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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Ludovico am 2.07.2025 | 07:55
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In dem anderen Thread hab ich ja schon mal angedeutet, dass es meiner Wahrnehmung nach eine unglaublich große Anzahl an neuen Spielen gibt und immer weitere neue auf den Markt rücken.
Meine Algorithmen zeigen mir ständig neue Kickstarter für Rollenspielsysteme und auch die Läden selbst haben immer wieder neue Spiele am Start. Daneben gibt es noch Neuauflagen älterer Spiele, wie etwa Blue Planet Recontact (auf das ich noch immer warte).
Und ich frage mich, ob das nun ein Fluch oder ein Segen ist.
Meines Einschätzung nach erscheint es mir eher als ein Fluch.
Ich hab früher selbst System-ADHS gehabt, aber mittlerweile ist das komplett ausgebrannt.
Aber bei dem jetzigen Angebot wäre ein echter System-ADHSler komplett überfordert.
Was ich noch kritischer sehe, ist die mögliche Gefahr der Schnelllebigkeit. Früher, als es wenige Spiele gab, waren langjährige Gruppen mit ebenso langjährigen Kampagnen häufig. Aber mit all den neuen Spielen, die einem vorgestellt werden und auch der Schnelllebigkeit der Gesellschaft, habe ich den Eindruck, dass der Trend zu Kurzkampagnen geht, die nur wenige Wochen oder Monate gehen, damit man dann das nächste Spiel anfangen kann.
Tiefergehendes Charakterspiel- und entwicklung in Verbindung mit Immersion wird so schwieriger.
Pen & Paper-Spiele werden somit auch mehr wie Computerrollenspiele, bloß mit schlechterer Grafik.
Vielleicht liege ich mit dieser Einschätzung auch komplett falsch.
Wie seht ihr das?
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So wie du. Es ist zu viel, zu viel Hype, zu viel Spiel X wie Y aber mit Besonderheit Z. Zu viel Kickstarter.
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Ich verstehe, was du meinst.
Wobei ich nichts gegen "öfter mal was Neues" habe, aber die Betonung liegt hier auf "Neues". Das meiste von dem, was da rauskommt, ist aber nicht neu. Es sind größtenteils die immer gleichen Setting-Tropes, und es sind Regeln, die sehr ähnlich (aber eben doch nicht kompatibel) sind zu den bereits bekannten Regeln.
Mich persönlich nervt ganz besonders, dass jedes halbwegs interessant aussehende Setting (so es nicht für 5E erscheint) meint, auch gleich eigene Regeln machen zu müssen. Da ich aber keine Lust habe, für jedes neue Setting gleich eine Regelkonversion vorzunehmen, bleibt es dann meist doch im Regal liegen. Hinzu kommt, dass für das Setting dann eben doch nur noch 80 Seiten übrig sind, weil man den Rest des Platzes ja für das eigene (und mindestens 3 mal geplaytestete) Regelwerk braucht.
Okay, zugegeben, ich übertreibe etwas. Aber von der Tendenz her hätte ich gerne mehr Sachen, die wirklich neu sind und nicht nur ein bisschen anders.
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Die Problematik liegt wohl auch darin, dass jeder Autor davon überzeugt ist, etwas NeuesTM zu machen. Viel wird unbewusst (oder bewusst) von Systemen übernommen, die man gespielt hat. Wirklich "Neu" in punkto Setting geht auch kaum noch. Zumindest, wenn man nicht komplett abgedrehte Sachen macht, die dann auch wieder niemand spielt.
Die Leute wollen eben ihre Vorstellung verbreiten und ein wenig Geld damit verdienen. Zumindest die KS.
Hype bekomme ich selten mit, und meine Algorythmen werfen mir fast nur Dragonbane- und 5e-Sachen aus. Liegt wohl auch daran, dass ich kaum RPG-YTber konsumiere (ich find die meisten davon schlicht unsympathisch).
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Ich sehe das als Fluch und Segen zugleich.
Das es derart viele neue Spiele gibt bedeutet das die Hürde etwas zu veröffentlichen gering ist. Das wiederum bedeutet das man auch mal experimentelle Sachen und verrückte Settingideen bekommt ohne das diese erst einen "Marktest" bestehen müssen.
Die Kehrseite ist natürlich das da auch viel Settingschrott und unausgegorene Regeln dabei sind.
Ist letztlich die Frage was man will... einen riesigen Haufen Schrott in dem ein paar Perlen versteckt sind oder als anderes Extrem ein einziges glattgebügeltes Hochglanzprodukt das irgendwie okay ist aber niemanden wirklich vom Sockel haut.
Das Optimum liegt irgendwo dazwischen aber so schlimm ist der Schrotthaufen nicht, denn dank Internet muß man den Schrotthaufen nicht mehr selbst durchsuchen oder hat zumindest einen Haufen hilfreicher Hände die dabei helfen.
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Naja, das nennt sich halt Auswahl.
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(Ob das Corona-Nachfolgen sind? Da haben die Leute vielleicht angefangen, endlich ihre Systemideen aufzuschreiben und drei Jahre später ist es soweit, dass sie ihr System veröffentlichen können…)
Ich treibe mich nicht allzusehr auf den entsprechenden Distributionsplattformen rum. Und trotzdem erreichen selbst mich einige Systeme, die ich interessant finde: Destiny, DC20 und Daggerheart.
Fluch oder Segen? Für Systemcreator gilt wahrscheinlich: Das System muss raus aus dem eigenen System! Die Chance, dass sich das System etabliert, ist sowieso gering und aktuell wegen der Schwemme halt noch geringer - egal: Was raus muss, muss raus. 😅
Für potenziell Interessierte ist die Flut wohl zweischneidig: Auf der einen Seite ist der Systemdschungel jetzt noch dichter, Orientierung fällt schwerer und die Chance, dass das Indiesystem auch zündet und bleibt und sogar weiterentwickelt wird, ist noch geringer.
