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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Hereagain am 5.06.2025 | 07:52

Titel: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Hereagain am 5.06.2025 | 07:52
Orok schrieb im Uhrwerk-Thread:

Zitat
Okay. Ich habe mehrere Softcoverbücher in dem Format gekauft. Mein letzter Print-Kauf ist das Goblinslayer RPG. Das ist quasi ein s/w Taschenbuch. Reicht mir. War aber auch immer mit meinen alten DSA Heften mit Klammerbindung zufrieden.
Der Standard (deutscher) Verlage scheint aber mittlerweile deutlich höher zu liegen. Ob das tatsächlich ein Großteil der Kunden unbedingt so aufwendig will? Das ist, glaube ich, ein anderes Thema, das hier nicht hinpasst.
[...]

Das ist tatsächlich etwas, was mich schon in Gedanken ein paar Tage beschäftigt. Es fing bei mir damit an, dass ich mich für Mothership und seine Third-Party-Zines interessierte. Irgendwann stolperte ich zu OSE und fand dort die Szenarios mit ihren  funktionalen Layout sehr ansprechend. Mittlerweile bin ich in die OSR/NSR/DIY - Szene eingetaucht und dort sind die Bücher in der Regel kein Kunstobjekt.
Auch in der Nutzung am Tisch sind diese Produkte sehr nutzbar. Man findet schnell Dinge oder hat aufweise Inspirationen in Tabellenform. Für mich bin ich zu den Schluss gekommen, das Schwarz-weiß als "Farben" reichen. Und lieber ein kurzes knackiges Zine, statt einem 300 Seiten Settingwälzer, der am Tisch keinen Nutzen hat.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Boba Fett am 5.06.2025 | 08:29
@Hereagain:
Ich sehe das ähnlich.
Nehmen wir mal die (oft natürlich subjektiv empfundene Qualität des Inhaltes [was da geschrieben steht] raus und betrachten nur die Präsentationsform,
dann bewerte ich vor allem Nutzbarkeit.
Und da habe ich nichts gegen Hardcover in den wichtigen Büchern, also Grundregelwerken, wenn diese dann zu einer langen Haltbarkeit führt.
Bei mir müssen Rollenspiele Jahrzehnte halten, weil ich gerne auch mal ältere System wieder aus den Regal zupfe und sie spielen möchte.
Und sie sollten dann nicht auseinanderbröckeln...
Aber Abenteuer brauche ich nicht in HC, weil die meist nur einmal Verwendung finden. Die würden mir sogar in rein digitaler Form vollkommen ausreichen,
wenn ein paar Ausdrucke mitgereicht werden, die mir dann am Tisch das Spielleitern ermöglichen. Und ja, vor allem da reicht auch Heftklammerung und weniger ist oft mehr.
(bei Quellenbüchern bin ich da uneins und würde die Hardcoverigkeit proportional zur Relevanz setzen. Aber ein Rollenspiel, das gar kein Quellenbuch braucht, weil das Spiel in den Grundregeln eigentlich komplett ist ["hust, Earthdawn 1, hust"] wäre ja auch mal schön. [ja, so kann kein Verlag leben])

Was Farbe angeht: Ich hasse es, wenn Texte irgendeinen Hintergrund haben und einem so der Kontrast genommen wird. Das macht das Lesen wesentlich schwerer.
Gleiches gilt für unleserliche Fonts und zu kleine Schriftgrößen. (und da punktet Mothership gerade nicht)
Was ich mag sind vollfarbige Bilder auf ganzer Seite, die einem Inspiration geben. Und ja, Schrift sollte auch durch Grafik unterbrochen werden, um Bleiwüste zu vermeiden.
Aber genau diese Grafik darf ebenso schwarz weiß sein. Insofern: pro schwarz/weiß in Schrift und aufgeräumte, große Schrift in gut lesbaren Font.

Was ich auch nicht verstehe, ist, warum Rollenspielautoren es nicht verstehen, Spielregeln oder Abenteuerverläufe in Ablaufdiagramme zu legen. Auch das erleichtert das Verständnis ungemein. Und notfalls kann ich mit dem Finger darauf entlangfahren, die Position markieren, Pöppel darauf stellen und ähnliches. Und die dürfen dann sogar in Farbe, weil sie dadurch verständlicher werden...
Warum muss es immer Fließtext sein und schwurbelige Erklärungen mit schlechten Beispielen (die gerade die problematischen Situationen gekonnt auslassen).
Ich vermute, das Buch würde dann zu sehr nach Schulbuch aussehen und die Leute könnten es ja verstehen und aufhören in den Ingame Texten zu schwelgen, weil sie endlich spielen wollen. Narf!

Insofern: Ja, Rollenspielbücher werden zu viel auf "es muss optisch was hermachen" getrimmt und nicht auf "es ist ein Spielregel-Lernbuch".
Und es nervt mich!

P.S.: Insofern Hochachtung an die wenigen Verlage, die es in meinen Augen richtig machen.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Tele am 5.06.2025 | 08:38
Nein, ich will schöne Bücher.

Ich will auch nicht mehr auf Pixel-Grafik Pac-Mac spielen. Ich will kein Euro-Trans-Techno-Pop von einem Typen, der ein Keyboard in seiner Garage hat, und "Blue dabadi" sagen kann. Ich will keine Raumschiff Orion Bügeleisen Konsolen. Ich will keine 1€ Hühnersuppen.

Du hast die Möglichkeiten etwas professionell mit einem gewissen Standard zu machen? Dann mach es! Du hast die Möglichkeiten nicht? Dann ist es Hobby...
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: AndreJarosch am 5.06.2025 | 08:42
Ich weiß nicht worauf die Erwartungshaltung der Käufer im Rollenspielbereich wirklich liegt, aber die meisten Verlage meinen zumindest, dass farbige Layout-Elemente (Hintergrundfarbe und -textur einer Seite, nicht nur größenmäßig, sondern auch farblich hervorgehobene Überschriften, etc.) das Produkt wertiger erscheinen lassen und es sich dadurch besser verkauft.

Das ist der Eindruck ZUSÄTZLICH zu dem, das ein Buch mit mehr und farbige Illustrationen bei Käufern meist besser ankommt.

Ich persönlich kann das bei mir selbst nicht so feststellen.
Ja, mehr und farbige Illustrationen triggern mich auch, aber farbige Layoutelemente sind für mich nicht essentiell.

Meine Kaufentscheidung liegt darauf, ob es ein gut geschriebenes Buch, mit nützlichem Inhalt ist. Erst DANN gucke ich auf die Illus und das Layout. Wenn diese Teile des Buches zum Inhalt des Buches passen bin ich zufrieden.
Wenn es MEHR Illus sind, diese auch noch farbig sind oder das Layout farbig gestaltet ist, dann führt das vielleicht dazu, dass ich mich schneller dazu entscheide das Buch dessen Inhalt mir sowieso schon zusagt zu kaufen (oder € 5-10 mehr dafür auszugeben, als ich es bei einem s/w-Buch getan hätte), aber überzeugen muss mich der Inhalt (Thema, Spielsystem, Präsentation, Schreibstil).

Auf verlegerischer Sicht kann ich (noch) nichts dazu sagen, da die 100 Questen Gesellschaft e.V. mit "MYTHRAS - Das Fantasy-Rollenspiel", "M-SPACE - Das Science-Fiction Rollenspiel" und "DESTINED - Das Superhelden-Rollenspiel" und deren Ergänzungen bisher nur Produkte in s/w publiziert hat, aber ich werde dies in Kürze mit der Veröffentlichung von "SCHAKALE - Bronzezeitliches Fantasy-Rollenspiel" herausfinden, da dies relativ viele Illus hat und das gesamte Buch farbig gelayoutet ist.
Ich bin gespannt, ob dort einen Unterschied im Verrhalten der Käufer bemerkbar sein wird.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: aikar am 5.06.2025 | 08:59
Einfach gestaltete Bücher hole ich mir inzwischen fast nur mehr als pdf, weil es da für mich da eigentlich keinen Unterschied macht, ob pdf oder Buch und es mir den sehr knappen Platz im Regal nicht wert ist. Ähnlich bei reinen Text-Romanen, die ich nur mehr als ebook konsumiere.

Print-Bücher müssen mir ein Erlebnis bieten, das ich am Tablet nicht so optimal haben kann. Heißt optimalerweise großformatig und schön (für meinen Geschmack) illustriert.

Und ich glaube, da bin ich nicht alleine. Der Printmarkt für Sammelnde und Lesende ist ein so starker Anteil (meinem Gefühl nach) am Geschäft, dass Verlage großteils nicht darauf verzichten können.

Und: Bilder und selbst Layout können die Stimmung des Settings oft besser vermitteln, als es reiner Text kann.

Womit ich mir persönlich schwer tue ist Morg Borg. Weil da die Nutzbarkeit für mich zum Opfer der Präsentation wird.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Sphinx am 5.06.2025 | 09:01
Ich hätte gerne von dem Verwendeten Regelwerk eine kleinere Version als Softcover. Da brauche ich es ehr um schnell was nachzuschlagen, das geht mit einem Buch das sich wie ein Softcover schnell blättern lässt und das man etwas kennt, zumindest für mich, schneller als es Digital zu suchen.

Abseits davon was ich aktuell Leite finde ich aber eine schöne Aufmachung wichtig. Erhöht für mich einfach den Lesespaß ungemein wenn das ganz mit Bildern untermalt ist. Und ich finde, bei Complexeren Systemen, kann es gar nicht genug Farbliche/Design technische Absetzungen geben. *Rant* Wieso in Abenteuern die schon in Vollfarbe gedrückt werden die wichtigen Sachen (Loot, Gegner, Hinweise) im Fließtext nicht Farblich hervorgehoben werden erschließt sich mir nicht.

Und ja ich bin auch Sammler. Aber nicht einfach um das Regal voll zu bekommen. Sondern Sachen dir mir irgendwie eine Mehrwert bieten. Und das kann schon ein sehr gut aufgemachtes Buch sein das mir als Inspirationsquelle dient.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Streunendes Monster am 5.06.2025 | 09:07
Der Mensch ist doch ein Augentier und schöne Dinge wünsch' ich mir!

