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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: ErikErikson am 5.09.2010 | 16:28

Titel: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: ErikErikson am 5.09.2010 | 16:28
Überlegen wir doch mal, wie ein realistischer Schwertkampf aussehen müsste. Ich behaupte nicht, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben ,das sind nur Ideen.

Mal die Vorraussetzungen meiner Überlegungen: Keine Rüstung, weil davon versteh ich nix. Zwei Kombatanten, die beide halbwegs kompetent sind. (der typischste Fall)

IMO dauert ein solcher Schwertkampf höchstens 10 Sekunden, dann ist einer so schwer verletzt, dass er nicht mehr weiterkämpfen kann. Ich schätze, es wird erstmal ein bisschen Rumgedruckse geben, wer zuerst angreift. Dann kommen beide irgendwie auf Treffdistanz, und einer schlägt und der andere wehrt irgendwie die Klinge ab. Entweder der Angreifer hat getroffen, dann ist der Kampf wohl vorbei, oder nicht. Wenn nicht, springen beide wieder auseinander, und es geht von vorne los, oder es gibt ein Gerangel in der Nahdistanz. Wenns ein Gerangel gibt, hauen und stechen beide aufeinander ein, versuchen an der Klinge des Gegners vorbeizukommen, ohne dabei selber getroffen zu werden. Das dürfte innerhalb kürzester Zeit dazu führen, das irgendwer schwer getroffen wird, eventuell auch beide. Ich hab jetzt vielleicht etwas mit der Tödlichkeit übertrieben, aber ich glaube auch wenn die Wunde weniger schwer ist behindert sie so stark, das der andere nen extremen Vorteil hat und schlussendlich doch wieder gewinnt.

Tja, das ist so meine Vorstellung. Was ist eure? Umsetzbar wäre das IMO recht gut mit einem einfachen vergleichenden Angriffswurf und wer trifft ist tot.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Ein am 5.09.2010 | 16:37
Ausgehend von Bushido Blade, das als sehr realistisches Spiel gilt, verläuft es sehr ähnlich, wie es ausdrückst.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Selganor [n/a] am 5.09.2010 | 16:44
Umsetzbar wäre das IMO recht gut mit einem einfachen vergleichenden Angriffswurf und wer trifft ist tot.
Also bei dem System treffe ich lieber nicht ;D
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Lyonesse am 5.09.2010 | 17:06
Tja, das ist so meine Vorstellung. Was ist eure? Umsetzbar wäre das IMO recht gut mit einem einfachen vergleichenden Angriffswurf und wer trifft ist tot.
Na ja, es kann natürlich passieren, daß jemand getroffen wird und tot ist, bevor er auf den Boden hinschlägt, aber einen Automatismus würde ich daraus nicht ableiten. Entscheidend ist ja, wo und wie schwer wurde er getroffen, und kann er den damit verbundenen Schock vorübergehend kompensieren und dann sogar noch weiterkämpfen?
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Ein am 5.09.2010 | 17:21
Naja, es gibt ja im Grunde zwei Arten von Wunden: Solche, nach denen man kollabiert. Und solche, die einen behindern, aber erstmal nicht tödlich sind.

So oder so, wird es nicht lange dauern.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Lyonesse am 5.09.2010 | 17:28
Oder man heißt Conan und kassiert zum größten Teil oberflächliche Fleischwunden, mit denen man dann in der Taverne angeben kann. ;) Aber sorry, es ging ja um realistischen Schwertkampf.
Im Swashbucklerbuch von Mage: The Sorcerers Crusade stand jedenfalls auch, daß die tatsächlichen Duelle des 17 Jh. in der Regel eine schnelle und dreckige Angelegenheit waren. Ich fand den tollen Finalkampf bei 'Rob Roy' (Degen gegen Schwert) da immer ganz plastisch, wenn auch sicher nicht realistisch, da choreographiert.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Master Li am 5.09.2010 | 17:29
Schwertkampf ist nicht Schwertkampf...

Da gibt es so viele unterschiedliche Stile und Waffentypen, dass man vom tumben Ausholen und mit Gewalt zuschlagen bis hin zum Fechtkampf nahezu alle Varianten haben kann.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Lyonesse am 5.09.2010 | 17:34
Vermutlich ging Eric aber von einem Kampf mit Breitschwertern aus, wo vor allem auch die Kraft entscheidend ist. Was ich mir nämlich überhaupt nicht vorstellen kann, ist, wie lange man überhaupt aufeinander einschlagen kann oder wie das während einer Schlacht aussieht, denn die Dinger sind ja nun mal alles andere als federleicht. Und auch wenn man trainiert oder kräftig ist, dann kommt ja oftmals noch die elende Rüstung dazu - eigentlich ein Wahnsinn.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: killedcat am 5.09.2010 | 17:45
Hier ein Beispiel für Kendo, was ich mal ein Jahr lang gemacht habe: Kendo (http://www.youtube.com/watch?v=6D8lC9y0fQQ&feature=fvst)
Bei Kendo werden ausschließlich Schläge gezählt, die den Kampf sofort beenden (Kopf, Schläfe, Kehle, Bauch (durchziehen zum Aufschlitzen, Stiche zählen nicht), Handgelenke. Kendo ist allerdings nicht die original Schwertkampfschule. Es wurde in ein Sportgewand verpackt. Dafür wird wirklich zugeschlagen. Einen halbwegs realistischen Eindruck sollte man gewinnen können.

Fechten ist nochmal schneller, ob ein Stich in den Torso oder den Kopf bei einem Florett den Kampf aber tatsächlich immer beenden würde, wage ich zu bezweifeln. Hier ist es schwerer zu beurteilen, welche Auswirkungen das hätte.

Kämpfe mit mittelalterlichen europäischen Waffen finden kaum noch unter authentischen Bedingungen statt. Es gibt aber afaik durchaus historische Dokumente über den Kampfablauf. Ich kenne sie leider nicht. Medieval Swordfighting, wie er hin und wieder praktiziert wird, ist meist mehr ein Schaukampf bzw. von Laien praktiziert und pseudohistorisch. Vielleicht ist jemand hier, die/der sich damit auskennt und kann dazu näheres sagen.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Bad Horse am 5.09.2010 | 17:47
Wenn du ohne Rüstung kämpfst, dann dürftest du mit Riddle of Steel schon ziemlich nah an dem von dir beschriebenen Kampf sein.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Master Li am 5.09.2010 | 17:49
Meines Wissens sind die Belastung durch Rüstung und Waffengewicht weitaus geringer als der GMV vermuten ließe. Das heißt natürlich nicht, dass es nicht anstrengend sei, aber eben nicht unmäßig. Man darf auch nicht vergessen, dass gute Kämpfer auch sehr durchtrainiert sind.

Breitschwerter sind an sich auch gar nicht besonders (1100-1200 Gramm) schwer und sollten im Idealfall auch recht gut ausgewogen sein. Es waren hauptsächlich Hiebwaffen und wurden meist mit Schild/Buckler benutzt. Parieren war möglich, aber eben nicht so elegant wie in Filmen gerne gezeigt. Als Hiebwaffe kann es tödliche Verletzungen mit einem Schlag (auch gegen Rüstungen) anbringen.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: ErikErikson am 5.09.2010 | 17:55
Kendo und Fechten dürften nochmal etwas anders sein als Breitschwerter. Ich schätze ein Kendoschwert oder ein Fechtdegen wiegt nur ca. 500g, und kann entspechend schnell geführt werden. Dadurch wird die ganze Sache tödlicher.

Wie kommt ein Breitschwert durch Rüstung durch? Schneidet das ,oder zertrümmert das durch die Wucht den Knochen?

Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Mentor am 5.09.2010 | 17:57
Wenn ich auch mal von Schwertern ausgehe und keinem Schaukampf oder Sportkampf auf Punktesieg, sondern einen Kampf um Leben und Tod (was ich zum Glück noch nicht machen musste, und daher hier auch nur mutmaßen kann)

- Mit Schild: Nach dem anfänglichen rumgedruckse wird einer versuchen, mit einem Schildhieb den Gegner irgendwie außer Balance zu bekommen, und wenn der dann mit den Armen fürs Gleichgewicht rudern muss, mit dem Schwert in irgend eine Öffnung der Verteidigung nachschlagen. Es genügt, eine der Extremitäten zu treffen, die durch Hebelwirkung dann eh ab ist. Lange Torso anvisieren ist glaub ich die Zeit nicht wert.

- Ohne Schild: es gewinnt, wer am schmutzigsten kämpft. Der bessere/glücklichere wird mit dem Schwert den ersten Hieb irgendwie parieren oder ablenken versuchen, und dann im folgenden Körperkontakt je nach Gelegenheit hintreten, auf den Fuß steigen, Ellbogen ins Gesicht, etc. sowie das sitzt und den Gegner kurz abgelengt ist, dann erst den verletzenden Schwerthieb machen.

Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Master Li am 5.09.2010 | 18:36
Wie kommt ein Breitschwert durch Rüstung durch? Schneidet das ,oder zertrümmert das durch die Wucht den Knochen?

Bei Ringrüstungen (z.B. Kette) tatsächlich eher ein Schnitt durch die Rüstung, wohl auch durch Zertrümmerung der Glieder. Danach dringt es tatsächlich noch in das Fleisch ein. Wobei hier natürlich stark die Qualität der Rüstung und des Schwertes mitspielen. Schläge gegen Rüstung, die das abfangen kann (um den Gegner mit Prellungen zu verletzen), sind mit dem Schwert eher unüblich, da das Schwert dadurch leicht Schaden nehmen kann. In solchen Fällen wurden gerne die Spitzen benutzt, sofern vorhanden, was aber in Situationen mit schwerer gerüsteten durchaus üblich war.


Mein Gott, ich bin ein Nerd... (http://fc00.deviantart.net/fs71/f/2009/363/b/8/OMG___Watch_that_by_TheUncle2k.gif)
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: OldSam am 5.09.2010 | 18:46
Bei Kendo werden ausschließlich Schläge gezählt, die den Kampf sofort beenden (Kopf, Schläfe, Kehle, Bauch (durchziehen zum Aufschlitzen, Stiche zählen nicht), Handgelenke. Kendo ist allerdings nicht die original Schwertkampfschule. Es wurde in ein Sportgewand verpackt. Dafür wird wirklich zugeschlagen. Einen halbwegs realistischen Eindruck sollte man gewinnen können.

