ALIEN
Fade Away
Akt II
Die Wut im Inneren
Armageddon time is coming soon.
The fires will turn us all into dust.
Tyler Bates – The Hangman´s Song
Es war eng im Mule. Das Schiff war nicht für so viele Personen ausgelegt, aber es musste gehen. Es stank nach Angst und Schweiß, ein beißender Geruch der die Schwäche von euch allen offenbarte. Wer wollte schon hier sterben, wer wollte schon wirklich wissen auf wem das Damoklesschwert lag, das über die Nexus oder die Kassandra entschied. Ihr hattet alle eure Träume und Hoffnungen, Pläne, für das was nach der Nexus Three kommen sollte.
Jetzt jedoch hatten diese Träume ein Verfallsdatum und das konnte man besser in Stunden bemessen als in Tagen.
Rick Evanko
in der Krankenstation
Müde. Schlapp. Ich könnte 1000 Stunden schlafen. Die Augen brennen, das Adrenalin fährt wieder runter, der Körper wird schlaffer, der Herzschlag ruhiger. Müde. Soo müde.
Wortfetzen von Rollmanns Analyse krachen durch Evankos Gehirn, er wird wieder wacher, plötzlich beginnt das Adrenalin wieder zu pumpen. Rick sieht sich mit geladener Waffe, sieht sich alle niedermähen und ein Teil, ein ganz kleiner Teil in ihm, freut sich auf diese eine potenzielle Zukunft, ein Bild von Gewalt und Blut,
Fokus!
ein Bild, wie er Weeks Kopf gegen die Wand hämmert, im Takt seiner Kopfschmerzen,
FOKUS!!!
einfach mal diesen dummen Bonus aus der dummen Sau raushämmern und
FOKUS!!!
Jones, Taylor, Wu, O’Ryan, Garcia, Brown, Williams, Murphy.
Das Mantra
"Rollmann," ein heiseres Krächzen und flüstern.
"Wir müssen einen Weg hier raus finden, ich werde die Crew darüber informieren, dass Sie mich angegriffen haben und ich ihnen ein Sedativ gegeben habe. Ich werde erzählen, dass es eine posttraumatische Belastungsstörung zu sein scheint. Ich versuche, Ihnen Zeit zu kaufen. Sie sind für alle erst einmal eine wandelnde Topfpflanze, hoffe ich, und werden ignoriert."
eine kleine Pause
"Können Sie in der Zwischenzeit den Countdown senken? Wir müssen niemanden erledigen, wenn uns das Schiff unter dem Arsch hochgeht. Nexus, Kassandra... alles erledigt, ganz, wie es der Plan von WuYe war, als sie das Ding zu uns gesendet haben."
Rick Evanko
in der Krankenstation
Alles verschwimmt, der Nebel steigt und fällt, pulsiert, Rick schwitzt, ihm ist heiß, der Kampf gegen sich selbst ist anstrengend. Die Augen sind geschlossen in der Hoffnung, sich konzentrieren zu können. Rick versucht die Wut zu unterdrücken, den Zorn, ballt die Linke zur Faust, nimmt sie in den Mund, beißt darauf. Klarheit durch Schmerz, wie bei einer verdummten Sekte. Scheiße, ich bin Wissenschaftler und ich kriege es nicht gebacken, meinen Körper zu kontrollieren.
Hör auf dich selbst zu foltern.
Eine Explosion, ein Wutausbruch und es geht dir besser! Lass es raus.
Rollmann schafft es nicht mal, sich gegen Weeks durchzusetzen.
Lass es ihn büßen!
Dann hört er Walgreens Vorschlag, nimmt ihn erst einmal nicht wahr, das Gesagte wird geparkt im Nebel, wabert und Rick schafft es nicht, es anzufassen. Rick wird sich bewusst, dass er müde ist. Unendlich müde.
Rollmann ist schwach und macht alles kaputt!
Die Stimmen vor der Tür. MU/TH/ERs Nachricht. Keine Infektion. Sie sind Safe. Gut, sehr gut. Ein müdes Lächeln. Aber wie lange noch?
Schlecht, sehr schlecht. Was willst du tun, Rick?
Die Stimme kommt Rick bekannt vor.
Die Wut übernimmt. Sie werden fliegen.
Die Schweine riskieren alles.
"NICHT STARTEN!"