Andererseits ist die Chance, dass unter den vielen Angeboten das persönliche Herzensbrechersystem ist, noch größer.
Unterm Strich würde ich abwägen, dass die Nachteile überwiegen.
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Naja, das nennt sich halt Auswahl.
Genau das. Man kann aus dem Vollen schöpfen. :)
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Vielleicht schlägt sich da auch einfach nieder, daß die meisten von uns hier im :t: mittlerweile schon lange im Hobby unterwegs sind und deswegen schon alles Mögliche kennen. Denn "Mann, was sind das viele Spiele" ist erst mal auch nur ein Eindruck, den ich schon von meinen ersten Besuchen in gut sortierten ausgesprochenen Fachläden in den 80er Jahren kenne -- ob das heute wirklich so viel mehr oder so viel mehr "Müll" dabei ist als schon damals, bin ich mir also gar nicht mal unbedingt so sicher.
Okay, daß man heute dank Internet & Co. einfach schneller als seinerzeit mitkriegt, was gerade an neuem angeblich heißem Scheiß herausgekommen ist, spielt wahrscheinlich auch noch mit hinein.
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Servus. Ich staune immer wenn irgendwelche Freunde und Bekannte mit Spielen um die Ecke kommen von denen ich noch nie gehört habe. Ist das gut? Warum nicht? Ich muss sie ja nicht kaufen oder spielen wenn es mir nicht zusagt. Und falls doch mal was dabei ist, was mir zusagt, ist es doch ein Gewinn für mich.
Wobei diese Schwemme (?), ja ggf. den Nachteil hat, das die eh schon dünne Anzahl an Spielern in D auf viele Systeme verteilt wird. Oder kennt die breite Masse den ganzen Kram gar nicht und spielt eh nur DSA, DnD, usw?
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Ich empfinde es gleichermaßen als Fluch und Segen.
Segen:
Ich finde es toll Rollenspiele für jede Art von Setting zu haben (Auswahl!) und finde es gut, dass jedes Setting auch in unterschiedlichen Regelsystemen gibt.
So findet jeder fast immer das Setting war er mag mit dem Regelsystem was er mag.
Fluch:
Die Anzahl der Rollenspieler die das selbe Setting mit dem selben Regelsystem mögen müssen sich erst einmal finden, damit das Spiel dann auch auf den Tisch kommt.
Da jeder seine Lieblinge (Setting und/oder Regelsystem) hat muss die Bereitschaft da sein auch mal etwas zu spielen was nicht der absolute Liebling jedes Spielers am Tisch ist, sonst hat man schnell 5 Spielleiter die jeweils 2 Spieler hätten die das selbe Zeug toll finden wie ihr Spielleiter, aber keine der Runden findet statt, da die Gruppe zu klein bleibt.
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Es hat Vor- und Nachteile, würde ich sagen.
Ich empfinde die Auswahl mittlerweile aber als zu groß und möchte das mal an einem Beispiel festmachen.
Es ist großartig, dass D&D5 unser Hobby so populär gemacht hat und so viele Spieler ins Hobby geholt hat. Dies hat aber jetzt das "Problem", dass viele ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Aktuell versuchen ja alleine diese mir bekannten Systeme Kunden von D&D in ihr Spiel zu bringen: Shadowdark, Draw Steel, Daggerheart, Nimble 5e, DC20, Tales of the Valiant, levelup 5e und bestimmt habe ich noch etwas vergessen. Diese Spiele zielen auf die D&D-Kundschaft.
Dazu kommen die Massen an Kickstartern für das 5e-Ökosystem. Dann haben wir noch den ganzen Indie-Bereich und die Systeme die nebenher laufen. Das führt mich zu der Frage, welche System können überhaupt noch in einem Ladengeschäft geführt werden? Reine Onlinehändler, wie in Deutschland der Roland sind da im Vorteil.
Dann gibt es die Systemfamilien und hier werden mich einige steinigen aber wie nachhaltig ist bitte das Geschäftsmodell von Free League? Sie haben in meinen Augen ein mittelmäßiges System und leben von den Lizenzen und dem guten Willen der Fans. Wie lange geht das gut? (Mir ist bewusst, dass sie mit den * Borgs und Dragonebane noch zwei andere Spielen haben aber ihr Hauptportfolio ist MYZ) Gleiches gilt für Modephius und ihrem 2d20-System.
Ich habe die Vermutung, dass dies nicht mehr so lange gut geht. Wir haben die Zollproblematik, die immer noch Verwerfungen in den Brett- und Rollenspielindustrie nach sich zieht. Dazu kommt in den USA die Pleite von Diamond, die jetzt die Bücher, die ihnen nicht gehören, einfach verkaufen um die Banken zu bezahlen: https://www.youtube.com/watch?v=OgLHw2riPE0&t=700s (https://www.youtube.com/watch?v=OgLHw2riPE0&t=700s)
Das Video hier spricht Bände: Patreon in denen man Spielrunden mit den Machern kaufen kann, Bitte Bücher auf der eigenen Verlagswebseite zu kaufen. Und Steve Glicker ist ja nicht der erste, der da in schwieriges Fahrwasser zu kommen scheint. Ich würde gerade nicht seinen Shadowdark-Kickstarter ende des Monats unterstützen.
Maybe stehen wir vor einem neuen Crash, durch Überangebot durch zu viel Hype. Die Videospielindustrie musste das nach Corona auch in den letzten zwei Jahren auf die harte Tour lernen.
Womit ich wieder zur Ausgangsthese kommen: Die große Auswahl auf viele Player sorgt dafür, dass sich das Geld auf viele Player verteilt und somit keine stabilen Rücklagen da sind, um verwerfungen wie die aktuellen aufzufangen, da vor allem in den USA scheinbar von Crowdfunding zu Crowdfundig gelebt wird.