Kendo hat ein paar realistische Anteile, aber wie Du es ja auch schon schreibst, ist es eben eine Sportvariante mit bestimmtem Reglement und eingeschränkten Trefferzonen. Somit ist es auch nicht sehr aussagekräftig für echten (japanischen) Schwertkampf, dafür ist es dann deutlich sinnvoller Beispiele aus dem Kenjutsu heranzuziehen, was ja die ursprüngliche kriegerische Form ist, vor der "Friedenszeit", der Versportlichung etc. (Ansonsten kann man natürlich speziell für europäische Verhältnisse sehr gut die Informationen aus alten "Fechtbüchern" heranziehen)

Wie kommt ein Breitschwert durch Rüstung durch? Schneidet das ,oder zertrümmert das durch die Wucht den Knochen?

Wenn Du Dich auf das europäische Mittelalter beziehst, v.a. letzteres! Die alten Schwerter waren i.d.R. nicht wirklich scharf, also keine guten Klingen zum schneiden, sondern sie wurden in der Tat primär als Hiebwaffen eingesetzt, um durch die pure Wucht Knochen zu zerschmettern. Beim Katana der Samurai sah das schon anders aus, hier wurde deutlich mehr geschnitten und Angriffe gegen Rüstungen konzentrierten sich v.a. auf Schwachstellen im Bereich der Gelenke/Bewegungszentren, wo die Rüstungen naturgemäß schwächer (weicher/flexibler) sein mussten.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: OldSam am 5.09.2010 | 19:18
Noch eine generelle Anmerkung zum realistischen Schwertkampf (keine Infos aus theoretischen (RPG-)Quellen sondern von realen Kampfkunst-Seminaren/Trainings etc., Kenjutsu v.a. ;)).

Die im Film und auch im RPG oft vorgefundenen langen Attacke-Parade-Serien usw. sind wenig realistisch, v.a. dann wenn es sich nicht gerade um ein isoliertes, vorbereitetes Duell oder gar eine sportliche Auseinandersetzung handelt.
In "normalen" Kämpfen (ernsthafter Konflikt, Krieg etc.) ist die Regel eher dass ein entschlossener Angriff erfolgt und eben nicht so ein "testendes" Angreifen mit anschließendem zurückweichen etc. Wer schon mal mit entsprechenden wuchtvollen Angriffen mit richtiger Intention etc. traininiert hat, weiss das man mit "Paraden" ziemlich schnell am Ende ist, wenn man nicht äusserst schnell eine effektive, bzw. schmerzhafte/tödliche Antwort finden kann... (und ich meine ohne das sichere Gefühl einer Trainings-Rüstung, sowas ist allerdings auch nur für Leute mit Erfahrung, die sich zudem gut kennen, zu empfehlen! ;))
Es ist also in der Tat so, dass eine ernsthafte Verteidigung mit dem Schwert darin besteht den Gegner gewissermaßen mit Konterangriffen auszuschalten und nicht dessen Klinge zu parieren o.ä., was ein Unterfangen mit sehr schlechten Chancen darstellt. - Natürlich kommen auch "Paraden" vor, diese dienen aber eher dazu das Schwert des anderen in einer "Konterbewegung" aus der Linie zu bringen, um in der entstehenden Lücke selbst angreifen zu können.

D.h. typische, reale Schwertkämpfe waren normalerweise in sehr wenigen Sekunden vorbei, 5 Sekunden wäre IMHO schon ein recht langer Kampf. Um es mal rpg-mäßig, etwas vereinfacht zu abstrahieren, z.B.:
Attack => Parry/dodge => Counter-Attack => Parry/dodge failed... Ende (Kampfunfähigkeit/Tod),
oder auch Attack => Parry/dodge retreat => 2nd Attack => Parry/dodge failed ... Ende (Kampfunfähigkeit/Tod)

Der erste Treffer entscheidet fast immer, denn (ausser Action-Heroes :P) stecken die wenigsten einen halbwegs ordentlich getroffenen Schwertstreich selbst an nicht-vitalen Körperstellen ohne kurzen "physischen Schock" weg und dieser kurze Moment genügt einem erfahrenen Angreifer meistens, um den Kampf für sich zu entscheiden.
[Wobei das jetzt erstmal noch Rüstungen außen vorlässt, sind diese im Spiel entscheidet im wesentlichen der erste "wirklich ernsthafte" Treffer, d.h. ein harter Treffer, der einen Knochen zertrümmert oder eben ein Schnitt in vitale, nicht/kaum gepanzerte Körperzonen.]
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Dr.Boomslang am 5.09.2010 | 20:31
Im großen und ganzen nehme ich auch an dass ein Kampf sehr schnell zu Ende sein kann und wenige Schläge entscheidend sind. Andererseits muss man aber bedenken, dass Sparrings oder Sportkämpfe schon eine sehr unrealistische Kampfsituation darstellen, und daher Erfahrungen aus solchen nahezu realistisch erscheinenden Situationen auch nur für bestimmte Spezialfälle als Vergleich tauglich sind.

Ein echter Kampf insbesondere auf Leben und Tod wird in erster Linie durch den Überlebenswillen der Beteiligten geprägt und nicht z.B. durch Ehrgeiz, Wagemut und Siegeswillen (wie beim Sport oder Sparring). Es ist z.B. erstaunlich wie leicht es ist einem Kampf auszuweichen oder ihn hinaus zu zögern, insbesondere wenn man ein bisschen Kämpfen kann und sich defensiv verhält. In echt will man ja gar nicht immer den Gegner töten, sondern ihn nur einschüchtern oder ihm möglichst unbeschadet ausweichen.

Der größte Unterschied neben der Sache mit Dauer und Schaden der realistisch betrachtet völlig anders ist als in Rollenspielen, ist die Dynamik eines Kampfes. Ein Kampf ist nicht in erster Linie ein Schlagabtausch, oder Angriff, Parade, sondern er besteht hauptsächlich aus Bewegung und Taktieren. Gerade weil man, wenn man genug Platz hat, gefährlichen Schlägen leicht ausweichen kann und der eigene, rücksichtslose Angriff das größte Risiko darstellt selbst drauf zu gehen, ist eine überlegene Position und der richtige Zeitpunkt fast alles.
Wenn also der entschlossenere Kämpfer seinen Gegner nicht überraschen oder bedrängen kann, kann ein Kampf auch sehr lange dauern, sieht aber dann wenig spektakulär aus. Man kennt so was ähnliches aus langweiligen Boxkämpfen, wo es auch mehr ums "Überleben" geht, wenn ein KO unrealistisch erscheint.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Master Li am 5.09.2010 | 21:11
Wenn Du Dich auf das europäische Mittelalter beziehst, v.a. letzteres! Die alten Schwerter waren i.d.R. nicht wirklich scharf, also keine guten Klingen zum schneiden, sondern sie wurden in der Tat primär als Hiebwaffen eingesetzt, um durch die pure Wucht Knochen zu zerschmettern.

Wenn ich da widersprechen darf. Die Schwerter waren durchaus scharf. Sie wurden zwar als Hiebwaffe benutzt. Der entscheidende Unterschied zur Axt war aber das kurvenförmige Ziehen des Schwertes mit dem Hieb. Dadurch wurde eine extrem lange Schnittfläche erzeugt. Die Axt im Gegensatz setzt alleine auf die Hiebkraft. Noch extremer als Schwerter sind in diesem Zusammenhang die Säbel, die noch extremere Schnittlängen haben.
Das stumpfe Schwert wäre eigentlich nur die Folge langer Kämpfe und war dementsprechend deutlich weniger effektiv als eine vergleichbare Hiebwaffe (z.B. Axt).
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Leodem666 am 5.09.2010 | 21:13
Hi Leute,

ich betreibe jetzt seit längerem mittelalterlichen Schwertkampf, ob als Schau- oder Freikampf mit Rüstung und ohne.

Was das Problem beim Kampf mit Breitschwert oder z.B. dem Anderthalbhänder ist, ist das Gewicht der Waffen. Das liegt bei der normalen Kampfwaffe bei ca. 2 - 3 kg.
Das macht einen Kampf von 3 min. schon bei wirklich trainierten Leuten zu einer extrem anstrengenden Sache.

Schaut euch als Beispiel mal Videos zum Freikampf nach den sogenannten Huskarl-Regeln an.
Da seht Ihr wie ein harter Kampf ablaufen könnte. Einziger Unterschied ist das die Waffen komplett stumpf sind.
Der normale Anderthalbhänder sowie das Breitschwert waren nur im vorderen Drittel scharf.
Die Waffen haben dadurch getötet, dass man dem Gegner genügend Knochen gebrochen hat und eher seltener durch das scharfe Teil...

LG
Markus
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: OldSam am 5.09.2010 | 21:21
Ein echter Kampf insbesondere auf Leben und Tod wird in erster Linie durch den Überlebenswillen der Beteiligten geprägt und nicht z.B. durch Ehrgeiz, Wagemut und Siegeswillen (wie beim Sport oder Sparring).

Genau, Überlebenswille ist in der Tat das Entscheidende!

Es ist z.B. erstaunlich wie leicht es ist einem Kampf auszuweichen oder ihn hinaus zu zögern, insbesondere wenn man ein bisschen Kämpfen kann und sich defensiv verhält. In echt will man ja gar nicht immer den Gegner töten, sondern ihn nur einschüchtern oder ihm möglichst unbeschadet ausweichen.