Ich mag ästhetische Illus. Ich mag Bücher, die einen immersiven Gesamteindruck machen.
Klare, schwarz-weiße Bleiwüste mit grauen Bleistiftzeichnungen und grau-weiß-schwarzen pptx-Tabellen öden mich zutiefst an.

Against the Darkmaster macht vieles richtig, wenn es um s-w geht.
D&D 3.5, PF1 oder WH4e machen vieles richtig, wenn es um ein stimmiges Bunt geht.
Hârnmaster verbreitet seinen ganz eigenen Charme, der zum Gesamtprodukt passt.
RMFRP, dt Version von 13Mann mit den schönen Bildern von JAE auch.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: aikar am 5.06.2025 | 09:11
Wieso in Abenteuern die schon in Vollfarbe gedrückt werden die wichtigen Sachen (Loot, Gegner, Hinweise) im Fließtext nicht Farblich hervorgehoben werden erschließt sich mir nicht.
Weil es oft gar nicht so einfach ist, Signalfarben zu finden, die gut unterscheidbar sind, aber sich nicht mit dem Layout und optischen Gesamteindruck schlagen (was eben gerade bei Vollfarb-Bänden mit Hintergrund ein Thema ist).
Ich habe bei der Planung für Myranor bei Kreaturenprofilen mit Farbmarkierungen experimentiert, auch verschiedene Leute dazu befragt. Es kam einfach nichts Sinnvolles dabei raus. Entweder war die Seite ein einziger unansehnlicher Regenbogen, der alle Designer:innen in den barbarischen Kampfrausch versetzt, oder es gab Probleme, die zu ähnlichen Farbtöne zu unterscheiden.

Es wird wahrscheinlich je nach Anforderung gute Lösungen geben, aber da braucht es dann schon jemanden mit sehr viel Designgespür. Und viele Arbeitsdurchgänge, bis man ein sinnvolles Schema findet.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: nobody@home am 5.06.2025 | 09:14
Ich stelle bei mir fest, daß einigermaßen dezent eingesetzte farbliche Hervorhebungen im Text (also etwa Überschriften, Erklärungstext in Boxen und dergleichen) mir durchaus etwas bringen -- das fällt für mich einfach unter die logische Fortsetzung von Layoutelementen, wie sie unterschiedliche Schriftarten und dergleichen eh schon darstellen. Ich meine, wer will heutzutage wirklich noch ein Regelwerk oder Abenteuer einfach direkt auf der "guten" alten Schreibmaschine getippt und dann gleich zwecks Vervielfältigung fotokopiert? ;)

Worauf ich allerdings generell recht gut verzichten kann, sind dem Text unterlegte Hintergrundgrafiken und Buntheit rein um ihrer selbst willen. So was stört dann den Lesefluß in der Tat schneller, als daß es ihn unterstützt, und da ist weniger dann mehr.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Ma tetz am 5.06.2025 | 09:15
Ich möchte schöne Bücher mit viel Artwork. Für mich muss es nicht farbig sein, darf es aber gern. Ich mag die verbotenen Lande (s/w) genauso, wie Warhammer Fantasy 4ed. (geradezu barockes Farbregelwerk). Selbst wenn ich ein System nicht spiele, schaue ich mir gerne immer mal wieder die Illus an.

Meine Schmerzgrenze für ein Grundregelwerk liegt bei ca. 60,- €. Ich bin aber auch schon älter und verdiene gut.

Abenteuer dürfen für mich deutlich einfacher gehalten sein, ganz auf Artwork möchte ich da aber auch nicht verzichten.

Ich denke die zunehmende optische Qualität der Bücher hat auch viel damit zu tun, dass online gekauft wird. Nur ein Bruchteil meiner Bücher stammt aus dem physischen Einzelhandel. Das Internet ist nun mal ein optisches Medium.


Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Hereagain am 5.06.2025 | 09:19
@Boba
Spannendes Argument mit dem Kontrast. Dazu hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht.

@AndreJarosch
Da bin ich auch gespannt, vielleicht magst du mal eine Rückmeldung geben. Ich Frage mich nur gerade was in Deutschland mehr Nische ist: Fantasy-Bronzezeit-RPGs oder SF-RPGs. ~;D

Nein, ich will schöne Bücher.

Ich will auch nicht mehr auf Pixel-Grafik Pac-Mac spielen. Ich will kein Euro-Trans-Techno-Pop von einem Typen, der ein Keyboard in seiner Garage hat, und "Blue dabadi" sagen kann. Ich will keine Raumschiff Orion Bügeleisen Konsolen. Ich will keine 1€ Hühnersuppen.

Du hast die Möglichkeiten etwas professionell mit einem gewissen Standard zu machen? Dann mach es! Du hast die Möglichkeiten nicht? Dann ist es Hobby...

Schön ist etwas, das im Auge des Betrachters liegt. Da können wir ewig drum herum diskutieren. Ich persönlich empfinde das deutsch S&W-GRW von System Matters als das schönste Buch in meinem Regal. Verstehe aber auch, wenn andere das nicht so sehen.

Was ist aber mit Funktionalität. Boba hat es auch schon angesprochen: GRWs sind Spiele und keine Coffeetablebooks. Ich leite gerade D&D und ToV und ich schwitere mehrmals am Abend, wenn ich etwas schnell nachschlagen will, weshalb ich auf ein Ruling zurückgreife muss und nach den Spielabend im Buch suche. Und das fällt mir negativ auf. Aber das ist nur eine Ebene des Argumentes.

Wie es scheint, zum aktuellen Zeitpunkt, wollen die meisten hier eine opulente Aufmachung. Was voll ok ist. Nur das nächste Argument ist, dass die aktuelle Aufmachung der Bücher im harten Konflikt zum Preis der Produkte steht. Wie im Uhrwerk-Thread aufgezeigt, müsste so ein GRW locker 150€ kosten und nicht 50€.

Für mich wirkt es gerade so, dass in Deutschland viele hübsche Bücher produziert werden, die eher zum Lesen und Schmökern sind und nicht als funktionales Spielprodukt geschaffen werden, zu einem höchst problematischen Preis.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: aikar am 5.06.2025 | 09:23
GRWs sind Spiele und keine Coffeetablebooks.
Jein. Gerade GRWs sollen auch anfixen und begeistern. Bei Abenteuern würde ich dir dann wieder zustimmen. Aber die orientieren sich dann halt meistens am schon vorhandenen Layout und Stil.

Für mich wirkt es gerade so, dass in Deutschland viele hübsche Bücher produziert werden, die eher zum Lesen und Schmökern sind und nicht als funktionales Spielprodukt geschaffen werden, zu einem höchst problematischen Preis.
Da hat der Markt entschieden. Pragmatische minimalistische Bücher verkaufen sich nicht ausreichend gut, um die Branche zu erhalten. Das gilt für Rollenspielbücher genauso wie für Romane. Weshalb z.B. Ulisses nur mehr Deluxe-Romane macht.

Schön ist etwas, das im Auge des Betrachters liegt. Da können wir ewig drum herum diskutieren.
Definitiv.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: AndreJarosch am 5.06.2025 | 09:28
Da bin ich auch gespannt, vielleicht magst du mal eine Rückmeldung geben. Ich Frage mich nur gerade was in Deutschland mehr Nische ist: Fantasy-Bronzezeit-RPGs oder SF-RPGs. ~;D

Mittelalterliche EDO RPGs kann ja jeder.  ;D


Wie es scheint, zum aktuellen Zeitpunkt, wollen die meisten hier eine opulente Aufmachung. Was voll ok ist. Nur das nächste Argument ist, dass die aktuelle Aufmachung der Bücher im harten Konflikt zum Preis der Produkte steht. Wie im Uhrwerk-Thread aufgezeigt, müsste so ein GRW locker 150€ kosten und nicht 50€.

Kaufmännische Kalkulation bei der Erstellung eines Buches:
Gesamtkosten (Lizenzgebühr, Übersetzung, Lektorat, Druck, etc.) x 3 um davon zu überleben.
Gesamtkosten (Lizenzgebühr, Übersetzung, Lektorat, Druck, etc.) x 5 um davon leben zu können.

Ich vermute Mal, dass der Großteil der deutschen Rollenspielverlage mit ersterem arbeitet, bzw. arbeiten MUSS, weil zu wenig Käufer den realistisch kalkulierten Preis nicht zahlen würden.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Leonidas am 5.06.2025 | 09:28
Ja, imho sind die allermeisten Rollenspielbücher zu wenig Gebrauchs- und zu sehr Kunstobjekt, in der Weise, dass sie den Grundsatz „form follows function“ nicht beachten.

Das Informationsdesign steht allzu oft hinter dem übrigen Design zurück. Wenn dann auch noch wegen irgendwelcher Zwänge eine winzige und auch sonst schlecht leserliche Typo dazu kommt, dann wird es richtig übel.

Dolmenwood macht vor, dass das zu vernünftigen Preisen auch ganz anders geht: die pdfs (und dann vermutlich auch die Bücher) sind schön (tm) gelayoutet  und funktional zugleich und auch ein gutes Beispiel dafür, wie verschiedenfarbige Gliederungsüberschriften zur Funktionalität beitragen.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Smoothie am 5.06.2025 | 09:30
Ich habe ein recht ausgeprägtes bildliches Vorstellungsvermögen, ich brauche keine Bilder im Buch. Meist schaue ich sie nicht mal an. Wenn ich Comics lese merke ich immer zwischendurch, dass ich seit 10 Seiten nicht mehr auf die Bilder geschaut hab.

Was ich aber gerne mag: Gut aufbereitete Tabellen, Übersichten und v.a. Karten (Battlemaps und Übersichtskarten)
Artwork ist an mir aber verschwendet.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Tele am 5.06.2025 | 09:31
Sicher soll der Inhalt auch stimmen, aber reine Funktionalität ist mir zu wenig.

Ich wollte mich im Uhrwerk-Thread nicht wiederholen: das einzige was dort aufgezeigt wird, ist das Fehlen eines Druckbrokers. Die Preise sind immer noch darstellbar, sonst würde weder Ulisses, Pegasus, WotC, Free League etc. die Bücher für den Preis verkaufen.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: unicum am 5.06.2025 | 09:38
Ganz allgemein, es gibt Bücher bei denen ich mir eine hohe Qualität einfach wünsche weil ich sie brauche.

