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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Spielleiterthemen => Thema gestartet von: Lord Verminaard am 3.07.2003 | 15:03

Titel: Wie schreibt man einen guten One-Shot?
Beitrag von: Lord Verminaard am 3.07.2003 | 15:03
Also bisher habe ich fast immer längere Kampagnen geleitet und hatte alle Zeit, die ich brauchte. Aber ich finde die Idee eines One-Shots, den man tatsächlich in 4-6 Stunden schafft, an sich sehr reizvoll. Offenkundig muss man schon beim Schreiben des Abenteuers ganz anders vorgehen. Über die Frage, ob man Charaktere vorfertigen sollte, haben wir ja schon diskutiert. Was ich mir bisher so überlegt habe:

1. One-Shots leben von der Interaktion der Charaktere untereinander. Für einen Haufen NPCs hat man überhaupt keine Zeit. Um es trotzdem interessant zu machen, ist es gut, der Gruppe etwas Konfliktpotential zu geben.

2. Für das langsame Aufbauen von Stimmungen oder die detaillierte Entwicklung von Figuren bleibt keine Zeit. Daher braucht man in One-Shots Klischees, um mit wenigen Worten viele Assoziationen hervorzurufen.

3. Plot und Hintergrund dürfen nicht zu kompliziert sein, damit sich das Ganze auch in der gewünschten Zeit zu einem Runden Abschluss bringen lässt. Es hilft, ein System zu wählen, in dem Kämpfe nicht zu lange dauern.

4. Damit die einfache, klischeebeladenen Story nicht zu langweilig und stereotyp ist, braucht man einen originellen Einfall, einen kleinen Twist, am besten als Turning Point des Abenteuers, der dem Ganzen die nötige Würze gibt.

5. Um die Sache schnell ins Rollen zu bringen, empfiehlt sich ein "In medias res"-Anfang. Dieser sollte so gestaltet sein, dass er die Charaktere von Anfang an aneinander bindet, um Einzelaktionen zu vermeiden. Umso besser, wenn dieser Einstieg auch noch witzig / originell ist.

Liege ich so weit halbwegs richtig? Was meinen die One-Shot-erfahrenen Spielleiter dazu? Was gilt es noch zu beachten?

P.S.: Ich habe hier (http://tanelorn.net/index.php?board=35;action=display;threadid=6129) mal eine konkrete Ideensammlung aufgemacht.
Titel: Re:Wie schreibt man einen guten One-Shot?
Beitrag von: Monkey McPants am 3.07.2003 | 18:20
Ok, zuerst einmal das üblich Bla-Bla:

"Es gibt keine allgemeinen Regeln wie man...*schnarch*"

So, nachdem wir das erledigt hätten...
----------------

Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir da helfen kann, denn entweder waren alle meine bisherigen Sachen One-Shots, oder keiner. (Je nach Sichtweise...)

Ich bin mir nicht sicher, ob es tatsächlich notwendig ist, eine "klischeebeladene" Story zu verwenden, aber sollten doch bekannte Themen vorkommen, vor allem, wenn der One-Shot mit einem neuen System als dem bisher gesielten arbeitet.

Was für eine Geschichte hast du dir denn vorgestellt?
Welches Genre bzw System soll es denn sein?
Soll es als Einstieg für ein neues Rollenspiel gedacht sein, oder soll es vielleicht ein ganz neues Konzept in die Runde Bringen? (Würfelloses Rollenspiel beispielsweise)

Im allgemeinen ist es immer wieder nett, die Spieler Hals über Kopf in etwas völlig Unerwartetes zu schmeißen. Bevor ich aber mehr sagen kann solltest du mehr von deinem Plan enthüllen.

M
Titel: Re:Wie schreibt man einen guten One-Shot?
Beitrag von: Lord Verminaard am 4.07.2003 | 01:17
@ Minx: Ich habe viele verschiedene Pläne. Auf dem nächsten Con möchte ich ein Star-Wars-One-Shot leiten. Mit ein paar Freunden möchte ich mal Feng Shui ausprobieren. Später möchte ich mein eigenes System vielleicht auch mal auf Cons vorstellen. Für ein paar andere Freunde überlege ich, ein Vampire-, Sabbat- oder Werewolf-One-Shot zu machen. Außerdem macht es mir Spaß, ein bisschen allgemein zu fachsimpeln, oft kommt einem doch dabei erst die Inspiration für ein konkretes Abenteuer...

