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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Merlin Emrys am 14.07.2010 | 20:12

Titel: Railroading, Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Merlin Emrys am 14.07.2010 | 20:12
Nachdem der erste Faden zu diesem Thema mE schon ganz interessant war, aber an einzelnen Punkten hakelt, möchte ich hier auf Basis von ein paar anderen Setzungen weiterüberlegen. Für den Anfang nehme ich erst einmal:

- Die Welt (= fiktive Welt, Rollenspielwelt) sei das, was bereits beschrieben und damit statisch ist.  
- Eine Weltsimulation dagegen ist ein dynamisches Ding, das von der Welt ausgeht und im Rahmen bestimmter Parameter zu bestimmten Ergebnissen kommt, wobei die Parameter bestimmen, inwieweit der angestrebte Endpunkt de Simulation sicher oder unsicher ist. (Die Simulation eines Tages unter erdähnlichen Bedingungen endet immer damit, das es Nacht und wieder Morgen wird; eine brauchbare Simulation eines Münzwurfs dagegen kann mit zwei Ergebnissen enden usw.)
- Die Spielercharakterfreiheit kann mehr oder weniger eingeschränkt sein. Dabei gibt es verschiedene Faktoren, die einschränkend wirksam werden können. Das ist zum einen die rollenspielweltliche Plausibilität: Sind die Spielercahraktere bezogen auf die fiktive Welt gottähnliche Wesen, kann es plausibel sein, daß sie sehr frei schalten und walten können; sind sie "kleine Leute" in ihrer Umwelt, sind starke Einschränkungen ihres Wirkungshorizontes plausibel. Eine zweite Einschränkung kann von der Interaktion unter den Spielern herrühren, etwa indem Spieler zugunsten anderer Spieler auf bestimmte Freiheiten verzichten (müssen) oder der Spielleiter den Spielern Einschränkungen auferlegt. Schließlich kann auch das verwendete Regelwerk einem Spieler Einschränkungen vorgeben.

"Railroading" wird bestimmt als Problem thematisiert, also dazu ein paar Worte. Ich finde Bobas Definition in  "Railroading und Weltsimulation" gar nicht schlecht:
Railroading ist eine Einschränkung von Einflussmöglichkeiten durch Entscheidung des Spielleiters mit der Intention, die zuvor prognostizierte Entwicklung der Handlung jenseits der vorhersagbaren Gesetzmäßigkeiten zu erzwingen.
Im ersten Teil nehme ich zwei Ergäzungen vor: "Railroading ist eine Einschränkung von Einflussmöglichkeiten der Spielercharaktere durch Entscheidungen", öffne aber mal die Situation etwas weiter: "von anderen". Diese anderen können der Spielleiter, andere Spieler oder der Autor eines vorgefertigten Abenteuerbandes sein. Das erfordert eine weitere Ergänzung zur Klarstellung: "die nicht durch die Weltbeschreibung oder die Weltsimulation bedingt sind".

Bleibt die Frage nach der Intention. Ich bin der Ansicht, daß man auch aus Unkonzentriertheit, Verlegenheit oder Hilflosigkeit Railroaden kann, ohne im Kopf zu haben, wo die Reise hingehen soll, solange nur der Wunsch da ist, sie nicht dahin gehen zu lassen, wohin ein Spieler sie gehen lassen würde, wenn man ihn nicht durch Railroading einschränkte. Gerade wenn die Spieler große Handlungsfreiheiten auch im "Grenzgebiet" zu den anderen Charakteren haben, kann durchaus ein Spieler versuchen, eine für seinen Charakter unwillkommene Festlegung in der Spielweltentwicklung abzulenken, indem er einen anderen Mitspieler (d.h. evtl. sogar den Spielleiter!) einschränkt. Ich werde die Intention damit also auch nicht los, ich weite nur den Bereich aus. Ich erweitere also meine Defintion noch um: "und die den Zweck haben, eine dem Mitspieler momentan unerwünschte Festschreibung in der Weltentwicklung zu verhindern."

Also, bis hierher steht:
Railroading ist eine Einschränkung von Einflussmöglichkeiten der Spielercharaktere durch Entscheidungen von Mitspielern, die nicht durch die Weltbeschreibung oder die Weltsimulation bedingt sind und die den Zweck haben, eine dem Mitspieler momentan unerwünschte Festschreibung in der Weltentwicklung zu verhindern.

Jede meiner Defintionen ist ausdrücklich nur ein neuer Ausgangspunkt der Diskussion und für Verbesserungen offen!

Und wie ist es dann jetzt mit Spielerfreiheit und Weltsimulation?
Sie können jede Beziehung zueinander annehmen: Die Weltsimulation hat eine klare Grundlage, die Weltbeschreibung (inklusive ihrer Umsetzung in Spielmechaniken). Die Spielerfreiheit, in einer Situation zu entscheiden, kann vollständig sein, wenn die Weltbeschreibung jede für den Spieler denkbare Weiterentwicklung zuläßt. Andererseits kann die Weltsimulation dem Spieler nur unbedeutende letzte Details zur Beschreibung offenlassen, wenn der Charakter in einer Situation ist, in der die Weltsimulation nur eine einzige Möglichkeit läßt, wie die relevante Handlung weitergeht, etwa wenn der Charakter gerade stürzt und keine Option besteht, ihn darin aufzuhalten: er kann schreien oder lachen oder Schwimmbewegungen machen, die (vermutlich) relevante Handlung wird sich so weiterentwickeln, daß er stürzt, bis er irgendwo aufkommt. Ist der Charakter gar bewußtlos, ist dem Spieler nahezu jeder Einfluß auf das Spielgeschehen genommen. Die Einflußlosigkeit unter Bewußtlosigkeit ist mithin an sich kein Railroading; sie kann aber das Ärgernis einer Railroading-Entscheidung sein, wenn nämlich ein anderer Mitspieler ohne fiktivweltliche Notwendigkeit die Bewußtlosigkeit "verfügt" hat.

Kommen wir vielleicht von hier aus noch weiter? :-)
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Whisp am 14.07.2010 | 21:30
Ich versuche es richtig zu verstehen. korrigiert mich, wenn ich falsch liege:

Railroading habe ich nun so verstanden, dass eine Person (SL/Autor/...) das Spielgeschehen derart festlegt, dass jede Aktion der Spieler zum gleichen Ergebnis führt.

Gerade bei Rollenspielen ist der Zufallsfaktor aber immer ein besonderes Element, so dass es durchaus mehrere Wege zu einem Ziel geben kann. Frage wäre nun ob das dann immer noch Railroading ist, wenn mehrere Optionen möglich sind:

Beispiel
Eine Gruppe muss durch eine Höhle mit Trollen.
Möglichkeiten
1) Kampf
2) umgehen
3) austricksen
4) bezaubern
5) bestechen

Wenn nur eine Möglichkeit besteht, wäre es wieder railroading, oder bezeichnest du es dennoch als railroading dadurch, dass es keine Alternative zum "Es muss durch die Höhle gehen" gibt?

Oder anders: Wird Railroading allein durch das "Ziel" oder auch den "Weg" bestimmt?
Schon dies bestimmt die Spielerentscheidung und freiheit.

Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Merlin Emrys am 14.07.2010 | 21:46
Railroading habe ich nun so verstanden, dass eine Person (SL/Autor/...) das Spielgeschehen derart festlegt, dass jede Aktion der Spieler zum gleichen Ergebnis führt.
Hm, nein, nach meiner Definition nicht unbedingt. Es wäre eine besonders "scharfe" Form von Railroading. Eine "weichere" ist, daß nur ein bestimmter (möglicher) Weg nicht zugelassen wird. Um beim Höhlenbeispiel zu bleiben: Warum auch immer, die Spieler sind soweit, daß sie durch die Höhle gehen werden. Eine "weiche" Version könnte sein, daß ein Spieler festlegt: "Okay, wir können kämpfen, schleichen, tricksen, bestechen, was immer ihr wollt - aber Trolle will ich nicht verzaubern lassen, also macht unser Magier das nicht, obwohl es technisch möglich wäre." D.h. er legt kein eigenes Sonderziel fest, sondern blockiert nur eine Möglichkeit für den Magier, die es eigentlich gäbe.
Eine scharfe Form wäre, wenn der Spieler des Kriegers im Moment derart kampfbedürftig ist, daß ein Mitspieler die Situation so manipuliert, daß es in jedem Fall zu einem Kampf kommen wird, in den auch mindestens ein Charakter, der keinen Kampf wollte, einbezogen wird. (Würde nur der Krieger in einen Kampf verwickelt, könnte es aber auch sein, daß es nach meiner Definition kein Railroading ist, nämlich dann, wenn dadurch kein Spieler weiter eingeschränkt wird.)

Andererseits könnte das "durch-die-Höhle-müssen" durchaus Railroading sein, wenn mindestens ein Spieler sich dadurch eingeschränkt sieht, eine plausible Alternative gehabt hätte und nur durch den Zwang eines Mitspielers jetzt mitmuß. Dann ist eigentlich egal, ob nur noch eine oder noch hundert verschiedene Optionen bestehen; die Option, die er bevorzugt hätte - nicht durch die Höhle -, ist ihm verbaut worden.  

Railroading ist damit entweder auf den Weg oder auf das Ziel bezogen; wichtig ist allein, daß es Alternativen nimmt, die es eigentlich gäbe.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Whisp am 14.07.2010 | 22:46
OK.
wobei dann streng genommen, der Krieger, der allein in den Kampf zieht, auch immer railroading wäre, da er höchst wahrscheinlich an einem anderen Zeitpunkt des Abenteuers noch notwendig oder von großen Nutzen wäre und so mit seiner Entscheidung eine andere, spätere railroaded.

Im großen und ganzen geht es also um die Abhängigkeiten der Spieler und des Spielleiters (dessen railroading btw kaum beachtet wird = auch er wird von den Spielern eingeschränkt z.B. "nein ich gehe nicht in das dungeon") von einander.

Eine komplette Unabhängigkeit wird daher in einem RPG nie zustande kommen, selbst wenn es nur einen Spieler gäbe. (Ein Spiel mit nur einem Spieler ohne Meister ist für mich kein Rollenspiel mehr). Und selbst der railroaded sich vielleicht selbst bezogen von einer Früheren Entscheidung auf ein neues Event.

Hinzu kommt die Frage, ob dies ein rollenspielerisches oder ein generell soziologisches Problem ist (ich muss morgen arbeiten, mein Chef verbaut mir jede Alternative oder DIE Alternative die ich mir wünsche dies nicht zu tun).

Und zudem:
Ist Railroading ein "Problem" (oder gar eine Gesetzmäßigkeit) zwischen Spielern oder Charakteren?

...
jetzt ist mir schwindelig ~;D


Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Merlin Emrys am 14.07.2010 | 23:16
wobei dann streng genommen, der Krieger, der allein in den Kampf zieht, auch immer railroading wäre, da er höchst wahrscheinlich an einem anderen Zeitpunkt des Abenteuers noch notwendig oder von großen Nutzen wäre und so mit seiner Entscheidung eine andere, spätere railroaded.
Dafür habe ich ja vorsichtshalber schon ein "momentan" in meiner Definition stehen:
Zitat
die den Zweck haben, eine dem Mitspieler momentan unerwünschte Festschreibung in der Weltentwicklung zu verhindern
Planung ist meines Erachtens nicht unbedingt Railroading!


Eine komplette Unabhängigkeit wird daher in einem RPG nie zustande kommen, selbst wenn es nur einen Spieler gäbe.
Korrekt, aber es kann Einschränkungen jenseits des Railroading geben. Es gibt ja z.B. auch noch die gerade erwähnte Planung und die Simulation, zu der ich im Übrigen bereit wäre zu rechnen, daß ein Krieger zuweilen kämpft, auch wenn er dann später nicht mehr topfit - oder vielleicht sogar tot - ist. Gesteht man dem Kämpfer und seinem Spieler bzw. dem, der für den Krieger einrichtet, daß es zum Kampf kommt, zu, daß es sich dabei einfach auch um eine Charaktereigenschaft handelt, einen Kampf zu riskieren, ist das ganze in meinen Augen nicht mehr sonderlich railroadingverdächtig.

Ist Railroading ein "Problem" (oder gar eine Gesetzmäßigkeit) zwischen Spielern oder Charakteren?
Das hab' ich jetzt nicht verstanden... :-o
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Whisp am 14.07.2010 | 23:28
Das hab' ich jetzt nicht verstanden... :-o

1.
Ist railroading ein universelles "Problem" zwischen Spielern (Spieler lenken ihre Chars so, dass railroading entsteht, dies muss nicht immer rollengerecht sein. "Ich WILL aber in das Dungeon") oder Charakteren (Die Spieler lenken ihre Charaktere absolut rollengerecht und bauen dadurch railroading auf. Z.b. der Paladin, der einfach nicht stehlen will (obwohl sein Spieler es vielleicht sogar zuließe und die Alternative bestünde(Der Hochpaladin kriegt's nich mit)=kein Simulationsproblem).)
Und dann gibt es natürlich noch das RR zwischen SL und Spielern. (s.o)

2. Ist Railroading eine Gesetzmäßigkeit des Rollenspiels oder ein Problem?
Bei erstem würde man es einfach akzeptieren, das es - egal was man auch tut - einfach auftaucht. Beim zwieten würde man sehen, dass man es bekämpft oder meidet. Meiner Meinung nach, liegt es wahrscheinlich dazwischen


Man sieht, es ist abstrakt... aber nicht uninteressant. 

... ich werd gleich auch von meiner Katze gerailroaded, sie hat Hunger. KEINE ALTERNATIVE AUSSER DOSE!  ::)

Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Eulenspiegel am 14.07.2010 | 23:44
Was denkst du über die Filme Zimmer 1408 (http://de.wikipedia.org/wiki/Zimmer_1408) oder Funny Games (http://de.wikipedia.org/wiki/Funny_Games):
Würdest du es als Railroading betrachten, wenn man im RPG die jeweilige Ausgangssituation des Films nimmt, aber dann vollkommen innerhalb der Spielwelt agiert. (Sprich, dem SL ist es egal, in welche Richtung die Handlung geht, er lässt alles mögliche zu. Das einzige, was er vorgibt ist die Anfangssituation.) Letztendlich kann man aber innerhalb der Spielwelt eh nichts ändern.