Nehmen wir mal das am übelsten aussehende Buch das ich besitze - das ist zugestanden eben kein Rollenspielbuch aber es zeigt wohin die Reise geht - meine Mathematische Formelsammlung, (Ja das ist ein "Buch mit 300+Seiten") welche mich im Studium begleitete zwei wechsel der Fachrichtung überlebte und auch auf der Arbeit hier hinter mir steht. Das Buch hat echt was hinter sich. Jahrelang immer im Rucksack und jeden Tag rein und raus - dementsprechend sieht das Softcover auch aus - Ecken, Kanten, Buchrücken etc. Innen ist es aber eigentlich immer noch gut erhalten.

Deswegen - Bücher die ich häufiger Nutze sollten auch eine gewisse Qualität haben.

Gehen wir weiter zu "Sammlerstücken / Kunstobjekt" - ich habe zuhause zwei Facsimilies von historischen Bibeln DIN normen kann man sich da sparen die sind etwa DINA3 Ledergebunden, Metalbeschläge. Die Fasst man eigentlich nur mit Handschuhen an (lagen beim Kauf dabei) - und nein die sind nicht von mir gekauft worden. Als Geldanlage kann ich aber davon abraten. Bei uns liegen die dann an Weihnachten mal draussen (wegen meiner Mutter).

Zurück zum Rollenspielen. Ich will eigentlich hochwertige hardcover Regelwerke wenn diese immer wieder benuzt werden, das ändert sich langsam bei mir zu "Ich will hochwertige PDF". Das papier sollte schon etwas wertiger sein aber vor allem erwarte ich einen hohen Kontrast bei der Schrift. Helgrau auf dunkelgrau geht z.b. überhaupt nicht (und ja sowas hab ich schon gesehen). Auch irgendwelche "Schreibschrift - Schriftarten", manche Regelwerke nutzen das als "Fluff-Text" zur Immersion, sehen zwar schön aus aber wenn ich das zeug lesen will kann es schon mal sein das es "zu viel" ist, ist es dezent - völlig okay. Aber den Font "Sauklaue" brauch ich garnicht.

Textwüsten: es ist schon merkwüdig - lese ich einen Roman - der zu 100% ja textwüste ist - stört mich das überhaupt nicht, aber bei allen anderen schon etwas.

Aber - schlussendlich ist es der Inhalt der mich reizt. Aber wenn ich es nicht lesen kann, dann bringt mir der schönste Inhalt nix.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: AndreJarosch am 5.06.2025 | 09:39
Ich wollte mich im Uhrwerk-Thread nicht wiederholen: das einzige was dort aufgezeigt wird, ist das Fehlen eines Druckbrokers. Die Preise sind immer noch darstellbar, sonst würde weder Ulisses, Pegasus, WotC, Free League etc. die Bücher für den Preis verkaufen.

Die Höhe der Druckauflage spielt da eine GROSSE Rolle.
Ob ich nun 500 Stk oder 1500 Stk drucke macht bei den Druckkosten pro Stück was aus, ist aber nicht soooo der Preisfaktor.
Aber ob ich € 4000 Übersetzungskosten (als auch Layout, Illus, Karten, etc.) auf 500 Exemplare oder auf 1500 Exemplare verteilen kann, DAS macht ne Menge aus.

Aber nur weil es sich kalkulatorisch besser rechnet und ich das Produkt dann zu einem besseren Preis anbieten kann, kann ich nicht einfach die Druckmenge erhöhen. Die Druckmenge muss sich in realistischer Zeit auch verkaufen lassen.

Und DA liegt die Crux: Gesamtkosten verteilt auf eine verkäufliche Gesamtauflage

Da gewinnen Systeme und Themen die etabliert oder gerade "in" sind, und da verlieren Systeme die neu am Markt sind oder "nur" eine Niesche bedienen.
Da muss ganz anders kalkuliert werden. Und das häufig zu Lasten der eigenen finanziellen Kompensation.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Edgar Allan Poe am 5.06.2025 | 09:48
Wenns nach mir geht: Back to the 90s. Ich brauche diese dicken Hardcover-Wälzer nicht. Innen Farbe brauch ich auch nicht. Eigentlich würde ich lieber wieder ganz weg von den Grundregelwerkbüchern, zurück zu den Boxen. Da drin dann ein paar Hefte mit den Regeln und Zusatzregeln. Fertig. Die DSA3-Box hat mich mit 13 sehr viel mehr angefixt, als es ein dickes Buch hätte tun können. Und praktischer waren sie auch noch.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Arkam am 5.06.2025 | 09:49
Hallo zusammen,

ich bin auch Sammler. Da freue ich mich durchaus über schjön gemachte Sammlerausgaben.
Bei Systemen die mich vom Setting interessieren oder ich im Rollenspielverein spiele hohle ich mir inzwischen meistens auch nur das PDF. Da habe ich einfach auch das Platzproblem.
Kleinere Formate als Din A4 oder das amerikanische Äquivalent sind in meinem Regal eher selten. Von da aus kann ich den Platzvorteil nicht nutzen und hätte gerne Din A4. Für den Spieltisch nehme ich inzwischen auch ein Tablett mit. Da habe ich dann eben das Gewichts und Platz Problem beim Transport nicht.
Abbildungen in Regelwerken finde ich zwar nett aber nur dann wenn sie spezifisch etwas zum Setting vermitteln. Die meisten generischen Bilder nehme ich zwar war und schaue sie mir auch an sie haben für mich aber keinen Nutzen. Eine Auflockerung hätte ich lieber durch Textkästen mit Beispielen oder Anregungen zum Setting. Abbildungen dürfen gerne spezielle Ausrüstung zeigen, gerne auch mit Daten wie der Größe und dem Gewicht oder mögliche Hndlungsorte. Bei den Orten brauche ich,im Text, keine Karte. Aber eine Vorstellung vom grundlegendem Aufbau eines Ortes finde ich interessant.
Eine vernünftige Font Größe und ein lesbares Layoutsind mir auch wichtig. Mehrspaltiger Satz ist bei mir inzwischen auch ein Thema. Denn bei PDFs auf einem kleineren Bildschirm läuft es auf mehrfaches Verschieben oder sehr genaues Einstellen der Vergrößerung heraus.

Das letzte Regelwerk das ich als gedruckte Ausgabe gekauft und dann als Spieler genutzt habe war das Grundregelwerk zu "Star Trek Adventures".
Daran stören mich erst Mal die Entscheidung weißen oder andersfarbigen Text auf schwarzem Grund zu verwenden. Ich kann die Idee Schwarz = Weltraum verstehen aber mich stört diese Entscheidung beim Lesen. Gerade stelle ich fest das die Drucker freundliche Fassung des PDFs deutlich besser lesbar ist, schwarz auf weiß macht da für mich einen großen Unterschied.
Auch die Entscheidung erst auf Seite 74 die eigentlichen Regeln zu beschreiben finde ich nervig. Als Spieler will ich einen Charakter erstellen und wissen wie ich die Regeln nutze. Die Charaktererstellung kommt dann auf Seite 94. Beruf und anderes reales Leben fressen bei mir einiges an Zeit da hätte ich es lieber komprimierter und mit weniger Geblubber. Sehr gerne auch im Anhang als Übersicht oder Hilfsblatt.
Ich kann verstehen das man das Rollenspiel auch an Nichtspieler als Franchise Produkt verkaufen möchte aber als Spieler fällt es mir schwer diese Regeln zu lesen.

Gruß Jochen
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: felixs am 5.06.2025 | 10:01
Ich hätte lieber Bücher in schwarz-weiß auf mattem Papier. Farbe brauche ich nicht und Hochglanz reflektiert Licht, was sehr ungünstig für Lesen bei nicht-perfektem Einfallwinkel (also eigentlich immer) ist.

Übersichtlichkeit wäre mir wichtiger als Aufmachung.

Illustrationen finde ich nett, aber nicht unbedingt nötig. Rollenspiel ist für mich ein nicht-visuelles Medium (ist Rollenspiel ein Medium? Jedenfalls ist Rollenspiel für mich erstmal nicht-visuell). Falls doch Illustrationen, möchte ich, dass die "gut passen". Was das bedeutet, ist im Einzelfall nicht leicht zu entscheiden, daher ziemlich individuell.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Hereagain am 5.06.2025 | 10:07
Wenns nach mir geht: Back to the 90s. Ich brauche diese dicken Hardcover-Wälzer nicht. Innen Farbe brauch ich auch nicht. Eigentlich würde ich lieber wieder ganz weg von den Grundregelwerkbüchern, zurück zu den Boxen. Da drin dann ein paar Hefte mit den Regeln und Zusatzregeln. Fertig. Die DSA3-Box hat mich mit 13 sehr viel mehr angefixt, als es ein dickes Buch hätte tun können. Und praktischer waren sie auch noch.

Oh ja. Wobei ich heute kein DSA3 mehr spielen möchte.
Alleine die Box bei Mothership zeigt, was da geht. In meinen OSE-Boxen bräuchte ich auch keine Hardcover. Gerne hätten das Softcover sein dürfen und für die Ersparnis noch ein bis zwei Szenarien pro Box.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Raven Nash am 5.06.2025 | 10:14
Grundsätzlich mag ich alles, was ich auch am Tisch brauche, in HC. Warum? Weil's länger hält und nicht sofort verknickt, wenn's mal runterfällt. Und ich hasse es, wenn Cover geknickt sind! Was hab ich das früher verflucht, wenn wieder irgendwo im Softcover ein Knick war! Gilt übrigens auch für den Buchrücken.
Meine Bücher sehen nach Möglichkeit auch nach Jahren noch aus, wie frisch gedruckt.

4c oder S/W ist wiederum eine Frage des Wie. Die dröflzigste generische Hochglanz-Illu reißt mich nicht vom Hocker. Gute Lineart ist ohnehin selten. Deshalb finde ich Vaesen oder Dragonbane auch so geil, weil der Illu-Stil sich da doch deutlich abhebt.

Weiß als Hintergrund finde ich auch eher suboptimal, weil ich empfindlich auf Kontraste reagiere. Dünne Schriftsätze verschwimmen da schnell. Weiß auf Schwarz ist sowieso Kacke (hallo ALIEN). Gebrochenes Weiß funktioniert für mich am Besten.

