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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: fivebucks am 26.09.2025 | 14:23

Titel: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: fivebucks am 26.09.2025 | 14:23
In meinem Vortrag Psyche im RPG möchte ich auf Sicherheitsmechanismen eingehen.

Selber gebraucht habe ich solche bislang noch nicht; es gab zu Beginn eine Sitzung 0, in der, neben Absprachen über SC und System auf Lines and Veils eingegangen wurde, und keine physische X-Card sondern nur die Bitte sich zu melden wenn man eine Spielunterbrechung braucht. Wie gesagt zum tragen kamen diese Mechanismen nicht.

Ich habe noch das ausführlliche eingehen auf den Spielfluss via Script Change: https://briebeau.com/thoughty/script-change/ gefunden.
Außerdem noch das hoch spannende Meta-Rollenspiel Power Kill.

Meine Bitte: Schreibt eure Meinungen und Erfahrungen zum Thema.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: ghoul am 26.09.2025 | 14:42
Was ist das Thema?
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Metamorphose am 26.09.2025 | 14:48
In meinem Vortrag Psyche im RPG möchte ich auf Sicherheitsmechanismen eingehen.
Sicherheitsmechanismen in Pen & Paper Rollenspielen
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Megavolt am 26.09.2025 | 14:52
Meine Meinung ist, dass zum Herstellen eines spielerischen Wohlgefühls, wenn überhaupt, dann individuelle und situative Lösungen erforderlich sind.

Der Einsatz der X-Card ist meiner Erfahrung nach so selten, dass man in der Öffentlichkeit (z.B. auf Cons) gezielt danach suchen muss und selbst dann praktisch nicht fündig wird. Sie dient in meiner persönlichen Wahrnehmung in erster Linie der Selbstmarkierung desjenigen, der sie einsetzt, und sie hat einen sehr starken politischen Einschlag. Aus diesem Grund polarisiert sie, was bei einem konsensorientierten und kommunikativen Hobby ein bedenkenswerter Faktor ist. Eine Diskussion im Tanelorn hatte zum Ergebnis, dass der Einsatz der Karte nicht unproblematisch ist und Risiken birgt. 
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: unicum am 26.09.2025 | 14:58
Ich hatte bisher nur einmal eine Szene die mir persönlich unangenehm war.

Wir hatten einige Gefangene gemacht und ein Spieler beschrieb dann wie seine figur anfängt die zu Foltern und auch nicht damit aufhörte nachdem wir die Antwort eigentlich erhalten hatten die wir brauchten, er meinte nur das der mit der ersten Antwort ja gelogen haben könnte,... (und das war das was mich eigentlich dann wirklich gestört hat - es machte auf mich den eindruck das es nicht mehr die Suche nach der Warheit die Triebferder ist sondern - Sadismus)

Seitdem weiß ich das ich zu empatisch bin für so einen Scheiß. Im fraglichen Ding hab ich das dann aber leider versucht ingame zu klären (also meine Figur ist dazwischen gegangen) was aber nur temporär geholfen hat. Schlussendlich bin ich dann, wegen diesem Spieler, aus der Gruppe raus.

Ich würde deswegen Spielern in der Session 0 genau so etwas komuinizieren. Du willst Foltern? meintwegen aber nimm die Spielmechanismen des Spiels und nicht theater of the mind mit expliziten beschreibungen was du nun alles genau mit welchem Werkzeug machst.

Das dahingehend wirksamste Element ist tatsächlich "Gruppenvertrag in der Session 0" die X-Card, sind wir doch mal ehrlich - die X-Card ist dafür da wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Ich halt nicht viel von der. Das element was ich in dem falle benutzen wäre ist abstimmung mit den Füßen. Ob ich jezt die X-Card ziehe oder einfach mein Zeug packe und rausgehe. Die Runde ist erstmal in einem Harten Break und die Immersion ist erstmal weg (zum Glück wohl also zumindest für die betroffene Person) und eine Diskussion kann man dann später mal fürhen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Maarzan am 26.09.2025 | 15:03
Es ging ja scheinbar um weitere Werkzeuge statt nur um die X-Card.

Mir sind in dem verlinkten Artikel etwas zu viele Schlagworte und zu wenig Erklärung, um da ein verlässlicheres Gefühl zu entwickeln um was es da alles spezifisch gehen soll und wo das dann auch verbindlich über "lass uns da mal drüber reden" hinaus gehen soll und es scheinen auch Werkzeuge dazu gekommen zu seimn, die mit Sicherheit etc nicht zu tun haben, sondern mit dem Erreichen von storyspezifischen Spielinhalten.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Eleazar am 26.09.2025 | 15:08
Ich muss sagen, dass ich mit der X-Card nicht sonderlich viel anfangen kann und dass mich die Diskussionen darüber und das Hypen der Card echt nur noch anstrengen. Für mich scheint die Karte vor allem eine Selbstauskunft zu sein, die man sich als Ausweis eine bestimmten Geisteshaltung ans Revers heften kann. Ich sehe da niur die große Geste, der praktische Nutzen hingegen erscheint mir gegen Null zu gehen.

Allgemein denke ich, dass Rollenspiel ein harmloser, netter Zeitvertreib ist und kein Augenthalt in einer Gefahrenzone.

Natürlich ist es gut, in seiner Gruppe vorab einen Rahmen abzustecken, was gewünscht und unerwünscht ist.

Dann aber muss vor allem geredet werden: In meiner alten Wochenendgruppe machen wir nach jedem Spiel ein ausgiebiges Feedback. Das betrifft dann ganz viele Aspekte des Spiels und des Miteinanders, aus dem Spielleitung und SpielerInnen eine Menge Honig saugen können. Vor allem bekommt man qualitative Informationen und Zwischentöne mit. Und die fließen kontinuierlich ins weitere Spiel ein. Wenn so ein Austausch etabliert ist, dann ist es ein leichtes, im Falle eines Falles auf die Notbremse zu treten und eine Störung oder ein Problem auch gleich zu besprechen. Da muss niemand eine Karte zücken, die an sich ja noch nicht mal erklärt, worum es konkret geht.

Aufgrund der Feedbacks haben wir in den letzten Jahrzehnten viele Konflikte schon im Voraus entschärft und uns insgesamt sehr viel besser kennengelernt.

Und nichtsdestotrotz: Rollenspiel ist ein soziales und kooperatives Spiel. Ich halte die Gefahr, in einem ansonsten munteren Gespräch am Sofatisch jemandem vors Schienbein zu treten oder ein unpassendes, schmerzliches Thema anzusprechen, für größer als im Rollenspiel.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: fivebucks am 26.09.2025 | 15:15
@Megavolt Hast du einen Link?
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: unicum am 26.09.2025 | 15:41
Mein Punkt ist der - wenn ich solche Techniken anwenden will welche in dem Script Change vorgeschlagen werden, dann ist ja schon etwas passiert. Jemand wurde getriggert und fühlt sich richtig mies.

Ich würde sehr viel mehr Wert darauf legen das solche Situationen erst garnicht entstehen. Sicher - und das wird ja auch geschrieben - manchmal weis man nicht das man auf etwas reagiert und Menschen ändern sich auch und dann triggert etwas das früher vieleicht kein Problem war.

Also: Im Vorfeld miteinander reden. Da ist es auch schon richtig wie: "Establishing boundaries early makes it easier to maintain them during play."

"In addition to content & boundaries, Script Change can help manage tone and roleplay during scenes. If the tone has gone too comedic or too dramatic, call for a Rewind. You can also Rewind if someone is pulling punches and not making the game as intense or dramatic as you want! If you feel like a scene has gone on long, you can call for a Fast-Forward. Best of all, you can always use Pause when you need a break. To return to play at any time, say Resume."

Da sehe ich halt viele Probleme drin - Rewind, also eine Szene nochmal spielen oder Fast-Forward dinge überspringen - ich würde da als Spieler gerne ein potentielles Veto dagegen haben. Gerade auch das Pause/Resume,... ich glaub das ist alles recht hart wenn die Imersion eh schon weg ist.

Wir wissen ja das es verschiedene Spieler Typen gibt. Wir sind uns vieleicht im Detail nicht genau einig aber ich kenne kaum jemanden der das Konzept kompett ablehnt. Aber wenn ich taktican bin und in einem kampf in dem ich voll immersiv drin bin der Storyteller sagt "fast forward" weil er mit dem Kampf garnix anfangen kann oder es lieber in theater of the Mind spielen würde,... dann hat man ein Problem.

Das muss man vorher kommunizieren so gut es eben geht und dann muss man den kleinsten gemeisamen Nenner finden.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Sternschnuppe am 26.09.2025 | 15:49
Ich verwende ein Ampelsystem bei der Session Zero bzw Ampelkarten im Spiel
Grün: Soll vorkommen / mehr davon
Gelb: Darf angespielt werden / es reicht, weiter geht's
Rot: Soll nicht vorkommen / Stopp, evtl eine kurze Pause, sonst nächste Szene

Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: unicum am 26.09.2025 | 16:18
Der Einsatz der X-Card ist meiner Erfahrung nach so selten, dass man in der Öffentlichkeit (z.B. auf Cons) gezielt danach suchen muss und selbst dann praktisch nicht fündig wird.

Ich weiß garnicht wie sehr die X-Card eigentlich allgemein bekannt ist ausserhalb der Blase von Leute welche sich mit "sowas" auseinandersetzt. Und ja, ich hab sie nie an einem Spieltisch geshenen ausser meinen eigenen wenn ich sie zufällig aus meiner Tasche gezogen habe und fragte "braucht das wer?" und eigentlich immer nur dann fragende Gesichter gesehen habe mit "Was ist das?".

Es ist aber eben auch so die "Session 0" ist auf Cons eben ziemlich krass kurz.

Ich würde auch eine Person die leicht zu triggern ist nicht raten "einfach so mal" auf einen RSP Con zu gehen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Quaint am 26.09.2025 | 16:51
Also ich spiele/leite eh keinen Hardcore Horror oder sowas. Ich gebe aber die Möglichkeit Lines und Veils zu etablieren sowie (wir spielen online) die Möglichkeit nen x in den chat zu schreiben und sich erstmal auszuklinken.
X hat noch nie jemand gemacht, Lines und Veils werden wenig genutzt, dann aber nach Möglichkeit beachtet.
Ich denke, das wichtigste ist, dass die Leute mich halt irgendwann kennen, mir dann Vertrauen, und das ich dieses Vertrauen auch nicht verletze.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: blackris am 26.09.2025 | 17:18
Solche Tools sind am wertvollsten für Runden, die sich nicht gut kennen. Das gibt sowohl Menschen, die sich in gewissen Situationen nicht wohl fühlen, etwas an die Hand, als auch mehr Sicherheit für die, die keine safety tools brauchen.

Ich selbst gehöre zur zweiten Sorte und freue mich, wenn so etwas zum Einsatz kommt. In unserer regelmäßigen Runde hatten wir länger das script change im Einsatz, haben es aber nicht regelmäßig genutzt. Leider, muss ich sagen. Gerade das kann ja auch neben dem safety Aspekt einen echten Mehrwert bieten – man muss sich nur dran gewöhnen es auch einzusetzen.

Keine Ahnung, warum safety tools hier auch schon als politisches Ausdrucksmittel geframed wurden. Seit wann ist Inklusion politisch oder gar problematisch? Eher habe ich den Eindruck, das Meckern darüber sei das Distinktionsmerkmal eines gewissen Milieus, von dem ich mich gerne fern halte. So gesehen ist vielleicht schon das einfache Sprechen über safety tools schon eine gute Methode, negative Erfahrungen am Tisch auszuschließen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Darius der Duellant am 26.09.2025 | 17:22
Ich gestehe jedem Mitspieler zu dass er den Spielfluss unterbrechen darf wenn ihm ernsthaft was unangenehm wird.
Ich erwarte dann aber auch eine Erklärung (zur Not unter vier Augen) WAS (nicht notwendigerweise WARUM, kommt auf die Situation an) das Problem war.
Das ganze ist immer noch eine Freizeitaktivität meinerseits und keine Dienstleistung für die ich bezahlt werde, entsprechend setze ich voraus dass Mitspieler den Mund aufmachen wenn sie ein Problem haben, statt mich potenziell Ratespielchen spielen zu lassen.
Davon ab gibts bei mir die Session 0 wo auch abgefragt wird ob es generell Dinge gibt die am Tisch ein Problem sein können.

Entsprechend gibt es genug Sicherheitspuffer dass ich den Mehrwert im Vergleich zum potenziellen Geschiss für mich nicht sehe.

Aus dem Link im Eingangsbeitrag:

Zitat
If the tone has gone too comedic or too dramatic, call for a Rewind. You can also Rewind if someone is pulling punches and not making the game as intense or dramatic as you want! If you feel like a scene has gone on long, you can call for a Fast-Forward. Best of all, you can always use Pause when you need a break.

Ganz ehrlich, mit so einem Schmarrn kann man mir gestohlen bleiben.
Ich bin als SL eine Person, kein DVD-Spieler mit Rewind und Pauseknopf.
Gerade den letzteren Part in seiner aktiven Formulierung empfinde ich schon als ziemlich frech.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: schneeland am 26.09.2025 | 17:33
@Megavolt Hast du einen Link?

Ich weiß nicht, welchen Thread Megavolt genau im Sinn hatte, aber wir hätten zwei längere Diskussionen zu dem Thema im Archiv:
1) Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,111112.0.html) (im Eingangsbeitrag findet sich auch der Versuch einer Zusammenfassung von mir)
2) Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,105177.0.html)

Vielleicht findet sich in den Threads ja etwas, was Du für Deinen Vortrag gebrauchen kannst (Vorwarnung: das Thema wurde recht kontrovers diskutiert, insofern wurde es auch manchmal etwas ruppig).
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: tartex am 26.09.2025 | 17:38
Teilweise finde ich es bei Online-Runden, die ich beobachte verwunderlich, dass in manchen Session 0s von jedem Spieler aufgelistet, was nicht vorkommen soll, bzw. was man nicht verkraftet. Kann das nicht schon retraumatisierend sein?

Bei allen Runden, die ich in diesem Jahrtausend erlebte habe, kam z.B. sexuelle Gewalt nie vor. In diesen Session 0s werden genaus diesen Themen aber dann explizit erwähnt.

 :think:

Mir kommt das so vor, als würde nur ein Konsens vorgespielt wird, dass man auf keinen Fall pervers sei. Ansonsten wirkt es für mich nicht soooo hilfreich.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Eismann am 26.09.2025 | 18:54
So bringt Rollenspiel die Perversion in Verruf.

Ich kenn zwar X-Card und Co., aber ich habe noch nie in einer Runde mitgespielt, wo das ein Thema war. Ich vermute auch, dass die Verbreitung weit geringer ist, als die Diskussion darum vermuten ließe.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: fivebucks am 26.09.2025 | 19:35
Danke für Feedback.

X-Card hat Nachteile?
Ja kann ich nachvollziehen.

Aber gerade Wraith: The Oblivion und der Shadow spielen ja sehr stark in Richtung Konfrontation mit den Abgründen der Seele.
Und da ich traumatisierte Personen im Publikum erwarte, halte ich es für sinnvoll (kurz) auf die Sicherheitstechniken einzugehen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Saffron am 26.09.2025 | 19:36
Ich bin auf mehreren Discord-Servern aktiv, bei denen Sicherheitsmechanismen standardmäßig verwendet werden. Ich bin ein großer Fan davon und nutze sie inzwischen in fast allen meinen Runden, insbesondere, wenn Spieler dabei sind, die ich nicht kenne.

Die Anwendung der X-Karte habe ich zweimal erlebt und fand es beide Male völlig unproblematisch. Es waren nicht einmal sehr grausame oder gruselige Szenen. Die schlimmen Themen werden ja auch im Vorhinein durch Linien und Schleier ausgeklammert worden. Trotzdem kann einer Person etwas sehr unangenehm sein, das vorher nicht unbedingt absehbar war, und dafür ist die X-Karte da.

Situation 1:

Es war eine Runde Dragonbane, in der die Gruppe einen Serienkiller gesucht hat, der in einer Großstadt Kinder entführte und für ein Ritual umbrachte. Also schon ein fieses Thema, bei dem wir vorher besprochen hatten, wie weit es gehen darf und welche Themen ausgeklammert werden sollten. Was aber dann eine Spielerin veranlasste, die X-Karte zu ziehen, war etwas Unerwartetes: Am Rande einer recht chaotischen Szene wurde ein Tier verletzt. Als der SL das beschrieb, war ihm nicht bewusst, dass das irgendwie problematisch sein könnte. Als die Spielerin Bescheid gab, hatte niemand ein Problem damit, dass die Szene kurz geändert wurde. Alles war gut, niemand hat sich drüber aufgeregt oder die Spielerin schief angeschaut. 

Situation 2:

Ich war SL, beschrieb als NSC eine Stammkundin in einem Friseurladen, eine ältere Dame namens Soundso. Total harmlos also. Aber ein Spieler zog die X-Karte und bat mich, einen anderen Namen zu verwenden. Ob vielleicht gerade seine Oma gestorben war, die diesen Vornamen trug oder irgendetwas anderes der Grund war, habe ich nicht gefragt. Denn es ist Teil der Vereinbarung, dass niemand sich rechtfertigen oder eine X-Karte begründen muss. Ich hab einfach den Namen geändert, und das Spiel ging weiter.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 26.09.2025 | 20:11
Danke für Feedback.

X-Card hat Nachteile?
Ja kann ich nachvollziehen.

Aber gerade Wraith: The Oblivion und der Shadow spielen ja sehr stark in Richtung Konfrontation mit den Abgründen der Seele.
Und da ich traumatisierte Personen im Publikum erwarte, halte ich es für sinnvoll (kurz) auf die Sicherheitstechniken einzugehen.

Traumatisierte Personen müssen selbst die Verantwortung tragen, wenn sie bei sowas mitspielen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: blackris am 26.09.2025 | 20:23
Traumatisierte Personen müssen selbst die Verantwortung tragen, wenn sie bei sowas mitspielen.

Klar. Safety tools unterstützen sie dabei. Ist doch klasse
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Schalter am 26.09.2025 | 20:33
Ich muss sagen, dass ich mit der X-Card nicht sonderlich viel anfangen kann und dass mich die Diskussionen darüber und das Hypen der Card echt nur noch anstrengen. Für mich scheint die Karte vor allem eine Selbstauskunft zu sein, die man sich als Ausweis eine bestimmten Geisteshaltung ans Revers heften kann. Ich sehe da niur die große Geste, der praktische Nutzen hingegen erscheint mir gegen Null zu gehen.

Allgemein denke ich, dass Rollenspiel ein harmloser, netter Zeitvertreib ist und kein Augenthalt in einer Gefahrenzone.

Natürlich ist es gut, in seiner Gruppe vorab einen Rahmen abzustecken, was gewünscht und unerwünscht ist.

Genau das, danke. +1.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: General Kong am 26.09.2025 | 20:40
+2
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Selis am 26.09.2025 | 20:49
Meine Bitte: Schreibt eure Meinungen und Erfahrungen zum Thema.

Den Gebrauch der X-Card habe ich selbst noch nicht erlebt, ausgelegt war sie ein paarmal.
Ich hatte es einmal in einer Runde, daß ein Spieler eine Szene ausgesetzt hatte, weil er befürchtete, die könnte ihn aus der Bahn werfen. Danach war er wieder da.

Lines und Veils habe ich bislang in der Session0 besprochen aber einen echten Nutzen sehe ich nur in Ausnahmefällen. Meistens kommen nur dieselben Dinge, wie Sachen mit Kindern, sexualisierte Gewalt und meistens Body Horror. Nichts was ich bringen würde.
Und dann hatte ich einen Spieler, der Teddy Bären nannte.
Bei seinem nächsten Charakter sollte dieser einen Teddy Bären Rucksack haben, da fragte ich mich schon, ob der mich verarschen will. Ne ich fragte ihn direkt, ob er mich verarschen will.

Also da sehe ich in einer durchschnittlichen Runde auch keinen Sinn.
Ich möchte zwar auch, daß sich meine Spieler wohl am Tisch fühlen, wie ich mich auch wohl am Tisch fühlen möchte und ich habe auch meine Grenzen aber zu versuchen jeden möglichen und unmöglichen und vielleicht existenten Trigger zu vermeiden finde ich persönlich für übertrieben.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Darius der Duellant am 26.09.2025 | 21:31
Und dann hatte ich einen Spieler, der Teddy Bären nannte.
Bei seinem nächsten Charakter sollte dieser einen Teddy Bären Rucksack haben, da fragte ich mich schon, ob der mich verarschen will. Ne ich fragte ihn direkt, ob er mich verarschen will.

Und das sind genau die Vögel denen man mit Werkzeugen der Marke "Nachfragen nach Gründen ist nicht Erlaub" zu viel Freiraum einräumt.


Klar. Safety tools unterstützen sie dabei. Ist doch klasse

Klar, wenn man keine Runden findet weil sich kaum ein SL auf so ein Halligalli einlässt, kann man natürlich auch nicht mehr traumatisiert werden.
Ich frage mich wer sich sowas wie aus dem OP ERNSTHAFT als Spielleiter dauerhaft antut.
Vollkommen unabhängig von jedweden Sicherheitsgedanken glaube ich schlicht und ergreifend nicht, das ein Werkzeugsatz der beinhaltet dass jeder nach eigenem dafürhalten Szenen vor- und zurückdrehen kann, dauerhaft funktioniert. Das mag vielleicht für ein Videospiel angemessen sein, in einem Szenario wo da einer am sitzt der ggf. STUNDEN in das ausarbeiten einzelner Szenen investiert hat, ist das schon hart unverschämt den Tisch mit so Sperenzchen zu "beglücken" und alle anderen aus ihrer Immersion zu reissen weil "lol story, mach mal fast forward, will metzeln XD".
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Maarzan am 26.09.2025 | 21:47
Und das sind genau die Vögel denen man mit Werkzeugen der Marke "Nachfragen nach Gründen ist nicht Erlaub" zu viel Freiraum einräumt.

Die Diskussion um die X-Card ist meiner Erinnerung nach auch nicht an der Grundfunktion selbiger, sondern an der fundamentalistischen Umsetzung eben dieses "X-Card trumpft ohne Nachfrage und Widerspruchsmöglichkeit" eskaliert.

Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Hellcat am 26.09.2025 | 21:56
Ich nutze die x-Card regelmäßig auf Con-Runden, die Reaktion der Spieler war bisher allerdings immer ein "wofür brauchen wir denn das?" Somit hab ich mich auch nie mit weiteren Sicherheitsmechanismen auseinandergesetzt, denn der Bedarf daran scheint offenbar sehr gering zu sein.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: blackris am 26.09.2025 | 22:52
Klar, wenn man keine Runden findet weil sich kaum ein SL auf so ein Halligalli einlässt, kann man natürlich auch nicht mehr traumatisiert werden.

Allein in diesem Thread zeigt sich ja, dass das nicht stimmt.

Und das sind genau die Vögel denen man mit Werkzeugen der Marke "Nachfragen nach Gründen ist nicht Erlaub" zu viel Freiraum einräumt.

Ich frage mich wer sich sowas wie aus dem OP ERNSTHAFT als Spielleiter dauerhaft antut.
Vollkommen unabhängig von jedweden Sicherheitsgedanken glaube ich schlicht und ergreifend nicht, das ein Werkzeugsatz der beinhaltet dass jeder nach eigenem dafürhalten Szenen vor- und zurückdrehen kann, dauerhaft funktioniert. Das mag vielleicht für ein Videospiel angemessen sein, in einem Szenario wo da einer am sitzt der ggf. STUNDEN in das ausarbeiten einzelner Szenen investiert hat, ist das schon hart unverschämt den Tisch mit so Sperenzchen zu "beglücken" und alle anderen aus ihrer Immersion zu reissen weil "lol story, mach mal fast forward, will metzeln XD".

Gerade Script Change ist ein tool, was eine souveräne Spielleitung mit der Gruppe einsetzen kann, um das Spielerlebnis für alle zu verbessern. Das kann natürlich auch eingesetzt werden, um klare Regeln zu schaffen, wann z.B. dazwischengeredet wird.

In dem oben geschilderten hypothetischen Fall obliegt es der SL natürlich zu sagen: „Du missbrauchst das hier gerade, mach das noch mal und du kannst gehen“.  Ist das nicht offensichtlich?
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Darius der Duellant am 27.09.2025 | 01:30
Allein in diesem Thread zeigt sich ja, dass das nicht stimmt.

Wo denn?
Ich sehe hier nämlich nur Leute die davon berichten dass ihrer eigenen Erfahrung nach kaum Bedarf für eine NUTZUNG der x-Card besteht.
Über einen Erfahrungsbericht von jemandem der die Vorschläge aus dem OP-Link mal über ne Kampagne hinweg durchgezogen hat ohne sich verarscht zu fühlen warte ich noch.
Und vermutlich ewig, denn wie bereits erwähnt, ich glaube schlicht nicht dass irgend ein SL es dauerhaft mitmacht auf einen Videoabspieler reduziert zu werden.



Zitat



In dem oben geschilderten hypothetischen Fall obliegt es der SL natürlich zu sagen: „Du missbrauchst das hier gerade, mach das noch mal und du kannst gehen“.  Ist das nicht offensichtlich?

So überhaupt nicht.
Je nach verwendetem Sicherheitstool ist ja "keine Nachfragen erlaubt" teil des Mechanismus und dann verbietet sich eine solche Nachfrage.
Kann ja sein dass sich der Trigger des Spielers zwischen zwei Sitzungen verändert hat und falls ja (UND falls man diesen Kram für sinnvoll erachtet) ist eine entsprechende "warum" Frage dann im Bereich des unangebrachten.


Zitat
Gerade Script Change ist ein tool, was eine souveräne Spielleitung mit der Gruppe einsetzen kann, um das Spielerlebnis für alle zu verbessern. Das kann natürlich auch eingesetzt werden, um klare Regeln zu schaffen, wann z.B. dazwischengeredet wird.

Ich halte es für ein Werkzeug dass mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit den Gruppenmitgliedern auf den Zeiger geht im Vergleich zu denen wo es was bringen kann.
Ich halte aber auch ganz grundsätzlich nichts davon, mehrseitige Regeltraktate aufzusetzen, wenn sich die sinnvollen Teile davon auch mit "sei kein Arsch, mach den Mund auf wenn du ein Problem hast, hör zu wenn andere ein Problem haben" erreichen lassen.
Ein mehrseitiges Metaregelwerk dieser Art aufzusetzen kommt mir komplett absurd vor und für MICH PERSÖNLICH wäre das auch eine gewaltige rote Flagge wenn ein Spieler mit sowas ankommt.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Quaint am 27.09.2025 | 02:16
Also gegebenenfalls dieselbe Szene mehrfach spielen bis es allen passt reizt mich auch nicht sonderlich.
Ansonsten denke ich, wiewohl ich selbst ja bissle Safety Tools nutze, es gehört halt auch eine gewisse Robustheit zum Rollenspielen. Wer total labil ist und 1000 Sonderbedingungen braucht, der sollte das RPG *vielleicht* erstmal hintenan stellen. Denn so schön Lines und Veils sind, je komplexer die werden, desto höher ist die Chance, dass man mal was vergisst, und dann haste halt eventuell den Salat. Das ist dann meist weder für den Getriggerten schön, noch für denjenigen, der Line oder Veil verletzt hat.