Zu den Filmen (teilweise Spoiler, falls jemand die Filme noch sehen will):
Zimmer 1408: Bei Zimmer 1408 steigt ein "Hotelkritiker" in einem Hotelzimmer ab, in dem alle bisherigen Gästen umgekommen sind. Er selber glaubt aber nicht daran.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Funny Games: Zwei Psychopathen nehmen vollkommen grundlos eine Familie gefangen.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Whisp am 14.07.2010 | 23:46
Vielleicht noch ein Versuch zur "Klassifikation" von Railroading udn Co. Wie gesagt nur ein Versuch:

These: Jeder Spieler (und Spielleiter) kann durch folgende Umstände alternativer Entscheidungen "beraubt" werden:


Welt                      
statische Gesetze der Physik, der Götter und Zauberkraft sowie der Charaktere (Der Magier zaubert, der Krieger kämpft)

Simulation                
dynamische Faktoren, Gesetzmäßigkeiten (--> PLANUNG, z.B eines Dungeons: "Die Tür ist auf Feld D4 und nicht D5")

RR: Char-Char
rollenspielerisch bedingtes Railroading: Der Dieb will, dass der Paladin stiehlt, der darf dies nicht, selbst wenn der Zweck die Mittel heiligt

RR: Spieler-Spieler    
spielerbedingtes railroading: "Ich will via x nach y" mit ingame (Char hat in x awas zue rledigen) und outgame Faktoren (Spielermag
Stadt z, die Alternative nicht). Aber rollenspielerisch (In der Rolle bleiben) ohne Relevanz

RR SL-Spieler          
Spielleiter drängt Spieler aus dramaturgischen (Stadt Z gerade nciht als Plan verfügbar) oder auch persönlichen Gründen (SL hasst Z)


nur ein Versuch...

Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Whisp am 14.07.2010 | 23:49
Würdest du es als Railroading betrachten, wenn man im RPG die jeweilige Ausgangssituation des Films nimmt, aber dann vollkommen innerhalb der Spielwelt agiert. (Sprich, dem SL ist es egal, in welche Richtung die Handlung geht, er lässt alles mögliche zu. Das einzige, was er vorgibt ist die Anfangssituation.) Letztendlich kann man aber innerhalb der Spielwelt eh nichts ändern.

Wie Merlin sagte ist die Spielwelt nicht das Problem des RR.
Die Spielwelt ist fest und unverrückbar, ein GEsetz auf dass sich alle bei BEginn des SPiels freiweillig einlassen.

Ich finde, dass dein Beispiel kein RR ist, da du ja primär alle Alternativen zulässt. Frage ist, in wie weit der SL RR betreiben muss, um 1408 überhaupt spielen zu können (in DSA Worten: Transversalis!)
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Eulenspiegel am 14.07.2010 | 23:58
Wie Merlin sagte ist die Spielwelt nicht das Problem des RR.
Ich sehe RR auch nicht primär als Problem, sondern auch eher als Zustand. (Auch nach Merlins/Bobas Definition.)

Manche mögen diesen Zustand, andere weniger.

Zitat
Ich finde, dass dein Beispiel kein RR ist, da du ja primär alle Alternativen zulässt. Frage ist, in wie weit der SL RR betreiben muss, um 1408 überhaupt spielen zu können (in DSA Worten: Transversalis!)
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: ErikErikson am 15.07.2010 | 08:10
Das mit der Plausibelität ist aber schwierig. Was plausibel ist, da hat jeder andere Vorstellungen von. Typischerweise machen SC dauernd unplausible Sachen. Ich erinnere mich an eine SR Runde. Wir waren gefangen, und haben uns durch Überrumpelung eines Wächters befreit. Damals hab ich mir gedacht: "Herr im Himmel, wie blöd ist der Mann (Wächter) eigentlich?" Oder das Höhlenbeispiel: "Ihr wollt nicht durch die Höhle, sondern durchs Grasland? Bei dem Wetter? Ist euch klar, das ihr euch da ne Erkältung holt? Wisst ihr, wie tödlich die im Mittelater verlaufen kann? Und habt ihr an die Sandlöwen gedacht? Die machen euch fertig! Und findet ihr überhaupt den Weg? Ihr wart da noch nie? Also ich würde euch plausiblerweise echt die Höhle empfehlen."
Anders gesagt: Wenn man nur etwas nachdenkt findet man bei einer fiktiven, sich durch SL Vorstellungen feindefinierten Welt immer eine plausible Begründung, warum X nicht geht. Oder ist es kein RR mehr, wenn man statt in der Höhle zu gehen sich im Grasland verlaufen und verhungern darf? Und wenn die Gruppe ne 5% Chance hat, doch den Weg zu finden?
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 15.07.2010 | 08:37
Was plausibel ist, da hat jeder andere Vorstellungen von.

Genau, das macht eine Welt ja auch interessant, da es genau solche Meinungsverschiedenheiten gibt, wie im wirklichen Leben.
"Wären wir durch die Ebene gelaufen, wären wir längst da und aus den paar Löwen hätte ich einen Muff gestrickt."

In einer Simulation wird den Spielern ja jegliche Freiheit gelassen, zu tun und zu lassen was sie wollen, ungeachtet der Schwierigkeit oder der Konsequenzen.

Im RR werden die Handlungsoptionen derart eingeschränkt, dass maßgeschneiderte Begegnungen/Herausforderungen möglich sind.

Eine freie Spielwelt mit flexiblem Spielleiter steht und fällt mit der gegenseitigen Information. Hat der eSeL wirklich deutlich gemacht, dass die Eiszinnen noch niemand lebend überquert hat? Haben sich die Spieler danach erkundigt, wem sie mit der Aushebung der Räuberbande wirklich in die Suppe spucken und wollen sie nicht vielleicht lieber fliehen um später wiederzukommen?

Bei einer freien Spielwelt ist es sehr wahrscheinlicher, dass die Spieler vor einem möglichen Plot "fliehen", einfach weil es für die Charaktere realistisch erscheint. In einer anderen Art der Kampagne würde man sich froh auf den Gegner werfen, mit dem sicheren Wissen, dass es schon gut gehen werde.

Beides eine Art Plausibilität, die eine inGame die andere outGame.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Whisp am 15.07.2010 | 09:00
Wenn du den Film kennst, wüsstest du, dass ein Transversalis nicht funktioniert:
...

OK. Den Film kenn ich zugegebenerweise nicht. Dennoch sollte es auch dort Möglichkeiten wie Dämoenbeschwörung und Planastrale geben.
Aber das ist nun was fürs Detail.

Wie die anderen Mitforisten schon sagten: RR ist teilweise notwendig, um den Plot, das Drama oder wie auch immer zu erfüllen. Ebenso gehts darum, dass der "meister" nicht trockenläuft (Jetzt hat er den ganzen DUngeon gezeichnet und die gehen einfach drum rum... und der rest ist nicht vorbereitet)


Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 15.07.2010 | 09:06
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Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: ErikErikson am 15.07.2010 | 09:14
Das Prob das ich damit habe ist halt, dass ich dann ne Menge Arbeit hab und als Resultat wahrscheinlich nur ein Haufen relativ einfallsloser Dungeons.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 15.07.2010 | 09:19
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Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Merlin Emrys am 15.07.2010 | 11:04
Was denkst du über die Filme Zimmer 1408 (http://de.wikipedia.org/wiki/Zimmer_1408) oder Funny Games (http://de.wikipedia.org/wiki/Funny_Games)
Wenn die Weltbeschreibung so ist, daß die Weltsimulation nur entsprechend enden kann, ist es auch in meinen Augen kein Railroading, daß die Situation so endet. Unter Umständen ist es allerdings Railroading, die Spieler ohne ausreichende Kommunikation in eine Umwelt zu setzen, in der sie bestimmte Dinge nicht können, in bezug auf die sie damit (nach eigenem und auch nach meinem) Ermessen berechtigt annehmen konnten, daß sie sie beeinflussen können. D.h. es kann Railroading sein, sie in einen Film zu schicken, wo sie nicht damit rechnen mußten, sich in einem Film wiederzufinden.  

Ist Railroading eine Gesetzmäßigkeit des Rollenspiels oder ein Problem?
Ich fürchte, es kann beides sein :-o . Eine Gesetzmäßigkeit insofern, als es praktisch immer irgendwann dazu kommt; in diesem Sinne ist es eine Gesetzmäßigkeit des Abschreibens, daß es zu Abschreibfehlern kommt, und hier wie da ist es ein größeres oder kleineres Problem.

Zu Deiner Klassifizierung: Ich würde den Punkt
RR: Char-Char
rollenspielerisch bedingtes Railroading: Der Dieb will, dass der Paladin stiehlt, der darf dies nicht, selbst wenn der Zweck die Mittel heiligt
als Simulation der Spielwelt sehen, in der Charaktere eben auch mal verschiedener Weltsicht sein können und vor Problemen stehen, die nicht trivial zu lösen sind. D.h. ich sehe das nicht als RR; dafür würde ich zu der Version Spieler - Mitspieler setzen, daß das Railroading durch einen Char umgesetzt werden kann, womit es dann auch rollenspielerisch relevant ist. D.h. der eine Spieler mag die eine Stadt nicht und plausibilisiert mit allen Mitteln, daß sein Char nicht dorthin gehen wird, und "railroadet" damit die Gruppe.  (Nebenbei: Ich habe den zweiten "Spieler" durch "Mitspieler" ersetzt, worin in meinem Sprachgebrauch der Spielleiter eingeschlossen ist, der ja auch mit-gerailroadet werden kann.)

Das führt zu der Frage, die Erik und Yerhodan andiskutiert haben: Railroading muß nicht immer als solches erkennbar sein, und Weltsimulation kann fälschlich als Railroading erscheinen. Das gehört zum Problem fest mit dazu, daß Mißverständnisse in beide Richtungen möglich sind. Kommunikation kann sie teilweise lösen, durchaus auch in dem Sinne, daß der SL zugibt, auf bestimmte Entscheidungen nicht angemessen reagieren zu können, während er sich von anderen mehr verspricht.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Eulenspiegel am 15.07.2010 | 11:32
Im Prinzip scheint mir RR eine Einengung zu sein, die einfach nicht inplay legitimiert ist.
Naja, dann wäre das Vorhandensein von No-Gos (z.B. "Bei mir gibt es keine Vergewaltigung!") auch Railroading.

Oder es wäre Railroading, dass bei Cthulhu ein SC zum NSC wird, sobald er 0 Stabilitätspunkte hat.

Zitat
Ich weiß nicht, was passieren würde, wenn der SL sagen würde: "Okay, ihr wollt über den Berg, dann muss aber für die Bergüberquerung jemand anderes leiten, weil ich mir nicht zutraue das zu tun / weil ich keine Lust habe eine Bergüberquerung zu leiten."
Für mich wäre das auch kein Railroading. Sondern je nachdem:
1) Der SL beginnt das AB einfach damit, dass man mit Tunnelausrüstung vor dem Tunneleingang steht: Das wäre massive Scene Framing.

2) Die SCs wollen den Berg hinaufklettern, aber der SL sagt deinen Satz.
Dann wäre es für mich Suspension of Disbelief. (Ich kann mit der Entscheidung leben, habe aber evtl. Probleme, mir ingame-Gründe zu überlegen, wieso mein Bergsteiger-SC plötzlich keine Lust auf Bergesteigen hat.)

Railroading wäre es für mich nur dann:
Die SCs verbringen einen Teil des Abends damit, herauszufinden, wie man am besten den Berg überqueren kann. Sie entscheiden sich, den Berg zu überklettern. Daraufhin verhindert der SL, dass sie den Berg überklettern und zwingt sie durch die Minen von Moria. (Aber vorher ist ein Teil des Spielabends damit draufgegangen, die unterschiedlichen Möglichkeiten, den Berg zu überqueren, durchzugehen. Diese Bemühungen waren im Prinzip sinnlos und haben den Plot nicht beeinflusst. Daher wäre das in diesem Fall Railroading.)

PS:
Kennst du die DSA-Kampagne "Phileasson-Saga"? Würdest du diese als RR bezeichnen? (Nur, falls du sie kennst.)
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: ErikErikson am 15.07.2010 | 11:35
Das letzte Beispiel wäre für mich nervig, aber kein Alleinstellungsmerkmal für RR.

Phileason lässt sich nicht beantworten. Die Kampagne gibt zu wenig Informationen vor, wie sie gespielt werden soll. Wenn man sich wirklich so weit wie möglich an die Vorgaben hält, ist es natürlich teilweise RR, weil bestimmte Dinge immer passieren, egal was die SC tun.  Anderserseits gibts auch immer wieder Sandboxen ohne jegliches RR.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Eulenspiegel am 15.07.2010 | 11:41
Wenn man sich wirklich so weit wie möglich an die Vorgaben hält, ist es natürlich teilweise RR, weil bestimmte Dinge immer passieren, egal was die SC tun.
Die Sache ist: Es gibt ingame Begründungen, warum die Sachen so passieren, wie sie passieren.

Ist es trotzdem RR: Die SCs haben keinen Einfluss, warum ist egal.

Oder ist es kein RR: Die SCs haben keinen Einfluss, aber das hat ingame Gründe.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: ErikErikson am 15.07.2010 | 11:50
Für mich ist die Trennung Mit/OhneIngamebegründung völlig schwammig. Wenn ich kreativ bin, mir grade die Regel/Begründung/logische Entwicklung der Welt einfällt, welche die Entscheidungsmäglichkeiten der Spieler einschränkt, dan kann ich ständig die Spieler zu ganz bestimmten Handlungen zwingen, ohne im engeren Sinne RR zu betreiben.

Es hängt dann nur noch von der Intention des SL ab. Und die ist auch schwammig. Was ist, wenn der nur so ein halbbewusstes Gefühl hat, das diese Handlungsrichtung jetzt nicht so prall wäre, und er dann eben mehr drüber nachdenkt, was in der Welt das verhindern würde, und hoppsa, schon fällt ihm was ein. Hatte er dann die Intention zum RR?
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Merlin Emrys am 15.07.2010 | 12:23
Für mich ist die Trennung Mit/OhneIngamebegründung völlig schwammig.
Hm. Würdest Du sagen, daß sie in meinem Definitionsversuch
Zitat
Railroading ist eine Einschränkung von Einflussmöglichkeiten der Spielercharaktere durch Entscheidungen von Mitspielern, die nicht durch die Weltbeschreibung oder die Weltsimulation bedingt sind und die den Zweck haben, eine dem Mitspieler momentan unerwünschte Festschreibung in der Weltentwicklung zu verhindern.
einigermaßen den richtigen Schwammteil abdeckt?

Ich gebe vor, daß die Einschränkung nicht "durch die Weltbeschreibung oder die Weltsimulation bedingt" sein soll.
Darunter stelle ich mir vor, daß - wenn man die Welt ohne Zusatzeinflüsse simulieren würde - hier mehrere Optionen offenstünden. Jemand schränkt sie dann ein. Das kann er durchaus tun, indem er einige Parameter der Simulation in seinem Sinne setzt. Er kann also die Weltsimulation für Railroading ausnutzen, indem er an ihren Paramtern dreht. Das Drehen ist es dann, was nicht durch die Simulation selbst bedingt ist und was das Railroading darstellt.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: ErikErikson am 15.07.2010 | 12:30
Nicht ganz. Beispiel: Der SL hat irgendwie das Gefühl, die SC sollten besser in die Höhle gehen, als durchs Grasland zu laufen. Er will aber nicht direkt Railroaden, also sitzt er da und schmollt. Da fällt ihm die Wettertabelle auf. Die hat er die letzten zwei Abende vergessen zu benutzen, aber vorher hat er sie ja immer angewendet. Also gewürfelt und auf Sturm hoffen. Mist, schönes Wetter. Ok, was anderes muss her. Der Hintergrund wird gewälzt. Oha, im Grasland gibt es die Legende von bösen Grasmonstern. Das könnte den SC doch bekannt sein, darüber muss man sie informieren, wär ja sonst unlogisch. Also auf Wissen gewürfelt. Mist, die blöden SC ham den Wurf vergeigt. Alle. Jetzt ist der SL sauer, und fängt so richtig zu wühlen an. Aha! Hier hat er mal eine Begegnungstabelle für das Grasland ausgearbeitet. Die könnte man doch jetzt würfeln, warum nicht. Und tatsächlich, die gemeingefährlichen Grasbüffel! Noch grauslig genug beschreiben, und die SC sind schneller in der Höhle, als der SL gucken kann. 
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Merlin Emrys am 15.07.2010 | 12:40
Ich würde das als klaren Fall von Railroading unter zuhilfenahme (bzw. Ausnutzung) der Weltsimulation betrachten.

