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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Weltengeist am 7.12.2025 | 08:35

Titel: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Weltengeist am 7.12.2025 | 08:35
Mir fällt seit einer Weile auf, dass mich (ganz im Gegensatz zu den letzten 12 Jahren) kaum noch etwas triggert, Geld auf Rollenspielsachen zu werfen.

Nun kommt man dann ja schnell auf den Gedanken, dass es an den anderen (hier: den Verlagen) liegt. Gefühlt tut sich gerade bei den großen und etablierten Linien gerade ziemlich wenig. Einige der großen deutschen Rollenspiele (Midgard, Splittermond) bestehen derzeit primär aus Ankündigungen, einige internationale Player (Starfinder, Kobold Press) auch. D&D scheint immer noch darüber nachzudenken, wie sie sich künftig aufstellen wollen, und hat ohnehin seit Jahren einen Output, der für einen Weltmarktführer ein schlechter Witz ist. Und einiges, was von den mittelgroßen Verlagen schon ewig angekündigt ist, hängt Monate und Jahre in der Pipeline und kommt einfach nicht in die Läden (zumindest nicht gedruckt).

Gefühlt kommt derzeit die meiste Action von neuen Playern (Daggerheart, Dragonbane, Shadowdark, Cosmere etc.) und ihren Third-Party-Verlagen, bei denen aber nicht klar ist, ob sie das Spiel längere Zeit durchhalten oder ob es sich um Strohfeuer von kurzer Dauer handelt. Aber auch bei den Crowdfundings sind einige Sachen, die aufwändig gemacht waren und die ich interessant fand, nur derart knapp über den Zielstrich gekommen, dass jetzt schon klar ist, dass sie bestenfalls die Versprechen aus dem Crowdfunding erfüllen und dann was anderes machen werden.

Oder stimmt das alles gar nicht und ich komme tatsächlich langsam ins Schwabenalter (obwohl ich gar kein Schwabe bin), übersehe wichtige Dinge oder bin wirklich langsam übersättigt?
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Eleazar am 7.12.2025 | 09:05
Mich hat in den letzten Jahren Vaesen wegen der Aufmachung getriggert. Und ich habe beim Schlussspurt von Midgard tüchtig zugeschlagen - und das war zusammen mit den Sachen echt ne Menge.

Ansonsten glaube ich sofort, dass zwei Faktoren eine Rolle spielen:

Das Alter: Wenn du 12 Jahre tüchtig eingekauft hast, dann sind die Regale voll, du hast viel Verschiedenes gekauft - und du hast gemerkt, wie wenig du davon wirklich brauchst. Letzte Erkenntnis bremst mich gewaltig bei Spontankäufen. Und auch, dass ich praktisch kaum mehr weiß, wohin mit dem Zeug.

Die wirtschaftliche Lage: Es gibt wirtschaftlich betrachtlich ein Klima der Unsicherheit, dass ja große Gruppen der Bevölkerung von größeren, nicht notwendigen Investitionen abhält (außer bei Lippenstiften). Auch wenn das bei dir oder mir konkret gar nicht der Fall sein sollte, merke ich, dass ich mehr spare und insgesamt zurückhaltender bei Käufen bin. Rein als psychologischer Effekt. Und wenn man sich ehrlich die Frage stellt, "Muss das wirklich sein?", dann ist die Antwort bei PnP eigentlich immer - Nein!

Und ich denke, dass eine Kombination aus beidem schon mächtig wirken kann.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: ghoul am 7.12.2025 | 09:12
Du schreibst, als sei das ein Problem.
Dabei bin ich mir sicher, dass du bereits über eine umfangreiche Rollenspiel-Bibliothek verfügst und nichts dich daran hindert, deiner Kreativität freien Raum in der weiteren Welten(geist)ausgestaltung zu lassen.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Runenstahl am 7.12.2025 | 09:16
Ich bin jemand der grundsätzlich keine Abenteuer kauft. Insofern ist mir der Produktausstoß für meine Rollenspiele völlig egal und es fällt mir auch nicht wirklich auf ob da nun viel oder wenig kommt. In den letzten Jahren spielen wir vor allem D&D und zumindest was Zusatzbände angeht kommt da für meinen Geschmack schon fast zuviel raus (ich bin nicht wild auf den Powercreep der damit stets einher geht).

Für Leute die nur Fertigabenteuer leiten dürfte der Ausstoß bei D&D aber wirklich zu gering sein, da hast du Recht. Aber war das früher anders oder kommt einem das nur so vor wenn man auf die Gesamtheit der Abenteuer blickt die in den letzten 30+ Jahren Rausgekommen sind ?

Im Rollenspielmarkt als Gesamtheit empfinde es schon so das es immer wieder kleine und große Innovationen gibt die das Rollenspiel-Hobby weiter voran bringen.

Von der Einstellung die heute weg von "Der SL ist der MEISTER und muss die Charaktere kleinhalten" und hin zu "sei ein Fan der Charaktere" geht.
Regeln die bei vielen Rollenspielen inzwischen mehr als nur "Ja/Nein" Ergebnisse liefern (PbtA mit Teilerfolgen, Fantasy-Flight Systeme mit ihren Spezialwürfeln bis hin zu D&D das im DMG zumindest Vorschläge zu "Success at a Cost" und Erfolgs bzw Misserfolgabstufungen liefert).
Systeme die neue Ideen bringen wie Blades in der Dark wo man geschickt die Planungsphase nachträglich mit einem Wurf abhandelt (soweit ich das Verstanden habe, ich habe es noch nicht selbst gespielt).
Verschiedene Systeme spielen inzwischen mit Karten und was bei Warhammer Fantasy noch "clunky" war scheint Daggerheart nun deutlich besser gemacht zu haben.

Gibt bestimmt noch einiges mehr was mir gerade nicht einfällt aber wie gesagt: Das Rollenspiel in seiner Gesamtheit entwickelt sich mMn kontinuirlich weiter und das macht auch vor den großen Systemen nicht Halt.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Zed am 7.12.2025 | 10:27
Ich denke, das Nachlassen des Interesses an neuen Systemen ist eine natürliche Abzweigung einer normalen Entwicklung: Nach DSA 1, DnD und AdnD 1 bis 3.5 mit einem Abstecher zu RuneQuest (3) war bei mir meine Systemsuche vorerst abgeschlossen.

Dazu kam, dass dann massiv weniger Zeit zur Verfügung stand - und die ins Spielen der Kampagne floss und nicht länger ins Einarbeiten neuer Systeme.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Prisma am 7.12.2025 | 10:39
Mir fällt seit einer Weile auf, dass mich (ganz im Gegensatz zu den letzten 12 Jahren) kaum noch etwas triggert, Geld auf Rollenspielsachen zu werfen.

Nun kommt man dann ja schnell auf den Gedanken, dass es an den anderen (hier: den Verlagen) liegt. Gefühlt tut sich gerade bei den großen und etablierten Linien gerade ziemlich wenig. Einige der großen deutschen Rollenspiele (Midgard, Splittermond) bestehen derzeit primär aus Ankündigungen, einige internationale Player (Starfinder, Kobold Press) auch. D&D scheint immer noch darüber nachzudenken, wie sie sich künftig aufstellen wollen, und hat ohnehin seit Jahren einen Output, der für einen Weltmarktführer ein schlechter Witz ist. Und einiges, was von den mittelgroßen Verlagen schon ewig angekündigt ist, hängt Monate und Jahre in der Pipeline und kommt einfach nicht in die Läden (zumindest nicht gedruckt).

Gefühlt kommt derzeit die meiste Action von neuen Playern (Daggerheart, Dragonbane, Shadowdark, Cosmere etc.) und ihren Third-Party-Verlagen, bei denen aber nicht klar ist, ob sie das Spiel längere Zeit durchhalten oder ob es sich um Strohfeuer von kurzer Dauer handelt. Aber auch bei den Crowdfundings sind einige Sachen, die aufwändig gemacht waren und die ich interessant fand, nur derart knapp über den Zielstrich gekommen, dass jetzt schon klar ist, dass sie bestenfalls die Versprechen aus dem Crowdfunding erfüllen und dann was anderes machen werden.

Oder stimmt das alles gar nicht und ich komme tatsächlich langsam ins Schwabenalter (obwohl ich gar kein Schwabe bin), übersehe wichtige Dinge oder bin wirklich langsam übersättigt?
Ich sehe viele Punkte so wie du. Und nein, du kommst nicht ins Schwabenalter, Eleazar und Ghoul haben schon die wichtigsten Gründe für diesen Effekt genannt. Es gibt zwar viele tolle Spiele da draußen, aber man selber hat schon mehr als genug und kann die Kern-Innovationen - wenn es denn wirklich welche sind, dies steht auf einem ganz anderen Blatt - leicht selbst implementieren. Dann gibt es noch neue Editionen von hoch geliebten Klassikern, die aber nicht mehr die selbe Magie versprühen, weil es nicht gelungen ist, die alten Stärken mitzunehmen. Ein Beispiel dafür wäre für mich Cyberpunk 2020 <--> Cyberpunk Red.
So ist es nur natürlich, dass uns nur wirklich besonderes interessiert, innerhalb unseres hochpersönlich subjektiven Geschmacks, oder neue Versionen liebgewonnener Spiele, die dann aber auch einen deutlichen Mehrwert liefern müssen. Wenn da nun "mal wieder" irgend ein Fantasy-Rollenspiel veröffentlicht wird, kommen wir aus dem Gähnen nicht mehr raus, wenn es dem Spiel nicht gelingt irgendwelche Knöpfe in uns zu drücken, oder ein Problem löst, welches uns immer gestört hat.