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Segen!
Vom System her:
In einigen langlebigen Linien halte ich die aktuelle Version für die beste. (DnD, Vampire, u.a.) (Unrühmliche Ausnahme Shadowrun)
Narrative Spiele haben mit Pbta und Fitd neue Höhen erreicht, von denen nicht zu träumen war.
Investigative Spiele haben mit dem Gumshoe System ihren bisherigen Höhepunkt erreicht.
Selbst die von mir nicht sehr geschätzte OSR hat mit Shadowdark und Mothership inzwischen spannendes Zeug am Start.
Und von den Inhalten der Spiele ist mehr Auswahl immer gut, finde ich.
Ich gehöre aber auch zu den Leuten, die sehr gerne viel unterschiedliches spielen und nicht so festgelegt sind.
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Ich sehe die Spieleschwemme in fast allen Belangen als Segen.
Ein Problem ist sie eigentlich nur für diejenigen Spieledesigner, welche es nicht schaffen durch entsprechende Neuerungen aus der Masse heraus zu stechen (oder dies nicht kommunizieren können) und dies trotzdem als Beruf und nicht als Hobby sehen.
Aber dies Problem galt denke ich im Prinzip schon immer und ob sich da nun 30 oder 300 in einer Nische tummeln ist im Endeffekt egal, wenn man nicht zu den Top 3 / Top6 geschätzt gehört wird es hart.
Für den Konsumenten wäre wohl am ehesten die oft wenig präzise Beschreibung, was ein Spiel nun anders macht als die bereits bekannten Spiele, ein (Luxus)-Problem.
EIne Zerfaserung der Spielerschaft auf zu viele Kleinsysteme kann ich nicht erkennen. Meinem Eindruck nach sind die allermeisten Spieler innerhalb eines gewissen Teilbereichs dann doch flexibel genug, dass es in der Regel vielelicht einzelne Nogos gibt, aber sonst alles, auch Neues innerhalb der Nische erst einmal Ok ist.
Und eigene Regeln zu haben, kann auch binden, da dann keiner Lust hat dann nach einem Start noch einmal umzulernen, insbesondere wenn er dann leiten soll.
Entsprechend sehe ich da auch keinen nennenswerten Einfluss auf den Rollenspielmarkt durch LLMs: dann werden es statt 300 dann halt 400 neue Spiele, aber die graue Masse geht eh unter - ob mit KI-Konkurrenz oder nicht, aber genauso kann ein angereichertes LLM-Produkt eine neues Projekt überhaupt erst einmal ermöglcihen, welches sonst nie entstanden wäre.
Die Kernherausforderung bleibt genau diese Anreicherung (die LLM meines Erachtens alleine nicht hinbekommt) und dann Bewerbung dieser Neuerung über den bekannten Marktstandard hinaus, welcher ein neues Werk dann potentiell zum Erfolg macht, gegenüber 300 oder eben 400 graue Konkurrenten.
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Mal anders gefragt: kann uns das als Konsumenten (die wir hier im Forum ja mehrheitlich sind) alles nicht ein bisserl Wurst sein? Klar, einige hier schreiben für Verlage oder sind vielleicht sogar selbst als Herausgeber tätig. Aber leben tut hier doch niemand davon. Außerdem haben wir doch genügend hochqualitative Produkte um bis an unser Lebensende zu zocken. Und ganz ehrlich: anstatt dem Xten Aufguss von BX-D&D mit ach so tollen Features kann ich auch einfach den Reprint der Rules Cyclopedia nehmen (setze hier ein: x-beliebiges anderes bewährtes RPG mit ähnlichen Klonen oder Neuauflagen).
Ansonsten bin ich bei einigen der Vorrednern: ich glaube auch, dass da ab 2014 eine riesige Blase entstanden ist, die kurz vor dem Zerplatzen steht. Danach hat sich der Markt halt reguliert. Die Schwemme der RPGs (und damit verbundenen Produkten) wird aber nicht abnehmen, sondern im Zeitalter von KI mMn exponentiell zunehmen. Es werden wohl noch mehr Konsumenten zu Prosumenten werden, aber viel weniger Leute werden damit Geld verdienen als jetzt.
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Ich sehe es auch als Segen an. Wenn es gut ist, spricht (schreibt) es sich rum. Wenn nicht, dann bemerkt man es vielleicht nichtmal.
Es hat aber das Kaufverhalten meiner Meinung nach geändert. Früher hat man mehr Blind gekauft, weil endlich was zum Wunschsetting erschienen ist. Heute schaut man genauer hin, ob es wirklich taugt. Die Hype-Macherei versucht das zum umgehen, klappt aber bei mir nicht so wirklich.
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Ich wollte erst "Fluch und Segen" schreiben.
Aber, wenn ich genau drüber nachdenke, ist es eigentlich nur Fluch. Es gibt so viel geiles Zeug, was ich alles mal gerne probieren würde. Und meistens entfalten die Spiele ihr volles Potential ja auch nur, wenn man zumindest eine Kurzkampagne spielt. Aber Gruppen krieg ich dafür nicht.
Also sammelt sich immer mehr Zeug in meinem Regal, das ich einfach niemals spielen werde.
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Das ist aktuell nicht die erste "Schwemme" meine Rollenspieljahrzehnte, und letztlich brachten all diese Boomphasen ihr Gutes mit sich und regelten sich dann früher oder später von selbst wieder ein. Ich finde zwar diese ganze Kickstarterei unangenehm, weil sie den Markt mMn stärker überhitzt, zerfasert und überansprucht, aber da ich dafür keine konkreten Daten auf den Tisch legen kann, bleibt es ein persönlicher Eindruck ohne Faktenkraft.
