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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Backalive am 15.02.2009 | 12:15

Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Backalive am 15.02.2009 | 12:15
@Finarfin
Yep. Genau so empfinde und sehe ich das auch.
Der Text könnte von mir stammen. Danke.

Überlegt Euch mal, warum FanPro Myranor, DSA und Shadowrun abgestoßen haben.


EDIT Jens: herausgetrennt aus dem Retro-DSA1-Thema (http://tanelorn.net/index.php/topic,45855.0.html)
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Mustafa ben Ali am 15.02.2009 | 13:07
Einige Antworten könnt Ihr auf dem Blog von Sir Doom sehen. Sir Doom hat dort zwei Jahresabschlussberichte online gestellt.
Hier ist der Link. (http://sirdoomsbadcompany.wordpress.com/2009/01/22/grosenvergleich/)
Dort werden Fantasy Production und Games Workshop verglichen.
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Finarfin am 15.02.2009 | 14:23
Oha, das sieht ja schlimmer aus, als ich dachte ...

Da möchte ich mal einen aus dem dortigen Blog-Kommentar zitieren:

Zitat von: Nyx
Sehr ich durchaus ähnlich… was mich aber irgendwie schockiert sind irgendwie die liquiden Mittel Fanpros… meine Fresse, da habe ich privat ja, als mittlere Arbeitsdrone im öffentlichen Dienst, mehr Zugriff auf ad hoc freies Kapital.

Klar, man kann jetzt noch Seite um Seite streiten, inwieweit die Angaben von Fanpro und Games Workshop vergleichbar sind ...
Aber die absoluten Zahlen bei FP - soweit ich als Nichtwirtschaftler da durchblicke - wirken auf mich irgendwie ... nicht so toll.
So sieht es also bei einem Rollenspiel-Verlag aus ... ich hoffe, dass es bei Ulisses besser aussieht ... vll. kaufe ich doch die DSA1-Schmuckausgabe ...
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Mustafa ben Ali am 15.02.2009 | 14:56
@Finfarin
Ich glaube schon, das Ulisses besser aufgestellt ist, aber mit GW nicht konkurieren kann. Diese Zahlen bieten aber trotzdem, wie es im allgemeinen um die deutschen Rollenspiel-Verlagen aussieht.
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Jens am 15.02.2009 | 14:58
Für mich als Halbwirtschaftler sieht das sogar desaströs aus!

Das Anlagevermögen umfasst eine 2-Zimmer-Wohnung, das Umlaufvermögen bezieht sich wohl auf volle Lager und nicht verkaufte Produkte, Forderungen, die 100x so groß sind wie die liquiden Mittel weisen auf eher lasche Zahlungsmoral der Kunden hin (und sind in Zeiten der Wirtschaftskrise brandgefährlich) und so wie mir das, jetzt ohne weiter nachlesen zu wollen, mit dem Schuldendeckungspotenzial (unter 30%) aussieht... also ich würde da nicht Gesellschafter werden wollen...

EDIT: Ulisses sieht zum Abschlus 2007 aber auch nicht sooo viel besser aus in Sachen Schuldendeckungsquote (war doch EK/FK?) sogar noch schlechter... schaut euch mal auf www.unternehmensregister.de um. Da findet man so einiges (nur den Uhrwerkverlag noch nicht ;) )
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Greifenklaue am 15.02.2009 | 15:26
EDIT: Ulisses sieht zum Abschlus 2007 aber auch nicht sooo viel besser aus in Sachen Schuldendeckungsquote (war doch EK/FK?) sogar noch schlechter... schaut euch mal auf www.unternehmensregister.de um. Da findet man so einiges (nur den Uhrwerkverlag noch nicht ;) )
Genialer Link!!!  :D
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Jens am 15.02.2009 | 22:54
Dass die ihre Daten "veröffentlichen" müssen, hat schon was zu bedeuten! :)
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Feuersänger am 15.02.2009 | 23:20
Ja, dass sie über 260.000 Euro Umsatz im Jahr machen.
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Jens am 16.02.2009 | 15:01
Da spielen noch gewisse andere Faktoren mit rein, die ich aber vergessen habe, weil die entsprechende Klausur bereits neun Tage hinter mir liegt :D
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Roland am 16.02.2009 | 15:07
Alle Kapitalgesellschaften müssen ihren Jahresabschluss öffentlich machen, große Gesellschaften außerdem GuV und Lagebericht.
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Backalive am 16.02.2009 | 17:10

Ja, dass sie über 260.000 Euro Umsatz im Jahr machen.


@Feuersänger:
260.000 € Umsatz sind nicht 260.000 € Gewinn !

Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Finarfin am 16.02.2009 | 17:17
Nun, halten wir einfach mal fest, dass im P&P-Rollenspiel als Wirtschaftszweig eher wenig Geld steckt, so dass man keinem Verlag vorwerfen kann, dass er versucht, Geld zu verdienen!

Während gewisse Konzerngrößen sicherlich (z.T.!?!) die fetten und gierigen und rücksichtslosen Kapitalisten marxistischer Propaganda sind, ist ein Rollenspielverlag da eher die arme Socke, für die es sich zu kämpfen lohnt.
Immerhin sind wir Helden  (jeden zweiten Samstag im Monat).
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Backalive am 16.02.2009 | 18:19

Yep.
Fast immer am Sonntag. Regelmäßig in unregelmäßigen Abständen.

Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Jens am 16.02.2009 | 19:11
Alle Kapitalgesellschaften müssen ihren Jahresabschluss öffentlich machen, große Gesellschaften außerdem GuV und Lagebericht.
@Feuersänger:
260.000 € Umsatz sind nicht 260.000 € Gewinn !
Argh. ARGH! Geht weg. GEHT WEG! :o *esverfolgtmichmurmelundsichlangsamverkrümeltumfürdienächstenprüfungenzulernen*
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Kinshasa Beatboy am 16.02.2009 | 19:21
Hab ich das richtig verstanden, dass Ulisses einen Umsatz von €260.000 aufweist? Das finde ich wirklich bestürzend, aber ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen. Wie soll man davon bitte eine Firma mit ein paar Angestellten über Wasser halten? Also wirklich. Wenn der Umsatz von Ulisses insgesamt jedoch tatsächlich unter 1 Million liegen sollte, sagt mir doch bitte Bescheid, dass ich jedem was vors Fressbrett haue, der den Untergang der P&P-Rollenspiele bestreitet. DSA/Ulisses hat jedenfalls nach sehr zuverlässigen Informationen derzeit einen Marktanteil von gut 50%. Bei einem Umsatz von einer viertel Million würde das bedeuten, dass der gesamte P&P-Rollenspielmarkt in Deutschland einen Umsatz von einer halben Million aufweist. Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 16.02.2009 | 19:24
Zitat von: Feuersänger
Ja, dass sie über 260.000 Euro Umsatz im Jahr machen.

Hervorhebung von mir. Ab 260.000 Umsatz müssen die Daten offengelegt werden.
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Kinshasa Beatboy am 16.02.2009 | 19:27
Hervorhebung von mir. Ab 260.000 Umsatz müssen die Daten offengelegt werden.

Ah, verstehe, macht Sinn. Danke für den Hinweis. Hatte jemand ernsthaft was Gegenteiliges erwartet?
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Jens am 16.02.2009 | 19:29
Warten wir mal auf den Jahresabschluss 2008. Kann aber noch so ein halbes Jahr dauern, bis der öffentlich ist ;)
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Greifenklaue am 16.02.2009 | 22:25
Hab ich das richtig verstanden, dass Ulisses einen Umsatz von €260.000 aufweist? Das finde ich wirklich bestürzend, aber ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen. Wie soll man davon bitte eine Firma mit ein paar Angestellten über Wasser halten? Also wirklich. Wenn der Umsatz von Ulisses insgesamt jedoch tatsächlich unter 1 Million liegen sollte, sagt mir doch bitte Bescheid, dass ich jedem was vors Fressbrett haue, der den Untergang der P&P-Rollenspiele bestreitet.
Bescheid! (Knapp 640.000 laut der Website dort [Jahresabschluß 2007]).

Ob und was da ausgegliedert ist, weiß ich natürlich nicht.
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Kinshasa Beatboy am 16.02.2009 | 22:42
Bescheid! (Knapp 640.000 laut der Website dort [Jahresabschluß 2007]).

Ob und was da ausgegliedert ist, weiß ich natürlich nicht.
Ich kann leider auch keine Bilanzen lesen. Selbst so simple nicht. Peinlich, wenn man meinen Job bedenkt, aber die ungeschminkte Wahrheit, die ich auch den Kollegen mit einem freundlichen Grinsen keineswegs vorenthalte  ~;D  Aber ich habe gerade mal nachgeschaut und hätte das ähnlich interpretiert wie Du. Ist das bitter, wenn das so stimmt.

Ulisses mag meinetwegen als Firma noch einigermaßen funktionieren (obwohl die sicherlich auch nicht reich werden und da schon verdammt viel Liebe zum Hobby dabei sein muss). Dennoch muss ein geschätztes Anfangsinvestment von einer halben Million erst einmal wieder reingeholt werden. Dennoch: wie der Rest sich so über Wasser hält, ist mir ein völliges Rätsel. Prometheus zum Beispiel. Oder Nackter Stahl. Alter Falter. Wenn ich mir vorstelle, dass ich nach diesen Zahlen schon ganz alleine für rund 1% des Gesamtumsatzes der P&P-Rollenspiele in Deutschland verantwortlich zeichne, wird mir schwindlig.

Wie gesagt: Rollenspiel ist tot und D&D4 geht den einzig rationalen Weg: Computerrollenspieler abwerben. Der Rest ist ökononisch tot. Ich kaufe - bisweilen aus reiner Sympathie fürs Hobby und für Überzeugungstäter wie Markus Plötz. Vielen, vielen Dank, Jungs, Ihr habt meinen vollsten Respekt!
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Dom am 16.02.2009 | 22:47
Zitat
D&D4 geht den einzig rationalen Weg: Computerrollenspieler abwerben.
Ist zwar OT, trotzdem: Das kann nicht funktionieren, jedenfalls nicht so, wie es Wizards versucht. Denn alles, was die am Spieltisch bieten, kann der Rechner besser. Und ich hörte gerüchteweise, dass sich D&D4 in den Staaten auch schlecht verkauft. Aber ich kann das natürlich nicht weiter belegen.
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Kinshasa Beatboy am 16.02.2009 | 22:55
Aber ich kann das natürlich nicht weiter belegen.
Das kann momentan wohl niemand so recht belegen. Sorry nach mal, dass ich Dir in diesem Punkt letztendlich keine Hilfe sein konnte. Vielleicht hat sich das bisschen Input ja schon mal als hilfreich erwiesen. Und natürlich hab ich mich mit der Aussage auf kommerzielle Publikationen bar neuer Ideen beschränkt. Aber das war vermutlich schon aus dem Kontext klar.
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: 6 am 16.02.2009 | 23:02
Ist zwar OT, trotzdem: Das kann nicht funktionieren, jedenfalls nicht so, wie es Wizards versucht. Denn alles, was die am Spieltisch bieten, kann der Rechner besser.
Nee. Wenn dem so wäre, gäbe es keinen Brettspielmarkt.
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Greifenklaue am 16.02.2009 | 23:07
Ich kann leider auch keine Bilanzen lesen. Selbst so simple nicht. Peinlich, wenn man meinen Job bedenkt, aber die ungeschminkte Wahrheit, die ich auch den Kollegen mit einem freundlichen Grinsen keineswegs vorenthalte  ~;D  Aber ich habe gerade mal nachgeschaut und hätte das ähnlich interpretiert wie Du. Ist das bitter, wenn das so stimmt.
Hmm, möglicherweise ist die Materie natürlich komplexer und ich hab das etwas naiv abgelesen  :D
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Visionär am 16.02.2009 | 23:23
Kult-Reprinz für 50EUR, demnächst von Ulisses:
http://www.ringbote.de/575+M5ab17078b9c.html
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: MarCazm am 16.02.2009 | 23:54
Die wollen wohl derzeit wirklich mit so wenig Aufwand wie möglich so viel Geld wie möglich machen. Sehr ökonomisch. >;D
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Greifenklaue am 17.02.2009 | 01:02
Kult-Reprinz für 50EUR, demnächst von Ulisses:
http://www.ringbote.de/575+M5ab17078b9c.html
Das Thema hat sich hier  (http://tanelorn.net/index.php/topic,45881.0.html) versteckt!
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Visionär am 17.02.2009 | 09:26
Das Thema hat sich hier  (http://tanelorn.net/index.php/topic,45881.0.html) versteckt!
MarCazm hat schon eher begriffen, warum ich die Info hier poste.
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Jens am 17.02.2009 | 09:37
Soll ich mal in einen allgemeinen Verlage-Finanzthread abtrennen?
Titel: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Greifenklaue am 17.02.2009 | 10:32
Soll ich mal in einen allgemeinen Verlage-Finanzthread abtrennen?
Ja  :d

Wollen doch bei DSA EINS nicht über die VÖ von KULT diskutieren...  wtf?
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Jens am 17.02.2009 | 10:38
Done. Und das Thema verschieb ich noch nach allgemein, da kann man auf mehr Input hoffen!
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: ComStar am 17.02.2009 | 10:43

Fehlt da am Anfang evtl was?
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Feuersänger am 17.02.2009 | 10:44
@Feuersänger:
260.000 € Umsatz sind nicht 260.000 € Gewinn !

Hab ich ja auch nie behauptet. Was willst du mir damit sagen?
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Settembrini am 17.02.2009 | 10:55
Wenn ich mir vorstelle, dass ich nach diesen Zahlen schon ganz alleine für rund 1% des Gesamtumsatzes der P&P-Rollenspiele in Deutschland verantwortlich zeichne, wird mir schwindlig.


Du gibst €10 000 im Jahr für RSP aus?

Das schaffe nichtmal ich oder Martin. Gibt garnicht genug Produkte!
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: jafrasch am 17.02.2009 | 11:04
Bescheid! (Knapp 640.000 laut der Website dort [Jahresabschluß 2007]).

Ob und was da ausgegliedert ist, weiß ich natürlich nicht.

640.000? du redest hier von der bilanzsumme oder? in den veröffentlichungen sind die guv's nicht enthalten. von daher ist eine aussage über den umsatz nicht möglich. das könnte man höchstens auf basis von gewinn und branchenkennzahlen (mal sehen on datev dazu was hat) grob hochrechnen.

bemerkenswert finde ich aber den verdammt hohen warenbestand bei ulisses und pegasus...
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Jens am 17.02.2009 | 11:09
Fehlt da am Anfang evtl was?
Eine Erklärung? Öh, ja, vielleicht...
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Joerg.D am 17.02.2009 | 11:18
Du gibst €10 000 im Jahr für RSP aus?

Das schaffe nichtmal ich oder Martin. Gibt garnicht genug Produkte!

Ich denke eher mal er mein ein Pomille statt ein Prozent.

Oder er rechnet die Ausgaben für Pizza und Getränke der Runden die er leitet mit dazu.

Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Greifenklaue am 17.02.2009 | 11:36
640.000? du redest hier von der bilanzsumme oder? in den veröffentlichungen sind die guv's nicht enthalten. von daher ist eine aussage über den umsatz nicht möglich. das könnte man höchstens auf basis von gewinn und branchenkennzahlen (mal sehen on datev dazu was hat) grob hochrechnen.
Ja,öhm, ich schrieb schon, meine Annahme war wohl etwas vorschnell... Vielleicht mag das ein Wirtschaftller mal zerlegen, was was bedeutet!
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Nyx am 17.02.2009 | 11:39
Oha, das sieht ja schlimmer aus, als ich dachte ...

Da möchte ich mal einen aus dem dortigen Blog-Kommentar zitieren:

Klar, man kann jetzt noch Seite um Seite streiten, inwieweit die Angaben von Fanpro und Games Workshop vergleichbar sind ...
Aber die absoluten Zahlen bei FP - soweit ich als Nichtwirtschaftler da durchblicke - wirken auf mich irgendwie ... nicht so toll.
So sieht es also bei einem Rollenspiel-Verlag aus ... ich hoffe, dass es bei Ulisses besser aussieht ... vll. kaufe ich doch die DSA1-Schmuckausgabe ...
Wobei man dazu sagen muss, dass FanPro (zumindest die letzten Jahre vor der Bruchlandung) selbst für einen RPG-Verlag aus der Nähe betrachtet einen sehr... nun ja... "komischen" Eindruck machte.

Das Gebahren, der allgemeine Umgang etc. von Pegasus und Ulisses ist da schon eine Nummer professioneller, so dass ich für die Läden insgesamt mehr Hoffnung hege... ;)

bemerkenswert finde ich aber den verdammt hohen warenbestand bei ulisses und pegasus...
Na ja, dürfte zu einem guten Teil aus Rest-/Lagerbeständen der Produkte resultieren.
RPG-Bücher werden meist "auf Vorrat" gedruckt (um die Stückkosten niedriger zu halten) und dann mit der Zeit abverkauft.
Im Vergleich zu vielen anderen Firmen dürfte daher der Lagerbestand vergleichsweise hoch liegen.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Mustafa ben Ali am 17.02.2009 | 11:58
Na ja, dürfte zu einem guten Teil aus Rest-/Lagerbeständen der Produkte resultieren.
RPG-Bücher werden meist "auf Vorrat" gedruckt (um die Stückkosten niedriger zu halten) und dann mit der Zeit abverkauft.
Im Vergleich zu vielen anderen Firmen dürfte daher der Lagerbestand vergleichsweise hoch liegen.
Außerdem sind Ulisses und Pegasus auch Großhändler und haben beide ein Online-Shop für Endkunden.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: oliof am 17.02.2009 | 13:25
Das Phänomen ist nicht nur auf Deutschland beschränkt.

Es gibt einen Grund, warum Steve Jackson Games Munchkin bis zur kalten Vergasung ausschlachtet.

Pegasus und Ulisses verdienen ja auch noch als Distributoren. Ich weiss aber nicht, ob das in der gleichen Bilanz steht.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Timo am 17.02.2009 | 13:25
Das sind sie sogar hauptsächlich, wahrscheinlich fällt der Rollenspielanteil noch viel geringer aus.
Man beachte auch den, wenn ich mich gerade korrekt erinner ca. 75% Umsatzrückgang bei GW in dem Jahr.

meep. verguckt, streicht das, man kann nur ablesen, dass viele Händler-/Endkunden ihre Rechnung noch nicht bezahlt haben.
Da müsste man dann sehen wieviele von denen 2007-2008 aufgegeben haben und Insolvenz gegangen sind und wie das dann im nächsten Jahr aussieht.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: jafrasch am 17.02.2009 | 13:45
wie schon gesagt: auf grund der bilanz (ohne guv) lässt sich nix zu den umsätzen (großhandel/eigenverlag/etc.) sagen. selbst wenn wir die guv hätten würden wir wahrscheinlich nur das rohergebnis sehen. sämtliche spekulation ist da überflüssig. festzuhalten bleibt, das sich die meisten unternehmen dieser branche (jetzt mal anhand von fanpro, ulisses und pegasus)  durch hohes umlaufvermögen (bei sehr hohen warenbestand und niedriger liquidität) und dünne kapitaldecke (i.s.d. EK) auszeichnen. es ist also kein wunder, dass solche unternehmen schnell in schieflage geraten können, wenn die leute nicht zahlen oder umsätze wegbrechen. mit hohen warenbeständen kann man keine rechnungen und gehälter bezahlen (auch wenn es schon versucht wurde)...

ich würde ehrlich gesagt meine kohle nicht in dieser branche investieren. ich bin aber auch kein idealist...

ps: schade das man die bilanz von feder & schwert nicht einsehen kann...
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: der.hobbit am 17.02.2009 | 13:53
Ah, die Bezahlung über Warengutscheine ist in der Branche nicht unüblich ;)
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: jafrasch am 17.02.2009 | 13:56
...und ein zeichen dafür, dass sie [die branche] wohl durch fanboytum, idealismus und liebe zum spiel aufrecht erhalten wird...

...muss ja nix unbedingt schlechtes sein... ~;D

ps: sollte je ein rollenspieler einen siebenstelligen euro betrag zu viel haben: stiftung gründen wäre ne nette idee... ;)
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Mustafa ben Ali am 17.02.2009 | 14:18
ps: schade das man die bilanz von feder & schwert nicht einsehen kann...
Doch kann man, muss nur den Suchzeitraum auf 2007 ausdehnen.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: jafrasch am 17.02.2009 | 14:22
oh, ich dachte das wäre ne gbr gewesen. ok. danke für den hinweis.

@bilanz feder und schwert: analyse von oben bestätigt. man könnte auch fanpro dazu sagen...
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: MSch am 17.02.2009 | 14:47
Ich denke eher mal er mein ein Pomille statt ein Prozent.

Oder er rechnet die Ausgaben für Pizza und Getränke der Runden die er leitet mit dazu.

Der Faktor mag gut stimmen  ;-)

Wie ich an anderer Stelle (http://groups.google.de/group/de.rec.spiele.rpg.misc/msg/cbf8a4e62317914c?hl=de&dmode=source) mal feststellte, ist das auch das viel ertragreichere Geschäftsmodell.


Ciao,

Martin
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Timo am 17.02.2009 | 14:56
Roland sollte Naschi und Getränke mit ins Verkaufsprogramm nehmen
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: jafrasch am 17.02.2009 | 15:07
angesichts der zahlen und der rechnung die martin aufgetan hat: mich wundert wirklich das es mehr als einen großhändler/verlag in d gibt. der potentielle markt ist... ...lausig.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Feuersänger am 17.02.2009 | 15:17
@bilanz feder und schwert: analyse von oben bestätigt. man könnte auch fanpro dazu sagen...

Mit dem Unterschied, dass FanPro, wenn ich das richtig lese, immerhin 50K Gewinn verbuchen konnte, während Falsch&Schlecht ca 36K Verlust hatte. Zumindest laut Bilanz. Freilich sind auch 50K Gewinn für ein Unternehmen mit 1 Million Euro Bilanzmasse nicht gerade berauschend.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Tieffeuer am 17.02.2009 | 20:06
...  bis zur kalten Vergasung ...

... sehr ungeschickte Wortwahl - hoffentlich aus Unwissenheit ...
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Chaos am 17.02.2009 | 20:34
Mit dem Unterschied, dass FanPro, wenn ich das richtig lese, immerhin 50K Gewinn verbuchen konnte, während Falsch&Schlecht ca 36K Verlust hatte. Zumindest laut Bilanz. Freilich sind auch 50K Gewinn für ein Unternehmen mit 1 Million Euro Bilanzmasse nicht gerade berauschend.

Ich habe Rechnungswesen zwar nur als Wahlfach, aber trotzdem würde ich das Viel oder Wenig des Gewinns eher am Umsatz oder am Eigenkapital festmachen... d.h. Umsatzrendite oder ROE... und nicht an der Bilanzsumme.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: MSch am 17.02.2009 | 23:28
... sehr ungeschickte Wortwahl - hoffentlich aus Unwissenheit ...

Aber dann würde es doch gar keinen Sinn ergeben?


Ciao,

Martin
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Greifenklaue am 17.02.2009 | 23:32
Ich habe Rechnungswesen zwar nur als Wahlfach, aber trotzdem würde ich das Viel oder Wenig des Gewinns eher am Umsatz oder am Eigenkapital festmachen... d.h. Umsatzrendite oder ROE... und nicht an der Bilanzsumme.
Sprich aus den Zahlen kann man nix schlußfolgern  wtf?
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: jafrasch am 18.02.2009 | 08:23
doch. den vermögenstatus und die verteilung des vermögens zum stichtag. woher der gewinn kommt und wie die umsätze aussehen, lässt sich hier nicht ersehen... aber das hatten wir ja schon mal.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Tieffeuer am 18.02.2009 | 09:30
Aber dann würde es doch gar keinen Sinn ergeben?
Ciao,
Martin

Verlagsstatistiken mit Genozid zu vergleichen ist ungeschickt, meinst du nicht? Den Sinn kann man sicher auch anders erzeugen.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Zwart am 18.02.2009 | 09:40
Zitat
Verlagsstatistiken mit Genozid zu vergleichen ist ungeschickt, meinst du nicht? Den Sinn kann man sicher auch anders erzeugen.
Vielleicht! Aber diesen Thread mit einer Variante von Godwins Gesetz kaputt zu machen ist ebenfalls mehr als ungeschickt.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Thot am 18.02.2009 | 11:18
Ich habe mich schon seit meiner Kleinstverlagsgründung gefragt, wie die "großen" Verlage das machen, mit dem Produzieren von Rollenspielen Geld zu verdienen - das erschien mir immer unrealistisch. Mit Digitaldruck, kleiner Auflage und radikal reduzierten Kosten kann man eine rote Null schreiben, und das mache ich ja derzeit auch. Aber Geld verdienen ist eben nicht drin, dachte ich immer. Und so ist es wohl auch. Rollenspiele zu verlegen ist wie Lyrik zu verlegen: Damit verdient man kein Geld, das macht man aus Liebe zur Kultur.

Nur frage ich mich, wieso in diesen Zeiten überhaupt noch das Risiko eingegangen werden muss, große Auflagen im Offsetdruck zu drucken und dann entsprechend volle Lager und Kapitalbindung zu haben. Digitaldruck kann alles, was Offsetdruck auch kann, und die Preisunterschiede sind nicht so groß, dass der gemeine "ein Buch im Monat"-Rollenspielkäufer die Differenz nicht berappen könnte oder, wenn er ehrlich ist, überhaupt im Portemonnaie bemerken würde. Wahrscheinlich steckt dahinter eine kluge Überlegung, aber sie springt mich zumindest nicht direkt an...
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Der Nârr am 18.02.2009 | 11:33
Warum sind mit Rollenspielverlagen wohl so oft auch Rollenspielläden eng verbunden. Spontan fallen mir da in Deutschland Games-In, FanPro, Truant und Pegasus ein. Natürlich hat das Prestige-/Repräsentationsgründe, es steckt aber wohl noch mehr dahinter, möchte man meinen. In den USA kommt das auch vor, siehe Steve Jackson Games oder Eden Studios, vielleicht weiß da jemand etwas genaueres zur allgemeinen Häufigkeit dieses Phänomens.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: JS am 18.02.2009 | 11:43
oder sie machen ihr geld mit romanen, brettspielen, sammelminiaturen- oder sammelkartenspielen. oder der mischung aus allem. ffg z.b. macht so gut wie nichts mehr im rollenspielbereich und hat sich statt dessen zu einem schwergewicht in der brettspielszene gemausert. wohl auch kein goldesel, aber anscheinend immer noch sehr viel lukrativer als rollenspielgedöns.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Dirk Remmecke am 18.02.2009 | 11:58
Warum sind mit Rollenspielverlagen wohl so oft auch Rollenspielläden eng verbunden. Spontan fallen mir da in Deutschland Games-In, FanPro, Truant und Pegasus ein. Natürlich hat das Prestige-/Repräsentationsgründe, es steckt aber wohl noch mehr dahinter, möchte man meinen. In den USA kommt das auch vor, siehe Steve Jackson Games oder Eden Studios, vielleicht weiß da jemand etwas genaueres zur allgemeinen Häufigkeit dieses Phänomens.

Die Verlagstätigkeit von Games-In kommt mir eher wie Selbstbauchpinselei vor.

Die genannten Verlage haben alle als Läden angefangen und sich dann in den Import/Großhandel gestürzt. Lediglich FanPro war schon sehr früh mit Tunnels & Trolls dabei, zu einer Zeit, als es den Markt noch gar nicht gab. Schwerter & Dämonen ist noch vor dem deutschen D&D erschienen (http://www.blutschwerter.de/f562-der-loewenclub/t40600-verfuegbare-deutsche-systeme-den-80ern-seite3.html#post1174061) und muss als das erste kommerziell verlegte Rollenspiel in Deutschland gelten.
Da damals mehrere Verlage um die D&D-Lizenz buhlten, und Kiesow, Fuchs und Alpers mittenmang dabei waren, haben sie bestimmt mit einem erfolgsträchtigen Segment gerechnet. Und die FSV-D&D-Boxenhaben in den ersten beiden Jahren ja auch kräftig gerockt (http://www.blutschwerter.de/f562-der-loewenclub/t40600-verfuegbare-deutsche-systeme-den-80ern-seite4.html#post1181234) - und ihre Schmidt-DSA-Gegenstücke gewiss ebenso.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Mustafa ben Ali am 18.02.2009 | 12:50
oder sie machen ihr geld mit romanen, brettspielen, sammelminiaturen- oder sammelkartenspielen. oder der mischung aus allem. ffg z.b. macht so gut wie nichts mehr im rollenspielbereich und hat sich statt dessen zu einem schwergewicht in der brettspielszene gemausert. wohl auch kein goldesel, aber anscheinend immer noch sehr viel lukrativer als rollenspielgedöns.
FFG hat aber Anima: Beyond Fantasy RPG, Dark Heresy, Grimm RPG und Warhammer Fantasy. Ein weiteres ist in der Planung, laut Webseite. Gut, sie haben keine Schwergewichte wie D&D und WoD dabei, aber zu Behaupten, sie machen so gut wie nicht, ist das ein bisschen viel, was FFG macht.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Tieffeuer am 18.02.2009 | 12:57
Vielleicht! Aber diesen Thread mit einer Variante von Godwins Gesetz kaputt zu machen ist ebenfalls mehr als ungeschickt.

Sprache die Genozid verharmlost darf nie usus werden. GG trifft hier nicht zu, ich habe auf einen existenten Missstand hingewiesen, diesen nicht erzeugt oder damit provoziert. Von einer Unwissenheit bezugnehmend auf die Quelle der Aussage geh ich mal aus.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: JS am 18.02.2009 | 13:10
FFG hat aber Anima: Beyond Fantasy RPG, Dark Heresy, Grimm RPG und Warhammer Fantasy. Ein weiteres ist in der Planung, laut Webseite. Gut, sie haben keine Schwergewichte wie D&D und WoD dabei, aber zu Behaupten, sie machen so gut wie nicht, ist das ein bisschen viel, was FFG macht.

hm, richtig. aber beyond fantasy ist das rpg zur hauseigenen miniaturenserie, grimm ein nischennebenrandprodukt und warhammer in beiden fällen eine neuerwerbung. die alten schwergewichte aus eigener produktion (z.b. midnight) sind weg. aber ich muß meine aussage in der tat anders formulieren:
ffg engagierte sich zwischenzeitlich nur wenig im rollenspielbereich und legt nun besonders mit warhammer frp und 40k wieder zu, nichtsdestoweniger ist ffg von einem anfänglich fast reinen rollenspielverlag zu einem brettspiel-/miniaturenspielverlag mit rollenspielsparte geworden.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Pyromancer am 18.02.2009 | 13:19
Sprache die Genozid verharmlost darf nie usus werden. GG trifft hier nicht zu, ich habe auf einen existenten Missstand hingewiesen, diesen nicht erzeugt oder damit provoziert. Von einer Unwissenheit bezugnehmend auf die Quelle der Aussage geh ich mal aus.

http://www.zeit.de/2009/03/Stimmts (http://www.zeit.de/2009/03/Stimmts)
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: slyver am 18.02.2009 | 13:47
Off Topic zu dem "bis zur Vergasung":

"Sprache die Genozid verharmlost darf nie usus werden."

die Politisierung meist friedlicher Wörter, am besten belegbar mit Bezug auf "Nazi-wörter", ist etwas, das ebensowenig usus werden sollte. Von der hier verwendeten Art "bis zum Überdruss" zu sagen, bis hin zu Sachen wie "Jedem das Seine" oder "Sonderkommando" ist es eigtl in niemandes Sinne, normalen Wortgebrauch so zu stigmatisieren. Das einzige was erreicht ist, daß die Fanatiker des jeweiligen Einschlags ein paar mehr Phrasen für sich vereinnahmen können...
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: MSch am 18.02.2009 | 14:09
Sprache die Genozid verharmlost darf nie usus werden. GG trifft hier nicht zu, ich habe auf einen existenten Missstand hingewiesen, diesen nicht erzeugt oder damit provoziert. Von einer Unwissenheit bezugnehmend auf die Quelle der Aussage geh ich mal aus.

Das ist doch Quatsch. Ohne die implizierte Bedeutung hat die Aussage (das SJG auf Munchkin solange rumreitet, bis es wirklich nicht mehr schön ist) keinerlei Sinn.

Das kann nur so beabsichtigt gewesen sein und ist eine klare Aussage. Das dadurch der Holocaust verharmlost wird erschließt sich mir allerdings nicht.

Aber eigentlich gehört das nicht in diesen Thread, oder?


Ciao,

Martin
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Thot am 18.02.2009 | 14:16
Ja, das könnte mal ein hilfreicher Moderator nach Speakers Corner auslagern oder so.  ::)
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Tieffeuer am 18.02.2009 | 16:23
Off Topic zu dem "bis zur Vergasung":

"Sprache die Genozid verharmlost darf nie usus werden."

die Politisierung meist friedlicher Wörter, am besten belegbar mit Bezug auf "Nazi-wörter", ist etwas, das ebensowenig usus werden sollte. Von der hier verwendeten Art "bis zum Überdruss" zu sagen, bis hin zu Sachen wie "Jedem das Seine" oder "Sonderkommando" ist es eigtl in niemandes Sinne, normalen Wortgebrauch so zu stigmatisieren. Das einzige was erreicht ist, daß die Fanatiker des jeweiligen Einschlags ein paar mehr Phrasen für sich vereinnahmen können...


Oder aber: Die Verharmlosung fataler Wortbegriffe führt - wie in den Wiederaufbaujahren nach dem WW2 bis zur 68er Revolution - zu einer Verdrängung des Geschehenen.

