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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Urias am 10.10.2006 | 12:05
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Servus!
Ich hab mir mal das Book of Exalted Deeds (D&D) durchgelesen aber irgendwie finde ich dass da zu wenig auf die Beweggründe eingegangen wird. Da ich so einen Charakter als schöne rollenspielerische Herausforderung empfinde versuch ich mich mal vorzubereiten. Ich versuch zu begreifen wieso gute Menschen gute Dinge tun. Was bringt eine Person dazu sich in die Feinde zu werfen um die hilflosen zu schützen? Wieso gibt man alles auf um sich im Slum mit irgendwelchen Leprakranken abzugeben und sie zu heilen?
Wollt mal dazu eure Meinung dazu hören. Was bewegt eure guten Charaktere? Wieso tun sie was sie tun? Das ganze soll sich natürlich nicht nur auf Charaktere sondern auch auf echte Menschen beziehen und was eben gute Menschen "gut" macht.
Peace,
Raziel
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Du redest jetzt von gut im Sinne von gutherzig, nicht unbedingt im Sinne von gut gemacht/optimal, richtig?
Schau dir noch einfach mal ein paar Beispiele der Menschheitsgeschichte an (Ghandi, Theresa, etc.).
Wenn es einen gemeinsamen Nenner gibt, dann ist es eine Vision. Der Wille einen Mißstand zu verbessern gepaar mit der Überzeugung dies auf die eine oder andere Weise erreichen zu können.
Interresanterweise sind die meisten guten Legenden der Menschheit angehörige höherer sozialer Schichten und kämpfen meißtens für die Verbesserung von Zuständen in tieferen Sozialebenen. Vieleicht benötigt eine Vision in diesem Fall einen gewissen Abstand zu den fragwürdigen Umständen, um zu der notwendigen Überzeugung zu gelangen, diese Umstände ändern zu können?
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Idealismus. Die Überzeugung etwas gegen die existierenden Mißständen zu unternehmen.
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Wie wärs wenn wir etwas weiter unten ansetzen? Mitleid.
Stell dir vor du gehst die Straße entlang. Vor dir stolpert eine ältere Dame, ihre Krücken, ihr sich öffnender Geldbeutel sowie ihre prall gefüllte Einkaufstasche rollen über den Boden. Sie kann offensichtlich nicht mehr alleine aufstehen. Was tust du?
Wenn du sagt: ich helfe ihr auf, rufe falls notwendig einen Notarzt und helfe ihr beim Einsammeln ihres Geldes und ihrer Einkäufe, dann überleg dir warum.
Aus den selben Gründen, warum Leute in Armenspeisungen Essen ausgeben, zur Hilfe eilen, wenn ein paar Rowdies eine hilflose Person belästigen oder sich freiwillig und unentgeldlich an sozialen Projekten engagieren.
Man fühlt mit den Opfern und ihr Leid tut einem selbst ebenfalls weh. Du überlegst dir, wie es für dich wäre auf der Straße zu leben und dich von Müll zu ernähren... und kommst dazu dich für Obdachlose stark zu machen.
Kombinier das noch mit einer Portion selbstlosigkeit und: Tadaa!
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Ohne jetzt wieder in die Diskussion "Was ist das Gute" abzudriften"...bin ich mal fies und behaupte, Leute, die für "das Gute" kämpfen, könnten es auch einfach auf die Anerkennung/Bewunderung der Menschen abgesehen haben.
Vielleicht wollen sie auch einfach in den Himmel kommen? Ich meine, hey, das ist doch mal eine Motivation, oder nicht?
Ansonsten: Die Gesellschaft/Religion sagt dir, was gut ist, sie sagt dir, wenn du ein gutes Leben gemäß nach den Richtlinien für ein gutes Leben führst, lebst du ein sinnvolles Leben. Nach dieser Ansicht lässt sich so ziemlich jede Definition für "das Gute" ausspielen und erklären. Ein Charakter will dann eben genau so leben, weil es ein gutes Leben ist, sich für Unschuldige/Arme/Reiche/Zombies/was auch immer... einzusetzen. Er findet das ganz toll. Es bringt ihm Anerkennung, er fühlt sich super dabei, auch wenn es manchmal hart ist aber egal was ihm passiert, solang er sich an die Regeln hält, hat er seinen Platz im Jenseits bzw. wird als Waldameise wiedergeboren (was bestimmt auch ganz toll ist).
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Die Fähigkeit zu Helfen ist den Menschen angeboren. Schon anderhalbjährige Kinder tun das. Ein Beispiel: Dem Therapeuten fällt ein Stift herunter und er kommt scheinbar nicht mehr dran. Ohne eine Aufforderung hilft die Einjährige, indem sie den Sitft aufhebt und dem Mann diesen gibt. In dem Alter hat nach dem Bericht im ZDF noch keine moralische Erziehung stattgefunden.
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Romantisch:
Gute Menschen tun gute Dinge, weil sie ihre Ideale durchsetzen wollen und wissen, das SIE damit anfangen müssen, damit ANDERE ihre ideale kennenlernen.
Unromantisch:
Arterhaltung wird (warum auch immer) höher/gleichauf gestellt als Selbsterhaltung ;D Ich vernachlässige meine Bedürftnisse (...der Selbsterhaltung, die i.d.R. ausreichend gedeckt sind) mehr oder weniger, sorge aber dafür, das es 10, 20, 50 oder 100 anderen Menschen/Lebewesen (je nach Weltanschauung) besser geht.
Ich nu wieder...*g*
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„Man muss gut sein und das übrige erwarten.“ – Immanuel Kant
Es gibt eine Menge Motive, die einen zu selbstlosen, moralischen, aufopferungsvollen oder gnädigen Taten anstiften mögen. Menschliche Regungen wie Mitgefühl, Zuneigung, Liebe, Beschützerinstinkt. Idealistische Motive wie Ehre, Verantwortung, Gerechtigkeit, Loyalität, Glaube, Sitte, Moral, kurz die Überzeugung von einer absoluten Wertordnung, der man seine persönlichen Bedürfnisse unterzuordnen hat.
Manche davon sind instinktiv, andere sind erlernt aufgrund von sozialer Prägung usw. Die besten Geschichten sind natürlich die, in denen mehrere dieser Triebfedern in Konflikt zueinander geraten.
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Hübsche Antwort, Frank.
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Meine "guten" Charaktere lassen sich in zwei Gruppen einteilen.
Da gibt es zunächst mal die blauäugigen Idealisten. Sie haben das Ideal des "Guten" derart verinnerlicht dass sie gar nicht anders können als zu helfen und zu beschützen. Es ist einfach Teil ihrer selbst und andere leiden zu sehen oder zu sehen wie anderen Unrecht angetan wird tut ihnen förmlich weh.
In D&D Massstäben wäre das wohl klassisch "rechtschaffen gut". Sie achten jeweils das Gesetz und sehen es als wichtigen Bestandteil der Ordnung.
Die andere Kategorie scheut nicht davor zurück auch mal das Gesetz zu brechen und richtig fiese Tricks zu verwenden. Sie sind dreckig, gemein und trotzdem auf der Seite des "Guten". Meistens sind es schurkische Charaktere die sich an eine gewisse "Ganovenehre" halten.
Sie haben sehr lockere Moralvortellungen, aber den Sinn für Recht und Unrecht nicht verloren.