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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Ein am 19.04.2009 | 12:45

Titel: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Ein am 19.04.2009 | 12:45
Es wurde an verschiedener (http://blogs.cloneworks.de/herzlich/?p=449) Stelle (http://www.sven-lotz.de/wp/2009/04/tolkien-heute-noch-grundstock-des-fantasy-rpg-hobbies/) in der Blogosphäre diskutiert, was ist heute eure Meinung dazu?

Welche wirkliche Bedeutung hat Tolkien und seine Art von Welt heute eigentlich noch für unser Hobby?
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Ludovico am 19.04.2009 | 12:56
Ich persönlich denke, daß Joni falsch liegt, zum einen mit seiner Meinung, daß Rollenspiel mit sinkenden Spielerzahlen zu kämpfen habe, als auch mit dem Einfluß von Tolkien auf die Spiele.

Tolkien mag vielleicht nicht unbedingt auf die Autoren der ersten Generation den großen Einfluß gehabt haben (Lovecraft mit Sicherheit noch weniger), aber auf die Spielerschaft, die nun mal einen sehr bedeutenden Faktor darstellt. Selbst wenn es vom Autor eines RPGs nicht bezweckt wurde, daß sein Spiel im Stil von Herr der Ringe gespielt wurde, so hat doch die Spielerschaft selbst die Aspekte dieser Geschichte reingebracht, u.a. auch aufgrund mangelnder oder geringer Hintergrundinfos.

Immerhin ist der Herr der Ringe eine Geschichte, die sehr viele Menschen gelesen hat und sehr viele dieser Menschen sind zum RPG gekommen. Außerdem ist es auch eine gesellschaftlich anerkannte Fantasy-Story (man wird also nicht doof angeschaut, wenn man zugibt, daß man Tolkien liest).

Allerdings sind auch die Autoren von Tolkien stark beeinflußt. Waren nicht Orks und Goblins früher nichts anderes als Gegner?

Im Zuge von Debatten a la "Orks haben auch ein Recht auf Leben" (die ich höchst unsinnig fand) und "Schwarz-Weiß-RPGs sind out" wurde die Schematik schon etwas aufgeweicht, aber die Grundzüge, die Tolkien gelegt hat, sind im Standard-Fantasy-RPG noch vorhanden:
Orks sind wild und kriegerisch
Elfen sind groß, uralt und mysteriös (nicht so übermächtig wie in der anglizistischen Mythologie und auch nicht die kleinen Hausgeister aus der hiesigen Folklore)
Zwerge sind zäh, klein und tolle Handwerker und Bergleute
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Edwin am 19.04.2009 | 13:02
Ohne irgendwie Experte zu sein...vielleicht nutzt meine Meinung grade als in der Debatte aussenstehender doch was:

In dem verlinkten Artikel wird "Grundstock" nicht wirklich diskutiert, was Verwirrung stiften könnte.
So aus der Hüfte finde ich zwei Bedeutungen:
1. Grundstock als "Ursprung, Wiege" usw. Da denke ich schon, dass sich die frühen RPG Autoren stark dran orientiert haben (?)
    Ist dem wirklich so, ist die Fragestellung des Artikels nicht verständlich: Wenn etwas vor kurzem noch Grundstock war, kann es jetzt nicht plötzlich quasi aus der Geschichte   verschwunden sein. Wenn das Indogermanische heute Grundlage vieler Sprachen ist, wird das immer so bleiben, egal wie viel Zeit vergeht. Dies führt mich zu der Annahme, dass "Grundstock" hier anders verwendet wird. Nämlich als...
2. Grundstock als Hauptideenquelle, Steinbruch usw. Dann macht es Sinn. Tatsächlich kann man beim genannten Exalted ja kaum was Tolkien-mäßiges erkennen (außerd das so offensichtliche, dass man es nicht sieht: Reale Magie, Objektives Gut und Böse, außer Menschen weitere intelligente Wesen, eher primitive Technologie: doch viele Gemeinsamkeiten??)
Ob frühre Rollenspiele nicht auch ganz andere Steinbrüche als den Engländer hatten, weiß ich nicht.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Falcon am 19.04.2009 | 13:04
- Der Animeeinfluss ist sicher da.
- Aber es gibt imho auch den Einfluss sich den älteren Ursprüngen zuzuwenden (Pulpfantasy usw.) oder gar den ganz alten (Wells, Jules Verne).

Das sind für mich zwei unabhängige Schienen und ich fahre eindeutig die letztere, die ihmo einen sehr großen Einfluss hat. Gerade den Steampunkanteil auf Anime abzuwälzen halte nicht für richtig.

Ich würde eher sagen Tolkien wurde im Nachhinein eher als Zwischenschritt Erkannt. Tolkien bleibt heute aber trotzdem als starker Einfluss erhalten. Und Anime läuft dabei einfach unter "ferner liefen" so nebenbei.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Edwin am 19.04.2009 | 13:04
Zitat
Zwerge sind zäh, klein und tolle Handwerker und Bergleute
Zumindest das ist viel, viel älter, oder?
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Crimson King am 19.04.2009 | 13:12
Ja das ist älter. Tolkien hat ja durchaus auch eine Menge Ideen aus der nordischen Mythologie entnommen.

Und ansonsten: was Ludovico gesagt hat. D&D ist vom Stil her Sword&Sorcery und damit näher an Conan und Co. als am HdR. Die D&D-Welt war aber von Anfang an sehr mittelerdig. Alle gängigen Fantasy-Klischees waren schon in D&D 1 vorhanden und sind eindeutig HdR-inspiriert. Das mag daher kommen, dass diese Inspirationen auch für die Wargames verwendet wurden. Als Fakt ist es aber nicht wegzudiskutieren und findet sich sogar in Shadowrun wieder, das eigentlich ein Near Future-Cyberpunk-System ist. Von den Mainstreamsystemen geht nur Vampire einen völlig anderen Weg (der durch Anne Rice definiert wird).

Im Übrigen ist es inhaltlich ziemlich wurst, ob ich einem Interessierten sage "Rollenspiel ist wie den HdR nachspielen" oder "Rollenspiel ist wie Conan nachspielen". Den Unterschied zwischen High und Low Fantasy kennen die meisten nicht bzw. nehmen ihn nicht bewusst wahr. Nur ist der HdR wesentlich bekannter, weshalb er als Erklärung auch wesentlich geeigneter ist.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: 1of3 am 19.04.2009 | 13:13
Ich sag mal: Spätestens seit den Herr-der-Ringe-Filmen hat er praktisch keinen mehr.

Denn der Gimli von heute, ist kein minnesängerisch anmutender Typ, der einen gewissen Reiter von Rohan vertrimmen will, weil der unvorsichtig über eine hohe Dame geredet hat. Der Gimli von heute ist ein komischer Kauz, der mit Aragon ein Fastball Special veranstaltet.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: WeepingElf am 19.04.2009 | 14:15
Ich denke schon, dass Der Herr der Ringe D&D maßgeblich geprägt hat, wenn auch nicht allein.  Die vier spielbaren Rassen des Ur-D&D entsprechen ja genau den Vier Freien Völkern von Mittelerde, wenn auch in vielen Punkten verändert (insbesondere die Elben).  Vor Tolkien waren elves mausgroß, geflügelt und verspielt, und orc war nur das gälische Wort für 'Schwein' :)

Ferner scheint mir die Ringgemeinschaft der Prototyp der RPG-typischen Abenteurergruppe zu sein: mehrere Helden unterschiedlicher Herkunft, die sich mit ihren verschiedenen Stärken gegenseitig ergänzen und gemeinsam losziehen, um eine Queste zu erfüllen, und das nicht notwendigerweise allein mit Gewalt.  Conan der Barbar hingegen ist ein Einzelgänger, der sich auf seine Muskeln und sein vorpales Schwert verlässt.  Das lässt sich weniger gut für ein Gesellschaftsspiel verwerten als Tolkiens Ringgemeinschaft.

Und so ziemlich jeder Rollenspieler hat irgendwann den Herrn der Ringe gelesen.  Angesichts dieses ausgeprägten Tolkien-EInflusses verwundert es nicht, dass viele D&D-Runden gleich zum Original griffen und Mittelerde bespielten - was dann natürlich ein offizielles Mittelerde-Rollenspiel in Gestalt von MERS nach sich zog, das heute längst zu den Klassikern des Genres gehört.

Andererseits war das Ur-D&D (und sind die meisten Rollenspiele, die danach kamen) ein mythologischer Gemischtwarenladen, in dem von der klassichen Mythologie bis zum modernen amerikanischen Volksmärchen und populärwissenschaftlichen Publikationen über Paläontologie so ziemlich alles verwurstet wurde, was die westliche Kultur so an Phantastereien hergibt.  Auch gab es schon früh die ganz und gar nicht Tolkienschen Welten Glorantha (RuneQuest) und Tekumel (Empire of the Petal Throne), von der Anwendung des Prinzips Rollenspiel auf andere Genres (z. B. Traveller) ganz zu schweigen.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Skyrock am 19.04.2009 | 14:28
Wie ich (http://tanelorn.net/index.php/topic,45809.msg876315.html#msg876315) und Zornhau (http://tanelorn.net/index.php/topic,45809.msg876381.html#msg876381) hierzuboarde schon früher ausgeführt haben, hatte Tolkien noch nie Bedeutung fürs Rollenspiel.
D&D ist eigentlich ein Westernrollenspiel im weiten, ungezähmten Land direkt an "The Frontier", in dem die Tüchtigen und Schlauen unter den "guns for hire" sich vom Tellerwäscher zum Millionär hocharbeiten können, wo das mittelalterliche Fachwerkhäuser nur eine dünne Pappkulisse vor den Fassaden von Dodge City sind, wo das +1-Schwert nur ein billiger Lack auf dem 45er-Friedensstifter ist und wo Elfen, Zwerge und Orks nur Gummimasken aus dem Raumschiff-Enterprise-Fundus aufhaben.