Ich habe in meiner "Karriere" schon viele Kampagnen gespielt, und ich gebe zu, so eine Kampagne hat ihre Vorzüge, doch ich finde die Idee eines One-Shots reizvoll. Ich habe erst eine Handvoll gespielt, und sie sind schon konzeptionell so anders als Abenteuer, die in eine Kampagne eingebettet sind, dass ich es fast als eine andere Art von Rollenspiel bezeichnen würde. Okay, das ist vielleicht ein bisschen dick aufgetragen.

Aber worauf ich hinaus will: warum nicht auch in einer festen Runde mal One-Shots spielen? Neue Systeme ausprobieren oder einfach nur ungewöhnliche Charaktere in ungewöhnlichen Situationen zum Gegenstand machen? Konstellationen realisieren, die für eine ganze Kampagne zu extrem oder zu einseitig wären?

Bei DSA eine Gruppe von Eleven einer Magierakademie spielen. Bei Vampire eine reine Nosferatu-Runde. Bei Star Wars ein Trupp von Gamoreanern. Bei Vampire Dark Ages einen Seti, einen Lasombra und einen Assamiten, alle drei abgrundtief schlecht. Eine Gruppe unheilbar Kranker im Wettlauf mit dem Tod (egal welches System). Es gibt viele gute Gründe, nicht immer nur Kampagnen zu spielen.
Titel: Re:Wie schreibt man einen guten One-Shot?
Beitrag von: Sara Pink [DA] am 4.07.2003 | 04:00
Nur ganz kurz und nicht so ausführlich, wie der Rest hier, da ich da eh wenig Erfahrungen mit gemacht hab....


Als ich PP&P mal geleitet habe, als Entspannungsrunde von dem ganzen ernstes Kampagnen Zeugz hat es mir immer geholfen, einen fertigen Anfang und ein fertiges Ende zu haben, sowie einige Zwischenstationen, die teilweise zu dem Ende hinführen. Dabei ist kein konkretes, festes Ende gemeint. Ich dachte mir das also so aus "Die einen befreien die anderen aus dem Kaufhaus (ANFANG), ab ins Dorf, man erfährt von einer Plüschhexe, die mit Waschmittel dealt (ZWISCHENSTATION) und schlussendlich der Showdown in einer Persl fabrik (ENDE)" Das lief locker flockig von der Hand und auch bei anderen Runden (die böse Bären Rocker Bande, die das Plüschdorf terrorisieren) hat das gut geklappt.
Also in Gedanken schon sehr konkret werden bei der Planung...
Titel: Re:Wie schreibt man einen guten One-Shot?
Beitrag von: Grungi am 4.07.2003 | 14:59
Hab auch mal ein PP&P One-Shot geleitet. Darin ging es um Engel die in Gestalt von Plüschtieren auf Dämonenjagd gingen. Das große Finale war der Kampf gegen einen riesiegen bessesenen Teddybären.
Titel: Re:Wie schreibt man einen guten One-Shot?
Beitrag von: Joerg.D am 10.07.2003 | 15:47
Ich glaube du machst dir zuviele Gedanken.
Bei einer längeren Kampanje gibt es auch dein Einführungsabenteuer. Das ist immer so eine Art One Shot, da die Charaktäre zusammen gebracht werden müssen. Du lässt also für einen Guten One-Shot nur die Hinweise auf die späteren Abenteuer weg und achtest mehr auf die Gruppendynamik als auf die Storyline. Ich bin der Meinung, dass die meisten Kampanjen quasi aus mehreren One-Shots bestehen.
Deine Ideen dazu sind übrigens herforragend.
Titel: Re:Wie schreibt man einen guten One-Shot?
Beitrag von: Boba Fett am 10.07.2003 | 16:23
Die Frage stellt sich auch:

Was bezweckst Du mit einem One-Shot?

Ein Con-One-Shot, der Leute dazu bringen soll, sich für ein System zu interessieren, wird sicherlich anders aussehen, als ein One-Shot für Neulinge, denen man das Rollenspiel an sich näherbringen will.

Der Zweck definiert also die Form.
Titel: Re:Wie schreibt man einen guten One-Shot?
Beitrag von: Lord Verminaard am 11.07.2003 | 19:27
Siehe ein paar Posts weiter oben:

Zitat
Neue Systeme ausprobieren oder einfach nur ungewöhnliche Charaktere in ungewöhnlichen Situationen zum Gegenstand machen? Konstellationen realisieren, die für eine ganze Kampagne zu extrem oder zu einseitig wären?

