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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Callisto am 12.09.2010 | 15:04

Titel: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Callisto am 12.09.2010 | 15:04
Oft hört man, dieses System will realistisch sein, oder jenes sei total unrealistisch etc.

Realismus is für'n Arsch ! Was dagegen wichtig ist, ist Glaubwürdigkeit !


Das musste mal raus ! Ein Spiel KANN nicht REALISTISCH sein. Rollenspiel ist nun mal nicht real ! Was im Spiel wichtig ist, ist nicht, wie realistisch der Schaden von Pfeil und Bogen im Vergleich mit dem Schaden einer Schusswaffe ist, sondern wie glaubwürdig das im Spiel ist. Natürlich bietet die Realität die stabilsten Vergleichsmöglichkeiten mit Rollenspielen an. Aber Spielmechaniken bilden nicht die Realität ab sondern bieten die Möglichkeit ein möglichst glaubwürdiges Rollenspielerlebnis zu "erspielen"

Wahrscheinlich drück ich mich völlig wirr aus, aber ich kann das Wort Realismus nicht mehr hören ! Es gibt eine Realität und es gibt viele viele Rollenspiele ! Aber Rollenspiele müssen GLAUBWÜRDIG sein, denn realistisch können sie gar nicht sein!

Mag sein, dass der ständige Kampf darum, was denn nun realistisch sei, auch daran liegt, dass alle Menschen nun mal unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben, aneinandervorbeireden und teilweise unrealistische Vorstellungen von bestimmten Dingen (wie Bogenschiessen z. B.) haben. Es kotzt mich an !

Wieso denkt niemand daran, dass ein Spiel "nur", und eigentlich auch in erster Linie, GLAUBWÜRDIG sein muss?

Sorry, das musste raus und ich verabschiede mich halbwegs ins Wochenende.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Wulfhelm am 12.09.2010 | 15:07
Ein Spiel KANN nicht REALISTISCH sein. Rollenspiel ist nun mal nicht real !
Was stimmt an dieser Aussage wohl nicht?
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Callisto am 12.09.2010 | 15:09
Was stimmt an dieser Aussage wohl nicht?

Wenn du damit sagen willst, das du, während du Pen&Paper spielst, Dich durch Mittelerde oder ein sonstiges Setting bewegst, dann kann ich dir nur raten, ein Psychologen aufzusuchen. Du bist NICHT in Mittelerde ! Dein Gehirn schafft dir eine Vorstellung von Mittelerde, aber PHYSISCH bist du immer noch am SPieltisch und laberst mit deinen Mitspielern !
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Wulfhelm am 12.09.2010 | 15:11
Wenn du damit sagen willst,
Wie der Spartaner sagt: Wenn.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Callisto am 12.09.2010 | 15:12
Wie der Spartaner sagt: Wenn.

Dann SAG was du sagen willst und schleich nich um den heissen Brei rum !
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Wulfhelm am 12.09.2010 | 15:17
Wenn (!) Du einen kleinen Denkanstoß einmal aufgegriffen hättest, dann wäre Dir möglicherweise aufgegangen, dass die Aussage
"Ein Spiel KANN nicht REALISTISCH sein. Rollenspiel ist nun mal nicht real !" nicht den geringsten Sinn ergibt. Denn im Gegenteil kann etwas, das real ist, nicht realistisch sein.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: 1of3 am 12.09.2010 | 15:19
SEUCOR ist sowieso realistischer. (http://1of3.blogspot.com/2006/09/schnell-einfach-universal.html)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Maarzan am 12.09.2010 | 15:24


Wieso denkt niemand daran, dass ein Spiel "nur", und eigentlich auch in erster Linie, GLAUBWÜRDIG sein muss?


Um glaubwürdig zu sein, muss es aber den Erwartungen der Leute entsprechen. Von diesen Erwartungen gibt es ggf. gibt es eine gewisse Bandbreite, aber eine davon muss man schon nehmen. Wo das betreffende Ziel Teil unserer Welt ist, ist es daher naheliegend zuerst einmal zu schauen, wie so etwas in unserer Welt real aussieht. Einmal macht es hoffentlich die Mehrheit der Meinungen aus und wenn nicht, kann man immer noch auf diese Referenz verweisen, wenn man sagen muss warum so und nicht anders.Des weiteren kann man Referenzwerte aus der realen Welt nehmen um seine Modellierung zu prüfen und zu kalibrieren - oder auch gezielt festzustellen, wo sie versagt und den Benutzer warnen.

(Außerdem macht modelieren Spaß! (tm) 8])
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Bad Horse am 12.09.2010 | 15:26
Ich finde, Callisto hat recht.  :)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Callisto am 12.09.2010 | 15:27
Ich finde, Callisto hat recht.  :)

Und mit diesem Schlusswort mach ich erst mal zu. Morgen abend, wenn ich wieder da bin (und gelassener !) können wir ja wieder drüber reden.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Callisto am 13.09.2010 | 22:26
So, wieder da und wenn mich meine Katze jetzt nich anfängt zu terrorisieren, bin ich auch entspannt.

@Maarzan: Klar, ich schrieb ja schon im ersten Post, dass die Realität nun mal die stabilsten Vergleichsmöglichkeiten bietet. Trotzdem ist es Schwachsinn, in einem Setting oder einem System das Magie und/oder Überlichtgeschwindigkeit bietet, auf Realismus zu pochen. Vor allem weil niemand niemals Glaubwürdigkeit erwähnt ! Wenn man beides, Realismus und Glaubwürdigkeit betrachten würde, wärs ja ok. Aber die Glaubwürdigkeit fällt völlig unter den Tisch. Vielleicht hatte ich gestern nur einen schlechten Tag und hab den Korinthenkacker in mir rausgelassen. Trotzdem ! Glaubwürdigkeit ist wichtiger als Realismus, oder gar phantastischer Realismus *würg*
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: El God am 13.09.2010 | 22:32
Ich kann Callisto nur zustimmen. Ich brauche keinen Realismus. In engen Grenzen brauche ich nichtmal Glaubwürdigkeit, höchstens Kausalität.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Visionär am 13.09.2010 | 22:36
Genug Flaschen Bier oder Wein schaffen eine Menge wahrgenommene Glaubwürdigkeit und Kausalität.

Ansonsten bleibt mir zu dem Thema nur zu sagen: Jo, was gibt es neues? Es behauptet doch keiner mehr ernsthaft, sein System erlaube eine realistische Abbildung der realen Verhältnisse.

Und meistens werden glaubwürdig und realistisch in solchen Diskussionen aufgrund des unscharfen Wortgebrauchs, den wir alle machen, beinahe synonym verwendet.
"Das ist unrealistisch" = "Das finde ich innerhalb der Spielwelt jetzt unglaubwürdig und brauche ein Argument."
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Alice Crocodile Coltrane am 13.09.2010 | 22:37
Mir wäre Glaubwürdigkeit der Charakterentwicklung sehr wichtig für den Spielspass.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Bad Horse am 13.09.2010 | 22:38
Ich kann ja in gewissem Maß sogar auf Glaubwürdigkeit und Kausalität verzichten... solange es nicht langweilig ist!
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Arbo am 13.09.2010 | 22:41
Ich könnte dem zustimmen, wenn es im Bezug auf das Rollenspiel EINE Realität gäbe ... tatsächilch habe ich aber eher die Erfahrung gemacht, dass es mindestens so viele "Realitäten" gibt, wie Spieler|innen am Tisch sitzen.

Dessen ungeachtet bin ich dafür, dass sich die spielenden Parteien auf einen gewissen Grundstock dessen einigen, was sie als "Realität" bezeichnen. Wie diese auszusehen hat, hängt von Gruppe zu Gruppe und Genre zu Genre ab. Es kann auf jeden Fall aber ziemlich hilfreich sein.  ;)

Ansonsten halte ich die Diskussion um "realistische" und "weniger realistische" Rollenspiele für mühsig. Im Grunde geht's doch "nur" um Detailtiefe und Zufallsmechanismen.

Arbo
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Alice Crocodile Coltrane am 13.09.2010 | 22:42
Ich kann ja in gewissem Maß sogar auf Glaubwürdigkeit und Kausalität verzichten... solange es nicht langweilig ist!

Zugegeben, dem muss ich beipflichten  :D
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Woodman am 13.09.2010 | 22:44
So dann kann ich ja mal endlich meinem Besserwisserdrang Erleichterung verschaffen ;)
Zitat
Ein Spiel KANN nicht REALISTISCH sein. Rollenspiel ist nun mal nicht real !
Realistisch ist etwas, was eine Wirklichkeit möglichst gut abbildet, real ist etwas, was in einer Wirklichkeit existiert. Es gibt haufenweise sehr realistische Sachen, die sich mit Sachen beschäftigen, die nur in den Köpfen von ein paar Leuten existieren, wenn zB. ein Architekt ein paar besondere Belastungen für sein nächstes Projekt durchrechnet, ist das sehr realistisch, obwohl noch kein Stein auch nur auf der Baustelle ist. Alles was real ist, ist automatisch vollkommen realistisch, da es Teil der Wirklichkeit ist, für alles reale ist die Bezeichnung realistisch also überflüssig, nur Sachen, die rein als gedankliche Vorstellung existieren kann man sinnvoll als realistisch beschreiben.
Genau damit beschäftigen sich tagtäglich viele Wissenschaftler, Techniker, Marktforscher ... indem sie Modelle entwickeln, verfeinern oder anwenden, um realistische Einschätzungen über die Folgen ihres Handelns zu erhalten. Wenn man es genau betrachtet, sind Rollenspiel auch nichts anderes als Modelle und die Spieler haben Spaß daran zu gucken wie das Modell auf ihre Eingaben reagiert, ob es dabei sinnvoll ist diese Modell unsere Wirklichkeit abbilden zu lassen ist wohl eine Geschmacksfrage, aber definitiv keine Unmöglichkeit, erst Recht nicht weil es sich bei einem Rollenspiel um ein rein gedankliches Konstrukt handelt.
Zusätzlich sind dem Modell deutlich Grenzen gesetzt, denn die zumutbare Komplexität ist bei einem Spiel viel geringer als bei wissenschaftlichen Modellen, weil man am Spieltisch keine Großrechner zur Verfügung hat, die mal eben Diffenrentialgleichungssysteme mit mehreren Hunder Unbekannten lösen oder ähnliches.

so fertig mit Besserwisserei
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Visionär am 13.09.2010 | 22:45
Mir wäre Glaubwürdigkeit der Charakterentwicklung sehr wichtig für den Spielspass.

ISt doch ein Problem. Die (Entwicklungs)psychologin wird ganz andere Massstäbe an eine glaubwürdige Charakterentwicklung stellen als jemand, der sich nicht beschäftigt. So wie ein Arzt eine andere Sicht auf Wunden, Verletzungen und Krankheiten hat, und somit jegliches System an seinem KnowHow scheitern wird. Aber ganz ehrlich, ich will nach Sturz und gebrochenem Arm nicht noch auf "Rettungswurf gegen Analgodystrophie" würfeln.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Callisto am 13.09.2010 | 22:45
Ansonsten halte ich die Diskussion um "realistische" und "weniger realistische" Rollenspiele für mühsig. Im Grunde geht's doch "nur" um Detailtiefe und Zufallsmechanismen.

Ja eben ! Und wenn man sich schon im Realismus streitet gehts im Grunde oft genug um Glaubwürdigkeit.

Im Bezug auf Rollenspiel muss man sich auf einen gemeinsamen Vorstellungsraum einigen, das Setting sollte auf jeden Mitspieler ähnlich wirken. Auch deswegen finde ich es müssig ständig auf Realismus zu pochen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: OldSam am 13.09.2010 | 22:49
Klar, Plausibilität bzw. Glaubwürdigkeit der vom Spielsystem hervorgebrachten Resultate ist ohne Frage für viele Spielstile relativ zentral... (man kann das ja auch bewusst ignorieren, z.B. in cinematischer Form, oder eben der Erzählung komplett unterordnen )
Insbesondere bei Magiesystemen ist es natürlich offensichtlich, dass es darum geht, ob das präsentierte in der Vorstellung plausibel bzw. auch passend / stimmig ist, da es ja keinen Realvergleich gibt.
Auf der anderen in Fällen wo dieser Realvergleich existiert (z.B. Schwertkampf o.ä.) und das gewählte Setting nicht explizit von der bekannten Realität abweicht, würde ich jedenfalls schon sagen, dass die Realität ein sehr wichtiger Maßstab für die Plausibilität ist - wenn man dann von "realistisch" spricht, meint man ja eine gewisse inhaltliche Nähe zur Realität, obwohl diese natürlich nur angenähert modelliert wird.
Wenn im RPG der Grad an Realismus / Plausibilität, also dargestellter Nähe zu Realgebenheiten, kritisiert wird ("Etwas ist unrealistisch!") - ist meiner Meinung der wichtigste Vergleichs-Maßstab die Ebene an Qualität, welche von anderen Rollenspielen geboten wird! Denn wie Callisto ganz richtig eingangs sagte, bildet kein Rollenspiel wirklich die Realität ab, ist also im engeren Sinne des Wortes niemals realistisch und kann im besten Fall nur eine mehr oder weniger gute Annäherung darstellen (je nach System, Spielsituation, Verständnis des GM etc).
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Visionär am 13.09.2010 | 22:51
Ich wÄre schon irritiert und würde mich über mangelnden Realismus beschweren, wenn in einem Setting beim Schwertkampf plötzlich Paraden nicht möglich sind, weil Eisen Eisen durchdringt und nur von Holz aufgehalten werden kann.²
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: El God am 13.09.2010 | 22:52
G-e-r-a-d-e, was Schwertkampf bzw. Kampfsysteme generell angeht, hat Rollenspiel absolut nix mit Realität zu tun. Da geht es absolut nur um das Abbilden und ad-nauseam-Reproduzieren der Genrekonventionen. Das erklärt nebenbei sogar etliche Problemchen bei Edition-Battles.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Maarzan am 13.09.2010 | 22:54
So, wieder da und wenn mich meine Katze jetzt nich anfängt zu terrorisieren, bin ich auch entspannt.