Und klar, in einer idealen Welt müsste man da auch nicht drüber sprechen, sondern die entsprechende Rücksichtnahme wäre selbstverständlich. Aber gerade wenn man die Leute nicht kennt, lohnt es manchmal schon das eben 5 Minuten anzusprechen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Torsten (Donnerhaus) am 27.09.2025 | 02:50
Der Begriff "Sicherheitstechniken" ist ja erst einmal eine Behauptung. Ein Kampfbegriff.
Damit es Sicherheitstechniken geben kann, muss es aber Gefahren, Risiken, Unsicherheiten geben.

Gibt es die denn? Und wenn ja, wie sehen die aus? Und können "Sicherheitstechniken" diesen vermeintlichen Gefahren überhaupt entgegenwirken?

Sind die wenigen "Sicherheitstechniken", die zu funktionieren scheinen, nicht einfach nur überpinselte Neubeschriftungen für Dinge, die mit der behaupteten Problematik gar nichts zu tun haben? Session Zero ist beispielsweise keine "Sicherheitstechnik". Das ist vorausschauendes Planen und miteinander Reden. Das haben wir schon in den 90ern gemacht, lange bevor irgendwer glaubte, es gäbe Gefahren, vor denen man sich schützen müsste. Sofern man nicht eine an die Wand gefahrene Kampagne als "Unsicherheit" bezeichnen will, die es zu vermeiden gilt.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Quaint am 27.09.2025 | 03:02
Naja, erstochen wird man als Spieler nicht so leicht. Aber das dir Spielinhalte mitunter erstmal den Tag versauen (und ggf. zu Drama unter Spielern und auseinanderfallenden Runden führen), das sehe ich schon. Wurde ja teils auch schon geschildert hier im Thread. Und würde ich als Risiko einstufen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Eleazar am 27.09.2025 | 10:12
Naja, erstochen wird man als Spieler nicht so leicht. Aber das dir Spielinhalte mitunter erstmal den Tag versauen (und ggf. zu Drama unter Spielern und auseinanderfallenden Runden führen), das sehe ich schon. Wurde ja teils auch schon geschildert hier im Thread. Und würde ich als Risiko einstufen.
Es gibt aber eine ganze Menge, was dir in regelmäßigen Runden den Tag versauen oder was Ärger mit den Mitspielern verursachen kann: Unpünktlichkeit, anderen die Chips wegfressen, mangelnde Aufmerksamkeit, sich ins Rampenlicht drängen, Taschenlampen fallen lassen, anderen den Spielstil aufdrängen, dumme Bemerkungen, Konflikte/Streite im Spiel und echten Leben vermischen ... ich  noch ewig so weitermachen.

Alle diese Faktoren "gefährden*" das Erlebnis eines netten, harmonischen Spielabends. Und nach meiner Erfahrung treten allein die genannten Faktoren öfter auf und wirken auf die Gruppe schwerer als das Risiko, durch einen Spielinhalt "getriggert" oder (re-)traumatisiert zu werden. - Ich setze getriggert mal in "...", weil der Begriff inzwischen umgangssprachlich so gern inflationär und im Prinzip verharmlosend oder übertrieben für einfache, negative Reaktionen auslösende Erlebnisse verwendet wird. (* Gefahr ist nun wirklich etwas anderes, als was einem im Kontext von PnP realistischerweise drohen kann. Ohne Licht mit dem Rad zum Rollenspiel zu fahren, wäre gefährlich)

Warum habe ich für den Rest denn dann keine Karten quer durchs Alphabet? Warum brauche ich ein "Sicherheitstool", wenn sich ja scheinbar landauf, landab so gut wie nie jemand im Rollenspiel unsicher fühlt? Warum mache ich eine Sache - Drama, Drama - kompliziert, die im Falle eines Falles ganz einfach mit einem "Stopp" und dann einer kurzen Erklärung - nicht Rechtfertigung - hervorragend bearbeitet und aus der Welt geschaffen werden kann?

Für mich ist das Ausdruck einer Geisteshaltung, in der ein unausgelastetes, aber hoch ausgeprägtes Problembewusstsein sich seine Sorgen und Nöte selber schafft, statt mal den Ball flach zu halten.

Natürlich gibt es potentiell Spielinhalte, die widerlich und belastend sein können. Deshalb suche ich mir die Leute aus, mit denen ich spielen will. Und wir trainieren uns und wir reflektieren, damit alle zu ihrem Recht kommen und wir uns mit unserem Spiel in einer habitablen Zone bewegen. Dabei hilft mir aber keine X-Karte und ein banger Blick, ob der Griff zur Karte oder doch nur wieder zu meinen, meinen, meinen Chips geht.

 
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Quaint am 27.09.2025 | 10:37
Na ich weiß nicht. Wenn es mehr als ein Problem gibt, kann man eins der Probleme halt doch angehen. Finde ich jetzt. Sowas wie Lines und Veils schadet ja nicht. Und die x Card wird vielleicht selten gebraucht, aber für den Fall der Fälle nen Rettungsanker zu haben schadet ja nicht, das ist so wie ich persönlich noch nie nen Notarzt hab rufen müssen, aber deswegen würde ich Notärzte nicht wegrationalisieren wollen.
Und Ball flach halten wird ja an sich auch gemacht. Safety tools sind so 5 minuten bei einem Rekrutierungsgespräch, neben ganz ganz viel anderem Zeug. Zumindest bei mir ist das nicht im Vordergrund. Ich mein hier im Thread schon, weil es da halt darum geht, aber in meinen Sessions ist das nicht prominent.

Aber klar, man kann sich sicherlich auch anders behelfen und mal besser, mal schlechter die Runde zusammenhalten. Ich find es aber etwas schade, dass sich da so aufgeregt wird.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Ludovico am 27.09.2025 | 10:56
Aus meiner Sicht ist die mit Abstand wichtigste Sicherheitstechnik die Session 0, bei der man die Spieler kennenlernt und über Spielinhalte redet inkl. dessen, was nicht vorkommt. Prävention ist sowieso immer besser.
Weiterhin sind Feedback-Runden auch wichtig. Wir setzen auf Stars and Wishes, was sehr gut funktioniert.

Die X-Card halte ich für sehr überbewertet und für mich untauglich, weil ja gerade nicht klar ist, was sie ausgelöst hat. Da halte ich es wie Darius: Wenn einem was nicht schmeckt, mach den Mund auf.

Und wie Quaint sagt, Szenen zu spielen, bis es allen passt, wird bei mir auch nicht stattfinden.

Allerdings spiele ich Tischrunden mit bekannten Gesichtern.
Wie die Dynamik bei Online-Runden ist, kann ich nicht sagen. Es sind halt komplett andere Spielweisen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Boba Fett am 27.09.2025 | 11:02
Ich habe zwei einhalb Spielrunden mit einer eher konstanten Besetzung (also viele Überschneidungen) und wir haben eigentlich immer eine ewige Lines and Veils Liste, die auch recht konstant bleibt. Ich hab mal die X-Card angesprochen, aber der Konsens war, dass das nicht gebraucht wird.
Nun kennen sich die Spieler*Innen alle gut, sind befreundet und würden sich auch gegenseitig "stützen", wenn irgendwas triggert.

Eine Spielerin hat in den letzten 2-3 Jahren in kurzer Abfolge Mutter und Bruder verloren, inklusive stetig schlechter werdende Krankheitssituation und natürlich ist das für den Spielleiter irgendwo ein NoGo, dass man sowas dann nicht als Schicksal für den SC oder nahestehenden NSC aussucht.
Und bevor jetzt die Frage kommt, wo sowas vorkommen kann:
In der Kampagne "Fluch des Scharlachroten Thrones" kommt eine Stadt in eine Epidemie, wo viele dahinsiechen und sterben. Und das "Vampir sucht nachts einen Angehörigen heim, dessen Gesundheitszustand dann immer schlechter wird, bis der NSC verstirbt (und selbst Vampir wird)" ist auch so ein klassisches Klischee, was seit Dracula immer wieder aufgewärmt wird. Und auch das kann einen dann mächtig fertig machen.

Also, keine X Card aber Lines & Veils aus dem langen Freundschaftsverhältnis heraus. Und empathische Umgang mit den Dingen, die die Leute am Tisch in letzter Zeit berührt haben.

Ich würde die X-Card aber nicht abtun - auf Cons oder Treffen, wo sich die Leute nicht kennen, aber auch nicht genug Zeit ist, um alle wenns und abers zu besprechen (und man vielleicht auch nicht sofort alle Dinge publizieren möchte, die einen emotional triggern können) halte ich das für ein gutes Werkzeug.
Insbesondere, weil es Rollenspiele gibt, die sich wirklich grenzwertigen Themen widmen. KULT möchte ich da mal nennen, oder Unknown Armies. Und wie oben schon beschrieben, muss es gar nicht gleich das "wir loten mal die Abgründe der Seele Rollenspiel aus" sein. Selbst heroic Fantasy wie Pathfinder kann in einem Abenteuerpfad die Leute unversehens triggern.
Im übrigen hat man die Ursachen für solche lauernden Trigger manchmal auch verdrängt und vergessen - was nicht bedeutet, dass der Trigger nicht trotzdem ausgelöst werden kann. Auch deswegen sollte man nicht nur seine Grenzen absprechen, sondern eben auch wahrnehmen, ob es allen im gemeinsamen Spiel gut geht. 

Rollenspiel ist ein Spiel und soll unterhalten - das Spielen entbindet aber nicht von Verantwortungen gegenüber den Mitspielenden...

Und Lebenssituationen ändern sich - so wie oben beschrieben.
Folter (im Spiel beschrieben oder von SC ausgeübt), Gewalt gegen Schwache/Wehrlose haben mich wären für mich immer schon ein NoGo gewesen. Und da gab es in den letzten 40 Jahren auch immer mal Spielsituationen, wo Spieler auf ein "du kannst doch nicht..." in völligem Unverständnis mit "...wieso?" geantwortet haben. Das hat meistens die Spielsitzung beendet, weil entweder Leute anfingen zu streiten oder Charaktere PvP starteten. Auch deswegen: Grenzen sollte man vorher absprechen!

Seit dem ich Vater bin, ist die Empfindlichkeit bzgl. Gewalt gegen Kinder (und Frauen) noch mal ganz extrem gestiegen - und das auch mehr, als ich mir selbst diagnostiziert hätte.
In der TV Serie Hill House gibt es eine Szene, wo ein Kind im Bett liegt, Angst hat und ein "Monster" hinter dem Rücken lauert. Das ist ganz am Anfang der Serie (erste Folge?) und das hat dann dazu geführt, dass ich den Rest dieser Serie niemals weiter gucken werde. Im Vorfeld hätte ich das aber niemals erwartet und mit "Quatsch!" abgetan - und früher hätte es mich auch nicht getriggert. Mir hat es gezeigt, dass es eben sehr wohl unvorhersehbar von "wohlig schauernd" ganz schnell zu "unerträglich" gehen kann (und "unangenehm" überspringt) - da reicht ein einzelnes Bild im eigenen Kopfkino.

Und deswegen ein klares JA zu solchen Sicherheitswerkzeugen und auch zu entsprechender Sensibilität (aller) am Spieltisch.
Und sucht Euch Leute, die Lust zu dem Content haben, und sich sicher sind, dass sie die gesteckten Grenzen aushalten, wenn der Inhalt grenzwertig sein kann.
besser is das!
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: unicum am 27.09.2025 | 11:11
Der Begriff "Sicherheitstechniken" ist ja erst einmal eine Behauptung. Ein Kampfbegriff.
Damit es Sicherheitstechniken geben kann, muss es aber Gefahren, Risiken, Unsicherheiten geben.

Gibt es die denn? Und wenn ja, wie sehen die aus? Und können "Sicherheitstechniken" diesen vermeintlichen Gefahren überhaupt entgegenwirken?

Sind die wenigen "Sicherheitstechniken", die zu funktionieren scheinen, nicht einfach nur überpinselte Neubeschriftungen für Dinge, die mit der behaupteten Problematik gar nichts zu tun haben? Session Zero ist beispielsweise keine "Sicherheitstechnik". Das ist vorausschauendes Planen und miteinander Reden. Das haben wir schon in den 90ern gemacht, lange bevor irgendwer glaubte, es gäbe Gefahren, vor denen man sich schützen müsste. Sofern man nicht eine an die Wand gefahrene Kampagne als "Unsicherheit" bezeichnen will, die es zu vermeiden gilt.

Ich sehe darin nun nicht unbedingt ein kampfbegriff. Ich mein ich kenne den auch aus der Arbeitswelt.

Gefahren und Risiken gibt es auch schon irgendwie. Ich kenne mitlerweile einige die psycische Probleme haben und eben auch Rollenspiel machen - alles kein Problem ausser,... unsere Arachnophobikerin (zumindes vor ihrer desensibilisiering). Die ging scho aus dem Zimmer wenn der SL spinnenweben erwähnte.

Ja das ganze hier ist schon irgendwie "alter Wein in neuen Schläuchen" aber Session Zero war eben auch schon immer irgendwie sowas - also auch im lezten Jarhrtausend wo das noch nicht mal Session Zero hies sondern "Wir treffen uns und machen für die nächsten kampange Spielfiguren zusammen,...."

Liegt vieleicht auch daran das es mittlerweile sehr viel mehr Rollenspieler gibt als zu den Anfangszeiten. Dann gibt es eben auch mehr mit psycischen Problemen - da ist dann vieleicht die Frage ob es gut für solchen Menschen ist - oder nicht, das sollten die aber mit einer professionellen Beratung ausmachen, und nicht die Verantwortung auf einen Laien wie SLs sie oft genug sind (okay ich kenn auch einen Psycologen der SL macht,...) abdrückt.

Und ja ich kenn zwei aus dem Rollenspielbereich die selbstmord begangen haben (Ich hab hier den ältesten Rollenspielverein in der nähe, mein bekanntenkreis ist also dementsprechen groß). Zieht unser Hobby solche Leute an? denn wenn ich meinen Bekanntenkreis ausserhalb des Rollenspielbereiches sehe ist es nur eine Person. Aber ja ich bin da sicherlich in einer Blase, das ist mir schon bewusst.

Mag aus sein das in Zeiten der Wokeness (das sehe ich durchaus eher als Kampfbegriff) es mehr eingefordert wird rücksicht (Rücksicht ist hingegen kein Kampfbegriff) zu nehmen. Aber auch hier sage ich mir das es Grenzen gibt in der Art und Weise wie Rücksicht eingefordert (etwas einfordern kann beigeordnet zu einem Kampfbegriff sein) wird. Das kann eben auch mal dazu fürhen das man, so man gewisse Probleme hat, eben in einer Gruppe besser nicht mitspielt. Die entscheidung dazu liegt bei der jeweiligen Person, aber sie muss eben auch das komunizieren wo sie probleme sieht und eben ggf. Fragen und dann eben auch akzeptieren das es vieleicht nicht passt. Wenn ich dann aber wieder komme und sage "Ihr schliesst mich aus!" sind wir bei wirklichen Kämpfen. Denn ja, es ist ein Ausschluss, klar - aber auf der anderen Stelle wenn man damit verhindert das andere Spass haben sehe ich das ... sehr skeptisch.

An der Stelle sei gesagt das ich auch schon aus gruppen ausgestiegen bin und es auch schon leuten nahelegte zu gehen, lange bevor es Begriffe wie Wokeness gab. Es klappt eben nicht immer mit Spielern. Ich denke das ist etwas das man immer wissen sollte. kennt ihr noch den Spruch "Spiel nicht mit Arschlöchern?"
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Smoothie am 27.09.2025 | 12:06
Ich finde diese "Wer Rollenspiel spielt, muss schon hart sein und was aushalten" Attitüde hier im allgemeinen ein bisschen lustig...

Grundsätzlich finde ich Sicherheitstechniken wichtig. Persönlich hab ich allerdings mehr Erinnerungen an Szenen, die schon lange her sind, wo ich mir im Nachhinein gewünscht hätte, dass wir damals schon Sicherheitstechniken gekannt hätten. Da gabs einfach blöde Sachen.
Heutzutage bin ich recht erwachsen und kann meine Grenzen meist! auch ohne formelle Regeln gut formulieren. Aber manchmal auch nicht.

Und deswegen spiele ich gerne mit Sicherheitstechniken, einfach weil schon das Einsetzen solcher mir zeigt, dass ich an einem Tisch spiele, der sich Gedanken um ein gutes Miteinander macht. Gilt andersrum auch, würde mit mir unbekannten SL nicht spielen, wenn sie das nicht ansprechen.

Dieses Spiel nicht mit Arschlöchern ist zwar völlig richtig, geht aber ein bisschen am Thema vorbei. Oftmals sind die unangenehmen Themen die aufkommen ja keine Absicht.
Klar gibt es Rassismus und Sexismus und und anderes, das kann man benennen und dann aber meist gehen/die Person rausschmeissen, siehe Spiel nicht mit Arschlöchern.

Manchmal sind es aber Sachen, die erst im persönlichen Kontext schlimm werden.
Einer meiner besten Freunde ist vor ein paar Jahren an einem Herzinfarkt gestorben und ich kam danach nicht gut auf Herzinfarkte/Herztode im Rollenspiel klar. Wobei das kein im allgemeinen zu bannendes Thema ist, aber im konkreten, hatte ich schlicht keinen Spass/musste dann manchmal heulen. Also nix was in einer Rollenspielsession wünschenswert wäre. Und da war in unbekannten Runden einfacher mit Tools. Dann mußte ich nix erklären, was auch einfach dazu geführt hätte, dass ich geheult hätte/die Session für mich vorbei gewesen wäre.

Oder eine Spur harmloser. Nachdem unser Hund eingeschläfert worden war (schwarzer Labrador Mischling), kam es in einer Vampiresession zu einer Szene, wo die SL beschrieb, wie mein SC in einer Frenzy einen Hund aussaugte und den toten leergesaugten Körper beschrieb.
Auch kein im allgemeinen zu bannendes Thema, aber ich wollte mir das jetzt auch nicht allzu dolle  vorstellen, wo ich die Bilder unserer sterbenden Hündin nach der Spritze noch sehr gut im Kopf hatte ich hab gesagt X-Card um klar zu machen, dass ich jetzt nicht ingame rede, sagte, können wir einfach vorspulen, und dann haben wir in einer anderen Szene weitergespielt.
Und hatten noch ne schöne Session.

Und für sowas sind Sicherheitstechniken wirklich toll und nein, das haben zumindest wir (in meinen schon auch vielen Gruppen) nicht immer schon so gemacht.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Boba Fett am 27.09.2025 | 12:26
@unicum:
Ich glaube nicht, dass es irgendwelchen Kampfbegriffen liegt, dass sich heute mehr mit Vor- und Rücksicht, die man nehmen kann und sollte, beschäftigt wird.
Das liegt einfach daran, dass wir heute 40+ Jahre Erfahrung im deutschsprachigen Rollenspiel haben und sich Leute einfach daran erinnern können, wie es blöd gelaufen ist.
Mitte der 80er waren alle unerfahrene Newbies, die meisten in einem Alter, wo man eine eher egozentrisches Wahrnehmung besaß, so dass Rücksicht weniger relevant war.
Dazu kam auch eine über lange Zeit anhaltender Missionierungsdrang des "das hier ist der heiße Scheiß und wenn du das nicht erkennst, hast Du keine Ahnung".
Sehr vieles davon ist heute einfach entspannter und gelassener und sehr viele Erlebnisse führen eben zu dem Schluss, dass man bestimmte Erlebnisse nicht wiederholen möchte und zu der Frage, welche Möglichkeiten es gibt, das zu erreichen.

Ich mag den Begriff "Sicherheitstechnik" im Rollenspiel nicht. Zum einen, weil dieser vorgaukelt, bestimmte Mechaniken würden Sicherheit vor etwas garantieren (und das stimmt einfach nicht. Shit happens trotzdem) und zum anderen, weil dieser vorgaukelt, Rollenspiel wäre eine stark risikobehaftete Tätigkeit. Und das stimmt ebenso wenig.
Wenn ich als Handwerker Holz mit einer Kreissäge säge, kann ich mir die Finger oder noch mehr absägen. Als Elektriker kann ich tödliche Stromstöße bekommen. Und auch das sind keine stark risikobehafteten Tätigkeiten - in solchen Fällen muss man natürlich wissen, was man macht, wo Gefahren lauern und wie da einem Unfall vorzubeugen ist.
Als Rollenspieler spiele ich vor allem erst einmal ein Spiel, möchte unterhalten werden und am Ende ein positives Erlebnis mitnehmen. Was hier "Sicherheitstechnik" benannt wird, ist ein Werkzeug, die das Risiko vermindern soll, dass jemand am Tisch am Ende des Spiels ein negatives Erlebnis mitnimmt. Es soll Frustration oder weitaus negativere Emotionen oder Spielerfahrungen vermeiden.

Warum störe ich mich an diesem Begriff? Weil in der aktuellen Moderne mit solchen Begriffen die Erwartungshaltung geweckt wird, dass man eine Garantie oder einen Anspruch auf eine 100%ige "Sicherheit" vor etwas hat. Und genau das ist nicht der Fall. Es führt aber sehr schnell zu einer Verdrehung der Verantwortlichkeiten - der Spielleitung hat die 100%ige Sicherheit zu gewährleisten, sonst ...
Und genau das sehe ich eben nicht. Ist eine gesunde Vorbereitung oder ein Vorabgespräch (Session 0) überflüssig? Natürlich nicht. Aber genau wie klar sein sollte, dass jeder am Tisch Verantwortungen übernimmt, muss klar sein, dass es eben keine Sicherheitsgarantien gibt. Auch heute noch sägen sich Leute in die Finger oder bekommen Stromstöße - und das trotz Unfallverhütungsvorschriften, die genau das eigentlich garantiert verhindern sollen - shit happens trotzdem!
Und genau wie in der "unerfahrenen" Zeit viel zu viele mögliche Risiken einfach ignoriert haben, mangels Erfahrung, mangels Verantwortungsbewusstsein oder schlicht aus Egoismen, müssen wir uns heute bewusst machen, dass es keine Garantien gibt.
Die Mechanismen sind deswegen nicht schlechter - nur packen Sie dich nicht in Watte. Die Bezeichnung der Mechanismen wecken aber viel zu oft die Vorstellung, dass sie das tun würden.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Haukrinn am 27.09.2025 | 12:48
Ich bin da echt zwiegespalten. Ich hab meist ne X-Card dabei und erkläre auch wie die funktioniert, im Einsatz gesehen habe ich aber erst einmal, obwohl das Ding jetzt auch gut 20 Jahre alt ist. (Und ich glaube nicht, dass das an der mangelnden Verbreitung liegt - Sicherheitsmechanismen werden mittlerweile vom Großteil neu erscheinender Spiele thematisiert, und das ist auch gut so).

Viel wichtiger finde ich die Kommunikation vorab. Einerseits in Session 0, wenn man denn in einer festen Gruppe spielt, aber auch in Rundenankündigungen und -einleitungen auf Cons und ähnlichem. Darüber zu reden, was wahrscheinlich vorkommen wird und wie man das behandeln soll, finde ich durchaus angebracht und weh tut das auch erst mal niemandem. (Nur bitte nennt das nicht Triggerwarnung, das ist wieder total drüber)

Am wichtigsten finde ich aber Empathie und Mitgefühl am Spieltisch. Mir (und ich bin Autist) ist das ein absolutes Rätsel, wie man nicht mitbekommen kann, wie es anderen am Spieltisch geht. Ja, manche Menschen sind nicht so empathisch, aber die können dann zwischendurch auch mal fragen. Wenn da etwas in die falsche Richtung läuft, dann sollte man das merken können. Und mit man meine ich alle Spielenden (oft wird sowas ja auch gerne der Spielleitung angehangen). Und da sehe ich auch das Problem mit der X-Card oder auch mit expliziten Äußerungen. Bis die Hürde überwunden ist, sowas zu nutzen, ist es meist schon zu spät.

Ich möchte, dass mein Spieltisch ein safe space für alle ist (erst recht wenn es um Spiele mit hartem Tobak geht), die daran sitzen. Und daran müssen alle arbeiten. Tools nehmen einem das nicht ab.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Zed am 27.09.2025 | 13:01
Mal kurz einen Schritt zurück:

Das Tanelorn hat auch Highlight-Diskussionen wie diese hier: differenziert, abwägend, konstruktiv.

Danke für den tollen Input.

(Weil häufig ja nur aufdie entgleisenden Diskussionen hingewiesen wird.)
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: flaschengeist am 27.09.2025 | 13:01
Oder eine Spur harmloser. Nachdem unser Hund eingeschläfert worden war (schwarzer Labrador Mischling), kam es in einer Vampiresession zu einer Szene, wo die SL beschrieb, wie mein SC in einer Frenzy einen Hund aussaugte und den toten leergesaugten Körper beschrieb.
Auch kein im allgemeinen zu bannendes Thema, aber ich wollte mir das jetzt auch nicht allzu dolle  vorstellen, wo ich die Bilder unserer sterbenden Hündin nach der Spritze noch sehr gut im Kopf hatte ich hab gesagt X-Card um klar zu machen, dass ich jetzt nicht ingame rede, sagte, können wir einfach vorspulen, und dann haben wir in einer anderen Szene weitergespielt.
Und hatten noch ne schöne Session.

Sehr anschaulich, danke für die konkreten Beispiele. Mir ging beim Lesen folgender Gedanke durch den Kopf:
Du Funktion der X-Card ist ja (auch), etwas aus dem Spiel zu nehmen ohne den Grund dafür nennen zu müssen. Gedacht ist das "nicht erklären müssen" als Schutz. Aber hat es nicht auch die Nebenwirkung, dass ich mich so der Erfahrung beraube, von meinen Mitspielern Zuwendung und Mitgefühl zu erfahren? Denn wenn wir Gründe kennen, fällt es vielen bei den meisten Gründen leicht genug, Empathie zu zeigen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Haukrinn am 27.09.2025 | 13:20
Sehr anschaulich, danke für die konkreten Beispiele. Mir ging beim Lesen folgender Gedanke durch den Kopf:
Du Funktion der X-Card ist ja (auch), etwas aus dem Spiel zu nehmen ohne den Grund dafür nennen zu müssen. Gedacht ist das "nicht erklären müssen" als Schutz. Aber hat es nicht auch die Nebenwirkung, dass ich mich so der Erfahrung beraube, von meinen Mitspielern Zuwendung und Mitgefühl zu erfahren? Denn wenn wir Gründe kennen, fällt es vielen bei den meisten Gründen leicht genug, Empathie zu zeigen.

Vielleicht willst du dich aber in deiner hart erkämpften Freizeit mit Freunden nicht auch noch mit deinen Traumata auseinander setzen müssen? Es steht doch auch beim Einsatz der X-Card jedem frei, sich zu äußern und vielleicht auch das Spiel zu unterbrechen. Das Ding ist doch eher die Notbremse, wenn genau das (auch welchen Gründen auch immer) nicht möglich ist.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Smoothie am 27.09.2025 | 13:29
genau. Klar hätte ich an der Stelle das auch erklären können und hab in einem Umfeld gespielt, wo Leute dann sicherlich nett und mitfühlend mit mir umgegangen wären.