Mit dem Produktausstoß ist das auch so eine Sache. D&D5 hat im Vergleich wirklich sehr wenig veröffentlicht und dann auch immer nur kastriertes Material, wenn man frühere Editionen, speziell 2E, betrachtet. Also, kein bis kaum Mehrwert und auch noch wenig Spielsachen. Dagegen ist der Produktausstoß von Lamentations of the Flame Princess sehr hoch und das Material oft sehr hochwertig. Bildlich gesehen schenkt LotFP königlichen Wein aus, während 5E Murmeln an die "ungewaschenen Massen" vertickt und denen erzählt das sei gut so.

Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Kaskantor am 7.12.2025 | 10:45
Ich bin zum Beispiel jemand der auch gerne Kaufabenteuer leitet (und es gibt einfach noch viel zu wenig fertiges für z.B. Foundry VTT, vor allem aus dem eigenen Land) und meiner Wahrnehmung nach versucht man derzeit den Leuten ein „schreib deine eigenen Welten und Abenteuer“, so wie es z.B. ein Mercer macht, zu verkaufen.

Aber abgesehen davon stürze ich mich gerade auf Daggerheart und Shadowdark wie ein kleines Kind vor Weihnachten und das obwohl ich seit 35+ Jahren spiele :)

Ich bräuchte persönlich auch viel weniger Splatbooks, sondern einfach nur Abenteuer, Abenteuer, Abenteuer…

Tja und zu den großen Verlagen…ein DnD ist für mich schon lange durch, Uhrwerk leider auch. Ulisses hat einen recht krassen Ausstoß zumindest kann man sich bei HeXXen und DSA wohl nicht beschweren, aber ob man das alles braucht…?

Ich versuche zumindest nimmer in die Breite zu kaufen, sondern eher eine Handvoll Systeme im Auge zu behalten, aber kaufe dann bei weitem auch nimmer alles was da so erscheint.

Bei Shadowdark könnte es eine Ausnahme werden, da spricht mich derzeit alles an, habe aber auch das GRW erst seit Freitag ;D Aber GRW + Zines + Sl-Schirm (falls mal nicht virtuell) ist alles stimmig und nimmt auch nicht viel Platz weg. Was aus dem neuen KS kommt klingt auch nach vernünftigen Stuff und bei den Summen, die da zusammenkommen, wie auch bei der Reichweite, die die DH-Leuts haben, bin ich glaube die nächste Zeit sicher :)
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Runenstahl am 7.12.2025 | 10:49
Ich bin zum Beispiel jemand der auch gerne Kaufabenteuer leitet

Da bist du bestimmt nicht alleine. Und das ist ja auch gut so. Die Verlage können nicht nur von Grundregelwerken leben. Wäre vielleicht mal interessant für eine Umfrage wie das Verhältnis zwischen selbstgeschriebenem zu  Fertigabenteuern bei verschieden Leuten aussieht....
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Weltengeist am 7.12.2025 | 10:56
Bisher antwortet hier eigentlich kaum jemand auf die Frage, um die es mir eigentlich ging: Kommt es mir nur so vor, oder hat der Produktausstoß der großen Verlage / großen Produktlinien spürbar nachgelassen?
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Kaskantor am 7.12.2025 | 11:03
Hm… wäre wieder die Frage was sind große Linien für dich.

Ich sag’s mal so, bei DSA, PF2 kommt Zeug ohne Ende…
Bei DnD kommt z.B. wenig für dessen Marktgröße…
Also ist es wohl unterschiedlich.

Aber insgesamt würde ich deine Wahrnehmung auch so unterschreiben.

Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: HEXer am 7.12.2025 | 11:18
Über die großen Verlage kann ich nicht sagen, weil ich nicht ein einziges der "großen" Systeme spiele. Was ich wahrnehme ist, dass es bei kleineren Rollenspielen meiner Wahrnehmung nach einen Trend zu Mikropublikationen gibt, die vorwiegend digital verkauft werden. Ein gutes Beispiel ist das Shadowdark. Es gibt dutzende, wenn nicht inzwischen hunderte an Dingen, die man sich dazu kaufen kann. Das Problem: Ich mag das nicht.

Ich fühle mich durch diese ganzen Third-Party-Mini-DLCs ü-ber-haupt nicht angesprochen und verliere auch völlig den Überblick. Da kommt (überspitzt formuliert) stündlich ein neuer heißer Shice, ehe ich den anderen kram auch nur gelesen habe. Ich möchte schöne Bücher, in die Hirnschmalz geflossen ist, in die ich mich vertiefen kann.

Edit: Könnte mir vorstellen, dass es diese Schnelllebigkeit für Verlage auch schwierig macht, größere Sachen noch wirtschaftlich zu erstellen.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 7.12.2025 | 11:24
Kommt es mir nur so vor, oder hat der Produktausstoß der großen Verlage / großen Produktlinien spürbar nachgelassen?

zu DSA4.1 haben ich viel gekauft - Regeln als auch das Settingmaterial, kaum Abenteuer, da bin ich DIY
der Produktausstoss war angemessen

inzwischen ist mir DSA zu unübersichtlich.
aus einem Impuls heraus wollte auf mein schon vorhandenes DSA4.1 Wege der Alchemie mal den aktuellen DSA5 Artefakte-Konstruke Stand kaufen.

bevor ich zwischen Kodex und Kompendium herausgefunden hatte, was wofür und was wie unvollständig und was wie zusammenkopiert aus was war,
löste sich mein Haben-wollen-Impuls schon wieder auf.
Sprich, DSA5 hat mich durch zu viel durcheinander Produktausstoss vom "click-jetzt-Lust-kauf" ja was eigentlich...

- bewahrt?
- geheilt?
- abgeschreckt?
- mich auf meine eigene Kreativität zurückbesinnen lassen?
  (bevor ich 49 Euro in eine unvollständige Buchruine stecke, kann ich mir Artefacts&Constructs, Golems&Chimären, ABC&XYZ auch selbst ersinnen...)

Fazit: machmal ist weniger Ausstoss mehr Relevanz bzw. Übersichtlichkeit
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: nobody@home am 7.12.2025 | 11:28
Ein bißchen mag auch die Frage sein, wie es um den Umfang der einzelnen Produkte bestellt ist. Der Gedanke kam mir in einem Flashback zu einem Video von Matt Colville zum Thema Abenteuerlänge (https://www.youtube.com/watch?v=RcImOL19H6U), in dem er die schmaleren D&D-Einzelabenteuer insbesondere aus der TSR-Zeit mit den scheinbar heute lieber angebotenen regelrechten Fertigkampagnen über X Stufen hinweg vergleicht und die ersteren fürs Hobby als gesünder einstuft -- unter anderem wohl, weil sie flexibler im Einsatz sind und man sie auch leichter mal tatsächlich zu Ende spielen kann.

Aber unabhängig vom Thema Abenteuer, wie sieht es da allgemein aus? Gab's früher mehr dünnere Bücher, dafür aber öfter (ich erinnere mich z.B. aus meinen Anfangstagen noch an Spiele in regelrechten Schachteln, in denen die Regeln dann in mehrere Softcoverbände unterteilt waren), während die Verlage sich heute lieber auf weniger, dafür aber vergleichsweise massive Wälzer konzentrieren? :think:
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Radulf St. Germain am 7.12.2025 | 11:34
Also mir kommt es nicht so vor. Für Dnd5 gibt es tonnenweise Bücher, TORG könnte ganze Schränke füllen. Savage Worlds etwas langsamer aber durch Drittanbieter durchaus eine Menge.

Ich habe allerdings schon das Gefühl, dass Verlage wirtschaftlicher denken. Ein Grundregelwerk kaufen alle (SL und Spieler), eine Regelerweiterung immerhin noch viele (SL und der Typ, der genau diese Klasse spielt), ein Abenteuer nur der SL. Vielleicht hat sich damit eine Verschiebung ergeben.

Ein Unterschied ist, dass die Brick-and-Mortar-Läden weniger im Regal haben. Das kann schon auch psychologisch einiges ausmachen.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Kaskantor am 7.12.2025 | 11:38
Nehmen wir mal die großen Systeme, die auch viel in D gespielt werden.
Das wären für mich persönlich:
- DnD
- PF
- Cthulhu
- Shadowrun
- WoD (nicht mehr so sicher)

Also bis auf DnD, ist der Produktausstoß schon noch recht hoch, oder? Über WoD könnte man sich streiten, die hatten ihr High eher Anfang 2000…
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: korknadel am 7.12.2025 | 11:41
Es ist überhaupt nicht einheiltich bei den Großen. Ulisses haut viel Kram aus, für Warhammer Fantasy gibt es so viel wie noch in keiner früheren Edition, für D&D5 kommt nach wie vor wenig, aber dafür wird der Markt mit 3rd-Party-Kram geschwemmt. Runequest kleckert so dahin, ich glaube, CoC ist so ein stetiges Ding.

Was mich eher ein bisschen nervt, ist der Zwang, neue Editionen rauszubringen, oft ohne dass die Vorgänger schon "komplett" wären.

Bei Runequest nervt mich das langsame Tempo, bei allen anderen Großen betrift es mich nicht. Für die eigentliche DCC-Serie dürften für meinen Geschmack ein paar mehr Nummern im Jahr rauskommen. Aber ist DCC groß?
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Runenstahl am 7.12.2025 | 11:44
Ich wollte das eigentlich mal zählen und eine Liste oder Grafik draus machen, aber das ist mir dann doch zuviel Aufwand. Hier ist jedenfalls eine Liste mit D&D Publikationen seit 1974 (ohne Drittanbieter soweit ich das sagen kann). Da ist auch allerlei Zeug dabei wie Würfelsets etc. aber die Liste ist mMn trotzdem brauchbar.

https://dungeonsdragons.fandom.com/wiki/List_of_Dungeons_%26_Dragons_books (https://dungeonsdragons.fandom.com/wiki/List_of_Dungeons_%26_Dragons_books)

Wenn man sich das in 5-Jahresabschnitten anguckt dann stellt man fest das der Produktausstoß in den ersten fünf Jahren eher gering war. Dann ging es rapide bergauf und lag bei 100-200 Produkten alle 5 Jahre. Ab 2013 wurde der Ausstoß dann rapide zurückgefahren und ist in den letzten Jahren wieder ungefähr da wo man in den ersten 5 Jahren war (gute 30 Produkte in 5 Jahren).

