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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: JollyOrc am 29.01.2024 | 14:53
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(Dies ist absichtlich nicht in "Rollenspiel & Gesellschaft", da ich keine Diskussion darüber führen möchte, wer denn hier die echte Hartwurst sei und wer nur eine verweichlichte Schneeflocke. Dieser Thread ist dafür, um Beispiele aufzuführen, wie und warum man diese Werkzeuge benutzt. Wer die Verwendung ablehnt, teile dies bitte NICHT hier mit, sondern beteiligt sich bitte einfach nicht am Thread. Macht im Zweifel einen eigenen auf. :) )
Für mich sind Sicherheitstools für das Rollenspiel das hilfreiche Netz um potentiell kontroverse Dinge zu bespielen. Ich nutze sie, um mehrere Dinge zu erreichen:
- Die Leute wissen, worauf sie sich beim Spiel einlassen. Das bedeutet nicht, dass sie alle Plot-Details vorab bekommen, oder genau bestimmen können, was passiert. Aber wenn es allgemein sensible Themen gibt, von denen abzusehen ist, dass die a) grundsätzlich vorkommen können und b) da manche eventuell irgendwie ein Problem haben könnten, dann ist man vorgewarnt.
- Mechanismen wie X-Card, Lines&Veils etc. geben Leuten die Möglichkeit, im Falle des Falles etwas auszublenden, ohne den Spielfluß und -spaß zu stoppen. Man muss dann nicht "aushalten", weil der unausgesprochene soziale Kontrakt einem aufzwingt, für die anderen mitzumachen. Man bemerkt "damit kann ich doch nicht um", und alle biegen elegant ab.
- Die Gruppen, mit denen ich gespielt habe, spielen im Endeffekt so "mutiger", und gehen mehr an ihre Grenzen, weil sie darauf vertrauen, dass es ein Sicherheitsnetz gibt.
Konkret benutze ich im Grunde nur die drei genannten Dinge:
- Lines - die Vorabsprache, welche Inhalte man gar nicht im Spiel haben will. Bei der Eat the Reich Gruppe letztens war das dann z.B. "Sexismus". War jetzt nichtmal entfernt für das tatsächlich gespielte Relevant.
- Veils - diese Dinge dürfen vorkommen, sollen aber nicht ausgespielt werden. In unserer Kumpels-08/15-High-Fantasy-Gruppe sind das z.B. ausgespielte Liebesszenen (also alles was mehr ist als die Ansage "ich flirte den Paladin an"). Hat da keiner in der Zusammensetzung ein Interesse dran, das auszuspielen oder länger zu behandeln, aber die Figuren dürfen gerne off-camera Sex haben.
- X-Card - wenn einem IM Spiel dann klar wird, dass da ein Inhalt das Spielerlebnis komplett zerstört, man das aber auch nicht groß mit den anderen diskutieren will.
Im Ergebnis spiele ich mit diesen Werkzeugen eigentlich genauso wie ohne - aber an einigen Stellen wird es halt deutlich klarer, was alle mitmachen wollen, und was eben nicht. Und im (eher unwahrscheinlichen) Fall des Falles, dass wir da doch irgendwie auf eine Schiene rutschen, die jemand in der Gruppe nicht verträgt, dann kommen wir von der auch glatt wieder runter, ohne dass es die Stimmung runterziehen muss.
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Lines und Veils heißt das also...
Wie meine Oma mal in anderem Zusammenhang (hüstel) sagte: "Och, das gab's früher auch alles. Wir hatte nur keine so schicken Namen dafür..." ~;D
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Wie meine Oma mal in anderem Zusammenhang (hüstel) sagte: "Och, das gab's früher auch alles. Wir hatte nur keine so schicken Namen dafür..." ~;D
...und damit Schwierigkeiten das zu theoretisieren, das zu iterieren und als Community zielgerichtet darüber zu sprechen. ;)
X-Card - wenn einem IM Spiel dann klar wird, dass da ein Inhalt das Spielerlebnis komplett zerstört, man das aber auch nicht groß mit den anderen diskutieren will.
Und genau an der Stelle struggle ich mit der X-Card gerne mal: Wie soll ich denn Inhalte am Spieltisch vermeiden oder nach Einsatz der X-Card elegant rausbasteln, wenn ich nicht darüber sprechen soll, was da genau da "ge-ixt" werden soll?
Ich kenne andere, feingliedigere Werkzeuge, wie etwa die Script Change Toolbox (https://briebeau.com/thoughty/script-change/), die da differenzierter mit solchen Situationen umgehen können.
An meinen Spieltischen habe ich übrigens gemerkt, dass die X-Card meist eine Art symbolische Wirkung hat. Sie hinzulegen (oder besser noch: direkt am Tisch anzufertigen) und ein paar Worte dazu zu sagen dient mehr der Versicherung, dass wir am Tisch versuchen, anderen mit Respekt und Einfühlungsvermögen zu begegnen. Das allein hilft schon beim Aufbau von gegenseitigem Vertrauen, selbst wenn die Karte nicht benutzt wird (wurde sie bei mir noch nie; die Safety Tools oben dagegen schon).
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Gerade bei meiner Vorliebe für Horror RPGs sind Lines & Veils nicht unwichtig. Wobei wir sowas eigentlich auch schon länger gemacht haben, als es den Begriff gab.
Der X-Card steh ich ein wenig ambivalent gegenüber: Ich erkenne den Sinn aber als Spieler mag ich sie komischerweise nicht so (anders sieht es aus, wenn ich SL bin), macht mich irgendwie nervös, weiß auch nicht warum.
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Also letztlich: Darüber reden und versuchen, sich gegenüber anderen anständig zu benehmen.
Ich denke, unter zivilisierten Menschen mit einem Mindestmaß an Empathie funktioniert das.
Bei dem Mechanismus "X-Card" frage ich mich immer zwei Dinge:
1) Wie sieht das physisch aus? Legt ihr wirklich eine Karte mit einem "X" auf den Tisch?
2) Was ist der Sinn davon, Diskussion über das "Ziehen der X-Card" zu verbieten?
1) ist selbsterklärend. Zu 2) vielleicht noch, dass ich mir vorstellen kann, dass ein Grund dafür ist, dass man den X-Kartierenden nicht weiter mit dem Thema belasten will. Und vielleicht auch, dass der Spielfluss erhalten bleiben soll. Ich verstehe, dass es (wie immer in sozialen Zusammenhängen), große Graubereiche und Abstufungen gibt - aber was spricht gegen eine kurze Klärung, z.B. um zu verstehen, worum es dem X-Kartierenden überhaupt geht?
Grundsätzlich hat sich in meinen Runden das immer so ergeben, dass Unwohlsein geäußert wurde. Natürlich kann es sein, dass manche ihr Unwohlsein runtergeschluckt haben (ich habe das auch manchmal gemacht), damit das Spiel weitergehen konnte. Ich bin nicht sicher (im Sinne von: ich weiß es wirklich nicht), ob eine X-Karte dabei geholfen hätte, bzw. ob man davon dann eher Gebrauch gemacht hätte.
Letztlich vermute ich, dass der entscheidende Faktor ein gutes Miteinander und ein freundlicher, schonender Umgang miteinander am Spieltisch ist. Das Problem ist, dass die Frage, wie genau sowas dann aussieht, sehr unterschiedlich beantwortet wird. Wenn ich aber mit Leuten zusammenkomme, mit denen ich mich gut verstehe, dann ist die Gefahr gering, dass Dinge passieren, die nicht passieren sollen. Und wenn doch, dann bin ich in der Lage, dagegen mein Veto einzulegen und das wird dann auch beachtet. Hat immer zuverlässig und ohne Hilfsmittel funktioniert.
Und das Gegenteil ist halt leider auch wahr.
Nun kann man vermuten, dass Leute, die einen raueren Umgang mit der Psyche anderer Menschen OK finden, gar nicht erst eine X-Kartenoption anbieten würden. Die X-Karte also als Symbol für problembewusstes und angenehmes Rollenspielmiteinander?
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@Weltengeist
Bin da Deiner Ansicht.
Wo ist der Unterschied zu den normalen Absprachen, die Teil der Runde 0 sind und bei denen über Wünsche und Abneigungen und Erwartungen gesprochen wird (abgesehen von der X-Card)?
Das Ganze wird noch ergänzt mit regelmäßigem Feedback.
So wie es da steht, hab ich den Eindruck, dass es sich um Mittel handelt, die viele Spieler eh schon nutzen.
Gut, auch hier spielt die X-Card eine Ausnahme.
Ich selber sage den Spielern, dass sie, wenn ihnen etwas richtig stinkt, sich melden sollen, ansagen, was los ist und dann wird ein Weg drumrum gefunden.
Das erfordert allerdings ein gewisses Selbstverrauen und eine recht hohe Resilienz. Allerdings bevorzuge ich auch Spieler, die diese mitbringen oder auch Dinge einfach aushalten.