Aber ich wollte halt eigentlich gerne Vampire spielen und Spass haben...
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Alexandro am 27.09.2025 | 14:16
Sehr anschaulich, danke für die konkreten Beispiele. Mir ging beim Lesen folgender Gedanke durch den Kopf:
Du Funktion der X-Card ist ja (auch), etwas aus dem Spiel zu nehmen ohne den Grund dafür nennen zu müssen. Gedacht ist das "nicht erklären müssen" als Schutz. Aber hat es nicht auch die Nebenwirkung, dass ich mich so der Erfahrung beraube, von meinen Mitspielern Zuwendung und Mitgefühl zu erfahren? Denn wenn wir Gründe kennen, fällt es vielen bei den meisten Gründen leicht genug, Empathie zu zeigen.

Ja, das setzt aber auch natürlich voraus, dass die Mitspielenden in der Lage sind Verständnis aufzubringen.
Ich hatte mal einen Fall, wo eine Mitspielerin gesagt hat, dass sie eine Szene nicht so gut fand, weil ein NSC "Mansplaining" betrieben hat, und sie sich damit auf der Arbeit schon genug auseinandersetzen muss, das wollte sie nicht auch noch im Rollenspiel. Daraufhin hat (bevor ich überhaupt antworten konnte) ein anderer Mitspieler angefangen ihr zu erklären, warum das ja gar kein Mansplaining wäre, weil... (hier mansplaining der Mansplaining-Definition einfügen).
War in dem Fall nach der Runde, und auf einer Con mit unbekannten Mitspielenden, wäre das in der Runde passiert, dann wäre das ein klarer Fall für "X-Card, und weiter im Text".

Generell finde ich Safety Tools gut, unabhängig wie sie beschaffen sind gut - zumindest sollte man sich darüber etwas Gedanken machen (nein, "Wir treffen uns zum Charakterbauen" ist nicht dasselbe wie "Session 0"), unabhängig davon ob man jetzt ein konkretes Tool für geeignet erachtet oder nicht.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Darius der Duellant am 27.09.2025 | 14:22
Ah, wieder ein Beispiel dafür warum ich keinen Bock auf xcard proponenten am Tisch haben mag.
Wenn sich die Nutzung auf Politikscheisse ausdehnt weiß ich schon wieder direkt warum ich sowas am Tisch nicht will.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: First Orko am 27.09.2025 | 14:30
"sei kein Arsch, mach den Mund auf wenn du ein Problem hast, hör zu wenn andere ein Problem haben"
Tja. Wenn zwischenmenschliche Situationen immer so schön klar eindeutig und eindimensional wären.
Die Realität sieht aber anders aus, und so ist man auch mal plötzlich der Arsch, wenn man eine Situation die ganz klar scheiße für ein Mitspieler war, anspricht - mir genauso passiert. Einer der Akteure war Partner der SL und hat mit Mitspieler einen dritten Mitspieler quasi ingame "gebullied" auf ner Weise, das der Betroffenen schon Tränen in den Augen standen. Habs zweimal 'durch die Blume' ingame versucht und dann ne klare Am Tisch-Ansage gemacht.
Boah war die Stimmung dann gut...
Da hättest die Luft schneiden können.
Brauchten locker 30 min Unterbrechung weil die zwei Divas mit der Ansage nicht umgehen konnten.

Hätte mir da sehe ne X-Card gewünscht, rückblickend. Und wenn nur, um solche Knalltüten rauszufiltern durch die Vorstellung der XCard.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Darius der Duellant am 27.09.2025 | 14:34
Als ob bei solchen Leute irgendwas anderes als ne Klare Ansage helfen würde...
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Alexandro am 27.09.2025 | 14:37
Zitat
Ah, wieder ein Beispiel dafür warum ich keinen Bock auf xcard proponenten am Tisch haben mag.
Wenn sich die Nutzung auf Politikscheisse ausdehnt weiß ich schon wieder direkt warum ich sowas am Tisch nicht will.

Um es klarzustellen: die Spielerin hat die X-Card nicht benutzt (auch wenn es durchaus angemessen gewesen wäre: der NSC hat definitiv aggressives Mansplaining betrieben, und das war von mir auch beabsichtigt, um ihn im Spiel als Antagonisten zu charakterisieren), sie hat es lediglich hinterher angesprochen, dass sie es (aus verständlichen Gründen) etwas genervt hat.
Das rauszunehmen wäre kein Problem gewesen, egal was der "ich erklär dir jetzt mal Mansplaining"-Dummdödel gesagt hätte.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: ComStar am 27.09.2025 | 14:37
Ah, wieder ein Beispiel dafür warum ich keinen Bock auf xcard proponenten am Tisch haben mag.
Wenn sich die Nutzung auf Politikscheisse ausdehnt weiß ich schon wieder direkt warum ich sowas am Tisch nicht will.

Von Mansplaining genervt zu sein ist politisch? 🤯
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: flaschengeist am 27.09.2025 | 14:50
genau. Klar hätte ich an der Stelle das auch erklären können und hab in einem Umfeld gespielt, wo Leute dann sicherlich nett und mitfühlend mit mir umgegangen wären.

Aber ich wollte halt eigentlich gerne Vampire spielen und Spass haben...

Sehr nachvollziehbar aber meine These wäre hier, dass jemand nach authentischer Zuwendung viel schneller wieder auf Spaß umschalten kann. "Wegedrückte" Emotionen regulieren sich relativ zu geglückter interpersoneller Regulation schlechter. Muss natürlich dann auch glücken.

Ansonsten rate ich sehr, den Traumabegriff mit Vorsicht zu verwenden. Eine traumawertige Situation hat eng definiert zwei notwendige Bedingungen:
1. Lebensgefahr
2. Hilflosigkeit

Was sonst im Volksmund heute gerne als Trauma bezeichnet wird, sind verletzende Erfahrungen jeglicher Art. Verletzende Erfahrungen tun nicht gut aber traumawertige Situationen haben eben spezielle Qualitäten.
Weder für die therapeutische Praxis noch für die Theorie halte ich eine Begriffsdiffusion für hilfreich.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Ludovico am 27.09.2025 | 14:54
@First Orko
Ich sehe solche Sachen ein bisschen wie Darius.
Wenn einen etwas stört, sollte man das ansprechen.
Dazu gehört bei mir auch, wenn man merkt, dass es einem Mitspieler schlecht geht.

Immerhin ist man eine Gruppe und man spielt zusammen.

@flaschengeist
Find ich sehr sinnvoll. Solche Begriffe sollten von Leuten des Fachs verwendet werden.
Wenn ich höre, dass jemand aufgrund von Rollenspiel traumatisiert werden könnte, habe ich den Eindruck, dass nach einer misslungenen Runde die Person eine Therapie benötigt.
Dabei hatte die Person bloß keinen Spass.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: HEXer am 27.09.2025 | 15:07
Also für mich genügt Regel Null.

Alle Probleme führen letztendlich wieder darauf zurück.

Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: schneeland am 27.09.2025 | 15:24
Ansonsten rate ich sehr, den Traumabegriff mit Vorsicht zu verwenden.
...
Was sonst im Volksmund heute gerne als Trauma bezeichnet wird, sind verletzende Erfahrungen jeglicher Art.

Im Prinzip gebe ich Dir recht, und ich bin der Meinung, dass die Sicherheitstechniken auch besser als Kommunikationstechniken bzw. -werkzeuge bezeichnet würden, aber ich fürchte, das Kind ist schon ein bisschen in den Brunnen gefallen.
Und selbiges gilt, fürchte ich, auch für die X-Card (sieht man ja auch ein wenig an der Diskussion hier). Speziell die Anweisung, das "Xen" nicht zu hinterfragen ist m.E. erklärungsbedürftiger als die Autoren das vorausgesehen haben. Wohlwollend gelesen heißt das für mich: es braucht eine kurze Erklärung, welche Inhalte als problematisch empfunden werden, aber keine Erläuterung/Rechtfertigung, warum diese als problematisch empfunden werden.
Es hilft m.E. auch ein bisschen, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die X-Card - zumindest wenn ich mich richtig erinnere - von Leuten aus der Forge/Story Gaming-Ecke kommt, die 1) auch persönlichere Themen bespielt wollten, 2) häufiger mit verteiltem Erzählrecht arbeiten, und 3) häufiger auf Cons gespielt haben. Und gerade unter dieser Prämisse ergibt es m.M.n. schon Sinn, Kommunikationswerkzeuge zu haben, die einen Spielverlauf unterstützen, bei dem sich alle wohlfühlen und auch alle Spaß haben.
Ich glaube, dass das Konzept der X-Card auch über solche Fälle hinaus nützlich sein kann - Smoothie hat ja zwei gute Beispiele für Dinge genannt, bei denen so ein Werkzeug zum Tragen kommen könnte. Jetzt ist es natürlich so, dass die Relevanz innerhalb einer Gruppe von Freunden, die zusammen spielen, wahrscheinlich geringer ist. Aber auch da gibt es ja vielleicht Themen, die man nicht groß ausbreiten möchte. Oder man spielt eben einfach zusammen, und ist ansonsten nicht so dick.
Für eine breitere Akzeptanz müsste man das Ganze aber vermutlich nochmal neu aufziehen und vielleicht auch anders nennen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Maarzan am 27.09.2025 | 15:32
Man stelle sich vor die Spielerin aus Alexandros Beispiel hätte sich IC wegen Mansplaining beachwert und diese Einwürfe wären dann von dem Mitspieler wegeXt worden ...

X-Karte als "Stop, wir unterbrechen und reden drüber, ggf unter 4 Augen mit dem SL und versuchen da eine Lösung zu finden" - Anspruch ist denke ich völlig OK, aber den Automatikanspruch auf beliebige Vetorechte sehe ich sehr kritisch.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Haukrinn am 27.09.2025 | 15:50
Tja. Wenn zwischenmenschliche Situationen immer so schön klar eindeutig und eindimensional wären.
Die Realität sieht aber anders aus, und so ist man auch mal plötzlich der Arsch, wenn man eine Situation die ganz klar scheiße für ein Mitspieler war, anspricht - mir genauso passiert. Einer der Akteure war Partner der SL und hat mit Mitspieler einen dritten Mitspieler quasi ingame "gebullied" auf ner Weise, das der Betroffenen schon Tränen in den Augen standen. Habs zweimal 'durch die Blume' ingame versucht und dann ne klare Am Tisch-Ansage gemacht.
Boah war die Stimmung dann gut...
Da hättest die Luft schneiden können.
Brauchten locker 30 min Unterbrechung weil die zwei Divas mit der Ansage nicht umgehen konnten.

Hätte mir da sehe ne X-Card gewünscht, rückblickend. Und wenn nur, um solche Knalltüten rauszufiltern durch die Vorstellung der XCard.

Ich sehe nicht wie eine X-Card hier geholfen hätte, die klare Ansage war da meiner Meinung nach die einzig richtige Lösung. Wenn Leute sich daneben benehmen, dann ist ignorieren (und das wäre die X-Card in diesem Fall) nicht wirklich ne Lösung. Dann geht das nämlich bei nächster Gelegenheit einfach weiter.

Ich gehe bei solchen Situationen, sobald ich sie bemerke, dazwischen. Egal ob ich jetzt SL oder Spieler bin. Und is mir dann auch schietegal ob andere gerade tief in der Szene drin sind oder nicht (Probleme am Spieltisch löst man nicht In-game). Sobald psychische Gewalt gegen Charaktere (die kann ja je nach Spiel durchaus gewollt sein, in Monsterhearts beispielsweise) droht zu psychischer Gewalt gegen Spieler:innen zu werden, ist Schluss.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: ComStar am 27.09.2025 | 16:01
Ich sehe nicht wie eine X-Card hier geholfen hätte, die klare Ansage war da meiner Meinung nach die einzig richtige Lösung. Wenn Leute sich daneben benehmen, dann ist ignorieren (und das wäre die X-Card in diesem Fall) nicht wirklich ne Lösung. Dann geht das nämlich bei nächster Gelegenheit einfach weiter.[...]

Ich glaube die Idee wäre gewesen, das Mansplaining das NSCs weg-zu-Xen.
Damit wäre der Mitspieler gar nicht in die Gelegenheit gekommen zu mansplainen, dass das gar kein Mansplaining war.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Zed am 27.09.2025 | 16:06
Wenn einen etwas stört, sollte man das ansprechen.

Und könnte die betroffene Person es auch nonverbal "ansprechen", wenn Ihr das lieber ist?
Zum Beispiel, indem sie eine entsprechende Karte auf den Tisch legt?
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Ludovico am 27.09.2025 | 16:11
Und könnte die betroffene Person es auch nonverbal "ansprechen", wenn Ihr das lieber ist?
Zum Beispiel, indem sie eine entsprechende Karte auf den Tisch legt?

Tatsächlich finde ich das nicht gut, weil der SL im Dunkeln gelassen wird, was nun stört. Das halte ich für unfair, zumal der SL die mit Abstand aufwändigste Rolle mit der grössten Arbeitsbelastung am Tisch hat.
Wir reden hier über eine Art ad hoc-Feedback, was der SL erhält. Und man stelle sich eine Feedback-Runde vor, bei der ein Spieler nur sagt "Fand die Runde doof".
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Haukrinn am 27.09.2025 | 16:16
Nur ist die SL bei sowas oft gar nicht das Problem. Wenn die Person mit der X-Karte das später (ob der Gruppe oder unter vier Augen) erklären möchte, ist und sollte ja auch ihr überlassen sein.

Zumal, wie ja hier diskutiert, das in der Praxis eh nur sehr selten vorkommt.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Ludovico am 27.09.2025 | 16:23
Die Frage ist aus meiner Sicht nicht, wer das Problem ist, sondern wer ein Problem hat.
Und das ist offensichtlich die Person, die die X-Card aktiviert hat und auch der SL, der dafür sorgen muss, dass es weitergeht.
Damit der SL dies optimal erledigen kann, ist die Information, was zur Aktivierung der X-Card führte, wichtig und das nicht später, sondern in dem Moment.
Die X-Card ist (wie geschrieben) ein ad hoc-Feedback an die Runde, die diese im Spielfluss aktiv unterbricht und inhaltlich aber nur sagt "Mich stört hier etwas".
Und das finde ich Zuwenig.

Wie häufig sie benutzt wird, sehe ich als eher unwichtig.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Eleazar am 27.09.2025 | 16:31
Hinzu kommt:
Bei mir würde das Kopf-Kino losgehen: Was hat das Xen ausgelöst? Was genau? Bin ich schuld? Was darf jetzt nicht mehr geschehen, damit so was nicht wieder vorkommt? usw.

Für mich wäre nichts geklärt und der Spielabend gelaufen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Haukrinn am 27.09.2025 | 16:48
Ich bin hier ehrlich gesagt zusehends erschüttert darüber wie wenig Vertrauen und Empathie einige hier gegenüber ihren Mitspielern an den Tag legen (zumindest meiner Lesart nach).

Leute, versucht das doch mal nicht so verkopft anzugehen. Die ganzen Sicherheitsmechanismen bedeuten doch nicht automatisch dass jetzt alles nach „Trust the Process“ laufen muss. Das sind die Notbremsen und Leitplanken.

Da sitzen echte Menschen (meist eure Freund:innen) mit euch am Tisch, meint ihr nicht die sind zwischenmenschlich genauso weit wie ihr selbst?
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Ludovico am 27.09.2025 | 16:59
@Haukrinn
Dann braucht man aber keine X-Card, denn dann kann ein betreffender Spieler ja auch unterbrechen und sagen, was stört.

Man könnte auch sagen, dass die X-Card ein Zeichen von Misstrauen ggü den Mitspielern ist.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Haukrinn am 27.09.2025 | 17:09
@Haukrinn
Dann braucht man aber keine X-Card, denn dann kann ein betreffender Spieler ja auch unterbrechen und sagen, was stört.

Man könnte auch sagen, dass die X-Card ein Zeichen von Misstrauen ggü den Mitspielern ist.


Keine Ahnung wie du das siehst aber für mich liegt zwischen einem Abend der mich unterhalten soll und einem bei dem von mir erwartet wird, dass ich Gefühle und Ängste teile, schon ein ziemlich weiter Unterschied.

Und ganz ehrlich, das als Misstrauen zu deuten ist schon ziemlich unterste Schublade.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Ludovico am 27.09.2025 | 17:29
Du bist doch eh schon mit den Ängsten konfrontiert worden. Dann kann man auch (eventuell unter 4 Augen) kurz sagen, was es genau war, was störte. Es reicht ja schon die Nennung, was konkret störte.
Ist bloß bei der X-Card nicht erlaubt.

Und auch wenn Du es als unterste Schublade betrachtest, so ist die andere Perspektive doch die "Den stört was. Der reißt uns aus dem Spielfluss und wir dürfen raten, weil er uns nicht zutraut, damit umzugehen."
Kommunikation läuft halt immer in beide Richtungen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Haukrinn am 27.09.2025 | 17:45
"Den stört was. Der reißt uns aus dem Spielfluss und wir dürfen raten, weil er uns nicht zutraut, damit umzugehen."

Genauso ist möglich (und deutlich wahrscheinlicher), dass die Person sich in dieser konkreten Situation nicht zutraut, damit umzugehen. Deshalb hat sie ja die X-Card überhaupt erst gezogen. Das kann doch nicht so unoffensichtlich sein, oder?  wtf?

Zitat
Kommunikation läuft halt immer in beide Richtungen.

Ey, wenn man so ne Karte auf den Tisch legt, dann ist das schon Kommunikation. Wenn man die zieht; auch. Was willst du denn noch?  ::)

Ja, ich weiß: Nicht im dunkeln darüber gelassen werden, was da los ist. Klar. Ist dein gutes Recht.

Aber das dürfte was extrem unangenehmes sein, sonst wäre es nicht dazu gekommen. Denkst du nachbohren wäre da in irgendeiner Form konstruktiv oder hilfreich? Wenn ja, in welcher?
Wie soll das bitte einer Person, die etwas hätte sagen können, sich aber (wahrscheinlich aus guten und für dich nicht nachvollziehbaren Gründen, Gefühle sind nun mal nicht rational) bewusst dagegen entschieden hat, helfen?
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Ludovico am 27.09.2025 | 17:56
Wenn es etwas derart Unangenehmes ist, dass man nicht darüber sprechen kann und noch nicht einmal den Teil der Szene benennen kann, der einen stört, so ist doch die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass einen die Szene eh einen Teil des Abends versaut hat und man etwas Zeit benötigt, sich davon zu erholen.
Kurzum: Die Runde ist gelaufen.

Und ich stimme zu: Wenn ein SL die X-Card auf den Tisch legt, kommuniziert dieser, dass er damit umgehen kann. Spieler, die selber die X-Card als Tool zur Verfügung haben wollen, sind dann glücklich und fühlen sich willkommen.

Ich nutze dieses Tool aus bereits genannten Gründen nicht und Spieler, die darauf bestehen, so ein Tool zur Verfügung zu haben, sind in meinen Runden dann auch nicht willkommen.

Ganz einfach!
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Alexandro am 27.09.2025 | 18:00
Zitat
Ist bloß bei der X-Card nicht erlaubt.

Klar ist das erlaubt. Wenn die Spielende Person sich genauer äußern möchte (entweder gleich, oder unter 4Augen nach der Runde, wenn sie Zeit hatte das Ganze ein wenig sacken zu lassen), dann gibt es nichts an der X-Card, was das verbietet. Ich sage meinen Spielenden auch immer recht deutlich "Ihr müsst nicht sagen, was genau euch gestört hat, manchmal ist das in der Situation nicht so einfach... aber ich freue mich natürlich, wenn ihr es trotzdem tut."

Letztendlich ist die X-Card ein Werkzeug, welches als Ergänzung/Erleichterung zur Regel 0 verwendet werden sollte, nicht um die Regel 0 zu ersetzen.

Man stelle sich vor die Spielerin aus Alexandros Beispiel hätte sich IC wegen Mansplaining beachwert und diese Einwürfe wären dann von dem Mitspieler wegeXt worden ...

Nun, wenn der Spieler einfach nur auf die X-Card zeigt, ohne sich zu erklären, dann würde er die ganze Szene wegXen (also sowohl das Mansplaining, als auch die Reaktion darauf).
Wenn er sich konkret dahingehend äußert "Nein, Mansplaining ist schon OK, ich möchte nur nicht, dass sich Frauen dagegen zur Wehr setzen", dann wäre dieser Spieler vermutlich ein Fall für Regel 0.

Trotzdem wäre das Zeigen auf die X-Card in diesem Fall besser als die Alternative, nämllich dass dieser DebateBro die Chance bekommen hätte, eine Diskussion über Mansplaining, und warum er (als Mann) es gar nicht so schlimm findet, loszutreten, und das Spiel komplett zum Entgleisen zu bringen.
Letztendlich läuft alles auf Regel 0 hinaus, die X-Card ist nur ein (möglicher) Weg, wie man da hinkommt, welcher es den Spielenden nicht erlaubt sich hinter Scheinargumenten wie "das ist aber realistisch", "das würde mein Charakter aber nicht tun" oder "aber ich sehe kein Problem darin" zu verstecken.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Ludovico am 27.09.2025 | 18:07
@Alexandro
Das Einfordern ist nicht erlaubt.
Ich hätte mich da klarer ausdrücken sollen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Eleazar am 27.09.2025 | 18:26
Überzeugt mich alles nicht. Für mich ist die X-Karte eine Demonstration einer guten Haltung, kein Werkzeug mit praktischem Nutzen.
Und das Zeigen darauf erklärt genau nichts. Erst recht nicht, wenn jemand tatsächlich getriggert werden sollte.

Ich weiß nicht, ob es der konkrete Inhalt der Spielsituation ist.
Ob es die Wortwahl ist.
Ob es Ton oder Lautstärke waren.
Ob es eine gewisse Geste war.
Ob es eine bestimmte Person war, mit der es eine Geschichte gibt.
Ob es irgendwas davon war, was an sich überhaupt nicht schlimm ist, aber durch eine bestimmte Person wird an eine andere Situation erinnert.
usw.

Je nachdem, was es tatsächlich war, darf ich munter raten, spekulieren und eventuell sogar verdächtigen, was oder wer dahinter steckt. Nur sicher kann ich nicht sein. So gesehen, weiß ich ja nicht mal, was ich an der Situation überspringen soll. Dürfen in dem Szenario jetzt keine Leichen mehr gefunden werden oder ist nur auf eine Beschreibung zu verzichten usw.

Andererseits erwartet doch niemand, dass die von irgendwas betroffene Person gleich ihr ganzes Seelenleben auspackt. Aber ein: "Bitte sprich nicht in so einem lauten, aggressiven Tonfall. Das ist mir unangenehm" ist doch möglich und kann verarbeitet werden. Und in der Kaffeepause gibt es entweder eine weitergehende Erklärung oder nicht.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Maarzan am 27.09.2025 | 18:36
...

Nun, wenn der Spieler einfach nur auf die X-Card zeigt, ohne sich zu erklären, dann würde er die ganze Szene wegXen (also sowohl das Mansplaining, als auch die Reaktion darauf).
Wenn er sich konkret dahingehend äußert "Nein, Mansplaining ist schon OK, ich möchte nur nicht, dass sich Frauen dagegen zur Wehr setzen", dann wäre dieser Spieler vermutlich ein Fall für Regel 0.

So weit ich das weiß bezieht sich die X-Card nicht zwingend auf die gesamte Szene. Ich meine es hätte auch ein Beispiel irgendwo gegeben, wo die problematischen Spinnen in einer angemahnten Szene dann durch Ratten ersetzt worden sind.

Wer dann ggf. letztendlich die Runde verlässt, wäre dann entsprechend der  Meinungsbildung in der Gruppe eine Frage der politischen Anteile/Beliebtheit unter den Spielern, kann er sein, kann aber auch sie sein. 

Trotzdem wäre das Zeigen auf die X-Card in diesem Fall besser als die Alternative, nämllich dass dieser DebateBro die Chance bekommen hätte, eine Diskussion über Mansplaining, und warum er (als Mann) es gar nicht so schlimm findet, loszutreten, und das Spiel komplett zum Entgleisen zu bringen.
Letztendlich läuft alles auf Regel 0 hinaus, die X-Card ist nur ein (möglicher) Weg, wie man da hinkommt, welcher es den Spielenden nicht erlaubt sich hinter Scheinargumenten wie "das ist aber realistisch", "das würde mein Charakter aber nicht tun" oder "aber ich sehe kein Problem darin" zu verstecken.

Mit der X-Card in der Hart-Version bekommt sie keine Gelegenheit ihre Position zu vertreten, X-Karte gezogen -> weg damit, hast du IG nicht gesagt und lass das demnächst.

Letztlich sehe ich nur zwei Alternativen: Entweder gilt die X-Card ohne Stellungnahme und Abwägung -> dann "gewinnt" automatisch der Einsetzende für was auch immer
oder der Einsetzende muss sich zumindest mit dem SL auseinander setzen - und der muss seine Entscheidung dann wiederum dem Rest der Gruppe verkaufen können. Dann kann die X-Karte aber auch nach hinten los gehen und ist keine uneingeschränkte "Sicherheit" mehr.
Letzteres sehe ich wegen der dann stattfindenden Abwägung aber als einzige Möglichkeit die Belange aller Beteiligten berücksichtigen zu können.

Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Haukrinn am 27.09.2025 | 18:48
Hmm, also das klingt fast schon mehr wie ne harte Spielregel als wie ein echtes Hilfsmittel. Kann man so sehen, habe ich so praktisch in der Handhabung aber noch nie erlebt, dass das so kommuniziert worden ist. Und mir fiele jetzt auch kein Regelwerk ein, in dem das so steht.

Ich empfehle da auch mal einen Blick auf die originäre Beschreibung von Stavropoulos.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Alexandro am 27.09.2025 | 19:11
So weit ich das weiß bezieht sich die X-Card nicht zwingend auf die gesamte Szene. Ich meine es hätte auch ein Beispiel irgendwo gegeben, wo die problematischen Spinnen in einer angemahnten Szene dann durch Ratten ersetzt worden sind.

Das wäre ein Fall, wo die Spielende Person konkret benennt, was sie wegXt. Wenn die SL keine Ahnung hat was jetzt mit dem X gemeint ist, dann wird halt die Szene weggelassen, um sicherzugehen.

Zitat
Wer dann ggf. letztendlich die Runde verlässt, wäre dann entsprechend der  Meinungsbildung in der Gruppe eine Frage der politischen Anteile/Beliebtheit unter den Spielern, kann er sein, kann aber auch sie sein.

Oder es kann auch die SL sein, wenn diese merkt, dass die Gruppe sich zwar einig ist, aber man als SL nicht in einer solchen Gruppe spielen möchte.
In jedem Fall hat man Regel 0 befolgt (nicht mit Idioten zu spielen... ob das jetzt dadurch passiert, dass der Person nahegelegt wird die Runde zu verlassen, oder man selbst die Runde verlässt, ist letztendlich egal - hauptsache man spielt nicht mehr mit dieser Person zusammen).

Zitat
Mit der X-Card in der Hart-Version bekommt sie keine Gelegenheit ihre Position zu vertreten, X-Karte gezogen -> weg damit, hast du IG nicht gesagt und lass das demnächst.

Wie schon von Haukrinn gesagt: das ist eine Extremposition, welche den GMV und ein Großteil des Intents der X-Card (welcher durchaus ausformuliert ist) ignoriert und nicht immer Gültigkeit hat.
Aber selbst wenn man es so extrem auslegt, dann wäre diese Situation eine der (wenigen) Situationen, wo das ist (in dem Fall) gut so ist (weil eine Äußerung der Person in diesem Fall nichts besser, und sehr viel schlechter, machen würde).