Anderer Gesichtspunkt: Freund von mir ist Jude - würdest du ihm das ins Gesicht sagen? Wenn nicht, wieso dann hier?

@MSch bitte richtig lesen, habe nicht gesagt, dass seine Aussage verharmlost, mich nur gg eine allgemeine Nutzung ausgesprochen.

Sorry an alle fürs Threadkillen - hätte nicht erwartet, dass es soviele Verteidiger dieser Wortwahl gibt, sollte nur ein Hinweis sein.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Thot am 18.02.2009 | 16:31
Ja, das könnte mal ein hilfreicher Moderator nach Speakers Corner auslagern oder so.  ::)

*bump* ::)
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Thot am 18.02.2009 | 16:42
hm, richtig. aber beyond fantasy ist das rpg zur hauseigenen miniaturenserie, grimm ein nischennebenrandprodukt und warhammer in beiden fällen eine neuerwerbung. die alten schwergewichte aus eigener produktion (z.b. midnight) sind weg. aber ich muß meine aussage in der tat anders formulieren:
ffg engagierte sich zwischenzeitlich nur wenig im rollenspielbereich und legt nun besonders mit warhammer frp und 40k wieder zu, nichtsdestoweniger ist ffg von einem anfänglich fast reinen rollenspielverlag zu einem brettspiel-/miniaturenspielverlag mit rollenspielsparte geworden.

Was nichts anderes heisst, als dass sie von ihrer Arbeit gern auch leben können wollen. Ist ja auch logisch.

Rollenspiel ist schon vom Prinzip her nicht markttauglich: Man braucht bei einem guten Spiel ein einziges Buch, um zu fünft Hunderte von Stunden Spaß zu haben. Eine DVD dagegen hält nur 2 Stunden, plakativ gesagt.

Und weil das jeder weiss, ist Rollenspielverlegen auch eher eine kulturschaffende Tätigkeit. Auf keinen Fall ein Broterwerb.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Boba Fett am 18.02.2009 | 16:44
OT, aber dazu mal eben meine persönliche Meinung:
Ja, das könnte mal ein hilfreicher Moderator nach Speakers Corner auslagern oder so. 

Der Chinese sagt: Mu!  :q

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Zurück zum ursprünglichen Thema...
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Archoangel am 18.02.2009 | 17:00
Oder aber: Die Verharmlosung fataler Wortbegriffe führt - wie in den Wiederaufbaujahren nach dem WW2 bis zur 68er Revolution - zu einer Verdrängung des Geschehenen.

Anderer Gesichtspunkt: Freund von mir ist Jude - würdest du ihm das ins Gesicht sagen? Wenn nicht, wieso dann hier?

@MSch bitte richtig lesen, habe nicht gesagt, dass seine Aussage verharmlost, mich nur gg eine allgemeine Nutzung ausgesprochen.

Sorry an alle fürs Threadkillen - hätte nicht erwartet, dass es soviele Verteidiger dieser Wortwahl gibt, sollte nur ein Hinweis sein.

Willst du das jetzt bis zur Vergasung diskutieren, oder warum startest du gerade diesen Blitzkrieg? Macht dich das jetzt ernsthaft an und dann dachtest du einfach "ab 5 Uhr 45 wird zurückgeschossen", oder was? Da kannst du aber lange wettern: meine Nerven sind nämlich hart wie Kruppstahl. Oder dachtest du "gebt mir fünf Seiten und ihr werdet diesen Thread nicht wiedererkennen"? Nun ja: jedem das seine.

Ich hoffe damit ist alles gesagt. Sonst werde ich sprichwörtlich "Flugzeuge bauen, bis sich der Himmel verdunkelt, und die Vögel zu Fuß gehen müssen!"
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Tieffeuer am 18.02.2009 | 17:19
edit: überflüssiges entfernt

Mal zur Abwechslung zum Thema - wenn man mit RPGs kein Geld verdienen kann, was ich heutzutage durchaus auch befürchte, wie haben sich die Verlage all die Jahrzehnte über Wasser gehalten - nicht alle machen das nur als Nebenjob oder haben einen Versandhandel nebenher.

Auffällig ist eine Parallele zu andern Hobbybereichen: Im Modellbau hat der ewig steigende Anspruch der Kunden zu einer Verteuerung der Produkte geführt, die wiederum den Kundenkreis stark reduziert und damit anfällig für Marktschwankungen gemacht haben (siehe Märklin, Trix und Roco - die alle in den letzten Monaten/Jahren über die Wupper gegangen sind oder nur knapp daran vorbei geschrammt sind) - kann man die Parallele hier ziehen? Sind alte Ausgaben von Rollenspielen (60+ Seiten, schwarz weiss, miserables Layout etc.) überlebensfähig, neue 4-farb-500-Seiter aber nicht?

Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Archoangel am 18.02.2009 | 17:27
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Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Thot am 18.02.2009 | 17:30
Nein, ihr redet alle Unsinn. Rollenspielverlage sind per Definition nicht profitabel.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: WitzeClown am 18.02.2009 | 17:32
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Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Feuersänger am 18.02.2009 | 17:33
Ich beantrage hiermit, die Fütterung des Trolls mit sofortiger Wirkung einzustellen, und sich wieder dem Thema zuzuwenden.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Tieffeuer am 18.02.2009 | 17:44
Da ich anscheinend hier der Troll bin: Bin satt, danke :)
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: JS am 18.02.2009 | 18:03
Was nichts anderes heisst, als dass sie von ihrer Arbeit gern auch leben können wollen. Ist ja auch logisch.
Rollenspiel ist schon vom Prinzip her nicht markttauglich: Man braucht bei einem guten Spiel ein einziges Buch, um zu fünft Hunderte von Stunden Spaß zu haben.

ähm... nichts anderes habe ich gesagt. eine zeitlang scheint es aber von fall zu fall gewinnbringend zu sein, bis der fankreis wieder gesättigt ist. einige verlage in den usa z.b. halten sich bis heute, obwohl sie zum großteil nur rollenspiele veröffentlichen. aber das ist wohl auch ein anderer, größerer absatzmarkt und mit deutschland schlecht vergleichbar.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Kinshasa Beatboy am 18.02.2009 | 18:20
Ich beantrage hiermit, die Fütterung des Trolls mit sofortiger Wirkung einzustellen, und sich wieder dem Thema zuzuwenden.

Jo, die USA funktionieren als Absatzmarkt bei Rollenspielen tatsächlich vollkommen anders. Zumindest sagen das die Leute, die beide Märkte gut kennen (ich gehöre nicht dazu). Und die Antwort auf die Frage nach der wirtschaftlichen Überlebensfähigkeit selbst der grösseren Rollenspielverlage in Deutschland bleibt vorerst ungeklärt, da der - durchaus hilfreiche und spannende - Hinweis auf das Unternehmensregister keinerlei Rückschlüsse auf einige der zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage relevantesten Zahlen, z.B. Umsatz und Gewinn, beispielsweise von Ulisses erlaubt.

Und das finde ich wiederum auch ohne wirkliche Ahnung von Buchführung, Controlling, Finanzierung und dem ganzen Quatsch nicht verwunderlich. Dass nämlich jede, mit Verlaub und nicht abwertend gemeint, "Klitsche" als Nicht-AG irgendwo im Internet überhaupt derart die Hosen runterlassen muss, finde ich bereits beachtlich. Dass aber zusätzlich auch noch Umsatz und Ähnliches veröffentlicht werden muss, Zahlen also, die Unternehmer nur höchst ungern öffentlich breittreten, konnte ich mir auch bar fundierteren Hintergrundwissens nicht so richtig vorstellen.

Trotzdem: ich finde dieses Unternehmensregister für den beruflichen Kontext sehr praktisch. Wenn ich beispielsweise zukünftig mit einer Firma in Kontakt bin, die ich noch nicht kenne, schaue ich mir schnell mal an, in welcher ungefähren finanziellen Liga die so spielen. Die Zahlen des Unternehmensregisters sind zwar wirklich nur sehr grobe Anhaltspunkte, aber für eine erste Einordnung isses natürlich besser als nix.

Zusammenfassend müssen wir wohl somit hier im Thread weiterhin beim Fischen im Trüben bleiben. Ist für einen Haufen halbinformierter Fans und Besserwisser wie uns jedoch für mein Gefühl ohnehin passender  ~;D

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Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Archoangel am 18.02.2009 | 18:34
Ist eine "Limited Edition" nicht die freundliche Umschreibung dafür, dass man ohnehin nicht davon ausgeht mehr als die angegebene Anzahl verkaufen zu können?

Zum Thema US-Markt: man bedenke einfach, dass die 3E die sagenumwobene Zahl von 1 Mio. Spielerhandbücher geknackt hat - im Vergleich dazu: zu Schmidt Zeiten schaffte DSA1 noch ca. 100.000 verkaufte Basisboxen - bei massiver Fernsehwerbung. 3E/3.5 deutsch und 4.1 dürften aktuell woohl eher in der 20.000 Liga spielen. Und es bleibt die offene Frage, in wiefern die beiden hauptberuflichen DSA-Redakteure (und dernen gehälter) zum Verkauf der DSA-Lizenz beigetragen haben ...
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Feuersänger am 18.02.2009 | 18:42
Boah. Also, der englischsprachige Markt ist größer, klar, weil es halt allein ca. 400 Millionen englische Muttersprachler in Industriestaaten gibt. Dazu dann noch unzählige ausländische Kunden, für deren Muttersprache die englischen Systeme entweder gar nicht oder nur Falsch und Schlecht übersetzt werden. Das ist halt einfach eine größere Absatzbasis als für deutschsprachige Systeme.
Aber trotzdem, 1 Million PHBs ist deutlich mehr, als ich erwartet hätte, zumal die 3E ja auch erst Anno 2000 rauskam. Nücht schlöcht.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: der.hobbit am 18.02.2009 | 21:46
Woher kommt die Zahl 1 Mio? Ich traue solchen Werten nie so ganz, da das ja auch eine Art von Werbung ist.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Archoangel am 18.02.2009 | 22:20
Aus dem Report on the Industries 2005 Bericht. Kann dir keine online-Quelle bieten. Du kannst es glauben, oder nicht. Sorry.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Chaos am 18.02.2009 | 23:04
Sprich aus den Zahlen kann man nix schlußfolgern  wtf?

Man kann schon, aber eben nicht so leicht und so eindeutig.

Ich habe mal einen Blick auf den Abschluss von Games Workshop geworfen. Da fällt mir zum Beispiel auf:

- "Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände" machen 2,5 von 4,5 Mio Euro aus; da würde mich sehr interessieren, wieviel wirklich ausstehende Forderungen sind, und bei wieviel von diesen Forderungen welche Gefahr besteht, dass sie abgeschrieben werden müssen; laut Anhang sind 445.000 Euro Forderungen gegen verbundene Unternehmen - aber was ist mit dem Rest?
- Rückstellungen in Höhe von 865.000 Euro... ich frage mich, wozu die alle gut sind; Rückstellungen sind Reserven für Zahlungen oder Verluste, die in der Zukunft anfallen werden bzw könnten. Man muss (IIRC) für Forderungen, die ausfallen könnten, Rückstellungen bilden, je nach Wahrscheinlichkeit des Ausfalls; das könnte bedeuten, 865.000 Euro von den offenen Forderungen ganz oder teilweise nur noch auf dem Papier bestehen, weil z.B. der Händler, an den man geliefert hat, Pleite gegangen ist und man abwarten muss, was aus der Konkursmasse noch zu holen ist.
- Sie melden in der GuV ein Rohergebnis (ich nehme das einfach mal als Umsatz) von 9 Millionen Euro, und einen Jahresüberschuss von 100.000 Euro... etwa 1,1% Umsatzrendite - das ist nicht gerade viel, gerade wenn man im Vorjahr 6,7% hatte und einen weiteren Rückgang des Geschäfts prophezeit...
- Die Eigenkapitalrendite, bei einem Eigenkapital von 3,2 Mio Euro, ist etwa 3,2%... auch nicht berühmt, gerade nach 22% im Vorjahr.

Also, meine Kurzanalyse ist, ich würde mich nicht wohl dabei fühlen, Geld in Games Workshop Deutschland zu investieren.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Archoangel am 18.02.2009 | 23:34
GW gehört zu 70% einem Bankenkonsortium und zu 30% einem Hedge-Fond. Die Zahlen zeigen im Rahmen der Imobilienkrise also folgendes: es wurde Geld abgezogen und zwar massiv. Wen wunderts?
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: jafrasch am 19.02.2009 | 08:21
niemanden.

aber mal was anderes: wie müsste ein rpg für -beispielsweise- den deutschen markt aufgestellt sein, damit es auf dauer profitabel ist?

eine mischung aus tcg ("hey, cool, ich hab für meinen char nen tollen trait/tolles equipment/wasauchimmer gezogen und ur ist es auch noch") und stetigem quellenbücherfluß (plot, weltbeschreibung)?
was für ein zeitraum ist sinnvoll für eine refresh (editionswechsel)?
wieviel crossover mit anderen medien ist notwendig und akzeptabel (figuren, multimedia etc.)
wieviel zeit vergeht beim print on demand von der bestellung bis zur lieferung? (um mal die vorratshaltungskosten im blick zu haben)?
wäre es für die verlage hier sinnvoll sowas in d zu errichten?
wie plaziert man effizient werbung, um auch leute ausserhalb des üblichen dunstkreises zu erreichen? kinotrailer?
 
bin auf die antworten gespannt.


Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Thot am 19.02.2009 | 09:31
[...]
aber mal was anderes: wie müsste ein rpg für -beispielsweise- den deutschen markt aufgestellt sein, damit es auf dauer profitabel ist?
[...]
 

Ich glaube: Das geht nicht. Selbst bei DSA ist es ja nicht gerade eine Lizenz zum Gelddrucken...
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: der.hobbit am 19.02.2009 | 10:06
Schließe mich Thot an. Um ein etwas profitableres RPG zu erschaffen, muss man die Massen ansprechen und diese binden.
Metaplots führen z.B. zu höherem Absatz (auch wenn gleich einige schreien werden, dass das ja eine fürchterliche Unsitte sei, weil man den Spielern Einfluss auf die Welt entzieht).
Der nächste Punkt wird wahrscheinlich das Genre sein: ein Mainstream-Setting ist unabdingbar, wahrscheinlich Fantasy.
Dann der Preis: Geiz-ist-geil-Mentalität bedingt einen niedrigen Einstiegspreis. Da Rollenspieler aber für "ihr" System gerne Bereit sind, etwas mehr Geld zu zahlen und auch Sammelleidenschaft verbreitet ist, bieten sich höherpreisige Add-Ons bzw. Vollversionen an. Die großen Verlage machen das mit nahezu kostenlosen Einsteigersets vor, die kleinen Verlage verteilen teilweise das komplette Regelwerk als kostenloses PDF, verlangen für das gedruckte Werk den regulären Preis.
Aus der Sammelleidenschaft folgt auch, dass eine hohe Qualität gefordert wird, vor allem was Aufmachung und Optik angeht. Interessanterweise scheinen die Rollenspieler bei der Textqualität duldsamer zu sein, wobei auch hier natürlich Grenzen existieren.

Kurz zusammengefasst: Ein viele ansprechendes System mit Metaplot, zu dem extrem billige Einsteigerprodukte wie auch qualitativ hochwertige und teurere Ausbaumaterialien existieren, dürfte nicht zu große rote Zahlen produzieren.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: 6 am 19.02.2009 | 10:07
@Jafrash:
Schwere Frage.
Es müsste wohl ein Brettspiel sein, dass mit Zusatzregeln zum Rollenspiel wird. Sozusagen ein Rollenspiel in Disguise...
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Drudenfusz am 19.02.2009 | 10:10
@Jafrash:
Schwere Frage.
Es müsste wohl ein Brettspiel sein, dass mit Zusatzregeln zum Rollenspiel wird. Sozusagen ein Rollenspiel in Disguise...
Sehe es schon kommen, gleich sagt jemand: "D&D4"...
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: JS am 19.02.2009 | 10:25
nein, nicht d&d 4e. ich denke, ein rollenspiel scheitert schon deshalb an einer weiten verbreitung, weil es wesentlich komplizierter und komplexer ist als alles, was der mensch von nebenan für sich als freizeitbeschäftigung akzeptieren möchte oder leisten könnte.
und man muß lesen. relativ viel lesen. und sich konzentrieren. und ein wenig kreativ sein. und eine gruppe gleichgesinnter suchen, finden und (unter-)halten. und oft genug sich über diese gruppe aufregen.
ein todesurteil heutzutage. ich denke, rollenspiel wird niemals aus seiner kleinen nische herauskommen.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: 6 am 19.02.2009 | 10:25
@Drudenfusz:
4e ist für diesen Vergleich dann zu kompliziert... (Vergleiche 320 Seiten Anleitung mit vielleicht 10 Seiten eines guten Brettspieles)
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: der.hobbit am 19.02.2009 | 10:49
nein, nicht d&d 4e. ich denke, ein rollenspiel scheitert schon deshalb an einer weiten verbreitung, weil es wesentlich komplizierter und komplexer ist als alles, was der mensch von nebenan für sich als freizeitbeschäftigung akzeptieren möchte oder leisten könnte.
und man muß lesen. relativ viel lesen. und sich konzentrieren. und ein wenig kreativ sein. und eine gruppe gleichgesinnter suchen, finden und (unter-)halten. und oft genug sich über diese gruppe aufregen.
Ich würde mal sagen, dass das einige Paradigmen sind, aber nichts, was man nicht ändern könnte. Die Regeln eines Rollenspiels sollten sich auf vier DinA4 Seiten darstellen lassen. Oder man integriert sie gleich in ein Abenteuer, stellt sie mit einem Comic dar, ... ist ja nicht so, dass es da nicht einige lobenswerte Beispiele gäbe.
Auch die Komplexität hält sich letzten Endes in Grenzen. Geschichtenerzählen ist ein Urtrieb des Menschen, auch wenn diese Branche derzeit sehr kommerzialisiert ist und die Leute in eine passive Konsumhaltung drängt.
Aber wie man beim Heyne-Wettbewerb sieht: Es gibt sehr viele Leute, die es schaffen, 100 Seiten für einen Fantasyroman zu schreiben. Für ein RPG braucht man nicht mehr Kreativität und deutlich weniger Durchhaltevermögen.

Ich stimme dir in einem Punkt zu: RPG ist und wird eine Nische bleiben. Nur die Gründe, die du dafür anführst, die halte ich für nicht so unabänderlich.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: JS am 19.02.2009 | 10:56
naja, die selbsternannten "urtriebe des menschen" lasse ich mal außen vor und weise nur darauf hin, daß bisher sämtliche hybride, kurzregeln, abenteuerspielbücher und konsorten nicht zu einer famosen verbreitung des rollenspiels geführt haben.
insofern ist für mich der weg des "man muß einfach nur die kunden/die gesellschaft/den menschen ändern, um sie dann gewinnen zu können" ein illusorisch verklärter. rollenspiel war in jeder seiner formen vor 25 jahren nische und ist es heute immer noch. und es war das selbst in seinen dsa- oder d&d-hochzeiten.
deine "lobenswerten beispiele" haben zu nichts dergleichen geführt, die szene altert und klagt über nachwuchsmangel.
die komplexität der heutigen rollenspiele sprengt jedes maß, ein anfängersystem, das nicht nur kleinste nische in der nische ist, sucht man vergebens. (daher befürworte ich übrigens ulisses vorhaben, dsa 1 wieder herauszugeben.)
und die leute, die für heyne schreiben, sind ohnehin diejenigen, die auch rollenspiele und fantasy kennen. das ist nicht der neukunde von nebenan, sondern dieselbe suppe mit ein paar sprenkeln vielleicht.
außerdem braucht man für ein rollenspiel ganz erheblich mehr durchhaltevermögen: lesen, begreifen, noch einmal passagen lesen, leute zusammensuchen, abenteuer vorbereiten, 5-8 stunden leiten an zahlreichen tagen... in dieser zeit schreibe ich dir mehrere hundert seiten. (von der kreativität mal ganz abgesehen, die in vielen fantasyromanen nun wirklich nicht vorhanden ist - aber zugegeben in vielen rollenspielabenteuern auch nicht.)
es ist daher für mich auch ein widerspruch, dem ewigen nischendasein zuzustimmen und gleichzeitig die gründe für die nische als nicht unabänderlich zu bezeichnen. es ist in dieser hinsicht in den letzten 25 jahren viel passiert - ohne große wirkung.
 ::)
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: der.hobbit am 19.02.2009 | 11:24
Naja, die Gründe für die Nische können auch andere als die von dir genannten sein. Daher ist es kein Widerspruch, dass ich deine Gründe nicht für allgemeingültig halte und trotzdem an eine Nische glaube.

Ich habe auch nicht behauptet, dass man die Menschen ändern müsse (was natürlich nicht geht), sondern dass man anders über RPG denken muss.

Darum lobe ich auch die Beispiele, weil das gerade Versuche sind, mit diesen Paradigmen zu brechen, so z.B. dass ein RPG komplex sein müsse. Wobei ich ehrlich gestanden bei einigen Einsteigersystemen Augenkrebs kriege, weil da ihn Fliegenfußgröße Buchstaben eng gedrängt 50 Seiten füllen - das ist natürlich nicht wirklich kurz.

Der kontinuierliche Aufwand, der in ein RPG gesteckt werden muss, der ist allerdings fürwahr groß und ich stimme mit dir überein, dass das einer der Gründe sein wird, warum RPG in einer Nische bleiben wird. Dieser Aufwand muss aber nicht für ein initiales Ausprobieren sein - und es ging ursprünglich nicht um den Markt, sondern um die Verbreitung.

Was die Kreativität angeht: Jepp, ich stimme dir vollkommen zu: Soooo viel Kreativität wird in den meisten RPG Runden nicht gelebt ...
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: isyahadin am 19.02.2009 | 11:40
ganz kurzer OT an der Stelle:

RPG ist definitiv kreativ. auch wenns nur soviel ist, sich nen kleinen monty-haul-dungeon auszudenken. Kreativität ist ein Akt der geistigen Schöpfung. Wie gut der dann ist, oder ob man das nicht schon zig mal woanders so gesehen hat (lange RPG Spieler - schon vieles gesehen), ist was anderes.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Thot am 19.02.2009 | 12:39
[...]
die szene altert und klagt über nachwuchsmangel.

Wie kommst Du denn darauf?!?

Nein, ehrlich. Auch heute noch gibt es Massen von Rollenspielern im Teenager-Alter oder Anfang 20.

Ich finde wirklich, dass der Vergleich von Rollenspielen mit Lyrik in mehrerlei Hinsicht ein passender ist: Beides spricht eine begrenzte, aber enthusiastische Zielgruppe an, beides ist als Gewerbe normalerweise nicht profitabel. Und beides gibt es seit ihrer Erfindung ununterbrochen und wird es weiter geben, weil die Zielgruppe ist, wie sie ist.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Crimson King am 19.02.2009 | 12:52
Rollenspiel hat aus meiner Sicht nicht das Potenzial, dem Nischendasein zu entkommen. Das hat vornehmlich zwei Gründe

1. Es ist kein Chillout-Hobby. Das Maß an Aufmerksamkeit und geistiger Aktivität ist deutlich höher als beim Disco-Dance, bei fast allen sportlichen Betätigungen, als Zuschauer bei Sportveranstaltungen, beim Fernsehen oder Komatrinken.
2. Es erfordert ein Mindestmaß an Abstraktionsvermögen, da quasi das gesamte Spiel im gemeinsamen wie den individuellen Vorstellungsräumen statt findet, man sich intensiv mit Motivationen fiktiver Personen auseinandersetzen muss. Bei Rollenspielen mit ausgeprägter Regelbasis und Gewinnorientierung kommt noch ein technisch-ergebnisorientiertes Denken hinzu.

Nimmt man diese beiden Beschränkungen und wendet sie auf die Bevölkerung an, bleibt eben nicht mehr viel übrig.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Boba Fett am 19.02.2009 | 13:01
Auch heute noch gibt es Massen von Rollenspielern im Teenager-Alter oder Anfang 20.

Wie kommst Du denn darauf?!?
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Ludovico am 19.02.2009 | 13:07
Also würde ich so einen Verlag wie WOTC leiten, dann würde ich grundsätzlich nach einer Möglichkeit suchen, RPGs outzusourcen und via Lizenz jemand anderen das Risiko übernehmen lassen.

Gründe würden dafür ja schon genannt. P&P ist ein Nischenhobby. Der Markt zeichnet sich durch einen Haufen Anbieter aus, die allesamt entweder nicht die Möglichkeit haben, den Markt auszuweiten oder nicht die Notwendigkeit sehen. Hinzu kommt, daß ich selber davon ausgehe, daß der Markt moderat wächst, denn neue Runden generieren neue Spieler, die via Mund-zu-Mund-Propaganda geworben werden.

Die Anzahl der Rollenspiele nimmt aber in einem wesentlich stärkerem Maße zu als die Spielerschaft.

Folglich wird der Druck auf jeden einzelnen Verleger größer und die Gewinnspanne geringer. Die üblichen Marktentwicklungsversuche wie Conventions (halte ich nur für sinnvoll, wenn man Rollenspieler überzeugen will, aber neue Spieler schafft man so eher nicht, denn wer geht schon auf solche Veranstaltungen?) werden noch torpediert durch die Art des Produktes, daß die schnelle einfache Gründung einer Runde ohne viel Vorarbeit praktisch unmöglich macht.

Na ja, aber ich denke, daß WOTC die P&P-Sparte nicht outsourcen wird, denn zum einen halte ich es für das Gegenstück zum Bügelverschluß von Flensburger Flaschen (ein Markenzeichen, was die Brauerei gerne loswerden möchte, aber nicht kann) und zum anderen denke ich, daß sich noch ein paar Idealisten dort finden.

GW allerdings hat es imho richtig gemacht und sich jemanden gesucht, der Geld dafür bezahlt, daß immense Risiko eines neuen RPGs eingeht.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Thot am 19.02.2009 | 13:07
Wie kommst Du denn darauf?!?

Ich habe Augen im Kopf. ;)
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: JS am 19.02.2009 | 14:26
wirklich? komisch, ich auch. und auf cons wird man ja fast überschwemmt mit teenagern und neulingen. viele von denen kennt man sogar schon seit 10 jahren.
;)
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: dr.fendo am 19.02.2009 | 14:29
Also ich würd jetzt nicht sagen dass die Zahl der neuen Spieler im Teenageralter explodiert. Aber ich denke sie stellen nach wie vor nen stabilen Teil der Rollenspielszene. Vor allem kaufen die wohl im Gegensatz zu beispielsweise mir noch eher Regelwerke und sind so wirtschaftlich wertvoller für die Verlage.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Thot am 19.02.2009 | 14:36
wirklich? komisch, ich auch. und auf cons [...]

Siehste. Geh nicht auf Cons (das ist ein Alteleutehobby), such Dir junge Runden vor Ort. In meinen beiden Wochentags-Spielrunden im Raum Köln-Bonn sind fast alle Anfang 20, ich selber bin da mit 33 der Gruppengreis.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Finarfin am 19.02.2009 | 15:05
Ob Teenager unbedingt auf Rollenspiel-Cons gehen, bezweifle ich, da Teenager naturgemäß die Neulinge der Szene sind, Cons aber eher den harten Kern der Szene ansprechen.
Die Abwesenheit von Teenagern auf Cons ist kein valides Kriterium um ihren Anteil an der Szene auszumachen (viele Teens hingegen würde bedeuten, dass die Teens schon lange dabei sind und bereits zum harten Kern gehören).

In der AG, die ich an meiner Schule anbiete, strömen gerade sehr junge Spieler regelmäßig an Bord. Neben "alten Hasen" aus der Oberstufe kommen massenhaft Schüler, ja Kinder der Mittel- und Unterstufe in die AG, letztens sogar drei Mädchen aus der 5. Klasse, die keine Ahnung hatten, was Rollenspiel ist, und die geradezu begeistert sind (übrigens sehr beeindruckend: Trennung von Spieler- und Charakterwissen automatisch vollzogen, ohne Aufforderung). Für mehr Spieler, für mehr neue Spieler muss man den Jugendlichen und Kindern nur ein Angebot machen. Da die wirtschaftliche Lage der Verlage nicht rosig ist, kann das nur ehrenamtlich "für die Sache" geschehen.
Kooperation mit Schulen und Jugendzentren sollte kein Problem werden: gerade Schulen suchen dringend AGs als überbrückendes Nachmittagsangebot. Wenn dann einer kommt und ein Rudel Mittelstüfler gratis bespaßen will, werden die Schulen nur selten "nein" sagen.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: dr.fendo am 19.02.2009 | 15:15
Ähnliche Erfahrungen wie Finarfin hab ich damals mit meiner AG auch gemacht. Und was man bei Teenagern auf Cons nicht vergessen sollte, ich wär früher bestimmt gerne auf Cons gegangen, nur hab ich am Arsch der WElt gewohnt und konnte da nicht mal locker mit meiner eigenen Karre hinfahren.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: oliof am 19.02.2009 | 15:20
Auf dem letzten Burg-Con war eine „Abordnung“ von Spielern aus Rostock da: Ein halbes Dutzend, alle unter 22, mit mehrjähriger Spielerfahrung. Ihrer Berichterstattung nach gibt es in Rostock einen Haufen (explizite Nachfrage kam ein "viele?") junger und jüngerer Spieler, die nach mehreren Jahren Mainstream-Rollenspiel nun die Indie- und Nischensysteme für sich entdeckt haben.

Nur dass „wir alten Säcke“ mit der „Jugend von Heute“ nichts zu tun haben heißt nicht, dass die nicht unsere Hobbies teilt. Aber: Die organisieren sich (wo)anders, und machen ihr eigenes Ding.

Willkommen im Generation Gap (http://en.wikipedia.org/wiki/Generation_gap).


Edit: Link für Leute ohne Glasgoogle ergänzt.

Addendum: Selbst auf der Wikipedia Seite zu Gap, Inc. wird der Begriff Generation Gap erläutert…
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: jafrasch am 19.02.2009 | 16:32
[...]
Willkommen im Generation Gap.

Gap?
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: JS am 19.02.2009 | 16:38
Also ich würd jetzt nicht sagen dass die Zahl der neuen Spieler im Teenageralter explodiert. Aber ich denke sie stellen nach wie vor nen stabilen Teil der Rollenspielszene. Vor allem kaufen die wohl im Gegensatz zu beispielsweise mir noch eher Regelwerke und sind so wirtschaftlich wertvoller für die Verlage.

dem urteil schließe ich mich nach euren berichten dann mal mit vorbehalten an, da wir hier ohnehin alle nur mit persönlichen erfahrungswerten arbeiten können. allerdings ist dieses klagen über fehlenden nachwuchs nicht gerade auf meinem persönlichen mist gewachsen, es entsprach nur meiner persönlichen beobachtung.
 8)
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Zwart am 19.02.2009 | 16:40
Gap:
Lücke
Abstand
Leerstelle
Bresche

"Generation gap" bedeutet das eine (unüberwindbare) Lücke zwischen einer Generation und der nächsten klafft.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: jafrasch am 19.02.2009 | 16:47
achso. dachte schon er meint generation gap (http://de.wikipedia.org/wiki/Gap_Inc.)...
deine interpretation ergibt mehr sinn... ~;D
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Boba Fett am 19.02.2009 | 16:57
Ich hänge ja immer noch der Lauerschen Theorie an, dass Rollenspiel für die nach uns folgende Generation out und langweilig erscheint, und erst die danach folgende Generationen die Retro-Klamotten ihrer Großväter auf dem Dachboden entdecken und das dann wieder cool & hip ist. 8)
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Finarfin am 19.02.2009 | 17:13
Sowas sollte eher auf Mainstream-Phänomene zutreffen: Obwohl die 90er-Jahre Boomjahre des Rollenspiels waren, würde kaum jemand bei einer "Das waren die 90er!"-Rückblickshow erwarten, dass dort von Rollenspielen allgemein und der Innovation (tatsächlich oder angeblich) des Storytellings durch WoD die Rede ist.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: ChristophDolge am 19.02.2009 | 17:20
Zitat
und erst die danach folgende Generationen die Retro-Klamotten ihrer Großväter auf dem Dachboden entdecken und das dann wieder cool & hip is

Verbunden mit der Möglichkeit, dann technisch ausgereifte Gimmicks zu nutzen, die es heute noch nicht gibt - eine in die computerisierte Tischplatte integrierte Battlemap, die Möglichkeit, über solche Systeme Rollenspiel zur Multimedia-Show zu machen und computerisierte Charakterdokumente werden wohl das Erlebnis stark verändern, aber hoffentlich auch zurückbringen. Das oder MMORPGs sind dann soweit, dass sie ähnliches leisten wie heutige P&P-Systeme (Ketzerei!).

Ich denke auch, dass die heutige Jugend P&P vor allem aus Filmen usw. eher als uncoole in sich gekehrte Szene kennt, die man mit Trekkies, Manga-Fans etc. assoziieren kann, wird es wohl eine Weile dauern, ehe die Zeiten der alten Auflagenstärken (zumindest in Deutschland) zurückkehren. Eine gewisse Mitschuld würde ich auch der Szene selbst geben, die Neulinge mit uninspirierten Regelmonstern erschlägt - zumindest bei den großen, bekannten Systemen.