@Maarzan: Klar, ich schrieb ja schon im ersten Post, dass die Realität nun mal die stabilsten Vergleichsmöglichkeiten bietet. Trotzdem ist es Schwachsinn, in einem Setting oder einem System das Magie und/oder Überlichtgeschwindigkeit bietet, auf Realismus zu pochen. Vor allem weil niemand niemals Glaubwürdigkeit erwähnt ! Wenn man beides, Realismus und Glaubwürdigkeit betrachten würde, wärs ja ok. Aber die Glaubwürdigkeit fällt völlig unter den Tisch. Vielleicht hatte ich gestern nur einen schlechten Tag und hab den Korinthenkacker in mir rausgelassen. Trotzdem ! Glaubwürdigkeit ist wichtiger als Realismus, oder gar phantastischer Realismus *würg*

Bewußte unrealistische Einzeleffekte befreien nicht von einer entsprechenden Behandlung (auch wenn meist zu Spielzwecken abstrahiert oder vereinfacht) des davon nicht betroffenen Rests.
Bloß weil es irgendwo da draußen Drachen und Elfen gibt heißt das nicht, das der schwächliche unmagische menschliche! Schreiber mit 150kg Gold unterm Arm davonjoggt, wenn das weder die Realität, noch verhunzte aber nachlesbare Belastungsregeln hergeben. Mit irgend etwas müssen die Spieler hantieren, wenn sie die Situation behandeln wollen. (Vorzugsweise in nachlesbare Regeln gepackt, um unterschiedliche Grundvorstellungen vor dem Spiel nivelieren zu können)  
Glaubwürdigkeit und nachvollziehbare Kausalität sind notwendig um am Spiel durch sinnvolle Entscheidungen teilnehmen zu können.
Unrealistische Elemente können dazu zusätzlich eingefügt werden, müssen aber so weit integriert und beschrieben werden, dass sie eben innerhalb der nun erweiterten Glaubwürdigkeit und Kausalität abgehandelt werden können (soweit die Charaktere damit interagieren können/sollen)

Phantastischer Realsimus ist dann nichts als der Versuch die Auswirkungen und Wechselwirkungen dieser unrealistischen aber per Setting eingeführten Extraelemente mit den aus dem Erfahrungsschatz bzw. der bisherigen Basisglaubwürdigkeitsvorstellung der Spieler bekannten  Elementen zu analysieren und zu beschreiben. (und damit m.E. Grundlage zahlloser möglicher sehr interessanter und neuer Szenarien. )
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Alice Crocodile Coltrane am 13.09.2010 | 22:56
ISt doch ein Problem. Die (Entwicklungs)psychologin wird ganz andere Massstäbe an eine glaubwürdige Charakterentwicklung stellen als jemand, der sich nicht beschäftigt. So wie ein Arzt eine andere Sicht auf Wunden, Verletzungen und Krankheiten hat, und somit jegliches System an seinem KnowHow scheitern wird. Aber ganz ehrlich, ich will nach Sturz und gebrochenem Arm nicht noch auf "Rettungswurf gegen Analgodystrophie" würfeln.

So anspruchsvoll bin ich ja auch wieder nicht, in Entwicklungspsychologie war ich eine Null  :D
Mich stört einfach an Filmen und Serien, wenn es keine Konsistenz im Verhalten der Protagonisten gibt; sie sich also irgendwie verhalten, aber das kein sinnvolles Muster ergibt im Sinne einer Persönlichkeit.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Arbo am 13.09.2010 | 23:01
Sehe ich auch so ... wobei das mit der "Konsistenz" auch nicht immer eindeutig und auf dem ersten Blick erkennbar sein muss. Am Ende möchte ich es aber dennoch gerne nachvollziehen können.


@ Maarzan.

Das ist genau das, was Dolge eben als "Genrekonventionen" beschrieben hat.

Ehrlich gesagt, halte ich deshalb auch den Begriff "Realität" für ziemlich missverständlich. Es geht ja daraum, dass sich die Gruppe zumindest auf bestimmte "Grundfesten" ihrer (!) Realität einigt.

Dann kann es natürlich immer noch passieren, dass z.B. der (Real-) Arzt in der Gruppe sagt "Ey, das was dein Heiler da machte ist nicht realistisch ... das wird eher so und so gemacht". Inwiefern das in den gemeinsamen Vorstellungsraum einfließen soll, hängt aber wiederum von der Gruppe und den Einzelpersonen ab.

Ich selbst halte das auch noch nicht mal für problematisch. Problematisch wird's m.E. nur, wenn auf diesem "Realitätswissen" gepocht wird ... dann zeigt sich aber, dass die betroffenen Personen nicht wirklich am Rollenspiel interessiert sind, sondern eher ihren Narzismus pflegen.  ;)

Arbo
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Visionär am 13.09.2010 | 23:07
Zitat
Dann kann es natürlich immer noch passieren, dass z.B. der (Real-) Arzt in der Gruppe sagt "Ey, das was dein Heiler da machte ist nicht realistisch ... das wird eher so und so gemacht". Inwiefern das in den gemeinsamen Vorstellungsraum einfließen soll, hängt aber wiederum von der Gruppe und den Einzelpersonen ab.

Ja, da sprichst du was Wahres an. Oft geht es ja nicht darum den anderen einfach zu informieren, sondern es geht eben um PRoflierung und gruppeninterne Dominanz oder AutoritÄt.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: El God am 13.09.2010 | 23:08
.. ohhja. Ich erinnere mich mit Schrecken an die Runden, in denen Tiere auftauchten. Mit 3 Ökologen am Tisch  ::)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Arbo am 13.09.2010 | 23:19
Jup ... genau das ... Ich wollte nicht gleich mit den Begriffen Autorität, Profilierung, Macht usw. kommen ... aber das trifft das eigentliche Kernproblem ganz gut.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Alice Crocodile Coltrane am 13.09.2010 | 23:22
Das muss aber doch nicht so sein.
Ich habe mich auch gerne eines besseren belehren lassen was das Färben von Stoffen anbelangt.

Mag sein, dass es Leute gibt, denen es nur ums Klugscheissen geht.
Einfach nicht mit denen spielen, fertig.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: El God am 13.09.2010 | 23:23
Naja, ich denke, jeder hat Szenen, in denen er sich angesprochen fühlt. Ich habe auch immer meinen Senf zum Theme Pilze gelassen. Aber retrospektiv habe ich sicher die Leute mehr genervt als informiert.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: ErikErikson am 13.09.2010 | 23:25
Mich darf man nix zu Schwertkampf fragen. Schwertkampffilme werden von mir auch immer gnadenlos runtergemacht. Im RPG halte ich mich zwar zurück, aber spiele nie Schwertkämpfer.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Callisto am 13.09.2010 | 23:25
Na mir gehts ja eher um die Forumsdiskutierei. Ich mein, es geht immer noch ums Spielen, oder nich?
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Alice Crocodile Coltrane am 13.09.2010 | 23:31
Ich hab manchmal das Gefühl, dass für viele Rollenspieler die das ernster betreiben als ich, das "überhaupt Spielen" Priorität hat über "mit wem man spielt".
Das käme für mich nicht (mehr) in Frage.
Zuerst müssen die richtigen Leute zusammentreffen, dann spielt man.
Und wenn es im schlimmsten Fall eben heisst, dass man garnicht spielt.

Und wenn man befreundet ist, dann geht man auch ganz anders miteinander um.
Da gibt es keine nervenden Diskussionen über Realismus und Glaubwürdigkeit.
Man mag sich und ist darum besorgt, dass es allen Spass macht.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Thot am 13.09.2010 | 23:31
Ich finde, dass es neben der Glaubwürdigkeit auch Realismus geben kann - aber manchmal nicht im selben Spiel. Wen interessiert es, ob etwas realistisch ist, wenn es nicht glaubwürdig ist? Na, mich zum Beispiel!

Warum? Weil das, was wir (auch fiktiv) erleben, unsere Einstellung unserer Umwelt gegenüber formt. Sicher nur sehr subtil, meistenteils kontrolliert, und sicher nicht entscheidend. Aber immerhin ein wenig.

Ein realistisches Rollenspiel schert sich einen Dreck um die "Glaubwürdigkeit" in den Augen einer Gruppe von Leuten, die die Welt nicht verstehen.

Im Gegenteil, es bringt ihnen bei, die reale Welt besser zu verstehen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: El God am 13.09.2010 | 23:33
Zitat
Ein realistisches  [...] bringt ihnen bei, die reale Welt besser zu verstehen.

WTF.

Das ist der verdrehteste Ansatz zum Rollenspiel, von dem ich je gehört habe. Aber wems Spaß macht  :D
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Alice Crocodile Coltrane am 13.09.2010 | 23:35
Na ja, ganz falsch ist das nicht.
Spielen ist eine Form zu lernen.
Allerdings muss man sich im klaren sein, dass beim Rollenspiel eben andere Fertigkeiten gelernt werden, als auf dem Charakterdatenblatt stehen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: El God am 13.09.2010 | 23:36
Ich denke aber weniger, dass es Thot um SoftSkills geht. Wenn er ein Rollenspiel hat, dass diesen Aspekt gezielt fördert, wäre das natürlich super. Aber... wie gesagt, ich habe Zweifel. :-\
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Arbo am 13.09.2010 | 23:39
Sagen wir mal so ... theoretisch (mit drei Ausrufezeichen !!!) ... könnte Rollenspiel z.B. das "trainieren", was mensch als Perspektivwechsel oder Einfühlungsvermögen bezeichnen würde. Theoretisch (!!!) wären Rollenspieler|innen dann ziemlich tolerante, aufgeklärte Menschen ... also theoretisch gesehen. ;)

Arbo

P.S.: Eine polarisierende "Realitätsdiskussion" würde dann sicher nicht zu Stande kommen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Thot am 13.09.2010 | 23:39
Ich denke aber weniger, dass es Thot um SoftSkills geht. Wenn er ein Rollenspiel hat, dass diesen Aspekt gezielt fördert, wäre das natürlich super. Aber... wie gesagt, ich habe Zweifel. :-\

Nun, es geht natürlich auch um weiche Fertigkeiten - die sind ein Grund, wieso ich auf Regeln für soziale Interaktion eher gar keinen Wert lege.

Aber nicht nur. Natürlich bringt Dir ein gutes simulationistisches Rollenspiel auch Physik bei, und Taktik, und eventuell sogar wirtschaftliche Grundkompetenzen. Hollywood dagegen, und Spiele, die es abbilden, kosten einen dagegen eher IQ-Punkte.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: El God am 13.09.2010 | 23:41
Na, wenn du meinst. Meins ist es nicht, ich habe in der realen Welt schon genug Realität.  :-X
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Arbo am 13.09.2010 | 23:41
Taktik, wirtschaftliche Grundkompetenzen, Physik?

Ich persönlich denke, dass es primär wirklich eher die Softskills sind, die als Schlüsselkompetenzen die ein oder anderen Bereiche erschließen können.

