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Pen & Paper - Spielsysteme => Weitere Pen & Paper Systeme => Rolemaster => Thema gestartet von: Windjammer am 23.04.2010 | 23:30

Titel: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Windjammer am 23.04.2010 | 23:30
Ich gebe im Folgenden meinen aktuellen Beitrag vom 13Mann-Forum wieder. Unglaublich, dass keine der Rezensionen den Kunden auf die Übersetzungsqualität bzw. deren Fehlen aufmerksam macht.

——————————--

Thema: Rolemaster Grundregelwerke - Neuauflage in Planung?

    Hallo,

    Ich habe mich extra registriert, um diese Frage zu stellen. Ich war die letzten Tage kurz davor, die 150+ Euro in das 4-Bücher-Set für 13Mann Neuauflage von Rolemaster zu investieren, als ich auf der Verlagsseite die Leseproben-PDFs sah. Um es mit einem Satz zu sagen, das ist keine Übersetzung, das ist Google-Translator. Ich besitze die englischen Vorlagen (4. Edition) und konnte daher die "Übersetzung" mit dem Original abgleichen. Beispiele:

    Grundregelwerk, S. 122:

    "Waldläufer sind Teilmagiekundige, die Leitmagie mit Waffen verbinden."

    verbinden?
    "Ihre Basislisten arbeiten mit der Natur und der Manipulation des Wetters."

    Die Listen "arbeiten mit"... ? Listen können mit etwas arbeiten?

    "Kyraal lehnte sich auf seinen Langbogen. Die Büsche um ihn herum raschelten im Wind. Ohne weitere Geräusche
    zu verursachen hob er seinen Bogen, legte einen Pfeil ein"

    Man legt einen Pfeil "ein"?

    "... und zog die Sehne durch. Nur mit einer winzigen Bewegung flog der Pfeil los."

    Kein so krasser Fehler wie das vorige, aber stilistisch fraglich - "mit einer nur winzigen Bewegung" wäre ok gewesen, das hier... naja.

    "Widerstandskraft: Gibt Resistenz gegen natürliche Elemente und Boni auf bestimmte Aktionen."

    Ok, "verleiht" wäre besser als "gibt", aber immerhin... einen Anglizismus ("gives resistance") denn ich immer noch erkennen und somit ohne Konsultierung des Originals rekonstruieren kann. Bei den anderen Beispielen oben und den folgenden ist das nicht der Fall. Und das soll der Sinn einer Übersetzung sein?

    S. 123: "Trancavel hielt die Luft an. Seilkunstlaufen war schon immer ein furchtbarer Moment für sie."

    "Furchtbar"? "Furchteinflößend", "angsteinflößend" wohl, aber "furchtbar"? Und diese ganze Konstruktion mit "war immer ein... Moment für sie" ... Anglizismus.

    "Unter ihr waren die Leute auf der Straße sich ihrer Anwesenheit nicht bewußt."

    Hallo Satzbau? Wie wäre es mit "Die Leute unter ihr auf der Straße..." oder "Die Leute auf der Straße unter ihr..." statt die Präpositionen dermaßen auseinanderzureißen? Selbst Google Translator ist in der Lage, aus einem englischen einen deutschen Satzbau zu basteln - warum nicht Ihr?

    "Sie richtete ihren Blick starr geradeaus auf den Rücken des Mannes, den sie verfolgte. Er hatte gerade das nächste Dach erreicht, drehte sich um und zog einen Dolch. Er will das Seil durchschneiden, auf dem sie gerade geht!"

    Letzter Satz - dasselbe in Grün. Holprige Konstruktion. Ähnlich Charakterhandbuch S. 126 (Talent "Durchdringender Blick"),

    "Um den Bonus zu erhalten, müssen Ihre Augen sichtbar für denjenigen sein, mit dem Sie sprechen."

    Häh? Was ist den das für eine Grundschule-Asi-Deutsch-Konstruktion? Wie wäre es "sichtbar für Ihren Gesprächspartner"?

    Und bevor es jetzt heißt, das wäre ja nur stilistischer Kleinkram... nein, es geht auch um sprachliche Genauigkeit der Regelklarheit zuliebe. Beispiel - selbe Seite: "Sie haben die natürliche Fähigkeit zu fliegen. Sie müssen wählen, was Ihnen diese Fähigkeit verleiht (Flügel, die Kraft, Schwerkraft zu überwinden, Magie, usw.)." Die Konstruktion ist nicht nur holprig, sondern das "was ...verleiht" läßt offen, was der Satz überhaupt MEINT: meint er, der Spieler muss festlegen, welche Fähigkeiten ihm verliehen werden? Oder soll er festlegen, wodurch ihm eine allgemein gehaltene Flugfähigkeit verliehen wird? Usw. usf.

    Aber der echte Hammer - und damit höre ich auf - sind grammatikalische Fehler, wo mir unklar ist, ob der Verfasser bzw. Korrekturleser überhaupt der deutschen Sprache mächtig ist. Kampfhandbuch S. 51:

    "Chirurgie ist die beste Option bei einer zertrümmerten Gliedmaße."

Eine "Gliedmaße"? Und das soll Umgangssprache sein? Ne klar, Singular im Original, kein Plural im Deutschen.

    Ich schließe mit den Worten von der mir ansonsten sehr geschätzten RM- und HARP-Autorin Heike Kubasch von I.C.E.:

    ""Meine hohe Anerkennung fuer die Deutsche Übersetzung unseres 13 Mann Rolemaster. Wir hatten mit Spannung auf die Version gewartet und sind begeistert. Alle Details und Feinheiten sind so dargestellt, wie wir es ursprünglich entwickelten und kommen in dieser Übersetzung vorzüglich zur Geltung. Ich hoffe, dass diese Darstellung in Deutsch weiterhin interessierte Rolemaster Fans dazu verleitet 13Mann's Rolemaster zu publizieren."
    - Heike Kubasch, CEO, Iron Crown Enterprises

    Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer meine Eingangsfrage: gibt es die deutschen Rolemaster-Bücher auch mit Lektorat? Oder nur ohne? Erstere wären mir sogar die 150+ Euro wert, die ich dafür auf den Tisch legen soll. Aber das hier, und wir reden hier nur von den Leseproben, ist ja wohl jenseits dessen, was man einem zahlenden Kunden zumuten kann.


Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Heretic am 23.04.2010 | 23:40
Der letzte Satz von Heike Kubasch ist gibberish.
 
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Windjammer am 23.04.2010 | 23:48
Der letzte Satz von Heike Kubasch ist gibberish.
 


Was wetten wir, dass der Satz, so wie er dasteht, gar nicht von Kubasch stammt, sondern aus dem Englischen von unseren 13Mannen "übersetzt" wurde. Ein wahres Kleinod.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Heretic am 24.04.2010 | 00:22
Das ist mir schon klar.
Ich finds nur etwas traurig... Sind alle Rolemaster-Werke so?
Beim Traveller GRW gehts einigermaßen (Hab da erst kurz quergelesen, aber bisher hab ich da noch nicht so harte Sachen entdeckt), ins Söldner hab ich noch nicht reingeschaut.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Drantos am 24.04.2010 | 20:35
   "Kyraal lehnte sich auf seinen Langbogen. Die Büsche um ihn herum raschelten im Wind. Ohne weitere Geräusche
    zu verursachen hob er seinen Bogen, legte einen Pfeil ein"

    Man legt einen Pfeil "ein"?  

Natürlich legt man einen Pfeil ein. Was macht man denn deiner Meinung nach mit einem Pfeil?

Ich versteh ehrlich gesagt deine Aufregung nicht. Manche Sätze klingen etwas unbeholfen, aber der Sinn ist in jedem Fall (auch bei dem "Fliegen" Beispiel) klar und unterscheidet sich nicht vom englischen Original. Die wollen ja auch keinen Literatur-Nobelpreis gewinnen, sondern lediglich ein Spiel erklären.


cu Drantos
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Achamanian am 24.04.2010 | 20:55
Ich habe mir damals beim Erscheinen die Leseproben zu Gemüte geführt und musste feststellen, dass da leider nicht ins Deutsche übersetzt wurde, sondern in eine Fantasiesprache ...

Der Kommentar von Heike Kubasch ist zumindest unfreiwillig treffen: "verleitet", ein besseres Wort hätte sich wahrlich nicht finden lassen. Wozu auch immer genau sie verleitet werden sollen (zum "Publizieren"?), die Konnotation stimmt!
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Belchion am 24.04.2010 | 21:29
Etwas tiefer hier im Forum heißt es: 13Mann sucht Sprachlektorinnen und Lektoren (http://tanelorn.net/index.php/topic,53407.0.html).

Man legt einen Pfeil "ein"?
Ja, das tut man tatsächlich. So liest man das auch auf den Homepages von Bogenschützen und die werden wohl wissen, was sie mit ihren Pfeilen tun. (Und Hobbyisten sind normalerweise ja ziemlich eigensinnig, wenn man Fachwörter falsch verwendet)

Einige der anderen Beispiele sind aber wirklich grausam.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Heretic am 25.04.2010 | 19:22
Man legt aber aber eher einen Pfeil AUF.
Und zwar auf Sehne und Bogen.
Aber das ist ein minderkritischer Unterschied.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Zornhau am 25.04.2010 | 19:53
Natürlich legt man einen Pfeil ein. Was macht man denn deiner Meinung nach mit einem Pfeil?
Man legt den Pfeil AUF. - Das nennt man sogar bei den modernen High-Tech-Bögen noch so, obwohl diese im Gegensatz zu den bei Rolemaster relevanten klassischen Bögen tatsächlich auch Vorrichtungen haben, bei denen man einen Pfeil "einlegen" könnte. Ein klassischer Bogen hat NICHTS, wo man einen Pfeil "einlegen" kann.

Das ist zwar ziemliche sprachliche Kleinlichkeit, aber wenn eben die in der Übersetzung verwendete Sprache (einlegen) mit dem Beschriebenen (prä-industrielle Bogenwaffen) nicht übereinstimmt, dann stößt einem das beim Lesen einfach auf. - Und das müßte nicht so sein, weil es eine ganz einfach zu behebende und sogar auffällige Fehlformulierung ist.