Zitat
Letztlich sehe ich nur zwei Alternativen: Entweder gilt die X-Card ohne Stellungnahme und Abwägung -> dann "gewinnt" automatisch der Einsetzende für was auch immer

Das ist eine seltsame Definition von "Gewinnen" ("Juchhu, ich habe das letzte Wort (weil alle den Raum verlassen haben und nicht mehr mit mir diskutieren wollen) So much win!").

Zitat
oder der Einsetzende muss sich zumindest mit dem SL auseinander setzen - und der muss seine Entscheidung dann wiederum dem Rest der Gruppe verkaufen können. Dann kann die X-Karte aber auch nach hinten los gehen und ist keine uneingeschränkte "Sicherheit" mehr.
Letzteres sehe ich wegen der dann stattfindenden Abwägung aber als einzige Möglichkeit die Belange aller Beteiligten berücksichtigen zu können.

Wie gesagt: es geht nicht darum, dass alle in der Runde einverstanden sind. Wenn sie feststellen "OK, offensichtlich haben wir da unterschiedliche Ansichten bezüglich dessen, was X-würdig ist, und kommen da im Leben nicht überein", dann kann das auch eine wertvolle Erkenntnis sein (und besser man erfährt das auf diese Weise, als in einer sich festfahrenden und immer mehr verschärfenden Diskussion).
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Saffron am 27.09.2025 | 19:35
Ihr sagt dauernd, dass beim Ziehen der X-Karte niemand genau weiß, was eigentlich das Problem ist. Meiner Ansicht nach ist das Quatsch. Wenn ich die X-arte ausspiele, sage ich natürlich, was mich gerade stört. Daher ist "Ich sag halt einfach, wenn mich etwas stört" und "Ich ziehe die X-Karte, wenn mich etwas stört", genau das gleiche. Es bedeutet nur, dass ich mich nicht rechtfertigen muss, warum mir etwas unangenehm ist.

Wenn also z.B. eine Höhle beschrieben wird, mit fauligem Geruch, herumliegenden abgenagten menschlichen Knochen und 3 Meter hohen Spinnweben, sage ich nicht: "Die Szene möchte ich nicht im Spiel haben", sondern sage konkret "Können wir die Spinnen weglassen?" Ich muss nur nicht erklären, ob ich vor Spinnen Angst habe, oder warum. Oder warum ich den angedeuteten Kannibalismus total okay finde, mich aber wegen ein paar Spinnen zimperlich anstelle.

Was bringt mir die X-Karte? Das vereinbarte Werkzeug bedeutet eine Akzeptanz für eventuelles Bescheid sagen. Denn früher als wir so etwas beim Rollenspiel noch nicht kannten, ist es manchmal vorgekommen, dass eine harte Szene für jemandem unangenehm war. Es bestand aber eine Hemmschwelle, das anzusprechen, denn scheinbar war das ja für alle anderen gerade okay, und man wollte nicht den Spielfluss stören oder als Spaßbremse gelten.






Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Ludovico am 27.09.2025 | 19:39
@Saffron
Ok, das ist im Endeffekt das, was in meinen Runden läuft, bloß halt ohne X-Card.
Dafür ist die Runde 0 da, um solche Sachen im Vorfeld zu klären.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: 6 am 27.09.2025 | 19:55
@Saffron
Ok, das ist im Endeffekt das, was in meinen Runden läuft, bloß halt ohne X-Card.
Dafür ist die Runde 0 da, um solche Sachen im Vorfeld zu klären.
Bei unvorhersehbaren Situationen, die (zumindest meiner Meinung nach) zum Standardreportoir einer normalen Rollenspielrunde dazu gehört, bringt Dir die Session 0 leider nicht viel. (Ich hatte eine Runde in einer längeren Kampagne, bei der eine Spielerin sich selbst getriggert hatte, weil sie ihren Charakter zum ungeschützten Sex geführt hatte. Nein. Ich habe die X-Card dafür nicht benutzt, aber es hat einige Zeit gekostet, bis sie mir glaubte, dass ich nicht auswürfel, ob ihr Charakter ein Kind bekommt. Ich wäre niemals auf die Idee gekommen bei einer Session 0 sowas anzusprechen).
Session 0 ist zwar sehr hilfreich, aber immer dran denken, dass die Session 0 niemals alles abdecken kann. Sie kann dann sogar zum Gegenteil führen ("War haben alles abgedeckt. Ab jetzt brauchen wir uns keine Gedanken mehr darum machen!")
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Ludovico am 27.09.2025 | 20:00
@6
Du missverstehst etwas.
Bei Runde 0 (zumindest bei mir) wird nicht nur abgeklärt, was im Spiel nicht vorkommen sollte, sondern auch, dass man sich kurz mitteilen sollte, wenn einem im Spiel etwas stört.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: 6 am 27.09.2025 | 20:03
@6
Du missverstehst etwas.
Bei Runde 0 (zumindest bei mir) wird nicht nur abgeklärt, was im Spiel nicht vorkommen sollte, sondern auch, dass man sich kurz mitteilen sollte, wenn einem im Spiel etwas stört.
Also ne Quasi X-Card, die halt nicht so heisst. Okay.
EDIT: Okay okay. Deine Mitspieler sollen nicht auf ne Karte tippen. Rest ist gleich.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Maarzan am 27.09.2025 | 20:33
Hmm, also das klingt fast schon mehr wie ne harte Spielregel als wie ein echtes Hilfsmittel. Kann man so sehen, habe ich so praktisch in der Handhabung aber noch nie erlebt, dass das so kommuniziert worden ist. Und mir fiele jetzt auch kein Regelwerk ein, in dem das so steht.

Ich empfehle da auch mal einen Blick auf die originäre Beschreibung von Stavropoulos.

So wie die X-Card da steht -> ich nehme das als Referenz: https://docs.google.com/document/d/1SB0jsx34bWHZWbnNIVVuMjhDkrdFGo1_hSC2BWPlI3A/edit?tab=t.0 (https://docs.google.com/document/d/1SB0jsx34bWHZWbnNIVVuMjhDkrdFGo1_hSC2BWPlI3A/edit?tab=t.0) ist es  der Versuch die Existenzberechtigung von als triggernd wahrgenommene Elementen und auch ggf   Gespräche /Rückfragen über das Element des Anstoßes alleine in die Hand der X_Card_Benutzenden zu legen und ohne Moderation oder Abwägung den SL zur Eliminierung zu verpflichten.

Und dass öffnet alle mögliche Türen für neuen Ärger.

Was eine X-Card meines Erachtens maximal leisten kann ist was Safron schon benannt hat. Das Versprechen sich die Zeit zu einer Auszeit zu nehmen um ein mögliches Gespräch über ein Problem führen zu können und die Zusage die Bedenken ernst zu nehmen.
Aber eine "Sicherheit", dass das Problem durch den SL gelöst/eliminiert wird, kann es nicht geben, denn die Chance besteht, dass der X-Card-Zieher das Problem ist!




Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Darius der Duellant am 27.09.2025 | 20:52
Von Mansplaining genervt zu sein ist politisch? 🤯


"Mainsplaining" ist eine derartige pillepalle im Vergleich zu harte. Traumata dass es komplette Beliebigkeit für den Einsatz eröffnet.
Und für komplette Beliebigkeit akzeptiere ich kein "muss ohne Widerspruch und Nachfrage geschluckt werden" sondern allenfalls "mach den Mund auf und sag ganz konkret was dich gerade stört".
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Darius der Duellant am 27.09.2025 | 20:56
Und könnte die betroffene Person es auch nonverbal "ansprechen", wenn Ihr das lieber ist?
Zum Beispiel, indem sie eine entsprechende Karte auf den Tisch legt?

Nein, weil da die Informationen darüber fehlen was genau in der Szene jetzt das Problem war.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: ComStar am 27.09.2025 | 21:01

"Mainsplaining" ist eine derartige pillepalle im Vergleich zu harte. Traumata dass es komplette Beliebigkeit für den Einsatz eröffnet.
Und für komplette Beliebigkeit akzeptiere ich kein "muss ohne Widerspruch und Nachfrage geschluckt werden" sondern allenfalls "mach den Mund auf und sag ganz konkret was dich gerade stört".

Da stimme ich dir sogar prinzipiell zu. Aber politisch? Ernsthaft?
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Ludovico am 27.09.2025 | 21:02
Also ne Quasi X-Card, die halt nicht so heisst. Okay.
EDIT: Okay okay. Deine Mitspieler sollen nicht auf ne Karte tippen. Rest ist gleich.

OK, einen Unterschied gibt es: SL und/oder Spieler können einfordern, dass mindestens genannt wird, was stört.
Und ja! Es gibt keine X-Card, sondern im Endeffekt ist es nichts weiter als das, was ich erwachsenes und reifes Verhalten nenne, worunter ich das Äussern von Dingen nenne, die einen stören.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Alexandro am 27.09.2025 | 21:05
"Mainsplaining" ist eine derartige pillepalle im Vergleich zu harte. Traumata dass es komplette Beliebigkeit für den Einsatz eröffnet.

Schön wenn es für dich, der du eher nicht davon betroffen bist, nicht wichtig ist. Das macht es aber nicht harmlos.

Mansplaining kann einem den Alltag und den Job so richtig schön versauen - und zwar deutlicher und nachhaltiger, als eine Spinnenphobie o.ä., welches als Beispiel für die X-Karte explizit genannt wurde. Daher kann ich verstehen, wenn man sich im Rollenspiel nicht damit auseinandersetzen will, und besonders keine ermüdenden Grundsatzdiskussionen mit irgendwelchen Volldeppen darüber führen möchte.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Maarzan am 27.09.2025 | 21:11
...mit irgendwelchen Volldeppen darüber führen möchte.
Volldepp*:Innen bitte schön ...  ~;D
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: 6 am 27.09.2025 | 21:12
OK, einen Unterschied gibt es: SL und/oder Spieler können einfordern, dass mindestens genannt wird, was stört.
Und ja! Es gibt keine X-Card, sondern im Endeffekt ist es nichts weiter als das, was ich erwachsenes und reifes Verhalten nenne, worunter ich das Äussern von Dingen nenne, die einen stören.
Perfekt. Dass ein SL so achtsam reagiert, ist die wichtigste Aufgabe (laut Erschaffer) der X-Card. :)

EDIT: Genau deshalb verstehe ich die Diskussion über die X-Card ehrlich gesagt immer weniger. Ich selber benutze die X-Card nicht. Aber ich sage vor einer Runde mit Fremden immer, dass sie sich melden sollen, wenn ich etwas rauslassen soll. Etwas dass ich besonders früher extrem selten in Runden als Spieler erlebt habe. Das hat sich nach meiner Erfahrung in den letzten Jahren wesentlich gebessert.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Darius der Duellant am 27.09.2025 | 21:16
Wenn du von Dingen auf dem Niveau von "mansplaining" so hart ausgelöst wirst dass es dir nicht möglich ist einen Satz der den Inhalt "dein mansplaining nervt, kannst du das bitte unterlassen?" klar transportiert zu formulieren, hast du mMn Probleme die über das hinausgehen was ich bei mir am Spieltisch haben möchte.
Ansonsten nehme ich Arachnophobie ernst, dafür gibt's nen ICD10, was für mansplaining nicht gilt.


Da stimme ich dir sogar prinzipiell zu. Aber politisch? Ernsthaft?

Ich habe den Begriff bisher in RL nur im Kontext von Leuten mit politischem Sendungsbewusstsein aus einer spezifischen Richtung gehört. Und das brauche ich am Tisch genausowenig wie irgendwelche Rants von der anderen Seite.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Ludovico am 27.09.2025 | 21:20
@6
Mich stört, dass sich die Betroffenen nicht äussern brauchen, was sie stört.
Und wenn das doch möglich ist, dann hab ich das Gefühl, dass es nur ein weiterer fancy Name ist für etwas, was ich als normales erwachsenes Verhalten betrachte.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: 6 am 27.09.2025 | 21:27
@6
Mich stört, dass sich die Betroffenen nicht äussern brauchen, was sie stört.
Und wenn das doch möglich ist, dann hab ich das Gefühl, dass es nur ein weiterer fancy Name ist für etwas, was ich als normales erwachsenes Verhalten betrachte.
Du bestimmst mit Deiner Gruppe zusammen die Regeln. Ich denke Ihr habt auch für andere Sachen Eure eigenen Hausregeln. :)
Das Problem dabei ist, dass es über lange Zeit hinweg eben nicht als "normales erwachsenes Verhalten" angesehen wurde. Zum Glück hat sich das mittlerweile geändert.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: schneeland am 27.09.2025 | 21:33
Volldepp*:Innen bitte schön ...  ~;D

Niemand wird hier verpflichtet zu Gendern, aber das Ganze zu veralbern ist nicht cool. Bitte lassen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Alexandro am 27.09.2025 | 21:54
Wenn du von Dingen auf dem Niveau von "mansplaining" so hart ausgelöst wirst dass es dir nicht möglich ist einen Satz der den Inhalt "dein mansplaining nervt, kannst du das bitte unterlassen?" klar transportiert zu formulieren, hast du mMn Probleme die über das hinausgehen was ich bei mir am Spieltisch haben möchte.

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Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Darius der Duellant am 27.09.2025 | 22:02
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Sind alles keine Entschuldigungen oder valide Ausreden dafür, nicht den Mund aufzumachen und klar zu kommunizieren was das Problem ist.
Die Leute am Tisch können nichts für deine/ihre Probleme, bring die nicht ungefragt an den Tisch.
Um mich zu wiederholen, das ist eine gemeinsame, freiwillige, unbezahlte Freizeitaktivität. Deine/ihre Mitspieler sind am Tisch um Rollenspiel zu spielen, nicht um als Blitzableiter für private Probleme Einzelner zu dienen.
Aber das braucht eine gewisse Fähigkeit sich mal nicht selbst als den konstanten Mittelpunkt der Welt zu sehen sondern zu raffen dass es keinen Anspruch darauf gibt, andere in ihrer Freizeit mit deinen persönlichen Problemen zu nerven.
Und wer ernsthaft an einer Anthropophobie leidet, ist in einer Rollorunde mit fremden vielleicht nicht in der idealen Freizeitbeschäftigung gelandet.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Alexandro am 27.09.2025 | 22:21
Sind alles keine Entschuldigungen oder valide Ausreden dafür, nicht den Mund aufzumachen und klar zu kommunizieren was das Problem ist.
Die Leute am Tisch können nichts für deine/ihre Probleme, bring die nicht ungefragt an den Tisch.
Um mich zu wiederholen, das ist eine gemeinsame, freiwillige, unbezahlte Freizeitaktivität. Deine/ihre Mitspieler sind am Tisch um Rollenspiel zu spielen, nicht um als Blitzableiter für private Probleme Einzelner zu dienen.

Es ist auch für die Person die unter Mansplaining zu leiden hat eine freiwillige, soziale Freizeitaktivität. Während der sie sicherlich nicht unbedingt mit solchem Scheißverhalten konfrontiert werden möchte (und jeder der halbwegs normal tickt, weiß genau was damit gemeint ist - da ist es weder notwendig noch wirklich sinnvoll ins Detail zu gehen, weil dann räumt man dem Thema welches die Person eigentlich vermeiden wollte ja viel zu viel Platz ein).

Zitat
Aber das braucht eine gewisse Fähigkeit sich mal nicht selbst als den konstanten Mittelpunkt der Welt zu sehen sondern zu raffen dass es keinen Anspruch darauf gibt, andere in ihrer Freizeit mit deinen persönlichen Problemen zu nerven.

Ich glaube ich habe noch nie einen Satz gelesen, der mehr von Narzissmus und Egozentrik triefte. "Wenn andere Leute Probleme haben und versuchen Bewältigungsstrategien für diese zu suchen, damit sie einem ausgleichenden Hobby nachgehen können, dann machen die da sicher nur, um ihre Mitmenschen damit zu ärgern." ist schon ein recht "spezielles" Menschenbild. :gaga:
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: unicum am 27.09.2025 | 22:37
Ich finde diese "Wer Rollenspiel spielt, muss schon hart sein und was aushalten" Attitüde hier im allgemeinen ein bisschen lustig...

Ist Attitüde ein Kampfbegriff für dich? Ich fühl mich nämlich gerade dadurch etwas angegriffen vor allem auch mit "ein bisschen lustig". Und ich hab nicht gesagt das man Im rollenspiel hart sein muss und etwas aushalten. Aber man muss erkennen können wenn es eben schon im Ansatz nicht funktioniert und das komunizieren. Also wenn du kein Blut sehen kannst und Medizin studierst solltest du Psycologoe werden und nicht Unfallcirog. Analog: Wenn du mit Gewalt nicht klarkommst und SL sagt wir spielen D&D Dungeoncrawl und mähen uns durch die Gegner oder er sagt "rechtnet damit das eure Figuren auch mal sterben" du aber ein Problem damit hast, ja dann gehts eben nicht und ja, das ist vieleicht hart und du bist ausgeschlossen.

Zugestanden diese Modernen Hilfsmittel mögen das etwas einfacher machen aber ich,... ja ich wüsste jezt nicht mal wo die eine XCard ist die ich habe.

Wenn jemand beim Spiel gleich als erstes eine XCard auf den Tisch legt würde ich mich aber auch fragen oh - warum? Denn ja es gibt sicherlich leute die sind härter, oder nennen wir es mal anderst vieleicht "weniger emphatisch"- aber die sind dann auch nicht unbedingt schlechtere Menschen. Vieleicht lassen sie lieber an einem NSC ihren Frust ab auf eine art und weise die sie sonst nicht machen würden. Vieleicht beschreibt ein SL einen NSC etwas grausamer damit man genau weis "das ist einer von den bösen" (da gibt es ""schöne"" Abhandlungen in der Soziologie bezüglich zeugenaussagen von Opfern und Tätern).

Ich hatte schon in den 90ern gelernt das ich als SL immer die Gruppe im Blick haben sollte. Zugestanden aus anderen Gründen, etwa "langweilt sich gerade jemand?'' aber wenn ich durch die Runde schaue und einem stürzt gerade das Gesicht ab, wird kreidebleich, etc dann ist die Frage "hast du gerade einen Schlaganfall?" - selbiges ist auf einem Con schon mal im Nachbarzimmer  passiert.

Es ist ein Soziales Spiel (naja für die meisten, ich hab gerade eine Conrunde für mich umorganisiert damit ich nicht mit jemadnen aus meiner schwarzen Liste spielen muss - da sind wir wieder bei Arschlöchern) und ich denke niemand sagt hier das man sich besonderst rücksichtslos verhalte sollte, aber - das muss ich halt auch sagen: Ich hab die X-Card in der anwendung noch nie erlebt, eher erlebt hab ich 'aufstehen und gehen' oder '"wenn du riesenarsch dich nicht benimmst erteil ich dir hier hausverbot"' und das war dan auf Cons.

Klar das mit dem Triggern kann exorbitant schnell gehen. Ich für mich sag mir dass es unter umständen schneller ist einfadch Stop zu sagen wie nach der X-Card zu kramen die irgendwo unter den Characterbögen und den Chips liegt.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Prisma am 27.09.2025 | 22:38
Savety Tools im Pen & Paper, wie insbesondere die X-Card, halte ich nicht nur für nutzlos, sondern auch für schädlich.

Die X-Card ist nutzlos, weil sie die Exposition mit dem Trigger nicht verhindern kann. Das kann nur ein klärendes Gespräch im Vorfeld erfüllen, welches mit allen Spielteilnehmer erfolgen muss. Denn wenn nur der SL informiert ist, kann ein Spieler den Trigger unwissend ins Spiel bringen. Nun kann die X-Card zwar die Fortführung des Triggers bremsen aber nicht verhindern, denn der Getriggerte kann die Exposition nicht aus seinem Gedächtnis löschen. Sie ist für ihn passiert und er bleibt mit allen Nachteilen getriggert. Auch wenn alle sagen "Ereignis X ist im Spiel nie passiert." ist es ja dennoch am Spieltisch geschehen.

Wenn die X-Card wenigstens unschädlich wäre, könnte man das noch als "es hilft zwar nicht, es schadet aber auch nicht..." Argument anbringen. Aber leider ist sie schädlich, weil derjenige der sie auslöst in diesem Moment unglaublich viel privates über sich preisgibt, oder wenigstens Spekulationen darüber auslöst. Diese Informationen sind hochprivat und man lässt schon innerhalb der Gruppe "die Hosen runter", doch sie können die Gruppe auch leicht verlassen und sich im Umfeld verbreiten. In einem Umfeld in dem die Leute immer wieder zusammenkommen (z.B. private Runde oder Rollenspielverein) kann das negative Folgen haben, wenn Menschen wissen, welche Knöpfe sie bei anderen drücken können. Auch beim Spiel mit wildfremden Leuten, typischerweise auf einer Con, kann sich das negativ auswirken, wenn jemand z.B. auf dem Flur von der Runde erzählt, wo "der und der" in der einen Runde zu diesem Ereignis die X-Card ausgelöst, "der" muss wohl "diese und diese" Probelme haben. Trigger sind wie gesagt hochprivat und bereits die Herstellung eines Eindruckes kann schnell schädlich werden, weil andere davon erfahren haben. Gefährlich wird es sogar wenn die falschen Personen davon erfahren. 

Gefährlich kann es auch werden, wenn die X-Card aufgezwungen wird. So gibt es Cons auf denen die X-Card verpflichtend auf dem Tisch liegt. "Es muss sie niemand auslösen", ist in meinen Augen kein valides Argument, weil es immer jemanden gibt, der sich der Risiken in dem Moment nicht bewußt ist und auf die Karte tippt. Da ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Selbst für den SL der über die Risiken zum Rundenbeginn aufklärt, kann sich das negativ auswirken, weil manche das als eine Handlung sehen, die sich "gegen den Willen der Con-Betreiber" richtet.

Mit Trigger umzugehen erfordert eine gewisse Eigenverantwortung desjenigen der sie hat. Darius hat schon recht, wenn er schreibt, dass persönliche Probleme nicht die Probleme der Gruppe sind, die bloß spielen will. Das ist hart, das verstehe ich, aber es stimmt. Wenn man mit erzählter Gewalt nicht zurecht kommt, ist das zwar okay, aber man sollte dann besser kein D&D spielen. Wenn einen erzählter Mißbrauch triggert, sollte man die Finger von Vampire lassen usw. Die X-Card wäre sowieso nutzlos, weil sie einen nicht vor der Exposition schützt. Die einzige Handlung die hilft, ist das klärende Gespräch im Vorfeld oder am Anfang. Doch auch damit gibt man seine Triggerthemen preis.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Zed am 27.09.2025 | 22:45
Sprechen wir über das Gleiche?

Die meisten Leute, die Praxiserfahrung mit der X-Karte haben, sagen hier, dass auch sie die Session Null nutzen, um Grenzen zu klären.

Sollte im Laufe des Spielens bei jemandem Eingreifbedarf auftauchen, dann spricht die Person das an. Das kann mit dem Zeigen auf die X-Karte eingeleitet werden, muss aber nicht, und es kann auch direkt angesprochen werden.

Richtig so?

Und jetzt trennt sich die Community:

In den sehr seltenen Fällen, in denen die eine Person so sehr betroffen ist, dass ihr gerade die Worte fehlen, kann sie auf die Karte zeigen. Was dann geschieht, hängt von den Umständen ab.

Das scheint aber sehr selten zu passieren. Eher ist es wohl so, dass "die Karte zeigen" plus "Erklärung" der Standardfall ist, wie sie eingesetzt wird.

Die Leute, die die Vorteile der X-Karte sehen, finden gut, dass es außer "Rauslaufen" und "Zusammenbruch am Tisch" noch eine Voroption, den "Einsatz der Karte ohne sofortige Erklärung" gibt.

Sollte in meiner Runde jemals eine Person so tief betroffen gewesen sein, dass ihr die Worte gefehlt hätten, wären ich und die anderen enorm behutsam und als langjährige Rollenspielfreunde voll aktiviert, der betroffenen Person beizustehen.

Würden wir die X-Karte nutzen und würde sie jemand einsetzen, würden wir sie sicher als ebenso bedeutsam ansehen, als würde jemand am Tisch zusammenbrechen.

Das ist bei uns in 30 Jahren noch nie vorgekommen. Wir sprechen über sehr seltene Ereignisse, habe ich das schon hervorgehoben?

Diejenigen, die der Karte kritisch gegenüberstehen, scheinen die absolute Seltenheit solcher Ereignisse zu ignorieren und sich einzig auf das Potenzial des Missbrauchs zu fokussieren. Sie könnten ja fortwährend im Spielverlauf mit einem stummen Fingerzeig auf ihre "Grobheiten und Unsensibilitäten" hingewiesen werden und dürften sich nicht einmal verteidigen. Doch das ist ein Strohmann, der mehr über die eigene Unsicherheit aussagt als über die Realität.

Lasst uns doch lieber bei der Realität bleiben anstatt bei dem ausgedachten, befürchteten Missbrauch.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: klatschi am 27.09.2025 | 23:17
Sprechen wir über das Gleiche?

Mal schauen, ich kann dir folgen bis hier:

Die Leute, die die Vorteile der X-Karte sehen, finden gut, dass es außer "Rauslaufen" und "Zusammenbruch am Tisch" noch eine Voroption, den "Einsatz der Karte ohne sofortige Erklärung" gibt.

Die Frage ist: Was passiert jetzt?

Die Gruppe ist in der Höhle mit den zuvor genannten Kadavern und Spinnen.
Spieler*in XYZ tippt auf die X-Karte. Die Szene soll übersprungen werden.

GM: "Ah, okay, dann seid ihr jetzt im Dungeon, das an die Höhle anschließt. Also ihr habt euch da durchgearbeitet, und den Zugang im Nest gefunden..."

Die Spielleitung hat nun aber vielleicht ein Dungeon eines alten Spinnenvolks geschrieben, oder das Dungeon eines verrückten Leichenfledderers. Was hat getriggert? Ohne Kontext und ohne Detaillierung brauch ich doch gar nicht weiterspielen, ich werde also sowieso unterbrechen müssen. Noch dazu: Danach kann ich doch sowieso nicht so tun, als sei nichts geschehen.

Dann hilft mir das Ding aber einfach nichts, ein Werkzeug, das etwas ersetzen will, was am Ende sowieso folgen muss. Die Person könnte auch während der Beschreibung kurz sagen: "Sorry, geht nicht", aufstehen und kurz den Raum verlassen.

Die X-Card erscheint mir wie ein Tool, das etwas erleichtern und ersetzen will, ohne dass es dies erleichtert oder ersetzt.

Und meine grundlegende Perspektive ist:
Ich freue mich für und über jede und jeden, die unser Hobby genießen. Wenn ich psychische Belastungen und echte Traumata (über die inflation des Begriffs wurde ja schon gesprochen) habe, dann muss ich das antizipieren, bevor ich an den Spieltisch gehe. Der Tisch hat ne Verantwortung mir gegenüber, aber ich hab auch ne Verantwortung gegenüber jedem anderen am Tisch (und vor allem: mir gegenüber). Wenn ich so panische Angst vor Spinnen habe, dass ich die Beschreibung nicht ertrage, dann muss ich das antizipieren (vor allem, wenn ich ein Fantasy-Rollenspiel spiele) und dem GM sagen: Bitte lass das raus. Proaktiv. Und wenn ich gesagt bekomme: "Oh boy, da ist der eine Story Arc, der war so geil spinnig geplant..." dann müssen nicht alle auf mich Rücksicht nehmen, sondern dann kann ich theoretisch auch anbieten, dass mein Char in dem Story Arc fehlt. Meine Bedürfnisse müssen nicht immer über denen der anderen stehen.

