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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: felixs am 30.01.2024 | 17:28

Titel: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: felixs am 30.01.2024 | 17:28
Liebe Leute,

wir haben gerade zwei interessante Diskussionen zum Thema Absprachen bezüglich schwieriger Inhalte, X-Karte etc.
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,127459.0.html
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,127461.0.html

Mich interessiert dabei auch die Frage, wo für euch die Grenze liegt - ab welchem Punkt würdet ihr Bedenken anmelden?

Es ist völlig klar, dass damit sinnvollerweise nicht gemeint sein kann, wann der Punkt ist, wo ihr aufsteht und geht, weil es nicht mehr zu ertragen ist. Ich meine eher den Punkt, wo ihr euch bemerkbar machen würdet und darauf hinweist, dass ihr das so nicht spielen wollt. Oder wo ihr zumindest nachfragen würdet, wo das hingehen soll.
Meinetwegen auch die Frage, wann ihr die X-Karte auslösen wollen würdet. Könnt ihr aber auch weglassen, wenn ihr das Konzept der X-Karte ablehnt oder (wie ich) unsicher seid, ob das nötig oder nützlich ist.
Bis wohin seid ihr bereit, Inhalte, die ihr belastend findet, zu ertragen? Ab wann nicht mehr?

Gern abstrakt, Beispiele bitte als solche kennzeichnen, sonst verlieren wir uns schnell in sehr speziellen Dingen.

Habe unten nochmal nachkonkretisiert, bitte kurz scrollen und lesen. Danke :)
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: aikar am 30.01.2024 | 17:43
NoGos sind für mich Gewalt gegen Kinder, Vergewaltigungen und extreme Gewaltdarstellung. Da würde ich um Abbruch bitten bzw. aussteigen.
Auch Sexismus oder Rassismus durch die Spieler:innen oder SL wäre für mich ein Problem (Durch SC oder NSC, die böse oder fehlgeleitet/Opfer ihrer Erziehung sind, wäre das was anderes, außer ich merke, dass die Spielenden das etwas zu sehr genießen auszuspielen, als dass es nur ingame sein kann).

Und allgemein: Nein ist Nein, auch beim Rollenspiel. Man kann als SL mal Probleme, die Spieler mit einem Thema haben übersehen. Aber wenn mal explizit die Aufforderung kommt, bestimmte Themen zu unterlassen, dann muss das auch respektiert werden.

Insofern wäre z.B. eine Sabbat-Runde bei Vampire für mich von Vornherein nicht drin und "Jetzt hab dich nicht so"-Diskussionen werden mich nur noch weiter abstoßen.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 30.01.2024 | 17:48
Langeweile. Unsere SL meinte damals wortwörtlich (kein Scherz!): "Euren Charakteren ist gerade langweilig, also muss euch auch langweilig sein."
Und sie hat das wirklich versucht durchzuziehen.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: schneeland am 30.01.2024 | 17:48
Hängt natürlich ein bisschen davon ab, was für eine Runde wir spielen und auf was wir uns vorher geeinigt haben, aber so über den Daumen gepeilt wäre sexualisierte Gewalt, Gewalt gegen Kinder, detaillierte Beschreibungen von Folter und detaillierte Schilderung von Sexszenen etwas, wo ich fragen würde, ob das wirklich sein muss. Außerdem wäre vermutlich eine allzu umfangreiche Darstellung von rassistischen Haltungen etwas, wo ich irgendwann die Hand heben würde.
Das ist jetzt nicht schwarz-weiß und wenn einfach geschildert würde, dass die Kinder auf einem Bauernhof abgemagert aussehen und man ihnen ansieht, dass die Eltern sie schlagen, wäre das - ein entsprechendes Setting vorausgesetzt - noch kein Problem. Aber mehr muss es dann auch wirklich nicht sein und mir ist es generell ganz recht, wenn meine Rollenspielsitzungen max. FSK16 bleiben.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: felixs am 30.01.2024 | 17:53
Das ist sehr interessant, danke!

Habe mich anscheinend ungeschickt ausgedrückt: Was ich eigentlich meinte ist: Wo der Punkt ist, wo ihr merkt, dass das nicht geht und an welchem Punkt ihr überhaupt merken würdet, dass das in die falsche Richtung geht. Reicht ein unbestimmtes Bauchgefühl? Würdet ihr nachfragen, was da jetzt passieren soll, wenn die Szene eine für euch schwierige Wendung nimmt? Solche Dinge.

Ich würde z.B. nachfragen, wenn sich eine Entwicklung abzeichnet, die ich nicht ertragen möchte. Und nicht warten, ob das jetzt wirklich passiert. Oder kurz nachfrage, ob das wirklich in die Richtung gehen muss, wenn Spieler oder SL Handlungen beschreiben, bei denen ich Konsequenzen sehe, die ich im Spiel nicht ausgespielt haben möchte.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Ludovico am 30.01.2024 | 17:58
Wenn gegen die Vorabsprachen wiederholt verstoßen wird oder Genrekonventionen verletzt werden.

So müsste ich bei einer Star Trek-Runde im Zuge einer Vorabsprachen nun nicht erklärt bekommen, dass Vergewaltigungen, exzessive Gewaltdarstellungen, etc. nicht vorkommen sollen.
Davon gehe ich automatisch aus.
Wenn der SL oder der oder die Spieler das doch einbringen wiederholt, werden Genrekonventionen gebrochen und man verlässt den Rahmen des vereinbarten Spiels.

Bei Warhammer 40k bitte ich um exzessive Gewaltdarstellung. Das gehört dazu. Da muss man auch nicht darüber reden, dass ein Charakter gefoltert werden kann.
Wenn es da zu weich und lieb ist, dann wäre das aus meiner Sicht auch eine Verletzung der Genrekonventionen.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Megavolt am 30.01.2024 | 18:00
Lange Würfelkämpfe. Ich will mich amüsieren, ich will keine endlose Kette an drögen Mathe-Minirätseln lösen und zwischendrin endlos Downtime haben, in der ich meinen Figurenbogen bemalen muss. Am Ende auch noch gescriptet, in DSA-Manier: Drei Stunden würfeln und am Ende "gewinnt man knapp". Am kostbaren Freitag Abend. Nein danke und tschüss.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: schneeland am 30.01.2024 | 18:07
Habe mich anscheinend ungeschickt ausgedrückt: Was ich eigentlich meinte ist: Wo der Punkt ist, wo ihr merkt, dass das nicht geht und an welchem Punkt ihr überhaupt merken würdet, dass das in die falsche Richtung geht. Reicht ein unbestimmtes Bauchgefühl? Würdet ihr nachfragen, was da jetzt passieren soll, wenn die Szene eine für euch schwierige Wendung nimmt? Solche Dinge.

So häufig hatte ich den Fall noch nicht, aber tendenziell ist das bei mir nicht instantan so, dass es mir zu unangenehm wird, sondern eine Szene muss einen Moment laufen. Und je nachdem, wo mein Bauchgefühl das so auf der Skala einsortiert, und ob die Szene quasi schon wieder vorbei ist, frage ich dann nach, ob wir das wirklich ausspielen möchten (bisher, glaube ich, nur einmal passiert in 30 Jahren Rollenspiel (bei einer Folterszene)), oder melde mich im Zweifelsfall nachträglich (hatte ich bisher im Rollenspiel noch nicht, nur bei Filmen).
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Runenstahl am 30.01.2024 | 18:13
Der Fall das ein laufendes Spiel mich derart abstößt das ich die Reissleine ziehe ist mir selbst noch nicht passiert da kann ich also nur Vermutungen äussern. Die Fälle in denen ich Probleme mit Mitspielern oder SLs hatte waren völlig anderer Natur (SLs die stumpf an Buchabenteuern kleben, ein Spieler der durch Schummeln "gewinnen" wollte, ein SL der eine Kampagne leiten wollte aber es wiederholt nicht geschafft hat innerhalb mehrerer Wochen ein Abenteuer vorzubereiten etc.).

Vielleicht habe ich einfach nur viel Glück mit meinen Mitspielern. Offensichtlich scheint es die Probleme um die es hier im Thread gehen soll (z.B. Spieler / SL die sich an Folter oder Sexszenen ergötzen) ja in einigen Runden durchaus zu geben. Aber ist das wirklich so häufig ?

Wenn man merkt das es in Richtungen geht die einem nicht behagen ist es ja grundsätzlich immer gut möglichst rechtzeitig das Gespräch zu suchen und darauf hinzuweisen wo man selbst Grenzen hat. Auch ruhig schon wenn man nur ein komisches Bauchgefühl hat. Wenn man sich nicht auf gemeinsame Grenzen einigen kann oder diese trotz Absprache überschritten werden sollte man mMn Konsequent handeln und je nach Situation die Störenfriede rauswerfen oder sich selbst eine neue Gruppe suchen.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Edgar Allan Poe am 30.01.2024 | 18:15
Für mich gilt im Spiel das selbe wie für Unterhaltungsmedien wie Film, Serie oder Videospiel. Ich komme mit ausnahmslos allem klar. Wenn es in die Geschichte passt. Wenn der SL da anfängt grausamste Folter einzubauen, nur damit er sagen kann, er hat mal was schlimmes ins Spiel eingebaut ... da würde ich schon müde gähnen und ihn bitten, vorzuspulen.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: unicum am 30.01.2024 | 18:18
Ich bin jezt in Gedanken die Runden durchgegangen wo ich wirklich ausgestiegen bin und ... es waren in fast allen Fällen eigentlich keine der Gründe die SO in den anderen Strängen zu finden sind. War ich getriggert? Beim lezten etwas,... bei den anderen würde ich eher "generft" schreiben.
 
Da wäre zum einen eine bislang schöne Runde (~3 Spielsitzungen) und dann bringt der SL einen "guten Freund und guten Rollenspieler" neu in die Runde, der reist so ziemlich alles an sich und stört die zumindest für mich eingespielte Runde ich spreche das an, es ändert sich nichts - ich gehe.

Ähnlich: Freundin des SLs kommt in die Runde und spielt mit,... kommt ungefähr aufs gleiche raus.

Auf einem Con: zwei der Spieler diskutieren eine halbe Stunde mit dem SL über geographische Verhältnisse der Spielwelt - während 3 andere Leute "rumsitzen". Ich gehe, und als ich nach einigen Minuten wieder am Tisch vorbeilaufe sind die anderen 2 die auch nur rumgesessen haben auch weg. Die anderen 3 diskutieren immer noch "lustig" weiter.

Dazu kommen dann Testrunden von Systemen bei denen ich dann irgendwann feststelle "Da ist das Setting oder das Regelwerk nichts für mich" - aber da bleibe ich zumindest den einen Spielabend, das war nichts zum gleich aufstehen und gehen.

Ja und dann, dann war da auch einmal ein Spieler der wohl gerne den Folterknecht gespielt hat und das auch deutlich in seine beschreibungen was er nun mit seinen "Opfern" macht einfliessen lassen. Ich sprach das an, er machte weiter, ich war bei der nächsten Spielsitzung nicht mehr dabei. (war auch noch was anderes gelaufen zusammen war es mir dann aber zu viel).
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: nobody@home am 30.01.2024 | 18:24
Generell setze ich mich nicht zum Ausspielen von Sexszenen an den Tisch. Nicht, daß ich darin etwas in sich Verwerfliches finden würde, aber ich persönlich würde mich dabei vermutlich schnell unwohl fühlen (und eine Gruppe, in der das anders wäre, habe ich bis heute nicht gefunden). Romantische Beziehungen gerne, wer möchte, aber sobald's ins Schlafzimmer geht, bitte Licht aus. :)

Gewalt und Mörderhobotum kann man auch übertreiben, aber da tue ich mich aktuell mit dem Ziehen einer exakten Linie etwas schwerer. Reines Kämpfen alleine schlägt bei mir jedenfalls irgendwann in Langeweile um -- dafür gibt's schon genug andere Spiele, mit denen ich mir auch schon solo die Zeit vertreiben kann, im Rollenspiel brauche ich das also nur von Zeit zu Zeit mal.

Und Ismen...na ja, die Spielwelt und Teile ihrer Einwohnerschaft dürfen die ruhig haben, Vorurteile sind ja nur menschlich (und elfisch sowieso! >;D). Nur sollten die dann auch das sein, was sie in der Realität auch schon sind, nämlich eine Quelle von eigentlich völlig überflüssigen Problemen, und nicht plötzlich per SL- oder Designerdekret zu "schlichten sachlich korrekten Tatsachen" hochstilisiert werden; wenn ich nämlich erst mal den ernsten Verdacht habe, daß da einer das Spiel als Propagandamedium mißbrauchen will (ob nun zu diesem bestimmten Zweck oder zu anderen), dann bin ich tatsächlich schnell raus.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Issi am 30.01.2024 | 18:39
Da wo er wahrscheinlich bei vielen aufhört:

Abgründe der Gewalt:
Ich mag es nicht wenn Kinder oder Tiere gequält und getötet werden.
Ich mag keine detaillierten Folterszenen.

( Hier würde ich auch am ehesten ne X Card zücken - würde ich je damit spielen)


Was folgt, ist eher nervig aber nicht X Card würdig:

Geschmacklosigkeit :
Wer glaubt, Sex als mechanische Abhandlung beschreiben zu müssen, tut sich selbst damit idR. keinen Gefallen.

(Kann auch dazu führen, dass sich die Zuhörer vor lauter Lachen nicht mehr halten können.)
Rechtzeitig ausblenden hilft

Langeweile:
Wenn sich etwas endlos hinzieht, ohne zu unterhalten, hätte ich meine Zeit lieber anders verbracht.

Belehrungen:
Wenn ich das Gefühl habe, es geht nicht mehr um Unterhaltung, sondern um das Senden einer bestimmten Botschaft, die mir mehr oder weniger verdeckt eingetrichtert werden soll, stößt mich das eher ab.

Anders als bei Geschichten, die es erlauben selbst seine Schlüsse zu ziehen.

Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: AndreJarosch am 30.01.2024 | 18:43
Ich habe kein Problem mit Szenen 18+ am Spieltisch... solange es SPIEL bleibt.

Für mich ist Rollenspiel in dem Fall gleich zu behandeln mit Schauspielerei:
Anthony Hopkins konnte gut Hannibal Lecter spielen, ist aber selbst bestimmt kein Psychopathischer Mörder.
Ralph Fiennes konnte gut Amon Goeth spielen, ist bestimmt aber als Mensch nicht so drauf.
etc.

Sexuelle Perversionen, Gewalt (auch gegen Minderheiten, Frauen oder Kinder), Folter, Rassismus jeglicher Art, etc. pp. Kann ich alles am Spieltisch ertragen.
Sobald ich merke, dass der SPIELER so drauf ist wie seine dies durchführende Spielfigur, DA ziehe ich dann die Reißleine.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 30.01.2024 | 18:48
Ich habe kein Problem mit Szenen 18+ am Spieltisch... solange es SPIEL bleibt.

