Tanelorn.net

Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Mentor am 16.05.2010 | 12:38

Titel: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Mentor am 16.05.2010 | 12:38
Ich habe mich neulich gefragt, wie ein P'n'P Rollenspiel aussehen müsste, das Casual Gamers als Zielgruppe hat. Also Leute, die sich eigentlich nicht unbedingt als Spieler sehen, aber dann doch erheblich Zeit mit simpel gestrickten Spielen verbringen. Da wird dann Bagger oder Eisenbahn gefahren, Wasserski gefahren, Kühe oder Pinguine geworfen, Nummern/Boxen/Edelsteine sortiert, Felder bestellt, oder man kleidet sich virtuell schick ein und geht virtuell aus. Viele Casual Games, die ich so kenne, zeichnen sich durchaus mit RSP-Komponenten aus wie Items sammeln, irgendwas Hochstufen oder verbessern, usw.

Was ist nun aber ein Casual Game für Rollenspieler? Sind das Abenteuerspielbücher/Soloabenteuer ohne viel Regeln? Oder eher Gesellschaftspiele a la Hero Quest, Die Werwölfe von Düsterwald oder Munchkin?

Könnt ihr euch vorstellen, das man mit einem Schmalspur-Rollenspiel irgendwie Leute erreichen könnte, die sich ein dickes Regelwerk nie antun würden? Sowas müsste glaub ich selbsterklärend bzw. learning-by-doing sein, da es von Minute 1 an schnellen Spaß machen muss, oder? Oder ist Casual Gaming und PnP Rollenspiel ein Widerspruch?
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Maarzan am 16.05.2010 | 12:55
Ich würde sagen diese Leute spielen das heutzutage auf dem PC. Und der hat die Latte der Anforderungen in Form von Referenzen/Sinnesreizen/Komfort auch so weit hoch gesetzt, dass mit einem Schmalspurbuch "by the book" keiner mehr hinter dem Ofen vorgelockt werden kann.

Casuals in eine PnP Runde zu bekommen ist weniger eine Frage des Systems, sondern wie viel Kindermädchen SL und Mitspieler zu sein bereit sind. (und wie konkurrenzorientiert der casual ist).
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Lord Verminaard am 16.05.2010 | 12:57
Oder eher Gesellschaftspiele a la Hero Quest, Die Werwölfe von Düsterwald oder Munchkin?

Ja.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Phistomefel am 16.05.2010 | 12:58
Ich glaube, die Rollenspiel, die man normalerweise mal so zwischendurch spielt sind das richtige für Casual Gamers. Ich könnt mir vorstellen, dass sowas mit Wushu ganz gut funktioniert, weils nicht viele Regeln, aber einen hohen Fun-Faktor hat.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Ein am 16.05.2010 | 12:59
Meine neue Mitspielerin würde ich auch eher als Casual sehen, da sie primär Werwolf, Facebook-Spiele und S&F spielt. Trotzdem hatte sie überhaupt gar keine Probleme mit einem echten Rollenspiel. Ich denke es ist nur einfach wichtig, dass das ganze vernünftig rübergebracht/erklärt wird. Und happert es vor allem bei vielen Rollenspielern, sowohl bei SLs, Spielern als auch Autoren.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Pyromancer am 16.05.2010 | 12:59
Könnt ihr euch vorstellen, das man mit einem Schmalspur-Rollenspiel irgendwie Leute erreichen könnte, die sich ein dickes Regelwerk nie antun würden?
Nö, Schmalspur-$Irgendwas will niemand. Ein "Rollenspiel für Trottel, die zu dumm oder zu faul sind, sich richtige Regeln durchzulesen" - auch wenn man es anders vermarktet - das kommt nicht an.
Die Gelegenheits-Spieler, die ich kenne, haben alle kein Problem mit den Regeln, und mal im Ernst, "würfle einen W20, addier den Wert drauf und sag mir das Ergebnis" oder ähnliches, das hat noch jeder kapiert.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Lord Verminaard am 16.05.2010 | 13:01
Naja ich glaube es geht Mentor um Spiele, die eine reine Casual-Gruppe spielen würde. Dass ein engagierter Spielleiter eine Casual-Gruppe erfolgreich mit "normalem" Rollenspiel bespaßen kann, bestreitet wohl niemand, oder?
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Achamanian am 16.05.2010 | 13:01
Viele Indie-Spiele versuchen ja, mit wenig Regel- und Zeitaufwand auch Gelegenheitsspieler anzusprechen, sind aber faktisch wohl nur bei einer kleinen Untergruppe der Rollenspieler bekannt.

Meiner Erfahrung nach kann man Fiasco und PTA gut mit Gelegenheitsspielern spielen. Don't rest your Head sollte vom Mechanismus her zwar auch Gelegenheitsspieler-freundlich sein, ist in Sachen Setting und Prämisse aber wohl ein bisschen zu hart. Shab-al-hiri-Roach kenne ich nicht, klingt aber auch sehr Gelegenheitsspieler-tauglich.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Eulenspiegel am 16.05.2010 | 13:03
Ich denke nicht, dass RPG und Casual Game ein Widerspruch ist.

Es gibt imho zwei Kategorien:
1) Leute, die übers "Geschichten erzählen" zum RPG gekommen sind. Hier ist freeformen üblich. Es gibt keine Regeln. Jeder nimmt sich einfach ein oder zwei Charaktere und dann spielt man einfach drauf los.

Diese Form von Freeforming habe ich vor allem im Manga-Bereich kennengelernt, wo es erstaunlich viele freeforming Casual-Gamer gibt.

2) Leute, die übers Brettspiel zum RPG gekommen sind.
Hier braucht man
a) relativ einfache Regeln. (Charaktererschaffung eine halbe DinA4 Seite, Steigerung eine halbe DinA4-Seite und die Regeln während des Spiels ebenfalls maximal eine halbe DinA4-Seite.)

b) Man braucht noch Regeln/Tipps für den SL, wie er spannende Abenteuer gestalten kann. (Aber auch das sollte nicht länger als 1-2 DinA4 Seiten sein.)

BTW:
Munchkin ist imho hauptsächlich für Leute geeignet, die bereits RPG-Erfahrung haben, da es dort eine Menge Anspielungen gibt.
"Werwölfe in Düsterwald" ist ein schönes Gesellschaftsspiel, hat imho aber nicht so viel mit RPG zu tun.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Maarzan am 16.05.2010 | 13:03
Ein weiteres Problem der Schmalbände ist, dass ein Haufen Kram der Ausarbeitung, Vermittlung und Aktionsbewertung dem SL überlassen ist. Also wieder nur dann casual tauglich, wenn ein dritter die Arbeit übernommen hat.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Mentor am 16.05.2010 | 13:06
Naja ich glaube es geht Mentor um Spiele, die eine reine Casual-Gruppe spielen würde.

Genau. Also nicht Leute, die ein kleines RSP für zwischendurch suchen, sondern Leute, die zum Zeitvertreib irgendwie über ein CasualRPG stolpern und daran hängen bleiben, weil die Aufmachung/Art/Komplexität nicht suggeriert, da muss ich lange Zeit investieren, brauch wen der es mir erklärt, und muss nicht erst mal 1/2 Jahr Spieler suchen.

Es geht also nicht darum, dass ein (erfahrener) Rollenspieler irgendwie Neulinge einfach rekrutiert, sondern wie man Otto Normalverbraucher dazu bekommen kann, plötzlich Interesse oder gar Eigeninitiative zu entwickeln, das aufzunehmen.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Mentor am 16.05.2010 | 13:08
Viele Indie-Spiele versuchen ja, mit wenig Regel- und Zeitaufwand auch Gelegenheitsspieler anzusprechen, sind aber faktisch wohl nur bei einer kleinen Untergruppe der Rollenspieler bekannt.

Das ist glaub ich ein Problem des Distributionskanals. Würden solche Indie-Spiele in ner kleinen Schachtel im Spielregal im Kaufhaus stehen (so wie früher DSA), dann könnten Jugendliche/Erwachsene/Eltern das zufällig ansprechen. Die Indies leiden halt irgendwie darunter, dass sie erst recht wieder nur in ihrer Szene wenn überhaupt ankommen.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: killedcat am 16.05.2010 | 13:20
Nö, Schmalspur-$Irgendwas will niemand. Ein "Rollenspiel für Trottel, die zu dumm oder zu faul sind, sich richtige Regeln durchzulesen" - auch wenn man es anders vermarktet - das kommt nicht an.

"Schmalsput-Rollenspiel" ist mir als altgedienter Rollenspieler auch recht, wenn damit leicht zugängliche und unkomplizierte Rollenspiele mit kämpferischen Herausforderungen als primärer Inhalt gemeint sind. Wenn Spieler zu dumm oder zu faul sind, sich "richtige" Regeln durchzulesen, war der Autor der Regeln wahrscheinlich zu dumm oder zu faul, noch richtigere Regeln zu machen, die jeder versteht. (und zu borniert um die Regeln so zu schreiben, dass es Spaß macht, sie zu lesen)
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Jiba am 16.05.2010 | 13:25
1) Leute, die übers "Geschichten erzählen" zum RPG gekommen sind.
[...]
Diese Form von Freeforming habe ich vor allem im Manga-Bereich kennengelernt, wo es erstaunlich viele freeforming Casual-Gamer gibt..

Naja... wer erzählt denn heute noch großartig Geschichten  ::). Okay, es gibt Fanfiction und die ganzen RPGs im AnimeXX und anderen Foren, aber insgesamt würde ich doch sagen, dass der Sprung hier nicht so klein ist, wie man vielleicht denkt - ich habe (auch durch Tätigkeit als SL im Rollenspielbereich großer AnimeConventions) eher die Erfahrung gemacht, dass nicht jeder, der RPG im Forenstil spielt mit RPG im Pen&Paper-Stil klarkommt. Die Stile sind sehr unterschiedlich... ich würde eher ausschließen, dass die Mehrheit diesen Weg geht. Und sonstiges Geschichtenerzählen? Wie schon gesagt, wer macht denn das heute noch...

Außerdem gibt es noch viele andere Kategorien: Rollenspieler, die über PC-Spiele und Videospiele zum Rollenspiel kommen, Rollenspieler, die über MMORPGs zum Rollenspiel kommen und Leute, die übers Theater zum Rollenspiel kommen (wie ich z.B.).

By the way: Nur weil ein RPG dünn und kompakt ist, ist es keinem dicken Regelwerk unterlegen. Ich lese die knappen Sachen ehrlich gesagt lieber.

Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: killedcat am 16.05.2010 | 13:27
Naja ich glaube es geht Mentor um Spiele, die eine reine Casual-Gruppe spielen würde. Dass ein engagierter Spielleiter eine Casual-Gruppe erfolgreich mit "normalem" Rollenspiel bespaßen kann, bestreitet wohl niemand, oder?
Können? Vielleicht. Wollen?

Ich will mit Casuals kein Rolemaster spielen. Ich möchte mit Casuals nicht nach jedem Spiel in Midgard die Charakterentwicklung durchgehen oder das für die machen. Ich will auch nicht in D&D3.x immer ein Auge darauf haben, dass sich die Spieler den Charakter nicht verbauen und so die "Profis" alles rocken während die Casuals kaum aus dem Quark kommen. Nicht alle Rollenspiele eignen sich für Casuals. Ich fürchte, das ist einfach so. Und wenn ich mit Casuals spiele (was bei mir quasi dauernd der Fall ist), dann schaue ich schon ganz genau, dass die Systeme nicht zu umständlich oder zu kompliziert sind.

By the way: Nur weil ein RPG dünn und kompakt ist, ist es keinem dicken Regelwerk unterlegen. Ich lese die knappen Sachen ehrlich gesagt lieber.
Volle Zustimmung.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Jiba am 16.05.2010 | 13:30
Es ist wichtig zu bemerken find ich: Es gibt Casual Gamer, die keine Schwierigkeiten mit komplizierten Regelwerken haben, und es gibt Dauerrollenspieler, die Probleme mit komplizierten Regelwerken haben. Ich habe es auch lieber einfach...
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: גליטצער am 16.05.2010 | 14:11
Hab ich da etwas falsch verstanden, oder waren Casual Gamer nicht diejenigen  die das Hobby aus anderen Gründen spielen? So männlich/weiblich bessere Hälften und dergleichen? Ganz ehrlich, diese Leute brauchen kein eigenes Rollenspiel. Eine Runde aus primär Casual Gamern wird irgendwann aufstehen, das System in die Ecke stellen und einem anderen Zeitvertreib nachgehen.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: killedcat am 16.05.2010 | 14:48
Casuals sind für mich die Spieler, die Rollenspiel nicht sehr ernst nehmen, sondern ab und an mal spielen möchten. Aus Zeitvertreib, nicht aus Leidenschaft.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Lord Verminaard am 16.05.2010 | 14:49
Mentors Hinweis auf entsprechende Browser Games ist da durchaus berechtigt. Die Frage lautet sozusagen nach dem "Rollenspiel für Shakes & Fidget-Spieler". ;) Und das ist m.E. eben wirklich ein Karten- oder Brettspiel mit Rollenspielelementen, bei dem die Regeln sich quasi von selbst erklären und eine Partie höchstens eine Stunde dauert.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Mentor am 16.05.2010 | 16:31
Ich sehe den Casual Gamer (nicht den Casual Rollenspieler) jenseits von Wikipediadefinitionen wie folgt:

- Quer durch jedes Alter, Geschlecht und Umfeld.
- Würde sich nicht als Spieler bezeichnen bzw. das gar nicht als Hobby angeben, wenn er gefragt wird.
- Hat nicht mal eine große Affinität zu Fantasy oder Sci-Fi.
- Spielt die Games als Modeerscheinung, weil viele/andere das auch tun.
- Gespielte Games müssen sofort intuitiv zu erfassen sein, und keiner langen Anleitung oder Erklärung bedürfen.
- Gespielte Games dürfen nicht zu schwer oder lang sein, und müssen rasch und oft Erfolgserlebnisse bzw. Verbesserungen zeigen.
- Gibt gerne mit dem aktuellen Casual Game an, entweder weil man Auffallen kann wen man es weiter empfiehlt, oder weil man gut darin ist, oder sich Online verlgeichen kann.
- Will sich nicht mit komplexen Vorgängen beschäftigen, sondern nur drauflosspielen, evtl. nicht mal mit einem Ziel.
- Gibt für Casual Games kein/kaum Geld aus.
- Ist nicht Text-orientiert (Lesen = Aufwand).

Gibts da andere/ergänzende Meinungen?

Wie könne man im Wasser der CasualGamers nach Leuten fischen, die über ein simples Spielchen vielleicht lust auf Mehr bekommen, und sich dann "richtige" Rollenspiele mal ansehen? Ich fände Düsterwald da gar nicht schlecht. Das kann man auf ne Party mitnehmen, und im Anschluss dann drauf hinweisen, das man Vampierjagt auch mit mehr Story und mehr Setting erleben kann. Der Spielleiter muss zudem keine Vorerfahrung haben und kann wenig falsch machen. Insofern finde ich Düsterwald sehr wohl als eine Art Rollenspiel Light. Es ist auch kein erfahrener Rollenspieler nötig, der den Leuten das erst zeigt - ein Haufen Muggles kann sich das auch selber beibringen. Wie schlägt man aber nun die Brücke zum PnP Rollenspiel? Gibts weitere solche Beispiele?
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Jiba am 16.05.2010 | 17:14
Ich sehe den Casual Gamer (nicht den Casual Rollenspieler) jenseits von Wikipediadefinitionen wie folgt:

- Quer durch jedes Alter, Geschlecht und Umfeld.
- Würde sich nicht als Spieler bezeichnen bzw. das gar nicht als Hobby angeben, wenn er gefragt wird.
- Hat nicht mal eine große Affinität zu Fantasy oder Sci-Fi.
- Spielt die Games als Modeerscheinung, weil viele/andere das auch tun.
- Gespielte Games müssen sofort intuitiv zu erfassen sein, und keiner langen Anleitung oder Erklärung bedürfen.
- Gespielte Games dürfen nicht zu schwer oder lang sein, und müssen rasch und oft Erfolgserlebnisse bzw. Verbesserungen zeigen.
- Gibt gerne mit dem aktuellen Casual Game an, entweder weil man Auffallen kann wen man es weiter empfiehlt, oder weil man gut darin ist, oder sich Online verlgeichen kann.
- Will sich nicht mit komplexen Vorgängen beschäftigen, sondern nur drauflosspielen, evtl. nicht mal mit einem Ziel.
- Gibt für Casual Games kein/kaum Geld aus.
- Ist nicht Text-orientiert (Lesen = Aufwand).

Gibts da andere/ergänzende Meinungen?

Ich finde du zeichnest ein ziemlich negatives Bild des Casual Gamer. Besonders die Punkte, dass ein Casual Gamer sich nicht als Spieler bezeichnen würde und dass er mit Casual Games angibt, würde ich kritisieren.
Ersteren würde ich komplett bestreiten: Wenn wir einen typischen Browsergame-Casual Gamer nehmen und ihn fragen würden "Spielst du Shakes & Fidget?" oder "Spielst du My Farm?"... warum sollte er das denn leugnen? Wenn wir ihn fragen "Spielst du ein Browsergame?"... warum sollte er da "Nein!" sagen. Es ist ja nicht mit einem sozialen Stigma behaftet oder sowas. Wenn er also tatsächlich casual-mässig Pen&Paper-Rollenspiel betreibt und ich ihn frage "Spielst du Rollenspiel?", dann würde er das wohl kaum leugnen, außer er schämt sich dafür. Die Frage: "Würdest du dich selbst als Rollenspieler bezeichnen?" ruft da sicher ambivalentere Reaktionen hervor, aber auch da würden viele sicher durchaus ja sagen, aber mit dem Zusatz sie spielten nicht regelmässig oder nur wenn es sich ergibt oder sie gerade Lust dazu haben.
Der zweite Punkt ist mir zu pauschalisierend: Erstens sind nicht alle Casual Gamer Angeber und Modenarren, sondern viele bleiben auch über Jahre bei demselben Spiel, aber spielen das auf casual Basis, also kurz, zwischendurch, erfolgsorientiert. Das mit dem Onlinevergleich finde ich wichtiger - aber man gibt mit Casual Games wenn überhaupt nur vor Gleichgesinnten an, die dieses Spiel auch kennen und spielen. Und das kann man im Übrigen auch bei Vollzeit-Rollenspiel-Hobbyisten beobachten, wenn wir angeben als Aussagen wie "Ich hab meinen Barbaren jüngst auf Level 60 trainiert und der hat jetzt die Fähigkeit zerschmettern" oder "Mein Charakter ist aus dem Endkampf gegen BigB ohne einen einzigen Schadenspunkt rausgekommen" definieren.

Alle anderen Punkte sind auch mehr oder weniger diskutabel, aber im großen und Ganzen stimme ich dem Rest zu.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: 8t88 am 16.05.2010 | 17:47
Für Casualgamer leite ich immer Liquid im Actionspielstil.
Das System steht mir nicht im Weg, und die Plots sind kaum Länger als ein DVD Abend mit 2 Filmen.
Läuft ganz gut!
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Ein am 16.05.2010 | 18:05
Zitat
Es geht also nicht darum, dass ein (erfahrener) Rollenspieler irgendwie Neulinge einfach rekrutiert, sondern wie man Otto Normalverbraucher dazu bekommen kann, plötzlich Interesse oder gar Eigeninitiative zu entwickeln, das aufzunehmen.
Viele sind früher mit D&D, DSA oder SR ins Hobby eingestiegen, ohne dass es ihnen jemand beigebracht hätte. An der Komplezität würde ich es daher nicht fest machen. Auch ist der Aufwand beim Rollenspiel eigentlich gar nicht so groß, wenn man ein Kaufabenteuer nimmt.

Wichtig ist, dass das Spiel keine lange Einarbeitungsphase benötigt. Aber das ist nicht mit Komplezität zu verwechseln. Das Original-D&D ist z.B. nicht sonderlich komplex, aber katastrophal geschrieben. Andersherum haben aber viele TCG recht komplexe Regelsätze, die sich über viele verschiedene Karten verteilen, bieten aber trotzdem einen schnellen Einstieg, weil anfangs nur die Grundregeln benötigt werden.

Andere Dinge, wie Unterhaltung für Zwischendurch, können Rollenspiele aber nicht bieten. Das Versammeln von Personen erfordert immer mehr Aufwand, als mal eben den Rechner für eine Viertelstunde anzuwerfen. Meines Erachtens sollten sie auch gar nicht versuchen, solchen Maßstäben nachzueilen, da durch Rollenspiele nicht mehr Rollenspiele wäre. Das soziale Zusammenkommen ist mit einer der wichtigsten Punkte beim Rollenspiel und bei verwandten Hobbies.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Zornhau am 16.05.2010 | 18:36
Nö, Schmalspur-$Irgendwas will niemand. Ein "Rollenspiel für Trottel, die zu dumm oder zu faul sind, sich richtige Regeln durchzulesen" - auch wenn man es anders vermarktet - das kommt nicht an.
Das ist gewisslich wahr.

