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Pen & Paper - Spielsysteme => Systemübergreifende Themen => Thema gestartet von: manbehind am 4.05.2025 | 14:54

Titel: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: manbehind am 4.05.2025 | 14:54
Moin! Eine Regionalbeschreibung gibt vor, dass eine bestimmte fremde Sprache kein Wort für "Gottheit" kennt.

Frage 1:
Würdet ihr dann auch automatisch davon ausgehen, dass die Sprache auch kein Wort für "Gott" kennt, weil beide Begriffe im RPG-Kontext quasi synonym verwendet werden?

In der betreffenden Kultur werden bestimmte Gottheiten sehr wohl verehrt. Sie hat nur keine Sprache für das allgemeine Konzept "Gottheit". Das führt dazu, das menschliche Besucher anderer Kulturen den Gedanken, dass es auch andere Gottheiten gibt, die woanders verehrt werden, nicht ausdrücken können bzw. dieser eben nicht verstanden wird, weil die Bedeutung von "Gottheit" unbekannt ist, damit es überhaupt im Plural gedacht werden kann.

Frage 2:
Ist das eine rollenspielerische Herausforderung, die für euch interessant klingt oder ist das zu kompliziert, weil nicht ohne weiteres darstellbar?
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Maarzan am 4.05.2025 | 14:58
edit: Korrektur wegen Missverständlichkeit
Ein "ähnlich wie <Gott>", zwei  "ähnlich wie <Gott>", drei  "ähnlich wie <Gott>"? 
Ich denke man kann sich auch ohne grammatische Korrektheit über Vergleiche verständlich machen, wenn das Grundkonzept irgendwo da ist.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: manbehind am 4.05.2025 | 15:03
Ein Gott, zwei Gott, drei Gott?
Ich denke man kann sich auch ohne grammatische Korrektheit verständlich machen.
Mir ist tatsächlich nicht klar, was das mit meinen Fragen zu tun hat ^^
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Haukrinn am 4.05.2025 | 15:03
Frage 1: Das Wort Gottheit im Vergleich zu Gott scheint mir eigentlich ein relativ deutscher Sonderweg zu sein. Auf eine entsprechende Trennung (keine Ahnung ob die kirchlich motiviert ist) verzichten viele andere, auch die mit den Deutschen sehr verwandte Sprachen. Insofern, wenn es das eine Wort nicht gibt, dann das andere auch nicht.

Aber: Ich halte das insgesamt für anthropologisch hirnrissig. Welchen Grund gibt es dafür, dass höhere Wesen rituell verehrt werden, man sie aber nicht benennen kann? Wie ist das in der Kultur verankert? Selbst rein animistische Kulturen haben ja in aller Regel durchaus verallgemeinernde Worte für höhere Wesen, denen geopfert wird.

Frage 2: Siehe Frage 1, ich halte das für Humbug und würde mich im Spiel nicht damit auseinander setzen wollen. Das würde mir die Suspension of Disbelief komplett zerstören.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: nobody@home am 4.05.2025 | 15:07
Na ja, welchen Begriff benutzt diese Sprache denn dann für diese "Dingse", die dort verehrt werden? Wenn meine Kultur routinemäßig Alphaba, Bertomäus, und Calamarina mehr oder weniger religiöse Ehrerbietung erweist -- wieviel Sinn ergibt es dann, für die drei so gar keinen Gemeinschaftsbegriff zu haben?

Persönlich würde sich mir da unbekannterweise ja erst mal die Frage stellen, ob der Verfasser besagter Regionalbeschreibung dieses Detail überhaupt bis zu Ende durchdacht hat... ;)
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: manbehind am 4.05.2025 | 15:08
Frage 1: Das Wort Gottheit im Vergleich zu Gott scheint mir eigentlich ein relativ deutscher Sonderweg zu sein. Auf eine entsprechende Trennung (keine Ahnung ob die kirchlich motiviert ist) verzichten viele andere, auch die mit den Deutschen sehr verwandte Sprachen. Insofern, wenn es das eine Wort nicht gibt, dann das andere auch nicht.

Aber: Ich halte das insgesamt für anthropologisch hirnrissig. Welchen Grund gibt es dafür, dass höhere Wesen rituell verehrt werden, man sie aber nicht benennen kann? Wie ist das in der Kultur verankert? Selbst rein animistische Kulturen haben ja in aller Regel durchaus verallgemeinernde Worte für höhere Wesen, denen geopfert wird.

Frage 2: Siehe Frage 1, ich halte das für Humbug und würde mich im Spiel nicht damit auseinander setzen wollen. Das würde mir die Suspension of Disbelief komplett zerstören.
Sie sind durchaus benannt, sie haben Namen, unter denen sie bekannt sind und Priester, die ihre Anordnungen durchsetzen. In dieser Kultur sind sie die mächtigsten bekannten Einzelwesen in der bekannten Welt.

Warum also kennt die Sprache keinen allgemeinen Begriff "Gottheit"? Ganz einfach: Um Vergleichbarkeit zu verhindern und damit Ideen und die Vermittlung von Ideen, wie: "Es gibt noch andere Götter neben ihnen."
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: manbehind am 4.05.2025 | 15:11
Na ja, welchen Begriff benutzt diese Sprache denn dann für diese "Dingse", die dort verehrt werden? Wenn meine Kultur routinemäßig Alphaba, Bertomäus, und Calamarina mehr oder weniger religiöse Ehrerbietung erweist -- wieviel Sinn ergibt es dann, für die drei so gar keinen Gemeinschaftsbegriff zu haben?

Persönlich würde sich mir da unbekannterweise ja erst mal die Frage stellen, ob der Verfasser besagter Regionalbeschreibung dieses Detail überhaupt bis zu Ende durchdacht hat... ;)
Die Gemeinsamkeit ist, dass sie Teil des gleichen Pantheons sind, das unter einem Namen bekannt ist. Die Priester dieser Götter haben in der Kultur ebenfalls eine identische Bezeichnung, so dass auch hierdurch eine Gemeinsamkeit geschaffen wird.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Haukrinn am 4.05.2025 | 15:17
Sie sind durchaus benannt, sie haben Namen, unter denen sie bekannt sind und Priester, die ihre Anordnungen durchsetzen. In dieser Kultur sind sie die mächtigsten bekannten Einzelwesen in der bekannten Welt.

Sie sind nicht vergleichbar, aber die mächtigsten bekannten Wesen? Und die Kultur hat sich keine kategorisierende Bezeichnung für diese Wesen einfallen lassen? Warum? Religiöse Verbote? Tabus? Falls ja, dann gibt es vielleicht so ein Wort, aber es darf nicht verwendet werden?

Warum also kennt die Sprache keinen allgemeinen Begriff "Gottheit"? Ganz einfach: Um Vergleichbarkeit zu verhindern und damit Ideen und die Vermittlung von Ideen, wie: "Es gibt noch andere Götter neben ihnen."

Das ist Quatsch und gerade polytheistische Kulturen funktionieren so nicht. Aber nehmen wir mal an, das wäre so. Was hindert den Kult einer Gottheit daran, sich über die Kulte der anderen zu erheben? Denn das das passiert wäre die zwingende Forderung aus "es gibt keine Götter neben ihnen".
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: manbehind am 4.05.2025 | 15:19
edit: Korrektur wegen Missverständlichkeit
Ein "ähnlich wie <Gott>", zwei  "ähnlich wie <Gott>", drei  "ähnlich wie <Gott>"? 
Ich denke man kann sich auch ohne grammatische Korrektheit über Vergleiche verständlich machen, wenn das Grundkonzept irgendwo da ist.
Das Grundkonzept ist da. Die Berührungspunkte sind imo im Bereich "Mächtigkeit" zu finden. Aber: Für Spieler ist es glaube ich relativ leicht, die relative Mächtigkeit von Göttern zu denken. Charaktere aus Kulturen, die unterschiedliche Pantheone, Götter und vielleicht auch Kriege zwischen Göttern kennen, können das glaube ich auch.

Menschen aus einer Kultur, denen diese Vergleichsmöglichkeiten fehlen - und das ist hier tatsächlich ein guter Begriff - werden damit allerdings Schwierigkeiten haben.

Von daher wäre in der Tat die Frage, ob und wie diese Vergleichbarkeit hergestellt werden kann und ob das rollenspielerisch eine brauchbare Herausforderung oder "doof" ist.

Die erste Frage halte ich für beantwortet.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: manbehind am 4.05.2025 | 15:32
Sie sind nicht vergleichbar, aber die mächtigsten bekannten Wesen? Und die Kultur hat sich keine kategorisierende Bezeichnung für diese Wesen einfallen lassen? Warum? Religiöse Verbote? Tabus? Falls ja, dann gibt es vielleicht so ein Wort, aber es darf nicht verwendet werden?

Das ist Quatsch und gerade polytheistische Kulturen funktionieren so nicht. Aber nehmen wir mal an, das wäre so. Was hindert den Kult einer Gottheit daran, sich über die Kulte der anderen zu erheben? Denn das das passiert wäre die zwingende Forderung aus "es gibt keine Götter neben ihnen".

Die kategorisierende Bezeichnung ergibt sich aus den Namen des Pantheons, unter dem sie bekannt sind. Aber das ist eben keine qualitative Unterscheidung wie z. B. zwischen "Göttern", "Dämonen", "Geistern" usw.

Ob es mal ein entsprechendes Wort für "Gottheit" gab und ob es aus der Sprache - auf welchem Wege auch immer (etwa durch Jahrhunderte andauernde priesterliche Indoktrination, Verfolgung und Ausmerzung von Abweichlern, göttliche Manipulation von Gedächtnisinhalten) - "entfernt" worden ist, ist offen. Dass das Wissen irgendwo innerhalb der Hierarchie der Priester erhalten geblieben ist, kann wohl sein.

Es gibt - außer Opportunitätserwägungen - prinzipiell nichts, was einen Kult daran hindert, zu versuchen, sich über die anderen zu erheben.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: nobody@home am 4.05.2025 | 15:37
Sie sind nicht vergleichbar, aber die mächtigsten bekannten Wesen? Und die Kultur hat sich keine kategorisierende Bezeichnung für diese Wesen einfallen lassen? Warum? Religiöse Verbote? Tabus? Falls ja, dann gibt es vielleicht so ein Wort, aber es darf nicht verwendet werden?

Nach "Eigentlich gäbe es ja mindestens ein Wort, aber da hat die theokratische Zensurbehörde den dicken Daumen drauf" klingt die beschriebene Situation für mich im Moment allerdings auch. Denn "Diese Leute sind einfach zu doof, als daß ihnen jemals ein Begriff einfallen würde oder man ihnen die Idee auch nur erklären könnte" kann's ja eigentlich nicht sein.

(Letzteres wäre vielleicht noch halbwegs glaubhaft, wenn sie einfach erst so gar keine Religion hätten, weil das vielleicht ein Konzept ist, das für sie schon an sich keinen Sinn ergibt. Aber wenn sie grundsätzlich auch nur "ganz normal" Götter verehren genau wie andere Leute und dann bloß das Wort "Götter" nicht in den Mund nehmen, tja...)
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: manbehind am 4.05.2025 | 16:01
Nach "Eigentlich gäbe es ja mindestens ein Wort, aber da hat die theokratische Zensurbehörde den dicken Daumen drauf" klingt die beschriebene Situation für mich im Moment allerdings auch. Denn "Diese Leute sind einfach zu doof, als daß ihnen jemals ein Begriff einfallen würde oder man ihnen die Idee auch nur erklären könnte" kann's ja eigentlich nicht sein.
Um sich über solche Sachen Gedanken zu machen, braucht es auch Zeit und Muße. Die hat nicht jeder.

Auch sind allgemeine Begriffe ein Kulturgut, das nicht selbstverständlich ist. Mir ist das aufgefallen, als ich verschieden Sachen über den Shogun-Autor James Clavel gelesen haben; ich zitiere hier mal aus einem Interview:

Zitat von: www.washingtonpost.com
What is the Japanese word, Clavell is asked, for "power?"

"I can find out," he says. He picks up the telephone and calls his bilingual Japanese secretary in the next office.

"What is Japanese for 'power?'" Clavell asks. "Chikara ? What sort of power is chikara ? Does a Shogun have chikara ?" Pause. "No, it's kenryoku , right?" Pause. "Okay. Does he have kenryoku? His wife? It might be physical or mental. shilariryoku ? Um, in this office, right, what do I have? What's the word for my power?"

Pause.

"Kenryoku ? What sort of power does your mama have over you? Don't tell me none. What's that word? That's kengan . And what power does your mother have over your father?"

Pause.

"That's a very difficult idea? Okay. The power your father has over your mother is shihairyoku , but your mother doesn't have shihairyoku over him...."

Cavell thanks his secretary and hangs up. "That gives you an idea," he says, "of how difficult it is to be specific in Japanese."

Source (https://www.washingtonpost.com/archive/lifestyle/1979/02/04/shogun/4a5bb973-6aa3-4796-93a9-de472de703e2/)

Der Gedanke, um das kurz weiterzuspinnen, dass eine Kultur unterschiedlich Formen von Macht und unterschiedliche Begriffe für diese unterschiedlichen Formen von Macht kennt, ist für mich nicht soweit weg. Und umgekehrt: Warum gibt es im Deutschen anders als im Japanischen keine Worte für diese unterschiedlichen Arten von Macht? Vermutlich, weil wir keinen Mangel fühlen und auch nicht wissen, was wir davon hätten, wenn es so wäre. Und warum sollte es dann in einer Fantasywelt nicht so sein, dass eine Kultur keinen Begriff für "Gottheit" hat?
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: nobody@home am 4.05.2025 | 16:14
Und warum sollte es dann in einer Fantasywelt nicht so sein, dass eine Kultur keinen Begriff für "Gottheit" hat?