Für mich ist Rollenspiel in dem Fall gleich zu behandeln mit Schauspielerei:
Anthony Hopkins konnte gut Hannibal Lecter spielen, ist aber selbst bestimmt kein Psychopathischer Mörder.
Ralph Fiennes konnte gut Amon Goeth spielen, ist bestimmt aber als Mensch nicht so drauf.
etc.

Sexuelle Perversionen, Gewalt (auch gegen Minderheiten, Frauen oder Kinder), Folter, Rassismus jeglicher Art, etc. pp. Kann ich alles am Spieltisch ertragen.
Sobald ich merke, dass der SPIELER so drauf ist wie seine dies durchführende Spielfigur, DA ziehe ich dann die Reißleine.

Perfekt ausgedrückt  :d
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: psycho-dad am 30.01.2024 | 18:56
Meine Grenze ist erreicht, wenn ein ernstes Thema nicht mehr ernst genommen wird. Folter "weil warum nicht", "Wir sind Chaotisch Böse, also lass mal Genozid machen, weil isso." und solche 'scherze'.

[Edit:]
Das is natürlich extrem Kontext- und Gruppenabhängig. Aber ich Spiel komplizierte Themen ja auch nicht (mehr) mit jedem, sondern mit ausgesuchten Freunden, die ich Mental gerne auch von vornherrein mal in Spielgruppen für entsprechende Runden vorsortiere. Leute in der Abteilung "Bier, Brezel und auf's Maul" enden nur selten in meinen Unknown Armies Runden, wo es auch mal deftig bis eklig wird.

Im bezug auf die X-Card könnte man sagen;
Wenn du glaubst das du bei mir, in dieser Runde, eine X-Card brauchst, dann Spielen wir besser gar nicht erst zusammen. Zumindest nicht unter diesen Umständen in dieser Konstelation.

Soweit zu mir als SL.
Als Spieler... Sag ich einfach, wenn mich was stört. Kann ich nicht von jedem erwarten, klar. Aber Ich mach "Pieps!" wenn mir was auf die Nüsse geht. Mehrfach. Lautstark. Und wenn das nix hilft bin ich Kommentarlos weg.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: KapitänOffensichtlich am 30.01.2024 | 19:07
Ich habe kein Problem mit Szenen 18+ am Spieltisch... solange es SPIEL bleibt.

Für mich ist Rollenspiel in dem Fall gleich zu behandeln mit Schauspielerei:
Anthony Hopkins konnte gut Hannibal Lecter spielen, ist aber selbst bestimmt kein Psychopathischer Mörder.
Ralph Fiennes konnte gut Amon Goeth spielen, ist bestimmt aber als Mensch nicht so drauf.
etc.

Sexuelle Perversionen, Gewalt (auch gegen Minderheiten, Frauen oder Kinder), Folter, Rassismus jeglicher Art, etc. pp. Kann ich alles am Spieltisch ertragen.
Sobald ich merke, dass der SPIELER so drauf ist wie seine dies durchführende Spielfigur, DA ziehe ich dann die Reißleine.

Ja, mit solchen Menschen will man halt allgemein nix zu tun haben. Mit solchen Leuten würde ich aber wahrscheinlich gar nicht erst zum Spielen zusammenkommen.

Meine anderen Grenzen, außer dass ich nicht mit Arschlöchern spielen mag:

Die Runde will Safety-Tools verwenden

Die Runde hat keinen (meint nicht meinen) Humor
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Olibino am 30.01.2024 | 19:13
Die ursprüngliche Frage kann ich nicht beantworten, ich habe noch nie ein Spiel wegen typischer X-Card-Themen abgebrochen. Wenn ich mal ein mulmiges Gefühl bekommen habe, dann war die Szene auch schon wieder vorbei bevor ich mir über mein Gefühl klar geworden bin. Ich habe dann eher nach der Runde darüber nachgedacht, warum mich das jetzt so berührt hat. Das ist ja erst einmal eine Sache die in mir passiert ist und und damit auch irgndwie sehr intim.

Ich schreite aber aktiv ein, wenn es zu langweilig ist. Wenn es beispielsweise längere Regeldiskussionen gibt oder sonstwie die erlebte Geschichte einfach nicht weitergeht.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Jiba am 30.01.2024 | 19:21
Wenn gegen die Vorabsprachen wiederholt verstoßen wird oder Genrekonventionen verletzt werden.

So müsste ich bei einer Star Trek-Runde im Zuge einer Vorabsprachen nun nicht erklärt bekommen, dass Vergewaltigungen, exzessive Gewaltdarstellungen, etc. nicht vorkommen sollen.
Davon gehe ich automatisch aus.
Wenn der SL oder der oder die Spieler das doch einbringen wiederholt, werden Genrekonventionen gebrochen und man verlässt den Rahmen des vereinbarten Spiels.

Bei Warhammer 40k bitte ich um exzessive Gewaltdarstellung. Das gehört dazu. Da muss man auch nicht darüber reden, dass ein Charakter gefoltert werden kann.
Wenn es da zu weich und lieb ist, dann wäre das aus meiner Sicht auch eine Verletzung der Genrekonventionen.

Sorry, da muss ich nachfragen: Wie soll ich denn deine Gedanken lesen, was du unter die Genrekonventionen eines bestimmten Franchises packst? „Star Trek: Into Darkness“ und „Lower Decks“ sind beides Star Trek. „Warhammer Adventures“ und „Dawn of War“ sind beides Warhammer.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: felixs am 30.01.2024 | 19:28
Aber Ich mach "Pieps!" wenn mir was auf die Nüsse geht. Mehrfach. Lautstark. Und wenn das nix hilft bin ich Kommentarlos weg.

Ungefähr so sehe ich es auch.
Und ich finde es hilfreich, damit relativ frühzeitig anzufangen, wenn sich Dinge abzeichnen.

Für mich ist Rollenspiel in dem Fall gleich zu behandeln mit Schauspielerei:
Anthony Hopkins konnte gut Hannibal Lecter spielen, ist aber selbst bestimmt kein Psychopathischer Mörder.
Ralph Fiennes konnte gut Amon Goeth spielen, ist bestimmt aber als Mensch nicht so drauf.
etc.

Ja, die Metapher taugt schon.
Die Frage ist ja die gleiche; nämlich: Will ich mir das antun?

Ich gehe z.B. sehr selten ins Kino, weil ich dann Werbefilme für andere Filme sehen muss, die ich nicht sehen möchte. Ich verdamme niemanden, der sich genau diese anderen Filme gern anschaut. Meinetwegen OK, wahrscheinlich verarbeiten die das anders.

Ähnlich dann halt im Rollenspiel: Ich unterstelle niemandem, ein Psycho oder Arsch zu sein, weil der Sachen spielen will, die ich nicht spielen will. Aber ich möchte halt gern nichts mitspielen müssen, wovon ich dann tagelang unangenehme Gedanken mitnehme.

Die Frage ist nicht so sehr, wie ich das allgemein bewerte, sondern was das konkret mit mir macht.

Entsprechend dann gern kurze Absprache vorher; reicht meist völlig aus. Aber wenn das nicht reicht, dann frage ich nach, wenn die Dinge in eine Richtung gehen, die ich nicht möchte. Reicht ja oft, kurz nachzufragen.
Konkret: Anstatt zu foltern, würfelt man einfach, ob man Infos bekommen hat oder nicht und jeder darf sich selbst vorstellen, wie das passiert ist. Oder man einigt sich darauf, dass Folter nicht vorkommt und dass es immer andere Lösungswege gibt. Gilt ähnlich für andere Formen von Grausamkeit.

Ja, das bedeutet dann, dass ich manche Spielwelten nicht bespielen möchte. Meist sind es aber nur einige wenige Aspekte, die man recht einfach weglassen kann.

Sorry, da muss ich nachfragen: Wie soll ich denn deine Gedanken lesen, was du unter die Genrekonventionen eines bestimmten Franchises packst? „Star Trek: Into Darkness“ und „Lower Decks“ sind beides Star Trek. „Warhammer Adventures“ und „Dawn of War“ sind beides Warhammer.

Ich bin nicht Ludovico, aber sicher kann man sich darüber verständigen, was man unter den Genres versteht. Die Idee, einfach anzunehmen, dass Genrekonventionen exisiteren und jedem gleichermaßen geläufig sind, finde ich zu naiv, um sie Ludovico zu unterstellen.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Jiba am 30.01.2024 | 19:38
Ich bin nicht Ludovico, aber sicher kann man sich darüber verständigen, was man unter den Genres versteht. Die Idee, einfach anzunehmen, dass Genrekonventionen exisiteren und jedem gleichermaßen geläufig sind, finde ich zu naiv, um sie Ludovico zu unterstellen.

Zitat
Bei Warhammer 40k bitte ich um exzessive Gewaltdarstellung. Das gehört dazu. Da muss man auch nicht darüber reden, dass ein Charakter gefoltert werden kann.

Okay, ich habe da bestimmt provokant gefragt. Aber diese Aussage über Warhammer 40k sorgt bei mir eben genau für diese Fragezeichen. Wie würdest du das denn verstehen?
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: felixs am 30.01.2024 | 19:42
Okay, ich habe da bestimmt provokant gefragt. Aber diese Aussage über Warhammer 40k sorgt bei mir eben genau für diese Fragezeichen. Wie würdest du das denn verstehen?

Ich würde Ludovico zustimmen, dass das zur Welt von 40K passt. Das ist ja im wesentlichen eine Mischung aus Gewalt- und Folterphantasien aller Art, vielleicht noch gemischt mit ein wenig Ironie (die ich nicht immer finde).

Dein Problem damit ist, dass Du nicht erwartest, dass jeder das vorher weiß? Wenn ja, würde ich zustimmen. Ich würde unbedingt nahelegen, dass man sich kurz darüber verständigt, wie man 40K versteht und was zu erwarten ist. Gleichzeitig meine ich, dass der Hintergrund so ziemlich alle Widerlichkeiten möglich und wahrscheinlich macht. Freilich muss man das nicht so spielen und könnte sich auch darauf einigen, es anders anzugehen.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Jiba am 30.01.2024 | 19:48
Ja, Zustimmung. Aber genau deshalb finde ich den Begriff der „Genrekonvention“ so ungeeignet. Zunächst sind Genres ja alles andere als fixe Gebilde, sondern sehr flexibel und durchlässig. Ich habe durchaus schon mit einem SL darüber gestritten ob die blutige Beschreibung eines Kopfschusses zum Mantel-und-Degen-Genre gehört oder nicht. Kommt halt darauf an, ob du von „Fanfan, der Husar“ oder „Alatriste“ herkommst.

Deswegen muss sogar bei „Warhamner 40k“ in Session 0 immer drüber gesprochen werden, finde ich.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Weltengeist am 30.01.2024 | 20:19
Habe mich anscheinend ungeschickt ausgedrückt: Was ich eigentlich meinte ist: Wo der Punkt ist, wo ihr merkt, dass das nicht geht und an welchem Punkt ihr überhaupt merken würdet, dass das in die falsche Richtung geht. Reicht ein unbestimmtes Bauchgefühl? Würdet ihr nachfragen, was da jetzt passieren soll, wenn die Szene eine für euch schwierige Wendung nimmt? Solche Dinge.

In den Fällen, in denen ich bisher echte Trigger erlebt habe (Vergewaltigung/Folter/Verstümmelung von SC, bestimmte Horrorthemen, PvP ohne vorherige Absprache, aber auch alles erdrückendes Hardcore-Railroading durch den Spielleiter), war es bei mir immer so, dass ich in der Sitzung selbst zwar verärgert war, aber erstmal nicht wirklich reagiert habe. Da habe ich scheinbar so eine Art The-Show-Must-Go-On-Reflex.

Das Reflektieren, dass das für mich nicht okay war und dass ich so nicht weiterspielen will, kommt bei mir erst hinterher - typischerweise am Abend und oft auch verbunden mit einer schlaflosen Nacht. Meine Reaktion ist dann aber umso heftiger: Aus den betreffenden Runden bin ich jeweils am nächsten Tag ausgetreten, weil ich diese Trigger jeweils als Vertrauensbrüche wahrgenommen habe und Vertrauen am Spieltisch für mich ein unabdingbares (und nur schwer reparierbares) Gut ist.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: felixs am 30.01.2024 | 20:35
In den Fällen, in denen ich bisher echte Trigger erlebt habe (Vergewaltigung/Folter/Verstümmelung von SC, bestimmte Horrorthemen, PvP ohne vorherige Absprache, aber auch alles erdrückendes Hardcore-Railroading durch den Spielleiter), war es bei mir immer so, dass ich in der Sitzung selbst zwar verärgert war, aber erstmal nicht wirklich reagiert habe. Da habe ich scheinbar so eine Art The-Show-Must-Go-On-Reflex.

Das Reflektieren, dass das für mich nicht okay war und dass ich so nicht weiterspielen will, kommt bei mir erst hinterher - typischerweise am Abend und oft auch verbunden mit einer schlaflosen Nacht. Meine Reaktion ist dann aber umso heftiger: Aus den betreffenden Runden bin ich jeweils am nächsten Tag ausgetreten, weil ich diese Trigger jeweils als Vertrauensbrüche wahrgenommen habe und Vertrauen am Spieltisch für mich ein unabdingbares (und nur schwer reparierbares) Gut ist.

Das würde ja dafür sprechen, dass es gut wäre, die Dinge früher anzusprechen, damit es nicht so weit kommt.

Interessehalber: Gab es in diesen Runden denn explizite Absprachen? Dann würde sich mir das Gefühl von enttäuschtem Vertrauen sofort erschließen. Andernfalls ist es ja ein wenig eine Grauzone, wobei ich durchaus argumentieren würde, dass es auch sowas wie implizite Vereinbarungen gibt. Eigentlich basieren die meisten sozialen Konstellationen auf impliziten Vereinbarungen, wenn man darüber nachdenkt...
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Andropinis am 30.01.2024 | 21:20
Ich habe kein Problem mit Szenen 18+ am Spieltisch... solange es SPIEL bleibt.

Für mich ist Rollenspiel in dem Fall gleich zu behandeln mit Schauspielerei:
Anthony Hopkins konnte gut Hannibal Lecter spielen, ist aber selbst bestimmt kein Psychopathischer Mörder.
Ralph Fiennes konnte gut Amon Goeth spielen, ist bestimmt aber als Mensch nicht so drauf.
etc.

Sexuelle Perversionen, Gewalt (auch gegen Minderheiten, Frauen oder Kinder), Folter, Rassismus jeglicher Art, etc. pp. Kann ich alles am Spieltisch ertragen.
Sobald ich merke, dass der SPIELER so drauf ist wie seine dies durchführende Spielfigur, DA ziehe ich dann die Reißleine.