Leider verstehen die meisten Deutschen diese Frontier-Mentalität nicht, lassen sich von den von EGG aus dem Kaugummiautomat gezogenen EDO-Viechern verwirren und wundern sich dann, warum sie nicht Tolkiens europäisch-katholischen Epos geliefert bekommen, wo doch eigentlich ein von der WAS-protestantischen Arbeitsethik und dem "American Dream" angetriebener Western ansteht, der so durch und durch amerikanisch ist wie Apfelkuchen und der vierte Juli (sogar mit mechanisch un untermauerten Whitehats und Blackhats).
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Joni am 19.04.2009 | 14:46
Hi Leute, ich wünsche euch einen schönen, sonnigen Sonntag,

Ich meinte übrigens nicht, dass Tolkien der alleinige Einfluss auf Fantasy-Rollenspiele ist. In den Spielen selbst ist er sicherlich präsent, aber nicht überrepräsentiert.

Mir geht es mehr um die Wirkung nach außen. Ich meine das etwa so: Eine Weile war es nach den HdR-Filmen cool, jedem, der gefragt hat was es mit diesen ominösen Spielen eigentlich auf sich hat, antworten zu können: "Ist halt wie Herr der Ringe nachspielen."

Aber mittlerweile hat sich das etwas verselbstständigt und Rollenspiel als Hobby sollte auch nach außen hin darum bemüht sein zu zeigen, dass es eben nicht nur HdR mit Würfeln ist - sondern die Einflüsse viel viel weiter gehen und Fantasy eben mehr ist als Legolas und Gimli (welcher auch immer).

Was D&D angeht sehe ich das im übrigen im großen und ganzen so wie Skyrock.

D&D soll darüber hinaus meiner Meinung nach auch anderes Spielgefühl erzeugen als Tolkiens romantisch geprägte und ein bisschen fortschrittsverneinende Fantasy.


Grüßle Joni


Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Ludovico am 19.04.2009 | 14:55
Die Aussage hatte noch nie Bedeutung für das Rollenspiel kann ich nicht nachvollziehen.
Selbst wenn Gygax nicht von Tolkienschen Welt inspiriert worden wäre (von dem ich nicht überzeugt bin), so gibt es neben D&D noch andere Größen des Rollenspiels wie DSA oder Earthdawn, bei denen sich auch tolkieneske Züge finden (z.B. in den Orks).

Gut und nebenbei macht die Spielerschaft auch die Musik. Wenn der SL Tolkienfan ist und die Spieler ebenso, dann ist es sehr wahrscheinlich, daß diese Gruppe mit D&D nicht Dodge City mit Magie nachspielt, sondern eine Art Herr Der Ringe.

@Joni
Zitat
Aber mittlerweile hat sich das etwas verselbstständigt und Rollenspiel als Hobby sollte auch nach außen hin darum bemüht sein zu zeigen, dass es eben nicht nur HdR mit Würfeln ist - sondern die Einflüsse viel viel weiter gehen und Fantasy eben mehr ist als Legolas und Gimli (welcher auch immer).

Warum denn? HdR ist Mainstream und aufgrund des nicht mal schlechten, sondern eher des praktisch nicht vorhandenen PRs außerhalb der RPG-Szene, muss man sich da nicht fragen, ob die letzte Verfilmung des Romans (über deren Qualität man streiten kann, die aber nichtsdestotrotz einen hohen Bekanntheitsgrad außerhalb der Szene genießt) und HdR insgesamt nicht eher ein Segen ist für das Hobby an sich?
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Joni am 19.04.2009 | 14:58
ob die letzte Verfilmung des Romans (über deren Qualität man streiten kann, die aber nichtsdestotrotz einen hohen Bekanntheitsgrad außerhalb der Szene genießt) und HdR insgesamt nicht eher ein Segen ist für das Hobby an sich?

Ein Segen ist sie mit Sicherheit! Ein Segen, den man nutzen sollte, um auch andere Aspekte des Hobbies ins Scheinwerferlicht zu rücken.

"Kennst du Hdr?"

"Klar den Film fand ich cool, danach habe ich mir das Buch gekauft."

"Dann lies doch erstmal... (hier bitte einen anderen Klassiker einfügen)."
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Ludovico am 19.04.2009 | 15:00
Beschreibst Du da nicht eher einen positiven Aspekt des Hypes um Herr der Ringe für die Fantasy-Szene an sich, aber weniger konkret für das Rollenspiel?
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Skyrock am 19.04.2009 | 15:01
Die Aussage hatte noch nie Bedeutung für das Rollenspiel kann ich nicht nachvollziehen.
Selbst wenn Gygax nicht von Tolkienschen Welt inspiriert worden wäre (von dem ich nicht überzeugt bin), so gibt es neben D&D noch andere Größen des Rollenspiels wie DSA oder Earthdawn, bei denen sich auch tolkieneske Züge finden (z.B. in den Orks).
Eben das sind die Verwirrungen, die sich vom ursprünglichen Rollenspiel (D&D) abgespalten haben.
Echte Relevanz hatten sie aber nie, außer in kleinen regionalen Taschen wie Frankreich oder der BRD, wo D&D nie dominant geworden ist.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Ludovico am 19.04.2009 | 15:06
Ist Verwirrung nicht eine Herabsetzung der anderen großen Fantasy-Settings, die ja auch ihre Kundschaft und ihre Freunde haben und regional gesehen maßgeblichen Einfluß hatten und haben? Immerhin sind Deutschland und Frankreich große Absatzmärkte und immerhin in Deutschland steht D&D nicht auf Platz 1 unter den RPGs.

Ist es da nicht etwas vorschnell, die USA quasi als das maßgebliche Land für Rollenspiele zu betrachten?

Außerdem, und hier erachte ich Deine Argumentation als problematisch, könnte man Dir unterstellen, wenn man Deine beiden Posts liest, daß DSA-, Earthdawn-Spieler, etc. auf das Rollenspiel keinen Einfluß haben und auch nicht Rollenspiel an sich spielen, sondern lediglich Verwirrungen.

Hier würde ich eine Klarstellung hilfreich finden.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Skyrock am 19.04.2009 | 15:15
Du kommst einfach mit der Taxonomie durcheinander.
[Hobby (100%) = [D&D (=ursprüngliches Rollenspiel) (75%)] + [alles andere(25%)]]

Natürlich beeinflusst "alles andere" hier und da etwas (gerade in unserem abgeschotteten Froschteich), aber maßgeblich für das ganze Hobby und dessen Wahrnehmung ist es nicht, da wird es schon rein zahlenmäßig erdrückt.
Genauso gibt es innerhalb von D&D nochmal abweichende Settings, die die Westernmentalität aufweichen (etwa das extrem tolkienesk-episch geprägte Dragonlance), aber maßgeblich für die Gesamtheit von D&D sind sie nicht.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Ein am 19.04.2009 | 15:16
Ich bitte für die weitere Diskussion meine nachträglich eingefügt Hervorhebung im OP zu beachten.

@falcon
Zitat
Ich würde eher sagen Tolkien wurde im Nachhinein eher als Zwischenschritt Erkannt. Tolkien bleibt heute aber trotzdem als starker Einfluss erhalten.
Kannst du dich dazu äußern, wo du diesen starken Einfluss siehst? (Bitte im Kontext von aktuellen Rollenspielen.)

@1of3
Zitat
Ich sag mal: Spätestens seit den Herr-der-Ringe-Filmen hat er praktisch keinen mehr.
Denkst du, dass die Umdeutung des HdR, eine Entscheidung von Jackson war, oder würdest du eher sagen, dass sich die Klischees des HdR ab einem bestimmten Punkt verselbstständig haben?

@Skyrock
Zitat
Wie ich und Zornhau hierzuboarde schon früher ausgeführt haben, hatte Tolkien noch nie Bedeutung fürs Rollenspiel.
Interessanter Kontrast, der natürlich die Handlungsebene umdeutet. Während WeepingElf die Struktur des Rollenspiels mit der Quest vergleicht, die Tolkien alten Heldensagen entlehnt hat, vergleichst du sie mit der Frontier.

Ich erinnere mich noch an frühere Computerrollenspiele, die sehr stark auf dieses Frontiergefühl bauen, welches aber schließlich mehr und mehr verdrängt wurde. Sicherlich auch, weil die Frontier trotz ihrer essentiellen Bedeutung für die US-Kultur immer weiter zurückweicht. Während die Jahrgänge von Gygax noch in einer regen Erinnerungskultur lebten, hatten die Urgroß- und Großeltern noch selbst die Frontier erlebt, waren die Nachkriegsgenerationen von diesen immer mehr distanziert (spätestens mit Drachenlanze, eben einem Kind Tolkiens).

Daher stellt sich für mich die Frage inwiefern auch die Frontier üebrhaupt noch eine konkrete Bedeutung für das Rollenspiel hat, abgesehen von der Bedeutung, die es für die Grundsteinlegung des Fundaments hatte, welches heute Rollenspiel ist. Aber ich denke, dass ist ein Thema für einen seperaten Thread.

Das mit den Verwirrungen ist natürlich Unsinn, aber ich denke du argumentierst hier absichtlich kontrovers. Trotzdem wäre es schön, wenn wir unseren Blick auf das heutige Rollenspiel lenken könnten.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Joni am 19.04.2009 | 15:20
Beschreibst Du da nicht eher einen positiven Aspekt des Hypes um Herr der Ringe für die Fantasy-Szene an sich, aber weniger konkret für das Rollenspiel?

Ich denke, sowohl die Fantasyszene, als auch ihr Teilbereich der Rollenspielszene kann daran noch stärker partizipieren. Aber die Rollenspielszene sollte dies nicht auf Kosten der Vielfalt tun.

Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Crimson King am 19.04.2009 | 15:22
Eine Reduktion des Themas (D&D)Rollenspiel auf Sword & Sorcery oder Frontier Exploration greift genauso zu kurz wie eine Reduktion auf EDO und Gruppen-Questen gemäß des HdR. D&D hatte diverse Einflüsse, und wer ernsthaft leugnen will, dass der HdR dazu gehört, den muss man meines Erachtens nicht ernst nehmen.