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Mein "safety tool" (bravo, unnötige Anglizismen) sind zwei Dinge:
- Eine "Runde Null" wo kommuniziert und abgeklopft wird ob Spieler bestimmte Dinge nicht oder nur "verschleiert" am Tisch haben möchten (die Info kann auch unter vier Augen erfolgen), klassisches Beispiel für letzteres ist z.B. expliziter GF, bei ersterem wäre es z.B. ne Arachnophobie.
- Eine /vorher/ klar und /explizit/ kommunizierte Einladung am Tisch den Mund aufzumachen wenn irgendwas nicht passt.
Das muss dann kein Seelestriptease sein, aber das Minimum das ich erwarte ist eine klar formulierte Bitte ("Pause" / "vorspulen" / "Spielt die Szene allein weiter und lasst mich derweil Kekse im Nebenraum essen") sowie ein Hinweis auf das Problem ("die Szene ist mir zu intensiv" reicht da schon, ein "spul bitte vorwärts!" nicht).
Grundsätzlich erwarte ich von jedem am Tisch gegenseitigen Respekt.
Das schließt aber auch den SL sowie andere Mitspieler und deren Zeit und den Vorbereitungsaufwand mit ein.
Das bedeutet aber auch dass ich mich nicht beliebig verbiege und einem Spieler mit Clownsphobie ggf. nahelegen würde, NICHT mehr bei "Gepettos Abenteuer im Circus Rotnase" mitzuspielen, wenn es da mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Stress kommt.
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An diejenigen, die die Absprachen bei Runde 0 machen: Schreibt ihr euch das auf, was die Spieler euch da mitteilen und legt das vor euch aus, damit ihr daran denkt?
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Hat jemand Beispiele, für unvorhergesehene Probleme oder Bedürfnisse, die einer Klärung bedurft hätten?
Phobien leuchten mir sofort ein, exzessive Gewalt und (körperliche wie seelische) Grausamkeit möchte ich selbst nicht haben (ist der Punkt, an dem ich manchmal meinen Einspruch runterschlucke, bin da offensichtlich schneller betroffen als die meisten anderen), Sexualität möchte und muss ich auch nicht dargestellt haben. Darüber hinaus fehlt mir ein wenig die Phantasie.
An diejenigen, die die Absprachen bei Runde 0 machen: Schreibt ihr euch das auf, was die Spieler euch da mitteilen und legt das vor euch aus, damit ihr daran denkt?
Nein. Es kam bisher aber auch nie irgendwas vor, was ich mir nicht sehr leicht hätte merken können.
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Das erfordert allerdings ein gewisses Selbstverrauen und eine recht hohe Resilienz. Allerdings bevorzuge ich auch Spieler, die diese mitbringen oder auch Dinge einfach aushalten.
Können wir bitte damit aufhören, küchenpsychologisch über die angebliche Persönlichkeitsausstattung von Mitspielern zu fabulieren, nur weil die sich evtl. wohler damit fühlen, eine Karte hochzuhalten und dann was zu sagen, als nur was zu sagen, ohne eine Karte hochzuhalten. Meine Güte. :P
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Aus meiner Sicht haben Sicherheitstools und Gruppenabsprachen oder Session 0 eine starke Überlappung. Je nach Geschmack, Thema, und Gruppenzusammensetzung kann dann das eine oder andere sogar ganz wegfallen.
Ich habe übrigens tatsächlich eine physische X-Card aus Holz in meiner Rollenspieltasche:
(https://i.imgur.com/xNHOaFq.jpeg)
Für mich besteht der Hauptvorteil davon darin, dass sie mich daran erinnert, die Gruppenabsprache "Ihr könnt bestimmte Inhalte störungsarm wegdrücken" damit explizit vor dem Spiel noch einmal anzusprechen. Sie sorgt also dafür, dass gerade Leute, mit denen ich ggfs. sonst noch nie gespielt habe, das dann auch wissen, oder Vergessliche das wieder ins Gedächtnis bekommen.
Fun Fact: Die hat bislang bei mir noch nie jemand bedient. Aber es wurden dann dadurch ausgelöst im Vorwege durchaus immer wieder mal Themen erwähnt, welche die Leute ungern oder gar nicht im Spiel erleben wollten.
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An diejenigen, die die Absprachen bei Runde 0 machen: Schreibt ihr euch das auf, was die Spieler euch da mitteilen und legt das vor euch aus, damit ihr daran denkt?
Ne, weil ich mir das leicht merken kann. Das sind Sachen wie:
"Ich mag Folter nicht"
"Ich will Vergewaltigungen im Spiel nicht".
"Bitte nicht das N-Wort" (gerade bei Settings aus entsprechenden Epochen)
"Ich lege Wert auf Immersion."
"Gewaltbeschreibungen bitte nicht zu exzessiv."
Vieles ist ja auch bereits Settingabhängig.
Wenn es um eine Runde Schatten des Dämonenfürsten geht und ich ankündige als SL, dass ich es ziemlich hart und brutal gestalten möchte, dann sind die Absprachen anders als bei Star Trek.
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An diejenigen, die die Absprachen bei Runde 0 machen: Schreibt ihr euch das auf, was die Spieler euch da mitteilen und legt das vor euch aus, damit ihr daran denkt?
Auslegen definitiv nicht, schon alleine weil ich nur im RL spiele und sowas nicht notwendigerweise den Rest der Gruppe was angeht. Darum auch der Hinweis darauf dass so was ggf. unter vier Augen abgeklopft wird.
Aufgeschrieben wird es dann wenn es sinnvoll ist.
Ne Allerweltsphobie kann ich mir merken, aber bei komplexeren Sachen schadet es eventuell nicht.
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Ich habe übrigens tatsächlich eine physische X-Card aus Holz in meiner Rollenspieltasche:
Schickes Teil :d
Für mich besteht der Hauptvorteil davon darin, dass sie mich daran erinnert, die Gruppenabsprache "Ihr könnt bestimmte Inhalte störungsarm wegdrücken" damit explizit vor dem Spiel noch einmal anzusprechen. Sie sorgt also dafür, dass gerade Leute, mit denen ich ggfs. sonst noch nie gespielt habe, das dann auch wissen, oder Vergessliche das wieder ins Gedächtnis bekommen.
Als Erinnerung vielleicht wirklich gar nicht so schlecht. Je nach gespieltem Szenario. Könnte mich überzeugen.
Wenn es um eine Runde Schatten des Dämonenfürsten geht und ich ankündige als SL, dass ich es ziemlich hart und brutal gestalten möchte, dann sind die Absprachen anders als bei Star Trek.
Finde ich vernünftig. Ggf. muss man dann noch darüber reden, was genau "hart und brutal" bedeuten soll. Aber grundsätzlich denke ich, dass das in die richtige Richtung geht.
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Konkret benutze ich im Grunde nur die drei genannten Dinge:
- Lines - die Vorabsprache, welche Inhalte man gar nicht im Spiel haben will. Bei der Eat the Reich Gruppe letztens war das dann z.B. "Sexismus". War jetzt nichtmal entfernt für das tatsächlich gespielte Relevant.
- Veils - diese Dinge dürfen vorkommen, sollen aber nicht ausgespielt werden. In unserer Kumpels-08/15-High-Fantasy-Gruppe sind das z.B. ausgespielte Liebesszenen (also alles was mehr ist als die Ansage "ich flirte den Paladin an"). Hat da keiner in der Zusammensetzung ein Interesse dran, das auszuspielen oder länger zu behandeln, aber die Figuren dürfen gerne off-camera Sex haben.
- X-Card - wenn einem IM Spiel dann klar wird, dass da ein Inhalt das Spielerlebnis komplett zerstört, man das aber auch nicht groß mit den anderen diskutieren will.
Das sind genau die drei Maßnahmen, die ich auch verwende. Abgestimmt wird alles in der Session 0. Allerdings muss ich sagen, dass ich in rund 4 Jahren, in denen ich das jetzt nutze, noch nie erlebt habe, dass die X-Card verwendet wurde. Lines & Veils waren da auch eher ein Aufhänger für die Session 0 um mal darüber zu sprechen. Der Austausch hier, war aber immer ganz gut. Ich kombiniere das dann gerne noch mit einer FSK-Einstufung als grobe Orientierung vorab.
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Absprachen sind halt das Stichwort.
Man muss /miteinander/ kommunizieren um ein für alle langfristig gutes Spielerlebnis zu schaffen. Wenn das nur einseitig erfolgt, sehe ich kein Potenzial den Ist-Zustand langfristig zu verbessern.
Ich hatte in einer sehr lange laufenden Runde mit einer Kernspielerschaft + mal mehr,.mal weniger lang hinzukommenden Neuspielern auch zeitweise eine abschließende Rekapitulationsrunde.
Das war grundsätzlich zwar eine nette Sache, hat aber aus Zeitgründen nicht so gut funktioniert.