Ich kann schon verstehen, daß an manchen Übersetzungen Kritik geübt wird, wenn die DEUTSCHE Sprache, welche darin verwendet wird, zu "modern" oder thematisch "verkehrt" ist, oder einfach "sich nicht liest". - Immerhin sollte sich eine Übersetzung so lesen, als wäre der Text ursprünglich schon auf Deutsch verfaßt worden. Das ist die KUNST bei einer Übersetzung.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Thot am 25.04.2010 | 20:21
Ist das Ursprungsposting nicht etwas anal-retentiv? Das ist eine Spielanleitung, keine Weltliteratur.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Zornhau am 25.04.2010 | 21:10
Das ist eine Spielanleitung, keine Weltliteratur.
GERADE bei einer Spielanleitung gilt besonderes Augenmerk auf KLARHEIT im Ausdruck und VERSTÄNDLICHKEIT der Formulierungen.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Heretic am 25.04.2010 | 21:12
Trotzdem ist das, was da als Übersetzungsbeispiel geboten wird, zum Teil kein gutes, verständliches Deutsch.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Windjammer am 25.04.2010 | 21:40
GERADE bei einer Spielanleitung gilt besonderes Augenmerk auf KLARHEIT im Ausdruck und VERSTÄNDLICHKEIT der Formulierungen.

Dem möchte ich noch hinzufügen: es geht nicht darum, dass die Prosa in Rollenspielbüchern literarisch anspruchsvoll sein soll im Sinne literarisch wertvoll gestalteter Sprachkunstwerke. Die Prosa soll nur literarischen Mindestansprüchen genügen.

Das Problem ist, wo liegen diese Mindestansprüche. Es gibt Leute, die haben mit den Textpassagen oben kein Problem; wieder andere wie ich reagieren allergisch darauf.

Und hier geht es weniger darum, für welchen Standard man sich entscheidet, sondern welchen man sich leisten will.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Thot am 25.04.2010 | 22:41
[...]
Und hier geht es weniger darum, für welchen Standard man sich entscheidet, sondern welchen man sich leisten will.

Der schreiende Mann legt wert auf Klarheit und Verständlichkeit, und die ist in der aktuellen RoleMaster-Ausgabe ja gegeben.

Aber "welchen Standard man sich leisten will", das verstehe ich nicht wirklich. Du kannst das englische Original (auch das ist übrigens nicht mit Shakespear zu vergleichen) haben oder diese deutsche Übersetzung, oder Du kannst es selber übersetzen. In jedem Fall musst Du damit leben, dass andere ihr Rollenspielregelwerk so schreiben, wie sie wollen, selbst, wenn Du Dich aufpustest und rote Dampfwolken ausstößt. Oder hetzerische Threads in Webforen startest.

Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: D. Athair am 25.04.2010 | 23:44
Das Problem ist, wo liegen diese Mindestansprüche. Es gibt Leute, die haben mit den Textpassagen oben kein Problem; wieder andere wie ich reagieren allergisch darauf.
Für das, was Rolemaster damals war - nämlich eine "Fanübersetzung" - finde ich die Qualität in Ordnung.
In einem neueren 13Mann-Buch würde ich sie allerdings nicht mehr akzeptieren.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Drantos am 25.04.2010 | 23:51
Dem möchte ich noch hinzufügen: es geht nicht darum, dass die Prosa in Rollenspielbüchern literarisch anspruchsvoll sein soll im Sinne literarisch wertvoll gestalteter Sprachkunstwerke. Die Prosa soll nur literarischen Mindestansprüchen genügen.

Das Problem ist, wo liegen diese Mindestansprüche. Es gibt Leute, die haben mit den Textpassagen oben kein Problem; wieder andere wie ich reagieren allergisch darauf.

Und hier geht es weniger darum, für welchen Standard man sich entscheidet, sondern welchen man sich leisten will.

Kann ja nur besser werden. Ich hab im Rolemaster Forum gelesen, dass du dich als Lektor angeboten hast. Das gefällt mir, nicht nur meckern, sondern auch etwas unternehmen  :d

Lass dich nur nicht vom Labyrinth-Lord abwerben  ;D


cu Drantos
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Belchion am 26.04.2010 | 07:14
Ist das Ursprungsposting nicht etwas anal-retentiv? Das ist eine Spielanleitung, keine Weltliteratur.
Nein, ist sie nicht. Für Experimentalliteratur von Weltrang wären viele der Beispiele oben nämlich vollkommen in Ordnung, aber in einer Gebrauchsanweisung will ich so etwas nicht haben. Eine Gebrauchsanleitung soll möglichst leicht verständlich sein, mit gängigen Worten und Satzgefügen, so wie ein PIXI-Buch oder ein Groschenroman. Literaten von Weltrang wie Goethe, Shakespeare oder James Joyce werden einem in der gymnasialen Oberstufe hingegen vorgesetzt, weil sie schwierig zu verstehen sind und auf viele Arten gedeutet werden können.

Mit anderen Worten: Die Kritik des OP ist gerade angebracht, weil Rolemaster eine Spielanleitung ist und keine Weltliteratur.

Klar, Leute mit hoher Lesekompetenz und langer Erfahrung können das trotz allem verstehen - Leuten mit geringer Lesekompetenz oder geringer Erfahrung fällt das hingegen schwer. Und selbst die Leute mit hoher Lesekompetenz und viel Erfahrung lesen Texte, in denen es von Fehlern wimmelt und die ungebräuchlich formuliert sind, wesentlich langsamer und müssen viel mehr Mühe aufwenden, um sie zu verstehen.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Kermit am 26.04.2010 | 07:28
Ich denke, ein Problem ist auch, dass es eben nicht nur um die Spielanleitungsteile geht, sondern auch um die eigefügten Atmosphäretexte. Und wenn die holpern, ist die Atmosphäre hin.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: isyahadin am 26.04.2010 | 08:01
Also ich hab das GRW seinerzeit gelesen und hatte vom Schreibstil her keine Verständnisprobleme.
Klar sind manche der da angeführten Beispiele vielleicht falsch, aber wie mein Bruder - seines Zeichens studierter Linguist - immer sagt: "Wenn man dich versteht, ist es richtig." Sehe ich auch so.

Apropos: In Österreich, also zumindest alle Leute die ich kenne, legen einen Pfeil auch EIN.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Thot am 26.04.2010 | 08:09
Nein, ist sie nicht. Für Experimentalliteratur von Weltrang wären viele der Beispiele oben nämlich vollkommen in Ordnung, aber in einer Gebrauchsanweisung will ich so etwas nicht haben. Eine Gebrauchsanleitung soll möglichst leicht verständlich sein, mit gängigen Worten und Satzgefügen, so wie ein PIXI-Buch oder ein Groschenroman.[...]

Kennst Du jemanden, der Rollenspiele spielt und einem der Beispiele im Ursprungsposting nicht den Sinn entnehmen kann?
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Windjammer am 26.04.2010 | 08:43
Und selbst die Leute mit hoher Lesekompetenz und viel Erfahrung lesen Texte, in denen es von Fehlern wimmelt und die ungebräuchlich formuliert sind, wesentlich langsamer und müssen viel mehr Mühe aufwenden, um sie zu verstehen.

Ganz genau. Nicht von ungefähr benutzen wir die metaphorischen Ausdrücke, wonach gewisse Textpassagen (ob jetzt nicht- oder übersetzte) "holprig" wären, oder man würde über diese oder jene Passage "stolpern". Im Idealfall liest sich ein Text nämlich so flüssig und angenehm, dass der handwerkliche Aspekt des Textes (wie den jemand gebaut hat) völlig in den Hintergrund tritt. Der Leser nimmt praktisch nur die Informationen auf, und lässt sich in den reinen Begleittexten (siehe Beispiele) auf die beschriebene Situation ein. Eine Frau, die über den Dächern der Straße ihrem Verfolger entkommen will? Super Szene! Nur: wenn ich als Leser über eine sprachliche "Holprigkeit" nach der anderen "stolpere", werde ich aus der Szene herausgerissen.

Bei den Regelpassagen verhält es sich ähnlich. Auch hier geht es nicht darum, hochtrabend literarische Stilblüten zu verbreiten, sondern darum, dass der Leser beim Lesen des Textes nicht gestört wird. Das bedeutet, dass der Text sich flüssig lesen muss und den Leser bei dessen "Aufnahmetätigkeit" nicht unnötig Steine in den Weg legt.

Wie ich oben schrieb, wo wann jemand solche Dinge stören, wird bei jedem woanders liegen. Das ist ja auch der Grund, warum Leute die Wahl ihrer Tageszeitung nicht allein davon abhängig machen, welche politische Haltung diese vertritt, sondern auch, mit welcher sprachlichen und orthographischen Sorgfalt die Zeitung arbeitet. Ich kenne genug Leute, in Österreich* und Deutschland, die in den letzten Jahren ihre Zeitung ab-abonniert haben, weil das Lektorat immer schlechter wurde. Sie wollten sich einfach nicht mehr beim Frühstück ärgern, und schalten seither lieber das Radio ein.

*Soviel übrigens zu "bei uns in Österreich sagt man: 'ich lege den Pfeil ein'". Leider Gottes bin ich selber Österreicher. :D
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Belchion am 26.04.2010 | 09:36
Kennst Du jemanden, der Rollenspiele spielt und einem der Beispiele im Ursprungsposting nicht den Sinn entnehmen kann?
Ja. (Sogar mehr als einen)
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Thot am 27.04.2010 | 12:16
Und was hätten sie daran nicht verstanden? Wie hätten sie die Beispiele missverstanden. Los, erzähl doch mal, ist bestimmt lustig. :)
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Heretic am 27.04.2010 | 16:27
Und das Traveller GRW ist tatsächlich an manchen Stellen ECHT übel schlecht übersetzt.
Ich sag nur !Vollautomatikwaffen" und "KR".
*facepalm*
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Windjammer am 27.04.2010 | 21:46
Und was hätten sie daran nicht verstanden? Wie hätten sie die Beispiele missverstanden. Los, erzähl doch mal, ist bestimmt lustig. :)

Ich sehe die Problematik woanders. Es geht weniger darum, dass Leute, die bereits die 40 Euro (und bedeutend mehr) für ihre 13Mann-Bücher auf den Tresen gelegt haben, sich groß anstellen werden, wenn ihnen eine unklare Textstelle unterkommt. Mit gutem Willen, Großzügigkeit, und ein wenig Hin- und Herratem kann sich alles richten. Sowie bei einer Ikea-Bastelanleitung oder ähnlich tollen Bedienungsanleitungen so einiger zeitgenössischer Elektronikartikel. Sprich, wenn man schon investiert hat, versucht man, das Ding hinzubekommen.