Die Aussage das es zumindest für D&D deutlich weniger gibt ist also Fakt.

Als Stillstand würde ich es aber nicht bezeichnen. Zumal die heutigen Publikationen oft mehr bieten. Alte Abenteuer ware Hefte die oft nur 32 Seiten hatten. Neue sind eher dickere Bücher. Welchen Abenteuerstil man bevorzugt ist sicherlich Geschmackssache (ich selbst hasse alte Abenteuer wo eine falsche Entscheidung oder ein verkackter Rettungswurf sofort den Tod bedeuten) aber das die Qualität von Druck und Bildern in keinem Verhältnis zu alten Produkten steht dürfte unbestreitbar sein.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: gunware am 7.12.2025 | 14:14
Gefühlt tut sich gerade bei den großen und etablierten Linien gerade ziemlich wenig.
Ich habe genau entgegengesetztes Gefühl.
Früher konnte ich mithalten und kaufen. Jetzt ist es fast nicht schaffbar. Und dann alles noch zu lesen, das ist die nächste Hürde.
Deshalb ist es schwierig. Aber ich schätze, es kommt mehr raus als früher. Und zwar  nicht nur mengenmäßig sondern auch seitentechnisch.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Feuersänger am 7.12.2025 | 14:17
Meine Leib- und Magensysteme sind seit vielen Jahren abgeschlossen, da kommt nichts mehr nach.

Und der Zeitgeist ist auch in eine völlig andere Richtung gegangen, sodass ich nicht mehr damit rechne, dass zu meinen Lebzeiten nochmal ein neues System rauskommt, das bei mir die richtigen Knöpfe drückt.
Ich bin also ein Grognard.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Luxferre am 7.12.2025 | 14:21
DSA und D&D5 werden meiner Meinung nach gerade viel zu lange totgeritten!
Weltweit verändert sich das Konsumverhalten zu schnelleren und weiterentwickelten Produkten und ausgerechnet in dieser Nische wird an alten Erfolgen festgehalten.
Ich halte es, wie die Wirtschaftspsychologen: "Erfolg macht lernbehindert." (Sprenger)
Es wird viel zu lange und viel zu ausschöpfend/ausschlachtend an einem Erfolg festgehalten. Das ist mMn EXAKT der falsche Weg.

Daher: ja, ich kann deinen Punkt nachvollziehen, Weltengeist.


EDIT:
mal ab davon, dass ich am Festhalten, Kopieren und Anbiedern an einem Erfolgssystem nichts, aber auch gar nichts Gutes finden kann.
Mich widert ja schon Personenkult an, das ist hier bei den Großen irgendwie nicht anders.
(sorry für den sehr negativen Duktus, aber das ist, was ich fühle)
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Swanosaurus am 7.12.2025 | 14:44
Mein subjektives Gefühl ist: Es kommt wahnsinnig viel vor allen Dingen an Hochglanz-3rd-Party-5e-Produkten raus (ob Hochglanz auch hochwertig heißt, kann ich in dem Fall nicht beurteilen ...), die mich schlicht nicht interessieren.

Ansonsten scheint mir gerade viel im Wartemodus festzuhängen, das ganze Mittelsegment weiß irgendwie nicht so richtig, wo es hingeht ... und ich auch nicht.

Trotzdem gibt es viele Dinge, die mich zufriedenstellen, größtenteils aber auch Produkte, die schon lange finanziert sind und jetzt endlich rauskommen: Blue Planet, Dolmenwood, die 2nd Edition von d6 System ... das sind aber wahrscheinlich alles vom Output her von vorneherein stark eingegrenzte Sachen, die nicht über Jahre hinweg Stoff raushauen werden wie D&D, Pathfinder und DSA und auch gar nicht so angelegt sind.

Für mich passt das bestens, ich brauche eh nicht diese Stoffmengen.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: schneeland am 7.12.2025 | 15:56
Mal stärker auf den Publikationsteil der Ausgangsfrage geschaut:

Runenstahl hat das ja schon ein bisschen analysiert und ich hätte jetzt auch gesagt: bei D&D5 ist der ganz große Peak durch und es kommen sowohl gerade weniger 1st Party-Titel als auch weniger ganz große 3rd Party Crowdfundings. Absolut betrachtet kommt natürlich immer noch sehr viel Zeug, aber man merkt m.E. schon, dass sich seit der "OGL-Krise" die Aufmerksamkeit stärker verteilt - große 3rd Party Publisher wie Kobold Press haben dann ja jetzt auch häufiger ihren eigenen 5e-Ableger.

Bei Paizo ist, wie ja bereits im Ausgangsbeitrag festgestellt, Starfinder 2 gerade in der Mache. Und Pathfinder 2 als ganz großes Ding ist ja jetzt schon eine Weile auf dem Markt und erhält, soweit ich das sagen kann, relativ geräuschlos, aber kontinuierlich neue Inhalte.

Letzteres gilt m.E. ähnlich für relativ viele Verlage "aus der zweiten Reihe" - bei Free League, Goodman Games und Modiphius kommt halbwegs kontinuierlich neues Material für bestehende Linien, aber es gab da m.W. keine großen neuen IPs, die mit Spielen versorgt werden (das größte Thema war da vielleicht noch Coriolis - The Great Dark und die Alien Evolved Edition, auf die aber m.E. keiner so richtig gewartet hat). Chaosium macht ihr Ding wie immer und bringt in - korknadel erwähnte es bereits - eher übersichtlichem Tempo Material für bestehende Linien. Zwar kam da auch ein Age of Vikings, über das ich mich persönlich gefreut habe, aber das ist halt auch eher ein Ding für eine schmale Zielgruppe.

Für Shadowrun kommt zwar immer nochmal was - und Pegasus übersetzt das dann auch zeitnah und bringt hier und dort auch ergänzende Inhalte für die ADL - aber da ist jetzt m.E. auch nichts dabei, was noch breite Aufmerksamkeit erregt hat (auch wenn die Magie gerade mal wieder rebootet wurde). Möglicherweise kommt irgendwann ja mal wieder eine neue Edition, die dann auch nörgelige Altspieler wie mich motiviert, nochmal genauer reinzuschauen.

Ähnliches gilt m.E. für DSA, wo die 5. Edition zwar einigermaßen regelmäßig neues Material bekommt, aber das vor allem für Bestandsspieler attraktiv ist. Nett ist, dass jetzt mehr Bücher editionsneutral angeboten werden, aber das ist vermutlich auch eher für die noch vorhandenen DSA 4-Spieler interessant. Und zu einer 6. Edition, die irgendwas signifikant anders macht, habe ich bisher nichts wahrgenommen.

Ein bisschen heraus stich da vielleicht Cubicle 7, die mit den Rollenspielen zu Warhammer - The Old World und The Horus Heresy ja vor nicht allzu langer Zeit gleich zwei neue Linien angekündigt haben (wobei man von HH bemerkenswert wenig hört), und kürzlich dann auch die 5. Edition für Warhammer Fantasy. Und wie schon jemand feststellte: was den Übersetzungsfortschritt angeht, ist Ulisses da vergleichsweise gut dabei.

Große OSR-Projekte, auf die viele Leute warten, gibt's m.E. auch gerade nicht - da waren Mothership und Dolmenwood vielleicht auch Ausnahmen. Und auch bei den narrativen Sachen habe ich den Eindruck, dass gerade Sachen laufen, die wirklich breite Aufmerksamkeit ziehen (wie es bspw. bei Trophy oder Brindlewood Bay der Fall war) - das ist aber auch eine Ecke, die ich nur noch eingeschränkt im Blick habe.

Und dann sind wir, was bekannte Rollenspiel-Linien und -systeme angeht, m.E. schon bei den Sachen, die nur noch unter liefen rangieren. Die World of Darkness nimmt das mit der Maskerade sehr ernst und hat das Rampenlicht verlassen. Splittermond war ja international eh nie groß und läuft seit der Uhrwerk-Insolvenz auf kleiner Flamme. Midgard 6 ist im Editions-Limbo gefangen - die initiale breitere Aufmerksamkeit ist da m.M.n. mittlerweile weg.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: ghoul am 7.12.2025 | 16:00
Im OSR-Bereich erscheint eigentlich recht viel, zu viel, als dass ich den ganzen heißen Kram überhaupt konsumieren könnte.
Gazer Press, E.M.D.T. und LotFP sind bspw. Garanten für einen stetigen Fluss an Modulen und Kampagnen.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Swanosaurus am 7.12.2025 | 16:32
Herrscht vielleicht allgemein eine gewisse "Konsolidierungsstimmung" im RSP? Also keine großen neuen Würfe versuchen ... D&D2024 hat das ja versichert, und selbst große neue Projekte wie Draw Steel und Daggerheart vermitteln ja eher, bereits Bekanntes so zusammenzustellen und aufzubereiten, dass sie das Spielerlebnis von 5e in eine jeweils unterschiedliche, aber klarer vom System getragene Richtung entwickeln. Gibt zwar immer noch genug kleine Rollenspiele, die einem erzählen (oder auch nur erzählen wollen), dass sie was superkreatives Neues machen, aber die Sachen, die schon groß sind oder eine vergleichbare Aufmerksamkeit erhalten, sind selbst, wo sie deutliche Mechanische Neuerungen erhalten, vom Grundgedanken doch eher konservativ auf 5e bezogen. Es soll wie 5e sein, nur auf die eine oder andre Art besser.