Rollenspiele, genauer die klassische Pen&Paper-Art des Rollenspiels ist eine durchaus ARBEITSINTENSIVE Hobbybetätigung. Mindestens für den Spielleiter, aber selbst bei als "unkompiliziert" geltenden Regelwerken nachweislich auch für die Spieler.

Verglichen mit WIRKLICHEN Gelegenheitsspielen wie Brettspielen oder Kartenspielen oder Computer/Konsolen-Spielen, bei denen man maximal eine handvoll Seiten Anleitung lesen muß bzw. es einmal im Trainingsmodus anspielen muß, und dann kann man LOSROCKEN, sind ALLE Pen&Paper-Rollenspiele mit deutlich mehr Vorbereitungs- und Einstiegs-Aufwänden verbunden.

Wer ROLLENSPIEL als Gelegenheitsspieler spielen möchte, der spielt heutzutage ein Computer-/Konsolen-/MMORPG-Spiel, welches durch einerseits ständige Verfügbarkeit (man muß nicht erst die Zeitplänen von 5 erwachsenen Familienmenschen koordinieren und einen halbwegs ungestörten und unstörbaren Raum organisieren), und andererseits durch außerordentlich optimierte ZUGÄNGLICHKEIT zu Gameplay und Gamefun so ganz anders als ein Pen&Paper-Rollenspiel ist.

Bei Pen&Paper gibt es nur "Fun later". Erst lesen - mal mehr, mal weniger, dann vorbereiten - auch bei Fertigszenarien muß sich der Spielleiter dies durchlesen und präparieren, dann koordinieren - Zeit, Ort, Leute, dann vielleicht mal spielen.

Als im Rollenspielhobby nicht nur "gelegentlich" Engagierter spiele ICH meine Spielrunden IMMER "Casual". - Ich spiele nicht mit "Artsy-fartsy-Rollenspiel-Kunst"-Anspruch, ich spiele keine "gewichtigen, seelenerschütternden Psychodramen", usw. - Ich spiele NUR ZUM SPASS. Und der darf GERNE ohne Anspruchsdenken und ohne Psycho-Striptease erfolgen.

Für mich ist das "Rollenspiel für Casual Gamers".

Und wäre es anders, dann würde ich vermutlich nicht mehr Pen&Paper-Rollenspiele spielen.


"Casual Gamer" ist NICHT gleichbedeutend mit "Gelegenheitsspieler". - Der "Casual Gamer" kann sehr wohl OFT und INTENSIV spielen, hat aber eine andere EINSTELLUNG zum Spiel als etwa der "ernsthafte Kunstschaffende", der mit erhobener Nase auf die "Schlechterspieler" herabsieht.

Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Mentor am 16.05.2010 | 19:40
Ersteren würde ich komplett bestreiten: Wenn wir einen typischen Browsergame-Casual Gamer nehmen und ihn fragen würden "Spielst du Shakes & Fidget?" oder "Spielst du My Farm?"... warum sollte er das denn leugnen?
So wars nicht gemeint. Natürlich wird der die direkte Frage "Spielst du ein Browsergame?" bejahen, muss ja keinem peinlich sein ;) . Aber ich glaub schon, dass die Mehrheit das Browerspiel nicht als echtes Hobby sieht, auch wenn über die Woche gerechnet mehr Zeit reinfließt als in Aktivitäten, die sie als Hobbies sehen. Die Frage "Spielst du Computerspiele?" wird er glaub ich verneinen, und "Browsergames" auch nicht auf einem Fragebogen hinschreiben, wo er seine Hobbies angeben soll, oder im Lebenslauf erwähnen.

Umgekehrt würde ich auf die Frage nach den Hobbies durchaus "Rollenspiel" hinschreiben, und mich auch im Lebenslauf dafür nicht genieren.

Der zweite Punkt ist mir zu pauschalisierend: Erstens sind nicht alle Casual Gamer Angeber und Modenarren, sondern viele bleiben auch über Jahre bei demselben Spiel, aber spielen das auf casual Basis, also kurz, zwischendurch, erfolgsorientiert.
Zwei Kommentare:

1) "Angeber" ist nicht negativ zu sehen. Evt. ists auch nicht das ideale/richtige Wort. Ich meine aber schon, Casual games leben davon, dass bestimte Leute versuchen, ihren soziales Ansehen in einer Gruppe zu erhöhen, indem sie diese Weiterleiten (ähnlich wie Witzmails). Das muss jetzt kein "hey, voll krass heh?" Angeben sein, bloß ein Aufwerten des Ansehens ("Toll, das hast DU gefunden?"). Außerdem möchte ich damit nicht implizieren, dass Rollenspieler keine Ansehen-aufwertende tendenzen haben können...

2) Ja, Casual gamers können IMO auch beim selben Spiel bleiben. Aber wenn sie aber zuviel Zeit hinein investieren, werden Sie für mich schon zum Spieler. Übergang ist halt fließend.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: YY am 16.05.2010 | 19:43
Würden solche Indie-Spiele in ner kleinen Schachtel im Spielregal im Kaufhaus stehen (so wie früher DSA), dann könnten Jugendliche/Erwachsene/Eltern das zufällig ansprechen.

Interessanter Gedanke.
Ich diskutiere auch ab und zu mal mit Bekannten darüber, ob sich gerade die komplexen "Dickschiffe" unter den Rollenspielen heutzutage angesichts der großen Konkurrenz anderer (und teils ähnliche "Spieltriebe" ansprechender) Zeitfresser/Beschäftigungen von Null auf etablieren könnten.

Wenn es da tatsächlich keine historisch gewachsenen RPG-Strukturen gäbe und alle auf ähnlichen Wegen verfügbar wären, würden sich mMn wohl tatsächlich zumindest manche Indie-Spiele sehr schnell verbreiten - eben diejenigen, die nicht zu speziell und zu verkopft sind.

Mit diesen hat man es als Neuling ja bisweilen leichter als der "Veteran", weil man keine Gewöhnung an althergebrachte Regelmechanismen als Ballast mitbringt.

Wie könne man im Wasser der CasualGamers nach Leuten fischen, die über ein simples Spielchen vielleicht lust auf Mehr bekommen, und sich dann "richtige" Rollenspiele mal ansehen?

Ich hatte schon vermutet, dass das die Intention hinter dem Gedankengang war, und halte das für einen sehr umständlichen Ansatz.

Wenn die Zielsetzung ist, letztendlich Spieler für "richtige" Rollenspiele zu "produzieren", dann kann/sollte man mMn auch direkt da ansetzen.

Mit relativ weit vom Ziel entfernten "Einstiegsdrogen" hat man immer große Anteile an Spielern, die eben den Schritt zu den harten Drogen "richtigen" Rollenspielen nicht mitmachen (wollen); dies gilt um so mehr, wenn die Kandidaten sich selbst überlassen werden.

Es ist doch eigentlich Quatsch, viel Hirnschmalz in hypothetische "Casual RPGs" als Einstiegsdroge zu stecken und diese dann einfach mal unters Volk zu schmeißen in der Hoffnung und mit der Absicht, dass dabei "richtige" Rollenspieler gewonnen werden.

Für viele Rollenspiele gibt es Quickstart-Regeln, mit denen man ganz gut reinschnuppern kann.
Wenn diese (oder auch von Hand abgespeckte Versionen, oder per se "leichte" Systeme) bei passender Gelegenheit mit Kompetenz und Begeisterung an den Mann gebracht werden, braucht es da sonst nichts mehr.

"Klassische" Nachwuchsarbeit ist mMn der ergiebigere Ansatz als ein "Casual RPG".

Dazu auch:
Insofern finde ich Düsterwald sehr wohl als eine Art Rollenspiel Light. Es ist auch kein erfahrener Rollenspieler nötig, der den Leuten das erst zeigt - ein Haufen Muggles kann sich das auch selber beibringen. Wie schlägt man aber nun die Brücke zum PnP Rollenspiel? Gibts weitere solche Beispiele?
Die "Brücke" zum P&P ist da mMn geradezu zwingend der erfahrene Rollenspieler.
Ob der direkt anwesend ist oder ob in einem Casual RPG hinten Hinweise auf lokale Vereine, Internetforen (die dann wieder eher abschrecken  ;D) usw. drin sind, ist dabei erst mal egal.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Mentor am 16.05.2010 | 19:46
Viele sind früher mit D&D, DSA oder SR ins Hobby eingestiegen, ohne dass es ihnen jemand beigebracht hätte. An der Komplezität würde ich es daher nicht fest machen. Auch ist der Aufwand beim Rollenspiel eigentlich gar nicht so groß, wenn man ein Kaufabenteuer nimmt.

Stimmt, ich gehöre dazu ;). Was mich da interessieren würde, ist, ob dieses Art des Zugangs zum Hobby nicht zu 80% die Altersgruppe der Jugendlichen/Jungerwachsenen betraf, die halt zuviel Zeit neben der Schule/Studium hatten. Casual Gaming glaub ich berührt aber eher Leute, die nicht unbedingt zuviel Zeit über haben, oder?
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Mentor am 16.05.2010 | 19:50
"Casual Gamer" ist NICHT gleichbedeutend mit "Gelegenheitsspieler". - Der "Casual Gamer" kann sehr wohl OFT und INTENSIV spielen, hat aber eine andere EINSTELLUNG zum Spiel als etwa der "ernsthafte Kunstschaffende", der mit erhobener Nase auf die "Schlechterspieler" herabsieht.

Interessant, kann man tatsächlich so sehen, wenn man Casual nicht mit gelegentlich sondern mit informell/zwanglos übersetzt.

Demnach müsste ein Rollenspiel für Casual Spieler, die nix mit Rollenspiel direkt am Hut haben, auch von der Art "jederzeit und spontan" sein, was sich mit dem Gruppengedanken jedoch etwas schwer vereinbaren lässt...
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Yvo am 16.05.2010 | 20:00
Also, diese PC-Causual-Games/Flashgames/Browsergames gibt es meist wie folgt:

Kurzfristig (Flashgames):
- Simple Spielmechanik
- Man spielt ca. 10 Minuten
- Am Ende gibt es Punkte

Langfristig (Browsergames):
- Simple Grundmechanik mit komplexeren Dingen später
- Man spielt immer mal wieder 10 Minuten am selben Spiel
- Es gibt Belohnungen/Punkte/Geld/Artefakte...