Ganz anders sieht es aus, wenn es um die Kaufentscheidung selber geht. Vergiß nicht den Kontext des Ausgangspostings, der sich 100% mit einem weiteren Posting in diesem Thread deckt:

Ich habe mir damals beim Erscheinen die Leseproben zu Gemüte geführt und musste feststellen, dass da leider nicht ins Deutsche übersetzt wurde, sondern in eine Fantasiesprache ...

Die Leseproben sind in der Tat eine wertvolle Hilfe bei der Kaufentscheidung gewesen - und zwar eine abschreckende. Das soll sich ändern, wird sich ändern. Unter der tatkräftigen Mithilfe von Leuten, die diese Probleme überhaupt sehen. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass Du es nicht schaffst, zu verstehen, dass wir hier von unterschiedlichen Standards reden; dass das Ziel des Verlages sein muss, möglichst viele Leute und damit möglichst hohe Standards zu bedienen, damit ihnen nicht nur Käufer wie Du überbleiben, die mit den momentanen Texten von 13Mann kein Problem haben.

Nichts gegen Dich, aber ist absolut bezeichnend, dass Du augenscheinlich völlig unfähig bist, einen anderen Standard als Deinen eigenen überhaupt nachvollziehen zu können.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Thot am 27.04.2010 | 22:04
[...]
Ganz anders sieht es aus, wenn es um die Kaufentscheidung selber geht. Vergiß nicht den Kontext des Ausgangspostings, der sich 100% mit einem weiteren Posting in diesem Thread deckt:
[...]

Nein, auch dann sieht es ganz und gar nicht anders aus. Wer bei einer Rollenspielübersetzung die sprachliche Qualität professioneller Romanübersetzungen erwartet, wird immer enttäuscht bleiben. Das hier ist keine Millionenbranche, in der man professionelle Übersetzer kaufen kann und bei Textwehwehchen wie denen im Eingangsposting mal eben eine neue Auflage spendiert, wenn die erste nicht verkauft ist.

So ein Anspruch ist einfach lächerlich selbstüberschätzend. Wie übrigens auch die Behauptung, es unbedingt immer besser machen zu können. Ein ganzer Text von mehreren Hundert Seiten ist wesentlich länger und schwieriger zu übersetzen oder auch nur zu lektorieren als ein paar herausgegriffene Zitate.

Zitat
Nichts gegen Dich, aber ist absolut bezeichnend, dass Du augenscheinlich völlig unfähig bist, einen anderen Standard als Deinen eigenen überhaupt nachvollziehen zu können.

Ui.  ~;D
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Kynos am 27.04.2010 | 22:23
Wenn ich eine solche Übersetzung in einem Fanwerk für Lau oder einem preiswerten Regelsatz ertragen muß, okay. Aber meinen Mindestansprüchen an ein Regelwerk, das zu einem nicht eben niedrigen Preis verkauft wird, genügt das bei weitem nicht.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Kermit am 28.04.2010 | 08:28
Kann ich verstehen. Für mich eine Bestätigung, dass es immer noch Sinn macht, das englische Original zu kaufen und meine eigenen Übersetzungsfehler zu machen.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Der Nârr am 28.04.2010 | 08:52
Wer bei einer Rollenspielübersetzung die sprachliche Qualität professioneller Romanübersetzungen erwartet, wird immer enttäuscht bleiben.
Darum geht es nicht. Die Frage ist, wie die sprachliche Qualität im Vergleich zu anderen deutschen Übersetzungen abschneidet, z.B. Shadowrun, Call of Cthulhu, Earthdawn, WoD, WHFRPG um mal einige der bekannteren zu nennen. Kann die Übersetzung mit denen mithalten? Nein? Dann hat es nichts aber auch gar nichts mit den üblichen Gegebenheiten in der Branche zu tun, sondern einzig und allein mit 13Mann.
Wenn die Zweitauflage ansteht, sollte nachgebessert werden. Nicht, um mit irgendwelchen Romanübersetzungen mithalten zu können, sondern um mit der Konkurrenz mithalten zu können und sich den Branchenstandards anzupassen. Darüber hinaus kann natürlich gerne mehr geleistet werden.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Achamanian am 28.04.2010 | 09:09
Nein, auch dann sieht es ganz und gar nicht anders aus. Wer bei einer Rollenspielübersetzung die sprachliche Qualität professioneller Romanübersetzungen erwartet, wird immer enttäuscht bleiben. Das hier ist keine Millionenbranche, in der man professionelle Übersetzer kaufen kann und bei Textwehwehchen wie denen im Eingangsposting mal eben eine neue Auflage spendiert, wenn die erste nicht verkauft ist.

Du hast offenbar ein ziemlich falsches Bild davon, wie es in der Verlagsbranche läuft:

Erstens "kauft" man sich professionelle Übersetzer nicht, man beauftragt sie und zahlt ihnen ein Honorar. Üblicherweise sind die Fristen dabei sehr kurz, d.h. gerade professionelle Romanübersetzungen leiden oft unter dem extremen Zeitdruck, dem der Übersetzer ausgesetzt ist. In der Rollenspielbranche, wo Verspätungen an der Tagesordnung sind, Produkte meistens sowieso längere Vorlaufzeiten haben und es nicht so wichtig ist, gewisse Termine (Buchmessen) einzuhalten, kurz: Wo eine längere Vorlaufzeit nicht solche Verlustrisiken birgt, könnte man zumindest an der Stelle MEHR Qualität rausholen.

Zweitens: Praktisch KEIN Verlag "spendiert" vor dem Abverkauf der Erstauflage eine Zweitauflage, um "Textwehwehchen" zu korrigieren. So etwas passiert nur, wenn der Verlag entweder jurisitsch dazu gezwungen ist oder wenn es sich um einen extrem peinlichen Fehler bei einem ganz großen Literaturstar handelt.

Abgesehen davon hängt die Qualität von Übersetzungen nicht zwangsläufig vom Finanzvolumen einer Unternehmung ab. Ich habe mehrere Jahre lang ein Phantastik-Magazin mit herausgegeben, bei dem die Übersetzungen ehrenamtlich von professionellen Übersetzern besorgt wurden, und die Qualität in sachen Übersetzung und Lektorat hat dabei den "Profidurchschnitt" im Fantasy- und SF-Bereich um Längen geschlagen. Das weiß ich mit einiger Sicherheit, weil ich eben sowohl im Klein- als auch im Großverlagsbereich als Übersetzer arbeite.

Nun gibt es unter den professionellen Übersetzern auch viele Rollenspieler (mich eingeschlossen kenne ich persönlich mindestens 3), die bei einem Projekt, das ihnen gefällt, sicher auch mal fürs halbe Honorar arbeiten würden. Im Prinzip sollte das ganz ähnlich funktionieren wie bei anderen Kleinverlagen auch, die in vielen Fällen eben hervorragende Übersetzungen abliefern. Bei den Rolemaster-Sachen kriegt man aber den Eindruck, dass da jemand drangesetzt wurde, der nicht nur noch nie zuvor etwas übersetzt hat, sondern der vor allem kein bisschen Gefühl für die Deutsche Sprache hat. Das ist zugegebenermaßen ein Problem, das sich durch den ganzen 13Mann-verlag zu ziehen scheint. Schaut man sich mal die Website an, findet man z.B. folgendes:

Zitat
"Der blutende Gott" wird diesmal die Gruppe in vielen Abenden mit einer grausamen Gefahr konfrontieren. Unter Zwang werden sie sich auf machen um alte und neue Geheimnisse zu ergründen.

"in vielen Abenden" ist semantisch Unsinn (gemeint ist wohl so etwas wie "im Verlauf vieler Abende"), "diesmal die Gruppe" ist holperig (ein bisschen besser wäre schon "die Gruppe diesmal"), "auf machen" wird auch nach neuer Rechtschreibung zusammen geschrieben, da eine übertragene Wortbedeutung vorliegt - die Gruppe macht ja nicht den Kühlschrank auf, sie macht sich auf den Weg.

Oder das:
Zitat
Das noch dieses Jahr im Sommer geplante Roboter - Buch für Traveller wirft seinen Schatten voraus. In diesem Fall ist es das Cover, dass bereits vorab hier gezeigt wird.

Das Buch ist sicher nicht "im" Sommer geplant, sondern "für den" Sommer. Dann kennt man offenbar den Unterschied zwischen Bindestrich und Gedankenstrich nicht (Roboter - Buch). "bereits vorab" ist eine unschöne semantische Dopplung, und der Satzbau am Ende ist auch wieder völlig verwurstet (warum nicht einfach: "das hier vorab gezeigt wird/zu sehen ist", oder etwas weniger förmlich: "das hier schon mal zu sehen ist").

Für sich genommen wäre nichts davon tragisch - aber wenn man in jedem einzelnen Satz 1-3 solcher Stolpersteine findet, dann wird ein Text irgendwann unlesbar.

Das Problem könnte 13Mann sicher am besten durch einen guten Lektor lösen (wobei ich als Lektor wahrscheinlich ziemlich schnell verlangen würde, dass ein neuer Übersetzer gesucht wird ...).

Bei einem Fanprodukt würde mich das alles nicht aufregen, da hätte das sogar einen gewissen Charme. bei 13Mann ist es aber schon sehr peinlich, weil die auf ihrer Webseite und im Werbematerial ja doch mit einem sehr großen, pseudoprofessionellen Gestus auftreten. Wenn man die ganze Zeit das eigene Loblied singt, dann sollte die Realität doch bitte nicht allzuweit dahinter zurückbleiben. Ich zitiere mal aus der Selbstcharakterisierung des Verlags:
Zitat
Unsere Mission sind hochwertige Produkte zum guten Preis.
"Das ist teuer, das ist gut." - Das ist doch Quatsch. Was gut ist, darf seinen Preis haben. Aber der Preis ist kein Garant für Qualität. Oder mit anderen Worten: Der Preis bestimmt nicht, wie das Produkt ist. Wir drehen es um. Das Produkt bestimmt den Preis.
[...]
Sie können auch mittels eines unserer Produkte sehen, wie es um uns steht. Und das wissen wir. Deshalb ist jedes unserer Verlagsprodukte ein Aushängeschild von 13Mann. Jedes Produkt erstellen wir mit Herzblut und so, als ob es unser erstes oder letztes wäre. Mittelmaß gibt es nicht. Und Schlechtes muss schon auf dem Weg aussortiert sein. Wir versuchen ständig, immer bessere Produkte herzustellen.