Und Chaosium ist seit jeher konservativ (Cthulhu7 war für deren Verhältnisse ja ein ungeheuer radikaler Bruch). So richtig weiterentwickelt wird da tendenziell auch nicht, aber eben auf hohem Niveau bedient.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Dr. Evil am 7.12.2025 | 17:09
Ich habe genau entgegengesetztes Gefühl.
Früher konnte ich mithalten und kaufen. Jetzt ist es fast nicht schaffbar. Und dann alles noch zu lesen, das ist die nächste Hürde.
Deshalb ist es schwierig. Aber ich schätze, es kommt mehr raus als früher. Und zwar  nicht nur mengenmäßig sondern auch seitentechnisch.
Da geht es mir ähnlich, auch wenn ich jetzt nicht unbedingt beurteilen mag, ob die großen Verlage mehr oder weniger neue Sachen für ihre Produktlinien auf den Markt schmeißen. Neben dem z. T. recht hohen Ausstoß an Material (egal ob von kleinen Verlagen, Crowfunding oder die x-te Neuauflage von alten Systemen) geht es mir ähnlich wie Weltengeist: So richtig triggert mich im Moment nichts mehr. Alles schonmal gehört, gelesen oder erlebt. Eine weiteres neues Würfelset für die Besonderheiten des Mechanismus ... Hier mag ich aber nicht allzu sehr jammern, da es immer noch einige Perlen zu entdecken gibt.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: AndreJarosch am 7.12.2025 | 17:22
Was ich mir von meinem Hobbyleben wünsche ist nicht ständig was Neues (neue Spielsysteme), sondern ein paar Spielsysteme die ich mag, die dann mit Quellenbänden, Abenteuern und Kampagnen und einer gelegentlichen Regelergänzung ausgebaut werden.

Ich bin mit Stabilität (nicht Stillstand!) von z.B. Cthulhu oder Pendragon eigentlich recht zufrieden.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Weltengeist am 7.12.2025 | 17:36
Neben dem z. T. recht hohen Ausstoß an Material (egal ob von kleinen Verlagen, Crowfunding oder die x-te Neuauflage von alten Systemen) geht es mir ähnlich wie Weltengeist: So richtig triggert mich im Moment nichts mehr. Alles schonmal gehört, gelesen oder erlebt.

Ja, das ist eine Frage, die ich mir auch stelle: Liegt meine Unzufriedenheit gar nicht so sehr daran, dass wenig kommt, sondern daran, dass das, was kommt, so dermaßen immer das selbe ist?

Klar gibt es den tausendsten D&D-Klon, aber das nützt mir wenig, wenn ich kein D&D mag. Und klar gibt es endlich mal wieder ein Cthulhu-, Wikinger- oder Steampunk-London-Setting. Hatten wir ja noch gaaar nicht.

Vielleicht geht es mir einfach ein bisschen wie im Kino, wo gefühlt auch nur noch Fortsetzungen, Spin-Offs, Prequels, Sequels, Neuverfilmungen, Serienadaptionen, Animations- bzw. Realverfilmungen usw. von altbekanntem Stoff aus den 80ern kommen.

Zugegeben - den Glauben, dass doch noch jemand das Regelwerk, das ich haben will, für den Massenmarkt rausbringt, habe ich mittlerweile aufgegeben. Was ich aber immer noch für realistisch halte, wäre ein Setting, das mal wieder den Mut zum großen Wurf abseits des Fäntelalter- und Franchise-Mainstreams hat. Sowas wie es Eberron, Fading Suns, Spelljammer, Dark Sun, Talislanta oder Myranor einmal waren.

Klar versucht das ab und zu mal ein Kleinstverlag, aber dann kratzen sie mit Mühe und Not 20.000 Euro im Crowdfunding zusammen, womit klar ist, dass außer dem Weltenband nichts mehr kommen wird. Daher meine Vermutung, dass so etwas von einem großen Verlag kommen müsste. Aber die sind meist damit beschäftigt, die 6. Edition von XY in Echtleder mit Goldschnitt für den zahlungskräftigen Grognard rauszubringen...
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 7.12.2025 | 17:49
Fühl' ich.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Prisma am 7.12.2025 | 17:57
Ja, das ist eine Frage, die ich mir auch stelle: Liegt meine Unzufriedenheit gar nicht so sehr daran, dass wenig kommt, sondern daran, dass das, was kommt, so dermaßen immer das selbe ist?
Wenn mal guckt, nichts ist erfolgreicher als EDO-Fantasy, gleichzeitig ist nichts langweiliger als EDO-Fantasy.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: gunware am 7.12.2025 | 18:34
ist nichts langweiliger als EDO-Fantasy.
Das fühle ich nicht.
Gerade jetzt bei Pf2, toter Gott, Charaktere, die bis zum Gott oder zum Reiter der Apokalypse aufsteigen können, schön mit funktionierenden Regeln unterfüttert. Trotz meines langen Lebens habe ich das noch nirgendwo anders in einem System entdeckt.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: nobody@home am 7.12.2025 | 18:47
Wenn mal guckt, nichts ist erfolgreicher als EDO-Fantasy, gleichzeitig ist nichts langweiliger als EDO-Fantasy.

Ich weiß gar nicht mal, ob ich speziell den Platzhirsch D&D so zwingend als EDO einsortieren würde -- das hatte schon immer ganz selbstverständlich -zig intelligente Völker in seinen Settings, nur die offiziell spielbare Auswahl war und ist halt im Vergleich zur Gesamtheit eng beschränkt. Und wenn auf einer einzigen Standard-D&D-Spielwelt schon mehr deutlich verschiedene denkende Spezies herumhocken als bei Star Trek in der gesamten Föderation, dann ist "EDO" eigentlich schon Etikettenschwindel.

Aber mal davon abgesehen? Klar, der Mensch ist ein Stück weit einfach auch ein Gewohnheitstier und will also gar nicht unbedingt ständig mit neumodischer Originalität bombardiert werden. Wenn "EDO-Fantasy" also der McBurger des Rollenspiel ist -- kulinarisch nicht besonders anspruchsvoll und womöglich sogar ungesund, aber halt vertrautes "comfort food" --, dann wird sie wohl auch weiter ihre Kundschaft finden. Muß man selbst ja nicht mögen, aber ich würde mir bei Versuchen, Leute, die das trotzdem tun, zu "höheren Ansprüchen" zu "erziehen", auch keine hohe Erfolgsaussicht ausrechnen.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Weltengeist am 7.12.2025 | 19:34
Klar, der Mensch ist ein Stück weit einfach auch ein Gewohnheitstier und will also gar nicht unbedingt ständig mit neumodischer Originalität bombardiert werden. Wenn "EDO-Fantasy" also der McBurger des Rollenspiel ist -- kulinarisch nicht besonders anspruchsvoll und womöglich sogar ungesund, aber halt vertrautes "comfort food" --, dann wird sie wohl auch weiter ihre Kundschaft finden. Muß man selbst ja nicht mögen, aber ich würde mir bei Versuchen, Leute, die das trotzdem tun, zu "höheren Ansprüchen" zu "erziehen", auch keine hohe Erfolgsaussicht ausrechnen.

Tut ja auch keiner. Wer mag, darf EDO-Fäntelalter-mit-allem-und-scharf spielen bis zur Rente und darüber hinaus. Es wäre nur schön, wenn es (um in deinem Bild zu bleiben) ab und zu auch mal einen größeren Laden gäbe, der was anderes als Burger und Pizza im Programm hätte.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Swanosaurus am 7.12.2025 | 19:37
Ich weiß gar nicht mal, ob ich speziell den Platzhirsch D&D so zwingend als EDO einsortieren würde -- das hatte schon immer ganz selbstverständlich -zig intelligente Völker in seinen Settings, nur die offiziell spielbare Auswahl war und ist halt im Vergleich zur Gesamtheit eng beschränkt. Und wenn auf einer einzigen Standard-D&D-Spielwelt schon mehr deutlich verschiedene denkende Spezies herumhocken als bei Star Trek in der gesamten Föderation, dann ist "EDO" eigentlich schon Etikettenschwindel.

Ich finde sogar ehrlich gesagt, dass EDO, so wie ich es verstehe, heute eher Mangelware ist. Bin da halt DSA-geprägt (wobei auch AD&D2 sich doch in den Grundregeln an Elfen, Zwerge, Halblinge und Gnome gehalten hat, oder?). Der Mainstream umfasst ja heute eindeutig deutlich mehr und auch einen längeren Zeitstrahl historischer Vorbilder. Insofern war Myranor für uns DSA-Spieler damals noch was total Abgedrehtes, aber heute sieht es gegen die meisten D&D-Welten doch eher zahm aus, was die reine Diversität von Wesen, Technologien und Magien angeht.

Richtig EDO macht doch aktuell fast nur noch The One Ring ...

Wodurch sich RSPs für mich noch interessant vom Mainstream absetzen können, ist weniger durch ein Angebot jenseits von EDO und mehr durch eine gewisse konzeptionelle Geschlossenheit. So was wie Myranor passt da gut rein, da steht hinter der Vielfalt immer noch ein recht organisches Gesamtkonzept. In letzter Zeit gefällt mir deshalb auch das Elric-angelehnte Tierras Quebradas so gut, oder jetzt Dolmenwood. Da gibt es halt eine ganze Menge NICHT, und während man immer alles einbauen kann, ist schon klar, dass das, WAS es gibt, so auch zusammengehört.