Dem kann ich wiederum in diesem Kontext gar nicht zustimmen: Mach' Dir die Situation klar, was es <bedeutet> in einem Schwertkampf zu sein! Wie Du oben ganz richtig sagtest, geht es hier v.a. um Überleben, d.h. als Krieger konnte/kann man sich auf keinen Fall den Luxus erlauben den Gegner im Kampf gnädig zu behandeln, denn ein einziger ungünstiger Schritt oder ein kurzes Zögern kann der letzte Fehler gewesen sein... Gnade dem Gegner gegenüber bzw. auch ein nicht-tödliches Ausschalten selbigens war und ist ein sehr guter Charakterzug, aber erst in dem Moment, wo man die (Kampf-)Situation kontrolliert!
Es kann natürlich in der Tat sein, dass einer der Kämpfer <gar nicht kämpfen will/muss>, dann kann er sich mit entsprechendem Können auch relativ gut zurückziehen, allerdings auch nur solange wie der Angreifer nicht maximales Risiko eingeht - dann muss die Sache entschieden werden, oder der Verteidiger rennt im günstigen Moment davon (wenn er schnell genug ist ;))

Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: OldSam am 5.09.2010 | 21:27
Wenn ich da widersprechen darf. Die Schwerter waren durchaus scharf. Sie wurden zwar als Hiebwaffe benutzt.

"Scharf" ist da wohl ein sehr relativer Begriff: Eine "Schnittschärfe" durch die Bewegung besteht natürlich, aber im heutigen Sinne oder etwa im Vergleich zu einem Katana, kann man diese Klingen zum größten Teil kaum als scharf bezeichnen. Und wie Du ja selbst sagtest, der "Schnitt" entsteht durch das "Ziehen", also weniger durch die Schärfe der Klinge selbst. Überdies aufgrund der Abnutzung bei Kämpfen, dem Schildeinsatz etc. war es dann halt klar, dass primär ein Hiebwaffeneinsatz erfolgte...
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: OldSam am 5.09.2010 | 21:31
Der normale Anderthalbhänder sowie das Breitschwert waren nur im vorderen Drittel scharf.
Die Waffen haben dadurch getötet, dass man dem Gegner genügend Knochen gebrochen hat und eher seltener durch das scharfe Teil...

Richtig, das ist das Entscheidende! Die "Schärfe", je nachdem wieviel davon jeweils überhaupt (noch) vorhanden war, ist  sekundär gewesen...
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: ErikErikson am 5.09.2010 | 21:32
Ich glaube, Dr. Boomslang meinte eher, dass es darum geht, den Gegner in eine ungünstige Situation zu bringen, durch Einschüchtern, Verunsicherung, Positionierung oder was weiss ich. IMO sehr wichtig, weil der Kampf an sich so unvorhersehbar ist. Funktioniert aber natürlich nur wenn man die Zeit dazu hat.

Die Schärfe der Klinge würde mich auch mal interessieren. So ein genietetes Kettenhemd ist ja schon stabil. Ich denke, wenn man entsprechend eine längere Schneidfläche hätte, käme man da besser durch, als wenn man nur flach draufhaut. Aber von so materialsach hab ich ooch keine Ahnung.

Ich glaube auch gegen einen Gambeson oder so müsste das Schwert schon mindestens 1,5 kg wiegen, um Knochen zu brechen. Ganz grob geschätzt.

Gibts für den Huskarl Freikampf Links? So auf Anhieb find ich da nix gscheites.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: OldSam am 5.09.2010 | 21:38
So ein genietetes Kettenhemd ist ja schon stabil. Ich denke, wenn man entsprechend eine längere Schneidfläche hätte, käme man da besser durch, als wenn man nur flach draufhaut. Aber von so materialsach hab ich ooch keine Ahnung.

Du haust ja auch nicht einfach flach drauf, kampftechnisch primitiv waren die Jungs ja nun nicht ;)
Bspw. kannst Du dem Gegner Knochen an den Armen, Händen oder Beinen brechen oder auch direkt in den Schulter/Hals/Kopfbereich schlagen, wird in jedem Fall richtig schön weh tun, auch mit Kettenhemd!
~;D

edit: Das "töten"/"schneiden" ist eigentlich zweitrangig, v.a. musst Du Deinen Gegner "brechen" (und das hat man damit).
Ob Du im Anschluß dann noch den Todesstoß setzt, bzw. den Kopf zertrümmerst o.ä. (und ob das nötig ist), hängt dann von den Kampfumständen ab...
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Heretic am 5.09.2010 | 21:41
Kendo ist nicht realistisch, da Budo-Sportart.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Bad Horse am 5.09.2010 | 21:42
Mir ist mal ein 120kg-Schrank mit der Kante auf den Unterarm geknallt. Nicht mal ne Knochenfellprellung, nur ein großer blauer Fleck.

So einfach ist das gar nicht mit dem Knochenbrechen, wenn man den falschen Winkel hat oder die falsche Stelle erwischt.

Im Gegensatz dazu ist einer Freundin ihr nicht viel schwereres Motorrad auf den mit Motorradstiefeln geschützten Fuß gefallen - bam, Splitterbruch in hunderte von Mini-Teilen im Mittelfußknochen.  :P
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: K!aus am 5.09.2010 | 21:46
Ich hatte mal einen Probekampf (http://tanelorn.net/index.php/topic,57194.msg1162079.html#msg1162079) mit The Riddle of Steel (http://www.driftwoodpublishing.com/) (TROS) gemacht.
Da war direkt nach dem ersten Treffer Ende.

Gruß,
Klaus.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: OldSam am 5.09.2010 | 21:46
Kendo ist nicht realistisch, da Budo-Sportart.

Jo, richtig. IMHO v.a. aufgrund eingeschränkter Trefferzonen, bestimmter Reglements (z.B. Treffer mit "nachfedernder Klinge") und natürlich dem generell Sport-Problem, dass es eine andere Geisteshaltung ist (Regeln, Fairness, Sicherheit usw.) mit der trainiert wird.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: ErikErikson am 5.09.2010 | 21:51
TRoS scheint gut zu passen für sowas.

Weiss übrigens jemand, wie man die Youtube Videos langsam stellen kann? Sonst siehts du da gar nix.



Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Lyonesse am 5.09.2010 | 21:53
Ich hatte mal einen Probekampf (http://tanelorn.net/index.php/topic,57194.msg1162079.html#msg1162079) mit The Riddle of Steel (http://www.driftwoodpublishing.com/) (TROS) gemacht.
Da war direkt nach dem ersten Treffer Ende.
Im Hero-System kann auch schon nach einem Treffer Schluß sein, da braucht man nicht mal mit der optionalen Hit-Location zu spielen.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: OldSam am 5.09.2010 | 21:54
Mir ist mal ein 120kg-Schrank mit der Kante auf den Unterarm geknallt. Nicht mal ne Knochenfellprellung, nur ein großer blauer Fleck.
So einfach ist das gar nicht mit dem Knochenbrechen, wenn man den falschen Winkel hat oder die falsche Stelle erwischt.

Oh, keine Sorge, das klappt schon! ;) Die entsprechenden Bewegungen werden ja über Jahre immer wieder trainiert und man kann selbst ohne Waffen oft schon erstaunlich leicht Knochen brechen...
Aber es ist natürlich völlig richtig, dass man mit dem falschem Winkel bzw. ungünstiger Platzierung sehr viel Energie unwirksam "verpuffen" lassen kann - in Deinem Fall wohl "glücklicherweise" ;)

...zumal man auch berücksichtigen sollte, dass es gar nicht immer ein "richtiger Bruch" sein muss, es reicht i.d.R. schon ein sehr schmerzvoller Treffer, um den Kampf zu entscheiden.

Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Pyromancer am 5.09.2010 | 21:54
Wenn man den alten Fechtbüchern glauben kann, dann war man beim Schwertkampf auch sehr oft am Ringen/Hebeln/Gelenke auskugeln.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Leodem666 am 5.09.2010 | 21:55
bei Youtube findest Du so einiges zu Huskarl/Huscarl
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: OldSam am 5.09.2010 | 21:58
Ich hatte mal einen Probekampf (http://tanelorn.net/index.php/topic,57194.msg1162079.html#msg1162079) mit The Riddle of Steel (http://www.driftwoodpublishing.com/) (TROS) gemacht.
Da war direkt nach dem ersten Treffer Ende.

hehe, ich glaube das muss ich mir spaßeshalber auch irgendwann mal ansehen...

GURPS4 ist in der Hinsicht übrigens auch wirklich klasse, v.a. mit dem Martial Arts-Zusatzband, gibt es einiges an schönen Optional-Regeln, um einzelne Kämpfe sehr differenziert und realistisch auszuspielen, wenn man will.
Und mit Hit Locations gilt sowieso, dass es nur einen Treffer an der richtigen Stelle braucht und dann sieht es typischerweise sofort ziemlich übel aus... (selbst wenn man nicht so hohen Schaden würfelt, man natürlich auch immer geht)
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: OldSam am 5.09.2010 | 22:02
Wenn man den alten Fechtbüchern glauben kann, dann war man beim Schwertkampf auch sehr oft am Ringen/Hebeln/Gelenke auskugeln.

Jo, auf dem Schlachtfeld mit Sicherheit, bei den Samurai war das auch so.
Die früheren, sehr langen Samurai-Schwerter (Tachi) waren deswegen sogar extra flexibel und wurden entsprechend "locker" mitgeführt, damit man sie im Nahkampf (zur Not sogar aus dem Gürtel) als Hebel einsetzen konnte u.ä.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Leodem666 am 5.09.2010 | 22:05
In der Schule "fiori dei libri" wird das auch sehr gut erklärt. Da gibt es sehr viele Hebel, Entwaffnungstechniken, etc.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Wulfhelm am 5.09.2010 | 22:11
Realistisches System für einen Schwertkampf bis zum Tode:
Die Kontrahenten werfen 2W6+Fertigkeitswert. Der mit dem niedrigeren Ergebnis ist tot. Bei gleichem Ergebnis: Beide tot.
Optional: Wer nicht stirbt, wirft 2W6 minus Unterschied der ersten beiden Würfe auf der "Wie dreckig geht es mir, obwohl ich gewonnen habe?"-Tabelle.

Hebel, Entwaffnungstechniken, Trefferlokationen, tsss...
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: El God am 5.09.2010 | 22:15
haha.