Andererseits ist mir gerade beim Grübeln ein Punkt aufgefallen, den ich bisher nicht in meiner Definition habe. Eventuell muß ich sie um eine Unterscheidung erweitern, auch wenn sie dadurch komplizierter wird. Die Unterscheidung betrifft die Wahrnehmung durch die Mitspieler bzw., was mir noch besser gefiele, wenn iches formulieren könnte, ihre Haltung zu dem neu geschaffenen Faktum. Die Unterscheidung soll helfen, die Fälle einzuordnen, in denen kein Mitspieler hinterfragt, ob ein Faktum geschaffen wurde, um die anderen in ihrer Wahl einzuschränken.

Jetzt muß ich nur noch Worte dafür finden, die erklären können, was ich meine... Vielleicht genügt es schon, es so zu modifizieren (Achtung, nochmals editiert um 12:44!):

"Railroading bezeichnet die Wahrnehmung einer Einschränkung von Einflussmöglichkeiten der Spielercharaktere durch Entscheidungen von Mitspielern, die nicht durch die Weltbeschreibung oder die Weltsimulation bedingt zu sein scheinen und für die der Zweck vermutet wird, eine dem railroadenden Mitspieler momentan unerwünschte Festschreibung in der Weltentwicklung zu verhindern."

Damit habe ich sogar die Intention herausgeschafft :-) , ich habe sie durch eine Wahrnehmung und eine Vermutung ersetzt. Was denkt Ihr dazu?

Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Pyromancer am 15.07.2010 | 13:04
"Railroading bezeichnet die Wahrnehmung einer Einschränkung von Einflussmöglichkeiten der Spielercharaktere durch Entscheidungen von Mitspielern, die nicht durch die Weltbeschreibung oder die Weltsimulation bedingt zu sein scheinen und für die der Zweck vermutet wird, eine dem railroadenden Mitspieler momentan unerwünschte Festschreibung in der Weltentwicklung zu verhindern."

Damit habe ich sogar die Intention herausgeschafft :-) , ich habe sie durch eine Wahrnehmung und eine Vermutung ersetzt. Was denkt Ihr dazu?

Was bringt's?
Im Ernst jetzt. Mit einer einfachen Definition, die auf der Intention von Entscheidungen basiert kann sich jeder selbst fragen: "Railroade ich gerade?" - und er erhält eine mehr oder weniger klare Antwort, mit der er weiterarbeiten kann. Eine Definition als Werkzeug zur Selbstreflexion, sozusagen.

Laut deiner Definition kann ein Mitspieler nach Gemütslage ("ich seh das aber so, und vermute, also ist es nach Definition Railroading!") entscheiden und dann laut protestierend aufspringen und sich empören. Nur: Wie macht das das Spiel besser?
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Eulenspiegel am 15.07.2010 | 13:10
Aufstehen und protestieren kann man immer. Das hat doch nur bedingt etwas damit zu tun, ob jemand Railroading betreibt. Stattdessen hängt "aufstehen und protestieren" doch sowieso meistens vom subjektiven Befinden ab: Wenn mir etwas gefällt, steige ich drauf ein. Wenn mir etwas überhaupt nicht gefällt, dann protestiere ich. (Egal, wie die Sache, die mir nicht gefällt, nun heißen mag.)
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Pyromancer am 15.07.2010 | 13:15
Ja, aber ich wiederhole meine Frage: Was bringt diese Definition?
"Wenn es mir nicht gefällt, dann ist es Railroading!"
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Eulenspiegel am 15.07.2010 | 13:16
Die Definition an sich finde ich auch zu subjektiv.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Merlin Emrys am 15.07.2010 | 13:19
Laut deiner Definition kann ein Mitspieler nach Gemütslage ("ich seh das aber so, und vermute, also ist es nach Definition Railroading!") entscheiden und dann laut protestierend aufspringen und sich empören.
Ja - und genau das passiert ja auch zuweilen.

Was also wird besser dadurch, die Definition von dieser Seite aufzuziehen? Zunächst einmal macht es schon in der Formulierung bewußt, daß es um eine Wahrnehmung geht. Das hilft zwei Seiten:
- Der, der annimmt, daß er gerailroadet wird, wird bereits durch die Formulierung darauf gestoßen, daß er sich auch irren könnte, und daß nicht alles, was ihm als Railroading erscheint, das auch sein muß. D.h. er kann nach dieser Definition nicht über jemand anders reden und ihm "in der Tat" oder "faktisch" Railroading vorwerfen, sondern er muß über sich selbst sprechen und auch zugeben, daß er nur über sich selbst sprechen kann. Damit wird ein Angriff ("Du railroadest") ausgeschlossen, und die Gesprächssituation am Tisch beginnt an einer viel entspannteren Stelle, nämlich mit einer Selbstaussage, nicht einer "Du-Aussage", durch die der Angesprochene sich sofort in eine Verteidigungshaltung gezwungen fühlt.
- Der, der eine Entscheidung trifft, wird durch diese Formulierung darauf hingewiesen, daß sie gar keine unzulässig eingeschränkte einschränkende Entscheidung sein muß, um als solche anzukommen. Es genügt, daß sie als unzulässig eingeschränkt erscheint, um den anderen den Eindruck zu vermitteln, daß er damit nur eigene Zwecke verfolgt. Man kann sich also durchaus fragen, wie es um die Gefahr von Railroading in bezug auf eine eigene Entscheidung steht: "Railroade ich gerade?" = "Wird (oder kann) meine Entscheidung bei den anderen den Eindruck erwecken, daß ich sie nur treffe, um eigene Ziele auf Kosten ihrer Entscheidungsfreiheit durchzusetzen?" Das hat auch hier den Vorteil, daß sofort bewußt gemacht wird, daß es bei der Beurteilung durch die anderen, von denen der Vorwurf ja kommen wird, wenn er kommt,  zu Irrtümern kommen kann, daß sie also Entscheidungen als Railroading wahrnehmen könnten, die gar keins sind. Damit ist sie, in der von mir vorgeschlagenen Weise gestellt, sogar noch besser geeignet, relevante Ergebnisse zu geben, denn sie bezieht die bewertenden Mitspieler von vorneherein mit ein.

Edit:
Aufstehen und protestieren kann man immer. Das hat doch nur bedingt etwas damit zu tun, ob jemand Railroading betreibt.
Das ist ein Zirkelschluß, der von einer anderen Defintion ausgeht. Wenn die Definition von Railroading das Phänomen so beschreiben soll, daß damit die Situationen erfaßt werden, in denen in der Praxis das Wort fällt, muß man sie auch von daher versuchen zu formulieren.
D.h. hier mußt Du von der Defintion, daß es ein "faktisches Railroading" gibt, das nicht in der Wahrnehmung von Beteiligten, sondern auf einer Tatebene zu verorten ist, abrücken. Die Definition selbst sagt, daß das Phänomen eines Railroadings auf der Tatebene nur eine Projektion ist. Und es könnte sein, daß sie genau darin ihre Stärke hat.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Pyromancer am 15.07.2010 | 13:27
Was also wird besser dadurch, die Definition von dieser Seite aufzuziehen? Zunächst einmal macht es schon in der Formulierung bewußt, daß es um eine Wahrnehmung geht. Das hilft zwei Seiten:
- Der, der annimmt, daß er gerailroadet wird, wird bereits durch die Formulierung darauf gestoßen, daß er sich auch irren könnte, und daß nicht alles, was ihm als Railroading erscheint, das auch sein muß. D.h. er kann nach dieser Definition nicht über jemand anders reden und ihm "in der Tat" oder "faktisch" Railroading vorwerfen, sondern er muß über sich selbst sprechen und auch zugeben, daß er nur über sich selbst sprechen kann. Damit wird ein Angriff ("Du railroadest") ausgeschlossen, und die Gesprächssituation am Tisch beginnt an einer viel entspannteren Stelle, nämlich mit einer Selbstaussage, nicht einer "Du-Aussage", durch die der Angesprochene sich sofort in eine Verteidigungshaltung gezwungen fühlt.
Ich finde diese Intention löblich, sie steht deine Definition dem diametral gegenüber.

"DU RAILROADEST (laut Definition, weil das meine subjektive Wahrnehmung ist und ich dir Sachen unterstellen darf)!"

Auch in deinem zweiten Punkt finde ich einen Ansatz hilfreicher, der zwischen Fakt und Wahrnehmung unterscheidet.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Merlin Emrys am 15.07.2010 | 13:37
@ Pyromancer: Zunächst gibt wohl, daß Rollenspiel allgemeine Regeln von Höflichkeit und Respekt nicht ausschließt. Das heißt, "ich darf Dir Sachen unterstellen" muß nicht eigens durch diese Definition ausgeschlossen werden, wenn man davon ausgeht, daß sich zum Rollenspiel normal sozialisierte Wesen treffen, für die ohnehin gilt, daß man niemandem unberechtigt etwas unterstellen darf.
Und wenn die Unterstellung berechtigt ist, war es wohl wirklich Railroading, dann ist also das Aufbegehren durchaus angebracht gewesen.

Und noch einmal: Es ist nicht sinnvoll, zwei Defintionen zu mischen. Wenn man mal - man könnte ja so höflich sein? - tatsächlich im Rahmen der von mir vorgeschlagenen Defintion bleibt, wird man feststellen, daß "railraoaden" als Verb praktisch nur den Passiv-Gebrauch zuläßt: "Ich werde hier gerailroadet." Der Aktivgebrauch kann, wenn man innerhalb der Definition bleibt, nur sein: "Ich nehme mich als gerailroadet wahr". Zum "du" kommt man nur in der Formulierung: "Du scheinst mir zu railroaden" oder "Ich nehme Dein Tun als Railroading wahr". Alles andere - und damit eben auch das von Dir vorgeschlagene "Du railroadest" - kann man, wenn man im Rahmen der von mir vorgeschlagenen Definition bleibt, sinnvoll gar nicht formulieren. "Du railroadest" kann man nur sagen, wenn man eine andere Definition von "Railroading" hat.
Und damit kann ich es nicht als "Gegenargument" gegen meine Definition verstehen, denn es geht ja gar nicht von ihr aus, sondern von einer nicht näher bezeichneten, in jedem Fall aber anderen Definition.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Pyromancer am 15.07.2010 | 13:43
Dann verstehe ich deine Definition nicht.
Ich muss doch einen "Zweck vermuten" (=jemandem etwas unterstellen), um die Definition anwenden zu können.  wtf?
Vielleicht hilft's, wenn du das ganze nochmal umformulierst.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Pyromancer am 15.07.2010 | 13:48
Jetzt kann ich den Finger drauf legen, was mir an deiner Definition nicht gefällt:
Es ist ja eine Definition, die hauptsächlich für den anwendbar ist, der gerailroadet wird. Dem nützt diese Erkenntnis aber erstmal gar nichts.
Wohingegen eine Definition, die beim aktiven Ende, beim Railroader selbst, ansetzt, sofort und unmittelbar eine Verhaltensänderung hervorrufen kann.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Teylen am 15.07.2010 | 14:01
Die Definition ist doch, wenn ich das richtig verstehe, die Forge Definition nur das es den Railroading Begriff vom Spielleiter auf die Spieler ausdehnt.

Das heisst ein:
"Ihr geht jetzt in das verdammte Wirthaus und kriegt den Auftrag auch wenn ihr nicht wollt" seitens des Spielleiters waere ebenso Railroading wie: "Mein Charakter ist aber so und deswegen gibt es jetzt einen TPK auch wenn wir eigentlich als Gruppe spielen wollten.".

Oder habe ich das falsch verstanden?
Wuerde es praktisch finden wenn du sie ausformulierst und postest, anstelle rein so mit Beispielen zu arbeiten  :-[
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Merlin Emrys am 15.07.2010 | 14:36
Wuerde es praktisch finden wenn du sie ausformulierst und postest, anstelle rein so mit Beispielen zu arbeiten  
Ah, wie oft denn?

"Railroading bezeichnet die Wahrnehmung einer Einschränkung von Einflussmöglichkeiten der Spielercharaktere durch Entscheidungen von Mitspielern, die nicht durch die Weltbeschreibung oder die Weltsimulation bedingt zu sein scheinen und für die der Zweck vermutet wird, eine dem railroadenden Mitspieler momentan unerwünschte Festschreibung in der Weltentwicklung zu verhindern."

So steht sie in #24, wo ich die letzte Umformulierung vorgenommen habe.

Das Beispiel mit dem asozialen Spieler muß übrigens in diesem Sinne kein Railroading sein, es kann aber. Ob es es ist oder nicht, hängt an den vorhergegangenen Festlegungen.

@ Pyormancer: Sie nützt, wie schon dargelegt. Sogar mehr als jede, die unter Railroading eine Tat fasst.

Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Eulenspiegel am 15.07.2010 | 14:46
Das ist ein Zirkelschluß, der von einer anderen Defintion ausgeht. Wenn die Definition von Railroading das Phänomen so beschreiben soll, daß damit die Situationen erfaßt werden, in denen in der Praxis das Wort fällt, muß man sie auch von daher versuchen zu formulieren.
Zum ersten Teil: Ob mich etwas im RPG aufregt oder nicht, hat nichts mit einer Definition zu tun: Einige Leute regen sich über einen Spielstil auf, der nach meiner Definition Railroading ist, aber nach deiner nicht. Andere Leute regen sich über einen Spielstil auf, der nach deiner Definition Railroading ist, aber nach meiner nicht. Wieder andere Leute regen sich grundsätzlich auf, wenn nicht alles nach ihren WÜnschen erfolgt. Wie ich jetzt etwas definiere, ändert doch nichts daran, dass sich Leute aufregen oder nicht.
Vielleicht hätten sich früher die Leute so aufgeregt: "Das ist ja voll Railroading."
Und wenn sie deine Definition lesen und feststellen, dass der Spielstil, über den sie sich aufregen, gar kein Railroading (nach deiner Definition) ist, sagen sie vielleicht: "Wir Spieler haben ja gar keinen Einfluss auf den Plot."
oder sie sagen: "Der Plot ist ja voll Scheiße!"
oder sie sagen: "Das ist ja voll die Sandbox! (Hatten wir uns nicht auf einen durchdesignten Plot geeinigt?)"