Die Leute waren am Ende der Runde schlicht Müde und es hat uns wertvolle Rollenspiel-Zeit gekostet. Kann aber in einer anderen Konstellation durchaus funktionieren, glaube ich.
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@Weltengeist
Bin da Deiner Ansicht.
Wenn meine Ansicht mal das ist, was du denkst... ;D
Ich hab überhaupt nichts dagegen, solche Mechanismen zu benennen und in einer Art "Tipps und Tricks" zu verankern. Denn Hand aufs Herz: Wir haben viele, viele Jahre gebraucht, um das selbst rauszukriegen, und einige Sachen haben wir auch nur über Schmerzen gelernt. Da wäre es sicherlich hilfreich gewesen, wenn es schon früher Tipps gegeben hätte, wie man eine Session 0 gestalten kann. Die eine oder andere Runde hätte vielleicht länger gehalten...
An diejenigen, die die Absprachen bei Runde 0 machen: Schreibt ihr euch das auf, was die Spieler euch da mitteilen und legt das vor euch aus, damit ihr daran denkt?
Ich schreibe (jedenfalls als Spielleiter) tatsächlich alles auf, was in der Session 0 besprochen wird. Vor mich hinlegen muss ich es dann allerdings nicht - so kompliziert sind die No-Gos dann erfahrungsgemäß doch nicht. Es reicht, wenn der Zettel vorne im Kampagnenordner ist und ab und zu bei der Vorbereitung ein Blick darauf fällt. Habe jedenfalls noch nicht erlebt, dass ich das No-Go eines Spielers tatsächlich vergessen hätte.
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Dann teile ich halt die Ansicht Deiner Oma. ~;D
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Bis jetzt war das so, dass wenn ich gesagt habe, wie wir spielen, was alles nicht vorkommen wird und was alles offscreen passiert, dann gab es keine Meldungen über zusätzliche NoGo's.
Anscheinend will ich nur weichgespült spielen
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Wir spielen seit Mitte der 90er in derselben Gruppe. Damals hatten wir an derartiges nicht gedacht sondern drauflosgespielt. Abgebrochen oder angesprochen hat mich als SL in den Jahren gottseidank niemand, da habe ich Glück gehabt, würde ich sagen. Denn wenn ich darüber nachdenke, dann mute ich meiner Gruppe so manches zu: Dämonen, Untote oder Figuren, die sich in die Ecke gedrängen fühlen, sind bei mir nicht zimperlich. Vom Film her kommend bin ich Fan von "Show, don't tell." - und so mancher fiese Plan der Oberbösen war zugleich wirklich unappetitlich.
Gewalt, auch heftige, fasse ich fast immer entweder zusammen, oder - wenn meine Gruppe "Detektiv an einem Tatort" spielt - schildere ich ausführlicher anhand von Spuren, die sich die Gruppe dann zu einem manchmal schauderlichen Bild zusammenreimt. Aber ich habe eine Sperre in mir, Live-Gewalt detailliert zu beschreiben. Oh, stimmt nicht ganz: Außer meine Gruppe vermöbelt die Oberbösen, dann gönn ich ihr auch mal detailliert den Triumph, der Schlag auf Schlag an ihrem Gegner vollzogen wird. Hm, eigentlich bin bei Gewalt wohl doch manches Mal explizit...
Je mehr ich drüber nachdenke, desto komplizierter wird die Sache mit der Gewalt. Ich denke jetzt, ich kann eigentlich nur sagen, dass ich Gewalt nicht prinzipiell detailliert schildere.
Meine natürliche Grenze war aber immer Sexualität, die gehört für mich nicht ins RPGespielte, und es wurde auch nie von meiner Gruppe provoziert, sie auszuspielen. Wir waren Mitte der 90er auch schon jenseits der Pubertät, das machte dieses Thema wohl weniger reizvoll.
In den drei Jahrzehnten dazwischen sind mir mittlerweile doch viele Leute begegnet, deren Schwangerschaften mehrfach scheiterten oder die mit ihrer Abtreibung noch heute zu kämpfen haben oder die Missbrauch erfahren haben oder deren Ehepartner:in (zu) früh verstorben ist oder die kürzlich Familienangehörige verloren haben - und Eltern unter uns hier werden es kennen: Die meisten Eltern können Gewalt, die an an Kindern ausgeübt wird, auch nicht im Spiel oder Film (mehr) gut sehen oder hören. Da ist also schon manches Thema problematisch, das im RPG auftauchen kann.
Kurz: Davon auszugehen, dass im Spiel die Menschen mit derartigen Vorfällen automatisch klarkommen, hielte ich heute für äußerst fahrlässig und unverantwortlich. Ich sehe die Verantwortung bei mir als SL, das Risiko zu senken, dass ich Leute erst triggere, und dann dadurch das Problem mitkriege oder es erst daraufhin gesagt bekomme.
Daher: Würde ich heute mit einer neuen Gruppe anfangen, dann würde ich diese Tools unbedingt nutzen.
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Ich habe, glaub ich, immer das Glück gehabt, SL zu haben, die qualitativ hochwertig leiten können, ohne jegliche Art von "Porn" dafür zu brauchen.
Sprich: Es wurde nie pervers, verstörend* oder eklig.
( *Also nicht dieses angenehme verstörend, wie man es beim Grusel manchmal braucht. Sondern das, wo man sich fragt, ob mit dem SL vielleicht was nicht stimmt)
)
So versuche ich es auch zu halten.
Da ich selbst vermutlich das größte Weichei am Tisch bin, funktioniert das idR. auch.
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Ich warne die Spieler bevor ich Abenteuer mit schwierigen Inhalten bringe (z.B. LotFP-Module).
Für gewöhnlich ist das allerdings nicht erforderlich, auch keine X-Card etc, da meine meisten Abenteuer recht klassisch sind: Dungeon, Fallen, Kämpfe, Verhandlungen, Schätze ...
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Ich habe, glaub ich, immer das Glück gehabt, SL zu haben, die qualitativ hochwertig leiten können, ohne jegliche Art von "Porn" dafür zu brauchen.
Sprich: Es wurde nie pervers, verstörend* oder eklig.
das ist halt das Ding: Man weiß nicht immer, was für wen jetzt "Porn" oder auf die falsche Art pervers/verstörend/eklig ist. Das hat nix mit "Weichei-sein" zu tun, sondern ist einfach persönlich unterschiedlich.
Und da ist, wenn man bewusst auch nur einen Hauch abseits des 08/15 spielen will, so ein Sicherheitswerkzeug im geistigen Werkzeugkasten IMHO nicht verkehrt.
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XCard nur auf Cons und bei Fremden.
War das nicht auch der Grundgedanke? Also Save-Space auf Cons?
Ist das ganze nicht entstanden weil auf einer Con in einem Freeleague Spiel die Spielenden sexuell genötigt wurden?
Der Typ ist doch auf Lebenszeit auf diversen Cons gesperrt/verbannt.
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XCard nur auf Cons und bei Fremden.
und bei neuen Spielen. Und ja, wenn die Gruppe und das Spiel mit seinem Ton erstmal etabliert ist, fallen viele dieser Dinge bei mir mal langsam und mal schnell weg.
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Es müsste "Safe-Space" sein.
"Save-Space" wäre, vielleicht, sowas wie "Raumsparer".
Ist das ganze nicht entstanden weil auf einer Con in einem Freeleague Spiel die Spielenden sexuell genötigt wurden?
Gibt es dazu mehr Infos? Das hört sich völlig absurd an.
Nachtrag: Müssen wir hier nicht breittreten, Links oder Text gern per PN. Danke :)
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An diejenigen, die die Absprachen bei Runde 0 machen: Schreibt ihr euch das auf, was die Spieler euch da mitteilen und legt das vor euch aus, damit ihr daran denkt?
Muss ich - zum Glück sagen - das ich das aufschreiben nicht brauche und mein gedächtnis da noch so gut funktioniert, auch das ich wenn jemand der ein Problem mit wasauchimmer hat an dem Spielabend nicht da ist ich das druchaus bringen könnte (was ich aber eigentlich auch nicht mache denn dann wäre ja irgendwie "die Tür offen").
Das mit dem auslegen wäre etwas das vieleicht an einer stelle gut gewesen, aber da gab es dann danach eine aussprache das sowas bitte nicht mehr vorkommen soll. Bei einer Kampange mit 80+ Spielsitzungen ist eine, "kleine" übertretung dann auch verschmerzbar.