----------------------------------------------------------------

Dieses "ich spiel mal eben 15 Minuten" ist mit klassischem P&P sicher nicht erreichbar.
"One Shots" kommen dem noch am nähesten. Für ein Causual-Rollenspiel dürfte (für mich) keine Zeit für Vorbereitung oder Charaktererschaffung notwendig sein. Es ist keine fortlaufende Kampagne, bzw. ich muss es auch spielen können, wenn einer mal ausfällt.
Die Immersion wäre geringer als bei einem Rollenspiel, wo ich erstmal 2 Stunden an meinem Charakter bastle und sich der SL (so es ihn gibt) Gedanken zum Musikeinsatz und Bodenplänen macht...
Dafür wäre das Spiel ein wenig brettspieliger...
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Eulenspiegel am 16.05.2010 | 20:31
Naja... wer erzählt denn heute noch großartig Geschichten  Roll Eyes. Okay, es gibt Fanfiction und die ganzen RPGs im AnimeXX und anderen Foren, aber insgesamt würde ich doch sagen, dass der Sprung hier nicht so klein ist, wie man vielleicht denkt
Klar sind Foren-RPGs nicht das gleiche wie Pen&Paper-RPGs.

Aber ich habe einige Leute zu Pen&Paper rekrutiert, die vorher nur Forenrollenspiele kannten. Und ich hatte nicht den Eindruck, dass der Sprung sonderlich groß war. (Sicherlich war ein Sprung vorhanden. - Aber auch nicht größer als ein Theaterschauspieler, der zu Pen&Paper wechselt.)

Zitat
Außerdem gibt es noch viele andere Kategorien: Rollenspieler, die über PC-Spiele und Videospiele zum Rollenspiel kommen, Rollenspieler, die über MMORPGs zum Rollenspiel kommen und Leute, die übers Theater zum Rollenspiel kommen (wie ich z.B.).
Leute, die übers Theater zum Rollenspiel gekommen sind, zähle ich unter "Leute, die durch Geschichten erzählen zum RPG gekommen sind".

Und bei Computerspielern, die dadurch zum RPG gekommen sind, empfiehlt es sich, Regeln zu verwenden, die den Computerspüielregeln sehr ähneln.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Ein am 17.05.2010 | 08:26
Zitat
Dafür wäre das Spiel ein wenig brettspieliger...
NIcht zwingend. Nur weil eine Charaktererschaffung sich in 5 Minuten erledigt hat, muss so ein Rollenspiel nicht gleich ein Brettspiel sein. Eigentlich ist es sogar eher andersherum: Da die Erschaffung nur bedingt zum eigentlichen Rollenspiel gehört (und eher Soloplay ist), ist es eigentlich erstrebenswert die Erschaffung möglichst kurz zu halten, damit man möglichst schnell los spielen kann.

Japanische RSPs machens vor: Wähle 2-3 Charaktertypen, schreibe die Werte zusammen und starte los. Alles wohl dem Umstand geschuldet, dass RSP in Japan wegen notorischem Platzmangel in Eigenheimen vor allem auf Conventions gespielt wird.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Jiba am 17.05.2010 | 09:53
Japanische RSPs machens vor: Wähle 2-3 Charaktertypen, schreibe die Werte zusammen und starte los. Alles wohl dem Umstand geschuldet, dass RSP in Japan wegen notorischem Platzmangel in Eigenheimen vor allem auf Conventions gespielt wird.

Hast du Erfahrungen zu P&P in Japan gemacht? Das würde mich sehr interessieren.  :)
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: ArneBab am 17.05.2010 | 10:02
Und sonstiges Geschichtenerzählen? Wie schon gesagt, wer macht denn das heute noch...

Die Freundin meines Onkels mit ihrem Sohn, als wir sie in Paris besucht haben.

Und die Geschichte hätte, nachdem sie etwas länger lief, viel gewonnen (vor allem an möglicher Dauerhaftigkeit), wenn wir Rollen aufgeteilt hätten (SL+Spieler) und festgelegt hätten, wer was kann.

Und damit wären wir schon beim Rollenspiel gewesen.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Teylen am 17.05.2010 | 11:04
Naja... wer erzählt denn heute noch großartig Geschichten  ::).
Erstaunlich viele Menschen, insbesondere dank des Internet.
Sobald es ein Serien oder Film Universum gibt das es schafft hinreichend viele Menschen zu begeistern kann man beobachten das zwei Erzaehlkulturen sich anhaengen.

Das eine ist das, dem eher Fan Fiction verwandte, Round a Robin. Wo ein Schreiber eine Fan Fiction beginnt und andere Fans eben diese reihum fortsetzten.

Das andere die von Ein erwaehnten Free Form Rollenspiele, bei welchen sich Fans der jeweiligen Serie in Foren oder mittels Chat zusammen finden, sich jeder einen bestehenden Charakter aus der Serie nimmt oder einen Serien Affinen selbst schreibt und dann los gespielt wird.
Im Anime / Manga Bereich waere dort der groesste und aktivste Seite wohl der Animexx. Im Bereich der SF Serien gibt es recht viele Foren und / oder Chatbasierte Rollenspiele im Star Trek universum. Zu sogut wie jeder phantastischen Serie findet man ueber Google innerhalb kuerzester Zeit entsprechende Foren.

Wenn auch unter anderer Praemisse als das des Geschichten erzaehlen.

Meiner Meinung sind da durchaus vielfaeltige Ansatzpunkte gegeben um die Leute fuer Pen & Paper zu begeistern. Was ich nicht unbedingt sehe das es alles oder zum Grossteil Casual Gamer sind. Dafuer ist die Begeisterung fuer die jeweilige Serie respektive das Setting zu gross.
Da macht die Umstellung auf einen anderen Spielstil oder gar ein anderes Setting eher Probleme.

Zitat
Die Stile sind sehr unterschiedlich... ich würde eher ausschließen, dass die Mehrheit diesen Weg geht.
In wie weit?
Imho gibt es da allerhoechstens ein Kommunikationsproblem.
Das heisst die Frage wie man jemanden der Vampire Knight, Vampire Hunter D oder Twilight als Rollenspiel spielen will -und Free Form spielte - beibringt zB die nWoD zu moegen respektive es damit so umzusetzen das es sich fuer ihn nach der Serie anfuehlt.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Ein am 17.05.2010 | 11:39
@Jiba
Leider kam ich noch nicht in die Gelegenheit an einer Runde in Japan teilzunehmen, aber ich habe mich mit dem Thema auseinandergesetzt, mir einige Regelwerke erklären lassen und habe auch mal mit einigen japanischen Rollenspielern kommuniziert.

Generell kann man sagen, dass P&P in Japan relativ stark auf Zugänglichkeit getrimmt sind. Momentan sieht das so aus, dass Werte in japanischen Rollenspielen nicht erst kompliziert zusammengekauft werden (I blame you DSA4!), sondern einfach dadurch zustande kommen, dass man sich 1-3 Klassen aussucht, die sofort mit einem entsprechendem Fähigkeitenpaket daher kommen.

In Systemen mit Fantasysystemen spielt dann halt einen Krieger-1/Schützen-1/Heiler-1. Während man in anderen dann halt einen Technomancer/Teufelbeschwörer/Mitglied des Osiris-Orden spielt.

Die Philosophie dahinter: Ncht erst Stunden mit der Charaktererschaffung verplempern, sondern auswählen, was einem gefällt und sofort loslegen. Hier haben wir dann die Analogie zu "schnellem Einstieg" bei elektronischen Casual Games.

Weiterhin waren in Japan lange Zeit alles außer W6ern nur schwer zu bekommen. Daher wird dieser Würfel stark präferiert. (Swordworld das jp. DSA verwendet eine Tabelle um die Korrelation von eigenen und Gegnerwerten in einen Mindestwurf zwischen 2 und 12 abzubilden.)

Diese Präferenz sollte auch für Rollenspiele gelten, die sich einem breiterem Publikum widmen. W6er hat, gerade in Deutschland, fast jeder Zuhause. Andere Würfel muss man sich erst besorgen. Hier haben wir dann die Analogie zu "niedrige Hardwareanforderungen" bei elektronischen Casual Games.

Rollenspiele sind in Japan wohl auch immer noch primär über den Buchhandel zu erhalten. Mugen no Fantasia hat diesen Weg sogar optimiert und wurde als Reihe preiswerter Taschenbücher (~7eu) in den Handel gebracht und konnte einen großen Erfolg verbuchen. Hier hat man dann auch die Analogie zu "kostenlos/preiswert" bei elektronischen Casual Games.

Ich würde allerdings die Orientierung an elektronischen Casual Games nicht übertreiben, sondern würde meinen Blick eher auf TCG und allgemein Kartenspiele richten und gucken, warum diese so erfolgreich sind und eine weit niedrigere Einstiegshürde bei teils sogar höherer Gesamtkomplexität besitzen.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Lord Verminaard am 17.05.2010 | 11:53
Meine Erfahrung mit Munchkin bestätigt das mit den Kartenspielen absolut. Obwohl Munchkin voll von Anspielungen ist, die eigentlich nur Rollenspieler verstehen, und obwohl Munchkin als Spiel eigentlich bestenfalls mittelmäßig ist – mit Glück verläuft eine Runde interessant, mit Pech völlig unspannend, und wer die Knieschützer der Verlockung hat, gewinnt sowieso – kenne ich diverse „Casuals“, die Munchkin toll finden. Es hat lustige Bilder und Texte, Ansätze eines gemeinsamen Vorstellungsraums, man muss mal ein bisschen was vorlesen oder wird gelegentlich sogar mal von einer Karte aufgefordert, irgendwas Lustiges zu tun. Man muss aber nicht kreativ sein und in der Regel nur binäre Entscheidungen treffen. Die Regeln sind schnell erklärt und eine Partie dauert, wenn man nicht grade mit 8 Mann spielt, selten länger als eine Stunde.

In dieser Richtung gibt es schon so einige Kartenspiele, wenn man da jetzt noch ein gutes Crossmarketing hinkriegen würde, wäre die Sache geritzt. Und jetzt entschuldigt mich, ich muss die Inhaber von Shakes & Fidget kontaktieren und ihnen anbieten, ein Shakes & Fidget Kartenspiel zu entwickeln. ;D
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Mentor am 19.05.2010 | 08:11
Ich würde mich großteils Eins Post anschließen. Lediglich ein Charaktergenerieren würde ich ganz weglassen, und so einem Spiel z.B. 12 fertige Charaktere beilegen.