Was ich nicht mehr brauche, sind quietschbunte Cover-Illus. Bei Dragonbane hab ich daher alles in der Collector's Edition. Einfach, weil die grünen Kunstledereinbände mit Goldschnitt dezenter sind als die normalen Cover.

Ansonsten freut mich ein guter Aufbau, bei dem ich nicht erst raten muss, in welchem Kapitel sich eine Regel finden könnte.

Und ich hasse Boxen. Hat mich schon bei MERS und RM damals genervt, und bei DB hab ich nach der Box extra das Buch geordert, damit ich diese labbrigen Hefte nicht mehr in die Hand nehmen muss.

Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Edgar Allan Poe am 5.06.2025 | 10:18
Also die DSA3-Regelhefte in den Boxen waren nicht labbrig. Das waren feste Softcover. DAS sollte es dann schon sein. Aber ansonsten wie gesagt: Gerne her mit den Boxen. Die kriegt man dann vielleicht auch wieder in Spielzeugabteilungen platziert.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: KhornedBeef am 5.06.2025 | 10:21
Mal so, mal so.

Also eigentlich ja, objektiv gehören die Sachen im Schnitt viel einfacher aufgemacht, wenn man den Zugang zum eigentlich Spiel in den Fokus stellt. Und nein, Leute stellen sich eben gerne schöne Bücher hin und stellen sich dabei schöne Runden vor. Ich bin da keine Ausnahme, ich beschränke es nur auf sehr wenige Käufe.
Und ja, die Nutzbarkeit eines reinen Regelbuchs am Tisch ist besser, und nein, der Nutzen von stimmigen Illustrationen ist für mich nicht zu vernachlässigen. Es gibt sicher auch etwas Neurologisches dazu zu sagen, dass man intermittierend im Regelstudium Illustrationen zum jeweiligen Thema bekommt, wie in vielen Büchern.

Eigentlich bräuchte ich bei jedem Spiel die Kombination Regelheft + Osprey-Buch. Wer die Illustrationen v.a. von Angus McBride kennt, weiß, was ich meine. Die Details, die Posen, das gibt mir einfach ein anderes Gefühl dafür, wen ich spiele, wie er aussieht und sich bewegt, wie die Welt drumherum aussieht. Weil die Bilder alltägliche Details enthalten, kann ich erst für mich selbst glaubwürdig extrapolieren, mit meiner eigenen Alltagserfahrung. Das nennt man dann wohl auch phantastischen Realismus ;)

Gibt es eigentlichen Umfragethread "Welches Format haben eure Bücher?"?
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: aikar am 5.06.2025 | 10:36
Die meisten generischen Bilder nehme ich zwar war und schaue sie mir auch an sie haben für mich aber keinen Nutzen. .. Abbildungen dürfen gerne spezielle Ausrüstung zeigen
Dem stimme ich zu. Ich brauche keine Bilder von einem üblichen Schwert oder einer Katze. Bilder von Settings-spezifischen Spezialwaffen oder Monstern haben aber schon einen Mehrwert.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: tartex am 5.06.2025 | 10:56
Nein, ich will schöne Bücher.

Ich will auch nicht mehr auf Pixel-Grafik Pac-Mac spielen. Ich will kein Euro-Trans-Techno-Pop von einem Typen, der ein Keyboard in seiner Garage hat, und "Blue dabadi" sagen kann. Ich will keine Raumschiff Orion Bügeleisen Konsolen. Ich will keine 1€ Hühnersuppen.

Du hast die Möglichkeiten etwas professionell mit einem gewissen Standard zu machen? Dann mach es! Du hast die Möglichkeiten nicht? Dann ist es Hobby...

Was ist an Pac-Man nicht großartig designt und schön? Hat sich wohl als absolut zeitlos im kulturelle Gedächtnis und Kanon festgefressen.

Was du mit "Euro-Trans-Techno-Pop" meinst, frage ich ich lieber gar nicht erst nach.

:btt:

Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Galatea am 5.06.2025 | 11:03
Ich glaube das sollte Euro-Trance-Techno-Pop heißen - also dieser ganze Blob an sich ziemlich gleich anhörender tranciger Elektromusik, bei der man oft nicht so wirklich sagen kann, in welches Genre man das Ganze jetzt packen soll.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Eiserne Maske am 5.06.2025 | 11:06
Ich kann die Klagen über die mangelnde Bespielbarkeit der Hochglanzprodukte/Schwarten schon verstehen - es gibt ja wirklich eine auffällige Korrelation zwischen mistigem Inhalt und schöner Verpackung auf dem Rollenspielmarkt. Aber dieser augenscheinliche Zusammenhang ist kein Gesetz - Ptolus ist sicherlich so ein "barocker" Wälzer und dennoch eine gute Spielhilfe. Außerdem, wegen dem Thema erschwerte Lesbarkeit bei Hochglanzseiten mit farbigem Untergrund: Ich bin mittlerweile auch im mittleren Alter und muss mir eingestehen, dass es eben an meiner nachlassenden Sehkraft liegt.

Dass man mit hübscher Verpackung mehr Geeks (wie auch mich) ködern kann, scheint mir eine ausgemachte Sache. Wenn man sich die erfolgreichsten Crowdfundings ansieht, bis auf Shadowdark erscheinen die doch alle graphisch und auch in Sachen Text überfrachtet.

Womit sich die Frage stellt: Können die meisten Rollenspielverlage ohne die Grafikbomben (und die damit im Zusammenhang stehenden Sammler) überhaupt überleben? Oder selbst wenn sie überleben könnten, wieviele wären denn dann noch halbwegs profitabel. Ich tippe darauf, dass die meisten kleineren Verlage innerhalb kurzer Zeit schließen müssten. Und wollen wir das überhaupt.


Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Boba Fett am 5.06.2025 | 13:22
@Boba
Spannendes Argument mit dem Kontrast. Dazu hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht.

Echt nicht? Immerhin ist das Durchschnittsalter der Rollenspieler wieder am steigen.
Und der Anteil der Menschen, die eine Sehhilfe (Brille) benötigen sowieso.
Da kann man sich doch ausrechnen, das Schriftgröße 6 in dunkelgrau vor hellem sandbraun (Pergament-Illusion) vielleicht stimmungsvoll ist,
aber die altersweitsichtigen Senioren zum Kotzen bringt, was das Lesevergnügen angeht.

Mein bisheriger Favorit in Sachen Lesbarkeit ist das D&D4 Spielerhandbuch.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Hotzenplot am 5.06.2025 | 14:05
Ist halt Angebot und Nachfrage. Ich finde es gut, wenn es variantenreich ist. Ich stelle bei mir selbst fest, dass ich einigermaßen ambivalent bin. Ich habe einiges an Kram, dass mehr oder weniger nur für das Regal bzw. in der Hand halten und bestaunen gekauft wurde (z. b. der Kunstband von D&D). Auf der anderen Seite habe ich auch viele Bücher, die einfach sind und eher für den praktischen Nutzen gemacht wurden.

Und ja, mit zunehmender Digitalisierung meiner Rollenspielsammlung ist die Kaufentscheidung für ein tolles haptisches Produkt eine wesentlich bewusstere als noch vor einigen Jahren. 
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: aikar am 5.06.2025 | 14:15
Echt nicht? Immerhin ist das Durchschnittsalter der Rollenspieler wieder am steigen.
Hast du dafür eine Quelle? Ich wäre mir da aktuell nicht mehr so sicher wie vor ein paar Jahren.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: tartex am 5.06.2025 | 14:19
Am Spieltisch bringen mir dünne Softcoverhefte deutlich mehr als Hochglanzwälzer.

Und wenn ich mir was zum Sammeln kaufe, bleibt das meist eingeschweißt und ich lese dazu die PDF am Tablet. Bin nicht stolz darauf, aber wenn ich zum Lesen komme, ist das entweder unter der Bettdecke mit Tee in der Hand oder irgendwo im Freien, wo oft Bier nicht weit ist. Und A4-Hardcover einhändig zu balancieren ist sogar dann kein Vergnügen, wenn man nicht kleckert.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Boba Fett am 5.06.2025 | 14:28
Hast du dafür eine Quelle? Ich wäre mir da aktuell nicht mehr so sicher wie vor ein paar Jahren.
Nein, diese These entstand bei mir bei folgender Überlegung:
Während der D&D5 / Critical Role Hype Zeit / Corona Pandemie hat sich unser Hobby (zum Glück!) deutlich verjüngt.
Aber auch diese Leute werden älter. Wer 2015 mit D&D5 eingestiegen ist und damals 30 war ist heute 40...
Da die "viele neue Leute kommen ins Hobby" Zeit wieder vorbei ist, steigt das Durchschnittsalter automatisch.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Grubentroll am 5.06.2025 | 15:33
Ich finde heutzutage alles zu bunt, zu kleingedruckt, zu viel Text, zu fette Bücher, zu viel sinnloser spielunrelevanter Schwafeltext.
Mir kann auch keiner von euch erzählen, dass ihr das alles auch wirklich lest.
Denke die meisten kaufen nur nach der Masse an "CONTENT". Den sie aber eh nie benutzen werden. Wie soll das auch gehen.

Gebt mir Produkte, die mich flashen und kompakt reinbomben in meine Fantasie. 50 bis 60 Seiten wo von Setting bis Spielregeln alles drin ist. Cover darf bunt und aufwändig sein. Wie früher. Aber keine Hardcover weil unhandlich.

Drinnen große Schrift, schwarz/weiß, paar nette Illus. Mehr brauch ich nicht.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Edgar Allan Poe am 5.06.2025 | 16:18
Ich finde heutzutage alles zu bunt, zu kleingedruckt, zu viel Text, zu fette Bücher, zu viel sinnloser spielunrelevanter Schwafeltext.
Mir kann auch keiner von euch erzählen, dass ihr das alles auch wirklich lest.
Denke die meisten kaufen nur nach der Masse an "CONTENT". Den sie aber eh nie benutzen werden. Wie soll das auch gehen.