Insgesamt hoffe ich, dass Boba Recht behält.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: der.hobbit am 20.02.2009 | 09:13
Sowas sollte eher auf Mainstream-Phänomene zutreffen: Obwohl die 90er-Jahre Boomjahre des Rollenspiels waren, würde kaum jemand bei einer "Das waren die 90er!"-Rückblickshow erwarten, dass dort von Rollenspielen allgemein und der Innovation (tatsächlich oder angeblich) des Storytellings durch WoD die Rede ist.
Das wäre eine Rückblickshow, die ich sogar schauen würde ;D
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Fat Duck am 20.02.2009 | 09:54
Ich denke auch, dass die heutige Jugend P&P vor allem aus Filmen usw. eher als uncoole in sich gekehrte Szene kennt, die man mit Trekkies, Manga-Fans etc. assoziieren kann, wird es wohl eine Weile dauern, ehe die Zeiten der alten Auflagenstärken (zumindest in Deutschland) zurückkehren. Eine gewisse Mitschuld würde ich auch der Szene selbst geben, die Neulinge mit uninspirierten Regelmonstern erschlägt - zumindest bei den großen, bekannten Systemen.

Nö, kein Jugendlicher kennt P&P aus Filmen. Eigentlich kennt kaum jemand P&P.
Da würd ich vielleicht mal eher ansetzen, denn jedesmal, wenn ich von P&P erzähle, stoße ich erst auf Unkenntnis und dann bei mindestens 50% der Leute auf Interesse.

Und das mit dem Generation Gap kann ich voll unterschreiben. Ich bin 22 und außerhalb dieses Forums kann ich die über 30 Jährigen Rollenspieler in meinem Bekanntenkreis an einer Hand abzählen, 14-25 Jährige kenne ich eine Menge.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Samael am 20.02.2009 | 09:59
Zwischen 25 und Ü30 liegt kaum ein generation gap.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: oliof am 20.02.2009 | 10:24
"über 30" ist eine ganz weite Spanne. Da kann man 2 oder 3 Generation Gaps unterbringen (-:

Aber wir schweifen ab. Zurück zu den Märkten:

Ich empfehle einfach mal das Buch The Long Tail (http://www.amazon.de/Long-Tail-Nischenprodukte-Massenmarkt-Gesch%C3%A4ft/dp/3446409904), das sehr genau erklärt, wie Nischenmärkte funktionieren – die meisten Beispiele sind zwar auf das Geschäft mit MP3s gemünzt, lassen sich aber letztlich auf alle digitalen Waren, z.B. auch PDFs, und Produkte ohne Lager/Laden-Abhängigkeit, z.B. Books on Demand, übertragen.

Fazit: Über Zeit und Menge betrachtet gibt es mehr an Nische zu bedienen als an Mainstream. Die klassische Produktion für den Mainstream ist langfristig gesehen weniger lukrativ als alle Nischen zusammen. Mit virtuell unendlich großen Lagerräumen (Speicher kost ja nix) und virtuell kostenloser Nachproduktion (Kopien anfertigen kost ja nix) wird es möglich, auch Nischen zu bedienen.

Beispiel: Nur 3 Leute im Jahr kaufen TSOY? Super, das sind 3 mehr, die es kaufen, als wenn ich 1000 Exemplare anfertigen und vorab bezahlen müsste, um das Produkt überhaupt anbieten zu können!

Meine These: Der Trend, den wir bei der Musikindustrie sehen, die historisch gesehen einen Massenmarkt bediente, und bei der der Singleverkauf komplett und der CDverkauf massiv eingebrochen ist, während der Onlinehandel wächst (in 2008 weltweit um 25% gewachsen, in Deutschland um über 30% (http://www.zeit.de/news/artikel/2009/01/16/2708151.xml)), hat die Rollenspielverlage wie eine Flutwelle getroffen. Und dass man nach dem Rasierklingenmodell Regelwerke eigentlich defizitär verkaufen muss, um die Leute dazu zu bringen Module, Supplements und Abenteuer zu kaufen, hat auch noch niemand sinnvoll gelöst (d20/OGL hat diesen Ansatz verfolgt, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen).

Natürlich brauchen wir weiter Galeonsfiguren, die den Markt überhaupt bekannt machen, aber heute ist es viel einfacher als noch vor 10 Jahren, auch in Hintertupfingen nach einem Jahr mit den alten DSA-Büchern von Mutti aufm Speicher im Netz zu stöbern und irgend ein schräges Nischen-Nischen-Nischenrollenspiel zu finden und damit glücklich zu sein. Außerdem ist der Gebrauchtmarkt mittlerweile gesättigt (http://hofrat.rollenspiel-berlin.de/Forum/index.php?topic=1528.15) (2. Seite ist relevant), und das hilft den Verlagen natürlich auch nicht.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: ChristophDolge am 20.02.2009 | 11:54
Zitat
Nö, kein Jugendlicher kennt P&P aus Filmen. Eigentlich kennt kaum jemand P&P.
Da würd ich vielleicht mal eher ansetzen, denn jedesmal, wenn ich von P&P erzähle, stoße ich erst auf Unkenntnis und dann bei mindestens 50% der Leute auf Interesse.

Matt Groening hat es in seinen Serien mehrmals thematisiert - und es gibt wohl kaum ein besseres Medium, um Jugendliche zu erreichen, als die Simpsons, oder? Iirc wurde es auch in z.B. Buffy thematisiert - auch eine Sendung, die in der potentiellen Zielgruppe vermutlich ganz gut einschlug. Die Leute lernen dadurch nicht wirklich, was P&P ist und wie es funktioniert. Sie wissen aber diffus, dass es ein paar wirklich abgespackte Nerds gibt, die um einen Tisch sitzen, würfeln und dabei irgendwelchen Scheiß labern und behaupten, sie könnten mit ihrem mächtigen Feuerball den Zwergenkönig beeindrucken. Von sowas hält man sich ja lieber fern - wenn man richtig Aufklärung betreiben will, worum es geht, kann es sein, dass man angeschaut wird wie ein 68er, der seinen Kindern was über freie Liebe und Erleuchtung durchs Kiffen erzählen will.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: JS am 20.02.2009 | 11:59
randbemerkung: der "scheiß", den diese nerds dann laut mitjugendlichen angeblich labern würden, ist goethedeutsch im vergleich zu dem sprachdreck, den der durchschnittliche cooljugendliche mit seinen kumpels oder beim onlinespiel heutzutage so von sich gibt.
aber wem erzähl ich das?
 :(
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Fat Duck am 20.02.2009 | 13:04
@FrenchZombie:
Ich kenne keinen einzigen Nichtrollenspieler, der sich an Szenen, die Rollenspiele thematisieren, bei den Simpsons oder irgendeiner anderen Serie erinnern kann.

@Samael:
Ich hab die Zahl 30 gewählt um die eine Hand voll zu kriegen.

@JS:
Ja, wem erzählst du das? Wie alt bist du? Wieviele Leute zwischen sagen wir 14 und 18 kennst du so? Wieviele davon sind "Cooljugendliche"? Proleten gibts in jeder Altersstufe. Dass dir sofort die einfallen, wenn du an Jugendliche denkst, zeigt mir, dass du nicht viel mit welchen zu tun hast.

Mich täten ja echt mal die Statistiken interessieren, die besagen, dass es keinen Rollenspielnachwuchs gibt. Ich krieg davon nichts mit.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Greifenklaue am 20.02.2009 | 13:48
Zitat
@FrenchZombie:
Ich kenne keinen einzigen Nichtrollenspieler, der sich an Szenen, die Rollenspiele thematisieren, bei den Simpsons oder irgendeiner anderen Serie erinnern kann.
Wieviele kennst Du denn?

Und wie oft fragst Du sie, um das ad hoc beantworten zu können  wtf?
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Ein am 20.02.2009 | 13:54
@Simpsons & bla
Mal sehen. Laut engl. Wikipedia wurde D&D in zwei Folgen von Buffy, in einer Folge von Futurama und im Futurama-Film Bender's Game thematisiert. Desweiteren erinnere ich mich an eine Folge Simpsons in der Homer Kerker & Drachen spielt.

Allerdings bezweifle ich, dass diese Geek-Referenz überhaupt von Nicht-Geeks erkannt wird.
Viele sind es jetzt auch nicht.

@JS
Naja, wenn ich so die sprachliche Qualität deines Posts betrachte, solltest du nicht mit Steinen werfen.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Fat Duck am 20.02.2009 | 14:04
@Greifenklaue:
In den letzten sieben Jahren, seit ich P&P kenne und spiele, war ich in drei verschiedenen Schulen in zwei verschiedenen Ländern und habe dabei sehr viele verschiedene Jugendliche kennengelernt und mein Hobby dabei sehr oft beworben.
Und falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Ich gehöre zu dieser Altersgruppe. Ich bin 22 und habe mich vor fast 7 Jahren im Grofafo angemeldet. Ich kenne genau eine mehr oder weniger aktive Gruppe aus Ü30ern persönlich und die kenne ich aus dem Forum. Ich kenne jede Menge jugendliche Rollenspieler und von denen ist keiner im Forum und jeder maximal einmal auf ner Con. Also ich krieg das mit der Generation Gap durchaus mit.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Cagliostro am 20.02.2009 | 14:11
Mich täten ja echt mal die Statistiken interessieren, die besagen, dass es keinen Rollenspielnachwuchs gibt. Ich krieg davon nichts mit.

Gut, evtl. organsieren sich die ganzen jugendlichen RPGler woanders und die alten Säcke bekommen das einfach nicht mit.
Kann ja sein.
Evtl. gehen die halt auch nicht die RGP-Veranstaltungen, auf denen die alten Säcke gehen und deshalb wissen die alten Säcke nichts von den jugendlichen RPGlern.
Evtl. nehmen jugendliche RPGler auch einfach an keinen RPG-Umfragen teil.

Und ja, ich kenne jugendliche RPGler und hab auch schon welche auf Cons gesehen. Z.B. der MIDGARD-Con in Billstein gewährt Jugendlichen echt guten Rabatt und es kommen auch welche.

Aber ich kenne kaum bis keine jungen RPGler, die ohne alten Sack als Unterstützung angefangen haben.

Und letztlich das Hauptargument für mich, warum der Nachwuchs fehlt: Die Verkaufszahlen von RPGs sind im Vergleich zu früher ein Witz

Gruß
Bernd
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Zwart am 20.02.2009 | 14:28
Zitat
Evtl. nehmen jugendliche RPGler auch einfach an keinen RPG-Umfragen teil.
Das ich kann ich so nicht bestätigen. Bei meinen Umfragen lag der Anteil der bis 20Jährigen immer bei etwa 20%. Sowohl bei meiner DSA-Umfrage als auch meiner Rollenspiel-Umfrage. Ich denke bei der Umfrage die im Moment vom Rollenspielstatistiker (http://rollenspielstatistiker.wordpress.com/) ausgewertet wird, wird ähnliches herauskommen.

Zitat
Die Verkaufszahlen von RPGs sind im Vergleich zu früher ein Witz
Da würden mich mal Statisken interessieren.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Nyx am 20.02.2009 | 14:37
@Simpsons & bla
Mal sehen. Laut engl. Wikipedia wurde D&D in zwei Folgen von Buffy, in einer Folge von Futurama und im Futurama-Film Bender's Game thematisiert. Desweiteren erinnere ich mich an eine Folge Simpsons in der Homer Kerker & Drachen spielt.

Allerdings bezweifle ich, dass diese Geek-Referenz überhaupt von Nicht-Geeks erkannt wird.
Viele sind es jetzt auch nicht.
Zumindest bei Bender's Game kann man gar nicht an den D&D-Referenzen vorbeisehen, die machen nämlich einen Großteil des Films aus... 8)
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Fat Duck am 20.02.2009 | 14:38
Und letztlich das Hauptargument für mich, warum der Nachwuchs fehlt: Die Verkaufszahlen von RPGs sind im Vergleich zu früher ein Witz

Davon habe ich keine Ahnung. Deshalb täten mich diese Statistiken aber auch interessieren.
Was ich auch mal gerne wissen würde, ist, welchen Einfluss illegale Downloads schätzungsweise auf die Verkaufszahlen haben. Nen guten Drucker hat ja heute fast jeder zuhause.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Khouni am 20.02.2009 | 15:12
Davon habe ich keine Ahnung. Deshalb täten mich diese Statistiken aber auch interessieren.
Was ich auch mal gerne wissen würde, ist, welchen Einfluss illegale Downloads schätzungsweise auf die Verkaufszahlen haben. Nen guten Drucker hat ja heute fast jeder zuhause.

Und da sind wir wieder bei der wirtschaftlichen Lage der Verlage. Die großen Systeme wie D&D, DSA und sogar Savage Worlds findet man wohl ohne Weiteres als Torrent. Haben sich die Kiddies erst an diesen sattgespielt, so greifen sie auf die unendlich vielen kostenlosen Systeme zurück. Wozu irgendetwas kaufen? Gibt ja schon alles. Und neues brauchen wir auch nicht mehr.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Bentley Silberschatten am 20.02.2009 | 15:39
Laut engl. Wikipedia wurde D&D in zwei Folgen von Buffy, in einer Folge von Futurama und im Futurama-Film Bender's Game thematisiert.

Thematisiert klingt viel zu vielversprechend. Zumindest für Buffy, Angel, AkteX kann ich sagen das man in kurzen Ausschnitten eine Gruppe mit Büchern, Figuren und Würfel gesehen hat, das es sich dabei um RPG handelt, das wissen halt die die das Hobby teilen. Einen der Fälle bei Buffy war sogar nur eine Verwechslung eines D&D Monsterbuches mit einem ihrer Mythosbücher. Für den 0815 Zuschauer reicht es aus zu wissen das die Leute "Ein Spiel" gespielt haben.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Pyromancer am 20.02.2009 | 15:48
Und letztlich das Hauptargument für mich, warum der Nachwuchs fehlt: Die Verkaufszahlen von RPGs sind im Vergleich zu früher ein Witz


Von daher sind die Verkaufszahlen der Verlage kein Indikator für den Nachwuchs.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Backalive am 20.02.2009 | 15:54

Das ich kann ich so nicht bestätigen. Bei meinen Umfragen lag der Anteil der bis 20Jährigen immer bei etwa 20%. Sowohl bei meiner DSA-Umfrage als auch meiner Rollenspiel-Umfrage. Ich denke bei der Umfrage die im Moment vom Rollenspielstatistiker (http://rollenspielstatistiker.wordpress.com/) ausgewertet wird, wird ähnliches herauskommen.


Ob da noch was komme ?! Der letzte Eintrag ist vom Oktober 2008. Nachdem vorher bei der Umfrage (ich habe auch teilgenommen, obwohl ich solche Umfragen eigentlich nicht sonders mag) soviel Druck gemacht wurde, bewegt sich jetzt gar nichts mehr.

Das Internet hat mit Sicherheit einen Einfluß darauf. Man kommt wesentlich schneller an Informationen und relevanten Daten.
Raubkopien sind meines Erachtens nicht das Problem, obwohl mich hier auch Statistiken, sofern es welche gibt, interessieren würden, sondern die einfache Verbreitungsmöglichkeit von Systemen, die in hoher Qualität auch legal zu haben sind.

Das es evtl. an Nachwuchs mangelt, war auch schon meine Überlegung. Nur bin ich heute zufällig bei LORP über die Anzeige zur RPC in Köln gestoßen und konnte auf deren Homepage lesen, daß die Messe zum dritten Mal in Folge rapide gewachsen ist. Von Anfangs 12.000 Besucher über 23000 Besucher zu erwarteten 50000 in diesem Jahr.
Deshalb findet die Messe auch nicht mehr in Münster sondern auf dem Messegelände in Köln statt.

Dies ist für mich ein Indiz dafür, daß die Rollenspielszene besser dasteht als es innerhalb der Szene offensichtlich wahrgenommen wird.
Okay, der Niedergang des P&P-Rollenspiels wird immer wieder propagiert. In all den Jahren regelmäßig in unregelmäßigen Abständen. Und trotzdem gibt es sie bis heute noch  >;D  .

Warum Rollenspielverlage dennoch wirtschaftlich an der Existenzgrenze herumnavigieren hat meiner Meinung nach verschiedene Ursachen.
Zum einen wird auf modernes Marketing, das nicht immer sauteuer sein muß verzichtet. Wo z.B. sieht man Werbung zum Thema RPG außerhalb der Szene? Allgemeine Werbung zu P&P-Rollenspielen? Da stolpert man ja öfter über Werbeanzeigen für Halma oder 'Mensch ärgere dich nicht'  ;D  .

Desweiteren werden die Rollenspielläden in zunehmenden Maße stiefmütterlich behandelt. Na ja, im Hohen Norden, wo man alle paar km über einen stolpert, mag das noch normal sein, aber bei uns hier im tiefen Süden der Republik schaut das schon ganz anders aus. In ganz München ist 'ein' Laden zu finden. Und in Rosenheim gibts auch nur einen. Was aber Infos zu Neu-Erscheinungen, Stellung von Musterexemplaren, Anschauungsobjekten, Werbeunterstützung o.ä. anbelangt siehts oft mau aus. Manchmal ist der Kunde, der durch die Tür kommt über Neuerungen besser informiert als der Laden.

Ein weiterer Aspekt ist die mangelnde Reaktion auf Marktgegebenheiten. Klar, vorab muß mal ein Auflage geplant, gedruckt und unter die Leute gebracht werden. Aber warum ist der Verlag dann nicht in der Lage, wenn sich schon mal ein Produkt zum Renner entwickelt und schnell ausverkauft ist, eine Neuauflage nachzuschieben.
Dem interessierten Spieler/Sammler bleibt dann oft nur der Weg, teuer über eb.. zu kaufen. Aber da verdient gerade der Laden, der in meinen Augen am allerwenigsten mit Rollenspiel zu tun hat.

Werbung ist sicher nicht alles, aber ohne Werbung ist alles nichts. Ich denke, gerade im breiten Marketing müssen viele Verlage noch ihre Hausaufgaben machen.

Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Dirk Remmecke am 20.02.2009 | 17:42
Nur bin ich heute zufällig bei LORP über die Anzeige zur RPC in Köln gestoßen und konnte auf deren Homepage lesen, daß die Messe zum dritten Mal in Folge rapide gewachsen ist. Von Anfangs 12.000 Besucher über 23000 Besucher zu erwarteten 50000 in diesem Jahr. (...)

Dies ist für mich ein Indiz dafür, daß die Rollenspielszene besser dasteht als es innerhalb der Szene offensichtlich wahrgenommen wird.

Die RPC ist in erster Linie eine Computer-RPG-Messe, das sieht man an jeder Ecke. Gegen die aufwändigen Präsentationsflächen der Online-Spiele sehen die Stände der P&P-Verlage mickrig und verloren aus. Da würde sogar der Essener Stand manch eines Brettspielherstellers verloren wirken.

P&P und LARP-Zubehör ist buntes Beiwerk, das an Besuchern sicherlich auch zunimmt, aber aus anderen Gründen. Die erste RPC war für viele Rollenspieler und Con-Geher (und P&P-Verlage...) (und Anime-Verlage...) ein Versuchsballon. Der Erfolg der ersten RPC war groß genug, um zu sagen: "Ja, das ist die richtige Richtung, da engagieren wir uns weiter". Die gestiegenen Besucherzahlen sind nicht einer Zunahme der Spielerschaft zu verdanken, sondern der Tatsache, dass der Veranstalter durch seine tolle Arbeit überzeugt hat, dass auch immer mehr Zweifler zur RPC kommen. Die Anwesenheit der Rollenspielaussteller (und Anime-Verlage...) sind Investitionen in die Zukunft.

Zitat
Zum einen wird auf modernes Marketing, das nicht immer sauteuer sein muß verzichtet. (...)
Werbung ist sicher nicht alles, aber ohne Werbung ist alles nichts. Ich denke, gerade im breiten Marketing müssen viele Verlage noch ihre Hausaufgaben machen.

Vor ein paar Tagen haben Settembrini, einige andere und ich die Gelegenheit gehabt, in einer Unterhaltung über den Anime-Markt diese Frage zu streifen. Sett resignierte förmlich, als er erkannte, wie aufwändig die Produktion und die Werbung bei einem DVD-Label abläuft, selbst bei einem Nischen-Markt wie dem, in dem ich tätig bin (besagte Animes). Und dass selbst dieser Nischen-Markt immer noch größer und lukrativer ist als ein Rollenspielverlag.

Und obwohl das so ist, habe auch ich keinen Werbeetat für Marketing außerhalb der unmittelbaren Zielgruppe. Breites Marketing gibt es nicht umsonst.
Das gilt auch für Rollenspielmarketing, das potenzielle Einsteiger begeistern soll. Insofern muss ich die Rollenspielverlage mal in Schutz nehmen.

Eine anschauliche (Bierdeckel-)Rechnung:

Wenn ein Verlag 3000 Euro in die Werbung steckt, für ein Produkt mit einer Auflage von 3000 Stück, so entfällt auf jedes einzelne Buch ein Anteil von 1 Euro, der auf die Produktionskosten aufgeschlagen wird.
Bis das Buch im Regal des Ladens angekommen ist, hat sich der 1 Euro durch die prozentualen Aufschläge, die alle Stationen dazwischen kriegen, auf 5 Euro vergrößert - 5 Euro, die das Buch für den Endkunden teurer wird!

Wie viel Werbung/Marketing kann man mit 3000 Euro bezahlen?

Wie groß darf der Anteil an Werbekosten werden, den Rollenspieler noch genauso klaglos zahlen, wie sie ihn bei Coca Cola bezahlen?
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Greifenklaue am 20.02.2009 | 19:03
  • Ich kenne genau zwei U18-Gruppen, und die spielen beide mit Papas/Mamas Regelwerken.
  • Es gibt Tonnen von Regelwerken, die man umsonst aus dem Netz ziehen kann.
  • Die gekauften Regelwerke verteilen sich nicht wie in den frühen 80ern auf zwei Verlage, sondern auf 20.
  • Ebay.

Von daher sind die Verkaufszahlen der Verlage kein Indikator für den Nachwuchs.
Ja, absolut richtig. Man kann einfach damals mit heute nicht vergleichen. Evtl. muss man noch die angesprochenen illegalen Downloads hinzuzählen, dass gab es damals auch nicht - auch wenn ich mir unsicher bin, wie groß der Einfluß ist.

@Dirk: Danke für die Bierdeckelrechnung. Sollte eigentlich die auf den Boden zurückholen, die "fordern" neue Zielgruppen an Bord zu holen. Andererseits, auch mit wenig Geld kann man etliches erreichen - Labyrinth Lord ist da ein tolles Beispiel für. Aber z.B. auch Prometheus, die eine tolle Forenpräsenz zeigen und Ideen wie der Stammtisch kosten wenig und bringen, denk ich, einiges.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Samael am 20.02.2009 | 19:07
@Dirk
Deine Rechnung geht allerdings davon aus, dass die Werbung die Absatzzahl nicht erhöht. In dem Fall ist sie natürlich sinnlos.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Roland am 20.02.2009 | 20:03
Damit sich die Sache lohnt müsste sich der Absatz allerdings schon recht stark erhöhen.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Eismann am 20.02.2009 | 22:36
Moin

Es ist einfach in den meisten Fällen eher Liebhaberei als wirtschaftliche Überlegung, Rollenspiele zu verlegen, zumindest hierzulande. Aus wirtschaftlichen Gründen investiert da niemand rein.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Feuersänger am 21.02.2009 | 00:11
Wo willst du denn Werbung schalten, die potentielle neue Spieler anlocken soll? Das einzige, was mir in den Sinn kommt, wären wohl Anzeigen in bestimmten Magazinen. Die Werbepreise da richten sich freilich stark nach a) Auflage und b) Art der Zielgruppe.

Eine ganzseitige Anzeige, farbig, kostet in einem Computerspieleheftchen wie bspw. der GameStar satte 12.000 Euro. Pro MONAT. Selbst ein unauffälliges Viertelseitchen schlägt mit ca. 5000 Euro zu Buche. Das ist für einen deutschen Rollenspielverlag völlig indiskutabel.

In mehr so Nischenmagazinen, wie z.B. für "erlebte Geschichte" (Karfunkel und sowas) ist das zwar schon erschwinglicher, so ca. 1000 Euro für 1/1 4c. Dafür ist auch die Auflage nur bei ca. 10.000 Stück, und die meisten Mittelalter-Reenactors die sowas kaufen, kennen Rollenspiele sowieso schon, und wissen schon ob sie's mögen oder nicht.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Eismann am 21.02.2009 | 00:45
Ich denke es geht weniger um den expliziten Fall der Zeitschriftenwerbung sondern eher um die Margen, die für Marketing allgemein übrig bleiben.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Feuersänger am 21.02.2009 | 01:03
Ja, schon klar, aber wo willst'n sonst werben? TV ist völlig indiskutabel, Radio auf Mainstreamsendern auch zu teuer, und davon abgesehen geht Radio ja eh den Bach runter. Auf Kultursendern könnte man ganz kostenlose Sendungen zu dem Thema veranstalten; Problem allein: das hört meine Mudda, aber sonst niemand.

Hm, bleibt im Prinzip höchstens Internet, kA ob das was bringt, aber so teuer isses wenigstens nicht.

"Von Print oder Tevau kann überhaupt gar kei' Rede mehr sein, mer lebe ja nimmer im finschtere Middelalder."
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: oliof am 21.02.2009 | 01:39
Ich sehe zum Beispiel auf Google zu einschlägigen Begriffen gar keine Werbung für Rollenspiele. Und das kostet nu nich die Welt.

Disclaimer: Ich arbeite bei dem Verein.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Ludovico am 21.02.2009 | 09:51
Wo willst du denn Werbung schalten, die potentielle neue Spieler anlocken soll? Das einzige, was mir in den Sinn kommt, wären wohl Anzeigen in bestimmten Magazinen. Die Werbepreise da richten sich freilich stark nach a) Auflage und b) Art der Zielgruppe.

Bannerschaltung bei MMORPG-Webseiten und Fan-Seiten von PC-RPGs sind nicht sonderlich teuer. Das Anbieten von Runden außerhalb von Cons wäre auch eine Idee. Hier würden sich Jugendtreffs anbieten.

Promotion-Aktionen mit Werbegeschenken und Testregeln (wie bei Cthulhu) in Spiele- und Bücherläden wären auch was.

Ach ja, das Interesse der Medien zu wecken, wäre auch eine Idee (wie durch Fernsehberichte).
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Backalive am 21.02.2009 | 10:56

Ja, absolut richtig. Man kann einfach damals mit heute nicht vergleichen. Evtl. muss man noch die angesprochenen illegalen Downloads hinzuzählen, dass gab es damals auch nicht - auch wenn ich mir unsicher bin, wie groß der Einfluß ist.


Natürlich kann man früher mit heute nicht vergleichen. Alles ändert sich. Mit dem Internet kam in dieser Richtung sicherlich eine der stärksten Einflüsse; auch für diese Branche.

Nur, jede Firma muß sich den laufenden Veränderungen stellen. So auch die Rollenspielverlage. Und das wurde in meinen Augen zu wenig oder gar nicht gemacht.

Werbung für 3.000 € !? Das ist wirklich nichts.
Aber von welchem Umsatz wird da geredet. 150.000 € ? Dann ist das ganze wirklich nur ein Hobby. Das reicht auf keinen Fall, um auch nur für eine einzige Person den Lebensunterhalt zu bestreiten. Ich arbeite in einem kleinen Handwerksunternehmen, daß nur sehr regional tätig ist, aber hier ist der Werbeetat fast 20-zig mal so hoch.

Eines ist natürlich klar. Mit 3.000 € kommt man, selbst im Guerilla-Marketing, nicht weit.


Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: ChristophDolge am 21.02.2009 | 11:05
Aber eigentlich ist doch Rollenspiel seit eh und je durch eine Art Graswurzelbewegung verbreitet worden, oder?
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Rainer Reindl am 21.02.2009 | 13:14
Hallo Zusammen,

ich bin der Laden in Rosenheim. Wir haben 170qm Ladenfläche und einen GRATIS 60qm Spieleraum für Sammelkarten, Tabletop und nicht zu letzt Rollenspiele. Mittlerweile sogar mit Couch. Geöffnet ist jeden Tag außer Sonn- und Feiertags von 11:00 Uhr bis 19:00. Wir haben einen "Stammtisch" mitten im Laden gedacht zum persönlichen Austausch und Regeldiskussionen und eine Couchecke für Rollenpieler. Des weitern haben wir jeden 2ten und 4ten Samstag im Monat einen Stammtisch in einer nahen Gaststätte und dabei biete ich immer wieder neue Systeme in Demorunden an. Von wegen die Läden haben nicht genug Ahnung von den Systemen, wobei ich natürlich nicht alles kennen kann. Die Szene behandelt die Händler einfach sch***. Alle Infos müssen wir uns selbst erarbeiten. Wie schon angesprochen gibt es zig Verlage und Seiten und ich habe einfach nicht genug Zeit mir immer alles zu durchforsten um vielleicht einen neuen Artikel zu entdecken. Die Hersteller wissen in den seltensten Fällen wie man Informationen an die Händler weiter gibt. Hört sich das jetzt so an als würden wir die Rollenspieler im Stich lassen? Ein großes Problem ist dass Regelwerke gemeinsam benutzt werden, dass Kleinverlage Bücher mit über 600 Seiten für 30 Euro anbieten da "sponsored by Daddy"  und der unwissende Kunde (und woher soll er es wissen?), sauer auf andere Verlage ist die das Geld verlangen das nötig ist damit die Firma existieren kann. Könnte mir auch bitte jemand mal vorrechnen was es kostet ein Regelwerk selbst auszudrucken. Und illegal beim Chef gilt nicht. :gasmaskerly:
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: ChristophDolge am 21.02.2009 | 13:18
Zitat
dass Kleinverlage Bücher mit über 600 Seiten für 30 Euro anbieten da "sponsored by Daddy"

Beispiele? (Beweise??)
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Finarfin am 21.02.2009 | 13:23
Nach dem, was ich als Spieler und als Leiter einer Rollenspiel-AG an meiner Schule mitbekomme, ist die Aussagekraft von Online-Umfagen in Foren eher gering, weil einfach nur ein winziger Teil der Rollenspieler sich in den Foren tummelt:

Aus meiner aktuellen Runde (5 Mann), bin nur ich aktiv, ein zweiter liest einfach nur, ohne sich irgendwo anzumelden, und auch das z.T. erst durch meine rege Forenaktivität.
Aus meiner AG, über die ich ca. 25 rollenspielende Schüler meiner Schule kennen gelernt habe, ist keiner in den Foren unterwegs. Obwohl die regelmäßig Regelfragen etc. haben, warten die fast grundsätzlich bis zur AG, um die Frage zu stellen, und nutzen weder die viel fachkundigeren Verlagsforen (fachkundiger als ich, meinte ich) noch das Forum unserer AG, um die Frage schneller zu beantworten (außer dem Admin des Forums und einem Freund von ihm).
Z.T. liegt dies daran, dass die Eltern den online-Zugang stark reglementiert haben (z.B. nur eine Stunde am Wochenende unter Aufsicht).
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Kinshasa Beatboy am 21.02.2009 | 13:23
Beispiele? (Beweise??)
Er meint vermutlich Arcane Codex von Nackter Stahl und hebt wohl insbesondere auf das Kompendium ab. Das kostet zwar meines Wissens gut €40, aber es handelt sich noch immer um wirtschaftlichen Nonsens.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Greifenklaue am 21.02.2009 | 13:38
Zitat
Alle Infos müssen wir uns selbst erarbeiten. Wie schon angesprochen gibt es zig Verlage und Seiten und ich habe einfach nicht genug Zeit mir immer alles zu durchforsten um vielleicht einen neuen Artikel zu entdecken. Die Hersteller wissen in den seltensten Fällen wie man Informationen an die Händler weiter gibt.
Als (gerade etwas inaktiver) Newsmacher bei der LORP erstmal ein dickes JA. Andererseits müßte doch ein wöchentliches Abchecken von Lorp.de, RolloAlmanach und meinethalben noch RPG-News zu 85% alle Neuheiten inkl. Szeneprodukte abdecken  wtf?

In der Tat ist es aber erschreckend, dass kleine Produkte und Projekte wie Heredium, Labyrinth Lord oder auch GOLD bessere Newsqualität haben als die großen, obwohl es auch hier löblicheAusnahmen (Cthulhu sei hier genannt) hat.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Feuersänger am 21.02.2009 | 13:42
Selbst ausdrucken: 500 Blatt A4 kosten um 3,50 Euro, 0,7 Cent pro Blatt. Ein handelsüblicher s/w Laserdrucker kann ca. 5000 Seiten aus einem Toner für 50 Euro rausholen (1 cent pro Seite), aber das ist auf normale Textseiten bezogen. Mit Illustrationen und dergleichen braucht man wahrscheinlich ca. dreimal soviel.
Sind also, bei doppelseitig bedruckten Blättern mit vielen Illus, ca. 3,3 cent pro Seite, macht also ca. 12 Euro für 350 Seiten, und dann hat man erst ne Loseblattsammlung. Der freundliche Copyshop um die Ecke bindet einem das dann für ein paar Euro. Da ist man also in "Eigenproduktion" mit ca. 16 Euro reinen Druckkosten dabei, pi mal daumen.

Da kann man natürlich noch an den Zahlen drehen; wenn das Regelwerk z.B. als printfreundliches PDF erstellt wurde, ohne viele Grautöne, kann man die Kosten vielleicht auf 1,4 cent pro Seite drücken, macht dann also 5 Euro für 350 Seiten s/w, Bindung für paar Euro drauf und gut ist.

