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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Rise am 5.02.2024 | 18:16

Titel: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Rise am 5.02.2024 | 18:16
Eine Frage zu ein paar Gedanken in die Runde:
Sind für euch Charakter-Werte wichtig?
Braucht ihr diese um eure Charaktervorstellung zu festigen, oder sind sie nicht eher der Vorstellung im Weg?

Wie würdet ihr damit zurecht kommen, wenn der Charakter gar keine individuellen Werte hat, sondern zum Beispiel nur 4 Kategorien: Kampf/soziales/Verbrechen und Ermittlungen/Aktion(die kein Kampf ist.

In diesen Kategorien hat dann jeder Charakter seinen Wert und alles andere ist der Vorstellung und der Beschreibung des Spielers überlassen.
Also ein Magier beschreibt natürlich eher seine Vorgehensweise mit Zaubern, ein Scharfschützen mit Schusswaffen, ein Nahkämpfer mit Nahkampf.....

Das könnte man natürlich bei Bedarf spezifizieren, aber läuft nicht eigentlich alles genau auf so eine Grundeigenschaft hinaus?
Braucht man da exakter Werte, oder nervt das nicht eigentlich???
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: nobody@home am 5.02.2024 | 18:27
Definiere "Werte". Wenn's um Dinge geht, die auf einer numerischen oder ähnlichen Skala gemessen werden: auf die kann man prinzipiell im Extremfall ganz verzichten, wenn's denn genügend andere (beispielsweise binäre hat-/hat-nicht-) Charakterbeschreibungsbausteine gibt. Andererseits ist es gerade diese Art von Werten, die normalerweise am meisten mit den Würfeln zusammenarbeitet, um dann im Spiel an sich Ergebnisse zu liefern -- wäre also die Frage, wie weit man sich da einfach nur des Anders-Sein-Wollens um seiner selbst willen einschränken will.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Darius der Duellant am 5.02.2024 | 18:35
Ja
Ja
Nein

Ich finde Systeme bei denen nicht auch eine mechanische Differenzierung zwischen Charakteren des gleichen Archetyps innerhalb ihrer spezifischen Nische stattfindet, eher unattraktiv.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Feuersänger am 5.02.2024 | 18:58
Ja
Ja
Nein

Ich finde Systeme bei denen nicht auch eine mechanische Differenzierung zwischen Charakteren des gleichen Archetyps innerhalb ihrer spezifischen Nische stattfindet, eher unattraktiv.

^
Dito
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: JollyOrc am 5.02.2024 | 19:01
Ich brauche keine konkreten Charakterwerte. Dinge, in denen sie gut sind, welcher Archetyp die Figuren sind, Aspekte und kurze Beschreibungen reichen mir dicke.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: sindar am 5.02.2024 | 19:03
Wie würdet ihr damit zurecht kommen, wenn der Charakter gar keine individuellen Werte hat, sondern zum Beispiel nur 4 Kategorien: Kampf/soziales/Verbrechen und Ermittlungen/Aktion(die kein Kampf ist.

In diesen Kategorien hat dann jeder Charakter seinen Wert und alles andere ist der Vorstellung und der Beschreibung des Spielers überlassen.
Dann hat der Char ja eigene, spezifische Werte. Sehr wenige eben (in deinem Fall 4). Die sind gar nichts so viel anderes wie die klassischen Attribute.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Sashael am 5.02.2024 | 19:04
Itras By kommt ohne Charakterblatt aus. Werte gibt es gar nicht. Man kann  damit ganz großartige Runden spielen.

Also, nein, man braucht keine Werte.

Aber sobald eine mechanische Komponente hinzukommt und Konfliktabwicklung einen höheren Wert einnimmt, sind spezifische Werte zur regeltechnischen Trennung von SCs sehr nützlich und imo auch wichtig.

Also, ja, man braucht spezifische Werte im herausforderungsorientiertem Spiel.

Hilft das weiter?  ;D
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Maarzan am 5.02.2024 | 19:30
Ja.
Malen mit Zahlen
Schlecht.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: flaschengeist am 5.02.2024 | 19:34
Ja
Ja
Nein

Ich finde Systeme bei denen nicht auch eine mechanische Differenzierung zwischen Charakteren des gleichen Archetyps innerhalb ihrer spezifischen Nische stattfindet, eher unattraktiv.

Geht mir ebenso. Für Menschen, die beim RPG für sehr viel Einfachheit erstaunlich viel Charakterdifferenzierung suchen, kenne ich bis heute nichts besseres als Risus. Aus der Tatsache, dass es ursprünglich eine (GURPS) Parodie war, schließe ich übrigens, dass sich seinerzeit 1993 kaum einer vorstellen konnte, dass für manchen Spielstil solch minimalistische Regeln gut geeignet sind. Geil, ein Satz mit dreimal "dass"  ;D.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: felixs am 5.02.2024 | 22:02
Wie schon gesagt: Es hängt am gewünschten Spiel(stil).
Grundsätzlich braucht man gar keine Werte und auch keine festen Regeln.

Aufgrund der gewachsenen Tradition wünschen sich die meisten Spieler Werte für ihre Figuren und die meisten der üblichen Spielstile funktionieren ohne auch nicht richtig.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Rise am 6.02.2024 | 00:07
Ich mag ja einfache Würfelsysteme. Und inzwischen auch möglichst simple Werte welche ein Maximum an Figuren-Gestaltung zulassen.
Und diese entsteht für mich nicht über ein Sammelsurium möglichst genau definierter Eigenschaften/Fertigkeiten/Attribute.
Diese stehen sogar oft im Weg. Deshalb stehe ich auf einen abstrakten Wert, der möglichst wenig Vorgaben an die Figur/ die Art zu spielen macht.
Trotzdem bin ich ein Powergamer in dem Sinn, als dass ich gerne einen Würfelmodifikator = Regel-Wert habe der irgendwie die Fähigkeit bzw. das "Machtniveau " auch in den Regelabwicklungen darstellt.

Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Olibino am 6.02.2024 | 08:05
Ich habe schon diverse Rollenspiele ohne Werte gespielt, und habe es jedesmal als Befreiung empfunden. Endlich kann man sich mal ganz auf das Darstellen eines Chars und seiner Persönlichkeit konzentrieren, und muß nicht diese ganzen Zahlen ständig im Blick haben.

Ich spiele gerade eine Passion de la Pasiones-Kampagne, da haben Chars keine numerischen Werte. Stattdessen eine Persölichkeit, einen Beruf und 2 oder 3 Spezialfähikeiten. Das funktioniert ganz wunderbar. Wenn gewürfelt wird, werden jeweils 3 Fragen gestellt, die die Erfolgsaussichten bestimmen.

Es hängt halt davon ab um welche Themen es Schwerpunktmäßig geht.
Wenn Gespräche den Schwerpunkt bilden, und es um Beziehungen, Liebe, Gefühle, Geheimnisse, Sehnsüchte unsw. geht, und klassische Herausforderungen nur gelegentlich mal vorkommen, komme ich gut ohne Werte aus.

Wenn komplexe Kämpfe den Schwerpunkt bilden sollen sieht es anders aus. Aber das reizt mich zunehmend nicht mehr.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Irian am 6.02.2024 | 08:43
Persönlich wäre mir das zu wenig, ich finde schon Risus etwas zu abstrakt (kurzfristig, One-Shots gehts), und da kann man wenigstens die Kategorien selbst definieren und damit Charaktere "unterschiedlich" haben, auch wenn sie in "den üblichen" Situationen (Kampf, etc.) die gleichen Werte haben.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: JollyOrc am 6.02.2024 | 08:57
Nach einmal drüber schlafen und zwischendurch eine Runde Cthulhu Confidential gespielt zu haben: Charakterwerte wie Stärke, Geschicklichkeit, etc. brauche ich nicht, um die Figur zu definieren. Ich schaue nicht drauf und sage "oh, Intelligent, aber nicht weise, also verhält die sich so-und-so".

Aus der Perspektive können die also gerne und komplett weg.

Aber aus "gamistischer" Sicht ist es natürlich sinnvoll, wenn eine Figur Fähigkeiten, Einschränkungen etc. hat. Also zu wissen "in diesem konkreten Ding ist sie gut, und bei dieser Art von Begegnung eher schlecht". Die kann ich mir dann mit Story-Leben füllen, und das ist im Spiel für mich (und die Spiele, die ich spiele) relevanter als "hat einen hohen Geschicklichkeitswert".
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: flaschengeist am 6.02.2024 | 09:20
Ich mag ja einfache Würfelsysteme.

Hast du einen Favoriten?
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: 1of3 am 6.02.2024 | 09:45
Aber aus "gamistischer" Sicht ist es natürlich sinnvoll, wenn eine Figur Fähigkeiten, Einschränkungen etc. hat. Also zu wissen "in diesem konkreten Ding ist sie gut, und bei dieser Art von Begegnung eher schlecht". Die kann ich mir dann mit Story-Leben füllen, und das ist im Spiel für mich (und die Spiele, die ich spiele) relevanter als "hat einen hohen Geschicklichkeitswert".

Ich überlege gerade basierend auf einer Bemerkung von lumpley, ob man für Dungeon Fantasy nicht ggf einfach für die Party würfeln sollte.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Outsider am 6.02.2024 | 10:19
Ich habe keine Erfahrung mit Spielen ohne Werte, das vorweg.

Besteht bei einem Spiel ohne Werte nicht latent die Gefahr das es erhebliche Missverständnisse zum Ausgang einer Situation gibt? Oder das man Gleiches ungleich behandelt, nach dem Motto gestern habe ich das doch auch geschafft warum diesmal nicht.

Es könnte sich nach SL Willkür anfühlen, Spieler könnten grundsätzlich immer alles schaffen oder sich selbst zu schlecht machen. Nur mal ein paar Schlagworte. Ich habe in CoC mal darauf verzichtet, das die Spieler ihre Attribute auswürfeln und gesagt sucht euch einfach aus was ihr haben wollt, da ich wollte das die Spieler ihre Charaktere gerne spielen. Herausgekommen sind Charaktere die eher unterdurchschnittliche Werte hatten weil sich keiner getraut hat dem Char höhere Werte zu geben. War nur der erste Versuch mit ein wenig mehr Übung und Selbstverständnis denke ich wären die Chars danach mit der Zeit besser geworden bis das andere Extrem erreicth worden wäre. 
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: unicum am 6.02.2024 | 10:29
Eine Frage zu ein paar Gedanken in die Runde:
Sind für euch Charakter-Werte wichtig?

Gegenfrage: Was spielen wir gerade und wie lange soll das gehen?
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: nobody@home am 6.02.2024 | 10:49
Die Frage ist aus meiner Sicht letztendlich weniger "Braucht man spezifische Charakterwerte überhaupt?" und mehr "Welche spezifischen Charakterwerte brauche ich für mein Spiel?". Da kann die Antwort dann letztendlich immer noch auf "Gar keine!" hinauslaufen, aber man kann einfach mehr damit anfangen. :)

Dabei neige ich ja selber gerne zu einem gewissen Minimalismus im Sinne von "So viele Werte wie nötig (um Charaktere leicht und eingängig differenzieren zu können), aber gleichzeitig so wenige wie möglich (damit ich andererseits keinen Rattenschwanz an Werten mitschleppe, die dann am Ende so gut wie nie im Spiel zum Einsatz kommen)". Mit anderen Worten, da geht's schnell nicht mehr nur um die reine Anzahl, sondern auch darum, was der jeweilige Wert beschreiben soll und auf welcher Skala eigentlich...und dann vielleicht auch noch ein bißchen um das Gespenst des "Gleichgewichts" zwischen ihnen.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: aikar am 6.02.2024 | 10:51
Hängt vom Spielstil ab. Wenn es primär um das Erzählen der Geschichte geht (Horror-Abenteuer sind da z.B. sehr klassisch), komm ich mit ziemlich wenig aus, wobei mir nur 4 Werte wohl etwas zu knapp wären. Turbo Fate ist da meine angenehme Untergrenze (6 Methoden + 4 beschreibende Aspekte + optional 1-2 Stunts/Sonderfähigkeiten)

Wenn es kämpferisch und taktisch werden soll, brauche ich definitiv mehr.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Feuersänger am 6.02.2024 | 10:59
Ich mag ja einfache Würfelsysteme.
<snip>
Trotzdem bin ich ein Powergamer in dem Sinn, als dass ich gerne einen Würfelmodifikator = Regel-Wert habe der irgendwie die Fähigkeit bzw. das "Machtniveau " auch in den Regelabwicklungen darstellt.

Hmm. Der Begriff Powergamer hat ja mehrere Facetten ("spielt um zu gewinnen" usw), und unter anderem würde ich da auch mit reinnehmen "punches above his weight class". Also, der SC kann mehr leisten, als zB sein Level vermuten lässt. Dies wird in einschlägigen Systemen v.a. durch (nicht unbedingt offensichtliche) Synergien erreicht, also die Kombination verschiedener Optionen.
Das Ganze schließt sich mE weitgehend mit supersimplen Einfachsystemen aus. Beispielsweise, wenn die Regel einfach nur besagt "Angriff ist 3d6 + Level", gibt es keine andere Möglichkeit diesen Wert zu optimieren, als den Level zu erhöhen.

Womit ich jetzt nicht sagen will, dass es nicht auch wesentlich kompliziertere Systeme gibt, die dann doch aufs gleiche hinauslaufen. :p
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Sashael am 6.02.2024 | 11:24
Ich habe keine Erfahrung mit Spielen ohne Werte, das vorweg.

Besteht bei einem Spiel ohne Werte nicht latent die Gefahr das es erhebliche Missverständnisse zum Ausgang einer Situation gibt? Oder das man Gleiches ungleich behandelt, nach dem Motto gestern habe ich das doch auch geschafft warum diesmal nicht.
Das kommt natürlich darauf an, wie das Spiel unsichere Ergebnisse handhabt.

Ich gebe mal das Beispiel Itras By
Das Spiel hat einen Satz Karten, auf denen von "Ja, UND ..." über "Ja, ABER ..." und "Nein, ABER ..." bis zu "Nein, UND ..." kleine Texte stehen, die das Ergebnis deiner Intention interpretierbar machen.
Vielleicht brauchst du Hilfe, bei dem, was du erreichen willst. Vielleicht verschaffst du jemanden Anderen einen Vorteil oder weitere Probleme.

Die Karten werden interpretiert, je nachdem, was die Situation und das Verständnis über den handelnden Charakter hergibt.
Angenommen, du bist der grandioseste Pistolenschütze des gesamten Settings und schießt mit Routine einer Fliege das mittlere linke Bein ab. Während sie herumschwirrt.
Und dann möchtest du das eisenbeschlagene Tor auf der anderen Seite eines Grabens treffen, um auf dich aufmerksam zu machen, damit man die verdammte Zugbrücke herunterlässt, bevor eure Verfolger euch einholen.
In einem Wertesystem würdest du auf deinen Schießenskill würfeln und das wärs. Oft gibt das System dann nur ein binäres Ergebnis aus. Geschafft oder nicht geschafft.

Aber hier:
Du ziehst die Karte "Nein, und es geht noch etwas anderes schief".
Was ist passiert? Hat man den Schuss nicht gehört und der Querschläger hat einen deiner Kameraden getroffen? Hat deine Waffe eine Fehlfunktion und ist bis zur Reparatur nicht mehr einsetzbar? Hat jemand im falschen Moment ein Guckloch geöffnet und die Kugel zwischen die Augen bekommen?
Die Interpretation findet durch einen Spieler statt, kann aber auch immer verhandelt werden.

Es ist also mitnichten so, dass willkürlich über Erfolg oder Nichterfolg entschieden wird und die genauen Umstände des Ausgangs sind immer interpretationswürdig. Aber dadurch entfällt auch (mMn) das Gefühl der Inkompetenz per Würfelpech. Ich hab in CoC mit einem Skill von 90% schon ne 93 gewürfelt und dann hieß es halt nur "Nicht geschafft, schade schade Schokolade", was ich megafrustrierend finde. Bei Karten, die mir sagen "Nein, ..." und noch Nebeneffekte ins Spiel bringen, die die Story bereichern, ärgere ich mich dagegen gar nicht.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: felixs am 6.02.2024 | 11:32
Es ist also mitnichten so, dass willkürlich über Erfolg oder Nichterfolg entschieden wird und die genauen Umstände des Ausgangs sind immer interpretationswürdig. Aber dadurch entfällt auch (mMn) das Gefühl der Inkompetenz per Würfelpech. Ich hab in CoC mit einem Skill von 90% schon ne 93 gewürfelt und dann hieß es halt nur "Nicht geschafft, schade schade Schokolade", was ich megafrustrierend finde. Bei Karten, die mir sagen "Nein, ..." und noch Nebeneffekte ins Spiel bringen, die die Story bereichern, ärgere ich mich dagegen gar nicht.

Im Grunde kann man das aber bei CoC doch auch so spielen, oder? Steht nicht explizit in den Regeln, passt aber gut ins Spielgefühl.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Olibino am 6.02.2024 | 11:38
Besteht bei einem Spiel ohne Werte nicht latent die Gefahr das es erhebliche Missverständnisse zum Ausgang einer Situation gibt? Oder das man Gleiches ungleich behandelt, nach dem Motto gestern habe ich das doch auch geschafft warum diesmal nicht.

Es könnte sich nach SL Willkür anfühlen, Spieler könnten grundsätzlich immer alles schaffen oder sich selbst zu schlecht machen.
Das Beispiel Itras By wurde ja schon genannt.

Zweites Beispiel: Bei Pasion de las Pasiones hat man keine Werte, aber es wird klassisch gewürfelt. Und da es ein PbtA-Spiel ist, hat man auch moves die genau beschreiben wann gewürfelt wird, was die möglichen Ergebnisse sind, und was der SL und was der betroffene Spieler entscheiden darf. Das ist genau so wie bei den PbtA-Spielen bei denen man Werte hat.

Anstelle, dass die Probe durch Werte beeinflußt wird, wird sie durch Fragen beeinflußt, die im Prinzip abfragen: wie motiviert bin ich, wie gut vorbereitet bin ich, wie gut helfen mir die äußeren Umstände, wie gut paßt die Aktion zu meinem Stil. Die Fragen sind sehr spezifisch für jeden Move anders.

Die SL-Willkür ist da in beiden Fällen genau gleich hoch.
Und auch in einem RPG mit Werten kann der SL jederzeit 20 neue Gegner auftauchen lassen. Wenn ein SL gegen die Spieler willkürlich sein will, kann er das.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Feuersänger am 6.02.2024 | 11:49
Und auch in einem RPG mit Werten kann der SL jederzeit 20 neue Gegner auftauchen lassen. Wenn ein SL gegen die Spieler willkürlich sein will, kann er das.

Im Prinzip ja. Es gibt allerdings auch RPGs, die zumindest teilweise die Ressourcen des SL limitieren, bzw festlegen dass der SL den Spielern etwas dafür geben muss. Beispielsweise in iirc Coriolis oder, iirc, auch in Fate. Ist aber nicht meine Expertise.
Wenn man drüber nachdenkt, stellen auch die XP in D&D eine SL-Ressource dar: ja, der SL kann theoretisch beliebig Gegner aus dem Hut zaubern, aber das System gibt ein "Tagesbudget" vor (in 3E sind das 4 Standardencounter, in 5E derer 6-8). Und wenn die Spieler diese überwinden, bekommen sie ja die XP dafür, und ihre SC werden stärker.
Und weil ich das so ganz gut finde, bin ich auch gegen die Ersetzung von XP durch Milestones.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Olibino am 6.02.2024 | 11:55
Hmm. Der Begriff Powergamer hat ja mehrere Facetten ("spielt um zu gewinnen" usw), und unter anderem würde ich da auch mit reinnehmen "punches above his weight class". Also, der SC kann mehr leisten, als zB sein Level vermuten lässt. Dies wird in einschlägigen Systemen v.a. durch (nicht unbedingt offensichtliche) Synergien erreicht, also die Kombination verschiedener Optionen.
Das Ganze schließt sich mE weitgehend mit supersimplen Einfachsystemen aus. Beispielsweise, wenn die Regel einfach nur besagt "Angriff ist 3d6 + Level", gibt es keine andere Möglichkeit diesen Wert zu optimieren, als den Level zu erhöhen.
Das ist für mich auch der Grund, warum ich eine gewisse Skepsis habe, alles durch Zahlen auszudrücken. Wenn man einen Powergamer in der Gruppe hat, dann wird er das immer irgendwie ausnutzen können. Vielleicht versteht er, dass es bei diesem System optimal ist den Rüstungsschutz zu optimieren, also wählt er genau die Kombination die das am besten kann, und schon ist er weit besser als alle anderen. Und das macht dann allen anderen keinen Spaß.

Und selbst wenn man keinen Powergamer in der Gruppe hat, wird man doch ständig durch diese Zahlen in Versuchung geführt / abgelenkt. Z.B. "eigentlich würde diese Waffe zu meinem Char passen, aber jene hat bessere Werte".

Bei einem System ohne Zahlen fällt das alles weg, da konzentriert man sich nur darauf, welchen Beitrag man zu einer schönen Geschichte leisten kann.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Sashael am 6.02.2024 | 12:06
Im Grunde kann man das aber bei CoC doch auch so spielen, oder? Steht nicht explizit in den Regeln, passt aber gut ins Spielgefühl.
Ist trotzdem was anderes.

Und ich glaube, das hat auch etwas mit der Verwendung von spezifischen Werten zu tun.
Ein Wert von 90% Schießen hat eine bestimmte Aussagekraft. Wenn man dann den Wurf nicht schafft, führt das zu einem mehr oder weniger frustrierenden Moment. Aber die 10% Fehlschlagchance stehen halt auch immer im Raum und damit ist es dann halt "Nicht geschafft".

Die Ansage "Bester Pistolenschütze aller Zeiten" ist nur vordergründig ähnlich gelagert. Wenn man dann die Karte "Nö, nich geklappt" zieht, fordert mich das mehr dazu heraus, mir eine Begründung dafür auszudenken. Denn, ich habe nicht versagt! Die äußeren Umstände waren es!

Dagegen sagen die 10% bei CoC: Manchmal bis du einfach nicht gut genug.

Die Verwendung von Zahlen und Werten beeinflusst imo schon sehr, wie man den Charakter wahrnimmt.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: felixs am 6.02.2024 | 12:10
Die Verwendung von Zahlen und Werten beeinflusst imo schon sehr, wie man den Charakter wahrnimmt.

Interessante Idee - müsste ich mal ausprobieren. Mir kam es bisher nicht so vor, bzw. wenn, dann lag es eher am Szenario oder der bespielten Welt. Aber es ist schon plausibel, dass die Regeln und Mechaniken da einen großen Einfluss haben.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: felixs am 6.02.2024 | 12:44
Das ist für mich auch der Grund, warum ich eine gewisse Skepsis habe, alles durch Zahlen auszudrücken. Wenn man einen Powergamer in der Gruppe hat, dann wird er das immer irgendwie ausnutzen können. Vielleicht versteht er, dass es bei diesem System optimal ist den Rüstungsschutz zu optimieren, also wählt er genau die Kombination die das am besten kann, und schon ist er weit besser als alle anderen. Und das macht dann allen anderen keinen Spaß.

Denke, man muss unterscheiden:
Feuersänger hat meist eine positiv gewendete Auffassung von "Powergaming" vertreten: Ein Powergamer kann die Regeln besonders gut und ist daher besonders effizient (im Rahmen der Regeln).
Eine andere Auffassung von Powergamer beinhaltet all das auch, fügt dem aber noch hinzu, dass ein Powergamer unbedingt und mit allen Mitteln gewinnen will und dafür die Regeln auch gern verbiegt oder zumindest gegen die Intention verdreht.

Ich habe da keine Aktien drin, ich spiele mit beiden Sorten Spielern nicht besonders gern.

Für das Problem hier ist es aber so, dass ein Powergamer nach Feuersängers Interpretation mit einem System, welches keine Optionen bei der optimierten Entwicklung von Zahlenwerten erlaubt, nichts anfangen kann.
Ein Powergamer der anderen (unangenehmeren) Sorte hingegen wird trotzdem irgendwas finden oder zumindest stets über eine Auslegung zugunsten seiner Figur diskutieren wollen.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: AlucartDante am 6.02.2024 | 12:59
Ich brauche unbedingt spezifische Charakter-Werte, alles andere ist ein Alptraum für mich.

Charaktere sollten sich doppelt unterscheiden, einmal durch ihre Geschichte (Fluff) und einmal durch ihre Werte (Crunch). Beides braudcht seine Tiefe. Es stört mich sehr, wenn beispielsweise bei DnD ich den Eindruck habe, dass zwei Krieger sehr ähnliche Skillwerte haben. Das stört meine Immersion und macht alles so beliebig.

Ich finde es auch eine gute Möglichkeit, das Würfelsystem nicht zu kompliziert oder langsam zu machen aber durch viele Werte gleichzeitig ausreichend Komplexität zu erreichen.