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Gibt es dazu mehr Infos? Das hört sich völlig absurd an.
lagert die Story aber bitte in einem anderen Thread aus :)
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Wenn ich so drüber nachdenke bin ich vermutlich relativ nah dran an dem, was Darius als Handhabung beschreibt. Wenn etwas Neues gespielt wird - also entweder thematisch etwas Neues oder mit neuen Leuten - dann empfinde ich mittlerweile eine Sitzung 0 als etablierten Standard, zumindest jenseits eines Oneshots. Lines and Veils gehören dann dazu, wobei das auch gern mal subsummiert wird unter die allgemeine Diskussion von Erwartungshaltungen (wie die Haltung zu Charaktertoden ist, mit welchen Werkzeugen/Plattformen gespielt wird, etc.). Zudem gibt es meinem Empfinden nach gewisse Konventionen, die eine solche Abstimmung je nach Genre wichtiger oder weniger wichtig machen (z.B. Standard-Fantasy eher FSK12, keine allzu expliziten Beschreibungen von Gewalt, für alles nach dem oberflächlichen Flirt wird ausgeblendet; dagegen bei Horror mehr oder weniger zwingend Absprachen dazu, welche Arten von Horror in Ordnung sind und ob spezielle Elemente ausbleiben sollen).
Und wie JollyOrc schon sagt: je länger man sich kennt, desto eher ist es auch in Ordnung, auf explizite Absprachen zu verzichten. Gerade wenn man in ein neues Genre wechselst, schadet es aber sicher auch nicht, nochmal kurz die Erwartungen abzuklopfen.
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Gibt es dazu mehr Infos? Das hört sich völlig absurd an.
Nachtrag: Müssen wir hier nicht breittreten, Links oder Text gern per PN. Danke :)
Du hast PM.
@all Tales of the Loop / UK Gamemaster get Banned from Con
Achtung ist zwar alt kann aber unglaublich triggern.
Damit :btt:
@JOrc Jap, bei Treffen 0 sowie erste Runde mit neuen Spielern liegt immer das X auf dem Tisch.
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das ist halt das Ding: Man weiß nicht immer, was für wen jetzt "Porn" oder auf die falsche Art pervers/verstörend/eklig ist. Das hat nix mit "Weichei-sein" zu tun, sondern ist einfach persönlich unterschiedlich.
Und da ist, wenn man bewusst auch nur einen Hauch abseits des 08/15 spielen will, so ein Sicherheitswerkzeug im geistigen Werkzeugkasten IMHO nicht verkehrt.
Na klar.
(Diesen Hauch abseits gab es halt nicht.
Es war stets FSK 12) Aber 08/15 war es eben auch nicht.
Ich finde ja selbst Gruselfilme(Horror)am schönsten und gruseligsten, solange man das Monster (Oder was auch immer) noch nicht sieht.
Von mir aus müsste man es gar nicht sehen.
Was im Kopf passiert ist das Wichtigste.
Von daher würde ich sagen: Was im Vorabend Programm läuft, funktioniert idR. auch ohne Sicherheits Netze am Tisch.
Sich gut zu kennen ist der Bonus obendrauf
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Lines und Veils sind bei uns seit Ende der 80er Standard.
Und genau so lange spielen unsere Leute zusammen, wenn auch immer mal in wechselnder Besetzung. (Ausnahme ist ein Spieler, der ist erst vor 20 Jahren dazugestossen...)
Insofern und da wir uns alle (eng befreundet) gut kennen und alle ein gesetztes Alter erreicht haben, ist da auch kaum noch Absprache notwendig.
Wir spielen auch eher FSK16.
Ich vermisse in der Aufzählung auch noch das, was ich "Session 0 Disclaimer" nenne. Also die "in diesem Abenteuer / Kampagne kann folgendes passieren... Ist das okay? Rechnet damit..." Erklärung.
Die X Card verwenden wir nicht, weil die Spieler einstimmig dies als "brauchen wir nicht" erklärt haben.
Sollte es mal grenzwertig werden, dann kann jeder STOP sagen (oder rausgehen) und dann ist das wie eine X-Card.
In einer Runde, wo alle seit 30 Jahren wirklich eng befreundet sind und man gemeinsam auch eine Menge Mist erlebt hat,
kann auch jede(r) jede(n) in den Arm nehmen und zur Not auch mal auf die individuellen Probleme eingehen. Ist ja nicht so, dass wir das nicht alle schon mal zusammen erlebt haben.
Ich würde (im übrigen) das Spiel sofort unterbrechen und auch erst weiter spielen, wenn alle wieder okay sind (oder man bricht für den Abend ab)und gut.
Ansonsten halte ich die X Card für hilfreich und würde sie auch anwenden.
"Och, das gab's früher auch alles. Wir hatte nur keine so schicken Namen dafür..."
...und damit Schwierigkeiten das zu theoretisieren, das zu iterieren und als Community zielgerichtet darüber zu sprechen.
Glaubst Du das wirklich?
Meinst Du echt, dass wir vor 2000 aD noch in Fellen gehüllt auf den Bäumen gesessen und uns mit Feuersteinen beworfen haben, anstatt Feuer damit zu machen?
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Glaubst Du das wirklich?
Meinst Du echt, dass wir vor 2000 aD noch in Fellen gehüllt auf den Bäumen gesessen und uns mit Feuersteinen beworfen haben, anstatt Feuer damit zu machen?
Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Das habe ich doch gar nicht gemeint oder gesagt? Was ist das für ein Vergleich?
Wogegen ich mich wehre – und das will ich damit sagen – sind diese, gerne für Lacher und Kopfgetätschel, vorgebrachten Sprüche á la „Ohhhhh, was macht ihr jungen Rollenspieler, die das Hobby seit 15 Jahren betreiben, da denn für ein großes Ding draus? Warum habt ihr da denn einen Begriff für? Wir, die wir ja schon viel länger dabei sind, wir haben das schon immer so gemacht!“. Die gehen mir massiv auf die Nerven!
Klar, dass ihr in euren Runden implizite Sicherheitstechniken hattet, glaube ich euch. Aber einen Begriff für diese Techniken zu prägen und vielleicht sogar konkrete Einzeltechniken zu benennen, erleichtert die Diskussion darüber. Ist wie mit dem „Quantenoger“ oder „Simulationismus“. Wir reden hier tatsächlich über eine Technik und jeder kann sie referenzieren und wissen, was gemeint ist. Und einen Einzelbegriff verwenden, um die anzuführen. Sprachökonomisch sehr sinnvoll.
Dass JollyOrcs Anfangspost direkt im ersten Antwortpost ins Lächerliche gezogen werden muss („Das wusste schon meine Oma!“) irritiert mich. Man kann bitte auch einfach mal ernst genommen werden.
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Man kann bitte auch einfach mal ernst genommen werden.
Ja, aber das gilt auch für beide Seiten, oder?
Ich spreche mal von damals (ist sogar "on topic"). Vampire the Masquerade kam 1991 auf den Markt, relativ zeitnah auch in deutscher Sprache.
Damals war das Rollenspiel total en vogue, weil sehr viele Medien in diesem Genre die Runde machten - Bram Stoker's Dracula (92), Interview mit einem Vampir (94 und vorher die Romane), The Crow (94) etc. etc. Eigentlich waren die ganzen 90er eine große "Welt der Dunkelheit" Modewelle. Und das nicht nur im Rollenspiel.
Die Leute waren gerade zu versessen auf diese Themen und stürzten sich mit Freude ins Unbehagen.
Damals gab es die X-Card nicht. Und auch Begriffe wie Lines und Veils. Sie hiessen nämlich einfach nur anders.
Trotzdem hat jeder halbwegs verantwortliche Spielleiter in diesen Genres (es gab auch genug unverantwortliche, aber die gibt es heute auch) über Grenzen und Exit-Strategien mit den Spielern gesprochen. Da damals BDSM auch gerade in Mode kam, war es eben nicht die X-Card, sondern das Safe-Word.
Warum stoße ich mich jetzt an Deiner oben stehenden Aussage?
Weil es nicht stimmt, dass man sich früher nicht über Themen präzise artikulieren konnte. Manche Begriffe waren anders. "Goths waren Gruftis..."
Aber trotzdem hat man sich Gedanken gemacht und kommuniziert.
Communities waren kleiner und regionaler, aber deswegen fand trotzdem ein Austausch statt. Und mit dem Aufkommen des Internets (und das gab es auch schon vor dem Jahr 2000) wurde das auch immer überregionaler.
Ich persönlich hab genau in dieser Zeit ab 1992 neben dem Studium in einem Jugendzentrum im regionalen "Ghetto" gearbeitet und habe da sehr tief in die Jugendszenen reinschauen können. Und durfte mir auch ganz viel nebenberufliche Kenntnis zum Thema Sozialpädagogik aneignen. Die ganzen Thematiken sind nicht neu und nur weil sie jetzt ein paar Begriffe in "fancy" übersetzt wurden, hat man sich damals auch nicht anders oder weniger präzise über Themen wie persönliche Grenzen, Tabuthemen oder Exit Strategien ausgetauscht. Wenn man denn die Notwendigkeit sah.
Es scheiterte aber nicht an Möglichkeiten.
Und Deine Oma wusste das vielleicht auch, denn die Hippies in den 70ern hatten auch schon genau das gleiche - Social commitment and exchange.
Ein Großteil dieser Sozialwissenschaften ist immerhin in den 60ern und 70ern entwickelt worden.