Was mir an der momentanen Schwemme (oder einem Teil dieser Schwemme) weniger gefällt, ist diese ermüdende Kopierfreude mit erheblicher Redundanz, die daraus entsteht. Satirisch überspitzt: "Mein System ist wie 5E, aber mit Elementen von OSR, stärker Richtung AD&D, doch auch wieder mit eigenen Ideen, und mein Setting dazu ist High Fantasy High Magic, aber ganz darque dabei, und Magie ist doch beschränkt und böse, und Elfen gibt es nicht, dafür Feenwesen mit spitzen Ohren namens Ulfen, die sehen sehr schön aus, aber ich mag EDO nicht, deshalb habe ich mir eine Spezies kleiner, muskulöser Bartträger ausgedacht, die ich Dfarfen nenne und die Gold mögen, und dann muß man am Anfang 20 Charaktere bauen, die alle totgehen bis auf wenige, was man aber vorher nicht weiß, und mit dem, was bleibt, spielen die Leute dann voll coole Dungeonabenteuer. Yeah! Das ist der Hammer! Unterstützt mich auf Kickstarter und Patreon und Starterkick und Matreon! Das ganze Paket kommt dann 2028 ... ähm ... 2026 raus!"
Ja, ne ... ist nicht meins. Das fühlt sich an wie damals der d20-Boom in seiner überhitzten Phase. Ich mag Boomphasen und Vielfalt, aber ich bin froh, daß ich meine Systeme und Settings habe. Wobei ich sagen muß, daß sich die meisten mir bekannten Spieler/innen eher weniger bewegen und neue Systeme/Settings noch sturer ignorieren, als mir das lieb ist.
:)
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@tarinyon
Was ist ein Prosument?
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Leute, wir befinden uns hier im Forum und generell vom Konsum von Rollenspielen her in einer Blase. Ich hatte 4 Gruppen im Laufe der Jahre als SL. Die Spieler die sich andere Rollenspiele angesehen haben, ausser denen die ich geleitet habe, kann ich an einer Hand abzählen. Jetzt auch wieder: ich bin mal wieder der SL weil niemand sonst möchte. Also wird gespielt worauf ICH Bock habe. Aber keiner der Speielenden beschäftigt sich ausserhalb von der Spielsitzung mit dem Thema Rollenspiel. Also kriegt auch niemand was mit von FATE, PbtA, Daggerheart, A5E, Draw Steel oder was weiss ich noch. Von anderen obskuren Sachen ganz zu Schweigen.
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Ich muss an der stelle sagen - ich will mir kaum noch was neues kaufen.
Erstens hab ich eigentlich schon genug, zweitens ist das neue was ich mir anlese so das ich mir mittlerwiele sage "Das könnte eine KI geschrieben haben" (also ein mix von verschiedenen Systemen, oder negativ formuliert: Ideen von anderen Systemen geklaut)
Mag auch daran liegen das ich eben schon sehr vieles kenne.
Warum Geld für etwas Ausgeben das keinen signifikanten Mehrwert hat? Nur um einen Verlag am Laufen zu halten?
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Leute, wir befinden uns hier im Forum und generell vom Konsum von Rollenspielen her in einer Blase. Ich hatte 4 Gruppen im Laufe der Jahre als SL. Die Spieler die sich andere Rollenspiele angesehen haben, ausser denen die ich geleitet habe, kann ich an einer Hand abzählen. Jetzt auch wieder: ich bin mal wieder der SL weil niemand sonst möchte. Also wird gespielt worauf ICH Bock habe. Aber keiner der Speielenden beschäftigt sich ausserhalb von der Spielsitzung mit dem Thema Rollenspiel. Also kriegt auch niemand was mit von FATE, PbtA, Daggerheart, A5E, Draw Steel oder was weiss ich noch. Von anderen obskuren Sachen ganz zu Schweigen.
So sieht es aus und das ist für die Verleger das schwierige, es gibt das aktuelle Angebot nicht die entsprechende Kundschaft.
Uns kann das egal sein aber mal sehen was kommt.
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@tarinyon
Was ist ein Prosument?
Mein Tipp: Produzentenkonsument- ehemals nur kaufende Nur-Spiel(leit)er, die nun ihr eigenes Homebrew auch irgendwo veröffentlich, statt das auf der eigenen Festplatte versauern zu lassen.
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Wobei diese Schwemme (?), ja ggf. den Nachteil hat, das die eh schon dünne Anzahl an Spielern in D auf viele Systeme verteilt wird. Oder kennt die breite Masse den ganzen Kram gar nicht und spielt eh nur DSA, DnD, usw?
Davon würde ich ausgehen. Gleichzeitig spielen viele Runden das Systen, das die SL leiten will, was ja auch was anderes als D&D oder DSA sein kann.
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Davon würde ich ausgehen. Gleichzeitig spielen viele Runden das Systen, das die SL leiten will, was ja auch was anderes als D&D oder DSA sein kann.
Das ggf. außerdem. Inwieweit der jeweils aktuellste große Internet-Hype tatsächlich die Realität der privaten Rollenspielrunden widerspiegelt, ist ja seinerseits nicht unbedingt klar -- erzählen die Leute beispielsweise auf YouTube deswegen primär von D&D, weil das tatsächlich überall gespielt wird, oder vielleicht doch eher, weil sie sich davon die meisten Klicks versprechen, und wie weit pfuscht einem da der Vorschlagsalgorithmus vielleicht noch mal separat dazwischen?
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So wie du. Es ist zu viel, zu viel Hype, zu viel Spiel X wie Y aber mit Besonderheit Z. Zu viel Kickstarter.
Und zu wenig 'wir machen das jetzt zu unserem Ding'. Alles Tütensuppen mit Geschmacksverstärkern.
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Ob es 10x zu viel ist, wie früher (wenn man Fanzines und Magazine ausklammert, sonst war es ja auch damals schon viel mehr), oder 1000x zu viel ist auch schon egal, finde ich.