Oh, das ist, wie oben noch vor deiner Antwort ergänzt, nicht das eigentliche Problem. Eine Fantasywelt könnte ja beispielsweise an sich einfach komplett götter- und religionsfrei sein (ist ja Fantasie, da geht das... ;)) und hätte dann vermutlich auch keinen großen Bedarf an Begriffen aus dem religiösen Themenbereich. Aber eine Fantasykultur, die "stinknormale" Götter hat und anbetet und sich bloß strikt weigert, einen gemeinsamen Begriff für die zu prägen? Wo sollte das herkommen?

(Okay, theoretisch könnten die wohl "schlicht" eine Sprache haben, die einfach gar keine allgemeinen Kategorien zuläßt -- die hätte dann vielleicht je ein Wort für "meine Axt" und "deine Axt" und andere Spielarten, aber eben keins für "Axt" generell. Sich mit diesen Leuten zu verständigen, wäre dann allerdings auch allgemein schwieriger, nicht bloß im religiösen Bereich, und sollte dann auch entsprechend beschrieben sein. :))
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Haukrinn am 4.05.2025 | 16:16
Klar ist das denkbar. Wenn sie keine Götter hat.

Aber der Gedanke, dass Religion ein Element dieser kultur ist, es dann dafür aber kein Vokabular gibt, mit dem
die verehrten Entitäten bezeichnet werden können, ist in meinen Augen schon ziemlich abwegig.

Ich sehe auch den Schutzeffekt nicht. Wenn Bwurz die Menschen mit seinem
Heiligen Feuer beschützt, dann kann Gnarz der Feuergott aus dem Nachbarland das vielleicht auch? Und der hat dann vielleicht auch noch den Vorteil, dass man ihn als Gott bezeichnen kann? Wenn ein Gnarzpriester jetzt in der Kultur demonstriert, wie mächtig sein Gott ist, dann kann Bwurz gleichziehen oder irgendwann einpacken.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: manbehind am 4.05.2025 | 16:42
Klar ist das denkbar. Wenn sie keine Götter hat.

Aber der Gedanke, dass Religion ein Element dieser kultur ist, es dann dafür aber kein Vokabular gibt, mit dem
die verehrten Entitäten bezeichnet werden können, ist in meinen Augen schon ziemlich abwegig.

Ich sehe auch den Schutzeffekt nicht. Wenn Bwurz die Menschen mit seinem
Heiligen Feuer beschützt, dann kann Gnarz der Feuergott aus dem Nachbarland das vielleicht auch? Und der hat dann vielleicht auch noch den Vorteil, dass man ihn als Gott bezeichnen kann? Wenn ein Gnarzpriester jetzt in der Kultur demonstriert, wie mächtig sein Gott ist, dann kann Bwurz gleichziehen oder irgendwann einpacken.
Das wesentliche Element der Kultur ist nicht Religion, sondern Herrschaft. Die Götter haben diese Welt unterworfen. Sie herrschen durch ihre Priester. Die herrschenden Götter wollen nicht verehrt werden; sie erwarten die Unterwerfung unter und Befolgung ihrer Gebote, die durch ihre Priester verbreitet und durchgesetzt werden.

Von daher ist es nicht "Religion" in dem Sinne, dass in der Welt Götter sind, die über die Welt wachen und dafür eben hier und da Dankbarkeit und Verehrung erfahren. Und was sie überhaupt nicht wollen, sind andere Götter, die mitherrschen.

Zum Schutzeffekt:

Wenn in der Kultur ein abstrakter Begriff "Gottheit" existiert, dessen Bedeutung auch jedem bekannt ist, dann kann ein Außenstehender sehr leicht den Gedanken vermitteln: Eure Götter sind nicht die einzigen Götter auf der Welt, es gibt neben ihnen auch noch andere. Ohne Kenntnis dieses Begriffes und seiner Bedeutung ist das bedeutend schwieriger, finde ich.

D. h. wenn nun ein Gnarzpriester in der Kultur demonstriert, wie mächtig sein Gott ist, dann müsste er erstmal beweisen, dass er ein Gnarzpriester und kein abtrünniger oder wahnsinniger Bwurzpriester ist. Denn das wäre möglichweise das, was die Bwurzpriester (und auch alle anderen) einfach behaupten könnten und was auch innerweltlich plausibler wäre als dass es da nun den Gnarz gibt, der das gleiche können soll, wie Bwurz.

Abgesehen davon müsste der Gnarzpriester natürlich gucken, dass er nicht verbrannt, geköpft oder sonstwie daran gehindert wird, die Vorteile seiner Gottheit zu propagieren.

Aber: wenn er auf grundsätzlich aufgeschlossene Bewohner trifft, dann wäre "Überzeugung durch göttliche Wunder" natürlich ein Weg.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: 1of3 am 4.05.2025 | 17:23
Das wesentliche Element der Kultur ist nicht Religion, sondern Herrschaft. Die Götter haben diese Welt unterworfen. Sie herrschen durch ihre Priester. Die herrschenden Götter wollen nicht verehrt werden; sie erwarten die Unterwerfung unter und Befolgung ihrer Gebote, die durch ihre Priester verbreitet und durchgesetzt werden.

Dann hat die Sprachgemeinschaft also das gleiche Wort für Gott und Herrscher. Das kann ja sein. Wie das im Sprachkontakt langfristig aufgeht, kann ganz spannend sein. Ich weiß nur nicht, ob das was fürs Rollenspiel ist.

Ich erinnere mich, wie eine Gruppe fast wahnsinnig geworden ist, als die gleiche Sache als Engelsflügel, Mantel und Idee beschrieben wurde von verschiedenen Leuten. Oder zumindest wahnsinnig gut gespielt haben, dass ihre Charaktere gleich wahnsinnig werden.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Haukrinn am 4.05.2025 | 17:25
Hmm, mit dem Herrschaftsaspekt macht das Ganze eigentlich noch viel weniger Sinn. Denn erstens wollen Herrscher als solche angesprochen werden (ob das jetzt Könige, Aristokraten oder Großumpfe sind, völlig egal), zum anderen Frage ich mich natürlich, wie in einer solch absolutistischen Gesellschaft überhaupt mehrere "Herrscher" nebeneinander existieren können. Dann kommt noch der Schutzeffekt dazu. Da würde man wahrscheinlich Einflüsse von Außen als Götzenanbetung darstellen, oder anderweitig dämonisieren. Das geht aber nur, wenn die "legitimen" Herrscher als Gegenpol und dementsprechend als Gruppe aufgefasst werden können. Und dazu muss man sie benennen.

Also kurzum, je länger wir das hier diskutieren, desto alberner kommt mir die Ursprungsidee vor. Kann man vielseitig drehen und wenden, aber sinniger wird's dadurch nicht.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: manbehind am 4.05.2025 | 17:57
Hmm, mit dem Herrschaftsaspekt macht das Ganze eigentlich noch viel weniger Sinn. Denn erstens wollen Herrscher als solche angesprochen werden (ob das jetzt Könige, Aristokraten oder Großumpfe sind, völlig egal), zum anderen Frage ich mich natürlich, wie in einer solch absolutistischen Gesellschaft überhaupt mehrere "Herrscher" nebeneinander existieren können. Dann kommt noch der Schutzeffekt dazu. Da würde man wahrscheinlich Einflüsse von Außen als Götzenanbetung darstellen, oder anderweitig dämonisieren. Das geht aber nur, wenn die "legitimen" Herrscher als Gegenpol und dementsprechend als Gruppe aufgefasst werden können. Und dazu muss man sie benennen.

Wie gesagt, benannt werden sie; es sind schlicht "die Acht", von denen jeder einzelne auch einen Eigennamen hat. Qualitativ handelt es sich um Gottheiten, nur, dass es eben in der Sprache keine Übersetzung für das Wort gibt, welches ja letztlich auch nur eine qualitative Abgrenzung unterschiedlicher Wesenheit erlaubt (z. B. "Gottheit" vs. "Dämon" vs. "Sterbliche").

Dann hat die Sprachgemeinschaft also das gleiche Wort für Gott und Herrscher. Das kann ja sein. Wie das im Sprachkontakt langfristig aufgeht, kann ganz spannend sein. Ich weiß nur nicht, ob das was fürs Rollenspiel ist.

Ich finde die Idee auch gut und finde sie auch grundsätzlich plausibel. Zweifel habe ich daran, ob das im Rollenspiel gut aufgearbeitet werden kann; sprich, handelt es sich allgemein um eine gute, rollenspielerische Herausforderung, das im Spiel zu erarbeiten, daher die Frage hier im Forum.

Aber es scheint tatsächlich schon an der Grundprämisse zu scheitern.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Haukrinn am 4.05.2025 | 18:11
Ich finde die Idee auch gut und finde sie auch grundsätzlich plausibel. Zweifel habe ich daran, ob das im Rollenspiel gut aufgearbeitet werden kann; sprich, handelt es sich allgemein um eine gute, rollenspielerische Herausforderung, das im Spiel zu erarbeiten, daher die Frage hier im Forum.

Das kommt ja vielleicht auch darauf an was man daraus macht. Warum ist das für die Spielenden eine Herausforderung. Was sollen sie damit tun?
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Aedin Madasohn am 4.05.2025 | 18:40
Warum gibt es im Deutschen anders als im Japanischen keine Worte für diese unterschiedlichen Arten von Macht?

wer sich die Mühe macht nachzuschauen, findet diese sehr wohl.

hast du einen Arbeitsvertrag unterschrieben und wirst in eine betriebliche Hierachie eingegliedert, so hat "jemand" disziplinarliche Gewalt über dich, bis hin zum hochkant rausschmeißen

geht der Landsknecht zum Werber und lässt sich auf die Kriegsartikel seines Regiment vereidigen, so unterliegt er "jemandes" Befehlsgewalt

die VäterlicheVerfügungsgewalt über die Personen (Frau, Kinder, Gesinde aber auch anbefohlene verwitwete Schwestern, die alte Mutter, der behinderte Bruder etc.pp...) in seinem Haus(halt) ist in diversen mittelalterlichen Rechtsbüchern auch mit teutonischen Eigennamen ausdefiniert worden

verliehene Amtsgewalt (die entzogen werden kann) vs in der Person liegende "natürliche" Autorität; die Vorzüge

............................

wenn in einem RSP-Buch von Gottheit gesprochen wird, würde ich alles weitere wie Gott, göttlich darunter zusammenfassen (siehe Haukrinn)
"Gottheit" wird üblicherweise "gewertet" - meistens als "gut" und die Ausnahmen werden dann ständig mit "böse" markiert
da spielen dann auch Regelengine-Wordings mit rein, so dass auch böse Götter dunkle Mirakel abhandeln können nach den Geweihtenregeln.

wenn ein Volk also nicht "Gottheit" ethisch vorfestlegend sagt, so wird es etwas wie "Große Mächte", Entenitäten, primordiale Mächte, Mover&shaker und wie auch immer setzen, wo dann schamanische Geister, Chaosdämonen, nehmende&böse Götter als auch wohlmeinend&gebende Götter sich subsummieren.

ist eher so eine Autorensache und kommt über "Große Mächte, dieser gibt, jene nimmt" nicht hinaus.

Rollenspielerisch kann man dann so weit gehen, dass ein Geweihter erstmal beweisen muss, dass sein Patron ein gutmeinende&hilfreiche Große Macht ist, bevor man ihn selbst als ehrenwerte Person ansieht.

im Gegenzug ist ein Dämonenpaktierer erstmal "in flagranti" als Missetäter zu überführen  ;)
solange ihn niemand als Quelle der ganzen mordenden Dämonen ansieht, wird er auch für unschuldig gehalten.
Der Vorwurf "ein gottloser Paktierer mit den Erzdämonen! er hat ein Dämonenmal! einself11 !!!!" würde erstmal ins Leere laufen...
 
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: manbehind am 4.05.2025 | 18:49
Das kommt ja vielleicht auch darauf an was man daraus macht. Warum ist das für die Spielenden eine Herausforderung. Was sollen sie damit tun?

Die Welt aus den Angeln heben ^^

Es geht zunächst nur um die Schaffung des Bewusstseins einer alternativen Perspektive (zunächst nur im kleineren Kreis), die im Kern zwei Aussagen enthält, die wiederum im Gegensatz zu den Lehren der herrschenden Priester stehen: 1) Eure Götter sind nicht die einzigen Götter, 2) die herrschende Ordnung ist nicht die einzig mögliche Ordnung.

Es geht tatsächlich nur darum, das überzeugend rüberzubringen. Das bleibt auch dann eine Herausforderung, wenn man die eingangs genannte Schwierigkeit (kein bekanntes Wort für "Gottheit") ignoriert und einfach das Gegenteil annimmt; andernfalls ist es halt noch etwas herausfordernder. Eine Herausforderung ist es, weil die Aussagen dem Weltbild der entsprechenden Bewohner zuwiderlaufen (sie können ja nicht bewiesen werden) und das Aussprechen dieser Ideen gewissermaßen schon ein Verbrechen darstellt.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Feuersänger am 4.05.2025 | 19:06
Frage 1: Das Wort Gottheit im Vergleich zu Gott scheint mir eigentlich ein relativ deutscher Sonderweg zu sein.