Wenn Würfel, dann nur W6, weil Wiedererkennungswert. Wobei die Variante, das als Kartenspiel zu machen, auch Casual genug sein könnte. Man zieht Aktionen vom Stapel auf die Hand, und kann sie dann z.B. reihum ausspielen (evtl. Verstärkt durch eigene Char-Fähigkeiten), um die Handlung/Aktion in eine bestimmte Richtung zu bringen. Das schränkt die Auswahl pro "Zug" ein (z.b. max. 5 Karten auf der Hand), damit das Spiel nicht zu abstrakt bleibt. Evtl. macht es auch Sinn, statt der Spielleiterrolle einfach 2 Parteien den Spielern zuzuordnen (good guys, bad guys), mit je einem Aktionsdeck.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Ein am 19.05.2010 | 09:45
Wobei feste Aktionskarten mM dann schon wieder das ganze zu weit von P&P entfernt.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Achamanian am 19.05.2010 | 09:49
Rollenspiele sind in Japan wohl auch immer noch primär über den Buchhandel zu erhalten. Mugen no Fantasia hat diesen Weg sogar optimiert und wurde als Reihe preiswerter Taschenbücher (~7eu) in den Handel gebracht und konnte einen großen Erfolg verbuchen.

Allein das schon ist ein schlauer Punkt. In Deutschland hatte ja zumindest DSA mal Heftformat und war zumindest halbwegs preiswert (10-15 DM pro Abenteuer). Damals gab es die Dinger auch noch bei Karstadt. Etwa, als DSA zu Fanpro "heimgewandert" ist, fing dann glaube ich auf dem gesamten Rollenspielmarkt die Tendenz zu immer gediegeneren, dickeren und teureren Büchern an. Für mich als Altrollenspieler war (und ist) das eigentlich schön: ich habe gerne gut verarbeitete und gestaltete Bücher im Regal stehen statt einer Heftchensammlung (nur ein bisschen dünner könnten sie sein, denn viel vom Inhalt ist ja doch Geschwätz ...). Aber für Neueinsteiger ist das garantiert eine Riesenhürde. Ich weiß ja z.B. nicht, wie erfolgreich John Sinclair so ist, aber: Ein 30-Euro-Hardvocer mit über 200 Seiten bei einem RSP zu einer Heftserie? Irgendwie absurd.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Ein am 19.05.2010 | 09:57
Ich sage nur DSA2-Grundbox: 96 Seiten Regeln, Spielleiterschirm, vorgedruckte Bögen, Würfel(!) plus 32 Seiten ábgespeckte Regeln und Einführungsabenteuer. Und das für rund 30 DM. Und es hat gereicht.

Und es hatte einen Klappentext, der Interesse bei Leuten weckt, die Rollenspiel noch nicht kennen.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Achamanian am 19.05.2010 | 10:04
Ich sage nur DSA2-Grundbox: 96 Seiten Regeln, Spielleiterschirm, vorgedruckte Bögen, Würfel(!) plus 32 Seiten ábgespeckte Regeln und Einführungsabenteuer. Und das für rund 30 DM. Und es hat gereicht.

Und es hatte einen Klappentext, der Interesse bei Leuten weckt, die Rollenspiel noch nicht kennen.

Oh, ich seh gerade, dass ich einen "Die guten alten Zeiten"-Diskurs ausgelöst habe!
So was ist natürlich immer gefährlich ...
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: ArneBab am 19.05.2010 | 10:12
Ich würde mich großteils Eins Post anschließen. Lediglich ein Charaktergenerieren würde ich ganz weglassen, und so einem Spiel z.B. 12 fertige Charaktere beilegen.

Wenn jemand Lust hat, ein Einstiegsheft für Cons o.ä. zu nutzen, könnte das Zettel-RPG (http://1w6.org/deutsch/regeln/downloads/zettel-rpg) ganz gut passen. Es hat minimierte Regeln, so dass Charaktere auf einen DinA7-Zettel passen (http://1w6.org/deutsch/module/nur-fertigkeiten-nurf#niuve), ist aber voll kompatibel zum Ein Würfel System und kann so auch Quellen aus Gurps und Fudge nutzen, wenn die Runde sich zu einer Kampagne entwickelt. Das gesamte Regelwerk passt auf ein DinA4-Blatt (doppelseitig, ohne Welt). Und es ist frei lizensiert, so dass jeder damit machen kann, was er will (solange er anderen wieder das gleiche erlaubt).

Um es zu nutzen könnte es als kleines Heftchen (kleiner als ein Kartenspiel) verteilt werden, zusammen mit Charakteren auf Karteikarten (ohne Linien).

Leider bin ich selbst notorisch schlecht darin, es zu verbreiten (zu wenige freie Wochenenden für Cons).

Für Casuals könnte es sinnvoll sein, weil es einfach nur fragt „Was sind deine Berufe?“, „was kannst du darüber hinaus?“ und „welche Probleme hast du?“. Und es braucht nur einen W6 pro Spieler.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Ein am 19.05.2010 | 10:21
@Acha
Natürlich. ;)

Aber ich wollte auch einfach nur ein konkretes Beispiel bringen, wie man es mal richtig gemacht hat. Aber das ist verloren gegangen. Mittlerweile kann ja froh sein, wenn man die Schrift noch zwischen der ganzen Layouterei lesen kann. Aber das haben wir ja auch schon bis zum Exzess durchgekaut. ;)

Ich denke, ein Groschenheft-Format fände ich sogar noch fast besser, als ein Taschenbuchformat. Wobei Mugen no Fantasia trotz Taschenbuch äußerst umfangreich bebildert ist. Das zieht natürlich auch.

@Arne
Da frage ich mich jetzt eher: Warum müssen Rollenspiele für Einsteiger immer gleich minimalste Minimalrollenspiele sein. Ganz abgesehen davon, dass aus den 2-Seiten nicht klar wird, wie Rollenspiel denn nun funktioniert. Das wichtigste, der eigentliche Ablauf des Spiels, wird nämlich nicht erklärt. Überhaupt gibt es keine Ansätze für das Spiel. Kein Settinganriss, keine Beispielcharaktere, kein Einstiegsabenteuer.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Lord Verminaard am 19.05.2010 | 10:36
Naja ich denke, hier gehen jetzt zwei Dinge durcheinander.

Für „echtes“ Rollenspiel braucht man Rollenspieler, Leute, die die nötige Vorstellungskraft und Kreativität, das nötige Engagement mitbringen, Leute, die sich reinknien, die mit genügend Eifer bei der Sache sind, um dem Spiel die Zeit zu geben, die es nun mal braucht. Unbenommen bleibt, dass es für solche Rollenspieler derzeit am Markt kein gutes Einsteigerprodukt gibt. Natürlich gibt es Spiele, für die ein erfahrener SL (oder Mitspieler) Neulinge schnell begeistern kann, aber das Produkt, was sich einer kauft, der noch überhaupt keine Ahnung davon hat, und dann mit seinen Freunden losspielt, das fehlt schmerzlich. Der Rollenspielmarkt hat sich komplett auf Altkunden eingeschossen, Neukundengewinnung ist praktisch kein Thema.

Dabei geht es aber um Typen wie dich und mich, nur jünger. Diese Leute sind nicht casual, das sind nicht die Leute, von denen Mentor spricht, deren Interesse für Shakes & Fidget reicht aber eben nicht für fünf Stunden Rollenspiel einmal die Woche. Trotzdem sind die heutigen Rollenspiele oft zu komplex, umfangreich, teuer und auch inhaltlich zu Ü30, um als Produkt für Einsteiger geeignet zu sein. Hier liegt in der Tat der Vergleich mit DSA1 oder DSA2 viel näher als mit einem Browser Game.

Die andere Sache, die man damit nicht vermengen sollte, ist die Frage, was für Spiele man machen kann für Leute, die eben keine potentiellen Rollenspieler sind, die nicht einmal die Woche fünf Stunden spielen wollen, sich nicht einarbeiten, vorbereiten, reinknien wollen, die sich aber trotzdem – wie man an Shakes & Fidget sieht – grundsätzlich für die Thematik interessieren, eben auf einem „casual“ Level, als Gelegenheitsspieler. Die brauchen ein anderes Produkt, und dieses Produkt ist kein Rollenspiel, wie wir es kennen. Sondern m.E. ist es ein Karten- oder Brettspiel.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Yvo am 19.05.2010 | 10:59
Sehe ich wie der Lord...

Auf der einen Seite könnte Casual bedeuten, dass es sich um erfahrene oder unerfahrene Rollenspieler handelt, die sich einfach sagen "Hey, ich hab nichts vorbereitet und den Abend mal 3 Stunden Zeit... ...ich ruf ein paar Leute an und spiele einen Oneshot."... ...halt ein Gelegenheitsspiel.

Die andere Sache, die hier debattiert wird, würde ich eher als Einsteigerrollenspiel bezeichnen und nicht als Casual Game.

Und "brettspielig" meinte ich ausnahmsweise nicht "Das ist nur für Gamisten. Narativisten und Simulationisten draußen bleiben!", aber das ist mein Fehler...

Ich meinte es in diesem Zusammenhang eher im Sinne von: Man setzt sich hin, baut das Spiel in 5 Minuten auf, kann die Regeln einem neuen Spieler in 5 Minuten erklären und legt einfach los.

Aber der Hinweis vom Lord ist ebenfalls wahrscheinlich richtig: Rollenspiel und Gelegenheitsspiel sind nur schwer vereinbar...
Für Gelegenheitsspieler wäre ein Brettspiel oder Kartenspiel wahrscheinlich angebrachter.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Ein am 19.05.2010 | 11:02
Ich denke, die Schlussfolgerungen zu denen du kommst, hängen mit einer Nuancierung des Begriffs Casual Gamers ab. Ein Casual Gamer möchte ja durchaus eine bestimmte Art Spiel spielen, er möchte aber einfach nicht so viel Arbeit hinein investieren.

Hier darf man sich dann nicht hinstellen und sagen: Rollenspiele sind zu komplex für Casuals, also bieten wir ihnen was ähnliches an. Also: Welche Art von Spielen können wir entwickeln, die Rollenspielelemente enthalten, aber tauglich für Casuals sind.