Das passt dann halt wieder nicht ins 5e-Konzept, zu dem irgendwie gehört, dass alle auch immer alles spielen können, worauf sie Bock haben, und es alles überall geben muss ...

Okay, ist wieder ein anderes Thema, hat in Bezug auf 5e aber vielleicht etwas mit dem Thema zu tun: Wenn es immer und überall alles gibt, ist es halt ganz schwierig, irgendetwas noch als neue Idee wahrzunehmen. Der Markt ist natürlich voll mit tollen neuen Ideen, aber die wenigsten davon werden jemals zu einer runden Sache. Was schön ist, weil sie das als Steinbruch tauglicher macht, aber andererseits: Ich brauche wirklich nichts mehr, wo ich Steine brechen kann. Ich habe hier mehr Steine rumliegen, als ich jemals verbauen kann.

Was mich ganz banal als "Kunde" dagegen anmacht, sind Dinge, die mir konzeptionelle Geschlossenheit vermitteln. Und die kommen für mein Gefühl tatsächlich immer weniger. Für mein Gefühl herrscht eine Art rasender Stillstand. Mit einem gemächlichen Fortschreiten könnte ich mehr anfangen.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Weltengeist am 7.12.2025 | 20:05
Was mich ganz banal als "Kunde" dagegen anmacht, sind Dinge, die mir konzeptionelle Geschlossenheit vermitteln. Und die kommen für mein Gefühl tatsächlich immer weniger.

Amen, Brother.

Ein leckeres Essen entsteht für mich auch nicht, indem man einfach ALLES, was in der Küche ist und jemals geschmeckt hat, in einen Topf kippt und kräftig umrührt. Ich lobe mir da die Kunst des Weglassens. Und die scheint mir zumindest im Mainstream eine aussterbende zu sein.

Wobei das ja mögen darf, wer will. Ich würde mir nur wünschen, dass es neben den großen Kitchen Sinks auch wieder mehr Mut zu größeren Produktlinien mit einem klaren Profil gibt, wie es sie gefühlt früher häufiger gab.

Zitat
In letzter Zeit gefällt mir deshalb auch das Elric-angelehnte Tierras Quebradas so gut

Ist das jetzt vorsätzliche Grausamkeit, dass du mir ein Rollenspiel servierst, dass total interessant klingt, das es aber scheinbar nur auf Spanisch gibt? :think:
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Swanosaurus am 7.12.2025 | 20:19
Ist das jetzt vorsätzliche Grausamkeit, dass du mir ein Rollenspiel servierst, dass total interessant klingt, das es aber scheinbar nur auf Spanisch gibt? :think:

Den Schnellstarter gibt's inzwischen auf Englisch: https://www.drivethrurpg.com/de/product/517642/broken-lands-quickstart (https://www.drivethrurpg.com/de/product/517642/broken-lands-quickstart)

Und das Grundregelwerk ist wohl auch auf Englisch in Arbeit, kann aber noch ein bisschen dauern ...
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Weltengeist am 7.12.2025 | 20:30
Den Schnellstarter gibt's inzwischen auf Englisch: https://www.drivethrurpg.com/de/product/517642/broken-lands-quickstart (https://www.drivethrurpg.com/de/product/517642/broken-lands-quickstart)

Danke für den Link! :d
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: nobody@home am 7.12.2025 | 20:39
(wobei auch AD&D2 sich doch in den Grundregeln an Elfen, Zwerge, Halblinge und Gnome gehalten hat, oder?)

Wie gesagt: das waren ja nur die offiziell spielbaren Völker. Aber man schlage nur ein beliebiges Monstrous Compendium aus der Zeit auf und schon springen einem die ganzen anderen oft denk- und wenigstens zum Teil auch durchaus kulturfähigen Geschöpfe, mit denen die Elfen, Zwerge, Halblinge und Gnome (und Orks!) ihre Welt eben "ganz nebenbei" auch noch teilen, schon regelrecht ins Gesicht...

Und ja, der Punkt "konzeptionelle Geschlossenheit" hat definitiv was für sich, denn die bietet D&D mit seinen typischen Alles-muß-rein-Welten in der Tat schon praktisch rein grundsätzlich eben nicht und das ist mMn auch eine seiner Schwächen. Sicher, ein Kitchen-Sink-Setting kann absolut Spaß machen, auch und vielleicht gerade über eine lange Kampagne hinweg...aber als ewig verbindliche Dauereinstellung für alles Fantasyrollenspiel überall? wtf?
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: korknadel am 8.12.2025 | 09:23
Und wenn die Sachen dann mal konzeptionell geschlossen sind, dann wird daran doch auch wieder rumgemeckert. CoC, wo man seit nunmehr über 40 Jahren immer dasselbe spielt, weil der lovecraftsche Mythos halt nicht mehr hergibt. Dasselbe Gemecker bei Warhammer Fantasy, weil man da immer nur gegen die Chaos-Bedrohung des Imperiums spielt, da wurde jahrzehntelang gebettelt, dass man doch auch mal Lustria oder sonst was bespielbar machen soll, weil die Leute am Ende halt doch lieber D&D-Exploration mit wildem Durcheinander spielen, als sich auf ein Thema in Variationen zu konzentrieren. Kaum war Symbaroum draußen mit diesem tollen Fokus auf den Konflikt rund um die namensgebenden Ruinen, da wollten die Leute, dass der Rest der Welt doch bitteschön auch noch beschrieben werden soll, vermutlich in der Hoffnung, dass am Ende auch hier wieder alles so ist wie in den D&D-Smarties-Settings. Kommt ein OSR-Spiel mit open license raus, dann dauert es höchstens ein paar Wochen, bis das erste 3P-Produkt oder Fanzine eine neue Ancestry oder Klasse präsentiert, damit man garantiert auch in diesem Spiel wieder seinen eichhörnchenohrigen Echsenschimpansen spielen kann. Jetzt sind noch alle begeistert von Dolmenwood, aber bestimmt braucht die Welt bald Gammawood, Spacewood und ach ja, dasselbe Setting, nur mit Wüste und Skorpionmenschen, Ameisenköniginnen, fliegenden Oasen und alten Echsenmumien wäre doch super, bittebitte, und da wil ich aber gefälligst einen Jaguartechnomagen spielen können.

Von wegen EDO: Ich finde es nicht schlimm, dass sehr viel EDO auf den Markt kommt, weil es die Alternativen bzw die etwas anderen EDO-Spiele ja schon alle gibt, angefangen schon in den 70ern mit Glorantha. Wenn man keinen Bock auf Tolkien-EDO oder D&D-EDO hat, kann man schon seit Jahrzehnten auf Earthdawn, Shadowrun, Castle Falkenstein und viele andere ausweichen. Talislanta hat garantiert keine Elfen. Mir ist gestern in irgendeinem Zusammenhang mal wieder Jorune begegnet. Es gibt so scheißeviel Ideen, die alle längst schon vorhanden sind und bespielt werden können. Wir aber refreshen alle paar Stunden die diversen Verlags- und Crowdfundingseiten und harren schwitzend darauf, dass es jetzt dann aber mal doch bitte gefälligst auftaucht, das tolle neue Ding, das uns vom Hocker haut. Ich glaube, deshalb nennt man uns Nerds.

Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Swanosaurus am 8.12.2025 | 09:28
Und wenn die Sachen dann mal konzeptionell geschlossen sind, dann wird daran doch auch wieder rumgemeckert. CoC, wo man seit nunmehr über 40 Jahren immer dasselbe spielt, weil der lovecraftsche Mythos halt nicht mehr hergibt.

Also, ich habe bei Cthulhu immer nur gemeckert, wenn sie plötzlich ganz ANDERE Sachen als den Mythos eingeführt haben (am schlimmsten immer noch die stinknormalen Werwölfe, die so nebenher in der Nyarlathotep-Kampagne und in Nocturne auftauchen ...).


Von wegen EDO: Ich finde es nicht schlimm, dass sehr viel EDO auf den Markt kommt, weil es die Alternativen bzw die etwas anderen EDO-Spiele ja schon alle gibt, angefangen schon in den 70ern mit Glorantha. Wenn man keinen Bock auf Tolkien-EDO oder D&D-EDO hat, kann man schon seit Jahrzehnten auf Earthdawn, Shadowrun, Castle Falkenstein und viele andere ausweichen. Talislanta hat garantiert keine Elfen. Mir ist gestern in irgendeinem Zusammenhang mal wieder Jorune begegnet. Es gibt so scheißeviel Ideen, die alle längst schon vorhanden sind und bespielt werden können. Wir aber refreshen alle paar Stunden die diversen Verlags- und Crowdfundingseiten und harren schwitzend darauf, dass es jetzt dann aber mal doch bitte gefälligst auftaucht, das tolle neue Ding, das uns vom Hocker haut. Ich glaube, deshalb nennt man uns Nerds.

Ja, es gibt halt tausend Sachen, aber die sind halt nicht neu und da gibt's halt mit dem Refresh-Button nichts zu holen. Dann macht das doch keinen Spaß.