Sich jetzt hinzustellen, als wäre das alles erst im neuen Millenium definiert worden und früher hätte man nur unpräzise herumstammeln können, ärgert mich einfach.
Und übrigens: Ja, damals (wieder dieses Wort) haben zu viele Rollenspieler darauf verzichtet und viel zu oft (einmal ist zu oft) sind da Grenzen verletzt und Rollenspieler emotional verletzt worden - aber nicht weil es die Themen, die (damals aktuellen) Begrifflichkeiten oder die Techniken nicht gab, sondern weil es zu oft zu sehr auf die leichte Schulter genommen wurde oder weil die Spielleiter gleichgültig waren. Manche haben das sogar ganz bewusst versucht, Grenzen zu erreichen und zu triggern. Eben, weil genau das en vogue war.
Das hat aber nichts damit zu tun, dass man sich nicht informieren oder austauschen konnte, sondern nur, dass damals zu viel Leute zu gleichgültig waren und die Verantwortung nicht sehen wollten. Und auch das ist heute nicht anders.
Der große Unterschied zu heute ist, dass diese Modewelle massiv abgeflaut ist und dass die Themen heute mehr und häufiger thematisiert werden. Das ist aber eine Frage von Quantität und nicht von Qualität.
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Stimme Boba hier voll zu.
Die Mechaniken gab es schon immer, die Bezeichnungen und evtl. die Art der Anwendung hat sich geändert (X-Karte/Safe Word). Geredet wurde aber auch damals schon drüber, und das nicht weniger eloquent - ob dieser heute vorherrschende Trend alles zu kategorisieren tatsächlich besser funktioniert, da würde ich als Kommunikationswissenschaftler drüber diskutieren (aber nicht an dieser Stelle ;) ).
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Nur ein paar Gedanken:
Ich meine, dass es einen Unterschied macht, ob man eine Geschichte konsumiert, die bereits abgedreht bzw. niedergeschrieben ist (Film/Buch), oder ob man Teil einer Geschichte ist, die gerade passiert und in der man Dinge verändern kann.
(Oder hätte verändern können, wäre man rechtzeitig vor Ort gewesen)
Bei ersterem hat man keine Verantwortung.
Da man nichts daran ändern kann.
Bei zweitem schon. Und eben das macht Rollenspiel etwas problematischer.
Ala "Da ist was furchtbares passiert, und Du (deine Figur) hat es nicht verhindert."
Dass es nicht real ist, ist sicher ein Trost.
Aber selbst in so einer Situation zu sein (und wenn es nur in Rolle ist) wiegt trotzdem schwerer, denke ich.
Und anders als beim Fernsehen, kann ich hier nicht einfach ausschalten.
Ich muss ja erstmal in der Geschichte bleiben.
Daher würde ich behaupten dass im Film wesentlich mehr ertragbar ist, als beim Rollenspiel.
Dass aber, denke ich, SL sich häufiger durch diese Medien inspirieren lassen, ohne zu bedenken, dass im Rollenspiel alles nochmal heftiger ist.
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Daher würde ich behaupten dass im Film wesentlich mehr ertragbar ist, als beim Rollenspiel.
Dass aber, denke ich, SL sich häufiger durch diese Medien inspirieren lassen, ohne zu bedenken, dass im Rollenspiel alles nochmal heftiger ist.
Interessanter Ansatz, aber bei mir ist es genau andersrum. Dadurch das ich im Rollenspiel die Möglichkeiten habe zu agieren und nicht hinnehmen muss was mir der Film präsentiert sind für mich Filme (Bücher, Medien, Spiele suw.) schwerer zu ertragen. Klar kann es im Rollenspiel durch den Zufallsfaktor nicht immer gut ausgehen, aber man hatte die Chance das richtige zu tun oder zumindest in seinem Sinne Einfluss zu nehmen.
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Klar kann es im Rollenspiel durch den Zufallsfaktor nicht immer gut ausgehen, aber man hatte die Chance das richtige zu tun oder zumindest in seinem Sinne Einfluss zu nehmen.
So sollte es ja auch sein, eigentlich.
Im Bereich Grusel/ Horror begegnen die Figuren aber häufig Schlimmen Dingen, die früher (vor ihrem Eintreffen) passiert sind.
- Irgendwas was den Spuk, das Grauen whatever rechtfertigt.
Überhaupt ist dieses "Hier ist etwas furchtbar Schreckliches geschehen" ja ein gängiges Werkzeug um Grusel zu erzeugen.
Häufig kommt dann hinzu: "Und es wird wieder geschehen, wenn ihr es nicht verhindert."
Edit.
Das betrifft ja nicht nur den Bereich Grusel/ Horror. Sondern auch in Krimis / Thrillern wird damit Stimmung gemacht
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Die hohe Anteilnahme und das Tragen der Konsequenzen meiner Taten, das sind die Sachen, die für mich das Rollenspiel so reizvoll machen.
Und ja, das hat ein/e SL zu beachten.
Leider stimmt es auch, dass viele Menschen sich in passiven Medien Film/TV und auch Text viel mehr antun, als wenn sie die Handlungen selber durchführen müssen (auch virtuell) und dann Konsequenzen entstehen (nein, Freeport, nicht wieder über Game of Thrones herziehen...).
Und deswegen muss es Mechanismen zum Aussteigen im Rollenspiel geben - ich glaube darüber streitet niemand. Nur gibt es da keine allgemeine Lösung und jede Lösung hat vor und Nachteile. Man muss die finden, die einem und der Gruppe am besten passt. Wie man die dann nennt ist absolute Nebensache. ;)
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Wie man die dann nennt ist absolute Nebensache. ;)
Ich würde sogar so weit gehen zu sagen "wie man das macht" ist absolute Nebensache.
@Issi
Dieses Foreshadowing es ist was Schlechtes passiert und es wird wieder passieren etc. ist ja in den meisten Medien nicht anders. Tendenziell passiert ja erst mal was Schlimmes und dann baut sich die Geschichte auf um zu zeigen, hey es ist ernst und nicht abstrakt. Von daher sehe ich da nicht den riesen Unterschied zwischen Unterhaltungsmedium im Allgemeinen und Rollenspiel. Ausnahmen wird es auf beiden Seiten immer geben.
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Die hohe Anteilnahme und das Tragen der Konsequenzen meiner Taten, das sind die Sachen, die für mich das Rollenspiel so reizvoll machen.
Auf jeden Fall.
Kann auch sein, dass ich völlig daneben liege aber ich vermute, dass manche hier befürchten, dass die X- CARD ua. Tools ein bisschen wie die Safe Words bei SM- Praktiken verwendet werden.
(Dazu einladen, mehr "Schmerz"zuzulassen, als man ohne sie ertragen hätte) ~;D
Ob das wirklich so ist, kann ich nicht beurteilen.
Das können vielleicht die, die sowas auch nutzen.
Ganz ausschließen würde ich es nicht.
Würde aber ebenso gut annehmen, dass sie in vielen Gruppen nichts derartiges provozieren (sollen), sondern einfach nur dem Wohlbefinden halber auf dem Tisch liegen.
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Ich würde sogar so weit gehen zu sagen "wie man das macht" ist absolute Nebensache.
@Issi
Dieses Foreshadowing es ist was Schlechtes passiert und es wird wieder passieren etc. ist ja in den meisten Medien nicht anders. Tendenziell passiert ja erst mal was Schlimmes und dann baut sich die Geschichte auf um zu zeigen, hey es ist ernst und nicht abstrakt. Von daher sehe ich da nicht den riesen Unterschied zwischen Unterhaltungsmedium im Allgemeinen und Rollenspiel. Ausnahmen wird es auf beiden Seiten immer geben.
Naja, im Rollenspiel kann ich selbst zwischen den Leichen herumwandern und die untersuchen. Muss ich sogar, wenn ich den Fall aufklären will/muss/soll.
Im Film sehe ich nur was mir die Kamera ( kurz und häufig Magenfreundlich) zeigt
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Naja, im Rollenspiel kann ich selbst zwischen den Leichen herumwandern und die untersuchen. Muss ich sogar, wenn ich den Fall aufklären will/muss/soll.
Im Film sehe ich nur was mir die Kamera ( kurz und häufig Magenfreundlich) zeigt
Was der Film dir zeigt und was in deinem Kopf für ein Bild dazu entsteht sind zweierlei. Du interpretierst in das gespielte herumwandern zwischen Leichen ja auch tendenziell mehr hinein als ich obwohl die Situation ja komplett nur in deiner Vorstellung stattfindet. Und da bevorzuge ich eben die Möglichkeit diese Vorstellung aktiv mitzugestalten als unveränderlich vorgeführt zu bekommen was passiert auch wenn in mir alles schreit nein. Was sich bei mir auch darin zeigt, dass ich eher geneigt bin Filme und Bücher zu beenden, wegzulegen als ein Spielabend abzubrechen.