Bei DSA eine Gruppe von Eleven einer Magierakademie spielen. Bei Vampire eine reine Nosferatu-Runde. Bei Star Wars ein Trupp von Gamoreanern. Bei Vampire Dark Ages einen Seti, einen Lasombra und einen Assamiten, alle drei abgrundtief schlecht. Eine Gruppe unheilbar Kranker im Wettlauf mit dem Tod (egal welches System). Es gibt viele gute Gründe, nicht immer nur Kampagnen zu spielen.
Titel: Re:Wie schreibt man einen guten One-Shot?
Beitrag von: Roland am 15.07.2003 | 11:14
Hab auch mal ein PP&P One-Shot geleitet. Darin ging es um Engel die in Gestalt von Plüschtieren auf Dämonenjagd gingen. Das große Finale war der Kampf gegen einen riesiegen bessesenen Teddybären.

Hey, bei uns war's genau umgekehrt, wir waren plüschige Dämonen auf Starfexpedition.  :o
Titel: Re:Wie schreibt man einen guten One-Shot?
Beitrag von: Grungi am 16.07.2003 | 10:17
was für zufall. welch ein zusammenspiel!
Titel: Re:Wie schreibt man einen guten One-Shot?
Beitrag von: Gast am 16.07.2003 | 18:07
Bei One Shots muss man auf die Werte der Charactere aufpassen. Wenn man weiss,dass der Character nur einen Abend existiert, nihmt man eher Dunkles Schicksal als bei einer Kampagne.
Titel: Re:Wie schreibt man einen guten One-Shot?
Beitrag von: Boba Fett am 17.07.2003 | 12:35
Das Abenteuer sollte straight sein und keine Komplikationen erahnen lassen, denn sonst wird es zerredet.
Am besten einen einfachen Job, der kein Problem birgt, bei dessen Erledigung eine Wendung in der Situation auftritt die nicht verhorsehbar ist und durch die dann Action entsteht.
So vermeidet man, dass die SPieler versuchen, alle Eventualitäten vorherzusehen...

Ein gutes Beispiel ist der Film "from Dusk till Dawn".

Am Anfang ein Road - Movie, wandelt er sich dann zu einem ganz anderen Genre...

Ein anderes Beispiel: Charaktere müssen Anzug vom Paten aus der Reinigung holen. Unterwegs entgleist die U-Bahn, und die Charaktere kommen in einer wirklich üblen Gegend aus der Kanalisation...

Straight Story, Interceptions und ein tolles Finale sind die wichtigen Elemente. Das wichtigste: Erfolg
Die Spieler müssen merken, dass ihre Charaktere ganz tolle Erfolge erleben. Spektakuläre Situationen überleben, Heldenhafte Taten begehen, Wirklich etwas bewegen...
Dann entwickeln die Spieler Interesse.
Titel: Re:Wie schreibt man einen guten One-Shot?
Beitrag von: Meister Analion am 19.07.2003 | 00:45
Vor allem muß man zeitlich flexibel sein. Am besten, man hat ein paar Szenen, die man bei Bedarf einbauen oder weglassen kann um rechtzeitig fertig zu werden.
Titel: Re:Wie schreibt man einen guten One-Shot?
Beitrag von: Gast am 19.07.2003 | 01:28
Bei mir ist's eine Geschichte, die immer nach einem bestimmten Grundmuster verläuft, Szenen und die tatsächliche Geschichte ist dabei austauschbar. Im wesentlichen verzichte ich dabei auf wirklich tiefgehendes Rollenspiel.

Also:
Ihr steht hier, und hinter euch ist ein Problem....

Der Rest geht mit der Gruppe immer recht gut, vorausgesetzt man kann sich als SL von den Spieler inspirieren lassen.
Titel: Re:Wie schreibt man einen guten One-Shot?
Beitrag von: Gast am 23.07.2003 | 17:38
Ha, Interessant, ich schreibe auch gerade an einem One Shot für einen Con (System ist Legend of the 5 Rings):

Die Charaktere dienen alle dem selben Fürsten (-> direkte Verbindung der Charaktere) und erwachen eines Morgens, die Festung wird angegriffen, merkwürdigerweise von Truppen ihres Clans. Sie überleben und müssen sich jetzt als Ronin durchschlagen, wobei sie die Hintergründe für den Angriff aufdecken und versuchen können, sich zu rehabilitieren. Dabei kommt es natürlich zu einem angemessenen Showdown.

