für eine entsprechende Kampagne passt.

Cabin in the Woods war übrigens einer der cooleren Gruselfilme in diesem Jahrtausend. ^^
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: felixs am 19.12.2023 | 16:07
Wenn man über i-was häßliches stolpert, kommts doch darauf an, was man grade macht, um zu entscheiden, entweder alles stehen und liegen zu lassen, um das Häßliche zu stoppen, oder nur leicht die Mundwinkel verzieht und ansonsten drüber hinweg schaut.

Denke, der Punkt, an dem sich die Meinungen spalten, ist die Frage, ob die schlimmen Dinge ein Abenteueraufhänger sind (was wohl fast alle gut oder OK finden), oder ob die zwecks Verdüsterung der Atmosphäre da sind (was ich z.B. meist nicht mag).

Meine Sicht darauf: Ein komplexes Problem mit umfangreichen und unangenehmen Implikationen als Abenteueraufhänger finde ich wahrscheinlich gut. Was ich nicht mag, sind Dilemmata als Selbstzweck. Was-man-auch-macht-es-ist-falsch möchte ich in meiner Realitätsfluchtzeit (frei gestaltete Freizeit, z.B. Rollenspiel) nicht haben.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 19.12.2023 | 16:10

Cabin in the Woods war übrigens einer der cooleren Gruselfilme in diesem Jahrtausend. ^^
an den dachte ich übrigens
die hälfte war ja i did what i had to do
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/IDidWhatIHadToDo
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Wee Mad Bob am 19.12.2023 | 17:37
Kennst du aus Filmen die People to kill Liste?
Warum sollen SC's nicht auch sowas haben?
Wenn man manche NSC nicht gleich zur Rechenschaft ziehen kann, dann kann man ja deren Machtbasis schwächen. Oder man kann sie nicht gleich unschädlich machen, weil schlimmeres passiert? Warum nicht zuerst das schlimmere beseitigen und dann die NSC umlegen? Das kann alles Zusatzstoff für Abenteuer sein.
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Issi am 19.12.2023 | 19:26
Meine Güte, denkt euch das (Weltuntergang vs Babies fressen) halt einfach als exemplarisches Eingangsbeispiel, das bewusst so extrem wie möglich gewählt wurde, damit man keinesfalls eine der Optionen ganz okay finden kann. Passt es halt im Geiste so an, dass es für eure Vorstellungen für eine entsprechende Kampagne passt.
Schwierig, wenn man gerade ein acht Monate altes Baby Zuhause hat.

Cabin in the woods - kommt dennoch auf die Watchlist (Da werden aber bestimmt keine Babys lebendig verspeist - hoffe ich Mal)
Titel: Re: "Unantastbare" Antagonisten im RPG
Beitrag von: Issi am 19.12.2023 | 19:39
Was ich nicht mag, sind Dilemmata als Selbstzweck. Was-man-auch-macht-es-ist-falsch möchte ich in meiner Realitätsfluchtzeit (frei gestaltete Freizeit, z.B. Rollenspiel) nicht haben.
Dito
Denn das bedeutet ja quasi, dass kreative Lösungen gar nicht erwünscht sind.
Sondern kommt eher nach diesen, "was würdest Du lieber opfern?" Fragen:
Prominentes Beispiel aus dem Reallife: "Würdet ihr ein volles Passagier Flugzeug abschießen, damit es nicht (abstürzt/explodiert whatever) und dadurch noch viel mehr Menschen sterben?"

Glaube die rein  rechtliche Lösung war: Dass man Leben nicht gegeneinander aufwiegen darf. Und ein Abschuss damit rechtswidrig wäre.

Aber was bringt sowas im Rollenspiel?
Meine Figur lässt das Flugzeug abstürzen, und alle sterben, die im Flugzeug und die am Boden auch.
Danach ist die ganze Gruppe depressiv und braucht Therapie ?
Wohl kaum

Sprich: Das Ziel muss sein, alle i- wie zu retten - Sonst macht das doch keinen Sinn.