Arbo
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Alice Crocodile Coltrane am 13.09.2010 | 23:43
...ich habe in der realen Welt schon genug Realität.  :-X

 :D :d
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Thot am 13.09.2010 | 23:52
Na, wenn du meinst. Meins ist es nicht, ich habe in der realen Welt schon genug Realität.  :-X

Um ehrlich zu sein, in der realen Welt achte ich streng darauf, die Zahl der Feuergefechte möglichst niedrig zu halten.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Arbo am 13.09.2010 | 23:56
Welche Realität, oder bilde ich mir das alles ein? ;)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Whisper666 am 13.09.2010 | 23:57
Eine Rollenspielregelwerk ist imho nie realistisch sondren dient immer nur dazu, einen abstrakten Vorgang wie das Abfeuern einer Waffe "würfelbar" zu gestalten.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Tabula rasa am 13.09.2010 | 23:58
Alles nur Einbildung  :D
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Callisto am 14.09.2010 | 00:02
Eine Rollenspielregelwerk ist imho nie realistisch sondren dient immer nur dazu, einen abstrakten Vorgang wie das Abfeuern einer Waffe "würfelbar" zu gestalten.
Meine Meinung! Dazu sollte es eventuell noch glaubwürdig bleiben. Aber da sind wir  ja schon wieder bei der "Suspension of Disbelieve"
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Woodman am 14.09.2010 | 00:18
Eine Rollenspielregelwerk ist imho nie realistisch sondren dient immer nur dazu, einen abstrakten Vorgang wie das Abfeuern einer Waffe "würfelbar" zu gestalten.
Und genau das ist eine Modellbildung, der Würfel fast dabei alle Einflüße zusammen, die im Rahmen des Systems nicht genau quantifiziert werden. Allein schon aus Gründen der Handhabbarkeit sind Rollenspiel recht grobe Modelle, das macht das Modell aber noch lange nicht unrealistisch, nur ungenau.
Einem Großteil der Rollenspiele geht es nur schlichtweg garnicht darum die Realität zu simulieren sondern irgendein meist hochgradig unrealistisches Genre und Regeln wie die für Ackerbau in Twilight2k, die sich darum kümmern wie viel Ackerfläche man braucht um X Menschen zu ernähren, je nach Pflanzen und Klimazone sind eher eine Ausnahme. (afaik genügen die Regeln durchaus groben agrarökonomischen Modellen)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Merlin Emrys am 14.09.2010 | 00:19
Ein Spiel KANN nicht REALISTISCH sein. Rollenspiel ist nun mal nicht real ! ... Es gibt eine Realität und es gibt viele viele Rollenspiele !
Real und realistisch sind zwei verschiedene Dinge, wenn auch mit ähnlichen Wurzeln. Weder "Der Wind in den Weiden" noch "Sherlock Holmes" beschreiben reale Geschehnisse, aber "Sherlock Holmes" ist realistisch, was "Der Wind in den Weiden" nicht ist. Ob sie glaubwürdig sind, eins von beiden oder das andere, ist Anssichtssache.

Ich nehme an, daß es dasselbe auch im Bereich Rollenspiel gibt. Es gibt Spiele, bei denen die Wirklichkeit im Prinzip die Grenzen vorgibt (eine in naher Zukunft angesiedelte ScienceFiction, in der die "Fiction" sich auf eine plausible Erweiterung des Bekannten zu beschränken hat, käme beispielsweise in Frage), und andere, in denen das nicht der Fall ist (manche Superhelden-Rollenspiele, aber auch die ganze Klamauk-Ecke und vermutlich einiges im Bereich Horror). Insofern ergibt die Unterscheidung von "realistisch" und "weniger realistisch" auch in bezug auf Rollenspiel Sinn. Real sind natürlich alle Rollenspiele nur (?, was heißt hier schon "nur"...) als fiktionenschaffende Tätigkeit einer Gruppe von Menschen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: carthinius am 14.09.2010 | 00:30
Ich dachte, das Klugscheißen über die Begrifflichkeiten sei seit Seite 1 gegessen...
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Naldantis am 14.09.2010 | 00:34
Oft hört man, dieses System will realistisch sein, oder jenes sei total unrealistisch etc.

Realismus is für'n Arsch ! Was dagegen wichtig ist, ist Glaubwürdigkeit !


Das musste mal raus ! Ein Spiel KANN nicht REALISTISCH sein. Rollenspiel ist nun mal nicht real ! Was im Spiel wichtig ist, ist nicht, wie realistisch der Schaden von Pfeil und Bogen im Vergleich mit dem Schaden einer Schusswaffe ist, sondern wie glaubwürdig das im Spiel ist. Natürlich bietet die Realität die stabilsten Vergleichsmöglichkeiten mit Rollenspielen an. Aber Spielmechaniken bilden nicht die Realität ab sondern bieten die Möglichkeit ein möglichst glaubwürdiges Rollenspielerlebnis zu "erspielen"

Wahrscheinlich drück ich mich völlig wirr aus, aber ich kann das Wort Realismus nicht mehr hören ! Es gibt eine Realität und es gibt viele viele Rollenspiele ! Aber Rollenspiele müssen GLAUBWÜRDIG sein, denn realistisch können sie gar nicht sein!

Mag sein, dass der ständige Kampf darum, was denn nun realistisch sei, auch daran liegt, dass alle Menschen nun mal unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben, aneinandervorbeireden und teilweise unrealistische Vorstellungen von bestimmten Dingen (wie Bogenschiessen z. B.) haben. Es kotzt mich an !

Wieso denkt niemand daran, dass ein Spiel "nur", und eigentlich auch in erster Linie, GLAUBWÜRDIG sein muss?

Sorry, das musste raus und ich verabschiede mich halbwegs ins Wochenende.

Nö kann ich komplett nachvollziehen!
'Realismus' in die Wurst, Glaubwürdigkeit ftw.
Ich will schließlichauch mal einen Dämon aus der Niederhölle spielen, ein Manga-Girl im Mystik-Mega-Mecha, ein Plüschtier auf der Flucht aus dem Kaufhaus, ein Computerprogramm im Kampf gegen Viren oder einen Kzinti-Raumjägerpilot.

Da kann ich 'Realität' per so eher nicht brauchen, aber um Glaubwürdigkeit und Konsistent komme ich nicht rum.

Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: dunklerschatten am 14.09.2010 | 00:51
So dann öffne ich mal diue Dose der Pandora ..

Ich mag REALISMUS im Spiel, ebenso Konsistenz und Glaubwürdigkeit.
Sicher nicht in allen Spielen gleichermaßen, aber wenn das Setting stimmt dann her mit REALISMUS und nieder mit Magie und Co.  ~;D
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Callisto am 14.09.2010 | 00:59
So dann öffne ich mal diue Dose der Pandora ..

Ich mag REALISMUS im Spiel, ebenso Konsistenz und Glaubwürdigkeit.
Sicher nicht in allen Spielen gleichermaßen, aber wenn das Setting stimmt dann her mit REALISMUS und nieder mit Magie und Co.  ~;D

Das Problem ist ja mMn, das in Settings mit Magie/Zukunftstech auf Realismus beharrt wird. Das in einem Jetztzeit-Diesseits-Setting auf Realismus gesetzt wird, ok. Aber selbst da kann es nur eine Annäherung sein.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Wulfhelm am 14.09.2010 | 01:25
Das Problem ist ja mMn, das in Settings mit Magie/Zukunftstech auf Realismus beharrt wird.
Das ist überhaupt kein Problem, wenn die Leute wissen, wovon sie reden. Und das tun komischerweise außerhalb von Rollenspielforen alle Leute, mit denen ich mich über sowas unterhalte. Wenn jemand sagt "Hm, die Tragkraftregeln sind aber arg unrealistisch", dann wissen alle, was gemeint ist und kommen nicht mit "Bäh, in dem Setting gibt's auch Magie und Drachen!" an.
Zumal ich echt nicht erkennen kann, was an "glaubwürdig" jetzt so viel besser sein soll. Mit dem gleichen "Magie"-Argument kann ich auch jede Behauptung von Unglaubwürdigkeit aushebeln.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: OldSam am 14.09.2010 | 01:30
Für mich kommt's v.a. auf das Setting und den Spielstil an...

Wenn ich nen "ernsthaftes" Realszenario spielen will dann will ich auch nen möglichst realistisches Regelwerk - was aber natürlich zugleich auch gut spielbar sein muss, ohne auszuarten.
Heisst es einfach "Bam! Hack'n Slay-Heroes!" dann ist Realismus unwichtig - Taktik bleibt aber interessant - und auch Plausibilität wird dann mehr ein grober Rahmen von Klischees und cinematischen Grenzen (ausser man spielt Chuck Norris, dann ist alles möglich  ;))
Bei storyzentrierten - aber noch nicht gänzlich regelfreien - Sachen will ich v.a., dass mich die vorhandenen Regeln nicht nerven, d.h. es sollte schon möglichst simpel laufen und kann stark vereinfachen/abstrahieren, aber es sollte keine absurden, eben "nervigen" Resultate geben, sondern dann lieber einfach viel offen lassen (Interpretationsspielraum etc)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Voronesh am 14.09.2010 | 01:47
ISt doch ein Problem. Die (Entwicklungs)psychologin wird ganz andere Massstäbe an eine glaubwürdige Charakterentwicklung stellen als jemand, der sich nicht beschäftigt. So wie ein Arzt eine andere Sicht auf Wunden, Verletzungen und Krankheiten hat, und somit jegliches System an seinem KnowHow scheitern wird. Aber ganz ehrlich, ich will nach Sturz und gebrochenem Arm nicht noch auf "Rettungswurf gegen Analgodystrophie" würfeln.

Kack M. Sudeck Ich hasse das Teil.

So in 3 Monaten kann mir das am A vorbeigehen, dann hab ich Hammerexamen. So nach dieser kleinen Wutausbruch seitens meines Lernstresses.

Ja jede Rollenspielrunde ist locker zu sprengen mit entsprechendem Know How. Dank Mediziner, Ingenieur und Bio/Chemie-Lehrerin an unserem Tisch zB. Damit wären ne Menge Bereiche abgeklappert die am Tisch niemals durch ein Regelwerk abgedeckt werden könnten.

Mein Wissen zu Rechtsmedizin ist eher begrenzt, aber dennoch: aus genau dem Grund kann ich Systeme nicht ab, die versuchen ein Kampfsystem inklusive Trefferzonen und detaillierten Wundensystemen bieten. Die sind mir dann doch zu unrealistisch. Die ganzen Nervenschäden *hähä*. Jede Wunde der Schulter auf Plexusläsion oder andere Nervengefäßstraßen zu würfeln lassen sprengt jeden Rahmen. Und wenn getroffen, was ja selten genug ist, dann kann ich den Char wegschmeißen weil Armparese höhö.

So nach diesem kleinen Rant im Bezug zu meinem eignen Fachgebiet. Aus genau diesem Grund finde ich zwar tödliche Systeme nett, wer ne Kugel im Bauch hat, will eh nicht unbedingt ewig weiterkämpfen (DSA3 als Negativbeispiel hier, wo man auch mal 30 Pfeile im Rücke stecken haben kann ohne sich darüber ärgern zu müssen). Aber bitte ohne Trefferzonen und einem einfachen Gesamt-LP oder Hitpoint System.

Unser Ingenieur kan dafür jeden einfachste Behelfskonstruktion sprengen. Die sind ihm dann meistens zu einfach angerissen. Und wenns nur ein wir lassen den Baum in die Schlucht fallen, so dass wir dran runterklettern können ist.


Hach ja.

Realismus is der kleine hässliche Bruder von Glaubwürdigkeit. Und beide sind nur Neffen von Spielspaß. Und für mich ist das die richtige Reihenfolge.

Wenns keinen Spaß macht, muss ich nicht spielen. Glaubwürdigkeit ist recht gut herzustellen mit ungenauen Systemen, da ich mir meinen Rest denken kann. Realismus ist einfach praktisch nicht herzustellen mit dem richtigen Hintergrundwissen, und kann dann eher sogar die wichtigere Glaubwürdigkeit kippen.

So genug mitgerantet. Erst gegen den Kack Sudeck und dann gegen das Thema :D oder in diesem Fall dafür? (Weitere Grammatik und Rechtschreibfehler bitte im Schlafmangel suchen, ich werd hier langsam legasthenisch bei meinem kleinen wall of text)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Merlin Emrys am 14.09.2010 | 08:16
@ carthinius: Wenn die Begrifflichkeiten falsch verwendet werden (und das werden sie hier teils weiterhin), werden entsprechende Klärungen ebenso weiterhin erforderlich sein. Etwa, daß Wirklichkeitstreue nur mit Wissen um die Wirklichkeit überhaupt möglich ist und hintergrundwissen deshalb eine unabdingbare Voraussetzung für Realismus darstellt, in diesem Fall allerdings mit der Einschränkung, daß es sich um der Wirklichkeit angemessenes Wissen (und nicht etwa Irrtümer) handelt.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Thot am 14.09.2010 | 08:55
[...] Etwa, daß Wirklichkeitstreue nur mit Wissen um die Wirklichkeit überhaupt möglich ist und hintergrundwissen deshalb eine unabdingbare Voraussetzung für Realismus darstellt, in diesem Fall allerdings mit der Einschränkung, daß es sich um der Wirklichkeit angemessenes Wissen (und nicht etwa Irrtümer) handelt.

Allerdings: Wirklichkeitswissen der Regelschreiber, nicht der Spielenden.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Thot am 14.09.2010 | 09:04
[...]Glaubwürdigkeit ist recht gut herzustellen mit ungenauen Systemen, da ich mir meinen Rest denken kann. Realismus ist einfach praktisch nicht herzustellen mit dem richtigen Hintergrundwissen, und kann dann eher sogar die wichtigere Glaubwürdigkeit kippen.[...]

Hm, auch ein sehr abstraktes System kann realistisch oder unrealistisch sein. Bei Hitpoints beispielsweise kann man zu viele vergeben, um realistisch zu bleiben, wie Du ja selbst beschreibst.

Ich persönlich mag realistische Systeme, die mich nicht mit zu vielen Details belästigen. Trefferzonen (egal ob realistisch oder unrealistisch) sind zum Beispiel meistens viel Aufwand, wirken sich aber im Endeffekt nicht anders aus als ein halbwegs realistisches, aber abstraktes Lebenspunktesystem.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Oberkampf am 14.09.2010 | 09:55
Ansonsten halte ich die Diskussion um "realistische" und "weniger realistische" Rollenspiele für mühsig. Im Grunde geht's doch "nur" um Detailtiefe und Zufallsmechanismen.