Genauso offensichtlich ist, dass der HdR aufgrund seiner Bekanntheit und Beliebtheit große Möglichkeiten für das Hobby Rollenspiel bietet, weil man über den HdR und die entsprechenden Relationen eine sehr gute Möglichkeit hat, Interessenten eine Idee davon zu vermitteln, was Rollenspiel ist.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Falcon am 19.04.2009 | 15:36
Ein Schrieb:
Zitat
Kannst du dich dazu äußern, wo du diesen starken Einfluss siehst? (Bitte im Kontext von aktuellen Rollenspielen.)
Meinst du Beispiele?
In Iron Kingdoms, Eberron, teilw. Elyrion, Opus Anima, Deadlands sehe ich Teile der historischen Zukunftsromane vermischt mit Pulp, welches in Spielen wie SW mit seinen Settings wie Slipstream, Solomon Kane, bald Promythos oder Hollow Earth, Conan D20, Space1889, das auch wiederkommt, usw. stärker hervortritt.

im PC Spielbereich findet man sowas wie BioShock, Mass Effect, Rise of Legends, Thief und Myst.

und das meiste davon stammt vor Tolkien.

Ich kann in dem allen Nichts von Anime erkennen. Und es ist sehr erfolgreich und einflussreich. Man sollte die westlichen "Kulturgüter" nicht kleiner machen als sie sind.

ganz vergessen hatte ich eigentlich die ganz modernen Einflüsse, so aus den 70/80ern:
Wushu, Superheldenrollenspiele, Zombierollenspiele. Ist doch alles sehr beliebt.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Ein am 19.04.2009 | 15:47
@falcon
Ähm, aber Pulp hat doch garnichts mit Tolkien zu tun. Pulp kam lange vor Tolkien. Soweit ich weiß, hat er Trivialliteratur sogar nicht gerade gemocht. Auffällig ist aber auch, dass Steampunk-Themen in Animes sehr vertreten sind, die dem heutigen Publikum weit näher liegen als Pulp, das nachträglich ganz anders interpretiert wird, als es ursprünglich war. (Pulp bestand immerhin zur Mehrheit aus Krimis und vor allem aus Sportgeschichten.)
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Falcon am 19.04.2009 | 15:51
Zitat
Ähm, aber Pulp hat doch garnichts mit Tolkien zu tun. Pulp kam lange vor Tolkien
ähm ja, deine Frage war aber: Ist Tolkien noch so wichtig?
Ich meinte: Ja, ist er, aber man findet heute viel stärker Einflüssige von den Ursprüngen VOR Tolkien (Pulp (30er), Zukunftsromane (19.Jhrhdt), demnach ist Tolkien jetzt eher als Zwischenschritt relativiert. Damit hatte ich deine Frage Topicbezogen beantwortet.

und die haben alle nix mit Anime zu tun (was auch ein Thema in dem Blog war). Wenn überhaupt haben die Animes die Steampunkelemente übernommen und nicht umgekehrt. Imho.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: 1of3 am 19.04.2009 | 16:10
@1of3: Denkst du, dass die Umdeutung des HdR, eine Entscheidung von Jackson war, oder würdest du eher sagen, dass sich die Klischees des HdR ab einem bestimmten Punkt verselbstständig haben?

Nein, an den Filmen lässt sich das nur schön zeigen. Fast noch besser als Gimli sind etwa Legolas' zwei Krummschwerter, die gerade anders herum jetzt den Waldläufer aus D&D zitieren.

Von einem bestimmten Punkt zu sprechen, ab dem eine Verselbstständigung eintritt, ist aber nicht wirklich treffend. Die Motive sind so oft rezipiert worden und werden es immer noch, dass ihre ursprüngliche Herkunft (und das ist nicht wirklich überall Tolkien) unerheblich wird.

Ich kann jetzt auch kein Werk benennen, das Tolkien zitiert und nicht nur das Fantasy-Genre im Allgemeinen. Gut, da gibts die OotS-Folge, in der die Ming-Vase zerstört werden soll, und da gibts das D&D-Setting Midnight, für das die Frage, "Was wäre, wenn Sauron gewonnen hätte?", eine ganz gute Umschreibung ist. Aber das ist eben auch schon alles Allgemeingut.

Man braucht Herr der Ringe nicht zu kennen, um irgendwelche moderne Fantasy verstehen. Schließlich gilt es ja sogar schick Dinge anders zu machen als "tolkinesk", wobei auch hier eben meist nur der gängige Kanon gemeint ist und nicht Tolkiens Arbeit selbst. Ich für meinen Teil, fänd nen Waldmenschen namens Ban-guri-Ban mal ganz erfrischend.

Man könnte also so sagen: Herr der Ringe hat sich durch eine Popularität selbst obsolet gemacht.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Meisterdieb am 19.04.2009 | 18:00
Die Bedeutung von Tolkien für die Rollenspielwelt ist ganz einfach, dass Tolkiens Welt tatsächlich immer noch als -mehr oder weniger klarer- Hintergrund für heutige Rollenspiele funktioniert. Als Beispiel hier nur mal DSA Metaplot mit den Elfen und dem Namenlosen, was für mich recht deutlich an Tolkiens Elben und Melkor/Sauron erinnert.
Außerdem ist auch heute noch die Darstellung von Elben, Zwergen und Orks durch ihre Darstellung bei Tolkien geprägt. Es gibt Ausnahmen, aber die meisten davon funktionieren (nicht), weil sie sich eben von Tolkiens Definition abgrenzen, aber auch nur weil es eben Tolkiens Definition gibt.

Überbewertet wird Tolkiens Bedeutung nur dann, wenn man ihm alleine den Auslöser fürs Rollenspiel zuspricht. Natürlich gibt es unzählige andere Einflüsse, von den Mythen und Märchen über die Pulpgeschichten Conans bis zu den Begründern der modernen Fantasy.
Aber Tolkien hatte nunmal einen sehr großen Einfluss auf die RPG Entwicklung (genauer gesagt, natürlich auf die Spielwelt), da gibt es nicht wirklich etwas zu diskutieren. D&D mag mehr als Abbild der Welt Conans begonnen haben, der Einfluss Tolkiens ist aber auch hier erkennbar. Und Tolkiens Art funktioniert eben nicht nur als Vorbild, sondern auch als Abgrenzung.


Ich finde es seltsam, dass hier auch der "Vorwurf" gebracht wurde, Tolkien und Mainstream seien schlecht (wurde nicht explizit so gesagt, aber kam zwischen den Zeielen gelsen raus). Solch ein Vorwurf kommt eigentlich nur von Snobs und Elitisten oder von Neidern, die sich ärgern, dass ihr Werk nicht so bekannt ist.
Damit es so bekannt und erfolgreich werden kann, muss es gut sein. Tolkien war nicht der erste Fantasyautor, aber er hat einfach den Geschmack sehr vieler Leute getroffen (mal abgesehen davon, dass HDR auch von vielen Hippies gelibet wurde - wobei ich da den Zusammenhang nicht verstehe), deswegen wurde HDR erfolgreich.
Bei D&D ist es einfach so, dass es das erste RPG war. Und egal wie es begonnen hat, am erfolgreichsten Setting FR sieht man, dass eben nicht nur Conan Pate stand.


Wie ich (http://tanelorn.net/index.php/topic,45809.msg876315.html#msg876315) und Zornhau (http://tanelorn.net/index.php/topic,45809.msg876381.html#msg876381) hierzuboarde schon früher ausgeführt haben, hatte Tolkien noch nie Bedeutung fürs Rollenspiel.
Allein die Tatsachen, dass Tolkien oft ein Einstieg zum Rollenspiel ist (wie weiter oben genannt, "Das ist, als würdest du selber Aragorn oder Legolas spielen", als Erklärung für neue Spieler), und dass es ein Mittelerde Rollenspiel gibt, widerlegen deine Aussage.

D&D ist eigentlich ein Westernrollenspiel im weiten, ungezähmten Land direkt an "The Frontier", in dem die Tüchtigen und Schlauen unter den "guns for hire" sich vom Tellerwäscher zum Millionär hocharbeiten können, wo das mittelalterliche Fachwerkhäuser nur eine dünne Pappkulisse vor den Fassaden von Dodge City sind, wo das +1-Schwert nur ein billiger Lack auf dem 45er-Friedensstifter ist und wo Elfen, Zwerge und Orks nur Gummimasken aus dem Raumschiff-Enterprise-Fundus aufhaben.
Da liegt ihr IMHO eben falsch. Da du Dodge City ansprichst, redet ihr also vom klassischen "Western" also Zeug wie Billy the Kid, Indianer und Cowboys, Wagenzüge in neue Territorien etc. Sowas wäre "Westernrollenspiel".
Denn eigentlich könnte man die Zeit um 1770 und die Literatur darüber a la J.Fennimore Cooper auch als "Western bezeichnen, da es praktisch um das Gleiche ging (Gut, es gab da auch noch den British Französischen Krieg...).

Wenn Gary Gygax so etwas im Sinn gehabt hätte, dann wäre wohl auch ein Westernrollenspiel und kein Fantasyrollenspiel herausgekommen. Aber die Grundidee (oder eines der Grundmuster, zumindest in der Anfangszeit) der D&D Welt  war eindeutig Tolkien - eine Gruppe mutiger Helden wird von einem weisen Magier (o.ä.) beauftragt, den bösen Zauberer zu besiegen (sowas in der Art halt). Und bei Tolkiens HDR spielt ein Großteil des Buches in weitem, ungezähmten Land...

Aber diese Struktur hat nicht der "Westen" (also der Wilde Westen/USA) erfunden. Es mag dort auch funktionieren, aber diese Art der Abenteuer ist weitaus älter. Ob man jetzt die Märchen betrachtet, die Questen/Aventiuren der Artussage und des Mittellaters oder die Helden der griechischen Sagen, um nur einige zu nennen, diese Idee ist uralt.

Zitat
Leider verstehen die meisten Deutschen diese Frontier-Mentalität nicht,
Ich geb euch recht, dass "der Deutsche" die Frontiers Mentalität nicht versteht, aber das braucht er auch nicht, um D&D zu spielen. Ich bin aber auch der Meinung, dass die jetzige Generation in den USA diese Mentalität auch nicht mehr versteht.