Der Charakter fühlt sich einfach lebendiger an, wenn er Werte hat. Das unterscheidet (in meiner völlig persönlichen absurden Vorstellung) echtes Rollenspiel von falschem.  ~;D
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: pale81 am 6.02.2024 | 13:06
Werte und regeln machen für mich das Spiel aus. Ich mag Zufall, ich mag Würfel und ich mag Zahlen.

Zu offen und mit zu wenig Regeln wird es mir schnell zu sehr "Theaterstück"
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: felixs am 6.02.2024 | 13:23
Zu offen und mit zu wenig Regeln wird es mir schnell zu sehr "Theaterstück"

Vermutlich ist gerade das der Graben, der an der Stelle durch die Rollenspiellandschaft läuft: (simulatives) Rollen(aufgaben)spiel oder (dramatisches) Rollen(theater)spiel. Für viele ist es vielleicht auch eine Mischung und es gibt gute Konzepte, beides zu verbinden.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Darius der Duellant am 6.02.2024 | 13:29

Eine andere Auffassung von Powergamer beinhaltet all das auch, fügt dem aber noch hinzu, dass ein Powergamer unbedingt und mit allen Mitteln gewinnen will und dafür die Regeln auch gern verbiegt oder zumindest gegen die Intention verdreht.

Das geht eigentlich in Richtung munchkin.
Zumal meiner Meinung nach die Sorte Spieler die du hier charakterisierst in Regelarmen Systemen noch deutlich anstrengender sind. Da gibt es dann nämlich kaum bis keine Schranken um deren Selbstinszenierungsbedürfnis zu bremsen.

Ich mag Regelintensivere Spiele übrigens auch deshalb weil sie es Belohnen wenn man sich intensiver als "ich komme zum Abend, lasse mich bespaßen und geh dann wieder" mit dem System auseinander setzt.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: felixs am 6.02.2024 | 13:32
Das geht eigentlich in Richtung munchkin.

Ja - ich behaupte, dass die Begriffe "Powergamer" und "Munchkin" von vielen synonym verstanden werden.

Kommt auch nicht darauf an. Ich habe ja explizit versucht, die Bewertung neutral zu halten. (Wenngleich ich eine Meinung dazu habe, die aber hier - und vielleicht auch überhaupt - nicht weiter relevant ist).

Ich mag Regelintensivere Spiele übrigens auch deshalb weil sie es Belohnen wenn man sich intensiver als "ich komme zum Abend, lasse mich bespaßen und geh dann wieder" mit dem System auseinander setzt.

"Belohnen" im Sinne von "erfolgreicherem Spiel" oder im Sinne von "tieferes Spielerlebnis"?
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Der Hasgar am 6.02.2024 | 13:41
Ist trotzdem was anderes.

Und ich glaube, das hat auch etwas mit der Verwendung von spezifischen Werten zu tun.
Ein Wert von 90% Schießen hat eine bestimmte Aussagekraft. Wenn man dann den Wurf nicht schafft, führt das zu einem mehr oder weniger frustrierenden Moment. Aber die 10% Fehlschlagchance stehen halt auch immer im Raum und damit ist es dann halt "Nicht geschafft".

Die Ansage "Bester Pistolenschütze aller Zeiten" ist nur vordergründig ähnlich gelagert. Wenn man dann die Karte "Nö, nich geklappt" zieht, fordert mich das mehr dazu heraus, mir eine Begründung dafür auszudenken. Denn, ich habe nicht versagt! Die äußeren Umstände waren es!

Dagegen sagen die 10% bei CoC: Manchmal bis du einfach nicht gut genug.

Die Verwendung von Zahlen und Werten beeinflusst imo schon sehr, wie man den Charakter wahrnimmt.

Naja, aber wenn ich einfach nur eine von x Karten (4?) oder so ziehe, dann geht dem besten Pistolenschützen des Settings aber mindestens in 25% der Fälle alles in die Hose. Damit wäre er dann eigentlich NICHT der beste Pistolenschütze des Settings. Es findet also keinerlei Verdrahtung zwischen der Fähigkeit und der Häufigkeit von Fehlschlägen statt :)

Zur Grundfrage:

Bei One-Shots oder Few Shots: einfache Regeln, kaum Charakterwerte: Es geht nur um die erzählte Geschichte. CoC ist hier ein gutes Beispiel.

Bei Kampagnen (mehr als 5 Sitzungen): Unbedingt Charakterwerte, die sich mit der Zeit verbessern können.

Zur Interpretation von Charakterwerten: Bei ist es nicht so, dass ich auf meinen Bogen schaue und sage: "Oh, ich habe Wert xy, dann muss ich so und so verhalten." Vielmehr habe ich einen Charakter im Blick und gebe ihm entsprechende Fertigkeiten sowie einige Schwächen. So spiegelt sich meine Charaktervorstellung in dem, was mein SC kann und nicht kann.

Zum "Würfeln": Ich hatte es schonmal in einem Thread angedeutet, aber eine Fertigkeit, bei der ich einfach behaupte: "Mein SC schafft das" fühlt sich nicht halb so befriedigend an wie es durch einen Würfelwurf zu bestätigen. In meiner Wahrnehmung gibt der Würfelwurf dieser Behauptung "Wahrheit" und Bestätigung. Disclaimer: Das Würfelsystem sollte nicht zuu viel Slapstick beinhalten.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: unicum am 6.02.2024 | 13:59
Eine Frage zu ein paar Gedanken in die Runde:
Sind für euch Charakter-Werte wichtig?
Braucht ihr diese um eure Charaktervorstellung zu festigen, oder sind sie nicht eher der Vorstellung im Weg?

Oneshots sind nicht gar so mein Ding, ich habe gerne CharacterProgress und das passt nicht so recht zu Oneshot.
Und nur bei solchen wären für mich ein nur kleines Werteset von vorteil.

Das könnte man natürlich bei Bedarf spezifizieren, aber läuft nicht eigentlich alles genau auf so eine Grundeigenschaft hinaus?
Braucht man da exakter Werte, oder nervt das nicht eigentlich???

Auch wenn ich dich vieleicht falsch verstehe aber das "bei Bedarf spezifizieren" hat für mich etwas von "beliebigkeit" und das würde ich definitiv nicht haben wollen im Rollenspiel.

Und zur lezten Frage: Exakte Werte nerven _mich zumindest_ nicht.

Gegenfrage:
1.) Nerven dich exakte Werte, und wenn ja in welchem System denn? Schwebt dir eines vor mit dem du so negative Gedanken assoziierts?
2.) Welches System passt am besten für dich derzeit?
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Sashael am 6.02.2024 | 14:02
Naja, aber wenn ich einfach nur eine von x Karten (4?) oder so ziehe, dann geht dem besten Pistolenschützen des Settings aber mindestens in 25% der Fälle alles in die Hose. Damit wäre er dann eigentlich der beste Pistolenschütze des Settings. Es findet also keinerlei Verdrahtung zwischen der Fähigkeit und der Häufigkeit von Fehlschlägen statt :)
Zunächst mal sind es deutlich mehr Karten und zum anderen ist Itras By kein Pistolenschießspiel. ;)

Das ist nur ein Beispiel zur Verdeutlichung. Und richtig, es findet keine mechanische Verdrahtung von Fähigkeit und Erfolgschancen statt. Dies ist Aufgabe der Narration. Man sollte aber mindestens einmal Itras By gespielt haben, um hier eine Wertung vornehmen zu können. ;)

Benutzt habe ich die Karten schon für das Ursprungssetting (surrealistisches Noir), Multiversumsgeschichte, Space Horror, Steampunk und Comedy Fantasy. Und jede Runde war bisher absolut großartig.
Ohne jegliche Zahlenwerte für die SC.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Der Hasgar am 6.02.2024 | 14:16
Zunächst mal sind es deutlich mehr Karten und zum anderen ist Itras By kein Pistolenschießspiel. ;)

Das ist nur ein Beispiel zur Verdeutlichung. Und richtig, es findet keine mechanische Verdrahtung von Fähigkeit und Erfolgschancen statt. Dies ist Aufgabe der Narration. Man sollte aber mindestens einmal Itras By gespielt haben, um hier eine Wertung vornehmen zu können. ;)

Ich wollte keinerlei Wertung abgeben, sondern nur generell das Problem beschreiben, dass keinerlei Verdrahtung stattfindet :) Das wäre für mich schon ein Grund, das zumindest für ein Kampagnenspiel abzulehnen :) Aber das heißt ja nicht, dass es schecht sein muss...

Benutzt habe ich die Karten schon für das Ursprungssetting (surrealistisches Noir), Multiversumsgeschichte, Space Horror, Steampunk und Comedy Fantasy. Und jede Runde war bisher absolut großartig.
Ohne jegliche Zahlenwerte für die SC.

Klar, es ist ja auch immer eine Frage, was man möchte. Der Begriff "RPG" ist so weit gefasst, dass man ja sowieso nichts pauschalisieren kann. Meinen Vorlieben (langfristiges Kampagnenspiel mit Progression, Charaktere und nicht die Geschichte stehen im Vordergrund, Kompetenzen haben erheblichen Einfluss auf das Spielgeschehen) wäre es eher nichts.

Wenn ich allerdings One-Shots spiele oder bestimmte Genres (Horror, Comedy), dann ist es kein Problem. Für mich fühlt sich das aber auch immer wie eine ganz andere Art von Spiel an.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Olibino am 6.02.2024 | 14:18
Das geht eigentlich in Richtung munchkin.
Zumal meiner Meinung nach die Sorte Spieler die du hier charakterisierst in Regelarmen Systemen noch deutlich anstrengender sind. Da gibt es dann nämlich kaum bis keine Schranken um deren Selbstinszenierungsbedürfnis zu bremsen.
Ich habe nicht munchkin gemeint, sondern ausschließlich jemanden der versucht im Rahmen der Regeln seinen Char zu optimieren.
Ja, das könnte tatsächlich sein, dass das bei regelarmen Systeme noch schwieriger würde. Nach meiner Erfahrung ist es aber so, dass sich Powergamer Systeme mit vielen Werten aussuchen und regelarme Systeme meiden. Aber vielleicht bin ich da auch nur noch nicht auf den richtigen gestoßen.

Ich mag Regelintensivere Spiele übrigens auch deshalb weil sie es Belohnen wenn man sich intensiver als "ich komme zum Abend, lasse mich bespaßen und geh dann wieder" mit dem System auseinander setzt.
In der Zeit die man sich mit Regeln auseinandersetzt kann man sich bei regelarmen Systemen mit dem Hintergrund seines Chars auseinandersetzen. Früher als ich noch regelintensive Systeme geleitet habe, habe ich zwischen den Sessions posts von den Spielern mit Detailfragen zu Regeln und Steigerungsmöglichkeiten erhalten. Jetzt bekomme ich posts weil sich jemand Gedanken über die Beziehung zu seiner Cousine macht oder Wünsche was in der Story cooles passieren könnte.

Vermutlich ist gerade das der Graben, der an der Stelle durch die Rollenspiellandschaft läuft: (simulatives) Rollen(aufgaben)spiel oder (dramatisches) Rollen(theater)spiel. Für viele ist es vielleicht auch eine Mischung und es gibt gute Konzepte, beides zu verbinden.
Sehr gut auf den Punkt gebracht  :d

Benutzt habe ich die Karten schon für das Ursprungssetting (surrealistisches Noir), Multiversumsgeschichte, Space Horror, Steampunk und Comedy Fantasy. Und jede Runde war bisher absolut großartig.
Ohne jegliche Zahlenwerte für die SC.
Wir haben es schon für eine historische Kampagne im alten Rom benutzt
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Zed am 6.02.2024 | 14:22
Ja - ich behaupte, dass die Begriffe "Powergamer" und "Munchkin" von vielen synonym verstanden werden.
Das denke ich auch. Leider fällt bei diesen Begriffen immer wieder unter den Tisch, dass Charakterbau (auch optimierter) und gutes Rollenspiel sich auch ergänzen können - und sich jedenfalls nicht automatisch ausschließt.

Charakterbau mit vielen Regeln macht mir jedenfalls viel Spaß. Ich habe keine Erfahrung mit charakterwerte-losen Systemen. Das ist vielleicht ein Grund, warum ich mir nicht vorstellen kann, ein System ohne Charakterwerte gut zu finden. Wat de buer nich kent... Kann aber sein, dass es toll ist. Müsste ich ausprobieren.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Der Hasgar am 6.02.2024 | 14:24

In der Zeit die man sich mit Regeln auseinandersetzt kann man sich bei regelarmen Systemen mit dem Hintergrund seines Chars auseinandersetzen. Früher als ich noch regelintensive Systeme geleitet habe, habe ich zwischen den Sessions posts von den Spielern mit Detailfragen zu Regeln und Steigerungsmöglichkeiten erhalten. Jetzt bekomme ich posts weil sich jemand Gedanken über die Beziehung zu seiner Cousine macht oder Wünsche was in der Story cooles passieren könnte.

Also ich finde Regeln und Charakterspiel absolut keinen Widerspruch. Wir spielen nach wie vor DSA 4.1 (sicherlich kein regelleichtes System) und füllen trotzdem seitenweise Chats mit Charakterspiel zwischen den Sitzungen. Klar, das Regelsystem könnte etwas weniger umständlich sein (gerade im Kampf), aber die Vielfalt an Werten ist aus meiner Sicht eher eine Bereicherung :)
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: AlucartDante am 6.02.2024 | 14:35
In der Zeit die man sich mit Regeln auseinandersetzt kann man sich bei regelarmen Systemen mit dem Hintergrund seines Chars auseinandersetzen.

Meine Beobachtung ist genau andersherum. Werte und Geschichte interagieren miteinander. Habe ich nur einen Wert brauche ich auch nur eine Erklärung dafür, habe ich 50 Werte brauche ich 50 Erklärungen.

"Warum kann dein Charakter denn angeln?" "Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht, aber als ich noch klein war, ist mein Opa immer mit mir angeln gegangen. Der war übrigens..."
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Der Hasgar am 6.02.2024 | 14:45
Meine Beobachtung ist genau andersherum. Werte und Geschichte interagieren miteinander. Habe ich nur einen Wert brauche ich auch nur eine Erklärung dafür, habe ich 50 Werte brauche ich 50 Erklärungen.

"Warum kann dein Charakter denn angeln?" "Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht, aber als ich noch klein war, ist mein Opa immer mit mir angeln gegangen. Der war übrigens..."

+1
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: nobody@home am 6.02.2024 | 14:59
Meine Beobachtung ist genau andersherum. Werte und Geschichte interagieren miteinander. Habe ich nur einen Wert brauche ich auch nur eine Erklärung dafür, habe ich 50 Werte brauche ich 50 Erklärungen.

"Warum kann dein Charakter denn angeln?" "Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht, aber als ich noch klein war, ist mein Opa immer mit mir angeln gegangen. Der war übrigens..."

Also, wenn das System wirklich kleinteilig genug ist, um einen eigenen hochoffiziellen Wert im Angeln vorzusehen...dann ist es mir umgekehrt wahrscheinlich schon wieder zu kleinteilig, denn mal ganz ehrlich: wie oft wird irgendein Spieler den im Spiel selbst jemals brauchen? Doch vermutlich selbst in einer Spezialistenkampagne um die Fischerei an sich und deren Belange nur eher begrenzt... ;)
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 6.02.2024 | 15:17
Also ich mag es, wenn der SC einen ganzen Berg an obskuren Werten hat. Die müssen nicht unbedingt gleich von Anfang an mit einem ausgetüftelten Konzept verbunden sein, aber es ist für mich ganz charmant zu wissen, dass mein messerschwingender Traveller-Marine aufgrund seiner anfänglichen Dienstzeit als Steward auch ein bisschen was von Catering versteht. Wirkt dadurch für mich weniger aufgesetzt als wie wenn man in einem System, das nur eine Handvoll Stats hat, man auf einmal behaupten würde "Ach jaaa, mein Barbaren-Charakter hat ein wenig Ahnung davon, wie man Tee zubereitet..."

Es kann sein, dass man in einem ausgefeilten System natürlich solche Miniskills jahrelang mitschleppt, ohne dass die je ne spielrelevante Auswirkung haben werden, aber es ist doch ganz nett zu sehen, dass ein Charakter nicht einfach auf "Gut mit dem Zweihänder, kann viel Schaden einstecken, ungehobelt, Hang zum Berserker" reduziert wird.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: felixs am 6.02.2024 | 15:19
Meine Beobachtung ist genau andersherum. Werte und Geschichte interagieren miteinander. Habe ich nur einen Wert brauche ich auch nur eine Erklärung dafür, habe ich 50 Werte brauche ich 50 Erklärungen.

"Warum kann dein Charakter denn angeln?" "Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht, aber als ich noch klein war, ist mein Opa immer mit mir angeln gegangen. Der war übrigens..."

Habe ich noch nie erlebt, dass sich aus Spielwerten Geschichten ergeben haben.

Kann schon sein, dass sowas mal vorkommt und ich finde die Idee gut; wenn auch bei (wörtlich genommen) 50 Werten vielleicht etwas aufwändig. Aber wird bei euch tatsächlich häufiger ein Spielwert einer Figur mit einem Detail der Hintergrundgeschichte verknüpft?

(...) wenn man in einem System, das nur eine Handvoll Stats hat, man auf einmal behaupten würde "Ach jaaa, mein Barbaren-Charakter hat ein wenig Ahnung davon, wie man Tee zubereitet..."

Das macht aber auch niemand, oder?
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 6.02.2024 | 15:22
Das macht aber auch niemand, oder?

Nach meiner Erfahrung: Doch!   ;D mehr als einmal erlebt.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Eisenmeile am 6.02.2024 | 15:23
"Warum kann dein Charakter denn angeln?" "Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht, aber als ich noch klein war, ist mein Opa immer mit mir angeln gegangen. Der war übrigens..."

Also so detailliert habe ich das noch nie erlebt, außer der Spieler war halt so drauf (dann hat er aber auch in Systemen mit weniger Regeln ausschweifend erzählt). Eher bekam ich da so etwas wie "Naja... er angelt halt in seiner Freizeit gerne" zu hören. Mehr Erklärung gab es nur, wenn es etwas wirklich, wirklich exotisches (lies: powergamiges) war, was eigentlich in der Konstellation in der Welt nicht existiert.

Umgekehrt habe ich allerdings auch schon erlebt, wie die Charakterwerte das Spiel torpedieren:
SL: "In der Kneipe sitzt ein paar Typ mit einem Schachspiel."
Ich: "Ich setze mich zu ihm, und frage ob ich mitspielen kann."
SL: "Wieviel hast du denn in 'Strategiespiele'?"
Ich: "Nur -8, aber mir ist auch egal ob ich gewinne oder nicht, ich will mir nur etwas die Zeit vertreiben."
SL: "Sorry, aber mit so einem niedrigen Wert kennst du noch nichtmal die Regeln für Schach und wirst sie (bis du den Wert nicht mindestens auf -4 steigerst) auch niemals lernen. Der Typ versucht es dir beizubringen, aber gibt nach 30 Minuten frustriert auf und wendet sich seinem Getränk zu."

Wirklich krampiges Spiel, habe da bei der nächsten Runde dankend abgelehnt.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: ThinkingOrc am 6.02.2024 | 15:32
Aber das ist ja was anderes. Der gleiche SL hätte dir auch nen Strick gedreht wenn ihr wertelos gespielt hättet. Dann hätte er halt gesagt, "Also in deiner Hintergrundstory steht nichts davon, dass du Schach spielen kannst, also kannst du es auch nicht..."
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Eisenmeile am 6.02.2024 | 15:39
Ja, aber wenn der SL eine ausdetaillierte Charaktergeschichte will, dann bekommt er sie auch. Und da schreibe ich dann auch rein, wo ich Schach gelernt habe, keine Problem. In dieser Runde war das Hindernis nicht fehlende Ideen, sondern dass das System Punktemanagement vor Geschichte gestellt hat.

Außerdem hätte ich (wenn ich es vergessen hätte reintzuschreiben) dann auch ohne weiteres sagen können "OK, dann lasse ich es mir eben schnell beibringen" (ist nicht so schwer, hatte schon öfters Leute in meinem Schachclub, die absolut keine Ahnung hatten und nach 15 Minuten zumindest die Grundlagen konnten - Schach ist nicht umsonst "easy to learn, hard to master"). Wäre auch OK gewesen, weil immer noch die Geschichte den Vorzug vor dem Punktegeschiebe hätte.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: ThinkingOrc am 6.02.2024 | 15:44
Glaube ich nicht.
Du verwechelst schlechten SL mit schlechtem System. Der SL hat nur das System als Ausrede benutzt deine Agency zu entwerten. Mag sein, dass es Systeme gibt, die sowas erleichtern oder erschweren. Aber ursächlich war immernoch ein schlechter SL.

Das ist so, wie wenn du sagst, scheiß Firma, weil du einen Chef hast, der dich micromanaged und klein hält.
Und klar, gewissermaßen lässt die Firma so einen Chef auch zu, aber wenn es allen anderen Mitarbeitern unter anderen Chefs gut geht und die jubeln, dort arbeiten zu können, ist es keine Scheiß Firma.

Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Der Hasgar am 6.02.2024 | 15:46
Ja, aber wenn der SL eine ausdetaillierte Charaktergeschichte will, dann bekommt er sie auch. Und da schreibe ich dann auch rein, wo ich Schach gelernt habe, keine Problem. In dieser Runde war das Hindernis nicht fehlende Ideen, sondern dass das System Punktemanagement vor Geschichte gestellt hat.

Außerdem hätte ich (wenn ich es vergessen hätte reintzuschreiben) dann auch ohne weiteres sagen können "OK, dann lasse ich es mir eben schnell beibringen" (ist nicht so schwer, hatte schon öfters Leute in meinem Schachclub, die absolut keine Ahnung hatten und nach 15 Minuten zumindest die Grundlagen konnten - Schach ist nicht umsonst "easy to learn, hard to master"). Wäre auch OK gewesen, weil immer noch die Geschichte den Vorzug vor dem Punktegeschiebe hätte.

Es klingt eher so, als ob der Spielleiter das System so benutzt hat. Er hätte ja auch sagen können: "Bei -8 hast Du aktuell keine Ahnung von dem Spiel. Aber einer der Spieler zeigt Dir die Regeln." Dann hättest Du danach eine Partie gespielt... Gut, gerade bei Schach hättest Du natürlich trotzdem später verloren - weil gerade bei dem Spiel halt der Bessere im Normalfall gewinnt :)

Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: afbeer am 6.02.2024 | 16:08
Werte für den Charakter hängen definitiv am System zur Feststellung des Erfolges einer Handlung.

1. Es wird frei erzählt nachdem was sich passend anhört und dem Charakter zugetraut wird.
-> es reichen beschreibende Worte von stark über redegewandt bis aufbrausend. Daran kann man sich orientieren und entscheiden was wie der Dartwettkampf in der Kneipe um den nächten Whiskey ausgeht .(keine Anzeige von Geschicklichkeit)

2. Es wird gewürfelt oder anderweitig ein numerischer Wert ermittelt (Poker, Kartenziehen, Münzwurf)
Dann brauche ich zu den Worten auch Zahlen. Stark +3, redegewandt +5, aufbrausend -2

3. Das kann beliebig detailliert werden ... Nicht nur Attribute, sondern auch Fertigkeiten etc.

Wenn ich einen bestimmten Spielstil bevorzuge, bevorzuge ich ein bestimmtes System zur Erfolgsbestimmung. Also von erzählen, ausspielen bis zu inspirierendes Kartenziehen .(Everway, Engel-Arcana)  und Würfeln

Nicht alles kann jeder immer vorführen. Etwa  das Knacken eines Schlosses oder Weitsprung zum Überqueren einer Schlucht.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Rise am 6.02.2024 | 16:29

Auch wenn ich dich vieleicht falsch verstehe aber das "bei Bedarf spezifizieren" hat für mich etwas von "beliebigkeit" und das würde ich definitiv nicht haben wollen im Rollenspiel..

Gegenfrage:

1.) Nerven dich exakte Werte, und wenn ja in welchem System denn? Schwebt dir eines vor mit dem du so negative Gedanken assoziierts?
2.) Welches System passt am besten für dich derzeit?

Bei Bedarf spezifizieren ist m.M. nach nicht beliebig. Es gibt genug Regelarme Systeme, die im Baukastensystem etwas Crunch, oder andere Ergänzungen zulassen. So kann die Gruppe bei Bedarf spezifizieren. Risus mit seinen vielen Haus- Regel-Varianten ist ein gutes Beispiel.

Welche Systeme mich nerven? Inzwischen eigentlich alle die über das Regelmaß der üblichen One-Shot Systeme, Fate -Turbo etc hinaus gehen. Also Shadowrun, DSA, D&D..... (da fällt ja fast alles drunter)
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: ThinkingOrc am 6.02.2024 | 16:51
Wollte nochmal die Eingangsfrage beantworten.

