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Das Tanelorn spielt => Forenrollenspiele => [Ruin Master] Snow Saga => Thema gestartet von: Outsider am 27.07.2025 | 12:01

Titel: [RMS - S] A1 -Zeit des Zorns- Storhavn
Beitrag von: Outsider am 27.07.2025 | 12:01
Akt I
- Zeit des Zorns -
Storhavn

Der Herbst hat Einzug gehalten und die Kälte rückt Tag für Tag näher. Die Blätter an den Bäumen haben sich gelb verfärbt und aus tiefgrauen Wolken fällt eiskalter Regen auf das Land. Vor drei Wochen habt ihr noch die letzten Tage des Spätsommers in Paatr, der Stadt der Wilden im Ejdland genossen. Dort traft ihr auf einen Mann namens Rendre Haugskalp, die rechte Hand vom Schwertjarl Oktar Grimme. Er erkennt die Axt die Gylfi bei sich trug als die des Ziehsohns des Jarls, Azlahn. Beinah hetzte er seine Wächter auf euch, aber Gylfi konnte in letzter Sekunde alles aufklären. Die Geschichte aus dem verfluchten Wald und der Wunsch die Axt zurück zu bringen, verbunden mit Sagas voller Heldentaten über Azlahn stimmten Rendre gnädig. Sogar so gnädig, dass er euch Anbot euch auf dem Schiff des Schwertjarls mit zu nehmen. Ihr musstet nicht lange überlegen, noch zwei Monate zu fuß bei schlechter werdendem Wetter oder drei Wochen mit dem Schiff. Die Entscheidung fiel schnell.

Rendre Haugskalp ist ein großer, aber schlanker Mann in seinen Dreißigern. Wenn er spricht dann mit einer ruhigen, aber bestimmter Stimme. Er wählt seine Worte mit bedacht. Seine Kleidung ist stets ordentlich und teuer, Pelze und Silberschmuck zeigen seinen Reichtum. Um seinen Hals hängt eine dicke goldene Kette an deren Ende ein Medaillon aus Gold und Silber baumelt. Es zeigt das Wappen der Grimmes, einen Adler mit gespreizten Schwingen vor spitzen Berggipfeln umgeben von einem Kranz aus Eichenlaub.

(https://i.ibb.co/9HtJ4yRk/Rendre-Haugskalp.png)

Das Schiff auf das er euch einlud war nicht weniger beeindruckend. Der Knarr war ganz aus dem Holz der Turmeiche gefertigt, dunkel fast schwarz, das teuerste und seltenste Holz der Sturmlande. Der Wert dieses Schiffes überstieg bei weitem alles was ihr je gesehen hattet oder zu besitzen glaubtet. Wahrscheinlich überstieg sein Wert auch den von Paatr. Es hatte hohe Bordwände, zwei Masten und eine Reihe Ruderer, Sklaven. Die Segel waren aus gefärbtem Tuch, das die Farbe der Sturmgepeitschten See hatte. Auf den Segeln war das Wappen der Grimmes gestickt, der Adler, die Berggipfel und der Eichenkranz. 

Drei Wochen keinen festen Boden unter den Füßen, drei Woche seitdem ihr die „Seehexe“ betreten hattet, drei Wochen auf dem Windgepeitschten Nordmeer das die Östlichen Küsten von Trudvang umschloss. Drei Wochen der Anfeindung durch den Kapitän und seinen Seeleuten, alles Sturmländer die nichts von Landratten hielten und euch das jeden Tag zu spüren gaben. Die Feindseligkeiten waren nie offen, aber die Verachtung war zu spüren. Stoisch stand Rendre auf dem Oberdeck und schaute sich mit regungsloser Mine das Schauspiel an. Ihr wusstet nicht was er dachte, oder ob es genoss das sie euch demütigten oder ob es eine Prüfung war, denn das Wetter und die See waren schon eine Prüfung für sich.

Am einundzwanzigsten Tag eurer Reise kam endlich Storhavn in Sicht. Das Wetter klarte auf, durch graue Wolkenfetzen drang die Sonne und warf ihre milden Strahlen auf das mit weißen Schaumkronen übersähet Meer. Schiffe ankerten vor dem Hafen und kleinere Fischerboote kreuzten davor. Umgeben von einer Stadtmauer, lag Storhavn zwischen der See und einem Fluss. Die meisten Häuser waren aus Holz erbaut, aber selbst aus der Entfernung konntet ihr sehen, dass diese von guter Qualität waren. Storhavn hatte sich seinen Reichtum erhalten der während der kurzen Zeit des Kupferbooms entstanden war. Storhavn war auch der Ausgangspunkt des Kupfer-Trails, die Straße von der aus die Glücksritter und Bergleute weit, weit nach Norden gezogen waren um die Adern auszubeuten und über welche die Kupferbarren zurück kamen die überallhin verschifft wurde. Doch der Reichtum währte nicht lange und viele verloren alles was sie vorher zusammengerafft hatten. Nicht so Storhavn oder die Grimmes.

Der kalte Wind pfiff euch ins Gesicht, die Luft roch nach Salz und Seetang, das Deck glänzte Nass, Möwenschreie hallten über die See und es würde nicht mehr lange dauern bis ihr endlich euere Füße an Land setzen konntet. Parallel zu euch fuhr ein weiteres Schiff in den Hafen. Viel kleiner als der Knarr, wenn auch keine Flagge seine Herkunft verriet so zeigte euch doch die Bauweise, dass es ein Schiff aus der Westmark war, dass den weiten Weg auf sich genommen hatte um in die Sturmlande zu kommen.

