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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Maarzan am 4.09.2025 | 09:24

Titel: Von Charakterhintergründen
Beitrag von: Maarzan am 4.09.2025 | 09:24
Anlehnend an https://www.tanelorn.net/index.php/topic,131309.msg135303412.html#msg135303412 (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,131309.msg135303412.html#msg135303412).

Wie seht ihr das mit den Charakterhintergründen: wie, wann, mit welchen Abhängigkeiten?

Meines Erachtens liegt das Problem nicht in den Charakterhintergründen an sich oder am vorher (nachher macht aus meiner Perspektive keinen Sinn, ein Charakter sollte seinen eigenen Hintergrund doch wohl schon zum Start kennen), sondern daran, dass so etwas zu oft unverzahnt mit dem Rest einfach platt für alle ausgewürfelt wird. 
Titel: Re: Von Charakterhintergründen
Beitrag von: 1of3 am 4.09.2025 | 09:36
Die Frage ist wozu? Rollenspiel findet zunächst mal als Interaktion am Tisch statt. Also wie trägt dieser Hintergrund dazu bei? Es stellt sich heraus, dass "Charakterhintergrund" verschiedene Funktionen haben kann. Oder umgekehrt, damit lassen sich verschiedene Dinge zu erreichen suchen.



Kann man alles machen. Es sollten sich nur alle am Spieltisch einig sein, was da gerade getan wird.
Titel: Re: Von Charakterhintergründen
Beitrag von: gunware am 4.09.2025 | 11:17
Alles das, was 1of3 sagt, bei uns sogar meistens eine Kombination daraus, mehr oder minder ausgeprägt.

Und es geht auch nachhinein, es muss doch nicht alles akribisch vorher festgelegt werden.
Titel: Re: Von Charakterhintergründen
Beitrag von: Maarzan am 4.09.2025 | 11:25
Im Ursprungspost ging es ja darum, dass
A)  die Zuordnung der Hintergründe völlig sinnlos sein kann
und
B) dies ein Problem mit dem Festlegen des Hintergrunds zur Charaktererschaffungszeit
sein könnte.

Der Zweck so einen Hintergrund überhaupt haben zu wollen, ist für diese Betrachtung doch erst einmal irrelevant, oder?
Titel: Re: Von Charakterhintergründen
Beitrag von: Raven Nash am 4.09.2025 | 11:35
Aus SL-Sicht will ich meistens nur 2 Dinge wissen:
a) Woher stammt der SC?
b) Warum ist er an Ort XY (dem Beginn des Abenteuers)

Erfahrungsgemäß haben meine Spieler mit diesen beiden Fragen schon so ihre Probleme. Während a) noch recht einfach geht, wird b) schon ein längeres Unterfangen. Bisher hat auch noch niemand gesagt: "Ich lebe dort." Warum, weiß ich nicht.  ~;D
Da kommen teilweise schon sehr hanebüchene Sachen, die wir dann im Gespräch gerade bügeln.
Ich erfahre aber allein schon aus der Frage b) ziemlich viel, denn der Weg bis hierher erklärt mir ja so einiges vom Hintergrund.

Was sie dann eventuell sonst noch einbauen wollen, sollen sie im Spiel machen.
Titel: Re: Von Charakterhintergründen
Beitrag von: nobody@home am 4.09.2025 | 11:57
Zum Spielen brauche ich erst mal eine halbwegs solide Vorstellung von meinem Charakter (und idealerweise auch den anderen). Der Hintergrund kann dazu beitragen, indem er das "Wo kommt der eigentlich her/wieso ist er jetzt so, wie er ist?"-Feld ausfüllt, ist aber nicht automatisch immer Bedingung -- und für eine detaillierte Vertiefung desselben gilt das dann doppelt und dreifach, weil es erfahrungsgemäß gerade die kleinen Details sind, die mir oft erst in den Sinn kommen, wenn ich den Charakter schon eine Weile gespielt habe.

