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Medien & Phantastik => Sehen, Lesen, Hören => Lesen => Thema gestartet von: Ruinenbaumeister am 4.01.2005 | 14:31
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Wer kennt nicht dieses wunderschöne, avantgardistische Gedicht von Douglas Adams? Zwar versteht niemand, worum es darin geht, aber wir sind uns doch alle darin einig, daß Adams damit Literaturgeschichte geschrieben hat, oder?
Ein solch großartiger Künstler hat natürlich zahlreiche Fans, die sein Werk mit Begeisterung verschlingen. Dann gibt es auch noch die ewigen Besserwisser, zu denen ich mich zähle, die sein Werk hinterfragen, auseinandernehmen und sezieren. Gerade hierfür scheint das Gedicht ideal. Zur Erinnerung für jene, die es nicht kennen, hier die deutsche Fassung:
Oh zerfrettelter Grunzwanzling
Dein Harngedränge ist für mich
Wie Schnatterfleck auf Bienenstich.
Grupp, ich beschwöre dich, mein punzig Turteldrom.
Und drängel reifig mich mit krinklen Bindelwördeln
Denn sonst werd ich dich rändern in deine Gobberwarzen
Mit meinem Börgelkranze, wart's nur ab!
Das englische Original lautet so:
Oh frettled gruntbuggly thy micturations are to me
As plurdled gabbleblotchits on a lurgid bee.
Groop I implore thee my foonting turlingdromes,
And hooptiously drangle me with crinkly bindlewurdles,
Or I will rend thee in the gobberwarts with my blurglechruncheon, see if I don't!
Auf die in aller Eile verfaßte Kritik seitens Arthur Dents und Ford Prefects möchte ich hier nicht eingehen, denn sie erscheint mir sehr stark durch die Perspektive des Autors verfälscht und ermangelt einer gründlichen Überarbeitung und Zusammenfassung. Dagegen möchte ich hier Hypothesen von uns zusammentragen. Was denkt ihr oder euer Bekanntenkreis darüber?
Ich hätte diesen Thread nicht eröffnet, wenn ich nicht wüßte, auf welch vielfältige Art und Weise man Adams' Meisterwerk interpretieren kann. Eine Deutschlehrerin zum Beispiel bemäkelte den - aus ihrer Sicht eindeutig obszönen - zweiten Teil. Nachvollziehbar? Gut, hätte mich auch gewundert. Welche Deutungsmöglichkeiten findet ihr?
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:rtfm: ??? ~;P :loll: ~;D ::) };)
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Literaturkritik macht für mich nur in der Originalsprache Sinn.
Damit stehen wir vor zwei Alternativen:
a) du postest das Englische Originalgedicht hier rein und der Thread wird dann verwirrend, oder
b) du machst einen neuen Thread auf mit dem Original, was zur Folge hätte, dass man Verbindungen zwischen den beiden Versionen nicht mehr so leicht diskutieren kann.
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Ich habe das englische Originalgedicht hier hereingepostet, aber der Thread wird erst dann verwirrend, wenn wir ein paar Deutungsvorschläge haben und darüber diskutieren, prophezeie ich. ;D
Leider kann ich keine Garantie für die Richtigkeit des Originals geben. Ich habe nur die deutsche Übersetzung daheim liegen.
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Ups, da bin ich aber baff! Mal gucken ob mir noch was einfällt, aber im Moment ist das Gibberish für mich. Da muss ich drüber nachdenken ...
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aber im Moment ist das Gibberish für mich.
Bwahaha... *prust*!! Aufhören, ich lach mich ja noch tot hier!!
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Um mal eine ernsthaft Deutung zu wagen.
Ich glaube, der Autor wollte damit...
...
...nur Schwachfug ausdrücken.
Immerhin stammt das Gedicht von einem Vogonen und ich glaube nicht, dass da eine ernsthafte Interpretation nötig / möglich wäre. Abgesehen davon bin ich immer noch ein Verfechter der Theorie, dass, wenn man die ganzen toten Dichter ausbuddeln und reanimieren würde und sie dann nach dem Sinn und der Deutung ihrer Bilder befragte, man dann meist die Antwort bekäme: "Ich wollte einfach nur ein tolles Bild malen..."
Gleiches gilt natürlich auch für schriftliche Werke...
Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel...
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Ich bin der Ansicht, daß hierüber nun wirklich nicht diskutiert werden kann. Das Gedicht entzieht zwar nicht der Möglichkeit einer Interpretation, jedoch der Notwendigkeit derselben. Durch Verwendung mehr oder minder sinnloser Kunstwörter, die in der ersten Strophe sowohl insektoide als auch sekretale Anzeichen aufweisen erzugt der Autor zum einen Verwirrung und zum anderen ein vages Ekelgefühl, gepaart mit simpler Belustigung über die grotesken Worschöpfungen. All dies wird durch den Brückenschlag zu sexuellen Tendenzen in der zweiten Strophe (die angesprochene Person in "warzen" "Rändern") verstärkt.