Gebt mir Produkte, die mich flashen und kompakt reinbomben in meine Fantasie. 50 bis 60 Seiten wo von Setting bis Spielregeln alles drin ist. Cover darf bunt und aufwändig sein. Wie früher. Aber keine Hardcover weil unhandlich.

Drinnen große Schrift, schwarz/weiß, paar nette Illus. Mehr brauch ich nicht.

Word!
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Alexandro am 5.06.2025 | 16:23
Blender mit kleiner Schrift, schlechter Organisation und fehlender Spielrelevanz gab es schon immer (*hust* AD&D Vergessene Reiche Kampagnen-Set *hust*)

Ich bevorzuge Regelwerke in A5, Hardcover (außer es sind <30 Seiten) - die MSZ-Hefte von DSA waren gefühlt beim Entfernen aus der Box erste mal geknickt - und mit großer Schrift, klar abgesetzten Textkästen am Abschnittsende (nicht irgendwie dazwischen geklatscht) und idealerweise guten Verweisen und Index auf relevante Regeln in anderen Teilen des Buches. Illus können gerne Kapitel einleiten (um die Stimmung zu unterstreichen), zwischen den Text reingeklatschte Illus müssen nicht unbedingt sein.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Swanosaurus am 5.06.2025 | 16:43
Ich finde heutzutage alles zu bunt, zu kleingedruckt, zu viel Text, zu fette Bücher, zu viel sinnloser spielunrelevanter Schwafeltext.
Mir kann auch keiner von euch erzählen, dass ihr das alles auch wirklich lest.
Denke die meisten kaufen nur nach der Masse an "CONTENT". Den sie aber eh nie benutzen werden. Wie soll das auch gehen.

Gebt mir Produkte, die mich flashen und kompakt reinbomben in meine Fantasie. 50 bis 60 Seiten wo von Setting bis Spielregeln alles drin ist. Cover darf bunt und aufwändig sein. Wie früher. Aber keine Hardcover weil unhandlich.

Drinnen große Schrift, schwarz/weiß, paar nette Illus. Mehr brauch ich nicht.

Seh ich auch in etwa so, wobei es auch gerne mehr als 50 oder 60 Seiten sein dürfen - entscheidend finde ich weniger die absolute Textmenge und mehr der Grad der Verschwafeltheit. Wobei ich finde, dass Gegenteil von Verschwafeltheit sind nicht Diagramme und Tabellen, sondern schlicht und einfach ein prägnanter Schreibstil.

Schwarz-weißes Innenlayout und -Illustrationen, am liebsten Line-Art, finde ich im Allgemeinen deutlich ansprechender als den wohl durch Pathfinder etablierten überladenen Vierfarb-Stil. Ausnahmen bestätigen die Regel, einen Troika-Band im dezenten Vierfarbdruck lass ich mir gerne gefallen.

Von manchen OSR-Geschichten bin ich aber auch ziemlich abgegessen. Z.B. finde ich gerade bei Mothership, dass da das ästhetische Programm leider auch wieder oft die Brauchbarkeit und Verständlichkeit trumpft. Bei Gradient Decent z.B. habe ich mich zur Hälfte durchgequält, und dann waren so viele offene Fragen und Ungereimtheiten angestaut, dass ich das Handtuch geworfen habe. Auf Nachfragen im Discord kam dann eher: "Ja, wenn deine Spieler finden, etwas ergibt keinen Sinn, schau sie an und sag: Ja genau!, und dann werden sie sich TOTAL KRASS GRUSELN", was irgendwie nicht so meinen Spielerfahrungen entspricht.

Da hatte ich den Eindruck, dass das Dogma, möglichst viel in Listen und Diagrammen zu verpacken, es den Autor:innen auch ein Stück weit ermöglicht, sich aus der Verantwortung zu stehlen, wenn es darum geht, ein konsistentes Werk vorzulegen, das auch in seiner Gesamtheit als Text rezipiert und verstanden werden kann, wenn ich das möchte.

(Ich bin allerdings auch ein Diagramm-Feind und neige dazu, die Dinger je weniger zu kapieren, desto einfacher der dargestellte Sachverhalt ist. In der Schulliteratur ist es z.B. total beliebt, statt einer Liste mit Unterpunkten immer irgendwie alles kreisförmig um einen Mittelpunkt anzuordnen, im schlimmsten Fall mit Pfeilen dazwischen, die überhaupt keine Herleitungsbeziehungen symbolisieren, sondern einfach nur da sind, weil so ein Diagramm muss halt auch Pfeile haben. Und ich zerbrech mir dann wieder ne Viertelstunde den Kopf, bis ich feststelle: "Ne, eine einfache Liste hätte es auch so getan.")

Mein Positivbeispiel für ein gelungenes Rollenspielprodukt, das in Farbe, aber trotzdem ästhetisch, übersichtlich, gut lesbar und inhaltlich hervorragend nachvollziehbar ist, bleibt das Abenteuer Fronds of Benevolence Für Troika. Kann man besser machen, aber nicht viel.

Auch durchaus erwähnenswert finde ich Against the Darkmaster. Genau so stelle ich mir ein Layout vor, das schön ist, aber nie im Weg. Und der Aufbau der meisten Abenteuer ist auch außerordentlich logisch. Die setzen zwar eher auf Fließtext und fallen dadurch durchaus mal länger aus, aber wenn ich z.B. die Abenteuer aus Secrets of the Golden Throne einmal durchgelesen habe, habe ich auch die Zusammenhänge zwischen den auftauchenden Elementen verstanden und muss nicht noch selbst ewig rumpuzzlen wie bei so manchem OSR-Produkt.

Ein schönes Beispiel für die Verbindung von ansprechendem künstlerischen Design und guter Lesbarkeit finde ich auch das spanische Tierras Quebradas.

Insgesamt wäre ich sehr viel glücklicher mit einer Dominanz von "schwarzer Text auf weißem Papier plus Line-Art", mit gelegentlichen Ausnahmen für Werke, die künstlerisch hinreichend originell sind, um Vierfarbdruck zu rechtfertigen.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Orok am 5.06.2025 | 16:59
Moin! Toll, das Hereagain da einen Beitrag draus gemacht hat. Wie erwartet sind die Meinungen sehr gemischt. Von Sammler mit Kunst-Anspruch bis zum pragmatischen Benutzer. Ich persönlich würde mich eher in letzterer Kategorie einordnen. Ein Regelbuch sollte für mich praktisch und übersichtlich sein. Am besten auch nicht zu teuer, dann gibt es in der Gruppe vielleicht mal mehr als eins. Bei den aufwendigeren und teuren Werken bin ich immer ein bisschen unruhig die aus der Hand zu geben. Falls jemand dann sein Getränk darüber schüttet und das ist durchaus öfters passiert, kriege ich bei 60€ eher Puls, als bei 30€.
Allerdings hab ich dann auch wieder aufwendige Ausgaben, die in erster Linie in Regal und Vitrine stehen. Einfach zum Genießen und "haben".
Also hätte ich wohl gerne beides, ein solides, einfach gestaltetes Regelwerk und eine aufwendigere Sammlerausgabe als Option für Connaisseure.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Eismann am 5.06.2025 | 17:08
Ich mag meine Rollenspielbücher funktional und schön. Klares, gut lesbares, aber trotzdem auch schönes Layout. Das ist dann eben wirklich gutes Design. Funktion und Form bilden eine Einheit.
Dazu passende und bitte schön echte, von Menschen erstellte Illustrationen, die dem Leser nicht nur präsentieren, worum es geht, sondern auch warum es spannend/cool/lustig/gruselig ist und Lust darauf machen es zu spielen.
Als Autor kommt hinzu, dass es bei mir den Eindruck hinterlässt, dass der Verlag es ernst meint und neben meiner Arbeit auch Geld in die Sache steckt.
Außerdem ist die Coverillu der Türöffner. Guter Inhalt hat es in einer abschreckenden, hässlichen oder schlicht fehlleitenden Verpackung deutlich schwerer bis zu den Spielern zu gelangen.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: schneeland am 5.06.2025 | 17:16
Seh ich auch in etwa so, wobei es auch gerne mehr als 50 oder 60 Seiten sein dürfen - entscheidend finde ich weniger die absolute Textmenge und mehr der Grad der Verschwafeltheit. Wobei ich finde, dass Gegenteil von Verschwafeltheit sind nicht Diagramme und Tabellen, sondern schlicht und einfach ein prägnanter Schreibstil.

Da gehe ich (und wahrscheinlich die meisten hier) auch mit, aber einen kompakten, aber trotzdem atmosphärischen Text zu schreiben ist m.E. schon nochmal deutlich mehr Aufwand als die schwafelige Variante. Und nachdem mit Rollenspielen tendenziell nicht viel Geld zu machen ist, funktioniert das vermutlich nur für Leute mit hoher und lang anhaltender Eigenmotiviation.

Insgesamt wäre ich sehr viel glücklicher mit einer Dominanz von "schwarzer Text auf weißem Papier plus Line-Art", mit gelegentlichen Ausnahmen für Werke, die künstlerisch hinreichend originell sind, um Vierfarbdruck zu rechtfertigen.

Das wäre dann aber m.E. auch der Weg weiter in die Nische. Rollenspiele konkurrieren heute ja nicht mehr mit Pixelgrafik oder kurden Polygonen und Nachmittagsserien vor recycelten Kulissen, sondern mit aufwendig produzierten Filmen und Streaming-Serien in 4K HDR und vollvertonten, aufwendig inszenierten Spielen wie Baldur's Gate 3.
Jetzt kann ich persönlich hochwertigen Schwarzweiß-Illustrationen auch viel abgewinnen, aber ich bin (wie wohl die meisten hier) ja auch 40+, und ich kann mir vorstellen, dass das heutige Äquivalent zum 15-jährigen Schneeland, dem man versucht, Hefte mit viel Text und ein paar Schwarzweil-Illus zu verkaufen, darauf nicht mit "oh großartig!", sondern eher mit "ja ja, Opa, und jetzt trink Deinen Kamillentee" reagiert.
Und auch persönlich muss ich feststellen, dass mich eine ganze Reihe von Spielen, die ich in den vergangenen 10 Jahren schätzen gelernt habe, erstmal über Illustrationen und Layout/Produktgestaltung angelockt haben, bevor ich dann auch am Spieltisch festgestellt habe, dass sie mich ansprechen. Marketing über Konzeptzeichnungen oder Beispielillustrationen erlaubt halt einen viel direkteren Abgleich, ob die eigene Vorstellung vom Setting getroffen wird als wenn man erstmal einen dreiseitigen Beispieltext lesen muss (klar, es besteht das Risiko, einem "Grafikblender" aufgesessen zu sein, aber oft genug hat's zumindest für mich auch funktioniert).
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Swanosaurus am 5.06.2025 | 17:37
Das wäre dann aber m.E. auch der Weg weiter in die Nische. Rollenspiele konkurrieren heute ja nicht mehr mit Pixelgrafik oder kurden Polygonen und Nachmittagsserien vor recycelten Kulissen, sondern mit aufwendig produzierten Filmen und Streaming-Serien in 4K HDR und vollvertonten, aufwendig inszenierten Spielen wie Baldur's Gate 3.