Außerdem können ein paar anfängliche Leerstellen in der Charakterdefinition sich als sehr nützlich erweisen, wenn es dann am Tisch darum geht, ob und wie diese Figur nun eigentlich in die geplante Kampagne paßt. Wenn ich also nicht den Luxus habe, schon sehr genau zu wissen, was überhaupt auf mich zukommt (vielleicht, weil es sich um einen Ersatzcharakter für ein schon laufendes Spiel handelt), dann versuche ich meist gar nicht erst, jedes kleine Detail schon gleich von vornherein unwiderruflich festzuzurren...das hält dann auch den reinen Umfang der Hintergrunddokumentation in Grenzen. :)

Im Vergleich speziell zum DCC-Funnel (wie im angesprochenen Faden beschrieben, selbst kenne ich das System nicht näher) zeigt sich dabei auch noch der Unterschied, daß ich mir meinen Charakterhintergrund schon lieber selbst so definiere, wie er für mich Sinn ergibt, und nicht einfach einer x-beliebigen Zufallstabelle überlasse, die bei näherem Hinsehen vielleicht nicht mal wirklich dazu taugt, überhaupt fürs Genre "typische" Protagonistencharaktere zu erzeugen. Was nebenbei genau der Eindruck ist, den die Second-Hand-Beschreibung bei mir hinterlassen hat...
Titel: Re: Von Charakterhintergründen
Beitrag von: Maarzan am 4.09.2025 | 12:09
...
Erfahrungsgemäß haben meine Spieler mit diesen beiden Fragen schon so ihre Probleme. Während a) noch recht einfach geht, wird b) schon ein längeres Unterfangen. Bisher hat auch noch niemand gesagt: "Ich lebe dort." Warum, weiß ich nicht.  ~;D
...

Wenn sie das beantworten können ist das ggf noch problematischer - meiner Erfahrung nach ist es üblich, wenn die Spieler das ernsthaft ausfüllen und nicht nur, bin auf der Suche nach Arbeit da vorbei gespült worden, dass dann mindestens 2 dringend in unterschiedliche Richtungen weiter müssen.
Titel: Re: Von Charakterhintergründen
Beitrag von: 1of3 am 4.09.2025 | 12:15
Im Ursprungspost ging es ja darum, dass
A)  die Zuordnung der Hintergründe völlig sinnlos sein kann
und
B) dies ein Problem mit dem Festlegen des Hintergrunds zur Charaktererschaffungszeit
sein könnte.

Wenn ich das richtig verstehe, produziert das Spiel Dungeon Crawl Classics zufällige Hintergründe, die nach Meinung von Skaeg nicht zu dem passen, was das Spiel dann will? - Das ist aber doch keine Frage, zum Nutzen von Hintergründen an sich. Das ist eine Frage des Spieldesigns für dieses gewisse Spiel. Sie hätten ja auf zufällige Hintergründe verzichten können oder schlicht andere machen.

Das ist wie die Frage, ob Alignment doof ist. Vielleicht ist D&D-Alignment doof. Nobilis-Alignment ist auserlesen. Oder ob zufällige Charaktererschaffung doof ist. Vielleicht ist die bei D&D doof. Reign rult. Oder vielleicht ignorieren alle Leute Traglast. Bei D&D. Bei Brighter Worlds tut das niemand. Oder vielleicht sind Stufensysteme blöd. Also die von D&D. Hat sich bei PbtA aber noch niemand drüber beschwert.

Und wenn du fragst, ob das Festlegen des Hintergunds bei der Charaktererschaffung ein Problem ist, stellt sich die Frage, wofür denn bitte? Und welche Hintergrundbestandteile. Niemanden wird es interessieren, wie der Geburtsname der Mutter deines Charakter war. Kannst du dir wohl ausdenken.Tut halt nichts.

Um auf nicht abenteuerliche Berufe speziell einzugehen, vielleicht interessiert ja das Framing von Eletric Bastionland. Da gibts hundert gescheiterte Karrieren mit Knallern Affen-Abrichter und dem Twist, dass der Charakter aus Gründen mit diesen Karrieren eben gescheitert ist und deshalb jetzt dieses Abenteurer-Zeug macht.
Titel: Re: Von Charakterhintergründen
Beitrag von: bobibob bobsen am 4.09.2025 | 12:24
Ich finde wenig Hintergrund super. Dann kann man den im laufe des Spiels als Abenteueraufhänger benutzen. Ich ahtte schon so was wie die Schwester willgraf Drakula heiraten. Der SC wird natürlich eingeladen.
Alles wo ich es als SL schaffe das es persönlich wird läuft bei mir. Da habe ich ein Talent , vielleicht weil es mich selbst so begeistert.
Titel: Re: Von Charakterhintergründen
Beitrag von: First Orko am 9.09.2025 | 14:05
Wie seht ihr das mit den Charakterhintergründen: wie, wann, mit welchen Abhängigkeiten?