Statt dessen muss man sich überlegen: Rollenspiele sind zu komplex, wie können wir sie also für Casuals zugänglicher machen ohne ihren Kerngedanken zu zerstören?

Dafür muss man sich überlegen, was denn Rollenspiel überhaupt (für einen selbst) ausmacht. Und welche Arbeit man den Spielern abnehmen kann.

Wichtig ist dabei meines Erachtens: 5 Stunden ein Spiel zu spielen ist nicht das Problem für einen Casual. Casuals spielen auch Monopoly oder Risiko. Anderherum ist es sogar so, dass Gesellschaftsspiele ja gerade abendfüllend unterhaltend sein sollen. *Aber*: Die Vorbereitung für das Spiel darf nicht mehrere Tage in Anspruch nehmen.

Und das kann man durchaus hinbekommen: Heroquest (ausnahmensweise das von MB) ist z.B. nichts anderes als D&D light, nur ohne den ganzen Vorbereitungsquatsch.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Lord Verminaard am 19.05.2010 | 11:18
Was D&D ausmacht, dazu sage ich lieber mal nichts, will ja keinen Glaubenskrieg auslösen. ;)

Du hast recht, die fünf Stunden sind nicht unbedingt das Problem. Schon eher der Fortsetzungszusammenhang: Monopoly ist dann nach fünf Stunden eben auch wirklich fertig, beim nächsten Mal fängt man ein neues Spiel an, jeder wieder bei Null, und ggf. mit anderen Mitspielern. Aber auch das ist nicht der entscheidende Punkt, auch das lässt sich mit herkömmlichem P&P machen.

Der kritischere Punkt ist aus meiner Sicht die Unendlichkeit der Möglichkeiten. Diese sehe ich als die entscheidende Stärke des P&P-Rollenspiels, ja als Alleinstellungsmerkmal an. Deine Möglichkeiten werden beim P&P-Rollenspiel nur durch deine eigene Vorstellungskraft und deinen eigenen Einfallsreichtum begrenzt. Und genau da scheide ich persönlich den „Casual“ vom „Rollenspieler“. Der Rollenspieler fährt genau auf diese Freiheit ab, kann sich alles Mögliche vorstellen, lässt sich alles Mögliche einfallen. Der Casual hingegen will diese Freiheit nicht, findet das anstrengend und unnötig, will lieber aus einer begrenzten Zahl vorgegebener Optionen auswählen, bei denen es im Zweifel noch nicht mal besonders schwer ist, die beste Option herauszufinden.

Du kannst jetzt ein sehr einfaches, einsteigerfreundliches Spiel machen, das trotzdem voll auf Entscheidungsfreiheit setzt, das wäre dann nach meiner Diktion ein Spiel für Rollenspieler. Nach meinem Verständnis ist OD&D ein solches Spiel. Oder du machst ein Spiel mit begrenzten Optionen, wie HeroQuest, das wäre nach meiner Diktion ein Spiel für Casuals (was natürlich nicht heißt, dass nicht auch Rollenspieler Spaß daran haben können). Wenn du Casuals anders definierst, kommst du natürlich zu anderen Schlussfolgerungen, ich finde meine Differenzierung aber durchaus nützlich. ;)
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Ein am 19.05.2010 | 11:38
Ich nicht, da ich nicht glaube, dass die meisten Rollenspieler unbegrenzte Möglichkeiten wollen. Zeigt doch D&D wunderbar. Die Möglichkeiten sind nicht unbegrenzt, sondern wohl umschrieben. Es geht weniger darum kreativ zu werden (Kreativität - eigentlich künstlerischer Schaffensdrang - halte ich im Hobby eh für überbewertet), sondern geschickt Dinge zu kombinieren. Und eigentlich gilt das nicht nur für D&D, sondern für fast alle Rollenspiele, abseits der Indie-Emo-Schiene.

Andersherum haben Casuals (vor allem Frauen) Spaß daran, stundenlang ihre Restaurants zu bauen und die Lebenswelt ihres Sims zu erschaffen. Da stecken zwar auch immer vorgebene Optionen dahinter, aber Kreativität muss ja auch auf irgendetwas aufbauen.

Und ich denke auch nicht, dass der Fortsetzungsgedanken ein Problem ist. Vielmehr ist es genau andersherum: Gerade Casuals wollen (schnelle) handfeste Achivements.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Yvo am 19.05.2010 | 12:03
Heroquest oder Spacequest sind meiner Meinung nach genau die Richtung, in die ein Rollenspiel als Casual Game gehen müsste...

Da ist das mit dem Fortsetzungsgedanken auch geregelt... ...die Story hängt eher Alibi-mäßig zusammen, es ist auch nicht zwingend notwendig, dass die gleichen 4 Spieler das nächste mal spielen oder man da groß planen muss. Aber es gibt Achievements (bei Spacequest wird man beispielsweise befördert, wenn man genug Punkte gesammelt hat und kriegt dann eine Karte mehr).

Aber Heroquest und Spacequest sind eben eher Brettspiele als Rollenspiele. Immersion findet kaum statt, es geht ausschließlich ums Kämpfen, es sind immer Dungeons, man schlüpft eigentlich nie wirklich in eine Rolle...
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Ein am 19.05.2010 | 12:05
Ein Spacemarine, der durch ein Raumschiff zieht und Aliens abballert, ist auch eine Rolle. ;)
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: ArneBab am 19.05.2010 | 12:16
Da frage ich mich jetzt eher: Warum müssen Rollenspiele für Einsteiger immer gleich minimalste Minimalrollenspiele sein.

Das stimmt für Casuals als Einsteiger ohne SL - für die ist ein Zettel-RPG sicher nichts. Für kreative Einsteiger (Stichwort Anime), die das, was sie auf der Con hatten (muss keine spezielle RPG-Con sein), weiterspielen wollen, kann es dagegen helfen, sehr einfach weiterzuspielen.

Genauso auch für Casuals als „schnelle Erschaffung, wenig lesen, gleich anfangen“, idealerweise mit bereits bekannter Welt (je nach Welt mit Zusätzen).

Für Gruppen, bei denen niemand Rollenspiel kennt, fehlt ganz klar die Beschreibung, wie man eigentlich spielt.

Noch weitergehend ist es da mMn wichtig sehr viel Material zu liefern, so dass Leute, die sich unter dem Spielen noch nichts vorstellen können, ohne allzu viel eigene kreative Vorarbeit einsteigen können. Viele Bilder, Stimmungstexte, Spielbeispiele und Beispielcharaktere. Am besten so, dass jemand, dem ein Stimmungstext gefällt, gleich sagen kann „das spiele ich!“.

Wie genau das Regelwerk aussieht ist dabei dann eher zweitrangig (solange es nicht völlig unspielbar ist und dem Stimmungstext entspricht). Wenn es allerdings die Freiheit gibt, eigene Charaktere zu den Stimmungstexten in meinem Kopf zu erschaffen (ihr hört sie doch auch, oder? Ihr müsst sie hören! :) ), umso besser.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Achamanian am 19.05.2010 | 12:32

Noch weitergehend ist es da mMn wichtig sehr viel Material zu liefern, so dass Leute, die sich unter dem Spielen noch nichts vorstellen können, ohne allzu viel eigene kreative Vorarbeit einsteigen können. Viele Bilder, Stimmungstexte, Spielbeispiele und Beispielcharaktere. Am besten so, dass jemand, dem ein Stimmungstext gefällt, gleich sagen kann „das spiele ich!“.


Ich glaube ehrlich gesagt, all die Stimmungstexte, Spielbeispiele und Beispielcharaktere ("Archetypen") sind z.T. das, was die meisten Rollenspiele so aufgebläht hat und was sie einsteigerunfreundlich macht.
Meine Einstiegsrollenspiele DSA und Midgard waren in der Beziehung eher dünn und haben einige wenige stimmungsvolle Anregungen und Illustrationen geboten, an denen man dan gut andocken und selbst weiterspinnen konnte. Keine Wust von "möglichst viel" Material. Auch jetzt habe ich das Gefühl: Einsteiger und Casuals finden sich am besten mit minimalistischen Sachen zurecht, die einige wenige, aber prägnante Anregungen geben, wie PTA und Fiasco. Ok, ich habe in den letzten Jahren nur 3 oder 4 mal mit Gelgenheitsspielern gespielt, aber da waren immer eher die unterdeterminierten Settings ein Erfolg. Stimmungstexte erzeugen ja auch immer einen gewissen Druck, es "genauso" hinzukriegen, während ein Spiel mit ein paar coolen Eckpunkten und einem einfachen Mechanismus eher dazu animiert zu sagen: "So, wir machen das jetzt einfach so, wie es uns Spaß macht!"
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: wjassula am 19.05.2010 | 12:53
Ich glaube auch, dass eher die Spiele für Casual Gamer taugen, die sich in erster Linie als Spiele präsentieren, und nicht als Weltbild, also ohne Bullshit und dafür mit klarer Spielanleitung. Es muss sofort klar sein, wie das Spiel grob funktioniert und was daran Spaß macht. Stimmungsscheiß stört da nur, lieber klare Klischees, an die jeder sofort andocken kann oder ein knalliges Artwork, das nebenbei zeigt, wie die Geschichten aussehen könnten. Diese ziegelsteindicken Weltenwälzer finden nur Rollenspieler gut :).
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Jiba am 19.05.2010 | 13:12
Stimmungstexte erzeugen ja auch immer einen gewissen Druck, es "genauso" hinzukriegen, während ein Spiel mit ein paar coolen Eckpunkten und einem einfachen Mechanismus eher dazu animiert zu sagen: "So, wir machen das jetzt einfach so, wie es uns Spaß macht!"