Das wirft allerdings auch die Frage auf: Kann Pen&Paper da überhaupt konkurrieren, oder ist der Versuch vielleicht streckenweise vergebene Liebesmüh?

In den 80ern hat ja Rollenspiel durchaus auch schon mit dem Farbfernsehen und mit damals noch nur zur Hälfte bunten lustigen Taschenbüchern konkurriert, nur an der Frage, ob's bunt ist, kann es also nicht liegen ... okay, in den 80ern war Rollenspiel auch mehr Nische. Aber letztendlich habe ich auch gar nicht so viel gegen RSP in der Nische. Das hat insbesondere in Internet-Zeiten doch auch seine Vorzüge: Lieber eine überschaubare, heimelige Discord-Community, in der ich direkt mit den Macher:innen plaudere, als ein Riesenbusiness ...

Heißt dann natürlich, dass Rollenspiele im besten Fall als semiprofessionelles Hobby von denen gemacht werden, die die Zeit und Muße dazu haben. Was nicht gerecht ist für alle, die den Traum haben, vom Rollenspielproduzieren zu leben, aber he, es gibt viele Sachen, von denen Menschen gerne leben würden und es nicht können.

Und "semiprofessionell" heißt ja nicht "schlechter als professionell", es heißt nur, dass die Person, die es macht, es nicht als Hauptberuf macht. Gerade im RSP sind die Chancen gut, bei einem semiprofessionellen Produkt, dass die Macher:innen über ihre ernsthaft bezahlte, eher entspannte sonstige Tätigkeit querfinanzieren, mehr Qualität und Originalität zu bekommen als bei einem professionellen Produkt, bei dem die Rollenspiel-Profis jeden Cent dreimal umdrehen müssen und vor Stress und Zukunftsangst auf dem Zahnfleisch kriechen.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Darius der Duellant am 5.06.2025 | 17:54
Brauche keine Farbe, brauche kein Hardcover (aber die Option zu haben ist gut).
Ich erwarte aber davon unabhängig eine gewisse Grundqualität
Ob geklebt oder getackert ist mir egal, solange es hält.
Bei Illustrationen bin ich zickiger. Krakelscheisse wie die Waffenillus aus einigen älteren Shadowgrün-Editionen verderben mir die Freude an Produkten.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: nobody@home am 5.06.2025 | 18:33
Hast du dafür eine Quelle? Ich wäre mir da aktuell nicht mehr so sicher wie vor ein paar Jahren.

Guck' dir einfach mal an, wieviele Langbärte allein hier im Faden in ihren Kamillentee grummeln, weil das Hobby nicht mehr so ist wie zu ihren guten alten Zeiten... ;D

Persönlich, denke ich, ist das "Aufhübschen" von Regelwerken auch längst nix Neues mehr -- da müßte ich nur mal wieder mein AD&D2-Spielerhandbuch hervorkramen, wenn ich mich spontan erinnern könnte, wo es liegt. Das hatte schon 1989 farbigen Text und ganzseitige Vollfarbillus. :) Der Trend zur aufwendigeren grafischen Gestaltung insbesondere von Regelwerken und Settingbänden erklärt sich aus meiner Sicht denn auch völlig ausreichend aus zwei Punkten:

-- Erstens sind die Mittel dazu im Lauf der Jahrzehnte deutlich allgemeiner zugänglich für Leute geworden, die nicht gleich Großverlage von Geld und Namen sind, also werden sie jetzt auch entsprechend häufiger verwendet als noch in den siebziger und achtziger Jahren -- was anfangs oft noch schlicht nicht ging, wurde später zunehmend überhaupt erst möglich.

-- Und zweitens gab's da ja noch die große Rollenspielumstellung vom Schachtel- aufs Buchformat; an ein "vollwertiges" Druckprodukt zum Ins-Regal-Stellen stellen aber die meisten von uns dann wohl doch leicht höhere Ansprüche als an ein bloßes Regelheft (gerne mal von zweien oder mehr) in einer Schachtel, von der es dann reicht, wenn die einigermaßen solide und ansprechend bunt ist.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: 6 am 5.06.2025 | 18:54
Praktische PDF in Schwarzweiss reicht mir. Ich benötige keine Bücher (mehr). Das sind für mich reine Stehrümchen.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: aikar am 5.06.2025 | 19:05
Guck' dir einfach mal an, wieviele Langbärte allein hier im Faden in ihren Kamillentee grummeln, weil das Hobby nicht mehr so ist wie zu ihren guten alten Zeiten... ;D
Das ist dir vermutlich klar, aber das Tanelorn ist nicht im Geringsten repräsentativ für die Szene. ;) Genauso wenig wie persönliche Meinungen hier irgendeine Aussagekraft zur Nachfrage haben, nach der sich Verlage richten müssen. Das Tanelorn ist ein Überbleibsel einer anderen Zeit und eine Nische in der Nische.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Weltengeist am 5.06.2025 | 20:22
Das wäre dann aber m.E. auch der Weg weiter in die Nische. Rollenspiele konkurrieren heute ja nicht mehr mit Pixelgrafik oder kurden Polygonen und Nachmittagsserien vor recycelten Kulissen, sondern mit aufwendig produzierten Filmen und Streaming-Serien in 4K HDR und vollvertonten, aufwendig inszenierten Spielen wie Baldur's Gate 3.

Wobei ich jetzt böse sein könnte: Wenn ich die Mehrheit der 20-jährigen, die ich so tagtäglich vor mir sitzen habe, als Maßstab nehme, dann dürften Rollenspiele überhaupt nicht mehr gedruckt oder auch nur in Textform daherkommen, sondern müssten als lustige 30-Sekunden-Clips auf Tiktok getanzt werden und werbefinanziert (oder maximal pay to win) sein. 8]

Da ich das also nicht seriös als Maßstab nehmen kann, kann ich die Frage nur für mich selbst beantworten. Und da folge ich ganz meiner irrationalen Seite und bin (im Großen und Ganzen) im Team "Hardcover-Bildband".

Artwork: Es kommt nicht selten vor, dass ich Sachen zunächst einmal wegen des großartigen Artworks kaufe. Ob das nun Computerspielgrafik à la D&D5 ist, handgezeichnete Kunstwerke à la Vaesen / Dragonbane (oder von unserem Radulf), Schwarz-Weiß-Illus wie in Malmsturm, Forbidden Lands oder Against the Darkmaster oder sogar Comic-Stil wie von Travis Hanson, ist dabei zunächst einmal egal. Viel wichtiger ist mir, dass die Illustrationen halbwegs zusammenpassen und einen stimmigen Gesamteindruck hinterlassen.

Besonders wichtig ist mir das Artwork, wenn das Rollenspielbuch auch Setting- oder Storyelemente enthält. Ich suche in diesem Hobby einen "Sense of Wonder", den Reiz des Besonderen, noch nicht Dagewesenen. Und dazu eignen sich Bilder einfach viel besser als Walls of Text. "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" FTW.

Dann kommt aber wohl noch was anderes dazu: Wenn die Aufmachung mich nicht anspricht, gehe ich unbewusst davon aus, dass der Autor und ich sehr unterschiedlich ticken. Mag sein, dass ich damit ab und zu jemandem Unrecht tue (DCC ist so ein Fall, um deren Produkte habe ich jahrelang einfach aufgrund der Cover einen Bogen gemacht - inzwischen weiß ich aber, dass der Inhalt manchmal ziemlich cool ist). Aber generell ist meine Bereitschaft, Zeit und Geld in ein Produkt zu stecken, dessen Optik mich schon nicht anspricht, äußerst begrenzt.

Ich bin aber nicht völlig religiös und mache auch Ausnahmen. So habe ich mir kürzlich (trotz des für mich einfach nur grausamen Artworks) die Neuauflage von Rolemaster gekauft. Da spielte aber auch rein, dass (1) ich nicht Weltengeist-kompatible Illus bei Regelwerken noch eher nachsehen kann als bei Settingbänden, dass (2) Rolemaster für mich eher eine alte Jugendfreundin ist als eine neue Flamme und dass (3) ich mich vorher wirklich gründlich informiert habe, dass ich die neuen Regeln auch gut finde. Diese Chance bekommt aber wirklich nicht jedes Rollenspielprodukt.

Einband: Druck ist für mich ein absolutes Muss für alles, was ich wirklich lesen und benutzen will - ich hasse das Lesen längerer Texte am Bildschirm generell und das Lesen von Rollenspielbüchern am Bildschirm im Besonderen. Und wenn schon Totbaum, dann bin ich ein großer Hardcover-Fan. Das ist aber nicht auf Rollenspielkram beschränkt, sondern gilt genauso für Romane, Comics oder Sachbücher. Natürlich kann ich das auch mit ganz klugen Gründen rationalisieren, aber in Wahrheit ist das wahrscheinlich einfach eine Marotte von mir. Ich mag es einfach, wenn das Zeug auch im Regal schön aussieht, und hasse es wie die Pest, wenn sie es (wie regelmäßig Uhrwerk oder Kobold Press) schaffen, dass kein Buchrücken zum nebenstehenden passt. Hab ich eine zwanghafte Ordnungsstörung? Ach was... ~;P

Nutzen am Spieltisch: Ich sehe nicht, warum eine wertige Herstellung den Nutzen am Spieltisch schmälern sollte. Aktuell wühle ich mich durch Dragonbane, das vormacht, wie so etwas aussehen kann: Hardcover-Regelbuch, 120 Seiten (nicht 4x400 wie bei gewissen anderen Systemen), wertige Produktion, großartige Illus aus der Hand eines einzigen Künstlers. So in etwa sieht mein Ideal eines Rollenspielbuchs aus.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Hotzenplot am 5.06.2025 | 21:08
Nutzen am Spieltisch: Ich sehe nicht, warum eine wertige Herstellung den Nutzen am Spieltisch schmälern sollte. Aktuell wühle ich mich durch Dragonbane, das vormacht, wie so etwas aussehen kann: Hardcover-Regelbuch, 120 Seiten (nicht 4x400 wie bei gewissen anderen Systemen), wertige Produktion, großartige Illus aus der Hand eines einzigen Künstlers. So in etwa sieht mein Ideal eines Rollenspielbuchs aus.