Also, wenn Preis und Qualität bei 13Mann nichts miteinander zu tun haben sollen, dann kann man sich schlecht damit rausreden, kein Geld für Professionelle Übersetzer zu haben, oder? Und "Mittelmaß gibt es nicht" ist nun wirklich mehr als nur ein bisschen vollmundig ...

Außerdem:

Zitat
Und der Maßstab? Wer sagt, ob ein Produkt gut ist oder nicht? Sie. Sie sind unser Maßstab, wir wollen Ihre Zufriedenheit. Wenn Sie mit einem unserer Produkte in den Urlaub fahren und unser Buch am Strand lesen, dann wollen wir Sie entführen, fesseln und Ihnen etwas bieten. Spielen Sie unser Spiel, dann muss es Ihnen Spaß machen, Spannung bieten und die Geselligkeit fördern. Wenn Sie lachen, sich freuen, mit uns fiebern - wenn Sie sagen: Mensch, das war gut. Dann haben wir unser Ziel erreicht.

Wenn das Teil der Verlagsmission ist, dann bin ich ja als potentieller Kunde geradewegs dazu angehalten, zu sagen, wenn bereits das Sprachniveau der Leseproben mich so sehr abschreckt, dass ich das Produkt erst gar nicht in die Hand nehme. "Fesseln" kann ein Text jedenfalls nur, wenn er einem keine sprachlichen Stolpersteine in den Weg legt.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Windjammer am 28.04.2010 | 18:08
Bei den Rolemaster-Sachen kriegt man aber den Eindruck, dass da jemand drangesetzt wurde, der nicht nur noch nie zuvor etwas übersetzt hat, sondern der vor allem kein bisschen Gefühl für die Deutsche Sprache hat. [...] Das Problem könnte 13Mann sicher am besten durch einen guten Lektor lösen (wobei ich als Lektor wahrscheinlich ziemlich schnell verlangen würde, dass ein neuer Übersetzer gesucht wird ...).

Du hast es auf den Punkt gebracht. Es kann nicht die Aufgabe des Lektors (nach nichts anderem sucht der Verlag momentan) sein, die sprachliche Qualität der Übersetzung dermaßen gravierend nach oben zu korrigieren, wie es hier geschehen müßte.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Pyromancer am 28.04.2010 | 18:16
Du hast es auf den Punkt gebracht. Es kann nicht die Aufgabe des Lektors (nach nichts anderem sucht der Verlag momentan) sein, die sprachliche Qualität der Übersetzung dermaßen gravierend nach oben zu korrigieren, wie es hier geschehen müßte.

Ich weiß aus für gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen, dass der 13Mann-Verlag in jüngster Zeit neue Übersetzer verpflichtet hat. Was genau die übersetzen sollen weiß ich allerdings nicht.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Windjammer am 28.04.2010 | 19:17
Ich weiß aus für gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen, dass der 13Mann-Verlag in jüngster Zeit neue Übersetzer verpflichtet hat. Was genau die übersetzen sollen weiß ich allerdings nicht.

Interessant. Anläßlich der RPC Con 2010 hat Sebastian Witzmann (von 13Mann) bei Dorp-TV ein zweiteiliges Interview zu u.a. Rolemaster  (http://dorptv.wordpress.com/2010/04/25/rpc-2010-13-mann/) gegeben (datiert auf den 25. April, also brandaktuell).

Aus dem Interview ergibt sich, dass sie (was RM betrifft) momentan am Kreaturen- und Spielleiterband arbeiten, mit einer hohen Zahl (ich glaube, 12 wenn nicht mehr!) an Übersetzern. Von diesen Leuten ist mir nur Moritz Mehlem namentlich bekannt. Ich halte Moritz für ein absolutes Multitalent - er hat ja u.a. die Ausgabe von Labyrinth Lord mitübersetzt und ein Abenteuer, das ich sehr schätze, auf Englisch veröffentlicht - aber er ist mit Sicherheit kein professioneller Übersetzer. Daraus folgere ich, dass sich die Verlagspolitik hier nicht geändert hat - oder erst vor so kurzem, dass es auf die momentanen Projekte (Kreaturen- und Spielleiterband) noch nicht zutrifft, sondern auf weitere RM-Projekte, die der Verlag lt. dem vorhin erwähnten Interview "in der Pipeline" hat - ich vermute stark, eigene Abenteuer und/oder weitere Produkte für die hausinterne Kampagnenwelt Arborea. [Edit: Siehe auch hier (http://13mann.de/index.php?page=production&cat=3), man achte auf die grünen Balken zum "Produktionsstatus".]

Meiner Meinung nach hätte es genau andersrum erfolgen sollen. Für die zentralsten Bücher im Rolemaster-System, die für dessen Erfolg im deutschsprachigen Raum am wichtigsten sind, also:

    1. Grundregelwerk, 2. Arms Law, 3. Spell Law, 4. Character Law, 5. Gamemastering Law, 6. Monsters & Creatures

hätte man sich eine grundsolide Übersetzer-Riege leisten sollen, und bei den kleineren Fischen (steinigt mich nicht, aber Shadow World und jetzt Arborea gehört da mMn dazu) hätte man auch ein wenig auf Sparflamme schalten können. Das gleiche Fiasko hat sich Ulisses mit Pathfinder geleistet, wo gerade das Grundregelwerk zum mit Abstand miserabelsten Produkt wurde, und man sich erst mit den Folgeabenteuern wie 30-seitigen Abenteuern dann Mühe gegeben und Zeit gelassen hat. Das ist doch völliger Unsinn - am Grundregelwerk zu sparen, das die Basis für alle Folgeprodukte darstellt.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Thot am 28.04.2010 | 19:24
Du hast offenbar ein ziemlich falsches Bild davon, wie es in der Verlagsbranche läuft:

Stimmt.

Zitat
Erstens "kauft" man sich professionelle Übersetzer nicht, man beauftragt sie und zahlt ihnen ein Honorar. Üblicherweise sind die Fristen dabei sehr kurz, d.h. gerade professionelle Romanübersetzungen leiden oft unter dem extremen Zeitdruck, dem der Übersetzer ausgesetzt ist. [...]

Mit anderen Worten: Das ist nichts für Laien - anders als in der Rollenspielbranche.

Zitat
Zweitens: Praktisch KEIN Verlag "spendiert" vor dem Abverkauf der Erstauflage eine Zweitauflage, um "Textwehwehchen" zu korrigieren.

Um so illusorischer, sich das ausgerechnet von einem Rollenspielverlag zu wünschen...

Zitat
[...]
Bei den Rolemaster-Sachen kriegt man aber den Eindruck, dass da jemand drangesetzt wurde, der nicht nur noch nie zuvor etwas übersetzt hat, sondern der vor allem kein bisschen Gefühl für die Deutsche Sprache hat.

Und wenn das so wäre, wäre das.. was? Ein Verbrechen? Ein Grund, das Buch nicht zu kaufen? Verständnishemmend?

Zitat
Für sich genommen wäre nichts davon tragisch - aber wenn man in jedem einzelnen Satz 1-3 solcher Stolpersteine findet, dann wird ein Text irgendwann unlesbar.

Das Problem kann ich nun nicht nachvollziehen, ich hatte keinerlei Verständnisprobleme bei der RoleMaster-Übersetzung.

Zitat
Bei einem Fanprodukt würde mich das alles nicht aufregen, da hätte das sogar einen gewissen Charme. bei 13Mann ist es aber schon sehr peinlich, weil die auf ihrer Webseite und im Werbematerial ja doch mit einem sehr großen, pseudoprofessionellen Gestus auftreten.

Klappern gehört zum Handwerk.

Verbesserungspotential kann man ja anmerken. Aber dieser meckernde Ton in Verbindung mit extremen Ansprüchen, das ist doch zum Fremdschämen.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Heretic am 28.04.2010 | 21:09
@Thot:
Weisst du...
An sich hast du recht.
Aber wenn ich als doofer Heretic durchs Traveller GRW blättere und teils die false friends rausraten kann, dann, Fanübersetzung hin oder her, empfinde ich das als nicht gut.
Weder für mich und mein Textverständnis noch für Traveller oder gar für 13Mann.

Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 28.04.2010 | 21:29
Nun gibt es unter den professionellen Übersetzern auch viele Rollenspieler (mich eingeschlossen kenne ich persönlich mindestens 3), die bei einem Projekt, das ihnen gefällt, sicher auch mal fürs halbe Honorar arbeiten würden.

Namensnennung nicht nötig, aber: Du kennst einen Rollenspielverlag der im Jahren 2010 halb soviel für eine deutsche Übersetzung zahlt wie es im belletristischen Bereich üblich ist? Hörensagen oder eigenes Erleben?
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Darius am 28.04.2010 | 23:35
Also ich war und bin wirklich zufrieden mit den Büchern und den Texten der neuen Bücher.

Kann aber daran liegen, dass ich nicht der absolute Sprachfetischist bin, der Grammatik und guten Ausdruck allzu wichtig nimmt. ;)

Ich habe mich einfach über die schöne und gute Aufmachung der Bücher gefreut und finde sie ziemlich gelungen. Die neuen Texte in den kritischen Tabellen finde ich einfach klasse. Ist sozusagen eine ab 18 Version. In den alten deutschen Büchern, die es mal gab, waren die wirklich nicht schön zu lesen und ziemlich lahm.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Achamanian am 29.04.2010 | 00:19
Namensnennung nicht nötig, aber: Du kennst einen Rollenspielverlag der im Jahren 2010 halb soviel für eine deutsche Übersetzung zahlt wie es im belletristischen Bereich üblich ist? Hörensagen oder eigenes Erleben?

Okay, eher 1/4. Hätte ich vor einer Weile auch mal durchaus fast gemacht (allerdings für einen anderen Verlag), aber leider hatte ich da gerade keine Zeit ...
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Achamanian am 29.04.2010 | 00:21
Klappern gehört zum Handwerk.

Finde ich nicht.
Viele Verlage kriegen ihr Geschäft auch ohne diesen albernen Autovertreter-Tonfall gemacht. Gerade bei dem Fan-Niveau der Leseproben hat man da halt den Eindruck, dass die in Kompetenzfragen eher Kleinen sich gerne besonders groß tun.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 29.04.2010 | 02:42
Okay, eher 1/4.

