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Medien & Phantastik => Feder & Pinsel => Die Schreibwerkstatt => Thema gestartet von: 8t88 am 13.11.2008 | 10:24
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Als SL ist das mal echt einfach:
"Die Kamera folgt den Blutspuren bis..."
Ich hab im Moment das Problem Kamerafahrten in meiner Story umzusetzen.
Wie kann ich das Medium der Kamerafahrt, losgelöst von Charakteren die die Szene obsevieren umsetzen?
Konkreter Fall: Ein Fanboy wird gerufen um Spideys Netz zu Identifizieren.
Ungläubig dass "sein Held" das hier angerichtet haben soll folgt sein Blick dem Strang...
Oben angekommen soll es dann die Nacht vor diesem Ereigniss sein, wo Spidey oben Sitzt um zu tun, was immer da passiert.
Wie mache ich also einen "Timeshifting Cameraride" im Text am geschicktesten? :-\
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Szenenwechsel? Flashback? (den dann kursiv, damit du den Leser nicht zu sehr rauswirftst)
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Oder die wichtigen Informationen zur Zeit und zum Ort bildlich abgeben.
Beispiel:
Das Netz windet sich nach oben. Die Umgebung wird dunkler. Es ist Nacht. Auf dem Weg zum Dach, kommt man Fenster vorbei. Der Moment zeigt ein Wohnzimmer, der Fernseher läuft. Die Abendnachrichten des Vortages. Dann wird man fortgerissen, kommt oben am Dach an, dort ist Spidey und ...
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Ich würds auch mit einer Art Szenenwechsel machen. Stephen King hat das sehr gut im Buch "ES" gemacht, als sich die einzelnen Protagonisten an ihre Kindheit erinnern. Ungefähr so:
[...]Ben starrte ins Leere. Jahre hatte er nicht mehr an Bowers gedacht. Der Barkeeper sprach ihn an...
"Mr. Hanscom?"
Keine Reaktion.
"....Hanscom?"
(Szenenwechsel -> 27 Jahre in die Vergangenheit, verdeutlicht durch Absatz und Zahl)
"...HANSCOM!"
"WIR KRIEGEN DICH, HANSCOM!"
Das finde ich sehr gelungen und lässt einen irgendwie glauben, man erinnere sich mit.
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Ich denke, du willst wirklich langsam rückblenden und nicht mit einem Schnitt. Nutze doch solche Eselsbrücken wie einfach zu beschreiben, wie der Zeiger der Uhr sich langsam zurückdreht, die Schatten wandert, die Sonne zieht sich nach Osten zurück und geht unter bis es Nacht ist, man mit dem Blickwinkel oben angekommen ist und Spidey eben tut, was er tut.
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Szenenwechsel? Flashback? (den dann kursiv, damit du den Leser nicht zu sehr rauswirftst)
Quasi eine Rückblende.
Das mit dem Rückwärtslaufen der Zeit gefällt mir gut... Durch den Beobachter kann ich das Sogar genau erklären...
Um den Leser nicht zu verwirren kann er auch einfach dzau sagen "In der Nacht zuvor...".
Super, Danke an Euch alle! :d
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Ich persönlich würde hier auch überleitende Worte nutzen:
Seine Augen folgtem dem klebrigen Strang nach oben, vorbei an den erleuchteten Fenstern schien der silbrig schimmernde Faden immer dünner zu werden, bis er sich bei den obersten Stockwerken völlig in der Dunkelheit verlor. Dort oben hatte Spiderman in der Nacht zuvor gesessen, und sein Blick war nach unten gerichtet gewesen, in die weit entfernte Straßenschlucht ...
Je nach länge kann man von Plusquamperfekt auch wieder ins Präteritum wechseln, gerade am Übergang finde ich aber, dass die Zeit dem Leser hilft, das Ganze richtig einzuordnen.
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Ja, saubere Zeitenverwendung ist wichtig! :d (Man liest immer, man soll das Plusquampferkt um jeden Preis vermeiden, aber ich sehe das anders. :) ).
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Ich würde sagen, das kommt auf die Länge des Flashbacks an. 1-2 Sätze kann man ruhig im Plusquamperfekt schreiben, aber wenn's länger dauern soll, macht man lieber nen kompletten Szenenwechsel und bleibt in der Gegenwart bzw. Imperfekt.
"Die Kamera folgt der Blutspur ... " brauchst du natürlich nicht. Besser du beschreibst das, was der Leser vor seinem inneren Auge sehen soll, chronologisch, als ganz normale Szene, wie jede andere auch. Damit folgt er der "Kamera" automatisch und wird auch nicht aus dem Text gerissen. Die Spannung steigt eher sogar noch.