Ich spiele an einem Grundregelwerk geschätzte 3 bis 4 Jahre - bei rund 20 Sessions pro Jahr. Ich komme nie dazu Erweiterungsbände einzubauen. Naja, die Spieler suchen sich vielleicht zusätzliche Optionen für ihre Charaktere aus.
Abenteuer gestalte ich sowieso fast alle selber.
Je mehr desto besser! Zumindest weil ich mir nicht durch Regelwerklektüre meine Spielzeit verkürzen lassen.
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Und zu wenig 'wir machen das jetzt zu unserem Ding'. Alles Tütensuppen mit Geschmacksverstärkern.
Wie meinst du das? Da kann ich mir gerade nichts drunter vorstellen.
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Und ich frage mich, ob das nun ein Fluch oder ein Segen ist.
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Wie seht ihr das?
Ich bin da echt in zwei Hälften gespalten...
Auf der einen Seite freue ich mich echt über manches Zeug. Dragonbane in deutsch, Fantasy Age 2nd in deutsch, Daggerheart in deutsch
Und ich freue mich auch über Zeugs, das wir spielen, was es nicht gegeben hätte, wenn diese Schwemme nicht wäre.
Andererseits finde ich extrem viel, wo ich mittlerweile frage: braucht es das wirklich?
Brauchte es Pathfinder 2 oder D&D 2024 oder brauchten die Verlage einfach mal wieder eine Finanzspritze in dem sie allen Spielern ein neues Regelwerk verkaufen?
Braucht es für mich ein Cyberpunk Red, das mich in einigen Regeln begeistert und bei anderen nervt oder hätte ich mit einigen Hausregeln mein CP 2020 nicht auch dahin bekommen?
Und vor allem: Brauche ich es noch, andauernd irgendwelchen Hypes hinterher zu schnuppern, ob das vielleicht was ist...?
Dazu kommt, dass ich viel zu lange auf der Suche nach dem "perfekten" Regelwerk eine riesige Sammlung aufgemacht habe, nur um zu erkennen, dass es nicht die Probleme löst,
sondern eher neue Probleme schafft, wenn man sich entweder andauernd von neuem ablenken lässt und sich nicht einfach mal auf längere Zeit fest auf etwas einlassen kann und dabei bleibt.
Wo ich mich wundere ist, dass sich diese ganzen Systeme halten. Wenn man sich mal umschaut, dann werden primär doch nur drei Systeme gespielt: D&D, DSA, Cthulhu.
Dafür findet man verhältnismäßig leicht eine Spielrunde. Alle anderen Systeme müssten doch echt Probleme haben, sich zu vermarkten.
Mein Fazit: Es ist beides. Für mich bedeutet es, nur noch ganz ausgewählt zu kaufen und der erste Filter ist inzwischen: nur noch in deutsch.
Da die meisten Übersetzungen lange nach abebben des Hypes erscheinen, ist das die beste Methode um ganz viel Geld zu sparen.
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Wie meinst du das? Da kann ich mir gerade nichts drunter vorstellen.
Ich finde, dadurch dass es quasi für jede Idee ein eigenes Rollenspiel gibt, das im Internet dann auch gehyped wird, ist man als RPGer schnell dabei, dutzende oder mehr Rollenspiele zu haben, anstatt eine eigene Idee mit den Bordmitteln der Spiele zu machen, die man schon hat. Während wir zum Beispiel früher™ wenn wir eine Horror-Idee hatten, die in DSA oder Shadowrun umgesetzt haben, so wie wir es gut fanden geht heute tendenziell der erste Gedanke in Richtung: Gibt es da nicht vielleicht ein passendes Rollenspiel auf itch, drivethru, …? Und dann wird erstmal gesucht und Let's Plays geguckt. Von da her: Tütensuppe meint Fertigrollenspiele und Geschmacksverstärker die Publicity-Maschine im Netz.
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Ich finde, dadurch dass es quasi für jede Idee ein eigenes Rollenspiel gibt, das im Internet dann auch gehyped wird, ist man als RPGer schnell dabei, dutzende oder mehr Rollenspiele zu haben, anstatt eine eigene Idee mit den Bordmitteln der Spiele zu machen, die man schon hat. Während wir zum Beispiel früher™ wenn wir eine Horror-Idee hatten, die in DSA oder Shadowrun umgesetzt haben, so wie wir es gut fanden geht heute tendenziell der erste Gedanke in Richtung: Gibt es da nicht vielleicht ein passendes Rollenspiel auf itch, drivethru, …? Und dann wird erstmal gesucht und Let's Plays geguckt. Von da her: Tütensuppe meint Fertigrollenspiele und Geschmacksverstärker die Publicity-Maschine im Netz.
Ah, also wie beispielhaft bei dem Fantasy-Age für Indiana Jones etwas passendes zu basteln nach dem nächsten System rufen, das dies besser machen soll.
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Ah, also wie beispielhaft bei dem Fantasy-Age für Indiana Jones etwas passendes zu basteln nach dem nächsten System rufen, das dies besser machen soll.
Was Du hier schreibst sagt mehr über Dich, als über Weltengeist.
Atme mal tief durch und überlege Dir, ob Du so wahrgenommen werden willst.
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Ah, also wie beispielhaft bei dem Fantasy-Age für Indiana Jones etwas passendes zu basteln nach dem nächsten System rufen, das dies besser machen soll.
Ich hab da die Diskussion jetzt nicht so verfolgt. Was ich meine, ist halt zu sagen: Ich hätte Bock auf einen Mittelalter-Krimi. Und anstatt einfach ein Abenteuer zu machen, nicht nur nach einem fertigen Abenteuer zu gucken, sondern gleich nach einem ganzen Rollenspiel, das genau das als (ausschließliches) Thema hat. Gibt ja heute für alles ein eigenes RPG, da braucht man ja nicht selber zu kochen...