Das heißt, die Definition kann zwar beeinflusssen, ob die Spielsituation nun Railroading ist oder nicht. Aber sie kann nicht beeinflussen, ob die Leute sich darüber aufregen.

Zum zweiten Teil: In der Praxis fällt das Wort aus den unterschiedlichsten Gründen, da jeder eine leicht andere Vorstellung von Railroading hat. (Sieht man ja alleine an den diversen Railroading-Threads im Tanelorn und sieht man auch in diesem Thread.)

Wenn ich meinem SL vorwerfe, er betreibt Railroading, meine ich etwas vollkommen anderes, als wenn du deinem SL vorwirfst, er betreibe Railroading.

Der Aktivgebrauch kann, wenn man innerhalb der Definition bleibt, nur sein: "Ich nehme mich als gerailroadet wahr".
Nein, denn wenn man nach deiner Definition geht, würde "ich nehme mich als gerailroadet war" ja soviel bedeuten wie:
"Ich nehme mich war als jemand, der den Eindruck hat, dass..."
Was irgendwie doppelt gemoppelt ist.

"Du betreibst Railroading." ist dagegen nach deiner Definition gleichbedeutend mit:
"Du betreibst eine Handlung, von der ich den Eindruck habe, dass..."

Was ich persönlich als ziemlich unintuitiv wahrnehme.

Schöner (und intuitiver) wäre es, wenn die beiden folgenden Sätze äquivalent wären:
1) "Du betreibst Railroading" ist äquivalent zu "Du betreibst eine Handlung, die..."
2) "Ich habe den Eindruck, du betreibst Railroading" ist äquivalent zu "Ich habe den Eindruck, du betreibst eine Handlung, die..."
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Pyromancer am 15.07.2010 | 14:48
"Du betreibst Railroading." ist dagegen nach deiner Definition gleichbedeutend mit:
"Du betreibst eine Handlung, von der ich den Eindruck habe, dass..."

Was ich persönlich als ziemlich unintuitiv wahrnehme.

Schöner (und intuitiver) wäre es, wenn die beiden folgenden Sätze äquivalent wären:
1) "Du betreibst Railroading" ist äquivalent zu "Du betreibst eine Handlung, die..."
2) "Ich habe den Eindruck, du betreibst Railroading" ist äquivalent zu "Ich habe den Eindruck, du betreibst eine Handlung, die..."

Genau so sehe ich das auch!
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Eulenspiegel am 15.07.2010 | 14:56
Aber war es nicht das Ergebnis von anderen RR-Definitions-Diskussionen, dass RR erst zum RR wird, dadurch dass es als solches wahr genommen wird.
Nein, Geräusche entstehen ja auch, wenn keiner da ist, der sie hört. Und natürlich kann es auch extrem laut sein, obwohl niemand da ist, der dies hört.
Nur die Beschwerde "Es ist laut!" kann existieren, wenn jemand da ist, der das hört. Aber die Tatsache, dass es laut ist, kann auch ohne Wahrnehmenden existieren.

Genau so ist es mit Railroading.

Und es ist nunmal so, dass (wie ich im letzten Post bereits gesagt habe), es viel intuitiver ist, Railroading als Sachverhalt denn als persönliche Wahrnehmung zu definieren. (Außerdem erleichtert es die Diskussion darüber, wie es zu der Wahrnehmung kommt, wenn man einen Begriff für den Sachverhalt an sich hat.)
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Teylen am 15.07.2010 | 14:58
Ist es meiner Meinung nach nicht.

Zumal die Feststellung "Es ist laut" keine faktische ist sondern von der Wahrnehmung abhaengt. Ein Tauber wird es fuer Still halten, ein Jugendlicher fuer normal, ein mitt dreissiger Konzert Gaenger als leise, jemand mit guten Gehoer als absolut unertraeglich laut.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Eulenspiegel am 15.07.2010 | 15:02
Du sagst es: "Er wird es für laut halten!"

Es existiert nunmal ein extremer Unterschied zwischen "Es ist laut!" und "Ich halte es für laut!"

Der erste Satz gibt einen objektiven Sachverhalt an, während der zweite ein subjektiver Eindruck ist.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: K!aus am 15.07.2010 | 15:06
Es existiert nunmal ein extremer Unterschied zwischen "Es ist laut!" und "Ich halte es für laut!"

Ich denke wenn man ganz penibel ist, existiert dabei kein Unterschied.

Für meine Begriffe ist das einzig objektive die Messung der Lautstärke auf wissenschaftlicher Basis.

Ob diese Lautstärke dann als laut oder leise eingestuft wird, hängt dann tatsächlich von Kulturkreis, Alter, etc. ab.

Edit:
Bestenfalls kann man objektiv sagen, dass ein Geräusch vorhanden ist...
... was aber wiederum wieder ein Tauber nicht wahrnehmen könnte.

Viele Grüße,
Klaus.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 15.07.2010 | 15:11
Wenn man RR nicht emotional und bewertend definieren will, würde ich auch lieber einen faktischen Zustand, als ein subjektives Gefühl als RR definieren wollen.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Eulenspiegel am 15.07.2010 | 15:25
Ich denke wenn man ganz penibel ist, existiert dabei kein Unterschied.
Beim ersten Satz kannst du antworten: "Nein, es ist nicht laut."
Beim zweiten Satz kannst du wohl kaum ernsthaft antworten: "Nein, du hältst es nicht für laut."

Die erste Aussage lässt sich also verneinen. Die zweite Antwort lässt sich nicht ernsthaft verneinen. (Disclaimer: Ausnahme natürlich von dem, der die Aussage getroffen hat.)

Und das gleiche sollte auch für Railroading gelten:
- "Der SL betreibt Railroading!" sollte verneinbar sein.
- "Ich habe den Eindruck, dass der SL Railroading betreibt!" sollte dagegen nicht verneinbar sein.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Merlin Emrys am 15.07.2010 | 15:29
Genau so ist es mit Railroading.
Nicht nach der o.g. Definition. Und über andere Defintionen redet bitte woanders weiter, ok? Das führt mir nämlich jetzt doch zu weit vom Thema des Fadens weg.

Wenn man RR nicht emotional und bewertend definieren will, würde ich auch lieber einen faktischen Zustand, als ein subjektives Gefühl als RR definieren wollen.
Die Frage ist, woher Dein Eindruck des Emotionalen kommt und ob er bereits in der Definition steht, oder ob er wiederum aus einer anderen Definition stammt. Kannst Du daher genauer fassen, wo Dein Eindruck herkommt?
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Urizen am 15.07.2010 | 15:37
Ich habe ja irgendwie das Gefühl, dass die Railroading-Begriffs-Debatte etc. einfach sehr diffus ist.
Mir stellen sich da so Fragen, ob es für einene eSeL überhaupt möglich ist, einen Plot/eine Kampagne zu stricken, ohne in irgendeiner Weise RR zu betreiben.
(Ich habe das Gefühl es ist auch mehr ein Problem der Graduierung und irgendwann kommt der Punkt wo jemandem am Tisch subjektiv die jetzt vorgenommene Situation als "zu viel RR" vorkommt, als dass sich klar RR/keinRR sagen lässt.

Zur Trollhöhle: Ich finde es wird erst RR, wenn ich umkehren will, und dann ein Erdrutsch den Weg versperrt o.Ä.

Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 15.07.2010 | 15:43
Die Frage ist, woher Dein Eindruck des Emotionalen kommt und ob er bereits in der Definition steht, oder ob er wiederum aus einer anderen Definition stammt. Kannst Du daher genauer fassen, wo Dein Eindruck herkommt?

Ich fürchte, Du verstandest mich miss. Die Zielsetzung die ich aus den vorherigen Diskussionen als Essenz entnommen hatte, war doch, RR objektiv definieren zu wollen und weniger aus dem eigenen Standpunkt heraus zu bewerten.

Wenn man sich dieses Zeil setzt, dann halte ich eine Definition, die an Wahrnehmung gekoppelt ist für unglücklich, da sie subjektiv wird und damit gleichzeitig wieder gewertet wird.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Eulenspiegel am 15.07.2010 | 16:33
Nicht nach der o.g. Definition. Und über andere Defintionen redet bitte woanders weiter, ok?
Du sagtest, du bist offen für neue Definitionen. Und ich habe hier beschrieben, wieso mir deine Definition nicht gefällt und wieso ich sie für unintuitiv halte.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: ErikErikson am 15.07.2010 | 17:00
Ich mags nicht, wenn ich in einer Definition ne Wertung drin habe. Das fühlt sich für mich einfach nicht richtig an.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Merlin Emrys am 15.07.2010 | 17:12
Und ich habe hier beschrieben, wieso mir deine Definition nicht gefällt und wieso ich sie für unintuitiv halte.
Zur Kenntnis genommen. Aber es bringt jetzt und hier nicht weiter. Weder beschäftigst Du Dich konstruktiv mit meinem Definitionsvorschlag, noch verbesserst Du ihn, weswegen Dein Verweis auf
Zitat
Jede meiner Defintionen ist ausdrücklich nur ein neuer Ausgangspunkt der Diskussion und für Verbesserungen offen!

nicht wirklich treffend ist.

@ Yerhodan: Ich bewerte erst einmal nicht. Und auch in der Definition steckt erst einmal nur genau so viel Bewertung, wie zur Feststellung des Sachverhaltes nötig ist. Das fällt vielleicht nicht auf, wenn man sofort mit "Igitt" reagiert, sobald man "Railraoding" hört. Und da hat Liquid Night meines Erachtens nun recht: Ganz ohne subjektiven Eindruck geht es nicht.

Insofern wäre ich geneigt, bei meiner Bitte zu bleiben. Unter der Voraussetzung, daß ein gewisses Mindestmaß an Subjektivität unvermeidlich ist - kannst Du festmachen, weswegen Dir die Definition "zu emotional" vorkommen?

@ Erik: Man muß es nicht mögen. Man kann die Worte, die nur durch eine subjektive Bewertung füllbar sind ("unerträglich", "wundervoll", "schön", "beeindruckend", "Imposanz", "Duft", "Schmerz", "Leid", "Scham", "Trauer", ...), durchaus aus dem eigenen Gebrauch fernhalten und sie ignorieren, wo sie einen begegnen. "Railroading" wäre dann eben nur ein weiteres dieser Kategorie. Und man kann gewiß gut ohne leben ;-) .
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: ErikErikson am 15.07.2010 | 17:18
Ich sag ja nur, ich mags nicht, das ist alles. Schmerz bsp. kann man auch wertungsneutral definieren.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Maarzan am 15.07.2010 | 17:19
Der Konsens in anderen Diskussionen war, dass es sich erst um RR handelt, wenn es von jemand als solches wahrgenommen wird. Wenn alle den Zwang wunderbar finden ist es kein RR.

Der Begriff dient meines Wissens dazu eine negative Spielerwahrnehmung zu bezeichnen.

Wenn alle es toll finden würden, wäre erst gar kein Zwang nötig. Bei legitimen Einschränkungen sollte Zwang auch nicht notwendig sein, da er einen in den Grundlagen vorher abgesprochenen Zustand erhält oder herbeiführt und so die zwingende Einwirkung - vielleicht jenseits einen Hinweises darauf als Erinnerung - schon nicht notwendig sein sollte.
Bleibt also nur noch Railroading als Vorwurf, wo eine solche Einschränkung als illigitim und damit auch negativ besetzt empfunden wird.


Zitat
Ich weiß jetzt ehrlich gesagt gar nicht, ob das was ich jetzt geschrieben habe, Grundlage dieser Diskussion sein soll oder nicht. Ich finde es sehr befremdlich, dass diese ganzen Begriffe, die diverse Rollenspieltheoretiker hervorgebracht haben so wenig Akzeptanz und Verständnis bei der Spielerschaft besitzen. Ich führe das auf ihre Unbrauchbarkeit zurück, lasse mich aber gerne eines besseren belehren.

Es gibt halt Leute, welche vom Einsatz dieses illigitimen Zwangs zu profitieren gedenken und die haben entsprechend Interesse den Widerspruch nicht zu hoch und organisiert werden zu lassen.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Eulenspiegel am 15.07.2010 | 17:23
Der Konsens in anderen Diskussionen war, dass es sich erst um RR handelt, wenn es von jemand als solches wahrgenommen wird. Wenn alle den Zwang wunderbar finden ist es kein RR. Der Begriff dient meines Wissens dazu eine negative Spielerwahrnehmung zu bezeichnen.
1) Der Konsens in anderen Diskussionen war, dass es bezüglich der RR-Definition keinen Konsens gibt.

2) Empörung kann man am besten ausdrücken, indem man sich über eine wertneutrale Sache empört:
- "Das ist ja total laut!"
- "Das ist ja total leise hier!"
- "Man ist das warm hier."
- "Man ist das kalt hier!"
- "Die Kampagne dauert ja Ewigkeiten."
- "Das war ja nur eine Kurz-Kampagne."
- "Man sind das heute viele Kämpfe."
- "Hier gibt es ja gar keine Kämpfe."
- "Das ist total Sandbox ohne klaren Plot."

Mit einer empörten Stimme vorgetragen, weiß der Gegenüber sofort, was Sache ist.

Eigentlich werden bei den obigen Sätzen nur wertneutrale Sachen dargelegt. Aber mit einer empörten Stimme vorgetragen, weiß der Gegenüber sofort, dass mir persönlich diese wertneutrale Sache nicht gefallen hat.

Wenn ich jedoch eine empörte Stimme und eine wertende Bezeichnung verwende, ist das zum einen unnötig redundant und zum anderen geht die Aussage, was mir denn nun genau missfallen hat, verloren.
- "Die Temperatur ist ja voll schlimm."
- "Das Abenteuer war beschissen."
- "Der SL/der neue Mitspieler ist schrecklich."
- "Die NSCs waren grauenhaft."

OK, hier weiß der Gegenüber auch ohne Empathie, dass dir Temperatur, Abenteuer, SL bzw. NSCs nicht gefallen hat. Aber was dir daran nicht gefallen hat, geht bei solchen wertenden Sachen unter.

Des weiteren ist der Punkt:
Wenn du etwas wertneutrales kritisierst ("Es gab heute zu wenige Kämpfe"), dann kann der Gegenüber diesem differenzierter widersprechen.
1) Du irrst dich. Es gab heute sogar verdammt viele Kämpfe.
2) Du hast Recht, es gab zwar wenig Kämpfe, aber mir hat es gefallen, mal ein AB ohne Kämpfe zu spielen.

Bei den wertenden Kritiken ("Die NSCs in diesem AB waren alle bescheuert") ist das nicht möglich:
1) Du irrst dich, die NSCs waren nicht bescheuert.
2) Du hast Recht, die NSCs waren zwar bescheuert, aber mir hat es gefallen, mal mit bescheuerten NSCs konfrontiert zu werden.