Ich würde auch gerne zumindest ein paar Werte haben um den Charakter zu definieren, aber vor allem auch um den Charakter zu entwickeln. Ein großer Teil der Spielmotivation ist für mich das entwickeln des Charakters im Sinne von, spürbar besser werden.

Die konkreten Werte können aber gerne Abstrakter sein, wie z.B. in Fate oder die eine HeroQuest (Glorantha) Version, wo man so Keywords hatte. Dann hatte eben der eine "König sein" als wert und der nächste "Hat eine Weltreise gemacht".
Welche Herausforderungen man damit bestreiten konnte war dann erzählerisch begründet.

Aber so ein Minimum würde ich schon gerne haben wollen.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: AlucartDante am 6.02.2024 | 17:17
Angeln war in DSA tatsächlich immer ein typisches Talent von allen. Wir hatten uns jetzt nie bei der Charaktererschaffung hingesetzt und eine Angelgeschichte entwickelt, aber wenn im Spiel es plötzlich um das Angeltalent ging, haben die Spieler sich halt spontan eine passende Geschichte ausgedacht.

Selbst einfache Rollenspiele wie Cthulhu haben sehr viele Fertigkeiten, was mir gut gefällt, um mir dazu eine Geschichte auszudenken.

Ich habe es an DSA und Shadowrun (Hobbyfertigkeiten) geliebt, dass der Charakter so viele Werte hat:
"Mein Charakter hat übrigens 6 auf Musikwissenschaften und zu Beethoven promoviert. Ich halte einfach einen sehr langen Vortrag darüber und hoffe, dass die Wachen zunehmend schläfrig oder unruhig werden..."

Es ist auch ein großartiger Moment in der Kampagne, eine selten wichtige Fertigkeit wie belgische Comics des 20. Jhd zu haben und dann plötzlich wird es einmal wichtig und man darf darauf würfeln und stellt fest, dass der Antagonist ausschließlich Decknamen aus Tim und Struppi benutzt.

Bei Ars Magicka muss man sich zu jeder Eigenschaft, die nicht null beträgt, eine Beschreibung ausdenken, in welcher Art die Abweichung ist, also z.B.
Kommunikation - 2 (stottert) oder Kommunikation +1 (Wohlklang)
Stärke +1 (breitschultrig) oder Stärke +1 (muskulös)
Das heißt schon bei der Charaktererschaffung überlegt man sich frei passende Eigenschaften
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: nobody@home am 6.02.2024 | 17:19
Generell würde ich nebenbei in einem System, das "Angeln" nicht als ganz eigenes Ding im Sortiment hat, die Situation, daß ein oder mehrere SC doch mal in einen Angelwettbewerb auf Leben und Tod (oder so ~;D) verwickelt werden, einfach über das abwickeln, was regelseitig schon da ist. Das könnte beispielsweise eine allgemeine Überlebensfertigkeit sein, denn daß jemand, der in der Wildnis halbwegs klarkommt, nicht gelernt haben soll, wie man auch mal ein paar Fische fängt, wäre seinerseits schon wieder seltsam genug, um nach einer eigenen Erklärung zu verlangen... ;)
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Feuersänger am 6.02.2024 | 17:28
Ja, also bei dem Schachbeispiel finde ich auch, das ist halt so: kleinhalterische SL halten klein, so einfach ist das.

Point in case, ich habe eine ähnliche Anekdote zu bieten, ebenfalls DSA: da hatte ich einen Streuner mitgebracht und der hatte einen ganz passablen Wert auf Glücksspiel. Wir hatten einige Tage in einer Stadt totzuschlagen (sagen wir: Sightseeing und Lokalkolorit), also hab ich gesagt, ich gehe in so ein Teehaus, schaue mir an was die so spielen, und mach ein bisschen mit. SL nennt einen Einsatz, lässt mich auf meinen Glücksspiel-Wert würfeln und siehe da, ich gewinne ein paar Taler oder Dukaten oder so, SL wirkt überrascht. Am nächsten Tag immer noch nichts Besseres zu tun, also gehe ich da wieder hin -- "Da will keiner mehr mit dir spielen. Oder maximal um ein paar Kreuzer."

Du kannst bei solchen SLs nicht gewinnen. (=

--

Zweitens ist natürlich ein System, das überhaupt extra Werte für "Strategiespiele" hat (wie DSA), viel zu feinkörnig. Ich gehe vollkommen mit, dass eine Liste von 200 Fertigkeiten keinen Mehrwert fürs Spiel bietet. Es ist aber halt quasi das andere Extrem in dem Spektrum, das bei "keine Werte" beginnt. Da muss man sich mE auch nicht drauf festbeißen.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: ThinkingOrc am 6.02.2024 | 17:34
Ja, ich bin auch immer abstrakter bei meinem Mod von Action! geworden. Aktuell habe ich bei Fantasy Settings 20 (bei Modern/SciFi Settings vermutlich eher 22) Skills. Man kann sich aber spezialisieren, wenn man möchte.

Bei TriStat ist das ja so ähnlich. man fängt mit unglaublich groben Attributen an, theoretisch nur Body & Mind und kann dann aber ausdifferenzieren (sowohl ins positive, als auch ins negative). Ich finde den Ansatz spannend, habe aber für meinen Mod dann doch die 6 Attribute vom Grundregelwerk übernommen.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Arkam am 6.02.2024 | 17:38
Hallo zusammen,

also ich brauche Charakterwerte, ich Leite gerade eine Runde Paranoia mit 4 Attributen und 16 Fertigkeiten.
Wichtig ist mir allerdings das die Werte nicht durch die Regeln eingeschränkt werden. Das ist nicht numerisch gemeint. Mein Charakter soll also auf Wunsch alle möglichen Fertigkeiten und Attribute steigern können.

Der Hintergrund des Charakters sollte aber auch eine tatsächliche Rolle spielen. Also bitte Rassen die tatsächlich eine Rolle spielen und nicht nur als Boni Lieferant für die gewünschte Rolle spielen.
Ich habe wenigstens die Erfahrung gemacht das je mehr der Hintergrund tatsächlich angespielt wird um so mehr kümmern sich die Spieler auch darum.
Je mehr man sich als Spielleitung auf das aktuelle Abenteuer konzentriert um so weniger werden die Spieler wahrscheinlich ihren Hintergrund anspielen. Schließlich lohnt sich das entweder nicht oder es wird sogar als störend empfunden.

Details, also etwa ob man schon Mal Angeln war oder Schach gespielt hat entwickeln sich bei mir im gegenseitigen Dialog und werden dann eben als Besonderheiten notiert.

Gruß Jochen
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Der Hasgar am 6.02.2024 | 17:39
Zweitens ist natürlich ein System, das überhaupt extra Werte für "Strategiespiele" hat (wie DSA), viel zu feinkörnig. Ich gehe vollkommen mit, dass eine Liste von 200 Fertigkeiten keinen Mehrwert fürs Spiel bietet. Es ist aber halt quasi das andere Extrem in dem Spektrum, das bei "keine Werte" beginnt. Da muss man sich mE auch nicht drauf festbeißen.

Ja, 200 ist sicherlich übertrieben. Ich denke, der Sweet Spot liegt irgendwo bei 20-40 plus Spezialisierungen - je nach persönlichem Geschmack
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Eisenmeile am 6.02.2024 | 17:55
Was ist "Agency"? Der SL hatte keine bösen Absichten, er hatte einfach eine bestimmte Vorstellung vom Spiel, die ich nicht geteilt habe.

Es klingt eher so, als ob der Spielleiter das System so benutzt hat. Er hätte ja auch sagen können: "Bei -8 hast Du aktuell keine Ahnung von dem Spiel. Aber einer der Spieler zeigt Dir die Regeln." Dann hättest Du danach eine Partie gespielt... Gut, gerade bei Schach hättest Du natürlich trotzdem später verloren - weil gerade bei dem Spiel halt der Bessere im Normalfall gewinnt :)

Er hat mir die Stelle im Regelwerk gezeigt, wo definiert wurde was die Fertigkeitswerte bedeuten (was damit möglich ist, und was nicht). Das hat er sich nicht selber ausgedacht, kann mich auch an eine Zeit erinnern, wo dies als ein Merkmal eines "guten Regelwerks" angesehen wurde, und viele SL diese "Fertigkeitsdefinitionen" sogar in Systeme importiert haben, wo das nicht vom Regelwerk her vorgegeben war (wie gesagt nicht aus Bosheit oder um den Spielern einen reinzuwürgen, sondern weil das damals eben so gemacht wurde).

Den Vogel abgeschossen hat für mich damals GURPS, wo "Sport ausüben" und "Regeln und Strategien des Sports kennen" als unterschiedliche Fertigkeiten geführt wurden. Man konnte damit einen Profi-Fußballer bauen, der nicht weiß was "Abseitsfalle" bedeutet.  ;D
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: ThinkingOrc am 6.02.2024 | 18:04
Player Agency meint die Einflussnahme auf die Handlung durch den Spieler und in dem Kontext eben auch dass dieser Einfluss Konsequenzen auf das Geschehen hat.
Also sprich unabhängig von den Werten, du möchtest etwas tun und das hat Konsequenzen, die nicht "Nichts" sind.

Ja klar, dass der nicht in vollem Bewusstsein und mit Absicht so handelt, dass er dir den Spaß verdirbt ist natürlich in 99% aller Fälle so.
Sonst wäre es ja ein Sadist.
Bin mir aber sicher, dass im Regelwerk nicht drin stand, dass du es dann gar nicht mal probieren darfst. Nur dass du eben kein Erfolg haben wirst.

Stimmt GURPS hatte viele Fertigkeiten, aber m.M.n. spätestens ab Version 3 acuh die Möglichkeit der Ableitung von anderen Skills.
Also das beispiel war m.E. sogar so, dass du Langschwert auch mit Kurzschwert -4 benutzen durftest oder so.

Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Olibino am 6.02.2024 | 18:50
Wollte nochmal die Eingangsfrage beantworten.

Ich würde auch gerne zumindest ein paar Werte haben um den Charakter zu definieren, aber vor allem auch um den Charakter zu entwickeln. Ein großer Teil der Spielmotivation ist für mich das entwickeln des Charakters im Sinne von, spürbar besser werden.

Die konkreten Werte können aber gerne Abstrakter sein, wie z.B. in Fate oder die eine HeroQuest (Glorantha) Version, wo man so Keywords hatte. Dann hatte eben der eine "König sein" als wert und der nächste "Hat eine Weltreise gemacht".
Welche Herausforderungen man damit bestreiten konnte war dann erzählerisch begründet.

Aber so ein Minimum würde ich schon gerne haben wollen.
Ich finde das sehr spannend. Es haben ja auch andere geschrieben, dass man bei einem Oneshot (wo es keine Steigerungen gibt) vielleicht mit wenigern oder keinen Werten auskommt. Aber bei einer Kampagne braucht man sie.

Ich glaube auch hier, das ist tatsächlich nur eine Frage der Gewöhnung.
Z.B. werden Film- oder Romancharaktere (z.B. Luke Skywalker oder Harry Potter) ja auch immer besser, ohne dass das in irgendeiner Weise durch Zahlen ausgedrückt wird.
Genau so kann man das auch in einem wertelosen System handhaben. Man notiert sich vielleicht "kennt sich etwas in der Wildnis aus". Und wenn es plausibel ist, dass man dort besser geworden ist, ändert man das in "kennt sich gut in der Wildnis aus" ab.
Noch einfacher ist es wenn man etwas ganz neues lernt. "Kann mit Gedanken Gegenstände bewegen".

Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Der Hasgar am 6.02.2024 | 18:55
Ich finde das sehr spannend. Es haben ja auch andere geschrieben, dass man bei einem Oneshot (wo es keine Steigerungen gibt) vielleicht mit wenigern oder keinen Werten auskommt. Aber bei einer Kampagne braucht man sie.

Ich glaube auch hier, das ist tatsächlich nur eine Frage der Gewöhnung.
Z.B. werden Film- oder Romancharaktere (z.B. Luke Skywalker oder Harry Potter) ja auch immer besser, ohne dass das in irgendeiner Weise durch Zahlen ausgedrückt wird.
Genau so kann man das auch in einem wertelosen System handhaben. Man notiert sich vielleicht "kennt sich etwas in der Wildnis aus". Und wenn es plausibel ist, dass man dort besser geworden ist, ändert man das in "kennt sich gut in der Wildnis aus" ab.
Noch einfacher ist es wenn man etwas ganz neues lernt. "Kann mit Gedanken Gegenstände bewegen".

Klar, aber dann hast Du ja Quasi-Werte. Sie sind vielleicht nicht numerisch, aber sie sind vorhanden. Die lockerere Handhabung ist dann eben Geschmackssache. Ob ich etwas kann oder nicht, ist dann halt eine der Diskussionsgrundlagen in einer Situation. Numerische Werte umgehen die Diskussion, weil sie das schon klar ausdrücken, bzw. durch eine Probe locker sichtbar machen.

EDIT: Das Beispiel mit Star Wars oder Harry Potter hinkt, weil in keiner Geschichte Werte eine Rolle spielen. Grundsätzlich ließe sich ja auch ein Zahlenwerk für die Entwicklung von Luke Skywalker oder Harry Potter entwickeln, um es im Spiel sichtbar zu machen. Fertigkeiten und Werte sind eben ein Hilfsmittel im RPG, um Fortschritt sichtbar zu machen und dem Spieler zu zeigen, wo sein SC steht.

Trotzdem ist das natürlich nicht zwingend. Man kann auch ganz ohne so etwas spielen. Auch ohne Progression oder die Progession einfach situativ "herleiten". Auch das dürfte Geschmackssache sein. Ich persönlich finde es jedoch schöner, wenn mein Charakterbogen mir einige "Gewissheiten" über die Fähigkeiten meines SCs gibt.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: tartex am 6.02.2024 | 20:50
DSA1 mit 5 Attributen reicht mir völlig aus, wenn es klassisch Rollenspiel sein soll. (Lebenspunkte sind für mich auch optional.)

Aber in meine Liste der Top 3 Rollenspiele aller Zeiten ist auch Primetime Adventures und da braucht man eigentlich gar keine Zahlen:

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 6.02.2024 | 20:54
Ich liebe ENGEL mit Arcana-Karten. Das geht auch ohne spazifische Charakterwerte wunderbar.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: felixs am 6.02.2024 | 20:56
Was ich übrigens immer seltsam fand (und finde) ist, wenn ein Rollenspiel einerseits wert darauf legt, dass Werte mit Adjektiven beschrieben werden müssen, nicht mit Zahlenwerten... ...und dann gibt es für jedes Adjektiv einen Zahlenwert, der bei Proben verwendet wird. Mir erschließt sich einfach der Vorteil nicht so richtig.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: nobody@home am 6.02.2024 | 21:14
Was ich übrigens immer seltsam fand (und finde) ist, wenn ein Rollenspiel einerseits wert darauf legt, dass Werte mit Adjektiven beschrieben werden müssen, nicht mit Zahlenwerten... ...und dann gibt es für jedes Adjektiv einen Zahlenwert, der bei Proben verwendet wird. Mir erschließt sich einfach der Vorteil nicht so richtig.

Dient mMn einfach zur Veranschaulichung. Zahlenwerte allein für sich genommen bleiben letztendlich abstrakt, Adjektive verpassen ihnen ein Quentchen zusätzliche "Bedeutung".

Außerdem neigen solche Systeme dann meiner Beobachtung nach meist dazu, die reine Werteskala überschaubar zu halten -- einfach, weil dem Designer irgendwann die zu beiden Extremen hin immer noch dramatischer ausfallen müssenden Adjektive fast schon zwangsläufig ausgehen. Mit nackten Zahlen allein läßt sich da schon deutlich lockerer Schindluder treiben, die haben ja insbesondere eigentlich keine Obergrenze...

Nachtrag: Übrigens gibt's für genau diese Art von "Doppelansatz" weit außerhalb des Rollenspiels ein den meisten von uns vermutlich noch vertrautes realweltliches Anwendungsbeispiel. Ich rede natürlich von der guten alten Schulnote, bei der die Zahlen von 1 bis 6 ja einerseits auch Beurteilungen von "sehr gut" bis "ungenügend" entsprechen, man aber andererseits auch leicht mit ihnen als Zahlen klöppeln kann, um beispielsweise einen Notendurchschnitt zu ermitteln. ;)
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: unicum am 6.02.2024 | 21:37
In dieser Runde war das Hindernis nicht fehlende Ideen, sondern dass das System Punktemanagement vor Geschichte gestellt hat.
Wäre auch OK gewesen, weil immer noch die Geschichte den Vorzug vor dem Punktegeschiebe hätte.

Das Punktesystem ist der große Gleichmacher,...
Denn es gibt Leute die sind mit Geschichte Superkreativ und erfinderisch und andere eben nicht.
Da zieht das Punktesystem eben einen Strich bei den Möglichkeiten und sagt allen "ihr habt die gleichen Möglichkeiten".
Auf der anderen Seite fördert das Punktesyetem wieder "Sytsem-Mastery", dann sind eben Menschen die kreativ mit den Zahlen jonglieren können wieder im Vorteil.

Bleibt eben dann die sache wo die spielerische kreativität liegt, bei der Story oder beim zahlenschupsen.

Kommt ja nicht ohnehin das es die unterscheidungen der Spielertypen gibt.

Ich hatte in meiner vorvorlezten Runde als SL auch Geschichten "eingefordert", also zumindest Rudimentär. ich glaub ich würde bei zwei Leute noch heute darauf warten. Das war vor etwa 10 Jahren und wir spielten etwa 4 Jahre an der Kampange
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Skaeg am 6.02.2024 | 21:43
Braucht ihr diese um eure Charaktervorstellung zu festigen, oder sind sie nicht eher der Vorstellung im Weg?
Bei manchen Systemen (Cthulhu, Traveller) war der Statblock für mich immer schon ein gutes Stück Charakterbeschreibung. Das funktioniert allerdings umso weniger in dem Maße, wie das Spielsystem auf Funktionalität im "Abenteuergeschäft" getrimmt ist. Ein minimales System, wie du es skizziert hast, birgt kaum noch Möglichkeiten zur Charakterisierung.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: flaschengeist am 6.02.2024 | 21:44
Zumal meiner Meinung nach die Sorte Spieler die du hier charakterisierst in Regelarmen Systemen noch deutlich anstrengender sind. Da gibt es dann nämlich kaum bis keine Schranken um deren Selbstinszenierungsbedürfnis zu bremsen.

Das sehe ich ähnlich: Regeln dienen nicht zuletzt dazu, das Recht des Stärkeren zu zähmen. Deswegen lebe ich auch lieber in einem Rechtsstaat als in einem failed State ;). 

Klar, aber dann hast Du ja Quasi-Werte. Sie sind vielleicht nicht numerisch, aber sie sind vorhanden. Die lockerere Handhabung ist dann eben Geschmackssache. Ob ich etwas kann oder nicht, ist dann halt eine der Diskussionsgrundlagen in einer Situation. Numerische Werte umgehen die Diskussion, weil sie das schon klar ausdrücken, bzw. durch eine Probe locker sichtbar machen (Hervorhebung durch mich).

Genau das :d. Sprache ist im Grunde ein hoch fehleranfälliges Kommunikationsmittel, auch wenn den meisten Menschen das im Alltag kaum auffällt. Wir gehen typischerweise bis zum Beweis des Gegenteils davon aus, dass das Gegenüber unsere Begriffsdefinitionen von Liebe, Ehrlichkeit, Fleiß, geschickt, stark, Gamismus, Narrativismus etc. teilt. Doch je abstrakter ein Begriff ist, desto unwahrscheinlicher, dass das Gegenüber auch nur annähernd dieselbe Begriffsdefinition internalisiert hat. Ist hier im Forum täglich zu beobachten ;).



Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Olibino am 6.02.2024 | 22:58
Klar, aber dann hast Du ja Quasi-Werte. Sie sind vielleicht nicht numerisch, aber sie sind vorhanden. Die lockerere Handhabung ist dann eben Geschmackssache. Ob ich etwas kann oder nicht, ist dann halt eine der Diskussionsgrundlagen in einer Situation. Numerische Werte umgehen die Diskussion, weil sie das schon klar ausdrücken, bzw. durch eine Probe locker sichtbar machen.

EDIT: Das Beispiel mit Star Wars oder Harry Potter hinkt, weil in keiner Geschichte Werte eine Rolle spielen. Grundsätzlich ließe sich ja auch ein Zahlenwerk für die Entwicklung von Luke Skywalker oder Harry Potter entwickeln, um es im Spiel sichtbar zu machen. Fertigkeiten und Werte sind eben ein Hilfsmittel im RPG, um Fortschritt sichtbar zu machen und dem Spieler zu zeigen, wo sein SC steht.

Trotzdem ist das natürlich nicht zwingend. Man kann auch ganz ohne so etwas spielen. Auch ohne Progression oder die Progession einfach situativ "herleiten". Auch das dürfte Geschmackssache sein. Ich persönlich finde es jedoch schöner, wenn mein Charakterbogen mir einige "Gewissheiten" über die Fähigkeiten meines SCs gibt.
Ich habe Werte mit numerische Werten gleichgesetzt. Das man überhaupt gar keine Vorstellung davon hat, in was ein Char gut und in was er nicht gut ist, habe ich noch nie erlebt. Chars haben ja z.B. immer einen Beruf. Für mich ist das im Wort Rollenspiel enthalten, dass man eine Vorstellung über seine Rolle hat.

Ansonsten bestätigst du ja, dass es möglich ist, ohne Werte zu spielen und da gehen die Geschmäcker einfach auseinder.

Ich spiele auch meistens Spiele mit Werten, einfach weil die meisten welche haben, und mich das Setting interessiert. Ich habe gerade eben Vaesen gespielt. Es war toll. Aber das lag ausschließlich an der zwischenmenschlichen Stimmung und den Gesprächen zwischen den Chars und mit den NSC und nicht daran, dass ich jetzt Inspirieren 7 hatte und nicht Inspirieren 5.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Der Hasgar am 6.02.2024 | 23:14
Ich habe Werte mit numerische Werten gleichgesetzt. Das man überhaupt gar keine Vorstellung davon hat, in was ein Char gut und in was er nicht gut ist, habe ich noch nie erlebt. Chars haben ja z.B. immer einen Beruf. Für mich ist das im Wort Rollenspiel enthalten, dass man eine Vorstellung über seine Rolle hat.

Ja, mir war klar, dass Du das so meintest. Der Punkt ist halt, dass ich den Vorteil von fehlenden Werten nicht sehe. Es führt zu unnötigen Diskussionen ("Ich schaffe das, weil ich darin gut bin" - "Nee, du bist aber nicht gut genug" usw...), die sich mit einem sauberen numerischen System einfach erübrigen. Aber letztlich ist es natürlich Geschmackssache. 

Ansonsten bestätigst du ja, dass es möglich ist, ohne Werte zu spielen und da gehen die Geschmäcker einfach auseinder.

Ich spiele auch meistens Spiele mit Werten, einfach weil die meisten welche haben, und mich das Setting interessiert. Ich habe gerade eben Vaesen gespielt. Es war toll. Aber das lag ausschließlich an der zwischenmenschlichen Stimmung und den Gesprächen zwischen den Chars und mit den NSC und nicht daran, dass ich jetzt Inspirieren 7 hatte und nicht Inspirieren 5.

Klar, die Geschmäcker gehen auseinander und natürlich ist das miteinander Spielen elementar für ein gutes Spielerlebnis. Deshalb sage ich mal vereinfacht: Für mich (nur für mich) sind numerische Werte eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für ein optimales RPG-Erlebnis. Aus meiner Sicht braucht es eine Kombination aus gutem Spiel und einem aussagekräftigen System.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Sashael am 7.02.2024 | 05:24
Der Punkt ist halt, dass ich den Vorteil von fehlenden Werten nicht sehe. Es führt zu unnötigen Diskussionen ("Ich schaffe das, weil ich darin gut bin" - "Nee, du bist aber nicht gut genug" usw...), die sich mit einem sauberen numerischen System einfach erübrigen.
Solche Diskussionen hab ich ehrlich gesagt noch nie erlebt.

Da hast du anscheinend eine irrationale Angst davor, dass dich jemand beim Rollenspiel übervorteilen möchte.

Solche Diskussionen ergäben auch gar keinen Sinn, denn das Ziel ist bei wertelosen Systemen nicht, detailliert ausdefinierte Herausforderungen zu meistern, sondern gemeinsam eine Geschichte zu erschaffen.
Klar kann auch dort die Spielleitung versuchen, die eigene Version einer Geschichte mittels Railroading durchzudrücken, aber das fällt dann noch viel extremer auf als in Würfelsystemen und dann steht da jemand extrem schnell ohne SpielerInnen da.

Wer mit der Absicht an den Tisch geht, zusammen eine Geschichte zu erschaffen und auch sich selbst von den Wendungen überraschen zu lassen, wird so ein (äußerst hypothetische) Diskussion nie anfangen.