Eine sehr realistische zutreffende Beschreibung der RPG-Regelwerke.

Mal ehrlich, was interessiert mich die Realität am Spieltisch?
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Teylen am 14.09.2010 | 10:15
Ich denke einfach das fuer manche die Glaubwuerdigkeit davon abhaengt in wie weit sie die Handlungen in dem Rahmen des gegebenen fiktiven Umfelds als realistisch erachten. Heisst fuer einen Arzt geht vielleicht die Glaubwuerdigkeit hops wenn man in einem Gegenwarts angelehnten Setting behauptet das man einen offenen Bruch mit einem Tape, Kleber und geschickten Haenden so heilt das der Ex-Patient danach herum springt wie ein junger Gott weil es in dem Setting weder glaubwuerdig noch realistisch waere.

Ansonsten kann man als Spieler, je nach System wie man wuerfelt, den Charakter Dinge tun lassen die eigentlich total unglaubwuerdig sind, aber halt in dem System realistisch weil es nunmal in den Regeln ermoeglicht wird.

Zitat
Mag sein, dass der ständige Kampf darum, was denn nun realistisch sei, auch daran liegt, dass alle Menschen nun mal unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben, aneinandervorbeireden und teilweise unrealistische Vorstellungen von bestimmten Dingen (wie Bogenschiessen z. B.) haben. Es kotzt mich an !

Das Problem hat man aber auch wenn man es Glaubwuerdigkeit anstelle von Realismus nennt.
Weil dann findet der eine es absolut glaubwuerdig und der andere eben nicht.
Weil nur weil man sagt das man nu nicht mehr "Realismus" als Wort gebrauchen sollte gleichen sich doch die Vorstellungen nicht an.

Zumal Glaubwuerdigkeit auch nicht als Wort fuer alles taugt.
Immerhin bieten die Systeme die nun gleich mit einem Setting auftauchen auch eine fiktive Wirklichkeit nebst Realismus.
Wenn man die World of Darkness nimmt ist dort eine Begegnung des eigenen Charakter mit Vampiren (oder anderen mystischen Gesocks) nicht nur glaubwuerdig sondern im Rahmen des fiktiven Setting realistisch (und sehr wahrscheinlich).
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: El God am 14.09.2010 | 10:18
Zitat
Realismus is der kleine hässliche Bruder von Glaubwürdigkeit. Und beide sind nur Neffen von Spielspaß. Und für mich ist das die richtige Reihenfolge.

Weise Worte  :pray:
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Wulfhelm am 14.09.2010 | 10:28
Das Problem hat man aber auch wenn man es Glaubwuerdigkeit anstelle von Realismus nennt.
Weil dann findet der eine es absolut glaubwuerdig und der andere eben nicht.
Weil nur weil man sagt das man nu nicht mehr "Realismus" als Wort gebrauchen sollte gleichen sich doch die Vorstellungen nicht an.
Präzise.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: ErikErikson am 14.09.2010 | 10:31
Naja, schon, aber nicht ganz. Bsp. würde wohl jeder sagen, das es total unglaubwürdig ist, das ein mächtiger Auftraggeber irgendwelche dahergelaufenen SC losschickt, anstatt seine eigenen Leute drauf anzusetzen. Das wird nur gefressen, weil es Konvention ist, aber glaubwürdig ist das nicht.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Oberkampf am 14.09.2010 | 10:35
Naja, schon, aber nicht ganz. Bsp. würde wohl jeder sagen, das es total unglaubwürdig ist, das ein mächtiger Auftraggeber irgendwelche dahergelaufenen SC losschickt, anstatt seine eigenen Leute drauf anzusetzen. Das wird nur gefressen, weil es Konvention ist, aber glaubwürdig ist das nicht.

Rund 70% aller "Informationen" und Begründungen bei einer Auftragsvergabe sind unglaubwürdiges Gequatsche. Es sind auch immer die gleichen Fragen, die mit der gleichen Palette an Antworten abgeklärt werden. Spieler: "Warum wir?" SL: "Weil ihr grad da seid, der Feind eure Gesichter nicht kennt, meine Angestellten was anderes tun und ihr expandable seid." Gähn. Persönlich habe ich keinen Spaß daran, diese Fragen (die fürs Abenteuer meistens zu 100% irrelevant sind) jedesmal auszuspielen, aber die Atmosphäre, die Atmosphäre... und anscheinend werden Aufträge so glaubwürdiger...
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Visionär am 14.09.2010 | 10:37
USA heuert Blackwater (heute Xe Services) an, und schickt nur wenige eigene schlecht gerüstete Truppen in den Konflikt.

Das Geheimnis nennt sich Outsourcing. Sehr realistisch, wie ich finde. ;)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Teylen am 14.09.2010 | 10:39
Die Kunst dabei ist doch dann Gruende aus der hohlen Hand fallen so lassen die entweder den Spielern aufgrund des eigenen Bezugsrahmen oder im Bezug auf das Setting so realistisch erscheinen das es glaubwuerdig ist / wird.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: ErikErikson am 14.09.2010 | 10:41
USA heuert Blackwater (heute Xe Services) an, und schickt nur wenige eigene schlecht gerüstete Truppen in den Konflikt.

Das Geheimnis nennt sich Outsourcing. Sehr realistisch, wie ich finde. ;)
Realistisch, aber unglaubwürdig. Es geht also doch.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: El God am 14.09.2010 | 10:44
Aber Plot-Realismus (Eriks-Beispiel) ist doch was völlig anderes als Regel-Realismus (Tragkraftregeln). Während ich auf ersteres absolut bestehe, hat das zweite für mich bald den Geschmack von Hartwurst.  Einige Leut mögen ja auf Hartwurst stehen, aber ich will auch mal Käse, Marmelade oder Pastete aufs Brot. Ich betrachte jedoch Plot-Realismus als deutlich "weicheren" Realismus, da man beim Verhalten von Protagonisten, NSCs oder Organisationen einfach viel mehr Spielraum hat als bei physikalischen Gegebenheiten, die man auf die Spielwelt übertragen will.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Teylen am 14.09.2010 | 10:52
Naja, aber die Regeln gibt es doch nicht nur fuer die Hartwurst, sondern auch einfach um den fiktiven Welt Wirklichkeit / Realismus zu simulieren. Vielleicht kann man dann in einem System sich bis zur Sinnlosigkeit zu bepacken, und bei der anderen nur X Kilogramm.
Nu und manche Systeme vermischen dann halt Regeln und Fluff Realismus.

Hartwurst faende ich da eher Erik und Tuempelritters Jammerei wenn sie einen leichten zweifel an der NSC Motivation haben und das ganze dann gleich unrealistisch und unglaubwuerdig ist und nicht mehr ausgespielt gehoert.
Ich mein genauso unrealistisch und unglaubwuerdig ist doch das sich ein Vampir genau fuer den Char interessiert und dann muss man zugeben das Vampire auch nicht sehr realistisch oder glaubwuerdig sind weshalb man es sich theorethisch sparen koennte die Vampir Werdung auszuspielen und es einfach ueberspringen. Weil es ja eh nicht atmosspaehrisch waere...
...imho ist die Aussage doch ziemlicher Mist...
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Oberkampf am 14.09.2010 | 10:54
Die Kunst dabei ist doch dann Gruende aus der hohlen Hand fallen so lassen die entweder den Spielern aufgrund des eigenen Bezugsrahmen oder im Bezug auf das Setting so realistisch erscheinen das es glaubwuerdig ist / wird.

Halte ich halt bloß in den entsprechenden Szenen für Zeitverschwendung. Da wär mir manchmal persönlich ein Bisschen Handwedeln (oder scene framing?) lieber, als immer mit den gleichen Phrasen um den heißen Brei reden, Realismus und Glaubwürdigkeit hin und her.

Die "glaubwürdige Begründung" für einen Abenteueranfang besiert ja ohnehin auf dem Modell, dass ein abgerissener Haufen von Söldnern und Totschlägern goldgierig durch die Lande zieht und von reichen, aber inkompetenten Auftraggebern für Selbstmordmissionen angeheuert wird, um später hintergangen zu werden. Wie glaubwürdig ist das denn?

Nachtrag (zu Dolge):
Ich verstehe das nicht als generelle Kritik am Plotrealismus, sondern nur als Kritik an einer in meinen Augen hartwurstigen Ausprägung, die sich häufig wiederholt und mMn mehr Zeit vergeudet als z.B. der als Zeitfresser gefürchtete "Aufwärmkampf".
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: ErikErikson am 14.09.2010 | 10:54
..und, die SC sind immer da, wo Aktion ist, und gewinnen unwahrscheinlich oft, und vertragen sich, obwohl sie alle ganz unterschiedlich sind und...Aua, hey, lasst das, Nein, bitte nicht auf den Kopf! Ahgrrlll...
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Teylen am 14.09.2010 | 11:00
Halte ich halt bloß in den entsprechenden Szenen für Zeitverschwendung.
Ich finde es schwer auszumachen welche Szenen Zeitverschwendung sind und welche nicht.
In meiner normalen Runde haben sich zudem noch keine zwei Abenteueranfaenge wiederholt. @_@

Zitat
Die "glaubwürdige Begründung" für einen Abenteueranfang besiert ja ohnehin auf dem Modell, [..] und von reichen, aber inkompetenten Auftraggebern für Selbstmordmissionen angeheuert wird, um später hintergangen zu werden.
Also gerade wenn man hintergangen werden soll bzw. der Auftragsgeber das versuchen mag faende ich das ausspielen der Missionannahme wichtig. Vielleicht kriegt man da ja Hinweise, Indizien oder dergleichen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: El God am 14.09.2010 | 11:06
Naja, aber die Regeln gibt es doch nicht nur fuer die Hartwurst, sondern auch einfach um den fiktiven Welt Wirklichkeit / Realismus zu simulieren. Vielleicht kann man dann in einem System sich bis zur Sinnlosigkeit zu bepacken, und bei der anderen nur X Kilogramm.
Nu und manche Systeme vermischen dann halt Regeln und Fluff Realismus.

Ich habe noch von keinem System gehört, dass explizit erlaubt, völlig unsinnige Mengen zu tragen. Wenn es nicht per Regularium verboten ist, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass man das unter Berufung auf die fehlende Regeln ausnutzen kann und sich wie ein Esel bepacken darf. Dafür gibt es immer noch GMV bzw. einen SL. Insgesamt empfinde ich *gerade* Tragkraftregeln als den Gipfel der Hartwurst. Aber vielleicht bin ich da einfach seltsam. Darüber hinaus lese ich den OP tatsächlich so, dass er sich auf Regeln und weniger auf komplexe Spielsituationen bezieht.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Xemides am 14.09.2010 | 11:12
Also irgendwie geht doch die Diskussion in eine ähnliche Richtung wie einige andere der letzten Wochen.

Aberr dennoch schreibe ich hier gerne noch mal herein, dass mir wichtig ist, dass sich ein Rollenspiel für mich realistisch oder meinetwegen auch glaubwürdig anfühlt.

Es ist mir dabei auch egal, ob es tatsächlich realistisch ist oder nicht, es soll sich nur so anfühlen oder meinen Vorstellngen entsprechen.

Ein aktives Paradesystem zum Beispiel fühlt sich für mich mehr nach Zweikampf an als eine passive Parade. Ein komplexex System realistischer als ein simples etc. pp.

Dieser Realismus wirkt sich bei mir auch unmittelbar auf den Spielspaß aus. Ein system dass sich für mich nicht realistisch oder glaubwürdig anfühlt, macht mir auch keinen Spaß.

Magie soll sich dabei so in ds System einfügen, dass es so funktionieren könnte, wenn es sie gäbe und Fantasywesen sollen so beschrieben sein, dass ich mir vorstellen könnte, dass eine solche Welt existieren könnte.

Solche Szenen wie die beschriebene finden bei uns nicht statt. Wir finden spielen zwar die Auftragsvergabe aus, aber fragen dann immer Informationen über den Auftrag und halten uns mit solchen inhaltslosen Phrasen nicht auf.

Wir sind Runner, er sucht welche, er hat uns für die Richtigen befunden, mehr müssen wir nicht wissen. Außer halt Informationen für den Auftrag.

Und in unserer Shadowrunrunde bildeten wir schon vor unserem ersten Auftrag innerhalb einer Organisation ein Team. Das erklärt in jedem Fall, warum wir uns verstehen.

Und durch zahlreiche Presseartikel sind wir auch nicht die einzigen die Action machen sondern es geschehen zahlreiche andere Dinge um uns herum. Und wir haben gleich unseren ersten Auftrag vergeigt.

Und bisher wurden wir auch nicht hintergangen. Das Shadowrun-Doppelspiel, bei dem man ständig hintergangen wird oder der Auftraggeber genauso ahnungslos ist wie die Spieler ist nämlich in der Tat schwachsinnig.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Oberkampf am 14.09.2010 | 11:18
@Xemides: Glückwunsch, wenn solche Szenen bei Dir nicht stattfinden, dann habt ihr eine andere Zeitökonomie.