Meine Diagnose: Schamloser Abusus psychoaktiver Substanzen seitens des Autors zum Zeitpunkt des Verfassens.
Mein Urteil: Urkomisch.
Und jetzt entschuldigt mich bitte, auf mich wartet noch die "Ode an den kleinen grünen Kittklumpen, den ich morgens in meiner Achselhöhle fand" und danach muß ich meinen Dickdarm daran hindern, sich durch den Hals nach oben zu stülpen und das Gehirn zu erwürgen. ~;D
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Und jetzt entschuldigt mich bitte, auf mich wartet noch die "Ode an den kleinen grünen Kittklumpen, den ich morgens in meiner Achselhöhle fand" und danach muß ich meinen Dickdarm daran hindern, sich durch den Hals nach oben zu stülpen und das Gehirn zu erwürgen. ~;D
Gut, das wäre dann die zweitschlechteste Dichtkunst des Universum (das da oben belegt leider nur Platz drei). Nur kann mir jemand sagen wer diese Frau aus England die die (fast bewundernswerte) Leistung vollbracht hat, noch schlechter zu dichten, als es mit der "Ode an den kleinen grünen Kittklumpen, den ich morgens in meiner Achselhöhle fand" gelungen ist?
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Nur kann mir jemand sagen wer diese Frau aus England die die (fast bewundernswerte) Leistung vollbracht hat, noch schlechter zu dichten, als es mit der "Ode an den kleinen grünen Kittklumpen, den ich morgens in meiner Achselhöhle fand" gelungen ist?
Paula Nancy Millstone-Jennings
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Oh es gibt da noch ein nerviges Gedicht alla Heldensage mit dem man auf Larps immer belästigt wird.
Muss mal nachschauen, ob ich es ergoogeln kann
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Wo die Sinnfindung versagt, hilft nur die schematische Analyse:
Vers 1: Oh frettled gruntbuggly thy micturations are to me
// Pathetische Anrede ---> Hymnos (?), schwärmend, bewußt anachronistisch (Romantisierung?).
Vers 2: As plurdled gabbleblotchits on a lurgid bee.
// Metaphorisch vergleichend.
Vers 3: Groop I implore thee my foonting turlingdromes,
// Thematische Wiederaufnahme der Anfangsverse, inhaltliche Anklänge spätmittelalterlicher Minnedichtung (Niedere Minne).
Vers 4: And hooptiously drangle me with crinkly bindlewurdles,
// Metasprachliche Auseinandersetzung des lyrischen Ichs, Selbstidentifikation als unwürdiger Poet, entweder als Heische-Gestus oder poetisch gefärbtes argumentum ad misericordiam.
Vers 5: Or I will rend thee in the gobberwarts with my blurglechruncheon, see if I don't!
// Rückbezug auf Vers 3. Die Anklänge Niederer Minne verstärken sich jedoch zu vulgärer Volksdichtung mit unmittelbarer Aussage hoher sexueller Konnotation.
Fazit: Das lyrische Ich, welches sich selbst als unvollkommener Poet versteht, richtet das Wort an eine von ihm begehrte Person. Das bittende Flehen mündet in die sichere Erwartung, daß dieses Flehen erhört wird; dieses aufgrund einer fatalistischen Notwendigkeit, die der/dem Angebeteten keine Wahl läßt, als der Macht der Poesie sehenden Auges zu verfallen und sich dem lyrischen Ich im körperlichen Liebesakt hinzugeben.
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Paula Nancy Millstone-Jennings
Okay, ich habe gerade gegoogelt und habe tatsächlich etwas gefunden. Also, das schlechteste Dichtkunst auf Erden, als einziges noch schlechter als "Oh du zerfrettelter Grunzwanzling" und die "Ode an den kleinen grünen Kittklumpen, den ich morgens in meiner Achselhöhle fand" und nichts für schwache Nerven:
The dead swans lay in the stagnant pool.
They lay. They rotted. They turned
Around occassionally.
Bits of flesh dropped off them from
Time to time.
And sank into the pool's mire.
They also smelt a great deal.
Paula Nancy Millstone Jennings
Greenbridge
Essex
Was sie uns damit wohl sagen wollte?