EDIT: Bzgl. Dolmenwood brauchen wir eindeutig noch Dolmenwaste, Dolmenspace und Dolmenseas.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: nobody@home am 8.12.2025 | 09:55
Speziell zum Fall Cthulhu: also, das Grundkonzept des Mythoses ist ja durchaus flexibel. Ist ja nicht gerade so, als ob Lovecraft selbst sich sein Zeug nicht einfach mehr oder weniger aus den Fingern gesogen hätte -- solange man die Atmosphäre einigermaßen einfangen kann, läßt sich das schon auch wiederholen. ;)

Ich denke, Chaosiums Problem in diesem Fall ist einmal, daß sie schon "offizielles" Lovecraft-Rollenspiel anbieten wollen und aus der Quelle seit Lovecrafts Tod nun mal nicht mehr viel Neues zu holen ist (wobei, einiges an Berühmtheiten im CoC-Portfolio stammt ja sowieso von späteren Autoren), und dann, daß sie gerade auf dem verklagungssüchtigen US-Markt keinen Ärger damit kriegen wollen, daß irgendjemand oder dessen Schwippschwager meint, sie hätten genau sein Material rechtswidrig abgekupfert. Das motiviert schon zu einer gewissen konservativen Einstellung, zumal, wenn man nach Jahrzehnten ein Stück weit seinen eigenen "Verlagskanon" hat und Bestandskunden nicht vergrätzen will. Andererseits aber kann ich ihnen ehrlicherweise auch nicht das andere Extrem vorwerfen, daß sie immer nur die gleiche Leier abspielen würden; ja, viele "klassische" Kaufabenteuer aus den Achtzigern und so fühlen sich insbesondere im Nachhinein verzweifelt ähnlich an (wozu auch die damalige Produktionsqualität beitragen mag), aber wieviel Originalität man da jeweils ins Szenario einfließen läßt, ist ja andererseits auch wieder stark Sache der einzelnen darangesetzten Autoren und nicht unbedingt kollektive Alleinschuld der "Firma an sich"...
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: ghoul am 8.12.2025 | 09:56
@Swano: Du hast Dolmenmouse vergessen.  ~;D
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Raven Nash am 8.12.2025 | 10:54
Mein Problem mit den "Großen" wurde schon angesprochen: die Grundhaltung, dass Spieler immer alles zu dürfen haben. Sie dürfen jede Spezies spielen, sie müssen jede Klasse/Beruf/Konzept spielen dürfen, usw.
Das Setting hat sich dem gefälligst anzupassen.

Was daraus folgt sind Settings, die nur noch beliebig sind. Sie haben keinerlei Eigenständigkeit mehr, werden zum grauen Einheitsbrei. Alternativ hat man dann die ganzen Furries, die zumindest in sich wieder ein Konzept ergeben.

Daraus wiederum folgen stinklangweilige Abenteuer mit Plots, die hinten und vorne keinen Sinn machen. Oder man gleitet gleich ins absolut Bizarre ab (was ich persönlich überhaupt nicht abkann).
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: 1of3 am 8.12.2025 | 11:22
Ich finde sogar ehrlich gesagt, dass EDO, so wie ich es verstehe, heute eher Mangelware ist. Bin da halt DSA-geprägt (wobei auch AD&D2 sich doch in den Grundregeln an Elfen, Zwerge, Halblinge
Das passt dann halt wieder nicht ins 5e-Konzept, zu dem irgendwie gehört, dass alle auch immer alles spielen können, worauf sie Bock haben, und es alles überall geben muss ...

Also spezifische fertige Fantasy-Welten mit eigener Note sind aktuell nicht so in, das stimmt. Wildsea hat das vor nicht all zu langer Zeit gemacht. Vielleicht ist das ja was für dich / euch.

Aber ich glaube, du siehst das gewissermaßen falsch rum. Es ist nicht so, dass es alles gibt. Wenn die SCs ein Dragonborn, ein Gnom und ein Goliath sind, dann gibts halt die. Ob es Menschen auch und Elfen gibt ist völlig offen. Der Ansatz ist dann also die Welt um die Charaktere herumzustricken. Ganz explizit macht das Daggerheart, wo man das eigene Heimatland in die Karte einzeichnet. Der Reiz ist dann eben gemeinsames Worldbuilding.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Swanosaurus am 8.12.2025 | 11:27
Also spezifische fertige Fantasy-Welten mit eigener Note sind aktuell nicht so in, das stimmt. Wildsea hat das vor nicht all zu langer Zeit gemacht. Vielleicht ist das ja was für dich / euch.

Wildsea hatte ich mir tatsächlich angesehen, letztlich hab ich mich an der Ästhetik gestört, die war mir irgendwie zu cool. Aber es ist auch nicht so, dass ich gerade direkt was brauchen würde, ich habe aktuell Dolmenwood und einen Haufen Troika, und Blue Planet steht auch noch im Regal ...


Aber ich glaube, du siehst das gewissermaßen falsch rum. Es ist nicht so, dass es alles gibt. Wenn die SCs ein Dragonborn, ein Gnom und ein Goliath sind, dann gibts halt die. Ob es Menschen auch und Elfen gibt ist völlig offen. Der Ansatz ist dann also die Welt um die Charaktere herumzustricken. Ganz explizit macht das Daggerheart, wo man das eigene Heimatland in die Karte einzeichnet. Der Reiz ist dann eben gemeinsames Worldbuilding.

Für das Spiel ist da sicher was dran - gerade das gefällt mir ja auch an Daggerheart. Aber ich komme halt sehr wenig zum Spiel und bin dann doch hauptsächlich Rollenspiel-Leser (und ja, ich finde, Rollenspiele können auch als reine Textform ganz viele Sachen, die ich in Romanen nicht bekomme), und zum Lesen ist die Bandbreite immergleicher, nur leicht abgewandelter Optonen dann doch eher ermüdend.

Wenn ich mal eine Runde zum gemeinsamen Worldbuilding an den Tisch bekommen, würde ich es aber wahrscheinlich auch mit Daggerheart probieren.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Boba Fett am 8.12.2025 | 11:27
Mein Problem mit den "Großen" wurde schon angesprochen: die Grundhaltung, dass Spieler immer alles zu dürfen haben. Sie dürfen jede Spezies spielen, sie müssen jede Klasse/Beruf/Konzept spielen dürfen, usw. Das Setting hat sich dem gefälligst anzupassen.

Naja, das Setting eines großen Systems wird immer irgendwo "Mainstream Kitchensink" sein, damit man möglichst viele Konzepte unterbringen kann.
Zeug will verkauft werden und Fantasie ist eben doch nicht grenzenlos.
TSR hat mit AD&D noch ganz viele kleine nischige Settings rausgebracht, von denen einige wirklich ihre Besonderheiten hatten (Dark Sun, Planescape, Spelljammer) und letztendlich war das einer der beiden Auslöser für ihre Insolvenz (Klagewut war die zweite). Die wirklich erfolgreichen Dinge waren auch nur wieder "Mainstream EDO Kitchensink".

Korknadel hat es schon gesagt: Kaum kommt was nischiges raus, jammern alle, sie wollen mehr Einheitsbrei. Pizza & Pasta, Gyros und Döner sind gefragt und wehe jemand kommt auf die Idee, man könnte auch mal beim Inder bestellen - oder gar was marokkanisches ausprobieren...

Und alles muss auf 5e normiert werden. Demnächst sogar Aventurien.
(wobei die D&D Normierungs-Welle nichts neues darstellt - das hatten wir in den d20-2000ern auch schon mal)

Mein Tipp: Spielt wieder den alten Scheiß! Wozu stehen die Sachen seit 20-30 Jahren im Regal?
Ich habe jüngst meine Freude und das Interesse an Earthdawn wiedergefunden. Und lese begeistert Bücher, die in den 90ern ins Regal gewandert sind.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Raven Nash am 8.12.2025 | 11:59
Wenn ich mal eine Runde zum gemeinsamen Worldbuilding an den Tisch bekommen, würde ich es aber wahrscheinlich auch mit Daggerheart probieren.
Das ist ein weiterer Punkt: Die Nicht-Mainstream-Systeme setzen oft Dinge voraus, die man am heimischen Spieltisch gar nicht hat. Wie eben Spieler, die aktiv Worldbuilding betreiben wollen. In all meinen RPG-Jahren hatte ich vielleicht einen solchen Spieler - und das reicht nicht. Daran ist 13th Age gescheitert und DH würde wohl ebenso scheitern, wenn ich den Aspekt nicht einfach ausklammere.

TSR hat mit AD&D noch ganz viele kleine nischige Settings rausgebracht, von denen einige wirklich ihre Besonderheiten hatten (Dark Sun, Planescape, Spelljammer) und letztendlich war das einer der beiden Auslöser für ihre Insolvenz (Klagewut war die zweite).
WotC hat ja einige davon neu herausgebracht - und da zeigt sich genau meine Kritik. Plötzlich turnen Dragonborn durch Krynn, Spelljammer wird extrem abgespeckt, usw. Klar, muss ich ja alles an meinem Tisch nicht zulassen - es zeigt aber, wohin die Reise geht.
Ob das jetzt "Wokeness" heißt, oder "Zielgruppen-Marketing", ist am Ende egal. Die Idee ist, nur nicht einschränken, auch wenn gerade die Einschränkungen der USP eines Settings sind/waren.
Und natürlich kommt man an die alten Sachen irgendwie ran. Oftmals halt nur antiquarisch.

Ich bin jedenfalls mit Dragonbane im Moment glücklich, eben weil der Ausstoß im 3PP sehr hoch ist, bei mäßigem Ausstoß von FL selbst. Und da muss ich die Flut an D&D-Spezies, die konvertiert werden, auch nicht beachten.  ;)
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Swanosaurus am 8.12.2025 | 12:06
Ob das jetzt "Wokeness" heißt, oder "Zielgruppen-Marketing", ist am Ende egal.