Grundsätzlich sehe ich das zwar ähnlich, allerdings ist RPG Spaß und Freizeit mit Freunden und einer Tüte Chips und ich will nicht die ganze Zeit en Detail durchspielen, wie Kinder gefoltert werden usw. Ich kann auch mal düstere Themen mitgehen aber das sollte sicher kein Schwerpunkt oder Dauerthema im Spiel sein. Mit "düster" meine ich jetzt nicht Settings generell; ich mag Grim Dark ala Dark Sun und Warhammer aber man muss die Details ja nicht auf die Spitze treiben.

Was mich ansonsten ziemlich nervt ist Min-Maxing, v.a. wenn es nicht zum Setting passt (ala der Wikinger mit Samurai Rüstung, fliegendem Teppich und Elfen-Bogen, weil das halt die besten Werte verspricht) und stundenlange Regeldiskussionen. Im Zweifel muss der Meister auch mal sagen können "so wird's gemacht" und dass dann nicht noch irgendwer kommt ala "aber im Ergänzungsband Nr. 37 auf S. 243 Absatz 3 steht, dass...".
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: AndreJarosch am 30.01.2024 | 21:31
Grundsätzlich sehe ich das zwar ähnlich, allerdings ist RPG Spaß und Freizeit mit Freunden und einer Tüte Chips und ich will nicht die ganze Zeit en Detail durchspielen, wie Kinder gefoltert werden usw. Ich kann auch mal düstere Themen mitgehen aber das sollte sicher kein Schwerpunkt oder Dauerthema im Spiel sein. Mit "düster" meine ich jetzt nicht Settings generell; ich mag Grim Dark ala Dark Sun und Warhammer aber man muss die Details ja nicht auf die Spitze treiben.

Es kommt natürlich auf den "sinnvollen Einsatz" von harten Themen an, klar.
Aber KULT ist z.B. nun Mal kein Ponyhof. :-D
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Andropinis am 30.01.2024 | 21:35
Es kommt natürlich auf den "sinnvollen Einsatz" von harten Themen an, klar.
Aber KULT ist z.B. nun Mal kein Ponyhof. :-D

Welcome to Polly Pocket Metropolis - da hört dann der Spaß auf, Ausstiegsgrund für den Kult Fan ~;D (leider habe ich vor zig Jahren mein altes Kult Regelwerk verkauft aber mir dann wieder das Neue geholt)
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: nobody@home am 30.01.2024 | 21:54
Es kommt natürlich auf den "sinnvollen Einsatz" von harten Themen an, klar.
Aber KULT ist z.B. nun Mal kein Ponyhof. :-D

Oder zumindest willst du diesen Ponies wahrscheinlich auch nicht im Dunkeln begegnen. :o

Ich denke, das könnte bei mir tatsächlich ein weiterer Grund sein, früher oder später (wahrscheinlich aber nicht spontan im Moment) auszusteigen: wenn sich abzeichnet, daß die Kampagne doch mehr auf dunkeldüster gebürstet ist, als ich mir auf Dauer antun will. Das richtige Leben ist manchmal schon deprimierend genug, da will ich wenigstens im Spiel auch mal was bewegen und die (fiktive) Welt ein Stück weit verbessern können!
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Olibino am 30.01.2024 | 22:18
Ob man aus einer Runde aussteigt, ist aber nochmal ein anderes Thema.

Eine X-Card soll ja dazu dienen, dass man gerade nicht aussteigt, sondern ein bestimmtes Thema vermeiden möchte.

Wenn mir eine Person sympathisch ist, und sie einmalig etwas macht was mir unangenehm ist, dann kann ich normalerweise gut mit ihr darüber reden und wir können problemlos weiter miteinander spielen.

Anders sieht es aus, wenn eine Person immer wieder etwas macht, was mir unangenehm ist. Dann ist die Person dadurch bedingt mir auch unsympathisch und ich mag nicht langfristig mit ihr spielen.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 30.01.2024 | 22:24
NoGos sind für mich Gewalt gegen Kinder, Vergewaltigungen und extreme Gewaltdarstellung. Da würde ich um Abbruch bitten bzw. aussteigen.
Auch Sexismus oder Rassismus durch die Spieler:innen oder SL wäre für mich ein Problem (Durch SC oder NSC, die böse oder fehlgeleitet/Opfer ihrer Erziehung sind, wäre das was anderes, außer ich merke, dass die Spielenden das etwas zu sehr genießen auszuspielen, als dass es nur ingame sein kann).

Und allgemein: Nein ist Nein, auch beim Rollenspiel. Man kann als SL mal Probleme, die Spieler mit einem Thema haben übersehen. Aber wenn mal explizit die Aufforderung kommt, bestimmte Themen zu unterlassen, dann muss das auch respektiert werden.

Insofern wäre z.B. eine Sabbat-Runde bei Vampire für mich von Vornherein nicht drin und "Jetzt hab dich nicht so"-Diskussionen werden mich nur noch weiter abstoßen.

So in etwa auch bei mir. Beginnt bei Verstümmelungen, das kann schon zu sehr belastendem Kopfkino führen. Bei Blood & Gore bin ich demnach raus, wenn es sich abzeichnet. Auch wenn zu sehr grimmdark.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Eismann am 31.01.2024 | 00:25
Für mich geht es selten um das was, sondern mehr um das wie. Ich bin kein Freund von Edgelord-SLs, die zu unnötiger und meist schlecht und überzogen dargestellter (oft sexualisierter) Gewalt, Porn, Gore etc. greifen, einfach weil der SL halt mal ganz doll krass sein will. Sowas geht mir im Spiel ziemlich auf den Keks.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Zed am 31.01.2024 | 00:27
Ich hatte die Frage von Dir, felixs, heute Nachmittag gelesen und überlegt, wann ich in meinen über dreißig Jahren im Spiel an eine Grenze gestoßen bin. In der der Anfangszeit Ende der 80er hatte ich mehrere Gruppen, seit Mitte der 90er nur noch eine, mit der ich noch immer spiele. Es mir nie passiert, noch Gruppenmitgliedern, dass sie aussteigen mussten/wollten, weil im Spiel etwas nicht passte.

Interne Gruppenquerelen - die gab es, als wir 16 bis 26 waren, zuhauf mit allem Drama drum und dran, aber es gab keine Drama-Szenen, weil das Spiel zB zu brutal war. Ob das repräsentativ ist? Keine Ahnung, aber es ist ein Hinweis darauf, dass der Bedarf des Einsatzes von X-Karten bei vielen Gruppen nicht sehr hoch wäre, anders als andere es zu glauben scheinen.

Da hier ja einige zusätzlich ihre Vorlieben reingeschrieben haben, reihe ich mich mal ein:

Ich würde nicht mit Egomanen und Rampensäuen spielen. RPG ist ein Gruppenspiel, da nehmen wir auch mal Rücksicht auf einander. "Wer meinen Humor nicht teilt, hat in meiner Gruppe nichts zu suchen" - diese Einstellung spräche für mich deutlich von einem Charakter, der nicht bereit ist, für andere mal zurück zu stehen - und das gehört in Gruppenspielen dazu.

Meine anderen Grenzen, außer dass ich nicht mit Arschlöchern spielen mag:
Die Runde will Safety-Tools verwenden
Das Selbstbild, das aus diesem Post spricht, zeigt mir, dass K.O. hier anderen seinen Willen aufzwingen will. Du magst ja keinen Bedarf an Safety-Tools haben, Käptn, dann könntest Du sagen: "Ah, okay, aber ich weiß schon jetzt, die werde i c h nicht brauchen, aber macht ansonsten mal, wie ihr meint." Stattdessen gestehst Du anderen nicht zu, dass sie Tools in Deiner Gruppe einsetzen können. Oder halt ohne Dich.

Ein solches Maß an Intoleranz, an Pistole-auf-die-Brust setzen und an anmaßendem Gehabe, wie es sich mir hier vermittelt, wäre für mich eine klare Grenze. Ich kann nicht verstehen, warum Du, Käptn, anderen nicht lässt, was ihnen gefällt oder hilft. D u  wirst ja nicht gezwungen ein Tool zu nutzen - und weggenommen wird Dir auch nichts. Oder Du spielst halt nicht mit. Das klingt mir nicht erwachsen genug, um miteinander klar zu kommen.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Weltengeist am 31.01.2024 | 06:52
Das würde ja dafür sprechen, dass es gut wäre, die Dinge früher anzusprechen, damit es nicht so weit kommt.

Interessehalber: Gab es in diesen Runden denn explizite Absprachen? Dann würde sich mir das Gefühl von enttäuschtem Vertrauen sofort erschließen. Andernfalls ist es ja ein wenig eine Grauzone, wobei ich durchaus argumentieren würde, dass es auch sowas wie implizite Vereinbarungen gibt. Eigentlich basieren die meisten sozialen Konstellationen auf impliziten Vereinbarungen, wenn man darüber nachdenkt...

In den Runden, die wir heute spielen, gibt es immer eine Session 0, wo wir No-Gos ansprechen. Aber es gab auch bei uns gab Zeiten, da hatte noch nie jemand etwas von Session 0 gehört. Und in manchen Kontexten - etwa Con-Runden oder Online-Oneshots - halte ich solche Vorbereitungssessions auch für Overkill.

Nichtsdestotrotz würde ich dir in den meisten von mir genannten Fällen widersprechen wollen: Nein, ab einem bestimmten Krassheitslevel ist es Aufgabe des Spielleiters, das vorher zu kommunizieren. Wenn du mit jemandem "noch einen Kaffee trinken gehst", gibst du ihm ja auch nicht den Freibrief, jetzt alles mit dir zu machen, was ihm in den Kram passt, nur weil du vorher keinen Gruppenvertrag aufgesetzt hast.

Wie du selbst schreibst, gibt es zunächst einmal implizite gesellschaftliche Normen, von denen Menschen ausgehen, wenn sie sich zu einer bestimmten gemeinschaftlichen Aktivität verabreden. Und die sind beim Rollenspiel eben nicht: lass deine ganzen Macht- und Gewaltfantasien raus (am besten als Spielleiter), mach mit den anderen was du willst, sprenge alle Grenzen. Das kann man zwar tun, aber dann ist der, der von der Norm abweichen möchte, in der Bringschuld, das vorher anzusprechen und zu sehen, ob die anderen mitgehen. Und wem das nicht klar ist, mit dem möchte zumindest ich nicht an einem Spieltisch sitzen.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Issi am 31.01.2024 | 08:18
Über den Weg (Leid/Empathie) bekommt man seine Spieler häufig schnell und billig in die Geschichte.
Es hat was von einem Autounfall, bei dem man endlich Mal Zuschauen darf, statt zum Weitergehen gezwungen zu werden.
(überspitzt gesagt)


Das heißt aber nicht dass das der einzige und beste Weg ist.
Neugier und Interesse für die Figuren und die Geschichte lässt sich auch anders herstellen.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Raven Nash am 31.01.2024 | 08:24
Übermäßige Emotionalität. Mitfiebern wie im Kino ist OK, aber alles, was darüber hinaus geht, nein danke.
Und bitte keine Romanzen, Flirts, oder sonstwas in diese Richtung. Das langweilt mich im Kino genauso wie im Buch oder im richtigen Leben.
Tiere (also vor allem Gefährten) sollten auch eher nicht sterben. Menschen u.ä. sind mir egal, jagdbares Wild ist auch OK.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Mangu am 31.01.2024 | 08:39
Ich habe kein Problem mit Szenen 18+ am Spieltisch... solange es SPIEL bleibt.

Für mich ist Rollenspiel in dem Fall gleich zu behandeln mit Schauspielerei:
Anthony Hopkins konnte gut Hannibal Lecter spielen, ist aber selbst bestimmt kein Psychopathischer Mörder.
Ralph Fiennes konnte gut Amon Goeth spielen, ist bestimmt aber als Mensch nicht so drauf.
etc.

Sexuelle Perversionen, Gewalt (auch gegen Minderheiten, Frauen oder Kinder), Folter, Rassismus jeglicher Art, etc. pp. Kann ich alles am Spieltisch ertragen.
Sobald ich merke, dass der SPIELER so drauf ist wie seine dies durchführende Spielfigur, DA ziehe ich dann die Reißleine.

Sehr gut geschrieben.
Ich lese auch viele Thriller oder sehe Film, die in diese in diese Richtung gehen. Solange man weiß, dass es Fiktion ist, komme ich ohne Probleme damit klar.
Mit wirklichen Mördern, Dieben, Vergewaltigern etc. will ich aber nie an einem Tisch sitzen.

Bei mir hört der Spaß aber trotzdem da auf, wo die Spielrunde keine Freude mehr am Spiel hat. D.h. auch wenn ich mit Sachen gut klar komme, muss das nicht für andere gelten. Somit sollten die Spieler zumindest immer Themen, die sie nicht mögen ansprechen. Dies sollte aber auch in der Verantwortung der Spieler liegen, es tatsächlich zu machen.
Ich kenne zum Beispiel jemanden, der Angst vor Schlangen hat. Für mich völlig unverständlich, aber warum sollte man das dann unbedingt einbringen. Da kann man dann auch etwas anderes nehmen wie eine schlängelnde Riesenblindschleiche (Scherz, ist für denjenigen auch wie eine Schlange  ;))
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Quaint am 31.01.2024 | 08:45
Ich hab mal in ner Runde mitgespielt wo ich dann etwas unverhofft in einer Folterszene gelandet bin, und das war mir schon unangenehm. Folter ist ja schon ein schwieriges Thema und wenn dann noch die Protagonisten gefoltert werden... Dazu kam aber, dass ich einen Sozialcharakter gespielt habe, der SL Sozialkram aber nicht würfeln ließ und ich mich in Interaktionen oft so behandelt fühlte als hätte ich einen Critfail gewürfelt.
Hab dann meinen Hut genommen.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Boba Fett am 31.01.2024 | 09:23
Bei mir ist die Grenze des ertragbaren erreicht, wenn das Rollenspiel in eine Art "Gräueltaten-Tourismus" ausartet.
Dazu zähle die Beschreibung Gewalt verherrlichend wird oder von mir subjektiv als völlig geschmacklos empfunden wird. Zum Beispiel, weil sich die Beschreibung in Details schwelgend ergeht.
Generell ist da früh eine Grenze bei Gewalt gegenüber Schwächeren bzw. Schutzlosen (zB Frauen und Kindern, aber nicht nur) und bei Gräueltaten.
Das gilt insbesondere, wenn Taten als "noch im Gange" beschrieben werden.

In einem entsprechenden Szenario kann ich mit einer rückblickenden "hier sind Taten begangen worden" leben, sofern die nicht zu sehr ins Detail gehen.
Und eigentlich erfolgt für mich dann auch ein automatische "und wir müssen die Täter zur Strecke bringen und eine Wiederholung verhindern".

In solchen Dingen würde ich erst einmal weiter mitspielen aber klar zu erkennen geben, das das nicht mein Ding ist und wenn solche Inhalte zum Standard werden, bin ich raus.