Die Charaktere sind bewußt stereotyp, da nicht jeder mit der Rolle des Samurai direkt zurechtkommt/den Hintergrund von L5R kennt: Eine draufgängerische Matsu-Samurai-ko, ein ehrenhaft-idealistischer Akodo Bushi samt seines "mißratenen" Bruders und ein neugieriger Kitsu-Shugenja (für alle Nicht-Rokugani: Zauberer *g*).

Wer alles mitbekommen möchte: Das fertige Abenteuer leite ich auf dem FeenCon ;-)
Titel: Re:Wie schreibt man einen guten One-Shot?
Beitrag von: Jestocost am 23.07.2003 | 17:41
Hört sich gut an. Ich würde das Abenteuer szenisch aufbereiten: Am Anfang kommt der Angriff. Schnitt. Jahre später, die Charaktere sind nun Ronin und bekommen irgendeinen lächerlichen Auftritt. Und dabei erhalten sie das Puzzlstück das ihnen zeigt, wer dahinter steckte...
Titel: Re:Wie schreibt man einen guten One-Shot?
Beitrag von: Gast am 23.07.2003 | 22:42
Ich hatte mir eher vorgestellt, daß alles direkt aufeinanderfolgend geschieht. Der Konflikt, Ehre und Treue gegen das nackte Überleben, soll ganz frisch entstehen.
Naja, die genauen Hintergründe gehen zu sehr ins Detail, aber der Ablauf steht schon einigermaßen fest. Wenn ich dran denke, werde ich nach dem FeenCon was darübr posten...
Titel: Re:Wie schreibt man einen guten One-Shot?
Beitrag von: 1of3 am 24.07.2003 | 09:32
Was man vielleicht noch überlegen sollte, sind teilweise oder ganz vorbereitete Charaktere. Das kann abhängig vom System eine Menge Zeit ersparen.

Ich hätte eigentlich damit gerechnet, dass die Konflikte zwischen den Charakteren wegfallen und mehr über NSCs läuft, ganz einfach weil es noch nicht viel Zeit gab diese Konflikte aufzubauen und Neulinge bei einem System auf solche Feinheiten anfangs oft nicht achten. Das erledigt sich natürlich, wenn man One-Shots mit erfahrenen Spielern durchzieht.
Titel: Re:Wie schreibt man einen guten One-Shot?
Beitrag von: Gast am 25.07.2003 | 23:28
Du wirst lachen, Lord Verminaard, aber ich bin momentan in einer Vampire-Gruppe, wo wir in den Dark Ages eine Setitin, einen Lasombra und einen Assamiten spielen. Naja, eine Nosferatu ist auch noch dabei. Zufälle gibt's...
Das ganze wird aber sogar zur Kampagne.

Aber zurück zum Thema:

Die anfangs genannten Tipps zum One Shot sind sehr treffend. Ich finde außerdem auch, dass man bei One Shots gut die Gelegenheit hat, einiges an "Ballast" abzuwerfen. Stundenlange Einkäufe, Vorbereitungen und Planungen haben hier nichts zu suchen. Ob man nun jemandem ein Sytem näherbringen will, jemanden ins Rollenspiel einführen will oder ob man einfach ein Zwischendurch-Abenteuer mit der üblichen Gruppe spielen möchte, man sollte in jedem Fall Action bieten, dazu ruhig wie vorgeschlagen direkt in die Handlung einsteigen und möglichst schnell spielen.
Es bietet sich auch an, bei Aktionen, die man in der Kampagne nicht zulassen würde, hier mal ein Auge zuzudrücken. Klar will man nicht, dass durch einen unrealistischen Schußwaffentreffer der lange vorbereitete Bösewicht ausradiert wird, aber bei einem One Shot: Was soll's? Der Spaß steht noch mehr als sonst im Vordergrund.
Zu lange (Planungs)pausen und ähnliches sollte man durch plötzliche Ereignisse unterbrechen, um das Spiel am Laufen zu halten. Dabei ist gerade beim One Shot die Improvisation noch wichtiger als sonst. Meistens konnte man sich ja eh nicht großartig vorbereiten. Wenn dann am Ende storymäßig nicht alles so zusammenpaßt wie es bei einer geplanten Kampagne sein sollte, wird einem das keiner übelnehmen, wenn man nur Spaß beim Spielen hatte.