Da kommen wir schon eher hin, und das ist immer noch üppig. Ohne Selbstausbeutung geht da m.E.n. überhaupt nichts.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 29.04.2010 | 03:14
Und nachdem der Ruf der Natur beantwortet wurde OT: Rechnet mal nach, was eine anständige Übersetzung von Pathfinder kosten würde, d.h. übertragt den Fitzeldruck auf Normseiten (30 Zeilen, max. 60 Anschläge) und multipliziert das mit ca. 16,00 Euro pro Seite, das ist laut VdÜ ein gangbares Mittel. Ich komme, grob überschlagen, auf ca. 1000 Seiten.

Wer glaubt, daß Ulisses 16.000 € an den / die Übersetzer gezahlt hat? Wie groß war die Erstauflage? Ich bin mal kühn und sage 2000 Stück. Die haben garantiert keine 8 Euro pro Buch für die Übersetzungs ausgegeben.

Und nun schaun wir uns 13Mann an, die, seien wir ehrlich, ein Nischenprodukt vermarkten. Was denkt ihr, können die pro Normseite rüberschaufeln? Eben. Ein asbolutes Nischenprodukt, a work of love, mit hohem Risiko. Wie groß ist deren Auflage? 1000 wenns hochkommt, oder? Wie groß ist da wohl das Übersetzungsbudget? Das Ganze soll ja auch bezahlbar bleiben.

Was das Gejammer des OP angeht: WIEVIEL WÜRDE ER DENN ZAHLEN? Was ist ihm eine gute Übersetzung wert? Wenn Windjammer und alle anderen Interessenten sagen, sie seien gewillt, 10 € mehr für eine gute Übersetzung auszugeben, dann kann der Verlag anständig entlohnen, dann erkläre sogar ich mich bereit. Da das aber wahrscheinlich illusorisch ist - Geiz ist in D ja immer noch geil - haben Kleinstverlage wirklich nur Bruchteile zur Verfügung. WIe ich schon sagte: Selbst 1/4 ist, ganz ehrlich, üppig (das wäre so der Rahmen, den ich bei Pathfinder vermuten würde, mithin also die Ausnahme).

Im Klartext: Profiübersetzer gibt es in diesem Markt nicht, allenfalls (sehr) kundige Laien wie Dr. Rainer Nagel, den ich von meiner Studienzeit her sehr schätze. Er ist Sprachwissenschaftler, aber eben kein professioneller Übersetzer. Solange der Markt ein Nischenmarkt ist und / oder der Kunde eben nicht deutlich tiefer in die Taschen greift, solange werden die Kleinverlage und auch Häuser wie Ulisses und Pegasus auf selbstausbeutende Fans mit mehr oder minder großen Kenntnissen zurückgreifen müssen. Das kann gutgehen (Savage Worlds GE, Manticore hatte auch Glück), muß aber eben nicht.

(Wer sich noch fragt, was nicht-literarische Übersetzer bekommen: Je nach Textkomplexität zwischen 1,25 und 4,00 pro Zeile.)

EDIT: Ey, kuckstu auch hier, ne. (http://tanelorn.net/index.php/topic,54797.msg1097830/topicseen.html#new)
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Thot am 29.04.2010 | 07:16
Finde ich nicht.

Na, dann denke mal nach, warum Du überhaupt von der Existenz der deutschen RoleMaster-Ausgabe weisst.

Zitat
Viele Verlage kriegen ihr Geschäft auch ohne diesen albernen Autovertreter-Tonfall gemacht. [...]

Welche denn?

Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: killedcat am 29.04.2010 | 07:30
Ich finde, ...
- was ich an Überstetzungen hier gelesen habe tatsächlich nicht gut.
- sowas sollte man (in freundlichem Ton) an den Verlag schreiben (damit die sich bessern können).
- das ist nicht gleichbedeutend mit einem schlechten Regelwerk.
- die Qualität der Form ist nur eines von vielen Kriterien und für die meisten nicht das wichtigste.
- sowas sollte nicht einreißen, es ist aber auch kein Drama.
- die wenigsten von uns wissen, wie dieses Buch entstanden ist. Wir sollten uns also mit Verurteilungen zurückhalten.

Ich glaube, damit habe ich das Thema für mich erschöpfend behandelt.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Kermit am 29.04.2010 | 08:19
Was das Gejammer des OP angeht: WIEVIEL WÜRDE ER DENN ZAHLEN? Was ist ihm eine gute Übersetzung wert? Wenn Windjammer und alle anderen Interessenten sagen, sie seien gewillt, 10 € mehr für eine gute Übersetzung auszugeben, dann kann der Verlag anständig entlohnen, dann erkläre sogar ich mich bereit. Da das aber wahrscheinlich illusorisch ist - Geiz ist in D ja immer noch geil - haben Kleinstverlage wirklich nur Bruchteile zur Verfügung. WIe ich schon sagte: Selbst 1/4 ist, ganz ehrlich, üppig (das wäre so der Rahmen, den ich bei Pathfinder vermuten würde, mithin also die Ausnahme).
Das ist aber ein seltsames Totschlagargument, dem es meiner Meinung nach etwas an Stichhaltigkeit fehlt. Dann müssten alle übersetzten Rollenspielwerke holprig zu lesen sein, was sie ja definitiv nicht sind. Auch bei kundigen Laien sollte man ein gewisses Maß an Qualität erwarten dürfen. Und gut, einen Profiübersetzer bekommst du vielleicht mit dem üblichen RPC-Budget kaum zu fassen, aber doch mit Sicherheit engagierte Anglistikstudenten in höheren Semestern, die, wie an eigentlich allen deutschen Universitäten üblich, einige Übersetzungskurse belegt haben (und einige dieser Kurse gehen echt unter die Haut, kann ich euch sagen). Die sollten dann in der Lage sein, flüssige Texte zu verfassen.
Davon mal abgesehen sind die Beispiele des Eingangsthreads vielleicht nicht sprachlich elegant, aber ganz furchtbar schrecklich sind sie auch nicht. Und wer da die Übersetzungsfehler rauslesen kann, kann ohnehin genug Englisch, um das Buch auch im Original zu lesen. Die anderen werden es kaum bemerken. Daher wieder mein Aufruf: Kauft mehr Originale und macht eure eigenen Übersetzungsfehler!
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Tequila am 29.04.2010 | 09:06
... Daher wieder mein Aufruf: Kauft mehr Originale und macht eure eigenen Übersetzungsfehler!


Genau, wozu die kleinen Liebhaberverlage unterstützen, die sich bemühen, uns deutsche Regelwerke zu liefern?

Wann endlich wird es ein Letzter verstehen, das man nur mit deutschen, leicht zugänglichen Regelwerken, auch Neulinge in das Hobby bringen kann? Kaum jemand wird sich ein neues Hobby, das derart Einarbeitungs und Zeitintensiv ist wie das Rollenspiel, freudestrahlend beginnen, wenn gleichzeitig noch eine Sprachhürde dazu kommt...
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Achamanian am 29.04.2010 | 09:22
Und gut, einen Profiübersetzer bekommst du vielleicht mit dem üblichen RPC-Budget kaum zu fassen, aber doch mit Sicherheit engagierte Anglistikstudenten in höheren Semestern, die, wie an eigentlich allen deutschen Universitäten üblich, einige Übersetzungskurse belegt haben (und einige dieser Kurse gehen echt unter die Haut, kann ich euch sagen). Die sollten dann in der Lage sein, flüssige Texte zu verfassen.

Denke ich auch.
Und meine Kleinverlagserfahrung sagt mir, dass man eben durchaus kompetente Laien (was die meisten professionellen Übersetzer ja mal waren) für kaum oder gar nicht bezahlte Projekte kriegen kann, ebenso wie Profis, wenn man nur genug Vorlaufzeit einplant und sich nach Leuten umschaut, die von dem Projekt begeistert sind. Im RSP-Bereich, ebenso wie in der Kleinverlagsszene, gibt es ja faktisch vernünftige Übersetzungen, und das ist auch keine reine Glückssache. Man kann sich um so etwas bemühen oder eben nicht.

Wie gesagt, mich würde das auch nicht groß aufregen, wenn 13Mann nicht dieses Geklapper veranstalten würde. Und das macht durchaus nicht jeder: Prometheus legt seine Geschichte recht nüchtern dar (http://www.prometheusgames.de/index.php/pg-verlag/prometheus-games-geschichte), Und Pegasus schreibt zwar was von "Spiele mit Niveau (http://www.pegasus.de/68.html), quatscht einen aber auch nicht eine Seite lang in schlechtem Deutsch mit der eigenen Herzblut-Verlagsphilosophie zu, die dafür sorgt, dass jedes Werk einen am Strand "fesselt und entführt". Auch ulisses bleibt ziemlich nüchtern (http://ulisses-spiele.de/index.php?id=7). Eigentlich scheint die Art der Selbstdarstellung, die 13Mann betreibt, mir eher die Ausnahme zu sein.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Thot am 29.04.2010 | 09:33
Also kritisierst Du nur ein Deiner Ansicht nach ungeschicktes Marketing?
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Achamanian am 29.04.2010 | 09:54
Also kritisierst Du nur ein Deiner Ansicht nach ungeschicktes Marketing?

Naja, eben die Kombination aus Marketing und Produktqualität. Wenn 13Mann zum fannischen Charakter der Produkte stehen würde, dann würde ich mich auch nicht über Übersetzungen auf Fan-Niveau aufregen.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Thot am 29.04.2010 | 10:14
Aeh, das ist nun aber definitiv ungerecht. Die Bücher sind gut, selbst wenn Dir sprachliche Schnitzer nicht gefallen mögen, sind es immer noch vollfarbige Hardcover, die man sehr gut lesen kann.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Achamanian am 29.04.2010 | 10:21
Aeh, das ist nun aber definitiv ungerecht. Die Bücher sind gut, selbst wenn Dir sprachliche Schnitzer nicht gefallen mögen, sind es immer noch vollfarbige Hardcover, die man sehr gut lesen kann.

Was hat "vollfarbige Hardcover" damit zu tun? Ich behaupte ja nicht, das Gestaltung und Verarbeitung schlecht wären.

