Ich zitiere mal aus dem "Abenteuer die nur mit Wunschdenken funktionieren" Thread:
Proaktive Spieler mit eigener Charakteragenda.
Wenn also der SL auf die Spieler reagiert, statt andersherum.
Nicht: SL: "Der Bürgermeister sucht tapfere Recken, die dem Gorgelmopf das Handwerk legen! Was tut ihr?"
Sondern: SC: "Ich will mich an Graf Zunster rächen, der meinen Vater verleumdet und in Ungnade hat fallen lassen. Und dafür organisiere ich als allererstes mal einen Bardenwettstreit."
Letzteres leider nicht mal im Ansatz erlebt.
An der Stelle muss ich mal meine Spieler loben, da sind nämlich einige dabei die regelmäßig selbst Abenteuer anstoßen. Das macht echt Spaß weil es mich als Spielleiter eben auch überrascht und fordert. Da wird mit Slaadi experimentiert (Dämonen die leicht mal eine art dämonische Zombieapolalypse auslösen können), SCs versuchen Götter oder Leichname zu werden, Königreiche werden übernommen, Erzfeinde gejagt, Götter verführt (ist in dem Setting nicht so schwer, das sind eher griechische Götter) und Familien gegründet.
Nun kann man seine Spieler nicht zwingen aktiv zu werden, aber ich würde hier gerne Tipps sammeln die es den Spieler leichter machen mit ihren Charakteren mal eigene Ideen und Ziele zu verfolgen.
1. Charaktere mit Zielen und Ambitionen
Das ist nicht für jeden was aber es hilft wenn man den Spielern nahelegt Charaktere zu erschaffen die ein Ziel haben.
Meine persönliche Erfahrung dabei:
Die Anweisung "Such dir für deinen Charakter mal irgendwelche Ziele raus, das kann alles sein." bringt nicht viel. Die Spieler die eher zurückhaltend spielen können aus vielerlei Gründen damit nichts anfangen. Sie wissen vielleicht was denn überhaupt möglich ist und Antworten wie "Theoretisch ist ALLES möglich" helfen ihnen nicht. Dazu kommt noch das die Spieler je nach Setting nicht unbedingt wissen was überhaupt angebracht und passend ist. Besser ist es eine kleine Liste von Vorschlägen zu geben und ihnen nahe zu legen davon eine oder mehrere Möglichkeiten zu wählen oder halt ihre Eigenen zu erfinden.
Beispiele:
- Baron Humperding hat deinen Freund oder Verwandten getötet oder in Verruf gebracht. Du willst dich rächen und suchst nach Möglichkeiten dem Mann zu schaden.
- Du träumst davon deine eigene Magierakademie / Schwertkampschule aufzubauen.
- Du willst Unsterblichkeit erlangen indem du zu einem Heiligen / Untoten / Gott wirst.
- Du willst Macht sammeln und über Leute regieren. Du strebst Adelstitel oder Governeursposten an.
- Feudalismus ist doof. Weg mit dem Adel, das Volk muss sich selbst regieren !
- Dein Ziel ist es die Sklaverei im Kaiserreich zu beenden.
- Du willst Ruhm als Barde / Held / Handwerker und möchtest das kommende Generationen von deinen Errungenschaften erzählen.
- Die Böse Gottheit der Finsternis muss bezwungen werden und du wirst nicht ruhen bis das geschehen ist.
- Du willst eine Familie gründen.
Wichtig dabei auch: Diese Ziele müssen nicht in Stein gemeißelt sein. Es kann zur Charakterentwicklung gehören das alte Ziele verworfen werden oder durch neue ersetzt werden oder auch einfach neue Ziele hinzu kommen.
2. Die Spieler nicht frustieren
Wenn man nun erstmal Spieler mit eigenen Ideen hat ist es wichtig das sie auch die Möglichkeiten bekommen diese umzusetzen. Um die zögerlichen Exemplare da raus zu holen kann es nicht Schaden Vorlagen zu machen. Der Charakter will ein berühmter Barde werden ? Dann baue ein Musikfestival ein. Hierbei ist es jedoch sehr wichtig das besonders die Spieler denen das nicht im Blut liegt auch mal kleine Erfolge feiern dürfen und sofort gegen eine Wand laufen und Frustriert werden. Natürlich will man die Charaktere langfristig fordern und ihnen Hindernisse geben die sie überwingen müssen und nicht jedes Vorhaben kann sofort von Erfolg gekrönt sein. Wenn es absolut unpassend ist das der Charakter Erfolg hat, dann kann es trotzdem motivierten sein wenn sie zumindest eine kleine Belohnung erhalten.
Beispiel:
Der Stufe 2 Charakter will ein berühmter Liederschmied werden. Der Spieler ignoriert aber Provinzwettbewerbe und will gleich beim Interdimensionalen Crystalvision Song Contest auftreten. Wenn er nun gegen die besten Barden aus dem Multiversum verliert lass eine dieser berühmten Barden zu ihm gehen und ihn aufmuntern: "Du erinnerst mich an mich selbst als ich in deinem Alter war. Aber du hast echt Eier. Du bist gegen die besten Barden des Universums angetreten. Das hätte ich mich damals noch nicht getraut. Du hast Talent und wenn du am Ball bleibst wirst du es weit bringen. Aber fang vielleicht erstmal mit kleineren Brötchen an. Ich werde ein Auge auf dich halten. Und hier, meine alte Laute wird dir vielleicht helfen." Und man gibt dem Charakter eine Laute die ihm einen kleinen Bonus bringt.
3. Für Ideen der Spieler offen sein
Denke als SL auch daran zum einen für die Vorschläge der Spieler offen zu sein und zum anderen ihnen bei ihren Plänen zu helfen indem du ihnen die Infos gibst die sich brauchen. Meist hat man als SL ja sein eigenes Bild des Settings das sich nicht unbedingt mit dem Bild deckt das in den Köpfen der Spieler ist.
Beispiele:
Wenn ein Spieler z.B. unbedingt Schußsswaffen in deiner Mittelerde Kampagne erfinden möchte dann muss man sich als SL überlegen was man will und mit dem Spieler drüber reden. Zu sagen "Puh, also das sehe ich nicht wirklich in dem Setting, kannst du dir ein anderes Ziel suchen ?" ist völlig legitim. Aber man sollte sich als SL dennoch mal überlegen ob es denn wirklich das Setting torpediert wenn der SC tatsächlich eine primitive Donnerbüchse erfinden kann oder ob das nicht vielleicht ganz neue Möglichkeiten auftut. Denn plötzlich ist vielleicht Saruman auf der Jagd nach dem SC weil er das Geheimnis des Explosionspulvers für seine Zwecke nutzen will.
Ein anderer Spieler hat vor seinen SC langfristig zum neuen Kaiser wählen zu lassen in der Annahme das dieser vom Senat gewählt wird und hat sich bereits überlegt wie er verschiedene Senatoren dazu bringen will ihm ihre Stimmen zu geben. Wenn der Kaiser in deinem Setting aber ein Erbtitel ist muss der Spieler das zu wissen bekommen. Der SC würde das ja wissen. Du kannst dann ja gerne Hilfestellungen geben ala "Also die Kaiserwürde wird traditionell ohne Wahlen an das erstgeborene Kind weitergereicht. Wahlen hat es in der Vergangenheit aber ein paar mal gegeben weil keine Erben vorhanden waren..."