 ::)
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Dr.Boomslang am 5.09.2010 | 22:53
Wie Du oben ganz richtig sagtest, geht es hier v.a. um Überleben, d.h. als Krieger konnte/kann man sich auf keinen Fall den Luxus erlauben den Gegner im Kampf gnädig zu behandeln, denn ein einziger ungünstiger Schritt oder ein kurzes Zögern kann der letzte Fehler gewesen sein...
Das ist mir schon bewusst. Ich meinte auch eigentlich nicht dass ein Profi aus Gnade zögert (ein Anfänger wahrscheinlich schon eher). Gerade ein Kämpfer mit Erfahrung wird im Zweifel immer seine eigene Gesundheit über die seines Gegners stellen und lieber einen tödlichen Angriff einsetzen der den Kampf schnell beendet als den Gegner zu schonen.
Ich meinte eigentlich dass ein erfahrener Kämpfer eben nicht seine eigene Gesundheit zugunsten eines tollen Angriffs auf's Spiel setzen wird, das machen nur Sportler, Poser, oder Kontrahenten im Wettbewerb, weil die Situation eine ganz andere ist. Wenn die Situation also so ist dass man die Wahl hat zwischen Angriff und Ausweichen, weil der Gegner nicht entschlossen ist bis zum Tod zu kämpfen (oder man ihm diese Entschlossenheit leicht nehmen kann), wird ein erfahrener Kämpfer auch nicht den Angriff wählen. Dieser Gedanke soll nur die Idee vom superbrutalen, effizienten, "realistischen" Kampf etwas relativieren.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: El God am 5.09.2010 | 22:54
Davon abgesehen: Der Kampf mag schnell zu Ende gewesen sein, gestorben wurde aber (zumindest im europäischen Mittelalter) direkt im Kampf insgesamt recht wenig.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Pyromancer am 5.09.2010 | 22:59
Realistisches System für einen Schwertkampf bis zum Tode:
Die Kontrahenten werfen 2W6+Fertigkeitswert. Der mit dem niedrigeren Ergebnis ist tot. Bei gleichem Ergebnis: Beide tot.
Optional: Wer nicht stirbt, wirft 2W6 minus Unterschied der ersten beiden Würfe auf der "Wie dreckig geht es mir, obwohl ich gewonnen habe?"-Tabelle.

Hatte ich mal genau so. Mit der zusätzlichen Option, dass man offensiv oder defensiv kämpfen konnte.
Offensiv bedeutete höhere Gewinnwahrscheinlichkeit, aber auch potentiell schwerere Verletzungen nach dem Kampf. Der defensive Stil verringerte zwar die Siegwahrscheinlichkeit, dafür überlebte man, wenn man denn gewann, mit eher weniger Blessuren.

Getreu dem Motto: Nach einem ernsthaften Messerkampf ist hinterher einer schwer verletzt - der andere ist tot.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Dr.Boomslang am 5.09.2010 | 23:08
Wie ein realistischer Kampf aussieht, wie man ihn im Rollenspiel darstellt und wie man ihn dazu modelliert sind natürlich drei unterschiedliche Fragen.

Davon abgesehen: Der Kampf mag schnell zu Ende gewesen sein, gestorben wurde aber (zumindest im europäischen Mittelalter) direkt im Kampf insgesamt recht wenig.
Und das wollte ich auch noch gesagt haben. Und wo von Messern die Rede ist: Gerade bei Stichwaffen ist es nicht selten dass man mit Verletzung (dank Adrenalin) ganz normal weiter kämpft, oder sogar gefährlicher wird (man kennt sowas von Rennradfahrern die schneller fahren nachdem sie auf die Fresse gefallen sind). Die Wahrscheinlichkeit ist dann sehr hoch das man später stirbt, aber über den Kampfausgang sagt das erst mal nicht so viel.
Es dürfte klar sein warum so ein System sich im Rollenspiel nicht wirklich durchsetzt, es ist einfach antiklimaktisch.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: OldSam am 5.09.2010 | 23:39
Davon abgesehen: Der Kampf mag schnell zu Ende gewesen sein, gestorben wurde aber (zumindest im europäischen Mittelalter) direkt im Kampf insgesamt recht wenig.

Die sind ja auch sowieso großteils vorher & nachher aufgrund von Krankheiten/Seuchen etc. unrühmlich im Lager gestorben... 
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: OldSam am 5.09.2010 | 23:43
Getreu dem Motto: Nach einem ernsthaften Messerkampf ist hinterher einer schwer verletzt - der andere ist tot.

Wobei ich da auf jeden Fall sagen würde, dieses Motto gilt tatsächlich mehr für den Messer- als für den Schwertkampf.
(aufgrund der extrem schnellen, kleinen, schwer vorhersehbaren Bewegungen etc. - das ist beim Schwert schon deutlicher mit größeren Bewegungen...)
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: OldSam am 5.09.2010 | 23:51
Es dürfte klar sein warum so ein System sich im Rollenspiel nicht wirklich durchsetzt, es ist einfach antiklimaktisch.

Es sei denn man hat auch magiewirkende Fantasy-Heiler mit an Bord  ;D

Dass mit dem Adrenalin ist auf jeden Fall richtig, da gibt's ja sogar die plakativen Sonderfälle von Leuten, die mehrmals angeschossen werden und weiterrennen etc.   (allerdings gibt es üblicherweise zumindest eine kurze körperliche "Schock"-Reaktion auf entsprechende Treffer, egal ob Schwert oder Kugel)
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Horatio am 6.09.2010 | 00:51
Zum Thema Gewicht (http://www.thearma.org/essays/weights.htm).. nehmen wir da doch einfach die historischen Werte.

Was die Hebel und Entwaffnungstechniken in den Fechtbüchern betrifft, das waren Techniken für den Kampf im Harnisch (auch wenn nicht immer die Trainierenden im Harnisch abgebildet werden). Hier wurde die Gefahr eines zufälligen Wirkungstreffer im Nahkampf über die Rüstung minimiert. Klar wurde das das Schwert zu einer Hiebwaffe, wenn die Schnittwirkung sekundär wird und da kann gerade ein nach Vorne in den Infight drängen einen klaren Vorteil bringen (und ist schwer zu vermeiden). Wenn sich ohne Rüstung mit scharfen Waffen eine Infight Situation einstellt, sind schwere Verletzungen auf beiden Seiten unvermeidlich; eine Klingenwaffe braucht für einen Wirkungstreffer nun mal so gut wie keinen Raum.

Wer was auch für den Laien verständliches über Waffen und Duelle aus der Zeit lesen will, dem sei Silvers Paradoxes of Defense (http://www.pbm.com/~lindahl/paradoxes.html) von 1599 ans Herz gelegt. Für Leute die selbst Waffenkampf betreiben sei er noch mal doppelt empfohlen.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Funktionalist am 6.09.2010 | 01:07
http://www.thearma.org/essays/digby.html
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: WeeMad am 6.09.2010 | 01:12
Weiss übrigens jemand, wie man die Youtube Videos langsam stellen kann? Sonst siehts du da gar nix.

Soweit ich weiß geht das nicht. Aber der Rote hat durch nen Schlag von oben mitten auf den Kopf gewonnen ;)
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 6.09.2010 | 07:18
Überlegen wir doch mal, wie ein realistischer Schwertkampf aussehen müsste. Ich behaupte nicht, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben ,das sind nur Ideen.

Ich empfehle Silvers Paradoxes of defence, Talhofer, Lichtenauer, I.33...

Kendoschwerter??? Also Kats wiegen mWn mehr als Arming Swords und sind Zivilwaffen.

Hier ein Beispiel für Kendo, was ich mal ein Jahr lang gemacht habe: Kendo (http://www.youtube.com/watch?v=6D8lC9y0fQQ&feature=fvst)
Bei Kendo werden ausschließlich Schläge gezählt, die den Kampf sofort beenden (Kopf, Schläfe, Kehle, Bauch (durchziehen zum Aufschlitzen, Stiche zählen nicht),

Kendp hat mit echtem Schwertkampf mWn soviel zu tun wie Sportfechten mit Silvers Stil.

Handgelenke. Kendo ist allerdings nicht die original Schwertkampfschule. Es wurde in ein Sportgewand verpackt. Dafür wird wirklich zugeschlagen. Einen halbwegs realistischen Eindruck sollte man gewinnen können.
 
Zitat
Kämpfe mit mittelalterlichen europäischen Waffen finden kaum noch unter authentischen Bedingungen statt.

Natürlich nicht, Tote sind politisch unkorrekt

Zitat
Es gibt aber afaik durchaus historische Dokumente über den Kampfablauf.
s.o.
und Reeactment und Shows als Western nMartial Arts zu bezeichnen macht mich ärgerlich.



Wenn Du Dich auf das europäische Mittelalter beziehst, v.a. letzteres! Die alten Schwerter waren i.d.R. nicht wirklich scharf, also keine guten Klingen zum schneiden,

Das galt aber auch nur für Klingen die gegen Rüstungen eingesetzt wurden, wobei die Kante dieser Klingen genauso tödlich war und nebenbei japanischen Klingen überlegen war

Kreuzritter haben nach aussagen Türken im Sattel gespalten, Towton etc legt brutal Zeugnis ab über die Wirksamkeit europäischen Stahls
 

http://www.thearma.org/essays.htm

http://www.thearma.org/essays/weights.htm

As leading sword expert Ewart Oakeshott unequivocally stated: "Medieval Swords are neither unwieldably heavy nor all alike - the average weight of any one of normal size is between 2.5 lb. and 3.5 lbs. Even the big hand-and-a-half 'war' swords rarely weigh more than 4.5 lbs. Such weights, to men who were trained to use the sword from the age of seven (and who had to be tough specimens to survive that age) , were by no means too great to be practical."

.the average weight of swords from the 10th to the 15th centuries was 1.3 kg, while in the 16th century it was 0.9 kg. Even the heavier bastard swords which were used only by second-grade fighting men did not exceed 1.6 kg, while the horse swords known as 'hand-and-a-half' swords weighed 1.8 kg on average. When due allowances are made, these surprisingly low figures also hold good for the enormous two-hand sword, which was traditionally only wielded by 'true Hercules.' Yet it seldom weighed more than 3 kg."
 