In Farbe wäre das ganze freilich wesentlich heftiger.
So oder so stellt man fest, dass PDF kaufen und selbst ausdrucken sich nicht lohnt. Der Preisabschlag auf das PDF ist so gut wie immer kleiner als die Kosten zum selbstdrucken. Also entweder man holt sich ein PDF und verwendet es als solches nur elektronisch, oder man kann gleich das richtige Buch kaufen.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Chaos am 21.02.2009 | 14:46
In Farbe wäre das ganze freilich wesentlich heftiger.
So oder so stellt man fest, dass PDF kaufen und selbst ausdrucken sich nicht lohnt. Der Preisabschlag auf das PDF ist so gut wie immer kleiner als die Kosten zum selbstdrucken. Also entweder man holt sich ein PDF und verwendet es als solches nur elektronisch, oder man kann gleich das richtige Buch kaufen.

Ich wage zu behaupten, dass sich die Preisabschläge für PDFs in etwa in der Höhe der Druck- und sonstigen Vertriebskosten für physische Produkte bewegt, die der Verlag hat - was vermutlich pro Stück deutlich weniger ist als die Kosten für ein einzelnes Exemplar, die der Kunde hätte.

Es sei denn natürlich, entweder die PDF- oder die Druckausgabe-Preise sind so gesetzt, den Kunden eher zum Kauf einer der beiden Varianten als der anderen zu ermutigen, weil dem Verlag das aus irgendeinem Grund so lieber ist.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: kirilow am 21.02.2009 | 15:18
Ich sehe zum Beispiel auf Google zu einschlägigen Begriffen gar keine Werbung für Rollenspiele. Und das kostet nu nich die Welt.
Wollte gerade mal nachsehen, was nicht die Welt sit, aber leider ist das Captcha beim Keyword-Tool kaputt. Wunderbarerweise steht da, wo das Bild sein sollte, nur false. Haha, würde mich aber wirklich interessieren, wa das Keyword 'Rollenspiel' bzw. 'Role-Playing-Game' kostet. Vielleicht denke ich ja später nochmal daran, nachzusehen.

Grüße
kirilow
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Feuersänger am 21.02.2009 | 15:20
Ich glaube, die Keywords kosten alle dasselbe. Und ich hab mich da jetzt seit Jahren nicht mehr drum gekümmert, aber ich meine mich vage zu erinnern, dass man da mit ca. 300 Euro mehrere Monate lang hinkommt.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Dirk Remmecke am 21.02.2009 | 15:38
@Dirk
Deine Rechnung geht allerdings davon aus, dass die Werbung die Absatzzahl nicht erhöht. In dem Fall ist sie natürlich sinnlos.

Nein, meine Rechnung geht davon aus, dass der Werbeaufwand so kalkuliert wird, dass er die Druckauflage trägt. In dem Fall wären die 3000 EUR auf die 3000er-Auflage abgestimmt; die 3000 EUR Werbung sind nötig, um die 3000 Stück zu verkaufen. Ohne diese Werbung würde der Verlag weniger Exemplare loswerden.
Von den 3000 EUR müssen aber auch so Dinge wir Rezensionsexemplare (verschenkte Bücher), Webauftritt und Messepräsenzen (Standmiete, Anreise und Transportkosten, Unterbringung des Standpersonals) finanziert werden!

Die erste Auflage von Arcane Codex hatte eine ähnliche Höhe. In deren Lebensdauer hat Nackter Stahl zwei Essener Messestände betrieben (wobei ich mich nicht erinnern kann, ob es im ersten Jahr schon ein Supplement gab, das an der Finazierung des zweiten Standes Anteil gehabt hätte).

Mein Argument war, dass man mit egal welchem in dieser Branche überhaupt möglichen Werbeaufwand in den klassischen Medien und Werbeformen nicht viel bewegen kann.
Bleiben wir bei meiner Bierdeckelrechnung und stellen wir uns vor, dass ein Verlag 10.000 verkaufte Exemplare für realistisch hält, wenn er dafür entsprechend viel Werbung macht. Dann hätte er 10.000 EUR zur Verfügung.
Dafür bekommt man immer noch keine Breitenwirkung, keine Anzeige in der Micky Maus, vielleicht 2 oder 3 (je nach Größe) Anzeigen in Anime-Magazinen, deren Auflage sich irgendwo zwischen 12 und 15 T Exemplaren bewegt. Bei Berücksichtigung des Streuverlustes (d.h. Leuten, die sich egal wie sehr sie umworben werden niemals für Rollenspiele interessieren) ist die Reichweite alles andere als rosig. Wenn man sich dann vorstellt, dass dieses 10.000-Exemplare-Produkt ein Grundregelwerk ist, das den Grundstein für eine Linie legen soll, kann man sich ausmalen, wie viel (oder wenig) Werbung erst mit den naturgemäß auflagenschwächeren Folgeprodukten möglich ist.

Wer kann sich noch an Werbung aus den Jahren 1985/86 erinnern, als DSA und D&D angeblich jeweils 100.000 Boxen verkauft haben sollen?
Jedenfalls war selbst zu einer Zeit höherer Auflagen nur ein Minimalaufwand an Werbung möglich - und ich vermute, dass die DSA-TV-Werbung nicht wirklich oft geschaltet wurde - wie viele Leute können sich denn daran erinnern, sie gesehen zu haben? Ich war damals ein echter Vielgucker und ich habe den Spot genau 1 Mal gesehen.
(Das wäre auch eine Erklärung dafür, dass der Spot verschollen ist, weil es einfach kaum jemanden gibt, der ihn damals aus Versehen auf Video aufgenommen hat.)

Ich sehe zum Beispiel auf Google zu einschlägigen Begriffen gar keine Werbung für Rollenspiele. Und das kostet nu nich die Welt.

Das stimmt allerdings. Ich wollte gerade sagen, dass man keine Google Ads schalten braucht, wenn man sowieso unter den ersten Treffern ist, aber mein Test eben gerade (Suchwort "Rollenspiele") brachte Feder & Schwert als ersten Verlag auf Platz 61. Davor waren haufenweise Computer-RPG-Zeitschriften, Heise-Artikel, Browsergames, vereinzelte RPG-Webshops; und in den Ads das gleiche Bild, plus Managerseminare.

Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass Adwords zumindest für unseren Anime-Verlag nicht sehr effektiv waren. Mit Klickraten um 2 % war da schon kein Staat zu machen (was eigentlich keine Rolle spielt, man zahlt ja erst, wenn geklickt wird, da soll es mir egal sein, wie oft die Anzeige geschaltet wird; obwohl das Verhältnis für Google ein Indikator für Relevanz ist und die Seitenposition bestimmt - und ob die Anzeige überhaupt bei dem Suchwort gezeigt wird), aber unter Betrachtung der "Conversion Rate" wurde es endgültig unsinnig. Wenn man 150 EUR aufwenden muss, um eine einzige 25-EUR-DVD zu verkaufen, sollte man schnellstens die Notbremse ziehen.

Ich glaube, die Keywords kosten alle dasselbe. Und ich hab mich da jetzt seit Jahren nicht mehr drum gekümmert, aber ich meine mich vage zu erinnern, dass man da mit ca. 300 Euro mehrere Monate lang hinkommt.

Unsere Keywords schwankten zwischen 2 Cent und 4 EUR, je nach von Google bestimmter "Relevanz". Das ist ein ganz eigenes Thema...!
Und wie lange man mit 300 EUR hinkommt, ist davon abhängig, wie man sein eigenes Tageslimit ansetzt. Wenn das bei 10 EUR liegt, dann kommt man gerade einen Monat hin.

Bannerschaltung bei MMORPG-Webseiten und Fan-Seiten von PC-RPGs sind nicht sonderlich teuer.

Da war das Verhältnis allerdings noch schlechter, denn da zahlt man nicht für erfolgte Klicks, sondern für das reine Anzeigen. Auf MMORPG-Seiten sind ein paar Tausend Page Impressions ruckzuck durch, und ob da jemand geklickt hat, interessiert die Werbeagentur herzlich wenig.

Das Anbieten von Runden außerhalb von Cons wäre auch eine Idee. Hier würden sich Jugendtreffs anbieten.

Promotion-Aktionen mit Werbegeschenken und Testregeln (wie bei Cthulhu) in Spiele- und Bücherläden wären auch was.

Die Maßnahmen an sich sind erfolgversprechend, aber ebenfalls kaum bezahlbar. Ein Propagandist kann in einer Buchhandlung an einem Tag vielleicht (im Akkord...) 2 Spielrunden à 6 Leuten bespaßen (wenn sich so viele Interessenten melden, von denen einige zu allem Überfluss bestimmt schon Rollenspieler sind). Gehen wir von 10 EUR/Std. aus (weil es sich schön rechnen lässt) und von 3 Std. Spielzeit pro Runde, kostet jeder Spieler 5 EUR. Wenn jeder einzelne Spieler dann so begeistert ist, dass er das Grundregelwerk kauft, wurde jeder Kauf mit 5 EUR subventioniert. Das ist die Gewinnspanne des Verlages. Ich rechne damit, dass das Verhältnis schlechter sein wird, also bezahlt der Verlag für jeden Konvertiten aus eigener Tasche.
Die Konkurrenz bedankt sich, denn sie wird Gewinner sein, wenn die neuen Spieler in einem Jahr auf deren System umsteigen.

Das ist alles noch ohne die Kosten für Anreise, Aufbau, Spielmaterial, Fotokopien, Kommunikation mit und Vorbereitung durch die Buchhandlung...

Aber eigentlich ist doch Rollenspiel seit eh und je durch eine Art Graswurzelbewegung verbreitet worden, oder?

Das funktionierte aber nur, weil es sehr schnell sehr viele Leute gab, die sich gegenseitig anfixten. Irgendwann war das Netzwerk groß genug und an den genau richtigen Orten aktiv (Schulhöfe, Universitäten), um einen stetigen Nachwuchs zu schaffen, der größer war als die Zahl der Aussteiger.
Das gleiche haben wir bei Magic The Gathering gesehen, und in viel stärkerem Maße bei Pokemon.

Die Zahl der Graswurzeln ist heute unter der kritischen Masse. Hinzu kommt, dass sich das Freizeitverhalten der Jugend gewandelt hat; die Art und Weise, wie Freizeittermine organisiert werden und wie Netzwerke funktionieren kommt mir anders vor.
Alle Rollenspielrunden, die ich in den Achtzigern und Neunzigern kannte, haben sich aus zwei Gründen zusammengefunden: Sie waren entweder Klassenkameraden oder Nachbarschaftsfreunde. Vier der fünf Leute meiner ersten AD&D-Runde wohnten Steinwürfe auseinander - wirklich Steinwürfe; sie konnten einander sozusagen gegenseitig in die Kinderzimmer gucken.

Wenn ich mich in meiner Verwandtschaft umschaue und die Freundessituationen in dem Alter betrachte, stelle ich fest, dass sich Nachbarn nicht mehr kennen. Dazu kommt eine viel stärker organisierte und verplante Freizeit.

Und dann ist da noch das Phänomen der abgeschotteten Spielrunden, die gar kein Interesse haben, sich auszutauschen und neue Spieler zu erschließen. (Die gab es in den Neunzigern aber auch schon...)

Ach ja, das Interesse der Medien zu wecken, wäre auch eine Idee (wie durch Fernsehberichte).

Das klappt auch nur, wenn man da jemanden kennt, der Fürsprecher der Rollenspielidee ist - und der wird von sich aus schon versuchen, das Thema unterzubringen. Außenstehende Journalisten scheitern an dem Mangel an Bildern, die Rollenspiele(r) bieten und machen dann gerne Skandalberichte daraus.
Man braucht einen medienwirksamen Aufhänger, und den bietet unser Hobby abseits von Jubiläen (D&D4, 25 Jahre DSA) nicht.

Wieder ein Blick über den Tellerrand:
Mangas waren eine Zeitlang die neue, exotische, knallbunte Comic-Subszene, voller kostümierter Spinner. Das Bild hat sich irgendwann erschöpft, es wurde ruhig im Blätterwald. Dann hat Tokyopop einen Aufhänger gefunden und seitdem geht alle halbe Jahre (meist zu den Buchmessen) eine Welle von Berichten durch das Feuilleton, in denen über kreative junge Mädchen vorgestellt werden, die Comics zeichnen und einerseits bei Carlsen, EMA und Tokyopop hohe Auflagen erreichen und andererseits wie Stars gefeiert werden.
Das ist ein Aufhänger, denn er ist positiv und zu allem Überfluss wahr. Die Mangas haben etwas geschafft, was westliche Comics (sowohl die frankobelgische Schule als auch die Superhelden) nicht vermochten: einen sich selbst tragenden Zeichner(innen!)nachwuchs. Dass es Mädchen sind, macht die Geschichte gleich doppelt berichtenswert, denn Comics waren eigentlich immer eine Jungsdomäne.

Aber das ist vermutlich auch der Grund für den Erfolg. Die jungen Manga-kas sind hoch diszipliniert, arbeiten termingerecht, sind aufnahmefähig für Anregungen des Lektorats - da lohnt sich Verlagsförderung auch. Und da schlage ich den Bogen zurück zu Rollenspielen: Rollenspielautoren schreiben in der Regel nur das, wofür sie sich selbst interessieren (wie der langfristig doch erfolglose männliche Comic-Zeichner-Nachwuchs in den Achtzigern).

Wo war das Harry-Potter-ähnliche Einsteigerrollenspiel, als man damit hätte punkten können?
Wo war das Herr-der-Ringe-ähnliche Einsteigerrollenspiel, als man damit hätte punkten können?
Wo ist das Bis(s)-zum-Morgengrauen-ähnliche Einsteigerrollenspiel, mit dem man heute punkten könnte?
(Wobei ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen möchte; ich schreibe es ja auch nicht...)

Zu guter Letzt muss allerdings auch gesagt werden, dass alle Verlage die Notwendigkeit erkannt haben und ein Umdenken stattfindet. Quest, Freelancer u.ä. weisen ja in die richtige Richtung.

So oder so stellt man fest, dass PDF kaufen und selbst ausdrucken sich nicht lohnt. Der Preisabschlag auf das PDF ist so gut wie immer kleiner als die Kosten zum selbstdrucken. Also entweder man holt sich ein PDF und verwendet es als solches nur elektronisch, oder man kann gleich das richtige Buch kaufen.

ZORNHAU ...
3...
2...
1...
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Feuersänger am 21.02.2009 | 15:53
Zitat
ZORNHAU ...
3...
2...
1...

Was? ^^
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Cagliostro am 21.02.2009 | 16:43
Hi.

Mal ein Gedanke: Warum sind alle RPG-Verlage Einzelkämpfer und es gibt keinerlei Verband o.ä.? Der sich den Medien vernünftig als Gesprächspartner anbietet, dem übelsten Scheiss in den Medien widerspricht, allgemeine Information zum Thema RPG zur Verfügung stellt (z.B. online) etc. In der Computer-Szene ist das auch nicht unproblematisch, soweit ich weiß, aber immerhin gibt es da Bestrebungen.

GFR kriegt zeitungstechnisch nicht wirklich was gebacken, ADRV ist tot. Eine Unterstützung mit Material, Rezensionsexemplaren etc. wäre wichtig, es braucht eine regelmäßige unabhängige RPG-Publikation.

Die Maßnahmen an sich sind erfolgversprechend, aber ebenfalls kaum bezahlbar. Ein Propagandist kann in einer Buchhandlung an einem Tag vielleicht (im Akkord...) 2 Spielrunden à 6 Leuten bespaßen (wenn sich so viele Interessenten melden, von denen einige zu allem Überfluss bestimmt schon Rollenspieler sind). Gehen wir von 10 EUR/Std. aus (weil es sich schön rechnen lässt) und von 3 Std. Spielzeit pro Runde, kostet jeder Spieler 5 EUR. Wenn jeder einzelne Spieler dann so begeistert ist, dass er das Grundregelwerk kauft, wurde jeder Kauf mit 5 EUR subventioniert. Das ist die Gewinnspanne des Verlages. Ich rechne damit, dass das Verhältnis schlechter sein wird, also bezahlt der Verlag für jeden Konvertiten aus eigener Tasche.

10€ die Stunde? Schön wäre es, dass bekommt kein RPG-Supporter. Teilweise nichts bis wenig bis Punkten, für die man einkaufen kann.
Gut, Prometheus arbeiten professioneller mit 400€-SL. Mal schauen, wie lange.

Zitat
Wo war das Harry-Potter-ähnliche Einsteigerrollenspiel, als man damit hätte punkten können?

Ähnlich hätte nichts gebracht meiner Meinung nach, es hätte schon mit dem Namen Harry Potter werben können müssen. Und ein offizielles HP-RPG war anscheinend nicht gewollt, Ideen dafür gab es ja.

Zitat
Wo war das Herr-der-Ringe-ähnliche Einsteigerrollenspiel, als man damit hätte punkten können?

Hm, o.k. Einsteiger-RPG. Das gab es nicht. Aber schon recht einfache Abenteuer für das (gefloppte) HdR-RPG

Zitat
Wo ist das Bis(s)-zum-Morgengrauen-ähnliche Einsteigerrollenspiel, mit dem man heute punkten könnte?

Was viel man aus dem Schmus denn bitteschön für ein RPG machen? "küss mich" "nein, ich bin ein Vampir" "mach mich zur Frau äh Vampirin" ...
Und z.B. Underworld hatte ja z.B. offenkundig bei WoD geklaut.

Gruß
Bernd
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Finarfin am 21.02.2009 | 17:03
Zitat
Mal ein Gedanke: Warum sind alle RPG-Verlage Einzelkämpfer und es gibt keinerlei Verband o.ä.?


Der Gedanke ist mir auch gekommen. Wenn Ulisses, Pegasus, F&S, 13Mann etc. gemeinsame Werbeanzeigen schalten würden, wäre das möglicherweise bezahlbar! Wenn ein Verband der RPG-Verlage einfach für das Hobby an sich wirbt mit Links zu den online-Verlagskatalogen, könnte das ja funktionieren ...
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: jafrasch am 21.02.2009 | 18:04
hossa, hier wirds ja richtig produktiv:
jetzt noch nicht alles gelesen, daher nur ein kurzer einwurf:
würde so ein verband existieren, würde sich bestimmt nicht nur bei der pr was machen lassen, sondern auch beim druck, pod, lager, usw.
da wir hier von einem "nischenmarkt" reden dürfte es kartelrechtlich nicht wirklich zu einem problem kommen.

da hier bestimmt auch ein paar leute der größeren verlage mitlesen: wäre nett wen ihr was dazu sagen würdet. nix konkretes. sondern so ein vielleicht oder ein "eher nicht". ok, ist unwahrscheinlich das sich hier einer meldet...


Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Nyx am 21.02.2009 | 18:34
Ich glaube kaum, dass man so etwas mit der Konkurrenz zusammen (die man hier auch noch persönlich kennt und u.U. nicht mag) organisiert.

Für einen "Dachverband" ist die Branche viel zu klein und teilweise unterschiedlich ausgerichtet.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: ChristophDolge am 21.02.2009 | 19:08
Da wäre es eventuell sinnvoller, sowas extern aufzuziehen - im Stile eines von den Verlagen geförderten allgemeinen RPG - Vereins.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Ludovico am 22.02.2009 | 01:31
Bannerwerbung mag zwar nicht so erfolgreich sein, ist aber definitiv sehr preisgünstig und dürfte auch im Budget kleinerer Verlage drin sein.

Und Promotionrunden sollen nicht bloß die teilnehmenden Spieler werben, sondern auch bei den anderen Besuchern des Ladens Interesse wecken.

Zitat
Außenstehende Journalisten scheitern an dem Mangel an Bildern, die Rollenspiele(r) bieten und machen dann gerne Skandalberichte daraus.


Skandalberichte sind doch super. Mit ein Grund, warum so wenig Leute Rollenspiele spielen, ist doch vor allem der, daß es keinen großen Bekanntheitsgrad genießt, der über "Schon mal gehört" hinausgeht. Skandalberichte können Diskussionen entfachen und somit Interesse am Hobby wecken. Ich glaube kaum, daß Counterstrike und andere Shooter ohne Skandalberichte so erfolgreich gewesen wären.

Also alles in allem sehe ich keinen Grund, wieso man nicht Werbung schalten sollte. Der einzige Grund, der mir zugegebenermaßen einfällt, ist Bequemlichkeit und die meiner Meinung nach irrige Annahme, daß die bisherigen Marketing-Methoden ausreichen.

Diese Annahme halte ich deshalb für falsch, weil der Markt wohl kaum so unattraktiv aussehen würde, wenn diese Methoden doch ausreichen würden.

Gerade, wenn sich kleinere Verlage zu einem Verband zusammenschließen (etwas, was auch in anderen Branchen schon passiert ist), ließen sich Mittel für Werbung und Marktentwicklung eher finden. Ok, Nyx meinte schon, daß persönliche Differenzen die Gründung eines solchen Verbandes erschweren, aber die, die nicht mitmachen würden, hätten eher das Nachsehen, denn deren Spiele würden nicht gefördert werden.

Ich wäre sogar für eine Fusion mehrerer Verlage und einer Straffung der Produktlinien auf einige Kernprodukte, die entsprechend gefördert werden, also eine Art Oligopol oder sogar Monopol innerhalb von Deutschland (das Kartellamt würde sich dafür kaum interessieren, denn man RPG-Verlage als Nische von Buchverlagen interpretieren).

Ok, die Idee dürfte hier nicht soviel Anklang finden, denn immerhin würde das eine Verringerung der RPG-Systeme bedeuten, aber ich halte das für wirtschaftlich sinnvoll.

Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Dirk Remmecke am 22.02.2009 | 11:35
Bannerwerbung mag zwar nicht so erfolgreich sein, ist aber definitiv sehr preisgünstig und dürfte auch im Budget kleinerer Verlage drin sein.

Und Promotionrunden sollen nicht bloß die teilnehmenden Spieler werben, sondern auch bei den anderen Besuchern des Ladens Interesse wecken.
 

Skandalberichte sind doch super. Mit ein Grund, warum so wenig Leute Rollenspiele spielen, ist doch vor allem der, daß es keinen großen Bekanntheitsgrad genießt, der über "Schon mal gehört" hinausgeht. Skandalberichte können Diskussionen entfachen und somit Interesse am Hobby wecken. Ich glaube kaum, daß Counterstrike und andere Shooter ohne Skandalberichte so erfolgreich gewesen wären.

Also alles in allem sehe ich keinen Grund, wieso man nicht Werbung schalten sollte. Der einzige Grund, der mir zugegebenermaßen einfällt, ist Bequemlichkeit und die meiner Meinung nach irrige Annahme, daß die bisherigen Marketing-Methoden ausreichen.

Bannerwerbung ist teurer und nur halb so effektiv wie selbst Google Adwords (die nun wirklich einfach einzurichten sind).
Wer auf unserer Homepage (www.anime-virtual.ch) Banner schalten will, zahlt einen TKP von 20 EUR. Und wir sind keine große Seite wie etwa die MMORPG-Seiten. Den gleichen Preis nimmt die größte Anime-Fanseite (www.animexx.de).
Wenn 1000 PIs gerade mal 5 Klicks generieren, hat man für einen Klick 4 EUR bezahlt.
4 EUR, um einen Menschen auf die eigene Homepage zu locken. Das ist noch kein Kunde, das ist nur jemand, der das Bannermotiv interessant genug fand, um draufzuklicken. Bis auch nur 1 von den 5 Leuten etwas kauft, müssen andere, unterstützende Werbemaßnahmen ihn weiter motivieren.
 
Die (Werbe-)Branche ist in einer Krise, weil die traditionellen Werbemittel weggebrochen sind. Man kann z.B. im Jugendbereich keine auf Printanzeigen beruhende Kampagne mehr fahren, weil es keine Printmedien mehr gibt, die eine (sub-)kultur- oder identitätsstiftende Funktion haben. Früher konnte man als Anbieter eines Spielzeugs auf die Micky Maus setzen, als Hersteller eines Teenie-Sportschuhs auf die Bravo. Diese Dinger werden heute aber nicht mehr gelesen. Das Kinderfernsehen hat teilweise diese Funktion übernommen, z.B. Pokito TV auf RTL II. Das kostet aber mehr als Print. Und es ist nur ein schwacher Ersatz, weil die Mediennutzung der heutigen Jugend extrem fragmentiert ist und vielfach Informationsquellen beinhaltet, die im nichtlegalen Bereich sind und wo man keine Werbung schalten kann - Torrent-Tauschbörsen. (Natürlich kann man dort Bannerwerbung schalten, aber als seriöses Unternehmen lädt man damit zu einer Abmahnung ein, denn man macht sich damit für den Betrieb der Piratenseite mitverantwortlich.)
Dass die Klickrate von Bannern unterirdisch ist, macht die Sache nicht einfacher.

Es gibt Gegenbeispiele von Banneranzeigen, die eine sensationelle 70%-Klickrate hatten, aber das waren monumentale Kampagnen, die durch alle Medien gingen. Die Banner waren nur das i-Tüpfelchen, das den Usern die Kontaktaufnahme ermöglichte, nachdem das Interesse überall anders geweckt wurde.

Zitat
Gerade, wenn sich kleinere Verlage zu einem Verband zusammenschließen (etwas, was auch in anderen Branchen schon passiert ist), ließen sich Mittel für Werbung und Marktentwicklung eher finden.

Es hat in den Neunzigern meines Wissens einmal einen zaghaften Versuch gegeben, ein deutsches Pendant zur GAMA zu gründen (die in den USA genau das ist, was du meinst). Als Mike Stackpole (ja, der Battletech/Star Wars-Stackpole) für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig war, hat die GAMA viel für das Zerschlagen des satanischen Bildes des Rollenspiels getan. Zusätzlich zu der breiten Basis an Mitgliedern, die so eine Vereinigung tragen müsste, braucht es engagierte Indivuduen. In Deutschland hatte Martin Kliehm vom 252 e.V. einmal die Rolle eines Chronisten der Außendarstellung unseres Hobbys inne.

Zitat
Ok, Nyx meinte schon, daß persönliche Differenzen die Gründung eines solchen Verbandes erschweren, aber die, die nicht mitmachen würden, hätten eher das Nachsehen, denn deren Spiele würden nicht gefördert werden.

Nach dem Skaff-Effekt wäre Das Schwarze Auge der Gewinner einer solchen Öffentlichkeitsarbeit, ob sie mitmachen oder nicht. Das ist auch der Grund, warum alle anderen Verlage (besonders die Kleinen) der Meinung sind, dass breite Außenwerbung und Einsteiger-in-den-Markt-Lockung die Aufgabe vor allem des Marktführers ist.

Der größte Streitpunkt dürfte die Verteilung der Kosten sein. Die kleinen Verlage werden Kosten gemeinsamer Anzeigen an den Marktanteil koppeln wollen; wer nur 2% Marktanteil hat, wird nur 2% der Anzeige zahlen wollen. Selbst wenn die Verlage sich gegenseitig so sehr öffnen und ihre Zahlen auf den Tisch legen (was sie nicht machen werden...), wird der Marktführer merken, dass er den Löwenanteil an den Kosten trägt und die Kampagne genausogut alleine machen könnte und nicht Rücksicht auf inhaltliche Interessen der übrigen nehmen muss.
(Wenn jemand nur 2% der Kosten trägt, bekommt sein Produkt dann auch nur 2% der Anzeigenfläche...?)

Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Dirk Remmecke am 22.02.2009 | 11:50
Addendum:

Wären die hier mitlesenden deutschen Indie-Verlage bereit, ihre Erfahrungen mit Bannern zu teilen? Ich habe die Ahnung, dass kleine Verlage eine bessere Klickrate haben als große, besonders in einem Indie-affinen Umfeld wie Tanelorn.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Ludovico am 22.02.2009 | 11:53
Bannerwerbung ist teurer und nur halb so effektiv wie selbst Google Adwords (die nun wirklich einfach einzurichten sind).
Wer auf unserer Homepage (www.anime-virtual.ch) Banner schalten will, zahlt einen TKP von 20 EUR. Und wir sind keine große Seite wie etwa die MMORPG-Seiten. Den gleichen Preis nimmt die größte Anime-Fanseite (www.animexx.de).
Wenn 1000 PIs gerade mal 5 Klicks generieren, hat man für einen Klick 4 EUR bezahlt.
4 EUR, um einen Menschen auf die eigene Homepage zu locken. Das ist noch kein Kunde, das ist nur jemand, der das Bannermotiv interessant genug fand, um draufzuklicken. Bis auch nur 1 von den 5 Leuten etwas kauft, müssen andere, unterstützende Werbemaßnahmen ihn weiter motivieren.

Ich sagte ja nicht, daß Banner effektiv sind, aber in punkto Gesamtkosten sind sie sehr günstig im Vergleich vor allem zu anderer Werbung.

Übrigens vergißt Du die Mund-zu-Mund-Propaganda. Eine Person wird von dem Produkt überzeugt. Er holt 4 Kumpels dazu und fängt an zu spielen. Einer von den 4 Leuten kauft sich das Produkt auch, denn er will selber leiten oder mag nicht immer die Regeln nachlesen. Schon hast Du Werbekosten von 2 € pro Kunde.

Zitat
Die (Werbe-)Branche ist in einer Krise, weil die traditionellen Werbemittel weggebrochen sind. Man kann z.B. im Jugendbereich keine auf Printanzeigen beruhende Kampagne mehr fahren, weil es keine Printmedien mehr gibt, die eine (sub-)kultur- oder identitätsstiftende Funktion haben. Früher konnte man als Anbieter eines Spielzeugs auf die Micky Maus setzen, als Hersteller eines Teenie-Sportschuhs auf die Bravo. Diese Dinger werden heute aber nicht mehr gelesen. Das Kinderfernsehen hat teilweise diese Funktion übernommen, z.B. Pokito TV auf RTL II. Das kostet aber mehr als Print. Und es ist nur ein schwacher Ersatz, weil die Mediennutzung der heutigen Jugend extrem fragmentiert ist und vielfach Informationsquellen beinhaltet, die im nichtlegalen Bereich sind und wo man keine Werbung schalten kann - Torrent-Tauschbörsen. (Natürlich kann man dort Bannerwerbung schalten, aber als seriöses Unternehmen lädt man damit zu einer Abmahnung ein, denn man macht sich damit für den Betrieb der Piratenseite mitverantwortlich.)

Das ist ja alles gut und schön, aber zum einen denke ich, daß man bestimmte Gruppen von Jugendlichen erreichen sollte, so daß schon feststellbar ist, welche Medien diese bevorzugt nutzen (bei MMORPG-Spielern dürfte dies das Internet sein) und wenn Print-Medien so schlecht sind, dann läßt man diese halt.

Und ansonsten würde ich ernsthaft versuchen, Skandalreporte zu verursachen. Das Fernsehen erreicht nach wie vor sehr viele Leute und es ist Werbung für lau.

Zitat
Es hat in den Neunzigern meines Wissens einmal einen zaghaften Versuch gegeben, ein deutsches Pendant zur GAMA zu gründen (die in den USA genau das ist, was du meinst). Als Mike Stackpole (ja, der Battletech/Star Wars-Stackpole) für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig war, hat die GAMA viel für das Zerschlagen des satanischen Bildes des Rollenspiels getan. Zusätzlich zu der breiten Basis an Mitgliedern, die so eine Vereinigung tragen müsste, braucht es engagierte Indivuduen. In Deutschland hatte Martin Kliehm vom 252 e.V. einmal die Rolle eines Chronisten der Außendarstellung unseres Hobbys inne.

Wenn ich nach der GAMA google, krieg ich vor allem einen Maschinenhersteller. Ich bin der Ansicht, eine wirtschaftliche Vereinigung zu gründen, nichts, was mit Idealismus oder so zu tun hat, sondern vor allem versucht, RPGs bekannter zu machen, um mehr Umsatz zu erzeugen und nicht um das Hobby zu verbreiten.

Zitat
Nach dem Skaff-Effekt wäre Das Schwarze Auge der Gewinner einer solchen Öffentlichkeitsarbeit, ob sie mitmachen oder nicht. Das ist auch der Grund, warum alle anderen Verlage (besonders die Kleinen) der Meinung sind, dass breite Außenwerbung und Einsteiger-in-den-Markt-Lockung die Aufgabe vor allem des Marktführers ist.

Das muß ich bezweifeln. DSA ist lediglich ein Begriff für viele, wie es halt so bei RPGs ist. Wenn die Branche nun wirbt und man sich, wie es das Produkt erfordert, näher damit beschäftigt (das ist ja schließlich etwas anders als bei Milch), dann findet der Interessent nicht bloß DSA, sondern auch noch die Produkte der anderen Verbandsmitglieder.

Zitat
Der größte Streitpunkt dürfte die Verteilung der Kosten sein. Die kleinen Verlage werden Kosten gemeinsamer Anzeigen an den Marktanteil koppeln wollen; wer nur 2% Marktanteil hat, wird nur 2% der Anzeige zahlen wollen. Selbst wenn die Verlage sich gegenseitig so sehr öffnen und ihre Zahlen auf den Tisch legen (was sie nicht machen werden...), wird der Marktführer merken, dass er den Löwenanteil an den Kosten trägt und die Kampagne genausogut alleine machen könnte und nicht Rücksicht auf inhaltliche Interessen der übrigen nehmen muss.
(Wenn jemand nur 2% der Kosten trägt, bekommt sein Produkt dann auch nur 2% der Anzeigenfläche...?)

Ich finde die Diskussion solche Details in einer derartigen Phase (es gibt ja nichts dergleichen) nicht sinnvoll.