Überträgt sich meine Phobie auf alles vielgliedrige? Spinnen, Tausendfüßler, Riesenameisen, etc? Dann muss ich mich fragen, wie weit ich alle anderen einschränken will und ob mein Mitspielen bei einer D&D-Kampagne Sinn macht. Ja, ich bin dann eingeschränkt. Ich kann nicht alles machen, ich sollte dann vielleicht etwas anderes spielen.

Wenn ich gerade einen super schweren Schicksalsschlag habe, der mir den Boden unter den Füßen wegreißt, dann sollte ich zumindest etwas sagen wie: "Leute, mir geht's nicht gut, aber ich brauch den Eskapismus, kann sein, dass ich mal abhaue oder so." Denn mein Verhalten wird unter solchen Stressfaktoren sowieso anders sein, als normal und es ist in solchen Fällen nicht nur aus Respekt meinem Gegenüber, sondern auch als Selbstschutz sinnvoll, dies zumindest grob einzuordnen (weil es sonst Fragen geben könnte).

Mündigkeit, Kommunikation und Aufeinander Rücksicht nehmen (und nicht nur Rücksicht einfordern) sind eben auch Teil der Gleichung.



EDIT: Es kann natürlich sein, dass die x-Card nicht fr sowas gedacht ist, sondern so Szenen wie "Vergewaltigung einer SC durch einen Roboter", wie damals bei Adam Kolb (?), das wurde mal ziemlich diskutiert. Da saßen alle so flabberghastet da, ich bin mir sehr unsicher, ob die X-Card da gezogen worden wäre. Das waren Steamer, die für Geld in die Kamera reden, und sie konnten nicht reagieren.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Zed am 28.09.2025 | 00:04
Die Gruppe ist in der Höhle mit den zuvor genannten Kadavern und Spinnen.
Spieler*in XYZ tippt auf die X-Karte. Die Szene soll übersprungen werden.

GM: "Ah, okay, dann seid ihr jetzt im Dungeon, das an die Höhle anschließt. Also ihr habt euch da durchgearbeitet, und den Zugang im Nest gefunden..."

Die Spielleitung hat nun aber vielleicht ein Dungeon eines alten Spinnenvolks geschrieben, oder das Dungeon eines verrückten Leichenfledderers. Was hat getriggert? Ohne Kontext und ohne Detaillierung brauch ich doch gar nicht weiterspielen, ich werde also sowieso unterbrechen müssen. Noch dazu: Danach kann ich doch sowieso nicht so tun, als sei nichts geschehen.

Das werden diejenigen, die eigene Erfahrungen mit der X-Karte haben, sicher fundierter beantworten können. Für mich klingt Dein Beispiel wie eine Situation, die in der Realität nicht wirklich auftaucht:

• In der Session Null sollten Spinnenphobien geklärt worden sein. Die SL hatte in Session Null dann wohl nicht gut genug aufgepasst - das läge aber in ihrer Verantwortung. Eine spontane Spinnenphobie wäre schon mal ein sehr seltener Fall.
• Es ist wohl nicht der Normalfall, dass die betroffene Person auf die X-Karte zeigt und  n i c h t s  dazu sagt. Nur weil sie nichts sagen muss, heißt es ja nicht, dass sie bei jedem Einsatz der Karte nichts sagen wird. Von daher wäre Dein Beispiel noch einmal seltener.
• Ideal scheint mir die X-Karte, wenn eine Befindlichkeit jung aufgetaucht ist und die Runde davon nichts weiß oder die Bedeutung dieser Befindlichkeit falsch eingeschätzt hat.

Dein Beispiel wäre für mich ein Fall, klatschi, der real extrem selten auftaucht, und eine Fokussierung auf solche real selten auftretenden Fälle lässt die Chance der X-Kart als letztes Sicherheitsnetz vor einem Aus- oder Zusammenbruch am Tisch unter den Tisch fallen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: klatschi am 28.09.2025 | 01:13
Du gehst auch lustigerweise nicht auf meine Argumente ein, die diese Situationsbeschreibung einschränken. Ich gebe dir Recht, dass das Argument insofern "konstruiert ist", als dass ich noch immer keine Situation gesehen habe, wo aus meiner Sicht die X-Karte in irgendeiner Weise wirklich sinnig konzeptualisiert wird.

Das werden diejenigen, die eigene Erfahrungen mit der X-Karte haben, sicher fundierter beantworten können. Für mich klingt Dein Beispiel wie eine Situation, die in der Realität nicht wirklich auftaucht:

• In der Session Null sollten Spinnenphobien geklärt worden sein. Die SL hatte in Session Null dann wohl nicht gut genug aufgepasst - das läge aber in ihrer Verantwortung. Eine spontane Spinnenphobie wäre schon mal ein sehr seltener Fall.
• Es ist wohl nicht der Normalfall, dass die betroffene Person auf die X-Karte zeigt und  n i c h t s  dazu sagt. Nur weil sie nichts sagen muss, heißt es ja nicht, dass sie bei jedem Einsatz der Karte nichts sagen wird. Von daher wäre Dein Beispiel noch einmal seltener.
• Ideal scheint mir die X-Karte, wenn eine Befindlichkeit jung aufgetaucht ist und die Runde davon nichts weiß oder die Bedeutung dieser Befindlichkeit falsch eingeschätzt hat.

Dein Beispiel wäre für mich ein Fall, klatschi, der real extrem selten auftaucht, und eine Fokussierung auf solche real selten auftretenden Fälle lässt die Chance der X-Kart als letztes Sicherheitsnetz vor einem Aus- oder Zusammenbruch am Tisch unter den Tisch fallen.

Nein. Genau darum geht es: Alleine darum, weil wir uns so schwer tun, einen vernünftigen Fall zu finden, wo die X-Karte einfach nur Vorteile hat, meine ich, dass das Tool nicht geeignet ist. Du spielst seit Jahren mit derselben Gruppe, ich habe vielleicht ein paar mehr Spieler*innen, aber egal: Wir beide können aus unserer Spielpraxis nicht sofort erkennen, wo das Tool nützlich wäre, zumindest sind deine Nennungen so unkonkret, dass ich davon ausgehe, dass du das auch nicht so wirklich greifen kannst.

Was soll das dann?
Ist es nur für Conventions? Das mag sein. Dann ist es kein Safety-Tool für Rollenspiel, sondern ein Saftey-Tool für Rollenspielconventions? Ich weiß es nicht. Oder vielleicht vor allem für Spiel bei Paid GMs?

Zu deinen Punkten:
Session 0 und Co spreche ich ja auch an.
Wenn ich drauf deute und dann sage, was das Problem ist, dann kann ich doch auch einfach was sagen. Dann braucht es keine X-Karte. Dann ist das eine Visualisierung des Räusperns, vollkommen unnötig, dass wir uns darüber unterhalten.

Dann bleibt also der dritte Punkt:

• Ideal scheint mir die X-Karte, wenn eine Befindlichkeit jung aufgetaucht ist und die Runde davon nichts weiß oder die Bedeutung dieser Befindlichkeit falsch eingeschätzt hat.

Und da liegt in meinen Augen kein Vorteil der X-Card.
Siehe:

Wenn ich gerade einen super schweren Schicksalsschlag habe, der mir den Boden unter den Füßen wegreißt, dann sollte ich zumindest etwas sagen wie: "Leute, mir geht's nicht gut, aber ich brauch den Eskapismus, kann sein, dass ich mal abhaue oder so." Denn mein Verhalten wird unter solchen Stressfaktoren sowieso anders sein, als normal und es ist in solchen Fällen nicht nur aus Respekt meinem Gegenüber, sondern auch als Selbstschutz sinnvoll, dies zumindest grob einzuordnen (weil es sonst Fragen geben könnte).

Das lässt sich auf jede andere Befindlichkeit* übertragen.
Vielleicht weil ich sie falsch eingeschätzt habe? Kann es dann so schlimm sein dass alle die Szene überspringen müssen? Ich weiß nicht, auch schon wieder sehr Corner case.

Dein Beispiel wäre für mich ein Fall, klatschi, der real extrem selten auftaucht, und eine Fokussierung auf solche real selten auftretenden Fälle lässt die Chance der X-Kart als letztes Sicherheitsnetz vor einem Aus- oder Zusammenbruch am Tisch unter den Tisch fallen.

Sorry, für mich ist doch nach all den Argumenten genau das "anders herum" der real selten auftretende Fall: Ein Einsatz der X-Karte, den ich nicht antizipieren hätte können, ist der absolut seltenste aller Fälle.

Ich finde es ja gut, dass man aufeinander Rücksicht nehmen will. Aber da wird uns kein Safety Tool der Welt helfen.

Ich treibe das jetzt bewusst auf die Spitze, aber die Prämisse ist: "Ich will eine absolut sichere Umgebung für alle am Tisch garantieren!"
Dann sollte mir überlegen: Kann denn jede Person schnell genug auf die X-Card zeigen, bevor es zu schlimm wird? Ich rede zu schnell als GM, wenn ich im Flow bin. Also sollte ich vielleicht nicht wirklich noch eine Art "Pause"-Funktion einbauen, dass jemand das nochmal kurz durchdenken kann oder sowas wie ein Hinweis, dass ich langsamer reden sollte, wenn ich mich vergesse und es kritisch werde könnte? Das bräuchte es dann schon nochmal als Sicherheitsnetz.

EDIT: Ich hab’s gefunden - sowas kann man dann mit „Bullt Time Consent“ absichern, was es nicht alles gibt.

Bullet-Time-Consent: Kritische Entscheidungen werden in kleinere Einzelentscheidungen zerlegt, denen jeweils einzeln zugestimmt werden muss.
Beispiel: Die Gruppe hat einen Gegner gefangen genommen, und befragt diesen. Da die Befragung sich länger hinzieht und (scheinbar) nirgendwo hinführt, sagt eine der Spielenden irgendwann "Ich ziehe mein Schwert und schlage dem den Kopf ab, denn mein Charakter ist 'Ungeduldig' und 'Blutrünstig'".
Dann würden (in klassischen Annahmemodellen) die anderen Spielenden evtll ihre Zustimmung verweigern, und man müsste in der Beschreibung zurückrudern, was u.U. immersionsstörend sein kann.
Bei BTC würde die Spielende etwas sagen wie "Ihr seht, wie meine Figur mit den Augen rollt... sie fixiert den Gefangenen und murmelt 'Das bringt doch nix', während sie den Griff ihres Schwertes umklammert... sie zieht ihr Schwert, macht einen Schritt nach vorne und hebt dieses über dem Hals des Gefangenen...  sie lässt das Schwert auf den Hals des Gefangenenen niedersausen... und trennt sauber dessen Kopf ab." (jeweils mit deutlichen Sprechpausen ("..."), und Blickkontakt zu den Mitspielenden, um denen die Gelegenheit zu geben, etwas zu erwidern)


(Mein Spiel ist das nicht mehr aber schon für alle, die so den Abend verbringen)

Wir werden aber weiter extrem seltene Situationen finden, die manchen weh tun. Wir können uns nicht vor allem schützen. Und wir werden genau in dieser Diskussion nie zu einem Konsens kommen können, denn die Frage wird dann sein: Wie viele Regelungen wollen wir uns als individuelle Gruppe geben, die alle Corner Cases von vornherein abdecken kann.



*Ich will im Übrigen nicht wortklauberisch sein, vielleicht wolltest du das Wort Befindlichkeit nicht bewusst nutzen. Aber: Es ist gerade auch immer ein bisschen die Frage im Raum, wie "schwerwiegend" eine Befindlichkeit sein darf, dass ich die X-Karte spiele und mir das Recht rausnehme, den anderen x Personen am Tisch meine Wünsche aufzudrücken. Die X-Card geht nämlich über jeden Kompromiss hinaus. Sie sagt den anderen: Wir machen weiter, weil das sind die Regeln, ihr stellt keine Fragen, ich muss auch keine Begründung geben. Und ja, alle einigen sich darauf, dass man das nicht willy nilly macht, aber die Grade der Schwerwiedrigkeit sind fließend (man versuche mal, Kopfschmerzen zu quantifizieren).
Entsprechend sind solche Tools ohne Kommunikationskomponente aus meiner Sicht einfach problembehaftet.

Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: schneeland am 28.09.2025 | 01:55
Nachdem der Theorieanteil hier nicht so hoch ist, habe ich den Thread mal in P&P - Allgemein verschoben. Bei der Gelegenheit habe ich ihm auch gleich einen etwas sprechenderen Titel gegeben.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Maarzan am 28.09.2025 | 08:02
In ihrer Basisform würde die X-Card dafür sorgen, dass eine Stresssituation sofort und ohne Worte finden zu müssen unterbrochen würde und keine allgemeine öffentliche Erklärung dafür notwendig würde, was denke ich schon hilfreich wäre.

Das Problem ist doch der Automatismus, mit dem dann zwingend der X-Card-Wille durchgesetzt werden muss und der dann dem Missbrauch Tür und Tor öffnet ohne weitere Vorteile bzw. unter völliger Vernachlässigung der Belange aller anderen am Tisch.

Und gerade wo dieser Automatismus so vehement gefordert wird (und was von soo selten erzählt wird) , scheint es mir, das genau diese Missbrauchs-/Machtoption das ist, was manche wollen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Zed am 28.09.2025 | 08:44
In ihrer Basisform würde die X-Card dafür sorgen, dass eine Stresssituation und ohne Worte finden zu müssen unterbrochen würde und keine allgemeine öffentliche Erklärung dafür notwendig würde.
(Hervorhebungen durch mich)

Es geht also nur um das Unterbrechen einer belastenden Situation, und es kann ja eine Erklärung gegeben werden. Im Normalfall wird auf welchem Weg auch immer aufgeklärt, was der Auslöser für das Nutzen der Karte war.

Ich bitte diejenigen, die die X-Karte nutzen, zu bestätigen, dass in der Praxis die Karte nicht missbraucht wird.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Johann am 28.09.2025 | 09:20
Ich habe drei Anmerkungen zur X-Card:

1. Auch ohne X-Card & Co haben alle Teilnehmer:innen de facto bereits ein Veto, mit dem sie den Fortgang des Spiels verhindern können. Wenn jemand mitten im Spiel aufsteht und geht, dann ist das so und der Rest muss sich anpassen, d.h. das Spiel anhalten oder ohne den betroffenen Charakter weiterspielen und entsprechend umbauen. Dumm, wenn's der Ringträger ist.

(Ich habe das im Freundeskreis schon einmal erlebt. Jemand ist vom Esstisch aufgesprungen, hat "Das ist doch alles Scheiße!" gerufen und hat sich mit seinem Handy in die Sofa-Ecke gesetzt. Er hatte versucht die Spielleiterin zu sabotieren und die Spielgruppe hat nicht mitgemacht. Wir haben ihn dann erst mal in Ruhe gelassen, weitergespielt - als sei sein Charakter in einem Pokeball -  und später viele Gespräche geführt.)

Die Frage ist also, ob und inwieweit die X-Card angesichts der existierenden Veto-Möglichkeit einen Mehrwert bietet.

(Im o.g. Fall hätte die X-Card m.E. nicht geholfen, da es sich um einen Machtkonflikt handelte. Sie wäre hier allenfalls als weiteres Sabotage-Mittel zum Einsatz gekommen, aber das wäre ebenso transparent gewesen wie der andere Bullshit, der versucht wurde.)

2. Die Diskussion krankt daran, dass sie über weite Strecken sehr theoretisch ist. Viel Aufregung um ungelegte Eier. Also berichtet mal (mehr) von Streitigkeiten, Verletzlichkeiten usw., die ihr selbst am Tisch gesehen habt. Dann kann man überlegen, ob X-Card & Co dabei vielleicht geholfen hätten.

Ich verwende die X-Card außer in meiner Stammrunde oder im engsten Freundeskreis grundsätzlich und erlebe ihren Einsatz auf der Mehrheit der Runden, die ich auf Cons spiele. Ich habe bisher einmal positives Feedback nach dem Spiel bekommen ("Ich finde es gut, dass Du die X-Card auslegst und erklärst.") und einmal als Spieler ihren Einsatz erlebt.

Dieser Einsatz - ein frühes "Bitte nichts mit Krebs" in einem Horror-Rollenspiel, faktisch der Einstieg in ein paar Lines, auch der anderen Teilnehmer:innen - war völlig unproblematisch. Die X-Card wäre hierfür nicht nötig gewesen, aber ich fand sie dennoch hilfreich, denn das Vorstellen der X-Card und zwei weiterer Tools (Lines & Veils sowie Open Door Policy) zu Beginn hat einen Raum geschaffen, um bewusst und strukturiert über das Thema Sicherheit nachzudenken. Darin sehe ich persönlich den Hauptnutzen von X-Card & Co: Wir signalisieren einander, dass uns das Wohlbefinden aller Teilnehmer:innen wichtig ist und wir uns der Gefahren bewusst sind. Und wir nehmen uns etwas Zeit dafür, halten also mindestens einen Moment inne. Das muss keinesfalls lange Listen von potenziellen Triggern beinhalten.

3. Wir sind beim Rollenspiel verwundbar. Es handelt sich um eine aufwändige, soziale und mehr oder minder persönliche Aktivität. Wir reservieren mehrere Stunden, wir sitzen anderen Menschen gegenüber und kooperieren mit ihnen und wir geben etwas von uns preis und sind emotional involviert, vielleicht sogar stark. Wir laufen also grundsätzlich Gefahr, verletzt zu werden -- mehr als z.B. bei einem schnellen, anonymen Computerspiel online und ohne Chat. Und selbst da kann man sich über 'Griefer' ärgern...

Die Frage ist also, ob und inwieweit die X-Card die Teilnehmer:innen angesichts ihrer Verwundbarkeiten (etwas) schützen kann -- oder gar ein trügerisches Gefühl von Sicherheit erzeugt...
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Megavolt am 28.09.2025 | 09:41
Der Begriff "Sicherheitstechniken" ist ja erst einmal eine Behauptung. Ein Kampfbegriff.
Damit es Sicherheitstechniken geben kann, muss es aber Gefahren, Risiken, Unsicherheiten geben.

Gibt es die denn? Und wenn ja, wie sehen die aus? Und können "Sicherheitstechniken" diesen vermeintlichen Gefahren überhaupt entgegenwirken?

Sind die wenigen "Sicherheitstechniken", die zu funktionieren scheinen, nicht einfach nur überpinselte Neubeschriftungen für Dinge, die mit der behaupteten Problematik gar nichts zu tun haben? Session Zero ist beispielsweise keine "Sicherheitstechnik". Das ist vorausschauendes Planen und miteinander Reden. Das haben wir schon in den 90ern gemacht, lange bevor irgendwer glaubte, es gäbe Gefahren, vor denen man sich schützen müsste. Sofern man nicht eine an die Wand gefahrene Kampagne als "Unsicherheit" bezeichnen will, die es zu vermeiden gilt.

Das ist ein sehr intelligenter Beitrag, vielen Dank dafür.

Ich bin von selbst gar nicht darauf gekommen, wie dominant das Framing ist, stattdessen habe ich es einfach geschluckt.

Wenn man den Begriff "Sicherheitstechnik" einmal durch die Formulierung "Notwehrrecht"oder aber durch "Machtergreifungsoption" ersetzt (beide Begriffe könnte man ja mit einiger Berechtigung verwenden), wird es deutlich. Der Begriff "Sicherheitstechnik" nimmt bereits Einfluss und setzt Akzente. Na, wer möchte gerne unsicher spielen? Und ist hier jemand vielleicht unbefähigt, eine Technik einzusetzen?

Nicht nur die Karte ist problematisch, wie diese und andere Diskussionen zeigen, sondern auch die Einordnung muss mit der nötigen Distanz betrachtet werden.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Zed am 28.09.2025 | 09:43
@Johann
Wie häufig hast Du Missbrauch der X-Karte erlebt?
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Johann am 28.09.2025 | 09:44
Ich bitte diejenigen, die die X-Karte nutzen, zu bestätigen, dass in der Praxis die Karte nicht missbraucht wird.

Selbstverständlich kann sie missbraucht werden. Aber wenn Du jemand am Spieltisch sitzen hast, der das tun würde, dann braucht er sie für seine Zwecke nicht. Die X-Card verhindert weder, dass sich jemand wie ein Ar*** aufführen könnte noch dass jemand durch etwas getriggert werden könnte.

Relevanter ist, dass zumindest ich in mindestens dreißig verschiedenen Spielrunden noch nie einen Missbrauch erlebt habe.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Zed am 28.09.2025 | 10:09
Relevanter ist, dass zumindest ich in mindestens dreißig verschiedenen Spielrunden noch nie einen Missbrauch erlebt habe.

Danke!
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Outsider am 28.09.2025 | 10:10
Ist es nur für Conventions? Das mag sein. Dann ist es kein Safety-Tool für Rollenspiel, sondern ein Saftey-Tool für Rollenspielconventions? Ich weiß es nicht. Oder vielleicht vor allem für Spiel bei Paid GMs?

Ich denke das ist einer der wichtigen Punkt klatschi. In festen Gruppen überwiegen nach meinen Erfahrungen die Kommunikation und die Kenntnis über die Mitspieler. Da wird geredet und es herrscht ein gegenseitiges Vertrauen.

Spielt man mit Fremden, kann es zwar ein gewisses Vertrauen darauf gegeben das alle mit dem Grundton des Abenteuers einverstanden sind. Am Ende macht der jeweilige Erzähler (Spieler oder SL) den Unterschied wie der Grundton ausgelegt wird. Der Vorteil der X-Karte liegt dann einfach in der Reaktionsgeschwindigkeit "falls einem die Worte fehlen sein eigenes Unwohlsein auszusprechen" kann man die ziehen.

Jetzt geht mein Verständnis der X-Karte in eine andere Richtung und das ist keine Reaktion mehr auf klatschis Vorlage (der ich zustimme). Das bedeutet nicht automatisch, dass die Szene abgebrochen, gekürzt oder übergangen wird. Das bedeutet nur, das der Betroffene die Zeit hat sich aus der Szene zu nehmen und dass alle dies ohne Erklärungen respektieren. Das Spiel geht dann erstmal ohne den Betroffenen weiter. Wenn dieser das Bedürfnis hat sich gegenüber dem SL oder einer anderen Vertrauensperson am Tisch zu erklären steht es ihm jetzt frei das zu tun. Wenn der Betroffene feststellt, jetzt mit Abstand, es war nicht nur die Szene, sondern möglicherweise der oben angesprochene Gesamtkontext des Abenteuers, dann ist es nur folgerichtig das er sich aus der Runde zurückzieht.

Damit ist die Chance der missbräuchlichen Verwendung kaum gegeben. Die Interessen des Einzelnen stehen nicht über denen der Gruppe, sein ganz persönliches Interesse an seiner Unversehrtheit wird aber gewahrt. Nur so kann ein Schuh daraus werden. Solche Mechanismen müssen echte Kompromisse und so eingriffsarm wie möglich sein. Auf der einen Seite wird die Szene nicht verhindert, aber unterbrochen um dem betroffenen Zeit zu geben den Tisch zu verlassen. Auf der anderen Seite muss sich niemand erklären, kann aber reagieren, selbst wenn er keine Worte findet. 

Im Übrigen sind Ängste in der Regel irrational. Es kann also gar nicht darum gehen zu belegen ob die Karte schon mal missbraucht wurde. Sondern darum ob sie missbraucht werden kann, weil das löst (ähnlich wie die Szene im Spiel) eine Angst oder ein Hemmnis aus das respektiert werden muss.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Megavolt am 28.09.2025 | 10:17
Der Vorteil der X-Karte liegt dann einfach in der Reaktionsgeschwindigkeit "falls einem die Worte fehlen sein eigenes Unwohlsein auszusprechen" kann man die ziehen.

Wie läuft das denn mit Leuten, denen die Worte fehlen, ihr eigenes Unwohlsein auszudrücken, in Situationen außerhalb des Rollenspiels? Wo nehmen die dort einen Schub an Reaktionsgeschwindigkeit her?

Unabhängig davon wäre vermutliche eine Aufteilung der Diskutanten in die Gruppen
- ich spiele regelmäßig mit vielen Fremden
- ich spiele seit langer Zeit in meiner Stammgruppe und
- ich spiele in der Praxis derzeit gar nicht
hilfreich.

Dann könnte man besser abschätzen, wie man die Perspektive zu nehmen hat.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Johann am 28.09.2025 | 10:29
Wie läuft das denn mit Leuten, denen die Worte fehlen, ihr eigenes Unwohlsein auszudrücken, in Situationen außerhalb des Rollenspiels? Wo nehmen die dort einen Schub an Reaktionsgeschwindigkeit her?

Ich erinnere mich an eine Situation auf einer Party, bei der jemand ohne Punkt und Komma auf mich eingeredet hat. Dann hat mich eine Freundin an der Schulter berührt, um mir etwas zu sagen -- und ich habe versucht durch Körpersprache klarzumachen, dass ich mich ihr widmen möchte. Mein Gegenüber hat sämtliche Signale - bis hin zum Heben meiner Hand als Abwehrsignal - komplett ignoriert. Ich habe mich letztlich einfach umgedreht, was mir sehr unangenehm war, obwohl vollkommen gerechtfertigt.

(Mein Gegenüber war nicht betrunken, sondern schwer gestört. Das wusste ich sogar und hatte ich auch schon erlebt, aber es hat mich dann trotzdem kalt erwischt.)

Eine X-Card für Partys hätte hier natürlich auch nicht geholfen, aber ich erzähle dies als Beispiel für unser antrainiertes Unwohlsein, jemanden zu unterbrechen oder einfach so stehen zu lassen. Wenn jemand Hemmungen hat z.B. der Spielleitung ins Wort zu fallen, dann könnte die X-Card helfen. Vielleicht.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Megavolt am 28.09.2025 | 10:33
Wir könnten die Karte experimentell im Tanelorn einführen. Mal ohne Scheiß jetzt. Um ein bisschen den Stachel rauszunehmen, nennen wir sie einfach "T-Karte".

Wann immer jemand sich in einem Thread unwohl fühlt, aber nicht sagen will oder kann, warum, dann schreibt er nur

T-KARTE


in den Thread hinein.

Dann wird die Diskussion entweder abgebrochen oder sie muss drastisch das Thema und den laufenden Gedankengang wechseln, so dass eine Fortführung der belastenden Situation ausgeschlossen ist.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: flaschengeist am 28.09.2025 | 10:33
Jetzt geht mein Verständnis der X-Karte in eine andere Richtung und das ist keine Reaktion mehr auf klatschis Vorlage (der ich zustimme). Das bedeutet nicht automatisch, dass die Szene abgebrochen, gekürzt oder übergangen wird. Das bedeutet nur, das der Betroffene die Zeit hat sich aus der Szene zu nehmen und dass alle dies ohne Erklärungen respektieren. Das Spiel geht dann erstmal ohne den Betroffenen weiter. Wenn dieser das Bedürfnis hat sich gegenüber dem SL oder einer anderen Vertrauensperson am Tisch zu erklären steht es ihm jetzt frei das zu tun. Wenn der Betroffene feststellt, jetzt mit Abstand, es war nicht nur die Szene, sondern möglicherweise der oben angesprochene Gesamtkontext des Abenteuers, dann ist es nur folgerichtig das er sich aus der Runde zurückzieht.