Wann:
Bei mir (ob SL oder Spieler) gilt grundsätzlich: Je Kampagne, desto Hintergrund. Je länger ich mit Welt und SC verbringe, desto fest muss die Basis sein, auf der ich bauen kann. Das heißt aber nicht, dass sie beliebig breit sein soll! Mehrere A4-Seiten Geschwafel hab ich zu Genüge gelesen, geschrieben und vergessen - eine große Betonplatte kann trotzdem nur paar Zentimeter dich sein  ;D Dann lieber ein kleines, festes Fundament wo man gut drauf stehen und immer wieder zurück kann, wenn man sich zu weit rauswagt.

Damit kommen wir zu:

Wie: Viel mehr als [Wer] bin ich, [Wo] komme ich her und [warum] bin ich da nicht mehr, [was] will ich und [warum] braucht es meiner Ansicht nach meist nicht. Mehr wie einen Twist, ein Feind, ein Freund o.ä. kann gut sein, aber kein muss. Ich mag und möchte Charaktere mit einer starken Motivation und "halt Bock auf Abenteuer" ist nicht stark genug, sobald es um Leben und Tod geht. Als SL helfen mir NSC, die eine fest Verbindung zur Figur haben - ob Feind, Freund, Gläubiger ist da egal. Wer das mitliefert kann damit rechnen, dass es auch angespielt und thematisiert wird. Wer das nicht will - einfach weglassen. Aber ich will wissen, warum gerade deine Figur dabei ist! Die eigentliche Geschichte passiert dann im weiteren Verlauf und es ist auch kein Problem, wenn die großen Lücken dann weiter gefüllt werden. "Ihr seid ein paar Tage gereist, als ihr durch das Dorf Plotington kommt" - "Plotington..? Das ist doch in der Nähe von meinem Heimatort! Da waren wir immer zum Markt, Leute da kenn ich den Wirt der lässt uns bestimmt übernachten!" - "Ja aber war da nicht was mit seiner Tochter?" - "Oh..stimmt, die ist bestimmt nicht so gut zu sprechen auf mich.. ähm lasst doch mal lieber..." - "Ach schau, da kommt sie schon!"

Wwelche Abhängigkeiten:
Hier geht es um den Zufallsaspekt in Verbindung mit Werten und Hintergrund, richtig? Grundsätzlich habe ich kein Problem mit erwürfelten Hintergründen, mag das sogar eigentlich ganz gern - aber ja, es sollte in sich schlüssig sein. Erst Werte und dann Hintergrund dazu völlig ohne Logik kann imho nicht funktionieren und kein sinnvolles Bild ergeben, insbesondere bei den Extremen (krüppeliger Krieger, dummer Magier, tolpatschiger Elf) verkommen im schlimmsten Fall zum Comic Relief. Brauch ich nicht, will ich nicht, passt nicht zu meinem Spielstil.

Gibt genug Systeme, die es andersrum machen oder beides sinnvoll koppeln wie Beyond the Wall, Traveller, das gute alte DSA uvm.

Am Schlimmsten: Random Werte, Random Hintergrund, Random Ausrüstung, Random Name -> Am Ende fühl ich mich dann, als wär ich so ne Blankofigur mit lauter bunten Pins dran wo keiner zum anderen passt und sich kein stimmiges Bild ergibt  :P

Stichwort Stimmigkeit: Das soll nicht bedeuten, dass es keine Brüche im Konzept geben kann - ja ich würde sogar sagen, dass diese eine Figur erst interessant machen! Aber kontrolliert und mit Bedacht eingesetzt, nicht als aufgewungenes Sammelsurium von Spielbestandteilen.