Absolutes NoGo wäre bei mir, wenn Spielercharaktere solche Taten begehen und meine Wahrnehmung sagt, dass die Spieler vielleicht auch noch Spaß daran haben.
Da wäre ich nach kurzem "meinst Du das Ernst" raus. Das würde ich auch nicht ingame klären.
In Punkto "Sex" reichen mir Andeutungen, also die obligatorische Kamera schwenkt auf den Kamin aber alle wissen, was da gerade im Bett passiert.
Von mir aus kann jemand auch mal in eine Sexszene reinplatzen und Beteiligte in flagranti wahrnehmen. Aber auch das muss nicht all zu Detailfreudig beschrieben werden.
In anderen "Genußszenen" wird ja auch nicht jede kleinste Nuance minutiös wiedergegeben.

Hab ich noch irgendwas?
Ich mag es nicht wenn Wehr- / Schutzlose in permanenter Angst- & Grauen-Situation wahrgenommen werden. Das gilt insbesondere für Kinder.
Das dreht mir schon bei Filmen oder Serien den Magen um.
Ach ja: Bei diesen NoGos gibt es bei mir auch kein "das ist doch überzeichnet und satirisch gemeint". Ich hab nichts dagegen, wenn sich irgendwelche comichaften Tiergestalten den Amboss auf den Kopf werfen oder den Tunnel an die Bergwand malen, damit der andere dagegen rennt. Das ist so fern von Realität, dass da genug Suspension-of-Disbelief ausgehebelt wird, um mich zu belustigen. Aber wenn es davon Abstand nimmt und eher eine plausible Weltdarstellung annimmt, dann zieht Satire bei mir nicht als Entschuldigung. Satire hat für mich eigentlich auch immer eine Message parat. Und die haben die wenigsten dieser "grausam-ist-cool-Settings".

In vielen Fällen kommt es mir aber auch auf den Kontext an. Wird eine solche Situation kurz umschrieben (wie gesagt: bitte nicht in Details schwelgen), damit die Charaktere ausreichend Motivation haben, die Situation massiv zum positiven zu verändern, dann kann ich mich darauf einlassen. Auf Angst&Grauen-Tourismus hab ich keine Lust in meiner Freizeit.

Ich möchte ja Eskapismus betreiben. Und die normale Welt hat schon genug Mist parat.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Freeport am 31.01.2024 | 09:49
Das geht mir ganz ähnlich - wenn insbesondere Gewalt als "Genussmittel" verwendet wird, finde ich das geschmacklos (see what I did there... :D). Ansonsten ist es für mich immer wichtig, dass das Ganze irgendwie Teil der Geschichte ist - ein Tabuthema zu berühren kann zu klasse Situationen führen, wenn sie von SL und Spielern mit dem entsprechenden Gewicht behandelt wird. Aber meist drücken diese Themen die Stimmung am Tisch eh so sehr, dass ich da eher wenig Lust drauf habe.

Eine klare Grenze kann ich kaum ziehen, denn ich habe schon Sachen gespielt und geleitet, die, wenn man sie nur beschreibt, echt übel klingen, von der Gruppe aber so gut gehandled wurden, dass es eine echte Bereicherung war. Ich glaube es ist wirklich der Umgang mit den Situationen - innerhalb der "normalen" Geschmacksgrenzen (sexuelle Gewalt z.B. würde ich immer ablehnen).
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: bolverk am 31.01.2024 | 10:00
Ich kann schon z.B. in Filmen Hinrichtungen nur schwer, Folterszenen überhaupt nicht aushalten. Bei allem was über "wir prügeln die Infos aus ihm raus" geht, bin ich raus. Dabei habe ich sonst mit Gewaltdarstellungen eigentlich kein Problem, ausser die Gewalt richtet sich gegen Kinder oder Tiere, und wenn ich hier so querlese, scheine ich damit nicht allein zu sein. Vergelwaltigungen, besonderst solche, die von SC ausgeübt werden, bedeuten für mich ebenfalls, dass das Spiel vorbei ist. Dabei habe ich aber in über 20 Jahren bisher Glück gehabt, tatsächlich gab es nur einmal den Fall wo ich an diese Grenzen gestoßen bin.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Ma tetz am 31.01.2024 | 10:19
Meine Grenze ist generell Gewalt gegen Wehrlose (Kinder, Frauen, Schwangere, Tiere). Das schließt auch Folter mit ein.

Dabei kommt es aber immer auch auf die Intensität der Beschreibung an. Eine kurze Beschreibung der Ergebnisse der Gewalt wäre noch im Rahmen (z.B. finden der Leichen mit entsprechenden Spuren).

Eine Beschreibung des Vorgangs stößt mich ab.

Sind die selben Opfer wehrhaft, steigt meine Toleranzschwelle je nach Gruppe unterschiedlich. Schwangere und Kinder finde ich immer schlimm. Frauen und Tiere als Gegner im Kampf sind o.k.

Ich Kampf beschreibe ich auch schonmal was ein Schwerthieb so anrichtet und weise auch darauf hin, das die Kleidung der SC nach einem Kampf nicht mehr sauber ist.

Generell muss ich aber auch sagen, dass es manchmal in der Situation garnicht so einfach ist seine Grenze zu erkennen. Ich hab zu Halloween an einem DCC Gruselabenteuer teilgenommen. Der Body Horror und Ekelfaktor war da schon sehr weit hochgedreht (mit Ansage, also keinen Vorwurf an den SL). Während der Sitzung ging das ganz gut, aber hinterher habe ich extrem schlecht geschlafen. Im Nachhinein würde ich also sagen, meine Schmerzgrenze war überschritten. Den Tisch verlassen habe ich aber nicht.
Ein weiteres DCC Horrorabenteuer werde ich aber auch nicht spielen.

Einen Spieltisch verlassen musste ich bisher noch nie.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Outsider am 31.01.2024 | 10:30
Ich höre alleine auf mein Bauchgefühl, das klappt im realen Leben genauso gut wie am Tisch. Ich kann nicht sagen wo im Rollenspiel genau meine Grenze ist, weil das auch immer von meiner Stimmung bzw. vom Kontext abhängt. In Medien ist es ganz klar Gewalt gegen Tiere, die können in der Regel nichts dafür das wir Menschen so scheiße sind und können sich meist nicht wehren. Hier wieder, Medien wo ich nur konsumiere und nicht agiere liegen mir deutlich weniger in solchen Momenten als Rollenspiele.

Bisher war es in Rollenspielen oder LARPS immer so, dass egal wie viel Mühe sich jemand gegeben hat es immer noch ausreichend abstrakt war, um bei mir keine Grenze zu erreichen. Entweder sind die Beschreibungen, Szenen etc. so gnadenlos drüber das es schon fast wieder eine Parodie ist, auf der anderen Seite so stilvoll verpackt oder abgemildert das es klar den Rahmen und den Charakter eines Spiels hat, es das Ereignis also nicht aus dem Spiel heraus schafft um mich als Spieler zu belasten.

Mein Beispiel aus dem X-Card Thema löst dies Bauchgefühl bei mir (ein anderer Spieler hat die sprichwörtliche X-Card gezogen) aus, weil es pures Fremdschämen über das war was die Spielleitung von sich gegeben hat und extrem tiefe Einblicke in das erlaubte was sonst so in Nachtischschränken (man bin ich alt) oder auf Festplatten vor sich hin schlummert  :o 
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: felixs am 31.01.2024 | 10:52
Die ganze Diskussion läuft etwas anders, als ich mir das dachte, aber das ist OK.

Ich dachte eher, dass man darüber sprechen könnte, wie man merkt, dass man an einer Grenze angekommen ist und wie man das dann kommuniziert, bzw. wie man sich schützt. Und ob das überhaupt ein Thema ist.

Daraus geworden ist eine Sammlung von konkreten Inhalten, die unerwünscht sind. Da zeichnen sich zwei Lager ab: Die, die grundsätzlich alles ertragen können. Und die, bei denen das eingeschränkt ist und die bestimmte Inhalte nicht ertragen können. Was mir nicht ganz klar geworden ist, ist, ob die, die alles ertragen können, das auch von anderen erwarten, oder ob es ein Bewusstsein dafür gibt, dass es anderen anders gehen könnte.

Ein anderes Thema, welches häufig auftaucht ist die Unterscheidung zwischen Inhalten (die grundsätzlich erstmal neutral gesehen werden) und den Personen am Spieltisch (denen es negativ angelastet wird, wenn man zuviel Begeisterung für "abartige" Inhalte bemerkt).
Ich teile diese Einschätzung auch. Allerdings bedeutet die grundsätzlich neutrale Bewertung der Inhalte für mich nicht, dass es dann auch OK ist, wenn diese Inhalte gebracht werden, wenn ich mit am Tisch sitze. Das laste ich den Leuten dann schon persönlich an, wenn (aus meiner Sicht) klar sein musste, dass ich solche Sachen nicht sehen/hören möchte. Da hilft es dann nichts, wenn die Person "eigentlich kein Arsch ist".

Ich halte als Erkenntnis fest, dass es wichtig und hilfreich ist, Grenzen und unerwünschte Inhalte deutlich zu benennen und die Einhaltung auch konsequent einzufordern. Denn das Problembewusstsein ist sehr unterschiedlich verteilt und die individuelle Wahrnehmung ist sehr unterschiedlich. Man kann leider nicht davon ausgehen, dass andere Personen schon so ungefähr wissen, wo die Grenzen der Probleme verlaufen.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Issi am 31.01.2024 | 11:05
Das klingt jetzt vielleicht blöd (würde vielleicht auch schon von anderen erwähnt)- Aber wenn ich merke dass im Spiel etwas für mich gar nicht geht - ist der Gruppenvertrag bereits gebrochen.
Wie ich das merke?
Auf allen Ebenen - die Wut- und das Unverständnis darüber dürfte meiner Einschätzung nach stark genug sein, dass ich sage: "Will ich nicht" oder "Geht gar nicht".
Oder -gleich nach draußen gehe.

Sowas wie Gruppenzwang oder Erdulden um des Friedens Willen ist mir zum Glück fern. Hätte keinerlei Angst mir damit Feinde zu machen.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Outsider am 31.01.2024 | 11:09
Das betrifft jetzt keine Themen in Spielen, weil mir das da noch nicht vorgekommen ist. Könnte aber evt. von anderen zu spielinternen Themen so wahrgenommen werden.

Wie löst mein Bauchgefühl zu Inhalten / Situationen aus:

- Beklemmung in der Brust / Druckgefühl
- leichte Übelkeit
- Kribbeln in den Fingerspitzen
- kalter Schweiß

Ich breche das was dazu führt dann ab und sage das dann auch.

Wie schütze ich mich:

- mildere die Erfahrung ab
- versuche nicht unvorbereitet zu sein
- wenn möglich begrenze ich ein Medium auf einen Aspekt (Bild, Ton etc.)
- überlege mir im Vorwege ob ich bereit bin
- trenne privates und Arbeit strikt
- bin mir bewusst das was in meinen Kopf reingeht auch in meinem Kopf bleibt
- wichtig ist nicht zu verdrängen, sondern zu akzeptieren

Sowas in der Art halt, das ist aber so individuell wie die Menschen selbst und lässt sich nicht über Ferndiagnosen klären. 
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: AndreJarosch am 31.01.2024 | 11:15
In einem entsprechenden Szenario kann ich mit einer rückblickenden "hier sind Taten begangen worden" leben, sofern die nicht zu sehr ins Detail gehen.
Und eigentlich erfolgt für mich dann auch ein automatische "und wir müssen die Täter zur Strecke bringen und eine Wiederholung verhindern".

Korrekt!
Bei einer Gruppe die eher Probleme lösen wollen ("den Bösewicht stellen und überwältigen wir und übergeben ihn der Obrigkeit") führt dies schnell zu einer moralischen Akzeptanz der selbst durchzuführenden Selbstjustiz.
Wenn ein Antagonist Grenzen überschreitet führt das bei den meisten zu einem "der soll STERBEN, und das am besten mit viel Schmerzen!".
Und wenn die Charaktere dabei (wenn auch nur angedeutet) so grausam zu Werke gehen, wie sie es dem Antagonisten vorwerfen haben wir einen Twist, den ein paar Rollenspiele befürworten würden.

Generell ist es aber auch für mich am Spieltisch akzeptabler wenn NPCs/Antagonisten über die Strenge schlagen, als wenn SCs dies tun.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: unicum am 31.01.2024 | 11:23
Ich kann schon z.B. in Filmen Hinrichtungen nur schwer, Folterszenen überhaupt nicht aushalten.

Das schlimmste was ich jeh im Leben sah war,... in der Tagesschau - das war vor über 20 Jahren. Wahrscheinlich könnte ich heute noch solche Bilder sehen wenn ich bei den sogenannten "sozialen" Medien in den richtigen Ecken unterwegs wäre.

In Filmen hab ich immer die Schere im Kopf "das ist nur Fiktion", da habe ich auch den Spruch von Roy Baumeister im Kopf "Es lässt die Bösen eben böser erscheinen" (auch wenn er das in bezug auf Opfer-Täter beziehungen sagte). Ebenso ist das auch bei Rollenspielen.

Grenzen gibt es aber auch dort nur eben später als in der realität, oder den medien welche die realität abbilden.

Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Freeport am 31.01.2024 | 11:32
Generell ist es aber auch für mich am Spieltisch akzeptabler wenn NPCs/Antagonisten über die Strenge schlagen, als wenn SCs dies tun.

Dem stimme ich so zu. Allerdings ist das für mich als SL ist auch ein großer Faktor, was gewisse Szenarien mit mir tun, denn ich muss mir das ausdenken und die Charaktere, die die Handlung verantworten ausarbeiten. Und dabei lebe ich mich immer sehr stark in alle Facetten ein - ich frage mich immer "Warum tun diese Wesen das?" und die Antworten, die ich finde sind oft für meine Spieler toll und memorable, aber für mich manchmal (auch aufgrund meines Lebenslaufes) gar nicht so einfach zu verdauen. :)
Beispiel: Ich habe mal ein Abenteuer gespielt, wo es um Terrorismus (Unabhängigkeitsbestrebungen einer Kolonie im SciFi) ging und es einen charismatischen Anführer gab, der seine Untergeben dazu überredet hat, Anschläge durchzuführen - kein absolut abwegiger Plot also. Aber das Ausarbeiten des Anführers, der eigentlich für Freiheit kämpft, aber dafür über Leichen geht und in diesem Weg keinen Widerspruch sieht, das hat mich im Nachhinein echt die ein oder andere Nacht gekostet. Meine Spieler waren begeistert und sind echt mitgegangen, insofern war es das wert - ich tue ja (fast) alles für meinen Spielies. :)
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: felixs am 31.01.2024 | 11:45
Auf allen Ebenen - die Wut- und das Unverständnis darüber dürfte meiner Einschätzung nach stark genug sein, dass ich sage: "Will ich nicht" oder "Geht gar nicht".