 
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Leodem666 am 6.09.2010 | 07:30
@Horatio: das die Hebel und Griffe für Kämpfer in der Rüstung waren kann ich leider nicht guten Gewissens so stehen lassen.
Es mag sein, dass einige von diesen Griffen in Rüstungen sicherer zu handeln waren, aber ein Großteil dieser Bewegungen kann man vlt. im Kettenhemd oder der Brigantine machen, aber alles was schwerer wird, wird schon von vornherein diese Bewegungen unterbinden. Die meisten der Kampftechniken die ich meine sind für Leichtgerüstete ( z.B. nur im Gambeson). Das gilt meiner Erfahrung nach für den Einsatz von Anderthalbhändern genauso, wie für den Einsatz von Einhändern.

Und wegen dem Gewicht... Da scheiden sich heute noch die Geister. Es gibt Wissenschaftler, die Deine Quelle bestätigen würden, es gibt aber genauso Wissenschaftler, die deutlich höhere Gewichte aus anderen Quellen anführen. Besonders ist ja auch die Entwicklung der Schmiedekunst hier ins Feld zu führen. Da geht es von Einhändern, die im Frühmittelalter schon ca. 1,5 - 2 kg gewogen haben ( das waren z.B. die Breitschwerter) bis ins Spätmittelalter mit manchen Floretten, die dann bloss noch ca. 0,8 kg wiegen. Und einen 2-Händer der bloss 3kg wiegt den musst Du mir mal zeigen. Mach Dir mal einen Holz-Übungszweihänder. Holz ist um einiges leichter als der verwendete Stahl. Und selbst bei dem Holzschwert komme ich gerade wie es z. B. hier auf meiner Waage liegt auf 1,78 kg.

Ich betreibe Reenactment (kein Larp) schon seit langer Zeit und kenne auch hierzu sehr viele verschiedene Meinungen.
Das Problem sind einfach die schriftlichen Quellen...
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: ErikErikson am 6.09.2010 | 07:45
Vermeidet bitte die üblichen Konfliktthemen, Os/Westvergleiche, allzuviel Geschichtswissenschaft, welche Kampfart ist besser und ähnliches.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: LöwenHerz am 6.09.2010 | 08:04
"Realistischer" Schwertkampf und "Würfel-"Spiel... fällt Dir etwas auf? ;)
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: dunklerschatten am 6.09.2010 | 09:10
Ohne hier jemand angreifen zu wollen, aber hier reden doch Blinde von Farben !

Oder gibt es hier nur einen der  mit dem Schwert um sein Leben gekämpft hat ?
Soweit ich es weiss gibt es zu diesem Thema soviele teilweie gegensätzliche Meinungen das man das aus heutiger Sicht kaum realitisch betrachten kann.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Pyromancer am 6.09.2010 | 09:24
Oder gibt es hier nur einen der  mit dem Schwert um sein Leben gekämpft hat ?

Es gibt Fragen, die werden dir persönlich Betroffene in eigenem Interesse nicht beantworten.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Wulfhelm am 6.09.2010 | 09:48
Ohne hier jemand angreifen zu wollen, aber hier reden doch Blinde von Farben !

Oder gibt es hier nur einen der  mit dem Schwert um sein Leben gekämpft hat ?
Nö, aber das ist auch nicht notwendig, wenn Du die entsprechenden Regeln hinreichend abstrakt gestaltest. Denn die möglichen Ergebnisse sind bekannt, die für das Ergebnis wichtigen Faktoren auch, so dass eigentlich nur noch über deren Gewichtung diskutiert werden muss.
Das wäre sozusagen die "Wargame Designer"-Vorgehensweise. Wenn Du den in Rollenspielen eher üblichen Weg gehst, jeden einzelnen Hieb simulieren zu wollen, kommst Du natürlich in Schwierigkeiten.

P.S.: Nebenbei bin ich mir übrigens ziemlich sicher, dass dieser Thread eigentlich verklausuliert irgend eine Aussage über das Thema "Realismus in Rollenspielen" machen soll. Was aber natürlich schon daran scheitert, dass die völlig untaugliche Prämisse vom Realismus als absoluter Wert zugrunde liegt.
P.P.S.: Ein einzelner Schwertkampf als Referenzmodell würde im Übrigen auch gar nichts bringen.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: ErikErikson am 6.09.2010 | 10:07
Nö, ich mache mich ausnahmsweise mal nicht über eure Ansprüche an Rollenspielrealismus lustig, sondern das Thema interessiert mich echt und die Diskussion hat mich nur draufgebracht.

Also bleibt bitte beim Thema. Viel wurde ja schon gesagt. Interessant wäre vielleicht noch zu wissen, ob jemand mal seine Erfahrungen aus Kendo, Schaukampf oder Fechten mitteilen will. Beim Kendo bsp. frage ich mich immer, wie man der schnellen Bewegung des Schwertes überhaupt noch folgen kann.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Thot am 6.09.2010 | 10:12
Nun, im Sportfechten ist es jedenfalls definitiv so, dass ein Kampf nur wenige Sekunden dauern würde, wenn die Waffen echt wären.  Allerdings ist da auch die Frage, wie man "Kampfzeit" eigentlich zählt:

http://www.youtube.com/watch?v=RAexbAvaOnw

Ca 30 Sekunden gegenseitigen Belauerns, bis sie sich endlich trauen, und dann ist es in einer Sekunde vorbei. Man bedenke, dass die Treffer fast jedes Mal mindestens in die Kategorie "hindert wirksam an weiterer Gegenwehr" fallen würden, so auch in diesem Fall.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: ErikErikson am 6.09.2010 | 10:27
Ich glaub bei allen Sportfechtarten ist das Problem, das bei Tötungsabsicht immer beide tot wären.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Thot am 6.09.2010 | 10:32
"Immer" entspricht nun nicht meiner Erfahrung, aber das kann da gelegentlich vorkommen, ja. Beim Degenfechten sind aber auch einseitige Treffer an den Waffenarm oder das nahe Bein sehr üblich, die dann bei einem echten Kampf den tödlichen Treffer sehr wirksam vorbereiten würden.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Wulfhelm am 6.09.2010 | 10:43
Da liegt eben unter anderem der Hund begraben: Wenn es wirklich um das Leben geht, würde man Risiken, selber getroffen zu werden, aller Wahrscheinlichkeit nach in solchem Maße nicht eingehen.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Thot am 6.09.2010 | 11:03
Da liegt eben unter anderem der Hund begraben: Wenn es wirklich um das Leben geht, würde man Risiken, selber getroffen zu werden, aller Wahrscheinlichkeit nach in solchem Maße nicht eingehen.

Die einzige Möglichkeit, das bei so leichten und schnellen Klingen zu verhindern, wäre, überhaupt nicht zu kämpfen.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Funktionalist am 6.09.2010 | 11:09
Schaut euch mal die Thearma videos auf thearma.org an. Da gibt es eine Reihe von Duellen, die auch mal gerne durch einen satten Tritt zwischen die Beine entschieden werden.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: dunklerschatten am 6.09.2010 | 11:34
Zitat
s gibt Fragen, die werden dir persönlich Betroffene in eigenem Interesse nicht beantworten.

Schon klar ! MEine Frage war auch eher rethorischer Natur. Mal ganz davon ab das ich den Anteil derer die solche Antworten geben könnten und auch hier Posten bei ca. 0.00001% ansiedeln würde.

Zitat
Nö, aber das ist auch nicht notwendig, wenn Du die entsprechenden Regeln hinreichend abstrakt gestaltest

Natürlich ist das notwendig denn die Eingangsfrage lautete:

Zitat
Überlegen wir doch mal, wie ein realistischer Schwertkampf aussehen müsste.

Da geht es doch nicht um irgendwelche abstrakten Regeln.

Zitat
Nö, ich mache mich ausnahmsweise mal nicht über eure Ansprüche an Rollenspielrealismus lustig, sondern das Thema interessiert mich echt und die Diskussion hat mich nur draufgebracht.

Also das lustig machen wäre in dem Kontext sicher besser, denn du glaubst doch nicht das hier jemand deine Frage wirklich beantworten kann (jenseits von theoretischen Gedankenspielen und Budo-Kram) ?!

Zitat
Beim Kendo bsp. frage ich mich immer, wie man der schnellen Bewegung des Schwertes überhaupt noch folgen kann.

Alles eine Frage des Trainings, ab einem gewissen Trainings/Erfahrungslevel lernt man / kann man die kleinsten Bewegungen des Gegners erkennen
Und kann daher entsprechend agieren.

Gerade im Kendo sieht man es, das sich die Gegner lange "belauern" und es eher ein Psyschospiel ist. Denn oft verliert dann der jenige der den vermeindlich ersten Schlag setzen will.


Aber für mich bleibt das Fazit, diese Frage kann hier niemand beantworten.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: El God am 6.09.2010 | 11:34
Oder gibt es hier nur einen der  mit dem Schwert um sein Leben gekämpft hat ?

Keinen, der es überlebt hat.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Thot am 6.09.2010 | 11:35
Hier posten Tote?!?
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Wulfhelm am 6.09.2010 | 11:43
Die einzige Möglichkeit, das bei so leichten und schnellen Klingen zu verhindern, wäre, überhaupt nicht zu kämpfen.
Seufz... schon wieder die alte Frage: Sind alle Rollenspieler Siths?
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Horatio am 6.09.2010 | 12:12
@ Leodem666
Ich glaube ich habe mich unsauber ausgedrückt^^. Mir gings nur um taugliche Rüstung an sich, nicht um einen Plattenpanzer :P (wobei bspw. das Flos Duellatorum die ganzen Halbschwerttechnicken in solchen abbildet).

Mein Interesse ist erstmal rein akademisches. Ich habe eine Zeitlang alles an Fechtbüchern gesammelt und gelesen was es im Netz oder der Buchhandlung in Englisch oder Deutsch gibt. Selbst hab ich waffenkampftechnisch mehrere Jahre Escrima in der ETF trainiert.

Welche Fechtbücher verwendet ihr denn? Und wie kommt man zu Werten für das Gewicht von Schwertern wenn nicht durch Abwiegen der erhaltenen Originale ;)?
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Thot am 6.09.2010 | 12:26
Seufz... schon wieder die alte Frage: Sind alle Rollenspieler Siths?

Nein, aber alle Fechter bewegen ihre Klingen schnell.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 6.09.2010 | 12:27

Ich betreibe Reenactment (kein Larp) schon seit langer Zeit und kenne auch hierzu sehr viele verschiedene Meinungen.
Das Problem sind einfach die schriftlichen Quellen...
und das belegt jetzt was?
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Thot am 6.09.2010 | 12:27
[...] Und wie kommt man zu Werten für das Gewicht von Schwertern wenn nicht durch Abwiegen der erhaltenen Originale ;)?