Du bist "gut" darin? Dann schaffst du es.

Du musst ja auch bedenken, dass solche Regelwerke nicht drölfzig Feinheiten eines SC definieren. Wenn die Beschreibung besagt, dass der SC "gut darin" ist, dann ist das bereits ein Highlight seiner Beschreibung und er ist dann nur unter den extremsten Umständen "nicht gut genug darin". Die fordern dann aber auch in Wertesystemen eine andere Herangehensweise.

"Der DC beträgt 30" besagt ja im Regelfall einer D&D Runde auch nicht einfach "Los, würfel mal", sondern mehr so "Leute, überlegt euch was anderes".
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Jiba am 7.02.2024 | 07:29
tl:dr: Nein, man braucht sie nicht. Zahlen sind nice to have und Rollenspiel funktioniert auch ohne sie. Worte sind essentiell.

Genau das :d. Sprache ist im Grunde ein hoch fehleranfälliges Kommunikationsmittel, auch wenn den meisten Menschen das im Alltag kaum auffällt. Wir gehen typischerweise bis zum Beweis des Gegenteils davon aus, dass das Gegenüber unsere Begriffsdefinitionen von Liebe, Ehrlichkeit, Fleiß, geschickt, stark, Gamismus, Narrativismus etc. teilt. Doch je abstrakter ein Begriff ist, desto unwahrscheinlicher, dass das Gegenüber auch nur annähernd dieselbe Begriffsdefinition internalisiert hat. Ist hier im Forum täglich zu beobachten ;).

Rollenspiele bestehen zu mehr als 95% aber aus Sprache. Über die paar Zahlen, die da auf dem Charakterbogen stehen muss man sich am Tisch nämlich trotzdem verständigen, sie interpretieren und sie in Verhältnisse zueinander setzen. Wir haben überhaupt nur die Sprache, um diese Zahlen mit Bedeutung zu füllen. Und abstrakte Begriffe, wann spielen die am Spieltisch den jemals wirklich eine tragende Rolle? Da geht es doch viel, viel mehr um die konkrete in der Situation beschriebene Situation. Oder würfelt man in gängigen Systemen etwa auf Liebe oder Narrativismus?

Wir Menschen sind kommunikativ eigentlich sehr gut in der Lage, die eigenen Vorhaben und Befähigungen zu kommunizieren und zu interpretieren. Charakterwerte braucht man dazu nicht die haben andere Qualitäten, denke ich.

Was mich zur Ausgangsfrage bringt: Ich brauche Charakterwerte nicht unbedingt, aber ich spiele gerne mit ihnen. Wenn ich die Wahl habe, bevorzuge ich sogar ein schlankes System mit ein paar Werten anstelle eines wertelosen Systems. Für längere Kampagnen auf jeden Fall, da Spiele mit Werten meistens taktische oder spannungserzeugende Mechanismen haben und sich tatsächlich nette Interaktionen zwischen den Zahlen bilden, die helfen, etwas zu erzählen. Zahlenwerte müssen wir eigentlich ein stückweit als Meta-Hilfsmittel verstehen, die Charaktere vergleichbar und mechanisch miteinander kompatibel machen. Sie erlangen ihre Bedeutung aber nun einmal auf der Meta-Ebene und operieren auch dort. Ich mag Werte, weil sie eben Spannung und Spiel erzeugen, nicht weil sie genauer oder eindeutiger wären als Worte. Das sind sie oft nicht. Oder könnt ihr mir sagen, was Angriff 13 oder Angriff 12 jetzt wirklich bedeuten?
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Der Hasgar am 7.02.2024 | 08:17
Solche Diskussionen hab ich ehrlich gesagt noch nie erlebt.

Da hast du anscheinend eine irrationale Angst davor, dass dich jemand beim Rollenspiel übervorteilen möchte.


Nein, das ist nicht der Punkt. Ich denke einfach, dass ich wohl jemand bin, der im Spiel mehr Augenmerk auf den Charakter und seine Fähigkeiten legt. Die Geschichte ergibt sich dann aus den Handlungen und deren Ergebnis. Aber ein einfach "erzähltes Ergebnis" nur für die Story fühlt sich für mich in den meisten Fällen hohl an, sobald es den trivialen Rahmen (Routinehandlungen) sprengt.

Ich spiele zwar Charaktere sehr gerne aus (Method Acting), ABER ein gewisser gamistischer Faktor sollte schon sein. Zumal für mich Progression außerordentlich wichtig ist. Es macht einfach Spaß, den eigenen Char zu verbessern.

Solche Diskussionen ergäben auch gar keinen Sinn, denn das Ziel ist bei wertelosen Systemen nicht, detailliert ausdefinierte Herausforderungen zu meistern, sondern gemeinsam eine Geschichte zu erschaffen.
Klar kann auch dort die Spielleitung versuchen, die eigene Version einer Geschichte mittels Railroading durchzudrücken, aber das fällt dann noch viel extremer auf als in Würfelsystemen und dann steht da jemand extrem schnell ohne SpielerInnen da.

Wer mit der Absicht an den Tisch geht, zusammen eine Geschichte zu erschaffen und auch sich selbst von den Wendungen überraschen zu lassen, wird so ein (äußerst hypothetische) Diskussion nie anfangen.

Du bist "gut" darin? Dann schaffst du es.

Du musst ja auch bedenken, dass solche Regelwerke nicht drölfzig Feinheiten eines SC definieren. Wenn die Beschreibung besagt, dass der SC "gut darin" ist, dann ist das bereits ein Highlight seiner Beschreibung und er ist dann nur unter den extremsten Umständen "nicht gut genug darin". Die fordern dann aber auch in Wertesystemen eine andere Herangehensweise.

"Der DC beträgt 30" besagt ja im Regelfall einer D&D Runde auch nicht einfach "Los, würfel mal", sondern mehr so "Leute, überlegt euch was anderes".

Ja, die Zielsetzung ist eine ganz andere - ich würde sogar soweit gehen, zu sagen: Es ist eine andere Art Spiel. Es geht dabei eben hauptsächlich um Storytelling. Für mich stehen jedoch immer die Charaktere und deren Entwicklung (narrativ wie fähigkeitentechnisch) im Vordergrund. Es ist also nicht wichtig, Story x zu erleben, sondern Story x mit den Charakteren A,B,C zu erleben und was das mit den Leuten macht - also wie sie sich daraus entwickeln (Auch hier wieder: Wie verändert sich ihr Charakter dadurch und wie verbessern sich ihre Fähigkeiten?)

Deshalb sind für mich Werte unerlässlich. Zumal mir die Beschreibung "Ich bin gut darin" nicht ausreicht. Ich frage dann immer: "Wie gut denn? Bist du ein Anfänger, ein Fortgeschrittener oder einer der Besten?" Un darüber hinaus: "Bist du besser als ein Gegner?"
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Der Hasgar am 7.02.2024 | 08:42

Was mich zur Ausgangsfrage bringt: Ich brauche Charakterwerte nicht unbedingt, aber ich spiele gerne mit ihnen. Wenn ich die Wahl habe, bevorzuge ich sogar ein schlankes System mit ein paar Werten anstelle eines wertelosen Systems. Für längere Kampagnen auf jeden Fall, da Spiele mit Werten meistens taktische oder spannungserzeugende Mechanismen haben und sich tatsächlich nette Interaktionen zwischen den Zahlen bilden, die helfen, etwas zu erzählen. Zahlenwerte müssen wir eigentlich ein stückweit als Meta-Hilfsmittel verstehen, die Charaktere vergleichbar und mechanisch miteinander kompatibel machen. Sie erlangen ihre Bedeutung aber nun einmal auf der Meta-Ebene und operieren auch dort. Ich mag Werte, weil sie eben Spannung und Spiel erzeugen, nicht weil sie genauer oder eindeutiger wären als Worte. Das sind sie oft nicht. Oder könnt ihr mir sagen, was Angriff 13 oder Angriff 12 jetzt wirklich bedeuten?

Ich bin insoweit bei Dir, dass ich sage: Mechanismen rund um Werte erzeugen Spannung, wenn sie entsprechend gut durchdacht sind. Werte machen Figuren zunächst auf einer Meta-Ebene vergleichbar. Doch diese Vergleichbarkeit zeigt sich dann letztlich auch in der Geschichte, wenn jemand in Form einer Probe eine epische Herausforderung meistert oder einen Gegner besiegt. Auch sehr schön: Wenn jemand etwas Besonderes erschafft (Stichwort: Crafting). Deshalb mag ich auch Systeme, in denen Proben nicht nur binäre Ergebnisse zulassen, sondern auch eine Qualitätsbestimmung des Ergebnisses.

Natürlich ließen sich meine oben genannten Beispiele auch alle in einem wertelosen System umsetzen. ABER: Das Ergebnis wird mangels neutralem Konflikt-Resolutions-Mechanismus immer ein "Geschmäckle" haben.

Ich möchte das anhand zweier Punkte ausführen:

1. Entweder gibt es keinen wirksamen Mechanismus

In diesem Fall bleiben alle Taten meines SC reine Behauptungen. "Ich überwinde den Gegner, weil ich gut im Schwertkampf bin." "Der Gegner ist aber gut im Schwertkampf" "Ok, ich trickse ihn aus und beende damit den Kampf zu meinen Gunsten."

Letztlich einigt man sich irgendwie darauf, wer es am Ende schafft. Aber selbst bei einem Sieg fühlt es sich nicht so an, als ob man es wirklich geschafft hätte.  Es fehlt die Wahrheitsfindung durch den Konflikt-Resolutions-Mechanismus.

Es gibt hierbei vielleicht die Währung "Erzählrechte", aber ein solches Meta-Mittel reißt mich komplett aus meiner Charakterimmersion. Vielleicht nicht unbedingt aus der Story-Immersion.

Und hier wären wir wieder bei den verschiedenen Spielstilen. Wer nur die Story erzählen will, für den ist das vollkommen ausreichend.

2. Der Mechanismus hat keinerlei Verbindung zu den Fähigkeiten des Charakters

Ich ziehe willkürlich eine Karte aus einem gemischten Haufen, ich werfe eine Münze oder ähnliches.

In diesem Fall ist es eigentlich vollkommen egal, was mein SC kann. Ich biege zwar nachher eine Narration daraus, dass entweder der Revolverheld leider ständig danebenschießt oder der Städter plötzlich zum Wildnisläufer wird, aber eigentlich spielt es keine Rolle. Auch hier wieder: Es geht eben rein um die Geschichte und nicht um den Charakter.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Skaeg am 7.02.2024 | 09:40
tl:dr: Nein, man braucht sie nicht. Zahlen sind nice to have und Rollenspiel funktioniert auch ohne sie. Worte sind essentiell.

Rollenspiele bestehen zu mehr als 95% aber aus Sprache. Über die paar Zahlen, die da auf dem Charakterbogen stehen muss man sich am Tisch nämlich trotzdem verständigen, sie interpretieren und sie in Verhältnisse zueinander setzen. Wir haben überhaupt nur die Sprache, um diese Zahlen mit Bedeutung zu füllen. Und abstrakte Begriffe, wann spielen die am Spieltisch den jemals wirklich eine tragende Rolle? Da geht es doch viel, viel mehr um die konkrete in der Situation beschriebene Situation. Oder würfelt man in gängigen Systemen etwa auf Liebe oder Narrativismus?
In Pendragon schon.

Aber wie gesagt, für mich sind Werte einfach auch eine Möglichkeit, über Charaktere mit wenigen Worten viel auszusagen.
a.) "... ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Roboterentwicklung; seine technischen Fähigkeiten auf diesem Gebiet übertreffen die der meisten Experten bei weitem."
b.) Robotics-5

P.S.: Wer errät, um wen es sich handelt? Das wäre eine nette Idee für ein Forenspiel...
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Boba Fett am 7.02.2024 | 09:48
Brauchen? Nein, denn es gibt genügend Systeme, die zeigen, dass es auch ohne gut funktioniert.

Aber oft gibt es Spielern eine Orientierung, was ihre Charaktere gut können.
Ich mach mal ein Beispiel: Wenn bei meinem Charakter nur "geschickt" steht, kann das eine Menge bedeuten. zB dass er gut klauen oder schlösser öffnen kann. oder gut schleichen, oder gut kletter?
Aber warte mal, ist das nicht eher mit Stärke assoziiert? Diskussion.
Und kann mein Charakter jetzt automatisch alles gut, was mit Geschicklichtkeit assoziiert wird? Und ist genau erklärt, ob es die Hand-Auge Koordination inkludiert oder ist der Typ automatisch gut in Joga?
Wenn es jetzt aber Fertigkeiten gibt, dann spezialisiert das und schafft auch gleichzeitig Klarheiten. Ich hab schleichen auf drölfzig, alles klar. Klettern gibbet nicht, wird aber zum Teilbereich der Athletik, okay und schau mal, da wird die Muskelstärke assoziiert, nicht Geschick. Juhu, ich weiß, was ich kann. Und spar mir Fragen und Diskussionen.

Will sagen: Gerade Neulinge haben es einfacher, wenn man ihnen ein Regelwerk zur Seite stellt, das Orientierung gibt.
Und ein Neuling muss nicht heissen "Anfänger im Rollenspiel" sondern kann auch bedeuten, dass demjenigen die Spielwelt unvertraut ist.

Wo solche "Orientierungshilfen" schwächeln:
Problematisch wird es, wenn die Leute alles andere ausblenden und ihre "Lösungsstrategien" ausschließlich durch die Möglichkeiten dessen ableiten, was der Charakterbogen aussagt.
"Du musst nicht alles über Äxte ableiten, dein Charakter kann auch REDEN!" - "Wo steht das?"
Ausserdem haben in der grauen Frühzeit eine ganze Menge Systeme übertrieben, wenn es darum ging Spezialisierungen (Fertigkeiten) anzubieten ("Hust. Rolemaster! Gurps! Hust...").
Denn ein Überangebot sorgt natürlich auch für Orientierungslosigkeit, weil keiner mehr weiss, worauf sein Charakter jetzt eigentlich seine Fähigkeiten legen soll.
Wenn mir ein Regelwerk mit 30 Fertigkeiten eine "Vorderladergewehre" Fertigkeit anbietet, dann weiss ich dass die Welt wohl Musketen im Angebot hat.
Wenn mir ein Regelwerk mit 300 Fertigkeiten eine "Vorderladergewehre" Fertigkeit anbietet, dann übersehe ich die oder weiss nicht, ob das da steht, weil System universell sein will, oder weil sowas in der Welt vorkommt - und wie wichtig ist das? Und versteckt sich die Lade- und Wartungsfähigkeit irgendwo und will separat erlernt werden?

Wenn Spezialisierungen, dann im richtigen Maß und bitte mit den Fähigkeiten, die im Spiel auch relevant abgefragt werden. "Kann recht gut kochen" brauch ich nicht als Fertigkeit.
"Kann Leute gut mit der Streitaxt umlegen" hingegen schon - weil es da auf die Qualität ankommt.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Issi am 7.02.2024 | 10:01
Ich nicht - ich spiele auch mit nem Bierdeckel wo meine Figur drauf gemalt ist.
(Vielleicht noch Werte für Stärke, Geschicklichkeit, Charisma)  ~;D

Ansonsten würde ich Boba rechtgeben: Neulinge brauchen Orientierung.
Also am besten ein Blatt wo steht was ihre Figuren können (und zum Einstieg ein klassisches Kaufabenteuer um dieses Können auf die Probe zu stellen.)
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 7.02.2024 | 10:05
"Du musst nicht alles über Äxte ableiten, dein Charakter kann auch REDEN!" - "Wo steht das?"

Das werde ich in Zukunft beim brettharten Ausspielen meiner soziopathischen Barbarencharaktere als Meta-Argument verwenden, danke Boba!  ;D
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Boba Fett am 7.02.2024 | 10:06
Das werde ich in Zukunft beim brettharten Ausspielen meiner soziopathischen Barbarencharaktere als Meta-Argument verwenden, danke Boba!  ;D
Dann habe ich noch einen:

"Warum haben Sie die Barmaid erschlagen?" - "Es war ein Unfall Herr Hauptwachtmeister! Mein Freund Gronkh saß in der Kneipe und reinigte seine Axt und da löste sich ein Schlag."

Oder: "Du musst nicht jede Tür eintreten. Manche haben GRIFFE! Das ist hier nicht wie bei Dir zu Hause in der Tundra, wo die Höhleneingänge mit Fellen verhängt sind..."

"Gronkh, Du stinkst, zieh Dir bitte etwas anderes an..." ...guckt... "...ich präzisiere: Zieh Dir bitte IRGENDWAS an! Und wasch Dich vorher!"

"Ja, Gronkh, fein gemacht! Schau, die leckere Stelle am Fleisch ist die Stelle zwischen dem tiefgefrohrenem und dem verkohlten! Guter Koch!" *mit den Augen roll*
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Feuersänger am 7.02.2024 | 10:27
Wenn er Kochen über Äxte ableitet, gibt es halt immer nur Hackfleisch bzw Tartar...
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Sashael am 7.02.2024 | 10:29
Für mich stehen jedoch immer die Charaktere und deren Entwicklung (narrativ wie fähigkeitentechnisch) im Vordergrund. Es ist also nicht wichtig, Story x zu erleben, sondern Story x mit den Charakteren A,B,C zu erleben und was das mit den Leuten macht - also wie sie sich daraus entwickeln (Auch hier wieder: Wie verändert sich ihr Charakter dadurch und wie verbessern sich ihre Fähigkeiten?)
Da hast du in meinen Augen ein sehr verqueres Verständnis von Story, Charakteren und Veränderungen, die diese durchmachen.

In keiner Iteration von D&D hast du irgendwelche Änderungen an den Werten, wenn dein Charakter die falsche Entscheidung trifft und dadurch Asmodeus die Seele seiner Schwester in die Hölle zieht.
Seine Werte werden sich mit gar nicht so geringer Wahrscheinlichkeit kaum bis gar nicht von denen unterscheiden, die der SC eines Spielers hat, dessen Runde Pathfinder als taktisches Skirmish-Tabletop spielt und "Story" nur in "Cutscenes" benutzt.

In Fiasko dagegen geht es NUR um die Frage "Was macht das mit meinem Char und wie verändert er sich durch das Erlebte?" und Fiasko hat gar keine Werte.

Ich bin insoweit bei Dir, dass ich sage: Mechanismen rund um Werte erzeugen Spannung, wenn sie entsprechend gut durchdacht sind. Werte machen Figuren zunächst auf einer Meta-Ebene vergleichbar. Doch diese Vergleichbarkeit zeigt sich dann letztlich auch in der Geschichte, wenn jemand in Form einer Probe eine epische Herausforderung meistert oder einen Gegner besiegt. Auch sehr schön: Wenn jemand etwas Besonderes erschafft (Stichwort: Crafting). Deshalb mag ich auch Systeme, in denen Proben nicht nur binäre Ergebnisse zulassen, sondern auch eine Qualitätsbestimmung des Ergebnisses.
Das hat mit Rollenspiel eigentlich kaum etwas bis nichts zu tun. Das, was du da anführst, hat man in diversen Brettspielen auch. Es wird nur eine komplexe Narration um ein mechanisches Ereignis gestrickt, das in sich selbst noch gar kein Rollenspiel darstellt.

Vergleichbarkeit finde ich auch einen merkwürdigen Punkt.
Auf der einen Seite sollen die SCs sich ja alle bitte unterscheiden, auf der anderen Seite dürfen sie das aber nur in einem engen Regelkorsett tun.

Ich habe nie unterschiedlichere SC gehabt als in meinen diversen Itras-By-Hacks. Einfach weil die Spieler keine Punkte schieben müssen, um in XYZ nun Anfänger, Experte oder Meister zu sein. Es ist für eine gute Story völlig unwichtig, ob der magische Charakter nun der blutigste Lehrling oder der mächtigste Erzmagier ist. Klar, die Stories der Beiden werden sich unterscheiden, aber ob sie "gut", also unterhaltsam, lustig, traurig oder episch sind, liegt nicht an ihren Zahlenwerten.

Im Gegenteil. Es ist D&D, in welchem das Trope "Angel Summoner & BMX-Bandit" immer wieder die Runde macht.

Die Willkürlichkeit in wertelosen Runden ist übrigens ein Punkt, den du dir herbeifantasierst. Da hängst du dich an einem nicht existenten Problem auf. Versuchst du damit zu beweisen, dass das für manche einfach nicht spielbar sei?
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Boba Fett am 7.02.2024 | 10:30
Wenn er Kochen über Äxte ableitet, gibt es halt immer nur Hackfleisch bzw Tartar...
Zitat meines Mitspielers: "Man kann ALLES über Äxte ableiten. Auch Diplomatie."

Und damit wir nicht vom Thema abkommen:

Eines liefert eine Abbildung von Fähigkeiten über mehr Fertigkeiten noch zusätzlich: Eine bessere Charakter Differenzierung in der Charakterprogression.
Auch wenn ich ja die persönlich gar nicht mag - "besser werden" ist fester Bestandteil im Rollenspiel und den Leuten (leider) wichtig.
Wenn ich jetzt also nur drei Werte habe, die von 1-5 gehen, dann kann ich maximal 15 mal steigern und alle sind "top notch".
Hab ich aber 30 Skills und vielleicht noch andere Werteskalen, die ich "verbessern" kann, dann kann ich das Steigern besser dosieren.
D.h. die Spielercharaktere bekommen zwar kleinere Verbesserungshäppchen, diese aber häufiger, was zu einer gefühlten Stetigkeit führt.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Sashael am 7.02.2024 | 10:33
Zitat meines Mitspielers: "Man kann ALLES über Äxte ableiten. Auch Diplomatie."
Ähm .... gerade Diplomatie ist ein Skill, der von erfahrenen Axtkämpfern sehr gut profitiert.

Klöppeln erzielt dagegen eher keine erfolgreichen Ergebnisse, wenn man das über "Äxte" ableitet.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Outsider am 7.02.2024 | 10:41
Das Beispiel Itras By wurde ja schon genannt.

Zweites Beispiel: Bei Pasion de las Pasiones hat man keine Werte, aber es wird klassisch gewürfelt. Und da es ein PbtA-Spiel ist, hat man auch moves die genau beschreiben wann gewürfelt wird, was die möglichen Ergebnisse sind, und was der SL und was der betroffene Spieler entscheiden darf. Das ist genau so wie bei den PbtA-Spielen bei denen man Werte hat.

Anstelle, dass die Probe durch Werte beeinflußt wird, wird sie durch Fragen beeinflußt, die im Prinzip abfragen: wie motiviert bin ich, wie gut vorbereitet bin ich, wie gut helfen mir die äußeren Umstände, wie gut paßt die Aktion zu meinem Stil. Die Fragen sind sehr spezifisch für jeden Move anders.

Die SL-Willkür ist da in beiden Fällen genau gleich hoch.
Und auch in einem RPG mit Werten kann der SL jederzeit 20 neue Gegner auftauchen lassen. Wenn ein SL gegen die Spieler willkürlich sein will, kann er das.

Stellvertretend hier für alle die auf meine Frage / Einwand geantwortet haben danke!! Ich bin mit dem Lesen nicht hinterhergekommen und konnte daher nicht zeitnah etwas dazu schreiben.

Wenn es also keine Werte gibt haben diese Spiele trotzdem Mechanismen um Erfolg / Misserfolg zu definieren (so meine Zusammenfassung).

@Olibino

Die SL Willkür bezog sich allein auf die Proben, nicht auf sein gesamtes verhalten. Ohne Mechanismus / ohne Werte konnte ich mir nicht vorstellen wie ein SL konstant bestimmen möchte was dem Charakter gelingt und was nicht. Da es (komplett) ohne Werte oder Mechanismen ja allein in seiner Entscheidung gelegen hätte was einem Charakter gelingt oder auch nicht. Auf der anderen Seite, wenn die Verantwortung bei den Spielern liegt diese möglicherweise zu viel oder zu wenig Mut haben eine Probe zu schaffen, wenn es keine messbaren Werte gibt welche eine Erfolgswahrscheinlichkeit ableiten.

Das wollte ich noch kurz loswerden.  :d
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Der Hasgar am 7.02.2024 | 11:38
Da hast du in meinen Augen ein sehr verqueres Verständnis von Story, Charakteren und Veränderungen, die diese durchmachen.

In keiner Iteration von D&D hast du irgendwelche Änderungen an den Werten, wenn dein Charakter die falsche Entscheidung trifft und dadurch Asmodeus die Seele seiner Schwester in die Hölle zieht.
Seine Werte werden sich mit gar nicht so geringer Wahrscheinlichkeit kaum bis gar nicht von denen unterscheiden, die der SC eines Spielers hat, dessen Runde Pathfinder als taktisches Skirmish-Tabletop spielt und "Story" nur in "Cutscenes" benutzt.