Will man es wirklich soweit kommen lassen? Ich merke meist vorher, dass sich was anbahnt und würde das dann ansprechen, wenn ich das nicht möchte. Kommt nicht oft vor, aber schon gelegentlich mal.

Oft hilft mir dann auch eine Nachfrage, ob das jetzt zur Handlung gehört, oder ob man das vielleicht weglassen kann, wenn es "nur" Kolorit ist. ("Oft" klingt jetzt so, als wäre das häufig. Ist es nicht. "Oft" im Sinne von "In einem größeren Teil der seltenen Fälle").

Sowas wie Gruppenzwang oder Erdulden um des Friedens Willen ist mir zum Glück fern. Hätte keinerlei Angst mir damit Feinde zu machen.

Würde ich auch nur sehr eingeschränkt machen. Ich kann schon ein bisschen was runterschlucken, wenn ich den Eindruck habe, dass die anderen Spaß haben und wenn es für mich nicht zu schlimm wird. Gibt halt Grauzonen. Aber wenn es nicht geht, dann bin ich raus.
Wenn ich mir damit Feinde machen würde, dann war von Anfang an der Wurm drin. Würde schon erwarten, dass meine Bedürfnisse berücksichtigt werden; mache ich mit anderen ja auch so.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Mangu am 31.01.2024 | 11:46
Ich dachte eher, dass man darüber sprechen könnte, wie man merkt, dass man an einer Grenze angekommen ist und wie man das dann kommuniziert, bzw. wie man sich schützt. Und ob das überhaupt ein Thema ist.
Ich bin der Meinung, dass man dies "einfach" sagen soll. Niemand kann Gedanken lesen.

Da zeichnen sich zwei Lager ab: Die, die grundsätzlich alles ertragen können. Und die, bei denen das eingeschränkt ist und die bestimmte Inhalte nicht ertragen können. Was mir nicht ganz klar geworden ist, ist, ob die, die alles ertragen können, das auch von anderen erwarten, oder ob es ein Bewusstsein dafür gibt, dass es anderen anders gehen könnte.
Wie gesagt, ich kann Fiction und Realität gut trennen und weiß dass selbst in der Realität grausamste Dinge passieren können (was ich nicht gutheiße, aber nicht ändern kann, im Gegenteil zu manchem Spiel). Daher konnte ich (bisher) auch alles gut ertragen.

Trotzdem respektiere ich NoGos von anderen und verstehe, dass es Ängste/Beklemmungen gibt. Ich war auf verschiedenen Vorträgen von Mark Benecke und immer wenn er Blut zeigte, gab er einen Hinweis wegzuschauen, da es auch Leute gibt, die damit nicht umgehen können und umkippen. Deswegen können Bilder (im Kopf) schon reale physische Auswirkungen haben und ein unangenehmes Gefühl hervorrufen.

Probelematisch wäre es wahrscheinlich, wenn es nur Tabu-Themen gibt und man nichts mehr spielen kann, außer Ponyhof. Irgendeinen Knackpunkt muss es irgendwie geben, damit die SC auch zeigen können, dass sie Helden sind. Aber bisher ist mir noch niemand begegnet, der mit allem ein Problem hatte und daher ist es ein sehr fiktives Beispiel, was es so wahrscheinlich nie vorkommen wird.

Ich halte als Erkenntnis fest, dass es wichtig und hilfreich ist, Grenzen und unerwünschte Inhalte deutlich zu benennen und die Einhaltung auch konsequent einzufordern. Denn das Problembewusstsein ist sehr unterschiedlich verteilt und die individuelle Wahrnehmung ist sehr unterschiedlich. Man kann leider nicht davon ausgehen, dass andere Personen schon so ungefähr wissen, wo die Grenzen der Probleme verlaufen.
:d
Wie schon gesagt, gegenseitiger Respekt (und das ist auch das Respektieren von Grenzen/Tabus) ist für mich quasi eine Grundvorraussetzung, weshalb ich mit anderen meine Freizeit verbringe und da gehört gemeinsames Spielen nunmal dazu.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: nobody@home am 31.01.2024 | 11:51
Dem stimme ich so zu. Allerdings ist das für mich als SL ist auch ein großer Faktor, was gewisse Szenarien mit mir tun, denn ich muss mir das ausdenken und die Charaktere, die die Handlung verantworten ausarbeiten. Und dabei lebe ich mich immer sehr stark in alle Facetten ein - ich frage mich immer "Warum tun diese Wesen das?" und die Antworten, die ich finde sind oft für meine Spieler toll und memorable, aber für mich manchmal (auch aufgrund meines Lebenslaufes) gar nicht so einfach zu verdauen. :)
Beispiel: Ich habe mal ein Abenteuer gespielt, wo es um Terrorismus (Unabhängigkeitsbestrebungen einer Kolonie im SciFi) ging und es einen charismatischen Anführer gab, der seine Untergeben dazu überredet hat, Anschläge durchzuführen - kein absolut abwegiger Plot also. Aber das Ausarbeiten des Anführers, der eigentlich für Freiheit kämpft, aber dafür über Leichen geht und in diesem Weg keinen Widerspruch sieht, das hat mich im Nachhinein echt die ein oder andere Nacht gekostet. Meine Spieler waren begeistert und sind echt mitgegangen, insofern war es das wert - ich tue ja (fast) alles für meinen Spielies. :)

Hmja. Was ich als SL vertragen kann und wo da bei mir der Spaß aufhört, ist gegebenenfalls noch mal ein etwas anderes Thema, als womit ich rein als Spieler klarkomme. :) Ist ja auch nur logisch, denn in der Position habe ich noch mal ein gutes Stück mehr Einfluß insbesondere darauf, wie sich die Spielwelt von vornherein präsentiert, und kann also Dinge außen vor lassen, die mir selber schon allzu sauer aufstoßen würden.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: felixs am 31.01.2024 | 11:55
Probelematisch wäre es wahrscheinlich, wenn es nur Tabu-Themen gibt und man nichts mehr spielen kann, außer Ponyhof. Irgendeinen Knackpunkt muss es irgendwie geben, damit die SC auch zeigen können, dass sie Helden sind. Aber bisher ist mir noch niemand begegnet, der mit allem ein Problem hatte und daher ist es ein sehr fiktives Beispiel, was es so wahrscheinlich nie vorkommen wird.
 

Ja, interessanter Punkt, finde ich auch.
Ich habe das bisher nicht erlebt. Meist bin ich der am meisten eingeschränkte Bedenkenträger am Spieltisch und trotzdem geht sehr viel. "Normale" Fantasy geht (vielleicht hier und da mal was abändern), Cthulhu geht auch gut (ein paar Sachen fallen raus, aber in dem Fall bin ich nie der einzige Betroffene in meinen Gruppen gewesen), OSR-artige Sachen gehen (von den absichtlichen geschmacklichen Ausreissern mal abgesehen), Castle Falkenstein natürlich sowieso (da ist es quasi in den Regeln angelegt, dass es kaum schlimm werden kann). Ich würde meinen, dass das alles auch mit deutlich stärkeren Einschränkungen noch gehen würde; habe ich aber noch nie erlebt.

Hat jemand ein reales Beispiel dafür, dass aufgrund von Einschränkungswünschen kein interessantes Spiel mehr möglich war, oder dass der Spielspaß gelitten hätte? (Offensichtliche Fehlbesetzung in einschlägigen Spielwelten mal aussen vor. Dass man mit mir eher nicht Kult spielen wird, ist eigentlich klar. Auch aussen vor, dass man vielleicht Spaß daraus ziehen kann, eine Gruppe zu haben, mit der praktisch alles geht. Mir geht es um Gruppen mit einer gewissen Vielfalt bezüglich von Befindlichkeiten und Grenzen.)

Hmja. Was ich als SL vertragen kann und wo da bei mir der Spaß aufhört, ist gegebenenfalls noch mal ein etwas anderes Thema, als womit ich rein als Spieler klarkomme. :) Ist ja auch nur logisch, denn in der Position habe ich noch mal ein gutes Stück mehr Einfluß insbesondere darauf, wie sich die Spielwelt von vornherein präsentiert, und kann also Dinge außen vor lassen, die mir selber schon allzu sauer aufstoßen würden.

Interessanterweise war der größere Teil meiner eher unangenehmen Erfahrungen in der Rolle als Spielleiter. Habe einige Male darauf insistiert, dass ich die Handlungen der Spielerfiguren und deren Konsequenzen jedenfalls nicht ausspielen werde und habe auch gefragt, ob das wirklich unbedingt sein muss, oder ob man das nicht anders lösen könnte. In einer anderen Gruppe, wo ich als Spieler dabei war, hat der Spielleiter ziemlich regelmäßig Schwierigkeiten mit den Ideen der Spieler gehabt und wollte die Geschichte eigentlich nicht damit belasten. Das hat für eine ständige Anspannung im Hintergrund gesorgt, weil vor allem ein Spieler oft Dinge machen wollte, die für den Spielleiter und für mich nicht in Ordnung waren und die wir belastend fanden.
Hatte den Eindruck, dass da eine Aussprache über Grundsätzlichkeiten hilfreich gewesen wäre.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Issi am 31.01.2024 | 12:19
Will man es wirklich soweit kommen lassen? Ich merke meist vorher, dass sich was anbahnt und würde das dann ansprechen, wenn ich das nicht möchte. Kommt nicht oft vor, aber schon gelegentlich
Kommt darauf an ob es überhaupt eine Vorlaufzeit gibt.
Ich reagiere sobald ich kann.

So wie es kein "Bisschen Schwanger" gibt, gibt es auch kein"Bisschen geht ja gar nicht."
Insofern muss ich da auch nicht abschwächen

Edit.
Wenn es jetzt kein No- Go ist, muss ich für gewöhnlich auch keine Grenzen setzen, und ertrage Unannehmlichkeiten für Figuren ziemlich stoisch.
("300" habe ich dreimal gesehen- bin daher ziemlich Ketchup resistent)
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Freeport am 31.01.2024 | 12:56
Ich tue mich wahnsinnig schwer damit die Grenzen zu ziehen, denn ich weiß ja noch nicht mal genau, wo die bei mir verlaufen. Immer nur Ponyhof, wie es so schön gesagt wurde, habe ich auch keine Lust zu, manchmal hat die Grenzannäherung/-überschreitung auch einen ganz besonderen Reiz und gibt einen Drive im Spiel, der mit "immer nur freundlich" einfach nicht geht. Ich denke meine Grenze definiert sich mit dem Gefühl nach dem Spiel (Ich weiß, sehr hilfreich und hochpräzise :D). Wenn ich aus einer Runde rauskomme und schlechte Laune habe oder das Gefühl habe, es wäre für mich ein besserer Abend ohne die Runde gewesen, dann wurde da eine Grenze überschritten, die ich in meiner Freizeit nicht haben muss.
Und klar hatte ich schon hoffnungslose und üble Situationen in Abenteuern. Aber bei den guten Runden, bin ich aus diesen Szenarien rausgegangen und hatte vielleicht ein berückendes Gefühl, aber ich wollte wissen, wie es weitergeht oder ich habe viel darüber nachgedacht, wie ich die Situation ändern kann.

So. das war jetzt total persönlich und bedingt hilfreich, aber genauer kriege ich es nicht formuliert. Vielleicht hilft das Beispiel, dass ich im "pro Choice" Thread gebracht habe:

In Outsiders (meinem kleinen/großen SciFi Homebrew :D) Gibt es eine Welt, die in einem Krieg gegen Maschinen komplett abgeschnitten wurde. Die Bevölkerung zog sich in große Festungen zurück, um zu überleben. Als aus den Monaten Jahre wurden, wurden Maßnahmen ergriffen, um das Überleben der Wesen in den Festungen zu sichern - eine davon war Bevölkerungs/Geburtenkontrolle. Das Abenteuer setzte an einem Punkt an, wo sich ein Weg in die Festung ergab und die Gruppe den Auftrag bekam, Kontakt aufzunehmen und einen Lagebericht zu erstellen. Sie stolperten in eine aufkommende Revolution. Der Funke, an dem sich das Ganze für die Gruppe entzündete: ein Frau bat sie, sie mit aus der Festung zu nehmen, denn sie war schwanger und hatte keine Lizenz. Ich habe die Details von "keine Lizenz" nicht ausführen müssen, die Gruppe wusste sofort, was Sache war.
Das gab dem Abenteuer eine sehr düstere Note und es war Spielern und Charakteren die ganze Zeit klar, wie hoch die Odds hier waren. Ich habe selten Spieler gesehen, die sich so sehr in Gefahr gebracht haben, um einen NPC, den sie erst seit zwei Sitzungen kennen zu beschützen. Und als sie dann einen Weg raus gefunden haben (ihr Weg rein war natürlich verstellt ;) ) fanden sie heraus, dass der von einer ganzen Underground-Railway Organisation genutzt wurde, die "nicht-lizensierten" Familien half zu entkommen. Als die Gruppe den Raum betrat, in dem 25 Familien und Frauen saßen, die lieber die Gefahr des Deadlands außerhalb der Festung auf sich nahmen, als ihre Kinder herzugeben, war es für eine Minute totenstill am Spieltisch.
Da dachte ich schon, jetzt hast du es zu weit getrieben, aber ich habe meine Gruppe gut eingeschätzt und sie hat mich sogar ein wenig überrascht. :)
Sie halfen ihrer Begleiterin und den anderen zur Flucht, haben sich und ihr Equipment dabei übel aufgerieben. Am Ende stand sie draussen an der Schleuse ihres Schiffes, alle Familien an Bord, bereit an einen sicheren Ort (eine kleine Kolonie, der sie vorher mal geholfen haben) gebracht zu werden. Da meinte einer der Spieler einfach nur "Stop. Wir gehen nicht mit. Das kann so nicht bleiben." Und die ganze Gruppe, zerschunden und zerschlagen dreht auf dem Hacken um, um sich der Revolution anzuschließen.
Klasse Abenteuer und der Faktor Geburtenkontrolle hat dem ganzen ein Feuer gegeben, das ich sonst nur selten in einem Abenteuer hatte. Aber danach bat mich die Gruppe auch, etwas leichteres zu spielen. :)
Für mich war hier die größte Hürde, das Ganze nicht ins bodenlos düstere Abgleiten zu lassen, daher habe ich den Weg genommen, das Leid der Bevölkerung dort an einem Beispiel (besagte NPC) der Gruppe näher zu bringen, ohne ihnen die Abtreibungskliniken zeigen zu müssen. Aber es war für mich als damals mittdreißiger Mann schon eine echte Herausforderung, eine verzweifelte schwangere Frau zu spielen, das hat mich auch echt mitgenommen.