Es ist doch nocht ungerecht, wenn ich sage, dass der Verlag, der das meiste Aufhebens um den hohen Anspruch seiner Produkte macht, gleichzeitig der ist, der am meisten durch sprachliche Mängel auffällt. Oder hat 13Mann mit seiner Ansprache zum immer bestmöglichen Produkt nur gemeint, dass bei ihnen alles im Hardcover und Vollfarbig erscheint?
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Abd al Rahman am 29.04.2010 | 10:22
Naja, zumindest ich hab das Peview nicht ohne Probleme lesen können. Ich bin ständig über sprachliche Schnitzer gestolpert und mußte einzelne Sätze und Abschnitte mehrmals lesen um inhaltlich zu verstehen um was es darin genau ging. Für ein Fanprodukt wäre es mir egal. Aber für ein Fanprodukt kostet es einfach zu viel Geld.

Oder wie es jemand in einem anderen Thread geschrieben hat: Für mein Profigeld erwarte ich Profiarbeit.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Windjammer am 29.04.2010 | 10:43
Oder wie es jemand in einem anderen Thread geschrieben hat: Für mein Profigeld erwarte ich Profiarbeit.

Oder wie jemand auf die Frage "Was ist Euch eine gute [Rollenspiel-]Übersetzung wert?" geantwortet hat:

Mir stellt sich die Frage eher andersrum: Was ist mir eine schlechte Übersetzung wert? Keinen Cent.

Dazu zwei Kommentare, auf Rolemaster bezogen:

1. Thot u.a. argumentieren ja, dass der finanzielle Engpass von 13Mann diesen seit Jahren nötigt, sich keine professionell gemachte Übersetzung leisten zu können. Das halte ich ehrlich gesagt für eine üble Unterstellung. Ich denke, dass sich der Verlag seit 2006 ausreichend etabliert hat, um über diese Anfangsprobleme hinauszuwachsen. Das deckt sich mit der Eigendiagnose von Bernd Blecha hier. (http://forum.13mann.de/wbb/index.php?page=Thread&postID=23469#post23469) Der Verlag suchte noch Februar 2010, also unlängst, nach weiteren Übersetzern (http://forum.13mann.de/wbb/index.php?page=Thread&threadID=1498) - ich möchte mich also dahingehend korrigieren, oben gesagt zu haben, der Verlag suche nur nach weiteren Lektoren. Was mich interessiert, ist das Resultat der neuen Anwerbungen. Ich würde mich ehrlich gesagt auch sehr interessieren, wie die preisgekrönte Übersetzung "Erweiterung Leitmagie" sprachlich geworden ist. Wenn das hier jemand kommentieren kann, wäre das schön.

2. Für mich wäre interessant, wieviele Leute (Prozentsatz) eigentlich vom Kauf der Rolemaster-Bücher abgesehen haben, nachdem sie von den Leseproben sprachlich abgeschreckt wurden; bzw., wieviele Kunden von der Investition in Folgeprodukten (Kampfhandbuch etc.) Abstand genommen haben, nachdem sie vom Grundregelwerk sprachlich abgeschreckt wurden. Vielleicht waren es tatsächlich so wenig, dass es sich für den Verlag kaum lohnt, hier nochmal nachzubessern. Oder vielleicht ist das einer von mehreren Faktoren, warum das deutsche Rolemaster in seiner derzeitigen Form über ein Nischenprodukt nicht hinauswachsen kann.
Unabhängig davon kann ich mir vorstellen, dass, wenn Weihnachten 2011 eine korrigierte Neuauflage des Grundregelwerks erschiene, unter dem Jubiläums-Motto, "20 Jahre Rolemaster in Deutschland", sich das Buch auch bestehende Kunden kaufen würden (vgl. Shadowrun Anniversary Edition). Dass der Verlag an einer Neuauflage interessiert ist, hat Bernd Blecha im vorhin verlinkten Posting auch gesagt.

Edit. 20 Jahre, 20 Jahre - nicht 30. :D
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Windjammer am 29.04.2010 | 11:14
So ein Anspruch ist einfach lächerlich selbstüberschätzend. Wie übrigens auch die Behauptung, es unbedingt immer besser machen zu können.

Mich würde interessieren: bist bzw. warst Du an der Übersetzung von 13Mann-Produkten aktiv beteiligt?
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: korknadel am 29.04.2010 | 13:36
Ich finde die Zitate, die Achamanian von der Verlagshomepage gebracht hat, sehr bedenklich. Als Unternehmen, das Schriftwerke veröffentlicht, muss ich solche Sachen doch als Aushängeschild sehen. Stattdessen lassen die schon auf ihrer Seite durchblicken, dass es da  -- also im Bereich Sprache und Literatur (denn diese unheimlich verschwurbelte Geschichte mit der Fesselung am Strand zeugt nicht gerade von einem poetischen Trüffelnäschen) -- an entscheidenden Kompetenzen fehlt. Wer, wenn nicht ein Verlag, sollte "das" und "dass" unterscheiden können? Natürlich kommt ein Fehlerchen auch mal bei Suhrkamp oder Hanser vor, aber wenn es drei Fehler oder Holprigkeiten pro Satz sind, kann ich denen doch nicht mehr abnehmen, dass sie in der Lage sind, Texte zu veröffentlichen. Selbst als Fanverlag versuche ich doch, mir irgendjemanden zu angeln, der wenigstens mal Korrkektur liest.

Also, ich bin schon sehr verwundert. Dabei komme ich mir eigentlich gar nicht so "selbstüberschätzend" vor. Wenn einer sagt, eins und eins wären drei, dann kann mir der Fehler in der Aussage doch auch ohne Selbstüberschätzung auffallen. Einfach, weil es ein Fehler ist. Und nur weil ich selbst Fehler mache, kann ich doch konstatieren, dass es in der Leseprobe von Fehlern nur so wimmelt.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Windjammer am 29.04.2010 | 13:44
denn diese unheimlich verschwurbelte Geschichte mit der Fesselung am Strand zeugt nicht gerade von einem poetischen Trüffelnäschen

Sag das mal den Machern von D&D. Ich verweise auf die letzte Einstellung in diesem ...ähem... bedenklichen Werbe-Trailer. (http://www.youtube.com/watch?v=dw74R5r2JDs)  

"Fesselung am Strand", my ass. ~;D
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: korknadel am 29.04.2010 | 14:17
Geil!!
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Thot am 29.04.2010 | 23:24
Mich würde interessieren: bist bzw. warst Du an der Übersetzung von 13Mann-Produkten aktiv beteiligt?

Nein. Ich habe in keiner Weise mit 13Mann zu tun, außer, dass ich ein oder zwei Bücher für das neue RoleMaster im Laden käuflich erworben habe. Ich selbst bin auch der Auffassung, dass Übersetzungen am Rollenspielmarkt aus Prinzip nicht dauerhaft funktionieren können und hinsichtlich der Verweildauer am Markt einer Eigenkreation immer unterlegen sein werden.

Aber wenn jemand schon das Wagnis eingeht, dann messe ich seinen Erfolg ganz gewiss nicht daran, ob er immer und überall jeden sprachlichen Standard eingehalten hat (was auch die eigentliche Zielgruppe nicht wirklich interessiert, wenn ich das richtig überblicke).

Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Thot am 29.04.2010 | 23:28
Ich finde die Zitate, die Achamanian von der Verlagshomepage gebracht hat, sehr bedenklich. Als Unternehmen, das Schriftwerke veröffentlicht, muss ich solche Sachen doch als Aushängeschild sehen. Stattdessen lassen die schon auf ihrer Seite durchblicken, dass es da  -- also im Bereich Sprache und Literatur (denn diese unheimlich verschwurbelte Geschichte mit der Fesselung am Strand zeugt nicht gerade von einem poetischen Trüffelnäschen) -- an entscheidenden Kompetenzen fehlt.

Ich kann gar nicht glauben, dass Du "Sprache und Literatur" für die 13Mann-Produkte als "entscheidende Kompetenz" betrachtest. Hast Du je RoleMaster gespielt?  ;)

Zitat
Also, ich bin schon sehr verwundert. Dabei komme ich mir eigentlich gar nicht so "selbstüberschätzend" vor. [...]

Wie viele Texte vom Umfang eines RoleMaster-Buches hast Du schon geschrieben oder übersetzt? Einen als falsch erkannten Satz korrigieren ist simpel. Solche Fehler in einem langen Text zu finden (und zwar alle!) ist ungleich schwieriger.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Markus am 29.04.2010 | 23:36
@ Thot
Wir reden hier aber doch die ganze Zeit von Fehlern die die Leute mühelos gefunden haben, oder? Eigentlich nicht mal gefunden, sondern Fehler über die sie gestolpert sind, bei dem Versuch den Text zu lesen. Mit anderen Worten, die hier diskutierten Fehler sind eben gerade _nicht_ schwierig zu finden. (Es gibt bestimmt noch andere, die gründliche Suche oder den geübten Blick des Profis erfordern.)
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Thot am 29.04.2010 | 23:40
@ Thot
Wir reden hier aber doch die ganze Zeit von Fehlern die die Leute mühelos gefunden haben, oder? [...]

Natürlich, denn die, die sie mühelos übersehen haben, kennt keiner.  ::)

Und davon sich ganz sicher auch welche drin. Wie in jedem Text.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Markus am 29.04.2010 | 23:47
Wenn wir uns da einig sind verstehe ich aber diese Aussage nicht:
Wie viele Texte vom Umfang eines RoleMaster-Buches hast Du schon geschrieben oder übersetzt? Einen als falsch erkannten Satz korrigieren ist simpel. Solche Fehler in einem langen Text zu finden (und zwar alle!) ist ungleich schwieriger.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Thot am 30.04.2010 | 00:04
Wenn wir uns da einig sind verstehe ich aber diese Aussage nicht:

Wir sind uns nicht einig. Was der eine offensichtlich findet, übersieht der andere in einem langen Text. Wenn sich der erstere dann mokiert, dass der letztere "seinen" Fehler nicht gesehen habe, muss er sich fragen lassen, warum er seinerseits so viel übersehen hat. Die Antwort darauf ist natürlich, dass es eben immer sehr schwer ist, alle Fehler zu finden, und folglich übersieht jeder welche. Wenn dann irgendwer doch noch welche findet, ist das nicht "ein Skandal", sondern schlicht unvermeidlich, und um so wahrscheinlicher, je länger der Text ist. Und darum ist "das hätte ich besser gekonnt" in den meisten Fällen lächerlich selbstüberschätzend.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Markus am 30.04.2010 | 00:49
Ok, jetzt ist mir klar wie du das gemeint hast. Danke.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: korknadel am 30.04.2010 | 12:08
@Thot:

Ich weiß nicht, wie umfangreich ein Rolemaster-Buch in Manuskriptseiten ist, aber ja, ich habe selbst Bücher in beträchtlichem Umfang verfasst, habe vor allem schon mehrere Tausend Seiten übersetzt, und auch Texte für Homepages habe ich geschrieben. Warum auch immer du das wissen willst.