Das würde ich für keine gute Methode halten - im Laufe der Jahrhunderte werden Schwerter durch Korrosion und Schleifen leichter, denke ich.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: El God am 6.09.2010 | 12:29
Von welchen Größenordnungen der Gewichtsverluste reden wir hier bitte? Wenn ich mir z.B. die Dresdener Rüstkammer ansehe, sehe ich Waffen, die vermutlich nie Korrosion oder einen Schleifstein gesehen haben.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Thot am 6.09.2010 | 12:37
Keine Ahnung, ich weiss nur, dass das bei Bronzeschwertern eine bedeutende Rolle spielt (allerdings sind die meisten davon ja auch nochmal älter). Jedenfalls würde ich mich lieber an nutzbare Repliken halten als an erhaltene Originale.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 6.09.2010 | 12:38
  Jedenfalls würde ich mich lieber an nutzbare Repliken halten als an erhaltene Originale.
und dann nimmst du Del Tin, die billig und u schwer sind, keune gute Idee
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: El God am 6.09.2010 | 12:40
Schwerttänzer: Wie bitte?

Thot: Bei Bronzeschwertern kommt noch dazu, dass die Kenntnis über die Kampftechniken, mit denen sie eingesetzt wurden, noch viel dünner gesät sind als bei Stahl- und Eisenwaffen.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 6.09.2010 | 12:44
Schwerttänzer: Wie bitte?
das z.b. die Repliken von Del Tin zu schwer sind.

 
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Thot am 6.09.2010 | 12:45
Das sind ja auch keine Repliken, sondern reine Dekowaffen.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 6.09.2010 | 12:47
Das sind ja auch keine Repliken, sondern reine Dekowaffen.
Del Tins Produkte sind für Western Martial Arts geeignet und gedacht.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: El God am 6.09.2010 | 12:52
Schwerttänzer: Wenn Thot wissenschaftlichen Anspruch hätte, würde er vermutlich mit einem Archäologen sprechen, ob der jemanden kennt, der über genügend know how verfügt, eine dem Original (v.a in der Fertigungstechnik) getreue Waffe zu fertigen und nicht im Internet irgendeine Waffe bestellen...
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: OldSam am 6.09.2010 | 12:54
Beim Kendo bsp. frage ich mich immer, wie man der schnellen Bewegung des Schwertes überhaupt noch folgen kann.

Ist wirklich im wesentlichen eine Frage des Trainings, sprich insbesondere der damit verbundenen Wahrnehmungs- und Bewegungs-"Gewohnheiten"... Schwertkampf ist zwar ne echt harte Sache, aber die Geschwindigkeit ist IMHO nicht die wesentliche Schwierigkeit, z.B. Messerkampf ist in der Hinsicht (leider) noch deutlich übler.

Da liegt eben unter anderem der Hund begraben: Wenn es wirklich um das Leben geht, würde man Risiken, selber getroffen zu werden, aller Wahrscheinlichkeit nach in solchem Maße nicht eingehen.

Aus der Perspektive "normaler" Bürger bzw. auch bei normalen "Line-Soldiers" hast Du absolut recht!
Wenn man aber über viele Jahre <wirklich> als Krieger trainiert wurde (nicht als Kampfsportler!)  und auch das entsprechende Mindset entwickelt hat, geht es tatsächlich gerade wieder sehr zentral um das Eingehen solcher Risiken (bzw. die Fähigkeit dazu, wenn es nötig ist!), also in der Tat um den schmalen Grat zwischen Leben und Tod... Ich führ das jetzt aber mal nicht weiter im Detail aus, da diese Themen der Theorie ohnehin nur schwer zugänglich sind und ich auch keine Koryphäe auf dem Gebiet bin ;)
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Leodem666 am 6.09.2010 | 13:02
Was ich mit meinem Post sagen wollte:

Kennst Du eine bestätigte Quelle z.B. um das Jahr 1000 n.Chr. in der steht die Schwerter waren 1 kg schwer?

Es gibt laut den verschiedenen Schwertkampfschulen der damaligen Zeit sehr große Unterschiede in der Qualität der Waffen, deren Gewicht, deren Bruchfestigkeit ...
Deswegen gibt es meiner Meinung nach einfach die vielen verschiedenen Meinungen zu dem Thema. Ich suche schon lange Quellen, in denen ich das genaue Gewicht, die Beschaffenheit und die Zusammensetzung des Stahls etc. für gewisse Schwertarten aus der Zeit um 1000 n.Chr. nachlesen kann. Wenn Du welche kennst, nenne Sie mir bitte. Ich habe mich schon mit etlichen Archäologen und Schmieden zu diesem Thema unterhalten und die einhellige Meinung dieser Leute war, dass es selbst damals schon so viele verschiedene Arten gegeben hat, aus was und wie Schwerter etc. geschmiedet wurden, dass man weder das Gewicht noch die Qualität solcher Waffen genau festmachen kann. Je nach Qualität des in der Gegend erhältlichen Vormaterials hat sich auch die Verarbeitbarkeit geändert und somit auch die Qualität, das Gewicht und die Einsatzfähigkeit/Haltbarkeit...
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Thot am 6.09.2010 | 13:06
Das stimmt natürlich in jedem Fall. Jede Schwertfegerzunft wird da ihre eigenen Standards gehabt haben, und vor den Zünften war es wohl noch deutlich unübersichtlicher.

Andererseits sind vier Mark, also ein knappes Kilo, schon ein Wert, mit dem man arbeiten kann. Ob es dann 10% mehr oder weniger sind, dürfte auch nicht wirklich soo einen riesigen Unterschied machen, wenn es um die reine Schwertkampftechnik geht.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: ErikErikson am 6.09.2010 | 13:08
Ich denke, man konnte schon durchaus Schwerter herstellen, die mit den heute gefertigten vergleichbar sind. (wenn man jetzt nicht irgendwelche abstrusen modernen Legierungen miteinbezieht)

Das heisst, man könnte ein heutzutage gefertigtes, hochqualitatives Schwert als Grundlage nehmen.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Lyonesse am 6.09.2010 | 13:16
Wie auch immer, sind wir uns ja anscheinend alle darin einig, daß ein Schwertkampf in der Realität weder ein stundenlanges Gefecht, noch so sauber choreographiert ist, wie in Romanen und Filmen, die noch dazu das Problem des flynning haben (es darauf anlegen, die gegnerische Klinge und nicht unbedingt den Gegner zu treffen, benannt nach Errol Flynns cinematischer Fechtkunst).
Auf dem Markt gibt es tatsächlich nur eine handvoll Rollenspiel-Systeme, wo ein Charakter nach einem Treffer erledigt oder kampfunfähig ist. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Mag dies möglicherweise realistischer sein, so zwingt es doch den SL in aller Regel zu massivem schummeln, um die Charaktere durchzubringen.
So ist im Hero-System, ein offen ausgewürfelter Kampf zwischen gleichrangigen, ungerüsteten Gegnern mit tödlichem Schaden, ein äußerst großes Risiko für jeden Charakter. Wenn ich's recht bedenke, müssen die Gegner nicht einmal gleichwertig sein, denn eigentlich gibt es keine 'harmlosen' Gegner oder Aufwärm-Monster, wenn es um Killing Damage geht. Hinzu kommt noch, daß das Hero-System offiziell keine Fate-Points oder etwas in der Art kennt.

Edit: Egal wie schwer die Schwerter waren, sie waren effizient und zu handhaben; ansonsten wäre dem Schwert nicht so eine große Erfolgsgeschichte beschieden gewesen. Dennoch wird der Kampf zwischen Schwertkämpfern weit weniger grazil ausgesehen haben, als ein Fechtduell mit dem Degen - trotz aller Eleganz ging das wahrscheinlich aber auch ruckzuck.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Thot am 6.09.2010 | 13:19
Zum Schummeln? Nö, wieso? Man braucht dann gute Heilmagie in der Spielwelt, aber sonst? ;)
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Wulfhelm am 6.09.2010 | 15:06
Aus der Perspektive "normaler" Bürger bzw. auch bei normalen "Line-Soldiers" hast Du absolut recht!
Ich hatte das auf den Unterschied zum Sportfechten bezogen. Da ist es ein akzeptables Risiko, eine Situation herbeizuführen, in der unweigerlich beide getroffen werden. Auch dann, wenn Du das Bein triffst und der Gegner Deine Brustpartie. Das wäre aus naheliegenden Gründen in einem realen Kampf anders.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: killedcat am 9.09.2010 | 13:55
Interessant wäre vielleicht noch zu wissen, ob jemand mal seine Erfahrungen aus Kendo, Schaukampf oder Fechten mitteilen will. Beim Kendo bsp. frage ich mich immer, wie man der schnellen Bewegung des Schwertes überhaupt noch folgen kann.

Also: ich habe ja nur ein Jahr Kendo gemacht, meine Erfahrungen sind daher bestenfalls laienhaft, dafür aber aus erster Hand. Folgende Aspekte finde ich bemerkenswert:

- Rüstungen stinken, wenn sie nicht penibelst gereinigt werden. Man schwitzt darunter wie Bolle, und ich rede hier nur von der Kendo-Rüstung. Ritter können, wenn sie länger im Felde waren, bestimmt nicht nach Lenor geduftet haben.

- Reichweite, Reichweite, Reichtweite! Je größer deine Reichweite, desto früher und länger kontrollierst du den Kampf. Sei dir deiner Reichweite bewusst. Immer. Sie ist für einen Anfänger ohnehin eine Überraschung. Die ist weiter als man denkt.

- Die Röcke der Kendoka haben einen Sinn: sie verstecken deine Beinarbeit. Und das hilft deinen Angriff bis zum letzten Moment zu verschleiern.

- Helme schränken die Sicht irre ein. Ein Kampf ohne Helm ist ganz anders als einer mit Helm. Ich war ohne Helm ganz fix. Als ich das erste Mal einen Helm aufhatte, bekam ich dauernd eine auf den Kopf. Aua!