Hmmm... Also ich spiele nicht sonderlich viel D&D oder Pathfinder. In anderen von mir gespielten wertebasierenden Spielen verändert sich beim Charakter nach einem Abenteuer unter anderem durch das Erlebte. Zum einen, in dem ich mir Gedanken mache und deshalb meinen Charakter künftig etwas anders spiele.

Zum anderen, in dem ich die Erfahrungen des SCs in geänderten Werte darstelle. Er hat Herausforderungen hinter sich gebracht und wird deshalb besser... Und auch anders: Mitunter erwerbe ich vielleicht neue Nachteile oder Vorteile (je nachdem, was mir passiert ist).


In Fiasko dagegen geht es NUR um die Frage "Was macht das mit meinem Char und wie verändert er sich durch das Erlebte?" und Fiasko hat gar keine Werte.
Ich habe in Fiasko nur einmal kurz reingeschaut. Es las sich für mich so, dass ob man dass an einem Abend spielt und dann ist die Geschichte fertig. Das mag auch nett sein, aber wie kann ich dann feststellen, wie sich Charaktere daraus entwickeln? Es ging bei meinem Statement nicht darum, wie sie kurzfristig auf eine Veränderung reagieren, sondern was das im Verlauf der darauffolgenden Sitzungen mit ihnen macht. Charakterentwicklung als langfristiges Element einer Kampagne.

Das hat mit Rollenspiel eigentlich kaum etwas bis nichts zu tun. Das, was du da anführst, hat man in diversen Brettspielen auch. Es wird nur eine komplexe Narration um ein mechanisches Ereignis gestrickt, das in sich selbst noch gar kein Rollenspiel darstellt.

Das mag daran liegen, dass du eben eine ganz eigene Meinung davon hast, was ein Rollenspiel ist. Es gibt ja nicht umsonst verschiedene Spielertypen. Und ich möchte mich auch nicht darum streiten, was die richtige Definition eines Rollenspiels ist.

Hier ist meine: Ich übernehme die Rolle eines von mir ausgestalteten Charakters, entwickle ihn und seine Fähigkeiten über einen längeren Zeitraum (20 Sitzungen Minimum) innerhalb einer Kampagne. Ich versuche dabei, die Welt zu erleben und seine Entwicklung durch seine Handlungen und Verhaltensweisen darzustellen. Für mich (das mag für Dich nicht gelten) ist die Progression und Verbesserung meines Charakters integraler Bestandteil des Spiels. Und dazu sind Werte irgendwie schon schön :)

Weil mir keine bessere Analogie einfällt, hier eine aus der Welt der Computerspiele: Ein Spiel, bei dem ich in eine Rolle schlüpfe und welches keine Progession ermöglicht, ist aus meiner Sicht ein Adventure (die bekannten Point&Click-Adventures alla Monkey Island). Sie sind auch schön und spiele sie gerne, aber eben eine andere Art von Spiel. Ein RPG verfügt hingegen meistens über Werte, weil es eben Steigerungen und Verbesserungen ermöglicht. Aber das ist wie gesagt nur meine Auslegung. Sie ist nicht besser oder schlechter, nur anders.

Die Willkürlichkeit in wertelosen Runden ist übrigens ein Punkt, den du dir herbeifantasierst. Da hängst du dich an einem nicht existenten Problem auf. Versuchst du damit zu beweisen, dass das für manche einfach nicht spielbar sei?

Ich versuche gar nichts zu beweisen. Jeder soll spielen, was ihm Spaß macht. Ich habe lediglich gesagt, dass es nicht das Richtige für mich ist. Wenn ich eine bestimmte Fähigkeit habe, dann mag ich zwar einen gewissen Zufallsfaktor, aber dieser sollte nicht auf Münzwürfe hinauslaufen.

Versteh mich nicht falsch: Yes, but... Yes, and... No, but... Help is needed... usw... sind spannende Konzepte, aber sie sollten doch beim Lehrling mit anderer Häufigkeit auftauchen als beim mächtigen Erzmagier. Denn das ist neben ihren Charaktereigenschaften nunmal unzweifelhaft einer der Hauptpunkte, bei dem sie sich unterscheiden: Ihre Kompetenz. Sonst verliert der Unterschied sämtliche Bedeutung. 

Vergleichbarkeit finde ich auch einen merkwürdigen Punkt.
Auf der einen Seite sollen die SCs sich ja alle bitte unterscheiden, auf der anderen Seite dürfen sie das aber nur in einem engen Regelkorsett tun.

Ich habe nie unterschiedlichere SC gehabt als in meinen diversen Itras-By-Hacks. Einfach weil die Spieler keine Punkte schieben müssen, um in XYZ nun Anfänger, Experte oder Meister zu sein. Es ist für eine gute Story völlig unwichtig, ob der magische Charakter nun der blutigste Lehrling oder der mächtigste Erzmagier ist. Klar, die Stories der Beiden werden sich unterscheiden, aber ob sie "gut", also unterhaltsam, lustig, traurig oder episch sind, liegt nicht an ihren Zahlenwerten.

Ich persönlich habe niemals behauptet, dass sich die SCs nur in einem Regelkorsett unterscheiden sollen. Aber jeder hat nun mal unterschiedliche Fähigkeiten und das ist nunmal einer (nicht der einzige!) der Punkte, an denen sie sich ausdifferenzieren. Ein gutes RPG (Achtung: nur meine Meinung!) bietet die Möglichkeit, das auch darzustellen.

Dass sie zusätzlich auch andere Charaktereigenschaften mit sich bringen sollen, ist doch ganz klar.

Deine Einschätzung, dass die Charaktere sich mehr unterscheiden, WEIL sie keine "Punkte schieben" müssen, teile ich hingegen nicht. Das eine hat mit dem anderen mal so überhaupt gar nichts zu tun. Ich kann mir doch ein gutes Charakterkonzept ausdenken und Werte haben, die die Fähigkeiten abbilden. Die Werte sind somit ein Bonus zur weiteren Differenzierung und nichts, was die anderen Aspekte ersetzt. Ich kann aus meiner Praxis (25 Jahre RPGs, oft klassische Systeme wie DSA) sagen, dass viele Spieler hervorragend differenzierte Charaktere hinbekommen haben, die sich oft wie eigene Persönlichkeiten anfühlten.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: 1of3 am 7.02.2024 | 11:44
Wenn es also keine Werte gibt haben diese Spiele trotzdem Mechanismen um Erfolg / Misserfolg zu definieren (so meine Zusammenfassung).

Ja, so in die Richtung. "Erfolg" ist nur ein Ausschnitt von dem, was man mit Würfeln machen kann. Noch anders wäre z.B. Engel, wo man nur Karten zur Inspiration zieht und man das Wort das da drauf steht, dann einbauen kann. Oder Durance, wo man gewisse Werte der Kolonie rauf und runter würfelt, und das dann einbauen kann. Oder eben PbtA-Spiele wie Pasion des las Pasiones, die eher situative Zufallstabellen haben als Erfolgsproben.

Werte sind letztlich nur Inputs für irgendwelche Mechanismen. Die braucht man nicht unbedingt. Entweder, weil man sich nicht für Variation interessiert, oder indem man gleich unterschiedliche Mechanismen nimmt. Hearts of Wulin hat also einen Kampf-Move gegen unterlegene Gegner, einen für gleichwertige und einen für überlegene und die Ergebnisse unterscheiden sich entsprechend. Es gibt aber keine Werte, was einen Gegner gewisser Kategorien ausmacht. Das muss man sich anders überlegen und im Grunde ist das klar, wenn man das Genre kennt.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Outsider am 7.02.2024 | 12:39
Ja, so in die Richtung. "Erfolg" ist nur ein Ausschnitt von dem, was man mit Würfeln machen kann. Noch anders wäre z.B. Engel, wo man nur Karten zur Inspiration zieht und man das Wort das da drauf steht, dann einbauen kann. Oder Durance, wo man gewisse Werte der Kolonie rauf und runter würfelt, und das dann einbauen kann. Oder eben PbtA-Spiele wie Pasion des las Pasiones, die eher situative Zufallstabellen haben als Erfolgsproben.

Werte sind letztlich nur Inputs für irgendwelche Mechanismen. Die braucht man nicht unbedingt. Entweder, weil man sich nicht für Variation interessiert, oder indem man gleich unterschiedliche Mechanismen nimmt. Hearts of Wulin hat also einen Kampf-Move gegen unterlegene Gegner, einen für gleichwertige und einen für überlegene und die Ergebnisse unterscheiden sich entsprechend. Es gibt aber keine Werte, was einen Gegner gewisser Kategorien ausmacht. Das muss man sich anders überlegen und im Grunde ist das klar, wenn man das Genre kennt.

Engel kenne ich auch wenn wir das damals eher klassisch W20 gespielt haben als die Karten zu benutzen. Das war aber auch in unser D&D 3 / 3.5 Hochphase da hatten wir noch richtig Lust auf W20 gekloppe. Das hat sich erst ein paar Jahr später geändert.

Ich persönlich bevorzuge zumindest rudimentäre Charakterwerte um die Spielfigur zu definieren. Bei Probenmechanismen (ob jetzt Würfeln, Karte ziehen mit Wert, Karte ziehen mit Symbol usw.) bin ich offener solange es noch irgendwie von der Ausrichtung des Charakters beeinflusst wird also nicht völlig willkürlich ist. Was mir überhaupt nicht gefällt sind Playbooks á la Dungeon World (ist das glaube ich). Liegen mir nicht, ich mag sie nicht ist aber eine reine Geschmacksfrage bei mir.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Issi am 7.02.2024 | 13:37
Ähm .... gerade Diplomatie ist ein Skill, der von erfahrenen Axtkämpfern sehr gut profitiert.

Klöppeln erzielt dagegen eher keine erfolgreichen Ergebnisse, wenn man das über "Äxte" ableitet.
Naja, ein freundliches Wort, mit einer Axt in der Hand, ist besser als nur ein freundliches Wort.
 :think:
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Sashael am 7.02.2024 | 13:43
Naja, ein freundliches Wort, mit einer Axt in der Hand, ist besser als nur ein freundliches Wort.
 :think:
Das ... ist so ziemlich exakt das, was ich da geschrieben habe.  wtf?
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: nobody@home am 7.02.2024 | 13:57
Das ... ist so ziemlich exakt das, was ich da geschrieben habe.  wtf?

Kommt halt im Zweifelsfall drauf an, welchen Wert man nun zur Anwendung bringen will. "Einschüchtern" ist ja eine Sache... ;)
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Sashael am 7.02.2024 | 14:35
Kommt halt im Zweifelsfall drauf an, welchen Wert man nun zur Anwendung bringen will. "Einschüchtern" ist ja eine Sache... ;)
Na hör mal! Einschüchtern? Unterstellungen!
Das soll die Gegenüber beeindrucken mit unseren überlegenen Schmiedekünsten und zeigen, was für friedliche Handwerker wir sind!

Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: nobody@home am 7.02.2024 | 15:08
Na hör mal! Einschüchtern? Unterstellungen!
Das soll die Gegenüber beeindrucken mit unseren überlegenen Schmiedekünsten und zeigen, was für friedliche Handwerker wir sind!

Also doch Einschüchtern. Denn friedlich kann man ja überhaupt nur sein, wenn man eigentlich Gewalt einsetzen könnte und es aber läßt -- ansonsten ist man nämlich schlicht harmlos... ;)

Aber da sieht man auch schon mal wieder schön, woran sich bei "unbedingt nötigen" Charakterwerten die Geister scheiden können. Das eine System unterscheidet bei Axtdiplomatieversuchen zwischen einem Dutzend mehr oder weniger sorgsam getrennter Werte und nennt sie "Sozialfertigkeiten", im nächsten sind das alles Würfe auf "Charisma", und dann wieder gibt's den Fall, in dem nicht bloß die Spielleitung, sondern auch der Designer selbst "Ausspielen! Auuusssspielen!!!" ruft. Und keins davon macht irgendwas "objektiv falsch", sondern sie bedienen einfach nur unterschiedliche Geschmäcker. :)
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Boba Fett am 7.02.2024 | 16:33
 :btt:
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 7.02.2024 | 16:36
:btt:

...sonst packst du die Axt aus?
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Issi am 7.02.2024 | 17:39
Das ... ist so ziemlich exakt das, was ich da geschrieben habe.  wtf?
Dann ist mir die Übersetzung wohl gelungen
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Issi am 7.02.2024 | 17:41
Also doch Einschüchtern. Denn friedlich kann man ja überhaupt nur sein, wenn man eigentlich Gewalt einsetzen könnte und es aber läßt
Eben
Gnade muss man sich leisten können  ~;D
 :btt:
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: flaschengeist am 7.02.2024 | 21:33
tl:dr: Nein, man braucht sie nicht. Zahlen sind nice to have und Rollenspiel funktioniert auch ohne sie. Worte sind essentiell.
Rollenspiele bestehen zu mehr als 95% aber aus Sprache.

Einverstanden, für das Hobby Rollenspiel ist Sprache ein wichtiges Instrument. Aber...


Ich mag Werte, weil sie eben Spannung und Spiel erzeugen, nicht weil sie genauer oder eindeutiger wären als Worte. Das sind sie oft nicht. Oder könnt ihr mir sagen, was Angriff 13 oder Angriff 12 jetzt wirklich bedeuten?

...da wo Zahlen ins Spiel kommen, sind sie eben viel präzisier als begriffsgebundene Sprache - Mathematik wird nicht umsonst auch als "universelle Sprache" bezeichnet:
Angriff 12/13 plus W10 gegen Verteidigung 20 liefert eindeutige Ergebnisse. Angriff "passabel" (plus W10) gegen Verteidigung "mittelgut" hingegen liefert kein eindeutiges Ergebnis sondern startet einen Aushandlungsprozess. Das kann in einer eingespielten Truppe sehr schnell ablaufen, muss es aber eben nicht. Und je länger  der Aushandlungsprozess dauert, desto länger stockt der Spielfluss - und zwar unnötig, weil diese Situation mit Zahlen vermeidbar wäre. Je länger wiederum der Spielfluss stockt, desto mehr ist die Immersion in Gefahr - da unterscheidet sich ein verbaler Aushandlungsprozess über Begriffsdefinitionen strukturell nicht von "klassischen" Regeldiskussionen.
Das halte ich ohnehin für einen beliebten Taschenspielertrick, den so mancher Systemdesigner verwendet, nämlich durch schwammige aber kurze Regeln den Eindruck von "regelleicht" zu erwecken. Der Taschenspielertrick besteht darin, dass regelleichte Systeme implizit guten Spielfluss suggerieren. Selbiger ist aber nicht gegeben, wenn ich mich um saubere aber etwas umfangreichere Regeln herumdrücke, denn das führt nur dazu, dass der Spielfluss am Tisch häufiger ins Stocken gerät, weil die Bedeutung der schwammigen Regeln immer wieder (neu) ausgehandelt werden muss.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: 1of3 am 7.02.2024 | 21:44
Dem widerspreche ich ganz eindeutig. Zahlen erfordern überhaupt erst eine Übersetzung. Es kann im Spiel nicht Erfolgsgrad 5 oder 11 Schaden passieren. Selbst "getroffen" ist so eine Sache.

Das Unmittelbarste ist Vorlesen aus einer Zufallstabelle. Danach kann man eine vielstufige Liste aufmachen bis hin zu "Nimm einen Fatepunkt" oder ähnliche Ressourcen ohne Gedächtnis und Zweckbindung.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: flaschengeist am 7.02.2024 | 22:09
Dem widerspreche ich ganz eindeutig. Zahlen erfordern überhaupt erst eine Übersetzung. Es kann im Spiel nicht Erfolgsgrad 5 oder 11 Schaden passieren. Selbst "getroffen" ist so eine Sache.

Ich habe leider nicht die leiseste Ahnung, was du meinst. Kannst du mir mit einem Beispiel aushelfen?
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Tudor the Traveller am 7.02.2024 | 23:04

Rollenspiele bestehen zu mehr als 95% aber aus Sprache. Über die paar Zahlen, die da auf dem Charakterbogen stehen muss man sich am Tisch nämlich trotzdem verständigen, sie interpretieren und sie in Verhältnisse zueinander setzen. Wir haben überhaupt nur die Sprache, um diese Zahlen mit Bedeutung zu füllen.
[...]
Oder könnt ihr mir sagen, was Angriff 13 oder Angriff 12 jetzt wirklich bedeuten?

Jein. Verständigen muss man sich über die Relevanz. Werte in Zahlen haben den Vorteil, dass sie per Definition eine Hierarchie mitbringen. 13 ist mehr als 12, aber weniger als 14. Das mit Worten festzustellen geht auch, ist aber deutlich aufwändiger und eingeschränkter.

Werte benötigt man, um eine Sache zu beWERTen. Das wiederum tut man, um einen Vergleich anzustellen und eine Hierarchie aufzubauen. Wenn ein Vergleich irrelevant ist, sind Werte obsolet. Wir benötigen aber in der Realität schon sehr viele Werte. "Paula ist groß" bekommt erst Relevanz, wenn Größe eine Relevanz für irgend etwas hat.

"11 Schaden" kann in dem Sinne sehr wohl passieren. Schaden ist etwas innerweltliches, 11 ein Wert für die Menge. Ja, der Wert ist an sich willkürlich, aber das ist "1 Euro" oder "6 kg" in der Realität auch.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Olibino am 7.02.2024 | 23:11
Falls sich jemand mal selber ein Bild machen möchte wie ein werteloses Spiel so funktioniert ohne groß Zeit oder Geld zu investieren:

Ich habe heute das Spiel "Voller Leben" gespielt. Man spielt dort eine kleine Geschichte um belebte Gegenstände. Es ist kostenlos, deutsch, und man muß nichts vorbereiten, man kann einfach losspielen. Spieldauer ca. 2h. Ich habe es jetzt 2x mit unterschiedlichen Gruppen gespielt und es ist jedesmal gut angekommen. Das ist nicht kampagnentauglich, man wird durch das Spiel geführt. Dadurch muß man aber wie gesagt auch nichts vorbereiten und braucht auch keinen SL. Nur jemanden der es vorher mal liest und den anderen erklärt.
Man kann es umsonst bei itch.io runterladen. Hier der direkte Link: https://rike-rpg.itch.io/voller-leben
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: flaschengeist am 7.02.2024 | 23:17
Falls sich jemand mal selber ein Bild machen möchte wie ein werteloses Spiel so funktioniert ohne groß Zeit oder Geld zu investieren:

Ich habe heute das Spiel "Voller Leben" gespielt. Man spielt dort eine kleine Geschichte um belebte Gegenstände. Es ist kostenlos, deutsch, und man muß nichts vorbereiten, man kann einfach losspielen. Spieldauer ca. 2h. Ich habe es jetzt 2x mit unterschiedlichen Gruppen gespielt und es ist jedesmal gut angekommen. Das ist nicht kampagnentauglich, man wird durch das Spiel geführt. Dadurch muß man aber wie gesagt auch nichts vorbereiten und braucht auch keinen SL. Nur jemanden der es vorher mal liest und den anderen erklärt.
Man kann es umsonst bei itch.io runterladen. Hier der direkte Link: https://rike-rpg.itch.io/voller-leben

Werde zumindest ich mir mal anschauen, danke für den Hinweis  :d.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Quaint am 8.02.2024 | 06:36
Ich habe leider nicht die leiseste Ahnung, was du meinst. Kannst du mir mit einem Beispiel aushelfen?

Zahlen an sich haben keine Bedeutung. In einem System ist 11 Schaden vielleicht viel, und der Typ verteilt sich über ne halbe Quadratmeile. In einem anderen hat allein die menschliche Haut einen Schutzwert von 20 der vom Schaden abgezogen wird und ein tougher Typ 16 Millionen Lebenspunkte.

Um mit Zahlen etwas anfangen zu können muss man ihnen durch entsprechenden Kontext (z.B. das Regelwerk des Systems) usw. erst Bedeutung geben.

Eine Aussage wie "Der Typ fliegt auseinander und die Teile verteilen sich über ne halbe Quadratmeile" hingegen versteht man auch so, zumindest mit Allgemeinwissen das die meisten Menschen haben dürften (und natürlich Sprachkenntnissen).

@Topic
Kurz gesagt: Nein man brauch keine spezifischen Charakterwerte. Es kann hilfreich sein die Spielfiguren etwas zu beschreiben, aber das muss nicht über Zahlenwerte geschehen, ein paar Stichworte oder ein kurzer Prosatext taugen da auch.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Jiba am 8.02.2024 | 07:29
...da wo Zahlen ins Spiel kommen, sind sie eben viel präzisier als begriffsgebundene Sprache - Mathematik wird nicht umsonst auch als "universelle Sprache" bezeichnet:

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Tudor the Traveller am 8.02.2024 | 07:58
Um mit Zahlen etwas anfangen zu können muss man ihnen durch entsprechenden Kontext (z.B. das Regelwerk des Systems) usw. erst Bedeutung geben.

Eine Aussage wie "Der Typ fliegt auseinander und die Teile verteilen sich über ne halbe Quadratmeile" hingegen versteht man auch so, zumindest mit Allgemeinwissen das die meisten Menschen haben dürften (und natürlich Sprachkenntnissen).

Du hast es vielleicht nicht gemerkt, aber du hast nur eine Zahl durch eine andere ersetzt. Die "halbe Quadratmeile" ist auch keine natürliche Größe. Sie musste auch erstmal definiert werden  ;)
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Quaint am 8.02.2024 | 08:01
Völlig korrekt, aber eine Quadratmeile dürfte mehr Leuten etwas sagen als 11 Schadenspunkte. Geschenkt, kannst auch sagen "verteilt sich über ein halbes Fußballfeld". Aber das muss ja an sich auch definiert werden.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Sashael am 8.02.2024 | 08:17
Naja, definiert werden müsste erstmal ALLES. Wie groß ist denn ein Fussballfeld?

ABER!
Jeder Mensch hat eine Vorstellung davon, was jemand meint, wenn er davon spricht, dass sich der Gegner über Gebiet X verteilt.

Wohingegen "Er bekommt 11 Schadenspunkte" tatsächlich erst einmal ne totale Nullaussage ist.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Der Hasgar am 8.02.2024 | 08:57
Eine Aussage wie "Der Typ fliegt auseinander und die Teile verteilen sich über ne halbe Quadratmeile" hingegen versteht man auch so, zumindest mit Allgemeinwissen das die meisten Menschen haben dürften (und natürlich Sprachkenntnissen).


In der Beschreibung einer Auswirkung mag das stimmen. Aber bei einem Rollenspiel übernehme ich ja die Rolle einer Figur, die etwas erlebt.

Dabei ist doch eine der Hauptfragen: "Welche Möglichkeit habe ich, Einfluss auf den Verlauf der Ereignisse zu nehmen?" Heißt übersetzt: "Was passiert üblicherweise, wenn mein SC irgendetwas tut?"

Ist ja eigentlich auch im normalen Leben so: Wir fragen uns vor einer Handlung häufig: Kann ich damit wahrscheinlich das Beabsichtigte erreichen? Wir empfinden dabei nur eine gewisse Sicherheit, wenn das Beabsichtigte mit einer nicht zu niedrigen Wahrscheinlichkeit eintritt. Sonst lassen wir es für gewöhnlich sein, sofern wir nicht in einer absoluten Notlage stecken.

Bei der Beschreibung von Fähigkeiten kann ich jetzt sagen:

"Wenn Du einen normalen Menschen schlägst, fliegt der Typ mit hoher Wahrscheinlichkeit auseinander und verteilt sich über ne Quadratmeile!"

Jetzt stehe ich vor der Situation und schlage denjenigen. Dann erwarte ich eben, dass genau das mit hoher Wahrscheinlichkeit passiert. Es kann mal schiefgehen oder ich gerate an den Typen, der sich ebenso gut verteidigen kann. Aber wenn sich die beschriebene "hohe" Wahrscheinlichkeit nicht einstellt, bricht die Immersion auseinander. Dann bin ich nicht derjenige, der andere durch einen Angriff auf eine Qudratmeile verteilt.

Natürlich lässt sich das auch ohne Werte regeln. Es gibt da sicherlich eine ganze Reihe von Mechanismen. Diese sind immer dann brauchbar, wenn sie diese Wahrscheinlichkeit des Erfolgs meiner beabsichtigten Handlung irgendwie abbilden. Tun sie das nicht, zerstören sie eben das Bild, was ich von meinem Charakter habe. Ich persönlich finde da Werte einfacher, aber wenn es auch anders geht: Gerne!

Nun habe ich in diesem Thread herausgelesen, dass es bei einigen (vielleicht nicht bei allen) wertelosen Spielen oft eher darum geht, dass man sich trifft, um eine coole Geschichte zu erzählen. Das bedeutet: Ich denke als Spieler nicht unbedingt aus Sicht meines Charakters und seiner Handlungsoptionen, sondern begebe mich von vornherein auf eine Meta-Ebene und stelle mir die Frage: "Was würde dem Verlauf der Geschichte jetzt am besten tun?"