Ist klar, worauf ich hinauswill?  :think:
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: felixs am 31.01.2024 | 13:01
So wie es kein "Bisschen Schwanger" gibt, gibt es auch kein"Bisschen geht ja gar nicht."
Insofern muss ich da auch nicht abschwächen

Bei mir schon. Es ist ziemlich oft so, dass ich früh sehr, wohin das wahrscheinlich gehen wird. Und da finde ich es dann ggf. hilfreich, frühzeitig darauf hinzuweisen, dass ich das nicht mitmachen möchte.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Issi am 31.01.2024 | 13:08
Bei mir schon. Es ist ziemlich oft so, dass ich früh sehr, wohin das wahrscheinlich gehen wird. Und da finde ich es dann ggf. hilfreich, frühzeitig darauf hinzuweisen, dass ich das nicht mitmachen möchte.
Etwa so: "Ich habe das Gefühl, dass meine Figur gleich gefoltert und vergewaltigt wird, können wir das bitte nicht ganz so Doll machen?"
 ~;D

Ich habe es Mal absichtlich überspitzt. Um zu zeigen dass ein No- Go ist und bleibt was es ist ( Für mich)
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: felixs am 31.01.2024 | 13:23
Etwa so: "Ich habe das Gefühl, dass meine Figur gleich gefoltert und vergewaltigt wird, können wir das bitte nicht ganz so Doll machen?"
 ~;D

Ich habe es Mal absichtlich überspitzt. Um zu zeigen dass ein No- Go ist und bleibt was es ist ( Für mich)

In der Tat ungefähr so. Und ich verstehe Deinen Punkt nicht. (Was nicht schlimm ist, man darf ja unterschiedliche Ansichten haben und dass wir beide deutlich aneinander vorbeiticken, ist ja eh schon länger klar).

Zur Illustration ein Beispiel, welches ungefähr so vorgekommen ist: Die Gruppe hat zwei Goblins gefangengenommen und es wird beraten, was nun zu tun ist. Ich melde sicherheitshalber direkt an, dass ich keine Folterszenen spielen möchte. Meinetwegen kann irgendwas gewürfelt werden und es gibt dann irgendwelche Infos und das war es dann. Noch lieber wäre mir, wir klammern das komplett aus und es gibt überhaupt keine Gefangennahmen (wobei ich verstehe, dass das eine Einschränkung für "Realismus" und taktische Möglichkeiten bedeutet). Aber ja - ich weiß, worauf das hinauslaufen kann und - je nach Gruppe - wahrscheinlich wird. Und dann melde ich kurz an, dass das für mich nicht OK ist. Und biete möglichst eine Alternative an, damit weitergespielt werden kann.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: flaschengeist am 31.01.2024 | 13:32
Wie für viele hier habe ich im RPG null Bock auf detailliert ausgemalte Gewalt und Sexualität. Sowas ist bisher genau einmal vor ca. 25 Jahren vorgekommen, als ein Mitspieler in einer SLA Industries Runde genüsslich die Vergewaltigung, Folter und Tötung eines NSC ausmalte. Soweit ich mich erinnere, haben wir anderen das Geschehen zunächst in einer Kombination aus Fassungslosigkeit und Voyeurismus verfolgt, bevor eingegriffen wurde. Die Reputation des Mitspielers hat durch diese Aktion übrigens schwer gelitten.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: nobody@home am 31.01.2024 | 13:35
Zur Illustration ein Beispiel, welches ungefähr so vorgekommen ist: Die Gruppe hat zwei Goblins gefangengenommen und es wird beraten, was nun zu tun ist. Ich melde sicherheitshalber direkt an, dass ich keine Folterszenen spielen möchte. Meinetwegen kann irgendwas gewürfelt werden und es gibt dann irgendwelche Infos und das war es dann. Noch lieber wäre mir, wir klammern das komplett aus und es gibt überhaupt keine Gefangennahmen (wobei ich verstehe, dass das eine Einschränkung für "Realismus" und taktische Möglichkeiten bedeutet). Aber ja - ich weiß, worauf das hinauslaufen kann und - je nach Gruppe - wahrscheinlich wird. Und dann melde ich kurz an, dass das für mich nicht OK ist. Und biete möglichst eine Alternative an, damit weitergespielt werden kann.

Na ja, bei "Gefangene werden nicht gemacht!" kann's dann schnell mal wieder andere Spieler geben, denen unwohl wird. ;) Aber in Sachen Gefangennahme bin ich halt auch Karl-May- und Perry-Rhodan-vorgeschädigt -- da gehört ein gewisser Grundrespekt vor dem Leben schlicht dazu, und daß sowohl Pro- als auch Antagonisten schon mal gefangengenommen, statt sie alle miteinander kurzerhand auszulöschen und ohne daß es gleich in Folterorgien ausartet, ist einfach Teil davon.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Swanosaurus am 31.01.2024 | 13:44
Inhaltlich war ich bisher ehrlich gesagt noch nie - bei Vergewaltigungs- und Folterschilderungen wäre ich ebenfalls raus, aber das ist mir noch nie untergekommen (nur einmal, als wir noch jung und blöd waren, gab es einen Fall von magisch erzwungenem Kannibalismus als PvP-Racheaktion, aber damals fanden wir das alle lustig).

Vor nicht allzu langer Zeit gab es aber einen Fall von Sozialverhalten in der Runde, bei dem ich eigentlich eine virtuelle X-Card hätte zücken sollen und die bei mir auch dazu geführt hat, dass ich nicht wieder mit dem betreffenden Spieler spielen werde (zumindest nicht, wenn er Spieler ist, eventuell bei ihm als SL).

Ist eine etwas längere Story - es war eine Online-Reunion unserer ersten RSP-Gruppe mit DSA3, die auch gut funktioniert hat, solange der betreffende Spieler den SL gemacht hat - das war er früher auch meistens, und wir wussten alle, dass wir uns auf einen recht autoritären und klugscheißerischen Stil ("Mensch, seid ihr dumm!") einlassen, von daher war das okay.

Aber als dann eine Mitspielerin mal für ein Abenteuer übernommen hat, hat er sofort angefangen, die Glaubwürdigkeit des von ihr geschilderten Aventurien in Zweifel zu ziehen und das zum Anlass zu sturer Sabotage zu nehmen. "Das ist kein Phex-Geweihter, ein Phex-Geweihter würde sich nie so verhalten. Mein Charakter kommt zu dem Schluss, dass es sich um einen Betrüger handelt, also verhält er sich entsprechend." Das hat nicht nur die SL an den Rand der Verzweiflung getrieben, sondern alle total genervt, weil das Spiel sich nur noch um seine "Kritik" an ihrer Weltdarstellung und seine abstrusen In-Character-Aktionen drehte.

Die Runde haben wir dann tatsächlich abgebrochen; ich bin inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass der betreffende Mitspieler einfach in beiden Rollen ziemlich unfähig ist, sich in andere Menschen und in das, was denen vielleicht plausibel oder logisch erscheint, einzufühlen, denn auch als SL schmiert er einem immer aufs Butterbrot, dass man ja etwas minderbemittelt wäre, weil man aus dem von ihm geschilderten nicht die gleichen Schlüsse zieht, die er ziehen würde. Das wirkt nicht mal bösartig, er ist zugleich ein oft sehr zugewandter und warmherziger Mensch, er kann sich nur anscheinend echt nicht vorstellen, dass ein denkenber Mensch zu irgendwelchen anderen Schlüssen gelang tals er.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Issi am 31.01.2024 | 15:14
In der Tat ungefähr so. Und ich verstehe Deinen Punkt nicht. (Was nicht schlimm ist, man darf ja unterschiedliche Ansichten haben und dass wir beide deutlich aneinander vorbeiticken, ist ja eh schon länger klar).
Es gäbe tatsächlich einen SL, dem ich soweit vertraue, dass ich sage würde: " OK, wir ziehen das durch. "
Umschreiben bitte was mit der Figur geschieht. Ausspielen will ich es nicht.
Die wird dann für die Zukunft zum Racheengel. ( ala Kill Bill)

Aber dieser SL würde das Angebot ablehnen.
Wieso? Weil er , so wie viele andere auch, sowas nicht haben will.
Mir und anderen nicht antun will.
Weil es das auch nicht braucht um Spaß zu haben.

Bei SL, die ich nicht kenne, würde ich auf ein Deus Ex Machina warten.
- Weil, für alle mir bekannten Runden auch nichts anderes zu erwarten wäre.

Niemals aber darauf dass das jmd tatsächlich durchzieht

Insofern erübrigt sich jede Vorwarnung

Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Issi am 2.02.2024 | 11:08
Hmja. Was ich als SL vertragen kann und wo da bei mir der Spaß aufhört, ist gegebenenfalls noch mal ein etwas anderes Thema, als womit ich rein als Spieler klarkomme. :)
Same

Im Prinzip weiß ich als SL, wie weit die Bösen maximal gehen, und kann das Grauen besser Steuern.
Es wird folglich nie schlimmer als ich ertragen kann.

Als SPL habe ich diese Steuerung nicht.
Bei unbekannten SL weiß ich erstmal nicht, was so im Worstcase passiert.
(Ebenso bei Regisseuren und Autoren)
Und das kann schon ein Gefühl der Ohnmacht erzeugen.
Ist natürlich uU. auch spannend.


War Mal in Prag vor einem Horror Café gestanden, das damit Werbung machte, dass Gäste ihren Besuch uU. Bereuen könnten.
Auch ne Geisterbahn auf dem Rummel wirbt hin und wieder damit.

Insofern könnte ein "Achtung Teilnahme auf eigene Gefahr!" ja uU. auf manche auch anziehend wirken. - Und man ist dann hinterher enttäuscht, wenn man nicht wenigstens ein kleines Trauma sein Eigen nennen kann.. ~;D


Der Fsk sagt ja eigentlich schon eine Menge.- Wenn ich jetzt bei einem Horror Abenteuer ab 18 teilnehme, ist das ne andere Nummer, als eine Fantasy Runde ab 12.
(Ich muss mich auf unterschiedliche Dinge gefasst machen, und habe unterschiedliche Erwartungen)
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: KhornedBeef am 2.02.2024 | 12:02
Bin noch nie ausgestiegen, geärgert habe ich mich nur über akustische Störungen im Spielzimmer und unflüssige Kampfmechaniken.

Ich bin relativ dickfellig bzw. würde viele Themen im Rahmen der oben genannten "Genregefälligkeit" akzeptieren. Wenn ich etwas nicht toll fände, würde ich schon erstmal abwägen, ob ich für alle die Runde in dem Moment sprengen will. Reaktion der MitspielerInnen beobachten ist wichtig.
Apropos. Wenn jemand aus der Runde angegangen wird, persönlich, von NSCs, von SpielerInnen, whatever, würde ich wohl etwas sagen. Da gibt es einen Graubereich, aber innerhalb dessen entscheide ich mit viel weniger Rücksicht auf Spielbelange.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Olibino am 2.02.2024 | 21:24
Hat jemand ein reales Beispiel dafür, dass aufgrund von Einschränkungswünschen kein interessantes Spiel mehr möglich war, oder dass der Spielspaß gelitten hätte? (Offensichtliche Fehlbesetzung in einschlägigen Spielwelten mal aussen vor. Dass man mit mir eher nicht Kult spielen wird, ist eigentlich klar. Auch aussen vor, dass man vielleicht Spaß daraus ziehen kann, eine Gruppe zu haben, mit der praktisch alles geht. Mir geht es um Gruppen mit einer gewissen Vielfalt bezüglich von Befindlichkeiten und Grenzen.)
Ich frage wenn ich SL bin nicht mehr nach Lines und Veils in einer Session 0. Übertriebene Gewalt oder Sexuelle Gewalt wende ich ohnehin nie an, dafür muß ich nicht fragen. Aber was immer kommt wenn man fragt, ist das jemand Gewalt gegen Kinder ausschließt. Und das engt total ein. Und zwar völlig unnötig. Die einzigen beiden Formen von Gewalt gegen Kinder die ich im Rollenspiel jemals erlebt habe waren Kidnapping und Verzauberung/Beeinflussung von Kindern. Und beides führt zu superspannenden Situationen. Ich habe auch noch nie erlebt, dass das einem Spieler unangenehm war.

Meines Erachtens kommt es bei der Frage, ob eine Situation unangenehm ist, auf die konkrete Situation an. Auf den Tonfall. Darauf ob es angemessen oder übertrieben beschrieben wird. Usw. Da ganze Bereiche von Themen von vorneherein auszuschließen, weil sie vielleicht einem einzelen Spieler unangenehm werden könnten, halte ich für ein schlechtes Instrument.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: KhornedBeef am 3.02.2024 | 13:05
Ich frage wenn ich SL bin nicht mehr nach Lines und Veils in einer Session 0. Übertriebene Gewalt oder Sexuelle Gewalt wende ich ohnehin nie an, dafür muß ich nicht fragen. Aber was immer kommt wenn man fragt, ist das jemand Gewalt gegen Kinder ausschließt. Und das engt total ein. Und zwar völlig unnötig. Die einzigen beiden Formen von Gewalt gegen Kinder die ich im Rollenspiel jemals erlebt habe waren Kidnapping und Verzauberung/Beeinflussung von Kindern. Und beides führt zu superspannenden Situationen. Ich habe auch noch nie erlebt, dass das einem Spieler unangenehm war.

Meines Erachtens kommt es bei der Frage, ob eine Situation unangenehm ist, auf die konkrete Situation an. Auf den Tonfall. Darauf ob es angemessen oder übertrieben beschrieben wird. Usw. Da ganze Bereiche von Themen von vorneherein auszuschließen, weil sie vielleicht einem einzelen Spieler unangenehm werden könnten, halte ich für ein schlechtes Instrument.
Ich bin etwas verwirrt. Jedes mal äußern Leute den Wunsch, keine Gewalt gegen Kinder zu haben, aber nie ist das jemandem unangenehm?
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: nobody@home am 3.02.2024 | 13:41
Ich bin etwas verwirrt. Jedes mal äußern Leute den Wunsch, keine Gewalt gegen Kinder zu haben, aber nie ist das jemandem unangenehm?

Ich vermute stark, wie unangenehm das jemandem im Einzelfall ist, hängt stark von der Art von Gewalt und vom individuellen Kind ab. Irgendeinem dahergelaufenen 08/15-NSC-Rotzbengel mal eine einigermaßen verdiente Ohrfeige zu verpassen, ist halt bei allen pflichtschuldig erhobenen Zeigefingern ein ganz anderes Kaliber, als zusehen zu müssen, wie der Schurke der Woche genüßlich die junge (ebenfalls NSC-)Adoptivtochter der Gruppe mit seinem Schwert aufspießt...
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Zed am 3.02.2024 | 13:55
Ich bin etwas verwirrt. Jedes mal äußern Leute den Wunsch, keine Gewalt gegen Kinder zu haben, aber nie ist das jemandem unangenehm?
Das trifft einen Punkt.