Alles in allem frage ich mal so, welche Alternativen zu PR und Werbung RPG-Verlage denn haben? Die Situation derzeit erscheint mir als schleichender Tod des kommerziellen RPGs.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: ChristophDolge am 22.02.2009 | 12:00
@Dirk: Die Punkte, die du anbringst, scheinen mir immer noch von einer sehr Verkaufs- und produktzentrierten Werbung auszugehen. Wenn es darum geht, überhaupt erstmal Leute fürs Rollenspiel an sich zu begeistern, könnte man doch von der Nennung der Produkte Abstand halten - gerade wenn diese Förderung von einem Verein betrieben wird, der sich von den Verlagen abgrenzt. Das Nachwuchsproblem ist ein Problem der gesamten Szene und nicht nur der Verlage - und gerade zum Anfixen dürften auch schlanke schnörkellose kostenlose Systeme sehr gut geeignet sein. Wer dann mehr will, kann dann eben auch zu Produkten greifen, die Geld kosten, aber spätestens dann müssen die Verlage klassisch mit eigener Werbung dafür sorgen, dass die Käufer zu ihren Werken greifen.

Ich z.B. habe ganz ursprünglich mit einem kleinen unbekannten System (Regenbogen irgendwas???) begonnen, dass ein Kumpel im Internet aufgetrieben hat, bin dann aber wegen besserer Produktqualität schnell zum (uns durch die PC-Spiele) bekannten DSA gewechselt. Wenn diese Rollenspielerkarriere Schule machen könnte, hätten wir auch weniger Probleme, Nachwuchs anzuwerben. Mich hat damals besonders angesprochen, dass ich Parallelen zu mir bekannten Computerrollenspielen gesehen habe (auch in dem kostenlosen Dingens) und mich somit nicht komplett neu eindenken musste und dass mir etliche Vorteile präsentiert wurden: Cool, ich kann mir meine eigene Geschichte basteln, habe ein soziales Ereignis (mit Kumpels treffen) und und und...
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Backalive am 22.02.2009 | 22:19


Also ich bin ehrlich verblüfft  :o  .
Ich hätte nicht gedacht, daß so viele so reges Interesse an der wirtschaftlichen Lage von Rollenspielverlagen haben und dies auch in z.T. richtig konkreten Beiträgen behandelt wird.

Der Gedanke ist mir auch gekommen. Wenn Ulisses, Pegasus, F&S, 13Mann etc. gemeinsame Werbeanzeigen schalten würden, wäre das möglicherweise bezahlbar! Wenn ein Verband der RPG-Verlage einfach für das Hobby an sich wirbt mit Links zu den online-Verlagskatalogen, könnte das ja funktionieren ...

Die Idee finde ich gut. Ich wußte nur nicht, daß es unter diesen Verlagen noch keinen Dachverband gibt. Ich dachte, die haben längst schon sowas.

Ein Fachverband hilft, die Interessen vieler kleiner zu bündeln und Projekte umzusetzen, für die der einzelne nicht in der Lage ist.
Das kann ich aus meiner Erfahrung im Handwerk bestätigen. Jede Gruppe im Handwerk hat ihren eigenen Verband.
Unser Handwerksbetrieb, bei dem ich tätig bin, ist, da er Heizungs- und Sanitärinstallationen ausführt im Fachverband für Heizung, Sanitär und Klima Mitglied.
Aber das gibt es natürlich auch für Schreiner; Metzger, Gebäudereiniger u.s.f.

Mit Hilfe des Dachverbands nun schafft man Radio- und neuerdings sogar Fernsehwerbung, wofür der einzelne kleine Handwerksbetrieb, schon aus Kostengründen, gar nicht in der Lage wäre.

Natürlich kann und darf solche Werbung dann nicht produktspezifisch sein. Aber es können wirkungsvoll die grundlegenden Themen beworben werden.

Um bei unserer Branche zu bleiben handelt es sich hierbei um alternative Energien, Möglichkeiten des Energiesparens, seniorengerechte Bäder u.v.m.
In dieser Werbung fällt natürlich nicht der Name einer speziellen Firma xy mit dessem speziellem Produkt yz .

Bei Rollenspielverlagen könnte ich mir hier Werbung in z.B. Spielezeitschriften allgemeiner Spielzeugvertriebe oder diversen Freizeit-Zeitschriften denken. 


Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: carthoz am 23.02.2009 | 00:53
Wo war das Harry-Potter-ähnliche Einsteigerrollenspiel, als man damit hätte punkten können?
Wo war das Herr-der-Ringe-ähnliche Einsteigerrollenspiel, als man damit hätte punkten können?
Wo ist das Bis(s)-zum-Morgengrauen-ähnliche Einsteigerrollenspiel, mit dem man heute punkten könnte?
(Wobei ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen möchte; ich schreibe es ja auch nicht...)

Ich denke, da ist auch wieder die Kosten-Nutzen-Rechnung das Problem. Immerhin müsste ein Verlag im Vorfeld schon horrende Summen für die Vermarktungsrechte hinlegen (ich erinnere mich an sehr hohe Zahlen, die angeblich pro Bild(!) allein bei der Star-Wars-Lizenz gezahlt werden müssen), von denen er im Endeffekt nicht weiß, ob es sie überhaupt wieder einnehmen kann. Wenn ein Harry-Potter-RPG ziehen soll, muss es optisch ziemlich sicher an die Filme angelehnt sein und würde damit von der Aufmachung her dem (durchaus einmal existent gewesenen) HdR-RPG ähneln. Das ist schon ein ordentlicher Brocken, den ein Verlag schlucken müsste. Und es bliebe fraglich, ob sie damit wieder allein auf +/-0 kämen (was ja auch noch nicht das ist, was erstrebt wird).
Und dass das HdR-Rollenspiel nicht erfolgreich war, lässt zumindest erahnen, dass Lizenzen auch keine sichere Bank sind - erst recht nicht im Nischensegment. Da müsste also zusätzlich noch ordentlich Geld in die Vermarktung fließen, denn von allein wird ein Rollenspiel von neuen Käuferschichten offensichlich nicht gekauft. (In dem Zusammenhand wäre echt interessant, was eigentlich Verlage an Heftserien wie diesen "Star Wars Fact Files" oder dem "Herr der Ringe"-Schach o.ä. verdienen - zumal für sowas sich auch wiederum Fernsehwerbung zu lohnen scheint, sonst würden sie die ja nicht machen.)
Und da ist noch nicht einmal mit eingerechnet, wie viel Aufwand in die Entwicklung eines einsteigerfreundlichen Rollenspiels gesetzt werden muss, damit auch rollenspielfremde Käufer nicht gleich abgeschreckt werden und sie zudem sehen, dass dies RPG durchaus zum beworbenen Produkt passt (also keine D&D-Regeln für Harry-Potter o.ä.).
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Ein am 23.02.2009 | 09:10
Man achte auf Dirks "ähnlich"-Suffix.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: 6 am 23.02.2009 | 10:09
Ich hätte ja vorgeschlagen einfach mal bei GIGA anzufragen wie teuer eine Werbung dort ist und wieviel Rabatt da noch rauszuschlagen wäre. Schliesslich besteht dort schon seit einiger Zeit die Werbung aus Premiere (Hauptgesellschafter), eigenen Sendungen und Anti-Aids-Werbung. Theoretisch wäre es bestimmt möglich gewesen die eine oder andere Sendung zu "kaufen", indem man die komplette Zuarbeit samt Interviewgast den Leuten da hätte abnehmen können (Nerdalert und die News-Show wäre geradezu prädestiniert gewesen). Leider wird GIGA Ende März eingestellt. Allerdings dürfte der Grund wiederum sehr interessant für die Rollenspiel"industrie" sein: Die Werbeeinnahmen sind wie in der gesamten Branche total eingebrochen, sodass Premiere sich auf seine Hauptfokus (Bezahlfernsehen) konzentriert. Vielleicht könnte man bei den Spartensender (Comedy Central, Nickelodeon usw.) vielleicht einen bezahlbaren Preis rausschlagen...
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Zwart am 23.02.2009 | 10:53
In der Primetime (20-23Uhr) sind im März 30Sek. auf Comedy Central für ca. 1200€ zu haben.
Quelle: http://www.viacombrandsolutions.de/de/sender/werbung/

Aber damit ist es ja leider nicht getan. Ich befürchte so einen Spot zu produzieren verschlingt viel viel mehr als das.

Die Sache mit dem Dachverband ist in meinen Augen auch nicht so einfach. Nicht umsonst treten z.B. verdammt viele Milchbauern wieder aus ihrem Dachverband aus weil sie nur zahlen und nichts davon haben.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Ludovico am 23.02.2009 | 11:34
So ein Dachverband kann, muß aber nicht nutzbringend sein... wobei ich schon der Ansicht bin, daß ein kleiner RPG-Verlag mittlerweile nach jedem Strohhalm greifen sollte, der sich ihm bietet.

Mit der Notlage kommt auch die Motivation, daß aus einer solchen Vereinigung was Sinnvolles herauskommt.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: carthoz am 23.02.2009 | 12:08
Man achte auf Dirks "ähnlich"-Suffix.
Sicher, das ist mir nicht entgangen. Nur will die Zielgruppe ziemlich sicher direkt angesprochen werden und nicht mit "das ist wie Harry Potter". Und sei es nur die Aufmerksamkeit, die dem Harry-Potter-Logo automatisch geschenkt wird.
Ich wage mal zu behaupten, dass der White-Wolf-Underworld-Rechtsstreit und die thematische Ähnlichkeit so rein gar nichts an den Absatzzahlen geändert hat bzw. irgend ein potentieller Underworld-Fan sich deswegen WoD-Produkte gekauft hat, "weil das ja so ähnlich ist wie". Da hätte White Wolf eher eine direkte Underworld-Auskopplung machen müssen, auf der fett "UNDERWORLD" draufsteht und auch irgendwie Underworld drin ist - am besten mit Filmszenenfotos und -charakteren als Illustrationen. Das Problem ist ja (so glaube ich): Wenn ich ein Harry-Potter-Rollenspiel als unbedarfter Neuling haben will, dann soll das auch genau so sein wie im Buch. Ein "ist ähnlich wie" wäre ja eben nicht Harry Potter - da ist halt nicht klar, dass man ja gar nicht alles vorgekaut braucht, so eine Erkenntnis kommt meist erst später. Aber solange muss halt Harry Potter draufstehen. (Mal ganz davon ab, dass man es ohne Lizenz ja vermutlich eh nicht zu nah am Original gestalten darf, weil man dann bestimmt schnell eine Klage am Hals hat...)

Andererseits: Gibt es irgendwelche Erhebungen, inwieweit man potentiell Interessierte mit "ist ähnlich wie" ziehen kann? Ich meine, anders funktioniert ja z.B. der Fantasy-Buchmarkt anscheinend gar nicht mehr, wenn ich mir die ganzen "Die Orks", "Die Zwerge mit langem Bart", "Die Zwerge kehren ohne Bart zurück", "Der neue Tolkien" (als ob das erstrebenswert wäre...) etc. ansehe...

@Dachverband:
Die CMA mit einem potentiellen Werbeverband für Rollenspielverlage zu vergleichen ist ungefähr so, als würde man bei einem Trabi meckern, dass es kein Mercedes ist, man aber schließlich doch den Preis eines Mercedes dafür bezahlt habe. Da wurde viel Mist gebaut die letzten Jahre. Das kann man sich vielleicht als mahnendes Beispiel nehmen, das heißt aber noch lange nicht, dass es auf genau so eine Kiste hinauslaufen muss oder soll.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Backalive am 23.02.2009 | 21:54

Die Sache mit dem Dachverband ist in meinen Augen auch nicht so einfach. Nicht umsonst treten z.B. verdammt viele Milchbauern wieder aus ihrem Dachverband aus weil sie nur zahlen und nichts davon haben.


Da bei dem Bauernverband ist einiges schiefgelaufen. Stimmt. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und großteils auf die inzwischen starken politischen Verstrickungen zurückzufühen.

Aber auch in anderen Verbänden gab es Probleme. Auch bei unserem Verband ist vor ein paar Jahren einiges aus dem Ruder gelaufen. Nichtsdestotrotz möchte ich auch heute nicht auf unseren Fachverband verzichten.

Er bietet für uns (das Handwerk - hier speziell Heizung/Sanitär) beinahe die einzige Möglichkeit, Stärke zu zeigen. Und eben Dinge wie z.B. Radio- und neuerdings sogar Fernsehwerbung zu realisieren, die jeder einzelne von uns allein nie zu Wege bringen könnte.

Es ist zumindest ein Überlegung wert, vor allem dann, wenn eben wie oft beschrieben, die vielen Kleinverlage nicht die finanziellen Mittel haben, gezielt auch außerhalb der Szene Marketing zu betreiben.

Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Finarfin am 23.02.2009 | 22:28
Und ein Verband der Verlage hätte im Gegensatz zu einem Verein der Fans mehr Geldmittel zur Verfügung. Mal ehrlich: wieviele Spendengelder bekäm ein Verein denn zusammen? Da sind Verlage deutlich eher bereits, einen kleinen Teil zu geben, als Spieler, die stönen, wenn der neue Regionalband 2 Euro teurer ist als die älteren.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Enrico Pallazzo am 23.02.2009 | 23:06
Wie würdet Ihr denn einen Verband bezahlen wollen?
Ich arbeite in dem Bereich und wenn man vernünftig arbeiten will, braucht man schon 1 bis 2 Mitarbeiter, die die arbeit von einer Geschäftsstelle aus organisieren bzw. machen.
Sprich Gehalt plus Kosten für Büro/Reisen etc.

Dazu kommen die Kosten für Anzeigen/Flyer/Broschüren.

Wieviele Verlage/Firmen gibt es in der Branche, die sich die zusätzlichen Kosten ( ~ min. 2000€) leisten können?
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Backalive am 27.02.2009 | 19:05

Die Frage nach der Finanzierung stellt sich natürlich.
Es ist klar, daß es ohne Koordinierungsarbeit nicht geht. Das dies von einer - oder mehreren Personen - übernommen werden muß, ist ebenfalls unstrittig.

Nur muß man nicht gleich in die vollen gehen und aus dem Stand einen Riesenverband gründen wie z.B. den Bauernverband oder den ZVSHK.

Viele, ich würde meinen fast alle heute tätigen Verbände haben klein angefangen und manche sind so klein geblieben, daß man bis dato noch nie was von ihnen gehört hat. Das heißt aber nicht, daß sie bedeutungslos sind.

Bei den Rollenspielverlagen kann ich mir als ersten Schritt bei der Gründung eines Fach-/Dachverbandes eine reine Zweckgemeinschaft für Werbung und Marketing vorstellen.
Die Koordination bzw. Verbindung halten untereinander ist unbestritten viel Arbeit, aber wenn alle an einem Strang ziehen, bringt es sie auch weiter.
Diese Aufgabe muß nicht zwingend, zumindest nicht anfangs von einer Vollzeitkraft erbracht werden. Es kann eine Teilzeitkraft sein oder eine von den Mitgliedsverlagen ehrenamtlich akzeptierte Person, die dies für einen kleinen Unkostenbeitrag für Telefon, Porto und Benzin erledigt.

Erst im zweiten Schritt wäre dann zu überlegen, sofern es sich bewährt hat, es weiter auszubauen mit Vollzeitkraft, Budget etc.pe.pe.

Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Ludovico am 27.02.2009 | 20:01
Wie würdet Ihr denn einen Verband bezahlen wollen?
Ich arbeite in dem Bereich und wenn man vernünftig arbeiten will, braucht man schon 1 bis 2 Mitarbeiter, die die arbeit von einer Geschäftsstelle aus organisieren bzw. machen.
Sprich Gehalt plus Kosten für Büro/Reisen etc.

Dazu kommen die Kosten für Anzeigen/Flyer/Broschüren.

Wieviele Verlage/Firmen gibt es in der Branche, die sich die zusätzlichen Kosten ( ~ min. 2000€) leisten können?

Fang klein an und setz auf die Hilfe engagierter Rollenspieler. Gib den Helfern ein paar Gimmicks, wie Rollenspiele für lau oder sonstwas nettes. So spart man sich die Gehälter.

Und mal zwei Fragen an jene, die meinen, daß Verbände nichts bringen und Werbung nichts bringt (denn kaputtreden kann man alles, aber ich will mal was konstruktives aus der Ecke lesen):
-Was ist denn die Alternative zu einer Marktentwicklung?
-Was würdet ihr denn tun, um das kommerzielle RPG zu erhalten?
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Maarzan am 27.02.2009 | 22:20
Nachdem mein erster Versuch beim Senden irgendwie verloren gegangen ist kurz:

Für Verlage, also eine Rollenspielindustrie ist das Problem doch weniger "mehr Rollenspiele" sondern mehr mit vertretbarem Aufwand produzierbare Produkte, die von Leuten in angemessener Menge gekauft werden.

Damit die Leute kaufen, muss es ihnen einen Mehrwert bieten, welcher insbesondere in Nutzen wie zusatzaufwand zu anderen Vergnügungen zu messen ist, aber auch zu dem, was es umsonst gibt oder sie selber Produzieren (zu) können (glauben).

Bloße Ideen sind damit nicht vermarktbar, sondern nur Werke, welche dem Betreffenden auch Arbeit abzunehmen scheinen.

Eine einzelne Art von Werk wird auch kaum den verschiedenen Zielgruppen an potentiellen Rollenspielern gerecht werden, werden diese doch bei der Breite an dem was Rollenpiel darstellen kann durchaus andere Reizpunkte und damit Ansprüche wie Vergleichskonzepte haben.

Vor allem die angepriesenen Minimalwerke, aber auch die Imitation von PC-Spielen erscheinen mir daher zumindest für sich alleine gesehen ungeeignet den notwendigen Umsatz zu generieren.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Ludovico am 28.02.2009 | 10:16
Vor allem die angepriesenen Minimalwerke, aber auch die Imitation von PC-Spielen erscheinen mir daher zumindest für sich alleine gesehen ungeeignet den notwendigen Umsatz zu generieren.

Gute Argumentation, der ich mich in Teilen anschließen kann. Allerdings denke ich, daß gerade diese Minimalwerke und auch die Imitation von PC-Spielen nicht dazu dienen sollen, die Vorlieben bereits jener Kunden zu stillen, die schon Rollenspieler sind, sondern vor allem dazu dienen die Kundschaft an sich zu vergrößern.

Das Problem bei der Kundschaft an sich ist oftmals die Zeit. Familie, Studium, Arbeit, Schule, aber auch Computerspiele, Brettspiele,... all diese Dinge benötigen Zeit. Zeit ist heutzutage ein knappes Gut. Rollenspiele wiederum benötigen Zeit. Um konkurrenzfähiger zu anderen Freizeitbeschäftigungen zu sein, halte ich es für notwendig diesen Aufwand zu reduzieren.

Ebenso eine Ähnlichkeit zu anderen Freizeitbeschäftigungen könnte Interesse wecken bei z.B. den Online-Zockern, die langsam aber sich vereinsamen und mit ihrer Situation unzufrieden sind. Sie hätten somit die Möglichkeit weiter ihrem Hobby nachzugehen, ohne die negativen sozialen Nebenerscheinungen.

Der Mehrweit der Freizeitbeschäftigung RPG generiert sich allerdings aus anderen Dingen, wie kooperatives Spiel mit einer hohen Vielfalt, Förderung der Vorstellungskraft, Bewegungsfreiheit,... Also sind auch Ähnlichkeit mit z.B. MMORPGs allenfalls oberflächlich.

Ich bin übrigens der Ansicht, daß man sich nicht auf RPGs verlassen sollte, wenn es um Umsatz geht, sondern mehr auf komplementäre Produkte setzen sollte. Ich denke hierbei vor allem an Romane. Die RPGs würden lediglich dazu dienen, die Leute dazu bringen, diese Dingen zu kaufen.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Roland am 28.02.2009 | 10:41
Fang klein an und setz auf die Hilfe engagierter Rollenspieler. Gib den Helfern ein paar Gimmicks, wie Rollenspiele für lau oder sonstwas nettes. So spart man sich die Gehälter.

Würdest Du es machen?
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Maarzan am 28.02.2009 | 11:59
Gute Argumentation, der ich mich in Teilen anschließen kann. Allerdings denke ich, daß gerade diese Minimalwerke und auch die Imitation von PC-Spielen nicht dazu dienen sollen, die Vorlieben bereits jener Kunden zu stillen, die schon Rollenspieler sind, sondern vor allem dazu dienen die Kundschaft an sich zu vergrößern.

Mein Eindruck ist, das der Ruf nach Minimalsystemen auch nur aus dem Kreis der bestehenden Rollenspieler stammt... .

Was ich aber primär sagen wollte:
Neue Rollenspieler (welche mit einem leichten Einsteigerwerk durchaus anzufixen wären - ich zweifel die generelle Haltekapazität an) zählen für einen Verlag nur, wenn diese auch genügend kaufen.
Nehmen wir jemanden an, der von der leichten Erzählseite her kommt, bzw. daran interessiert ist. Wieso sollte dieser für ein Minimalwerk einen Preis zahlen, der reguläre Vertragsmitarbeiter ernährt? Zu Anfang der Geschichte, als man "offizielle" Rollenspiele nur aus Amerika bekam, haben auch Leute problemlos ähnliche Werke selbst erstellt, nachdem sie die Grundidee einmal erfasst haben, und dazu mußten sie das Original auch nicht kaufen.
Dazu habe ich die Vermutung, dass die Leute, die z.B. in Foren Geschcihten schreiben und aus irgendeinem Grund das am Tisch und etwas formeller machen wollen, wohl weniger Aufwand und Probleme haben dürfte im Netz ein leichtes freies Spiel zufinden als den nächten Laden, der so etwas von Verlagen verkauft.


Zitat
Das Problem bei der Kundschaft an sich ist oftmals die Zeit. Familie, Studium, Arbeit, Schule, aber auch Computerspiele, Brettspiele,... all diese Dinge benötigen Zeit. Zeit ist heutzutage ein knappes Gut. Rollenspiele wiederum benötigen Zeit. Um konkurrenzfähiger zu anderen Freizeitbeschäftigungen zu sein, halte ich es für notwendig diesen Aufwand zu reduzieren.

Das stimmt so maßgeblich sicher, aber erstens liegt der Aufwand nicht nur im Regelwerk und zweitens muss etwas nicht nur wenig Aufwand erfordern, sondern sich auch zu lohnen versprechen sowie genügend Stützräder bieten und den Anfangsreiz aufrecht erhalten können, bis der Betreffende eigenständig läuft.
Einen leichteren Einstieg zu ermöglichen ist sicher eine Notwendigkeit, aber eben alleine nicht ausreichend, insbesondere auch, wenn wir wieder die Bedürfnisse eines Verlags nach Umsatz berücksichtigen.

Jemandem, der freies Erzählspiel präferiert oder wahrnehmungsschmeichelnde Effektorgien wie sie ein PC bieten kann, der ist eben kein wirklicher Kandidat für Rollenspiele, genauso wie jemand, der untereiner bestimmten Schwelle Zeit zu investieren plant. Er ist mit den anderen Medien besser bedient und so bleibt eigentlich nur der soziale Faktor mit Freunden etwas gemeinsam machen zu wollen, und das ist eigentlich keine Frage des Rollenspiels - das geht ggf. auch besser mit einem thematisch ähnlichen Brettspiel.

Die potentielle Zielgruppe ist also klein und ist seit den Anfängen kleiner geworden, nicht weil weniger Leute Interesse haben könnten, sondern weil viele Leute weniger Zeit zu haben scheinen (Schulreform?) und die Konkurrenz eben größer geworden ist. Viele Leute werden dort eben für ihre spezifischen Interessen noch besser bedient, die früher nur die Rollenspielgruppe gehabt hätten um etwas ähniches zu machen. 

Zitat
Ebenso eine Ähnlichkeit zu anderen Freizeitbeschäftigungen könnte Interesse wecken bei z.B. den Online-Zockern, die langsam aber sich vereinsamen und mit ihrer Situation unzufrieden sind. Sie hätten somit die Möglichkeit weiter ihrem Hobby nachzugehen, ohne die negativen sozialen Nebenerscheinungen.

Das ist aber eine eher theoretische Fallkonstruktion denke ich und würde wohl auch nur Exrollenspielern so einfallen meinem Gefühl nach.
Norms würden dann doch wohl eher wieder in die sozialen Kreise ihrer Schul- oder was auch immer Kameraden zurückkehren wollen, als eine Rollenspielgruppe zu gründen, die auch nicht für ihr so riesiges soziales Umfeld (und Frauendichte als potentiell treibendes Argument :) ) bekannt ist.


Zitat
Der Mehrweit der Freizeitbeschäftigung RPG generiert sich allerdings aus anderen Dingen, wie kooperatives Spiel mit einer hohen Vielfalt, Förderung der Vorstellungskraft, Bewegungsfreiheit,... Also sind auch Ähnlichkeit mit z.B. MMORPGs allenfalls oberflächlich.

Und genau dass muss man dann eben auch herausstellen und unterstützen - die Option durch ein leichtes Regelwerk nicht zu verbauen hilft dabei nicht. Dem potentiellen Umsteiger muss klar aufgezeigt werden: dies kann Rollenspiel spezifisch mehr als das was du bisher gemacht hast und hier kannst du sehen wie das erreicht wird.
Im Prinzip ist WoW der H&S-Kindergarten, den früher die einfachen Dungeons darstellten. Durch die Trennung der Medien und die hohe Reizsättigung, welche der PC ermöglicht ist, ist nur eine erhebliche Hürde für eine Umentwicklung auf andere Rollenspielarten, welcher Form auch immer aufgebaut worden.

Aber letztlich heißt das Kunden müssen von dem dem Preis angemessenen Nutzen des Produkts überzeugt werden und individuell da abgeholt werden, wo sie sich gerade befinden. Das Problem könnte nur sein, dass sich dies real wirtschaftlich nicht lohnen dürfte
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Dirk Remmecke am 28.02.2009 | 14:59
Würdest Du es machen?

Grandiose Replik.

Ich glaube, darauf kann man die Antwort wirklich reduzieren.

Wenn all die Nörgler und Kritiker am gegenwärtigen System selbst das tun würden, was sie von anderen erwarten, und statt stundenlang in Foren zu spekulieren die gleiche Zeit nutzen würden, um ein Abenteuer in der örtlichen Bibliothek oder einem Jugendclub anzubieten, würde genau das passieren, was sie sich wünschen. Ganz ohne Dachverband mit unvermeidlichen internen Interessenkonflikten, Verwaltungs-Wasserkopf, Bedingungen und Schuldzuweisungen.

"Put your money (or your Arbeitskraft) where your mouth is!"

Ich habe selbst jahrelang öffentlich genörgelt, dass es kein breitentaugliches Einsteigersystem mehr gibt, dass die Verlage (teilweise aus Blindheit und Bequemlichkeit, teilweise aus wirtschaftlichen Zwängen heraus) die nächste Generation aus den Augen verloren haben.
"But warum?" um die Worte eines meiner ehemaligen Ladenangestellten zu verwenden. Als Ladeninhaber hatte ich selbst noch ein handfestes wirtschaftliches Interesse daran, dass das Rollenspiel floriert. Damals gehörte die Nachwuchsförderung ganz klar in den Verantwortungsbereich der Verlage, mir Handwerkszeug an die Hand zu geben, um Nachwuchs zu schaffen und mit Produkten zu versorgen. Glücklicherweise gab es damals noch Einsteigerboxen der drei Systeme AD&D (Amigo), DSA (Schmidt/FanPro) und Midgard (Klee/Pegasus), aber die Komplexitätszunahme der Systeme zeichnete sich schon ab.

Seit ich Abstand vom Markt gewonnen habe, habe ich erkannt, dass mir am Erfolg und Fortbestand des Hobbys Rollenspiel immer noch einiges liegt, dass es jetzt aber nicht mehr an mir liegt, zu nörgeln. "Die Verlage" oder "der Markt" sind mir nichts schuldig, ich bin nicht mehr von ihnen abhängig, sollen sie machen, was sie wollen. Ich kann immer noch beobachten und analysieren, aber fordern werde ich nichts mehr.

Stattdessen setze ich meine Zeit und meine Möglichkeiten ein, das Hobby auf die Weise zu fördern, die ich für nötig halte und zu der ich Zugang habe. Das sind sicherlich nur Nadelstiche, aber es sind die gleichen Nadelstiche, die ein Dachverband mit erheblich mehr Verwaltungsaufwand und Streuverlusten erreichen würde. Aber ich füge die Nadelstiche bereits heute zu und nicht erst in einem Jahr, wenn dieser noch nicht einmal im Planungsstadium befindliche Verband anfängt zu arbeiten.

Es wird niemand davon abgehalten, das gleiche zu tun - und durch positives Beispiel andere zu motivieren.

Und es gibt heute mehr Leute als je zuvor, die genau in diesem Geist handeln. Dom mit seinem BASIS- Einsteigerspiel, Moritz mit der Labyrinth Lord-Übersetzung (eine Gruppenaktion, die sich so schnell vollzogen hat, dass mir heute noch die Kinnlade runterhängt), Christians Dungeonslayers, und noch mehr. Auch die Verlage sind rührig wie schon lange nicht mehr - Freelancer Hexxagon von Ulisses, Quest von Pegasus, und ich würde mich nicht wundern, wenn Truant/Ulisses auch bei Thomas Denmarks Dungeoneer "Gewehr bei Fuß" stehen...



Zu der Skandalpresse:

In den Neunzigern haben sich zwei Vereine durchaus als Sprachrohr der Szene gesehen und teilweise kooperiert: GFR e.V. und 252 e.V. Sie waren in gewisser Weise eine Keimzelle einer Interessenvertretung, und es waren auch Leute aus der Laden- und Verlagsszene (jeweils als Privatpersonen) Mitglieder (auch in den führenden Gremien).
Beide Vereine haben sich auch als Bollwerk gegen negative Presse verstanden; 252 hat eine umfangreiche Materialsammlung zu dem Themenkomplex gehabt.

Das absichtliche Herbeiführen von Skandalmeldungen in Explosiv (oder heute eher SAM, taff oder Akte 09) wäre schon der erste Tagesordnungspunkt, der einen neuen Verband entzweien und für Monate lähmen würde.

Wer allerdings der Meinung ist, dass so ein Vorgehen der Sache dienlich wäre, kann es ja versuchen.
"Put your money (or your Ansehen) where your mouth is..."
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Ludovico am 28.02.2009 | 18:55
Würdest Du es machen?

Nö, bin aber auch bloß Zuschauer. Für mich hat die ganze Geschichte einen gewissen Unterhaltungswert und RPG ist nicht maßgeblich für mein Leben. Wenn das kommerzielle RPG untergeht, kratzt mich das genauso sehr, wie die Problematik von Goldminen in Alaska (die ich aber auch sehr interessant finde.
Aber es gibt sicher genügend Leute insbesondere Fans, die es machen machen würden (wenn ich da nur an Fanzines denke).

@Dirk
Na jut, dann sach doch mal, was Du vorschlagen würdest. Im Moment lese ich von Dir nur, was alles nicht geht und was nicht gut ist. Was wäre denn gut?

@Marzaan
Interessanter Post! Schreib ich später was zu.

Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Thot am 28.02.2009 | 19:00
Nö, bin aber auch bloß Zuschauer.[...]

Aber ein bemerkenswert lauter.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Mustafa ben Ali am 28.02.2009 | 19:19


Wenn all die Nörgler und Kritiker am gegenwärtigen System selbst das tun würden, was sie von anderen erwarten, und statt stundenlang in Foren zu spekulieren die gleiche Zeit nutzen würden, um ein Abenteuer in der örtlichen Bibliothek oder einem Jugendclub anzubieten, würde genau das passieren, was sie sich wünschen. Ganz ohne Dachverband mit unvermeidlichen internen Interessenkonflikten, Verwaltungs-Wasserkopf, Bedingungen und Schuldzuweisungen.
Hervorhebung durch mich
Dirk hat schon geschrieben, was geht.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Glgnfz am 28.02.2009 | 19:45
Ich habe neulich spontan auf einer 6-stündigen Zugfahrt nach einer Klassenfahrt ein Abenteuer für meine Kollegin und zwei Schüler einer 9. Klasse geleitet. Wir hatten einen Wahnsinnsspaß und es gibt wieder drei Menschen mehr, die vorher noch nie von Rollenspielen gehört hatten und jetzt gefragt haben, wo sie die Regeln herbekommen.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Skyrock am 28.02.2009 | 20:58
Wenn all die Nörgler und Kritiker am gegenwärtigen System selbst das tun würden, was sie von anderen erwarten, und statt stundenlang in Foren zu spekulieren die gleiche Zeit nutzen würden, um ein Abenteuer in der örtlichen Bibliothek oder einem Jugendclub anzubieten, würde genau das passieren, was sie sich wünschen. Ganz ohne Dachverband mit unvermeidlichen internen Interessenkonflikten, Verwaltungs-Wasserkopf, Bedingungen und Schuldzuweisungen.
Ich war heute abend eigentlich dran, noch einen Schwung Vorbereitungsarbeit für die Kopikala-Kampagne zu erledigen, die ähnlich wie Jeff Rients' Cinder im öffentlichen Raum stattfinden und prinzipiell jedem interessierten offenstehen soll...
Ich ziele zwar nicht gezielt auf völlige Neulinge, sondern mehr auf meine Probleme, trotz beruflichen und studientechnischen Terminproblemen meinen Sack Flöhe von Spielern irgendwie zum regelmäßigen Spiel zu bekommen, indem die Kampagne unabhängig von einzelnen SCs funktioniert und ich mir einen großen Spielerpool heranzüchte, aber wenn ein Neuling darauf aufmerksam wird und sich das ansehen will, dann wäre ich der letzte, der ihn wegschickt.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Ludovico am 1.03.2009 | 11:25
Mein Eindruck ist, das der Ruf nach Minimalsystemen auch nur aus dem Kreis der bestehenden Rollenspieler stammt... .

Das halte ich für sehr verständlich, denn diese Diskussion findet nur innerhalb von Rollenspielerkreisen statt.