Der zweite Satz ist komplett sinnlos und kann gestrichen werden. Und auch der erste Satz ist so nicht besonders sinnvoll.
Von einer differenzierten Antwort, wie bei wertneutralen Sachen ganz zu schweigen. (Also die Frage, ob man der Beobachtung zustimmt, wird getrennt von der Frage behandelt, ob man die Beobachtung gut oder schlecht findet)

Fazit:
Daher plädiere ich dafür, dass man wertneutrale Sachen kritisiert
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: ErikErikson am 15.07.2010 | 17:23
Ja von mir aus. Ihr habt ja recht. Dann definiert RR halt als ne Art Gefühl. Kann ich mit leben.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Teylen am 15.07.2010 | 17:23
Du sagst es: "Er wird es für laut halten!"
Du entstellst mit der Betonung und Auslegung die Aussage.
Ich gehe davon aus das ein Klang die Eigenschaften "leise" oder "laut" hat sowie ein sprachlich undefiniertes Mittelfeld.

Ob dem Ton die Eigenschaft "leise" oder "laut" hat haengt von drei Faktoren ab.
Das erste ist das Wahrnehmungsvermoegen des Empfaengers.
Dies kann nicht vorhanden sein, es kann unterschiedlich stark ausgepraegt sein und es kann unterschiedlich stark sensibilisiert sein.

Das zweite ist die Bewertung des Empfaengers.
Ob ein Klang als laut oder leise eingestuft wird haengt von der klanglichen Belastbarkeit, der nervlichen Konstitution, Koerperlichen Verfassung, dem Ort, der Situation und weiteren Faktoren ab.

Das dritte ist die Relation.
Der Bolero faengt in Bezug auf die gesamt laenge leise an und wird dann lauter. Aehnliches gilt fuer Stuecke der Carmina Burana. Nun oder als Beispiel aus dem Leben, in wie weit ich den Klang von der Strasse als laut oder leise einschaetze steht uU im Verhaeltnis zu z.B. dem angestrebten klanglichen Szenario.
Beim Genuss klassischer Musik oder beim Skypen ist der Klang ggf. laut.
Wenn ich auf der XBox unter Gebruell der Boxen Gegner zerlege ist er leise.


Das heisst laut oder leise gibt einen subjektiven Sachverhalt an.
80 Dezibel ist eine Objektive Festellung.
Ob es laut, leise oder im Norm Bereich liegt haengt davon ab wo man die 80 Dezibel wahrnimmt.

Es macht durchaus Sinn im Hinsicht auf europaeische Plaene der MP3 Player Regulierung darueber zu diskutieren das die angestrebte Grenze nicht laut zu bewerten sei und nichtmal dem eigenen Norm Bereich entspricht.


Es ergibt meiner Meinung nach keinen Sinn Railroading unabhaengig von der Wahrnehmung definieren zu wollen da hinsichtlich der Verwendung als Messeinheit die Skalierung fehlt womit der Begriff nicht fuer Beschreibungen taugt.

@Merlin Emrys
Danke fuer das erneute Posten der Definition :)
Die Definition scheint mir etwas unnoetig verschachtelt, aber ich denke ich kann ihr konzeptionell zustimmen.

Ein Problem das ich sehe waere:
"Railroading bezeichnet die Wahrnehmung einer Einschränkung von Einflussmöglichkeiten der Spielercharaktere durch Entscheidungen von Mitspielern, die nicht durch die Weltbeschreibung oder die Weltsimulation bedingt zu sein scheinen und für die der Zweck vermutet wird, eine dem railroadenden Mitspieler momentan unerwünschte Festschreibung in der Weltentwicklung zu verhindern."
Das die Bezugsperson hinsichtlich des Begriff von dem jenigen der die Einschraenkung durch einen anderen "railroadenden" Spieler wahrnimmt auf den Mitspieler wechselt der die Feststellung taetigt.
Was recht verwirrend ist und im letzteren Fall verwirrend.
Das heisst die Feststellung: "Es ist laut" bezieht sich auch auf das Objekt der Wahrnehmung und nicht die Person die es aeussert ("Ich bin laut" zu sagen waehrend man etwas lautes hoert ist mE falsch).


Vielleicht in der folgenden Variation, bei der wie ich hoffe der Sinn erhalten bleibt:

"Railroading bezeichnet die Wahrnehmung einer Einschränkung von Einflussmöglichkeiten der Spielercharaktere durch Entscheidungen von Mitspielern, die scheinbar nicht durch den Spielstil legitimiert ist und welche dem Zweck unterstellt wird, eine unerwünschte Entwicklung zu verhindern."

Weltsimulation nahm ich als Begriff heraus da nicht jede Gruppe ein simulatives Ziel hat oder bewusst auf diese hinarbeitet bzw. sich darum schert.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Eulenspiegel am 15.07.2010 | 17:29
@ Teylen
Für dich gilt genau die gleiche Antwort, die ich Klaus in Post #44 (http://tanelorn.net/index.php/topic,57094.msg1155509.html#msg1155509) gegeben habe.

Als zusätzliche Antwort noch: Es gibt nicht umsonst die Fuzzy-Logik (http://de.wikipedia.org/wiki/Fuzzylogik): Nur weil man manchen Aussagen keinen eindeutigen Wahrheitswert zuordnen kann, heißt das nicht, dass sie subjektiv sind.

Man kann sich darüber streiten, ob es in der Disko laut ist. Aber man kann sich nicht darüber streiten, ob ich es in der Disko laut finde.

EDIT:
Verbesserungsvorschlag für Merlin: Streiche den Wahrnehmungskram aus der Definition.

Und im Gegensatz zu anderen mache ich keine Verbesserungsvorschläge ohne Begründung:
Mit objektiven Sachen lässt sich leichter diskutieren und man kann auch leichter Sachen wie "Du hattest zwar den Eindruck, aber..." in einer Diskussion am Tisch einbauen.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Maarzan am 15.07.2010 | 17:38

Maarzan, ich verstehe nicht was du mir mit dem zweiten Absatz sagen willst. Vielleicht kannst du etwas konkreter werden welche Leute du meinst, inwiefern sie profitieren wollen und welchen organisierten Widerspruch du meinst.

Diese Diskussion zu Railroading tritt ja auf, weil Leute sich schlecht behandelt und in ihren Rechten wie Spielfreuden beschnitten fühlen. Die andere Seite liest dann aber auch mit (und in dem Fall als SL vermutlich sogar häufiger) und hätte sich ja nicht so verhalten, wenn es ihnen nicht so besser gefallen hätte. Einmal möchte sich ja nun niemand sagen lassen falsch zu spielen, aber auch die Chance in Zukunft mit Railroading oder anderem zu Widerspruch reizendem Verhalten durch zu kommen oder neue unterwürfige Spieler zu finden, die bedingungslos akzeptieren, was ihnen vorgelegt wird sinkt, wenn der Betreffende in seiner Meinung nun Unterstützung bekommt oder gar bisher dazu meinungsfreie Mitspieler nun auch erkennen, dass da etwas nicht so läuft, wie es ihnen zustehen würde.

Entsprechend muss die Darstellung dieser Missstände bekämpft, verwässert, abgelenkt oder lächerlich gemacht werden, um mit dem bisherigen Verhalten weitermachen zu können wie bisher.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 15.07.2010 | 17:41
Vorweg:
Ihr habt mich was Qualität Eurer Diskussion angeht längst abgehängt. Ich kann nur der Hälfte überhaupt folgen.  :-[

Aber ich schulde noch eine Antwort:
Insofern wäre ich geneigt, bei meiner Bitte zu bleiben. Unter der Voraussetzung, daß ein gewisses Mindestmaß an Subjektivität unvermeidlich ist - kannst Du festmachen, weswegen Dir die Definition "zu emotional" vorkommen?

Ich habe nicht behauptet, dass die Definition zu emotional ist, sondern dass die Einbeziehung einer Wahrnehmung dazu führen kann, dass der Begriff eben emotional (tendenziell negativ) belegt wird.

Nicht umsonst wurde RR oft als Schimpfwort gebraucht, weil man damit subjektive Einschränkungen verbunden hat. Man hat also wahrgenommen, dass es nur einen Weg gab und daher fand man dieses Stilmittel doof.

Gab es faktisch nur einen Weg, war dies aber unerheblich, weil die Gruppe ohnehin diesen Weg genommen hätte, dann war es kein RR?

Ich wollte nicht mehr als daran erinnern, dass, vorausgesetzt, man möchte die Begrifflichkeiten "entemotionalisieren", vielleicht den Begriff über objektive Fakten und nicht über subjektive Wahrnehmungen definieren sollte.

Muss man aber nicht. Ich maße mir nicht an, die Weisheit mit Löffeln gegessen zu haben.

Edit: Was Eulenspiegel oben sagt, ist, denke ich, auch mein Punkt.

Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Teylen am 15.07.2010 | 17:49
Die Antwort aus #44 ist nicht anwendbar.
Zumindest sehe ich nicht wie die antwort irgendein Argument aufgreift oder vorbringt.

Es ist korrekt das die Feststellung das es in der Disco fuer eine Person laut ist nicht verneinbar ist.
Deswegen muss die Disco aber nicht laut sein.
So ist die Disco im Verhaeltnis zu einem Heavy Metal Konzert, einem Flugzeug start oder den Erwartungen an eine Disco fuer den Einen nicht laut.

Der Versuch die subjektive Bewertung als laut zu objektivieren traegt der Diskussion sowie dem Problem nicht bei.

Es gibt nicht umsonst die Fuzzy-Logik (http://de.wikipedia.org/wiki/Fuzzylogik): Nur weil man manchen Aussagen keinen eindeutigen Wahrheitswert zuordnen kann, heißt das nicht, dass sie subjektiv sind.
Das es Fuzzy-Logik gibt heisst nicht das subjektive / unscharfe Begriffe objektiv werden.

Zitat
Man kann sich darüber streiten, ob es in der Disko laut ist. Aber man kann sich nicht darüber streiten, ob ich es in der Disko laut finde.
Man kann ueber den Dezibel Wert im Kontext auf gesundheitliche Einwirkungen und das persoenliche subjektive Empfinden diskutieren.
Den Begriff "laut" zu nehmen, die persoenliche Klang Erfahrung als objektive Feststellung zu verkaufen, schafft keine Basis fuer eine Diskussion.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Merlin Emrys am 15.07.2010 | 17:57
Schmerz bsp. kann man auch wertungsneutral definieren.
Werungsneutral ja, "wahrnehmungsneutral" nein, und genau auf das Experiment will ich mit meiner Definition hinaus. zum Schmerz gilt: Unter Vollnarkose kann man schnippeln, woran man will, der Betroffene hat in dem Moment keinen Schmerz, und er wird ihn auch nie gehabt haben; was er nach der Narkose spürt, ist der Schmerz der Wunden, nicht der des Schnippelns. Verliert der Patient im Rahmen der OP seine Schmerzempfindungsfähigkeit und wird unter der Narkose schmerztaub, ist der letzte Schmerz in seinem Leben der vor der Narkose, nicht der während der Narkose - denn da hat er keinen.

Deswegen habe ich auch erneut um Yerhondans Antwort gebeten und bin dankbar, sie bekommen zu haben :-) .

@ Eulenspiegel: Zur Kenntnis genommen. Ich bitte darum, diesen Bereich entweder in einem eigenen Faden zu behandeln oder, wenigstens vorläufig, fallenzulassen.
@ alle anderen: Ich bitte, auf die entsprechenden Bemerkungen und Abschweifungen nicht weiter einzugehen.

(Ich poste das schon mal, damit das Gespräch nicht zu weit abdriftet. Ich schreibe jetzt noch eine Reaktion auf Yerhodan und Teylen.)
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Pyromancer am 15.07.2010 | 18:02
Da ich gerade den Überblick verliere bitte ich Merlin Emrys darum, den Zwischenstand der Diskussion zusammenzufassen und die gewünschte weitere Diskussionsrichtung vorzugeben.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Teylen am 15.07.2010 | 18:02
*koffkoff* Wollte nur drauf hinweisen das ich in dem Post zuvor nicht nur auf Eulenspiegel einging sondern auch nochmal auf die Definition. Uhm, da Eulenspiegelsbeitrag so klang als kaeme nicht heraus wieso ich was bei meinem Vorschlag veraenderte. Also,..

.. ich habe versucht es sprachlich zu verkuerzen um eine einfachere Verstaendnismoeglichkeit zu geben.
.. ich habe das Railroading staerker auf die Wahrnehmung bezogen und versucht einer Person zuzuordnen. Da es in dem Ausgangszitat meiner Meinung nach unklar war.
.. ich habe den Begriff Weltsimulation entfernt da er sich auf den Simulativen Spielstil bezieht und damit gegenueber Erzaehlern und Gamisten eher unangebracht ist. Spielstil verwendete ich da es damit hinreichend variable sein sollte.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Dr.Boomslang am 15.07.2010 | 18:04
Wow, ich verstehe überhaupt nicht worum es hier geht. Anscheinend geht's mal wieder darum das geheiligte Land des Railroading (wieder mal) zu erobern. Hat eigentlich irgendwer mal ein neues Phänomen anstatt immer darüber zu streiten wem ein Name gehört? Wurde das alles nicht schon hundert mal diskutiert?
Vielleicht müssen wir das so machen wie im Internet allgemein üblich. Man kauft sich eine Domain und dann gehört einem der Name und man kann damit machen was man will. Leider hat sich schon jemand in weiser Voraussicht railroading.de gesichert, also müsst ihr das von dem kaufen.

Außerdem, was hat das mit der Überschrift zu tun und was soll hier gemacht werden? Vielleicht kann ich ja helfen. Ich wundere mich immer wieder wie man so sehr über diesen Themenkomplex diskutieren kann ohne voran zu kommen.

Da ich gerade den Überblick verliere bitte ich Merlin Emrys darum, den Zwischenstand der Diskussion zusammenzufassen und die gewünschte weitere Diskussionsrichtung vorzugeben.
Ja, bitte.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Teylen am 15.07.2010 | 18:09
Ich faende eine Diskussion zu dem Thema im Threadtitel auch sexier als eine zum Thema Railroading ^^; Aber immerhin ist der Faden hier ja nicht erst in die Richtung abgetriftet...
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Merlin Emrys am 15.07.2010 | 18:57
Soo... Teil 2 kommt, Teil 3 ist in Arbeit ;-) .

Ich habe nicht behauptet, dass die Definition zu emotional ist, sondern dass die Einbeziehung einer Wahrnehmung dazu führen kann, dass der Begriff eben emotional (tendenziell negativ) belegt wird.
Ich gehe davon aus, daß er nicht negativ belegt wird, sondern von vorneherein, sozusagen "von Geburt an", negativ gemeint war. Ich habe letztens einer Diskussion entnommen, daß es im amerikanisch-sprachigen Raum "to railroad" als Begriff für "durchpeitschen" gibt, und "durchpeitschen" ist kein wertneutraler Begriff. So auch nicht "to railroad", und so auch nicht "Railroading". Der Begriff ist also von Anfang an mit einem negativen Beiklang versehen gewesen. (Zumindest kommt mir diese Annahme plausibel vor.)
Und nun behaupte ich, daß meine Definition - wenn man andere mal aus seinem Kopf verbannt und nicht mehr mithört - das sogar ein Stück weit zurücknimmt und damit so nahe an eine "neutrale" Definition kommt, wie mir zur Zeit möglich ist. Und zwar so...