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Hallo zusammen,
ist bei mir Oldie mindestens die dritte Systemwelle. Von da aus kann ich es genießen, mir das wichtigste rauspicken und als reiner Konsument brauche ich mir über den Abschwung keine Sorge zu machen. Na gut in 20 Jahren ärgere ich mich wahrscheinlich das ein oder andere System nicht schon damals, ohne Sammlerpreise, in meine Sammlung aufgenommen zu haben.
Derzeit habe ich die für mich ideale Mischung. In meiner Onlinerunde spiele ich als Spielleiter mit dem Paranoia RPG und dem Alpha Komplex als Hintergrund meinen Liebling. Dazu mache ich mir auch selbst Material wie Erweiterungen im Hintergrund und Abenteuer.
Im Verein wechseln wir ein Mal alle 4 Monate. Da kann ich dann Neues kennenlernen. Meine Stammrunde hat ein paar feste Systeme und wechselt ab und zu Mal das System.
Gruß Jochen
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Ich hab da die Diskussion jetzt nicht so verfolgt. Was ich meine, ist halt zu sagen: Ich hätte Bock auf einen Mittelalter-Krimi. Und anstatt einfach ein Abenteuer zu machen, nicht nur nach einem fertigen Abenteuer zu gucken, sondern gleich nach einem ganzen Rollenspiel, das genau das als (ausschließliches) Thema hat. Gibt ja heute für alles ein eigenes RPG, da braucht man ja nicht selber zu kochen...
Meiner unbescheidenen Ansicht nach gibt's auch für Nischeninteressen eher selten bis nicht genau das eine perfekte Fertigsystem am besten gleich noch mit komplett ausgearbeiteter Kampagne, damit man sich nicht mal die Abenteuer mehr selbst ausdenken muß; von zumindest etwas bis zu doch noch erstaunlich viel Arbeit gehört immer mit dazu, und daran werden auch "Schwemmen" nicht viel ändern. ;) (Okay, es sei denn vielleicht, KI wird irgendwann mal so gut, daß sie so ein Produkt direkt auf Anfrage ausspucken kann und es tatsächlich auch auf Anhieb perfekt taugt...dann wird aber der Markt für menschengemachte Spiele wahrscheinlich eh einigermaßen kollabieren.)
Und persönlich bin ich eh schon seit Jahrzehnten eher auf der Universalsystemschiene und betrachte spezialisiertere -- darunter angesichts der ganzen D&D-Trittbrettfahrermasche eben auch Fantasy- -- Spiele als für mich oft weitgehend überflüssig, wenn sie nicht wenigstens einigermaßen als Ideensteinbruch für das jeweilige Genre oder neue Settingideen taugen. (So richtig revolutionär neue Regelansätze bieten sowieso die allerwenigsten. So was kommt vielleicht ein-, optimistischer geschätzt zweimal pro Jahrzehnt.) Insofern geht eine Menge Hype auch von vornherein schlicht an mir vorbei, weil er gar nicht erst an mich addressiert ist.
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Wenn ich danach gehe was ich selbst gern spielen möchte habe ich eine klare Präferenz für gut Abgehangenes. Wenn ein System/Abenteuer/Setting auch nach 10 Jahren noch gespielt wird ist das eine klare Empfehlung, besonders wenn es nicht mit einem Franchise (Film, Serie etc) verbunden ist. Einige der Fria Ligan Spiele (Alien, Vaesen, Verbotene Lande) sind glaub ich die einzigen auf meinem Wunschzettel die jünger als 10 sind.
In Bezug auf feste Runden kann einem der ganze Kickstarter-Quatsch ja egal sein, aber ich bin auch oft auf Cons und da habe ich schon den Eindruck dass die neuesten gehypten Titel zu viel Aufmerksamkeit und Spielzeit erhalten. Klar, ich probier auch gern Neues aus, aber die Wahrscheinlichkeit dass das Neue schlechter oder eben nur etwas anders ist als das Alte ist dann doch größer.
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Tiefergehendes Charakterspiel- und entwicklung in Verbindung mit Immersion wird so schwieriger.
Das passt nicht zu meiner Erfahrung. Tiefgehendes Charakterspiel finde ich gerade bei Oneshots und kürzeren Kampagnen. Nämlich genau dann, wenn wir unsere Charaktere entsprechenden Problemen erschaffen und die im Spiel gezielt addressieren. Bei bis zu vier Charakteren scheint es mir kein Problem, jedes definierte Issue in einem Oneshot auf die Spitze zu treiben, sofern ein bisschen Zeit für die Planung ist.
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Das passt nicht zu meiner Erfahrung. Tiefgehendes Charakterspiel finde ich gerade bei Oneshots und kürzeren Kampagnen. Nämlich genau dann, wenn wir unsere Charaktere entsprechenden Problemen erschaffen und die im Spiel gezielt addressieren. Bei bis zu vier Charakteren scheint es mir kein Problem, jedes definierte Issue in einem Oneshot auf die Spitze zu treiben, sofern ein bisschen Zeit für die Planung ist.
Ist wahrscheinlich was dran. Denn: führen gerade lange Kampagnen (immer vorausgesetzt, die Charaktersterblichkeit ist nicht zu übertrieben hoch) nicht eher dazu, daß der eigene Charakter irgendwann einigermaßen "fertig" etabliert ist und sich zumindest als Person nicht mehr großartig verändert? Klar, je nach System mag der rein mechanisch immer noch "aufsteigen", aber das ist ja nicht dasselbe... :think:
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Ist wahrscheinlich was dran. Denn: führen gerade lange Kampagnen (immer vorausgesetzt, die Charaktersterblichkeit ist nicht zu übertrieben hoch) nicht eher dazu, daß der eigene Charakter irgendwann einigermaßen "fertig" etabliert ist und sich zumindest als Person nicht mehr großartig verändert? Klar, je nach System mag der rein mechanisch immer noch "aufsteigen", aber das ist ja nicht dasselbe... :think:
Ich vermute das hängt zu guten Teilen mit daran, wie sich die erlebten Abenteuer / Herausforderungen ändern.