Zitat
warum sie nicht Tolkiens europäisch-katholischen Epos geliefert bekommen
Ich geb hier nur zu bedenken, dass C.S. Lewis sein Werk gerade schrieb, weil ihm Tolkiens zu wenig religiös (also christlich) schien. Tolkiens Werk jetzt (einen nicht vorhandenen) katholischen Einfluss vorzuwerfen, ist sehr seltsam.

Zitat
der so durch und durch amerikanisch ist wie Apfelkuchen
Dir ist schon bewusst, dass Apfelkuchen von den europäischen Einwanderern, insbesondere den Briten mitgebracht wurde, und dort auch immer noch beliebt ist. Und ich erwähn hier nun mal am Rande die "Bedeutung" des Apfelstrudels im bayrischen oder östereichischen Raum...
Aber nun wirds mir dann zu OT.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Skyrock am 19.04.2009 | 18:10
Ich meine nicht dass HdR katholisch ist, sondern dass die Konfession Tolkiens sicher unterbewusst eingeflossen ist. Genauso wie bei D&D über die amerikanische Kultur die protestantische Arbeitsethik (Selfmade-Millionär etc.) eingeflossen ist, ohne dass einem das ständig unter die Nase gerieben wird.

Das mit dem Apfelkuchen und dem vierten Juli ist ein stehender Ausdruck. Einfach mal so ins englische übertragen dass es sich reimt, und alles wird klar >;D (Und wer behauptet, dass Apfelkuchen nicht uramerikanisch ist, den mäste ich rigoros mit guten durch und durch amerikanischen Freiheitsfritten.)
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Darkling ["beurlaubt"] am 19.04.2009 | 19:03
*seufz*

Mit Fokus auf die heutige deutsche Rollenspielszene heißt die im Hinblick auf den Threadtitel zu stellende Frage meiner Meinung nach:
Wer bitte ist denn Tolkien?  ;)
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Belchion am 19.04.2009 | 19:09
Wie ich (http://tanelorn.net/index.php/topic,45809.msg876315.html#msg876315) und Zornhau (http://tanelorn.net/index.php/topic,45809.msg876381.html#msg876381) hierzuboarde schon früher ausgeführt haben, hatte Tolkien noch nie Bedeutung fürs Rollenspiel.
Es mag ja sein, daß Gygax und Arneson D&D ursprünglich als Western-Rollenspiel konzipiert haben, aber gespielt wurde es schon lange nach Tolkien und der Tolkien nacheifernden Fantasy wie Shannara usw. in der Form der Weltrettungsgeschichte. Dementsprechend sind auch die Abenteuer wenigstens seit den späten 80ern aufgebaut: Geschichten anstelle des Kampfes gegen die Wildnis; D&D 3 schneidet Gefolgschaft und eigene Burg aus den Grundregeln raus und verbannt sie in eine obskure Erweiterung.

Erst durch die Retrowelle, wo man sich mal genauer ansieht, mit welchen Zielrichtungen man damals gespielt haben mag, wird klar, daß da mal viel Western drinsteckte und heute immer noch ein bißchen drinsteckt.

Aber zu behaupten, Tolkien habe keinen Einfluß aufs Rollenspiel gehabt, ist einfach lächerlich. Er hatte geringen oder keinen Einfluß auf die erste Generation, sehr wohl aber großen Einfluß auf die Folgegenerationen und -auflagen. (Ich sage nur: Hobbits)
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Oberkampf am 19.04.2009 | 19:46
Das Interessante an der ganzen Westernhypothese ist, dass sie es ermöglicht, die Geschichte des Rollenspiels mal unter einem völlig neuen Blickwinkel zu sehen, und in Teilen gfinde ich sie sehr überzeugend. Über Star Trek/Raumschiff Enterprise wird ja auch gesagt, dass es eigentlich als Weltraumwestern konzipiert wurde, weil damals sich eben Western gut im amerikanischen Fernsehen vermarkten ließen. Und das in der amerikanischen Populärkultur der Frontier-Mythos fest verankert ist, möchte ich nicht bestreiten. Ob das zwangsläufig mit der Protestantischen Arbeitsethik nach Max Weber zusammenhängt, müsste man eigens prüfen, vor allem, da Webers Theorie auch nicht mehr unumstritten ist.

Den Einfluss Tolkiens auf die Genese des Rollenspiels allgemein und speziell auf D&D einerseits und die frühe deutsche Rollenspiellandschaft (Midgard, DSA) andererseits so gering zu schätzen, halte ich für falsch. Die Völker in D&D entsprechen z.B. stark den tolkienschen Klischees. Allerdings war Tolkien nur ein Einfluss, es gab ja in den 60ern bereits die New Wave of Fantasy and Science Fiction, die sich von Tolkien abgewandt hatte. Man sieht hin und wieder Moorcocksche Ideen (ab wann kamen Hand und Auge von Vecna auf, und an wen erinnert das wohl ?), aber eben auch die bereits erwähnten älteren Vorbilder. Bis eben zurück in die Antike, denn Harpyen, Zentauren und Faune hüpfen ja auch immer durch die Gegend.

Bliebe noch die Frage, wie es mit der heutigen Rollenspielszene in Deutschland aussieht... und da würde ich vorschlagen, zwischen dem Fantasy-Mainstream, dem Rollenspiel-Mainstream und den Exoten zu unterscheiden.

Der Fantasymainstream (zB. DSA, D&D) orientiert sich stark an Tolkien, z.B. bei der Gestaltung der spielbaren Völker. Das gilt sowohl für die vorgefertigten Spielwelten (jaja, Abweichungen gibts, aber warum sind denn die FR das populärste D&D-setting?), als auch, meiner Meinung nach, für die meisten Spielgruppen (auch hier gibts Abweichungen, aber versucht mal bei Gelegenheitsspielern eine richtig dekadente Elfenkultur zu vermarkten...). (Letztere Aussage ist natürlich reine Spekulation und beruht auf völlig subjektiven Erfahrungen.)

Beim Rollenspielmainstream in Deutschland ist der Fantasyaspekt nur noch eine von mehreren Wurzeln, da sind Horror-, Science Fiction- und Cyberpunkelemente angekommen (Shadowrun, WoD).

Für die Exoten, also die Spieler, die regelmäßig weniger verbreitete Systeme spielen oder als Hintergrund ungewöhnlichere Settings (ohne Elben  >;D) nutzen, hat Tolkien kaum noch eine Bedeutung.

soweit,
Tümpelritter
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Xemides am 19.04.2009 | 22:15
Vor Tolkien waren elves mausgroß, geflügelt und verspielt, und orc war nur das gälische Wort für 'Schwein' :)

Das stimmt so nicht: http://de.wikipedia.org/wiki/Sidhe (http://de.wikipedia.org/wiki/Sidhe) und die irischen Sidhe http://de.wikipedia.org/wiki/Sidhe (http://de.wikipedia.org/wiki/Sidhe) sind Halbelfen und bis zu 6 Fuß groß.

Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Skele-Surtur am 19.04.2009 | 22:25
Ich spreche nur für mich, wenn ich sage, dass Tolkien zwar nicht der einzige aber ein gewaltiger Einfluss für mich war und ist und immer bleiben wird. Schon rein esthetisch.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Backalive am 19.04.2009 | 23:08
Zitat von: surtur
Ich spreche nur für mich, wenn ich sage, dass Tolkien zwar nicht der einzige aber ein gewaltiger Einfluss für mich war und ist und immer bleiben wird. Schon rein esthetisch.

Bei mir genauso. Hätte es mit den selben Worten formuliert!
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Falcon am 20.04.2009 | 00:14
Ich habe Herr der Ringe nicht mal gelesen und trotzdem konnte ich den Einfluss beim RPG bei mir von Anfang an in jeder Ecke sehen. Da kann ich nicht sagen er hätte keine Einfluss.

Mich würde interessieren ob dieser Westerneinfluss bei den ersten RPGs pure Kalkulation war oder mehr ein Unfall, der aus Unwissenheit über die Vorlagen (ich meine nicht Tolkien sondern eher Folklore) und stark amerikazentrierter Sicht/Bildung entstanden ist.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Skele-Surtur am 20.04.2009 | 00:36
Ich glaube die kommst schlicht daher, weil es den Schöpfern dieser Systeme so am meisten Spaß gemacht hat.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: scrandy am 20.04.2009 | 14:15
Ein wenig mehr zu den Blogs und dem "heute":

Wie groß der Einfluss von Tolkien wirklich war ist mir prinzipiell egal. Was mir jedoch nicht egal ist, ist die Tatsache das es eine, wie auch immer entstandene Fantasy-Weltübereinkunft gibt: Damit meine ich Dinge wie Zwerge, Elfen, Zauberer, Paladine und co, die wir alle direkt vor unserem geistigen Auge sehen, wenn wir davon hören. Diese ich nenne sie mal klassische Fantasy wurde stark von Tolkien geprägt, hat heute im Mainstream (Filme, Bücher usw) ihren Höhepunkt und begründet zugleich den Abstieg des Rollenspiels. Warum?

Der Hype "klassische Fantasy" wurde und wird von keinem Rollenspiel aufgenommen und für sich genutzt. DSA4 ist für Einsteiger zu schwer und unverständlich, statt D&D spielt man lieber WoW, weil es das selbe Spielgefühl ist nur einfacher und ohne die lästigen Mitspieler, und ein anderes großes einsteigerfreundliches Pen&Paper-Spiel, dass ähnlich offensiv auf sich aufmerksam macht wie damals DSA bei Schmidt-Spiele gibt es nicht. Deswegen wird aus Rollenspieler-Sicht der Hype komplett im Mainstream verkocht und schadet eher dem Hobby als es nützt, weil das Konzept für die potetiellen RPGler eindimensional bleibt nicht über HdR und Harry Potter hinauskommt.

Die Frage ist nur: Wollen wir Fantasy-Fans überhaupt den hundertfach kopierten Tolkien/Sword&Sorcery abklatsch haben und das den Massen als das tolle Hobby präsentieren? Ich sage nein! Nicht weil ich den Fans von D&D und co ihr Spiel nicht gönne, sondern weil ich für die Zukunft mir einfach mehr Innovationen erhoffe. Die heutigen Autoren sind von viel mehr geprägt als von Tolkien und co. und das düstere Mittelalter ist auch nicht die einzige Fundgrube für gute Fantasy.