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Was der Film dir zeigt und was in deinem Kopf für ein Bild dazu entsteht sind zweierlei. Du interpretierst in das gespielte herumwandern zwischen Leichen ja auch tendenziell mehr hinein als ich obwohl die Situation ja komplett nur in deiner Vorstellung stattfindet. Und da bevorzuge ich eben die Möglichkeit diese Vorstellung aktiv mitzugestalten als unveränderlich vorgeführt zu bekommen was passiert auch wenn in mir alles schreit nein. Was sich bei mir auch darin zeigt, dass ich eher geneigt bin Filme und Bücher zu beenden, wegzulegen als ein Spielabend abzubrechen.
Als SL bin ich die Kamera. Sprich: Alles was sich die herum wandernden Figuren genauer ansehen wollen, muss ich auch beschreiben.
Das geht sicherlich schonender oder nicht schonender.
In Buch und Film erfahre ich häufig nur, was bei Detektiv X am Ende bei der Untersuchung herausgekommen ist.
(Es stimmt natürlich, dass echte Bilder anders wirken als Kopfkino. Aber auch das würde ich nicht unterschätzen)
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In Buch und Film erfahre ich häufig nur, was am Ende bei der Untersuchung herausgekommen ist.
Da ist in der Tat ein unangenehmer Trend, das Autoren sich zu einem "tell, don´t show" herablassen.
SL mal außen vorgenommen ich argumentiere aus der Konsumentenperspektive aka Spieler. Der SL hat ja weniger die Rolle des Beeinflussers in einer Geschichte, er ist mehr der Rahmensetzer in welchem Entscheidungen gefällt werden können.
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Hallo zusammen,
ich habe vor kurzen im Rahmen eines Rollenspiel Vereins eine Runde Paranoia angefangen. Paranoia ist ein satirisches Tollenspiel indem man einen Eliteagenten einer Diktatur spielt der Abweichler ausschalten soll und gleichzeitig Mitglied in einer gegen das Regiem arbeitenden Gruppe und ein Mutant, werden ebenfalls ausgeschaltet, ist.
Von da aus habe ich eine Menge Trigger gesehen, der "Klassiker" ist das Mutanten mit einem gelben M, natürlich an Anlehnung an den Judensten, gekennzeichnet werden.
Die Trigger die mir eingefallen sind habe ich bei der Vorstellung im Forum ausdrücklich erwähnt.
In der Runde 0, hauptsächlich Charaktererstelllung, System Erklärung und Vorstellung des Hintergrunds habe ichj dann auch gefragt was an Triggern nicht in der Mission vorkommen sollte. Die Trigger habe ich dann auch im Discord der Runde schriftlich fixiert.
Danach habe ich dann gefragt wie wir mit Situationen umgehen wollen wenn neue Trigger dazu kommen. Da habe ich ausdrücklich X Cards angesprochen. Die Runde ist der Meinung das man sich dann im Kreis bemerkbar machen würde.
Das Erlebnis das mich zum Thema Sicherheitstools gebracht hat fand in meiner Online Runde, ebenfalls Paranoia, statt. Da hat sich vor dem nächsten Termin ein Spieler gemeldet und wollte mich sprechen. Bei ihr hatte eine Szene getriggert bei der die Charaktere operiert wurden, keine ekelige Beschreibung und auch keine negativen Konsequenzen für die Charaktere, es wurde Cyberware eingebaut. Aber der Kontrollverlust in der Szene hatte den Spieler getriggert.
Die Erkenntnis das es eben auch solche "normalen" Szenen sein können die Spieler triggern hat dafür gesorgt das ich das Thema inzwischen ernster nehme.
Gruß Jochen
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(Langer Beitrag)
Ich finde, das trifft es einerseits, geht aber auch ein bisschen an der Sache vorbei.
Klar wird mit die X-Card nicht begrifflich etwas gefasst, wofür es früher überhaupt kein konzeptionelles Handwerszeug gab. Ich finde aber auch gar nicht, dass das hier so dargestellt wurde.
Die X-Card dreht sich um ein Problem, das auch früher schon und auch anders angegangen wurde - aber sie setzt auch andere Schwerpunke, und im Zusammenhang mit ihr wird das Thema schon auch begrifflich anders gefasst. Und das kann bei aller Spitzfindigkeit schon etwas sein, worauf sich hinzuweisen lohnt.
Die Spitzfindigkeit ist zum Beispiel kein Safeword, weil das Safeword impliziert, dass du an die Grenze gehen willst und deshalb ein Sicherheitsnetz willst, wenn du mal darüber hinaus rutschst. Das ist was anderes. Sie ist auch keine Exitstrategie, weil die Existstrategie eine Methode für die betroffene Person ist, eine problematische Situation zu verlassen, gerade, wenn die Situation selbst das eben nicht bereitstellt (deshalb müssen ja vom Inidivduum selbst "Strategien" entwickelt werden). Das ist alles thematisch dicht beieinander und kann auch mal ineinander übergehen, aber die X-Card formuliert etwas - und zwar spezifisch auf Rollenspiel bezogen! - neu: Die gefordere Selbstverständlichkeit von emotionaler Achtsamkeit in der Runde.
Ich gehöre etwa zur gleichen Spielergeneration wie du, Boba, und wir waren damals ALLE linke Szene, wir waren alle allermindestens auf dem Antisexist:innen und Antirassist:innen, wir waren uns bewusst, wenn problematische Runden in unseren Inhalten auftauchten - aber bei uns war keinesfalls klar, dass irgendwie problematische Inhalte eventuell auch ein Grund sein könnten, eine Runde zu unterbrechen und unsere Sozialdynamik als Gruppe zu überprüfen. Wir hatten da im Rollenspielbereich eigentlich keine Begriffe und Werkzeuge für, so etwas wurde auch in dem gedruckten Material, das wir hatten, in aller Regel nicht erwähnt. Wir hatten wenig bis gar keine Con-Kontakte, deshalb ist das, was es gab, vielleicht auch an uns vorbeigegangen, aber mein Eindruck von der Szene war damals immer die Haltung: The Show must go in, was in der Spielwelt passiert, ergibt sich nur logisch aus den Ereignissen in der Spielwelt, deal with it. Und wenn uns das in problematische Gefilde geführt hat, waren wir manchmal ganz schön hilflos. Kann sein, dass vieles an uns vorbeigegangen ist, was damals in der Debatte lief - aber dasss Sicherheitswerkzeuge wie die X-Card heue explizit in Bezug auf Rollenspiel entwickelt und diskutiert werden, hat mir persönlich schon neue Begriffe und neues konzeptionelles Werkzeug an die Hand gegeben.
Deshalb würde ich nicht so schnell sein mit dem "Ach, die jungen Leute, das haben wir doch auch schon alles gemacht." Es gibt die Arroganz der "jungen Leute", die sich einbilden, noch niemand wäre vor ihnen auf den ähnlichen Gedanken gekommen. Es gibt aber auch die Arroganz der alten, die nur halb hinhören und dann sagen: "Das haben wir doch auch schon alles gemacht." Und ehrlich gesagt finde ich, dass letzteres das größere Kommunikationshindernis ist, weil sie evtl. verhinder, dass neue Aspeke eines Themas wahrgenommen werden. (Und ich nehme mich da als Alter gar nicht aus.) Ich glaube, es lohnt sich, den Impuls zu überwinden, es von vornehrein aus lauter Lebenserfahrung besser gewusst haben zu wollen. Heißt nich, dass man seine Erfahrungen nicht teilen sollte, aber vielleicht nicht mit "Ach, das kenne ich doch alles schon!" anfangen und der anderen Seite damit die Relevanz absprechen.
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Swanosaurus - der Beitrag so passt leider so nur noch sehr wenig zu der Anfrage von mir, diesen Thread NUR mit Beispielen zu füllen, wie und warum man Sicherheitstools verwendet.
Mir geht es hier nicht um Generationenbashing, rechts-links-oben-unten-woke-sonstwas Unterscheidung, sondern um die wirklich persönlichen Gründe und dann vor allem um die Umsetzung: Welche Tools werden genutzt, und wie?
Der Thread ist genau deswegen nicht in Rollenspiel und Gesellschaft, weil er nicht diskutieren soll, ob Sicherheitstools wichtig und richtig sind, sondern dass Interessierte hier nachlesen können, warum sie eingesetzt werden, und, viel interessanter, wie.
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Ich tue mich schwer damit, Sicherheitstools zu verwenden. Vermutlich liegt das daran, dass ich (subjektiv empfunden) harmlosere Setting, Genres und Themen bespiele. Horror zum Beispiel spielleite ich eigentlich gar nicht und ernste Themen auch eher nicht. Bei mir ist es meist harmloser Spaß - Gegner werden zwar besiegt (und ggf. getötet), aber da liegt bei mir ohnehin ein Schleier drüber, weil ich explizite Gewaltdarstellung nicht mag. Harmloser Action-Fun.