Zitat
Nehmen wir jemanden an, der von der leichten Erzählseite her kommt, bzw. daran interessiert ist. Wieso sollte dieser für ein Minimalwerk einen Preis zahlen, der reguläre Vertragsmitarbeiter ernährt? Zu Anfang der Geschichte, als man "offizielle" Rollenspiele nur aus Amerika bekam, haben auch Leute problemlos ähnliche Werke selbst erstellt, nachdem sie die Grundidee einmal erfasst haben, und dazu mußten sie das Original auch nicht kaufen.
Dazu habe ich die Vermutung, dass die Leute, die z.B. in Foren Geschcihten schreiben und aus irgendeinem Grund das am Tisch und etwas formeller machen wollen, wohl weniger Aufwand und Probleme haben dürfte im Netz ein leichtes freies Spiel zufinden als den nächten Laden, der so etwas von Verlagen verkauft.

Aber die Zeiten, in denen RPGs aus den USA kamen und man vieles selber machte, sind schon über 20 oder 30 Jahre her. Die Gesellschaft sowohl hier als auch dort hat sich stark verändert und ist konsumorientierter geworden (so zumindest mein Eindruck). Außerdem bedeutet ein Minimalsystem ja nicht bloß, daß es wenig Regeln aufweist. Es gehört auch noch ein Setting dazu.

Zitat
Das stimmt so maßgeblich sicher, aber erstens liegt der Aufwand nicht nur im Regelwerk und zweitens muss etwas nicht nur wenig Aufwand erfordern, sondern sich auch zu lohnen versprechen sowie genügend Stützräder bieten und den Anfangsreiz aufrecht erhalten können, bis der Betreffende eigenständig läuft.
Einen leichteren Einstieg zu ermöglichen ist sicher eine Notwendigkeit, aber eben alleine nicht ausreichend, insbesondere auch, wenn wir wieder die Bedürfnisse eines Verlags nach Umsatz berücksichtigen.

Gutes Argument! Dem kann ich mich vorbehaltlos anschließen. Minimalsysteme etc. können nur fördernd wirken.

Zitat
Jemandem, der freies Erzählspiel präferiert oder wahrnehmungsschmeichelnde Effektorgien wie sie ein PC bieten kann, der ist eben kein wirklicher Kandidat für Rollenspiele, genauso wie jemand, der untereiner bestimmten Schwelle Zeit zu investieren plant. Er ist mit den anderen Medien besser bedient und so bleibt eigentlich nur der soziale Faktor mit Freunden etwas gemeinsam machen zu wollen, und das ist eigentlich keine Frage des Rollenspiels - das geht ggf. auch besser mit einem thematisch ähnlichen Brettspiel.

Das Argument ist auch sehr gut und ich finde, Du hast recht. Wenn man allerdings RPGs derart konzipiert, daß sie komplementär zu dem Hobby Online-RPG arbeiten, dann könnte man imho durchaus Kundschaft gewinnen. Ich gründe diese Meinung auf die Beobachtung, daß unter Rollenspielern auch viele Online-RPGler zu finden sind. Deshalb denke ich, daß unter Online-RPGlern auch viele potenzielle P&P-RPGler zu finden sein müßten.

Regelleichtgewichte sollen allerdings lediglich für eine niedrige Einstiegshürde sorgen.

Zitat
Das ist aber eine eher theoretische Fallkonstruktion denke ich und würde wohl auch nur Exrollenspielern so einfallen meinem Gefühl nach.
Norms würden dann doch wohl eher wieder in die sozialen Kreise ihrer Schul- oder was auch immer Kameraden zurückkehren wollen, als eine Rollenspielgruppe zu gründen, die auch nicht für ihr so riesiges soziales Umfeld (und Frauendichte als potentiell treibendes Argument :) ) bekannt ist.

Zugegebenermaßen bin ich Ex-Online-RPGler, kenne aber noch andere, die mittlerweile das Medium Online-RPG komplementär nutzen. Ok, dann gibt es noch solche, die eher ein Fall für die Suchtberatung sind.  :-\

Zitat
Und genau dass muss man dann eben auch herausstellen und unterstützen - die Option durch ein leichtes Regelwerk nicht zu verbauen hilft dabei nicht. Dem potentiellen Umsteiger muss klar aufgezeigt werden: dies kann Rollenspiel spezifisch mehr als das was du bisher gemacht hast und hier kannst du sehen wie das erreicht wird.
Im Prinzip ist WoW der H&S-Kindergarten, den früher die einfachen Dungeons darstellten. Durch die Trennung der Medien und die hohe Reizsättigung, welche der PC ermöglicht ist, ist nur eine erhebliche Hürde für eine Umentwicklung auf andere Rollenspielarten, welcher Form auch immer aufgebaut worden.

Gutes Argument! Allerdings sehe ich nicht, wieso Minimalsysteme hier problematisch sein sollten. Diese sollen vor allem auf die Leute abzielen, die nur über relativ wenig Zeit haben und somit eine geringe Motivation, sich in schwere Regelsysteme einzuarbeiten.

Zitat
Aber letztlich heißt das Kunden müssen von dem dem Preis angemessenen Nutzen des Produkts überzeugt werden und individuell da abgeholt werden, wo sie sich gerade befinden. Das Problem könnte nur sein, dass sich dies real wirtschaftlich nicht lohnen dürfte

Deshalb denke ich, daß man neben RPGs als wirtschaftlich arbeitender Verlag auch noch auf andere Produkte setzen sollte wie etwa Romane, Hörspiele, etc. RPGs sollen dann eher verkaufsfördernd wirken, denn jene die RPGs kaufen, kaufen auch eher die Romane zum RPG.

@Mustafa
Ich kenne einige Fälle unter anderem ein Onkel von mir, der hatte einen Handwerksbetrieb. Mein Onkel hat es richtig drauf und seine Arbeit war erstklassig und zu fairem Preis. Der Handwerksbetreib ist pleite gegangen, weil er nichts in Marketing investiert hat.

Damit will ich sagen, daß Mund zu Mund-Propaganda so ziemlich die schlechteste und unzuverlässigste Werbeform ist, zumal Dirk ja auch noch meint, daß Rollenspieler, die sich über die jetzige Lage mockieren, Promotion-Runden freiwillig anbieten sollten. Das halte ich für durchaus sinnvoll, aber dann sollte auch an diese engagierten Leute eine gewisse Form der Entlohnung zurückkommen (und hier bin ich der Ansicht, daß diese nichtmonetär sein sollte).
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Mustafa ben Ali am 1.03.2009 | 11:30
@Mustafa
Ich kenne einige Fälle unter anderem ein Onkel von mir, der hatte einen Handwerksbetrieb. Mein Onkel hat es richtig drauf und seine Arbeit war erstklassig und zu fairem Preis. Der Handwerksbetreib ist pleite gegangen, weil er nichts in Marketing investiert hat.

Damit will ich sagen, daß Mund zu Mund-Propaganda so ziemlich die schlechteste und unzuverlässigste Werbeform ist, zumal Dirk ja auch noch meint, daß Rollenspieler, die sich über die jetzige Lage mockieren, Promotion-Runden freiwillig anbieten sollten. Das halte ich für durchaus sinnvoll, aber dann sollte auch an diese engagierten Leute eine gewisse Form der Entlohnung zurückkommen (und hier bin ich der Ansicht, daß diese nichtmonetär sein sollte).
Dann kann man sich bei Pegasus oder Ulisses oder ein anderer Verlag, der sowas anbietet, als Demogeber bewerben. Da kriegt man dann auch Naturalien und kein Geld. Wie da aber die Bezahlung genau aussieht, habe ich keine Ahnung.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Ludovico am 1.03.2009 | 12:56
@Mustafa
Das finde ich auch, ist eine gute Idee. Es gibt engagierte Leute in der RPG-Szene, die man auch mit Regelwerken bezahlen kann (ok, bei der Sonderedition des Dark Heresy-Regelwerkes wäre das eine verdammt gute Bezahlung gewesen). Wenn die Verlage kein Geld für Werbung haben (ok, bin eher der Ansicht, daß sie kein Geld für Werbung ausgeben wollen, denn die Erfolge sind nur ungenau meßbar).

Aber ich denke halt, daß mehr gemacht werden muß. Ok, vielleicht sollte eh der Markt erstmal bereinigt werden. Es gibt so viele Anbieter und so viele Regelwerke... Ich denke, daß über kurz oder lang das große Sterben beginnt, wenige große Verlage überbleiben, die RPGs nebenbei vertreiben und viele Hobby-RPG-Bastler, die ihre Werke für lau anbieten. Vielleicht wird es auch einen Verlag geben, der aus einem Zusammenschluß kleinerer Verlage entstanden ist und dann mit mäßigem Erfolg eine gewisse Anzahl an Rollenspielen vertreibt.

Aber viele RPGs, die es jetzt zu kaufen gibt, werden imho eingestellt. Ich bin schon sehr gespannt auf die Entwicklung. Das wird sicher interessant zu sehen, wer bleibt und wer geht.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Maarzan am 1.03.2009 | 13:07
Das halte ich für sehr verständlich, denn diese Diskussion findet nur innerhalb von Rollenspielerkreisen statt.
War schlecht formuliert - damit meinte ich ungesagt noch" und zielen wieder mehr auf ihre Bedürfnisse ab, denn auf die von Neueinsteigern". Was man eben den aktuell Mainstream-Rollenspieldesignern auch vorwirft.

Zitat
Aber die Zeiten, in denen RPGs aus den USA kamen und man vieles selber machte, sind schon über 20 oder 30 Jahre her. Die Gesellschaft sowohl hier als auch dort hat sich stark verändert und ist konsumorientierter geworden (so zumindest mein Eindruck). Außerdem bedeutet ein Minimalsystem ja nicht bloß, daß es wenig Regeln aufweist. Es gehört auch noch ein Setting dazu.

Was ich so an Kleinsystemen gesehen habe, waren es eher abgespeckte Heartbreaker, nur dass der Rest, der in einem Heartbreaker mit 0815 gefüllt wird, hier ganz weggelassen wird und oft genug auf den SL verwiesen wird - der ist aber potentiell auch Anfänger.
Meines Erachtens benötigt ein Anfänger eher Struktur als Ideen. Dazu finde ich die meisten Setting ebenfalls unzulänglich - zu viel "große Politik", zu wenig da, wo die ersten Abenteuer spielen sollen.
Und ob diese "Ideen" dann von einem Anfänger entsprechend gewürdigt werden können, der sich mit den Grundelementen alleien gelassen fühlt ...?


 
Zitat
Gutes Argument! Dem kann ich mich vorbehaltlos anschließen. Minimalsysteme etc. können nur fördernd wirken.

Ich bin nicht sicher, ob ich da richtig verstanden wurde:
- reduzierte Systeme erleichtern den Einstieg in das Rollenspiel, sind heutzutage wahrscheinlich sogar fast zwingend.
aber
- nicht alles was reduziert ist, ist wirklich anfängerfreundlich- es muss gezielt gekürzt und dafür auch ggf. andere Dinge verstärkt werden, vorzugsweise die, wo man speziell für diesen Kandidatentyp gegenüber dessen Stammedium Vorteile hat.
- Die Leute müssen auch lange genug bei der Stange gehalten werden um sie über den ersten Innovationsreiz hinaus zu binden, bis sie selbst vertraut genug sind sich selbst zu orientieren/versorgen.
Und für diese Diskussion maßgeblich:
- Damit hat man (hoffentlich) erst einmal einen neuen Rollenspieler geschaffen. Das bedeutet noch lange nicht zusätzlichen oder ausreichenden Umsatz um einen Verlag mit am Leben zu halten.   

bez. komlementär:
Unter der Annahme das richtig verstanden zu haben:
Diese über das alte Medium hinausgehende Möglichkeit muss dem Betreffenden dann aber auch entsprechend klar gemacht werden und auch entsprechend aktiv unterstützt werden - auch das kostet Aufwand/Seiten. Nur der Hinweis in PnP Rollenspielen kannst da all das zusätzlich machen, du must nur selbst entwickeln- reicht nicht, zumindest wenn man etwas verkaufen will. 


Zitat
Allerdings sehe ich nicht, wieso Minimalsysteme hier problematisch sein sollten. Diese sollen vor allem auf die Leute abzielen, die nur über relativ wenig Zeit haben und somit eine geringe Motivation, sich in schwere Regelsysteme einzuarbeiten.

Von "Mal ganz nett" zum Spieler ist es eben noch einmal ein Sprung. Der Funke springt nicht mit einem Mal über, sondern die Flamme muss am Anfang sorgfältig gehegt und gefüttert werden, bis das Feuer richtig an ist. Je nach Art des Spielers muss dieser Reiz auch nicht unbedingt in den Regeln zu finden sein, aber er muss da sein in entsprechend reizvollen aber verdaulichen Portionen.
Dazu habe ich den Eindruck, dass Minimalsysteme eben deshalb (manchmal) funktionieren, weil die Betreffenden oder zumindest ein Beteiligter bereits eine Menge anderer Erfahrungen mit anderen Systemen oder über Try und Terror gewonnen hat. Das hat aber auch Zeit und Aufwand gekostet, welcher dem Erlernen eines regulären Regelwerks in nichts nachsteht (und ebenso unmodern zu sein scheint: neben "ich will nichts investieren" steht "ich will eine perfekte Show, jetzt und sofort"). Zu viele Minimalsysteme erinnern mich an Stichwortlisten für Insider, die nur eine kurze Orientierung/Erinnerung/Idee brauchen. Einsteigerförderung muss aber aktiv sein und entsprechend weitergehende Anleitung und Strukturen bieten, vorzugsweise passend zu dem Element, das den Betreffenden zum PnP gezogen hat. In dem Sinne sind Minimalsysteme schlecht.
Außerdem geht es hier ja auch noch um Verlage und deren Belange und die wollen/müssen etwas verkaufen.


Zitat
Deshalb denke ich, daß man neben RPGs als wirtschaftlich arbeitender Verlag auch noch auf andere Produkte setzen sollte wie etwa Romane, Hörspiele, etc. RPGs sollen dann eher verkaufsfördernd wirken, denn jene die RPGs kaufen, kaufen auch eher die Romane zum RPG.

Ich kenne die Zahlen nicht, würde aber annehmen, dass die Zahlen "freier" Fantasyromane deutlich größer sind als die von z.B. DSA-Romanen. Daher halte ich diesen Effekt für begrenzt. Ob sich dafür ein Rollenspiel aufzulegen lohnt?

Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Ludovico am 1.03.2009 | 15:01
War schlecht formuliert - damit meinte ich ungesagt noch" und zielen wieder mehr auf ihre Bedürfnisse ab, denn auf die von Neueinsteigern". Was man eben den aktuell Mainstream-Rollenspieldesignern auch vorwirft.

Bitte verzeih, wenn ich hie und da nachfragen muß (gestern war ein Junggesellenabschied und muß mich noch etwas davon erholen):
Man wirft den RPG-Designern vor, auf die Bedürfnisse von Neueinsteigern einzugehen?

Übrigens denke ich auch, daß wir eventuell was anderes unter Minimalsystemen verstehen:
Ich sehe darin, einfache Systeme, die schnell erlernt werden können. Aber dennoch sollten sie konsistent sein und auch viel abdecken. Ok, lt. dem Wort Minimalsystem sollte es sich um ein System handeln, daß mit einem Minimum an Regeln auskommt. Ich denke, so lange es vollständig ist und man nicht andauernd mit Löchern im System und Ungenauigkeiten zu kämpfen hat, dann sind solche Systeme gut.

Zitat
Was ich so an Kleinsystemen gesehen habe, waren es eher abgespeckte Heartbreaker, nur dass der Rest, der in einem Heartbreaker mit 0815 gefüllt wird, hier ganz weggelassen wird und oft genug auf den SL verwiesen wird - der ist aber potentiell auch Anfänger.
Meines Erachtens benötigt ein Anfänger eher Struktur als Ideen. Dazu finde ich die meisten Setting ebenfalls unzulänglich - zu viel "große Politik", zu wenig da, wo die ersten Abenteuer spielen sollen.

Dem stimm ich auch zu. Ich denke allerdings auch an Regelschwergewichte wie Warhammer und auch D&D oder DSA, bei denen sehr sehr viel geregelt ist und die viel Einarbeitungszeit benötigen. Ich denke, die Systeme der Zukunft sollten eher sein wie FATE oder Savage Worlds oder Blue Planet. Wenige Regelmechanismen, die allumfassend wirken und einen leichten Einstieg ermöglichen. Allerdings denke ich auch, daß sich Systeme hauptsächlich an den SL wenden sollten und den Spieler eher vernachlässigen, denn der SL bringt im Zweifelsfall den anderen das System bei. Zusätzlich muß dem SL geholfen werden bei dem Erstellen von Abenteuern oder dem Anpassen von Kaufabenteuern.

Ich muß sagen, daß eines der besten Dinge, die ich bislang so gesehen habe, das Cthulhu-Proberegelwerk ist, inkl. Charaktererschaffung, Probeabenteuer,... Das war klasse. Wieso es sowas nicht öfters gibt, ist mir leider nicht bekannt. Ich hätte das zu diversen Computerspielen gepackt (wie Sherlock Holmes auf der Spur der Erwachten) und öffentlich ausgelegt.

Zitat
Ich bin nicht sicher, ob ich da richtig verstanden wurde:
- reduzierte Systeme erleichtern den Einstieg in das Rollenspiel, sind heutzutage wahrscheinlich sogar fast zwingend.
aber
- nicht alles was reduziert ist, ist wirklich anfängerfreundlich- es muss gezielt gekürzt und dafür auch ggf. andere Dinge verstärkt werden, vorzugsweise die, wo man speziell für diesen Kandidatentyp gegenüber dessen Stammedium Vorteile hat.
- Die Leute müssen auch lange genug bei der Stange gehalten werden um sie über den ersten Innovationsreiz hinaus zu binden, bis sie selbst vertraut genug sind sich selbst zu orientieren/versorgen.

Absolute Zustimmung!

Zitat
Und für diese Diskussion maßgeblich:
- Damit hat man (hoffentlich) erst einmal einen neuen Rollenspieler geschaffen. Das bedeutet noch lange nicht zusätzlichen oder ausreichenden Umsatz um einen Verlag mit am Leben zu halten.

Deshalb sollten sich RPGs hauptsächlich an potentielle SL wenden.    


Diese über das alte Medium hinausgehende Möglichkeit muss dem Betreffenden dann aber auch entsprechend klar gemacht werden und auch entsprechend aktiv unterstützt werden - auch das kostet Aufwand/Seiten. Nur der Hinweis in PnP Rollenspielen kannst da all das zusätzlich machen, du must nur selbst entwickeln- reicht nicht, zumindest wenn man etwas verkaufen will.[/quote]

Aber wie viele Seiten kostet das? Ein Absatz vielleicht oder mit Beispiel eine Seite. Man will die Leser ja auch nicht damit langweilen, was das Werk angeblich alles kann, was sie gerade lesen.

Zitat
Von "Mal ganz nett" zum Spieler ist es eben noch einmal ein Sprung. Der Funke springt nicht mit einem Mal über, sondern die Flamme muss am Anfang sorgfältig gehegt und gefüttert werden, bis das Feuer richtig an ist. Je nach Art des Spielers muss dieser Reiz auch nicht unbedingt in den Regeln zu finden sein, aber er muss da sein in entsprechend reizvollen aber verdaulichen Portionen.
Dazu habe ich den Eindruck, dass Minimalsysteme eben deshalb (manchmal) funktionieren, weil die Betreffenden oder zumindest ein Beteiligter bereits eine Menge anderer Erfahrungen mit anderen Systemen oder über Try und Terror gewonnen hat. Das hat aber auch Zeit und Aufwand gekostet, welcher dem Erlernen eines regulären Regelwerks in nichts nachsteht (und ebenso unmodern zu sein scheint: neben "ich will nichts investieren" steht "ich will eine perfekte Show, jetzt und sofort"). Zu viele Minimalsysteme erinnern mich an Stichwortlisten für Insider, die nur eine kurze Orientierung/Erinnerung/Idee brauchen. Einsteigerförderung muss aber aktiv sein und entsprechend weitergehende Anleitung und Strukturen bieten, vorzugsweise passend zu dem Element, das den Betreffenden zum PnP gezogen hat. In dem Sinne sind Minimalsysteme schlecht.

Dem schließe ich mich an. Allerdings denke ich, daß wir unterschiedliche Sachen unter Minimalsystemen verstehen. Ich denke an einfache Regelmechanismen. Beschreibungen und Hinweise sind da erstmal nicht enthalten.

Zitat
Ich kenne die Zahlen nicht, würde aber annehmen, dass die Zahlen "freier" Fantasyromane deutlich größer sind als die von z.B. DSA-Romanen. Daher halte ich diesen Effekt für begrenzt. Ob sich dafür ein Rollenspiel aufzulegen lohnt?

Rollenspiele lohnen sich nicht. Nur relativ wenig Leute kaufen sie (nämlich die SL) und die verlangen einen guten Support und immer mehr Zusatzbücher, die auch noch entwickelt werden müssen. Hinzu kommt, daß sie kopiert werden können. Bei gerade kleineren Verlagen scheint es mir, daß sie geprägt sind von idealistischen und enthusiastischen Mitarbeitern und Designern, die das Produkt zwar gut kennen, die aber eher über unzureichende wirtschaftliche Kenntnisse verfügen.

Auf der anderen Seite werden Romane aber von vielen gekauft. In einer Runde mit 5 Leuten sitzt meist einer, der das Rollenspiel hat, aber da sitzen auch 5 Leute, die die Romane zum RPG kennen. Kennst Du Rollenspieler, die die Romane zu den RPGs, nicht mal wenigstens in der Hand hatten? Außerdem erreicht man damit auch Leute, die sonst gar kein RPG spielen.

GW hat es, finde ich, richtig gemacht, die Lizenz für DH an FFG abzugeben und nur Black Library behalten, die Romane herausgeben. Alles in allem denke ich durchaus, daß es sich lohnt.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Maarzan am 1.03.2009 | 16:13
Man wirft den RPG-Designern vor, auf die Bedürfnisse von Neueinsteigern einzugehen?
Man wirft den Mainstream-RPG-Designern vor, nur solche Spiele zu kreieren, die ihnen selbst und damit der kleinen Zahl bereits existierenden Rollenspieler gefallen und so die (vermutete) riesige Menge an potentielen Andersrollenspielern auszuschließen/abzustoßen.


Bezüglich Umfang von Rollenspielen:
Ich fand von der Tendenz her DSA1 schon recht gelungen - einfacher Einstieg und stetiger aber überschaubarer Nachschub an Spielmaterial ohne einen sich meiner Erinnerung aufzwingenden Bruch - wie bei so einigen abgespeckten Startversionen. Details sind natürlich (z.T. erheblich) verbesserungsfähig und auch die Spielhinweise könnten heute anders aussehen, aber der Funktion nach paßte das.
Bei Minimalsystemen denke ich so an die 2-5 oder auch 10er.inclSetting Seiter.


@ Allgemeinheit:
Ein "Verlag" (was zählt dann als Verlag) muss einen bestimmten Betrag an Überschuß generieren um wirtschaftlich überleben zu können.

Das kann auf Angebotsseite in verschiedenen Kombinationen von Stückzahlen(Preis) * Deckungsbeitrag(Preis) ereicht werden.
Bleibt den Käufer (genügende Zahl) davon (kostengünstig) zu überzeugen, dass das Produkt den Preis (und den selbst noch zu investierenden Aufwand) wert ist und zwar mehr als andere Produkte, die alternativ gekauft oder gar kostenlos besorgt werden könnten- und das kontinuierlich.


Ich kann diese Rechnung nicht mehr aufgehen sehen. Der bisherige Basismarkt auf Dungeonebene ist im Internet versackt und auch wenn Teile davon noch für das Rollenspiel an sich (zurück)gewinnbar wäre, ist die Folge eine solche Spezialisierung der Wünsche, dass die entsprechende Zielgruppe so klein wird, dass der Aufwand einen über den erzielbaren Verkaufspreis treiben würde, bzw. die Bedarfsstruktur dieser Gruppen liegen so, dass ihr kein entsprechend hoch zu bewertender (bzw. wiederholter) Nutzen vermittelt werden kann.

Da könnte ich mir eher so etwas wie "Dungeondinner"+Themenkneipe (angelehnt an Krimidinner) realisierbar vorstellen.






Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Merlin Emrys am 1.03.2009 | 19:27
Zitat
War schlecht formuliert - damit meinte ich ungesagt noch" und zielen wieder mehr auf ihre Bedürfnisse ab, denn auf die von Neueinsteigern".
Bitte verzeih, wenn ich hie und da nachfragen muß (gestern war ein Junggesellenabschied und muß mich noch etwas davon erholen):
Man wirft den RPG-Designern vor, auf die Bedürfnisse von Neueinsteigern einzugehen?
Mehr ... denn = Mehr... als. Vielleicht ergibt es damit mehr Sinn?


Kennst Du Rollenspieler, die die Romane zu den RPGs, nicht mal wenigstens in der Hand hatten?
Ja.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Feuersänger am 1.03.2009 | 20:19
Das mit den Romanen ist echt kein stechender Trumpf. Ich hab zum Beispiel früher DSA gespielt, aber niemals einen DSA-Roman gelesen. Dito Earthdawn (ich nehm einfach mal an, dass es ED-Romane gibt. Seht ihr, so wenig weiß ich davon.) Shadowrun habe ich über viele Jahre mit großer Begeisterung gespielt, und immerhin _vier_ der Romane gelesen, und zwar die ersten der Reihe. Den Rest hab ich nichtmal angeschaut, und wieviele gibt es davon? Ungefähr tausend?
AD&D hab ich auch früher mal gespielt, habe aber von den Romanen damals nur einen einzigen gelesen (Dunkelelf 1) und fand ihn einfach zu schlecht, mir davon noch mehr zu kaufen. (Schließlich und endlich hab ich die FR-Romane dann vor ca. 1 Jahr doch noch gelesen, aus purer Langeweile und weil's geliehen war. Aber da hab ich schon lang kein AD&D mehr gespielt.)
Einen weiteren RPG-Roman hab ich ma "aus Versehen" gelesen, ohne zu wissen, dass er im Birthright-Setting angesiedelt war (und Junge war das eine buchgewordene Scheisse, da war ja Salvatore noch Gold dagegen).

Settings, bei denen das RPG nach dem/n Originalroman/en kam, zähle ich jetzt mal nicht mit.
Falls es zu irgendwelchen anderen von mir bespielten RPGs überhaupt Romane _gibt_, ist das völlig an mir vorbeigegangen.
Beweisführung abgeschlossen.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Backalive am 1.03.2009 | 22:29

Von Marzaan:
Zitat
Man wirft den Mainstream-RPG-Designern vor, nur solche Spiele zu kreieren, die ihnen selbst und damit der kleinen Zahl bereits existierenden Rollenspieler gefallen und so die (vermutete) riesige Menge an potentielen Andersrollenspielern auszuschließen/abzustoßen.

Im Gegenteil. Ich bin eher der Überzeugung, daß zumindest in der Vergangenheit (vor allem DSA bei FanPro) die Redakteure das Spiel gar nicht mehr gespielt haben, sonder nur noch 'schriftliches' produzierten, weil man damit eben Geld verdiente. Dies erklärt auch die Vielzahl von oft grottenschlechten Abenteuern.

Erst bei Ulisses ließ man wieder junge Redakteure aufkommen, die auch wieder Interesse an der Sache haben.

Es gibt für die einzelnen Verlage sicherlich vielerlei Möglichkeiten und Lösungen, sich im Markt einzubringen, das Marketing zu verbessern und ihre wirtschaftliche Lage zu verbessern.
Ich finde es wirklich erstaunlich, wieviele Gedanken, Ansätze und konkrete Vorschläge hier bisher eingebracht wurden  :d  .

Was jedoch überhaupt nichts bringt meiner Ansicht nach, ist immer nur aufzuzählen, was nicht geht  :'(  .

Das alles, was hier diskutiert wird großteils nur theoretischen Charakter hat (verfolgen Verlagsbetreiber eigentlich überhaupt irgendwelche Diskussionen in irgendwelchen Foren ?) ist mir ebenfalls so klar wie auch der Umstand, daß es für alle Verlage eine Patentlösung gibt.

Aber: es gibt nichts gutes, außer man tut es  >;D  .

Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Ludovico am 2.03.2009 | 08:41
Man wirft den Mainstream-RPG-Designern vor, nur solche Spiele zu kreieren, die ihnen selbst und damit der kleinen Zahl bereits existierenden Rollenspieler gefallen und so die (vermutete) riesige Menge an potentielen Andersrollenspielern auszuschließen/abzustoßen.

Hmm... interessanter Gedanke! Ich würde eher den Marketing-Leuten der Verlage vorwerfen, daß sie Neueinsteiger ausschließen.

Zitat
Bezüglich Umfang von Rollenspielen:
Ich fand von der Tendenz her DSA1 schon recht gelungen - einfacher Einstieg und stetiger aber überschaubarer Nachschub an Spielmaterial ohne einen sich meiner Erinnerung aufzwingenden Bruch - wie bei so einigen abgespeckten Startversionen. Details sind natürlich (z.T. erheblich) verbesserungsfähig und auch die Spielhinweise könnten heute anders aussehen, aber der Funktion nach paßte das.

Tja, ich denke auch, daß wir mehr solcher Systeme brauchen. Mal sehen, was die Zukunft bringt.

Zitat
Bei Minimalsystemen denke ich so an die 2-5 oder auch 10er.inclSetting Seiter.

Dann war das also ein Mißverständnis.

@Feuersänger
Also Du hast schon zu diversen RPGs Romane gelesen. Daß Du sie nicht gut fandest, spielt dabei eher weniger eine Rolle. Der Vorteil von Romanen ist halt, daß sie eher preisgünstig in der Herstellung sind und jedermann sie kaufen kann. Zusätzlich steigt die Chance, daß ein Rollenspieler neben dem Rollenspiel auch die zugehörige Roman-Reihe kauft.

Ok, Romane sind auch bloß ein sehr naheliegendes Beispiel. Ich wollte bloß damit ausdrücken, daß ebenso wie Fantasy-Shops praktisch nicht vom RPG-Verkauf alleine überleben können, sich auch RPG-Verlage überlegen sollten, sich mehr als ein Standbein aufzubauen und RPG eher nebensächlich zu vertreiben (und das eher aus Gründen des Idealismus).
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Dirk Remmecke am 2.03.2009 | 13:20
Ok, Romane sind auch bloß ein sehr naheliegendes Beispiel. Ich wollte bloß damit ausdrücken, daß ebenso wie Fantasy-Shops praktisch nicht vom RPG-Verkauf alleine überleben können, sich auch RPG-Verlage überlegen sollten, sich mehr als ein Standbein aufzubauen und RPG eher nebensächlich zu vertreiben (und das eher aus Gründen des Idealismus).

Aber genau das tun die erfolgreichen Verlage doch schon seit Jahren!

Aus dem Report to the Stakeholders: 2009 von Steve Jackson Games:
Zitat
We expected 2008 to be a very good year, and it was. Our 2008 gross was a bit over $2.9 million, only a small increase over 2007. However, it was considerably more profitable than 2007. We did much better with only a little more gross income because:

    * We continued to keep Munchkin in print almost 100% of the time.
    * We focused more on board and card games, and less on RPGs. The profit margin on RPGs is lower, especially at low print runs.
    * We moved more of our printing offshore, which cut printing bills a great deal.
    * We spent a lot less time talking to computer game companies.

Our most important product, even more than last year, is the Munchkin card game. The Munchkin line, including the new Munchkin Quest boardgame, accounted for almost exactly 75% of our sales in 2008! Munchkin is now available in 13 languages. The GURPS roleplaying system is still the other main component of our sales, and the mainstay of the e23 PDF library.

Ich habe dieses Beispiel zitiert, weil es öffentlich zugänglich (http://www.sjgames.com/general/stakeholders/report09.html) ist (wie auch die Stakeholder Reports der Jahre davor), aber es gilt in ähnlichem Maße auch für andere Verlage, auch deutsche!
Für Pegasus hat Munchkin die gleiche Bedeutung wie für Steve Jackson, und dazu macht Pegasus noch Vertrieb und Normalo-Brettspiele (sehr interessant, wie nach und nach alle meine Lieblingsspiele der Achtziger und Neunziger Jahre bei Pegasus neu aufgelegt werden...), Ulisses macht neben DSA (und anderen Rollenspiellinien) ebenfalls Brett- und Kartenspiele, Vertrieb und Miniaturenspiele, Feder & Schwert hat ein Horror-/Fantasy-Belletristik-Standbein, FanPro war vor der Verzettelung ebenso ein Gemischtwarenladen (und wer weiß, vielleicht war der sukzessive Rückzug aus dem Vertriebsgeschäft der Anfang vom Ende) und ist heute nur noch im Buchgeschäft.

Dein Ratschlag kann sich eigentlich nur an Nachzügler-Verlage wie Vortex, 13 Mann, Prometheus/Assertpress, Nackter Stahl, Red Brick und ähnliche Gruppierungen wenden, die aber schon von vornherein andere Geschäftsmodelle und Vertriebskonzepte (Direktvertrieb, PoD) haben.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: reinecke am 2.03.2009 | 13:22
D.h. wir sollten auf die Savage-Worlds-Romane von Prometheus hoffen?
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Kinshasa Beatboy am 2.03.2009 | 15:22
D.h. wir sollten auf die Savage-Worlds-Romane von Prometheus hoffen?
Zum Bleistift  ;D Wär doch super!
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: MSch am 2.03.2009 | 16:55
Zum Bleistift  ;D Wär doch super!

Argl, ich möchte den Dreck, den ich spiele, doch nicht wirklich lesen!

