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Medien & Phantastik => Andere Spiele => Table Top => Thema gestartet von: felixs am 14.08.2025 | 13:48
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Wir sollten dringend mal wieder über was schönes reden. Und zwar konkret darüber, welches eure Lieblingsspiele aus dem Zinnfigurenspielbereich (Tabletop) sind.
Ich fange mal an:
De Bellis Antiquitatis (DBA)
Ist ein Spiel für Schlachten (mit großen Armeen) der Antike, des Mittelalters und der Renaissance. Ein wesentliches Merkmal der Regeln ist, dass man sie mit einer sehr überschaubaren Anzahl an Figuren spielen kann (typischerweise ca. 50 Figuren für eine Armee), wobei man das beliebig nach oben skalieren kann. Diese Figuren werden in jeweils genau 12 Einheiten (sog. Elemente) pro Armee gruppiert. DBA hat die vermutlich umfangreichste Auswahl an Armeelisten, die es im Bereich historisches Zinnfigurenspiel gibt. Es gibt insgesamt ca. 30 Truppentypen, aus denen die Armeen zusammengesetzt sind. Schwere Reiterei ist z.B. immer "Knights" und diese funktionieren in allen Armeen über den gesamten abgedeckten Zeitraum gleich. "Blades" beispielsweise gibt es in einer schweren Variante (z.B. Legionäre, abgesessene Ritter) und einer leichten Variante (z.B. keltiberische Scutarii, Wikinger, schweres Fußvolk der Seevölker). "Warband" wären Stammeskrieger, in der schweren Variante z.B. Germanen, in der leichten Variante z.B. Prussen. In vielen Fällen liegt die Entscheidung beim Spieler, ob er die leichte oder die schwere Variante spielen will (keltisches Fußvolk beispielsweise).
Ich spiele DBA seit über 25 Jahren. Der Durchbruch kam für mich erst mit der 3. Edition, weil diese 3. Edition einige Dinge geändert hat, die mich vorher gestört haben. Vor der 3. Edition war DBA ein elegantes, schnelles System, welches aber einige geometrische Probleme hatte und teilweise sehr genaues Messen und sehr genaue Beachtung relativer Positionierungen erforderte; bis in den Millimeter-Bereich. Das ist mit DBA 3 nicht mehr so, die Regeln sind jetzt viel intuitiver, dazu auch noch etwas schneller. Und durch ein wenig mehr Ausdifferenzierung bei den Truppentypen hat das Spiel auch gewonnen, wie ich finde.
Eine weitere Besonderheit von DBA ist das einfache aber sehr effiziente System für die Darstellung der Kommandostruktur. Man hat jede Runde eine zufällig erwürfelte Anzahl von Kommandopunkten, mit denen man Teile seiner Armee bewegen kann. Nur selten hat man genug Punkte, um alles zu machen, was man gern machen würde. Gleichzeitig zwingen die Regeln dazu, Truppen in Schlachtlinien zusammenzuhalten, wenn man sie beweglich halten möchte. Beschuss und Geplänkel verursachen selten Verluste, beschädigen aber oft die Kohäsion der Schlachtlinien, wodurch die Beweglichkeit des Gegners eingeschränkt wird.
Der Kampf ist ebenfalls sehr einfach; grundsätzlich würfelt jede kämpfende Einheit einen Würfel und addiert ihren Kampffaktor (es gibt ein paar Abzüge und Zuschläge). Das Ergebnis wird verglichen und der Verlierer weicht normalerweise zurück, in manchen Fällen ist er auch sofort aufgerieben. Wenn das Ergebnis einer Seite doppelt so hoch oder höher ist als dass der Gegenseite, ist der Feind fast immer aufgerieben. Diese Regeln führen zu einer sehr komplexen Interaktion von Truppentypen, wobei sich auch viele Stein-Schere-Papier-Situationen ergeben. Das sorgt für ein taktisches Stellungsspiel, bei dem besseres Manövrieren dazu führt, gewünschte Kampfkontakte herzustellen und ungewünschte zu vermeiden.
Normalerweise spielt man auf zufällig erwürfteltem Gelände ("Heimat"-Terrain der Armee spielt eine Rolle) und mit einer Armeeliste, die in den meisten Fällen nur relativ wenige Auswahlmöglichkeiten bietet; der Großteil der Armeeliste ist vorgegeben. Dadurch kann man sehr schnell Spiele mit beliebigen historischen Armeen gegeneinander aufbauen und spielen. Ein Spiel dauert selten länger als eine Stunde (inklusive Aufbau, Aufstellung und Abbau). Es gibt auch Regeln für Alliierte und für das Anlanden von Truppen vom Wasser her. Armeen sind in DBA nicht gleich stark, aber die meisten historischen Paarungen funktionieren gut. Wer eine Armee der Rosenkriege gegen Sumerer spielen möchte, kann das auch tun. In der Turnierszene wird gern nach "Killer-Armeen" gesucht und diese gibt es auch durchaus. Insgesamt sind aber die meisten historischen Paarungen gut spielbar und führen zu interessanten und spannenden Spielen.
Man kann aber auch historische Szenarien spielen, also historische Schlachten, bei denen man das Gelände und die Armeelisten nach dem Vorbild zusammenstellt. Diese sind in der Regel sehr unausgeglichen - wie historische Schlachten es eben auch waren; schließlich hat ja mindestens eine Seite geglaubt, diese Schlacht unter den gegebenen Bedingungen schlagen zu sollen.
Die Regeln sind auch durchaus dafür brauchbar, Fantasy-Schlachten darzustellen, sofern man auf Magie und Flieger verzichten kann (oder sich dafür Regeln bastelt; ist nicht so kompliziert). Es gibt mit Hordes of the Things auch eine Fantasy-Variante der Regeln, die aber den Entwicklungsstand älterer Editionen darstellt. Für Schlachten aus dem Herrn der Ringe beispielsweise sind die Regeln sehr gut geeignet.
Ich mag DBA, weil ich kein anderes Spiel kenne, mit dem ich in so kurzer Zeit so spannende Spiele spielen kann, die sich auch noch recht plausibel anfühlen.