Das Wertige daran schmälert sicher nicht zwingend den Nutzen am Spieltisch. Aber den Borbarad-Band mit Goldschnitt (paar Kilo Gewicht) am Spieltisch zu haben ist deutlich unpraktischer, als das Zeug digital zu haben - dennoch ohne Zweifel beeindruckender. ;) Das ist natürlich ein Extrembeispiel, aber wenn ich hier so in den Schrank neben mir schaue - da sind einige Sachen, die ich zum Beispiel nicht an fremde, chipsverschmierte Tische bringen würde - abgesehen vom Transport im Rucksack. :)

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Was mir noch allgemein in bei der Diskussion einfällt:

Wie ist das eigentlich bei digitalen Produkten und Angeboten? Ich finde z. b. dndbeyond sowohl praktisch, als auch optisch sehr interessant. Es gibt ein paar VTT-Lösungen, die einfach so gut sind, dass sie ihre analogen Vertreter schlagen. Ich glaube, Ulisses hat das auch ganz gut verstanden, dass man in dem Bereich gutes Geld verdienen kann. Ich als Kunde finde z. B. das Foundry-Produkt von Ära des goldenen Kaisers (DSA5) super (aus anderen Gründen bin ich da noch bei roll20, aber naja). Hier verschmilzt für mich die Praktikabilität und die "Kunst" stärker, da sie von mehreren Leuten am virtuellen Spieltisch tendenziell besser und parallel genutzt werden kann.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Darius der Duellant am 5.06.2025 | 21:26
Mein Problem mit solchen Produkten die über reine PDFs hinausgehen ist die Tendenz von US Firmen (aber nicht nur die) mittlerweile ziemlich schamlos auszutesten wie weit sie das "aber du hast ja nur eine Lizenz gekauft, wir können das also jederzeit abdrehen" Spielchen noch treiben können.
Meine Bücher kann ich auch in 20 Jahren noch nutzen, meine PDFs mit Wasserzeichen oder ähnlichem "leichtem" DRM ebenfalls. Gleiches gilt für Chummer und Heldensoftware.
Ob ich irgend eine Cloud-basierte Software in 15 Jahren noch verwenden kann, selbst wenn ich dafür gezahlt habe, sei mal dahingestellt.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Boba Fett am 5.06.2025 | 22:43
Rollenspiele konkurrieren heute ja nicht mehr mit Pixelgrafik oder kurden Polygonen und Nachmittagsserien vor recycelten Kulissen, sondern mit aufwendig produzierten Filmen und Streaming-Serien in 4K HDR und vollvertonten, aufwendig inszenierten Spielen wie Baldur's Gate 3.

Genau das glaube ich übrigens nicht mehr.
Rollenspiele konkurrieren mit anderen kooperativen Gesellschaftsspielen, mit Dungeoncrawlern, Zombicide oder sowas.
Wer Binge-Watching machen will tut das. Wer am PC oder an der Console gamen will, macht das.
Aber wer mit Freunden und Bekannten gemeinsam am Tisch spielen, lachen und Erfolge abfeiren will, der macht eben das. Und da gibt es zum Rollenspiel Konkurrenten, wie oben genannt. Manche haben den Vorteil, dass man sie kurz spielt und dann nach ein zwei Stunden durch ist. Kampagnenspiel können aber die wenigsten Systeme. Und die, die es können, haben meistens den "und jetzt müssen wir das Spiel 3 Wochen aufgebaut lassen?" - "am besten ja" - "gut, ich mach mal Handyfotos, nur für den Fall"
Und das hat Rollenspiel nicht. Will sagen: Rollenspiel hat seine Nische und wird von denen gespielt, die genau das spielen wollen. Ich glaube nicht, dass man gegen andere Arten der Freizeitbewältigung bestehen kann oder auch nur muß.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Zouan81 am 5.06.2025 | 22:58
Ich kann es nicht leugnen:  Das Auge ißt immer mit!

Ein Rollenspielbuch mit beeindruckenden Illustrationen ist tatsächlich ein Kaufmagnet.

Danach entscheidet dann der Inhalt darüber, ob es als gutes, kompaktes Regelwerk wahrgenommen wird, das Lust aufs Spielen macht oder ob es doch eben nur ein schönes Sammlerstück bleibt.

Selbst wenn es sich um das beste und durchdachteste Spielsystem überhaupt handelt, so können bestenfalls durchschnittliche Illustrationen dafür sorgen, dass das Spiel nur noch von Insidern wahrgenommen und gespielt wird, was gleichbedeutend ist, dass viel Potential verschenkt wurde.

Auf der anderen Seite können schöne Aufmachungen und Illustrationen auch ein Spielsystem so aufwerten, dass eine Fangemeinde über den ganzen Regelwust dort drinnen wohlwollend hinwegsieht und es als nahezu perfektes Rollenspielsystem anpreist.


So ist das Fazit:
Beides, sowohl Inhalt als auch die Aufmachung, muss stimmig und ansprechend sein, um sich tatsächlich als erfolgreiches Produkt auf dem Markt etablieren zu können. Eine schwache Aufmachung kann wiederum dafür sorgen, dass guter Inhalt als solcher gar nicht richtig wahrgenommen wird.

Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: schneeland am 5.06.2025 | 23:43
Das wirft allerdings auch die Frage auf: Kann Pen&Paper da überhaupt konkurrieren, oder ist der Versuch vielleicht streckenweise vergebene Liebesmüh?

In den 80ern hat ja Rollenspiel durchaus auch schon mit dem Farbfernsehen und mit damals noch nur zur Hälfte bunten lustigen Taschenbüchern konkurriert, nur an der Frage, ob's bunt ist, kann es also nicht liegen ... okay, in den 80ern war Rollenspiel auch mehr Nische. Aber letztendlich habe ich auch gar nicht so viel gegen RSP in der Nische. Das hat insbesondere in Internet-Zeiten doch auch seine Vorzüge: Lieber eine überschaubare, heimelige Discord-Community, in der ich direkt mit den Macher:innen plaudere, als ein Riesenbusiness ...
...

Wie weiter unten geschrieben: direkte Konkurrenz trifft wahrscheinlich auch nur halb zu, aber ich glaube schon, dass eine hochwertige Aufbereitung der Produkte hilft, neue Spieler zu erschließen und nicht noch wesentlich nischiger zu werden. Denn gefühlt wären Softcover-Hefte mit einfachen Schwarzweißillus heute so als hätte man mir damals statt dem Shadowrun-Regelwerk mit dem schicken Elmore-Cover und den (zumindest für mich damals) beeindruckenden Schwarzweiß-Innenillus eine geheftete Sammlung von Schreibmaschinenseiten in die Hand gedrückt. Vielleicht hätte ich mir Rollenspiel trotzdem als Hobby erschlossen - vielleicht wäre ich aber auch einfach bei Video- und Brettspielen geblieben.

Und so ganz generell: ich erkenne den Wert heimeliger kleiner Communities an, aber ohne den Aufschwung im Markt seit dem Start von D&D5 - sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht als auch in Sachen Breitenwirkung - hätte es wahrscheinlich keine Free League-Spiele, vielleicht auch kein Broken Compass/Outgunned Adventure, keine Borg-Familie und kein aufwendig produziertes Dolmenwood gegeben. Und das wäre aus meiner Sicht schon ein klarer Verlust.
Und so ganz generell glaube ich, dass es dem Rollenspielhobby schon gut getan hat, dass da ein großer Schwung neuer Spieler dazugekommen ist. Auch wenn mich persönlich die Dominanz von D&D5 nicht glücklich macht, ist mir das doch deutlich lieber als ein langsames Dahinschwinden.

Guck' dir einfach mal an, wieviele Langbärte allein hier im Faden in ihren Kamillentee grummeln, weil das Hobby nicht mehr so ist wie zu ihren guten alten Zeiten... ;D

Bei aikar klingt das negativer als ich das selber empfinde, aber nachdem wir hier ein Webforum sind und das lange Zeit quasi tote/angestaubte Technik war, ist es in der Tendenz schon so, dass wir hier zusammen alt und grau werden ;). Entsprechend vielleicht nicht 100% repräsentativ für den Rest der Rollenspielwelt da draußen.
Wobei man festhalten muss: es gab in der D&D5-Hochphase schon merklich mehr Neuanmeldungen als davor und danach - ein gewisses Echo der "Welt da draußen" ist also vorhanden.

Wobei ich jetzt böse sein könnte: Wenn ich die Mehrheit der 20-jährigen, die ich so tagtäglich vor mir sitzen habe, als Maßstab nehme, dann dürften Rollenspiele überhaupt nicht mehr gedruckt oder auch nur in Textform daherkommen, sondern müssten als lustige 30-Sekunden-Clips auf Tiktok getanzt werden und werbefinanziert (oder maximal pay to win) sein. 8]

Fair  ;D. Aber wenn ich nach den durchschnittlichen Menschen 40+ in meiner Umgebung jenseits des engeren Freundes- oder Familienkreises (+Tanelorn) gehe, dann sind Rollenspiele etwas, das man vielleicht mal im Studium gemacht hat, jetzt aber sicher nicht mehr. Und auch für Videospiele sieht es nicht gut aus. Ich glaube also, auch für die heutigen 20-Jährigen besteht noch Hoffnung  ;)

Ansonsten kann ich dem, was Du zu Artwork, Sense of Wonder und dem Reiz guter Illustrationen schreibst, überwiegend zustimmen (nur was das Lesen angeht, bin ich mittlerweile weitgehend vom Buch aufs iPad migriert).