Wenn das ein herumziehender einfacher Söldner bliebt, ändert sich wohl nur die Gage.
Wenn sich das Leben und vor allem Verantwortungen der Figur ändern, gibt es auch charakterlich neue Situationen, zu denen Antworten gefunden werden müssen.
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Die Frage für mich ist, wie lange man braucht, um mit seinem Charakter warm zu werden. Bei mir sind das meist mehrere Sitzungen, bis sich alles eingegrooved hat.
Charaktere, die für einen Oneshot entworfen und auf bestimmte "Issues" zugeschnitten sind, fühlen sich deswegen oft "unnatürlich" an. Klar kann man (ich) die spielen, aber es ist eben nichts, wo ich intuitiv Charakterspiel betreibe, sondern das findet immer 'überlegt' statt. Und solange die Steuerung im rationalen Teil des Kleinhirns stattfindet und nicht aus dem Muskelgedächtnis kommt, wird das eben auch nichts mit der Immersion. Ist vielleicht ein persönliches Ding, vielleicht aber auch eine Frage des Alters. :korvin:
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Ist wahrscheinlich was dran. Denn: führen gerade lange Kampagnen (immer vorausgesetzt, die Charaktersterblichkeit ist nicht zu übertrieben hoch) nicht eher dazu, daß der eigene Charakter irgendwann einigermaßen "fertig" etabliert ist und sich zumindest als Person nicht mehr großartig verändert? Klar, je nach System mag der rein mechanisch immer noch "aufsteigen", aber das ist ja nicht dasselbe... :think:
Das kann ich aus meinen Erfahrungen nicht bestätigen. Liegt aber wahrscheinlich auch an unseren SL. Die SC erleben bis zum Schluss auch über OT-Jahre hinweg eine tolle Entwicklung und sind am Ende ganz andere als zu Beginn :) Ich würde das für mich als einen der Kernaspekte bezeichnen, die Rollenspiele für mich zu einem besonderen Hobby machen :)
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Das passt nicht zu meiner Erfahrung. Tiefgehendes Charakterspiel finde ich gerade bei Oneshots und kürzeren Kampagnen.
Bei mir dauert es im Schnitt ungefähr 5 Spielabende, bis der Charakter sich in meinem Kopf "verselbstständig". Bis einigermaßen ein Automatismus in der Art des Spielens bei mir vorliegt. Bis dahin ist es eher wie eine Abfahrt, bei der sich die Bahn immer wieder verengt. Je enger die Bahn, desto "fertiger" der Charakter.
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Ich finde, dadurch dass es quasi für jede Idee ein eigenes Rollenspiel gibt, das im Internet dann auch gehyped wird, ist man als RPGer schnell dabei, dutzende oder mehr Rollenspiele zu haben, anstatt eine eigene Idee mit den Bordmitteln der Spiele zu machen, die man schon hat.
Da ist natürlich irgendwo richtig. Im Grunde könnte man sogar alles selbst machen, so wie früher. Macht man aber meist nicht - das "warum" wäre wahrscheinlich einen eigenen Thread wert?
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Ich finde, dadurch dass es quasi für jede Idee ein eigenes Rollenspiel gibt, das im Internet dann auch gehyped wird, ist man als RPGer schnell dabei, dutzende oder mehr Rollenspiele zu haben, anstatt eine eigene Idee mit den Bordmitteln der Spiele zu machen, die man schon hat. Während wir zum Beispiel früher™ wenn wir eine Horror-Idee hatten, die in DSA oder Shadowrun umgesetzt haben, so wie wir es gut fanden geht heute tendenziell der erste Gedanke in Richtung: Gibt es da nicht vielleicht ein passendes Rollenspiel auf itch, drivethru, …? Und dann wird erstmal gesucht und Let's Plays geguckt. Von da her: Tütensuppe meint Fertigrollenspiele und Geschmacksverstärker die Publicity-Maschine im Netz.
Dies ist wahrscheinlich auch ein Fall von FOMO - der Angst, etwas zu verpassen. Jedes neue Setting sieht wie eine Chance für das „perfekte Spiel“ aus, und wir greifen zu, anstatt etwas Eigenes zu entwickeln.
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So grundsätzlich bin ich da durch vermutlich die allgemeine Entwicklung im Unterhaltsbereich abgestumpft und lande entsprechend zunächst bei einer neutralen Einschätzung - es gibt ja schlichtweg von quasi allen Unterhaltungsmedien mittlerweile wesentlich mehr als ich konsumieren kann (mein alterndes Gehirn gewöhnt sich da allerdings nur schwer dran, weil vermutlich zu sehr durch die "Mangelerfahrung" in der Jugend geprägt) . Rollenspiele "leiden" da natürlich wie Brett- und Multiplayer-Videospiele ein bisschen mehr darunter, weil man halt andere Leute zum Spielen braucht und es jetzt notwendig ist, erstmal explizit Konsens herzustellen, wo früher die Menge der verfügbaren Optionen die Entscheidungsfindung deutlich vereinfacht hat.
Trotzdem neige ich insgesamt zumindest zu einer positiven Bewertung, weil es doch relativ viele von den "mittelgroßen" Spielen gibt, die mir gut taugen. Wobei man da einschränkend sagen muss: das funktioniert auch nur deshalb halbwegs gut, weil Online-Spiel es leichter macht, auch für Systeme jenseits der Platzhirsche Spieler zu finden. Vielleicht nicht immer, aber doch häufiger als bei der Suche vor Ort.