Hinter euch bellten der Kapitän Bjarn und sein erster Maat Hansen die letzten Befehle, unter Deck stöhnten die Sklaven an den Rudern. Hatten sie doch jetzt die Hauptarbeit zu tun da die Seeleute die Segel refften.   
Titel: Re: [RMS - S] A1 -Zeit des Zorns- Storhavn
Beitrag von: Hinxe am 28.07.2025 | 20:54
Gylfi
An Bord der "Seehexe" kurz vor Storhavn


Gylfi blickte mißmutig der langsam näher kommenden Stadt entgegen. Das also ist Storhavn. Gar nicht so groß wie man dem Namen nach meinen könnte, will ich meinen. Die dreiwöchige Seereise bei rauhem Wetter und die ständigen Gemeinheiten und Sticheleien der Seemänner hatten Gylfis Laune zermürbt. Nicht dass sie bei Beginn der Reise sonderlich gut gewesen wäre.

Nachdem er dem verfluchten Wald entkommen war, hatte er unter Tränen der Freude den flowras für die Rettung gedankt. Aber der Tod Ainos und Azlahns hatte eine leere Stelle in seinem Leben hinerlassen. Er hoffte, sie füllen zu können, indem er dem Krieger zu einem würdigen Vermächtnis verhalf. Er wollte Azlahns Axt zum Schwertjarl Oktar Grimme bringen, den Ziehvater seines verschiedenen Gefährtens.

Auf dem Weg traf er auf neue Reisegenossen, die aber in seinen Augen bei weitem nicht an jene heran kommen konnten, die er im Wald zurücklassen musste. Aber ich bin ein alter Mann und reise besser nicht alleine. Als er dann in Paatr von Rendre Haugskalp angesprochen wurde und ihn überzeugen konnte, dass er Azlahns Axt ehrenvoll erlangt hatte, sah es kurz so aus, als ob das Schicksal es gerade gut mit Gylfi meinte. Aber viel zu kurz! Für diesen alten skwilde scheint es noch keine Ruhe und Rast zu geben.

Nun also stand er an der Bord eines prächtigen Knarr auf dem Weg zu einem der mächstigesten Männer dieser Gegend. Eine Aussicht, die ihn früher hätte diebisch die Hände reiben lassen. Der Mann nennt sicherlich viel Reichtum und so manches Weib sein Eigen und teilt vielleicht einen kleinen Teil mit einem skwilden, der Kunde von seinem Ziehsohn bringt. Aber Gylfi konnte nicht daran glauben, dass es so ablaufen würde.

Mit seiner rechten Hand strich er über die Axt, die er überbingen wollte. "Reiß dich zusammen, Alter! Du hast eine Aufgabe vor Dir.", sagte er nicht ganz leise vor sich hin.

 
Titel: Re: [RMS - S] A1 -Zeit des Zorns- Storhavn
Beitrag von: pharyon am 1.08.2025 | 13:13
Aeryn Aulí
An Bord der "Seehexe" kurz vor Storhavn, an Deck


"Das also ist Storhavn, nehme ich an. Wir sind also fast am Ziel?"

Aeryn hatte sich die vergangenen Tage eher unter Deck aufgehalten. Die Seeleute bis zum Kapitän hatten sie spüren lassen, dass man wenig von ihr und ihren Begleitern hält. Höflichkeit und Ehre hielt sie von Schlimmerem ab, aber Wärme und gute Gesellschaft war von dieser Mannschaft nicht zu erwarten. Aeryn hatte versucht, das nicht zu sehr an sich herankommen zu lassen. Beobachte und lerne. Auf diese Maxime hat sie sich zurückgezogen und versucht, möglichst wenig im Weg zu sein und - unter dieser Prämisse - möglichst viel vom Verhalten der Mannschaft und der einzelnen Mitglieder zu lernen. Wer kletterte wann wo? Was waren die wichtigen Begriffe? Wie war die Rangordnung? Wer konnte sich den Gästen eher erwärmen? Das war nicht so oft möglich, wie erhofft, machte aber auch nichts. So verbrachte sie die Zeit mit Gylfi und Hírngar. Zwei sehr interessante Reisegefährten. Beide mit einem schweren Herzen. Ähnlich schwer wie ihres, aber anders. War es bei Gylfi vielleicht ... Wehmut? ..., so klang es bei H´rngar eher nach einer unerfüllten Sehnsucht. Das Blatt kümmert es nicht, wohin es treibt, wenn der Wind es von seinem Zweig gerissen hat. Es weiß, irgendwo wird es landen.

Kurz vor der Einfahrt hatte sie sich zu Gylfi ans Oberdeck begeben. Leise, um ihn nicht zu stören, trat sie neben ihn. Der Wind trug Gerüche und Eindrücke des Hafens zu ihr. Etwas, das wie "Aufgabe" klang, erreichte ihr Ohr. Sprach Gylfi mit sich selbst? Zu sich selbst? Es spielte fürs Erste keine Rolle. Sie kamen im Hafen an, bald schon. Dann würde eine neue fremde Stadt auf sie warten. Um Gylfi ein wenig auf ihre Gegenwart hinzuweisen fragte Aeryn: "Wisst Ihr viel über Storhavn? Und könnt Ihr dieses Schiff (Aeryn zeigte auf das westmärkische Schiff) einordnen?"

Mal schauen, wohin die nächste Brise sie trieb. Aeryn balancierte innerlich zwischen angespannter Erwartung, fast schon Vorfreude, und antrainierter Gelassenheit, um weiter achts- und aufmerksam zu bleiben.