Mit dieser übergeordneten Frage als wichtigstem Kriterium gehe ich natürlich ganz anders an die Sache heran. Es geht darum, als Spieler(!) eine tolle Geschichte zu erleben. Und ich denke einfach: Das ist eine andere Art von Spiel. Beide Varianten sind Rollenspiele, aber eben nicht vergleichbar.

Die erste von mir beschriebene Variante hat es aus meiner Sicht mit Werten leichter. Bei der zweiten Variente (Erzähl-Rollenspiele) sind sie entbehrlich oder vielleicht sogar störend.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: KapitänOffensichtlich am 8.02.2024 | 09:18
Ohne hier irgendwas gelesen zu haben nur auf den Titel antwortend: Nein.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: flaschengeist am 8.02.2024 | 09:58
Zahlen an sich haben keine Bedeutung. In einem System ist 11 Schaden vielleicht viel, und der Typ verteilt sich über ne halbe Quadratmeile. In einem anderen hat allein die menschliche Haut einen Schutzwert von 20 der vom Schaden abgezogen wird und ein tougher Typ 16 Millionen Lebenspunkte.

Falls 1of3 das meinte, war dieser Punkt mir bewusst. Also dass ich, damit ich eine Zahl in einem Spiel sinnvoll verwenden kann, eine Spielregel brauche wie: Die Zahl auf dem Würfel sagt dir wieviele Felder du im Uhrzeigersinn gehen kannst (Mensch ärgere dich nicht). Wenn du so eine Spielregel hast, ist nach dem Würfelwurf allerdings eindeutig, mit welcher Geschwindigkeit sich eine Figur auf dem Brett bewegt. Wenn es nun bei "Mensch ärgere dich nicht" besonders schnelle Figuren gäbe, könnten die sich womöglich 1W6 + 1 Felder bewegen. Auch hier ist nach einem Würfelwurf das Ergebnis eindeutig. Wenn eine solche Figur sich aber 1W6 + "schnell" bewegt und die Spielregeln "schnell" nicht in eine Zahl übersetzen, liefert der Wurf kein eindeutiges Ergebnis. Daher müssen die Spieler nun aushandeln, was schnell konkret bedeutet. Und hier werden verschiedene Aushandler zu verschiedenen Ergebnissen kommen. Hieraus folgt übrigens auch, dass solch unnötig unpräzise Regeln Kompatibilitätsprobleme zwischen verschiedenen Mensch ärgere dich nicht Runden erzeugen.
Vielleicht meinst du doch was anderes, 1of3? Das scheint mir einfach allzu selbstverständlich, als dass du das gemeint haben könntest.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Quaint am 8.02.2024 | 10:15
Die Zahlenergebnisse müssen dann halt erst wieder in "Erzählung" übersetzt werden. Also aus 1d10+12 Angriff gegen Verteidigung 20, gewürfelt 9, Ergebnis 21, treffer mit 9 Schaden muss man "übersetzen" "knapp triffst du den Kerl und fügst ihm eine Fleischwunde an der Schulter zu"
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Skaeg am 8.02.2024 | 10:30
Die Zahlenergebnisse müssen dann halt erst wieder in "Erzählung" übersetzt werden. Also aus 1d10+12 Angriff gegen Verteidigung 20, gewürfelt 9, Ergebnis 21, treffer mit 9 Schaden muss man "übersetzen" "knapp triffst du den Kerl und fügst ihm eine Fleischwunde an der Schulter zu"
Das hat nichts mit Zahlen vs. Erzählung und alles mit dem Abstraktionsgrad zu tun.

Ist mittlerweile auch eine Scheindebatte. Dank seiner weiten Verbreitung in Videospielen, die mittlerweile ein universell bekanntes Medium sind, "sitzt" das Konzept "Treffen-Schaden-Punkte reduzieren" mEn auch bei absoluten Rollenspielanfängerinnen problemlos. Da gibt es ganz andere Baustellen.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Maarzan am 8.02.2024 | 10:30
Naja, definiert werden müsste erstmal ALLES. Wie groß ist denn ein Fussballfeld?

ABER!
Jeder Mensch hat eine Vorstellung davon, was jemand meint, wenn er davon spricht, dass sich der Gegner über Gebiet X verteilt.

Wohingegen "Er bekommt 11 Schadenspunkte" tatsächlich erst einmal ne totale Nullaussage ist.

Als wenn die 11 Schadenpunkte so alleine im Raum stehen würden.  ::)
In Verbindung mit dann z.B. 20 Lebenspunkten wird da aber eine Referenz draus.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: nobody@home am 8.02.2024 | 10:32
Um noch mal kurz darauf bzw. den "Powergamer"-Begriff insgesamt zurückzukommen:

Trotzdem bin ich ein Powergamer in dem Sinn, als dass ich gerne einen Würfelmodifikator = Regel-Wert habe der irgendwie die Fähigkeit bzw. das "Machtniveau " auch in den Regelabwicklungen darstellt.

Da gibt's ja auch noch die Definition aus Robin's Laws, die dem zumindest nahekommen dürfte:

Zitat
The Power Gamer wants to make his character bigger, tougher, buffer, and richer. However success is defined by the rules system you're using, this player wants more of it. He tends to see his PC as an abstraction, as a collection of super powers optimized for the acquisition of still more super powers. He pays close attention to the rules, with a special eye to finding quirks and breakpoints he can exploit to get large benefits at comparatively low costs. He wants you to put the "game" back in the term "roleplaying game," and to give him good opportunities to add shiny new abilities to his character sheet.

Mit anderen Worten, das ist -- mal ganz ohne Wertung -- der Typ Spieler, der um der Buffs, der Spielweltbelohnungen, und der Charakterprogression insgesamt willen spielt...und damit fast schon zwangsweise auch der, der sich mit der Idee eines Spiels ohne Werte am schwersten tun wird, weil man ihm damit ja allermindestens mal das vertraute und gewünschte Gefühl der immer größer werdenden Zahlen wegnimmt. Dem muß man also in so einem System andere und klar erkennbare Powerups bieten, sonst verliert man schnell sein Interesse. (Natürlich ist das wie üblich nur die hypothetische Reinform, die in realen Personen eher selten vorkommen dürfte und ins Extrem übertrieben wie alles andere schnell zur Karikatur wird. Aber der Spielertyp an sich hat Tradition bis in die Anfänge des Hobbys -- gerade D&D beispielsweise war meiner Ansicht nach schon immer stark auf genau ihn zugeschnitten.)
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: flaschengeist am 8.02.2024 | 10:34
Die Zahlenergebnisse müssen dann halt erst wieder in "Erzählung" übersetzt werden. Also aus 1d10+12 Angriff gegen Verteidigung 20, gewürfelt 9, Ergebnis 21, treffer mit 9 Schaden muss man "übersetzen" "knapp triffst du den Kerl und fügst ihm eine Fleischwunde an der Schulter zu"

Das könnte 1of3 gemeint haben :d. Alllerdings kann man es zwar übersetzen, muss es aber nicht. Wenn eine Spielfigur bei 0 kampfunfähig ist, sagt mir eine Schadenszahl alles, was ich wissen muss. In meiner ältesten Runde spielen wir fast immer Systeme, die taktische Kämpfe auf Battlemats ermöglichen. Da benutzen wir nur selten bei Treffern solche Beschreibungen, einfach weil die sich schnell wiederholen, wenn man jeden Treffer beschreibt und damit das Spiel unnötig verzögert wird. Ich finde es viel spannender, schnell zu erfahren, ob der nächste Spieler es schafft das Blatt für uns zu wenden, als mir das xte Mal anzuhören "Das Langschwert streift seine Hüfte und hinterlässt einen tiefen Schnitt". Sparsam eingesetzt (z.B. bei wichtigen Treffern), finde ich solche Beschreibungen für die Immersion aber gut und wichtig.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Quaint am 8.02.2024 | 10:46
Also aus meiner Sicht sagt Flaschengeist halt: Zahlen = Präzision, das heißt keine Verhandlungen, das ist gut für die Immersion
Und 1of3 sagt: Moment, da muss ja hin und her übersetzt werden.

Und in der Tat finde ich, gibt es da oft eine gewisse Unschärfe, einen Interpretationsspielraum, einen Übersetzungsfehler wenn man so will. Selbst in vielen Spielsystemen die einen guten Rahmen liefern lassen das noch zu. Da kann ein Gegner mit "mittelguter Verteidigung" meinetwegen 18, 19, 20 haben. Da wird vielleicht nicht genau bestimmt wo der Treffer landet, in der Erzählung macht man die Schulter draus, vielleicht greift das jemand auf, vielleicht gibt es dann Auswirkungen die ursprünglich garnicht geplant oder verregelt waren.
Und umgekehrt muss es auch keine Verhandlungen geben wenn man ohne Zahlenwerte spielt, man kann da auch einfach die Erzählrechte klar verteilen und wie sie dann genutzt werden muss derjenige wissen. Ich hab oft genug "freestyle" gespielt, nur mit einem w20 ob es gut oder schlecht läuft, einer Charakterbeschreibung in ein paar Stichworten und dann hat der SL halt gesagt was passiert. Das war nicht zäh, da gab es keine Verhandlungen und ohne ständig mit Zahlen und Regelelementen zu hantieren war es sogar ziemlich immersiv.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Olibino am 8.02.2024 | 10:55
...
Ist ja eigentlich auch im normalen Leben so: Wir fragen uns vor einer Handlung häufig: Kann ich damit wahrscheinlich das Beabsichtigte erreichen? Wir empfinden dabei nur eine gewisse Sicherheit, wenn das Beabsichtigte mit einer nicht zu niedrigen Wahrscheinlichkeit eintritt. Sonst lassen wir es für gewöhnlich sein, sofern wir nicht in einer absoluten Notlage stecken.
...
Jetzt stehe ich vor der Situation und schlage denjenigen. Dann erwarte ich eben, dass genau das mit hoher Wahrscheinlichkeit passiert. Es kann mal schiefgehen oder ich gerate an den Typen, der sich ebenso gut verteidigen kann. Aber wenn sich die beschriebene "hohe" Wahrscheinlichkeit nicht einstellt, bricht die Immersion auseinander. Dann bin ich nicht derjenige, der andere durch einen Angriff auf eine Qudratmeile verteilt.
Ich habe das gekürzt, aber alles andere was du schreibst ist auch interessant.
Ich glaube, das hat ganz viel mit dem Mindset zu tun, mit dem man da rangeht.
Ich entnehme dem was du schreibst, dass es dir ganz wichtig ist Erfolg zu haben, und das in Form von Zahlen sicherstellen zu können. Mein Mindset ist da ganz anders.

Im echten Leben würde ich nur dann über einen Abgrund springen, wenn ich zu mindestens 99% auch sicher am anderen Ende ankomme. Ich will mich ja nicht verletzen.

Im Rollenspiel sieht das ganz anders aus. Da übspringt man doch typischerweise solche langweiligen Herausforderungen. Da geht es gerade um die brenzligen Situationen. Und da kann ich Risiken eingehen. Es ist doch nur ein fiktiver Charakter. Und die Geschichten die sich aus Fehlschlägen ergeben sind doch nicht schlechter als die Geschichten die sich aus Erfolgen ergeben.
Insofern: wenn es gerade Sinn macht über den Abgrund zu springen, ist es mir ziemlich egal ob meine Erfolgswahrscheinlichkeit jetzt 50% oder 75% ist. Viel spannender ist doch: was passiert eigentlich bei einem Fehlschlag: Vielleicht falle ich hinunter und kann dort unten etwas interessantes entdecken. Oder ich kann mich noch mit ein paar Fingern festklammern und jemand rettet mich, zu dem ich dann meine Beziehung vertiefen kann. Ich habe keine Angst vor Fehlschlägen, und deswegen muß ich auch nciht meine exakte Erfolgschance ausrechnen können.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: 1of3 am 8.02.2024 | 11:06
Das könnte 1of3 gemeint haben :d. Alllerdings kann man es zwar übersetzen, muss es aber nicht. Wenn eine Spielfigur bei 0 kampfunfähig ist, sagt mir eine Schadenszahl alles, was ich wissen muss.

Ja, genau. Wir müssen nicht jetzt sofort in voller Schönheit in die Fiktion übersetzen. Es gibt indirekteren Mechanismen, wir müssen nur irgendwie einen davon wählen.

Zitat
- Wir würfeln jetzt noch mal. - Das ist sowas wie 3xx in HTTP.
- Wir lesen jetzt aus einer Zufallstabelle vor.
- Wir akzeptieren nun einen (von meistens genau zwei) abgesprochenen Ausgängen
- Jemand hat jetzt den Job, eine Änderung der Fiktion zu beschreiben. Häufig innerhalb gewisser Maßgaben.
- Wir notieren jetzt einen Hinweis, der auf zukünftige Mechanismen wirkt (du bist jetzt "Erschöpft")
- Wir instantiieren jetzt einen Pool, der für eine bestimmte Sache benutzt werden kann (verteile diese 5 Punkte auf deinen Zaubereffekt; frage 3)
- Wir erhöhen/senken irgendeine Maßzahl, die bei bestimmten Ständen gewisse fiktive Effekte bedeutet (bei 0HP bist du tot, bei 100XP steigst du auf)
- Wir erhöhen gewisse Zahlen und senken andere, wobei deren Verhältnis etwas bedeutet (Savior up, Danger down)
- ... vielleicht gibts hier noch weitere ...
- Wir manipulieren einen abstrakten aktiven Resourcen-Pool, der sich nicht sehr interessiert, wo er herkommt oder was er bedeutet (nimm nen Fate-Punkt)

(Ich hatte mich gestern schwer getan, meinen Beitrag hier (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,127209.msg135196394.html#msg135196394) wieder zu finden.)

Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Der Hasgar am 8.02.2024 | 11:38
Ich habe das gekürzt, aber alles andere was du schreibst ist auch interessant.
Ich glaube, das hat ganz viel mit dem Mindset zu tun, mit dem man da rangeht.
Ich entnehme dem was du schreibst, dass es dir ganz wichtig ist Erfolg zu haben, und das in Form von Zahlen sicherstellen zu können. Mein Mindset ist da ganz anders.

Im echten Leben würde ich nur dann über einen Abgrund springen, wenn ich zu mindestens 99% auch sicher am anderen Ende ankomme. Ich will mich ja nicht verletzen.

Im Rollenspiel sieht das ganz anders aus. Da übspringt man doch typischerweise solche langweiligen Herausforderungen. Da geht es gerade um die brenzligen Situationen. Und da kann ich Risiken eingehen. Es ist doch nur ein fiktiver Charakter. Und die Geschichten die sich aus Fehlschlägen ergeben sind doch nicht schlechter als die Geschichten die sich aus Erfolgen ergeben.
Insofern: wenn es gerade Sinn macht über den Abgrund zu springen, ist es mir ziemlich egal ob meine Erfolgswahrscheinlichkeit jetzt 50% oder 75% ist. Viel spannender ist doch: was passiert eigentlich bei einem Fehlschlag: Vielleicht falle ich hinunter und kann dort unten etwas interessantes entdecken. Oder ich kann mich noch mit ein paar Fingern festklammern und jemand rettet mich, zu dem ich dann meine Beziehung vertiefen kann. Ich habe keine Angst vor Fehlschlägen, und deswegen muß ich auch nciht meine exakte Erfolgschance ausrechnen können.

Also das mit dem "Erfolg haben" mag ja in gewisser Hinsicht stimmen. Obwohl ich eigentlich auch keine Angst vor Fehlschlägen habe. Aber das ist nicht der Hauptpunkt. Der Hauptpunkt ist eine für mich einigermaßen konsistente Welt. Wir nehmen folgendes Beispiel an:

Ein untrainierter Allerweltsmensch (Vielleicht Gelehrter), der einigermaßén trainierte Typ (vielleict ein Handwerker mit viel körperlicher Arbeit) und die Weltmeisterin im Weitsprung stehen vor dem von Dir genannten Abgrund. Es MUSS (!!!!) einen signifikanten Unterschied machen, wer von ihnen darüber springt. Sonst bräuchte ich all diese Beschreibungen der SCs nicht - sie wären absolut bedeutungslos. Sie können also nicht mit dem gleichen Mechanismus (und den gleichen Wahrscheinlichkeiten) abgefrühstückt werden.

Bei sowas bricht sämtliche Immersion. Ebenso das oben genannten Prächen blutiger Lehrling und Erzmagier - es muss einen Unterschied machen, wenn sie ihre Kräfte einsetzen. Sonst gibt es zwischen ihnen nämlich keinen Unterschied. Außer, dass der eine jung ist und der andere alt.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Sashael am 8.02.2024 | 11:53
Als wenn die 11 Schadenpunkte so alleine im Raum stehen würden.  ::)
In Verbindung mit dann z.B. 20 Lebenspunkten wird da aber eine Referenz draus.
Brauchst nicht mit den Augen zu rollen.
Es wurde der Vorwurf geäußert, dass reine Beschreibung ohne Zahlen zu schwammig und Zahlenwerte präzise seien. Das ist aber nur in entsprechend gesetzten Kontexten so und der unbedarfte Mensch kann sich unter "schnell wie der Wind" wesentlich mehr vorstellen als unter "Bewegungsreichweite 12m". Dasselbe für Schaden mit der Beschreibung "Verteilt sich über [Gebiet X]".
Wenn dann jemand anfängt damit zu argumentieren, dass man ja auch erst einmal definieren müsse, wie groß denn Gebiet X sei, ist das ein Strohmann. Es ist intuitiver verständlich als X Punkte Schaden.

Also das mit dem "Erfolg haben" mag ja in gewisser Hinsicht stimmen. Obwohl ich eigentlich auch keine Angst vor Fehlschlägen habe. Aber das ist nicht der Hauptpunkt. Der Hauptpunkt ist eine für mich einigermaßen konsistente Welt. Wir nehmen folgendes Beispiel an:

Ein untrainierter Allerweltsmensch (Vielleicht Gelehrter), der einigermaßén trainierte Typ (vielleict ein Handwerker mit viel körperlicher Arbeit) und die Weltmeisterin im Weitsprung stehen vor dem von Dir genannten Abgrund. Es MUSS (!!!!) einen signifikanten Unterschied machen, wer von ihnen darüber springt. Sonst bräuchte ich all diese Beschreibungen der SCs nicht - sie wären absolut bedeutungslos. Sie können also nicht mit dem gleichen Mechanismus (und den gleichen Wahrscheinlichkeiten) abgefrühstückt werden.

Bei sowas bricht sämtliche Immersion. Ebenso das oben genannten Prächen blutiger Lehrling und Erzmagier - es muss einen Unterschied machen, wenn sie ihre Kräfte einsetzen. Sonst gibt es zwischen ihnen nämlich keinen Unterschied. Außer, dass der eine jung ist und der andere alt.
Der Unterschied ist, dass sich die Spieler auf andere Ergebnisse einigen, wenn eine bestimmte Erfolgsrichtung (Ja, aber ...; Nein, und ...) vorgegeben wird.

Es GIBT einen signifikanten Unterschied, wer springt oder zaubert. Die Begründung wird anders ausgehandelt. Denn DASS der Erzmagier vergeigen kann, ist auch in Zahlensystemen ein Faktor. Und ich habe auch schon eine Runde erlebt, wo der Superscharfschütze mit Shoot 90% so dermaßen vom Pech verfolgt war, dass er zum Schluss mit seinem Superscharfschützengewehr als Keule in den Nahkampf gegangen ist, so frustriert war er. Hat beim Schießen genau einmal getroffen und dann absoluten Minimalschaden gewürfelt. Und die einzige Begründung für dieses eklatante Versagen lautete "Tjo, heute nicht dein Würfeltag".

Da kamen ja auch keine Impulse für die Narration. Das war einfach nur ein "X-Com Trefferwahrscheinlichkeit 95%" Dauerwitz.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: JollyOrc am 8.02.2024 | 12:00
ich sehe das ja als eine Frage dessen, was man spielen will, und welche Situation im Spiel wichtig für das Erleben und die Immersion sind, und welche nicht.

Die Charakterwerte sollten alles aufbieten, damit die wichtigen Situationen sinnvoll und ohne Bruch der Immersion gehandhabt werden können. Und je mehr und universeller diese wichtigen Situationen sind, desto mehr und detailliertere Werte braucht es.

Wenn es also in einem Spiel wie z.B. Pasion de las Pasiones eigentlich überhaupt nicht wichtig ist, wie weit jetzt wer springen kann, weil das Spiel sich halt um dramatische Daily Soaps dreht, dann braucht es dazu auch keine Werte.

Wenn ich aber eine wildgemischte Abenteurergruppe habe, wo es wichtig ist, wer in welcher der sehr vielfältigen Abenteueralltagssituation gerade glänzen (oder eben nicht) kann, dann brauche ich womöglich recht detaillierte Werte für alles von Athletik, Magie, Kampf, Heimlichkeit, Wissen, etcpp.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Der Hasgar am 8.02.2024 | 12:04
Ja, genau. Wir müssen nicht jetzt sofort in voller Schönheit in die Fiktion übersetzen. Es gibt indirekteren Mechanismen, wir müssen nur irgendwie einen davon wählen.

- Wir würfeln jetzt noch mal. - Das ist sowas wie 3xx in HTTP.
- Wir lesen jetzt aus einer Zufallstabelle vor.
- Wir akzeptieren nun einen (von meistens genau zwei) abgesprochenen Ausgängen
- Jemand hat jetzt den Job, eine Änderung der Fiktion zu beschreiben. Häufig innerhalb gewisser Maßgaben.
- Wir notieren jetzt einen Hinweis, der auf zukünftige Mechanismen wirkt (du bist jetzt "Erschöpft")
- Wir instantiieren jetzt einen Pool, der für eine bestimmte Sache benutzt werden kann (verteile diese 5 Punkte auf deinen Zaubereffekt; frage 3)
- Wir erhöhen/senken irgendeine Maßzahl, die bei bestimmten Ständen gewisse fiktive Effekte bedeutet (bei 0HP bist du tot, bei 100XP steigst du auf)
- Wir erhöhen gewisse Zahlen und senken andere, wobei deren Verhältnis etwas bedeutet (Savior up, Danger down)
- ... vielleicht gibts hier noch weitere ...
- Wir manipulieren einen abstrakten aktiven Resourcen-Pool, der sich nicht sehr interessiert, wo er herkommt oder was er bedeutet (nimm nen Fate-Punkt)

(Ich hatte mich gestern schwer getan, meinen Beitrag hier (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,127209.msg135196394.html#msg135196394) wieder zu finden.)

Ich kann mit vielen der von Dir genannten Mechanismen leben. Dieser hier ist allerdings mit Vorsicht zu behandeln:

"Jemand hat jetzt den Job, eine Änderung der Fiktion zu beschreiben. Häufig innerhalb gewisser Maßgaben."

Wir haben das im Spiel oft versucht, dass Spieler bestimmte Szenen beschrieben haben (z.B. Begegnungen auf einer Reise anhand eines Bildes oder so) Das beißt sich immer dann, wenn sie über ihre Figur hinaus signifikant in die Welt eingreifen - oder in andere SCs. Das fühlt sich stets nach Willkür an. Schöne beschriebene Erlebnisse erzeugen keine besondere Freude (werden eigentlich innerhalb von Minuten wieder vergessen, weil man sie nicht wirklich erlebt hat) und negative sorgen für Ärger über den Spieler.

Einzige Ausnahme: Die SL. Da kann ich das akzeptieren. Vielleicht mag aber auch hier mein Problem liegen. Ich mag als Spieler wirklich der SC sein, aus seiner Perspektive handeln und auch seine Begrenztheit spüren. Und ich denke einfach, dass ein verhältnismäßig neutraler Resolutionsmechniamus wie ein Würfel besser zu diesem Spielstil passt als eine Interpretation des Ergebnisses ohne Berücksichtigung entsprechender Wahrscheinlichkeiten.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Der Hasgar am 8.02.2024 | 12:12
ich sehe das ja als eine Frage dessen, was man spielen will, und welche Situation im Spiel wichtig für das Erleben und die Immersion sind, und welche nicht.

Die Charakterwerte sollten alles aufbieten, damit die wichtigen Situationen sinnvoll und ohne Bruch der Immersion gehandhabt werden können. Und je mehr und universeller diese wichtigen Situationen sind, desto mehr und detailliertere Werte braucht es.

Wenn es also in einem Spiel wie z.B. Pasion de las Pasiones eigentlich überhaupt nicht wichtig ist, wie weit jetzt wer springen kann, weil das Spiel sich halt um dramatische Daily Soaps dreht, dann braucht es dazu auch keine Werte.

Wenn ich aber eine wildgemischte Abenteurergruppe habe, wo es wichtig ist, wer in welcher der sehr vielfältigen Abenteueralltagssituation gerade glänzen (oder eben nicht) kann, dann brauche ich womöglich recht detaillierte Werte für alles von Athletik, Magie, Kampf, Heimlichkeit, Wissen, etcpp.