So abseitig ist das nun nicht. Mal ganz banal im Englischen haben wir auch "god" und "deity". Ähnlich wie Gottheit im Deutschen kann man deity gut geschlechts- und religionsneutral verwenden. Während man bei "god" im Singular halt aufgrund kultureller Prägung gerne spontan an den abrahamitischen Gott denkt, und selbst wenn nicht klingt es zumindest nach einer männlichen, nunja, Gottheit. Deity/Gottheit vermeidet beide Problemzonen recht elegant.

Dann fallen mir noch die alten Römer ein, die noch etwas feiner zwischen verschiedenen Stufen der Göttlichkeit unterscheiden. Ein Kaiser mag zum "divus" erklärt werden, aber das macht ihn nicht zum "deus". Während uns diese feine Unterscheidung fehlt, und wir uns dann darüber lustig machen, dass sich ein sterblicher Mensch vermeintlich als Gott verehren ließ.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Zed am 4.05.2025 | 19:11

Dann fallen mir noch die alten Römer ein, die noch etwas feiner zwischen verschiedenen Stufen der Göttlichkeit unterscheiden. Ein Kaiser mag zum "divus" erklärt werden, aber das macht ihn nicht zum "deus". Während uns diese feine Unterscheidung fehlt, und wir uns dann darüber lustig machen, dass sich ein sterblicher Mensch vermeintlich als Gott verehren ließ.

Wieder eine ungeklärte Frage in meinem Hinterkopf geklärt: Danke, Feuersänger!
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: General Kong am 4.05.2025 | 19:18
Divus entspricht m.M.n. dem Adjektiv "vergöttlicht" = zum Gott erhoben
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Zed am 4.05.2025 | 19:34
Ich hatte „divus“ = „göttlich“ gefunden…
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Haukrinn am 4.05.2025 | 19:47
So abseitig ist das nun nicht. Mal ganz banal im Englischen haben wir auch "god" und "deity".

Dass das Wort das Englische einmal über den germanischen und einmal über den lateinischen Sprachzweig betreten hat sorgt ja nicht automatisch für eine sinnvolle Unterscheidung auf der Bedeutungsebene (zumal beides eh auf dieselbe indoeuropäische Wurzel zurückgeht, oder nicht?). Der Kulturraum als Betrachtungsweise wäre in diesem Szenario natürlich spannend, aber das würde eigentlich nur noch mehr motivieren, dass es ein entsprechendes Wort in der Sprache der hier erdachten Kultur gibt und die Bewohner vielleicht wie schon von 1of3 angerissen einfach nicht verstehen, warum Gott und Herrscher nicht dasselbe ist?

So, aber zurück zur Problemstellung. Wenn das Ziel an dieser Stelle irgendetwas zwischen Aufklärung, Missionierung oder gar Anstiftung zur Rebellion ist, dann würde ich vielleicht erst recht von so einer Sprachbarriere Abstand nehmen. Die Ängste und die kulturelle Prägung der Bewohner sollte für die SC schon mehr als genug Hindernisse aufwerfen, warum ihnen da also noch mehr Hindernisse in den Weg legen? Erst recht, wenn es sich um klassische Helden/Abenteurer und nicht um eine Gruppe von Sprachhistorikern…
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: nobody@home am 4.05.2025 | 20:18
So, aber zurück zur Problemstellung. Wenn das Ziel an dieser Stelle irgendetwas zwischen Aufklärung, Missionierung oder gar Anstiftung zur Rebellion ist, dann würde ich vielleicht erst recht von so einer Sprachbarriere Abstand nehmen. Die Ängste und die kulturelle Prägung der Bewohner sollte für die SC schon mehr als genug Hindernisse aufwerfen, warum ihnen da also noch mehr Hindernisse in den Weg legen? Erst recht, wenn es sich um klassische Helden/Abenteurer und nicht um eine Gruppe von Sprachhistorikern…

Und wenn's tatsächlich um ein Fantasysetting geht, wäre vielleicht auch noch interessant, wie real dessen Götter überhaupt sind -- denn was eine richtige Gottheit ist, die nimmt vielleicht ein "Du bist ja gar kein richtiger Gott!" von bloßen sterblichen Angehörigen welcher Spielweltkultur auch immer schon mal als persönliche Herausforderung und schickt dann nicht mehr bloß die eigenen Gläubigen aus. ;)
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Feuersänger am 4.05.2025 | 20:31
Tangente:

(zumal beides eh auf dieselbe indoeuropäische Wurzel zurückgeht, oder nicht?)

Öhm nein, das sind völlig verschiedene Wurzeln. ^^ "Gott" wird auf PIE *ghut- zurückgeführt, etwa "der/die/das Angerufene". Alles was mit "deus" zu tun hat hingegen geht afaik auf *dyeu- zurück, für "strahlen, leuchten" und in Ableitung auch Himmel, Tag etc. Jupiter, Zeus, Tyr und Deva leiten sich alle von "Himmel" ab.

Insofern... um dieses Nerd-Nitpicking noch in konstruktive Bahnen zu lenken, es könnte ja vllt auch im fraglichen Setting des OP so sein, dass es "Angerufene" und "Himmlische" Götter gibt, die sich aber irgendwie krass unterscheiden sodass man sie nicht durcheinanderbringen darf. ^^
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: manbehind am 4.05.2025 | 21:08
Und wenn's tatsächlich um ein Fantasysetting geht, wäre vielleicht auch noch interessant, wie real dessen Götter überhaupt sind -- denn was eine richtige Gottheit ist, die nimmt vielleicht ein "Du bist ja gar kein richtiger Gott!" von bloßen sterblichen Angehörigen welcher Spielweltkultur auch immer schon mal als persönliche Herausforderung und schickt dann nicht mehr bloß die eigenen Gläubigen aus. ;)

Es ist sind schon echte Götter, allerdings muss da denke ich schon einiges mehr passieren, damit die direkt intervenieren :)

Primär geht es mir allerdings um Frage 2 im Ausgangspost ^^
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: unicum am 4.05.2025 | 22:27
Wenn die Kultur welche dies so praktiziert nicht im leeren Raum hängt dann frage ich mich warum sie das konzept des Wortes Gott nicht von benachbarten Kulturen übernimmt. Ich meine wenn etwas mobil ist in dieser Welt dann sind es Wörter und Konzepte welche mit den Wörtern verbunden sind.

könnte aber sein das ich auch nicht ganz verstanden habe auf was du wirklich raus willst.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: nobody@home am 5.05.2025 | 00:38
Primär geht es mir allerdings um Frage 2 im Ausgangspost ^^

Na ja, worin soll die Herausforderung denn konkret bestehen? Im Darstellen von Spielercharakteren aus dieser Gegend? In den potentiellen Schwierigkeiten der Gruppe, da als "ungläubige" Außenseiter halbwegs ungeschoren durchzureisen? In der Abwehr eines Eroberungsfeldzugs, den dieses Land begonnen hat, um die Herrschaft ihrer Götter und Priesterschaft über weitere Gebiete auszudehnen?

Einfach nur "Die Leute, die in Gegend XY leben, haben übrigens kein Wort für 'Gott'" an und für sich ist erst mal nicht mehr als ein winziges Settingdetail ohne besondere Aufforderung zu mehr als eben dem Wundern darüber, daß so etwas überhaupt Erwähnung findet.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Galatea am 5.05.2025 | 02:03
Ich erinnere mich, wie eine Gruppe fast wahnsinnig geworden ist, als die gleiche Sache als Engelsflügel, Mantel und Idee beschrieben wurde von verschiedenen Leuten. Oder zumindest wahnsinnig gut gespielt haben, dass ihre Charaktere gleich wahnsinnig werden.
Im Hinduismus kann man ähnlich viel Spaß haben, weil dort Götter je nach lokalen Gegebenheiten/Bedarf fusioniert oder in Untergötter gesplittet werden (die quasi Aspekte ihres Obergottes sind). Viel Glück herauszufinden wieviele Götter es eigentlich insgesamt gibt, und wer für was zuständig ist, spätestens beim Untergott der fünften Stufe, der dafür sorgt dass die Gabeln richtig in der Schublade liegen, wird man total bekloppt.

Die einzige Möglichkeit, wie ich mir vorstellen könnte, zu einem Pantheon von einem halben Dutzend gottesgleichen Wesen zu kommen OHNE die Kategorisierung als Götter einzuführen, wäre wenn die entsprechenden Menschen diese Entitäten als Aspekte so unterschiedlicher Konzepte sehen, dass ihnen eine Gemeinsamkeit völlig abwegig vorkommt bzw. der gemeinsame Aspekt der Allmächtigkeit nicht zum tragen kommt, vielleicht auch weil die Götter so unterschiedlich in ihrem Wirken sind und auch unterschiedlich verehrt werden (z.B. eine Gottheit ist Erde selbst (also in erster Linie Boden und Pflanzen), eine Gottheit der Nachthimmel (also das Nicht-Irdische) und eine Gottheit das Feuer (das offensichtlich irdisch ist, aber nicht wirklich zur Natur gehört) - da wäre ein gemeinsames Konzept zumindest nicht komplett offensichtlich).

Das passt aber nicht mit einer Gruppe herrschsüchtiger Entitäten zusammen, die alle auf die praktisch gleiche Art verehrt werden wollen.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: manbehind am 5.05.2025 | 07:35
Na ja, worin soll die Herausforderung denn konkret bestehen? Im Darstellen von Spielercharakteren aus dieser Gegend? In den potentiellen Schwierigkeiten der Gruppe, da als "ungläubige" Außenseiter halbwegs ungeschoren durchzureisen? In der Abwehr eines Eroberungsfeldzugs, den dieses Land begonnen hat, um die Herrschaft ihrer Götter und Priesterschaft über weitere Gebiete auszudehnen?

Einfach nur "Die Leute, die in Gegend XY leben, haben übrigens kein Wort für 'Gott'" an und für sich ist erst mal nicht mehr als ein winziges Settingdetail ohne besondere Aufforderung zu mehr als eben dem Wundern darüber, daß so etwas überhaupt Erwähnung findet.
Ah, ich hatte angenommen, das wäre klar. Nicht von dem alledem, was du oben genannt hast; die Frage ergibt sich aus dem geschilderten Problem: Die Herausforderung besteht darin, zu vermitteln, was allgemein Gottheiten sind und dass es neben den bekannten "Gottheiten" auch andere gibt. Ob das ein von Außen kommender vermitteln will, oder jemandem innerhalb der Spielwelt das dämmert und er versucht, dieses Wissen zu teilen, spielt dabei keine Rolle.

Die Frage lautet nicht: Wie machst du das verständlich, nur: Hältst du das für eine gute rollenspielerische Herausforderung (um die Frage beantworten zu können, macht es gleichwohl Sinn, das als Herausforderung zu verstehen und mögliche Lösungsstrategien durchzuspielen)?
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Ainor am 5.05.2025 | 08:09
Also ich verstehe das Problem nicht. Für den euromittelalterlichen Bauern gab es genau einen Gott und der hies Gott (bzw. Deus in der Kirche). In der Renaisance wurden dann die antiken Götter wieder ausgegraben und so bezeichnet, ohne dass das zu allgmeiner Verwirrung geführt hat. (Man hätte sie vermutlich auch anders bezeichnen können aber da stand ja schon Jupiter deus est).

Genauso: zumindest in den 80er/90er wurden oft alle Taschentücher als "Tempos" (vom Markennamen) bezeichet. Oder in den USA bezeichnet Aspirin nicht das Produkt sondern eine Reihe ähnlicher Produkte. Und es gibt sicher eine lange Reihe solcher Beispiele. Menschen sind eigentlich sehr gut darin vom Speziellen auf das Allgemeine zu schliessen.

edit: Korrektur wegen Missverständlichkeit
Ein "ähnlich wie <Gott>", zwei  "ähnlich wie <Gott>", drei  "ähnlich wie <Gott>"? 
Ich denke man kann sich auch ohne grammatische Korrektheit über Vergleiche verständlich machen, wenn das Grundkonzept irgendwo da ist.

Genau so. Und vermutlich implizit.

Frage 1: Das Wort Gottheit im Vergleich zu Gott scheint mir eigentlich ein relativ deutscher Sonderweg zu sein. Auf eine entsprechende Trennung (keine Ahnung ob die kirchlich motiviert ist) verzichten viele andere, auch die mit den Deutschen sehr verwandte Sprachen. Insofern, wenn es das eine Wort nicht gibt, dann das andere auch nicht.

https://en.wikipedia.org/wiki/Deity (https://en.wikipedia.org/wiki/Deity) gibt es in 86 Sprachen.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Irian am 5.05.2025 | 08:30
Im Englischen wird "God" (der christliche) groß geschrieben, weil es der Name ist, während z.B. in "the god Zeus" das "god" klein geschrieben wird, weil es eben kein Name ist. Es gibt also durchaus Unterschiede in anderen Sprachen, die sich aber natürlich teilweise logisch ergeben.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: manbehind am 5.05.2025 | 08:40
Also ich verstehe das Problem nicht. Für den euromittelalterlichen Bauern gab es genau einen Gott und der hies Gott (bzw. Deus in der Kirche). In der Renaisance wurden dann die antiken Götter wieder ausgegraben und so bezeichnet, ohne dass das zu allgmeiner Verwirrung geführt hat. (Man hätte sie vermutlich auch anders bezeichnen können aber da stand ja schon Jupiter deus est).

Das Beispiel ist unpassend. Denn dass es - wenn auch falsche und nicht verehrungswürdige - andere Götter gibt, ist Teil der christlichen Lehre und folgt aus dem Gebot, dass "Du keine anderen Götter neben mir haben sollst". Von daher meine ich, dass dass das Konzept für mittelalterliche Bauern unproblematisch ist.