Hinzu kommt, dass ich inzwischen wenig mit fremden Leuten oder gar online spiele. Da ist das Risiko dann auch geringer, unbemerkt in problematische Situationen zu spielleiten, weil man einfach die volle Bandbreite menschlicher Kommunikation ausnutzen kann. Ich bemühe mich also, meine Spieler dahingehend im Blick zu behalten, was sie für verbale oder nonverbale Signale senden.
Was ich allerdings gerne mache ist vorher Lines & Veils abzusprechen. Zumindest grob - und ich verweise immer darauf, dass man mir oder den Mitspielern gerne einen unauffälligen Wink geben oder auch offen ansprechen kann, wenn einem etwas nicht so passt. Man kann meiner Meinung nach schlicht nicht alles vorher besprechen und ein offenes Klima und eine tolerante Fehlerkultur ist da meiner Meinung nach mehr wert, als festgelegte Mechaniken (die wie wir ja bei dem Koebel Vorfall gesehen haben auch grandios versagen können). In Kommunikation passieren immer auch Fehler – damit vernünftig umzugehen ist meiner Meinung nach eine gute Grundvoraussetzung für ein soziales, kommunikatives Hobby wie Rollenspiel.
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Swanosaurus - der Beitrag so passt leider so nur noch sehr wenig zu der Anfrage von mir, diesen Thread NUR mit Beispielen zu füllen, wie und warum man Sicherheitstools verwendet.
Mir geht es hier nicht um Generationenbashing, rechts-links-oben-unten-woke-sonstwas Unterscheidung, sondern um die wirklich persönlichen Gründe und dann vor allem um die Umsetzung: Welche Tools werden genutzt, und wie?
Der Thread ist genau deswegen nicht in Rollenspiel und Gesellschaft, weil er nicht diskutieren soll, ob Sicherheitstools wichtig und richtig sind, sondern dass Interessierte hier nachlesen können, warum sie eingesetzt werden, und, viel interessanter, wie.
Sorry, habe nicht bedacht, dass es vielleicht nicht so ideal ist, gerade den Faden von Bobas Beitrag aufzunehmen ...
Zu den Sicherheisttechniken: Habe ja schon an anderer Stelle geschrieben, dass ich in offenen Runden die X-Card verwende und mich damit wohlfühle, sie allerdings noch nie angetippt wurde ...
In unserer "heimischen" (Online-Runde) gibt's ne Sessions Zero vor neuen Kampagnen, meistens mit eher geringem Fokus auf Lines & Veils. Bei unserer letzten Shadowrun-Kampagne haben wir aber darüber gesprochen, wie wir mit genretypischer Gewalt umgehen und wie moralisch/amoralisch unsere Runner agieren. Das war mir relativ wichtig, weil ich tatsächlich in den letzten Jahren ein bisschen empfindlich bei gegenwartsnaher Actionfilm-Gewalt geworden bin; gar nicht wegen mehr oder weniger expliziter Gewaltdarstellungen, aber weil mir der Tod von Menschen in Settings, die ich leicht in Zusammenhang mit meiner eigenen Lebensweklt bringen kann, mir ein bisschen nahegeht und ich es nicht gut verwinden kann, wenn dutzendweise namenlose Figuren abgekillt werden, nur, um den coolen Move einer Hauptfigur vorzuführen. Da sind wir dann übereingekommen, dass unsere Runner immer versuchen, unblutig vorzugehen und das unsere Maßgabe lautet: "Ein Run, bei dem jemand draufgeht, ist immer schlecht gelaufen."
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Vieleicht noch etwas zu Sicherheitstools auf Cons,... mag also ein teilsegment des eigentlichen Themas sein.
Ich sehe da zum einen auch den Aushang am schwarzen Brett als Sicherheitstool.
Dort kann ich als SL reinschreiben "Ich biete für 4 Spieler ein Abenteuer des Systemes 'Horror - Blood & Gore' an" Tisch 666 in Raum 6 beginn 18:00 vorraussichtliches Ende 24:00 oder später. In dem Abenteuer geht es um Jack the Ripper in New York. Vorgefertigte Figuren Stufe 3. Folgend 4 Zeilen Teastertext..."
Zumindest erwarte ich dann das die Leute die an meinem Spieltsich erscheinen gelesen haben was ich draufgeschrieben habe.
Ich dachte anfangs das ist zumindest einen Teil "meiner SL Seite" der Session 0 abdeckt und gegebenenfalls Leute die sich schon vor diesen Teasertext angetriggert fühlen erst garnicht an den Tisch kommen. (das mag jezt ausschliessend wirken und ist es wohl ggf auch, aber auf der anderen Seite würde ich auch Leute ausschliessen die auf der anderen Seite des Spektrums aus dem Rahmen fallen, etwa wenn ich das Abenteuer "Auf der Blumenwiese" mit dem System "Verzauberter Pinker Einhornwald im Friede Freude Eierkuchenland" anbieten würde und da dann als erstes nach den Waffen fragen,...)
Leider muss ich aber auch da sagen das die Pisastudie mit der Leseschwäche (und wenn es doch nur das wäre) auch hier oft genug durchschlägt. "Ist das hier Raum 8?" "Ich kann nur bis 22:00 dann fängt eine andere Runde an wo ich mitspielen will,..." "Kann ich eine eigene Figur spielen? (Hat nur dreimal soviel EP wie deine vorgefertigten,...)" "Wir sind zu zweit und spielen nur zusammen, geht das in ordnung wenn wir uns den lezten platz 'teilen?'"
Kommt dann schlussendlich zu dem Punkt das man vor dem Spiel nochmal sich aussprechen muss.
Zumindest das "getriggert" werden - ist auf meinen Conrunden bisher noch nie passiert (oder es war so gut versteckt das ich es nicht bemerkt habe, ich bin ja schliesslich kein übermensch). Insofern gehe ich schon davon aus das mein Sicherheitskonzept nicht völlig Banane ist (und ja ich spiele gerne mit Horrorelementen im Fantasybereich, was ich dann ggf auch eben draufschreibe - ein jack the Ripper Szenario in einer fantasywelt hab ich etwa in meinem Portfolio an Conabenteuern - aber ich leite auch ab und an mal sowas wie "Teenagers from outer Space").
Aber die anderen Aussetzer da rollen sich mir immer wieder die Zähennägel hoch.
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Beeindruckend dass du bei solchen... Anfragen... dann noch den Willen aufbringst einen weiteren Schritt auf die Leute zuzugehen.
Mir wäre da die grundsätzlich Erwartete Eigenleistung nicht im hinreichenden Maße vorhanden gewesen.
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Beeindruckend dass du bei solchen... Anfragen... dann noch den Willen aufbringst einen weiteren Schritt auf die Leute zuzugehen.
Mir wäre da die grundsätzlich Erwartete Eigenleistung nicht im hinreichenden Maße vorhanden gewesen.
Ich mache gerne einen Schritt auf die "Leuten" zu, auch wenn es nur sein mag ihnen den Weg zur Tür zu weisen. (Mag auch ein sicherheitstool sein "Spiel nicht mit Idioten" (*))
Was wäre denn die alternative? Das ich mich als SL aufrege und ärgere? Hat niemand was davon, ich nicht und erst recht nicht die anderen Spieler die alles "richtig" gemacht haben (was immer noch die überwältigende mehrheit ist (#)).
Bei der Masse an Cons auf die ich ging/gehe, passiert das dann doch eher selten. Aber jedes mal wenn es passiert ist es immer etwas das starke Verwirrung in mir auslöst. Da muss ich nicht mal SL sein, ich sehe ja auch was andere Spielende da als an Vorstellungen am Spiel mit sich rumschleppen.
(*) Im übrigen führe ich eine schwarze Liste mit Leuten mit denen ich nicht 'mehr' spielen will. (Das mag auch ein Sicherheitstool sein) Aber auch da bin ich in der Regel Mensch genug um nach einiger Zeit da nochmal jemand eine zweite Chance zu geben,... (Ich hab es leztes Jahr wieder fast berreut)
(#) Was mich zu den Punkt bringt das man viele Sicherheitstools die meiste Zeit gar nicht braucht, aber wie oft braucht man den Sicherheitsgurt im Auto? Ich fahre doch recht viel und gebraucht hatte ich den glaube ich genau 1x und selbst da denke ich wäre es ohne auch nicht wirklich lebensbedrohlich gewesen. Würde nicht auf die Idee kommen nur weil ich etwas extrem selten brauche es als völlig unwichtig anzusehen.
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Keine Ahnung, ne "passt für alles" Alternative könnte ich dir auch nicht liefern.
Prinzipiell würde ich aber dann vermutlich das drumherum an den Befindlichkeiten der Spieler ausrichten die die Beschreibung gelesen haben. Andere dürfen dann auch mitspielen, aber mögen sich dann mit Wünschen die vorher kommuniziertem Gegenläufig sind etwas zurückhalten.
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Edit.