Damit ist die Chance der missbräuchlichen Verwendung kaum gegeben. Die Interessen des Einzelnen stehen nicht über denen der Gruppe, sein ganz persönliches Interesse an seiner Unversehrtheit wird aber gewahrt. Nur so kann ein Schuh daraus werden. Solche Mechanismen müssen echte Kompromisse und so eingriffsarm wie möglich sein. Auf der einen Seite wird die Szene nicht verhindert, aber unterbrochen um dem betroffenen Zeit zu geben den Tisch zu verlassen. Auf der anderen Seite muss sich niemand erklären, kann aber reagieren, selbst wenn er keine Worte findet. 

In diesem Verständnis halte ich Werkzeuge wie die X-Card für eine Bereicherung.


Im Übrigen sind Ängste in der Regel irrational. Es kann also gar nicht darum gehen zu belegen ob die Karte schon mal missbraucht wurde. Sondern darum ob sie missbraucht werden kann, weil das löst (ähnlich wie die Szene im Spiel) eine Angst oder ein Hemmnis aus das respektiert werden muss.

Ich sehe das ähnlich: Ein Machtmittel muss nicht genutzt werden, um (soziale) Wirkung zu entfalten. Daher fand ich folgenden Satz immer sehr tiefsinnig: "Macht ist aufgeschobene Gewalt".
Oder anders ausgedrückt. Wenn Menschen wissen, dass andere ein Machtmittel gegen sie einsetzen könnten, reicht das oft, um vorauseilenden Gehorsam zu erzeugen.

In diesem Sinne: Wenn die X-Card als Anspruch verstanden würde, das Spiel nach den eigenen Wünschen bzw. Notwendigkeiten zu verändern, ohne dafür das implizite oder explizite Einverständnis der Runde einholen zu müssen, halte ich sie für schädlich.

Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: First Orko am 28.09.2025 | 10:39
Ich schlage die Blockcart vor. Sticht alle anderen Karten, eliminiert jedes Sicherheitswerkzeug, welches mißbräuchlich benutzt werden könnte außer der Blockcart selbst.

Vorteile: Drölf.
Nachteile: Tüdelü.

 :gasmaskerly:
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Ludovico am 28.09.2025 | 10:45
Kann es sein, dass es mehrere Definitionen von X-Card gibt, die sich alle nur darin einig sind, dass es eine Unterbrechung des Spiels ist, hervorgerufen durch einen Spieler, der sich in der jeweiligen Situation unwohl fühlt?

Und alles in allem sehe ich bei all diesen Definitionen nicht den Mehrwert zur Ansage "Wenn Dich etwas stört, dann melde Dich kurz, sag was Dich gestört hat und dann sehen wir weiter", was eigentlich auch ohne Ansage in den (wie ich vermute) allermeisten Runden gilt, außer, dass man weder eine schicke Karte mit einem X noch einen englischen Begriff hat.

Was das Argument mit der Verwundbarkeit angeht, so ist man doch in jeder zwischenmenschlichen Interaktion verwundbar, weil man immer etwas von sich preisgibt.
Das ist allerdings nicht binär (also verwundbar/unverwundbar), sondern es gibt verschiedene Abstufungen.
Wobei mir hier aber nicht ersichtlich ist, inwiefern man verwendbarer beim Rollenspiel ist, als bei den meisten xbeliebigen Partygesprächen.
Man gibt ähnlich viel von sich preis.

Und dann gibt es noch Partyspiele, bei denen man sich richtig nackig macht.

Ich gehöre hier eindeutig zur Fraktion: Rollenspiel ist ein Spiel und ein Hobby, das Spass machen soll.
OK, das sind sadomasochistische Sexpraktiken auch, aber ich weigere mich, Rollenspiel auf eine Ebene mit diesen zu stellen.

Was die Möglichkeit des Missbrauchs angeht, so sehe ich das auch moderat:
Wenn ein Spieler ständig das Spiel unterbricht, weil er sich unwohl fühlt, dann stellt sich die Frage, wie der Rest der Gruppe das sieht:
a) Rest der Gruppe ist fein damit, wie es läuft -> Spieler mit Problem passt nicht in die Gruppe und muss gehen
b) Rest der Gruppe gibt dem Spieler Recht ->  An der Spielleitung muss sich etwas ändern.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Zed am 28.09.2025 | 11:04
Genau darum geht es: Alleine darum, weil wir uns so schwer tun, einen vernünftigen Fall zu finden, wo die X-Karte einfach nur Vorteile hat, meine ich, dass das Tool nicht geeignet ist.

Noch schwerer scheint es uns zu fallen, einen realen Fall von Missbrauch der X-Karte zu finden, der die realen, sinnvollen Einsätze aufwiegt. Solange sind die konstruierten "AberWasWäreWennJemandDieSpielrundeMitDerX-KarteMissbräuchlichDominiert?"-Fälle für mich Strohmänner.

Nochmal kürzer: Grenzen zu klären in Session Null deckt schon viele Notwendigkeiten ab, da sind wir uns einig. Die allermeisten Probleme, die noch auftauchen können, werden verbal geklärt (ob eingeleitet durch die X-Karte oder ganz ohne X-Karte) - auch klar.

Ich verstehe nicht, warum ein Tool mehr, das vor einem Aus- oder Zusammenbruch am Tisch genutzt werden kann, soviel Aversion (?) / Panik (?) auslöst. Insbesondere, da die konstruierte Vorstellung eines Missbrauchs in der Praxis so gut wie nicht vorkommt.

Schon der zielführende Einsatz der X-Karte wird in diesem Thread "selten" genannt:

Der Einsatz der X-Card ist meiner Erfahrung nach so selten, dass man in der Öffentlichkeit (z.B. auf Cons) gezielt danach suchen muss und selbst dann praktisch nicht fündig wird.

X hat noch nie jemand gemacht, Lines und Veils werden wenig genutzt, dann aber nach Möglichkeit beachtet.

Nochmal seltener wäre also der zu oft beschworene Missbrauch.

Zitat
Ich finde es ja gut, dass man aufeinander Rücksicht nehmen will. Aber da wird uns kein Safety Tool der Welt helfen.

Ich treibe das jetzt bewusst auf die Spitze, aber die Prämisse ist: "Ich will eine absolut sichere Umgebung für alle am Tisch garantieren!"

Die Überspitzung in Deiner Formulierung kreiert in meinen Augen einen Fall, der zu vernachlässigen ist, klatschi. Denn das sagt und verlangt doch niemand. Seit den 70ern kamen sinnvollerweise nach und nach Knautschzonen, Anschnallgurt und Airbag ins Auto, obwohl sie nicht alle tödlichen Autounfälle verhinderten. Niemand hat je behauptet, dass mit diesen Maßnahmen  a l l e  Unfalltote hätte verhindert werden können.

Die X-Karte ist nur ein Tool mehr, um zu versuchen, mit möglicherweise eskalierenden Betroffenheiten, wo Worte fehlen, umzugehen, nicht mehr und nicht weniger. Du selbst musst die Karte nicht einsetzen, selbst wenn die Runde sich zuvor darauf geeinigt hat, dass die Karte eingesetzt werden darf.

Zitat
Wir werden aber weiter extrem seltene Situationen finden, die manchen weh tun. Wir können uns nicht vor allem schützen.

Das ist richtig, und kein Grund, einen weiteren Sicherheitsmechanismus aufgrund eines ausgedachten/befürchteten Missbrauch zu diskreditieren.

Befindlichkeit: Nach flaschengeists überzeugendem Plädoyer, (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,131486.msg135307506.html#msg135307506) den Begriff "Trigger" bitte nur für die wahren schweren Fälle zu nutzen, bin ich noch auf der Suche nach einem Wort, das beschreibt, wie sich jemand durch etwas emotional überwältigt und der Worte beraubt fühlen könnte. "Befindlichkeit" ist da sicher noch nicht die beste Umschreibung.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Johann am 28.09.2025 | 11:11
Was Zed sagt.  :d
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: tartex am 28.09.2025 | 11:32
Die Überspitzung in Deiner Formulierung kreiert in meinen Augen einen Fall, der zu vernachlässigen ist, klatschi. Denn das sagt und verlangt doch niemand. Seit den 70ern kamen sinnvollerweise nach und nach Knautschzonen, Anschnallgurt und Airbag ins Auto, obwohl sie nicht alle tödlichen Autounfälle verhinderten. Niemand hat je behauptet, dass mit diesen Maßnahmen  a l l e  Unfalltote hätte verhindert werden können.

Ich wollte jetzt so ziemlich genau dasselbe Beispiel bringen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: flaschengeist am 28.09.2025 | 11:36
Befindlichkeit: Nach flaschengeists überzeugendem Plädoyer, (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,131486.msg135307506.html#msg135307506) den Begriff "Trigger" bitte nur für die wahren schweren Fälle zu nutzen, bin ich noch auf der Suche nach einem Wort, das beschreibt, wie sich jemand durch etwas emotional überwältigt und der Worte beraubt fühlen könnte. "Befindlichkeit" ist da sicher noch nicht die beste Umschreibung.

Schön, dass mein Plädoyer dich überzeugt hat  :). Es hat sich allerdings gegen die Verwendung des Begriffs Trauma für alle möglichen frustrierenden Erfahrungen gerichtet, nicht gegen den Begriff "Trigger" (wenngleich selbiger im therapeutischen Kontext ursprünglich aus der Traumatherapie stammt).
Den Begriff Trigger mag ich, denn viele Menschen verknüpfen mit diesem Begriff (im Gegensatz zum Begriff Trauma) intuitiv etwas auch therapeutisch fruchtbares: Eine Situation löst bei mir ungewöhnlich starke emotionale, körperliche, kognitive und/oder konative Reaktion aus. Dabei bezieht sich "ungewöhnlich" erstmal auf die eigene "Baseline", nicht auf eine wie auch immer begründete "Normalreaktion".

Edit: Alle psychotherapeutischen Fachbegriffe, die ich kenne, sind weder sprachlich schöner noch kürzer als Trigger bzw getriggert sein. Aber vielleicht ist das ja nur mein Empfinden, ein Klassiker wäre "Auslösesituation".
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Megavolt am 28.09.2025 | 11:46
Was Zed sagt.  :d

Dann lasst uns doch die T-Karte einführen. Wo ist das Problem, am Ende sinkt vermutlich nur der Moderationsaufwand.

Wer die Karte ablehnt oder nicht respektiert, wer sich darüber lustig macht oder dazu schweigt, da weiß man dann auch gleich, was Sache ist.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Darius der Duellant am 28.09.2025 | 11:54
Es ist auch für die Person die unter Mansplaining zu leiden hat eine freiwillige, soziale Freizeitaktivität. Während der sie sicherlich nicht unbedingt mit solchem Scheißverhalten konfrontiert werden möchte (und jeder der halbwegs normal tickt, weiß genau was damit gemeint ist - da ist es weder notwendig noch wirklich sinnvoll ins Detail zu gehen, weil dann räumt man dem Thema welches die Person eigentlich vermeiden wollte ja viel zu viel Platz ein).

Ich glaube ich habe noch nie einen Satz gelesen, der mehr von Narzissmus und Egozentrik triefte. "Wenn andere Leute Probleme haben und versuchen Bewältigungsstrategien für diese zu suchen, damit sie einem ausgleichenden Hobby nachgehen können, dann machen die da sicher nur, um ihre Mitmenschen damit zu ärgern." ist schon ein recht "spezielles" Menschenbild. :gaga:

Du schreibst halt das Paradebeispiel für das was ich als Aufhänger angebracht habe.
Alle sollen Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Dame nehmen (x Rücksicht auf 1), aber sie braucht keine Rücksicht auf die anderen nehmen (1 Rücksicht auf X) die vielleicht ebenfalls stressige Jobs und nervscheisse haben und in ihrer Freizeit keine Lust haben, noch mit den Berufsproblemen anderer konfrontiert zu werden.
Aber wie gesagt, das benötigt zum nachvollziehen ein paar gewisse Kompetenzen, unter anderem mal nicht nur sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Anschließend natürlich noch die glatte Lüge deinerseits, dass das Suchen von Bewältigungsstrategien das Problem ist.
Nein ist es nicht.
Es ist die Wahl von spezifischen Strategien die Leuten unnötig auf den Sack gehen (x-Card mit Ratespielchen darüber was das Problem ist), statt andere, weniger invasive Strategien zu wählen, wie konkreten Ansagen die dafür sorgen dass jeder am Tisch weiß was Sache ist und was zukünftig zu vermeiden ist ("lass das Mansplaining bleiben).
Das du dann klassisch über Narzismus und Egozentrik klagst während du eine maximale 1-Personen Perspektive in einer Gruppendynamik durchboxen willst ist auch keine Überraschung, Erwartungshaltung an die Proponenten der x-Card vollkommen erfüllt.
Genau darum kommen mir die Leute die sowas wollen nicht an den Tisch.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Zed am 28.09.2025 | 11:58
@Megavolt
Ich möchte Deine Idee nicht torpedieren, aber sie ist strukturell doch zu unterschiedlich:

• In einer Rollenspielsession bist Du eventuell live in einer Emotionalität auslösenden Dynamik, die Du nicht ausreichend kontrollieren kannst.
• Im Tanelorn musst Du jedoch aktiv jedesmal den Refresh-Knopf drücken, wenn Du mehr lesen möchtest.

Wenn Du im Tanelorn nicht mehr lesen kannst, weil die Dynamik dort zu überwältigend für Dich ist, dann drückst Du schlicht den Refresh-Knopf nicht mehr. Keine T-Karte notwendig.

@flaschengeist
Ja, "Trauma triggern" meinte ich.  :)
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Darius der Duellant am 28.09.2025 | 12:04


Wenn Du im Tanelorn nicht mehr lesen kannst, weil die Dynamik dort zu überwältigend für Dich ist, dann drückst Du schlicht den Refresh-Knopf nicht mehr. Keine T-Karte notwendig.

"Lies es halt nicht" scheint laut Eigenaussage diverser Tanelornis wohl keine praktikable Lösungsmöglichkeit zu sein, weswegen die Ignorefunktion überhaupt ne größere Sache wurde.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Zed am 28.09.2025 | 12:10
Darius, nimm es gerne genau mit dem, was andere schreiben und was Du „zitierst“:

Ich jedenfalls habe nicht geschrieben „Lies es halt nicht“ sondern „Refreshe nicht, wenn Du die Dynamik gerade nicht aushältst“.

Vielleicht hältst Du die Dynamik ja morgen aus.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Kurna am 28.09.2025 | 12:36
Savety Tools im Pen & Paper, wie insbesondere die X-Card, halte ich nicht nur für nutzlos, sondern auch für schädlich.

Die X-Card ist nutzlos, weil sie die Exposition mit dem Trigger nicht verhindern kann. Das kann nur ein klärendes Gespräch im Vorfeld erfüllen, welches mit allen Spielteilnehmer erfolgen muss. Denn wenn nur der SL informiert ist, kann ein Spieler den Trigger unwissend ins Spiel bringen. Nun kann die X-Card zwar die Fortführung des Triggers bremsen aber nicht verhindern, denn der Getriggerte kann die Exposition nicht aus seinem Gedächtnis löschen. Sie ist für ihn passiert und er bleibt mit allen Nachteilen getriggert. Auch wenn alle sagen "Ereignis X ist im Spiel nie passiert." ist es ja dennoch am Spieltisch geschehen.

Wenn die X-Card wenigstens unschädlich wäre, könnte man das noch als "es hilft zwar nicht, es schadet aber auch nicht..." Argument anbringen. Aber leider ist sie schädlich, weil derjenige der sie auslöst in diesem Moment unglaublich viel privates über sich preisgibt, oder wenigstens Spekulationen darüber auslöst. Diese Informationen sind hochprivat und man lässt schon innerhalb der Gruppe "die Hosen runter", doch sie können die Gruppe auch leicht verlassen und sich im Umfeld verbreiten. In einem Umfeld in dem die Leute immer wieder zusammenkommen (z.B. private Runde oder Rollenspielverein) kann das negative Folgen haben, wenn Menschen wissen, welche Knöpfe sie bei anderen drücken können. Auch beim Spiel mit wildfremden Leuten, typischerweise auf einer Con, kann sich das negativ auswirken, wenn jemand z.B. auf dem Flur von der Runde erzählt, wo "der und der" in der einen Runde zu diesem Ereignis die X-Card ausgelöst, "der" muss wohl "diese und diese" Probelme haben. Trigger sind wie gesagt hochprivat und bereits die Herstellung eines Eindruckes kann schnell schädlich werden, weil andere davon erfahren haben. Gefährlich wird es sogar wenn die falschen Personen davon erfahren. 

Gefährlich kann es auch werden, wenn die X-Card aufgezwungen wird. So gibt es Cons auf denen die X-Card verpflichtend auf dem Tisch liegt. "Es muss sie niemand auslösen", ist in meinen Augen kein valides Argument, weil es immer jemanden gibt, der sich der Risiken in dem Moment nicht bewußt ist und auf die Karte tippt. Da ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Selbst für den SL der über die Risiken zum Rundenbeginn aufklärt, kann sich das negativ auswirken, weil manche das als eine Handlung sehen, die sich "gegen den Willen der Con-Betreiber" richtet.

Mit Trigger umzugehen erfordert eine gewisse Eigenverantwortung desjenigen der sie hat. Darius hat schon recht, wenn er schreibt, dass persönliche Probleme nicht die Probleme der Gruppe sind, die bloß spielen will. Das ist hart, das verstehe ich, aber es stimmt. Wenn man mit erzählter Gewalt nicht zurecht kommt, ist das zwar okay, aber man sollte dann besser kein D&D spielen. Wenn einen erzählter Mißbrauch triggert, sollte man die Finger von Vampire lassen usw. Die X-Card wäre sowieso nutzlos, weil sie einen nicht vor der Exposition schützt. Die einzige Handlung die hilft, ist das klärende Gespräch im Vorfeld oder am Anfang. Doch auch damit gibt man seine Triggerthemen preis.

Also verstehe ich das richtig, die X-Card ist schädlich, weil der Getriggerte dadurch private Informationen von sich preisgibt, die dazu führen, dass andere schlecht von ihm reden/denken könnten? Stattdessen empfiehlst du, dass die betroffene Person vorher ein klärendes Gespräch mit der Runde führt, wo sie darauf hinweist, welche Probleme es geben könnte?
Aber damit gibt sie doch noch viel mehr Details preis. Und zudem auf jeden Fall, während es bei der X-Card nur durch Gebrauch bekannt geworden wäre (und wahrscheinlich nicht so detailliert). Wäre das dann nicht noch schlimmer für den eigenen Ruf?
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Skaeg am 28.09.2025 | 12:44
Der Begriff "Sicherheitstechniken" ist ja erst einmal eine Behauptung. Ein Kampfbegriff.
Damit es Sicherheitstechniken geben kann, muss es aber Gefahren, Risiken, Unsicherheiten geben.
Für mich ist ein Problem, dass auch der Umkehrschluss naheliegt. Wenn eine Rollenspielrunde mit "Sicherheitstechniken" angekündigt wird, schreckt mich das rein instinktiv erst einmal ab - weil ich davon ausgehe, dass da irgendwelches abgefuckte Zeug vorkommt, weswegen sowas nötig ist. 
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Zed am 28.09.2025 | 13:22
Wenn eine Rollenspielrunde mit "Sicherheitstechniken" angekündigt wird, schreckt mich das rein instinktiv erst einmal ab - weil ich davon ausgehe, dass da irgendwelches abgefuckte Zeug vorkommt, weswegen sowas nötig ist.

Gilt das denn auch für die anderen üblichen Sicherheitstechniken wie zB die Session Null, in der ihr Erwartungen und Grenzen absteckt?

Würde ich mit einer neuen Gruppe eine neue Kampagne starten, dann wäre mir zB wichtig zu sagen, dass Sexualität bei mir nicht ausgespielt würde und dass selten, aber dann doch Gewalt auch mal expliziter vorkommt.

Derartige Absprachen sind ja auch Sicherheitstechniken.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Maarzan am 28.09.2025 | 13:26
Die Diskussion ist doch wieder so weit, dass es mehrheitlich gar nicht um x-card oder nicht geht, sondern in welcher Form.

Und da sehe ich einen potentiellen Nutzen für die Basisform, aber keinen weiteren Nutzen für die autovetoform sondern ab da nur noch Risiken.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Smoothie am 28.09.2025 | 13:27
Für mich ist ein Problem, dass auch der Umkehrschluss naheliegt. Wenn eine Rollenspielrunde mit "Sicherheitstechniken" angekündigt wird, schreckt mich das rein instinktiv erst einmal ab - weil ich davon ausgehe, dass da irgendwelches abgefuckte Zeug vorkommt, weswegen sowas nötig ist.

ich habe in dem persönlichen Beispiel, dass ich geteilt habe weiter oben im Thread eigentlich versucht zu zeigen, dass es gerade nicht nur um krasses abgefucktes Zeug geht, sondern, dass eigentlich harmlose bzw. übliche Dinge, die im Rollenspiel vorkommen, persönliches aufwühlen können. Und dann Sicherheitstechniken sinnvoll sind.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Outsider am 28.09.2025 | 13:46
ich habe in dem persönlichen Beispiel, dass ich geteilt habe weiter oben im Thread eigentlich versucht zu zeigen, dass es gerade nicht nur um krasses abgefucktes Zeug geht, sondern, dass eigentlich harmlose bzw. übliche Dinge, die im Rollenspiel vorkommen, persönliches aufwühlen können. Und dann Sicherheitstechniken sinnvoll sind.

Hier im Forum ja, das entwertet aber nicht die Wahrnehmung die man haben kann, wenn man auf Fremde trifft und angekündigt wird "wir spielen mit Sicherheitsmechanismus Dingenskirchen".

Da kann man schon zu dem Schluss kommen: Möchte ich überhaupt wissen warum die Gruppe Sicherheitsmechanismen braucht?
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Skaeg am 28.09.2025 | 13:55
Gilt das denn auch für die anderen üblichen Sicherheitstechniken wie zB die Session Null, in der ihr Erwartungen und Grenzen absteckt?
Machen sowas nicht bzw. wenn überhaupt nur sehr informell. Alle meine Runden der letzten Jahre fallen in eine von zwei Kategorien:
a.) Komplett aus Rollenspielveteranen bestehend, die durch die Genreankündigung ausreichend informiert sind und die man maximal bei wirklich außergewöhnlich kritischen Thematiken (Kindermord und sowas), die ich selber aber eh meide, extra vorwarnen müsste.
b.) Anfängerrunden mit Minderjährigen, bei denen man als SL schon von sich aus extrem zurückhaltend mit problematischen Inhalten ist. (Und dann regelmäßig feststellt, dass die Teenager abgebrühter sind als man selber).
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Darius der Duellant am 28.09.2025 | 13:57
Darius, nimm es gerne genau mit dem, was andere schreiben und was Du „zitierst“:

Ich jedenfalls habe nicht geschrieben „Lies es halt nicht“ sondern „Refreshe nicht, wenn Du die Dynamik gerade nicht aushältst“.

Vielleicht hältst Du die Dynamik ja morgen aus.

Oh Gott, ist dir ein "Äkschully!" nicht zu blöde?
Wenn du es nicht aktualisierst, liest du es auch nicht.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Prisma am 28.09.2025 | 14:52
Also verstehe ich das richtig, die X-Card ist schädlich, weil der Getriggerte dadurch private Informationen von sich preisgibt, die dazu führen, dass andere schlecht von ihm reden/denken könnten? Stattdessen empfiehlst du, dass die betroffene Person vorher ein klärendes Gespräch mit der Runde führt, wo sie darauf hinweist, welche Probleme es geben könnte?
Aber damit gibt sie doch noch viel mehr Details preis. Und zudem auf jeden Fall, während es bei der X-Card nur durch Gebrauch bekannt geworden wäre (und wahrscheinlich nicht so detailliert). Wäre das dann nicht noch schlimmer für den eigenen Ruf?

Entweder man schweigt, hält seine Trigger geheim und erträgt diese, falls sie aufkommen sollten. Dann sind diese Informationen sicher, weil sie keiner kennt. Oder die Vermeidung der Trigger ist einem persönlich so wichtig, dass man diese kommunizieren muss. Für diesen Fall stehen X-Card und Vorgespräch als Verfahren im Raum. Ich habe dargelegt warum ich in der X-Card keinen "Schutz" sehe. Schützen kann nur das Vorgespräch, aber dann müssen die Trigger natürlich kommuniziert werden.
Wenn man schon die Entscheidung getroffen hat mit seinen Triggern an die "Öffentlichkeit" zu gehen, dann doch wenigstens mit einem Verfahren welches nützt. Wie weit man ins Detail geht, bleibt einem selbst überlassen. So könnte man z.B. sagen: "Bitte nichts mit Spinnen und grausamen Wunden." Das wäre relativ wenig Information aber klar genug um die Exposition zu verhindern. Und die Gruppe könnte antworten: "Alles klar!" oder "Äh... aber wir spielen doch 40K und metzeln uns heute durch den Space Hulk der Chaosspinnen."
Zwar hast du recht, dass bei der X-Card die Informationen erst durch Nutzung bekannt werden, aber dann hat man ja trotzdem keinen Schutz, weil die Exposition nicht verhindert werden kann. 
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Boba Fett am 28.09.2025 | 17:52
... Oder die Vermeidung der Trigger ist einem persönlich so wichtig, dass man diese kommunizieren muss. Für diesen Fall stehen X-Card und Vorgespräch als Verfahren im Raum. Ich habe dargelegt warum ich in der X-Card keinen "Schutz" sehe.

Ja, aber es geht nicht um Schutz, sondern um Vermeidung. Und die ist nicht binär aufteilbar in "voll umfänglich" oder "gar nicht existent".
Es geht auch darum, eine (möglicherweise unvorhersehbar) unangenehme Situation nicht ins unerträgliche entwickeln zu lassen. Dass jemand merkt, dass sich das Spiel möglicherweise in eine Richtung bewegt, die über das, was man bereit ist zu ertragen hinausgehen wird.
Und klar kann man dann aufstehen und "das geht mir hier gerade zu weit" sagen und den Spieltisch verlassen. Das ist nichts anderes, als eine X-Card zu legen. Wobei man da hinterfragen muss, ob die getriggerte Person in dem Fall noch so kommunikativ sein kann (je nach Trigger und Folge) und ob die Mitspielenden dann in der Lage sind, richtig und angemessen zu reagieren.

Die ganze verdammte X-Card Rule ist doch eigentlich nur ein "Hey, das kann passieren, das ist in anderen Runden auch schon mal passiert. Macht Euch Gedanken, wie damit umzugehen ist und akzeptiert verdammt noch mal, wenn jemand sagt, dass es gerade irgendwo "zu weit" geht. Unterbrecht das Spiel und gebt der Person Raum. Und macht euch nicht lustig und reagiert auch nicht mit einem 'Stell dich nicht so an!'" Statement.