OT:
Das Christentum erreicht natürlich etwas ähnliches dadurch, dass - und das ist ein echter Geniestreich christlicher Ideologen - hier eine abstrakte Kategorie ("Gottheit") im Singular gedacht wird ("Gott"), wodurch sie automatisch exklusiv wirkt, d. h. andere Götter können nicht "Gott" sein, die gleichzeitig zum Namen dieser Wesenheit gemacht wird. Das andere wird dann durch Gebote, die verkappte Verbote sind, unterstützt, nämlich sich kein Bild von Gott machen zu dürfen (was "Gott" ist, muss undefiniert bleiben) und dass andere Götter "falsche Götter " sind.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: JollyOrc am 5.05.2025 | 09:11
Wie gesagt, benannt werden sie; es sind schlicht "die Acht"

Wo Acht sind, können auch Neun, Zehn, oder Hunderte sein.

Ich halte das für nicht so spannend als Kommunikationsthema.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Eleazar am 5.05.2025 | 09:22
Ich sehe kaum eine Möglichkeit, das über "Vokabeln" zu lösen. Zur Not kennt man andere Religionen aus der Nachbarschaft und erkennt die Verwandtheit. Außerdem finde ich es eigentlich, dass man seinen Gott intim mit dessen Namen ansprechen kann, aber nicht allgemein als dessen "Natur".

Ich glaube, dass werden deine Spieler nicht im Kopf zusammenkriegen.

Was ich mir vorstellen kann, wäre eine Art Tabu, den Gott mit Namen oder einer allgemeinen Bezeichnung anzusprechen. Also ein religiöses Gebot. Statt dessen könnte man nicht eindeutige Gottesbezeichnungen verwenden, also den "HERRN DES MEERES" usw. oder den HERRN DES ROTEN TEMPELS
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Ainor am 5.05.2025 | 09:42
Das Beispiel ist unpassend. Denn dass es - wenn auch falsche und nicht verehrungswürdige - andere Götter gibt, ist Teil der christlichen Lehre und folgt aus dem Gebot, dass "Du keine anderen Götter neben mir haben sollst".

Das stammt aus der Zeit nach dem Auszug aus Ägypten, wo die anderen Götter als Steinstatuen präsent waren. Es war also im Mittelalter knapp 3000 Jahre alt. Für den Bauern gab es da einen Gott und ein paar Leute mit anderer Vorstellung von Gott. Andere Götter waren nicht präsent.

Das Christentum erreicht natürlich etwas ähnliches dadurch, dass - und das ist ein echter Geniestreich christlicher Ideologen - hier eine abstrakte Kategorie ("Gottheit") im Singular gedacht wird ("Gott"), wodurch sie automatisch exklusiv wirkt, d. h. andere Götter können nicht "Gott" sein, die gleichzeitig zum Namen dieser Wesenheit gemacht wird. Das andere wird dann durch Gebote, die verkappte Verbote sind, unterstützt, nämlich sich kein Bild von Gott machen zu dürfen (was "Gott" ist, muss undefiniert bleiben) und dass andere Götter "falsche Götter " sind.

Moses war ein christlicher Ideologe? Man lernt nie aus  :)
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Galatea am 5.05.2025 | 10:26
Das stammt aus der Zeit nach dem Auszug aus Ägypten, wo die anderen Götter als Steinstatuen präsent waren. Es war also im Mittelalter knapp 3000 Jahre alt. Für den Bauern gab es da einen Gott und ein paar Leute mit anderer Vorstellung von Gott. Andere Götter waren nicht präsent.
Der Bauer kennt nicht unwahrscheinlicher Weise ein paar paganistische Ideen und Rituale, die sich in Europa teilweise bis heute gehalten haben.
Ist nicht so dass ganz Zentraleuropa zu der Zeit seit 3000 Jahren monotheistisch gewesen wäre.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Feuersänger am 5.05.2025 | 11:16
Das stammt aus der Zeit nach dem Auszug aus Ägypten, wo die anderen Götter als Steinstatuen präsent waren. Es war also im Mittelalter knapp 3000 Jahre alt. Für den Bauern gab es da einen Gott und ein paar Leute mit anderer Vorstellung von Gott. Andere Götter waren nicht präsent.

Moses war ein christlicher Ideologe? Man lernt nie aus  :)

Ouh das ist jetzt Science vs Fiction. Herrje wie sag ich das jetzt, ohne religiöse Gefühle zu verletzen?
Moses war kein christlicher Ideologe, Moses war überhaupt keine historische Person, es gibt auch keinerlei archäologische Belege für Exodus oder Landnahme in Kanaan, und "seine" Bücher wurden wohl tatsächlich - geht man heute von aus - in der heutigen Form während und nach dem Babylonischen Exil geschrieben. Mutmaßlich waren sie  sie davor auch selber so brave semitische Polytheisten wie alle semitischen Nachbarvölker auch, und erst inspiriert durch den Monotheismus der Perser (welche sie ja von den Babyloniern befreit haben) selber auf Monotheismus umgeschwenkt sind. Und _darum_ steht ab dieser Zeit in den Schriften, man solle keine anderen Götter neben sich haben, und das erklärt auch warum sich dieser Eine Gott in den Bibelgeschichten oft, nunja sagen wir mal: ambivalent verhält (weil die Aktionen mehrerer Götter der alten Tradition auf einen einzigen vereinigt werden).
Womit hoffentlich der Bezug zum Thema hergestellt ist.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: nobody@home am 5.05.2025 | 11:17
Ah, ich hatte angenommen, das wäre klar. Nicht von dem alledem, was du oben genannt hast; die Frage ergibt sich aus dem geschilderten Problem: Die Herausforderung besteht darin, zu vermitteln, was allgemein Gottheiten sind und dass es neben den bekannten "Gottheiten" auch andere gibt. Ob das ein von Außen kommender vermitteln will, oder jemandem innerhalb der Spielwelt das dämmert und er versucht, dieses Wissen zu teilen, spielt dabei keine Rolle.

Die Frage lautet nicht: Wie machst du das verständlich, nur: Hältst du das für eine gute rollenspielerische Herausforderung (um die Frage beantworten zu können, macht es gleichwohl Sinn, das als Herausforderung zu verstehen und mögliche Lösungsstrategien durchzuspielen)?

Für eine passende rollenspielerische Herausforderung halte ich das bestenfalls für eine spezialisierte Gruppe aus Missionars- oder Grammatiklehrer-Spielercharakteren. Dem "normalen" 08/15-Fantasyabenteurer wird das Interesse daran, dieser Art von kleinen fremdsprachlichen Merkwürdigkeiten von sich aus genauer auf den Zahn zu fühlen, nämlich vermutlich recht komplett fehlen.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 5.05.2025 | 13:31
https://acoup.blog/2019/10/25/collections-practical-polytheism-part-i-knowledge/

das hier ist mal eine Darstellung von realem Polytheismus
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Ainor am 5.05.2025 | 13:35
Moses war kein christlicher Ideologe, Moses war überhaupt keine historische Person, es gibt auch keinerlei archäologische Belege für Exodus oder Landnahme in Kanaan, und "seine" Bücher wurden wohl tatsächlich - geht man heute von aus - in der heutigen Form während und nach dem Babylonischen Exil geschrieben. Mutmaßlich waren sie  sie davor auch selber so brave semitische Polytheisten wie alle semitischen Nachbarvölker auch, und erst inspiriert durch den Monotheismus der Perser (welche sie ja von den Babyloniern befreit haben) selber auf Monotheismus umgeschwenkt sind.

Auch das ist alles gröstenteils Spekulation. Aber was wir sicher wissen ist:
1.) Der Monotheismus ist deutlich älter als das Christentum.
2.) Die Juden/Israel waren ziemlich lange (quasi grob bis Konstantin) von Polytheisten umgeben.
3.) Wenn man nicht grade glaubt dass die 10 Gebote vom Himmel gefallen sind dann hat sie irgendjemand zuerst aufgeschrieben. Und den Verfasser nennt man halt traditionell Moses auch wenn wir sonst nichts von ihm wissen.

Der Bauer kennt nicht unwahrscheinlicher Weise ein paar paganistische Ideen und Rituale, die sich in Europa teilweise bis heute gehalten haben.
Ist nicht so dass ganz Zentraleuropa zu der Zeit seit 3000 Jahren monotheistisch gewesen wäre.

Ideen und Rituale klar. Aber nach grob 1000 gab es nicht mehr so viele paganistische Götterdarstellungen etc. in Europa und die Nachbarn waren auch Monotheisten. Und bis zur Renaissance war die Kirche ja auch nicht grade offen für antike Götter. Insofern würde ich vermuten dass Bauern ohne weitere Bildung etc. damals nicht von den vorchristlichen Götter wussten.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: JollyOrc am 5.05.2025 | 13:59
wir könnten jetzt auch noch anhand des Zoos an Schutz- und sonstigen Heiligen, Engeln, Marienverehrung, Dreifaltigkeit und sonstigem Kram darüber diskutieren, wie Monotheistisch das jetzt wirklich sei, insbesondere aus der Laiensicht.

Aber sind wir dann nicht wirklich komplett vom Thema weg? :)

Also:  :btt:
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Kurna am 5.05.2025 | 16:55
Ich würde vermuten, wenn so ein Setting funktionieren soll, dann sollte es relativ isoliert sein. Damit wäre dann ein einfacher Verweis auf die Nachbarvölker X, Y und Z, die jeweils andere Götter haben, nicht (oder zumindest nur schwer) möglich.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: unicum am 5.05.2025 | 17:03
Die Frage lautet nicht: Wie machst du das verständlich, nur: Hältst du das für eine gute rollenspielerische Herausforderung (um die Frage beantworten zu können, macht es gleichwohl Sinn, das als Herausforderung zu verstehen und mögliche Lösungsstrategien durchzuspielen)?

Da kann ich nur für mich selbst sprechen, ich würde da jezt nicht unbedingt mehr Spielspass aus so einer für mich verwirrenden Kulturbeschreibung ziehen. Aber vieleicht bringst du das am Spieltisch wirklich gut hin. Nur von dem Was ich bisher gelesen habe wäre es nicht wirklich etwas für mich, aber ich mag mich ja täuschen - und für andere sprechen ist eh immer schwierig bis unmöglich.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: 6 am 5.05.2025 | 18:23
Zu Frage 1:
Gott und Gottheit sehe ich da als Synonym an. Ob der Begriff jetzt "Gott" oder "Horst" oder "einer der 6" heisst wäre für mich beim Rollenspiel gleich.

Zu Frage 2:
Ich sehe da garkeine rollenspieltechnische Herausforderung. Ich spiele eigentlich keine missionarische Charaktere, ergo braucht mein Charakter den Leuten dort nicht zu erklären an welchen "einer der 6" er jetzt wirklich glaubt.
Ich fürchte das wäre dann eher storytechnisches "Hintergrundrauschen" und nicht wirklich interessant für mich.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: manbehind am 5.05.2025 | 18:32
Wenn die Kultur welche dies so praktiziert nicht im leeren Raum hängt dann frage ich mich warum sie das konzept des Wortes Gott nicht von benachbarten Kulturen übernimmt. Ich meine wenn etwas mobil ist in dieser Welt dann sind es Wörter und Konzepte welche mit den Wörtern verbunden sind.

Es gibt keine alternativen Kulte. Alle anderen Religionen, ihre Vertreter und historische Zeugnisse über sie und mögliche vorherige Konflikte wurden nahezu vollständig ausradiert, so dass praktisch keinerlei Erinnerung an und keinerlei Wissen über sie existiert, ein Zustand, der nun seit mehreren Jahrtausenden andauert. (Es gibt diese Art von Wissen grundsätzlich noch, aber das ist entweder verborgen oder Geheimwissen, d. h. für die Charaktere zunächst nicht zugänglich.)

Die einzige Möglichkeit, wie ich mir vorstellen könnte, zu einem Pantheon von einem halben Dutzend gottesgleichen Wesen zu kommen OHNE die Kategorisierung als Götter einzuführen, wäre wenn die entsprechenden Menschen diese Entitäten als Aspekte so unterschiedlicher Konzepte sehen, dass ihnen eine Gemeinsamkeit völlig abwegig vorkommt bzw. der gemeinsame Aspekt der Allmächtigkeit nicht zum tragen kommt, vielleicht auch weil die Götter so unterschiedlich in ihrem Wirken sind und auch unterschiedlich verehrt werden (z.B. eine Gottheit ist Erde selbst (also in erster Linie Boden und Pflanzen), eine Gottheit der Nachthimmel (also das Nicht-Irdische) und eine Gottheit das Feuer (das offensichtlich irdisch ist, aber nicht wirklich zur Natur gehört) - da wäre ein gemeinsames Konzept zumindest nicht komplett offensichtlich).
Das passt aber nicht mit einer Gruppe herrschsüchtiger Entitäten zusammen, die alle auf die praktisch gleiche Art verehrt werden wollen.

Es gibt ja eine Kategorisierung und auch eine Gemeinsamkeit, es gibt die Zugehörigkeit zum gleichen Pantheon. Diese Kategorie ist freilich nicht sozusagen nach oben offen, wie es „Gottheit“ ja prinzipiell ist. Sie ist geschlossen und exklusiv, genau wie ich oben versucht habe zu beschreiben, dass auch „Gott“ eine abstrakte Kategorie ist, die aber nur ein konkretes Mitglied kennt. Die „Acht“ kann eben konkret nicht über mehr (aber auch nicht weniger) Mitglieder verfügen, als acht.
Grundsätzlich haben die allermeisten Menschen mit den Göttern kaum Berührungspunkte, sondern nur mit ihren Priestern, und deren Lehren geben her, dass es nur „acht“ gibt. Daher ist das Konzept innerweltlich auch ausreichend.