Die Definition lautet zur Zeit, hier einmal mehrzeilig, um den Überblick zu verbessern:
""Railroading bezeichnet die Wahrnehmung
einer Einschränkung von Einflussmöglichkeiten der Spielercharaktere
durch Entscheidungen von Mitspielern,
die nicht durch die Weltbeschreibung oder die Weltsimulation bedingt zu sein scheinen
und für die der Zweck vermutet wird, eine dem railroadenden Mitspieler momentan unerwünschte Festschreibung in der Weltentwicklung zu verhindern.""

1.) Im Kern steht die "Einschränkung von Einflussmöglichkeiten der Spielercharaktere", die meines Wissens nach fast jede Definition von Railroading bisher enthalten hat. Was hiermit ausgeschlossen bleibt, sind andere Beschränkungen, etwa solche, die die Welt an sich betreffen. Wenn es in einer fiktiven Welt per defintionem keine Elfen gibt, ist das kein Railroading, sondern Weltfestsetzung.

2.) Diese Einschränkung wird noch weiter eingegrenzt, und zwar in drei Richtungen:
2a.) Sie rührt von der Entscheidung eines Mitspielers her. Sie wird also nicht auf einen unbestimmten Einfluß zurückgeführt, etwa auf eine Gesetzmäßigkeit o.ä. Sondern sie kommt von jemand, der auch mitspielt.

2b.) Die Einschränkung, der der Spielercharakter unterliegt, darf weder aus der Weltbeschreibung noch aus der Weltsimulation bedingt sein. (Hier ein kurzer Einwurf v.a. an Teylen: Das hat nichts mit "Sim nach GNS" zu tun, sondern mit der Pluralität von Entwicklungsoptionen. Sofern meine Erklärung im Eingangsbeitrag nicht ausreicht, kann ich auch das noch einmal weiter ausführen.) "Bedingt sein" heißt für die Einschränkung, daß, wenn man die Parameter für die Simulation so offen wir möglich wählt bzw. sie nur aus der gegebenen Situation ableitet, dennoch nur so ein relevanter Fortgang der Handlung sich ergibt. (Es ist etwas schwierig, das Anzahlen-neutral zu formulieren, aber es kann auch eine bestimmte Menge an Optionen überbleiben und trotzdem kann sie eingeschränkt worden sein. Insofern noch einmal anders formuliert: Möglichkeiten können aus mehreren Gründen wegfallen. Wenn sie wegfallen, weil sie gemäß der Weltsimulation nicht mehr sein können, ist das kein Railroading.)

2c.) Die Einschränkung, der der Spielercharakter unterliegt, erscheint nicht willkürlich oder zufällig. Das ist in meinen Augen einer der ganz wesentlichen Punkte. Zu jedem Zeitpunkt schränkt jeder der Mitspieler jeden anderen ein, indem er selbst etwas tut, und das ist völlig normal, okay und überhaupt kein Grund zum Ärger. Es ist etwas, was das Gemeinsame am gemeinsamen Spiel mitkonstituiert. In der Situation, in der zum Begriff "Railroading" gegriffen wird, ist etwas passiert, was insofern "unnormal" ist.
Ich setze für meine Definition fest, daß jemand ("R") sich von einem anderen ("G") eingeschränkt sieht, weil der andere damit einen ganz bestimmten Zweck verfolgt, und "R" sich um Möglichkeiten gebracht sieht, die er nach Regeln haben müsste. Ich weiß nicht, inwieweit diese Bestimmung, daß Railroading irgendwie mit genau diesem Zweck verbunden ist, konsensfähig ist, aber sie ist mir so vertraut, daß ich sie aufgenommen habe.
Das ist es, was Railroading von anderen Einschränkungen unterscheidet, die im Rollenspiel ständig vorkommen und toleriert werden: "R" sieht sich ohne weltinterne Notwendigkeit um bestimmte Möglichkeiten gebracht, und "R" nimmt an, daß "G" davon profitiert und daher bewußt so gehandelt hat.
Merke: Bis hierher habe ich nirgends gesagt, daß "R" sich ärgert! Vorläufig sieht er nur, daß ihm unzulässigerweise etwas abhandengekommen ist. Aber ich glaube, man könnte verstehen, wenn er sich ärgert, oder? Trotzdem, ich bitte festzuhalten: Ob "R" sich ärgert oder nicht, ist bisher nicht festgelegt; die Definition "funktioniert" auch dann, wenn er sich nicht ägert.

3.) Und ich lege fest, daß "Railroading" eine Wahrnehmung ist, d.h. zunächst aus der Innenperspektive kommt. Ich habe oben schon einmal dargelegt (http://tanelorn.net/index.php/topic,57094.msg1155350.html#msg1155350), daß ich das für vorteilhaft halte, weil es den pejorativen Charakter des Begriffs zurücknimmt. Wenn man die Definition so ernst nimmt, daß man tatsächlich Railroading (anders, als man es bisher vielleicht gewöhnt ist) als Wahrnehmung sieht, ändert sich der Klang des Wortes: Weg vom Vorwurf an jemand anders, hin zur Bitte um Klärung, weil das Miteinander gestört ist.

Damit scheint zumindest mir, daß Railroading in dieser Definition viel eher geeignet ist, die Emotionen eben nicht unnötig zu schüren. Und wenn "R" sich nicht einmal ärgert - was er, wie gesagt, zwar verständlicherweise tun könnte, aber eben nicht tun muß -, kann es sogar ein rein klärendes Gespräch geben, ob "G" mit seiner Entscheidung einen eigenen Zweck verfolgt hat oder nicht.

Und da sind wir jetzt beim Subjektiven in der Definition. Aber das bekommt einen eigenen Beitrag; ich brauche gerade eine kurze Pause :-) . Und ja, ich versuche danach dann auch noch, die Diskussion zusammenzufassen, das geht nicht verloren ;-) .
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Merlin Emrys am 15.07.2010 | 19:50
Nun Teil 3, also :-) .

Der Stand ist, daß wir meiner Definition nach bei "Railroading" die Wahrnehmung eines Verlustes haben, der nach Regeln unzulässig scheint (denn nach Regeln dürfte nur ausgeschlossen sein, was die Weltbeschreibung und die Weltsimulation ausschließen, sonst eigentlich nichts) und dem ein Zweck, genauer ein Nutzen für andere, unterstellt wird.

Diese Wahrnehmung kann naturgemäß richtig oder falsch sein. Es kann beispielsweise sein, daß ein Mitspieler (in solchen Fällen besonders oft der Spielleiter) etwas weiß, was der nicht weiß, der den Eindruck hat, daß gerade Railroading stattfindet. Wenn es sich dabei um etwas handelt, das nicht geheim bleiben soll, läßt sich das (hoffentlich) schnell klären, etwa wenn der Spielleiter erklären kann, daß bestimmte Regeln (d.h. Weltfestlegung oder Weltsimulation) die Einschränkung bedingen. Üblicherweise haben Spieler dann keine Einwände mehr gegen die Einschränkungen; wenn sie sich geärgert haben, sind sie dann in der Regel sozusagen "getröstet".
Ich würde also behaupten, daß meine Definition einen solchen Fall gut erfasst: Sie zeigt auf, wo sich das Problem ergeben hat, und sie erklärt, warum die Reaktion des anderen (z.B. des Spielleiters) wirksam ist.

Vor allem aber kann ich über diese Definition des Fall abdecken, daß es Einschränkungen gibt, die genau die Kriterien erfüllen und die trotzdem nicht zu Problemen in der Runde führen. Ein Spielleiter kann ein Höhlenabenteuer vorbereiten und dann "alles so einrichten", daß die Charaktere in die Höhle gehen werden und nicht über den Berg oder durch's Grasland außenrum. Er hat ein Ziel, er bestimmt alle anderen Simulationsparameter darauf hin, er nimmt den Spielern Optionen, die sie haben könnten. Und die Spieler? Die lachen und freuen sich: "Hey! Eine Höhle! Das wird eine MORDSgaudi! Alles dabei, Waffen geschärft, Zauberer fit? Na, dann nix wie 'rein."
Railroading? Ich kann mit meiner Definition darauf eine eindeutige Antwort geben: In diesem Fall nein, denn alle Mitspieler sehen nur die Möglichkeiten, die sie haben, und vermissen die anderen nicht. Kein Railroading. Indem ich die Definition von der Handlung, die ein Mitspieler vornimmt, wegverlege auf die Wahrnehmung dieser Handlung, kann ich abdecken, daß dasselbe Vorgehen einmal als Railroading zu bezeichnen ist und ein andermal nicht.

Das erlaubt auch ein Wort zur Frage "Railroading und Plotspiel": Plotspiel bedient sich teilweise desselben Handelns, das auch bei Railroading zum Einsatz kommt. Aber, um nochmal auf "R" und "G" zu kommen: Wenn "R" wahrnimmt, daß er eingeschränkt wird, aber das auf "Plotspiel" schiebt und Plotspiel für zulässig hält, muß er sich nicht ärgern.
Ich würde strikt nach meiner eigenen Definition derzeit dazu kommen, daß es zwar trotzdem als Railroading zu bezeichnen ist, aber Railroading in dem Moment nicht mehr mit dem Makel des "Durchpeischens" behaftet ist, weil es keine Störung der Gruppenharmonie darstellt. "R" kann auch ganz einfach bemerken: "Oh, "G" will, daß wir beim Plot bleiben. Das ist okay; damit entfallen jetzt dann eben einige Möglichkeiten." Kein Ärger trotz Railroading also!

Puh... ist das so einigermaßen nachvollziehbar? Wie gesagt, ganz essentiell scheint mir, die Definition nicht mit anderen zu mischen, sondern sie wirklich so zu nehmen, wie ich versucht habe sie zu formulieren.

Zu der kürzeren Version von Teylen:
"Railroading bezeichnet die Wahrnehmung einer Einschränkung von Einflussmöglichkeiten der Spielercharaktere durch Entscheidungen von Mitspielern, die scheinbar nicht durch den Spielstil legitimiert ist und welche dem Zweck unterstellt wird, eine unerwünschte Entwicklung zu verhindern."
Ich würde sagen, daß sie inhaltlich weitgehend dasselbe sagt, aber meine längere und komliziertere Formulierung deutlicher ist.
Daß ich von "Weltbeschreibung" und "Weltsimulation" sprechen, hat, wie erwähnt, mit dem jeweiligen Spielstil nichts zu tun. Meines Erachtens kommt kein Rollenspiel ganz ohne Simulation aus; schon jeder Würfelwurf ist ein regulärer Teil dieser Simulation. Daß GNS den Begriff "Sim(ulation)" ebenfalls aufgreift, ist an dieser Stelle nur ein unglückliches Zusammentreffen.
Ich bin noch unsicher, ob die Verkürzung von "Weltbeschreibung + Weltsimulation" zu "Spielstil" etwas Substantielles ändert; darüber muß ich noch eine Weile nachdenken, fürchte ich.

Und ich würde in jedem Fall zwei sprachliche Korrekturen vornehmen wollen:
1.) "Scheinbar" meint, daß etwas nur so scheint, aber anders ist; der Begriff "anscheinend" läßt dagegen offen, ob es so ist oder nicht. Ich würde daher für "anscheinend" statt "scheinbar" plädieren.
2.)  "welche dem Zweck unterstellt wird" ist irgendwie seltsam. Ich würde vorschlagen, zu schreiben: "welcher der Zweck unterstellt wird", dann wirkt es auf mich glatter.
Die Formulierung wäre dann:
"Railroading bezeichnet die Wahrnehmung einer Einschränkung von Einflussmöglichkeiten der Spielercharaktere durch Entscheidungen von Mitspielern, die anscheinend nicht durch den Spielstil legitimiert ist und welcher der Zweck unterstellt wird, eine unerwünschte Entwicklung zu verhindern."

Für Teil 4 brauche ich, fürchte ich, tatsächlich noch einen weiteren Beitrag... Uff :-o !
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Maarzan am 15.07.2010 | 20:11
hört sich so gut an

Spielstil hätte ich auch vorgeschlagen und ggf noch "anderweitige vorherige Absprachen" ergänzt

Bei anderen Spielstilen könnte ja dieselbe Einschränkung die in einem Falle eine wären dann kein Railroading sein, weil es eben dem Stil entspricht, z.B. Genreelementen im Erzählbereich oder kräfteausgleichenden Regelkonstrukten im Herausforderungsspiel.

Mit der Ergänzung der vorherigen Absprachen, wie z.B. ein Verzicht auf player vs. player oder Folterdarstellungen oder "es wird heute halt ein Höhlenabenteuer gespielt", wären dann vermutlich nahezu die letzten Randfälle auch erschlagen, den Einschränkungen nach Absprache erfordern eben dann hinterher keinen Zwang mehr, also keine Schiene.

Als letzter Fall blieben (zumindest im SimSpiel) noch die (Anhäufungen von) Wahrscheinlichkeitsmanipulationen. Eine einzelne Seltsamkeit ist noch kein Bruch, aber eine Ansammlung von Unwahrscheinlichkeiten erschüttern dann doch die Akzeptanz der Weltsimulation udn damit das Vertrauen in den SL. (softrails?)
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Merlin Emrys am 15.07.2010 | 21:12
So, ich versuche (Teil 4 also :-o ) mal, die Diskussion kurz zusammenzufassen.

Ich habe begonnen mit Überlegungen zu Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit und habe erläutert, warum ich annehme, daß die beiden in quasi jede Beziehung zueinandern treten können: Sie können sich ausschließen oder einschließen auch auch völlig unabhängig voneinander sein. Einer der "Paradefälle", wo die beiden einander in die Quere kommen, ist Railroading. Da insofern anzunehmen war, daß dieser Paradefall bestimmt thematisiert würde, habe ich für diesen speziellen Fall eine Definition aufgestellt.