Da gebe ich dir vollkommen Recht. Für ein rein soziales Drama mit sehr geringem Anteil anderer Problematiken braucht es nicht zwingend Werte. Es braucht auch wie gesagt keine Werte, wenn alle sich für einen Abend zusammensetzen und einfach eine lustige oder spannende Geschichte erzählen wollen. Das habe ich ja schon vor 3 Seiten geschrieben. In solchen Fällen bin ich total entspannt und lasse mich da auch drauf ein. Ich würde auch soweit gehen, zu sagen, dass selbst Spiele wie CoC für mich nur eine Hand voll Werte benötigen, weil es auch da rein um die Geschichte geht.

Wenn es aber um eine lang angelegte Fantasy-Kampagne (oder auch Sci-Fi) geht, in der ich vor eine ganze Reihe an Herausforderungen gestellt werde und mein Charakter eventuell mehrere Jahre Spielzeit erlebt, sind mir wertelose Systeme zu wenig. Da will ich Progression - narrativ und wertetechnisch. Und diese lässt sich eben durch Werte am besten abbilden. Aber auch hier kann natürlich jeder anderer Meinung sein.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Der Hasgar am 8.02.2024 | 12:35

Der Unterschied ist, dass sich die Spieler auf andere Ergebnisse einigen, wenn eine bestimmte Erfolgsrichtung (Ja, aber ...; Nein, und ...) vorgegeben wird.

Es GIBT einen signifikanten Unterschied, wer springt oder zaubert. Die Begründung wird anders ausgehandelt. Denn DASS der Erzmagier vergeigen kann, ist auch in Zahlensystemen ein Faktor. Und ich habe auch schon eine Runde erlebt, wo der Superscharfschütze mit Shoot 90% so dermaßen vom Pech verfolgt war, dass er zum Schluss mit seinem Superscharfschützengewehr als Keule in den Nahkampf gegangen ist, so frustriert war er. Hat beim Schießen genau einmal getroffen und dann absoluten Minimalschaden gewürfelt. Und die einzige Begründung für dieses eklatante Versagen lautete "Tjo, heute nicht dein Würfeltag".

Da kamen ja auch keine Impulse für die Narration. Das war einfach nur ein "X-Com Trefferwahrscheinlichkeit 95%" Dauerwitz.

Ja, nur die Richtungsvorgabe "Nein, und" wird ja gezogen als gleichwertige Option gegenüber einigen anderen. In dem Fall könnten wir ja mal das Scharfschützenpech auf den Erzmagier übertragen. Der Scharfschütze hatte bei 90% Wahrscheinlichkeit x-mal Pech. Bei einer gleichmäßigen Auswahl (Beispiel: Wenn es von 6 Möglichkeiten 2 Ja-Ereignisse (Ja, und... Ja, aber...= 33%) gäbe, müsstest du die Anzahl an verkackten Versuchen entsprechend erhöhen. Das wären also mehrere Sitzungen lang nur "Nein, und..."- Erlebnisse für den Erzmagier. Die Narration wäre bestimmt lustig, aber der Spieler des Erzmagiers würde sich eher wie ne Gurke fühlen als wie ein Erzmagier.

Ja, mir ist schon klar: In der Narration wäre ein Unterschied, ob dem Erzmagier das passiert oder dem Lehrling, aber es fühlt sich in meinen Augen einfach nicht gut an.

Zudem haben auch Wertesysteme "Ja, und" und "Nein, und"-Ereignisse: Crits und Patzer. Es wäre sicherlich eine Bereicherung für ein Spiel nach meinem Geschmack, wenn diese mehr ausgeschmückt würden. Einige Würfelsysteme haben ja sogar "Ja, aber"...
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Olibino am 8.02.2024 | 15:39
Ein untrainierter Allerweltsmensch (Vielleicht Gelehrter), der einigermaßén trainierte Typ (vielleict ein Handwerker mit viel körperlicher Arbeit) und die Weltmeisterin im Weitsprung stehen vor dem von Dir genannten Abgrund. Es MUSS (!!!!) einen signifikanten Unterschied machen, wer von ihnen darüber springt. Sonst bräuchte ich all diese Beschreibungen der SCs nicht - sie wären absolut bedeutungslos. Sie können also nicht mit dem gleichen Mechanismus (und den gleichen Wahrscheinlichkeiten) abgefrühstückt werden.
Der Unterschied muß aber nicht durch eine mathematische Formel kommen.
Der Weltmeister im Weitsprung muß keine Probe machen, der schafft es automatisch.
Der Handwerker macht eine Probe.
Der Gelehrte hätte kaum eine Chance, also muß er sich einen anderen Weg überlegen oder durch die anderen unterstützen lassen.
Ich hatte letztens so einen Gelehrten gespielt und wir mußten alle tauchen, und ich habe die beiden besten Schwimmer der Gruppe gebeten mich in die Mitte zu nehmen und zu unterstüten, da ich es mir alleine nicht zutraue.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Tudor the Traveller am 8.02.2024 | 15:51
Es geht imo bei der Präzision von Zahlen um Kohärenz. Das ist imo mit Zahlen viel einfacher als mit Worten.

Ich glaube aber auch, dass es gar nicht so sehr um Zahlenwerte geht, sondern um Crunch.

"Stark" als Eigenschaft ist imo auch ein Spielwert, wenn auf Basis dieser Eigenschaft spielrelevante Entscheidungen getroffen werden. Der Wert ist dann halt im Extremfall digital.

Wenn es auch das Gegenteil "schwach" gibt, ist es sogar schon ein Wert mit drei möglichen Zuständen / Niveaus. Das kann man dann genauso gut mit Stärke -1 / 0 / +1 beschreiben.

Es wurde ja auch schon von unterschiedlichen Niveaus dieser "wertelosen" Figuren geschrieben, im Sinne von " etwas stark" und "sehr stark". Damit ergäbe sich die Eigenschaft "Stärke" sogar mit 5 Niveaus.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: nobody@home am 8.02.2024 | 16:07
Es geht imo bei der Präzision von Zahlen um Kohärenz. Das ist imo mit Zahlen viel einfacher als mit Worten.

Ich glaube aber auch, dass es gar nicht so sehr um Zahlenwerte geht, sondern um Crunch.

"Stark" als Eigenschaft ist imo auch ein Spielwert, wenn auf Basis dieser Eigenschaft spielrelevante Entscheidungen getroffen werden. Der Wert ist dann halt im Extremfall digital.

Wenn es auch das Gegenteil "schwach" gibt, ist es sogar schon ein Wert mit drei möglichen Zuständen / Niveaus. Das kann man dann genauso gut mit Stärke -1 / 0 / +1 beschreiben.

Es wurde ja auch schon von unterschiedlichen Niveaus dieser "wertelosen" Figuren geschrieben, im Sinne von " etwas stark" und "sehr stark". Damit ergäbe sich die Eigenschaft "Stärke" sogar mit 5 Niveaus.

Und damit käme man in vielen Situationen schon recht weit, denn so viele unterschiedliche Niveaus, die sich unter Gebrauch eines menschlichen 08/15-Standardgehirns auch noch intuitiv klar voneinander trennen lassen, gibt's normalerweise in einer Eigenschaft/Fertigkeit/wasauchimmer gar nicht. Eine definitive Einteilung in beispielsweise hundert verschiedene Qualitätsstufen a la Prozentsystem gibt unser Einschätzungsvermögen da doch erst überhaupt nicht her.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Der Hasgar am 8.02.2024 | 16:40
Und damit käme man in vielen Situationen schon recht weit, denn so viele unterschiedliche Niveaus, die sich unter Gebrauch eines menschlichen 08/15-Standardgehirns auch noch intuitiv klar voneinander trennen lassen, gibt's normalerweise in einer Eigenschaft/Fertigkeit/wasauchimmer gar nicht. Eine definitive Einteilung in beispielsweise hundert verschiedene Qualitätsstufen a la Prozentsystem gibt unser Einschätzungsvermögen da doch erst überhaupt nicht her.

Klar: Zur einen Beschreibung eines Befähigungsstatus ist ein Prozentsystem mit 100 Stufen definitiv zu heftig. Es zeigt halt Wahrscheinlichkeiten schön an, aber sonst...

Ich würde auch sagen, dass 5-7 Stufen einer Fähigkeit ausreichen. Es ist trotzdem schön, einige mehr zu haben, um das Erlernen einer Fähigkeit darzustellen. Gehen wir von 5 Niveaustufen aus (grottig - schlecht - mittel - gut  -sehr gut), könnte man jedem Zustand noch 2-3 Lernstufen spendieren, damit man nicht erst gar keinen Fortschritt hat und danach plötzlich ne Stufe höher ist. Somit käme man schon sehr nah an gängige Systeme (Werte 18-24 - 3W6, 2W10, 1W20 oder 2W12) heran.

In einem wertelosen System könnte man auch sagen du bist grottig, hast aber schon erste Schritte gemacht, das zu beseitigen (1 Lernstufe über 1) - und das Ergebnis entsprechend anders intepretieren. Braucht man diesen Lerneffekt für sich nicht (Ich brauche ihn unbedingt), lässt man das einfach weg.

Letztlich empfinde ich das mit Werten als angenehmer, aber das bleibt halt Geschmackssache.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Der Hasgar am 8.02.2024 | 16:50
Der Unterschied muß aber nicht durch eine mathematische Formel kommen.
Der Weltmeister im Weitsprung muß keine Probe machen, der schafft es automatisch.
Der Handwerker macht eine Probe.
Der Gelehrte hätte kaum eine Chance, also muß er sich einen anderen Weg überlegen oder durch die anderen unterstützen lassen.
Ich hatte letztens so einen Gelehrten gespielt und wir mußten alle tauchen, und ich habe die beiden besten Schwimmer der Gruppe gebeten mich in die Mitte zu nehmen und zu unterstüten, da ich es mir alleine nicht zutraue.

Nein, muss er sicherlich nicht. Nur jetzt stellt dir den Gelehrten in einer Notsituation vor und er muss ein solches Wagnis eingehen... Was nun? Darf er die gleiche Probe machen wie der Handwerker? Das negiert den kräftig gebauten Handwerker. Er müsste also eine "Probe" machen (Karte ziehen, Münze werfen, durch Erzählung - was auch immer der Mechanismus ist), die dem Rechnung trägt.

Beispiel: "Ja, und"-Karte wird aus dem Stapel genommen, dafür eine zweite "Nein und..."-Karte reingenommen oder so... Oder die Narration müsste das auf jeden Fall sinnvoll und fair einpreisen.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Sashael am 8.02.2024 | 16:55
Nein, muss er sicherlich nicht. Nur jetzt stellt dir den Gelehrten in einer Notsituation vor und er muss ein solches Wagnis eingehen... Was nun? Darf er die gleiche Probe wie der Handwerker? Das negiert den kräftig gebauten Handwerker. Er müsste also eine "Probe" machen (Karte ziehen, Münze werfen, durch Erzählung - was auch immer der Mechanismus ist), die dem Rechnung trägt.

Beispiel: "Ja, und"-Karte wird aus dem Stapel genommen, dafür eine zweite "Nein und..."-Karte reingenommen oder so... Oder die Narration müsste das auf jeden Fall sinnvoll und fair einpreisen.
Die einfachste Möglichkeit ist, dass der Gelehrte zwei Karten zieht und die schlechtere nehmen muss.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Der Hasgar am 8.02.2024 | 16:56
Die einfachste Möglichkeit ist, dass der Gelehrte zwei Karten zieht und die schlechtere nehmen muss.

Das würde dem Unterschied immerhin in gewisser Weise Rechnung tragen, ja :)
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Olibino am 9.02.2024 | 12:04
Wenn es aber um eine lang angelegte Fantasy-Kampagne (oder auch Sci-Fi) geht, in der ich vor eine ganze Reihe an Herausforderungen gestellt werde und mein Charakter eventuell mehrere Jahre Spielzeit erlebt, sind mir wertelose Systeme zu wenig. Da will ich Progression - narrativ und wertetechnisch. Und diese lässt sich eben durch Werte am besten abbilden. Aber auch hier kann natürlich jeder anderer Meinung sein.
Es ist Geschmacksache.

Aber ich möchte nochmal Star Wars als ein Beispiel nutzen.
Wenn ich da drüber nachdenke, kann ich in den Filmen nur 3 Stufen unterscheiden: man kann es gar nicht, man kann es, man kann es meisterhaft. Das gilt für Jedikräfte nutzen, Raumschiff fliegen, reparieren, schießen usw.. Eine feingranularere Unterscheidung kann ich nicht groß erkennen, obwohl es eine lange Geschichte mit Charakterprogression ist.
Andere Aspekte eines Charakters wie Beziehungen, offizielle Aufgaben, wahre Ziele, Geheimnisse, sind mindestens genau so wichtig wenn nicht wichtiger. Wenn man sich z.B. die Wikipediaeinträge der Charaktere anschaut, geht es fast nur darum. Welche Fähigkeiten jemand hat ist eher zweitrangig.


Ich habe selbst schon mehrmals Kampagnen ohne Zahlenwerte gespielt. Der Unterschied ist für mich:

bei Systemen mit Zahlen und Formeln drängen diese sich auch in den Vordergrund. Kampfencounter bestehen im Wesentlichen aus Würfeln, und Buchführung über Zahlen.

Bei Kampagnen ohne Zahlen konzentriert man sich mehr auf Gespräche, Gefühle, Geheimnisse und ähnliches. Und wenn man eine klassische Kampfsituation hat, wird die eben nicht buchhalterisch abgewickelt sondern cineastisch auf Basis gezogener Karten oder anderer Mechanismen erzählt.

Es ist einfach Geschmacksache was man lieber mag.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: ThinkingOrc am 9.02.2024 | 12:31
Ich würde behaupten es ist nichtmal Geschmackssache, weil einem ja durchaus auch beides Gefallen kann.
Es ist ein Unterschied wie zwischen Lara Croft und Baphomets Fluch. Oder Jedi Knight und Knights of the Old Republic. Man spielt beides gerne, aber hat halt andere Ansprüche an das konkrete Spiel.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: flaschengeist am 9.02.2024 | 13:01
Es ist Geschmacksache.

Aber ich möchte nochmal Star Wars als ein Beispiel nutzen.
Wenn ich da drüber nachdenke, kann ich in den Filmen nur 3 Stufen unterscheiden: man kann es gar nicht, man kann es, man kann es meisterhaft. Das gilt für Jedikräfte nutzen, Raumschiff fliegen, reparieren, schießen usw.. Eine feingranularere Unterscheidung kann ich nicht groß erkennen, obwohl es eine lange Geschichte mit Charakterprogression ist.
Andere Aspekte eines Charakters wie Beziehungen, offizielle Aufgaben, wahre Ziele, Geheimnisse, sind mindestens genau so wichtig wenn nicht wichtiger. Wenn man sich z.B. die Wikipediaeinträge der Charaktere anschaut, geht es fast nur darum. Welche Fähigkeiten jemand hat ist eher zweitrangig.

Ok, dann habe ich also eine dreistufige Kompetenz-Skala. Wie würdest du damit einen Konflikt zwischen zwei Spielfiguren mit dem gleichen Skalenwert entscheiden - also z.B. ein Lichtschwertduell zwischen zwei Jedimeistern? Münzwurf? "Rule of Cool"?
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Jiba am 9.02.2024 | 13:07
Wie würdest du damit einen Konflikt zwischen zwei Spielfiguren mit dem gleichen Skalenwert entscheiden - also z.B. ein Lichtschwertduell zwischen zwei Jedimeistern? Münzwurf? "Rule of Cool"?

Andere Faktoren einbeziehen. Also, wer ist wütender? Wer will mehr gewinnen? Wer hat den "Higher Ground"?
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: flaschengeist am 9.02.2024 | 13:12
Andere Faktoren einbeziehen. Also, wer ist wütender? Wer will mehr gewinnen? Wer hat den "Higher Ground"?

Ok. Wie löse ich auf zwischen meisterhaft plus wütend und meisterhaft plus motivierter?
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Sashael am 9.02.2024 | 13:28
Ok, dann habe ich also eine dreistufige Kompetenz-Skala. Wie würdest du damit einen Konflikt zwischen zwei Spielfiguren mit dem gleichen Skalenwert entscheiden - also z.B. ein Lichtschwertduell zwischen zwei Jedimeistern? Münzwurf? "Rule of Cool"?
Ok. Wie löse ich auf zwischen meisterhaft plus wütend und meisterhaft plus motivierter?
Worauf willst du hinaus?
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: flaschengeist am 9.02.2024 | 13:41
Worauf willst du hinaus?

Zwei Möglichkeiten:
1. Ich möchte zum denken anregen - dann könnten andere dazu lernen.
2. Ich hoffe auf eine unerwartete Antwort - dann hätte ich was dazu gelernt. 
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Sashael am 9.02.2024 | 14:15
Zwei Möglichkeiten:
1. Ich möchte zum denken anregen - dann könnten andere dazu lernen.
2. Ich hoffe auf eine unerwartete Antwort - dann hätte ich was dazu gelernt.
Ich weiß immer noch nicht, worauf du hinaus willst.

Wir nehmen eine 3-stufige Kompetenzskala an.
Du möchtest wissen, wie man Konflikte auf dem selben Kompetenzniveau löst.
Jiba merkt an, dass man die Umstände einbeziehen soll.
Du fängst an, Umstände kleinstteilig miteinander zu vergleichen.

Warum?
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: AlucartDante am 9.02.2024 | 14:26
Wenn ich da drüber nachdenke, kann ich in den Filmen nur 3 Stufen unterscheiden: man kann es gar nicht, man kann es, man kann es meisterhaft. Das gilt für Jedikräfte nutzen, Raumschiff fliegen, reparieren, schießen usw.. Eine feingranularere Unterscheidung kann ich nicht groß erkennen, obwohl es eine lange Geschichte mit Charakterprogression ist.
Andere Aspekte eines Charakters wie Beziehungen, offizielle Aufgaben, wahre Ziele, Geheimnisse, sind mindestens genau so wichtig wenn nicht wichtiger. Wenn man sich z.B. die Wikipediaeinträge der Charaktere anschaut, geht es fast nur darum. Welche Fähigkeiten jemand hat ist eher zweitrangig.

Ohje meine Selbsterkenntnis, ich liebe Rollenspiele aus den gleichen Gründen wie Kinder früher Trumpf/Quartett Kartenspiele:
"Rüstung 72... Rüstung 91 sticht! ... 118 Lebenspunkte ... oh menno, ich habe Padme, die hat nur 48..."

Also ich fand es waren immer die spannendsten Momente wenn zwei Meister aufeinander treffen und man sich fragt, wer besser ist. Klar geht es auch darum, wer mehr Glückt hat und um die Coolness und um die Geschichte, aber auch darum, wer ist eigentlich wie gut?

"Woher wissen wir, dass Gandalf hohe Werte hat?" "Weil er gegen den Ballrog gekämpft hat und überlebt hat" "Und woher wissen wir, dass der Ballrog so stark ist?" "Weil er gegen Gandalf gekämpft hat"

Ja, ich gebe es zu, es ist ein bisschen infantil von mir, kleine Jungs vergleichen sich eben gerne mit anderen. Was hast du auf Stärke?
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: ThinkingOrc am 9.02.2024 | 14:27
Ich war mal bei 12, jetzt bin ich eher bei 8.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Tudor the Traveller am 9.02.2024 | 14:31
Es ist einfach Geschmacksache was man lieber mag.

Jein. Es sind einfach unterschiedliche Spiele. "Rollenspiel" ist kein einzelnes Spiel, sondern eine Kategorie verwandter Spiele, mit erheblicher Bandbreite.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Olibino am 9.02.2024 | 14:36
Wenn 2 etwa gleichgute gegeneinander antreten zieht halt der Zufallsmechanismus des jeweiligen Spiels. Vielleicht wird eine Karte gezogen, vielleicht wird eine Tarotkarte interpretiert, vielleicht kann man aufgrund der Umstände einen Bonus auf einen Würfelwurf bekommen.

Was würdet ihr denn sagen, wer gewinnt wenn Luke Skywalker gegen Darth Vader kämpft. Das ist eben nicht vorherbestimmt, da spielt das Glück oder die Ausnutzung der aktuellen Situation eine maßgebliche Rolle.

Außerdem geht es auch nicht nur um gewinnen oder verlieren. Oftmals sind solche Kämpfe auch unentschieden, aber man erfährt vielleicht etwas wichtiges während des Kampfes oder man kann es schaffen die Einstellung des anderen gegenüber dem Imperator zu ändern.

Es geht eben gerade nciht um eine mathematisch/buchhalterische Abwicklung.
Aber wenn es jemandem so wichtig ist, dass der eine jetzt aber eine 5% höhere Chance hat, dann spielt ein Spiel mit Zahlen.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: unicum am 9.02.2024 | 14:36
Jein. Es sind einfach unterschiedliche Spiele. "Rollenspiel" ist kein einzelnes Spiel, sondern eine Kategorie verwandter Spiele, mit erheblicher Bandbreite.

 :d

"Ist wie Fußball, nur mit Händen und ohne Füße! Aber Ball ist Ball."

Ich find der Strang hat schon irgendwas von Glaubenskrieg und Missionierung.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: unicum am 9.02.2024 | 14:46
Bezüglich die Sache mit den Karten ziehen und diese dann zu interpretieren - imho wirft das einige Spieler raus.

Denn manche Menschen sind superschnell dabei etwas (in ihrem Sinne) zu interpretieren und andere eben nicht. Damit ersezt man die Fähigkeiten einer Spielfigur mit den Fähigkeiten des Spielenden. Klar hat niemand von sich etwa verbriefte Werte, auch wenn Schulische (et al) Zeugnisse das suggestieren, das heist aber eben nicht das nicht doch große unterschiede da sein können.

Ich denke gerade auch daran das wir hier auch sicher seitenlange Diskussionen haben zum thema "Ausspielen Sozialer Fertigkeiten" zu "Einfach Skill würfeln".
Tja manche können eben reden und andere eben nicht.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Maarzan am 9.02.2024 | 14:52
...
Tja manche können eben reden und andere eben nicht.
Oder es treffen sich zwei, welche unterschiedliche Interpretationen haben.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: ThinkingOrc am 9.02.2024 | 15:06
Das merkt man auch bei Hollywood Kriegsfilmen. Manche finden diesen tyüisch amerikanischen Pathos mit Orchester Musik und kantigen Gesichtern, die in den Sonnenuntergang schauen unglaublich eklig und schalten dann teilweise aus. Manche finden das total geil.
Ich muss sagen, obwohl ich ein Pazifist und eher USA-kritisch bin, sprechen mich solche Filme aus irgendeinem Grund total an.
Independence Day und Battleship fand ich total geil.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: nobody@home am 9.02.2024 | 15:09
Letzten Endes beschreiben die meisten gängigen Rollenspiel-Charakterbögen die darauf festgehaltene Figur ohnehin schon genauer, als man normalerweise im richtigen Leben auch nur über sich selbst Bescheid weiß -- von anderen realen Personen oder gar fiktiven Gestalten ganz zu schweigen. ;) Insofern habe ich nichts gegen ein paar Werte, einfach auch, weil ich's schlicht so gewohnt bin, und natürlich unter der Voraussetzung, daß sie mir dann tatsächlich auch etwas sagen...aber mit Systemen, die von mir deutlich mehr an Charakterdefinition verlangen, als meine Charaktervorstellung überhaupt an Detail hergibt, werde ich andererseits auch nicht mehr besonders warm, und meine diesbezügliche Belastungsgrenze ist im Lauf der Jahre eher gesunken.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: AlucartDante am 9.02.2024 | 16:53
Wenn 2 etwa gleichgute gegeneinander antreten zieht halt der Zufallsmechanismus des jeweiligen Spiels. Vielleicht wird eine Karte gezogen, vielleicht wird eine Tarotkarte interpretiert, vielleicht kann man aufgrund der Umstände einen Bonus auf einen Würfelwurf bekommen.

Also de facto mag das zwar zu großen Teilen stimmen, aber niemand würde Bayern München gegen Borussia Dortmund gucken wollen, Fußball am Ende nur Glück wäre. Die Leute gucken sich das an, weil sie glauben, man findet in einem gerechten Wettstreit raus, wer besser ist. Und dann gucken Sie DFB Pokal um mal zu sehen, wie es ist, wenn die mit den besseren Werten durch Zufall mal verlieren.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Feuersänger am 9.02.2024 | 17:20
Naja ist doch klar, wenn die eigene Mannschaft gewinnt war es ein verdienter Sieg, wenn sie verliert muss es Schiebung gewesen sein.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: AlucartDante am 9.02.2024 | 18:23
Naja ist doch klar, wenn die eigene Mannschaft gewinnt war es ein verdienter Sieg, wenn sie verliert muss es Schiebung gewesen sein.