Und ich kann mir nicht vorstellen, daß ein käsiges SW-Setting, in dem man tierisch gut absavagen kann, sich auch nur entfernt für einen Roman eignet. Allein der Gedanke läßt mich erschaudern!


Ciao,

Martin


Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Kinshasa Beatboy am 2.03.2009 | 17:02
Argl, ich möchte den Dreck, den ich spiele, doch nicht wirklich lesen!

Und ich kann mir nicht vorstellen, daß ein käsiges SW-Setting, in dem man tierisch gut absavagen kann, sich auch nur entfernt für einen Roman eignet. Allein der Gedanke läßt mich erschaudern!


Ciao,

Martin
Das ist natürlich nicht von der Hand zu weisen. Mir ist das aber weitgehend egal, denn die literarische Qualität von Rollenspielromanen geht mir nahezu vollkommen am Arsch vorbei. Ich betrachte solche Romane eher als ausführliche und zumeist einigermaßen professionell zusammengestellte Sammlung eines Spielrundenberichts. Und mit dieser Vorgabe quäle ich mich dann durch die Seiten und ignoriere das zumeist vollkommen fehlende literarische Talent der Schreiberlinge. Bei Shadowrun hat das beispielsweise recht gut funktioniert, bei DSA auch, momentan lese ich mit Vergnügen Kurzgeschichten zu Orpheus und selbst bei trashigeren Settings wie ShadowWorld oder Talislanta haben mir Romane und Kurzgeschichtensammlungen sehr geholfen.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Feuersänger am 2.03.2009 | 17:07
Gerade _weil_ sich die meisten RPG-Romane wie Mitschriften einer Spielrunde lesen, finde ich sie ja gerade so furchtbar. Wie kann man sich nur sowas antun? Und wieso gibt irgendjemand für sowas auch noch Geld aus?
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: oliof am 2.03.2009 | 17:20
Ist doch egal, solange ich es nicht lesen muß und die Verlage durch die Einnahmen überleben können.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Kinshasa Beatboy am 2.03.2009 | 17:20
EDIT: Sorry für den OT-Exkurs zur Lesbarkeit von Rollenspielromanen.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Ludovico am 2.03.2009 | 17:41
Aber genau das tun die erfolgreichen Verlage doch schon seit Jahren!

Danke für die Hervorhebung! Die erfolgreichen Verlage konzentrieren sich auf andere Sparten und weniger auf RPG. Die weniger erfolgreichen bleiben bei RPGs.

Zitat
Dein Ratschlag kann sich eigentlich nur an Nachzügler-Verlage wie Vortex, 13 Mann, Prometheus/Assertpress, Nackter Stahl, Red Brick und ähnliche Gruppierungen wenden, die aber schon von vornherein andere Geschäftsmodelle und Vertriebskonzepte (Direktvertrieb, PoD) haben.

Und deshalb wirst Du mit großer Wahrscheinlichkeit auch diese Verlage entweder bald gar nicht mehr finden oder sehen, daß sie ihr Produktsortiment erweitert haben oder allenfalls werden sie nebenbei betrieben und deren Produkte eine geringere Professionalität aufweisen, die auf Liebhaberei stoßen.

Die Vertriebskonzepte sind zwar kostensparend, aber dadurch werden sie vor allem Insidern bekannt.

Mit Rollenspielen allein kann man keinen Verlag erfolgreich betreiben. Deshalb denke ich, daß die Produktion von RPGs in Zukunft eher wieder in den Wohnzimmern als Hobby stattfinden wird und im kommerziellen Bereich nur noch einige wenige beliebte RPGs nebenbei von WOTC und co. vertrieben werden.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Backalive am 3.03.2009 | 21:33

Yep. Das ist klar.
Es wird auch in Zukufnt gerade mal eine Handvoll Systeme geben, ich denke hier an DSA, Shadowrun, Midgard, Ctullhu und D&D, die als kommerzielle Produkte, evtl. zusätzlich mit weiteren Artikeln und Accessoires Verlage die Möglichkeit bieten, auskömmlich Geld zu verdienen.
Bei den anderen wird es Hobby bleiben bzw. im besten Fall einen semi-wirtschaftlichen Charakter annehmen.

Andererseits hat RPG den Touch, etwas exklusives für Schüler und Studenten zu sein, zu dem das niedere Volk keinen Zugang zu finden braucht. Solange das so bleibt, findet auch das P&P-Rollenspiel keine weitere Durchdringung am Markt.

Romane sind sicherlich eine Möglichkeit. Über die Qualität wurde vostehend schon trefflich diskutiert. Aber auch hier gibt es gute, schlechte und unterirdische  ;D  . Bei Büchern anderer Genres ist das aber genauso.
Nichtsdestotrotz ist das nicht das alleinig selig machende, wie am Beispiel FanPro zu sehen war. Trotz vieler Bücher haben sie letztendlich ihr Flaggschiff 'DSA' abgestoßen.
Ein Krämerladen allein hält also einen Verlag nicht über Wasser. Er muß sich umtun, wenn er seine Produkte an die Spieler bringen will.
Fehlt einem allein das Geld für starke Marketingaktionen bleibt die Möglichkeit des Zusammenschlusses mit Gleichgesinnten, z.B. innerhalb eines Verbandes o.ä. wie bereits weiter vorne diskutiert, um gemeinsam das Feld zu bereiten. Oder man sucht Kontakt zu bereits im Markt etablierten Händlern wie Kaufhausketten, beispielhaft sei hier Karstadt genannt.

Das dem einen oder anderen egal ist, was mit den Verlagen passiert ist klar. Sie sehen keinen direkten Vorteil für sich darin. Wie aber die Rollenspiellandschaft aussehen würde, wenn es sie nicht mehr gäbe, möchte ich mir auch nicht vorstellen  :(  .

Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Maarzan am 15.03.2009 | 09:09
Eine ähnliche Überlegung:
Wie muss eigentlich das Portfolio eines Verlags aussehen, damit er wirtschaftlich überleben kann.
Ein Werk hat ja nun einmal eine bestimmte Marge, zu der es absetzbar ist.
Man kann weder allen Leuten etwas verkaufen, noch der bestehenden Zielgruppe zu einem beliebig hohen Preis.
Auch über Werbung, neue Produkte die neue Schichten ansprechen (und alte vielleicht verprellen) sidn nicht beliebig viele Neuspieler zu gewinnen.

Um als Verlag professionell erfolgreich zu sein, ist ein Mindestgewinn notwendig um die Gehälter der Beteiligten zu bezahlen.

Wie sähe denn dann ein Verkaufsprofil für diesen Mindestumsatz beispielhaft aus (X Grundregelwerke zu y € @ z Gewinn, entsprechendes für Hintergrundswerke, Zusatzregeln, Abenteuer und meinetwegen auch Nebenprodukte wie Romane, Figuren etc)?

Wie viel Geld muss ein Verlag aus einem typischen ( in der Zahl ja begrenzten) Spieler eines Systems "saugen"  und wie muss umgekehrt dann das Angebot aussehen, damit der normale Spieler das auch zahlt?

Pure beispielhafte Spekulation ohne Ahnung um erläuternde Beispielzahlen zu haben :
Produktlebenszeit einer Edition 5 Jahre. Ein durchschnittlicher Spieler muss über diese 5 Jahre dem Verlag 500 € Umsatz (75€ Gewinn) beschert haben, bis er die neue Edition kauft oder durch eine neue Generation Spieler ersetzt wird. 10000(!) von diesen durchschnittlichen Spieler würden dann 5 hauptamtliche Mitarbeiter a 30000 € Personalkosten durchfüttern.

Irgendwie hört sich das sehr trübe an und für 500€ wird der Spieler dann doch wohl so einiges an Material sehen wollen und es muss eigentlich noch mehr Material geben, das man an überdurchschnittlich kaufende Spieler abgeben kann, um diejenigen auszugleichen, die nur das Grundregelwerk holen. (und zwingt Verlage so zu komplexen oder zumindest materialreichen Spielen)

Oder ist da ein Denkfehler/hat jemand optimistischere Zahlen?

Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Kinshasa Beatboy am 15.03.2009 | 09:45
Pure beispielhafte Spekulation ohne Ahnung um erläuternde Beispielzahlen zu haben :
Produktlebenszeit einer Edition 5 Jahre. Ein durchschnittlicher Spieler muss über diese 5 Jahre dem Verlag 500 € Umsatz (75€ Gewinn) beschert haben, bis er die neue Edition kauft oder durch eine neue Generation Spieler ersetzt wird. 10000(!) von diesen durchschnittlichen Spieler würden dann 5 hauptamtliche Mitarbeiter a 30000 € Personalkosten durchfüttern. [...]
Oder ist da ein Denkfehler/hat jemand optimistischere Zahlen?
Nein, da ist kein Denkfehler und es hat auch niemand optimistischere Zahlen. Das ist ja gerade das Problem, das einige Leute hier so beharrlich ignorieren. Die Wahrheit lautet: es ist nahezu unmöglich, mit Rollenspielen in Deutschland einen professionellen Verlag mit Gewinnabsicht zu betreiben. Punkt.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Feuersänger am 15.03.2009 | 09:52
Hier mal zum Vergleich eine Modellrechnung von Sean K. Reynolds:
http://seankreynolds.com/rpgfiles/rants/rpgsaretooexpensive.html

Kurze Zusammenfassung: er rechnet die Preisgestaltung eines 32-seitigen Moduls vor.

Disclaimer: keine Ahnung, ob seine Angaben bei der Preisgestaltung stimmen; ich hege so meine Zweifel, dass sich ein Distributor (also Zwischenschritt zwischen Verlag und Einzelhändler) erlauben kann, 100% aufzuschlagen.
Er behauptet jedenfalls, dass nur 25% des Ladenpreises beim Verlag landen. Von diesem Geld muss also der Druck bezahlt werden, und vor allem die Autoren, Künstler, Layouter, und wer noch so alles an der Produktion beteiligt ist. Laut SKRs Rechnung summieren sich diese Kosten bei einer Auflage von 10.000 (wenn die auch komplett verkauft wird) auf ca. 10% des Ladenpreises. Ergo: 15% des Ladenpreises bleiben beim Verlag als Gewinn hängen, und zwar _nachdem_ das Personal bezahlt ist.

Das wäre also eigentlich gar nicht so übel. Das Problem speziell bei deutschsprachigen Rollenspielen ist freilich, dass man auch _zuverlässig_ 10.000er Auflagen verkaufen muss, und zwar von _jedem_ Produkt einschließlich Abenteuer, und das auch noch _ständig_, weil man ja laufende Kosten hat, wie du schon richtig sagst. Man muss ungefähr 10.000 Exemplare pro Monat verkaufen, damit diese Rechnung aufgeht. Und hier wird es langsam utopisch.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Der Nârr am 15.03.2009 | 10:16
Vor einigen Jahren hat FanPro mal einen Workshop zu Verlags-Interna auf der RatCon gehalten, hier gibt es eine Zusammenfassung:

http://www.vinsalt.de/Ticker/ratcon03_5.htm

Damals (2003) wurden DSA-Boxen im Erscheinungsjahr noch in einer Auflage von 20.000 Stück verkauft, Abenteuer in einer Auflage von 2000-3000 insgesamt. Ende der 90er sei der Verkauf von Abenteuern in der Erstauflage 3-4x so gut gewesen.


Wie sieht es denn aber nun konkret aus, es wird ja viel herumtheoretisiert. Wo zeigt sich die schlechte wirtschaftliche Lage der Verlage?

Spontan kommen mir hier Eden Studios in den Sinn, die kaum noch publizieren können, aber auch Chaosium (wenn auch nicht so hart und wohl wieder im Aufwind befindlich). Steve Jackson Games konnte Gurps 4th Edition bei weitem nicht so gut unterstützen, wie ursprünglich angekündigt (jeden Monat ein Hardcover) und veröffentlicht vieles rein als PDF. Was bei FanPro nun tatsächlich gelaufen ist (Pleite oder nur Rückzug von Fuchs aus dem Geschäft), weiß man nicht. Ansonsten sehe ich im Moment einige Kooperationen, aber auch noch offensichtlich aufstrebende Verlage die auch neue Projekte wagen (Prometheus, Ulisses). Aber ich meine jetzt Beispiele, wo Produktlinien tatsächlich zurückgefahren oder eingestampft werden bei alteingesessenen Verlagen.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Kinshasa Beatboy am 15.03.2009 | 10:35
Ansonsten sehe ich im Moment einige Kooperationen, aber auch noch offensichtlich aufstrebende Verlage die auch neue Projekte wagen (Prometheus, Ulisses).
Ulisses hatte vergleichsweise hohe Eingangsinvestitionen, die insbesondere mit den Wege-Boxen hoffentlich sukzessive abgetragen werden können, so dass mittelfristig schwarze Zahlen geschrieben werden.

Bei Prometheus hingegen sehe ich keine solche Möglichkeit. Das ist allerdings eine Einschätzung in Unkenntnis von deren Zahlen. Auch kenne ich nicht die Preise von Lizenzen, denn angesichts der Flut von Lizensierungen scheint da ein wahnsinniger Preisverfall stattgefunden zu haben.

Es gibt aber noch krassere Fälle. Nackter Stahl beispielsweise verbrennt derart offensichtlich Geld ohne leiseste Aussicht auf Änderung, dass ich mich frage, welche Information mir da nicht zugänglich ist. Eigentlich kann es sich dabei nur um ein Abschreibungsprojekt oder irrationale Liebe zum Hobby aus einer Position absoluter finanzieller Unabhängigkeit handeln.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Backalive am 15.03.2009 | 11:14

Ulisses geht meiner Meinung nach absolut den richtigen Weg.
So bringt der Verlag bereits vergriffene Produkte, welche man ansonsten oft nur noch teuer über e..y und Konsorten besorgen konnte, meist überarbeitet und mit Erratas versehen, als Neuauflagen auf den Markt.

Auch das trägt zur gewinnbringenden Einnahme bei, da i.d.R. nur noch Druck- und Vertriebskosten, nicht mehr aber die vollen Entstehungskosten finanziert werden müssen.

Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: oliof am 15.03.2009 | 17:01
Die Zahlen von Sean K. Reynolds legen dar, warum Rollenspiele nach dem 3-Tier-Prinzip (Verlag/Vertrieb/Laden) selbst in den USA nicht profitabel sein können. Ich halte sie nach allem was ich weiß für ziemlich realistisch.

Und genau dieses Modell ist der Grund, warum Leute wie Greg Stolze, Monte Cook oder Wolfgang Baur (und natürlich die ganzen Indie-Leute) ein anderes Modell fahren, von PDF-only über Print-on-Demand und Direktvertrieb mit eigener Webseite bis hin zu Ransom/Subscription wie Stolze oder Cook es tun.

Das funktioniert natürlich nur, weil diese Leute sich mit dem alten Modell einen guten Namen gemacht haben.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Timo am 16.03.2009 | 09:34
Produktionskosten mal außen vor, ein Verlag darf niemals mehr als 50% Rabatt(direkt oder indirekt, also auch keine Massenrabatte, Beilagen, Geschenke etc. nur Werbematerial zählt hier nicht rein) auf den Buchpreis geben wegen des dt. Buchpreisbindungsgesetzes.
Die Logik dahinter ist, dass wenn der Verlag mehr geben könnte, kann er das Buch auch dem Endkunden günstiger anbieten und Bücher sollen ja möglichst günstig sein und allen zugänglich(deswegen ja auch der geringere Steuersatz)
Das bedeutet auch, dass ein Verlag die Bücher an Händler so zwischen 70%-55% vom Endverkaufspreis an die Händler abtritt, sagen wir mal 60%.
Ein Verlag bekommt dann schonmal, wenn er ein Regelbuch für 30€ nicht direkt verkauft, 18€(sogar erstmal ohne Steuerrückzahlung nur 16,82€).

Verkauft der Verlag 1000 Bücher im Jahr davon(und das schaffen eher nur die großen) macht das ja mal 16820€ Jahresumsatz.
Davon darf der Verlag:
-Druckkosten
-Autoren/Mitarbeiter
-Vertrieb
-Lager
-Büroräume(Miete, Strom, Abfall, Telefon)
-Werbung
-Gewerbesteuer

bezahlen, bei den kleinen sollte wahrscheinlich alles außer Druck-, Werbe- und Mitarbeiterkosten wegfallen.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Thot am 16.03.2009 | 09:41
[...]
Verkauft der Verlag 1000 Bücher im Jahr davon(und das schaffen eher nur die großen) macht das ja mal 16820€ Jahresumsatz.
Davon darf der Verlag:
-Druckkosten
-Autoren/Mitarbeiter
-Vertrieb
-Lager
-Büroräume(Miete, Strom, Abfall, Telefon)
-Werbung
-Gewerbesteuer

bezahlen, bei den kleinen sollte wahrscheinlich alles außer Druck-, Werbe- und Mitarbeiterkosten wegfallen.

Allerdings werden die Kleinen auch eher nicht 1000 Bücher im Jahr verkaufen.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: oliof am 16.03.2009 | 09:48
ChaosAptom: Buchpreisbindung ist nochmal ne ganz andere Chose. Trotzdem scheint es den Rollenspiel-Anbietern nicht mehr möglich, ihre Spiele als Spiele anzubieten, für die die Buchpreisbindung nicht gilt.

Möglicher Hauptgrund: Spiele haben einen anderen Mehrwertsteuersatz, und beim Bruttopreis wirkt sich das eben doch auf die Gewinnspanne aus (7% vs 19%). Und auf den Bruttopreis schaut der Endverbraucher nunmal.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: grasi am 16.03.2009 | 10:18
Zitat
Allerdings werden die Kleinen auch eher nicht 1000 Bücher im Jahr verkaufen.
Ich denke, dass es in Deutschland vielleicht 3-4 Verlage gibt, die mehr als 1000 Bücher im Jahr verkaufen. Von Ulisses und Pegasus kann man ausgehen. Bei Prometheus und 13Mann weiß ich es nicht, denke aber dass die das auch schaffen.

Ein Zeichen dafür, dass man mit Rollenspielen nicht wirklich großes Geld verdienen kann, ist die Tatsache, dass die meisten RPG-Verlage, die länger überleben wollen, auch noch andere Bereiche (Brettspiele / Kartenspiele) in ihrem Programm haben.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Thot am 16.03.2009 | 10:23
Ulisses und Pegasus kann ich mir vorstellen, 13Mann und Assertpress-Prometheus eher nicht, jedenfalls nicht "1000 Kopien von ein und demselben Buch".
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: grasi am 16.03.2009 | 10:31
Zitat
13Mann und Assertpress-Prometheus eher nicht, jedenfalls nicht "1000 Kopien von ein und demselben Buch".
Deswegen ist es auch wichtig, mehrere Eisen im Feuer zu haben.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Thot am 16.03.2009 | 10:37
Deswegen ist es auch wichtig, mehrere Eisen im Feuer zu haben.

Naja, aber das macht die obige Kalkulation schon wieder komplizierter. Für jedes neue "Eisen" habe ich ja wieder erstmal Produktionskosten und Kapitalbindung...
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Kinshasa Beatboy am 16.03.2009 | 10:39
Naja, aber das macht die obige Kalkulation schon wieder komplizierter. Für jedes neue "Eisen" habe ich ja wieder erstmal Produktionskosten und Kapitalbindung...
Dafür reduzieren sich die Personalkosten erheblich. Ich glaube nämlich zum Beispiel nicht, dass Grasi mit seinen Büchern massig Kohle anhäufen will. Nach meinem Eindruck freut er sich einfach, wenn andere Leute sein Zeug cool finden und verzichtet auf irrwitzige Prozente am Verkauf. Und dann rechnet sich das vielleicht für einen Verlag wieder. Kann (nicht nur) ich kaum beurteilen.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: grasi am 16.03.2009 | 11:12
Zitat
Dafür reduzieren sich die Personalkosten erheblich. Ich glaube nämlich zum Beispiel nicht, dass Grasi mit seinen Büchern massig Kohle anhäufen will. Nach meinem Eindruck freut er sich einfach, wenn andere Leute sein Zeug cool finden und verzichtet auf irrwitzige Prozente am Verkauf. Und dann rechnet sich das vielleicht für einen Verlag wieder. Kann (nicht nur) ich kaum beurteilen.
Klar, zu sehen, dass seine Spielideen angenommen werden, ist unbezahlbar. :)
Ich habe trotzdem schon ein paar Euro mit RATTEN! verdient (hat sich ja auch erstaunlich gut verkauft), aber das steht zu keinem Verhältnis mit der Arbeit, die ich damit hatte und noch habe. Aber es ist schon so, dass die Personalkosten besser verteilt werden können, wenn ein Verlag mehrere Produktreihen hat. Man darf auch nicht vergessen, dass Rollenspielautoren, Layouter, Lektoren eher aus idealistischen Gründen arbeiten und oftmals nur einen Hungerlohn bekommen. 
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Timo am 16.03.2009 | 11:57
13Mann produziert in 300er Auflagen.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Patti am 16.03.2009 | 20:59
ChaosAptom: Buchpreisbindung ist nochmal ne ganz andere Chose. Trotzdem scheint es den Rollenspiel-Anbietern nicht mehr möglich, ihre Spiele als Spiele anzubieten, für die die Buchpreisbindung nicht gilt.

Das liegt daran, dass sie gar nicht drumrum kommen. Denn: Ein Buch ist ein Buch ist ein Buch. Und auch es in einen Karton zu stecken, hilft nicht gegen das Gesetz.

Zitat
Buchpreisbindungsgesetz § 2
Anwendungsbereich
(1) Bücher im Sinne dieses Gesetzes sind auch

   1. Musiknoten,

   2. kartographische Produkte,

   3. Produkte, die Bücher, Musiknoten oder kartographische Produkte reproduzieren oder substituieren und bei Würdigung der Gesamtumstände als überwiegend verlags- oder buchhandelstypisch anzusehen sind sowie

   4. kombinierte Objekte, bei denen eines der genannten Erzeugnisse die Hauptsache bildet.

(2) Fremdsprachige Bücher fallen nur dann unter dieses Gesetz, wenn sie überwiegend für den Absatz in Deutschland bestimmt sind.

(3) Letztabnehmer im Sinne dieses Gesetzes ist, wer Bücher zu anderen Zwecken als dem Weiterverkauf erwirbt.

Außerdem können sie heilfroh sein, dass der Händler den Preis nicht machen darf. Denn sonst würde er ihnen auch so viel Sortimenter-Rabatt aus dem Kreuz leiern, dass sie die Gewinnkurve um Kilometer nicht mehr kriegen. Aber schon gar nicht. Mit dem Gewinn machen, haben es ja schon belletristische Verlage schwer (durchschnittlich 5% des Ladenpreises).
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Dirk Remmecke am 17.03.2009 | 13:13
Das liegt daran, dass sie gar nicht drumrum kommen. Denn: Ein Buch ist ein Buch ist ein Buch. Und auch es in einen Karton zu stecken, hilft nicht gegen das Gesetz.

Das ist nur teilweise richtig. Einfach nur einen Karton um ein Buch zu machen, erhält den Buchcharakter nebst allen Vorzügen - Preisbindung und verringerte Mehrwertsteuer. Wenn ein Verlag dem Handel jedoch unbedingt einen frei kalkulierbaren Artikel anbieten will, muss er nur Würfel in die Box legen, dann verliert das Gesamtprodukt den Buchstatus und wird ein Spiel.
Darum waren die Basis-Boxen von (A)D&D und DSA nie preisgebunden, alle nachfolgenden Boxen aber schon.

Wir haben vor einem Dreivierteljahr ein Buchobjekt veröffentlicht, das wir gerne preisgebunden hätten. Es handelte sich um ein "Making Of" (komplettes Storyboard plus Skizzen und Interviews) zu zwei jeweils 4-minütigen Musikvideos der japanischen Comic-Zeichnerinnen-Gruppe CLAMP. Das Buch war ein über 400-seitiges Hardcover, das im Anhang in einem Plastikumschlag eine DVD mit den beiden besagten Musikvideos enthielt.
Das Bedeutsame an dem Produkt war das Buch, der Blick hinter die Kulissen der sehr verschlossen agierenden CLAMP. Die DVD war nur zur Einordnung des Inhalts, weil die Videos in Deutschland noch nie zu sehen waren.

Rücksprachen mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der deutschen ISBN-Agentur und dem Finanzamt haben unisoso ergeben, dass wir das Produkt nicht preisbinden dürfen. Unsere Vergleiche mit z.B. Magazinen, die DVD-Beilagen haben (Film- und Computerzeitschriften) und Mädchen-Comics, die ebenfalls nicht-buchgetreue Gimmicks enthalten (Glitzer-Lippenspifte), haben nichts gefruchtet.

Ungeachtet dessen stimme ich dir bei der zweiten Hälfte zu:

Zitat
Außerdem können sie heilfroh sein, dass der Händler den Preis nicht machen darf. Denn sonst würde er ihnen auch so viel Sortimenter-Rabatt aus dem Kreuz leiern, dass sie die Gewinnkurve um Kilometer nicht mehr kriegen. Aber schon gar nicht. Mit dem Gewinn machen, haben es ja schon belletristische Verlage schwer (durchschnittlich 5% des Ladenpreises).

Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Pyromancer am 17.03.2009 | 13:20
13Mann produziert in 300er Auflagen.

Auch die Traveller-Sachen?
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Thot am 17.03.2009 | 13:36
[...]
Außerdem können sie heilfroh sein, dass der Händler den Preis nicht machen darf. Denn sonst würde er ihnen auch so viel Sortimenter-Rabatt aus dem Kreuz leiern, dass sie die Gewinnkurve um Kilometer nicht mehr kriegen. [...]

Wobei ich aus Erfahrung sagen kann, dass für Kleinstverlage im Rollenspielbereich die Händler im Grunde keinen Mehrwert bringen. Da kann man sich schon fragen, ob man als Verlag nicht stattdessen den Verbraucher in den Blick nehmen sollte und den Preis einfach ohne Berücksichtigung des Anteils der Händler (also niedriger) kalkulieren sollte, um nur noch auf Cons, Messen und online seine Bücher unters Volk zu bringen.

Zumal man dann sogar den PDF-Ausdrucker preislich unterbieten könnte.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Timo am 17.03.2009 | 16:10
@TobiasD
Das weiß ich nicht. Wüsste aber keinen Grund warum die Auflagen höher sein sollten für Traveller.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Patti am 17.03.2009 | 16:37
@Dirk:

Da hat der Preisbindungstreuhänder das wohl trotz aller Beteuerungen so gesehen, dass das Buch ein Gimmick zur DVD ist. Wenn sie da nicht irgendwo einen Strich ziehen würden, könnte ja praktisch jedes Elektrogerät mit ner Gebrauchsanweisung drin als Buch im Sinne des Buchpreisbindungsgesetzes verkauft werden. So nach dem Motto, "das Buch ist ein Elektroniklehrbuch und das Gerät dazu dient nur der praktischen Übung."

So ähnlich könnte es bei den Basis-Boxen gesehen worden sein. Das ist ein Spiel und das Buch dazu, obwohl aufwendig hergestellt, ist bloß eine Gebrauchsanleitung. Wobei die wahrscheinlich eh vor 2002 rausgekommen sind, oder? Da gab's das Gesetz noch gar nicht.

@Thot:
Für mich als Buchhändlerin haben Kleinstverlage auch keinen Mehrwert. Im Gegenteil. Jeder davon ist ein Nagel zu meinem Sarg. Damit wir uns trotzdem zusammenraufen und alle was davon haben, gibt's die Verkehrsordnung.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Pyromancer am 17.03.2009 | 16:45
@TobiasD
Das weiß ich nicht. Wüsste aber keinen Grund warum die Auflagen höher sein sollten für Traveller.

Weil irgendjemand mal behauptet hat, er hätte gehört, jemand hätte erzählt, dass 13Mann Traveller im Tausender-Bereich auflegt. IIRC war da von 5.000er oder 10.000er-Auflagen die Rede, aber halt alles Hörensagen.

Woher hast du denn deine Informationen?
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Thot am 17.03.2009 | 16:58
[...]
@Thot:
Für mich als Buchhändlerin haben Kleinstverlage auch keinen Mehrwert. Im Gegenteil. Jeder davon ist ein Nagel zu meinem Sarg.

Interessant. Wieso?

Zitat
Damit wir uns trotzdem zusammenraufen und alle was davon haben, gibt's die Verkehrsordnung.

Die besagt aber nicht, dass man unbedingt an Buchhändler verkaufen muss, oder irre ich mich da?
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Patti am 17.03.2009 | 18:04
Nö. Die sagt dazu gar nix. Das Grundlagenpapier des Börsenvereins sagt, dass man soll. Im Gegenzug dafür, dass wir den netten gesetzlichen Rahmen kriegen (Preisbindung, Mehrwertsteuerprivileg).

Die Beantwortung deiner anderen Frage wäre einen eigenen Rant wert, der mir aber fürs :t: viel zu weit ab vom allgemeinen Interesse ist. Außerdem habe ich keine Lust mich schon wieder aufzuregen. Vielleicht verpacke ich es mal als Anekdotensammlung oder äußere mich in einem der Mecker-Threads, wenn's mal wieder akut ist.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Bad Horse am 17.03.2009 | 18:16
Interessant. Wieso?

Ich vermute mal, dass es aus dem üblichen Grund ist, warum Leute, die ein Geschäft aus Liebhaberei betreiben, den Menschen, die das Geschäft als Geschäft betreiben, auf den Senkel gehen: Keine Vorstellung von Wirtschaftlichkeit, und wenn man Pech hat, auch keine Vorstellung von der Realität oder dem eigenen Platz in derselben.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Nyx am 18.03.2009 | 07:23
Weil irgendjemand mal behauptet hat, er hätte gehört, jemand hätte erzählt, dass 13Mann Traveller im Tausender-Bereich auflegt. IIRC war da von 5.000er oder 10.000er-Auflagen die Rede, aber halt alles Hörensagen.

Woher hast du denn deine Informationen?
Halte ich für massivst unwahrscheinlich.

Das sind Auflagenzahlen die ich noch nicht einmal den meisten deutschen Produkten "populärer" RPGs unterstellen würde.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Dirk Remmecke am 19.03.2009 | 10:48
Ich vermute mal, dass es aus dem üblichen Grund ist, warum Leute, die ein Geschäft aus Liebhaberei betreiben, den Menschen, die das Geschäft als Geschäft betreiben, auf den Senkel gehen: Keine Vorstellung von Wirtschaftlichkeit, und wenn man Pech hat, auch keine Vorstellung von der Realität oder dem eigenen Platz in derselben.

Ich hatte jetzt vermutet, weil die Pflege eines Nischensortimentes von 100 Nischenverlagen mit eigenem Bestellwesen gefühlte 1000 Mal aufwändiger ist als eine Sammelbestellung bei den Großverlagen oder Libri, aber die Rückbesinnung auf meine Tage als Rollenspielhändler und die Erinnerung an Fanverleger, die unangemeldet mit fertig gedruckten Machwerken im Laden standen und von mir erwarteten, dass ich ihnen
a) eine jenseits der DSA-Größenordnung liegende Anzahl von Exemplaren zu
b) einem jenseits aller Marktrealitäten liegenden Einkaufspreis
abnehme, lässt deine Vermutung richtiger erscheinen.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: der.hobbit am 19.03.2009 | 10:57
Weil irgendjemand mal behauptet hat, er hätte gehört, jemand hätte erzählt, dass 13Mann Traveller im Tausender-Bereich auflegt. IIRC war da von 5.000er oder 10.000er-Auflagen die Rede, aber halt alles Hörensagen.

Woher hast du denn deine Informationen?
IIRC stand das im Envoyerartikel, der diese ganze Diskussion angestoßen hatte. Dort meinte Frank Heller, dass Traveller in 5.000er Auflage gedruckt wird, basierend auf Gesprächen mit dem Verlag. Er (Frank Heller) meinte auch, dass er sich nicht vorstellen kann, dass diese Auflage verkauft werden kann.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Timo am 19.03.2009 | 12:51
Die alten Boxen wurden von Amigo(liebevoll unter Händlern Pandejo genannt) verkauft, als es noch kein Gesetz gab(das gibt es seit 2003? bin mir nicht 100% sicher mehr seit wann, viel jedenfalls kurz nach meiner Ausbildungszeit rein) und man diesen Börsenvereinvertrag unterschrieb um sich zu verpflichten die Buchpreisbindung einzuhalten, nur musste man das damals nicht machen und manche Vertriebe hatten das nicht gemacht.

Seit es das Gesetz gibt ist es halt ein deutsches Gesetz, was ja hier schon zitiert wurde und da geht das dann auch nicht mehr mit dem Preisbindung ignorieren, selbst wenn Würfel beiliegen in einer Box.

"Lustige" Anekdote am Rande: manche Händler/Vertriebe haben das Gesetz immer noch nicht gerallt und wenn man sich bei denen beschwert meinen sie, das sie den Vertrag nicht unterschrieben haben, wobei man denen dann noch lange erklären muss, dass das seit Jahren ein dt. Gesetz ist... :P
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Patti am 19.03.2009 | 20:23
Der Preisbindungstreuhänder braucht ja auch seine Daseinsberechtigung.  >;D
So nen Fall hatte ich allerdings noch nicht. Wow.

... aber die Rückbesinnung auf meine Tage als Rollenspielhändler und die Erinnerung an Fanverleger, die unangemeldet mit fertig gedruckten Machwerken im Laden standen und von mir erwarteten, dass ich ihnen
a) eine jenseits der DSA-Größenordnung liegende Anzahl von Exemplaren zu
b) einem jenseits aller Marktrealitäten liegenden Einkaufspreis
abnehme, lässt deine Vermutung richtiger erscheinen.