- Reaktion ... jaaaa ... ich hatte wohl keine. Abzuwehren ist wohl irgendwann ein Reflex. Wenn du die Kontrolle hast, und dominierst, dann bestimmst du den Angriff und brauchst nicht zu reagieren, sondern kannst agieren. Das ist sicher etwas praktischer ;) Ich hatte als Newbie die Kontrolle eher nicht und das hieß meist: Aua! (Kontrolle heißt hier: ich bedrohe ihn stärker als er mich)

- Kraft ist eine Sache der Technik. Man braucht nicht viel Kraft mit dem Katana (in meinem Falle: Shinai). Damit meine ich, dass durch Hebel und Schwerkraft genug Power kommt, um zu töten. Ein großer Kraftaufwand ist nicht erforderlich. Mit einem echten Schwert mag mehr Kraft erforderlich sein, aber der Schwung kommt eher durch die Technik.

- Anstrengung! Selbst ohne Schlagabtausch, rein die Anspannung und das sich umkreisen in der Rüstung, der Puls ist oben, ... das ist anstrengend.

Hmm... das ist mir bis jetzt mal hängen geblieben.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: dunklerschatten am 9.09.2010 | 23:33
Ich muss da mal reingrätschen, auch wenn ich kein Kendo-Vollprofi bin

Zitat
- Reichweite, Reichweite, Reichtweite! Je größer deine Reichweite, desto früher und länger kontrollierst du den Kampf. Sei dir deiner Reichweite bewusst. Immer. Sie ist für einen Anfänger ohnehin eine Überraschung. Die ist weiter als man denkt.

Janein, es gab in Japan auch Katanas, die gekürzt waren. Das hatte wohl beim Schwertziehen einige Vorteile und hat den Gegner dann überrascht.
Wird desöfteren mit Kusa/Shinobis in Verbindung gebracht, wie man das wertet ist wohl Ansichtssache.

Zitat
- Reaktion ... jaaaa ... ich hatte wohl keine. Abzuwehren ist wohl irgendwann ein Reflex. Wenn du die Kontrolle hast, und dominierst, dann bestimmst du den Angriff und brauchst nicht zu reagieren, sondern kannst agieren. Das ist sicher etwas praktischer Wink Ich hatte als Newbie die Kontrolle eher nicht und das hieß meist: Aua! (Kontrolle heißt hier: ich bedrohe ihn stärker als er mich)

Wenn du das ganze gewöhnt bist und die nötige Reflexe hast, dann ist nicht der jenige der zu erst Angreift zwingend der Bestimmende.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: killedcat am 9.09.2010 | 23:48
Wenn du das ganze gewöhnt bist und die nötige Reflexe hast, dann ist nicht der jenige der zu erst Angreift zwingend der Bestimmende.
Der Bestimmende schon, er hat den Gegner ja zur Aktion gezwungen, nicht umgekehrt. Er ist nur nicht immer der Sieger. Da sollte man aber schon bessere Reflexe als der Gegner haben und/oder taktisch vorgehen, wenn man den Angriff nicht selbst erzwingen will. Ein gutes Beispiel, das wir gelernt haben: Lücke bieten, so dass der Gegner z.B. auf das Handgelenk schlägt, um das vorauszusehen und selbst zu treffen. Aber da muss man schon länger als ein Jahr Kendo machen, zu solch taktischen Manövern kann ich praktisch nichts beitragen. Wie sind denn Deine praktischen Erfahrungen zur Bedeutung von Taktik, Reflexen usw. im Kendo?
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Funktionalist am 9.09.2010 | 23:56
Weil es oben gefallen ist: Messerkampf ist kurz schnell und dreckig. Ein Schlagabtausch ohne Belauern dauerte so zwischen 2 und 20 Sekunden. Wir haben mit Plastikmessern, Lippenstift und weißen Tshirts losgelegt und nach dem ersten Schnitt hat der Treffende meist noch 5-50 in schneller Folge anbringen können.
Hände, Knie und Unterarm sind da meist die ersten Treffer gefolgt von Gesicht, Hals, Seiten und Rücken, Genital (von vorne und hinten). Geschwindigkeit ist hierbei "Fuchtelgeschwindigkeit", da die Schnitttiefe auf den ersten Treffern nicht wichtig ist, die sollen ja nur die Lücke bieten, um den Arm des anderen blockieren zu können und das Schnitzen zu ermöglichen. Gegentreffer waren aber in kau meiner Situation zu vermeiden. Mit einer Jacke über dem anderen Arm sähe das wahrs. anders aus.

Vielleicht ist Schwertkampf da etwas defensiv lastiger, da langsamer.

Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: dunklerschatten am 10.09.2010 | 00:07
Zitat
Aber da muss man schon länger als ein Jahr Kendo machen, zu solch taktischen Manövern kann ich praktisch nichts beitragen. Wie sind denn Deine praktischen Erfahrungen zur Bedeutung von Taktik, Reflexen usw. im Kendo?

Jau da muss man das ganze wirklich schon eine ganze Weile betreiben, ich habe da auch nicht soviel Erfahrung das ich das hinbekomme.
Hatte nur das Glück mal dem ein oder anderen Profi zuzusehen und was da abgegangen ist fand ich schon fazinierend. Da liefen derat viele Finten und Belauerungs-Aktionen das es schon nicht mehr schön war. Und der erst agierende hat ziemlich oft am Ende verloren.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Horatio am 10.09.2010 | 00:24
Schwerter spielen aufgrund der Reichweite in einer weiteren Distanz. Bis mein Schwert in seiner „Optimaldistanz“ an deinem Kopf ist, muss es mehr Weg überbrücken als meine Faust / mein Messer in deren. Das gibt einem mehr Zeit zu reagieren. Außerdem sind die Dinger länger, wodurch ich meinen Körper aber auch meinen Arm / meine Hand leichter schützen kann, während ich angreife.

.. aber außer wenn man mal was blödes unerwartetes im Training versucht und der Partner pennt, wie kommt man denn mit dem Messer ans Knie.. zumindest ohne nicht das Messer des Gegner woanders stecken zu haben? :P


Ein Jahr Kendo bevor man anfängt taktisch zu Kämpfen? Ich brauch doch immer einen Plan wenn ich meinen Gegner angreife^^. Wie kämpft man den vorher? :P
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Funktionalist am 10.09.2010 | 00:40
@Knie als Trefferzone
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Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Horatio am 10.09.2010 | 01:01
Ich glaub das theoretisch im Forum aufzudröseln wird schwierig :P; vielleicht läuft man sich ja mal auf einem Treffen / Con über den Weg (würde mich auch davon ganz unabhängig freuen^^) und kann ein wenig „rumfuchteln“ :). Knietreffer mit so kurzen Waffen sind meiner Erfahrung nach nichts was man wirklich sinnvoll vorbereiten kann und unterliegen einer erhöhten Doppeltrefferwahrscheinlichkeit (die beim Messer eh schon immens ist).
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Funktionalist am 10.09.2010 | 01:15
Du hast Recht. Im FOrum wird so etwas selten was.
Hätte auch Spaß dran, dir über den Weg zu laufen, vielleicht können wir auf der SPIEL etwas rumfuchteln? ;)
kann ja Boxhelm und Larpdolche mitbringen.

Das mit den Doppeltreffern stimmt, aber wenn man einen Treffer am Linken Arm gegen einen am Oberschenkel plus Folgetreffer tauschen kann, dann ist das ein guter Deal.
Ein weiteres Beispiel für Knietreffer, diesmal mit Gegentreffer: http://www.youtube.com/watch?v=iw4ft1L5a3U
bei 1:20, wobei die hier nach jedem Treffer schön brav wieder auf Distanz gehen, nie mit der freien Hand den getroffenen Arm weiter blockieren, um Folgetreffer durchzubringen...

Der letzte Punkt kommt auch bei vielen Arma.org-Videos über Schwerttechniken vor. Das verschlagen des Angriffs und Umklammern der Arme mit nachfolgenden Knaufschlägen oder so. Mit Schwert kenne ich mich noch weniger als mit Messer aus, aber Messersparring ist mal erfrischen danders.
Weshalb ich die Messerkämpfe überhaupt anbringe, ist die Tatsache, dass so ein Kampf aus ganz vielen kleinen Angriffen besteht, die einfach nicht aufhören. So kann auch ein Schwertkampf mit Sicherheit aus leichten Eröffnungsverletzungen und einer langen Reihe kurzer Folgeangriffe bestehen.
Also ganz anders als beim Kendo, wo keiner der Treffer ob der fehlenden Endgültigkleit zählen würde.

Edit:
Vielleicht sieht man hier, wieso bei Anfängern das Knie so ein lohnendes Ziel ist:
http://www.youtube.com/watch?v=e3mkk4pyzXA&NR=1
Man hat selber eine gerade Linie, während der andere schräg nach unten schlagen muss. das bringt Reichweitenvorteile.

Edit2:
Weil ich es oben gesucht habe: Was tun, wenn man sich zu nahe steht?
http://www.youtube.com/watch?v=qaYZI3oCfuA&feature=related
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Dr.Boomslang am 10.09.2010 | 01:31
Die Demo mit den Shocker-Messern zeigt ja sehr gut was ich oben irgendwo schon mal gesagt habe. Mit echten Schmerzen in Aussicht wird völlig anders gekämpft.
Aber das sollte eigentlich jedem klar sein der mal Kampfsport gemacht oder auch nur länger beobachtet hat. Kämpfe sehen immer völlig anders aus je nach Kontext und Regeln (Training, Sparring, Halb-, Vollkontakt). Das im Hintergrund stehende Ziel bestimmt die gesamte Form.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Horatio am 10.09.2010 | 01:42
@ DK
Gerne :). Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass Boxhelme den Kopf gegen Messer schützen :P (und Fechtmasken besitzte ich selbst keine). Werden uns aber schon nicht umbringen^^. Hab seit über zwei Jahren nichts mehr in die Richtung gemacht, aber ich glaube und hoffe da sind noch genug Basics da um sich nicht zu blamieren ;).
Freu mich drauf :).
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: YY am 10.09.2010 | 03:27
Da krieg ich ja direkt Lust, auch mal auf der SPIEL vorbeizuschauen  ;D

Die Demo mit den Shocker-Messern zeigt ja sehr gut was ich oben irgendwo schon mal gesagt habe. Mit echten Schmerzen in Aussicht wird völlig anders gekämpft.