Den Exit-Knopf oder (X Card whatever) würde ich dann am ehesten zücken, wenn ich spürbar nicht die einzige am Tisch bin, der es zuviel wird. Aber vielleicht die einzige, die es schafft auf den Knopf zu drücken.
(Ala - die SL findet es toll, der Rest nicht)
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Issi: Dieser Thread ist NICHT dazu da, zu diskutieren, ob dieses oder jene Sicherheitstool generell sinnvoll ist, sondern NUR dazu, aufzuschreiben, welche Werkzeuge man tatsächlich warum und wie benutzt.
Ich als Threadersteller bitte Dich, den oberen Teil Deines Kommentars rauszunehmen.
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Was mir immer noch nicht einleuchtet:
Angenommen ich sitze in einer Horror Runde, und merke ich bin die einzige Person am Tisch, der es gerade zuviel wird.
Alle anderen scheinen es zu mögen.
Wäre es da nicht plausibler, ich lasse die anderen weiter spielen, und gehe für einen Moment raus?
Können mich ja wieder reinholen, wenn die Szene vorbei ist.
Es gibt da die sog. "Open Door Policy" als Safety Tool, das ist im Grunde genau das. Jeder darf jederzeit einfach den Raum verlassen. Es werden keine Fragen gestellt und auch der Grund ist egal.
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Nachdem wir den anderen Thread wegen wiederholter Eskalation geschlossen haben und es auch dem Wunsch des Threaderstellers entspricht, hier bitte wirklich nur über die Sicherheits-/Kommunikationswerkzeuge berichten, die Ihr auch selbst verwendet oder verwendet habt.
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Tatsächlich nutze ich das auch. Hat nur noch nie jemand aktiv angewendet.
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Mit Leuten, die ich nicht oder nicht gut kenne, spiele ich mit folgenden Safetytools:
- Lines & Veils. Lassen sich online super über ein geteiltes Dokument abfragen und es muss auch niemand sagen, was und wie angespielt werden muss. In Runden, wo wir uns schon ein bisschen kennen, sprechen wir aber auch manchmal darüber. Aber das ist auch kein Muss.
In unserer Supernatural-Runde hatten wir ein eigenes Dokument mit "Tabus", damit die anderen SLs und Mitspielenden wussten, was nicht angespielt werden soll bzw. wo die SL vorher kurz Bescheid sagt oder es abschwächt/anpasst.
- Open Door Policy. Es kann immer passieren, dass man das Spiel doof findet, Kopfweh bekommt oder was weiß ich. Ich habe bisher noch nie erlebt, dass eine Person ohne Erklärung aufgestanden ist, aber es wird kommuniziert, dass man ohne Rückmeldung gehen darf.
- X-Karte. Habe ich einmal benutzt bisher (und im Nachhinein wäre da ein Script Change sinnvoller gewesen). Aber ich finde es gerade bei Oneshots mit unbekannten und wenig bekannten Personen wichtig, so etwas zu haben.
- Script Change. Da die Erklärung schon immer recht lange dauert, wäre das etwas für längere Runden, aber ich mag die Idee, dass man die Inhalte nicht einfach rausnimmt (was auch geht), sondern einfach "zurückspult" und die Szene noch einmal aufbaut.
Achja, und wer mich mal in Streams gesehen habe, ich trage eigentlich immer ein Safetytools-T-Shirt :D
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Es gibt da die sog. "Open Door Policy" als Safety Tool, das ist im Grunde genau das. Jeder darf jederzeit einfach den Raum verlassen. Es werden keine Fragen gestellt und auch der Grund ist egal.
Ah okay !
@
JollyOrc
Gemacht.
(Der gelöschte Teil hat mir bei der "Wie" Findung geholfen. - wusste nicht, dass das auch ein Tool ist)
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Wenn einem der Verlauf von einer Diskussion (nach mehreren Anläufen und Seitensträngen) nicht passt, dann macht man noch ne Bude auf und schließt die böse Gegenmeinung einfach aus. Ein klassischer JollyOrc :d
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Wenn einem der Verlauf von einer Diskussion (nach mehreren Anläufen und Seitensträngen) nicht passt, dann macht man noch ne Bude auf und schließt die böse Gegenmeinung einfach aus. Ein klassischer JollyOrc :d
Wenn man das Gefühl hat, dass das einzige, was einem zu einem Thread einfällt, ein persönlicher Angriff ist - einmal tief durchatmen und dann einfach sein lassen. Widerspricht nicht nur der Hausordnung, sondern macht auch nie irgendwas besser.
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Ich habe Lines & Veils nie ihren Namen nach genutzt, aber die Frage „sollen wir abblenden?“ gehört zum Standardrepertoire.
Es benannt zu haben dürfte aber das Vertrauen erhöhen, dass sich Leute wirklich darauf verlassen können. Benannte Muster bilden, auf die wir uns stützen können.
X-Karte nutzen wir keine, aber zumindest ich versuche immer alle im Blick zu halten. So wie ich als SL darauf achte, dass alle nach Möglichkeit genug Spielzeit haben, achte ich darauf, ob sich alle wohlfühlen, und frage nach, wenn ich Zweifel habe. Und ich wurde auch schon gefragt, ob es OK ist. Wobei wir dann eher einfach die Zeit zurückdrehen und die Situation anders spielen. So wie wir das bei Verständnisfehlern oder Regelfehlern auch machen.
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Ich verwende Lines & Veils, X-Karte und Open Door, das alles je nach Kontext mehr oder weniger explizit.
Bei mir hängt es sehr von meinem Mitspielenden ab, wie ich die Techniken einbringe und erkläre.
Bei Cons gehe ich davon aus, dass die Leute am Tisch die Begriffe kennen und frage daher kurz
ob sie klar sind und erkläre nochmal kurz.
Letztens habe ich auf einer Brettspielmesse Kennenlernrunden für P&P angeboten. Da kamen
Leute vorbei, die kannten diese Art von spielen kaum. Die Spanne der Bekanntheit war hier enorm,
von "Wir haben daheim auch ne D&D-Runde" über "Habs bisher nur in Streams gesehen aber noch
nie ausprobiert" bis hin zu "Ah, ist das das Ding aus Stranger Things" war alles dabei.
Vor allem in Runden für die Rollenspiel eine komplett neue Erfahrung war habe ich es vermieden
die Techniken konkret zu benennen. Sogar den Begriff "Sicherheitstools" habe ich vermieden.
Ich wollte es vermeiden Assoziationen zu wecken, es würde sich jetzt um ein "gefährliches" Spiel
handeln.
Anstatt dessen habe ich es sehr allgemein eingeleitet, z.B: "Wir spielen hier ein Spiel, in dem wir gemeinsam
eine Geschichte erstellen und erleben werden. Da wir jetzt noch gar nicht wissen wo die Geschichte genau
hin geht, gibt es Dinge oder Themen, die ihr nicht in der Geschichte drin haben wollt? Gibt es Sachen
die wir zwar ansprechen können aber nicht weiter ins Detail gehen? Ich schreib das mal hier auf den
Zettel, dann sehen wir das. [Reaktionen abwarten, meistens kam da "ähh nichts.."] Alles klar,
ich lass das mal hier liegen, könnt ihr gerne jederzeit Dinge nachreichen, oder wenn ihr merkt das
wird jetzt zu dolle, könnt ihr das auch jederzeit sagen, Stop reicht oder diese Karte zeigen [X-Karte hinleg]."
Hat eigentlich immer gut funktioniert, d.h. ich hatte nicht das Gefühl, dass die Leute verschreckt waren dadurch.
Im ersten Moment gab es zwar schon ein "Oh, aha, hmmmm" aber das ist dann schnell verflogen und
ich hatte nicht das Gefühl, dass die Leute dadurch gehemmt sind.
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Eine Mechanik, die mein Wohlbefinden am Tisch deutlich erhöht und die vom OP wohl als Sicherheitstool bezeichnet werden würde, ist für mich die Baseline, wie sie Pathfinder 2 definiert. Dort wird in groben Zügen gesagt, welche Handlungen Spielercharaktere nicht machen sollen und welche Rollenspielsituationen zum Beispiel von der SL nicht ausgeschmückt werden. https://2e.aonprd.com/Rules.aspx?ID=488 (https://2e.aonprd.com/Rules.aspx?ID=488)
Wo ist der Unterschied zwischen der Baseline und Lines and Veils? Die Baseline betrifft alle Personen, die Pathfinder 2 spielen wollen. Die hat Regelstatus, was ja gerade bei Dingen wie organisierten Spielen in der Pathfinder Society sehr viel Sinn ergibt. Wann immer sich jemand hinsetzt, um Pathfinder 2 zu spielen, kann er oder sie davon ausgehen, dass die Baseline gilt, sonst spielt man eben etwas anderes, dass nur die Pathfinder 2 Regeln nutzt. Per Definition nutzen also alle, die Pathfinder 2 spielen, diese Mechanik.