Im Rollenspiel vielleicht auch andersherum, hat man gewonnen, hat man ein brillantes Ergebnis erzielt, hat man verloren, hat der SL einfach viel zu starke Monster geschickt...
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Tudor the Traveller am 9.02.2024 | 19:39
Also de facto mag das zwar zu großen Teilen stimmen, aber niemand würde Bayern München gegen Borussia Dortmund gucken wollen, Fußball am Ende nur Glück wäre. Die Leute gucken sich das an, weil sie glauben, man findet in einem gerechten Wettstreit raus, wer besser ist. Und dann gucken Sie DFB Pokal um mal zu sehen, wie es ist, wenn die mit den besseren Werten durch Zufall mal verlieren.

Wie ich schon schrieb: diese Art Spiel ist einfach ein anderes als das rein storybasierte, das hier angesprochen wurde. Da spielt der Wettkampf / Herausforderungsaspekt, so wie ich es hier verstanden habe, schlicht keine Rolle.

Edit: ich verstehe Olibino so, dass es sogar auf allen Seiten, einschließlich SL Seite, kooperativ läuft, um ein schönes Spiel zu erlangen. Das wäre also so, als würden BVB und BM sich vorher abstimmen um besonders tolle Spielzüge zu machen. Quasi Show-Fußball.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Olibino am 10.02.2024 | 09:17
Wie ich schon schrieb: diese Art Spiel ist einfach ein anderes als das rein storybasierte, das hier angesprochen wurde. Da spielt der Wettkampf / Herausforderungsaspekt, so wie ich es hier verstanden habe, schlicht keine Rolle.

Edit: ich verstehe Olibino so, dass es sogar auf allen Seiten, einschließlich SL Seite, kooperativ läuft, um ein schönes Spiel zu erlangen. Das wäre also so, als würden BVB und BM sich vorher abstimmen um besonders tolle Spielzüge zu machen. Quasi Show-Fußball.
Der zweite Punkt ist nicht so, es wird nicht vorher abgestimmt.

Man würde es vielleicht so machen: die beiden Stürmer Chars ziehen jeweils eine Karte ob sie es schaffen ein Tor zu erzielen, die beiden Verteidiger Chars ziehen jeweils eine Karte ob sie es schaffen ein Tor zu verhindern. Und dann erzählt man gemeinsam möglichst plastich so wie das ein Radiomoderator machen würde, wie der Spielablauf ist. Man hat dann ein spannendes Fußballspiel mit ungewissem Ausgang in 5 min erzählt.

Beim klassichen Zahlenbasierten Vorgehen würde man 1h damit verbringen Zahlen rauf- und runterzurechnen.
In der Zeit würde man sich bei einem Wertelosen Spiel schon anderen Themen widmen. Z.B. den Gesprächen in der Umkleidekabine.

Der Fokus liegt einfach nicht so auf Regeln, Zahlen, Buchführung, Optimierung.

Edit: auf den Karten steht natürlich nicht nur Erfolg/Mißerfolg. Typischerweise geben solche Spiele Impulse. Da steht dann z.B. Erfolg aber du verletzt dich dabei, Mißerfolg aber du gewinnst einen Freund.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: flaschengeist am 10.02.2024 | 18:39
Ich weiß immer noch nicht, worauf du hinaus willst.

Wir nehmen eine 3-stufige Kompetenzskala an.
Du möchtest wissen, wie man Konflikte auf dem selben Kompetenzniveau löst.
Jiba merkt an, dass man die Umstände einbeziehen soll.
Du fängst an, Umstände kleinstteilig miteinander zu vergleichen.

Warum?

Anregen wollte ich die Erkennis, dass man mit verbalen Beschreibungen statt Zahlen schnell an Grenzen stößt, wenn man etwas komplexere Spielsituationen ohne Aushandlungsprozess oder Machtwort auflösen will. 
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: nobody@home am 10.02.2024 | 19:04
Anregen wollte ich die Erkennis, dass man mit verbalen Beschreibungen statt Zahlen schnell an Grenzen stößt, wenn man etwas komplexere Spielsituationen ohne Aushandlungsprozess oder Machtwort auflösen will.

Ich denke, wieviele Faktoren in so einen Auflösungsprozeß eingehen, ist recht unabhängig davon, ob die Faktoren dann ihrerseits speziell in Zahlenform daherkommen oder nicht. Mit anderen Worten, um ein "Moooment, ich habe da aber noch...!!" ins Spiel zu kriegen, ist letzten Endes eigentlich egal, ob das "aber noch...!!" nun eine Trumpfkarte, eine Zeile Text auf dem Charakterblatt, oder ein +2-Bonus ist -- Hauptsache, es tut, was es soll.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Sashael am 10.02.2024 | 19:47
Anregen wollte ich die Erkennis, dass man mit verbalen Beschreibungen statt Zahlen schnell an Grenzen stößt, wenn man etwas komplexere Spielsituationen ohne Aushandlungsprozess oder Machtwort auflösen will.
Wer auf einem Detailniveau spielt, bei dem es die Kompetenzgrade "Kann ich nicht", "Kann ich" und "Kann ich meisterhaft" ausreichen, den interessiert das nicht.

Das wäre, als ob du die detaillierten Berechnungen über Effet, Stoßkraftregulierung, Abprallwinkel und Kettenreaktionen eines Snookerprofis beim Fussball anwenden möchtest.

Klar sind solche grundlegenden Informationen auch dort interessant, aber nicht annähernd im gleichen Zoomfaktor.

Daher siehst du ein Problem, wo (für die Spielenden) keins existiert.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: flaschengeist am 10.02.2024 | 22:07
Mit anderen Worten, um ein "Moooment, ich habe da aber noch...!!" ins Spiel zu kriegen, ist letzten Endes eigentlich egal, ob das "aber noch...!!" nun eine Trumpfkarte, eine Zeile Text auf dem Charakterblatt, oder ein +2-Bonus ist -- Hauptsache, es tut, was es soll (Hervorhebung durch mich).

Da bin ich völlig einverstanden und sehe es wie Tudor:

Jein. Es sind einfach unterschiedliche Spiele. "Rollenspiel" ist kein einzelnes Spiel, sondern eine Kategorie verwandter Spiele, mit erheblicher Bandbreite.

Meinen persönlichen Geschmack trifft halt "treffen zwei Jedimeister aufeinander und jeder wirft eine Münze/zieht eine Karte etc. um die Situation zu entscheiden" nicht.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: nobody@home am 10.02.2024 | 22:45
Meinen persönlichen Geschmack trifft halt "treffen zwei Jedimeister aufeinander und jeder wirft eine Münze/zieht eine Karte etc. um die Situation zu entscheiden" nicht.

Aber "treffen zwei Jedimeister aufeinander und dann entscheidet der Würfel" tut das? Denn auf nicht viel mehr als das scheint der Unterschied ja im Moment hinauszulaufen -- sind beide Gegner gleich stark, dann stehen vermutlich auch die Gewinnchancen 50:50 oder sollten das per Voreinstellung zumindest. :think:
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: flaschengeist am 10.02.2024 | 23:07
Aber "treffen zwei Jedimeister aufeinander und dann entscheidet der Würfel" tut das? Denn auf nicht viel mehr als das scheint der Unterschied ja im Moment hinauszulaufen -- sind beide Gegner gleich stark, dann stehen vermutlich auch die Gewinnchancen 50:50 oder sollten das per Voreinstellung zumindest. :think:

In Systemen des von mir bevorzugten Komplexitätsgrads wären die nicht genau gleich gut sondern vergleichbar gut. Wer die taktischen Optionen des Systems und die Synergien seiner Fähigkeiten besser nutzt, geht dann mit hoher Wahrscheinlichkeit als Sieger des nunmehr taktischen Kampfes vom Platz.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: nobody@home am 10.02.2024 | 23:29
In Systemen des von mir bevorzugten Komplexitätsgrads wären die nicht genau gleich gut sondern vergleichbar gut. Wer die taktischen Optionen des Systems und die Synergien seiner Fähigkeiten besser nutzt, geht dann mit hoher Wahrscheinlichkeit als Sieger des nunmehr taktischen Kampfes vom Platz.

Mit anderen Worten, wenn doch mal zwei wertemäßig identische Charaktere aufeinandertreffen (und das ließe sich ja nur dann mit allerletzter Sicherheit ausschließen, wenn man diese Möglichkeit ausdrücklich verbieten wollte), soll das Können der jeweiligen Spieler entscheiden. Okay, so weit, so gut...nur, wozu man da unbedingt größere Komplexität und Werte für die Charaktere brauchen soll, erschließt sich mir nach wie vor nur begrenzt. Klassische Taktik- und Strategiespiele funktionieren ja schließlich auch schon seit Jahrhunderten ohne lange Datenblätter.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Feuersänger am 10.02.2024 | 23:47
Aber "treffen zwei Jedimeister aufeinander und dann entscheidet der Würfel" tut das? Denn auf nicht viel mehr als das scheint der Unterschied ja im Moment hinauszulaufen -- sind beide Gegner gleich stark, dann stehen vermutlich auch die Gewinnchancen 50:50 oder sollten das per Voreinstellung zumindest. :think:

Das wäre doch dann ein guter Zeitpunkt, Stakes ins Spiel zu bringen: bist du damit zufrieden, ein wenig weitgehend inkonsequentiell zu plänkeln und sich unentschieden zu trennen, oder willst du etwas riskieren um eine Entscheidung zu erzwingen? Oder, wenn nur die andere Seite eskalieren will, entweder mitgehen/erhöhen oder aussteigen (fold).
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: unicum am 10.02.2024 | 23:53
Mit anderen Worten, wenn doch mal zwei wertemäßig identische Charaktere aufeinandertreffen (und das ließe sich ja nur dann mit allerletzter Sicherheit ausschließen, wenn man diese Möglichkeit ausdrücklich verbieten wollte), soll das Können der jeweiligen Spieler entscheiden. Okay, so weit, so gut...nur, wozu man da unbedingt größere Komplexität und Werte für die Charaktere brauchen soll, erschließt sich mir nach wie vor nur begrenzt. Klassische Taktik- und Strategiespiele funktionieren ja schließlich auch schon seit Jahrhunderten ohne lange Datenblätter.

Ja das können der Spieler, bei der einen Variante ist das können etwas das man auch als "System mastery" bezeichnen könnte und im anderen eben ... hm,.. "Retorik?". Klar ist da ein unterschied dazwischen. Aber er schrieb ja auch,....

Meinen persönlichen Geschmack trifft halt ... nicht.

Ich mein es wird hier seit ja Seiten herumdiskutiert ob jemand "Apfelkuchen oder Kirschkuchen" besser schmeckt,...

Es gibt eben Spiele die brauchen Werte und andere eben nicht. Und die einen Spiele gefallen den einen und die anderen den anderen. (Binsenweisheit ich weis ;) )

Ob die eine Spielsorte "besser" ist oder nicht? Die Frage ist sowas von irrelevant. gegebenenfalls könnte man noch schauen was von mehr leuten gespielt wird,... aber auch das hat nur marginal etwas aussagekräftiges, im dümmsten fall nur das man im einen fall länger suchen muss um die Gruppe vollzubekommen.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: flaschengeist am 11.02.2024 | 00:26
Mit anderen Worten, wenn doch mal zwei wertemäßig identische Charaktere aufeinandertreffen (und das ließe sich ja nur dann mit allerletzter Sicherheit ausschließen, wenn man diese Möglichkeit ausdrücklich verbieten wollte), soll das Können der jeweiligen Spieler entscheiden. Okay, so weit, so gut...nur, wozu man da unbedingt größere Komplexität und Werte für die Charaktere brauchen soll, erschließt sich mir nach wie vor nur begrenzt. Klassische Taktik- und Strategiespiele funktionieren ja schließlich auch schon seit Jahrhunderten ohne lange Datenblätter.

1. Bei einem Spiel meiner Geschmacksrichtung liegt die Wahrscheinlichkeit, dass zwei identische Charaktere aufeinander treffen, bei nahe null. In einem System, das Kampfstärke in drei Stufen misst, kommt das hingegen ständig vor.
2. Kennst du zufällig die Brettspiele Iron Kingdoms: Die Unterstadt und Witwerwald? Die spiele ich gerade mal wieder mit Freuden, weil deren Komplexitätsgrad ebenfalls meinen Geschmack ist und zwar, weil die Spielfiguren sich auch dort in weit mehr als einer dreistufigen Skala unterscheiden. Meinst du mit "klassisch" sowas wie Schach?
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Der Hasgar am 11.02.2024 | 01:27
Ja das können der Spieler, bei der einen Variante ist das können etwas das man auch als "System mastery" bezeichnen könnte und im anderen eben ... hm,.. "Retorik?". Klar ist da ein unterschied dazwischen. Aber er schrieb ja auch,....

Ich mein es wird hier seit ja Seiten herumdiskutiert ob jemand "Apfelkuchen oder Kirschkuchen" besser schmeckt,...

Es gibt eben Spiele die brauchen Werte und andere eben nicht. Und die einen Spiele gefallen den einen und die anderen den anderen. (Binsenweisheit ich weis ;) )

Ob die eine Spielsorte "besser" ist oder nicht? Die Frage ist sowas von irrelevant. gegebenenfalls könnte man noch schauen was von mehr leuten gespielt wird,... aber auch das hat nur marginal etwas aussagekräftiges, im dümmsten fall nur das man im einen fall länger suchen muss um die Gruppe vollzubekommen.

Ich würde das als Lösung auch so sehen. Auf die anfängliche Frage des Fadens lässt sich antworten: Nein, es braucht nicht zwingend Zahlenwerte für ein Rollenspiel. Gerade storybasierte Erzählrollenspiele mit entsprechendem Metagaming kommen gut ohne aus.

Es gibt allerdings auch eine weit verbreitete Art, RPGs zu spielen, bei denen Zahlenwerte sehr hilfreich sind. Gerade zur feineren Modellierung von Herausforderungen und zur Beleuchtung von SC-Progression sind sie ein gutes Mittel. Zusätzliches Merkmal: Das Aushandeln von Ergebnissen lässt sich durch Auslagerung an Würfel zum einen sehr neutral halten und zum anderen gut an Fähigkeitslevel anpassen.

Es sind deutlich verschiedene Arten, RPGs zu spielen. Keine ist per se besser als die andere. Welcher man eher zuneigt, bleibt am Ende Geschmackssache.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: nobody@home am 11.02.2024 | 10:45
2. Kennst du zufällig die Brettspiele Iron Kingdoms: Die Unterstadt und Witwerwald? Die spiele ich gerade mal wieder mit Freuden, weil deren Komplexitätsgrad ebenfalls meinen Geschmack ist und zwar, weil die Spielfiguren sich auch dort in weit mehr als einer dreistufigen Skala unterscheiden.

Nie auch nur von gehört, sorry.

Zitat
Meinst du mit "klassisch" sowas wie Schach?

Schach, Go, Stratego...alles Sachen, wo's eben rein auf das Können der Spieler ankommt und nicht mal ein Zufallsgenerator im Spiel ist (erlaube ich das zusätzlich, erweitert sich natürlich gleich noch mal die Auswahl). Der Punkt ist, daß ich es für einen Fehlschluß halte, daß zum "taktischen" Spiel unbedingt Figuren mit komplexen Wertelisten gehören sollen -- im Gegenteil sollte man sich, wenn man wirklich das Können der Spieler fordern will, mMn zuallererst einmal auf angemessen herausfordernde Situationen (wo bin ich eigentlich, wo bin ich dort im Augenblick genau, was will ich da, was fliegt mir ggf. gerade um die Ohren und was machen alle anderen?) konzentrieren, dann kommt man auch mit einfachen und gegebenenfalls sogar "wertelosen" Figuren klar. Und gerade im Rollenspiel, wo man anstelle eines fixen Spielbretts eine ganze fiktive Welt mit ihren Möglichkeiten zur Verfügung hat, gibt's ja in Sachen Situation Auswahl wie nicht gescheit...
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Issi am 11.02.2024 | 11:11
Angenommen zwei SPL Figuren ( Man weiß, beide sind einigermaßen stark, und können
Waffen führen) machen Armdrücken gegeneinander.
Wenn ich SL wäre, und entscheiden müsste, wer von Beiden gewinnt, würde ich auf jeden Fall einen Würfel entscheiden lassen.

Wenn ich keine spezifischen Charakter Werte hätte, müsste ich halt sagen: Die höhere Zahl gewinnt.

Wenn sie jedoch unterschiedlich stark wären: zum Beispiel Gnom gegen Zwerg- dann müsste ich mir irgendwelche Mali bzw. Boni einfallen lassen um annähernd passende Chancen zu schaffen.
( Hier könnte sich natürlich einer der beiden SPL benachteiligt fühlen, wenn ich das spontan entscheide)

Wenn ich dagegen bereits Werte habe, und sei es nur ein Stärke Wert- ist das alles einfacher. ( Jeder hat es ja schwarz auf weiß auf seinem Blatt stehen)

Edit.
Ich finde feste Werte schützen das Spiel halt auch ein Stück weit davor, dass sich jmd.( Ob nun zu Recht oder Unrecht) unfair behandelt fühlt.

Was anderes ist das natürlich - wenn das die Spieler einfach unter sich ausmachen.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Aedin Madasohn am 11.02.2024 | 11:17
Ich würde das als Lösung auch so sehen. Auf die anfängliche Frage des Fadens lässt sich antworten: Nein, es braucht nicht zwingend Zahlenwerte für ein Rollenspiel. Gerade storybasierte Erzählrollenspiele mit entsprechendem Metagaming kommen gut ohne aus.

Es gibt allerdings auch eine weit verbreitete Art, RPGs zu spielen, bei denen Zahlenwerte sehr hilfreich sind. Gerade zur feineren Modellierung von Herausforderungen und zur Beleuchtung von SC-Progression sind sie ein gutes Mittel. Zusätzliches Merkmal: Das Aushandeln von Ergebnissen lässt sich durch Auslagerung an Würfel zum einen sehr neutral halten und zum anderen gut an Fähigkeitslevel anpassen.

Es sind deutlich verschiedene Arten, RPGs zu spielen. Keine ist per se besser als die andere. Welcher man eher zuneigt, bleibt am Ende Geschmackssache.

sehr schön zusammengefasst  :d
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Tudor the Traveller am 11.02.2024 | 12:00
Was anderes ist das natürlich - wenn das die Spieler einfach unter sich ausmachen.

Genau. Und wenn man so spielen möchte, ergeben sich dadurch auch viele Möglichkeiten. Es wird halt erzählerisch aufgelöst.

Oder man macht aus dem Armdrücken ein Erzählduell  ;)

("Du drückst wie ein Bauer...", ihr wisst schon )

Wäre zwar nicht mein Spiel, kann aber sicherlich Spaß machen.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: flaschengeist am 11.02.2024 | 12:01
Nie auch nur von gehört, sorry.

Falls es dich interessiert, siehe hier (https://boardgamegeek.com/boardgame/192315/widowers-wood-iron-kingdoms-adventure-board-game). Das Spiel ist etwas komplexer als etwa die D&D5 Dungeon Crawler (https://boardgamegeek.com/boardgame/228668/dungeons-dragons-tomb-annihilation-board-game) aber auch nicht superkomplex (auf Boardgamegeek mit 3.4 von 5 auf der Komplexitätsskala bewertet).

[...] wenn man wirklich das Können der Spieler fordern will [...]

Das Können im Sinne der bestmöglichen Anwendung der "Werte" in einer gegebenen Situation soll für meinen Geschmack schon eine Rolle spielen - aber eine eher untergeordnete relativ zu den Werteunterschieden. Und du hast recht: Sehr selten wird auch in einem System mit relativ viel Wertedifferenzierung eine Situation entstehen, in der Kontrahenten in einer Situation gleich stark sind. Wenn dann noch beide ihre Fähigkeiten optimal nutzen, läuft es aus einer Makroperspektive statistisch auf Münzwurf hinaus. Allerdings wird sich das im Spiel trotzdem anders als ein Münzwurf anfühlen: Der Kampf wogt hin und her, am Ende pfeifen beide aus dem letzten Loch, es steht auf Messers Schneide und schließlich gelingt einem Kontrahenten der finale Schlag.
Dieses Szenario ist den Boxkampf zwischen zwei ebenbürtigen Profis austragen und ihn bis zum Ende gespannt verfolgen. Das Szenario Münzwurf ist, vor Beginn des Kampfes (oder meinetwegen nach der ersten Runde) halt eine Münze werfen.



Ich würde das als Lösung auch so sehen. Auf die anfängliche Frage des Fadens lässt sich antworten: Nein, es braucht nicht zwingend Zahlenwerte für ein Rollenspiel. Gerade storybasierte Erzählrollenspiele mit entsprechendem Metagaming kommen gut ohne aus.

Es gibt allerdings auch eine weit verbreitete Art, RPGs zu spielen, bei denen Zahlenwerte sehr hilfreich sind. Gerade zur feineren Modellierung von Herausforderungen und zur Beleuchtung von SC-Progression sind sie ein gutes Mittel. Zusätzliches Merkmal: Das Aushandeln von Ergebnissen lässt sich durch Auslagerung an Würfel zum einen sehr neutral halten und zum anderen gut an Fähigkeitslevel anpassen.

Es sind deutlich verschiedene Arten, RPGs zu spielen. Keine ist per se besser als die andere. Welcher man eher zuneigt, bleibt am Ende Geschmackssache (Hervorhebung durch mich).

Amen :d.



Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Issi am 11.02.2024 | 13:09
Genau. Und wenn man so spielen möchte, ergeben sich dadurch auch viele Möglichkeiten. Es wird halt erzählerisch aufgelöst.

Oder man macht aus dem Armdrücken ein Erzählduell  ;)

("Du drückst wie ein Bauer...", ihr wisst schon )

Wäre zwar nicht mein Spiel, kann aber sicherlich Spaß machen.
Ich bezweifle grundsätzlich nicht dass das geht. (Mit den richtigen Leuten, kein Problem)

( Das Element Wettkampf/ sich messen/ Vergleich darf da allerdings nur noch eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Bzw.- das gemeinsame Erzählen einer unterhaltsamen Geschichte sollte allen am Tisch das Wichtigste sein)

Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: Olibino am 11.02.2024 | 20:58
Angenommen zwei SPL Figuren ( Man weiß, beide sind einigermaßen stark, und können
Waffen führen) machen Armdrücken gegeneinander.
Wenn ich SL wäre, und entscheiden müsste, wer von Beiden gewinnt, würde ich auf jeden Fall einen Würfel entscheiden lassen.

Wenn ich keine spezifischen Charakter Werte hätte, müsste ich halt sagen: Die höhere Zahl gewinnt.

Wenn sie jedoch unterschiedlich stark wären: zum Beispiel Gnom gegen Zwerg- dann müsste ich mir irgendwelche Mali bzw. Boni einfallen lassen um annähernd passende Chancen zu schaffen.
( Hier könnte sich natürlich einer der beiden SPL benachteiligt fühlen, wenn ich das spontan entscheide)

Wenn ich dagegen bereits Werte habe, und sei es nur ein Stärke Wert- ist das alles einfacher. ( Jeder hat es ja schwarz auf weiß auf seinem Blatt stehen)

Edit.
Ich finde feste Werte schützen das Spiel halt auch ein Stück weit davor, dass sich jmd.( Ob nun zu Recht oder Unrecht) unfair behandelt fühlt.

Was anderes ist das natürlich - wenn das die Spieler einfach unter sich ausmachen.
Bitte gehe nicht davon aus, nur weil ein Spiel keine Werte hat, dass es auch keine Regeln hätte.
Bei meiner Pasion de las Pasions - Kampagne sind die SC schon öfters aneinander geraten (körperlich und verbal) und das wurde jeweils nach den Regeln aufgelöst. Da mußte ich nie als SL willkürlich entscheiden.

Und warum sollte sich da ein Spieler benachteiligt fühlen? Egal ob mit oder ohne Werte, es werden die Spielregeln angewandt und man hat ein Ergebnis.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: felixs am 11.02.2024 | 21:22
Ein Spieler kann ja ohnehin nur benachteiligt werden, wenn es etwas zu gewinnen gibt...
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: tartex am 28.04.2024 | 15:04
Ein Spieler kann ja ohnehin nur benachteiligt werden, wenn es etwas zu gewinnen gibt...

Zumindest gibt es immer Spotlight oder Screentime zu gewinnen.
Titel: Re: spezifische Charakter-Werte... braucht man die Überhaupt
Beitrag von: nobody@home am 28.04.2024 | 15:19
Zumindest gibt es immer Spotlight oder Screentime zu gewinnen.

Was aber auch wiederum nicht von allen Spielern gleich bewertet wird -- wenn Spieler A, der regelrecht danach geiert, sich im Wettbewerb mit Spieler B wiederfindet, der sich eigentlich lieber etwas zurückgezogen im Hintergrund hält, wird die Definition von "Gewinnen" schon wieder etwas schwammig. :)