Die Diskussion hat sich dann auch zuerst an diesem Punkt festgemacht. (Interessierte, die trotzdem nicht alles lesen möchten, seien übrigens kurz auf die Beiträge #7 (http://tanelorn.net/index.php/topic,57094.msg1155004.html#msg1155004) und #10 (http://tanelorn.net/index.php/topic,57094.msg1155084.html#msg1155084) hingewiesen.) Es ging dabei zunächst (bis #24 (http://tanelorn.net/index.php/topic,57094.msg1155320.html#msg1155320), in dem ich eine geänderte Definition vorgestellt habe) größtenteils um Grenzfälle und die Frage: "Ist dieser Fall Railroading?"
In Beitrag #25 (http://tanelorn.net/index.php/topic,57094.msg1155337.html#msg1155337) hat sich der Fokus verschoben auf die Frage: Was ist der Vorteil dieser Definition? Ich habe in #29 (http://tanelorn.net/index.php/topic,57094.msg1155350.html#msg1155350) versucht, darauf eine erste Antwort zu geben. In der Folge ging es dann um Fragen zu dem Nutzen, die Wahrnehmung in die Definition einzubringen. Von Eulenspiegel kam der Einwand, daß eine Wahrnehmung auch falsch bzw. zumindest fragwürdig sein kann, ich habe aber darum gebeten, diese Thematik im Moment hier nicht weiterzuverfolgen. Von Yerhodan und Erik kam der Einwand, daß das Einbringen der Wahrnehmung / einer Wertung die Definition subjektiv macht, statt sie objektiv zu lassen. An diesen Einwand hat sich eine Diskussion darüber angeschlossen, ob bei Railroading nicht immer ein subjektiver Anteil im Spiel ist.
Außerdem kam der Hinweis, daß sich in bestimmten Diskussionspositionen (oder nur einer?, ich bin da nicht ganz sicher) ein erhebliches Eigeninteresse verbergen kann.

Es gibt damit derzeit vier Diskussionspunkte, wobei drei sich um Railroading drehen:
1.) Wie ist Railroading zu definieren? (abstrakt)
2.) Liegt in einer Beispielssituation Railroading vor? (konkret)
3.) Ist es sinnvoll, die Definition von Railroading an der Wahrnehmung festzumachen, oder sollte sie eine Tat bzw. Handlung beschreiben?
und schließlich
4.) Gibt es noch andere Punkte, wo Spielercharakterfreiheit und Rollenspielwelt in Spannung zueinander geraten? (In den Regeln etwa, die für die fiktive Welt und das Spiel darin gelten sollen, und / oder in ergänzenden Absprachen?)

Hmm... ich überlege jetzt gerade ernsthaft, ob ich diesen Faden umbenenne und einen zweiten mit dem Eingansbeitrag ohne den Railroading-Teil nochmal einstelle. Dann könnten wir dort versuchen, das eigentliche Thema, d.h. Frage 4, zu behandeln. Und wenn es dort zu Unklarheiten über "ist das nun Railroading oder nicht" kommt, können wir das dann gleich hierher überweisen. Dieser Faden könnte damit bleiben, wo er ist: bei der Diskussion über meinen Ansatz, Railroading zu definieren.

Wäre das eine akzeptable Lösung für Euch?
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Dr.Boomslang am 15.07.2010 | 21:46
So bald irgend ein Thema auch nur entfernt mit Railroading zu tun hat, kannst du dir sicher sein, dass der ganze Thread nach kurzer Zeit genauso aussieht wie alle anderen Threads zu dem Thema und das heißt im Wesentlichen dass dort die ziemlich irrelevanten Diskussionspunkte 1) und 2) bis zum Erbrechen wiedergekäut werden. Entweder muss man diesen Themenkomplex ganz explizit und gezielt systematisch unter bestimmten Rahmenbedingungen diskutieren, oder ganz ausschließen. Außerdem gehört das dann wohl eher ins Theorieboard, ich weiß aber nicht ob das überhaupt noch ein Unterschied zu einer Diskussion hier ist.
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Pyromancer am 15.07.2010 | 22:05
Wäre das eine akzeptable Lösung für Euch?

Ich seh zwar immer noch nicht, was genau das Thema sein soll, aber mach mal!
Titel: Re: Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Eulenspiegel am 16.07.2010 | 02:22
Dann könnten wir dort versuchen, das eigentliche Thema, d.h. Frage 4, zu behandeln. Und wenn es dort zu Unklarheiten über "ist das nun Railroading oder nicht" kommt, können wir das dann gleich hierher überweisen.
Oder noch einfacher: "Ist doch vollkommen egal, ob das nun Railroading heißt oder nicht. Namen sind schließlich nur Schall und Rauch!"
Titel: Re: Railroading, Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Merlin Emrys am 16.07.2010 | 12:02
Namen sind schließlich nur Schall und Rauch!
Nicht, wenn es um ziegerichtete Kommunikation geht; da können gut gewählte Begriffe viel Zeit und Kraft sparen.

Okay, dann schlage ich vor, hier bei einer (möglichst konstruktiven!) Diskussion über meinen Vorschlag zur Definition von Railroading zu bleiben; und die durchpeitsch-freie Diskussion probieren wir im Nachbarfaden (http://tanelorn.net/index.php/topic,57143.msg1156216.html#msg1156216) nochmal ;-) .
Titel: Re: Railroading, Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Dr.Boomslang am 16.07.2010 | 14:10
Okay, dann schlage ich vor, hier bei einer (möglichst konstruktiven!) Diskussion über meinen Vorschlag zur Definition von Railroading zu bleiben
Naja, ich kann dir, wie wahrscheinlich alle anderen, nur erzählen was an meiner Definition angeblich besser und nützlicher ist, und/oder warum ausgerechnet das spezifische Phänomen das irgendwer(/du/ich) für wichtig hält gerade Railroading heißen muss und kein anderes.

Aber du möchtest es ja wissen. >;D

""Railroading bezeichnet die Wahrnehmung
einer Einschränkung von Einflussmöglichkeiten der Spielercharaktere
durch Entscheidungen von Mitspielern,
die nicht durch die Weltbeschreibung oder die Weltsimulation bedingt zu sein scheinen
und für die der Zweck vermutet wird, eine dem railroadenden Mitspieler momentan unerwünschte Festschreibung in der Weltentwicklung zu verhindern.""
Die ersten drei Sätze entsprechen ungefähr der Forge-Definition die jeder kennen sollte, nur dass sie unklarer ausgedrückt sind. RR bezeichnet eine Wahrnehmung? Wenn damit gemeint ist dass es auf das Empfinden eines Spielers ankommt ja, aber das kann man auch so klarer sagen. Sonst denkt am Ende noch einer die Wahrnehmung selbst sei RR und nicht der wahrgenommene Vorgang (bzw. deren Bewertung).
Ich würde noch hinzufügen, dass nicht Einflussmöglichkeiten von SC eingeschränkt werden, es werden Einflussmöglichkeiten des betroffenen Spielers eingeschränkt. Aber das steht auch in der Forge-Definition so drin wie du es hier hast, kann man genauer klären, ob's da entscheidende Unterscheide gibt.
Satz drei dürfte selbstverständlich sein, sollte man aber wohl trotzdem drin stehen haben.
Was bei dir gegenüber Forge fehlt, ist der entscheidende Punkt wie der Spieler den Eingriff bewertet, darüber sind ja die weitaus meisten RR-Diskussionen entbrannt. So wie du es bis Satz 3 definierst, wäre es nach Forge nur Force, kein RR, also noch wertneutral. Diese Unterscheidung ist wichtig, wie man an endlosen Diskussionen dazu sieht. Der Streit darüber was wie heißen soll, ist allerdings eher Banane.

So weit so gut(?). Die Frage ist also nur ob wir irgendwie besser dran sind wenn wir die weiteren Sätze anhängen.

Für mich erweitert Satz 4 die ursprüngliche Definition nicht, im Gegenteil sie ist unnötig einschränkend, da es ursprünglich um den (Bruch des) Social Contract ging, da ist alles inbegriffen, z.B. auch Dramaturgie, Fairness und jede andere Form von Plausibilität (nicht nur "Weltsimulation").
Wenn hier wirklich ein spezifischerer Begriff entstehen soll, dann sollte man dem auch einen spezielleren Namen geben.
Warum der Spieler sich gerailroadet fühlt ist natürlich wichtig. Es kommt sehr darauf an was der Spieler als Eingriff empfindet und ob den im Einzelfall für gerechtfertigt hält oder nicht. "Weltsimulation" kann dabei einer von vielen Komplexen vom impliziten Regeln sein. Das Gefühl von so einem Regelkomplex vermittelt dem Spieler die Grenzen seines Einflussbereiches, an denen er dann Eingriffe feststellen kann.

Satz 5 überlädt wie ich finde die simple Definition, und ist gleichzeitig überflüssig. Erstens muss ein Railraoder nicht gezielt oder bewusst einen Zweck damit verfolgen, zumindest wäre das für den Betroffenen meist uninteressant. Zweitens ist der Zweck den du nennst so allgemein, das damit nichts gesagt wird. Natürlich will jemand was damit im Spiel erreichen (oder ich verstehe nicht was du mit dem umständlichen "unerwünschte Festschreibung in der Weltentwicklung zu verhindern" meinst).
Die grundsätzliche Differenzierung nach Zweck kann allerdings in manchen Fällen interessant sein. Natürlich kann den Zweck, wenn überhaupt, nur der Railroader selbst kennen. Man kann dann nach unbeabsichtigtem, fahrlässigem oder vorsätzlichem RR unterscheiden, und danach welche Rechtfertigung sich der Railroader eventuell zurecht gelegt hat (Plot, Unwissen, pure Anmaßung etc.). Bei der Lösung eines konkreten Problems ist das sicher hilfreich. Muss aber nicht gleich in eine Definition rein. Aber es kann zum Verständnis nicht schaden die häufig auftretenden Möglichkeiten mal gedanklich durchzugehen.


****
Im großen und ganzen zeigen sich in deiner Definition interessante Ansätze zu Überlegungen, die jeder der über RR auf dem aktuellen Stand reden will machen, oder gemacht haben sollte. Allerdings ist das nichts was die Definition unbedingt verbessert. Für wen diese Ansätze völlig neu sind der hatte noch nicht verstanden worum es beim Thema RR und Force geht.

Insofern wundert mich auch diese Klärung ein bisschen:
Und ich lege fest, daß "Railroading" eine Wahrnehmung ist, d.h. zunächst aus der Innenperspektive kommt. Ich habe oben schon einmal dargelegt (http://tanelorn.net/index.php/topic,57094.msg1155350.html#msg1155350), daß ich das für vorteilhaft halte, weil es den pejorativen Charakter des Begriffs zurücknimmt. Wenn man die Definition so ernst nimmt, daß man tatsächlich Railroading (anders, als man es bisher vielleicht gewöhnt ist) als Wahrnehmung sieht, ändert sich der Klang des Wortes: Weg vom Vorwurf an jemand anders, hin zur Bitte um Klärung, weil das Miteinander gestört ist.
Das war nämlich alles schon immer so. RR basiert auf der Empfindung eines Bruches des Social Contract. Man kann es durchaus als Vorwurf sehen, es muss aber immer klar sein, dass es grundsätzlich erstmal um eine Empfindung geht, und nicht um einen bewiesenen oder objektiven Tatbestand. Der pejorative Charakter des Begriffs kommt zustande weil die wenigsten zwischen einem Begriff für eine negative Empfindung und für die negative Sache selbst unterscheiden. Beim Rollenspiel, wo es um gleichberechtigte soziale Dynamik geht (und nicht um unabhängige, objektive Tatsachen), ist diese Unterscheidung auch häufig unwichtig, da eine Empfindung bereits eine Tatsache innerhalb der sozialen Dynamik ist.
Titel: Re: Railroading, Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: carthinius am 16.07.2010 | 15:33
Was bei dir gegenüber Forge fehlt, ist der entscheidende Punkt wie der Spieler den Eingriff bewertet, darüber sind ja die weitaus meisten RR-Diskussionen entbrannt. So wie du es bis Satz 3 definierst, wäre es nach Forge nur Force, kein RR, also noch wertneutral. Diese Unterscheidung ist wichtig, wie man an endlosen Diskussionen dazu sieht. Der Streit darüber was wie heißen soll, ist allerdings eher Banane.
Moment, kurze Verständnisfrage. Mit "Force" ist demnach sozusagen wertneutral formuliert, dass es Einschränkungen gibt  - aber ist es auch ein Bruch des Gruppenvertrages?
Und gibt es eine positive Formulierung der Einflusseinschränkung durch die Forge (egal wie widersinnig das vielleicht auch sein mag)? Oder ist sozusagen "Force" schon das obere Ende, weil Einschränkung nicht positiv sein kann?
Titel: Re: Railroading, Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Dr.Boomslang am 16.07.2010 | 15:48
Force ist ein allgemeinerer Begriff als RR, er ist also wertneutral. Force lässt sich ja im groben mit Gewalt übersetzen. Und genau wie dieser Begriff im Deutschen hat auch Force hier zwar eventuell eine negative Konnotation, deckt aber alles von negativ bis positiv ab.
Da es für RR schon einen Begriff für Force gibt die den Social Contract bricht, bezeichnet man wenn man von nur von Force spricht entweder dass man noch kein Urteil darüber abgegeben hat, oder (wohl häufiger) dass diese Form der "Gewalt" als akzeptabel oder gerechtfertigt angesehen wird.

Das heißt wenn Force gegen mich benutzt wird und ich das nicht als RR empfinde, dann habe ich zwar den Eindruck ich hätte eine Möglichkeit mich dagegen zu wehren, oder ich nehme es als Einschränkung meiner eigentlichen Freiheit war, ich mache aber nichts dagegen, weil es mir sogar gefällt oder ich glaube mich in dem Fall beugen zu müssen. Das sind natürlich Nuancen. Wenn ich den Eindruck habe ich müsse etwas zulassen, könnte ich ja auch genauso gut annehmen ich hätte diese Freiheit nie gehabt. Aber der Unterschied ist eben in der Empfindung der Einschränkung.
Titel: Re: Railroading, Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Teylen am 16.07.2010 | 16:00
Mit "Force" ist demnach sozusagen wertneutral formuliert, dass es Einschränkungen gibt  - aber ist es auch ein Bruch des Gruppenvertrages?
Mit Force, das ich eher als Kraft [Anstrengung / Potential] uebersetzen wuerde liegt kein Bruch des Gruppenvertrag vor sondern lediglich ein Spannungsverhaeltnis aufgrund der 'Einschraenkung'.

Force mit Gewalt zu uebersetzen halte ich fuer ueberdramatisiert.
Bei G-Force ist es ja auch keine gar grobe Gewalt.
Titel: Re: Railroading, Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Dr.Boomslang am 16.07.2010 | 16:55
Force mit Gewalt zu uebersetzen halte ich fuer ueberdramatisiert.
Es sollte genau das Gegenteil von Dramatisierung sein. Es ist in dem Fall einfach passend. Gewalt kann berechtigt sein oder nicht, erwünscht oder unerwünscht, ist aber in jedem Fall ein Übergriff. Staatsgewalt oder Naturgewalt (Englisch: force of nature) klingt ja auch nicht dramatisch.

Macht wäre dramatisch gewesen. Use the Force, Luke! ;D

Aber übersetzt es gern wie ihr wollt.