Ich denke, der Widerspruch lässt sich erklären, wenn es um die Darstellungsform der Gewalt geht. Ich versuche mal an meine/unsere Geschmacksgrenze zu gehen, mit folgender Beschreibung, die bei uns so gerade noch vorkommen könnte:

Ihr reitet ins Dorf hinein. Es riecht nach kaltem Rauch und verbranntem Fleisch. Es gibt kein Geräusch, nur irgendein schweres Tuch flappt irgendwo im Wind. Menschliche Körper liegen teils wie angeordnet umher. Die Horden des Chaos wollten hier wohl das grausamst mögliche Zeichen setzen: Unsägliche Verbrechen wurden an Erwachsenen und Kindern verübt, und wahrscheinlich sind die Kinder sogar zuerst vor den Augen der Erwachsenen getötet worden. In der Dorfmitte weht ein mit Blut beschriebenes Pergament im Wind, aufgespießt auf einem Speer: "Wer uns angreift, endet so." steht darauf.


Wenn ich wahre Bösewichte/Erzfeinde erschaffen wollte, dann würde ich mit den Taten der Gegner und in meiner Beschreibung soweit gehen (und soweit würde ich auch gehen können bei meiner Gruppe). Mit mir selbst wäre ich damit auch noch im Reinen. Die Details zu den Gräueltaten liefere ich nicht, trotzdem skizziere ich das Außmaß der Taten. Wie auch in manchen Filmen transportieren andere Details die Tragweite eines Verbrechens ausreichend, wie der rote Mantel in "Schindlers Liste".

Details der eigentlichen Gräueltaten würde ich wohl dann ausführen, wenn ein SC mit gutem Grund danach fragt - meine Gruppe ist unverdächtig, Freude an sadistischen Beschreibungen zu haben.

Mehr ungefragte Details oder gar Live-Beschreibungen, wie ein Kind gequält würde, das wäre jenseits der Grenze, die ich oder meine Gruppe richtig fände.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Issi am 3.02.2024 | 14:08
Ich habe das Gefühl ( rein subjektiv), dass wenn ein Spielleiter selbst Kinder hat, das Thema "Gewalt gegen Kinder" - entweder keines mehr ist.
(Weil es nicht vorkommt) oder wenn dann so behandelt wird, dass es keinem unangenehm aufstößt.
Es ist dann ( so zumindest mein Eindruck) einfach ne andere Sensibilität vorhanden.

 
Damit will ich nicht sagen, dass es nicht auch Kinderlose SL gibt, die genauso sensibel damit sind oder sein können.

@
Zed
Kann man machen, muss man aber nicht.
Explizit zu erwähnen, was mit den Kindern wahrscheinlich geschehen ist, wäre in meinen Augen mehr Effekt- haschend als nötig.
Man müsste nicht mal extra erwähnen, ob da Kinder dabei waren.
Lass ein paar Köpfe (keine Kinderköpfe) aufgespießt sein, vielleicht noch ein paar angefressene Leichen und die SPL sind auch bedient.
Meine 5 Cent

Edit.
Verteil ein paar Gedärme, Augen und Knochen, (anonymer geht's nicht)- und die Sauerei erfüllt ihren Zweck.

Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Ma tetz am 3.02.2024 | 14:28
Ich bin da voll bei Issi.

Ich bin Vater von zwei Kindern und brauche das weder im Rollenspiel noch in anderen Medien.

Ich empfinde Gewalt gegen Kinder und Schwangere als billige und geschmacklose Art Horror zu transportieren.

Und ja sowas gibt es. Es gibt bspw. gleich mehrere Abenteuer für Der Schatten des Dämonenfürsten, die diesen Pfad beschreiten und die ich deshalb nicht as written spielen oder leiten werde.

Bei DCC hatten wir letztens eine Situation, wo es einen Kampf mit einer Affenmenschenfamilie gab. Der SL hat mehrmals erwähnt, dass auch die Kinder sich bereit machen uns anzugreifen. Trotzdem haben sich alle Spieler unabgesprochen auf die Erwachsenen konzentriert. Der SL hat dann den Tisch Imho richtig gelesen und die Kinder weglaufen lassen. Fand ich gut gelöst.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: KhornedBeef am 3.02.2024 | 14:29
@Zed: das entspricht ja auch alles dem Angst
Ansatz von Lines&Veils: Lines werden thematisch kategorisch ausgeschlossen, Veils kommen als Thema, aber nicht als explizite Schilderung vor. Eben genau zu dem Zweck, genretechnisch Sachen einzuschließen, die niemand anschauen muss.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Zed am 3.02.2024 | 14:33
@
Zed
Kann man machen, muss man aber nicht.
Explizit zu erwähnen, was mit den Kindern wahrscheinlich geschehen ist, wäre in meinen Augen mehr Effekt- haschend als nötig.
Man müsste nicht mal extra erwähnen, ob da Kinder dabei waren.
Lass ein paar Köpfe (keine Kinderköpfe) aufgespießt sein, vielleicht noch ein paar angefressene Leichen und die SPL sind auch bedient.
Meine 5 Cent


Stimmt. Ich hatte mich maximal an die Kindergrenze ranrobben wollen, aber wahrscheinlich würde ich es so machen, wie Du es sagst..
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Weltengeist am 3.02.2024 | 17:08
Und ja sowas gibt es. Es gibt bspw. gleich mehrere Abenteuer für Der Schatten des Dämonenfürsten, die diesen Pfad beschreiten und die ich deshalb nicht as written oder leiten werde.

Kann ich bestätigen - deshalb rühre ich inzwischen nichts mehr an, was aus dem Hause kommt.

Wobei ich da ja noch hätte gewarnt sein können; die Ausrichtung von DSdD ist ja kein Geheimnis. Wem ich es wirklich (gerade aufgrund der vermarkteten Ausrichtung) nicht verziehen habe, ist Blue Rose.

Und wo ich es gerade eben überhaupt nicht lustig fand, war ein Kinotrailer eines Horror-mit-Kindern-Films. Das muss mMn im Vorprogramm eines FSK12-Films nicht sein.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: unicum am 3.02.2024 | 17:24
SC kommen in ein Dorf.

SL alle Bewohner sind tod.
SC ich suche nach den Kindern.
SL du findest keine Kinder.
SC die angreifer haben die Kinder enführt! Ich suche nach den Spuren!
SL du findest keine Hinweise auf verschleppte Kinder. Es gibt keine Kinder!
SC das ist aber unwahrscheinlich das es in so einem großen Dorf keine Kinder gibt! Die Dorfbewohner haben bestimmt dreck am stecken!
SL: ???

So ähnlich schon mal erlebt,...
Also ja da kann es schon mal zu dummen problemen kommen wenn man als SL versucht solche Probleme zu umschiffen,...
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 3.02.2024 | 17:28
SC kommen in ein Dorf.

SL alle Bewohner sind tod.
SC ich suche nach den Kindern.
SL du findest keine Kinder.
SC die angreifer haben die Kinder enführt! Ich suche nach den Spuren!
SL du findest keine Hinweise auf verschleppte Kinder. Es gibt keine Kinder!
SC das ist aber unwahrscheinlich das es in so einem großen Dorf keine Kinder gibt! Die Dorfbewohner haben bestimmt dreck am stecken!
SL: ???

So ähnlich schon mal erlebt,...
Also ja da kann es schon mal zu dummen problemen kommen wenn man als SL versucht solche Probleme zu umschiffen,...

Oder alle sind tot, nur die Kinder rennen fröhlich spielend durchs Dorf.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Issi am 3.02.2024 | 17:29
SC kommen in ein Dorf.

SL alle Bewohner sind tod.
SC ich suche nach den Kindern.
SL du findest keine Kinder.
SC die angreifer haben die Kinder enführt! Ich suche nach den Spuren!
SL du findest keine Hinweise auf verschleppte Kinder. Es gibt keine Kinder!
SC das ist aber unwahrscheinlich das es in so einem großen Dorf keine Kinder gibt! Die Dorfbewohner haben bestimmt dreck am stecken!
SL: ???

So ähnlich schon mal erlebt,...
Also ja da kann es schon mal zu dummen problemen kommen wenn man als SL versucht solche Probleme zu umschiffen,...
1. Die Kinder sind im Geheimversteck unter dem Holzboden und können berichten, was sie gehört und gesehen haben.
(Aus Kindersicht)
So haben die Helden erste Anhaltspunkte

2. Die Kinder sind in den Wald gerannt, um sich dort zu verstecken, oder zu einer geheimen Höhle (Jedes 08/15 Dorf hat doch für sowas vorgesorgt)

3. Falls die Kinder entführt wurden - gibt es ne Befreiungsaktion

PS. Selbst im Herrn der Ringe werden Kinder bei nem Überfall aufs nächste Pferd gesetzt, und reiten nach Rohan, um dem König zu berichten. ( Wenn die das im Kino hinkriegen, dann geht das auch am Rollenspiel Tisch  ;))

Edit. Je kleiner das Dorf, desto weniger Kinder müssen untergebracht werden.
UU. gibt es auch gar keine.


Im Zweifel würde ich deshalb auch ein Gehöft oder einen Weiler vorziehen.
(Wenn man meint ein Massen Gemetzel zu brauchen ).
Dann tauchen solche Probleme idR. nicht auf.

Auch ein überfallener Wagenzug hat einen ähnlichen Effekt.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Quaint am 3.02.2024 | 18:58
Ajo machste halt keine Gewalt/Greultaten an Kindern zur Line, und wer dann beim Dorfmassaker doofe Fragen stellt wird auf die Line verwiesen und gut is
Oder man denkt sich wie hier schon angeklungen was aus was (nicht schrecklich) mit den Kindern ist.
Man kann es sich halt auch kompliziert machen, auch wenn es eigentlich nicht schwerer ist als Rollenspielen sonst auch.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Irian am 3.02.2024 | 19:25
Ich würde sagen, bei mir hört der Spaß je nach verschiedenen Faktoren auf...

a) Was ist das Setting? In einem heroischen Fantasy-Setting brauche keinen Horror, in einem Horror-Setting erwarte ich natürlich "mehr" Dinge. Passt das "extreme" zum Setting oder ist es billig darauf geklatscht? Spielen wir strahlende Helden oder ist es explizit eine böse Schurkenrunde (bin ich eh schlecht drin).
b) Wer sind die Mitspieler? Kenne ich sie, habe ich da bereits Vertrauen, zeichnen die sich durch eine erwachsene Herangehensweise an sowas aus oder geiern die wie 12-jährige Edgelords bei irgendwelchen Aktionen? Haben meine Mitspieler dem vorher zugestimmt?
c) Was wurde vorher abgesprochen (mehr Absprache erlaubt bei mir idR auch mehr Möglichkeiten, überraschend ist hier schlecht).

Ansonsten sind meine echten "Grenzen" relativ weit, da bin ich privilegiert - aber die Grenzen des "guten Geschmacks" sind für mich enger, d.h. selbst wenn etwas "an sich" für mich nicht "verboten" wäre, wenn es einfach schlecht gemacht, unpassend, etc. ist, wäre das für mich trotzdem was, wo ich dadurch das Vertrauen in die Gruppe/Spielleiter verliere und damit dann auch das Ganze beende (z.B. Folter durch SC - wenn es ein moralisches Dilemma ist, evtl, aber dann mit Veil, wenn es die Spieler zum Spaß tun - Bye Bye). Veils sind generell etwas, das da stark hilft, in manchen Situationen würde ich pers. auch einfach etwas nicht im Detail beschrieben sehen wollen ("Ja, das GANZE Dorf wurde massakriert, wir haben es verstanden, kein Grund da nun gewisse Details zu beschreiben, danke, wir wissen, was das für ALLE Dorfwohner impliziert.")
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: unicum am 3.02.2024 | 20:02
3. Falls die Kinder entführt wurden - gibt es ne Befreiungsaktion

Wie ich oben schon schrieb - es gibt keine entführung.

Eigentlich war das die ganze sache das SL eben einen Plot haben wollte mit einem bösewicht der alle umbringt - und zwar wirklich alle - er aber Kinder, aus schon genannten gründen rausgenommen hat. Das rausnehmen war eben "es gibt keine Kinder", nicht sehr orginell aber eigentlich mit das einzige was an dem Plot wirklich tragbar war.
Denn rein nach der logik des "Events" das alle umbringt ist es eben ein "alle umbringen event".

Und ja da wurde jemand getriggert, eben in der hinsicht des eigentlich vermeidenwollens des "Gewalt gegen Kinder" Triggers (der ja eigentlich nicht vorhanden war) und da wurde dann eben nur noch mehr getriggert.

Ich fand das damals (Als mitspieler) etwas Wired und zwar hauptsächlich von dem Spieler weil eigentlich gab es keine Gewalt gegen Kinder aber er suchte dann danach,...

Die Lösung des SLs (nach dem break der an diesem Abend passierte) war im übrigen das wir am Brunnen des Dorfes ein Kraut fanden das empfängnisverhütend wirkt, seitdem das dort wächst (ein paar Jahre) gibts auch keine Kinder (war wohl nachträglich eingebaut worden nur "jemanden" wieder auf den Plot zu kommen).

War aber eine Kampange die recht schnell im Sande verlief, (hauptgrund war, glaube ich "wir finden keine Spieltermine"). Aber der fragliche Spieler, ich weis nicht ob ich mit dem eine neue kampange anfangen würde (ist eigentlich egal, der ist meines wissens nicht mehr bei uns im Verein, der SL im übrigen auch nicht).

Punkt ist eben: Es ist manchmal nicht leicht.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Olibino am 3.02.2024 | 20:24
Ich bin etwas verwirrt. Jedes mal äußern Leute den Wunsch, keine Gewalt gegen Kinder zu haben, aber nie ist das jemandem unangenehm?
Ja, das ist meine Erfahrung in 100+ unterschiedlichen Runden. Die eine Hälfte setzt Lines & Veils ein und schließt damit quasi Gewalt gegen Kinder aus. Die andere Hälfte verzichtet auf Lines & Veils und hat gar kein Problem damt, Dinge wie Kidnapping zu spielen.

Es ging ja um die Frage, ob es Gründe gegen Lines & Veils gibt und das ist für mich ein Grund.

Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Issi am 3.02.2024 | 20:30
@
unicum
" Das Kraut war ja nicht ganz unkreativ..."  :D

Im Endeffekt wahrscheinlich ein verzweifelter Versuch seinen Fehler wieder gut zu machen.

Hätte er nur einen Weiler überfallen lassen oder eine Kutsche, hätte er das Problem wohl nicht gehabt.
(Oder einen guten Grund warum die Kinder geschützt waren.)

@
Olibino
Entführung mit Kindern, kannst Du aber nur in Ner Runde spielen, die weiß, dass die Kinder bei dir sicher überleben. (Plot Rüstung).
Ansonsten würde ich auch die Finger von lassen.




Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Skaeg am 3.02.2024 | 21:05
Oder alle sind tot, nur die Kinder rennen fröhlich spielend durchs Dorf.
Also, das wäre ein klasse Einstieg für ein bizarres Horror/Mystery-Szenario.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Olibino am 3.02.2024 | 21:49
@
Olibino
Entführung mit Kindern, kannst Du aber nur in Ner Runde spielen, die weiß, dass die Kinder bei dir sicher überleben. (Plot Rüstung).
Ansonsten würde ich auch die Finger von lassen.
Wenn ich SL bin ist das selbstverständlich.