Abgesehen davon geht es auch nicht um die absolute Vermeidung der Ängste, Schwächen und Emotionen einer triggerbaren Person. Auch das ist nicht binär!
Es geht auch darum, dass manche lieber vermeiden möchte, Dinge zur Sprache zu bringen, weil es einem unangenehm ist - vielleicht unangenehm, dass andere das wissen, unangenehm, darüber zu sprechen oder unangenehm, später darauf angesprochen zu werden.
Bevor man aber sich einer Situation konfrontiert wird, wo man damit konfrontiert wird, sagt man aber trotzdem lieber "STOP!" - weil das Stop und die damit verbundene Offenbarung weniger unangenehm ist, das das weitere Ertragen der Situation.
Und eigentlich haben alle anderen dann auch nicht zu fragen, warum, wenn man das Spiel unterbrechen möchte - sich zu erklären muss hier optional sein. Und auch das ist nicht binär. Die Person, die die Notbremse zieht kann sich beruhigen und ohne ein Wort nach Hause gehen. Oder sich bringen lassen. Oder in kurzen Andeutungen sagen, was nächstes Mal vielleicht nicht zum Content gemacht werden sollte. Oder sich eine Person anvertrauen. Oder mehrere. oder allen.

Ich finde es ziemlich falsch, wenn diese Sachen so "ENTWEDER" oder "ODER" dargestellt werden. Das menschliche Miteinander bietet unendlich viel Optionen.
Und ich frage mich gerade, warum das nicht offensichtlich ist.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Luxferre am 28.09.2025 | 19:12
Geht es hier eigentlich um Erfahrungen oder ein Sammelsurium absurder Möglichkeiten potenzieller Unsinnigkeiten basierend auf einem unfundiert negativistischen Bild?

Luzi ist verwirrt. Sehr verwirrt.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Metamorphose am 28.09.2025 | 19:27
Die X-Karte steht als Sicherheitsmechanismus für den Schutz der Spielenden. Sie ermöglicht, unangenehme oder verstörende Szenen zu unterbrechen oder zu ändern. Der Zweck ist, eine inklusive Spielumgebung zu schaffen, bei dem sich niemand rechtfertigen muss, wenn er*sie die Szene nicht mehr ertragen kann. Es ist mitunter das einfachste, schnell erklärteste Sicherheitstool im Rollenspiel. Was soll daran verkehrt sein?

Ich habe sie bei jedem Rollenspiel dabei und sie wurde in zig Spielen bis anhin nur einmal benutzt. Mir fällt als SL kein Zacken aus der Krone wenn ich diese einfach bereit habe und gibt den anderen eine weitere Möglichkeit, ausser das Gespräch zu suchen. Klar wäre eine Dialog super, jedoch ist dies nicht immer Möglich. Bei diesem einen Mal ging die Person später auf mich zu, erklärte es mir und entschuldigte sich - was sie nicht hätte machen müssen. Über den Sinn und Unsinn der Karte zu sprechen würde mir irgendwie nicht in den Sinn kommen, da es für alle zu niederschwellig ist. Ich vermute aus diesem Grund ist sie auch so populär.

In der Session Zero rede ich meist über Themen, die wir nicht haben wollen, solche die wir angedeuted oder nicht ausgespielt haben wollen und allfällig Momente, die alle cool fänden. Ich möchte als SL natürlich, dass alle Spass haben. Auch mit dieser Art von Lines and Veils habe ich super Erfahrungen gemacht.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Zed am 28.09.2025 | 19:36
Ich habe sie bei jedem Rollenspiel dabei und sie wurde in zig Spielen bis anhin nur einmal benutzt.

Die eigentliche Frage ist doch, wie häufig die X-Karte nach Deiner Erfahrung missbraucht wurde.

Zum Beispiel dadurch, dass jemand seine Hypersensibilität vorschützt, um Deinen mit viel SL-Arbeit ausgearbeiteten Plot zu unterlaufen und auszubremsen, und Du darfst das laut Vereinbarung nicht einmal diskutieren, kurz: Dass jemand die eigenen Probleme auf Dich als Spielleitung abwälzt, anstatt selbst damit klarzukommen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Metamorphose am 28.09.2025 | 19:46
Die eigentliche Frage ist doch, wie häufig die X-Karte nach Deiner Erfahrung missbraucht wurde.

Zum Beispiel dadurch, dass jemand seine Hypersensibilität vorschützt, um Deinen mit viel SL-Arbeit ausgearbeiteten Plot zu unterlaufen und auszubremsen, und Du darfst laut Vereinbarung das nicht einmal diskutieren, kurz: Die eigenen Probleme auf Dich als Spielleitung abwälzt, anstatt damit selbst klarzukommen.
Warum sollte ich mit solchen Leuten spielen?

Schlussendlich kann man alles vortäuschen und Missbrauchen, auch ohne X-Karte. Das lässt einfach eher auf die Menschen mit denen ich spiele schliessen, als das der Sicherheitsmechanismus missbraucht wird. Für mich maskiert das einfach eine Angst vom SL oder ein anderes Problem der Mitspielenden, wenn sowas passieren würde. Ich vertraue meinen Mitspielenden, denn vertrauen ist der Grundpfeiler von positiven, zwischenmenschlichen Beziehungen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Zed am 28.09.2025 | 21:12
Warum sollte ich mit solchen Leuten spielen?

Schlussendlich kann man alles vortäuschen und Missbrauchen, auch ohne X-Karte. Das lässt einfach eher auf die Menschen mit denen ich spiele schliessen, als das der Sicherheitsmechanismus missbraucht wird. Für mich maskiert das einfach eine Angst vom SL oder ein anderes Problem der Mitspielenden, wenn sowas passieren würde. Ich vertraue meinen Mitspielenden, denn vertrauen ist der Grundpfeiler von positiven, zwischenmenschlichen Beziehungen.

Vielleicht ist das der Grund für die unterschiedlichen Auffassungen zu dem Thema, das Verhältnis zu anderen Menschen:

Einige haben vorerst das Vertrauen, dass Mitspielende ein Tool nicht missbrauchen. Andere haben zuerst die Befürchtung, dass ein Tool missbraucht werden würde.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Prisma am 28.09.2025 | 21:30
Ja, aber es geht nicht um Schutz, sondern um Vermeidung. Und die ist nicht binär aufteilbar in "voll umfänglich" oder "gar nicht existent".
Es geht auch darum, eine (möglicherweise unvorhersehbar) unangenehme Situation nicht ins unerträgliche entwickeln zu lassen. Dass jemand merkt, dass sich das Spiel möglicherweise in eine Richtung bewegt, die über das, was man bereit ist zu ertragen hinausgehen wird.
Und klar kann man dann aufstehen und "das geht mir hier gerade zu weit" sagen und den Spieltisch verlassen. Das ist nichts anderes, als eine X-Card zu legen. Wobei man da hinterfragen muss, ob die getriggerte Person in dem Fall noch so kommunikativ sein kann (je nach Trigger und Folge) und ob die Mitspielenden dann in der Lage sind, richtig und angemessen zu reagieren.

Doch das ist binär. Entweder ist die Schwelle zum Trigger überschritten, oder nicht. Was du beschreibst ist ein Prä-Trigger-Zustand an dem die Person erkennt, dass es in Richtung Trigger geht oder gehen könnte. In diesem Zustand ist die Person in der Lage zu kommunizieren. Sätze wie "Das mag ich nicht. / Das will ich nicht. / Bitte nicht in diese Richtung. / Das geht mir zu weit." oder Handlungen wie aufstehen und gehen sind in der Prä-Trigger-Phase problemlos möglich. Wozu braucht es dann eine X-Karte?


Die ganze verdammte X-Card Rule ist doch eigentlich nur ein "Hey, das kann passieren, das ist in anderen Runden auch schon mal passiert. Macht Euch Gedanken, wie damit umzugehen ist und akzeptiert verdammt noch mal, wenn jemand sagt, dass es gerade irgendwo "zu weit" geht. Unterbrecht das Spiel und gebt der Person Raum. Und macht euch nicht lustig und reagiert auch nicht mit einem 'Stell dich nicht so an!'" Statement.
Wozu braucht es dafür eine X-Karte? Das ist normales mitmenschliches Verhalten.


Bevor man aber sich einer Situation konfrontiert wird, wo man damit konfrontiert wird, sagt man aber trotzdem lieber "STOP!" - weil das Stop und die damit verbundene Offenbarung weniger unangenehm ist, das das weitere Ertragen der Situation.
Und wieder: wozu braucht es eine X-Karte, wenn man vor einer Situation "Stop!" sagen kann? 


Und eigentlich haben alle anderen dann auch nicht zu fragen, warum, wenn man das Spiel unterbrechen möchte - sich zu erklären muss hier optional sein. Und auch das ist nicht binär. Die Person, die die Notbremse zieht kann sich beruhigen und ohne ein Wort nach Hause gehen. Oder sich bringen lassen. Oder in kurzen Andeutungen sagen, was nächstes Mal vielleicht nicht zum Content gemacht werden sollte. Oder sich eine Person anvertrauen. Oder mehrere. oder allen.
Das ist in der Realität nicht so simpel rechtschaffen wie du es hier präsentierst. Wenn öfter in der Runde von einer Person die X-Card gezogen wird, sollte die wenigstes kommunizieren was stört, oder die Runde stellt sich irgendwann neu auf. Wer dann nicht mehr mit dabei ist, liegt auf der Hand. Das Zwischenmenschliche ist keine Einbahnstraße.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Darius der Duellant am 28.09.2025 | 21:53
Vielleicht ist das der Grund für die unterschiedlichen Auffassungen zu dem Thema, das Verhältnis zu anderen Menschen:

Einige haben vorerst das Vertrauen, dass Mitspielende ein Tool nicht missbrauchen. Andere haben zuerst die Befürchtung, dass ein Tool missbraucht werden würde.

Und dritte haben die Erfahrung(!) gemacht dass es im Hobbie schon ein paar ziemlich massive Persönlichkeiten gibt, weshalb sie nicht befürchten sondern davon ausgehen und stellen (gerade wenn ich mir einige der Anwendungsbeispiele ansehe dir mancher hier als legitim ansieht) die Vermutung dass es in Fällen in denen das Ding eingesetzt wird eher zu komische Dingen als zu hilfreichen kommt.
Dazu kommt: Selbst bei den Leuten hier die sie auch am Tisch haben, tendiert die Nutzung durch die Spieler zu verschwindend geringen absoluten Zahlen.

Ich sehe hier also für mich ein Werkzeug dass seinen ANGEDACHTEN Zweck mMn nicht wirklich gut erfüllt; dessen FAKTISCHER Effekt auch durchs Mund aufmachen und klar äußern was stört BESSER und vor allem NACHHALTIGER (weil dann auch jedem klar ist was das Problem ist) erreicht wird und das selbst bei ausliegen von ihm gegenüber positiv eingestimmten Leuten quasi nie genutzt wird, dessen realer BEDARF also ziemlich gering zu sein scheint. Demgegenüber eröffnet es aber ganz viel unnötiges Missbrauchspotenzial.

Ergo:
Kein realer MEHR(!)Nutzen, dafür ein mehr an potenziellem Geschiss.
Kann man gut drauf verzichten und die Energie in sinnvollere Dinge investieren.

Ich bin generell kein großer Fan von "safety tools" abseits einer intensiven Session 0, kann aber bei manchen dieser "Werkzeuge" durchaus anerkennen dass sie für spezifische Konstellationen taugen, auch wenn sie meinen Geschmack nicht treffen (z.B. Veils).
Aber wenn ich mir die umfangreiche Liste ebensolcher Werkzeuge aus dem Nebenthema ansehe kann ich mit Überzeugung sagen dass die X-Card mit großem Abstand eines der mechanisch (also Bewertung Funktionalität im Bezug auf Zielsetzung) schlechtesten Werkzeuge darauf ist. Getoppt wird sie nur noch von diesem Script Change Baukasten, den halte ich für ein Projekt das nur dazu dient Gruppen zu zerschießen.


. Das Zwischenmenschliche ist keine Einbahnstraße.

Danke, genau das.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Yney am 28.09.2025 | 22:59
[…] dessen FAKTISCHER Effekt auch durchs Mund aufmachen und klar äußern was stört BESSER und vor allem NACHHALTIGER (weil dann auch jedem klar ist was das Problem ist) erreicht wird und das selbst bei ausliegen von ihm gegenüber positiv eingestimmten Leuten quasi nie genutzt wird, dessen realer BEDARF also ziemlich gering zu sein scheint […]
Der Sinn der X-Card ist, so wie ich sie "bereit lege" (sie tut das bei mir nicht physisch, sondern steckt in der Möglichkeit, jederzeit ohne Angabe von Gründen „Stopp“ oder eben „X“ sagen zu dürfen) ist für mich der, genau das vermeiden zu dürfen, Darius: Man kann in einer solchen Situation natürlich sagen, um was es geht und auf lange Sicht wäre es zwecks Vermeidung auch sinnvoll, die Quelle des Unwohlseins zu kennen. Aber es gibt Situationen, in denen das manchen Menschen eben nicht möglich ist. Wenn dir das im Gegensatz dazu leicht fällt, dann finde ich das gut für dich und auch die Mitspieler, weil es so, wie du ja richtig sagst, leichter ist, ein Problem aufzulösen. Für mich klingt es aber in deinen Anmerkungen immer wieder ein wenig nach „stellt euch nicht so an“. Sollte ich das schärfer gelesen haben, als du es meinst, dann bitte ich um Entschuldigung.
Wie bei allen anderen Dingen auch kann man sich ja bezüglich solcher Techniken vorher einigen oder eben nicht einigen und dann eben mit anders Gesinnten zusammen spielen.

Wenn aber die Anwendung der X-Card ohnehin (zum Glück) so extrem selten notwendig ist. Wo stiehlt sie dann Spielzeit oder wird zu mehr an „Geschiss“? Man kann doch ein Mittel ablehnen und zugleich akzeptieren, dass es für andere Menschen eine Hilfestellung sein könnte, ohne deren Befindlichkeiten abzuwerten (erneut: Entschuldigung, wenn ich das schärfer lese als gemeint).

Ich persönlich habe meist mit mir sehr vertrauten Freunden und Freundinnen gespielt. Die Notwendigkeit für einen solchen Mechanismus stolperte uns nie über den Weg. Aber ich habe auch schon mit guten Bekannten gespielt, die nach einer gruseligen Episode meinten, das sei ihnen schon sehr nahe gegangen. Ich war wohl sehr scharf an der Grenze. Hätte ich damals schon von solchen Ideen wie der X-Card gewusst, dann hätte ich das abdämpfen können. Und selbst bei engsten Freunden kann ich nicht alles wissen. Ich denke nicht, dass es irgendetwas sabotiert, sondern eher den Gruselfaktor auf ein erträglicheres Niveau hätte abfedern helfen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Zed am 28.09.2025 | 23:09
Puh, Ignorieren von Fakten führt zu Wiederholung. Also noch mal:

• In Stresssituationen wird gesprochen und erklärt, was los ist. Ohne X-Karte, und meist auch mit X-Karte, wenn auf sie gezeigt wird, quasi als Einleitung für ein verbales "Time out - Ich habe da ein Problem..."

• Sollten aber jemandem die Worte fehlen aufgrund von Überwältigung, dann ist das Zeigen auf die X-Karte eine Handlung, die vorerst ohne Worte die überwältigende Situation stoppt. Klärung folgt dann später.

• Die X-Karte - sagen Leute, die sie nutzen - wird in der Realität sehr selten eingesetzt! Ihr Einsatz ohne sofortige Erklärung ist wohl  n o c h  seltener.

• Von Missbrauch dieses Tools ist aus der Praxis heraus bislang noch nicht berichtet worden. Solange ist dieser Vorwurf nur ein "Strohmann geboren aus Albträumen", nicht aus Realität.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Darius der Duellant am 29.09.2025 | 00:25

• Von Missbrauch dieses Tools ist aus der Praxis heraus bislang noch nicht berichtet worden. Solange ist dieser Vorwurf nur ein "Strohmann geboren aus Albträumen", nicht aus Realität.

Dein persönlicher Erlebnisraum und die Realität sind nur leider nicht Deckungsgleich.
Nachdem Alexandro hier bereits ein Beispiel gebracht und vehement Verteidigt hat das für mich klar unter Werkzeugmissbrauch fällt, ist diese Diskussion auch müßig.
Wenn jemand ankündigt dass er kein Problem damit hat Wasser zu verschütten wenn man ihm ein Glas in die Hand drückt, braucht man nicht abwarten bis er das dann auch wirklich durchzieht, bevor man davon absieht ihm das nötige Mittel zu reichen.



Zitat
Der Sinn der X-Card ist, so wie ich sie "bereit lege" (sie tut das bei mir nicht physisch, sondern steckt in der Möglichkeit, jederzeit ohne Angabe von Gründen „Stopp“ oder eben „X“ sagen zu dürfen) ist für mich der, genau das vermeiden zu dürfen

Und genau das ist eben der Punkt wo ich sage dass da die Probleme den Nutzen am Tisch für mich überwiegen.
Dazu kommt noch etwas ganz simples.
Der Mensch tendiert zu Bequemlichkeit. Wenn ich ein Werkzeug bereit lege das für weniger persönlichen Aufwand sorgt, wird das eher genommen, selbst wenn es möglicherweise gar nicht notwendig war.
Direkter formuliert:
Die x card eröffnet eine Option den eigenen Stress (ich muss was erklären) selbst dann zu vermeiden wenn es gar nicht notwendig war. Auf Kosten der restlichen Gruppe.
Ich bezweifle dass bei dem Einsatz der Karte "ich könnte es erklären, habe aber gerade keinen Bock darauf" nicht quantitativ " ich bin wirklich genuin unfähig es zu erklären" überwiegt.
Und in Fällen wo  letzteres wirklich zutrifft ist wohl eher eine professionelle Unterstützung als eine fortwährende Rollenspiel-Sitzung notwendig.
Wenn jemand z.B. so harte PTSD von einem Einsatz hat dass die in einer RPG Runde getriggert werden und so krass auslösen dass er noch nicht einmal mehr kommunizieren kann was gerade das Problem war, ist das schlicht außerhalb dessen was ich Willems und fähig bin, in meiner Freizeit abzufedern.

Was das stehlen von Spielzeit angeht:
Es sollte doch absolut offensichtlich sein dass es  ein einer Ablehnung nur um den Einsatz in  Runden gehen kann, wo man selbst dabei ist.
Was du in deiner Runde machst ist  mir komplett egal, das betrifft mich ja nicht, ich kann es aber trotzdem bewerten.
Wenn der Radlshop nebenan Wackelpudding in die Schläuche füllt betrifft mich das ja auch nicht, ich kann's aber trotzdem für ne Scheißidee halten und auch sagen warum, insbesondere wenn jemand in dem Forum das Thema anbringt.
Wenn du jetzt aber mit mir auf Tour gehst und dann mit deinen Wackelpuddingreifen ankommst, muss ich die gar nicht selbst nutzen um von ihrem Einsatz negativ betroffen zu sein weil's die gemeinsame Tour versaut.

Nun scheinen es manche hier nicht nachvollziehen zu können warum andere das Tool ablehnen. Ein Problem dabei ist wenn Leute den Unterschied zwischen Fakten und Thesen nicht kennen oder nicht nachvollziehen können dass ihre persönliche Sicht auf Dinge keiner universellen Bewertung gleich kommt.

Wenn du die Mechanik der x-Card angeschaut hast und für dich zu der Wertung gekommen bist "hey das funktioniert für dich" ist das ja toll und dann spricht ja nichts dagegen das zu nutzen wenn alle anderen in der Gruppe das ebenso sehen.
Nur geh halt nicht automatisch davon aus die Bewertung der einzelnen funktionalen Elemente und deren Konsequenzen durch dritte dem gleichen Ergebnis folgt das du hattest oder alternativ, dass deine persönliche Bewertung automatisch universell zutreffend ist.

Zusätzliche Anmerkung:
Ich spreche hier immer ganz explizit von meiner Freizeit.
Bei bezahlrunden kann man die Diskussion noch einmal anders angehen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Skaeg am 29.09.2025 | 01:54
Die X-Karte steht als Sicherheitsmechanismus für den Schutz der Spielenden. Sie ermöglicht, unangenehme oder verstörende Szenen zu unterbrechen oder zu ändern. Der Zweck ist, eine inklusive Spielumgebung zu schaffen, bei dem sich niemand rechtfertigen muss, wenn er*sie die Szene nicht mehr ertragen kann. Es ist mitunter das einfachste, schnell erklärteste Sicherheitstool im Rollenspiel. Was soll daran verkehrt sein? [...]

Ich vermute aus diesem Grund ist sie auch so populär.
Wie gesagt, für mich signalisiert ein "Sicherheitswerkzeug", dass es eine Gefahr gibt. Das ist ungefähr so, als wenn ich eingeladen werde, bei einer mir bis dato unbekannten Ballsportart mitzumachen und als erstes gesagt bekomme: "Okay, hier sind Helm, Schutzbrille und Hodenschutz! Und obwohl man ihn nur selten braucht, steht immer der erste- Hilfe-Kasten bereit."

Und populär? Ist sie das? Weder auf Cons noch in Hausrunden habe ich sie jemals im Einsatz gesehen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Boba Fett am 29.09.2025 | 07:22
Wozu braucht es dafür eine X-Karte?

Um unsensiblen Menschen im Voraus mitzuteilen, dass sie nicht unsensibel reagieren sollen, wenn sowas passiert.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Megavolt am 29.09.2025 | 07:32
Und populär? Ist sie das? Weder auf Cons noch in Hausrunden habe ich sie jemals im Einsatz gesehen.

Ich würde auch eher das Gegenteil behaupten. Ich habe schon mehrfach mitbekommen, wie sich Leute abfällig über die Karte geäußert haben. Ich würde so weit gehen zu sagen, die Karte ist auffällig unpopulär.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Zed am 29.09.2025 | 07:55
Haben diese Leute mittels eigener Erfahrungen ihre Befürchtungen bestätigen können?
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Maarzan am 29.09.2025 | 09:09
...

Die ganze verdammte X-Card Rule ist doch eigentlich nur ein "Hey, das kann passieren, das ist in anderen Runden auch schon mal passiert. Macht Euch Gedanken, wie damit umzugehen ist und akzeptiert verdammt noch mal, wenn jemand sagt, dass es gerade irgendwo "zu weit" geht. Unterbrecht das Spiel und gebt der Person Raum. Und macht euch nicht lustig und reagiert auch nicht mit einem 'Stell dich nicht so an!'" Statement.

Abgesehen davon geht es auch nicht um die absolute Vermeidung der Ängste, Schwächen und Emotionen einer triggerbaren Person. Auch das ist nicht binär!
Es geht auch darum, dass manche lieber vermeiden möchte, Dinge zur Sprache zu bringen, weil es einem unangenehm ist - vielleicht unangenehm, dass andere das wissen, unangenehm, darüber zu sprechen oder unangenehm, später darauf angesprochen zu werden.
Bevor man aber sich einer Situation konfrontiert wird, wo man damit konfrontiert wird, sagt man aber trotzdem lieber "STOP!" - weil das Stop und die damit verbundene Offenbarung weniger unangenehm ist, das das weitere Ertragen der Situation.
Und eigentlich haben alle anderen dann auch nicht zu fragen, warum, wenn man das Spiel unterbrechen möchte - sich zu erklären muss hier optional sein. Und auch das ist nicht binär. Die Person, die die Notbremse zieht kann sich beruhigen und ohne ein Wort nach Hause gehen. Oder sich bringen lassen. Oder in kurzen Andeutungen sagen, was nächstes Mal vielleicht nicht zum Content gemacht werden sollte. Oder sich eine Person anvertrauen. Oder mehrere. oder allen.

Ich finde es ziemlich falsch, wenn diese Sachen so "ENTWEDER" oder "ODER" dargestellt werden. Das menschliche Miteinander bietet unendlich viel Optionen.
Und ich frage mich gerade, warum das nicht offensichtlich ist.

Weil die Darstellung so nicht stimmt. weil eine Menge Leute rumlaufen, die nicht ein Problem mit irgendwelchen konkreten Traumatisierungen haben sondern mit der Idee, dass die Welt nicht so läuft wie in ihrer idealvorstellung oder auch einfach mit dem Verlieren an sich und sich dann in Kombinationmit jede Menge Sendungs- und Anspruchsgefühl "unwohl" fühlen".

Und die brauchen dann auch den Trumpfmechanismus alles Xen zu könenn, as ihnen nicht passt.
Für "normale" Traumatisierte sollte die "Stop, und wir reden unter 4 Augen drüber"-Variante völlig reichen.

Die X-Karte steht als Sicherheitsmechanismus für den Schutz der Spielenden. Sie ermöglicht, unangenehme oder verstörende Szenen zu unterbrechen oder zu ändern. Der Zweck ist, eine inklusive Spielumgebung zu schaffen, bei dem sich niemand rechtfertigen muss, wenn er*sie die Szene nicht mehr ertragen kann. Es ist mitunter das einfachste, schnell erklärteste Sicherheitstool im Rollenspiel. Was soll daran verkehrt sein?

Nein, sie ist in der Vollversion ein Mittel zum "Schutz" der Interessen EINES Spielers, desjenigen, der die Karte zieht. Alle anderen Interessen am Tisch sind dann hinfällig, X-Card gewinnt. 

Warum sollte ich mit solchen Leuten spielen?

Schlussendlich kann man alles vortäuschen und Missbrauchen, auch ohne X-Karte. Das lässt einfach eher auf die Menschen mit denen ich spiele schliessen, als das der Sicherheitsmechanismus missbraucht wird. Für mich maskiert das einfach eine Angst vom SL oder ein anderes Problem der Mitspielenden, wenn sowas passieren würde. Ich vertraue meinen Mitspielenden, denn vertrauen ist der Grundpfeiler von positiven, zwischenmenschlichen Beziehungen.

Was kann an einem Ermächtigungsgesetz schon falsch sein? Man muss es den Missbrauch/Dominanz-Suchenden ja auch nicht noch kinderleichter machen, auch wenn sie theoretisch noch andere Möglichkeiten hätten.

Puh, Ignorieren von Fakten führt zu Wiederholung. Also noch mal:

• In Stresssituationen wird gesprochen und erklärt, was los ist. Ohne X-Karte, und meist auch mit X-Karte, wenn auf sie gezeigt wird, quasi als Einleitung für ein verbales "Time out - Ich habe da ein Problem..."

• Sollten aber jemandem die Worte fehlen aufgrund von Überwältigung, dann ist das Zeigen auf die X-Karte eine Handlung, die vorerst ohne Worte die überwältigende Situation stoppt. Klärung folgt dann später.

• Die X-Karte - sagen Leute, die sie nutzen - wird in der Realität sehr selten eingesetzt! Ihr Einsatz ohne sofortige Erklärung ist wohl  n o c h  seltener.

• Von Missbrauch dieses Tools ist aus der Praxis heraus bislang noch nicht berichtet worden. Solange ist dieser Vorwurf nur ein "Strohmann geboren aus Albträumen", nicht aus Realität.

Die ersten drei Punkte gehen auch mit der X-Card light.
Beim letzten Punkt ignorierst du hier Beiträge.
Und wenn ei Tool bisher so selten benutzt wurde, ist auch die Zahl der akuten Missbrauchsmöglcihkeiten schon gering. Das ändert sich dann, wenn das tool tatsächlich und in unhomogenen Gruppen verstärkt zum Einsaatz käme.