Wo Acht sind, können auch Neun, Zehn, oder Hunderte sein.
Ich halte das für nicht so spannend als Kommunikationsthema.

Innerweltlich – nein, weil es acht sind. Mit deiner Begründung könnte ich auch versuchen, überzeugte Christen davon zu überzeugen, dass wo ein Gott ist, doch auch zwei, drei oder Hunderte sein können. Das mag für uns überzeugend klingen, aber vielleicht nicht für den, den wir überzeugen wollen.


Ich sehe kaum eine Möglichkeit, das über "Vokabeln" zu lösen. Zur Not kennt man andere Religionen aus der Nachbarschaft und erkennt die Verwandtheit. Außerdem finde ich es eigentlich, dass man seinen Gott intim mit dessen Namen ansprechen kann, aber nicht allgemein als dessen "Natur".

Ich glaube, dass werden deine Spieler nicht im Kopf zusammenkriegen.

Was ich mir vorstellen kann, wäre eine Art Tabu, den Gott mit Namen oder einer allgemeinen Bezeichnung anzusprechen. Also ein religiöses Gebot. Statt dessen könnte man nicht eindeutige Gottesbezeichnungen verwenden, also den "HERRN DES MEERES" usw. oder den HERRN DES ROTEN TEMPELS

Andere Religionen sind tatsächlich nicht bekannt, s. o.
Grundsätzlich schwingt für mich bei dem eigentlichen Problem immer die Frage mit, welche inneren definierenden Qualitäten „Gottheit“ eigentlich ausmacht und in welchem Maße Sterbliche das überhaupt erkennen und unterscheiden können. Wie Unterschiede dann sichtbar und vermittelt werden können, ist eine ganz andere Frage.
D. h. Menschen werden sich dann vermutlich eher an echten oder vermeintlichen äußeren oder indirekten Merkmalen abarbeiten, wie z. B. Anzahl und Macht der Priester o. ä. Schwierig. Vielleicht ist auch das ein Holzweg, aber das wären dann Ansätze oder auch Fragen, die Spieler stellen könnten.

Für eine passende rollenspielerische Herausforderung halte ich das bestenfalls für eine spezialisierte Gruppe aus Missionars- oder Grammatiklehrer-Spielercharakteren. Dem "normalen" 08/15-Fantasyabenteurer wird das Interesse daran, dieser Art von kleinen fremdsprachlichen Merkwürdigkeiten von sich aus genauer auf den Zahn zu fühlen, nämlich vermutlich recht komplett fehlen.

Es geht eher darum, sich hier in ein Weltbild hineinzudenken. Ok, aber vielleicht hätte ich dazu schon bei der Formulierung der Frage mehr Hintergrund liefern müssen (ich hatte angenommen, die Nennung der Grundprämisse reicht, damit sie angenommen und Implikationen diskutiert werden können) oder du hast recht und tatsächlich ist das nichts.

Ich würde vermuten, wenn so ein Setting funktionieren soll, dann sollte es relativ isoliert sein. Damit wäre dann ein einfacher Verweis auf die Nachbarvölker X, Y und Z, die jeweils andere Götter haben, nicht (oder zumindest nur schwer) möglich.

In gewisser Weise ist es das, sprich, es gibt keine bekannten anderen Religionen, so dass derartige Vergleichsmöglichkeiten fehlen.

Da kann ich nur für mich selbst sprechen, ich würde da jezt nicht unbedingt mehr Spielspass aus so einer für mich verwirrenden Kulturbeschreibung ziehen. Aber vieleicht bringst du das am Spieltisch wirklich gut hin. Nur von dem Was ich bisher gelesen habe wäre es nicht wirklich etwas für mich, aber ich mag mich ja täuschen - und für andere sprechen ist eh immer schwierig bis unmöglich.

Was genau findest du woran verwirrend und warum?
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: JollyOrc am 5.05.2025 | 18:40
Innerweltlich – nein, weil es acht sind. Mit deiner Begründung könnte ich auch versuchen, überzeugte Christen davon zu überzeugen, dass wo ein Gott ist, doch auch zwei, drei oder Hunderte sein können. Das mag für uns überzeugend klingen, aber vielleicht nicht für den, den wir überzeugen wollen.

damit meine ich nicht "ich überzeuge Dich, dass es mehr als 8 von denen gibt", sondern "wenn es das Konzept von Acht gibt, kann man auch über das Konzept von 9, 10, etc. reden." Damit habe ich noch niemanden überzeugt, aber ich kann drüber reden. (was ja die Ausgangsherausforderung war: "wie rede ich mit den Leuten, wenn es das Wort für Gottheit nicht gibt")
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Carus am 5.05.2025 | 19:16
Moin! Eine Regionalbeschreibung gibt vor, dass eine bestimmte fremde Sprache kein Wort für "Gottheit" kennt.

Frage 1:
Würdet ihr dann auch automatisch davon ausgehen, dass die Sprache auch kein Wort für "Gott" kennt, weil beide Begriffe im RPG-Kontext quasi synonym verwendet werden?

In der betreffenden Kultur werden bestimmte Gottheiten sehr wohl verehrt. Sie hat nur keine Sprache für das allgemeine Konzept "Gottheit". Das führt dazu, das menschliche Besucher anderer Kulturen den Gedanken, dass es auch andere Gottheiten gibt, die woanders verehrt werden, nicht ausdrücken können bzw. dieser eben nicht verstanden wird, weil die Bedeutung von "Gottheit" unbekannt ist, damit es überhaupt im Plural gedacht werden kann.

Vielleicht sind ja einige theologische Überlegungen hilfreich :)

Joseph Ratzinger (sollte hier bekannt sein Benedikt XVI.) unterscheidet zwischen dem Gott der Philosophen und dem Gott des Glaubens. Mit dem Gott der Philosophen ist eher das abstrakte Prinzip gemeint, das rational erschlossen wird und jenseits von persönlicher Beziehung steht oder der Gott, der logisch hergeleitet wird. Philosophie meint hier die antike Philosophie, das Denken von Aristoteles oder Platon waren wichtige Bezugspunkte für das Frührichstentum. (Für Ratzinger waren Platon und Aristoteles mit ihrer Philosophie bereits der erste Schritt weg von Mythos und Polytheismus)

Der Gott des Glaubens ist dagegen der lebendige, persönliche Gott, der sich den Menschen offenbart, in der Geschichte handelt und der im Judentum und Christentum gesehen wird.

Ratzinger argumentiert, dass der christliche Gottesbegriff beide unterschiedliche Konzepte in sich vereint. In deinem Fall könnte man aber sagen, dass hier nur der Gott bzw. die Götter des Glaubens bekannt sind (wenn man «verehren» auch als eine persönliche Beziehung versteht) während der philosophische Gott als abstraktes Prinzip und Begriff nicht vorkommt. Das würde dann aber bedingen, dass diese Götter weniger gewisse Eigenschaften oder Konzepte repräsentieren, wie die antiken Götter, die gut auf Begriffe zu bringen sind. Sondern sich sehr konkret und lebendig offenbaren und sich die Gläubigen daher nicht bemüssigt sehen, Konzepte und Begriffe aufzustellen, um die Erfahrung zu bezeichnen.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: manbehind am 5.05.2025 | 19:18
damit meine ich nicht "ich überzeuge Dich, dass es mehr als 8 von denen gibt", sondern "wenn es das Konzept von Acht gibt, kann man auch über das Konzept von 9, 10, etc. reden." Damit habe ich noch niemanden überzeugt, aber ich kann drüber reden. (was ja die Ausgangsherausforderung war: "wie rede ich mit den Leuten, wenn es das Wort für Gottheit nicht gibt")

Danke für die Klarstellung :)
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Haukrinn am 5.05.2025 | 19:22
Es gibt keine alternativen Kulte. Alle anderen Religionen, ihre Vertreter und historische Zeugnisse über sie und mögliche vorherige Konflikte wurden nahezu vollständig ausradiert, so dass praktisch keinerlei Erinnerung an und keinerlei Wissen über sie existiert, ein Zustand, der nun seit mehreren Jahrtausenden andauert. (Es gibt diese Art von Wissen grundsätzlich noch, aber das ist entweder verborgen oder Geheimwissen, d. h. für die Charaktere zunächst nicht zugänglich.)

So eine totale Unterdrückung ist ja eigentlich nur mit einem soliden eisernen Vorhang möglich. Wenn Handel und Kunst, ja sogar Sprache dazwischen funken, wird daraus nichts. Außerdem denke ich, dass der Klerus da wirklich sehr, sehr gründlich vorgegangen sein muss und immer noch vorgeht. Das erfordert auch viel Unterstützung vom einfachen Volk. Vom Denunziantentum bis hin zur blinden Gefolgssamkeit.

Zitat
Andere Religionen sind tatsächlich nicht bekannt, s. o.

S.o.

Zitat
Grundsätzlich haben die allermeisten Menschen mit den Göttern kaum Berührungspunkte, sondern nur mit ihren Priestern, und deren Lehren geben her, dass es nur „acht“ gibt. Daher ist das Konzept innerweltlich auch ausreichend.

Das ist ja in Ordnung und macht die gesamte Struktur sehr "weltlich". Irgendwie klingt das für mich damit auch nicht so realitätsfern. Das ist quasi "nur" Nordkorea mit anderer Herrschaftslegitimation. Faktisch taucht dann aber Religion nicht wirklich in der Gleichung auf. Der Klerus ist dann einfach nur eine umdeklarierte Staatspartei und der Herrscher ist halt genau das.

Zitat
Grundsätzlich schwingt für mich bei dem eigentlichen Problem immer die Frage mit, welche inneren definierenden Qualitäten „Gottheit“ eigentlich ausmacht und in welchem Maße Sterbliche das überhaupt erkennen und unterscheiden können. Wie Unterschiede dann sichtbar und vermittelt werden können, ist eine ganz andere Frage.
D. h. Menschen werden sich dann vermutlich eher an echten oder vermeintlichen äußeren oder indirekten Merkmalen abarbeiten, wie z. B. Anzahl und Macht der Priester o. ä. Schwierig. Vielleicht ist auch das ein Holzweg, aber das wären dann Ansätze oder auch Fragen, die Spieler stellen könnten.

Das hängt ja auch davon ab, wie Religion in der Spielwelt funktioniert. Wenn sich das am realweltlichen orientiert (siehe auch diesen wirklich fantastischen Fachbeitrag zum Polytheismus weiter oben), würde das Sinn ergeben. Aber dann haben andere Religionen da wahrscheinlich wirklich keine Chance. Die örtliche Religion hat durch die weltliche Exekutive das komplette Leben der "einfachen Leute" im Griff. Punkt. Eine "Revolution" wäre da wohl eher eine soziale als eine religiöse Geschichte. Wenn Religion in anderen Ländern eher so ein D&D-Zeug ist, und ein Kleriker von draußen einfach mal Wunden heilt oder Feuer vom Himmel regnen lässt, dann sieht das anders aus. Denn dann ist göttliche Macht für alle direkt erfahrbar. Und damit auch vergleichbar.

Zitat
Es geht eher darum, sich hier in ein Weltbild hineinzudenken. Ok, aber vielleicht hätte ich dazu schon bei der Formulierung der Frage mehr Hintergrund liefern müssen (ich hatte angenommen, die Nennung der Grundprämisse reicht, damit sie angenommen und Implikationen diskutiert werden können) oder du hast recht und tatsächlich ist das nichts.

Na, so isoliert betrachtet als einzelner Aspekt ist das mit der Religion nichts. Kann aber halt was werden, wenn man die Perspektive auf die Kultur als Ganzes ausdehnt und das dann entsprechend miteinander in Verbindung bringt. Dann würde ich aber auch vermuten, dass die SC sich mit der Religionsfrage überhaupt nicht auseinander setzen müssen. Sondern damit, dass sie allumfassend in dieser Kultur immer und überall fehl am Platz sind. Und 99% aller ihnen wohl nur mit Furcht und Hass begegnen werden.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Zocat am 6.05.2025 | 16:15
Ich persönlich würde einfach Vergleiche heranziehen.   
"Es ist ein Wesen wie Zeus" oder falls "Zeus" keinen Namen hat "Es ist ein Wesen wie eines aus dem Pantheon/ wie eines welches ihr verehrt". Ob ich nun Gott/Wesen/Kreatur/Herrscher benutze oder abstrakter werde mit zB "Macht" oder gar "Etwas" ist denke ich egal. Solange ich den "Gott" in irgendeiner Weise referenzieren kann ist es möglich. Danach kann man evt Unterschiede herausarbeiten ("Es ist ein Wesen wie dein Pferd nur mit einem Horn auf der Stirn"). 
Das sollte für einen Dialog reichen, überzeugen, dass so ein Wesen auch existiert, ist natürlich etwas anderes. 
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: unicum am 6.05.2025 | 16:33
Es gibt keine alternativen Kulte. Alle anderen Religionen, ihre Vertreter und historische Zeugnisse über sie und mögliche vorherige Konflikte wurden nahezu vollständig ausradiert, so dass praktisch keinerlei Erinnerung an und keinerlei Wissen über sie existiert, ein Zustand, der nun seit mehreren Jahrtausenden andauert. (Es gibt diese Art von Wissen grundsätzlich noch, aber das ist entweder verborgen oder Geheimwissen, d. h. für die Charaktere zunächst nicht zugänglich.)