Hartwurst faende ich da eher Erik und Tuempelritters Jammerei wenn sie einen leichten zweifel an der NSC Motivation haben und das ganze dann gleich unrealistisch und unglaubwuerdig ist und nicht mehr ausgespielt gehoert.
Ich mein genauso unrealistisch und unglaubwuerdig ist doch das sich ein Vampir genau fuer den Char interessiert und dann muss man zugeben das Vampire auch nicht sehr realistisch oder glaubwuerdig sind weshalb man es sich theorethisch sparen koennte die Vampir Werdung auszuspielen und es einfach ueberspringen. Weil es ja eh nicht atmosspaehrisch waere...
...imho ist die Aussage doch ziemlicher Mist...

Vom Vampir mal abgesehen... da läd das Setting mich ja ohnehin zum Mitgähnen ein... finde ich nicht den leisen Zweifel an der NSC-Motivation unglaubwürdig, sondern schlicht die Tatsache störend, dass das Ritual des "Zweifel äußerns" seitens der Spieler und das Ritual des "Zweifel zerstreuens" seitens des SL wieder und wieder durchgespielt wird (und jetzt kein "Kinder brauchen Rituale", ich spiele mit erwachsenen Personen). Das kostet Zeit und Nerven.

Dadurch wird ein Auftrag auch nicht glaubwürdiger. Und ein Betrug des Auftraggebers (der gefühlt in 70% der sich als ausgeklügelt verstehenden Abenteuer vorkommt) wird dadurch auch nicht glaubwürdiger, sondern nur frustrierend. Fast jeden meiner Charaktere kann ich nach 3 solchen Erfahrungen knicken, weil es für mich nicht mehr glaubwürdig ist, dass er von fremden Personen noch Aufträge annimmt. (Ich habe jetzt mal einen der wenigen Fälle in meiner persönlichen RSP-Laufbahn, bei dem die Spieler von Anfang an geplant haben, den Auftraggeber zu betrügen, das ist mal eine Wendung, die mich selbst überrascht hat).

Ich finde es schwer auszumachen welche Szenen Zeitverschwendung sind und welche nicht.

Ist halt für jeden am Tisch unterschiedlich. Deswegen spiele ich ja auch so Brückenszenen am Spieltisch meistens doch aus (selbst wenn ich leite), weil ich weiß/begründet vermute, dass einige Spieler darauf stehen. Ändert nichts daran, dass ich sie langweilig finde, besonders als Spieler.

In meiner normalen Runde haben sich zudem noch keine zwei Abenteueranfaenge wiederholt. @_@

Exakt natürlich nicht, strukturell schon. Der Auftraggeber hatte nur immer einen anderen Hut auf.

Also gerade wenn man hintergangen werden soll bzw. der Auftragsgeber das versuchen mag faende ich das ausspielen der Missionannahme wichtig. Vielleicht kriegt man da ja Hinweise, Indizien oder dergleichen.

Also, im freien Rollenspiel mit offenem Ende, wo Missionsanfänge eher mögliche Adventure Hooks und keine Storyanfänge sind, und dazu den Spielern eine realistische Chance eingeräumt wird, einen Betrug jederzeit zu durchschauen, liegt die Lage leicht anders. Aber da ist man nicht in einer Brückenszene, wo das Abenteuer angekündigt wird (im "Vorspann"), sondern mitten in der Handlung.

Edit: fehlendes Wort eingesetzt.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Xemides am 14.09.2010 | 11:30
Dadurch wird ein Auftrag auch nicht glaubwürdiger. Und ein Betrug des Auftraggebers (der gefühlt in 70% der sich als ausgeklügelt verstehenden Abenteuer vorkommt) wird dadurch auch nicht glaubwürdiger, sondern nur frustrierend. Fast jeden meiner Charaktere kann ich nach 3 solchen Erfahrungen knicken, weil es für mich nicht mehr glaubwürdig ist, dass er von fremden Personen noch Aufträge annimmt.

Vollste Zustimmung. Wir haben schon früher immer darüber gescherzt, dass das bei SR immer nach dem selben Schema abläuft. Allerdings kenne ich das von anderen Rollenspielen gar nicht so. Bei Midgard, DSA oder ähnlichem waren die Auftraggeber, wenn es sie denn gibt, sind das eigentlich immer ehrliche NSCs gewesen die brav die Belohnung gezahlt haben.

Und auch bei Shadworun geht man andere Wege, On the Run bspw. war ja auch sehr straight.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Teylen am 14.09.2010 | 11:33
finde ich nicht den leisen Zweifel an der NSC-Motivation unglaubwürdig, sondern schlicht dieTatsache, dass das Ritual des "Zweifel äußerns" seitens der Spieler und das Ritual des "Zweifel zerstreuens" seitens des SL wieder und wieder durchgespielt wird (und jetzt kein "Kinder brauchen Rituale", ich spiele mit erwachsenen Personen).
Irgendwie verstehe ich den Punkt nicht.
Zumal die Charaktere, wenn sie erneut das selbe Schema durchlaufen ja auch gar nicht immer Zweifeln muessen.

Zitat
Und ein Betrug des Auftraggebers (der gefühlt in 70% der sich als ausgeklügelt verstehenden Abenteuer vorkommt) wird dadurch auch nicht glaubwürdiger, sondern nur frustrierend.
Aber das liegt doch dann eher daran das es auf das Ziel 'Ihr werdet vom Auftraggeber geowned' ohne Moeglichkeit zur Intervention hinaus laeuft. Worueber man dann ja auch mal so OT sprechen, also das wenn man schon die Auftrags Vergabe mit einer erkennbar [oder vermutet] linken Bazille ausspielt, man gerne auch als Teil des Abenteuer haben will das man vermeiden koennen mag reingelegt zu werden.

Zitat
Fast jeden meiner Charaktere kann ich nach 3 solchen Erfahrungen knicken, weil es für mich nicht mehr glaubwürdig ist, dass er von fremden Personen noch Aufträge annimmt.
In dem Fall hat imho der SL dafuer zu Sorgen das sich ein anderer Abenteuer Einstieg findet,..

Zitat
Also, im freien Rollenspiel mit offenem Ende, wo Missionsanfänge eher mögliche Adventure Hooks und keine Storyanfänge sind, und dazu den Spielern eine realistische Chance eingeräumt wird, einen Betrug jederzeit zu durchschauen, liegt die Lage leicht anders. Aber da ist man nicht in einer Brückenszene, wo das Abenteuer angekündigt wird (im "Vorspann"), sondern mitten in der Handlung.
Die Auftragsannahme oder die Hook-Begegnung ist doch immer ein Abenteuer Anfang?
Da vorzuschlagen es zu ueberspringen, waere als wuerde man den Herr der Ringe bei der ersten Begegnung mit den Nazgul anfangen lassen und dem Kommentar: "Ihr habt da 'nen Ring der in den Feuerberg muss, ihr kennt euch schon, macht euch schon auf!"

Imho kann man weder Vorspann noch Handlung weglassen ^^;
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Visionär am 14.09.2010 | 11:36
Zitat
Die Auftragsannahme oder die Hook-Begegnung ist doch immer ein Abenteuer Anfang?
Da vorzuschlagen es zu ueberspringen, waere als wuerde man den Herr der Ringe bei der ersten Begegnung mit den Nazgul anfangen lassen und dem Kommentar: "Ihr habt da 'nen Ring der in den Feuerberg muss, ihr kennt euch schon, macht euch schon auf!"

DAS hätte zu einem spannenderen Herrn der Ringe geführt und einem 200 Seiten ödes Auenland-Nachbar-Geschichten lesen erspart.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: El God am 14.09.2010 | 11:39
Wäre es dann noch der Herr der Ringe gewesen? Wäre Tolkien dann noch der geniale Weltenbauer, als der er immer noch verunglimpft wird?
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Visionär am 14.09.2010 | 11:40
Du magst auch das Silmarrillion oder?
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: El God am 14.09.2010 | 11:42
Ich mag nichtmal den Herrn der Ringe.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Visionär am 14.09.2010 | 11:44
Also ich finde den HdR vom Erzähltempo her lahm.

Aber klar, Tolkien hat eine detaillierte Welt erschaffen. Guter Weltenbauer heisst nicht spannender Geschichtenerzähler. Wobei es im HdR später wieder geht, der Anfang zieht sich halt.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: GustavGuns am 14.09.2010 | 11:53
Realismus heißt doch eigentlich nur, die fassbare Welt objektiv wiederzugeben. Das ist im Rollenspiel doch ohnehin Quatsch (Drachen, Zauberer, Cyberware, Raumschiffe usw.) und wird von niemand gespielt. Zumindest fällt mir kein einziges Rollenspiel ein, bei dem's darum geht.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Wulfhelm am 14.09.2010 | 11:56
Ich habe noch von keinem System gehört, dass explizit erlaubt, völlig unsinnige Mengen zu tragen.
Also in MegaTraveller, das ich als Beispiel im Sinn hatte, kann ein durchschnittlich starker Charakter ohne Militärausbildung maximal 14 Kilogramm mit sich herumschleppen. Und bei Mongoose Traveller ist es ähnlich. Da kann der Charakter zwar mehr als 14 Kilo schleppen, aber wenn er das länger als ein paar Minuten(!) tut, ist er anschließend so erschöpft, dass er erstmal eine Nacht rasten muss, um wieder fit zu sein.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Teylen am 14.09.2010 | 11:57
Realismus heißt doch eigentlich nur, die fassbare Welt objektiv wiederzugeben.
Das nennt sich eigentlich Objektivitaet.
Nun und die fuer die Charaktere fassbare (fuer uns fikitive) Welt muss auch irgendwie wiedergegeben werden.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: GustavGuns am 14.09.2010 | 12:00
Das nennt sich eigentlich Objektivitaet.
Nun und die fuer die Charaktere fassbare (fuer uns fikitive) Welt muss auch irgendwie wiedergegeben werden.

Nein, das ist die Definition von Realismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Realismus_(Literatur)).

EDIT: Und ja, alternativ geht's darum, die für die Charaktere fassbare Welt objektiv wiederzugeben, dann gibt's aber zwischen realistisch und glaubwürdig keinen Unterschied mehr.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Teylen am 14.09.2010 | 12:01
Nein, das ist die Definition von Realismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Realismus_(Literatur)).
Imho ist das die zutrefferendere Definition von Realismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Realismus_(Philosophie)).

("Glaubwürdigkeit ist ein Maß der Bereitschaft des Adressaten, die Aussage einer anderen Person als gültig zu akzeptieren" - auch aus Wiki)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Xemides am 14.09.2010 | 12:03
Tolkien hatte bis nach Bruchtal vor, ein Kinderbuch zu schreiben, so wie vorher Den Kleinen Hobbit. Erst ab Bruchtal betrachtete er es als ein Buch für Erwachsene. Deshalb ändert sich da der Tonfall. (Tom Bombadill sieht nicht umsonst aus wie die Puppe seines Sohnes).

Und ich mag sowohl den Herrn der Ringe als auch das Silmarillion.

Wirklich schlimm ist das posthum verfaßte "Nachrichten aus Mittelerde".
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: GustavGuns am 14.09.2010 | 12:05
Zitat
"Glaubwürdigkeit ist ein Maß der Bereitschaft des Adressaten, die Aussage einer anderen Person als gültig zu akzeptieren"

Jo, und da wir uns im Rollenspiel eine Konsensrealität schaffen, wär Glaubwürdigkeit = Realismus, nach deiner Deutweise. Was den Faden dann überflüssig macht.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Visionär am 14.09.2010 | 12:05
Tolkien hatte bis nach Bruchtal vor, ein Kinderbuch zu schreiben, so wie vorher Den Kleinen Hobbit. Erst ab Bruchtal betrachtete er es als ein Buch für Erwachsene. Deshalb ändert sich da der Tonfall. (Tom Bombadill sieht nicht umsonst aus wie die Puppe seines Sohnes).
Interessant. Das wusste ich nicht.

Zitat
Wirklich schlimm ist das posthum verfaßte "Nachrichten aus Mittelerde".
+1.

Back to realism.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Teylen am 14.09.2010 | 12:07
Jo, und da wir uns im Rollenspiel eine Konsensrealität schaffen, wär Glaubwürdigkeit = Realismus, nach deiner Deutweise. Was den Faden dann überflüssig macht.
Nein, denn wie zuvor ausgefuehrt unterscheide ich sehr wohl zwischen Realismus und Glaubwuerdigkeit.
Realistisch ist was nach Regeln, Setting und anderen Konventionen moeglich ist.
Glaubwuerdig ist was die Spieler davon halten.
Es gibt natuerlich Schnittmengen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: GustavGuns am 14.09.2010 | 12:14
Nein, denn wie zuvor ausgefuehrt unterscheide ich sehr wohl zwischen Realismus und Glaubwuerdigkeit.
Realistisch ist was nach Regeln, Setting und anderen Konventionen moeglich ist.
Glaubwuerdig ist was die Spieler davon halten.
Es gibt natuerlich Schnittmengen.
Der philosophische Realismus geht von der "Existenz einer denkunabhängigen Realität" aus, darum halte ich den nicht für so geeignet für Rollenspiel, da die Realität einer Rollenspielrunde vollkommen denkabhängig ist. Das meine ich mit Konsensrealität: Die Konventionen existieren nicht, wenn sie nicht von den Spielern/dem Spielleiter erzwungen werden.