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Willst Du mir damit etwa sagen, daß es die Tante ECHT gibt? :o
Omg - da war der gute Douglas Adams aber böse >;D
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In der Tat. Allerdings kann ich das bei diesem Gedicht gut nachvollziehen. Dagegen ist die vogonische Dichtkunst eine Offenbarung. ::)
Übrigens muß ich Yerho zu seiner Interpretation gratulieren. Demnächst werde endlich auch ich meinen Interpreationsansatz niederschreiben.
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Wer intensiver sucht findet folgendes zum Thema Paula Nancy M.-J. :
(von http://www.zootle.net/afda/faq/e.shtml)
Paul Neil Milne Johnstone is a real person, who wrote some appalling poetry. Douglas Adams used his name, but was force to retract it for the books and later recordings of the radio series. Hence the original programmes have Paul Neil Milne Johnstone, whereas the later works have Paula Nancy Millstone Jennings.
Either way, the poetry still sucks.
Der Kerl war ein Zimmergenosse von Douglas Adams auf dem College. Das oben Zitierte Gedicht mit den Schwänen ist von Douglas Adams aus dem Gedächtnis rekonstruiert und taucht kurz in der TV-Serie auf, als der Anhalter seinen Vortrag zum Thema Poesie hält.
Bin ich seltsam, wenn ich das wusste bevor die Frage hier aufkam?
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Spät, aber letztendlich doch folgt meine Auseinandersetzung mit der bisherigen Interpretation.
Vers 1: Oh frettled gruntbuggly thy micturations are to me
// Pathetische Anrede ---> Hymnos (?), schwärmend, bewußt anachronistisch (Romantisierung?).
Ich möchte darauf hinweisen, daß dieser Effekt in der deutschen Fassung durch die Wahl des Trochäus sehr gut zur Geltung kommt. Der Wechsel im Versmaß ist also durchaus kein Kunstfehler.
Vers 2: As plurdled gabbleblotchits on a lurgid bee.
// Metaphorisch vergleichend.
Von einer Metapher im eigentlichen Sinn kann man hier eigentlich nicht reden. Ich möchte ferner darauf hinweisen, daß man in der Übernahme von Begriffen aus der Tierwelt natualistische Tendezen erkennen kann. Dies der Romantisierung entgegenzusetzen, halte ich für einen klugen Zug. Die Vereinigung beider Stilrichtungen gelang selten so gut.
Vers 3: Groop I implore thee my foonting turlingdromes,
// Thematische Wiederaufnahme der Anfangsverse, inhaltliche Anklänge spätmittelalterlicher Minnedichtung (Niedere Minne).
Gerade durch die Verwendung von "thee" (vgl. auch Vers 2: "thy") erneut anachronistische Anklänge.
Vers 4: And hooptiously drangle me with crinkly bindlewurdles,
// Metasprachliche Auseinandersetzung des lyrischen Ichs, Selbstidentifikation als unwürdiger Poet, entweder als Heische-Gestus oder poetisch gefärbtes argumentum ad misericordiam.
Mit diesem Punkt bin ich absolut nicht einverstanden. Das lyrische Ich nimmt hier zum ersten Mal eine passive Position ein. Hier mag man ein Vanitas-Motiv durchschimmern, die Erkenntnis der Minderwertigkeit des Objekts der Begierde drängt das lyrische Ich in eine Auseinandersetzung mit seinen bisherigen Zielen. Sein Streben nach Erfüllung in der Liebe erscheint plötzlich absurd.
Vers 5: Or I will rend thee in the gobberwarts with my blurglechruncheon, see if I don't!
// Rückbezug auf Vers 3. Die Anklänge Niederer Minne verstärken sich jedoch zu vulgärer Volksdichtung mit unmittelbarer Aussage hoher sexueller Konnotation.
Die "sexuelle Konnotation", gepaart mit einer im Vergleich zu den vorangegangen Versen stark zugenommen Aggresivität, verdeutlichen letztendlich nur die Hilflosigkeit des lyrischen Ichs, welches sich hiermit vergeblich(?) versucht, sich von seiner idealisierten Gefühlswelt zu distanzieren.
Fazit: Das lyrische Ich, welches sich selbst als unvollkommener Poet versteht, richtet das Wort an eine von ihm begehrte Person. Das bittende Flehen mündet in die sichere Erwartung, daß dieses Flehen erhört wird; dieses aufgrund einer fatalistischen Notwendigkeit, die der/dem Angebeteten keine Wahl läßt, als der Macht der Poesie sehenden Auges zu verfallen und sich dem lyrischen Ich im körperlichen Liebesakt hinzugeben.
Dieser Zusammenfassung kann ich im Allgemeinen recht geben, obgleich ein Aspekt nicht zur Geltung kommt: Die innere Auseinandersetzung des lyrischen Ichs mit seiner idealisierten Gefühlswelt. Ich erachte es für nicht hinreichend, die innere Handlung nur im "Angebeteten" zu suchen.