Genau das! 
Daher schließe ich mich meinen Vorrednern an. Rollenspiele für Casuals sollten am ehesten, finde ich:
- Setting light (also wenig Flufftext, dafür klares Artwork, vielleicht eine Weltkarte mit vielen weißen Flecken und eine grobe Beschreibung des Settings... vielleicht auch so etwas wie eine Liste mit möglichen Inspirationen für einen gemeinsamen Filmabende mit der Troupe-to-be, aber das ist vielleicht schon zu konkret)
- Rules light (klare Regeln, die nicht zu komplex sind und schon durch ihre schiere Masse keinen Spaß mehr machen)
- Belohnungen (Klare Achievements abseits der üblichen EP, vielleicht kann man Spieler mit Ausrüstung für ihren Charakter oder mit Fanmail belohnen - diese Player Cards, die man auf Cons kriegen kann fände ich da einen guten Ansatz)
- Vielleicht in einer Spielebox oder als kleines dünnes Regelheft inklusive Würfeln
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: 6 am 19.05.2010 | 13:14
Um mal die Sichtweise ein wenig zu verstellen:

Ich sehe ein Rollenspiel für Casuals eher in Richtung Battlestar Galactica-Brettspiel gehen als in Richtung Rules-Light in ner Pappschachtel...
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Ein am 19.05.2010 | 13:17
Kannst du etwas näher erläutern, wie es funktioniert, 6?
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Jiba am 19.05.2010 | 13:18
Und ist das BSG-Brettspiel nicht eher eben ein Brettspiel? Sonst könnte ja auch "Junta", "Betrayl at the House on the Hill" oder "Cluedo" ein Casual Roleplaying Game sein.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Teylen am 19.05.2010 | 13:19
Ich denke das Casuals gerne etwas spielen wollen das sie aus dem Fernseh kennen und lieben?

Es haben sich ja auch hunderte von Spielern damals auf die Vampire der oWoD gestuertzt, und an einen einfachen, verstaendlichen und gut strukturierten GRW hat das glaub ich nicht gelegen ..
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Ein am 19.05.2010 | 13:24
@Teylen
Das hatte weniger mit Fernsehen, sondern eher mit Zeitgeist zu tun.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: 6 am 19.05.2010 | 13:26
@Jiba:
Naja. Es ist genauso Rollenspiel wie Heroquest usw.
Junta dauert viel zu lange und Betrayl und Cluedo haben überhaupt keine Rollenspielelemente mehr.

@Ein:
Ich konzentriere mich mal auf die Aspekte, warum ich das Spiel genannt habe:
- Jeder Spieler hat einen Charakter mit genauen Vor- und Nachteilen
- Es hat jede Menge Gimmiks zum Anschauen
- Es ist kooperativ, aber...
- Es gibt Maulwürfe, die man erst entdecken muss.
- Bei jedem Zug eines Spielers muss ein Konflikt gelöst werden. Das sind sehr schöne Karten mit Flairtexten dabei. Wenn Du willst, siehst Du also eine komplette BSG-Staffel vor Deinen Augen ablaufen.
- Durch die oberen Punkte ist es sehr wichtig untereinander zu kommunizieren. Interessanterweise kommen da Rollenspieler sehr schnell in ihren Charakter rein.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Teylen am 19.05.2010 | 13:29
Imho hatte es damit etwas zu tun das Vampire mega-in waren.
Nun und WW versprach das man sich damit genau die Vampir Geschichten erzaehlen kann die man schon bei Anne Rice und Poppy Z. Brite so mochte.


Na und was macht da die nWoD?
Die haelt denen doch nur Konzeptlosigkeit entgegen. Joah, ihr koennt damit was Vampiriges machen, aber wie genau ihr auf Twilight / Vampire Diaries / True Blood & Co. kommt muesst ihr schon selbst sehen.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Ein am 19.05.2010 | 13:30
@Teylen
Das Problem mit der nWoD ist das schon mehrmals diskutierte Problem, dass sich Rollenspiele zunehmens gegen Neue abschotten und nur noch die Ingroup bedienen.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Teylen am 19.05.2010 | 13:35
Gerade die nWoD hat doch gerade nicht die Ingroup der oWoD'ler bedient?

Nun und imho ist es schon ein Problem von WW bzw. der nWoD wenn trotz eines gar noch groesseren Vampire Boom als in den 90'zigern die Leute lieber zu freien Forenplays oder Chatplays treffen anstelle WW das Vampire System aus der Hand zu roppen..
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Achamanian am 19.05.2010 | 13:44
Ich denke das Casuals gerne etwas spielen wollen das sie aus dem Fernseh kennen und lieben?

Ich stelle mir das eher gegenteilig vor: Spielen "in der Welt von ..." wird fast zwangsläufig ein bisschen frickelig und anstrengend, weil man eben so viel Settinginformationen verarbeiten muss und gerade als Fan vielleicht auch den Kanon einhalten will. Wenn man mit so was keine Erfahrung hat, fühlt man sich wahrscheinlich schnell überfordert. Außerdem sind Casual-Spieler ja nicht zwangsläufig Medienopfer ohne eigene Kreativität. Gerade die Neueinsteiger in meinen bisherigen Gruppen waren auch oft die, die sich durch allzu klare Settings eingeschränkt fühlten ("Wie, ich kann keine Psionikerin bei DSA spielen?")
Ich halte das "etwas in der Art von"-Spielen da für viel naheliegender.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Teylen am 19.05.2010 | 14:25
Um etwas weiter zu dem Thema auszuholen.
Der Casual Gamer braucht doch vor allen anderen Dingen einen Grund der dazu fuehrt das er Rollenspiele spielen moechte.

Naheliegende und weit verbreitete Gruende waeren Lieblings Serien oder Lieblingsthemen. Sei es weil die Serie gerade in die Pause gegangen ist, einem eine Folge pro Woche rund um seine Helden nicht reicht, man ein Immersiveres Serien Erlebnis wuenscht oder man von dem Thema einfach nicht genug bekommen kann.

Der Vorteil bei Serien ist hierbei das das Setting nicht erst angelesen bzw. erlernt werden muss.
Ob man nun im Setting von Battlestar Galactica, Star Trek oder einem anderen Universum spielt ist gleich. Man besitzt schonmal einen gemeinsamen Vorstellunsgraum wie es funktioniert.
Bei Themen wie "Vampire Serien & Filme" wird es zwar komplizierter, laesst sich aber bei den verschiedenen Fankreisen immernoch auf bestimmte Eckpunkte festlegen.


Dann sollten sie Kenntniss von dem Regelwerk erlangen.
Also in dem es in der Naehe von den DVDs liegt, vielleicht beworben wird, oder zumindest in der Naehe der Serien oder Themen Novels bzw. Comics zu finden ist.


In dem Regelwerk sollte dann erklaert sein wie man das Spiel spielt, also bei Marvel Superhereos damals stand das nicht so drin weshalb mein Bruder und ich es damals aufgaben.

Wenn man dann nicht 1:1 eine Serie abbildet sollte das Spiel aus einfachen, nachvollziehbaren Konzepten bestehen die vielleicht noch einen "Geile Sache das" Effekt haben.


Dann klappt es auch mit den Casual Gamern ^^;
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Boba Fett am 19.05.2010 | 14:46
Der Casual Gamer braucht doch vor allen anderen Dingen einen Grund der dazu fuehrt das er Rollenspiele spielen moechte.

Soweit mir bekannt:
Der Casual Gamer macht Rollenspiel, um mit seinen Kumpels zusammen einen gemeinsamen Zeitrverteib zu geniessen.
Dementsprechend ist der Zeitvertreib "in itself" doch der Grund für den CG für das Rollenspiel.
Sobald der CG andere Gründe anführen kann (Lieblingsserie, Lieblingsthema) ist er doch kein CG mehr...

Eine reine CG Gruppe wäre dementsprechend pure Bier & Bretzel, wo spontan auch mal das Spiel abgebrochen wird, um eine DVD zu gucken oder Billiard spielen zu gehen...
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Teylen am 19.05.2010 | 15:20
Ich dachte es geht um Casual Gamer die kein RPG spielen.
Als um RPG Spieler die im Casual-Modus zocken?
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Jiba am 19.05.2010 | 15:42
Vielleicht ist es besser sich entweder von Bobas Begriff des Casual Gamers zugunsten eines anderen Begriffes (z.B. Gelegenheitsrollenspielers) zu verabschieden, oder im Rahmen einer besseren Übersicht den "Casual Gamer" endlich mal als Begriff vernünftig zu umreißen, bis man einen Konsens gefunden hat, mit dem wird alle leben können.  :P
Unterschiedliche Definitionen von "Casual Gamer" führen zu unterschiedlichen Rollenspielkonzeptionen.

Ich persönlich bin der Ansicht, dass es hier bislang auch gar nicht um Casual Gamer geht, sondern um Personen, aus denen mal Spieler von Rollenspielen werden sollen, wobei sie dieses Rollenspiel dann zwischendurch casual-mässig betreiben. Sie sind also noch gar keine Spieler, aber sie sollen so angesprochen werden, dass sie zu welchen werden. Dabei können sie vorher durchaus Browergames etc. auf Casual-Basis gespielt haben, aber es ist nicht zwingend notwendig, dass sie das getan haben. Ich glaube solche Leute wollen wir ansprechen, quasi potentielle Einsteiger ins Rollenspiel auf unverbindlicher Basis.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Achamanian am 19.05.2010 | 16:41

Ich persönlich bin der Ansicht, dass es hier bislang auch gar nicht um Casual Gamer geht, sondern um Personen, aus denen mal Spieler von Rollenspielen werden sollen, wobei sie dieses Rollenspiel dann zwischendurch casual-mässig betreiben. Sie sind also noch gar keine Spieler, aber sie sollen so angesprochen werden, dass sie zu welchen werden. Dabei können sie vorher durchaus Browergames etc. auf Casual-Basis gespielt haben, aber es ist nicht zwingend notwendig, dass sie das getan haben. Ich glaube solche Leute wollen wir ansprechen, quasi potentielle Einsteiger ins Rollenspiel auf unverbindlicher Basis.

Ich dachte es geht um Spieler, die aus welchen Gründen auch immer nur gelegenheitsmäßig, zwischendurch und eher unverbindlich RSP spielen (wollen). Einsteiger gehören da mit hoher Wahrscheinlichkeit zu, denn schließlich kniet man sich nicht voll in etwas rein, worin man gerade neu ist, und außerdem muss man auch erst gewissen Routinekompetenzen erwerben ... aber es gibt ja auch Leute, die RSP nie als "ernsthaftes" Hobby betreiben und daran auch kein Interesse haben, und ich fände es schon komisch, die als "gescheiterte" Fälle zu betrachten. Und es gibt sogar ernsthafte Rollenspieler, die irgendwann lieber wieder auf "casual" umsteigen.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Lord Verminaard am 19.05.2010 | 16:44
Man kann entweder eine Diskussion haben, in der jeder sagt, was er unter einem Casual Gamer versteht, oder eine Diskussion über das, wonach Mentor eigentlich gefragt hat. Und bei letzterem würde ich eben wie gesagt differenzieren zwischen:

- Einsteigerfreundlichen Rollenspielen, die trotzdem "komplette" Rollenspiele sind (nach meinem Verständnis eigentlich nicht die Frage)

und

- "Schmalspur"-Rollenspielen wie von Mentor im OP erwähnt, also Spielen, die eben eher das (doch eher primitive) Niveau und die Funktion der im OP als Vergleichsmaßstab herangezogenen Browserspiele haben und trotzdem ein Interesse an Rollenspiel-Themen bedienen.