Aber es hängt ja auch vom Genre ab. Ich habe auch schon (als Spieler) an Horrorrollenspielen mitgespielt, wo das nicht selbstverständlich war. Typischerweise steht dann aber bei der Ausschreibung schon dabei, welche Themen vorkommen können.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Olibino am 3.02.2024 | 22:05
Eigentlich war das die ganze sache das SL eben einen Plot haben wollte mit einem bösewicht der alle umbringt - und zwar wirklich alle - er aber Kinder, aus schon genannten gründen rausgenommen hat. Das rausnehmen war eben "es gibt keine Kinder", nicht sehr orginell aber eigentlich mit das einzige was an dem Plot wirklich tragbar war.
Denn rein nach der logik des "Events" das alle umbringt ist es eben ein "alle umbringen event".
Mir scheint das Problem hier ist aber weniger, dass einer der Spieler keine Gewalt gegen Kinder wollte.
Sondern dass der SL den Spielern keine Chance gegeben hat sich als Helden zu fühlen oder irgend etwas aktiv zu tun. Sie konnten nichts machen, weder die Tat verhindern noch Überlebende (z.B. Kinder) retten. Ich würde mich da als Spieler wahrscheintlich auch nicht sehr wohl fühlen.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: nobody@home am 4.02.2024 | 00:36
Mir scheint das Problem hier ist aber weniger, dass einer der Spieler keine Gewalt gegen Kinder wollte.
Sondern dass der SL den Spielern keine Chance gegeben hat sich als Helden zu fühlen oder irgend etwas aktiv zu tun. Sie konnten nichts machen, weder die Tat verhindern noch Überlebende (z.B. Kinder) retten. Ich würde mich da als Spieler wahrscheintlich auch nicht sehr wohl fühlen.

Mag was dran sein -- andererseits ist das dann vielleicht eher die Frage, ab wann einen "zuviel Railroading" triggert. ;) Ich meine, es scheint einigermaßen klar, daß die Beispiel-SL das zerstörte Dorf mehr als Stimmungsszene und Aufhänger fürs "eigentliche" Abenteuer gedacht hatte und dann nicht so recht weiterwußte, als einer von ihnen da mehr als das hineininterpretiert hat und aus dem vorgesehenen Plot herausstolpern wollte...
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Issi am 4.02.2024 | 10:31
Wenn ich SL bin ist das selbstverständlich.
Das wissen dann wahrscheinlich nur Spieler, die einen gut kennen.

Auf Cons ist die Situation häufig eine andere.

Zum Horror:
Ja, vorallem Kindermonster, die man dann abschlachten soll, erfreuen sich hier und da großer Beliebtheit.

Ist halt billig. Mir wären Mörderpuppen und Monsterkaninchen auch lieber.
(Würde ich das spielen, was ich nicht tue)

Finde ja Gruselfilme am spannendsten solange man das Monster noch nicht sieht.
(Dann wird es mir meistens entweder zu absurd oder zu lächerlich)
 ;D
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Olibino am 4.02.2024 | 12:16
Ich bin in den letzten Jahren 3x aus einer laufenden Kampagne ausgestiegen. Es war jeweils eine Horror-Kampagne, was mir schon zu denken gibt. Mit Horror-Oneshots komme ich sehr gut klar.

Der konkrete Anlaß war jeweils anders:
- In einem Fall hat sich ein Mitspieler daneben benommen, hat aktiv Aktionen die ich und ein anderer Spieler unternehmen wollte verhindert. Mehrfach.
- In einem zweiten Fall hat der SL ewig lange Monologe gehalten.
- Im dritten Fall gab es zu wenige Szenen die mir Freude gemacht haben. Ein Großteil der Zeit wurde mit Detailplanungen verbracht.

In allen drei Fällen habe ich das angesprochen, aber geändert hat sich nichts.

Möglicherweise ist es auch einfach nicht mein Genre, und ich entwickle unbewußt eine Abneigung und der konkrete Auslöser ist dann eben nur der Auslöser.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: nobody@home am 4.02.2024 | 12:32
Ich bin in den letzten Jahren 3x aus einer laufenden Kampagne ausgestiegen. Es war jeweils eine Horror-Kampagne, was mir schon zu denken gibt. Mit Horror-Oneshots komme ich sehr gut klar.

Der konkrete Anlaß war jeweils anders:
- In einem Fall hat sich ein Mitspieler daneben benommen, hat aktiv Aktionen die ich und ein anderer Spieler unternehmen wollte verhindert. Mehrfach.
- In einem zweiten Fall hat der SL ewig lange Monologe gehalten.
- Im dritten Fall gab es zu wenige Szenen die mir Freude gemacht haben. Ein Großteil der Zeit wurde mit Detailplanungen verbracht.

In allen drei Fällen habe ich das angesprochen, aber geändert hat sich nichts.

Möglicherweise ist es auch einfach nicht mein Genre, und ich entwickle unbewußt eine Abneigung und der konkrete Auslöser ist dann eben nur der Auslöser.

Könnte in dem Fall auch sein, daß die jeweiligen Auslöser sich für dich mit dem Genre schlicht gebissen haben. Anlaß 1 und 2 wären so oder so nicht besonders toll, und Nummer 3...na ja, lange Detailplanungen sind für mich eher etwas, was ich in Shadowrun o.ä. halbwegs erwarten würde, und selbst da könnte es mir ebenfalls zu viel werden.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Issi am 4.02.2024 | 13:55
Für  einen :ctlu: - One Shot bin ich auch hin und wieder zu haben.
Allerdings ging das, was ich bisher gespielt habe, mehr in Richtung Mystery.
(Gegen irgendwelche Tentakel kämpfe ich auch mal)


Hab halt das Gefühl, dass im Genre Horror nach Walking Dead und dem ganzen Zombie-Apokalypsen Kram, für manche immer noch was Schlimmeres her muss.
(Sonst nutzt sich die Schockqualität irgendwann ab)

Daher verfolge ich das nicht unbedingt weiter. Mit Nem neun Monate alten Baby ist mir sowieso nicht danach.
(Da freue ich mich mehr aufs letzte Einhorn, oder so  ~;D)


Edit.
Aber das kann anderen ja ganz anders gehen. - Würde ich jetzt in einer Runde landen, die voll Bock auf krassen Horror hat, dann würde ich mich selbst sehr zurücknehmen oder gehen, (wenn es mir zuviel wird).
Statt darauf zu bestehen, dass sich alle meinen Bedürfnissen anpassen. (Weiß selbst, dass das nicht mein Genre ist)
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: 8t88 am 4.02.2024 | 14:12
Motivationslose Charaktere.
Gerade bei One Shots wenn man selber baut, erwarte ich dass der Spieler für den Charakter nachvollziehbare Motovation mitbringt und sich nicht beschwert dass er da Nix hat.
Ich habe kein Problem damit, wenn man vor dem Werwolf wegläuft, aber in den Wald gehen, um jemanden zu suchen, der verschwunden ist, muss halt drin sein.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: unicum am 4.02.2024 | 14:16
Mir scheint das Problem hier ist aber weniger, dass einer der Spieler keine Gewalt gegen Kinder wollte.
Sondern dass der SL den Spielern keine Chance gegeben hat sich als Helden zu fühlen oder irgend etwas aktiv zu tun. Sie konnten nichts machen, weder die Tat verhindern noch Überlebende (z.B. Kinder) retten. Ich würde mich da als Spieler wahrscheintlich auch nicht sehr wohl fühlen.

Dem SL und mir, soviel kann ich ejdenfalls sagen (für die anderen mitsprechen kann ich das nicht mehr, ist schon zu lange her) war der fragliche Spieler jedenfalls das Problem. Etwas aktiv tun? Gab es imho massig möglichkeiten.
Sich als Held fühlen? Indem man den SL in Diskussionen verwickelt? Nein. Sich als Held fühlen? und überlebedne retten? ja warum eigentlich nicht? hätte man sicher machen können, gab ja noch andere Dörfer in der nähe,...

Aber einerlei, für mich war das der Tropfen der das Fass zum überlaufen brachte. Ich war draussen und wenn ich mich richtig erinnere hat der SL dann auch die Reisleine gezogen und irgendwas mit SF angeboten. ich hab auch was neues selbst angeboten und das war wohl eine meiner besseren Entscheidungen, denn diese andere Runde hielt dann über 15 Jahre.

Ich würde an der Stelle durchaus nicht dem SL die alleinige Schuld geben. Sicher nicht völlig schuldlos, aber wie heist es so schön "It takes two to Tango". Ich glaub es war auch ein Kaufabenteuer, also liegt die Schuld vieleicht auch noch bei einem Abenteuerautor. Ist schon lange her und ich verdränge wohl unangenehme Erinnerungen.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Olibino am 4.02.2024 | 15:47
Daher verfolge ich das nicht unbedingt weiter. Mit Nem neun Monate alten Baby ist mir sowieso nicht danach.
(Da freue ich mich mehr aufs letzte Einhorn, oder so  ~;D)
Herzlichen Glückwunsch  :) (Hier gibt es viel zu wenig nette positive Smileys, ich hätte dir gerne Herzchen oder so geschrieben)

Ich habe durchaus auch Phasen, wo ich Horror nicht haben möchte.

Aber mein erstes Horror-Erlebnis war ganz großartig. Da haben wir uns viel Zeit für die Charaktererschaffung und die Schwächen der Chars und die Verknüpfungen genommen. Und der SL hat unsere Schwächen als Basis für die Kampagne genommen und alles miteinander verknüpft. Und von Szene 1 an wurde unser Leben aus der Bahn geworfen. Und das hat dazu geführt, dass wir Spielerchars ganz eng miteinander wurden. Wir sind zusammengezogen, haben uns gegenseitig unsere Geheimnisse anvertraut, über unsere Ängste gesprochen, uns getröstet und geholfen. Das war richtig schön. Daher habe ich es noch ein paar Mal probiert in der Hoffnung, dass es so ähnlich wird. Aber leider ist es nie mehr auch nur annähernd so gekommen.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: nobody@home am 4.02.2024 | 16:19
Horror -- Horrorelemente in nominell "anderen" Genres eingeschlossen -- ist wahrscheinlich wirklich eins der triggeranfälligeren Themen. Das liegt halt in der Natur der Sache, denn in dem Fall will man ja beim Publikum schon bewußt eine Form von Angst, Ekel, oder sonstigem Unwohlsein (und sei es nur "gepflegter Grusel") verursachen...und da ist die Grenze von "ist noch willkommen" zu "das wird mir jetzt zuviel, ich brauche mindestens erst mal eine Pause" dann leicht überschritten.

Persönlich müßte ich da auch erst noch mal in mich gehen, um meine genauen Grenzen zu definieren. :think: Allerdings ist die Tatsache, daß ich sie überhaupt habe, schon mal ein Hauptgrund, aus dem ich mich nicht einfach unbefangen als Horrorfan bezeichnen würde; speziell ausgesprochene Spontanschock- und Ekeleffekte, wie etwa Genrefilme sie allzu gerne mal verwenden, sind beispielsweise meine Sache ziemlich definitiv nicht, und auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, wie deren Gegenstücke im Rollenspiel wohl genau aussähen, würde ich sie mir auch dort lieber sparen.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Issi am 4.02.2024 | 17:46
Herzlichen Glückwunsch  :) (Hier gibt es viel zu wenig nette positive Smileys, ich hätte dir gerne Herzchen oder so geschrieben)

Ich habe durchaus auch Phasen, wo ich Horror nicht haben möchte.
Dankeschön:-)

Ich melde mich dann mal für Abenteuer wie :"Finde die magische Blume der Feenkönigin" FSK 0 an. ~;D

Der beste Horror SL, den ich kenne, hat (kurioserweise ) auch die größte Angst bei Filmen dieses Genres.
Manchmal Frage ich mich, warum sich das Menschen überhaupt freiwillig antun.
Die Antwort darauf habe ich noch nicht gefunden.

Auf meiner Watchlist steht irgendwann nochmal "the Popes Exorzist"(Weiß, der soll grottenschlecht sein)

Aber noch kann ich da nicht ran.




Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Olibino am 5.02.2024 | 00:45
Ich mag solche lieben Spiele auch sehr gerne.

Aber Horror-Oneshots auch. Im Gegensatz zu Horrorfilmen ekelt oder triggert mich da auch nichts, man sieht ja keine Bilder. Aber es werden Gefühle ausgelöst. Es ist meist dramatisch. Schwierige Entscheidungen treffen: gehe ich ein persönliches Risiko ein um andere zu retten. Oder bringe ich mich in Sicherheit und gebe andere auf. Die Gelegenheit Gefühle ausdrücken zu können. Und es ist akzeptabel, dass der eigene Char stirbt, man kann ihn ja danach ohnehin nicht weiterspielen.
Titel: Re: Wo hört für euch der Spaß auf? Wann steigt ihr aus?
Beitrag von: Trollkongen am 5.02.2024 | 01:29
Da ich eigentlich nur in festen, vertrauten Runden spiele, wäre mein Ansatz wohl: Es erwähnen, wenn es unbehaglich wird. Ist aber nun eine sehr theoretische Antwort, weil das einfach so nicht vorkommt. Es gab mal hier und da ... ich sage mal: bizzare, etwas abgründige Szenen, die haben mich aber eher gewundert bis amüsiert als getriggert.

Es gibt allerdings auch wenige Themen, die mir unerträglich sind. Wie einige hier sagen: Es kommt da vermutlich eher auf die "Gesinnung" des- bzw. derjenigen an als auf die konkrete Spielsituation selbst. Auch sehr harte, abscheuliche Themen kann ich ganz gut als Vehikel für die Story bzw. den Plot ertragen. Oder finde es auf eine seltsame Weise sogar gut, weil es herausfordert und emotionalisiert. Wie auch in anderen Bereichen von Rollenspiel oder Geschichtenerzählen sorgt Anschaulichkeit für Immersion und Verbundenheit mit dem, was passiert. Ein Bösewicht gewinnt eher an bösem Profil, wenn über seine Grausamkeit kein gnädiger Schleier der Abstraktion gelegt wird.

Aber: Das ist natürlich eine große Kunst, gerade, die Grenze doch irgendwie zu wahren. Gewalt-Pornos, wo Gewalt also selbst zum Zweck wird, will ich nicht.

Wenn ich also auf einem Con auf eine*n Spielleiter*in träfe, der/die sich selbst daran ergötzt, harte Szenen zu beschreiben, würde ich schnell nachfragen, was das genau werden soll. Wie gesagt: Kommt darauf an, ob es mir als Zweck oder Selbstzweck erscheint. Bei fremden Personen ist das aber natürlich schwieriger einzuschätzen als bei solchen, die man gut kennt, da wäre meine Toleranz daher wohl geringer.