Ich kann in Shadowrun jederzeit ein Hochhaus mit Kopfschmerzen spielen, wenn sich am Tisch niemand beschwert.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Teylen am 14.09.2010 | 12:22
Der philosophische Realismus geht von der "Existenz einer denkunabhängigen Realität" aus, darum halte ich den nicht für so geeignet für Rollenspiel, da die Realität einer Rollenspielrunde vollkommen denkabhängig ist.
Die denkunabhaengige Realitaet, also die Immanenz ist imho nicht zwingend fuer die Realitaetsdefinition noetig da sich diese doch eher auf die moeglichen, erdachten / nicht gefestigten Realitaeten bezieht.
[Heisst weniger ontolgischer Realismus als semantischer / erkenntnistheoretischer]

Zumal es dem ontologischen Realismus insofern nicht widerspricht als dieser doch nur sagt das es z.B. das SR Regelwerk / Setting bereits gab bevor es von den Machern tatsaechlich erkannt und in Buchform fixiert wurde.


(Es erscheint zumindest mir wahrscheinlicher das eine philosophische Variation des Realismus verwandt wird, als eine Realismus Definition aus der Literatur die sich fast ausschliesslich im 18'ten Jahrhundert bewegt)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Oberkampf am 14.09.2010 | 12:27
Allerdings kenne ich das von anderen Rollenspielen gar nicht so. Bei Midgard, DSA oder ähnlichem waren die Auftraggeber, wenn es sie denn gibt, sind das eigentlich immer ehrliche NSCs gewesen die brav die Belohnung gezahlt haben.

Shadowrun kenne ich nicht so (da haben mich Erzählungen befreundeter Spieler immer abgehalten von, s.u., und bei den paar Mal, wo ich mitgespielt habe, kamen mir die Kämpfe langweilig vor - war aber auch 90er... *schaudern*). Midgard hat einfach ein paar großartige Abenteueraufhänger, und insbesondere in Sturm über Mokkatam finde ich die Abenteuerbegründung (Auftraggeber hat gebrochenes Bein) so witzig, dass ich sie schon als Selbstironie ansehe. Mit DSA habe ich sehr wechselhafte Erfahrungen gemacht, von Anspielen der Spielerinteressen ( :d) bis hin zur Zwangsrekrutierung (was mir auch nicht so gefällt, auch wenn es den langen Begründungsweg weglässt).

Irgendwie verstehe ich den Punkt nicht.
Zumal die Charaktere, wenn sie erneut das selbe Schema durchlaufen ja auch gar nicht immer Zweifeln muessen.

Genau das sag ich doch: wenn man das ein paar Mal gemacht hat, braucht man es doch nicht 100 Mal zu wiederholen, da ja außer auf der Oberfläche nichts neues kommt. Immer die gleichen Fragen, immer die gleichen Begründungen, und am ende weiß man nicht mehr und nicht weniger. Wenn der Auftraggeber fischig wirkt, bleibt er weiter fischig - aber man überführt ihn nicht im Vorspann!

Aber das liegt doch dann eher daran das es auf das Ziel 'Ihr werdet vom Auftraggeber geowned' ohne Moeglichkeit zur Intervention hinaus laeuft. Worueber man dann ja auch mal so OT sprechen, also das wenn man schon die Auftrags Vergabe mit einer erkennbar [oder vermutet] linken Bazille ausspielt, man gerne auch als Teil des Abenteuer haben will das man vermeiden koennen mag reingelegt zu werden.

Das Problem ist dann eher, dass der Sinn des Abenteuers darauf hinausläuft, dass die Gruppe geowned wird. So eine Abenteuererklärung hat mich z.B. von weiteren Versuchen Richtung Shadowrun abgehalten: Gruppe wird von Yakuzaboss angeheuert, macht für den die Drecksarbeit, wird geframed und dann bei der Geldübergabe in einer (zugegebenermaßen cool beschriebenen Actionszene, die irgendwas mit Flutung zu tun hatte) abserviert (wenn sie sich nicht rausballert). Das Abenteuer funktioniert nur, wenn die Spieler dem Auftrag folgen. Ob vorher lang mit Mr. Johnson diskutiert wird, ob der Auftrag eine Falle sein könnte oder nicht, ist nicht für den Ausgang oder Verlauf des Abenteuers entscheidend und damit (hart gesagt) nicht spielrelevant.

In dem Fall hat imho der SL dafuer zu Sorgen das sich ein anderer Abenteuer Einstieg findet,..

Genau. Einer, in dem diese Diskussionen nicht stattfinden. Einer, in dem dieses Ritual nicht praktiziert werden muss (und ja, meine SLs entwerfen auch andere Einstiege ohne dieses ständige Abklopfen darauf, ob ein Szenario "realistisch" ist.) Oder noch besser: mehrere Einstige zum Auswählen (s.u.)

Die Auftragsannahme oder die Hook-Begegnung ist doch immer ein Abenteuer Anfang?
Da vorzuschlagen es zu ueberspringen, waere als wuerde man den Herr der Ringe bei der ersten Begegnung mit den Nazgul anfangen lassen und dem Kommentar: "Ihr habt da 'nen Ring der in den Feuerberg muss, ihr kennt euch schon, macht euch schon auf!"

Imho kann man weder Vorspann noch Handlung weglassen ^^;

Unter Aufträgen verstehe ich "konventionelle" Anheuerung der Spielercharaktere. Gibts in vielen Abenteuern, gerade in deutschsprachigen (und teilweise auch bei Midgard): EIN Auftrag, ein Abenteuer. Keine Auftragsannahme bedeutet dann: kein Abenteuer. Darum bereitet das Durchspielen der "Glaubwürdigkeitskrise" eines Auftrags auch Schwierigkeiten: Wenn der Auftrag (ob in betrügerischer Absicht oder nicht) aufgrund von Glaubwürdigkeitslücken als "zu fischig" oder unsinnig verworfen werden müsste, und die Spieler ihre Charaktere "glaubwürdig" handeln lassen, käme schlicht kein Abenteuer zustande. Diesen Samstag musste sich in einer Gruppe einige Spieler zwingen, gegen unmittelbare Charakterlogik zu handeln, um ins Abenteuer zu kommen. Damit sowas nicht vorkommt, muss der Sl normalerweise ein paar Standardphrasen dreschen (was meiner am Sa schließlich auch tat), um zu begründen, warum die Charaktere hier und jetzt diesen Auftrag annehmen sollen ("ihr seid da, niemand sonst, eure Taten sprechen für euch blablub"). Das ist der Vorspann zum Abenteuer.

Man kann den Vorspann abkürzen, vor allem, wenn er sich wiederholt. Deshalb sag ich: Diskussionen darüber, ob ein Anfang (für Charaktere und /oder Spieler) glaubwürdig ist oder nicht, ist (für mich) Hartwurst, ist für mich Zeitverschwendung, ist für mich so daneben wie die Diskussion darüber, wieviel Pfund Traglast man laut Regelsystem bei Stärke X ohne Beeinträchtigung mit sich `rumschleppen darf. Und für HdR gilt das Gleiche, die gefühlten 200 Seiten Auenland waren für mich kein Lesevergnügen.

Adventure Hooks sind Einladungen zum weiteren Abenteuer, die man annehmen kann oder nicht. Schlägt man einen aus (weil er zu suspekt erscheint), fällt damit noch nicht das komplette Abenteuer ins Wasser. Gibts auch in vielen Abenteuern, und gefällt mir strukturell mittlerweile besser als die Alternative. Da beginnt man das Spiel für mich quasi schon im Abenteuer.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: GustavGuns am 14.09.2010 | 12:31
Okay Teylen, da das nun sehr spezifisch wird und du wahrscheinlich mehr Ahnung von Philosophie als ich hast, würde ich dich fragen, was deine Definition von Realismus in diesem Kontext bedeutet?

Ein Rollenspiel ist realistisch, wenn...

(...man sich ans Regelwerk hält?)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: El God am 14.09.2010 | 12:34
Könnten wir dazu einen extra Thread aufmachen (in etwa "Wie verankert man Glaubwürdigkeit oder Realismus im Rollenspiel") - am ehesten im Stile einer Umfrage.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Teylen am 14.09.2010 | 12:42
Als kleine Ergaenzung, koennte man der World of Darkness unterstellen sich tatsaechlich an den literarischen Realismus heran zu schmusen da dort das ganze mystische Zeug bewusst in ein Umfeld gesetzt wird das Aspekte der tatsaechlichen Lebensrealitaet nach bilden sollte.
Umgekehrt versuchen (Universal) Systeme mit simulierenden Ansatz durchaus den Rahmen fuer einen detailliert realistischen Ablauf verschiedener Handelungen zu schaffen auch wenn diese in Bezug auf die normale Welt konzeptionell wirken.

Ich glaube nicht unbedingt mehr Ahnung zu haben ^^;;;

Genau das sag ich doch: wenn man das ein paar Mal gemacht hat, braucht man es doch nicht 100 Mal zu wiederholen, da ja außer auf der Oberfläche nichts neues kommt.
Man macht es aber dennoch, nur halt kuerzer?
Das heisst es ist ja auch durchaus glaubwuerdig das so eine Soeldner Truppe nicht gegenueber jedem total paranoid ist. Nu und danach hat man es als Spieler selbst in der Hand wie umfangreich der Vorspann ausfaellt bzw. wie der sich gestaltet.
Naja und wenn der Auftraggeber fischig ist, dann will ich das unter Umstaenden auch schon im Vorspann sehen, weil wenn er so Retro nach fisch mufft fuehle ich mich eher gegaengelt.

Zitat
Das Problem ist dann eher, dass der Sinn des Abenteuers darauf hinausläuft, dass die Gruppe geowned wird. [..] Ob vorher lang mit Mr. Johnson diskutiert wird, ob der Auftrag eine Falle sein könnte oder nicht, ist nicht für den Ausgang oder Verlauf des Abenteuers entscheidend und damit (hart gesagt) nicht spielrelevant.
Hum, dann waere es tatsaechlich nicht sinnvoll es auszuspielen sondern vorzugeben.

Zitat
Genau. Einer, in dem diese Diskussionen nicht stattfinden. Einer, in dem dieses Ritual nicht praktiziert werden muss (und ja, meine SLs entwerfen auch andere Einstiege ohne dieses ständige Abklopfen darauf, ob ein Szenario "realistisch" ist.) Oder noch besser: mehrere Einstige zum Auswählen (s.u.)
Naja, aber dann hat man immernoch die die ggf. normal einsteigen moegen, was jenachdem auch InChar ist, und die die eben anders dazu kommen..

Zitat
Unter Aufträgen verstehe ich "konventionelle" Anheuerung der Spielercharaktere.

Ich eigentlich nur das der Spielleiter irgendwie einen Plot / Abenteuer macht. ^^;
Naja und wenn da der Auftrag nicht angenommen wird waere es okay, gibt es an dem Abend halt einen anderen Plot oder gar keinen..

@Dolge
Worin wuerde es in dem neuen anstellen des Inhalts von diesem Thread gehen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: GustavGuns am 14.09.2010 | 12:51
Zitat
Ich glaube nicht unbedingt mehr Ahnung zu haben ^^;;;

Das kam jetzt hoffentlich nicht als ultra-subtile Stichelei meinerseits rüber. Tatsächlich habe ich ausser einem Überfliegen des von dir verlinkten wiki-Artikels halt einfach keine Ahnung von philosophischem Realismus.

Aber egal ob wir jetzt "deine" oder "meine" Definition von Realismus anlegen, mir ist nach der Lektüre des Fadens einfach nicht klar, worüber wir hier grade reden, und darum schmeisse ich ne Definition in den Raum, um zu sehen was die Leute unter Realismus und Glaubwürdigkeit verstehen, grade in Bezug auf Rollenspiel.

Wann also wird Rollenspiel als realistisch betrachtet? Wir verstehen doch nicht mal unsere eigene Realität wirklich!