Mit Wokeness hat das wirklich gar nichts zu tun, auch, wenn's gelegentlich so verkauft wird (von wegen Diversity ...). Wenn jemand so tut, als wäre "Tieflinge kannst du auch spielen!" ein progressives politisches Programm, komm ich nicht mehr mit ... ich lasse mich ja gerne als woke loben, aber Kitchensink=Woke ist mir dann wirklich zu dünne Soße.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: nobody@home am 8.12.2025 | 12:33
Speziell bei D&D ist spätestens heute der Kitchen-Sink-Ansatz halt Teil der Geldmaschine. Auf der einen Seite bietet man immer nur eine begrenzte Auswahl von "offiziellen" Optionen (Völker, Klassen, Hintergründe, Zauberzeugs) an, damit man die Kundschaft später immer schön weiter mit jeweils neuen Optionen zum Kauf von mehr Material verlocken kann (okay, das hat schon TSR so gemacht)...und auf der anderen sollen dann halt alle diese neuen Möglichkeiten möglichst überall sofort zur Verfügung stehen, damit die lästigen Hindernisse zwischen Wizbro und den diversen prinzipiell anzapfbaren Geldvorräten der Welt bloß gar nicht erst auf den Gedanken kommen, daß sich ein Einkauf ja vielleicht fürs eigene Spiel überhaupt nicht lohnen könnte. ::)

Bei allem gebotenen Sarkasmus will ich dieses Vorgehen nicht mal unbedingt in Bausch und Bogen verdammen, weil's ja anscheinend wenigstens funktioniert und D&D auch für seine "altmodischen" Tischspielfans ein Stück weit mit am Laufen hält. Aber der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung scheint mir da auch ohne alle Wertung doch einigermaßen transparent. ;)
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: unicum am 8.12.2025 | 12:37
Mir ist bei "Midgard" 6 (das lezte System das ich mir angeschaut habe, auch wenn es noch nicht fertig ist) aufgefallen das ich bei jeder Regel mir gesagt habe "das kenne ich von diesem oder jedem System",... irgendwie kommt nichts wirklich neues dabei rüber. Ich fühlte mich daran erinnert was in Philosophie mein Dozent mal sagte (und Philosophiert wird ja schon etwas länger als Pen and Paper Rollenspiele gemacht werden) "Nur alle hundert jahre wird ein wirklich neuer Gedanke gedacht."

Also ja ich kann sehr wohl verstehen wenn man das interesse verliert. Gerade wenn man schon vieles gesehen hat.

Ich kann deinen Standpunkt durchaus nachvollziehen. Ich glaub regeltechnisch kann mich mitlerwiele kaum noch etwas wirklich einen Satz wie "Oh das ist richtig Inovativ". Das letzte mal das ich das sagte war als ich von dem Jenga Turm von Dread (?) hörte - nie selbst gespieltm - aber als ich davon las dachte ich "oh, mal was wirklich neues!" wohlgemerkt ich hab was davon gelesen und mir auch gesagt "das ist nichts für mich." Aber ja ich akzeptiere das da jeman eine neue Idee hatte.

Ich vermute das mit KI irgendwann mal ein System daherkommen kann, aber das wird dann eher wie ein MMO sein oder ein Computerspiel und nichts was ich mal wirklich als Tisch-Rollenspiel bezeichnen würde,...
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Philipp.Baas am 8.12.2025 | 12:49
Zielgruppen-Marketing, Kitchen-sink-Ansatz, Wokeness ...

Was ihr beschreibt, nenne ich erwachsen geworden.
Die Idee eines Rollenspiels ist es, den Leuten zu ermöglichen in eine fantastisch, erdachte Welt einzutauchen. Dabei sind Regeln Angebote, wie man das tut. Leuten zu verbieten, dass sie bestimmte Dinge spielen, ist sehr kleinkariert. Es ist sowieso an jedem Tisch eine andere Welt. Mehr Optionen, mehr Spaß. Es gefällt dir nicht, dann lass es weg.

Blöde, engstirnige Verbieterei.

"Hobbits verlassen das Auenland nicht ... das könnt ihr vier nicht spielen! Super unglaubwürdig!"
"Ach, und somit hat dein Gryffindor-Zauberschüler also Slytherin-Fähigkeiten ... das ist nicht erlaubt."

Die Beispiele aus der Literatur sind endlos, denn genau darum geht es: Protagonisten, Helden, egal wie du sie nennst, können besonders sein und stechen dadurch hervor.
Ihr könnt euren Spielern doch verbieten, was ihr wollt, aber ein gutes Spielsystem macht eben Angebote und keine Verbote.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: unicum am 8.12.2025 | 12:53
Ach ja und vom Setting her,... es gibt kaum noch Ecken und Kanten.

Alle -ismen werden vermieden, so sehr das es anfängt langsam nur noch ein Einheitsauflauf zu werden von dem jeder eine Schüssel essen kann - sättigend vieleicht, aber eben ohne Geschmack.

Liegt vieleicht an der Zeit, aber ich glaub wenn man nichtmal mehr auf Orks draufhauen darf weil "ist ja ein fühlendes Wesen" dann warte ich nur darauf das man in einem WWII szenario das gleiche über die Nazis sagt,... (ist glaube ich noch die einzigste Gruppe auf die man draufhauen darf ohne die politische Corretness zu verletzen,... obwohl die ja auch fühlende Wesen sind *hüstel*).
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Swanosaurus am 8.12.2025 | 12:59

Liegt vieleicht an der Zeit, aber ich glaub wenn man nichtmal mehr auf Orks draufhauen darf weil "ist ja ein fühlendes Wesen" dann warte ich nur darauf das man in einem WWII szenario das gleiche über die Nazis sagt,... (ist glaube ich noch die einzigste Gruppe auf die man draufhauen darf ohne die politische Corretness zu verletzen,... obwohl die ja auch fühlende Wesen sind *hüstel*).

Kannst du das bitte außen vor lassen? Das hat so ziemlich nix mit dem Thema zu tun, und ich sehe das ganz anders (ich steh ganz persönlich sehr viel mehr auf Rollenspiele mit "Monsters are people too"-Ansatz und habe zwar nix gegen einen Kampf, werde aber meistens eher übellaunig, wenn In-Game-Gewaltexzesse auf der Tagesordnung stehen, die es mir schwer machen, noch ein Fan der Charaktere zu sein.) Wie gesagt, ich lasse mich gerne als Woke loben, verkneife mir aber das willkürliche Politisieren von Threads wie diesem hier. Wäre schön, wenn andere es genauso hielten.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: nobody@home am 8.12.2025 | 13:09
Ach ja und vom Setting her,... es gibt kaum noch Ecken und Kanten.

Alle -ismen werden vermieden, so sehr das es anfängt langsam nur noch ein Einheitsauflauf zu werden von dem jeder eine Schüssel essen kann - sättigend vieleicht, aber eben ohne Geschmack.

Liegt vieleicht an der Zeit, aber ich glaub wenn man nichtmal mehr auf Orks draufhauen darf weil "ist ja ein fühlendes Wesen" dann warte ich nur darauf das man in einem WWII szenario das gleiche über die Nazis sagt,... (ist glaube ich noch die einzigste Gruppe auf die man draufhauen darf ohne die politische Corretness zu verletzen,... obwohl die ja auch fühlende Wesen sind *hüstel*).

Also, "Man darf auf Leute einfach mal so draufhauen, weil sie halt 'falsch' geboren sind" ist in der Tat ein Ismus, dem ich am Tisch keinen Vorschub leisten wollen würde. Daß es zwischen zwei x-beliebigen Parteien immer noch Interessenkonflikte geben kann, die sich gewaltlos nicht beilegen lassen, bleibt davon ja unberührt -- wenn mein Ami-Agenten-SC einen Wehrmachtssoldaten ausschalten muß, um seine Mission durchzuziehen, dann kann uns eigentlich sogar relativ egal sein, ob der überhaupt überzeugter Nationalsozialist ist oder nicht, er ist halt im Weg und wird sich wahrscheinlich nicht mal eben einfach bloß mit guten Worten dazu bringen lassen, gegen seine eigene Pflicht zu handeln.

(Ismen als Problem in der Spielwelt? Sicher, kein Ding; an denen erkennt man im Zweifelsfall halt die "Bösen". ;))
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Alexandro am 8.12.2025 | 13:10
Liegt vieleicht an der Zeit, aber ich glaub wenn man nichtmal mehr auf Orks draufhauen darf weil "ist ja ein fühlendes Wesen" dann warte ich nur darauf das man in einem WWII szenario das gleiche über die Nazis sagt,... (ist glaube ich noch die einzigste Gruppe auf die man draufhauen darf ohne die politische Corretness zu verletzen,... obwohl die ja auch fühlende Wesen sind *hüstel*).

Ersetze "Nazis" durch "Deutsche", und du merkst selber, was für ein Unsinn das ist, oder?

Wenn die Orks Teil eines Sklavenhalterrings, die Handlanger eines Todeskults oder eine in das Reich einfallende Armee sind, dann ist es immer noch vollkommen OK auf sie draufzuhauen. Ist wirklich kein Hexenwerk die Orks zu einer ernsthaften Bedrohung zu machen, gegen die man halt vorgehen muss - nur drittklassige Autoren fallen auf "Sie machen zwar gerade nichts, aber sie könnten sich irgendwann entscheiden, friedfertige menschliche Siedlungen anzugreifen - deswegen müssen wir sie präventiv töten" zurück.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Alexandro am 8.12.2025 | 13:32
Ansonsten gibt es aktuell Systeme, welche sich eher durch die Regeln hervortun, und das Setting erstmal undefiniert lassen, bzw. durch generische Setzungen möglichst viel abzuholen versuchen (z.B. Daggerheart, Ironsworn, Draw Steel, Vagabond), und solche, welche ein möglichst konturreiches Setting zu konstruieren versuchen, auch wenn in diesem Setting dann halt nicht alles möglich ist (z.B. Wildsea, Humblewood, CSL, Twilight Sword, u.v.m.).