Auf meinen wichtigsten Passuns bist du nicht konkret eingegangen. Du schreibst "Kulturbeschreibung" jezt liest es sich für mich als wäre es ein abgeschlossener Bereich mit 0 Kontakten nach "aussen". (was immer aussen auch ist) Denn mein Ansatz war eigentlich das sobald so eine Kultur sich mit einer anderen berührungspunkte hat es zu Austausch kommt. Austausch von Ideen, Wörtern und in guter Römischer Tradition auch mal Göttern.

Du bringst nun noch mehrere Jahrtausende ins Spiel. Schau mal was sich bei den wirklich Alten Religionen getan hat, das Christentum hat nun zweitausend Jahre auf dem Buckel. Aus der Römischen Kirchen sind einige Dinge rausgefallen hin bis zu kleinen Sekten - und ja das gab es eigentlich immer das ist nicht wirklich etwas neues. Der Islam als die neuste Buchreligion ist auch alles andere als einheitlich. Das Judentum - da kenn ich mich weniger aus.

Was genau findest du woran verwirrend und warum?

Naja mit das erste was Menschen (*) machen wenn sie etwas neues sehen, erfahren, bla bla ist das sie dem ding einen Namen geben damit sie mit anderen darüber sprechen können. Neuste Beispiele sind etwa Dunkle Materie, Dunkle Energie - niemand weis was das eine oder andere ist (so wie das auch mit Gott niemand weis) aber es hat zumindest schon mal einen Namen.

* - also Menschen hier auf der Erde,... und vieleicht auch nicht alle. Manche kürzen auch einfach dinge ab und dann wird vieleicht UFO draus.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: nobody@home am 6.05.2025 | 17:10
* - also Menschen hier auf der Erde,... und vieleicht auch nicht alle. Manche kürzen auch einfach dinge ab und dann wird vieleicht UFO draus.

Das "unknown faith object" gewissermaßen. ~;D
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: manbehind am 6.05.2025 | 18:35
Ich persönlich würde einfach Vergleiche heranziehen.   
"Es ist ein Wesen wie Zeus" oder falls "Zeus" keinen Namen hat "Es ist ein Wesen wie eines aus dem Pantheon/ wie eines welches ihr verehrt". Ob ich nun Gott/Wesen/Kreatur/Herrscher benutze oder abstrakter werde mit zB "Macht" oder gar "Etwas" ist denke ich egal. Solange ich den "Gott" in irgendeiner Weise referenzieren kann ist es möglich. Danach kann man evt Unterschiede herausarbeiten ("Es ist ein Wesen wie dein Pferd nur mit einem Horn auf der Stirn"). 
Das sollte für einen Dialog reichen, überzeugen, dass so ein Wesen auch existiert, ist natürlich etwas anderes.

Danke. Ich denke mittlerweile, dass ich einen Teil des Problems falsch verstehe, denn die Spieler werden schnell mutmaßen, dass es sich bei den Acht um unbekannte Götter handelt. Für die SCs ist das zunächst nicht klar, weil die Götter sich ihnen ja nicht vorstellen. Sie können ebenfalls mutmaßen, dass es sich um unbekannte Götter handelt - aber ebensogut kann es sich um Dämonen, Geister oder rein mythologische Figuren handeln, die kultisch verehrt werden, ohne dass eine echte Gottheit dahintersteht.

Von daher ist der Ansatz, dass die Charaktere von der Rolle der Götter in ihrer Welt erzählen und gar nicht versuchen, einen direkten Vergleich zu den Acht herzustellen, vielleicht sinnvoller. Ob sich Spielern so ein Ansatz erschließt ist eine andere Frage, aber wenn das eingangs geschilderte Problem gar nicht explizit genannt wird, ist es vermutlich wahrscheinlicher. Mal gucken.

Auf meinen wichtigsten Passuns bist du nicht konkret eingegangen. Du schreibst "Kulturbeschreibung" jezt liest es sich für mich als wäre es ein abgeschlossener Bereich mit 0 Kontakten nach "aussen". (was immer aussen auch ist) Denn mein Ansatz war eigentlich das sobald so eine Kultur sich mit einer anderen berührungspunkte hat es zu Austausch kommt. Austausch von Ideen, Wörtern und in guter Römischer Tradition auch mal Göttern.

Du bringst nun noch mehrere Jahrtausende ins Spiel. Schau mal was sich bei den wirklich Alten Religionen getan hat, das Christentum hat nun zweitausend Jahre auf dem Buckel. Aus der Römischen Kirchen sind einige Dinge rausgefallen hin bis zu kleinen Sekten - und ja das gab es eigentlich immer das ist nicht wirklich etwas neues. Der Islam als die neuste Buchreligion ist auch alles andere als einheitlich. Das Judentum - da kenn ich mich weniger aus.

Es gibt schon unterschiedliche Kulturen, aber die Kulte sind im Grunde gleich.

Grundsätzlich zielt dein Einwand - wie der von anderen ja auch - darauf ab, dass die Grundprämisse, dass es kein Wort für "Gottheit" gibt, aus unterschiedlichen Gründen, die aber alle von außen angeführt werden, nicht plausibel ist. Ich teile diese Meinung nicht und bin im Gegenteil der Auffassung, dass eine Fantasywelt, in der das möglich ist, grundsätzlich denkbar sein muss und es auch ist, solange die Welt in sich stimmig und plausibel ist und es keine groben internen Widersprüche gibt. Das kann ich hier aber allenfalls skizzieren.

Naja mit das erste was Menschen (*) machen wenn sie etwas neues sehen, erfahren, bla bla ist das sie dem ding einen Namen geben damit sie mit anderen darüber sprechen können. Neuste Beispiele sind etwa Dunkle Materie, Dunkle Energie - niemand weis was das eine oder andere ist (so wie das auch mit Gott niemand weis) aber es hat zumindest schon mal einen Namen.

* - also Menschen hier auf der Erde,... und vieleicht auch nicht alle. Manche kürzen auch einfach dinge ab und dann wird vieleicht UFO draus.
.
Menschen neigen dazu, Dingen, die sie nicht verstehen, eine Bezeichnung oder einen Namen zu geben und dann zu glauben, sie hätten das dahinterstehende Problem gelöst; "to explain away the problem", wie man wohl sagt. In der Physik wiederum wurde und wird die Existenz bestimmter Größen, deren Eigenschaften dann in termini der relevanten Theorie definiert werden, einfach postuliert - und geglaubt, solange die Theorie funktioniert. Möglichweise wird die Existenz dieser Größen dann irgendwann "bewiesen", das ist aber für die Funktionsfähigkeit der Theorie und ihre Produktivität ohne Relevanz.

Aber:

Die Acht haben Einzelnamen, und sie haben auch einen "Sammelbegriff". Der musste bisher nur nie erweitert werden, weil er ausreichend war. Das ist nun einmal eine Grundprämisse der Welt, die nicht verhandelbar ist.

Dass "Götter" innerweltlich "Dinge" oder "Wesen" sind, von denen eigentlich niemand genau weiß, über was er spricht, wenn er über sie spricht, das ist hier tatsächlich genau mein Punkt. Denn Götter sind nicht direkt erfahrbar, sondern üblicherweise ist ihre Existenz nur indirekt erfahrbar, also durch Wunder, Visionen, göttliche Boten oder ähnliches. Bei diesen indirekten Erfahrungen weiß man aber nicht, ob sie wirklich von einem "Gott" stammen oder nur von sehr mächtigen Dämonen, Geistern, Zauberern o. ä. Es gibt hier keine letzte Gewissheit (es sei denn, dass Spiel setzt etwas anderes, etwa, dass bestimmte Dinge einfach von jedem, der sie sieht, als "göttlich" und nicht als "dämonisch" verstanden werden).

D. h. man kann sich innerweltlich nicht über die Götter selbst, sondern nur über indirekte Erfahrungen mit ihnen oder ihren Dienern und Mythen, Geschichten o. ä. unterhalten. Aber letztlich gibt es keine Gewissheit, ob man tatsächlich über die gleichen Dinge spricht. Bei Sachen, die man sehen, anfassen und auf die man zeigen kann oder die direkt erfahrbar sind, sei es "Schwert", "Feuer" oder auch "Schmerz", ist es relativ einfach, zu überprüfen, ob man von der gleichen Sache spricht. Das ist bei Göttern etwas anderes.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: 6 am 6.05.2025 | 21:23
Grundsätzlich zielt dein Einwand - wie der von anderen ja auch - darauf ab, dass die Grundprämisse, dass es kein Wort für "Gottheit" gibt, aus unterschiedlichen Gründen, die aber alle von außen angeführt werden, nicht plausibel ist. Ich teile diese Meinung nicht und bin im Gegenteil der Auffassung, dass eine Fantasywelt, in der das möglich ist, grundsätzlich denkbar sein muss und es auch ist, solange die Welt in sich stimmig und plausibel ist und es keine groben internen Widersprüche gibt. Das kann ich hier aber allenfalls skizzieren.
Wenn Deine Spieler da mit Dir auf einer Linie sind, dann brauchst Du Dir da keine Gedanken drum machen.
Allerdings fürchte ich, dass viele Spieler eher die gleichen Probleme mit dem Konzepz haben, wie sie hier von mehreren Usern beschrieben wurden. Da hilft ein "für mich ist das plausibel. Punkt!" leider nicht viel. Ich denke, dass Du ja ein Stimmungsbild haben wolltest, wie andere Spieler mit dem Konzept umgehen. Sieht danach so aus, dass es dem Thread zu urteilen dann häufig zu Schwierigkeiten kommen kann.
Solltest Du vielleicht im Hinterkopf haben, wenn die Reaktion der Spieler nicht so ausfällt wie Du es Dir erhoffst.
Zitat
.
Menschen neigen dazu, Dingen, die sie nicht verstehen, eine Bezeichnung oder einen Namen zu geben und dann zu glauben, sie hätten das dahinterstehende Problem gelöst; "to explain away the problem", wie man wohl sagt. In der Physik wiederum wurde und wird die Existenz bestimmter Größen, deren Eigenschaften dann in termini der relevanten Theorie definiert werden, einfach postuliert - und geglaubt, solange die Theorie funktioniert. Möglichweise wird die Existenz dieser Größen dann irgendwann "bewiesen", das ist aber für die Funktionsfähigkeit der Theorie und ihre Produktivität ohne Relevanz.

Aber:

Die Acht haben Einzelnamen, und sie haben auch einen "Sammelbegriff". Der musste bisher nur nie erweitert werden, weil er ausreichend war. Das ist nun einmal eine Grundprämisse der Welt, die nicht verhandelbar ist.

Dass "Götter" innerweltlich "Dinge" oder "Wesen" sind, von denen eigentlich niemand genau weiß, über was er spricht, wenn er über sie spricht, das ist hier tatsächlich genau mein Punkt. Denn Götter sind nicht direkt erfahrbar, sondern üblicherweise ist ihre Existenz nur indirekt erfahrbar, also durch Wunder, Visionen, göttliche Boten oder ähnliches. Bei diesen indirekten Erfahrungen weiß man aber nicht, ob sie wirklich von einem "Gott" stammen oder nur von sehr mächtigen Dämonen, Geistern, Zauberern o. ä. Es gibt hier keine letzte Gewissheit (es sei denn, dass Spiel setzt etwas anderes, etwa, dass bestimmte Dinge einfach von jedem, der sie sieht, als "göttlich" und nicht als "dämonisch" verstanden werden).

D. h. man kann sich innerweltlich nicht über die Götter selbst, sondern nur über indirekte Erfahrungen mit ihnen oder ihren Dienern und Mythen, Geschichten o. ä. unterhalten. Aber letztlich gibt es keine Gewissheit, ob man tatsächlich über die gleichen Dinge spricht. Bei Sachen, die man sehen, anfassen und auf die man zeigen kann oder die direkt erfahrbar sind, sei es "Schwert", "Feuer" oder auch "Schmerz", ist es relativ einfach, zu überprüfen, ob man von der gleichen Sache spricht. Das ist bei Göttern etwas anderes.
Du beschreibst da die realweltliche Situation für alle Religionen. Die Gläubigen jeder realweltlichen Religion mit Göttern haben eine Vorstellung von diesen Göttern und sie benutzen genauso einen "Sammelbegriff" der halt in jeder Kultur anders entstanden ist. Dieser "Sammelbegriff" in Deiner beschriebenen Kultur kann also als "Gott" oder "Gottheit" ins Deutsche übersetzt werden. Und damit hast Du ein Konzept für diese Wesenheiten. Dass die verschiedenen Kulturen dann etwas verschiedene Vorstellungen von diesen Wesen haben, ist natürlich klar. Das bringt aber im Spiel nur das Element "Missverständnis". Wenn Du das im Spiel haben willst, dann Feuer frei. :)

Nur kurzer Disclamer: Ich werde hier keine Diskussion über Konzepte realweltlicher Religionen führen. Wenn Du glaubst dass der Gott Deiner Religion real existiert und "anfassbar" ist, dann sage ich sofort: Agree to disagree.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: nobody@home am 6.05.2025 | 21:48
Nur kurzer Disclamer: Ich werde hier keine Diskussion über Konzepte realweltlicher Religionen führen. Wenn Du glaubst dass der Gott Deiner Religion real existiert und "anfassbar" ist, dann sage ich sofort: Agree to disagree.