PS: Und worin genau besteht der Unterschied zwischen Realismus und Glaubwürdigkeit?
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: carthinius am 14.09.2010 | 12:51
Guter Weltenbauer heisst nicht spannender Geschichtenerzähler.
Kann man das nicht auch auf Rollenspiele ummünzen?
"Realistische" oder "plausible" Regelwerke sorgen ja nicht automatisch für Spielspaß und spannende Spielabende (bei manchem sogar eher das Gegenteil, denn vielleicht ist ja eine "realistisch" oder "plausibel" dargestellte Weltmechanik gar nicht gewünscht).
Genrekonventionen sind ja oft schon am Rande der Glaubwürdigkeit, werden aber in Kauf genommen, um etwas Spannendes zu erleben (oder auch nicht).
Heißt: Ein Werkzeug (= Regelwerk) macht noch kein tolles Spiel. Viele Werkzeuge machen noch kein tolles Ergebnis. Die Auswahl der Werkzeuge kann aber durchaus dazu beitragen, was Tolles herauszubekommen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Wulfhelm am 14.09.2010 | 13:13
PS: Und worin genau besteht der Unterschied zwischen Realismus und Glaubwürdigkeit?
Ich sehe, Du bist dem Problem durchaus auf der Spur.
Im in-game-Geschehen sind diese Begriffe meiner Erfahrung nach (also Erfahrung außerhalb von Foren) meistens Synonyme, und darüber hinaus weitgehend unstrittig. Unterscheiden müsste man eigentlich nur, wenn es um Vorgänge geht, die innerhalb der explizit von der Realität abweichenden, aber trotzdem in der fiktiven Realität wohldefinierten Teilbereiche der Fiktion stattfinden. Also zum Beispiel:
"Der ist Magiergeselle und hat es trotzdem geschafft, einen Killfucksoulshitter-Dämonen zu beschwören? Ziemlich unglaubwürdig!"
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: ErikErikson am 14.09.2010 | 13:16
Ich dachte Realismus wäre, wie die Welt laut Wissenschaft funktioniert, und Glaubwürdigkeit, wie sie laut Spielervorstellung funktioniert. (also aufs RPG bezogen)

 
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Grey am 14.09.2010 | 13:27
Ich dachte Realismus wäre, wie die Welt laut Wissenschaft funktioniert, und Glaubwürdigkeit, wie sie laut Spielervorstellung funktioniert. (also aufs RPG bezogen)
Glaubwürdigkeit ist, wenn die innere Logik stimmt. Realismus ist die Anbindung an die Realität, also reale Erfahrungen und reales Wissen.

Erstere verleiht dem Spiel Substanz, letzterer Würze. Aber wie ich beim Essen nicht will, daß einfach jemand rüberlangt und mir schaufelweise sein Lieblingsgewürz über den Teller schüttet, so will ich auch im Rollenspiel nicht, daß jemand mit seinem realen Wissen eine Spielsitzung sprengt.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Merlin Emrys am 14.09.2010 | 14:01
Glaubwürdigkeit ist, wenn die innere Logik stimmt. Realismus ist die Anbindung an die Realität, also reale Erfahrungen und reales Wissen.
Aber Glaubwürdigkeit speist sich aus "realen Erfahrungen" und "realem Wissen". D.h., daß Würze die Basis für Substanz ist, und wenn Du die Würze eliminierst, die Substanz ebenfalls verschwindet. Und wenn jemand Wert auf Substanz legt (was nicht notwendig der Fall sein muß), muß er die Würze "mitschlucken".
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Grey am 14.09.2010 | 14:34
Aber Glaubwürdigkeit speist sich aus "realen Erfahrungen" und "realem Wissen". D.h., daß Würze die Basis für Substanz ist, und wenn Du die Würze eliminierst, die Substanz ebenfalls verschwindet.
Nicht ganz. Etwas kann glaubwürdig sein, ohne realistisch zu sein, solange nur die _innere_ Logik stimmt. Beispiel Magie: solange der SL konsistente Gesetzmäßigkeiten festlegt und einhält, nach denen Magie bei ihm funktioniert, kann sie glaubwürdig sein, ohne auch nur den leistesten Bezug zur Realität zu haben.

Aber gut, formulieren wir es anders: Realismus kann sowohl Glaubwürdigkeit als auch Würze erzeugen. Worauf ich mit der "Würze" hinauswill, ist: ein SL (oder Spieler), der eine Sache schon selbst erlebt hat, kann sie atmosphärisch ganz anders schildern als jemand, der sich nur die Mechanismen aus dem Regelwerk durchgelesen hat. Glaubwürdigkeit bekommst du aber mitunter auch ohne solches Hintergrundwissen hin.

Und wenn jemand Wert auf Substanz legt (was nicht notwendig der Fall sein muß),
Stimmt. Ich rechne mich eigentlich selbst zur "Glaubwürdigkeitsfraktion", hatte aber auch schon jede Menge Spaß in Spielen mit [hüstel] vernachlässigbarer Glaubwürdigkeit. ;)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Thot am 14.09.2010 | 14:35
Etwas kann auch realistisch und unglaubwürdig sein. Das sind einfach zwei völlig orthogonale Skalen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Visionär am 14.09.2010 | 14:47
Sind sie wirklich völlig orthogonal?
Oder sind sie nur unvollständig orthogonal?
Oder stehen sie vielleicht nur in einem 70° Winkel zu einander?
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Thot am 14.09.2010 | 14:54
Sind sie wirklich völlig orthogonal?
[...]

Das ist meine Meinung, ja.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Boba Fett am 14.09.2010 | 15:01
Das würde bedeuten, dass sich im Prinzip wirklich alles völlig glaubwürdig darstellen ließe, auch wenn es völlig unrealistisch wäre.
Ich ziehe meine These zurück.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Thot am 14.09.2010 | 15:02
Das würde bedeuten, dass sich alles prinzipiell völlig glaubwürdig darstellen ließe auch wenn es völlig unrealistisch wäre.

Abghängig von dem, für den es glaubwürdig ist, klar. Siehe nebenan den Thread vom Dolge.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Teylen am 14.09.2010 | 15:05
Wann also wird Rollenspiel als realistisch betrachtet? Wir verstehen doch nicht mal unsere eigene Realität wirklich!
Die Realitaet im richtigen Leben leitet sich daraus ab was wir wahrnehmen, welche Fakten sich daraus ergeben sowie der Lebens Wirklichkeit.

Wird damit gebrochen weil wir einem Sachverhalt begegnen den wir nicht kannten, den wir nicht verstehen oder der scheinbar unserem Verstaendnis der Realitaet entgegen laeuft so wirkt es surrealistisch bzw. unglaubwuerdig.
Obwohl es unter Umstaenden unglaubwuerdig wirkt, ist es realistisch bzw. real, es fehlt lediglich an einer ueberzeugenden Erklaerung.

Man kann ein surrealistisches Szenario haben, wie bei Alice im Wunderland, das in sich geschlossen glaubwuerdig ist.

Zitat
PS: Und worin genau besteht der Unterschied zwischen Realismus und Glaubwürdigkeit?
Innerhalb das RPG ist das realistisch moeglich was ueber die Regeln sowie den Beschreibungen den Charakteren an Handlungsmoeglichkeiten zu gestanden wird.
Das heisst in der Welt der WoD ist die Existenz von uebernatuerlichen real, in der Welt von Shadow Run gibt es technischen Kram sowie Magie und in der Welt von D&D kann ein Kaempfer besondere Attacken nur einmal pro Tag ist.

Glaubwuerdigkeit ist die Faehigkeit des Spielers die Beschreibung der Welt, der Geschehnisse und die Handlungen der Charaktere als gueltig anzuerkennen.
Dabei kann es zu Konflikten kommen weil man eins der Welt Gesetze als solche nicht glauben kann [Wieso sollte wer nur einmal pro Tag den Todesschlitzer machen koennen?!], weil er die Regelung im Bezugsrahmen zur eigenen Realitaet unglaubwuerdig findet [Wie soll ein Hacker einen Mega Konzern hacken koennen wo heute schon die Sicherheitsparanoia hoeher ist] oder wo Regeln zu unglaubwuerdigen Effekten fuehren [Also mit 10 Erfolgen laeuft dein Charakter steil die Wand nach oben? Eh, ne, find ich nicht glaubwuerdig].
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: ErikErikson am 14.09.2010 | 15:06
Das würde bedeuten, dass sich im Prinzip wirklich alles völlig glaubwürdig darstellen ließe, auch wenn es völlig unrealistisch wäre.

Deshalb lässt sich Magie glaubwürdig darstellen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Visionär am 14.09.2010 | 15:13
Explodierende sprechende Nazi-Scheunen kämpfen gegen unsichtbare Bankgebäude des Todes in einem Vierdimensionalen Raum während es um ihre Probleme in ihren dreigeschlechtlichen Beziehungsgeflechten geht.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Grey am 14.09.2010 | 15:16
Etwas kann auch realistisch und unglaubwürdig sein. Das sind einfach zwei völlig orthogonale Skalen.
Ich finde schon, daß die Bereiche "Glaubwürdigkeit" und "Realismus" sich großräumig überlappen. Aber Realismus ist keine notwendige Bedingung für Glaubwürdigkeit. Umgekehrt gibt es auch in der Realität oft genug diese Momente, wo es heißt: "Wenn ich das in einem Film gesehen hätte, würde ich sagen, das war total unglaubwürdig!" ::)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Boba Fett am 14.09.2010 | 15:16
Etwas kann auch realistisch und unglaubwürdig sein. Das sind einfach zwei völlig orthogonale Skalen.

Anders herum gefragt:
Ist es nicht so, dass jemand der etwas für unglaubwürdig bewertet, dieses auch als unrealistisch betrachten muß?
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Thot am 14.09.2010 | 15:17
Anders herum gefragt:
Ist es nicht so, dass jemand der etwas für unglaubwürdig bewertet, dieses auch als unrealistisch betrachten muß?

Das mag sein, aber wie er etwas betrachtet und wie etwas ist, sind nun mal zweierlei.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Teylen am 14.09.2010 | 15:21
Ist es nicht so, dass jemand der etwas für unglaubwürdig bewertet, dieses auch als unrealistisch betrachten muß?
Nein.
Man mag es gaenzlich unglaubwuerdig finden das in Australien das Wasser anders ablaeuft als hier aber realistisch gesehen ist es nunmal so.
Man mag es unglaubwuerdig finden das jemand einen Auto Unfall ueberlebt hat, aber realistisch gesehen ist es so.

Die Glaubwuerdigkeit haengt von dem eigenem Vermoegen ab etwas zu Glauben bzw. es Wuerdig zu befinden es zu Glauben.
Der Realismus haengt von schieren Tatsachen und Fakten ab.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Voronesh am 14.09.2010 | 15:24
Der König gibt UNS diesen wichtigen Auftrag? So ein unglaubwürdiger Scheiss! Sind wir Blackwater?

Nö aber die einzigen Trottel die dumm genug sind diesen Auftrag anzunehmen. Und die man bei Misslingen an den Galgen knüpfen kann.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: carthinius am 14.09.2010 | 15:29
Der Realismus haengt von schieren Tatsachen und Fakten ab.
Weshalb es unrealistisch ist, Realismus glaubhaft in Regelmechanismen zu zwängen, die gleichzeitig nicht die wirklichen Mechanismen sind bzw. sein können.

Vermengen wir hier nicht sowieso ständig zwei Ebenen, die nicht zwingend miteinander zusammenhängen? Das eine ist schließlich die Regelebene, die einfach nicht realistisch sein kann (höchstens glaubwürdig oder schlüssig im Rahmen der Designvorgaben). Das andere ist die Spielebene, die zwar realistisch sein kann, dies aber nicht muss oder gar soll (Stichwort Genrekonventionen, die lustigerweise ja wiederum Designvorgaben gestalten können).
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: ErikErikson am 14.09.2010 | 15:30
Besseres Beispiel für unglaubwürdig aber realistisch ist ein realistischer Schwertkampf.  
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: carthinius am 14.09.2010 | 15:34
Explodierende sprechende Nazi-Scheunen kämpfen gegen unsichtbare Bankgebäude des Todes in einem Vierdimensionalen Raum während es um ihre Probleme in ihren dreigeschlechtlichen Beziehungsgeflechten geht.
:D
Das würd ich gern mal spielen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Oberkampf am 14.09.2010 | 15:43
Das würde bedeuten, dass sich im Prinzip wirklich alles völlig glaubwürdig darstellen ließe, auch wenn es völlig unrealistisch wäre.
Ich ziehe meine These zurück.

Warum?

Persönlich glaube ich, dass es Sachen gibt, die völlig glaubwürdig sind, aber eben nicht "realistisch" im Sinne von "der Wirklichkeit entsprechend". Die Erde ist eine Kugel. Fand vor 800 Jahren wahrscheinlich auch kaum jemand mit GMV glaubwürdig. Ja, es war schon bekannt, aber außerhalb eines kleinen Kreises von Mathematikern?
Zeit verläuft im Universum nicht gleichförmig (wovon übrigens fast jeder mir bekannte Sci-Fi Film ausgeht), sondern irgendwie komisch gekrümmt und in verschiedenen Blasen anders. Findet ihr das glaubwürdig? Ich nicht, aber es ist halt so.
 
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Visionär am 14.09.2010 | 15:44
Zitat
Zeit verläuft im Universum nicht gleichförmig (wovon übrigens fast jeder mir bekannte Sci-Fi Film ausgeht), sondern irgendwie komisch gekrümmt und in verschiedenen Blasen anders. Findet ihr das glaubwürdig? Ich nicht, aber es ist halt so.

Echt jetzt? Hast du dazu ein bisschen vernünftige Online-Literatur in der man das nachlesen kann. Klingt nämlich irre.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Teylen am 14.09.2010 | 15:45
Weshalb es unrealistisch ist, Realismus glaubhaft in Regelmechanismen zu zwängen, die gleichzeitig nicht die wirklichen Mechanismen sind bzw. sein können.
Nein den in Bezug auf das Rollenspiel stellen die Mechaniken Fakten her und beschreiben damit den Realismus im Spiel.