Zu betrachten wären da denke ich Szenen an Tischen allgemein, wo jemand versucht hat kontrovers auf Spielinhalte Einfluss zunehmen, wo diese Person mit der X-Karte-Voll schlicht sich automatisch durchgesetzt hätte.

Wie gesagt, für mich signalisiert ein "Sicherheitswerkzeug", dass es eine Gefahr gibt. Das ist ungefähr so, als wenn ich eingeladen werde, bei einer mir bis dato unbekannten Ballsportart mitzumachen und als erstes gesagt bekomme: "Okay, hier sind Helm, Schutzbrille und Hodenschutz! Und obwohl man ihn nur selten braucht, steht immer der erste- Hilfe-Kasten bereit."

Nein, das ist so wie eine Regel im Fußball: wenn einer die Hand hebt weil er sich benachteiligt fühlt gibt es automatisch Elfmeter.


Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Johann am 29.09.2025 | 09:33
Wenn öfter in der Runde von einer Person die X-Card gezogen wird, sollte die wenigstes kommunizieren was stört[...]

Hypothetischer geht's kaum noch. Schon die Beispiele, wo jemand die X-Card genutzt (d.h. angetippt oder hochgehalten) hat, sind rar gesät. Eine Nutzung, wo das tatsächlich ein Problem war (und nicht etwa hätte sein können), wurde noch nicht berichtet.

Und jetzt machst Du dir Sorgen, wie es wäre, wenn das jemand (a) öfters tut und (b) sich dabei nicht erklärt?

Woher kommt diese riesige Angst der Gegner der X-Card?

Stellt euch vor, jemand erleidet wirklich einen Nervenzusammenbruch - ich kenne eine einzige entsprechende Story von einem Kumpel mit My Life with Master, wo ein Spieler geheult hat -, was dann?

Dann sind doch der kostbare Plot, der gerade so schöne Flow am Spieltisch usw. auf einmal völlig egal. Jedem von uns. Da sitzt dann nämlich einen Meter entfernt ein Mensch, der fix und fertig ist.

Verhindert die X-Card so etwas? Möglicherweise. Wie ein Airbag eben (wie Zed schon sagte).
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Maarzan am 29.09.2025 | 10:13
Hypothetischer geht's kaum noch. Schon die Beispiele, wo jemand die X-Card genutzt (d.h. angetippt oder hochgehalten) hat, sind rar gesät. Eine Nutzung, wo das tatsächlich ein Problem war (und nicht etwa hätte sein können), wurde noch nicht berichtet.

Und jetzt machst Du dir Sorgen, wie es wäre, wenn das jemand (a) öfters tut und (b) sich dabei nicht erklärt?

Woher kommt diese riesige Angst der Gegner der X-Card?

Stellt euch vor, jemand erleidet wirklich einen Nervenzusammenbruch - ich kenne eine einzige entsprechende Story von einem Kumpel mit My Life with Master, wo ein Spieler geheult hat -, was dann?

Dann sind doch der kostbare Plot, der gerade so schöne Flow am Spieltisch usw. auf einmal völlig egal. Jedem von uns. Da sitzt dann nämlich einen Meter entfernt ein Mensch, der fix und fertig ist.

Verhindert die X-Card so etwas? Möglicherweise. Wie ein Airbag eben (wie Zed schon sagte).

Verhindert die X-Card so einen Nervenzusammenbruch? eher nein.
Wenn, dann ist die Schonpause und ggf Revsion, wenn das so klar ist, auch mit einer X-Card-Light erreicht.
Ist der dann wieder "fit", wenn die Szene dann mit einer X_Card_Voll revidiert wird? Ziemlich sicher Nein.
Also gibt es keinen Grund für eine X-Card-Voll, und bringt vermutlich nichts, kann aber auch nicht sehr schaden für die X-Card-light.

Und ob eine X-Card für jemanden in der Runde bei Anwendung ein Problem gewesen ist, wird doch erst einmal überhaupt nicht sichtbar, es wird schließlich erst gar nicht nach deren Meinung mehr gefragt.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Zed am 29.09.2025 | 11:31
Ob die X-Karte für die Person, die sie einsetzt, etwas bringt, kann doch wohl nur die Person selbst sagen.

Ich bin erstaunt, mit welchem Selbstbewusstsein Menschen, die die X-Karte nutzen würden, abgesprochen wird, dass die Nutzung sinnvoll sei, ohne diese Menschen zu kennen.

Maarzan, Du weißt ja, dass Du die X-Karte in einer Runde, in der sie ausliegt, niemals nutzen müsstest - das steht Dir völlig frei. Dass Du das für Dich beurteilen kannst, ist ja klar und selbstverständlich.

Nicht selbstverständlich ist, denjenigen, die von der Extrasicherheit einer X-Karte profitieren würden ohne sie zu missbrauchen, abzusprechen, dass sie für sie sinnvoll wäre.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: First Orko am 29.09.2025 | 11:34
Ja, aber es geht nicht um Schutz, sondern um Vermeidung. Und die ist nicht binär aufteilbar in "voll umfänglich" oder "gar nicht existent".
Es geht auch darum, eine (möglicherweise unvorhersehbar) unangenehme Situation nicht ins unerträgliche entwickeln zu lassen. Dass jemand merkt, dass sich das Spiel möglicherweise in eine Richtung bewegt, die über das, was man bereit ist zu ertragen hinausgehen wird.
...
Die ganze verdammte X-Card Rule ist doch eigentlich nur ein "Hey, das kann passieren, das ist in anderen Runden auch schon mal passiert. Macht Euch Gedanken, wie damit umzugehen ist und akzeptiert verdammt noch mal, wenn jemand sagt, dass es gerade irgendwo "zu weit" geht. Unterbrecht das Spiel und gebt der Person Raum. Und macht euch nicht lustig und reagiert auch nicht mit einem 'Stell dich nicht so an!'" Statement.
...
Ich finde es ziemlich falsch, wenn diese Sachen so "ENTWEDER" oder "ODER" dargestellt werden. Das menschliche Miteinander bietet unendlich viel Optionen.
Und ich frage mich gerade, warum das nicht offensichtlich ist.

 :d Genau so seh ich es auch und exakt so habe ich es auch erlebt. Bezugnehmend auf diese Situation:

Tja. Wenn zwischenmenschliche Situationen immer so schön klar eindeutig und eindimensional wären.
Die Realität sieht aber anders aus, und so ist man auch mal plötzlich der Arsch, wenn man eine Situation die ganz klar scheiße für ein Mitspieler war, anspricht - mir genauso passiert. Einer der Akteure war Partner der SL und hat mit Mitspieler einen dritten Mitspieler quasi ingame "gebullied" auf ner Weise, das der Betroffenen schon Tränen in den Augen standen. Habs zweimal 'durch die Blume' ingame versucht und dann ne klare Am Tisch-Ansage gemacht.
Boah war die Stimmung dann gut...
Da hättest die Luft schneiden können.
Brauchten locker 30 min Unterbrechung weil die zwei Divas mit der Ansage nicht umgehen konnten.

Hätte mir da sehe ne X-Card gewünscht, rückblickend. Und wenn nur, um solche Knalltüten rauszufiltern durch die Vorstellung der XCard.

kann ich nämlich noch was ergänzen: Mit einem von beiden hatte ich später noch viele gute Runden und auch privat regen Kontakt. Die Situation war ein typischer Fall von "zwei Leute + etwas Alkohol schaukeln sich hoch". Das müssen eben nicht zwei komplette Idioten sein - Gruppendynamik bringt mitunter Seiten hervor, die sonst gut versteckt sind.
Ich selbst habe die Situation zunächst etwas überrumpelt und baff mit angeschaut, dann zur SL geguckt die nicht reagiert hat, dann etwas unbeholfen ingame was versucht zu retten und dann bin ich innerlich so hochgekocht, dass meine "klare Ansage" schon sehr viel schärfer rüber kam, als es vielleicht nötig gewesen wäre. Natürlich sorgt das für eine mindestens kurzfristige Eskalation! Wäre zu vermeiden? Wenn ich in der Situation ein komplett gefühlloser, anayltischer Roboter mit immer perfekt funktionierenden Kommunikationsskills gewesen wäre: Vielleicht.
Warum glaube ich, dass eine X-Card in der Situation etwas geändert hätte? Weil ich das Eskalieren der Siutation schon früh gemerkt habe, mich aber mangels Optionen und Ausblieben der Reationen der Anderen völlig hilflos gefühlt und dann in eine emotionale Überreaktion gefallen bin.
Vorausgesetzt, beide hätten sich mit allen Anderen vorher auf ein entsprechendes Werkzeug geeinigt (an der Stelle vermute ich, Kandidat #2 wäre da raus gewesen... daher meine Aussage zum "Filtern") dann hätte ich VOR dem Eskalieren schon eingreifen können, als wir uns alle drei noch nicht hochgeschaukelt haben mit der Option nach der Runde nochmal zu fragen "Du was war'n vorhin los?" - was zumindest für mich bei X-Card-Einsatz eine völlig legitime Nachfrage wäre!

Da ist also eine Bandbreite von ersten Anzeichen bis Eskalation innerhalb derer man einen Handlungsrahmen hat und die Anwendung eines klar beschriebenen Mechanismus greifen kann bevor es zu spät ist.

Ich bin immer wieder überrascht, dass sowas wie menschliche Zwischentöne, Grauzonen, emotional völlig normalen Reaktionen (aufgrund der Tatsache, wie wir Menschen nunmal funktionieren, bzw manchmal eben auch nicht so gut), Eskalationsstufen und Wechselwirkungen bei einem so sozialen Hobby in der Diskission aber völlig weg ignoriert werden zugunsten von (teilweise auch absichtsvoll, davon gehe ich aus) übertriebenen Extrempositionen und hypotethischen Situatioen zur Unterstreichung der Validität (ernsthaft?  wtf?) dieser Positionen. Da denk ich manchmal, dass hier Mathematiker mit typischen 0-1-Unendlich-Extrempunkten über sozio-psychologische Vorgänge schwadronieren  ::)

Ich mein, wie aufgrund EINER EINZIGEN bekannten Anekdote direkt Regel-0 an eine völlig fremde Gruppe herbeifabuliert und erstmal unterstellt wird, dass es sich ja offenbar um Idioten handeln muss...  :o
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Maarzan am 29.09.2025 | 11:42
A) Ob die X-Karte für die Person, die sie einsetzt, etwas bringt, kann doch wohl nur die Person selbst sagen.

Ich bin erstaunt, mit welchem Selbstbewusstsein Menschen, die die X-Karte nutzen würden, abgesprochen wird, dass die Nutzung sinnvoll sei, ohne diese Menschen zu kennen.

B) Maarzan, Du weißt ja, dass Du die X-Karte in einer Runde, in der sie ausliegt, niemals nutzen müsstest - das steht Dir völlig frei. Dass Du das Dich beurteilen kannst, ist ja klar und selbstverständlich.

C) Nicht selbstverständlich ist, denjenigen, die von der Extrasicherheit einer X-Karte profitieren würden ohne sie zu missbrauchen, abzusprechen, dass sie für sie sinnvoll wäre.

Wenn jemand Sonderrechte für sich in Anspruch nehmen will, sollte dieser auch den Nutzen belegen können, doppelt, wenn eine Ziwschenstufe als Kompromiss abgelehnt wird. Es wäre nämlich nun zu belegen, warum die X-Card light nicht reicht sondern die X-Card voll benötigt wird.

B) Warum sollte das Tragen von beliebigen Waffen nicht frei gegeben werden - du musst ja keine tragen ... .
Ich will aber auch von den negativen Begleiterscheinungen nicht betroffen werden.

C) Wenn deine Aussage A) stimmt, kannst du überhaupt nicht sagen, ob das sinnvoll sein kann. Dann spekulierst du genauso .
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: First Orko am 29.09.2025 | 12:02
An alle Vertreter der "Klare Ansage statt X-Card" - Position: Wäre eine Ansage "Hier versucht ein Mitspieler, eine Szene zu spielen, verdammt noch ein - könnt ihr bitte mal die kurz die Schnauze halten?" nachdem man es wiederholt freundlich versucht hat und ignoriert wurde:

a) eine klare Ansage, wie ihr sie euch wünscht
b) kein Grund zur weiteren Diskussion
c) hilfreich um zu verstehen, dass ihr euch evt gerade verrannt habt
d) geeignet um eure Aktion zu unterbrechen und zu erkennen, dass ihr zu zweit gerade aktiv die Szene eines Mitspielers kolportiert
e) genau das, was ihr bräuchtet um innezuhalten und Mitspieler erstmal machen zu lassen

?
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Maarzan am 29.09.2025 | 12:21
? Eine x-card eingesetzt gegen unterbrechebde Mitspieler, oder habe ich etwas falsch verstanden?
Und wenn sich das auf was spezielles hier bezieht vielleicht ein quote oder eine Beitragsnummer vielleicht?
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: First Orko am 29.09.2025 | 12:35
Na das ist ja der Witz, sowohl bei Klarer Ansage wie auch bei X-Card: Die Akteure wissen meist gar nicht, dass oder was sie falsch machen - bis jemand darauf hinweist.

Aus der Formulierung geht für die angesprochene Person ja nur hervor, dass man ohne es zu merken (sonst hätte man es ja wohl gelassen) die Szene des Mitspielers quasi kaputt macht. Und dann die Frage: Ansage und weiterspielen?
Ansage und Spielunterbrechung?
X-Card und weiter, bei Bedarf später Klärung?

Bei X-Card: ich hätte drauf gedeutet, auf die Beiden und dann auf Mitspielen und nur gesagt: "Stopp. Seine Szene grad"
(War durch SL Interaktion offensichtlich)
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: tartex am 29.09.2025 | 13:24
Irgendwie habe ich den Eindruck, das das hier einfach nur Culture War Kapitel 573 ist.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: DonJohnny am 29.09.2025 | 13:37
Ich bin fast ausschließlich Spielleiter und benutze so etwas nicht. X-Card finde ich nicht so hilfreich als dass ich darüber nachdenken würde eine einzuführen. Wenn ein Spieler so was mitbringen würde, fragen würde, ob wir es in der Runde nutzen könnten und er kümmert sich drum, dass das Teil auf dem Tisch liegt, hätte ich auch kein Problem damit.

Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: unicum am 29.09.2025 | 15:00
Wo wollen wir eigentlich überhaupt hin? Da war doch etwas wie:

Am Ende des Spielabends sollten alle Spass gehabt haben!

Ich glaube: Wenn während eines Spielabends irgendeine Sicherheitstechnik (welche auch immer, und sei es die uralte technik: "aus dem zimmer zu rennen") greifen musste ist das mit Spass haben zumindest mal "getrübt".

In dem Sinne halte ich Vermeidung für wichtiger als einen Eingriff im Spiel selbst.
Da bleiben dann aber noch solche 3 Dinge wie (1) "Ich wusste nicht das mich das so triggert", (2) "Ich würde schon getriggert werden wenn ich jemanden meine trigger anvertraue." oder (3) "Ich will garnicht das andere Leute meine Triggerpunkte überhaupt kennen".

Es geht an der Stelle natürlich auch um "Vertrauen" beziehungsweise "Du vertraust mir nicht mir deine Triggerpunkte mir anzuvertrauen". Ich würde an der Stelle vieleicht - das hat sich mir noch nicht gestellt - auch etwas verschnupft (und nicht lösungsorientiert) reagieren "Wenn ich das gewusst hätte" - Ich hoffe das mir das nicht rausrutscht und ich stattdessen Blutdrucksenkende Methoden nehme um wieder selbst klar zu werden. 

Es gibt ja auch abstufungen von "Getriggert" sein und Menschen reagieren verschieden auf Trigger, manche eher agressiv die anderen eher depressiv. (Wenn dann noch Alkohol im Spiel ist, wie oben auch schon mal erwähnt, wird es noch "interessanter")

Ich glaub für den Betroffenen ist das getriggert sein sicherlich schlimm genug, alle am Tisch nehmen es wahr das man gerade verlezt ist - das macht es sicher nicht besser. Ist die X-Card dafür das richtige Mittel? Kann sein,... aber ich möchte an der Stelle vieleicht mal sagen: Wir sind hier Rollenspieler und keine Psyciater und Psycologen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Megavolt am 29.09.2025 | 15:03
Irgendwie habe ich den Eindruck, das das hier einfach nur Culture War Kapitel 573 ist.

Ich vermute hier eher einen Fall von "wir nennen es zwar beide Rollenspiel, aber wir spielen nicht mal ansatzweise das gleiche Spiel".

Nervenzusammenbrüche und Weinen - ausgerechnet beim Rollenspiel? Ja klar, da brauchts freilich einen Stapel X-Cards und vermutlich noch so einiges mehr.

In meiner Welt ist Rollenspiel eine amüsante, tendenziell stabilisierende Freizeitbeschäftigung, wo man sich die kommunikativen Bälle zuzuflanken versucht, wo viel gelacht wird, wo am Ende nach Möglichkeit alle happy heimgehen, sich besser leiden können und sich aufs nächste Mal freuen.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Boba Fett am 29.09.2025 | 15:08
In meiner Welt ist Rollenspiel eine amüsante, tendenziell stabilisierende Freizeitbeschäftigung, wo man sich die kommunikativen Bälle zuzuflanken versucht, wo viel gelacht wird, wo am Ende alle happy heimgehen und sich besser leiden können und sich aufs nächste Mal freuen.

In meiner auch... In meiner Welt ist das schauen eines Kinofilmes ähnlich unterhaltsam. Popcorn-Action mit dummen Sprüchen und ein bisschen Spannung - am Ende gewinnen die Guten.
Ich bin mir aber auch bewusst, dass andere Menschen auf Horrorfilme stehen, die mich wohl eher verstört im Kinosessel zurücklassen würden - oder auf französische Psychomelodramen...
Schon mal KULT oder unknown Armies gespielt? Oder kleine Ängste? My-life-with-master? ... Oder "damals" mal im Arcane Codex Kompendium geblättert, wo es die Charakterklasse Plünderer gab, die extra Erfahrungspunkte für das zum Spielinhalt von Plündern, Foltern und Vergewaltigen machen, bekam?
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: unicum am 29.09.2025 | 15:12
Fürs nächste mal wenn ein neuer Faden zu dem Thema aufgemacht wird, würde ich bitten eine Umfrage zu machen wie viele Personen ihr kennt die - ich möchte mal sagen "Harte Sicherheitstechniken" benutzt haben. Unter harten Techniken würde ich solche bezeichnen nach deren Einsatz erstmal ein Break steht, fragezeichen in den Gesichtern zu sehen sind usw. ich denke ihr wisst was ich meine.

Ach ja bei mir: 0, war zwar mal fast nahe dran aber trozdem 0

Weil ich glaub es wird hier über einen Elefanten diskutiert, der mengenmäsig eine Fliege ist.


Edith: Ah hat sogar schon wer,... manchmal bin ich zu langsam. ich bin jezt voll getriggert!
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: DonJohnny am 29.09.2025 | 15:17
Ohne jetzt drüber zu urteilen, ob ne X-Card gut oder schlecht ist, ich denke mir oft, wenns die wirklich gebraucht hat, und ein Spieler nur deswegen keine unzumutbare Belastung erfährt, dann stimmt doch in der Gruppe von vornherein was nicht.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Zed am 29.09.2025 | 15:48
Wenn jemand Sonderrechte für sich in Anspruch nehmen will, sollte dieser auch den Nutzen belegen können, doppelt, wenn eine Ziwschenstufe als Kompromiss abgelehnt wird.

Rechte, die alle in Anspruch nehmen können, sind keine Sonderrechte.

Die X-Karte ist eine Zwischenzwischenstufe, die keine andere Stufe überflüssig macht.

Zitat
Dann spekulierst du genauso .

Uns eint, dass wir beide die Karte bislang nicht einsetzen.

Uns trennt, dass ich mir meine Meinung aufgrund der positiven Erfahrungsberichte derjenigen bilde, die die Karte einsetzen und die von keinen nachteiligen Effekten berichten - und dass für Dich diese Berichte weniger relevant sind als Deine Phantasien.
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: Alexandro am 29.09.2025 | 16:18
Entweder man schweigt, hält seine Trigger geheim und erträgt diese, falls sie aufkommen sollten. Dann sind diese Informationen sicher, weil sie keiner kennt. Oder die Vermeidung der Trigger ist einem persönlich so wichtig, dass man diese kommunizieren muss. Für diesen Fall stehen X-Card und Vorgespräch als Verfahren im Raum. Ich habe dargelegt warum ich in der X-Card keinen "Schutz" sehe. Schützen kann nur das Vorgespräch, aber dann müssen die Trigger natürlich kommuniziert werden.

Wie Ludovico schon sagte: die meißten Rollenspielrunden sind eher keine sozialdarwinistischen Höllenszenarien, wo jedes kleinste Eingestehen persönlicher Dinge gleich zur Ächtung oder Ausbeutung führt. Ich denke sogar, dass es im Rollenspiel unmöglich ist, nicht zu einem gewissen Grad persönliche Dinge an den Spieltisch zu tragen. Mit der X-Card gibt man nicht mehr preis, als sonst im Spiel auch (wenn einem das wirklich wichtig ist, dass die Mitspielenden nicht den genauen Trigger erfahren, dann kann man natürlich auch auf eine Erklärung verzichten).
 
Das bedeutet, dass sich die Mitspielenden alle entgegenkommen müssen, wenn es darum geht was Teil des Spiels sein soll (und was nicht), damit alle das Spiel genießen können. Wenn jemand Phobien oder unangenehme Erfahrungen mitbringt, die ihnen das Spiel vermiesen könnten, dann wollen diese Personen auch nicht, dass das soweit eskaliert, dass ihre Stimmung komplett in den Keller kippt, und sie das Spiel verlassen müssen (oder, noch schlimmer, das Spiel mit einer langwierigen Erklärung, warum diese Sache sie negativ beeinflusst, zu unterbrechen). Sie kennen sich dabei in der Regel gut genug, um z.B. einschätzen zu können, ob eine unangenehme Situation im Spiel für sie noch zu ertragen ist, oder ob sie die "Reißleine" ziehen müssen, und sagen "nimm XY bitte aus dem Spiel raus".
 
Ich denke jede Person hat in dieser Hinsicht bestimmte Befindlich- und Empfindlichkeiten, die sie ungerne im Spiel verarbeitet sehen möchte, und jede Spielrunde ist ein Konsens der Dinge, welche die Teilnehmenden (nicht) im Spiel sehen wollen. Dass es Demokratisierungsprozesse gibt, damit nicht nur die lautesten und egozentrischsten Spielenden Gehör finden (oder das "in die Köpfe schauen" wieder auf den Schultern der SL abgeladen wird), sondern wirklich ALLE berücksichtigt werden.
 
Sogar eine Person der jegliche Empathie abgeht, und die mit Extrempositionen wie "Wenn du nicht SOFORT und unmittelbar erklären kannst, was genau das Problem ist, dann brauche ICH keine Rücksicht auf dich nehmen, egal wie unwohl du dich fühlst" [ohne gleichzeitig Erklärungsversuche zu akzeptieren, sondern diese stattdessen mit inhaltsleeren Worthülsen wie "Politikscheiße" oder "Mißbrauch der X-Karte" abzukanzeln] wollen anscheinend ja auch, dass die anderen Spielenden ein Stück weit auf sie zukommen, und auf ihre Befindlichkeiten Rücksicht nehmen. Ohne dabei anzuerkennen, dass es unterschiedliche Bedürfnisse gibt, und dass das was sie als "Entgegenkommen" betrachten anderen absolut Null weiterhilft (weswegen sie es pauschal als "Rücksicht auf andere Befindlichkeiten (auf Kosten meiner eigenen)" abblocken, weil sie das Entgegenkommen der anderen offensichtlich als selbstverständlich betrachten).
 
In einer Runde, wo jeder sagt "Ich spiele nur für mich selber, ohne irgendwie auf meine Mitspielenden zu achten - den persönlichen Kram sollen die mal schön zuhause lassen" würden solche Personen vermutlich auch nicht glücklich werden.

Zitat
Zwar hast du recht, dass bei der X-Card die Informationen erst durch Nutzung bekannt werden, aber dann hat man ja trotzdem keinen Schutz, weil die Exposition nicht verhindert werden kann.

Es gibt durchaus Grade der Exposition, das ist kein Schalter der nur auf "Aus" oder "An" steht. Wenn z.B. Spinnennetze beschrieben werden, dann ist das vielleicht noch nicht traumatisierend für eine phobische Person, aber es deutet an, dass es zu einer schwereren Exposition (detaillierte Beschreibung von Spinnen) kommen könnte, die dann zu echten Problemen führen könnte. Die betroffene Person kann in diesem Fall auf die Karte tippen, oder direkt sagen "bitte nicht weiter in diese Richtung".
 
Wie schon gesagt: die X-Karte ist quasi die "vorletzte Verteidigungslinie" (die wirklich letzte wäre die "Open Door Policy"), wenn fast alle anderen Sicherheitstechniken schon versagt haben. Wenn irgendetwas bei der Session 0 vergessen wurde (oder es keine Session 0 gab, z.B. auf einer Con), oder sich eine Person die am Spiel teilnimmt nicht vorstellen konnte, dass eine bestimmte Sache ein Problem sein könnt (jeder hat da "Blinde Flecken"), dann ist das eine Möglichkeit nochmal nachzujustieren, je nach Bedarf.
 
Das erfordert natürlich sowohl die Mitarbeit der Betroffenen (genau benennen können, wann ein Grenze überschritten wird oder werden könnte, bevor es zu spät ist), als auch des Rests der Gruppe (Bereitschaft zur Akzeptanz), damit das auch optimal funktioniert. Sicherheitstechniken sind kein Automatismus, sondern lediglich eine Erinnerung daran, dass man sich auf ein bestimmtes Verhalten geeinigt hat.
 
Wie schon angedeutet wurde, gibt es da durchaus mehr Möglichkeiten als die Extreme "Halt die Fresse und belaste uns nicht mit deinen Problemen!" (was sicherlich dem Großteil der Spielenden dazu bringt fluchtartig den Tisch zu verlassen - unabhängig davon was sie von Sicherheitstechniken halten) und "Die X-Karte trumpft alles!" (was ein Strohmann ist, welchen nichtmal die erbittertsten Verfechter der X-Karte vertreten). Unabhängig ob man das jetzt X-Karte nennt oder (wie bei Ludovico) "Sag bitte kurz, wenn du dich unwohl fühlst, dann finden wir sicher eine Lösung." ;)
Titel: Re: Erfahrungen mit X-Card und anderen Sicherheitstechniken
Beitrag von: schneeland am 29.09.2025 | 16:29
Der letzte Beitrag wurde mittlerweile angepasst, und ich denke, mittlerweile ist genug Zeit vergangen, um den Thread wieder aufzumachen.
Ich möchte an dieser Stelle nochmal allgemein zur Mäßigung aufrufen, und einerseits daran erinnern, dass wir uns hier im allgemeinen Bereich und nicht in Rollenspiel&Gesellschaft befinden (und entsprechend die Frage, ob es eine Korrelation zwischen politischer Grundhaltung und Position zur X-Card und ähnlichen Werkzeugen gibt, OT ist), und andererseits daran, dass fivebucks in seinem Ausgangabeitrag nach persönlichen Erfahrungen gefragt hat. Idealerweise fließen diese eigenen Erfahrungen in die Beiträge zum Thema ein.