Kann ich für mich nachvollziehen. Ich bin ja beispielsweise der Ansicht, daß zwischen realen Religionen, die sich ihre Götter aus meiner Sicht recht offensichtlich zurechtdefinieren, wie's ihnen gerade in den Kram paßt, und einer Welt mit realen und aktiven Göttern, die sich so etwas ebenso offensichtlich vermutlich verbitten würden und auch die Macht hätten, das durchzusetzen, ein konzeptioneller Abgrund mindestens so weit wie Ginnungagap (https://de.wikipedia.org/wiki/Ginnungagap) klafft...aber auch darüber kann man streiten. :)
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Ainor am 7.05.2025 | 08:40
Kann ich für mich nachvollziehen. Ich bin ja beispielsweise der Ansicht, daß zwischen realen Religionen, die sich ihre Götter aus meiner Sicht recht offensichtlich zurechtdefinieren, wie's ihnen gerade in den Kram paßt, und einer Welt mit realen und aktiven Göttern, die sich so etwas ebenso offensichtlich vermutlich verbitten würden und auch die Macht hätten, das durchzusetzen, ein konzeptioneller Abgrund mindestens so weit wie Ginnungagap (https://de.wikipedia.org/wiki/Ginnungagap) klafft...aber auch darüber kann man streiten. :)

Wieso? Schau dir an wie weltweit über dasselbe reale Ereigniss gesprochen/geschrieben wird. Ich glaube "zurechtdefinieren, wie's gerade in den Kram paßt" trifft das schon recht gut.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Paßwächter am 7.05.2025 | 10:23
Ich kann ebenfalls nur dringend empfehlen, den von Lichtschwerttänzer oben verlinkten Text von Devereaux zum Polytheismus (https://www.tanelorn.net/index.php?action=post;quote=135279171;topic=130438.25;last_msg=135279563) zu lesen.

Für die, die das nicht möchten, gibt es dankenswerterweise eine Art TL;DR:
Zitat
-    Polytheistic religion is less about ethics or worldview and more about achieving practical results, by venerating, pleasing or appeasing the right gods.
-    Because many gods can produce practical results for you – both good and bad! – you cannot pick and choose, but must venerate many of the relevant gods.
-    A society learns how to do this by doing: successful practices are codified into tradition and repeated, creating a body of knowledge about the gods which is carried on through generations by tradition.

Übersetzung:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Das heißt:
Zitat
D. h. man kann sich innerweltlich nicht über die Götter selbst, sondern nur über indirekte Erfahrungen mit ihnen oder ihren Dienern und Mythen, Geschichten o. ä. unterhalten.
Wenn Devereaux richtig liegt (und es gibt allerhand, was dafür spricht, daß er richtig liegt), dann ist das falsch. Das, worüber man sich innerweltlich unterhält, ist ein Beziehungsgeschehen, und zwar gerade im mediterranen Polytheismus ein direktes Beziehungsgeschehen.

Zitat
I want to start with a key observation, without which much of the rest of this will not make much sense: rituals are supposed to be effective.
Und wenn es kein Ritualgeschehen gibt – dann wäre zu prüfen, ob es sich beim Betrachteten überhaupt um etwas handelt, was mit „Götter“ oder „Gottheiten“ richtig bezeichnet ist.
Ich plädiere also für die Variante:
Zitat
Von daher ist der Ansatz, dass die Charaktere von der Rolle der Götter in ihrer Welt erzählen und gar nicht versuchen, einen direkten Vergleich zu den Acht herzustellen, vielleicht sinnvoller.

Ein Gedankenspiel dazu:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Der Gnarzpriester kann also gerne seine Wunderchen demonstrieren, wo und wie er mag. Er kann es nur innerhalb des Kosmos, den die Macht #-heiten bestimmen. Wenn alles Volk staunend bewundert, was der Gnarzpriester als Ausweis seines lokalen Einflußhaberchens zu demonstrieren imstande ist – es ist doch eingehegt in den Festlegungen der Macht #-heiten.

Entsprechend könnte man die fiktiven „Verkündiger“ an Scientizisten anlehnen, die andere Religionen als etwas betrachten, was sich kontingent entwickeln kann, was aber letztlich über Marotten nicht hinausgeht. Die Macht #-heiten haben nichts gegen solche Marotten innerhalb der Gegebenheiten, denen auch jene ja nolens-volens absoluten Gehorsam zollen. Sie sind viel zu unerheblich. Was andererseits nicht heißt, daß so ein lokales Machthaberchen nicht doch ein gewisses Potential hat, Dinge so oder so zu gestalten, und man sich darum näher mit ihm befassen sollte. (Siehe dazu v.a. auch Teil IV der Polytheismus-Reihe.)

Edit:
Zitat
Ich glaube "zurechtdefinieren, wie's gerade in den Kram paßt" trifft das schon recht gut.
Auch hier: Devereaux lesen!
Wenn man nicht gerade eine komplett neue Religion rund um ein Nudel-Cthulhu o.ä. ins Leben ruft, bekommt man es mit Tradition zu tun. Und selbst die Neogenesen verheddern sich offenkundig in Traditionen.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Haukrinn am 7.05.2025 | 10:43
Das heißt:Wenn Devereaux richtig liegt (und es gibt allerhand, was dafür spricht, daß er richtig liegt), dann ist das falsch. Das, worüber man sich innerweltlich unterhält, ist ein Beziehungsgeschehen, und zwar gerade im mediterranen Polytheismus ein direktes Beziehungsgeschehen.

Ja und nein, da wäre rituelle Handlung von Erzählung, die wir im Polytheismus ja auch zu Hauf haben, zu trennen. Legendenwerk und Mythen untermauern natürlich die Nähe zu den Göttern, deshalb ist das schon wichtig. Das gilt insbesondere für die Götter, deren Wirkungsbereiche man im Alltag vielleicht nicht so häufig berührt. Neben dem direkten Beziehungsgeschehen gibt es damit weitere Anknüpfungspunkte. Der Zweck unterscheidet sich aber sicherlich von dem, was man in einer Buchreligion findet.

Und wenn es kein Ritualgeschehen gibt – dann wäre zu prüfen, ob es sich beim Betrachteten überhaupt um etwas handelt, was mit „Götter“ oder „Gottheiten“ richtig bezeichnet ist.

Das wäre tatsächlich eine irrelevante Frage. Ob Kulthandlung oder nicht ist ja eine situative Entscheidung, keine kategorative. Die Unterscheidung in Götter, Geister, Dämonen, Elfen, Ahnen ist daran kaum festzumachen (und im polytheistischen Weltbild, vor allem bei "normalen" Vertretern, die keine explizite und dauerhafte Rolle im Kult wahrnehmen, auch unnötig). Übergänge sind da auch in der Mythenwelt oft fließend und nicht selten eine bloße Frage der Perspektive oder des Aufbaus einer Geschichte.

Ritualistik erlaubt auch keine Kategorisierung. Dem Hofkobold werden auch Opferriten zuteil, und Uropa und Uroma kommen da ebenfalls nicht zu kurz. Eigentlich ist das auch Teil des Pragmatismus, von dem Deveraux spricht.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: nobody@home am 7.05.2025 | 11:24
Wieso? Schau dir an wie weltweit über dasselbe reale Ereigniss gesprochen/geschrieben wird. Ich glaube "zurechtdefinieren, wie's gerade in den Kram paßt" trifft das schon recht gut.

Im realen Leben hat's ja eben recht offensichtlich keine Götter, die Möchtegern-Ketzer kurzerhand per warnendem Blitzschlag oder ähnlichen recht unmißverständlichen Omen zurechtweisen könnten (oder wenn es sie i-wo doch geben sollte, geht ihnen Anbetung entweder völlig am göttlichen Allerwertesten vorbei oder aber sie haben so viel Angst vor was-auch-immer, daß sie sich einfach nicht aus der Wir-tun-so-als-wären-wir-gar-nicht-da-Deckung trauen). :) Entsprechend läßt sich dieses Denkschema schlecht in eine Fantasywelt mit "echten" Göttern übertragen, die zu solchen Dingen dann eben doch fähig sind...gerade Religion sollte da eigentlich nur so und nicht anders funktionieren, wie und als es den Großen Chefs des Universums (tm) gefällt.

Entsprechend gälte dann für den in diesem Faden angenommenen Fall von religiösen Totalisolationisten, daß es wohl ihre Götter selbst sein müssen, die mächtig genug sind, alle anderen Götter derselben Welt aus ihrem Revier herauszuhalten. Damit hätten wir dann aber auch gleich einen wesentlich größeren Konflikt als bloß einen rein grammatischen oder kulturellen...
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Feuersänger am 7.05.2025 | 11:37
Da möchte ich nobody beispringen bzw in die gleiche Kerbe hauen: Devereaux spricht nicht von realen Göttern in einer Fantasywelt, sondern von Fantasygöttern in einer realen Welt.
Somit haben seine Aussagen absolut

NULL

zwingende Relevanz für ein Fantasysetting in dem die Götter real sind.
Fantasy-Polytheismus kann vollständig genau so funktionieren, wie ein Settingdesigner sich das vorstellt.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Ainor am 7.05.2025 | 12:27
Im realen Leben hat's ja eben recht offensichtlich keine Götter, die Möchtegern-Ketzer kurzerhand per warnendem Blitzschlag oder ähnlichen recht unmißverständlichen Omen zurechtweisen könnten (oder wenn es sie i-wo doch geben sollte, geht ihnen Anbetung entweder völlig am göttlichen Allerwertesten vorbei oder aber sie haben so viel Angst vor was-auch-immer, daß sie sich einfach nicht aus der Wir-tun-so-als-wären-wir-gar-nicht-da-Deckung trauen). :) Entsprechend läßt sich dieses Denkschema schlecht in eine Fantasywelt mit "echten" Göttern übertragen, die zu solchen Dingen dann eben doch fähig sind...gerade Religion sollte da eigentlich nur so und nicht anders funktionieren, wie und als es den Großen Chefs des Universums (tm) gefällt.

Aber sind es denn in der typischen Fantasy wirklich die "Großen Chefs des Universums" die andauernd elektrische Ermahnungen verteilen? Ich sehe da eher diskrete Supermächte die Sterbliche mit Magie bewaffnen und Stellvertreterkriege führen.

Entsprechend gälte dann für den in diesem Faden angenommenen Fall von religiösen Totalisolationisten, daß es wohl ihre Götter selbst sein müssen, die mächtig genug sind, alle anderen Götter derselben Welt aus ihrem Revier herauszuhalten. Damit hätten wir dann aber auch gleich einen wesentlich größeren Konflikt als bloß einen rein grammatischen oder kulturellen...

Naja, vielleicht lohnt es sich nicht Propheten an irgend so eine Insel am Ende der Welt zu schicken um zu versuchen dorthin zu expandieren.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Haukrinn am 7.05.2025 | 12:34
Fantasy-Polytheismus kann vollständig genau so funktionieren, wie ein Settingdesigner sich das vorstellt.

Und genau das macht es so schwer, weil sich manbehind eben dazu komplett ausschweigt.  ;)
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: nobody@home am 7.05.2025 | 12:59
Aber sind es denn in der typischen Fantasy wirklich die "Großen Chefs des Universums" die andauernd elektrische Ermahnungen verteilen? Ich sehe da eher diskrete Supermächte die Sterbliche mit Magie bewaffnen und Stellvertreterkriege führen.

Für klassisches D&D gilt das sicher, weswegen ich dessen Götter auch nicht als besonders "echt" betrachte. Wenn Thor nur in seiner eigenen Existenzebene janz weit drusse herumdonnert und auf das tatsächliche Wetter bei den Sterblichen selbst nicht den geringsten Einfluß hat (außer vielleicht indirekt über einen Kleriker)...warum soll seine Existenz irgendjemanden "da unten" überhaupt kümmern? Das ist ja recht offensichtlich nicht der Thor, der sich in den entsprechenden realweltlichen Mythen auch schon mal schlicht persönlich ohne großes Trara irgendwo auf Midgard sehen läßt...

Zitat
Naja, vielleicht lohnt es sich nicht Propheten an irgend so eine Insel am Ende der Welt zu schicken um zu versuchen dorthin zu expandieren.

Vielleicht könnte man ja einfach mal selbst da vorbeischauen, wenn man sich schon überhaupt Gott schimpft. Und wenn man dann davor Angst hat, vielleicht sogar aus guten Gründen (weil die anderen Götter dort halt fieser und mächtiger sind als man selbst)...dann ist deren Präsenz natürlich erst recht ein Problem.

Das wäre halt auch so ein grundlegender Unterschied: in unserer Welt sind Götter Fantasiegestalten und deswegen an die Kulturen gebunden, die sie sich ausgedacht haben bzw. später zu Fans geworden sind. Reale Götter, insbesondere solche, die schon vor den Sterblichen selbst da waren, hätten diese Einschränkung aber nicht automatisch auch -- tatsächlich wäre es bei so einer Welt sogar recht plausibel, wenn sie wenigstens in den "großen" Dingen einfach überall von denselben Göttern regiert würde und es entsprechend auch nur eine einzige, überall weitgehend einheitliche Weltreligion gäbe. Daß man diesen Fall nicht öfter sieht, ist aus meiner Sicht tatsächlich wenigstens teilweise die Schuld von Weltenbauern, die ihre Ideen nicht zu Ende denken.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Ainor am 7.05.2025 | 13:44
Für klassisches D&D gilt das sicher, weswegen ich dessen Götter auch nicht als besonders "echt" betrachte. Wenn Thor nur in seiner eigenen Existenzebene janz weit drusse herumdonnert und auf das tatsächliche Wetter bei den Sterblichen selbst nicht den geringsten Einfluß hat (außer vielleicht indirekt über einen Kleriker)...warum soll seine Existenz irgendjemanden "da unten" überhaupt kümmern?

Also in 5E haben Drachen etc. regionale Effekte. Daher ist davon auszugehen dass Götter globale Effekte haben, und wenn z.B. Thor draufgeht dann funktionieren Gewitter halt nicht mehr richtig.