Denn genauso wie damals Fantasy-Rollenspiele von der damaligen Wirklichkeit, von den Träumen und Phantasien der Menschen geprägt waren, so prägen heute andere Gedanken die Autoren und somit das Genre. Und genauso wie StarTrek früher genredefinieren für SciFi war so sind es heute Produktionen wie Battlestar Galactica und Firefly die die Träume der jetzigen Menschen einfangen aber leider eben noch nicht im Rollenspielbereich ankommen. Im Genre Fantasy und insbesondere dort im Rollenspiel müssen solche Meilensteine jedoch erst noch produziert werden und sich danach auch durchsetzen um das Hobby und auch das Fantasy-Genre in die nächsten Jahre zu befördern.

Und anstatt immer diese Geschichtsvorlesungen über Fantasy-Ursprünge zu betreiben würde ich mir lieber wünschen, dass mehr Leute in die Zukunft schauen und überlegen was denn aus Fantasy-Rollenspielen denn noch rauszuholen ist und wie sie denn sein müssten um in die aktuelle Zeit zu passen. Und anstatt sich zu fragen wo denn was her kommt, finde ich es interessanter sich zu fragen, was denn noch nicht im Fantasy-RPG behandelt wurde und was gerade die jüngere Generation heute interessieren könnte, sonst stirbt das Hobby mit unserer Generation und wir sind irgendwann die Hippies von Damals und man wird sagen:
"Der ist noch aus der Zeit, wo man noch rollenspiele gespielt hat..."
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Eulenspiegel am 20.04.2009 | 14:23
Also neben der Fantasy gibt es noch zig andere Genres, die sich fürs Rollenspiel eignen. (Eigentlich jedes Genre.)

Das heißt, selbst falls Fantasy-RPG ausstirbt (was ich bezweifle) gibt es immer noch zig andere Arten von RPG, die man spielen kann.
In letzter Zeit waren ja Engel und Savage Worlds sehr erfolgreich. Beide Spiele sind außerdem einerseits relativ klassisch (verglichen mit Indies) und andererseits haben sie ihren Fokus nicht auf EDO-Fantasy.

Was die Einfachheit angeht:
Leute, die mehr aus der Sparte Geschichtenerzählen kommen (kenne ich hauptsächlich aus der Manga&Anime Szene), die bevorzugen sicherlich einfache Regelsysteme.
Leute, die dagegen aus der TableTop oder TradingCards Szene kommen, die bevozugen häufig komplexe Systeme und "Einfachheit" ist für diese Leute häufig ein Minuspunkt.

Daher denke ich, einfache und komplizierte Systeme haben beide Zielgruppen. Allerdings haben sie unterschiedliche Zielgruppen.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: scrandy am 20.04.2009 | 15:00
Das heißt, selbst falls Fantasy-RPG ausstirbt (was ich bezweifle) gibt es immer noch zig andere Arten von RPG, die man spielen kann.
Also aussterben wird es wohl nicht... Aber das meinte ich auch nicht. Und ich glaube auch nicht das Fantasy sein Kreatives Ende erreicht hat. Ich glaube nur, dass der Mainstream und leider auch unsere RPG-Marktführer ausschließlich Resteverwertung betreiben anstatt wie die damaligen Pioniere des RPG, das Genre in ihrer Zeit zu interpretieren. Denn auch mit vergleichsweise alten Genres kann man kreativ sein und neue Elemente einführen und neue Spielmöglichkeiten schaffen. Man muss nicht nur das altbekannte reaktivieren oder zumindest nicht immer auf die gleiche Art.

Was die Einfachheit angeht:
Leute, die mehr aus der Sparte Geschichtenerzählen kommen (kenne ich hauptsächlich aus der Manga&Anime Szene), die bevorzugen sicherlich einfache Regelsysteme.
Leute, die dagegen aus der TableTop oder TradingCards Szene kommen, die bevozugen häufig komplexe Systeme und "Einfachheit" ist für diese Leute häufig ein Minuspunkt.
Ich denke du nimmst damit Bezug auf:
Zitat
DSA4 ist für Einsteiger zu schwer und unverständlich, statt D&D spielt man lieber WoW,
- richtig?
Natürlich geht es mir dabei nicht darum Regelarm und Komplex zu bewerten sondern lediglich um die Einsteigerfreundlichkeit. Und alle Spiele die so bekannt sind von selbst Leute anzulocken, sind momentan aus den obigen gründen nicht geeignet, denn nicht alle spieler werden aus verwandten Spielbereichen angelockt, sondern viele auch einfach über Freunde die spielen mitgezogen (zumindest kenne ich es eher so).
Wenn ich damals nicht mit DSA3 sondern mit DSA4 ins Hobby gekommen wäre, dann wäre ich jetzt nicht mehr dabei. Und was die Annäherung von D&D an die MMORPGs betrifft, denke ich ist das genau die Falsche Strategie. Denn das Weltsimulieren und das Kampf-Strategische kann ein Computerspiel viel besser als ein Pen&Paper-Spiel, das Schauspielerische und Kreative aber nicht.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 20.04.2009 | 16:04
D&D ist ein viel größerer Einfluss für alles was mit Rollenspiel und Fantasy zu tun hat als Tolkien. D&D ist sicher hier und da von Tolkien inspiriert, aber da ich HdR nie gelesen habe weiß ich nicht wie sich das genau äußert, aber das ist auch egal, da bereits alles was man sich heute unter Fantasy vorstellt im allgemeinen Bewusstsein eingebrannt ist.
Rollenspieler halten sich verständlicherweise in erster Linie an Rollenspiele und nicht an Romane, würde ich sagen. Hierzulande ist natürlich auch noch DSA sehr wichtig, insbesondere da wo es sich von D&D unterscheidet, aber natürlich auch da wo es gleich ist.

Ich halte Tolkien heute tatsächlich für unbedeutend (für Fantasy-Rollenspiel). Man muss HdR nicht kennen.

Ach ja, für den Mainstream ist natürlich WoW heute eine wesentliche Referenz. WoW hat natürlich wiederum alles typische von D&D (wie jedes Computer-RPG).
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Skele-Surtur am 20.04.2009 | 16:47
Das halte ich für etwas kurz gegriffen.
Es geht hier nicht zu letzt auch darum, wie man bestimmte Dinge beurteilt. Gerade in der LARP-Szene ist HdR sehr präsent und viele Rollenspieler, die mit DSA 4 und D&D 3.5 angefangen haben beginnen nach ein oder zwei Jahren Interesse für HdR zu entwickeln, was ein wenig wie die Suche nach den Wurzeln ist.
Das ist keine pauschale Feststellung sondern eine Beobachtung aus meinem Umfeld, hat somit also keine wirkliche Bedeutung für die Szene ausserhalb  meines Sichthorizonts. Alles was ausserhalb meines Sichthorizonts liegt kann ich aber schwer beurteilen, weswegen ich mich im Wissen um diese Beschränktheit auf das für mich erfassbare konzentriere und im von mir erfassbaren Bereich interessieren sich Rollenspieler für Tolkien und Tolkienliebhaber für Rollenspiel. Durch diesen Wechselprozess bleibt Tolkien auch immer aktuell. Er wird nicht von jedem gemocht, aber das ist ja auch nicht der Punkt.
Wenn ich die Darstellung von Orks beurteile, dann beurteile ich sie auch immer vor dem Hintergrund der Darstellung von Orks in HdR. Nicht ausschließlich, da gibts viele andere Einflüsse, aber eben auch diesen.
Tolkien ist für (Fantasy)rollenspiel genauso wichtig wie Freud für alle mit der Psyche arbeitenden Wissenschaften und Piaget für alles was mit Pädagogik zu tun hat: Vieles ist überkommen, aber vieles ist eben immer noch aktuell.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 20.04.2009 | 17:45
Der Vergleich zu Freud in der Psychologie ist vielleicht ganz treffend. Man muss den Namen mal gehört haben aber damit beschäftigen muss man sich nicht mehr, es gibt aber immer noch einige die es trotzdem tun. So auch mit Tolkien und Fantasy.

In meinem Umfeld ist es z.B. völlig anders gewesen. Keiner den ich kenne hatte vorm Rollenspiel was mit HdR zu tun oder später größeres Interesse daran entwickelt.

Bei Orks gibt es für mich die Warhammer bis D&D artigen Orks als Monster, oder die eher menschlichen Orks aus DSA. Auch bei Elfen und Zwergen kann man zwei ähnliche Richtungen erkennen. Auf der einen Seite die amerikanische Variante (fantastisch bis hin zum Pulp) und die europäische Variante (realistisch bis hin zur Langeweile).
Wo da HdR ins Spiel kommt weiß ich nicht wirklich und es bedeutet für mich auch nichts. Ich denke es gibt einige, vor allem natürlich jüngere, die noch ganz andere Bezugspunkte haben (WoW, Anime etc.).
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: WeepingElf am 20.04.2009 | 18:33
Das stimmt so nicht: http://de.wikipedia.org/wiki/Sidhe (http://de.wikipedia.org/wiki/Sidhe) und die irischen Sidhe http://de.wikipedia.org/wiki/Sidhe (http://de.wikipedia.org/wiki/Sidhe) sind Halbelfen und bis zu 6 Fuß groß.

Das stimmt natürlich.  In der Tat sind die menschengroßen Elben, wie sie heute noch in den irischen Sidhe gegenwärtig sind, viel älter als die kleinen geflügelten Elfen des viktorianischen Märchens.  Was ich meinte mit "vor Tolkien" war die Vorstellung, die der mythologisch nicht besonders gebildete "Mensch von der Straße" in der westlichen Welt mit dem Begriff "Elf(e)" verband, und das war halt eher ein Fliegewichtel.  Derjenige, der sich mit germanischer und keltischer Mythologie auskannte, wusste natürlich immer schon, dass die originalen Elben der Mythologie was ganz anderes sind als die Blumenelfen des viktorianischen Märchens.  Es ist aber der Verdienst Tolkiens, die "alten", echten Elben wieder populär zu machen, und von Tolkien haben auch die Rollenspieler diese "neue alte" Vorstellung übernommen.