Da ist natürlich irgendwo richtig. Im Grunde könnte man sogar alles selbst machen, so wie früher. Macht man aber meist nicht - das "warum" wäre wahrscheinlich einen eigenen Thread wert?
Ja, ich glaube, da spielt die Verfügbarkeit von Dingen zwar auch eine Rolle, aber mindestens mal der leidige Themenkomplex Alter/Zeit/Energie spielt da m.E. auch rein. Es ist ja nicht so, dass es gar keine Ideen und Impulse für Bastelprojekte mehr gäbe - nur landet das Ganze halt auch schnell auf der "würde ich mal gern/sollte ich mal machen"-Liste (und verstaubt dort).
(könnte man ggf. wirklich einen eigenen Thread draus machen, weil das hier ein Stück weit vom Thema wegführt)
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Mein Tipp: Produzentenkonsument- ehemals nur kaufende Nur-Spiel(leit)er, die nun ihr eigenes Homebrew auch irgendwo veröffentlich, statt das auf der eigenen Festplatte versauern zu lassen.
Also, aus dieser Perspektive heraus betrachtet, muss ich sagen, dass die (gefühlte?) Flut an neuen Rollenspielen mitunter echt demotivierend wirken kann, weil man sich als Autor schon fragt, wer das eigene Werk eigentlich am Ende spielen soll/will/wird, wenn er die Wahl zwischen einem DIY/Indie Produkt und einem "professionellen" Hochglanzmachwerk hat, was das Marketing Game Durchgespielt hat... :-\ :think:
Allerdings hab ich auch den Eindruck, dass es im Brettspielbereich aktuell noch krasser zugeht. Da hab ich ja auch ein, zwei Projekte im Hinterkopf und da einen Fuß in die Tür zu bekommen ist gefühlt noch weitaus schwieriger, alleine weil das Produkt einfach aufwendiger als "nur" ein RPG Buch ist.
Das ist aber vielleicht auch ein Faktor bei den Rollenspielen: Die moderne bzw. aktuelle Technk macht es halt leichter als jemals zuvor, ein vorzeigbares Buch zu produzieren und ggf. auch drucken zu lassen.
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Tja, Fluch oder Segen? Ist glaube ich sehr individuell und nicht objektiv feststellbar. Für mich gilt: Eher Segen. Ich mag die Vielfalt an Spielen die es gibt. Ich habe nicht (mehr) das ganz krasse Sammelbedürfnis, aber ich mag es, verschiedene Spiele zu spielen und zumindest zu lesen.
Kleine Anekdote dazu am Rande:
Ich hatte kürzlich eine online Runde bei einem SL, der, wie sich erst im Verlauf der Session bei einer Pause herausstellte, erst seit weniger als einem Jahr Rollenspiele spielt und seit wenigen Monaten erst leitet. Wir haben Eat the Reich gespielt, was schon ein sehr spezielles RPG ist. Auf die Frage, was er so alles bisher gespielt bzw. geleitet hat, kamen eine Reihe von Rollenspielen, u. a. PbtA zum Beispiel, aber keiner der Platzhirsche.
Überhaupt ist meine Erfahrung im online Rollenspiel, dass die jungen Leute dort viel breit gefächerter in das Hobby einsteigen.
es gibt ja schlichtweg von quasi allen Unterhaltungsmedien mittlerweile wesentlich mehr als ich konsumieren kann (mein alterndes Gehirn gewöhnt sich da allerdings nur schwer dran, weil vermutlich zu sehr durch die "Mangelerfahrung" in der Jugend geprägt) . Rollenspiele "leiden" da natürlich wie Brett- und Multiplayer-Videospiele ein bisschen mehr darunter, weil man halt andere Leute zum Spielen braucht und es jetzt notwendig ist, erstmal explizit Konsens herzustellen, wo früher die Menge der verfügbaren Optionen die Entscheidungsfindung deutlich vereinfacht hat.
Geht mir auch so.
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Hallo zusammen,
zum Thema eigenes Material habe ich unter https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130875.0.html (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130875.0.html) einfach Mal einen Thread aufgemacht.
Gruß Jochen
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Ich empfinde es gleichermaßen als Fluch und Segen.
Segen:
Ich finde es toll Rollenspiele für jede Art von Setting zu haben (Auswahl!) und finde es gut, dass jedes Setting auch in unterschiedlichen Regelsystemen gibt.
So findet jeder fast immer das Setting war er mag mit dem Regelsystem was er mag.
Fluch:
Die Anzahl der Rollenspieler die das selbe Setting mit dem selben Regelsystem mögen müssen sich erst einmal finden, damit das Spiel dann auch auf den Tisch kommt.
Da jeder seine Lieblinge (Setting und/oder Regelsystem) hat muss die Bereitschaft da sein auch mal etwas zu spielen was nicht der absolute Liebling jedes Spielers am Tisch ist, sonst hat man schnell 5 Spielleiter die jeweils 2 Spieler hätten die das selbe Zeug toll finden wie ihr Spielleiter, aber keine der Runden findet statt, da die Gruppe zu klein bleibt.
+1.
Also, aus dieser Perspektive heraus betrachtet, muss ich sagen, dass die (gefühlte?) Flut an neuen Rollenspielen mitunter echt demotivierend wirken kann, weil man sich als Autor schon fragt, wer das eigene Werk eigentlich am Ende spielen soll/will/wird, wenn er die Wahl zwischen einem DIY/Indie Produkt und einem "professionellen" Hochglanzmachwerk hat, was das Marketing Game Durchgespielt hat... :-\ :think:
Eine Antwort: Weil DIY Produkte nicht nur besondere Schwächen (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,128732.0.html) sondern auch besondere Stärken (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,128702.0.html) haben können.
Edit: Link repariert.
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Für mich Segen
Durch die Schwemme neuer Spiele stoße ich immer wieder auf Dinge die mir nie eingefallen wären.