Genau das glaube ich übrigens nicht mehr.
Rollenspiele konkurrieren mit anderen kooperativen Gesellschaftsspielen, mit Dungeoncrawlern, Zombicide oder sowas.
...
Und das hat Rollenspiel nicht. Will sagen: Rollenspiel hat seine Nische und wird von denen gespielt, die genau das spielen wollen. Ich glaube nicht, dass man gegen andere Arten der Freizeitbewältigung bestehen kann oder auch nur muß.

Ja, da hast zu einem guten Teil recht - zumindest so, wie ich's hingeschrieben habe, trifft das wahrscheinlich nicht zu. Wahrscheinlich wäre es besser, zu sagen, dass Rollenspiele m.E. gewisse Schauwerte brauchen, um überhaupt als potentiell interessante Freizeitaktivität wahrgenommen zu werden. Da kommen dann die von Dir genannten kooperativen Brettspiele noch dazu, die ja auch oft in einer hohen Herstellungsqualität und mit aufwendig gestalteten Anleitungen daherkommen.
Und mein Eindruck wäre auch, dass es schon hilft, die Brücke von z.B. einem Videospiel zu schlagen, wenn dann auch "dieses Pen&Paper-Rollenspiel", das ein Spieler vielleicht mal mit seinen Freunden ausprobieren möchte, hochwertige Farbillustrationen vorhanden sind statt einfacher Schwarzweiß-Illustrationen.

Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Hotzenplot am 5.06.2025 | 23:58
Mein Problem mit solchen Produkten die über reine PDFs hinausgehen ist die Tendenz von US Firmen (aber nicht nur die) mittlerweile ziemlich schamlos auszutesten wie weit sie das "aber du hast ja nur eine Lizenz gekauft, wir können das also jederzeit abdrehen" Spielchen noch treiben können.
Meine Bücher kann ich auch in 20 Jahren noch nutzen, meine PDFs mit Wasserzeichen oder ähnlichem "leichtem" DRM ebenfalls. Gleiches gilt für Chummer und Heldensoftware.
Ob ich irgend eine Cloud-basierte Software in 15 Jahren noch verwenden kann, selbst wenn ich dafür gezahlt habe, sei mal dahingestellt.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: aikar am 6.06.2025 | 07:53
Bei aikar klingt das negativer als ich das selber empfinde, aber nachdem wir hier ein Webforum sind und das lange Zeit quasi tote/angestaubte Technik war, ist es in der Tendenz schon so, dass wir hier zusammen alt und grau werden ;). Entsprechend vielleicht nicht 100% repräsentativ für den Rest der Rollenspielwelt da draußen.
Wobei man festhalten muss: es gab in der D&D5-Hochphase schon merklich mehr Neuanmeldungen als davor und danach - ein gewisses Echo der "Welt da draußen" ist also vorhanden.
Es war nicht negativ gemeint. Das Tanelorn ist, was es ist.

Aber ich denke schon, dass es hier eine gewisse Tendenz gibt, zu sagen "Ich brauche das (nicht), also ist es (un)nötig." und sich dann darüber aufzuregen, dass Verlage ihre Produkte und Produktion nicht an den eigenen Vorlieben ausrichten.
Das ist klassisch konservatives Denken. Es ist ok, wenn man Veränderungen nicht mitmachen will, es ist schließlich ein Hobby. Ich sehe es aber als problematisch, Veränderungen in Zeitgeist und Community zu ignorieren und dann zu kritisieren, dass Verlage sich wirtschaftlich an neuen Zielgruppen ausrichten. Das Rad dreht sich weiter. Hat es immer, wird es immer. Und das Tolle: Beim Rollenspiel kann man trotzdem die Straße zurückgehen, auch wenn man den Wagen nicht aufhält.

Wir haben das unglaubliche Glück, dass der Rollenspielmarkt trotz seiner Nischigkeit immer noch so divers ist. Und trotz aller Kritik an "warum wird alles mit D&D gemacht?": Die Auswahl an Alternativen war niemals so groß wie heute. Praktisch alle Produzent:innen sind selbst Rollenspielende und bringen, wenn es wirtschaftlich nur im geringsten Sinn macht (und manchmal sogar, wenn nicht) Produkte für alle Geschmäcker heraus. Und viele alte Systeme sind zumindest als pdf, oft sogar als Neuauflagen immer noch verfügbar.
Also: Weniger aufregen, dass der Mainstream sich von euch wegbewegt, denn das wird er immer tun. Freut euch, dass es Spiele gibt, die eurem Geschmack entsprechen und das es für fast alle dort draußen Spiele gibt, die ihrem Geschmack entsprechen.
Es reicht meist einfach zu sagen "Ist halt nicht meins, ich kaufe/spiele etwas anderes (oder mache mal selbst was), mögen andere ihren Spaß daran haben.", anstatt den nächsten Shitstorm loszutreten. Ist angesichts des steigenden Alters auch besser für Herz und Kreislauf  ;D

Genau das glaube ich übrigens nicht mehr.
Rollenspiele konkurrieren mit anderen kooperativen Gesellschaftsspielen, mit Dungeoncrawlern, Zombicide oder sowas.
Wer Binge-Watching machen will tut das. Wer am PC oder an der Console gamen will, macht das.
Genau.
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Boba Fett am 6.06.2025 | 09:33
@Aikar: Du hast natürlich recht, im Alter wird man eher konservativer. Und schaut sich die neuen Sachen eher erst einmal skeptisch an.
Andererseits ist das Tanelorn auch irgendwo das Forum, wo die klassischen Mainstreamsachen wesentlich weniger Präsenz finden und durchgeknallter Indyscheiß abgefeiert wird und schon wieder "out" und langweilig geworden ist, bevor es die meisten anderen überhaupt wahrgenommen haben. So sehr konservativ kann die Community also auch nicht sein. Wir waren nie Mainstream - weder zu Zeiten als DSA noch dominierte, noch zu Pathfinder oder D&D Zeiten.

Und ich finde, auch mit dem konservativen Alter in den 50ern muss man schreiben dürfen, dass einem die Regeln zwar gefallen, die Aufmachung aber eben wenig gefällt.
Und das man vielleicht Lesbarkeit und saubere Strukturen und klare Worte (anstatt blumiges Ingame) bevorzugt.
(Und ganz nebenbei: Der Kritikpunkt bestand immer, auch schon zu DSA 4 Zeiten.)
Denn auch dieses Alter ist ein wesentlicher Teil der Community - und vor allem auch ein ziemlich beständiger...
Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: Eleazar am 6.06.2025 | 11:08
Ich mag Bücher und ich mag auch schöne Bücher. Ich mag sogar Bücherregale.

PDFs nutze ich nur in Ausnahmefällen: Im Urlaub oder wenn ich nach Stichworten suchen will. Ansonsten stören mich Laptops und sehen immer nach Arbeit aus.

Ein hochwertiger Einband und eine hochwertige Bindung sind was feines. Mein erstes Rollenspielbuch (Midgard 1) war eine Klebebindung, die irgendwann auseinander fiel und mit Pattex geklebt werden musste. Außerdem habe ich irgendwann den Einband mit transparenter Schutzfolie umklebt. Hält zwar auch nach 40 Jahren noch bombig, aber das brauche ich nicht bei neuen Bücher. Und ich hasse geknickte und abgeschrabbelte Cover.

Illustrationen tragen für mich zur Stimmung bei. Sie transportieren, was der Autor kreieren wollte. Außerdem sind schöne (Geschmacksurteil) Grafiken einfach ein schickes Plus und unterhalten mich. Vaesen habe ich mir nur wegen der Illus geholt.

Computergefertigte Bilder halte ich meist für minderwertig. Das geht mir auch gerade bei vielen am Computer gezeichneten Illus so. Es mag Künstler geben, die am Computer zeichnen und deren Werken man das nicht ansieht. Dann wäre es okay. Aber wenn man es sehen kann, stößt mich das ab.

Was Wyndor da für DSA per KI generiert, kann hingegen nach meinem Geschmack mit den besten hand- und pinselgemachten Grafken mithalten. Und das sage ich, obwohl ich auch selbst gezeichnet habe.

Ich stehe sogar auf einen dezenten Hintergrund. So gut sind meine Augen noch. Wobei es echt dezent sein muss. Was gar nicht geht, sind schwarze Hintergründe mit weißer Schrift. Allein, wenn ich mal einen Ausschnitt kopieren oder ausdrucken will, um das zu zerschnibbeln oder auf den Tisch zu legen. Was nicht geht, sind Kleckse oder so was, was bis in die Schrift reinreicht. Midgard 6 macht das zum Teil. Dann stört und nervt es.

Und ja, ich gebe für ein schönes Buch gern auch mehr Geld aus.

Titel: Re: Sind Rollenspielbücher zu sehr Sammler- und Kunstobjekt?
Beitrag von: aikar am 6.06.2025 | 11:09
Und ich finde, auch mit dem konservativen Alter in den 50ern muss man schreiben dürfen, dass einem die Regeln zwar gefallen, die Aufmachung aber eben wenig gefällt.
Und das man vielleicht Lesbarkeit und saubere Strukturen und klare Worte (anstatt blumiges Ingame) bevorzugt.
(Und ganz nebenbei: Der Kritikpunkt bestand immer, auch schon zu DSA 4 Zeiten.)
Denn auch dieses Alter ist ein wesentlicher Teil der Community - und vor allem auch ein ziemlich beständiger...
Klar darf man das schreiben, soll man auch! Nur halt nicht zu enttäuscht und wütend sein, wenn die Wünsche nicht immer in Erfüllung gehen.
Das ist ja generell ein Thema in der heutigen Online-Gesellschaft.
Aber das führt zu sehr weg und ich entschuldige mich für das Kapern des Themas. Also auch für mich  :btt:

Andererseits ist das Tanelorn auch irgendwo das Forum, wo die klassischen Mainstreamsachen wesentlich weniger Präsenz finden und durchgeknallter Indyscheiß abgefeiert wird
Und das ist ja auch ein starker Grund, warum ich ins Tanelorn gekommen bin und immer noch hier bin.  :)