Wie ich schon gesagt habe, stammt vieles von dem "Grundinventar" des "klassischen" Fantasy-Rollenspiels von Tolkien, wenn auch nicht alles; und zweifellos gingen Gygax, Arneson & Co. schon von ihrem amerikanischen Background her ganz anders an die Sache heran als der katholische Engländer Tolkien.  Auch hat ein Dungeoncrawl nicht viel mit der Queste der Ringgemeinschaft zu tun :)  Aber deswegen den Einfluss Tolkiens auf D&D zu leugnen, geht meines Erachtens viel zu weit.

Was das Rollenspiel von heute anbetrifft, so denke ich, dass Tolkien immer noch eine Inspirationsquelle ist, wenn auch nur eine unter vielen, und es kommt natürlich aufs Genre an.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Skele-Surtur am 20.04.2009 | 20:30
Ich denke die Bedeutung Tolkiens für Rollenspiel ausserhalb des Fantasybereiches ist so gut wie Null. Ich schätze, dass man diese Frage in erster Linie auf Fantasyrollenspiel beziehen sollte, denn wenn sie sich nicht auf Fantasy bezieht, so kann man sagen: Tolkien hatte nie eine Bedeutung und die kann daher auch nicht überkommen sein und wenn man es nicht auf Rollenspiel bezieht, dann ist der Thread im falschen Channel und gehört in die Literatur-Ecke oder sonst wo hin.
Bleibt nach dem Ausschlussverfahren also nur Fantasyrollenspiel als Bezugsgröße für die Fragestellung übrig.

Den größten Einfluss hat Tolkien natürlich auf die Tolkien-Fans, also jene, die über HdR überhaupt zu Fantasy und Fantasyrollenspiel gekommen sind und jene, welche über Rollenspiel auf Tolkien gekommen und Fans geworden sind.
Bei anderen ist der Einfluss vielleicht nur mittelbar, aber das negiert ihn nicht.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Foul Ole Ron am 20.04.2009 | 21:04
Der Vergleich zu Freud in der Psychologie ist vielleicht ganz treffend. Man muss den Namen mal gehört haben aber damit beschäftigen muss man sich nicht mehr, es gibt aber immer noch einige die es trotzdem tun. So auch mit Tolkien und Fantasy.

In meinem Umfeld ist es z.B. völlig anders gewesen. Keiner den ich kenne hatte vorm Rollenspiel was mit HdR zu tun oder später größeres Interesse daran entwickelt.

Bei Orks gibt es für mich die Warhammer bis D&D artigen Orks als Monster, oder die eher menschlichen Orks aus DSA. Auch bei Elfen und Zwergen kann man zwei ähnliche Richtungen erkennen. Auf der einen Seite die amerikanische Variante (fantastisch bis hin zum Pulp) und die europäische Variante (realistisch bis hin zur Langeweile).
Wo da HdR ins Spiel kommt weiß ich nicht wirklich und es bedeutet für mich auch nichts. Ich denke es gibt einige, vor allem natürlich jüngere, die noch ganz andere Bezugspunkte haben (WoW, Anime etc.).
Na, wenn man sich nicht mehr mit Freud beschäftigen muss, dann muss man auch den Namen nicht gehört haben. In meinen Augen greift der Vergleich nicht wirklich, bzw. nur oberflächlich. Freuds Ideen, Ansichten und Therapien sind überholt, und - soweit ich weiss - heutzutage in gewisser Weise einfach nur noch falsch! Gute Ansätze, guter "Initiator und Entwickler" - aber falsch. Deshalb ist er doch nur noch von rein "historischem Interesse".
In der Literatur ist das aber nix mit richtig und falsch! Tolkien ist zwar hundertfach kopiert, zitiert, überarbeitet und verändert worden. Dennoch ist er für mich auch heute noch die Grundlage eines großen Bereiches im Fantasy-RPG. Auch wenn gerade dieser Bereich (den ich jetzt einfach mal mit dem "EDO"-Begriff stemple) momentan einen schweren Stand hat bzw. als "unmodern" und einfach als abgedroschen gilt.
Aber keine Sorge, das kommt wieder... ;) .
Wenn Tolkien heute nicht mehr "nötig" ist, dann nur, weil er eben in so vielem drinsteckt, was heute eben doch noch aktuell und von Bedeutung ist.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Maarzan am 20.04.2009 | 21:13
Nach der Einführung in der Dorfkneipe (Bree) ein wenig durch den Dungeon (Moria) [rote Box], danach etwas Überland [Blaue Box] bevor man ins politische Abdriftet, Armeeschlachten erlebt und einige Könige werden [türkise Box]. Der Unsterblciehnteil [schwarze Box, goldene Box] sind wegen Ähnlichkeiten zum Simarillion nicht noch einmal aufgeführt worden.

Ergo ( ;D): Herr der Ringe ist eine Nacherzählung einer klassischen D&D Runde. Die ganzen Anhänge mit Sprache udn Kultur sind das Herzblut eines Spieleiters, welches dann im Spiel nie richtig zur Geltung kam und ausreichend gewürdigt wurde.
Und wer hat nicht schon das Problem mit wundersamen Rettungen nach dämlichen Aktionen bzw. Selbstüberschätzung , gruppeninternen Zwist und nervigen Gruppenteilungen oder Spielern, die sich nicht von ihren plotrelevanten magischen Spielzeugen trennen wollten, erlebt?
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Eulenspiegel am 20.04.2009 | 21:19
Klar sind seine heutigen Ansätze überholt. Aber die heutigen Ansätze sind erst durch Freuds Ansätze entstanden.

Gute Ansätze, guter "Initiator und Entwickler" - aber falsch. Deshalb ist er doch nur noch von rein "historischem Interesse".
Genau das gilt im Prinzip auch für tolien:
Auch er ist nur vom "historischem interesse".
Tolle Ansätze, aber "falsch". ("Falsch" in dem Sinne, dass es Mittelerde als Setting heutzutage nur eines von vielen Settings ist und man Fantasy auch versteht, ohne Tolkien gelesen zu haben.)

Zitat
In der Literatur ist das aber nix mit richtig und falsch! Tolkien ist zwar hundertfach kopiert, zitiert, überarbeitet und verändert worden. Dennoch ist er für mich auch heute noch die Grundlage eines großen Bereiches im Fantasy-RPG.
Wenn Tolien Grundlage für die Fantasy ist, dann ist Freud die Grundlage für die Psychotherapie:
Beide wurden kopiert und verändert. Heutige Sachen sind nicht mehr das, was Tolkien oder Freud damals aufgeschrieben hatten, aber dennoch sind die Wurzeln erkennbar.

Entweder du überschätzt die Wirkung von Tolkien oder du unterschätzt die Wirkung von Freud. Beide haben ihr Gebiet bis in die Gegenwart geprägt. Und beide sind nicht mehr aktuell.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Foul Ole Ron am 20.04.2009 | 21:31
@Eulenspiegel: Vielleicht hast Du meinen Post gelesen - verstanden hast Du ihn definitiv nicht!
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Skele-Surtur am 20.04.2009 | 21:39

Tolle Ansätze, aber "falsch". ("Falsch" in dem Sinne, dass es Mittelerde als Setting heutzutage nur eines von vielen Settings ist und man Fantasy auch versteht, ohne Tolkien gelesen zu haben.)
Wenn Tolien Grundlage für die Fantasy ist, dann ist Freud die Grundlage für die Psychotherapie:
Beide wurden kopiert und verändert. Heutige Sachen sind nicht mehr das, was Tolkien oder Freud damals aufgeschrieben hatten, aber dennoch sind die Wurzeln erkennbar.
Sorry, aber das ist meilenweit von dem entfernt, was ich als richtig erachte. Tolkien kann nicht "falsch" sein, weil hier Begriffe wie richtig und falsch nicht greifen.
Zweitens ist Mittelerde immer noch nicht "eines von vielen Settings". Es ist "das" Setting, an dem sich alle anderen Messen lassen müssen. Die wenigsten halten in irgendeinem Item diesem Vergleich stand, noch nicht einmal was Innovation angeht.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Eulenspiegel am 20.04.2009 | 21:48
@Eulenspiegel: Vielleicht hast Du meinen Post gelesen - verstanden hast Du ihn definitiv nicht!
dito

Vielleicht solltest du meinen Post erstmal verstehen, bevor du anderen Leuten Unverständnis vorwirfst.  ::)

Sorry, aber das ist meilenweit von dem entfernt, was ich als richtig erachte. Tolkien kann nicht "falsch" sein, weil hier Begriffe wie richtig und falsch nicht greifen.
Deswegen habe ich
1) falsch in Anführungszeichen gesetzt und
2) anschließend in der Klammer erklärt, was in diesem Falle "falsch" bedeutet.

Und dort habe ich stehen: "Falsch" in dem Sinne, dass es Mittelerde als Setting heutzutage nur eines von vielen Settings ist
Und das greift sehr wohl in der Literatur.

Zitat
Zweitens ist Mittelerde immer noch nicht "eines von vielen Settings". Es ist "das" Setting, an dem sich alle anderen Messen lassen müssen. Die wenigsten halten in irgendeinem Item diesem Vergleich stand, noch nicht einmal was Innovation angeht.
Nein, DAS Setting im Rollenspielbereich ist
1) Aventurien
2) Forgotten Realms

Mittelerde läuft unter "ferner liefen".

Und wenn du dich auf Nichtrollenspieler beziehst:
Dort hat die Geschichte "Herrd er Ringe" zwar einen sehr hohen Bekanntheitsgrad, aber das, was man landläufig unter Orks und Trolle versteht, ist an den Forgotten Realms angelehnt. (Hat jedenfalls wenig mit den mittelreichischen Orks und Trollen zu tun.)

Es gibt viele Filme, die in der Welt von Conan spielen. Viele Geschichten, die in anderen Fantasywelten spielen. Aber nur eine Geschichte, die in Mittelerde spielt. (Es gibt zwar noch der kleine Hobbit und das Silmarillon, aber die sind doch relativ unbekannt.)