Das sind zwei völlig unterschiedliche Sachen mit unterschiedlichen Zielgruppen. Und zu der zweiten Sache, dem "Schmalspur"-Rollenspiel, sage ich eben: Das sehe ich am ehesten als Brett- oder Kartenspiel umgesetzt.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Boba Fett am 19.05.2010 | 16:46
Unterschiedliche Definitionen von "Casual Gamer" führen zu unterschiedlichen Rollenspielkonzeptionen.

Der Begriff stammt aus dem Buch "Robins Laws of Good Gamemastering" von Robin D. Laws und ist dort eigentlich sehr eindeutig definiert.
Ihn anders zu verwenden, bedeutet, ihn von seiner ursprünglichen Bedeutung und Definition zu entfernen. Das ist nicht automatisch verkehrt, sollte aber möglichst klar angegeben werden.
Wer "Rollenspiel für Casual Gamers" in seinen Titel schreibt und daneben auch keinen eindeutigen Hinweis auf eine alternative Bedeutung im Anfangsbeitrag setzt, möchte wohl über den in der ursprünglichen Definition umrissenen Begriff diskutieren.
Oder er hat keine Ahnung was der Begriff eigentlich bedeutet (soll keine Unterstellung sein) und dann muss man die Frage stellen, warum er verwendet wird...

Mentor umreisst zwei potentielle Spielermodelle (die beide nichts mit dem klassischen CG zu tun haben) - der eine ist der Einsteiger, der andere derjenige, der sich nur um die Alltagszenen im Spiel kümmert.
Nun, der Einsteiger braucht ein einsteigerfreundliches Spiel. Dazu ist an anderer Stelle schon eine Menge gesagt worden.
Beim "Alltagszenen-Liebhaber" stellt sich die Frage: Was will man mit dem?
Option 1: Ihn von seinen Alltagszenen wegbekommen - dann muss es ein System geben, die eben jenes fördert.
(Details können erörtert werden)
Option 2: Ihn in seinen Alltagszenen glücklich machen - dann muss es ein System geben, die eben jenes fördert.
(Details können erörtert werden)
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Teylen am 19.05.2010 | 16:54
Naja es gibt einen Unterschied zwischen der von Laws definierten Casual [RPG] Gamers und den Casual Gamers wie sie von der Rest der Welt abseits des RPG definiert werden.
(Zum Beispiel bei der XBox wo man angeben kann ein Casual Spieler zu sein oder Spiele auf den Schwierigkeitsgrad Casual stellen)

Insofern geht aus der Ueberschrift nicht hervor welche Definition nun gemeint ist.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Lord Verminaard am 19.05.2010 | 17:00
Aber das hat Mentor doch im zweiten Satz (!) vorbildlich definiert... echt, Leute. *haarerauf*

(...) Leute, die sich eigentlich nicht unbedingt als Spieler sehen, aber dann doch erheblich Zeit mit simpel gestrickten Spielen verbringen. Da wird dann Bagger oder Eisenbahn gefahren, Wasserski gefahren, Kühe oder Pinguine geworfen, Nummern/Boxen/Edelsteine sortiert, Felder bestellt, oder man kleidet sich virtuell schick ein und geht virtuell aus. Viele Casual Games, die ich so kenne, zeichnen sich durchaus mit RSP-Komponenten aus wie Items sammeln, irgendwas Hochstufen oder verbessern, usw.

Da will jemand über Nektarinen reden und bezeichnet sie aus Versehen als Aprikosen, beschreibt sie aber präzise (rot-gelbe glatte Haut, saftig, süß, etwas kleiner als Äpfel). Zur Folge hat das ganze eine Diskussion über (i) Pfirsiche, (ii) den Unterschied zwischen Pfirsichen und Apirkosen, (iii) Äpfel. ::)
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Boba Fett am 19.05.2010 | 17:02
Insofern geht aus der Ueberschrift nicht hervor welche Definition nun gemeint ist.

Sorry, aber in einem Rollenspielforum gehe ich von der Definition aus, die im Rollenspielumfeld definiert wurde. Wir reden hier ja auch nicht darüber, was eine Spielerin mit einem "tollen Charakter" auszeichnet, oder? ;)
In dem Fall ist doch klar ihre Spielfigur gemeint, nicht ihre Persönlichkeit...
-scnr-
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Bad Horse am 19.05.2010 | 17:41
Ich finde, ein Spiel für Leute, die nur mal reingucken wollen, sollte vor allem benutzerfreundlich sein. Man sollte den grundlegenden Mechanismus schnell erfassen können und nur am Anfang die "Spielanleitung" bemühen müssen.

In der Richtung finde ich übrigens Warhammer 3 sehr gut gelungen - das ist nicht unkomplex, aber durch die Karten, die eingängigen Spielmechanismen und die klar umrissenen Charakterklischees eigentlich sehr benutzerfreundlich.

Ich vermute, das meinte 6 auch mit seinem Battlestar-Galactica-Vergleich: Nicht unbedingt super-simpel, sondern leicht zu lernen, mit klaren Regeln und Optionen.
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Heretic am 19.05.2010 | 17:46
Wer ist Robin D. Laws?
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Boba Fett am 19.05.2010 | 17:57
DER hat Feng Shui geschrieben. Aber was hats ihm schon gebrachjt!?!?!?

Der hat, wenn Du seine Bibliographie in Wikipedia ansiehst, auch noch das eine oder andere neben Feng Shui geschrieben...
Mal abgesehen davon hat es ihm eine Menge Anerkennung gebracht.

Zurück zum Thema...

WHFRP3 - wann in teutonischer Sprache und Schrift?
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Cagliostro am 19.05.2010 | 18:49
Wer ist Robin D. Laws?
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)


Der Mann, der Gumshoe entwickelt hat ...
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: Mentor am 19.05.2010 | 19:09
Gut, ich versuch nochmal auf den Punkt zu bringen was ich genau meine mit Casual Gamer in dem Thread. Jedenfalls danke an alle bisher für die Meinungen!

Der Begriff stammt aus dem Buch "Robins Laws of Good Gamemastering" von Robin D. Laws und ist dort eigentlich sehr eindeutig definiert.

Das Buch hab ich nicht gelesen und kann das jetzt kurzfristig nicht tun. Ich vermute, dass es hier (dem Buchtitel nach) um einen Casual RPG Gamer geht, also jemanden mit RPG-Bezug. Derartige Spieler sind von mir NICHT gemeint (shift-lock courtesy of Zornhau). Sondern der Typ Spieler, den ich im 1. Post beschreibe. Ich finde immer noch, das Casual Gamer passt, wenn ich mir die Wikipediaseite dazu ansehe ohne ihr die absolute Wahrheit zu unterstellen (http://de.wikipedia.org/wiki/Casual_Game), und mir die gleichsetzung Casual Gamer = jemand, der Causal Games spielt, erlaubt ist. Einfach gemachte Spiele, die es schaffen, die nicht-Hardcorespieler irgendwie in großer Menge zu unterwandern.

Ergo geht es mir auch nicht um einsteigerfreundliche/regelarme Rollenspiele, und wie man direkt Leute zum Rollenspiel verleitet. Das könnten dann natürlich Folgethemen sein (zu deren Kommentaren ich mich oben auch schon hab verleiten lassen)...

Ich habe mich hier nur laut gefragt, wie ein Equivalent eines elektronischen Casual Games (Browsergame udgl.) in der nicht elektronischen P&P-Szene aussehen müsste, und obs das geben kann. Ich bin überzeugt davon, dass so ein Spieltyp wenig mit einem echten Rollenspiel zu tun hat, ebensowenig wie Moorhuhnschießen mit Egoshootern. Bisher hab ich auch noch nicht viel im Thread gelesen, das meine im 1. Post angebrachte Vermutung von Abenteuerspielbücher (weil Solo und billiges Medium), Hero Quest (die MB-Version war gemeint, weil Mini-D&D), Die Werwölfe von Düsterwald oder Munchkin gänzlich falsch ist?

@Lord: Danke fürs unermüdliche Richtungweisen ;)

Wir reden hier ja auch nicht darüber, was eine Spielerin mit einem "tollen Charakter" auszeichnet, oder? ;)
Du darfst "Gute Witze" um 1 Steigern! ;)

Wie man Reguläre Rollenspielsysteme etwas in Richtung Casual Gamer tauglich bringen kann, hat Ein finde ich schon ganz gut zusammengefasst.

Ist da immer noch zuviel Grau in der Definition?
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: ArneBab am 20.05.2010 | 04:24
Es muss sofort klar sein, wie das Spiel grob funktioniert und was daran Spaß macht. Stimmungsscheiß stört da nur, lieber klare Klischees, an die jeder sofort andocken kann oder ein knalliges Artwork, das nebenbei zeigt, wie die Geschichten aussehen könnten. Diese ziegelsteindicken Weltenwälzer finden nur Rollenspieler gut :).

Was sind denn klare Klischees anderes als „Stimmungsscheiß“, den die Leute schon verinnerlicht haben?

„Viel Material“ heißt nicht „keine klare Linie“ und auch nicht „ewige Texte, die man erst lesen muss bevor man spielen kann“. Und Bilder sind konzentriertes Material.

Allerdings erinnere ich mich noch daran, wie begeistert ich DSA-Sachen gelesen habe, nachdem ich erstmal in der Welt drin war.

Vielleicht muss einfach das zu verdauende knapp gehalten werden. „das sind die Bösen, das sind die Guten und das ist wichtig – oh, und es ist nicht immer alles, wie es scheint“ (der letzte Teil sagt: „SL: mach was tolles draus!“ und gibt gleichzeitig Freiheit, die Klischees später aufzubrechen, trotzdem aber nicht zu zerstören).
Titel: Re: Rollenspiel für Casual Gamers
Beitrag von: ArneBab am 20.05.2010 | 04:26
Ich habe mich hier nur laut gefragt, wie ein Equivalent eines elektronischen Casual Games (Browsergame udgl.) in der nicht elektronischen P&P-Szene aussehen müsste, und obs das geben kann.

Hast du mal Dungeonslayers ausprobiert? Mit one-page-dungeons.