Dieses Pack von Feiglingen wird sich in Sicherheit bringen und alles riskieren.
Rick sieht vor seinem geistigen Auge Kollegen aus dem Militär, Freunde einst, Kameraden, ohne Moral, ohne Rückhalt. Nur Zorn, hasszerfressene Gesichter.
"IHR FEIGLINGE KÖNNT DER VERDAMMTEN KASSANDRA NICHT TRAUEN VERFICKT NOCHMAL IHR IDIOTEN VERSTEHT IHR DENN GAR NICHTS, GEHT ES NICHT IN EURE DUMMEN KÖPFE DENKT NICHT MIT WIR MÜSSEN DAS SCHEISSTEIL IN DIE NÄCHSTE SONNE SCHICKEN WIR..." Die Luft ist raus, er kann nicht mehr schreien.
Aufhalten! Du musst sie aufhalten!
Aufhalten! Ich muss sie aufhalten!
Weeks überschreibt Rollmann!
Weeks muss gehen!
McGarrill hat alles in Frage gestellt, was du gesagt hast. Er hat alle Warnungen über Bord geworfen.
McGarrill ist der erste!
Walgreen ist ein Feigling
Niemand braucht das Schwein! Er denkt nur an sich!
Luft holen, Klarheit. Die Wut brodelt. Die Wut ist gefährlich.
Ich bin nicht gefährlich. Ich helfe dir.
Rick atmet ein. Der Brustkorb hatte bereits gepocht, so lange hatte er geschrieben. Danach? Gedankenblitze. Die Stimme. Er erkennt sie. Es ist seine. Lächerlich. Ein Lachen steigt in Evankos Kehle auf, mischt sich mit einem Weinen, heraus kommt ein krächzender Laut der Verzweiflung.
Die Tür muss auf!
Ich bin da!
Mit tonloser, leiser Stimme richtet sich Evanko an Rollman: "Können Sie die Tür öffnen?"
Ich bin da!
Ich bin da!
Ich bin da!
B R U C H D E R Q U A R A N T Ä N E Z O N E
Die Worte dröhnen in Ricks Kopf, sehr gut, nun können wir sie stoppen. Der Mule darf nicht übersetzen, vielleicht kann man ihnen...
Ich bin da!
... erklären, was...
A B R I E G E L U N G D E R K R A N K E N S T A T I O N S E K T O R Z W E I W I R D E I N G E L E I T E T
VERFICKTE SCHEISSE
Und nun, Rick, was willst du machen?
Hinterher
Zu langsam, Rick!
Rollmann kann...
Schnell!
...
MACH!!
...Weeks...
HALT SIE AUF!!
Wie eine Marionette springt Rick auf, bewegt sich schnell zur Tür, die gefühlte Müdigkeit ist abgefallen, das Adrenalin pocht...
Fresst das, ihr Wichser!
... und drückt ab
McGarrill konnte gerade noch den Kopf einziehen als die Versiegelung des Leiterschachts über ihn mit unvorstellbarer Wucht zuschoss und das Deck I von dem Rest der Station trennte. Die Notentlüftung gab Deck I der endlosen Weite des Weltalls preis. Alles was nicht niet- und nagelfest war schoss in Richtung der Entlüftungskanäle, es war ein heilloses Durcheinander. Von außen hätte man sehen können wie die explosionsartig entweichende Atmosphäre des Decks I des Nexus Three einen Strom kleinster Teile hinausschleuderte. Ihre Schatten tanzten im kalten, leblosen Licht über den Rumpf wie ein aufstiebender Vogelschwarm, nur waren es Papiere, Kleidungsstücke, Flaschen, Behälter, einfach alles was nicht fest verbaut war. Dann war das Schauspiel zu Ende und das Deck I blieb bis auf die abgeriegelte Krankenstation ohne Atmosphäre und Strom zurück.
Weiter unten im Deck V öffneten sich die Hangar Tore und ein Mule, beladen mit allem was der Rest der Crew eingeladen hatte glitt hinaus in die Schwärze, machte sich auf zur Kassandra. Zurück blieb die spindelförmige Nexus Three, die Kälte und Stille und die beiden Besatzungsmitglieder Rick Evanko und Clyde Rollmann.
Für Evanko und Rollmann geht’s weiter in diesem Kapitel (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130792.0.html)
Für Shawn und Ian geht’s weiter in diesem Kapitel (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130793.0.html)