Mittelerde ist bei weitem nicht mehr im Mittelpunk der Vorstellung. (Dort würde ich bei Nichtrollenspielern mittlerweile Harry Potter ansiedeln. Und bei Rollenspielern wiegesagt Aventurien und Forgotten Realms.)
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Ludovico am 20.04.2009 | 21:51
Interessant zu wissen, daß die Basis für DIE Settings keine Rolle spielt.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Skele-Surtur am 20.04.2009 | 21:59
Tja, die Sicht auf Tolkien ist wohl eine Frage der Fantasy-Sozialisation, die man durchgemacht hat. Für mich ist HdR auch nicht das Non-Plus-Ultra, aber eben ein Grundelement und daher wird es in meiner Sicht auf Fantasy niemals überkommen werden.

Aber darüber zu diskutieren ist eigentlich ein wenig wie über Pilze auf der Pizza zu reden... für den einen ist ein Pizza ohne Pilze keine richtige Pizza, der nächste will sie ums verrecken nicht mal in der Nähe seiner Pizza haben und dem dritten könnte es nicht gleichgültiger sein. Und dann ist da noch der, der sagt: "Ach so nennt man die lapprigen Dinger zwischen Käse und Salami also?"
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Eulenspiegel am 20.04.2009 | 22:01
@ Ludovico
Die Basis spielt aus historischem Interesse eine Rolle.
Das ist bei Tolkien so, der eine Basis legte, und das ist bei Freud so, der die andere Basis legte:
Beide legten in ihrem Bereich eine Basis.

Und beide sind extrem wichtig, wenn man sich für die jeweilige Historie interessiert. Beide sind auch extrem wichtig, wenn man sich dafür interessiert, wie es zu dem aktuellen Stand kam. Beide waren wegweisend für den aktuellen Stand.
Aber ebenso sind beide nicht mehr aktuell.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: WeepingElf am 20.04.2009 | 22:07
Ach ja, ein Vergleich zwischen Tolkien und Freud scheitert schon daran, dass hier Kunst mit Wissenschaft verglichen wird.  In der Wissenschaft kann eine Theorie überholt sein, weil sie entweder nur eine Näherung ist, die in extremen Fällen versagt (z. B. die Newtonsche Mechanik, die nur bei nicht allzu großen Geschwindigkeiten, Massen usw. hinreichend genaue Werte liefert) oder sich als schlicht und einfach falsch herausstellt (z. B. Lichtäther).  (Ich weiß zu wenig um Psychologie bescheid, um zu sagen, in welche Kategorie Freuds Theorien fallen.)  In der Kunst hingegen kann ein Werk nicht in diesem Sinne "ungültig" werden, es gibt nur eine Weiterentwicklung von Stilen.  Wenn man heute so schreibt wie Tolkien, dann wird man sich ziemlich bald den Vorwurf einhandeln, man würde in einem überholten Stil schreiben und lediglich einen Altmeister plagiieren. 

Aber das heißt nicht, dass etwa Der Herr der Ringe durch neuere Fantasy-Literatur "falsifiziert" wäre, so wie die Lichtäthertheorie durch das Michelson-Experiment falsifiziert worden ist.  Schließlich wurde Bach nicht durch Mozart und Mozart nicht durch Beethoven falsifiziert!  Das Werk Tolkiens bleibt "gültig" in dem Sinne, dass es ein Produkt seiner Zeit ist, der Fantasy-Literatur neue Wege wies und viele spätere Autoren - darunter auch die Erfinder von D&D - beeinflusste.  (Nebenbei bemerkt mochte es Tolkien nicht, als "Fantasy-Autor" bezeichnet zu werden, was ganz einfach daran lag, dass ihm das, was bis dahin unter "Fantasy" lief, sprich: Sword&Sorcery-Kram vom Schlage Conan der Barbar, ganz und gar nicht gefiel.)

Von den heutigen Rollenspielen sind die meisten nur indirekt von Tolkien beeinflusst in dem Sinne, dass sie Elemente anderer Rollenspiele aufgreifen, die in der einen oder anderen Weise mal von Tolkiens Welt inspiriert waren.  Jenseits des Genres Fantasy ist der Einfluss von Tolkien naturgemäß sehr schwach bis gar nicht vorhanden, auch wenn viel darüber nachgesonnen worden ist, inwieweit etwa der Plot von Star Wars in der Tradition Tolkiens steht.

Diejenigen Rollenspiele, die in einer EDO-Welt spielen, stehen natürlich direkt oder indirekt in der Tradition Tolkiens; diejenigen, die in einer Nicht-EDO-Welt spielen, stehen eben nicht in der Tolkien-Tradition (oder negieren sie bewusst), und haben von D&D eben nur das "Prinzip Rollenspiel" beibehalten (das man dem guten Herrn Tolkien nun wirklich nicht in die Schuhe schieben kann, auch wenn ich hier schon spekuliert habe, die Ringgemeinschaft könne die "Ur-SC-Gruppe" gewesen sein - aber im Team handelnde einander ergänzende Charaktere hat man ja auch in Star Trek und in vielen anderen Geschichten, ohne dass das was mit Tolkien zu tun haben müsste).  Und Nicht-EDO-Welten hat es schon in der Pionierzeit des Rollenspiels gegeben (z. B. Glorantha, Tekumel, Traveller, um nur drei Beispiele aus den 70ern zu nennen), und es gibt sie en masse in der heutigen Zeit, und werden allgemein höher eingeschätzt als EDO-Welten (ganz zu Recht: wenn man schon EDO-Fantasy spielen will, warum dann nicht gleich Mittelerde?).
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: 1of3 am 20.04.2009 | 22:12
Weil Mittelerde sich zum Rollenspiel schlecht eignet. Entweder ist der Ring schon Töpfen, dann ist Friede, Freude, Eierkuchen oder der Ring ist es nicht, dann ist da ein super-ultra-fieser Dunkler HerrscherTM, der auch nicht gestürzt werden kann, bis ein Hobbit den Ring ins Töpfchen wirft.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Foul Ole Ron am 20.04.2009 | 22:19
dito

Vielleicht solltest du meinen Post erstmal verstehen, bevor du anderen Leuten Unverständnis vorwirfst.  ::)
Deswegen habe ich
...
Musst nicht gleich weinen! Das war kein Vorwurf, sondern eine Feststellung!


@ 1of3: Kommt aber doch darauf an, wie "geil" man auf den Metaplot ist, oder?

Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Backalive am 20.04.2009 | 22:19
Weil Mittelerde sich zum Rollenspiel schlecht eignet. Entweder ist der Ring schon Töpfen, dann ist Friede, Freude, Eierkuchen oder der Ring ist es nicht, dann ist da ein super-ultra-fieser Dunkler HerrscherTM, der auch nicht gestürzt werden kann, bis ein Hobbit den Ring ins Töpfchen wirft.

Jaaa. Das ist z.B. für mich der größte Hinderungsgrund, Mittelerde als Setting in Betracht zu ziehen.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: WeepingElf am 20.04.2009 | 22:29
Weil Mittelerde sich zum Rollenspiel schlecht eignet. Entweder ist der Ring schon Töpfen, dann ist Friede, Freude, Eierkuchen oder der Ring ist es nicht, dann ist da ein super-ultra-fieser Dunkler HerrscherTM, der auch nicht gestürzt werden kann, bis ein Hobbit den Ring ins Töpfchen wirft.

Zugegeben, das ist ein heftiger Metaplot, aber das heißt ja nicht, dass in Mittelerde "das Leben nicht weiterging".  Man kann da schon einiges machen, wenn man um den Ringkrieg einen hinreichend großen Bogen macht.  Ist im Vierten Zeitalter wirklich "Friede, Freude, Eierkuchen"?  Gerade weil Sauron nicht mehr da ist, spielt sich das Geschehen doch in übersichtlicheren Größenordnungen ab, und Bösewichter, Kriminalfälle und politische Intrigen sollte es immer noch geben, auch ohne Sauron.  Ich war mal in einer Runde, in der wir eine Menge Spaß im 4. Zeitalter hatten (zugegebenermaßen war einiges davon reichlich weit weg vom Kanon).  Auch im 3. Zeitalter ein paar Jahrhunderte vor dem Ringkrieg kann man ganz nett spielen - und ich habe mal von einer Runde gehört, die in Beleriand spielte!

Aber ich spiele nicht mehr in Mittelerde.  Meine jetzige Welt führt die Elben und Zwerge noch weiter zurück auf Menschenvölker, die möglicherweise vor den Kelten auf den britischen Inseln lebten.  Schauplatz der Kampagne wird Britannien unter König Artus sein.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Eulenspiegel am 20.04.2009 | 22:42
Ach ja, ein Vergleich zwischen Tolkien und Freud scheitert schon daran, dass hier Kunst mit Wissenschaft verglichen wird.
Dann hast du noch nichts von Kategorientheorie gehört. Das erlaubt es auch, zwei Elemente unterschiedlicher Kategorien miteinander zu vergleichen.

Zitat
In der Wissenschaft kann eine Theorie überholt sein, weil sie entweder nur eine Näherung ist, die in extremen Fällen versagt (z. B. die Newtonsche Mechanik, die nur bei nicht allzu großen Geschwindigkeiten, Massen usw. hinreichend genaue Werte liefert) oder sich als schlicht und einfach falsch herausstellt (z. B. Lichtäther).  (Ich weiß zu wenig um Psychologie bescheid, um zu sagen, in welche Kategorie Freuds Theorien fallen.)  In der Kunst hingegen kann ein Werk nicht in diesem Sinne "ungültig" werden, es gibt nur eine Weiterentwicklung von Stilen.
Beides ist "überholt":
- Eine Theorie, die sich weiterentwickelt hat, ist eine Theorie, die man nicht mehr anwendet, weil es etwas "besseres" gibt.
- Ein Kunststil kann ebenfalls nicht mehr angewendet werden, weil es etwas besseres/aktuelleres gibt.

Klar kann ein Kunststil nicht falsch im wissenschaftlichen Sinn sein.
Aber die Ähnlichkeit zwischen einer Theorie, die nicht mehr angewendet wird, und einem Kunststil, der nicht mehr angewendet wird, ist hinreichend groß, als das man dies als parallelen Ankerpunkt setzen kann.