Thema Selbstüberschätzung: Ich bin auf meine Arbeit nicht sonderlich stolz, d.h. ich halte mich nicht für einen hervorragenden Übersetzer, und ich bin mir der mitunter schmerzlichen Schnitzer, die mir unterlaufen, durchaus bewusst. Aber: -- oder nein, jetzt mache ich es auch mal, denn hier gehört es her: ABER: ich lege wert darauf, dass jeder Text von mir, ob Übersetzung oder Homepage-Text, lektoriert und/oder korrigiert wird, bevor er auf die Leser losgelassen wird.

Und diese Haltung erwarte ich von einem Verlag eben auch. Und Quellenbücher sind eben nun mal keine Bedienungsanleitungen für Waschmaschinen oder Spielregeln für Mensch ärgere dich nicht. Da kommt es durchaus auf Sprache an -- und ich meine hier nicht hohen Stil, sondern lediglich ein solides Grundniveau.

Natürlich weiß ich, wie schwer es ist, gewisse Fehler zu finden. (Und absolute Fehlerfreiheit gibt es wohl auch nicht. So what?) Umso ärgerlicher, dass es bei 13Mann ofenbar von Fehlern wimmelt, die man gar nicht suchen muss. Und ich frage mich, weshalb ich mir den Vorwurf anhören muss, ich litte an Selbstüberschätzung, nur weil ich zwischen "das" und "dass" unterscheiden kann. Was hat denn das mit Selbstüberschätzung zu tun? Sind diejenigen, die keine Fehler finden oder sie gar produzieren, jetzt die "Guten", die lieben Anständigen, Lauteren? (weil ihnen im Gegensatz zu mir Verblendetem bewusst ist, dass man sowieso nie alle Fehler finden kann, da ist es dann auch gleich egal, ob ein oder zehn Fehler pro Seite) Und ich bin der böse Selbstüberschätzer, nur weil ich -- nicht einmal besonders gut -- weiß, wo ungefähr in einem Satz ein Komma zu stehen hat und wo nicht?

Und nachdem du es so dargestellt hast, als hätte Achamanian seine Zitate nur mit gründlicher Beckmesserei zu Tage gefördert, habe ich eben fünf Minuten auf der Homepage herumgeklickt. Und nein, man muss die Fehler nicht suchen. Sie springen einen nämlich glückstrahlend an:

"Lassen Sie Ihren Charakter ein Meister des waffenlosen Kampfes sein, oder geben Sie ihm den Hintergrund eines gefallenen Ritters. Lassen Sie ihn im Untergrund aufgewachsen sein, oder entscheiden Sie sich für einen dunklen Pakt mit einem Dämon. Welchen Hintergrund Sie sich auch immer für Ihren Charakter vorstellen, im Charakterhandbuch finden Sie alles Notwendige dazu."

(garmmatikalisch jetzt nicht im eigentlichen Sinne falsch, aber stilistisch hahnebüchen. Und das "Notwendige" wofür? Hier fehlt der Bezug)

"�Söldner - DeLuxe Edition� erweitert das bestehende System ohne die Spielbalance aus dem Gleichgewicht zu bringen und ihren Kleiderschrank um ein sehenswertes Kleidungsstück"

(Ein Komma an der richtigen Stelle kann vor Katastrophen retten)

"Mehr als ein Dutzend Tabellen - darunter Waffen, Fertigkeiten und Situationsfaktoren - zieren auf vier Seiten die Rückseite einer beeindruckenden Illustration, die alle Spieler in ihren Bann ziehen wird. Ebenfalls enthalten ist "Tareks Refugium", ein 18 Seiten starkes Setting, das eine autarke Ex-Bundeswehrbasis im Teutares beschreibt, die nicht nur liebevoll ausgearbeitet ist, sondern auch zahlreiche Abenteueransätze enthält, um stundenlangen Spielspaß zu garantieren."

(Oh, wenn ich doch nur auf zwei Seiten irgendwelche Rückseiten zieren könnte, wäre ich schon glücklich! Aber zum Ausgleich kann ich ja in einem Setting spielen, das 18 Seiten stark ist, das macht bestimmt Spaß.)

"In beiden Settings befinden sich detaillierte Beschreibungen der Örtlichkeiten inklusive Kartenmaterial, NSC, neue Kreaturen und wertvollen Abenteueransätzen, die ein sofortiges Einbinden in die eigene Kampagne zu einem Kinderspiel machen."

(Das ist also das absolute Metaquellenbuch. Settings werden nicht mehr beschrieben, sondern enthalten die Beschreibungen ihrer selbst.)

"Als Lennard die Augen aufschlägt, ist nichts mehr so, wie es einmal war. Der Mondfall, eine apokalyptische Katastrophe, hat die Menschheit unsanft vom Thron der Schöpfung gestoßen und die Natur wieder zum alleinigen Herrscher über Leben und Tod gemacht. In der Hoffnung, eine alte Schuld abtragen zu können und sein Leben wieder in den Griff zu bekommen, erfährt er, dass die Welt im Jahre 2200 von einer grausamen Schönheit gezeichnet ist, die jeden verschlingt, der nicht wachsam ist. Am Ende winkt nichts Geringeres als sein eigenes Leben und die Hoffnung auf Frieden zwischen der Menschheit und Seinesgleichen."

(In der Hoffnung, zu erfahren, wer genau Seinesgleichen sind, musste ich feststellen, dass ich dem Text diese Information nicht abtrotzen kann. Vielleicht liegt das daran, dass ich nicht von der nötigen Schönheit gezeichnet bin. Deshalb winkt am Ende Ratlosigkeit.)

"Elisera ist das erste Abenteuermodul für das deutsche Rolemaster. Es richtet sich speziell an Rollenspiel - und Rolemaster - Neulinge und bietet viele Hinwiese auf mögliche Anfangsprobleme. Elisera führt in die faszinierende Welt des Spiels ein und bietet jedem Spieler Möglichkeiten das Spiel zu erleben. Im Modul befinden sich auch verschiedene Hilfe, wie auch vorgefertigte Spielercharaktere, die man auf Wunsch verwenden kann."

(Auf der "Hinwiese auf mögliche Anfangsprobleme" liegen und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen! Dann haben wir hier auch eine wunderschöne Lektion in Wortwiederholung, die den Sinn der Aussage auch noch hübsch verschleiert. Und dann der letzte Satz: Jetzt sage mir bitte noch einer, er verstünde, was da steht.)

Die Beispiele hier sind nicht mühsam aus einem Zweihundertseiten-Text herausgesucht. (Von wegen Fehler, die man in einem langen Text übersieht) Es sind plakative Werbetexte, quasi Aushängeschilder für die Produkte. Wie soll ich denn Appetit auf ein Produkt bekommen, wo außen Scheiße draufsteht? Ich finde es unfassbar, dass ein Verlag es nicht für nötig hält, wenigstens seine Aushängeschilder mal lektorieren und/oder korrigieren zu lassen. Und wenn das Leute sind, die das alles für richtig halten, also kein Problembewusstsein haben, wie sollen die denn dann Bücher publizieren?

Selbstverständlich steht es jedem frei, der ein bis drei Fehler oder Stilblüten in jedem zweiten Satz für ein tolerables Normalniveau hält, nun herzhaft über meine "Selbstüberschätzung" zu lachen.

Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Thot am 30.04.2010 | 16:13
[...]
Selbstverständlich steht es jedem frei, der ein bis drei Fehler oder Stilblüten in jedem zweiten Satz für ein tolerables Normalniveau hält, nun herzhaft über meine "Selbstüberschätzung" zu lachen.

Danke. :D
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: korknadel am 30.04.2010 | 16:46
Aber gerne doch! ;)
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Abd al Rahman am 28.12.2010 | 23:43
Wie ist die Übersetzung letztendlich geworden?
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Drantos am 28.12.2010 | 23:50
Ich find sie ok. Allerdings bin ich wahrscheinlich kein Maßstab, da ich Fehler unbewusst beim Lesen korrigiere, sodass sie mir meistens gar nicht auffallen.

cu Drantos
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: D. Athair am 22.01.2011 | 11:54
Wie ist die Übersetzung letztendlich geworden?
Nicht so berauschend.
Andererseits: Nicht besser oder schlechter als Pathfinder, Legend of the five Rings, ...

Kurz: Sie braucht sich vor der Konkurrenz nicht zu verstecken.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Argamae am 25.07.2011 | 18:37
Der Thread ist zwar schon länger still, aber da es hier um ein Thema geht, daß mir persönlich sehr am Herzen liegt, will ich auch noch ein paar Zeilen darüber verlieren.

Ich bin selbst Übersetzer - sogar studierter - und habe bereits mit Verlagen zusammen gearbeitet (bisher jedoch nicht mit 13Mann). Es ist nicht der Beruf, den ich ausübe (ich muß schließlich vom verdienten Geld auch leben können *zwinker*), aber ich darf behaupten, daß ich so etwas ähnliches wie "Berufserfahrung" besitze. Welche Punkte ich von dem bisher Gesagten auf jedenfall unterstreichen möchte, sind folgende: eine gute Qualität bedarf neben dem Übersetzer auch eines fähigen Lektors; Übersetzen im Bereich "Rollenspiel" oder auch "Spielanleitung" ist - salopp ausgedrückt - eine "ehrenamtliche Tätigkeit", denn die Bezahlung steht fast nie auch nur annähernd in Relation zum Arbeits- und Zeitaufwand; man sollte bei seiner durchaus berechtigten Kritik an einer Übersetzung dennoch wohlwollend den Stress und Termindruck berücksichtigen, auf den sich diejenigen, die übersetzen, einlassen - denn viele Fehler sind darauf zurückzuführen; es ist wichtig (und ich weiß nicht, ob das viele Verlage machen), für jedes Projekt einen Chefübersetzer zu bestimmen, der alles koordiniert und das letzte Wort hat - wenn ich höre und lese, daß an manchen Regelwerken oder Quellenbänden ein Dutzend Leute mitarbeiten, dann ist es absolut unerläßlich, dem Endprodukt noch einmal ein Feintuning durch geübte Hand zu verpassen; niemals darf man die Terminologiearbeit unterschätzen oder schleifen lassen (es klang hier bereits ansatzweise durch, als davon gesprochen wurde, daß gerade die Grundregelwerke einiger Verlage grobe Schnitzer enthalten), denn damit steht und fällt jedwede Folgeübersetzung; ich stimme denen zu, die hier darauf verwiesen haben, daß es sich bei der Textform "Rollenspielregelwerk" um einen Gebrauchstext handelt - und nicht um schöngeistige Literatur.