Der Begriff kommt übrigens aus der Fachsprache der Illusionisten (nein nicht die im Rollenspiel), auch Magier genannt, die in Echt, auf der Bühne. Da heißt der Begriff auf Deutsch einfach Forcieren und bezeichnet eine scheinbare Auswahl, die ein Uneingeweihter beim Trick hat, die aber eigentlich der Magier trifft. Der Zuschauer ist dabei im Unklaren darüber (durch gezielte Täuschung bzw. einfache Psychologie), wie der Wahlprozess tatsächlich abläuft, was also eigentlich das Entscheidende an seiner Wahlmöglichkeit ist. Genauso funktioniert die Technik meist im Rollenspiel, daher wohl die Parallele.
Titel: Re: Railroading, Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Merlin Emrys am 16.07.2010 | 17:22
Aber du möchtest es ja wissen.
Stimmt. Und ich würde sagen, es führt durchaus auch weiter. Nicht alles, aber doch manches, insofern danke, daß Du Dir die Zeit zum Gespräch nimmst!

Ich bin allerdings kein besonderer Fan der Forge und halte von daher einen Verweis auf die entsprechende Quelle für nur mäßig hilfreich. Nur daß etwas von dort stammt, ist kein Qualitätsmerkmal; vielleicht sogar eher das Gegenteil, wenn man ansieht, wie hilflos noch immer die Debatte darum kreist, was da drüben denn nun eigentlich mal gemeint war, hier hübsch am Beispiel "force" vorexerziert.

Ich würde noch hinzufügen, dass nicht Einflussmöglichkeiten von SC eingeschränkt werden, es werden Einflussmöglichkeiten des betroffenen Spielers eingeschränkt. 
Den Punkt sehe ich anders und habe deshalb auch die Definition anders formuliert. Ich kann Railroading wahrnehmen, ohne selbst eingeschränkt worden zu sein; die Einschränkung kann ebensogut auch den Charakter eines Mitspielers betreffen. (Auch wenn ich in den Beispielen den wohl häufigeren Fall, daß jemand sich selbst betroffen sieht, gewählt habe.)

Für mich erweitert Satz 4 die ursprüngliche Definition nicht, im Gegenteil sie ist unnötig einschränkend, da es ursprünglich um den (Bruch des) Social Contract ging, ...
Damit hängt man einen problematischen Begriff an einen noch problematischeren, was ich für kein besonders kluges Vorgehen halte. Soweit ich selbst beobachten konnte, ist "social contract" eine Zuschreibung von Theoretikern. Ob jede Gruppe - vor allem eine heterogene, von jeder Theoriediskussion unbeleckte - so etwas haben wird, ist mE nicht ausreichend geklärt. Eine Welt und ihre Simulation dagegen haben sie ziemlich sicher, da das der Rahmen einer gemeinsamen Fiktion ist. Ich ersetze also ein zweifelhaftes Konzept durch etwas, das immerhin da ist.

Erstens muss ein Railraoder nicht gezielt oder bewusst einen Zweck damit verfolgen, zumindest wäre das für den Betroffenen meist uninteressant.
Das ist noch eine nähere Betrachtung wert; vermutlich muß da eine Literaturstudie 'ran ;-) . Ich würde sagen, es ist genau der vermutete Zweck, der die Wahrnehmung der Einschränkung zu etwas macht, das den Widerspruch herausfordert.

Sonst denkt am Ende noch einer die Wahrnehmung selbst sei RR und nicht der wahrgenommene Vorgang (bzw. deren Bewertung).
Das ist noch ein Punkt zum Weiterarbeiten, ja.

Titel: Re: Railroading, Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Eulenspiegel am 16.07.2010 | 17:31
Nicht, wenn es um ziegerichtete Kommunikation geht; da können gut gewählte Begriffe viel Zeit und Kraft sparen.
Wenn ich sage: "Ich habe den Eindruck, dass du meine Möglichkeiten beschneidest, ohne dass es dafür ingame Gründe gibt.",
führt das zu einer wesentlich zielgerichteteren Kommunikation als wenn ich sage:
"Du railroadest!"

Einfach, weil 5 verschiedene Leute auch 5 verschiedene Vorstellungen von diesem Begriff haben.
Titel: Re: Railroading, Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Merlin Emrys am 16.07.2010 | 18:11
Einfach, weil 5 verschiedene Leute auch 5 verschiedene Vorstellungen von diesem Begriff haben.
Dann beheben wir diesen Mißstand eben und einigen uns mal auf eine, die das Kriterium "gut gewählt" erfüllt, und dann gibt es auch keine Verwirrung mehr und man kann den Begriff im Gespräch benutzen, um einen Sachverhalt zusammenzufassen.

Obwohl (http://tanelorn.net/index.php/topic,57146.0.html)... hmmm... naja... vielleicht... :-o ??

;-)
Titel: Re: Railroading, Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Dr.Boomslang am 16.07.2010 | 18:31
Ich bin allerdings kein besonderer Fan der Forge und halte von daher einen Verweis auf die entsprechende Quelle für nur mäßig hilfreich. Nur daß etwas von dort stammt, ist kein Qualitätsmerkmal; vielleicht sogar eher das Gegenteil, wenn man ansieht, wie hilflos noch immer die Debatte darum kreist, was da drüben denn nun eigentlich mal gemeint war, hier hübsch am Beispiel "force" vorexerziert.
Ich habe nur auf Forge verwiesen, weil du das gleiche in Grün erzählst und es als deine neue Überlegung präsentierst (was ich dir ja glaube).
Was Force angeht ist das Konzept völlig klar, es kann einfach nur nicht jeder kennen (dann muss man es erklären).
Da ist der Unterschied zwischen Erklären und Erfinden. Du möchtest gerne was erfinden, herausfinden, definieren, obwohl das alles bekannt sein sollte, und man es nur noch erklären bräuchte. Du wusstest ja offensichtlich auch nicht, woher deine ganzen Ideen eigentlich kommen, bzw. wer sich schon mal die gleichen Gedanken gemacht hat.
Ich finde es komisch dass du Forge als unzuverlässige Quelle ansiehst, wo ich aber den ganzen Kram her habe, den du dir offensichtlich hart selber erarbeiten musstest.


Ich kann Railroading wahrnehmen, ohne selbst eingeschränkt worden zu sein; die Einschränkung kann ebensogut auch den Charakter eines Mitspielers betreffen.
Das ist eine Überlegung die mir neu ist. Es glaubt dann also jemand ein anderer Spiele sei eingeschränkt ohne dass dieser selbst was davon sagt? Gut, theoretisch könnte das natürlich auch das Spiel stören, wie relevant das ist kann ich gerade schwer beurteilen. Es kommt mir nicht so häufig vor. Aber ich fänd es auch nicht schlimm das in einer erweiterte Definition aufzunehmen.
Es käme in der Praxis dann drauf an ob ein Spieler sich dadurch auch gestört fühlt, wenn er den Übergriff auf einen anderen Spieler bemerkt. Das habe ich noch nie gehört, man kann's aber mal im Kopf behalten.

Soweit ich selbst beobachten konnte, ist "social contract" eine Zuschreibung von Theoretikern. Ob jede Gruppe - vor allem eine heterogene, von jeder Theoriediskussion unbeleckte - so etwas haben wird, ist mE nicht ausreichend geklärt.
Ich bin mir nicht sicher ob du weißt was Social Contract bedeutet. Ich glaube eher nicht.

Eine Welt und ihre Simulation dagegen haben sie ziemlich sicher, da das der Rahmen einer gemeinsamen Fiktion ist. Ich ersetze also ein zweifelhaftes Konzept durch etwas, das immerhin da ist.
Simulation halte ich für einen viel problematischeren Begriff. Du hast ja selber schon ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der leicht missverstanden werden kann, bzw. völlig über- oder unterdefiniert ist. Ist es sinnvoll bei Dramaturgie von Simulation zu sprechen, oder bei Erwägungen zu Fairness, oder bei Fragen für die gar kein unabhängiger Maßstab vereinbart ist, wie ästhetisches Empfinden? Ich weiß nicht, eher nein. Was wenn gar nichts simuliert werden soll, sondern es einfach um Willkür geht?

Wenn wir jeweils das gleiche meinen wäre das alles kein Problem, ich glaube aber nicht dran.
Titel: Re: Railroading, Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Merlin Emrys am 16.07.2010 | 19:13
Du möchtest gerne was erfinden, herausfinden, definieren, obwohl das alles bekannt sein sollte, und man es nur noch erklären bräuchte.
Erfinden, herausfinden und eingrenzen (=definieren) sind drei grundverschiedene Tätigkeiten. Herausfinden ist auf etwas Vorfindliches angewiesen, Erfinden zielt auf etwas noch nicht Vorfindliches, womit sie schon fast diametrale Gegensätze sind. Und Eingrenzen nimmt ebenfalls das Vorfindliche, nur daß beim Herausfinden das Vorfindliche vom Unbekannten ins Bekannte geholt wird, beim Eingrenzen hingegen die Bekanntheit vorausgesetzt werden kann. Erklären wiederum setzt ebenfalls beim Bekannten an, richtet sich dann aber an einen anderen, der die Erklärung hoffentlich verstehen kann. D.h. von den vier Verben ist keins synonym zu einem der anderen. Und was ich möchte, ist: Eingrenzen. Erklären ist an dieser Stelle allerdings mein Mittel zum Zweck, und Herausfinden eine notwendige Vorbedingung ;-) . 

Ich bin mir nicht sicher ob du weißt was Social Contract bedeutet. Ich glaube eher nicht.
Dann ist es sicher besser, ich verwende den Begriff gar nicht erst, auch - nein, vor allem nicht, wenn es um eine Überlegung zu einem anderen kompelxen Thema geht. Und ich habe mit der Rollenspielsituation einer teils festgeschriebenen, teils sich nach festgeschriebenen Mustern entwickelnden Welt immerhin etwas, von denen ich annehme, daß ich es verstehe und daß es seinen Zweck erfüllt.

Simulation halte ich für einen viel problematischeren Begriff. Du hast ja selber schon ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der leicht missverstanden werden kann, bzw. völlig über- oder unterdefiniert ist.
Wo bezeichne ich ihn als über- oder unterdefiniert? Ich stelle fest, daß ich ihn unabhängig von "GNS" & Co. verwende, aber sonst?
Titel: Re: Railroading, Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Eulenspiegel am 16.07.2010 | 23:55
Dann beheben wir diesen Mißstand eben und einigen uns mal auf eine, die das Kriterium "gut gewählt" erfüllt, und dann gibt es auch keine Verwirrung mehr
Die Aussage, auf die ich mich bezog war:
"Und wenn es dort zu Unklarheiten über "ist das nun Railroading oder nicht" kommt, können wir das dann gleich hierher überweisen." (Merlin Emrys, Post #72)

Und auf diesen Teil habe ich mich bezogen.
Wenn du es schaffst, eine Definition zu finden, so dass ein und für allemal im ganzen Internet alle Unklarheiten über Railroading verschwunden sind, dann gebe ich dir Recht. Dann wäre so eine Definition tatsächlich hilfreich.

Ich glaube aber, dass du in Post #72 die realistischere Ansicht hattest und dass es hin und wieder (und imho sogar häufiger) zu Unklarheiten darüber kommt, ob eine bestimmte Sache nun Railroading ist oder nicht.
Und dann ist es nunmal hilfreich, auf das Wort "Railroading" zu verzichten und einfach das zu schreiben, was man meint.
Titel: Re: Railroading, Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Merlin Emrys am 17.07.2010 | 10:47
Und auf diesen Teil habe ich mich bezogen.
Und vielleicht trotzdem nicht begriffen, worum es ging. Ich schlage vor, Du denkst still noch einmal darüber nach, warum ich aus einem Faden zwei gemacht habe, was ich damit bezwecke, ihn zu teilen, und warum ich dann noch den entsprechenden Satz in diesen Faden geschrieben habe. Also: Was ich erreichen möchte. Aber ich fürchte, es hier weiter zu besprechen, hat wenig Zweck.
Titel: Re: Railroading, Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Eulenspiegel am 17.07.2010 | 10:51
Ich bin mir im klaren, was du erreichen möchtest. Und ich bin mir auch im klaren, warum du den Thread getrennt hast. (Was ich auch für gut befinde.)

Aber dennoch halte ich es für einen Fehler, dass wenn man den Thread schon getrennt hat (was ja gut ist), diesen dann bei solchen Problemen wieder zusammenzuführen.
Die Threads wurden ja nicht ohne Grund getrennt. Der Verweis von einen Thread auf den anderen wirkt dann in dieser Hinsicht eher kontraproduktiv.

Daher:
Pro Trennung der beiden Threads.
Contra Verschachtelung der beiden Threads (indem man bei Definitionsfragen auf den anderen Thread verweist, wenn man die Sache auch ohne Definition ausdrücken könnte).
Titel: Re: Railroading, Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Merlin Emrys am 17.07.2010 | 11:54
Ich bin mir im klaren, was du erreichen möchtest.
Dein Beitrag weckt in mir die Befürchtung, daß dem nicht so ist... und zwar hier:
indem man bei Definitionsfragen auf den anderen Thread verweist
bzw, um es noch weiter einzugrenzen, in den vier Silben "Definitions". Man kann nämlich auch unter anderm Blickwinkel fragen, ob etwas zu einem bestimmtem Sachverhalt gehört. Und man kann einen solchen Gesprächsteil recht gut von dem andern trennen.

Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen:
Faden 2:
"Ich habe da mal erlebt..."
"Aber das ist doch ein Fall von RR!"
-> Wechsel in Faden 1
Faden 1:
"Wir hatten drüben das Beispiel ... Ist das nun RR oder nicht?"
-- Diskussion in Faden 1 --

Weiter geht es dann je nach Diskussionsende:
- wenn es RR war, bleibt die Diskussion in Faden 1
- wenn es kein RR war, wechselt die Diskussion zurück in Faden 2
- und sollte ein Fall unklar bleiben, wird man sehen, ob sich Faden 2 oder Faden 1 eher anbietet. 

Das funktioniert netterweise meist sogar dann noch ganz gut, wenn man sich nicht einig ist, welche Definition man nun genau zugrundelegen möchte.
Titel: Re: Railroading, Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit
Beitrag von: Eulenspiegel am 17.07.2010 | 19:07
Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen:
Faden 2:
"Ich habe da mal erlebt..."
"Aber das ist doch ein Fall von RR!"
-> Wechsel in Faden 1
Faden 1:
"Wir hatten drüben das Beispiel ... Ist das nun RR oder nicht?"
-- Diskussion in Faden 1 --
Richtig.So habe ich dich verstanden. Und meine Antwort darauf war:
Es ist vollkommen egal, ob es nun RR nach deiner Definition ist oder nicht. Wörter sind wie Schall und Rauch!

Wenn jemand in Faden2 etwas erlebt hat, was etwas mit Rollenspielwelt und Spielercharakterfreiheit zu tun hat, gehört es in Faden 2. - Vollkommen irrelevant ob irgend jemand das nun Railroading nennt oder nicht. (Wahrscheinlich würde eh die eine Hälfte sagen, dass es Railroading ist und die andere Hälfte würde sagen, dass es kein Railroading ist. - Schon von daher ist die Frage, ob es Railroading ist, vollkommen inproduktiv und man sollte lieber über die Sache anstatt den Namen diskutieren.)