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Besser du beschreibst das, was der Leser vor seinem inneren Auge sehen soll, chronologisch, als ganz normale Szene, wie jede andere auch. Damit folgt er der "Kamera" automatisch und wird auch nicht aus dem Text gerissen. Die Spannung steigt eher sogar noch.
Und wie mache ich "das". In der Spideystory habe ich Uato den Beobachter dem ich das zuschieben kann *hehe*
Mir fällt auch nicht ein wie ich etwas darstellen soll das die Charaktere der Story nicht sehen, "ohne" eben den direkten bezug zur "Kamera" zu haben... ich grübel mal ein beispiel aus.
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Wenn du immer aus der Sicht einer bestimmten Person schreibst, dann solltest du meiner Meinung nach auch darin bleiben, zumindest so lange du keinen deutlichen Schnitt machst (z.B. neues Kapitel).
Wie man die Kamerafahrt macht? Beschreibe sehr bildhaft und achte dabei genau auf den Blickwinkel, in dem die "Kamera" steht. Erwähne diese aber bloß nicht, und bitte auch kein "Auge des Betrachters" - das war im Envoyer eine Zeitlang eine ziemliche Unsitte (beim ersten Mal lustig, dann nervig).
Dan Brown hat meiner Meinung nach einen sehr filmähnlichen Stil, lies mal (wieder) ein, zwei Geschichten von ihm, das ist m.E. eine gute Anregung, wie man das machen kann.
Auch einen längeren Flashback kannst du mit Plusquamperfekt einleiten, der Leserlichkeit halber dann aber an geeigneter Stelle wieder ins Präteritum wechseln.
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@8t88:
Ähm, genauso wie es der Hobbit gemacht hat. Oder versteh ich dich grad falsch? wtf?
Statt "Die Kamera folgte einer Blutspur, bis ... " schreibst du:
"Die Blutspur endete nach fünzig Metern abrupt in einer Sackgasse. Es gab keine Leiche, nur bunt besprühte Ziegelmauern, Müll und den Geruch von verbrannter Haut - und ein riesengroßes Spinnennetz."
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Ich mag ja in solchen Fällen die hier: "...."
Sein Blick blieb an den Fäden des Netzes kleben. Wie die einzelnen Fasern eines Strangs wanden sie sich nach oben, zogen seinen Blick mit, nach oben, höher... hier hatte gestern nacht Spiderman gesessen.
Von hier oben sah er die einzelnen Fäden des Netzes, das er gesponnen hatte. Er dachte sich, ein Tutu würde vielleicht auch ganz nett aussehen."
Oder so ähnlich. Beim Perspektivenwechsel ist es schön, wenn du eine Beziehung zwischen den Passagen herstellen kannst (hier einfach durch die Höhe).
Du könnstest natürlich auch die Perspektive in das Netz wechseln.
Wie eine Fliege zog das Netz seinen Blick an sich. Und riss ihn mit sich nach oben, in die geländerlosen Höhen, wo noch vorherige Nacht sein Erschaffer gelauert hatte. Wie ein Echo hallten seine gemurmelten Worte durch die seidenen Fasern: "Hätte ich doch nur ein Tutu."
Naja, das ist jetzt nur so runtergeblaht, aber ich denke, du weißt, was ich meine.
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Szenenwechsel? Flashback? (den dann kursiv, damit du den Leser nicht zu sehr rauswirftst)
Ich gehöre wahrscheinlich zu der Minderheit an Lesern, die gerne verwirrt werden. Also nicht kursiv.
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Es geht nicht ums verwirren, es geht ums "rauswerfen" - also ums "aus der Immersion vertreiben".
Ich krieg bei unmotivierten Perspektivenwechseln jedesmal Pickel. Manchmal muss man eben auf einen Schauplatz verzichten, wenn man ihn nicht gescheiht einbauen kann.
Das ist so dieses "Bella ging auf den Ball. Sie war sehr aufgeregt, weil Prinz Eumel da sein würde. Als Prinz Eumel sie sah, dachte er sich, dass er noch nie ein schöneres Mädchen gesehen hatte."
Und wenn dir sowas gefällt, da gibt es eine unsägliche, aber sehr erfolgreiche Buchreihe mit einem Assassinen namens Achmed (in einer Fantasy-Welt), da kommt sowas ständig vor. >:(
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Deshalb würde ich als Anfänger auch nicht den allwissenden Erzähler wählen, sondern mindestens innerhalb einer Szene bei einer Person bleiben, aus deren Sicht ich schreibe.
Ich glaube, das wird auch die größte Schwierigkeit bei diesem "Kameraschwenk" sein, aber wenn ich das richtig verstanden habe, wird die Szene weiterhin aus der Sicht von dem Fanboy geschrieben.
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Nein. Man sieht ihm an, und die emotionen werden vermittelt...
Sheesh... wirklich schwierig. ich melde mich sobald ich die Szene fertig habe, vllt hat ja eine lust Sie dann zu lesen.