Im Speziellen auf Rolemaster eingehend, kann ich sagen, daß ich bei der Lektüre (zumindest soweit ich als Neuleser bisher gekommen bin) nicht ständig die "falschen Freunde" herausgelesen oder den Originalwortlaut erahnt habe. Ich war im Großen und Ganzen mit der Qualität zufrieden - immer im Vergleich mit anderen Regelwerken. Allerdings lag mir auch nicht der Ausgangstext vor, so daß ich keinen direkten Bezug nehmen konnte. Als Konsument jedenfalls fühlte ich mich nicht "um mein Geld betrogen". Rolemaster, im Gegensatz zu vorlagen- oder settingbezogenen Rollenspielen, hat ja auch wenig "Flavour-Text" und ist daher umso mehr als eher nüchterner Gebrauchstext zu sehen (was ich persönlich bei Regelwerken auch bevorzuge). Da ist inhaltliche Korrektheit für das Regelverständnis besonders wichtig und ein Patzer bei stimmungsvollen "Fülltexten" verzeihbarer als bei anderen Vertretern.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Jed Clayton am 25.07.2011 | 18:53
Ich bin selbst Übersetzer - sogar studierter - und habe bereits mit Verlagen zusammen gearbeitet [...] eine gute Qualität bedarf neben dem Übersetzer auch eines fähigen Lektors; Übersetzen im Bereich "Rollenspiel" oder auch "Spielanleitung" ist - salopp ausgedrückt - eine "ehrenamtliche Tätigkeit", denn die Bezahlung steht fast nie auch nur annähernd in Relation zum Arbeits- und Zeitaufwand; man sollte bei seiner durchaus berechtigten Kritik an einer Übersetzung dennoch wohlwollend den Stress und Termindruck berücksichtigen, auf den sich diejenigen, die übersetzen, einlassen.

Absolut ditto.

Das erlebe ich zurzeit ganz aktuell, Details erspare ich euch.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Ranor am 25.07.2011 | 19:18
Mag alles sein, aber im Endeffekt ist es mir als Kunden egal wie gut oder schlecht der Übersetzer bezahlt wird, ob er viel Stress hatte oder ob es einen fähigen Lektor gab. Das interessiert mich alles nicht: Ich möchte ein möglichst fehlerfreies Buch.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Thot am 25.07.2011 | 21:30
"Ach menno, ich will aber, egal wie realistisch das ist"?
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Ranor am 25.07.2011 | 21:52
Ja. Wenn als Verlag nicht in der Lage bin ein Buch zu veröffentlichen, welches gut übersetzt und fehlerfrei ist, dann sollte ich es lieber lassen.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: D. Athair am 25.07.2011 | 22:01
Unter solchen Ansprüchen hätte es niemals auch nur ein Rollenspielbuch in deutscher Sprache gegeben.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Scimi am 25.07.2011 | 22:45
Unter solchen Ansprüchen hätte es niemals auch nur ein Rollenspielbuch in deutscher Sprache gegeben.

Ich lese mich gerade zufällig durch meine Sammlung von Edgar Wallace- und Raymond Chandler-Büchern in deutscher Sprache. Ich würde sagen, mit den Ansprüchen würde es kaum ins Deutsche übersetzte Weltliteratur geben. ("Er schüttete sich einen langen Drink ein" - ach wirklich?  >:()
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Argamae am 25.07.2011 | 22:51
Mag alles sein, aber im Endeffekt ist es mir als Kunden egal wie gut oder schlecht der Übersetzer bezahlt wird, ob er viel Stress hatte oder ob es einen fähigen Lektor gab. Das interessiert mich alles nicht: Ich möchte ein möglichst fehlerfreies Buch.

Ja, und das ist auch legitim. Es ist ja nicht falsch, diese Qualitätsansprüche zu haben - ich habe die gleichen. Aber man muß es eben auch im Hinblick auf die Möglichkeiten des Verlages sehen. Und Rollenspielverlage haben da nun einmal finanzielle Einschränkungen. Zum Teil tut aber auch der Termindruck durch bestimmte Lizenzgeber sein Übriges dazu, daß die Qualität nicht immer so gut ist, wie sie unter Berücksichtigung aller anderen Faktoren sein könnte.
Ein Insider-Beispiel: ein Verlag hat eine gewisse Vorlaufzeit, was die Planung bestimmter deutscher Titel und Produkte angeht. Bei der Planung werden bereits die deutschen Titel besprochen, damit diese entsprechend in Ankündigungen und Werbung aufgenommen werden müssen. Es gibt eine Art "Gremium", dem alle an der Übersetzung Beteiligten beiwohnen können, das dann die Titelvorschläge prüft und sich für einen entscheidet. In der Praxis können an solchen Besprechungen aber nie alle teilnehmen, weil sie zu sehr in andere Projekte eingebunden sind und solche Festlegungen auch nur eine untergeordnete Priorität haben. Hinzu kommt, daß die Übersetzer zu diesem Zeitpunkt z.T. noch nicht einmal Einblick in das zu übersetzende Original haben und somit manche Begriffe gar nicht wirklich in Relation zum Kontext setzen können. Und dann wird wider besseren Wissens oder Überprüfungsmöglichkeiten schon mal auf einen Titel entschieden, der dann in der Praxis mal so rein gar nichts mit dem Inhalt des Produktes zu tun hat, ja, mitunter sogar schlichtweg falsch ist.
So etwas geschieht. Es mag am Ende keine große Relevanz für den Inhalt des Produktes haben, aber es ist wie die hier im Thread schon zitierten "Leseproben", die man vorab bekommt - sie könnten für einige kaufentscheidend sein. Das kann und darf man bemängeln, keine Frage, aber es ist eben manchmal kaum zu verhindern, weil es sich ein Verlag schlichtweg nicht leisten kann, für jedes Produkt so viel Zeit und Sorgfalt aufzuwenden. Letztlich muß ein gewisses Kosten-Nutzen-Verhältnis gewahrt werden, sonst würde die Folge sein, daß es weniger und nicht mehr deutsche Publikationen gibt.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Windjammer am 26.07.2011 | 11:30
es ist wichtig (und ich weiß nicht, ob das viele Verlage machen), für jedes Projekt einen Chefübersetzer zu bestimmen, der alles koordiniert und das letzte Wort hat - wenn ich höre und lese, daß an manchen Regelwerken oder Quellenbänden ein Dutzend Leute mitarbeiten, dann ist es absolut unerläßlich, dem Endprodukt noch einmal ein Feintuning durch geübte Hand zu verpassen;

Das Problem hast Du v.a. beim Rolemaster "Kreaturen & Monster" Band (http://13mann.de/index.php?page=products_entry&cat=1&id=53). Bei der Verarbeitung wurde auf allerallerallerhoechste Qualitaet gesetzt - GOLDENE 'interior covers' etc - aber beim Sprachlichen ist er wieder sehr durchwachsen. Da gibt es Texte, die sind sprachlich allererste Sahne, und dann wieder andere, wo ich denke, die hat ein 10-Jaehriger verfasst. Diese Diskrepanzen im Stil und v.a. im Wortschatz (!) verhunzen das Buch. Das ist schade. Und der Grund ist, wie Du genau sagst, der, dass man ein Dutzend Uebersetzer genommen hat, die gelinde gesagt nicht alle gleichermassen kompetent sind, ohne dass jemand nochmal alle Texte durchgeht und schaut, ob das wohl einigermassen "aus einem Guss" ist.

Dennoch, fuer 19 Euro auf TheBookDepository war das jetzt kein Fehlkauf (es ist sogar mein Lieblingsbuch des dt. Rolemasters). Aber 45 Euro haette ich fuer diese "Leistung" nie und nimmer auf den Ladentisch gelegt.

Unter solchen Ansprüchen hätte es niemals auch nur ein Rollenspielbuch in deutscher Sprache gegeben.

Siehe dt. CoC oder dt. Shadowrun, wo der dt. Lizenznehmer sogar qualitativ hoeherwertige Produkte geschaffen hat, und diese dann bei CoC vom Lizenzgeber uebernommen wurden (Malleus Monstrorum, 2. Auflage). Sprachlich ist die Qualitaet bei Pegasus Spiele auch immer schon viel besser als bei 13Mann oder Ulisses gewesen. Sogar unter den ehrenamtlichen Mitarbeitern gibt es verlagsuebergreifend Unterschiede bei persoenlichem Einsatz und Kompetenz. Und die groessere Kompetenz arbeitet anscheinend fuer Pegasus.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: Argamae am 28.07.2011 | 07:13
[...] Sprachlich ist die Qualitaet bei Pegasus Spiele auch immer schon viel besser als bei 13Mann oder Ulisses gewesen. Sogar unter den ehrenamtlichen Mitarbeitern gibt es verlagsuebergreifend Unterschiede bei persoenlichem Einsatz und Kompetenz. Und die groessere Kompetenz arbeitet anscheinend fuer Pegasus.

Wenn das tatsächlich zuträfe, müßte man dafür auch Gründe finden und benennen können. Sind Pegasus organisatorisch besser aufgestellt (langfristigere Planung von Produkten und damit weniger kurzfristige Projekte, intelligentere Zuordnung verfügbarer Ressourcen, etc.), haben sie eine kompetentere Personalführung, zahlt man dort besser? Oder ist das nur speziell bei Cthulhu-Rollenspiel-Titeln der Fall? Ich kann das nicht beurteilen, da ich wenig mit Pegasus-Produkten oder dem Verlag zu tun habe. Da ist es schwer, dies in Relation zu 13Mann zu setzen.
Titel: Re: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?
Beitrag von: D. Athair am 28.07.2011 | 07:22
Besser als das Original war ja nicht der Anspruch. Das haben mehrere Übersetzungen (so auch F&S bei WFRP 2nd) geschafft.

"Fehlerfrei" findet sich nicht mal bei den originär deutschen Rollenspielbüchern, weswegen ich schrieb "Unter solchen Ansprüchen hätte es niemals auch nur ein Rollenspielbuch in deutscher Sprache gegeben"