Die Typen, die ihr Zeug gleich selber vorbeibringen sind ja noch okay. Bei uns sind das die traditionell miteinander verfeindeten Mundartdichter, die uns gerne ausreden würden, die Bücher der anderen zu verkaufen.  ::) Die sind aber wenigstens noch rührige Leutchen, die was dafür tun, dass sie ihre Werke loswerden.

Meine ganz besonderen Freunde sind jene Helden, die mit einer großkotzigen Homepage daherkommen. Ohne Impressum. Für Bestellungen haben sie dann in irgendeiner Ecke eine e-mail-adresse angegeben. Und wenn man da nachfragt, was der Buchhandelsrabatt ist und wie schnell der Artikel denn lieferbar sei, dann kriegt man doch glatt ein, zwei Tage später die Nachricht: "Ja, wir arbeiten gerne mit dem Buchhandel zusammen."
Tolle Wurst. Genau das, was ich wissen wollte.
Wenn nach regem e-mail-Verkehr der Kunde das Buch echt noch haben möchte, aber bis zum soundsovielten, weil es natürlich ein Geschenk sein soll (geeenau, im Buchkaufhaus meines Vertrauens sagt man einfach "Nee, sowas können wir nich bestellen", deswegen schick ich Oma den Wunschzettel. Die hat zwar kein Internet, aber Zeit dumme Provinzbuchhändler abzuklappern. Irgendeiner gibt sich dann schon dafür her.), dann bestellt man über besagte e-mail-adresse unter Angabe des Termins und bittet um Zustellung als Paket, damit's in einem Tag da ist. Und dann kommt's gerade noch rechtzeitig als Büchersendung.

Sonst noch gern gesehen, die Eigenverleger, die ihre Privatnummer angeben und dann nie zu üblichen Geschäftsöffnungszeiten erreichbar sind, wobei es unter ihrer Würde wäre, die Familie, die man gelegentlich an die Strippe kriegt, mal in den Geschäftsablauf einzuweihen. Da war das Sendungsbewusstsein, die selbstverfasste Schwarte unter die Leute zu bringen, wohl nicht so lange vorhanden, wie die Auflage gehalten hat. Das machen sich die meisten Herrschaften nämlich nicht bewusst, dass es nach dem Druck noch weitergeht, mit dem Abenteuer eigenes Buch.  >:(

Auch jene, die ihre Bücher sogar im VLB stehen haben (whoooo, groovy!), aber eine veraltete Adresse. Und wenn man die richtige rausgefunden hat, und fragt, wie schnell man den Titel denn kriegt, bekommt man zur Antwort: "Was? Der Titel? Der ist schon seit drei Jahren vergriffen."
Ja. VLB: Verzeichnis lieferbarer Bücher. Klar...

Wenn dann noch einer meint, er muss einen Rabatt gewähren, bei dem nicht mal das Porto rausspringt, dann ist der Ofen ganz aus. Dann weise ich Omi freundlich aber bestimmt darauf hin, dass sie sich leider jemanden mit Internetanschluss suchen muss. Von irgendwas wollen wir auch leben.

Die einzigen Klein(st)verlage, mit denen ich bisher gute Erfahrungen gemacht habe, waren Fachbuchverlage. Und an allererster Stelle ein Musikverlag, von dem ich die Noten am nächsten Tag hatte, vernünftigen Rabatt und eine echt nette, kompetente Beratung von dem Herrn am Telefon. So kann's auch gehen. Leider ein Einzelfall.

So. Jetzt hab ich es doch getan. Für ein paar anständige Anekdoten ist das Thema einfach zu traurig. Sorry.

Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Timo am 19.03.2009 | 20:36
Achwas, das ist doch witzig kann man glatt einen eigenen Thread für aufmachen im Speakers Corner.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Backalive am 19.03.2009 | 23:00

Tja, die ganze Diskussion über die Probleme der Buchhändler mit Buchpreisbindung und der Rollenspielläden mit Fremdversendern zeigt doch die ganze Problematik der Eingangs beschriebenen (siehe erste Seiten dieses Threads) Schnittstellenprobleme zwischen den Rollenspielverlagen und dem Handel.
Auf der einen Seite haben die Verlage, auch aus Mangel an finanziellen Möglichkeiten, Schwierigkeiten, neue Märkte zu erschließen und somit neue Kunden zu gewinnen. Auf der anderen Seite hat der Handel Probleme mit der teilweise nachlässigen und unprofessionellen Vorgehensweise der Verlage.
Die Kunden bleiben dabei auf der Strecke.

Ein weiterer Grund, über den die Macher beider Seiten nachdenken sollten.

Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Thot am 20.03.2009 | 07:56
[...]
Auf der einen Seite haben die Verlage, auch aus Mangel an finanziellen Möglichkeiten, Schwierigkeiten, neue Märkte zu erschließen und somit neue Kunden zu gewinnen. Auf der anderen Seite hat der Handel Probleme mit der teilweise nachlässigen und unprofessionellen Vorgehensweise der Verlage.
Die Kunden bleiben dabei auf der Strecke.
[...]

Naja, das würde ich aber schon gern vom Kopf auf die Füße stellen. Im Grunde wäre es Aufgabe der Händler, das Zeug an den Mann zu bringen. Das ist der Mehrwert, den Händler erbringen, dafür gibt es sie. Sie sind nicht bloß "Buchabholpunkte". Die Verlage können Werbung machen und gute Bücher, aber für die 30-50% vom Buchpreis, die der Händler erhält, muss er auch was tun. Das ist mir allerdings bisher eher nicht aufgefallen, insofern kann ich Leute wie Hero Games verstehen, die nur noch direkt verkaufen und so zwar etwas kleinere Auflagen los werden, aber wenigstens wirtschaftlich überleben, weil jedes Buch mehr Gewinn bringt.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Der Nârr am 20.03.2009 | 09:05
Inwiefern Zeug an den Mann bringen? In meinem FLGS wird man beraten, sie stellen Neuheiten ins Schaufenster, es finden Spielrunden statt usw. (der Laden ist eigentlich immer voll, wenn ich reinkomme, kenne ich eigentlich so auch von anderen Rollenspielläden in der Umgebung).

Umgekehrt kenne ich es von Schulbuchverlagen so, dass diese auch ihre Schulbücher selber promoten und versuchen, Lehrer davon zu überzeugen, sie einzusetzen. Es gibt Kataloge, die Lehrer informieren, Mailinglisten für Lehrer in denen von neuen Schulbüchern berichtet wird, mindestens ein großer Schulbuchverlag richtet sogar Fortbildungen aus. Das ist alles nichts, was in den Aufgabenbereich eines Händlers fiele.

Scheint mir auch logisch. Kinos machen ja auch keine Fernsehwerbung für den aktuellen Blockbuster. Die haben halt Entscheidungen zu treffen wie: in welchem Saal soll welcher Film laufen? Zu welchen Zeiten läuft der Film? Wo hängen wir welches Filmplakat auf? Ähnliche Entscheidungen trifft der Rollenspielhändler: Kommt das Rollenspiel in eine Ecke oder gut sichtbar in die erste Reihe? Hänge ich dieses Promo-Plakat auf, dass der Verlag geschickt hat, oder habe ich keinen Platz dafür? Usw.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Thot am 20.03.2009 | 09:59
Inwiefern Zeug an den Mann bringen? In meinem FLGS wird man beraten, sie stellen Neuheiten ins Schaufenster, es finden Spielrunden statt usw. (der Laden ist eigentlich immer voll, wenn ich reinkomme, kenne ich eigentlich so auch von anderen Rollenspielläden in der Umgebung).
[...]

Genau so.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: JS am 20.03.2009 | 10:03
Ich war vor einiger Zeit auf einer größeren Spiele(r)veranstaltung, auf der sich auch Rollen- und Brettspielverlage mit ihren Produkten präsentierten. Das war überwiegend so erbärmlich und amateurhaft und teilweise tränig, daß mich die wirtschaftlich grausame Lage vieler dieser Kaschemmen nicht mehr wundert. Meine Freundin, die die Spiele(r)szene das erste Mal miterlebte, merkte schnell an, daß diesen Verlagsleuten überwiegend "Pep, Konzept und Feuer im Arsch" fehlen würden. Treffend.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Thot am 20.03.2009 | 10:18
Ich war vor einiger Zeit auf einer größeren Spiele(r)veranstaltung, auf der sich auch Rollen- und Brettspielverlage mit ihren Produkten präsentierten. Das war überwiegend so erbärmlich und amateurhaft und teilweise tränig, daß mich die wirtschaftlich grausame Lage vieler dieser Kaschemmen nicht mehr wundert. Meine Freundin, die die Spiele(r)szene das erste Mal miterlebte, merkte schnell an, daß diesen Verlagsleuten überwiegend "Pep, Konzept und Feuer im Arsch" fehlen würden. Treffend.

Es ist ja sogar noch schlimmer. Manche Leute, so wie ich, haben tatsächlich gar keine Lust, sich auf Cons und Messen die Beine in den Bauch zu stehen, um ihre Bücher zu verkaufen. Ich selbst mache das konsequenterweise auch nicht, beschwere mich dann allerdings auch nicht, dass die Auflage nicht so wirklich schnell weg geht. Wenn man aber hinfährt und sich da hinstellt, obwohl man gar nicht will, wird daraus natürlich eine lahme Veranstaltung.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: carthoz am 20.03.2009 | 12:29
Im Grunde wäre es Aufgabe der Händler, das Zeug an den Mann zu bringen. Das ist der Mehrwert, den Händler erbringen, dafür gibt es sie. Sie sind nicht bloß "Buchabholpunkte". Die Verlage können Werbung machen und gute Bücher, aber für die 30-50% vom Buchpreis, die der Händler erhält, muss er auch was tun.
Es ist ja sogar noch schlimmer. Manche Leute, so wie ich, haben tatsächlich gar keine Lust, sich auf Cons und Messen die Beine in den Bauch zu stehen, um ihre Bücher zu verkaufen.

Heißt also, du erwartest vom Händler, dass er ein Produkt von dir kauft und noch selbst bewirbt, damit er es wieder los wird? Tut mir leid, aber ich glaube, so funktioniert das nicht. Der Händler kauft schließlich überwiegend Kram, von dem er hofft, es wieder loszuwerden. Warum sollte er sich also noch zusätzlich Produkte ans Knie tackern, die nicht mal von Verlagsseite beworben werden? Nein, da kauft er doch lieber die sicheren Posten und hofft, die nicht zu lange als totes Kapital im Regal liegen zu haben!
Und Werbung kommt nunmal nicht von allein. Die "Großen" können darauf hoffen, dass ihre bisherigen Käufer und Fans genügend die Werbetrommel rühren; alle anderen können das nicht. Die würden aber vermutlich auch nicht zum Händler gehen und sagen: "Hier, das ist toll, kauf und bewirb das, wir haben dafür keine Zeit/keine Lust/keine Leute!", da würde man ihnen nämlich höchstwahrscheinlich einen Vogel zeigen.

Inwiefern Zeug an den Mann bringen? In meinem FLGS wird man beraten, sie stellen Neuheiten ins Schaufenster, es finden Spielrunden statt usw. (der Laden ist eigentlich immer voll, wenn ich reinkomme, kenne ich eigentlich so auch von anderen Rollenspielläden in der Umgebung).

Umgekehrt kenne ich es von Schulbuchverlagen so, dass diese auch ihre Schulbücher selber promoten und versuchen, Lehrer davon zu überzeugen, sie einzusetzen. Es gibt Kataloge, die Lehrer informieren, Mailinglisten für Lehrer in denen von neuen Schulbüchern berichtet wird, mindestens ein großer Schulbuchverlag richtet sogar Fortbildungen aus. Das ist alles nichts, was in den Aufgabenbereich eines Händlers fiele.

Richtig. Wobei Schulbücher auch andere Auflagenstärken und Notwendigkeiten haben als "normale" Bücher oder gar Rollenspielprodukte. Ich denke, Promotionsexemplare in größeren Mengen auf den Markt werfen kann sich hierzulande kein Rollenspielverlag leisten.
Aber alle von dir aufgezählten Dinge, die ein Händler so tut, macht er auf freiwilliger Basis - er denkt sich ja keine Promosachen selbst aus, sondern ist auf das Angewiesen, was ihm zur Verfügung gestellt wirde. Der würde den Teufel tun und sich eine Promo für ein Spiel selbst ausdenken.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Thot am 20.03.2009 | 13:58
Heißt also, du erwartest vom Händler, dass er ein Produkt von dir kauft und noch selbst bewirbt, damit er es wieder los wird? Tut mir leid, aber ich glaube, so funktioniert das nicht.

Ich sehe es grundsätzlich als die Aufgabe von Händlern an, dass sie eben Handel treiben. Dazu gehört immer auch die Werbung beim Kundenkreis des Händlers in Form von Beratungsgesprächen, Testspielrunden und dergleichen.

Wenn Händler das nicht leisten wollen oder können, dann braucht der Verlag sie meiner (zugegebenermaßen eher rudimentären) Erfahrung nach nicht.

Zitat
[...]Der Händler kauft schließlich überwiegend Kram, von dem er hofft, es wieder loszuwerden. [...]

Du, ich mache dem Händler keinerlei Vorwurf, wenn er so agiert. Ich mache ihm auch keinen Vorwurf, wenn er bei der Kosten-Nutzen-Abwägung zu dem Schluss kommt, dass er bestimmte Produkte nicht bewerben sollte. Nur: Dann brauche ich ihm als Rollenspiel-Verlag auch nicht Hälte des Buchpreises abzugeben, weil es mir eben nichts bringt. Bei gewöhnlichen Büchern ist da insofern ein Unterschied gegeben, als solche Bücher gern auch mal von Laufkundschaft gekauft werden, und dann ist es gut, in den Läden wenigstens präsent zu sein. Das ist bei Rollenspielen (wieder meiner Erfahrung nach) eher selten, und seien sie auch noch so bunt.

Der Schluss daraus ist dann, dass ich z.B. Ephorân (als Schwarzweisshardcover) locker für 15-20 Euro hätte anbieten können, wenn ich das vorher gewusst hätte. Aber es gibt in Deutschland Buchpreisbindung, folglich kann ich das nach der Veröffentlichung natürlich erstmal 18 Monate lang nicht tun. Das ist etwas, das ich glaube gelernt zu haben, und das wollte ich teilen.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Merlin Emrys am 20.03.2009 | 16:03
Wenn Händler das nicht leisten wollen oder können, dann braucht der Verlag sie meiner (zugegebenermaßen eher rudimentären) Erfahrung nach nicht.
Ich glaub, ich verstehe Patti allmählich immer besser...
Jetzt hab ich es doch getan. Für ein paar anständige Anekdoten ist das Thema einfach zu traurig.
Händler stellen schon die Umgebung, Zeit, Ladenplatz und persönliche Anwesenheit zur Verfügung... aber wie's ist, reicht man den kleinen Finger, woll'n sie die ganze Hand.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Timo am 20.03.2009 | 17:04
@Thot
Ich frag mich was du erwartest, was die Läden tun sollen außer dein Buch im Regal haben und anzubieten, evtl. noch anzupreisen wenn es ihnen gefällt?
Rollenspielbücher werden meistens im Spielladen frontal präsentiert und Neuheiten kommen 'türlich in Extraregale, die Läden wollen das Zeug ja schließlich loswerden und Geld dran verdienen.

Soll jedes Rollenspiel ein riesen Plakat im Laden bekommen(gibt ja so wenig davon), 1x die Woche zu jedem System Demorunden, dann noch jedes Rollenspiel mit allen Nuancen kennen, natürlich alle neuen Systeme erstmal durchlesen, verstehen und Probe spielen, dann noch bitte auf Cons gehen und alle Spiele dort Demoleiten und das für Leute wie dich, die dann sagen:ach das (engl.) Spiel kostet hier 25€, das bekomme ich im Internet für 15€ da hole ich mir das dann, danke fürs drauf aufmerksam machen(wobei letzteres nat. nicht gesagt wird)?

Das lernen, lesen und verstehen der Spiele darf man übrigens in der Freizeit unbezahlt machen, oder glaubst du sowas darf man während der Öffnungszeiten als Mitarbeiter und bezahlt?

Ein vernünftiger Rollenspielladen, der am Leben bleiben möchte, verkauft Rollenspiele nebenher, hat evtl. von Systemen die die Verkäufer selbst mögen ein Exemplar da und verdient das Geld mit Tabletop, Sammelspielen, Romanen und Comics/Manga und Nippes(Schmuck, Methörner, Schwerter, LARPkrams etc.).
Fast kein Rollenspielladen, der ein Ladengeschäft hat und schwarze Zahlen hat, lebt vom Rollenspiel, die wenigen Läden die ich kenne die viel Rollenspiel haben, leben vom Internetgeschäft und das wahrscheinlich auch eher schlecht als recht(schiel Roland an  ;) )



Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Joerg.D am 20.03.2009 | 17:49
Solange die Leute willens sind jede Woche 10-15 Euro für Pizza, Chips und Softdrinks auszugeben, aber nicht willens, mal 40 oder 50 Euro für ein Regelwerk, wird das nicht besser.

Ganz im Ernst, ich haben einen Arbeitskollegen, der jeden Monat für neue PC Spiele einen Hunderter ausgibt aber dem das Hardcover von Reign zu teuer ist. Der ist jetzt sauer mit mir, weil ich ihm die PDF nicht schenke, sonder sage wo er sich das Regelwerk als PDF oder Hardcover kaufen kann. Solange also die ganzen armen Rollenspieler ihr Geld weiter für hässliche T-Shirts, Fastfood, komische Computerspiele und anderen Tand ausgeben dessen Halbwertszeit wesentlich geringer ist als der eines guten Regelwerkes, wird sich an vielem nichts ändern.

Die Verlage müssen auf Werbung und auf Qualität verzichten, denn man kann diese Komponenten nur mit Geld finanzieren. Natürlich gibt es immer wieder Leute, die selber gut zeichnen können und einen Bekanntenkreis haben, der ihnen die kostenlose Qualitätskontrolle macht, dann ist es nicht möglich, Regelwerke zu einem günstigen Preis anzubieten.

Ich habe mit Western City echt Glück gehabt. Für so ein Layout zahlt man im Normalfall locker 2-3 Tausend Euro. Die Leute die das Lektorat gemacht haben, haben auch pro Nasse locker 40-50 Stunden da rein gebuttert. Bei 3 Leuten sind das 150 Stunden und da würde ich dann noch mal 1500 Euro für rechnen. Über 40 Testspiele und das folgende Feedback haben auch nicht unerheblich zu der Qualität des Werkes beigetragen. Auch so etwas muss man irgendwie bezahlen, wenn man ein Verlag ist. Rechnen wir das doch einfach mal auf durchschnittlichen Verkauf eines Regelwerkes wo nicht D&D oder DSA drauf steht um. Ich denke wir sprechen da von Zahlen um die 500 Stück. Wenn man Herstellungskosten von 10 Euro hat, kommen also noch mal ganz kräftige 9 Euro Zusatzkosten drauf und es hat noch niemand Geld verdient und es ist keine Werbung gemacht worden. Wenn also der Großhändler und der Buchhändler noch mal Spannen von 30% Haben wollen, dann bin ich schon bei einem Preis von 33 Euro und das für Western City in S/W und ohne das der Autor einen Cent verdient hat. Und ihr fragt Eich warum die Verlage kein Geld verdienen oder die Händler für den schlappen Gewinn pro Buch keine Werbung machen?

Es ist also ein Teufelskreis, solange die Rollenspieler so geizig sind, werden sie nie beste Qualität bekommen und die Händler sich für die paar Kröten nicht rund machen. Der einzige Weg, das zu umgehen ist eine Modell wie bei Red Brick, wo die Leute die Arbeit aus Liebe zum Hobby machen oder ein Genie, was alles selber und perfekt hinbekommt.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Dirk Remmecke am 20.03.2009 | 18:52
Ich sehe es grundsätzlich als die Aufgabe von Händlern an, dass sie eben Handel treiben. Dazu gehört immer auch die Werbung beim Kundenkreis des Händlers in Form von Beratungsgesprächen, Testspielrunden und dergleichen.

Wenn Händler das nicht leisten wollen oder können, dann braucht der Verlag sie meiner (zugegebenermaßen eher rudimentären) Erfahrung nach nicht.

Warum erwartest du von Rollenspielhändlern etwas anderes als von Spielwarenhändlern, Buchhändlern, Waschmaschinenverkäufern, Kioskbetreibern, Blumenhändlern, Comichändlern? Veranstalten Comichändler Lesungen? Laufen Comichändler durch den Laden und stören die zufrieden stöbernden Kunden, um ihnen beratend den neuesten Kleinverlagstipp ans Herz zu legen?

Klar, ein Händler mit einer Stammkundschaft sollte diese kennen und ein Gespür dafür haben, was für kleine oder große Perlen dieser entgehen könnten, wenn sie immer nur in ihren Marvel/DC-Kisten stöbert. Und was soll ich dir sagen - genau das tun Rollenspielhändler landauf-landab.
Wozu sie nicht verpflichtet sind, ist, jedes Produkt eines Kleinverlages, egal wie engagiert es produziert wurde, in ihr Regal aufzunehmen, wenn sie die Klientel dafür nicht sehen. Und du hat Recht, diese Händler braucht der Verlag auch nicht. Aber dann sollte der Verlag sich fragen, ob er nicht an dem Markt vorbeiproduziert, wenn die Masse der Händler seine Produkte ignoriert...

Händler handeln. Und sie fragen sich immerzu: "Warum soll ich gerade diesen Artikel führen? Was ist an diesem Artikel so attraktiv, dass Kunden ihn haben wollen?" Und: "Was tut der Hersteller, um a) die Kunden darauf aufmerksam zu machen, dass es den Artikel gibt, und b) diese Kunden dann in meinen Laden zu treiben?"
Wer schon einmal auf einer Buch- oder Spielwarenmesse war, wird ernüchtert sein, dass es dort sehr häufig kein Stück um inhaltliche Qualitäten geht, um die Schönheit oder Innovation eines Produktes, sondern nur den Handel, um Marktzahlen.

An den Ständen der großen Brettspielverlage z.B. arbeiten sehr wohl Hostessen, die manchmal mit viel Mühe ein Spiel tatsächlich erklären können, aber viel wichtiger sind die überlebensgroßen Tafeln mit Balkendiagrammen, die aufzeigen, von wann bis wann in welchem Medium Werbung für die neue Siedler-Erweiterung gemacht wird. Das sind die Produkte, die die Händler gerne kaufen, denn da wissen sie, dass es eine Nachfrage mitgeliefert wird.

Der Kleinverlag, der sich in aller Naivität einen sündhaft teuren Stand nebenan gemietet hat und mit viel Herzblut seine Erstlinge - gestehen wir ihm zu, dass sie alle qualitativ hochwertig sind - präsentiert, wundert sich am Ende über nur mäßige Resonanz. Hat er nicht alles richtig gemacht? "Nein, ich kann Ihnen keine Hilfe geben, meine Spiele zu verkaufen, die Endkundenwerbung müssen Sie vor Ort machen",  ... war vielleicht doch nicht überzeugend?

Rollenspielhändler bewerten jede Neuheit, die ihnen auf einem Newsfax eines Großhändlers angeboten wird, und wenn es nicht über einen Großhändler geht, hat sie gleich doppelt schlechte Karten: Händler lieben es, wenn sie Bestellungen bündeln können und nicht -zigfache Frachtkosten tragen müssen. Ein Kleinverlag mit geringer Produktanzahl schießt sich ins Knie, wenn er selbst ausliefert, denn ein Laden wird so nicht sofort nachbestellen, wenn ein Titel mal ausverkauft ist, weil er ja warten muss, bis so viel aus dem Kleinverlagsangebot verkauft ist, dass sich die Logistik einer Bestellung lohnt. (Und ich meine nicht nur das Erreichen einer Frachtfreigrenze, Mengenrabatte o.ä., ich meine den tatsächlichen Vorgang einer Bestandsaufnahme und Bestellung.) Bei einem Großhändler würde er den einen ausverkauften Titel - vielleicht - sofort wieder nachbestellen.

Ein weiteres Problem ist mangelnde Information. Wie soll ein Händler wissen, ob ein Produkt für seine Klientel interessant ist, wenn die Verlage keine Infos rausrücken? In zwei Wochen erscheint Savage Worlds auf Deutsch, und drüben im Savage Worlds-Unterforum fragt man sich, wann es erste Teaser gibt, Beispielseiten, wengstens einen Blick auf das Inhaltsverzeichnis? Ein Händler kann ein Produkt nur dann anpreisen, wenn ihm die Mittel dafür an die Hand gegeben werden. Reine Infos, Poster, Quickstart-Booklets, irgendwas.

Ein Buch, blind gekauft, das im Regal Staub ansetzt, ist totes Kapital. Wenn ein Verleger schon keine Endkundenwerbung machen will, sollte er doch wenigstens die Händler umgarnen, damit sie seine Produkte ausprobieren.

Zitat
Du, ich mache dem Händler keinerlei Vorwurf, wenn er so agiert. Ich mache ihm auch keinen Vorwurf, wenn er bei der Kosten-Nutzen-Abwägung zu dem Schluss kommt, dass er bestimmte Produkte nicht bewerben sollte.

In der Regel ist jeder Laden daran interessiert, neue Produkte in sein Sortiment aufzunehmen. Als 1993 ein kleines "Fantasy-Quartett-Spiel" auf dem Markt auftauchte, mussten die Telefonverkäufer von FanPro und WDS die Händler noch mühselig überzeugen, doch mal ein (!) Exemplar zu bestellen. Manche Händler haben gelacht über dieses Spielchen - das wird heute keiner mehr zugeben wollen, denn es handelte sch um die größte Goldader, die der fantastische Markt bis dahin kannte.

Wie Kosten-Nutzen-Abwägungen aussehen, haben viele Händler erst mit Magic gelernt. Vor Magic hatten viele Händler als Selbstverständnis ein gut sortiertes, möglichst breites Angebot, und haben entgegen jeder unternehmerischen Vernunft Komplettsortimente auch der Kleinstverlage geführt.

Magic hat ihnen gezeigt, dass ihr Geld auch im Akkord arbeiten kann, dass eine Investition in Neuware sich schon nach einem Tag auszahlen kann, dass eine Regalfläche von einem viertel Quadratmeter so viel Umsatz generieren kann wie der ganze restliche Laden zusammen. Ohne Hinzutun des Händlers. Ohne Erklärungen, Demos und Empfehlungen.
Das war ein Augenöffner und hat so manchem Händler gezeigt, welchen Schaden sie sich selbst mit nicht-drehenden Regalleichen zufügen. "Ich muss nicht alles führen", war die Erkenntnis, und die Rollenspielecke wurde vielerorts kräftig ausgedünnt.

Und das letzte Argument dafür, warum Kleinverlage sich im eigenen Interesse selbst anstrengen müssen und nicht auf Händler vertrauen können:
Kein Händler hat etwas davon, wenn er einen Neuling mit seiner Arbeitskraft gegen einen schon existierenden Marktführer hochpäppelt.
Wenn Kunden mit Geld in den Laden kommen, werden sie (wenn es nach dem Händler geht) mit einem Produkt wieder herausgehen. Welches Produkt das ist, ist nahezu egal. Wenn ein anderer Verlag dem Händler Argumente liefert, warum er seine Produkte empfehlen soll, wird der Händler sie beachten. Da nutzt es gar nichts, wenn ein untätiger Neuling der Meinung ist, dass der Händler ihn doch gefälligst aus Gründen der Fairness auch berücksichtigen soll.

Ein DSA-Grundregelwerk zu verkaufen lohnt sich für den Händler mehr als ein tolles, komplettes, doppelt so dickes und doppelt so teures Liebhaberprojekt eines Kleinverlages. Der DSA-Kunde kommt wieder und kauft weitere Boxen, Module, usw...

Um es mit Settembrini zu sagen: "Da mal drüber nachdenken."

Wer in diesen Markt hinein noch ein weiteres Spiel produzieren möchte, sollte sich der Spielregeln des Marktes bewusst sein. Oder einen alternativen Vertriebsweg wählen. Diese Erkenntnis hat in den USA zu der Indie-Bewegung geführt, aber auch Hero aus dem Three-Tier-System ausscheren lassen.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Thot am 20.03.2009 | 20:03
Warum erwartest du von Rollenspielhändlern etwas anderes als von Spielwarenhändlern

Schrieb ich doch: Weil der Händler für mich als (unmaßgeblicher Kleinst-)Verlag nur dann eine Existenzberechtigung hat, wenn er für die 50%, die er vom Buchpreis abbekommt, auch etwas angemessenes tut, das mir hilft, meine Bücher zu verkaufen.

Es kann gut sein, dass sich das für ihn nicht lohnt oder aufgrund der Vielfalt der Produkte das nicht leistbar ist. Das ändert dann aber an meiner Schlussfolgerung nichts: Ich brauche die Händler dann nicht und kann ohne sie kalkulieren. Was wiederum über einen niedrigeren Preis den Endkunden zugute kommt.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Patti am 20.03.2009 | 20:44
Was wiederum über einen niedrigeren Preis den Endkunden zugute kommt.

Von denen dann noch weniger das Produkt kennen, weil sie es nicht mal zufällig beim Rumstöbern im Laden gesehen haben.
Kriegen Rollenspielläden wirklich 50% Rabatt? Oder reden wir hier von Großhändlern? Oder wie? 50% ist doch utopisch. 40-42% ist ja schon bessere Mittelklasse.
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Thot am 20.03.2009 | 21:01
Von denen dann noch weniger das Produkt kennen, weil sie es nicht mal zufällig beim Rumstöbern im Laden gesehen haben.

Ich weiss nicht... neue Rollenspiele kaufen die Leute, die ich so kenne, eigentlich nie, weil sie mal in irgend 'nem Laden waren. Eher, weil sie davon irgendwo gehört oder gelesen haben oder es halt das System ist, das ihr SL neuerdings anbietet. Das mag aber an meiner Perspektive liegen.

Bei "Ein-bis-dreimal-Lesen-Büchern" ist das sicher anders.

Zitat
Kriegen Rollenspielläden wirklich 50% Rabatt? [...]

Da kann ich nur für einen Verlag sprechen, bei dem ich sicher weiss, das das so ist (zumindest für "Rollenspielläden"). :) Ich habe da einfach mal Presseberichte über Verlagswesen und Buchhandel gewälzt, in denen von 50% die Rede war und mich daran orientiert (ich hatte ja im Grunde keine Ahnung vom Verlagswesen - und daran hat sich soo viel auch nicht geändert), und dann den Preis entsprechend kalkuliert. Deiner Rückfrage entnehme ich, dass die beiden Artikel, die ich damals fand, übertrieben haben? :)
Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Timo am 21.03.2009 | 09:34
Wie bereits gesagt, 50% ist die absolute Höchstgrenze an Rabatt die ein Verlag für ein Buch geben darf, direkt oder indirekt, könnte der Verlag mehr Rabatt geben, könte das Buch auch einen niedrigeren Endpreis haben und wichtiger, somit ist gewährt, dass Buchkette XY nicht 1000% mehr verdient als der Buchladen an der Ecke und dieser somit theoretisch auch am Leben bleiben kann.

Für kleine Verlage sind 30% ein durchschnittlicher Rabatt, größere Verlage geben je nach Bestellvolumen 35%-40%, da kommen dann Skonto und evtl. Partieexemplare(bezahle 10/bekomme 11) dazu, was sich bei den ganz großen auf ca. 45% summiert, ich wüsste jetzt keinen Verlag, der 50% Rabatt gewährt, da müsste man schon von diesem Verlag jedes Buch zigfach abnehmen, einen Großteil des Umsatzes des Verlags ausmachen etc. pp. und dann kommt man auch auf 49% maximal.Das währen Partieexemplare, 45% Rabatt und 3% Skonto.


Titel: Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
Beitrag von: Backalive am 21.03.2009 | 09:36

Ich sehe es grundsätzlich als die Aufgabe von Händlern an, dass sie eben Handel treiben. Dazu gehört immer auch die Werbung beim Kundenkreis des Händlers in Form von Beratungsgesprächen, Testspielrunden und dergleichen.

Werbung bzw. Marketing beruht auf Gegenseitigkeit.
Nun, ich habe zwar keinen Rollenspielladen, aber ich arbeite in einem kleinen Handwerksbetrieb. Dieser Betrieb ist regional im Umkreis von ca. 30 km vom Firmensitz tätig.
Die Firmen, deren Produkte wir verkaufen und einbauen, machen überregional Werbung, um auf ihre Waren, deren Qualität, Leistungsfähigkeit, Zuverlässigkeit, Design etc.pe.pe. hinzuweisen und aufmerksam zu machen.

Wir machen regional für unsere Firma Werbung, damit die Leute wissen, daß es uns gibt und welche Produkte von welchen Herstellern wir favoritisieren.

Meine Erfahrung ist, daß, je besser dieses Zusammenspiel funktioniert, umso besser auch der Endkunde erreicht und gewinnbringender Umsatz generiert wird.

Zitat von: Thot
Ich weiss nicht... neue Rollenspiele kaufen die Leute, die ich so kenne, eigentlich nie, weil sie mal in irgend 'nem Laden waren.
In 'meinem' Rollenspielladen, in dem ich Stammkunde bin, habe ich das schon mitbekommen.
Es war zwar mit teilweise erheblichem Beratungsaufwand des Verkaufspersonals verbunden, aber letztendlich ging der Kunde mit einem RPG in der Tasche wieder aus dem Laden.
Und das muß ein Händler leisten, wenn denn ein Kunde in seinen Laden kommt.
Weiß aber keiner, daß es den Laden gibt, kann auch keiner gezielt vorbeikommen.