Das ist ja recht offensichtlich nicht der Thor, der sich in den entsprechenden realweltlichen Mythen auch schon mal schlicht persönlich ohne großes Trara irgendwo auf Midgard sehen läßt...

Je nach Welt laufen D&D Götter ja auch schonmal einfach so rum. Aber sie sind halt logischerweise meistens nicht die Hauptfiguren.

Vielleicht könnte man ja einfach mal selbst da vorbeischauen, wenn man sich schon überhaupt Gott schimpft. Und wenn man dann davor Angst hat, vielleicht sogar aus guten Gründen (weil die anderen Götter dort halt fieser und mächtiger sind als man selbst)...dann ist deren Präsenz natürlich erst recht ein Problem.

Bei Thor wäre ein möglicher Grund einfach: keine Lust. Aber es kann auch jede menge andere Gründe geben die dazu führen dass Götter sich die Expansion genauso überlegen müssen wie eine Fastfoodkette.

Reale Götter, insbesondere solche, die schon vor den Sterblichen selbst da waren, hätten diese Einschränkung aber nicht automatisch auch -- tatsächlich wäre es bei so einer Welt sogar recht plausibel, wenn sie wenigstens in den "großen" Dingen einfach überall von denselben Göttern regiert würde und es entsprechend auch nur eine einzige, überall weitgehend einheitliche Weltreligion gäbe. Daß man diesen Fall nicht öfter sieht, ist aus meiner Sicht tatsächlich wenigstens teilweise die Schuld von Weltenbauern, die ihre Ideen nicht zu Ende denken.

Teilweise. Aber es ist genauso denkbar dass göttliche Macht räumlich beschränkt ist un Thor nur für Gewitter nördlich des 55. Breitengrades zuständig ist.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Haukrinn am 7.05.2025 | 15:02
Das wäre halt auch so ein grundlegender Unterschied: in unserer Welt sind Götter Fantasiegestalten und deswegen an die Kulturen gebunden, die sie sich ausgedacht haben bzw. später zu Fans geworden sind. Reale Götter, insbesondere solche, die schon vor den Sterblichen selbst da waren, hätten diese Einschränkung aber nicht automatisch auch -- tatsächlich wäre es bei so einer Welt sogar recht plausibel, wenn sie wenigstens in den "großen" Dingen einfach überall von denselben Göttern regiert würde und es entsprechend auch nur eine einzige, überall weitgehend einheitliche Weltreligion gäbe. Daß man diesen Fall nicht öfter sieht, ist aus meiner Sicht tatsächlich wenigstens teilweise die Schuld von Weltenbauern, die ihre Ideen nicht zu Ende denken.

Naja, nimm mal das indoeuropäische Pantheon. Das konntest du je nach Zeitalter von Westfrankreich bis Ostturkmenistan und von Grönland bis runter in die Südspitze Indiens finden. Das ist schon recht weitreichend, würde ich mal sagen. Und in den Nachbarkulturen gab es ja durchaus ähnliche Pantheons. Vom Austausch untereinander mal ganz zu schweigen. Die Römer, die da ja gerne immer alles mitgenommen haben, was ihnen gefiel und die es dann auch nach dem Motto viel hilft viel gerne zum Einsatz gebracht haben, wären da nur ein Beispiel für.

Trotzdem, ja, so ein typisches Fantasy-Pantheon, gerade bei D&D, hat damit natürlich herzlich wenig zu tun. Das ist mittelalterliche katholische Kirche im altrömischen Anstrich.

Umso spannender wäre da nochmal zu sehen, wie sich diese Religion und auch die umliegenden Religionen konkret in der Kampagnenwelt des Threaderstellers manifestieren. Das ist zumindest mir immer noch nicht klar.

Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: nobody@home am 7.05.2025 | 15:14
Umso spannender wäre da nochmal zu sehen, wie sich diese Religion und auch die umliegenden Religionen konkret in der Kampagnenwelt des Threaderstellers manifestieren. Das ist zumindest mir immer noch nicht klar.

Ebenso. Wie sich diese Leute, ihre Religion, und ggf. ihre Götter in den Rest der Welt einfügen, ist bisher herzlich undefiniert -- und damit stochern wir dann auch in Sachen Umgang mit ihnen und Art der "Herausforderung", die sie darstellen mögen, weitgehendst im Nebel. (Werden diese Götter beispielsweise auch anderswo verehrt und haben in dieser Gegend einfach nur eine Art von privatem Club mit "Alle anderen bitte draußen bleiben"-Schild an der Tür, oder sind sie komplette Außenseiter -- vielleicht sogar Invasoren -- und zwischen ihnen und sämtlichen anderen Gottheiten der Spielwelt herrscht entsprechend ein ausgesprochener himmlischer kalter Krieg?)
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: 1of3 am 7.05.2025 | 15:21
Teilweise. Aber es ist genauso denkbar dass göttliche Macht räumlich beschränkt ist un Thor nur für Gewitter nördlich des 55. Breitengrades zuständig ist.

Wobei "zuständig" auch ein unpassender Begriff sein könnte. Also ein Gott der Blitze schleudert muss ja nicht für alle Blitze zuständig sein. Es könnte auch ggf. einfach normales Wetter geben. Antike Mythen changieren da auch. Also Neptun kann es Stürmen lassen, aber nicht jeder Sturm ist explizit von Neptun ausgelöst. Und diverse andere Götter können auch Seestürme erzeugen.

Das Bild der Gottheit ist dann eher: Kann viel. Aber nicht gleichzeitig überall.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 7.05.2025 | 16:38
und wenn z.B. Thor draufgeht dann funktionieren Gewitter halt nicht mehr richtig.

das tangiert den sumerischen Iskur, den Jupiter etc jetzt wie
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: nikol ogg am 7.05.2025 | 19:25
so, wie der Threadersteller sein Setting einer JAHRTAUSEND-ALTEN vollständigen und absoluten Isolation beschreibt, ist es wohl viel herausfordernder, dort überhaupt REINZUKOMMEN und zu kommunizieren, als sich mit linguistischen Götter-definitionen herumzuschlagen ...
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: manbehind am 7.05.2025 | 20:01
so, wie der Threadersteller sein Setting einer JAHRTAUSEND-ALTEN vollständigen und absoluten Isolation beschreibt, ist es wohl viel herausfordernder, dort überhaupt REINZUKOMMEN und zu kommunizieren, als sich mit linguistischen Götter-definitionen herumzuschlagen ...
Wenn sich den SCs das Problem stellt, dann sind sie ja bereits da und beherrschen die Sprache gut genug. Wie herausfordernd es gewesen sein mag, da hinzukommen, ist dann für alle Probleme, die danach kommen, ohne Bedeutung. Vielleicht verstehe ich deinen Beitrag aber auch falsch und er dient dazu, bestimmte Implikationen des bisher Gesagten klarer zu machen.

Grundsätzlich geht eher darum, was der sprachliche Unterschied über die unterschiedlichen Weltbilder verrät und darum, ob sich das vernünftig darstellen lässt. Aber das hängt letztlich wohl davon ab, ob die Spieler Spaß daran haben, sich in ein fremdartiges Weltbild hineinzudenken, ihre SCs herausgefordert zu fühlen und dann etwas daraus zu machen.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Haukrinn am 7.05.2025 | 20:09
Nochmal, was du hier einfach vollständig ignorierst ist, dass es dieses fremdartige Weltbild nur geben kann, wenn die ganze Kultur total isoliert ist. Wenn es Austausch gibt, dann stellt sich dieses sprachliche Problem nicht. Wenn es keinen Austausch gibt, was haben die SC dann da überhaupt verloren.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: nobody@home am 7.05.2025 | 20:21
Letztendlich klingt mir das ganze Szenario ein bißchen fast schon verzweifelt nach "Wir haben hier das Fantasygegenstück zum Erstkontakt zwischen Europäern und einheimischen Australiern, aber ignoriert bitte alles daran außer dieser einen speziellen religiösen Eigenheit -- ist ja nicht so, als ob der ganze Rest irgendwie interessant wäre"... :o
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: manbehind am 7.05.2025 | 20:43
Ich kann ebenfalls nur dringend empfehlen, den von Lichtschwerttänzer oben verlinkten Text von Devereaux zum Polytheismus (https://www.tanelorn.net/index.php?action=post;quote=135279171;topic=130438.25;last_msg=135279563) zu lesen.

Ich versuche, dazu zu kommen ^^

Entsprechend gälte dann für den in diesem Faden angenommenen Fall von religiösen Totalisolationisten, daß es wohl ihre Götter selbst sein müssen, die mächtig genug sind, alle anderen Götter derselben Welt aus ihrem Revier herauszuhalten. Damit hätten wir dann aber auch gleich einen wesentlich größeren Konflikt als bloß einen rein grammatischen oder kulturellen...

Den größeren Konflikt gibt es grundsätzlich, allerdings ist der in dieser Phase des Spiels nicht das Thema.

Und genau das macht es so schwer, weil sich manbehind eben dazu komplett ausschweigt.  ;)

Mir war nicht klar, dass das so wahrgenommen wird. Grundsätzlich ist aber unter der Woche meine Zeit begrenzt, so dass ich nicht zeitnah und nicht auf alles antworten kann. Welche Infos brauchst du denn genau?

Ebenso. Wie sich diese Leute, ihre Religion, und ggf. ihre Götter in den Rest der Welt einfügen, ist bisher herzlich undefiniert -- und damit stochern wir dann auch in Sachen Umgang mit ihnen und Art der "Herausforderung", die sie darstellen mögen, weitgehendst im Nebel. (Werden diese Götter beispielsweise auch anderswo verehrt und haben in dieser Gegend einfach nur eine Art von privatem Club mit "Alle anderen bitte draußen bleiben"-Schild an der Tür, oder sind sie komplette Außenseiter -- vielleicht sogar Invasoren -- und zwischen ihnen und sämtlichen anderen Gottheiten der Spielwelt herrscht entsprechend ein ausgesprochener himmlischer kalter Krieg?)

Vielleicht werden oder wurden sie z. T. auch anderswo verehrt. Das kann, muss den SCs aber nicht bekannt sein. Das ist offen.
Die Beziehung zu anderen Göttern ist nicht genau definiert. Aber ja, Einfluss und Verehrung anderer Götter sind unerwünscht; aufkommende Kulte werden für gewöhnlich von den Priestern der Acht aufgespürt und zu einem Ende geführt.

Nochmal, was du hier einfach vollständig ignorierst ist, dass es dieses fremdartige Weltbild nur geben kann, wenn die ganze Kultur total isoliert ist. Wenn es Austausch gibt, dann stellt sich dieses sprachliche Problem nicht. Wenn es keinen Austausch gibt, was haben die SC dann da überhaupt verloren.

Die SCs sind dort einfach gestrandet und müssen gucken, wie sie mit dieser Situation klarkommen. Ungefähr so, wie der Held aus „Planet der Affen“. D. h. die Welt ist grundsätzlich feindselig und fremdartig, aber es ist möglich, wie nennt man das, „to recruit agency“, d. h. sie sind nicht vollständig auf sich allein gestellt, aber eben auch weit davon entfernt, „in Sicherheit“ zu sein. Vertraute Bezüge zu ihrer Welt gibt es, die werden allerdings erst später erkannt.
Es gibt dort auch durchaus unterschiedliche Kulturen, die wiederum relativ isoliert voneinander leben, d. h. es gibt Kontakt, aber wenig, allerdings ist allen gemeinsam, dass der „Kult der Acht“ überall vorherrschend die ausschließliche Religion ist, wenn auch mit regionalen kultischen und Macht-Unterschieden.
Titel: Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
Beitrag von: Paßwächter am 7.05.2025 | 22:51
Das wäre tatsächlich eine irrelevante Frage. Ob Kulthandlung oder nicht ist ja eine situative Entscheidung, keine kategorative.
Wenn man den Polytheismus-Texten von Deveraux folgt, doch. Es gibt klare Kriterien - siehe die Zitate in meinem letzten Beitrag. Das Handeln in bezug auf die "Macht #-heiten" ist Deveraux zufolge kein polytheistischer Kult:
- es fehlen "venerating, pleasing or appeasing": "Die herrschenden Götter wollen nicht verehrt werden; sie erwarten die Unterwerfung unter und Befolgung ihrer Gebote, die durch ihre Priester verbreitet und durchgesetzt werden."
- es gibt keine "practical results for you – both good and bad!": "allerdings muss da denke ich schon einiges mehr passieren, damit die direkt intervenieren"
- und (dementsprechend) ist "effective" nicht anwendbar: [diese] "Götter sind nicht direkt erfahrbar"

Darum sind sie, folgt man Deverauxs Ausführungen, etwas kategorial anderes als Hofkobold und Ahnen, von denen angenommen wird, daß sie zumindest in begrenztem Umfang wirksam werden, und mit denen eine "Absprache" Sinn ergibt. Handlungen in bezug auf diese "Macht #-heiten" mögen kultartige Elemente enthalten und sogar gänzlich kultartig wirken, sie sind aber keine Kulte im Sinne des deverauxschen Polytheismus, weil ihnen dazu die Interaktion ("do ut des" im weiteren Sinne) fehlt.

Solange man also alles, was durch andere Religionen hineingetragen wird, als "Unterwerfung unter und Befolgung ihrer Gebote" deklarieren kann, kann das ohne Konflikt abgehen - die "Macht #-heiten" sorgen für die Ordnung, die Götter im Rahmen dieser Ordnung für Pech und Glück und dergleichen.