Und ich würde das nicht nur einfach an "Kitchen Sink oder nicht" festmachen, es gibt einen Haufen gute Kitchen Sink Setting, die es ermöglichen darin alles mögliche reinzubasteln, ohne das es sich falsch im Setting anfühlt: z.B. Fading Suns, Numenera... Eberron wurde auch explizit als Setting entwickelt, um das zu ermöglichen, was in den 3.x-Regeln drin stand, in den meisten Settings (damals) aber nicht möglich war. Wenn es eine gute Erklärung für eine Settingänderung gibt, dann kann das auch bereichernd sein (wie Dragonborn nach Faerun gekommen sind ist z.B. ein sehr guter Plot, der mehr Abenteueraufhänger liefert als alles was zu AD&D/3.x-Zeiten für das Setting erschienen ist).
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: unicum am 8.12.2025 | 13:45
Kannst du das bitte außen vor lassen? Das hat so ziemlich nix mit dem Thema zu tun, und ich sehe das ganz anders (ich steh ganz persönlich sehr viel mehr auf Rollenspiele mit "Monsters are people too"-Ansatz und habe zwar nix gegen einen Kampf, werde aber meistens eher übellaunig, wenn In-Game-Gewaltexzesse auf der Tagesordnung stehen, die es mir schwer machen, noch ein Fan der Charaktere zu sein.) Wie gesagt, ich lasse mich gerne als Woke loben, verkneife mir aber das willkürliche Politisieren von Threads wie diesem hier. Wäre schön, wenn andere es genauso hielten.

Nö. Für mich hat das nämlich sehr wohl etwas mit dem Thema zu tun. Ich finde es nämlich sehr schade das man auch im RPG Denkverbote ausspricht. An solchen, "sogenannten" Diskussionen, verliere ich nämlich das interesse. Daran ändert auch nichts das dir ein paar andere beipflichten.

Geh einfach mal davon aus das wir vieleicht nicht gar soweit auseinander stehen wie du - und auch andere hier die dir beigesprungen sind - es vieleicht sehen. Gewaltexzesse im RPG find ich nämlich auch nicht so der Bringer aber Denkverbote - das ist wirklich schlimm, so fäng "ES" nämlich an mit der Scheere im Kopf. (Für weiteres empfehle ich einen Grundkurs in moderner Philosphie).

Aber gut das Thema ist damit für mich erstmal beendet.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Swanosaurus am 8.12.2025 | 13:54
Nö. Für mich hat das nämlich sehr wohl etwas mit dem Thema zu tun. Ich finde es nämlich sehr schade das man auch im RPG Denkverbote ausspricht. An solchen, "sogenannten" Diskussionen, verliere ich nämlich das interesse. Daran ändert auch nichts das dir ein paar andere beipflichten.

Geh einfach mal davon aus das wir vieleicht nicht gar soweit auseinander stehen wie du - und auch andere hier die dir beigesprungen sind - es vieleicht sehen. Gewaltexzesse im RPG find ich nämlich auch nicht so der Bringer aber Denkverbote - das ist wirklich schlimm, so fäng "ES" nämlich an mit der Scheere im Kopf. (Für weiteres empfehle ich einen Grundkurs in moderner Philosphie).

Aber gut das Thema ist damit für mich erstmal beendet.

Schon klar. Marke "ich reiße das Maul auf, die anderen sollen die Klappe halten (weil wenn die was sagen, was meiner Denke widerspricht, sind das Denkverbote.)." Viel Spaß in der Echokammer rücksichtsloser Selbstherrlichkeit.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Philipp.Baas am 8.12.2025 | 14:19
Nö. Für mich hat das nämlich sehr wohl etwas mit dem Thema zu tun. Ich finde es nämlich sehr schade das man auch im RPG Denkverbote ausspricht. An solchen, "sogenannten" Diskussionen, verliere ich nämlich das interesse. Daran ändert auch nichts das dir ein paar andere beipflichten.

Geh einfach mal davon aus das wir vieleicht nicht gar soweit auseinander stehen wie du - und auch andere hier die dir beigesprungen sind - es vieleicht sehen. Gewaltexzesse im RPG find ich nämlich auch nicht so der Bringer aber Denkverbote - das ist wirklich schlimm, so fäng "ES" nämlich an mit der Scheere im Kopf. (Für weiteres empfehle ich einen Grundkurs in moderner Philosphie).

Aber gut das Thema ist damit für mich erstmal beendet.

Ich verstehe dein Problem nicht. Wenn dein Char Orks hasst, dann ermöglichen das fast alle Systeme. Wenn du einfach nur Orks verkloppen willst, hindert dich da kein System dran. Mach halt.
Dass Autoren und Spieleentwickler den Bösewichten mehr Tiefe geben wollen, hat doch auf dich keine Auswirkungen. Verklopp sie halt. Und wenn sie die Möglichkeit liefern, dass andere Orks als Charaktere spielen können, hindert es dich doch nicht daran, Orks zu verkloppen.

Ich muss gestehen, dass ich hier auf kein Denkverbot sehe. Welches Buch/GRW hat dir das denken verboten?

Hier geht es nicht um Denkverbote, sondern flache Antagonisten und lazy-writing.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Galatea am 8.12.2025 | 14:44
Ach ja und vom Setting her,... es gibt kaum noch Ecken und Kanten.
Das liegt aber auch daran, dass die vorhandenen Ecken und Kanten seit Jahrzehnten gekonnt von den Spielern ignoriert werden. Wann hast du bitte das letzte Mal einen D&D-Elfen gesehen, der die ganze Erinnerungsschaffen-Paradiestrauma-Geschichte vernünftig ausspielt? Ich noch nie.
Gerade die EDO-Spezies werden in der Regel stumpf nach dem allgemeinen Stereoptyp-Klischee gespielt, scheißegal ob der Hintergrund des Settings was anderes sagt.


Liegt vieleicht an der Zeit, aber ich glaub wenn man nichtmal mehr auf Orks draufhauen darf weil "ist ja ein fühlendes Wesen" dann warte ich nur darauf das man in einem WWII szenario das gleiche über die Nazis sagt,... (ist glaube ich noch die einzigste Gruppe auf die man draufhauen darf ohne die politische Corretness zu verletzen,... obwohl die ja auch fühlende Wesen sind *hüstel*).
Schweinerei! Demnächst verbieten sie uns noch auf Schwarzmagier und Todeskultisten zu kloppen!
Als ob die Gegner in den meisten Fantasy-Settings nicht mindestens zur Hälfte Menschen wären, auf die auch ohne Hemmungen draufgekloppt wird.

Selbst in Tolkien's Mitteleerde waren die Feinde, die Gondor am meisten eins reingewürgt haben in der Regel nicht die Orks, sondern Menschen aus Harad und Rhun (und manchmal sogar aus Gondor selbst).


Was den Nazi-Vergleich betrifft (und ich gehe hier von den primären Tätern aus, nicht von jenen die reingezogen oder gar zwangsrekrutiert wurden) - macht es das ganze eigentlich nicht viel schlimmer, wenn sich intelligente Wesen BEWUSST entscheiden bösartig zu sein? Der alt-editions-D&D-Ork, der ein Dorf abbrennt und die Bewohner totschlägt, weil er bösartig geschaffen wurde und von seinem gottgegebenen Alignment nicht abweichen kann, ist eigentlich nur ein Sklave seiner Instinkte - im Prinzip ein sehr intelligentes Tier, das die Idee von 'gut' und 'böse' schlicht nicht erfassen kann. Der Mensch, der sich bewusst dafür entscheidet einer SS-Todesschwadron beizutreten spielt in einer GANZ anderen Liga.
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Quaint am 8.12.2025 | 15:49
Na spielt evtl. ne Rolle wegen Bekehrung zum Guten / Resozialisierung

Wer Böse ist und nicht ander sein kann, den kann man ja bedenkenlos abschlachten.
Wenn Orks aber auch nur Leute sind, dann rückt man sich selbst in die Nähe der Nazis, wenn man die bedenkenlos abschlachtet. Denn man könnte ja auch Schritte unternehmen, damit sich bei den Orks mal was ändert und sich die nächste Generation Orks und Menschen ned die Schädel einschlägt. Also jetzt was anderes als "gibt keine Orks mehr, Upsi, haben da nen kleinen Genozid veranstaltet..."

Aber klar, man kann auch Menschen und co als Gegner bringen, mache ich oft genug, zumal ich ja nicht ständig nur Fantasy spiele. Manchem ist das aber womöglich unangenehm, im Dutzend billiger Leute abzuschlachten und dann als großer Held dazustehen. Rollenspiel neigt halt etwas zur Gewaltverherrlichung. Und das geht halt besser/reibungsloser, wenn man keinesfalls Mitleid entwickeln brauch. Sonst muss man ggf. reflektieren, dass es was komisch ist soviel Gewalt anzuwenden und trotzdem total gut zu sein. Aber gibt ja auch genug Spiele und Genres, wo das durchaus reflektiert wird und wo man nicht unbedingt der gute ist. (oder nicht soviel Gewalt anwendet)
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Luxferre am 8.12.2025 | 15:50
Thema auslagern?
Titel: Re: Stillstand bei den großen Systemen - oder verliere ich bloß das Interesse?
Beitrag von: Weltengeist am 8.12.2025 | 18:52
Da ich im Moment nicht sehe, was die Diskussion noch mit meiner Ausgangsfrage zu tun hat (und weil ich die Frage "Darf es böse(TM) Rassen geben?" insgesamt für ein "Rollenspiel und Gesellschaft"-Thema halte), mache ich hier erstmal zu.