Zitat
Wenn man heute so schreibt wie Tolkien, dann wird man sich ziemlich bald den Vorwurf einhandeln, man würde in einem überholten Stil schreiben und lediglich einen Altmeister plagiieren.
Und wenn man heutzutage so schreibt wie Freud, dann würde man sich genau den gleichen Vorwurf einhandeln.

Noch eine Gemeinsamkeit.

Zitat
Aber das heißt nicht, dass etwa Der Herr der Ringe durch neuere Fantasy-Literatur "falsifiziert" wäre, so wie die Lichtäthertheorie durch das Michelson-Experiment falsifiziert worden ist.  Schließlich wurde Bach nicht durch Mozart und Mozart nicht durch Beethoven falsifiziert!
Sicherlich. Da widerspricht dir auch niemand. Es ging auch nie um Falsifikation, sondern nur um Gültigkeit.

Zitat
Das Werk Tolkiens bleibt "gültig" in dem Sinne, dass es ein Produkt seiner Zeit ist, der Fantasy-Literatur neue Wege wies und viele spätere Autoren - darunter auch die Erfinder von D&D - beeinflusste.
Ja, Tolkien blieb gültig in dem Sinne, dass er die Literatur beeinflusste und die heutige Fantasy ohne Tolkien nicht das wäre, was sie ist.
Aber Tolkien blieb nicht gültig im Sinne, dass er aktuell ist und er heutzutage verwendet wird.

Und Freud blieb gültig in dem Sinne, dass er die Psychotherapie beeinflusste und die heutige Psychotherapie ohne Freud nicht das wäre, was sie ist.
Aber Freud blieb nicht gültig im Sinne, dass er aktuell ist und er heutzutage verwendet wird.

Wieder zwei Gemeinsamkeiten:
1) Beide (Tolkien wie Freud) blieben gültig im Sinne, dass sie ihr Gebiet beeinflussten und ihr Gebiet ohne die beiden heutzutage nicht das wäre, was es ist.
2) Beide (Tolkien und Freud) wurden ungültig in dem Sinne, dass sie nicht mehr aktuell sind.

Das sind zwei Gemeinsamkeiten zwischen den beiden (auf die ich beide schon mehrere Posts weiter oben hingewiesen habe.)

Zitat
Von den heutigen Rollenspielen sind die meisten nur indirekt von Tolkien beeinflusst in dem Sinne, dass sie Elemente anderer Rollenspiele aufgreifen, die in der einen oder anderen Weise mal von Tolkiens Welt inspiriert waren.
Von den heutigen psychotherapeutischen Ansätzen sind die meisten nur indirekt von Freud beeinflusst in dem Sinne, dass sie Elemente andere Psychotherapien aufgreifen, die in der einen oder anderen Weise mal von Freud inspiriert waren.

Noch eine Gemeinsamkeit von den beiden.

Zitat
Diejenigen Rollenspiele, die in einer EDO-Welt spielen, stehen natürlich direkt oder indirekt in der Tradition Tolkiens; diejenigen, die in einer Nicht-EDO-Welt spielen, stehen eben nicht in der Tolkien-Tradition
Diejenigen psychologischen Theorien, die zur Analytischen Psychotherapie gehören, stehen natürlich direkt oder indirekt in der Tradition Freuds (Den Begründer der Analytischen Psychotherapie). Diejenigen, die eine klassische Psychotherapie benutzen, stehen eben nicht in Freuds-Tradition.

Man kann hier folgende Verbindungen ziehen:
TolkienFreud
EDO-FantasyAnalytische Psychotherapie
Nicht-Edo-Fantasyklassische Psychotherapie
LiteraturPsychologie

Diese drei Sachen weisen jeweils starke Parallelen auf. (EDO-Fantasy ist für Tolkien das, was analytische Psychotherapie für Freud ist. Und Nicht-Edo-Fantasy ist für Tolkien das, was klassische Psychotherapie für Freud ist. Und Literatur ist für Tolkien das, was Psychologie für Freud ist.)

@ Praesi
Ein weiterer Beweis, dass du meinen Post nicht verstanden hast.
1) Ich habe nicht geweint, sondern eine Feststellung gemacht.
2) Du hast eine Feststellung gemacht, das stimmt. Allerdings war deine Feststellung auch gleichzeitig ein Vorwurf.

Also merke Praesi:
Immer erst an die eigene Nase fassen, bevor man Feststellungen über andere Leute trifft. - Erstmal Sachen über sich selber feststellen.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: ChristophDolge am 20.04.2009 | 22:46
Zitat
Immer erst an die eigene Nase fassen, bevor man Feststellungen über andere Leute trifft. - Erstmal Sachen über sich selber feststellen.

Ok, das kann ich:

Ich könnte nicht so schmerzfrei ständig das gleiche Zeug in anderen Worten wiederholen und das auch noch zu einem so unwichtigen Thema. Da hast du mir echt was voraus ;)

Zitat
- Ein Kunststil kann ebenfalls nicht mehr angewendet werden, weil es etwas besseres/aktuelleres gibt.

Merke: Schreibe lieber nichts mehr zum Thema Kunst, offenbar hast du davon wirklich absolut gar keinen blassesten Schimmer.

Darüber hinaus ist Freud soweit ich weiß nicht "unaktuell" - es gibt immer noch eine ganze Reihe von Psychoanalytikern, wenn auch eher in den USA als bei uns.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Foul Ole Ron am 20.04.2009 | 22:59
...
Also merke Praesi:
Immer erst an die eigene Nase fassen, bevor man Feststellungen über andere Leute trifft. - Erstmal Sachen über sich selber feststellen.
Jo danke, ist gemerkt Eule! Spiegel haste offensichtlich keinen!
Ich kann echt nur dem Dolge zustimmen, und schenke Dir den Gummipunkt... .

MRSA war gestern...! Und das Schlimme ist: ich wußte es vorher  :'(

Damit erkläre ich meinen Verbalaustausch mit Dir für offiziell beendet!
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: ChristophDolge am 20.04.2009 | 23:03
Achso, bevor das in den falschen Hals kommt: Tolkien halte ich für ebenso aktuell wie z.B. Bach - ohne ihn wäre vieles (v.a. stilistisch) anders gelaufen, eventuell würde z.B. D&D lose auf Lovecraft basieren, aber einen großen Einfluss direkt auf das Rollenspiel würde ich ihm nicht zusprechen, eher auf die Heyne-Fantasy-Sparte.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Ludovico am 20.04.2009 | 23:08
@ Ludovico
Die Basis spielt aus historischem Interesse eine Rolle.
Das ist bei Tolkien so, der eine Basis legte, und das ist bei Freud so, der die andere Basis legte:
Beide legten in ihrem Bereich eine Basis.

Und beide sind extrem wichtig, wenn man sich für die jeweilige Historie interessiert. Beide sind auch extrem wichtig, wenn man sich dafür interessiert, wie es zu dem aktuellen Stand kam. Beide waren wegweisend für den aktuellen Stand.
Aber ebenso sind beide nicht mehr aktuell.

Danke für die Antwort, die es mir ermöglicht, Deinen Standpunkt in Teilen nachzuvollziehen.
Aus früheren Diskussionen mit Dir kann ich leider sagen, daß eine Fortführung der Debatte fruchtlos enden wird. Deshalb warte ich lieber, ob ein anderer Teilnehmer einen interessanten Punkt aufwirft (was ich bezweifel, da der Thread eine für mich fruchtlose Linie verfolgt. Mich persönlich würde interessieren, wie es sich auf das RPG auszuwirken hat, wenn Tolkien keine Bedeutung mehr hat - also zukunftsgerichtet).
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Ein am 20.04.2009 | 23:16
Danke für deinen sehr wertvollen Beiträge, Eulenspiegel, die sicherlich noch einmal ausführlich erklären, was 1of3 kurz und knapp kommentiert hat.

Und den Rest möchte ich bitten mit Blick auf diesen geschlossenen Thread noch einmal über die Bedeutung von Begriffen wie "Aktualität" oder "heute" oder sicherlich auch ein wenig über ihre Diskussionskultur nachzudenken.
Titel: Re: Ist die Bedeutung von Tolkien überkommen?
Beitrag von: Arkam am 20.04.2009 | 23:17
Hallo zusammen,

ich denke für die Fantasy Literatur kann man Tolkin kaum überschätzen. Denn die Idee eines kompletten Weltentwurfes ist da einfach zu einzigartig und zu prägend.

Was den Einfluß für das Rollenspiel angeht kommt man auf eine Rückwirkungsschleife. Die Rassen im ersten Fantasy Rollenspiel waren nun Mal tolkingeprägt, also gab es Menschen, Elfen, Zwerge und Halblinge.
Die ersten Rollenspiele hatten aber nicht den gleichen epischen Anspruch wie etwa der Herr der Ringe. Aber sie haben weitere Fantasy Literatur gelesen und in ihre Spiele einfließen lassen und diese Literatur war tolkingeprägt.

Zudem gibt es aus meiner Sicht ein paar deutliche Unterschiede die das Nachspielen der Geschichte um den Ringkrieg schwierig gestaltet. Rollenspielcharaktere werden meistens zielgerichtet als Teilnehmer eines Abenteuers entworfen. Wärend die Ringgefährten durch mangelnde Erfahrung oder einen Ehrenkodex in ihrem Handeln beschränkt waren sind Rollenspielcharaktere in ihrem Handeln bedeutend freier. Warum etwa hat man den Ring nicht einfach per Riesenadler transportiert und in den Krater geschmissen? Im Rollenspiel eine durchaus gangbare Lösung die die so epische Geschichte aber auf eine Reitprobe und einen Wurf auf den Skill Werfen reduziert.

Die Geschichte ist zu episch und würde in einem Rollenspiel den Hintergrund deutlich verändern oder aber darauf hinauslaufen das man nur die eine Kampagne spielen kann.
Denn entweder man plant ein Scheitern der Charaktere und damit einen neuen möglicherweise von den Regeln nicht optimalen Hintergrund ein, Sauron gewinnt und die Charaktere unterstützen ihn oder man muß die Handlungen der Charaktere reduzieren damit es wie gewünscht kommt.

Gruß Jochen