Jein.
Einer der Knackpunkte im Training ist es ja gerade, sich das technisch Richtige ohne Rücksicht auf die eigenen Befindlichkeiten anzugewöhnen.


Gerade beim Thema Messer ergibt sich das aber großteils von selbst, sobald man keine Duelle mit gleicher Initiative und Bewaffnung durchführt, sondern SV-Szenarien umsetzt - dann kann man es sich nämlich eh nicht mehr aussuchen  >;D
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: killedcat am 10.09.2010 | 06:29
Ein Jahr Kendo bevor man anfängt taktisch zu Kämpfen? Ich brauch doch immer einen Plan wenn ich meinen Gegner angreife^^. Wie kämpft man den vorher? :P
Wie man vorher kämpft? Fast gar nicht!

Du machst Grundübungen, Katas, lernst die Grundlagen. Nach einem Jahr überlegst du dir erstmal, ob du dir die teure Rüstung kaufst.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Thot am 10.09.2010 | 07:00
Tja, und darum machen das so wenige. Ist immerhin logisch. ;)
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Dr.Boomslang am 10.09.2010 | 14:16
Einer der Knackpunkte im Training ist es ja gerade, sich das technisch Richtige ohne Rücksicht auf die eigenen Befindlichkeiten anzugewöhnen.
Im Prinzip ist das ja richtig, nur relativiert sich das wenn du dann den Super-Sifu oder was auch immer in nem Vollkontakt-Ring siehst wo er sich wie jeder andere wie ein Straßenköter prügelt und scheinbar seine Schritttechniken und akrobatischen Kicks oder was auch immer vergessen hat. Ich sag scheinbar weil es natürlich schon ein Unterschied ist und man eben Training und Kampf nicht direkt vergleichen kann. Aber das liegt eben auch daran dass die Einsätze völlig andere sind. Man kann das nicht ausblenden und die echte Situation kaum trainieren, außer man macht es (oder hat sehr realistisches Training, aber am Messerbeispiel sieht man mal wieder wie man sich bei Realismus täuschen kann).
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: YY am 10.09.2010 | 15:49
Im Prinzip ist das ja richtig, nur relativiert sich das wenn du dann den Super-Sifu oder was auch immer in nem Vollkontakt-Ring siehst wo er sich wie jeder andere wie ein Straßenköter prügelt und scheinbar seine Schritttechniken und akrobatischen Kicks oder was auch immer vergessen hat.

Wie du selbst schon sagst: Der trainiert schließlich etwas völlig Anderes, wenn auch evtl. auf hohem Niveau.

Im Hinblick auf den Einsatz im regelarmen Vollkontakt oder im SV-Zusammenhang trainiert der schlussendlich nicht das technisch Richtige - auch wenn es andere vielleicht glauben/erwarten oder, im schlimmsten Fall, er selbst der Meinung ist, das Richtige zu trainieren.


Es lässt sich aber mMn mit etwas Denkarbeit und entsprechend ausgerichtetem Sparring schon ganz gut beurteilen, was realistisch(er)es Training bzw. was realitätsnahe Systeme sind und was nicht.

Um das Thema mal wieder mehr in Richtung Schwertkampf zu biegen:
Kendo und Sportfechten im Vergleich zu dem, was die ARMA-Jungs treiben - da muss man nicht lange überlegen.
Natürlich kann man hergehen und sagen "Dies und das ist bei den ARMA-Leuten aber unrealistisch"; trotzdem sind sie offensichtlich viel näher an echten Kämpfen als z.B. die Sportfechter - die das ja auch gar nicht anstreben.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Rabenmund am 17.11.2010 | 03:04
Kurz zu dem Argument zum realistischen Messer/Schwertkampf:
Im besten Fall zeigt dir ein Lehrer wie du kämpfst und dabei nicht verletzt wirst. Zu theoretisch? Das funktioniert über eine Kombination von taktischer Bewegung, Erfahrung (du lernst es, einen Gegner zu lesen), Angriffstechniken mit der Waffe und - bei Messern - dem Einbeziehen des anderen Armes um das Messer aus der Bahn zu bringen.

Das in einem Video wie den vorigen einer der beider der "passive Angreifer" ist lässt sich bei Demonstrationen der Technik schlecht vermeiden - wie willst du es lernen, wenn du es nicht sauber siehst ;)


Um zur Anfangsfrage zurück zu kommen: Ein echter Schwertkampf - vorausgesetzt beide sind auf ähnlichem Niveau - ist sehr schnell vorbei. Wohlgemerkt, vorbei. Nicht einseitig entschieden, denn selbst wenn einer der beiden kampfunfähig/tot ist kann es gut sein das es dem "Sieger" kaum besser geht.

Das war mein Senf zu dem Thema...
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Funktionalist am 17.11.2010 | 12:57

Um zur Anfangsfrage zurück zu kommen: Ein echter Schwertkampf - vorausgesetzt beide sind auf ähnlichem Niveau - ist sehr schnell vorbei. Wohlgemerkt, vorbei. Nicht einseitig entschieden, denn selbst wenn einer der beiden kampfunfähig/tot ist kann es gut sein das es dem "Sieger" kaum besser geht.

Das war mein Senf zu dem Thema...

Berichte aus der Zeit, wo es richtige Schwertkämpfe gab, sprechen eine andere Sprache.
Da gab es Situationen, in denen sich eine kleine Truppe von 4-5 Leuten 10 Angreifer über Stunden vom Leib gehalten haben.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Rabenmund am 17.11.2010 | 15:57
Waren sie ähnlich gut? Wie war die taktische Position (Gebäude, Verteidigung eines schmalen Durchganges, offener Platz, Palisade/Kletterer,)? Wie sah es mit gleichwertiger Ausrüstung beider Seiten aus?

Und wie viel kann man aufgrund von Aufschneiderei getrost abstreichen ;)
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Maarzan am 17.11.2010 | 16:18
Berichte aus der Zeit, wo es richtige Schwertkämpfe gab, sprechen eine andere Sprache.
Da gab es Situationen, in denen sich eine kleine Truppe von 4-5 Leuten 10 Angreifer über Stunden vom Leib gehalten haben.

Es kannauch sein, dass beide Parteien wußten, wie riskant das ist und nicht unter Zeitdruck standen und so gehofft haben irgendwo einen Vorteil zu finden, wie die Sache sicherer zu erleidgen ist und solange nur taktiert udnrumgehampelt sind.

Wenn ich noch mal zum Weiterschreiben an meinem System komme, werd ich das über zwei Eskalationsstufen regeln: in der ersten groben gibt es Geplänkel, Manövrieren, beleidge, posen etc. aber eher Zufallstreffer oder wenn eine Seite mächtig besser ist als die andere und dann die Eskalation, wenn einer der beiden Seiten Ernst macht und das dann in Zeitlupe abgehandelt werden soll. Und Eskalieren wird wohl irgendwo mit einer Moralprüfung einhergehen.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Funktionalist am 17.11.2010 | 17:28
Ein exemplarischer Bericht:
http://www.thearma.org/essays/digby.html

Rechne die Aufschneiderei runter und das Abtasten und die Wertschätzung fürs eigene Leben sorgen trotzdem für entsprechend lange Kämpfe.
Und klar spielten enge Durchgänge und Türen etc eine wichtige Rolle.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Rabenmund am 17.11.2010 | 17:51
Ok, das war ein Missverständnis auf beiden Seiten.
Ich meinte mit Schwertkampf den konkreten "all-in-schlagabtausch"; du wohl eher auch das Geplänkel davor.
Im Übrigen, ich ging bei meinem "Beispiel" von a) 2 etwa gleichwertigen und b) wie im OP erwähnt leicht bis nicht gerüsteten aus. Und ja, es gibt Stile wie Kendojutsu in denen ein überlegener Gegner den Kampf mit einem Schlag entscheidet - unter idealen Bedingungen.

Imho: Ich persönlich gehe eher von Kämpfen mit 2 Sorten Attacken aus: schwächende (Blutverlust, Muskeln durchtrennt, Schock) und tödliche/tötende (Arterien offen, Bauchwunden,...). In so einem Kampf versuchst du höchstens, den fremden Angriff durch einen Konterangriff zu brechen/abzulenken und dann mit dem nächsten selbst durchzukommen anstatt nur zu parieren. Denn irgendwann kann er doch durchkommen...
Denn: Wenns ums Leben geht nimmt sich nur ein Trottel die Zeit, eine Show abzuziehen... oder er will den Gegner im Vorfeld einschüchtern (und damit "gewinnen").
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Funktionalist am 17.11.2010 | 17:56
Hehe, ja, ich hatte die "taktische" Situation im Kopf.

Wenn ersteinmal das Metall fliegt, dann denke ich auch, dass es recht schnell geht. Wobei das Belauern ja immer wieder vorkommen kann...
Die Videos von den Armajungs sehen schon sehr cool aus und man kann dort auch sehr schön, die von dir beschriebnen Konterangriffparaden etc sehen. Stichwort: Meisterhiebe
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: ErikErikson am 18.11.2010 | 12:14
Ich find die Arma Videos nimmer.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Funktionalist am 18.11.2010 | 16:31
Ich find die Arma Videos nimmer.
http://www.thearma.org/Videos/TPVideos.htm
http://www.youtube.com/watch?v=qaYZI3oCfuA
http://www.youtube.com/results?search_query=arma+fencing&aq=f

Sobald Leute in rotschwarz rumrennen, ist die Chance groß, dass es welche von ARMA sind.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: ErikErikson am 18.11.2010 | 16:37
Danke, die sind schön, da sind man bei manchen schon das die echt damit umgehen können. Grade der Typ mit dem Dolch und Schwert im letzten.
Titel: Re: Ein realistischer Schwertkampf
Beitrag von: Funktionalist am 18.11.2010 | 16:43
Wenigstens fällt einem bei den Jungs nicht sofort ein, was man besser machen könnte... Im Gegensatz zu Wushu-Schwertformen zum Beispiel.
;)