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Leider konnte ich nicht mehr antworten, nachdem mir beim Lesen der einzelnen Beiträge das Gehirn geschmolzen ist... ~;D
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Spät, aber letztendlich doch folgt meine Auseinandersetzung mit der bisherigen Interpretation.
Sehr geehrter Herr Prof. Galgenhöfer,
nach erneuter, gründlicherer Auseinandersetzung mit dem Stoff und unter Berücksichtigung Ihrer Zweitmeinung komme ich zu dem Schluß, daß Ihre Bedenken hinsichtlich eines unzureichenden Erfassens der intentiven Aussage triftig sind. Weitere Untersuchungen halte ich für notwendig, allerdings nur unter der Voraussetzung für erfolgversprechend, daß es gelingt, einen Xenopsychologen hinzuzuziehen. Ich verbleibe mit bestem Dank und
mit freundlichen Grüßen
Martin Hoyer
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Sehr geehrter Herr Hoyer,
die Conditio sine qua non, einen Xenopsychologen hinzuzuziehen, halte ich für sehr schwer erfüllbar. Mir ist weder der aktuelle Forschungsstand bekannt, noch wieviele Xenopsychologen lebend von ihren Forschungsreisen zu den Vogonen zurückgekehrt sind. Trotzdem bin ich zuversichtlich, daß die Vogonistik in den kommenden Jahren Fortschritte erzielen wird, die uns weiteres Arbeiten erlauben. Voraussichtlich wird das allgemeine Interesse an ihrer Kultur innerhalb der nächsten Jahre erwachen, ist doch zu erwarten, daß der im Entstehen begriffene Kinofilm die Vogonen ins öffentliche Bewußtsein rücken wird.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Moritz Galgenhöfer
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"Als dichterisch gilt für gewöhnlich jede redeweise, die, indem sie Laut und Begriff, Laute und Wörter in ein völlig neues Verhältnis zueinander bringt und Sätze in ungewohnter Weise zusammenfügt, zugleich mit einer bestimmten Bedeutung auch eine neuartige Emotion vermittelt; und dies so sehr, dass die Emotion auch dann entsteht, wenn die Bedeutung nicht sofort klar wird."
Umberto Eco
;)
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Dem ist nichts hinzuzufügen. ~;D
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Nehmen wir einmal an, dieser Thread wird in 1000 Jahren ausgegraben und von zukünftigen Altphilologen als zeitgenössische Sekundärquelle für die Erschließung heutiger Lyrik verwendet.
Man wagt nicht, es zuende zu denken ... ;D
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Nehmen wir einmal an, dieser Thread wird in 1000 Jahren ausgegraben und von zukünftigen Altphilologen als zeitgenössische Sekundärquelle für die Erschließung heutiger Lyrik verwendet.
Man wagt nicht, es zuende zu denken ... ;D
Keine Agnst, die Gefahr besteht nicht. So lange ist die Halbwertzeit des Sicherungsmediums nicht. Ausser natürlich, jemand sammelt die Essenz des GroFaFos und macht ein qualitativ hochwertiges Buch daraus. :)
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Nehmen wir einmal an, dieser Thread wird in 1000 Jahren ausgegraben und von zukünftigen Altphilologen als zeitgenössische Sekundärquelle für die Erschließung heutiger Lyrik verwendet.
Man wagt nicht, es zuende zu denken ... ;D
so gehts wärs mit einem grossteil der ganzen communitythreads ::) >;D ~;D
Nehmen wir einmal an, dieser Thread wird in 1000 Jahren ausgegraben und von zukünftigen Altphilologen als zeitgenössische Sekundärquelle für die Erschließung heutiger Lyrik verwendet.
Man wagt nicht, es zuende zu denken ... ;D
Keine Agnst, die Gefahr besteht nicht. So lange ist die Halbwertzeit des Sicherungsmediums nicht. Ausser natürlich, jemand sammelt die Essenz des GroFaFos und macht ein qualitativ hochwertiges Buch daraus. :)
well, das wär doch mal was :) regelmäßig alle threads ausdrucken und archivieren... gibts irgendwo'n billiges salzbergwerk zum mieten? ::)
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well, das wär doch mal was :) regelmäßig alle threads ausdrucken und archivieren... gibts irgendwo'n billiges salzbergwerk zum mieten? ::)
... und einen mehrere Hektar großen Regenwald für das Papier ;D
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na, ich würde microfishe (oder wie man das schreibt) bevorzugen. die halten länger als papier und die optischen lesegeräte sind recht haltbar :)
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Ich bin dafür, daß das Gedicht in Bronze gegossen wird!
(Das Gold bleibt Paul Neil Milne Johnstone vorbehalten.)