Wobei zu beachten ist das nicht die Realitaet in einen RPG Regelmechanismus gezwaengt wird sondern sich aus dem Regelmechanismus der RPG bezogene Realismus ableitet.
Insofern ist die Regelebene in Bezug auf das Setting zwingend realistisch aber nicht unbedingt glaubwuerdig.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Thot am 14.09.2010 | 15:49
Echt jetzt? Hast du dazu ein bisschen vernünftige Online-Literatur in der man das nachlesen kann. Klingt nämlich irre.

Stimmt aber. Allgemeine Relativitätstheorie.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Grey am 14.09.2010 | 15:54
Stimmt aber. Allgemeine Relativitätstheorie.
Siehe u.a. hier (http://de.wikipedia.org/wiki/Zeitdilatation).
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Dr.Boomslang am 14.09.2010 | 15:55
Ich glaube hier wird noch realistisch und real verwechselt. Realismus bedeutet einen Bezug zur Realität, d.h. da ist jemand impliziert der diesen Bezug herstellen muss, es ist eine Betrachtungsweise, ein Vergleich. Real ist das was tatsächlich ist. Realismus muss eben nur in gewissen Elementen vergleichbar sein zur Realität und das ist subjektiv.
Glaubwürdigkeit und Realismus sind also beides subjektive Maßstäbe, Realismus spezieller als Glaubwürdigkeit. Man kann sich drüber streiten ob alles was realistisch ist auch glaubwürdig sein muss, schließlich kann man selbst reales manchmal nicht glauben, andererseits, wenn man selbst glaubt es sei real, dann wird es auch Glaubwürdig sein müssen. Insofern muss vielleicht die Realität im Einzelfall weder realistisch noch glaubwürdig sein. Umgekehrt gibt es aber natürlich andere Maßstäbe für Glaubwürdigkeit, als ein Bezug zur unmittelbaren Realität.

Keiner der beiden Kriterien muss im Rollenspiel zwingend erfüllt werden damit es funktioniert. Etwas muss hier nur Plausibel sein, das ist noch lockerer als Glaubwürdig, es muss akzeptiert werden können. Suspension of Disbelief ist nicht umsonst ein Faktor bei nahezu jeder Handhabung von Fiktion. Seinen Unglauben müsste man nicht ausklammern, wenn er nicht grundsätzlich da wäre, oder häufiger mal auftaucht.
Für bestimmte Elemente kann natürlich, je nach Geschmack, mehr gefordert sein, bis hin zum Realismus. Das ist auch kein Problem, es kommt nur wie immer darauf an ob diese Vorlieben geteilt werden.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Thot am 14.09.2010 | 15:56
Ich glaube hier wird noch realistisch und real verwechselt. Realismus bedeutet einen Bezug zur Realität, d.h. da ist jemand impliziert der diesen Bezug herstellen muss, es ist eine Betrachtungsweise, ein Vergleich. Real ist das was tatsächlich ist. Realismus muss eben nur in gewissen Elementen vergleichbar sein zur Realität und das ist subjektiv.
Glaubwürdigkeit und Realismus sind also beides subjektive Maßstäbe,[...]

So definiert wäre der Begriff Realismus vollkommen nutzlos. Ich definiere folglich lieber anders.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Oberkampf am 14.09.2010 | 16:15
Echt jetzt? Hast du dazu ein bisschen vernünftige Online-Literatur in der man das nachlesen kann. Klingt nämlich irre.

Ähm... so direkt...

http://de.wikipedia.org/wiki/Relativit%C3%A4tstheorie

http://www.youtube.com/watch?v=RVt4Z3qu6SA
http://www.youtube.com/watch?v=xFyOckaWguE&feature=channel
(ca. 8:00)

Oder meinst du die Behauptung, die meisten Sci-Fi-Filme würden auf sowas keine Rücksicht nehmen? Ok, ich kenne eher ältere, Star Trek und so, vielleicht ist das bei neuen Filmen anders.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Visionär am 14.09.2010 | 16:18
Ich meinte das mit den Zeitblasen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Oberkampf am 14.09.2010 | 16:29
Ich meinte das mit den Zeitblasen.

Achso, das war "metaphorisch", mir ging es um den unterschiedlichen Zeitverlauf in Verhältnis zu Raum u. Geschwindigkeit - also "Raumzeit" (aber wie gesagt, realistisch*, bloß zu viel für mich, um es mir glaubwürdig vorstellen zu können, darum der Ausflug ins Metaphorische).

*"realistisch" i.S.v. "die Wissenschaft hat ein brauchbares Modell"
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Wulfhelm am 14.09.2010 | 16:37
Persönlich glaube ich, dass es Sachen gibt, die völlig glaubwürdig sind, aber eben nicht "realistisch" im Sinne von "der Wirklichkeit entsprechend". Die Erde ist eine Kugel. Fand vor 800 Jahren wahrscheinlich auch kaum jemand mit GMV glaubwürdig. Ja, es war schon bekannt, aber außerhalb eines kleinen Kreises von Mathematikern?
Ja, auch außerhalb eines kleinen Kreises von Mathematikern.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Oberkampf am 14.09.2010 | 16:41
Ja, auch außerhalb eines kleinen Kreises von Mathematikern.

Das finde ich jetzt interessant. Wie weit schätzt Du, und woher beziehst Du Deine Ansicht (Internetquellen natürlich bevorzugt)?
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Achamanian am 14.09.2010 | 16:44
So definiert wäre der Begriff Realismus vollkommen nutzlos. Ich definiere folglich lieber anders.

Was ist an diesem Begriff nutzlos? Ich finde, das hat Boomslang sehr gut getroffen: Realistisch ist das, was sich in ein nachvollziehbares, vernünftiges Verhältnis zur Realität setzt. Man spricht ja allgemeiner z.B. auch von "realistischen Erwartungen", wenn es z.B.darum geht, wie große Chancen man hat, sich von einer Krankheit zu erholen oder einen Rechtsstreit zu gewinnen. Realistisch ist in dem Fall ja auch nicht das Gleiche wie real, es ist vielmehr ein Szenario, mit dessen realen Eintreten man vernünftigerweise rechnen darf. Wenn man "Eintreten" durch "Möglichkeit" ersetzt, lässt sich das auch gut aufs RSP übertragen.

Ansonsten möchte ich mich aber Callisto insofern anschließen, dass Realismus einfach meistens kein besonders sinnvoller Maßstab für RSPs ist. Ich bevorzuge es da auch, sich über Glaubwürdigkeit und Plausibilität Gedanken zu machen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Thot am 14.09.2010 | 16:55
Was ist an diesem Begriff nutzlos? Ich finde, das hat Boomslang sehr gut getroffen: Realistisch ist das, was sich in ein nachvollziehbares, vernünftiges Verhältnis zur Realität setzt.[...]

Nachvollziehbar für wen? Nein, "realistisch" kann nur sein, was sich unabhängig vom Betrachter an den Fakten orientiert, die sich allgemeingültig über die zu modellierende Welt ermitteln lassen. Und zwar, wie ich schon schrieb, so, dass auch jemand, der die reale Welt nicht kennt, aus dem Modell etwas über sie lernen könnte.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Thot am 14.09.2010 | 16:57
Das finde ich jetzt interessant. Wie weit schätzt Du, und woher beziehst Du Deine Ansicht (Internetquellen natürlich bevorzugt)?

Nun ja, der Reichsapfel stellte das Reich Gottes auf Erden, also die ganze Welt, dar. Als Kugel. Und der Nordpol war Jerusalem.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Wulfhelm am 14.09.2010 | 17:09
Das finde ich jetzt interessant. Wie weit schätzt Du, und woher beziehst Du Deine Ansicht (Internetquellen natürlich bevorzugt)?
1.) Auf allen Ebenen der einigermaßen gebildeten Schichten, die uns in den Schriftquellen begegnen. Daraus folgend auch mit ziemlicher Sicherheit: Wenn die nicht gebildeten illiteraten Schichten irgend eine Vorstellung von der Welt hatten, dann die der Kugel. Denn die Annahme, dass bei denen ein in den Quellen nicht nachweisbares, dem unter Gebildeten - zu denen man ja auch mit dem Volk in Kontakt stehende Priester zählen darf - verbreiteten diametral entgegengesetztes Weltbild vorherrschte, ist doch recht unglaubwürdig.
2.) Nach Ansicht der von mir geschätzten und als zuverlässig bekannten Professoren, die ich hatte und die sich mit diesem Thema näher beschäftigt haben, aber Internet. Hm, das hier vielleicht erstmal:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,381627,00.html
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Master Li am 14.09.2010 | 19:53
Wichtiger als die beiden Begriffe finde ich: Erwartungssicherheit.  ~;D

Eigentlich ist es fast egal, ob ein System glaubwürdig oder realistisch ist. Die Spieler müssen sich darauf verlassen können, dass bestimmte Handlungen bestimmte Reaktionen auslösen. Dadurch kann ein faires Miteinander entstehen. Natürlich können die Regeln auch Improvisation, freies Entscheiden, Hausregeln oder ähnliches beinhalten. Aber wenn etwas geregelt ist, dann soll es so umgesetzt werden. Nur so kann ich als Spieler oder SL für meine(n) Charakter(e) entscheiden zu agieren.

Manchen Leuten hilft es, diese Erwartungssicherheit mittels Realismus oder Glaubwürdigkeit herstellen zu können, es ist aber keine Grundsätzlichkeit darin. Realismus befördert die Erwartungssicherheit quasi nur in die bei uns existierende Welt, à la  ja so etwas gibt es im wirklichen Leben auch und da ist das so...also muss das auch so von den Regeln abgebildet werden. Glaubwürdigkeit ist eigentlich das Gleiche wie Realismus allerdings ohne den mit dem Realismus eingehenden Genauigkeitszwang. Es können Dinge pauschaler abgehandelt werden, allerdings müssen sich diese wiederum an der Realität abgleichen lassen. 
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: carthinius am 14.09.2010 | 22:24
Nun ja, der Reichsapfel stellte das Reich Gottes auf Erden, also die ganze Welt, dar. Als Kugel. Und der Nordpol war Jerusalem.
Oder wie einer meiner Profs mal sagte: "Sonst hätte es ja keinen Apfel, sondern einen Reichsteller gegeben..."
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: alexandro am 14.09.2010 | 22:53
Das Problem ist, dass "Realismus" im Rollenspiel keine Aussage über Realität trifft, sondern über Meta-Realität, also einen Aufsatz der möglichst wenig mit dem Original interagiert. Ist etwa so, als wolle man Medizin betreiben, indem man ausschließlich den Blindarm studiert...
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Naldantis am 14.09.2010 | 22:56
Wichtiger als die beiden Begriffe finde ich: Erwartungssicherheit.  ~;D

Das meinte ich mit 'Konsequenz'

Zitat
Eigentlich ist es fast egal, ob ein System glaubwürdig oder realistisch ist. Die Spieler müssen sich darauf verlassen können, dass bestimmte Handlungen bestimmte Reaktionen auslösen.
[...]
Manchen Leuten hilft es, diese Erwartungssicherheit mittels Realismus oder Glaubwürdigkeit herstellen zu können, es ist aber keine Grundsätzlichkeit darin. Realismus befördert die Erwartungssicherheit quasi nur in die bei uns existierende Welt, à la  ja so etwas gibt es im wirklichen Leben auch und da ist das so...also muss das auch so von den Regeln abgebildet werden. Glaubwürdigkeit ist eigentlich das Gleiche wie Realismus allerdings ohne den mit dem Realismus eingehenden Genauigkeitszwang. Es können Dinge pauschaler abgehandelt werden, allerdings müssen sich diese wiederum an der Realität abgleichen lassen. 

Ja, so ungefähr wird ein Schuh draus: Konsequenz / Erwartungssicherheit / Berechbarkeit / Verläßlichkeit / Konsistenz sind das, was man BENÖTIGT, um Entscheidungen treffen zu können, wenn dieses vorliegt, und vernünftige Grundaxiome für die Welt angenommen wurden, ergibt sich daraus eine Glaubwürdigkeit, ein die Spieler sich 'wohlfühlen' läßt und ein Gefühl der Vertrautheit im der Welt erzeugt, daß einem wiederum erlaubt, Handlungsweisen und deren Folgen intuitiv einzuschätzen.
Wenn zudem die Startannahmen und die Mechanismen der unserer Welt recht ähnlich sind, so
wirkt das ganze dann auch noch 'realistisch'.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Feuersänger am 15.09.2010 | 01:36
Ich habe noch von keinem System gehört, dass explizit erlaubt, völlig unsinnige Mengen zu tragen.

D20 gefällig? ^^
Zum Beispiel Conan D20: da gibt es keine Stärkegürtel, keine nimmervollen Beutel, oder andere magische Spirenzchen. Tragkraft eines normalen Durchschnittstypen: 33 Pfund ohne Abzüge.
Aber mein Barbar Stufe 12, nichtmal extrem auf Stärke geskillt, war dennoch ohne weiteres in der Lage, 170 Pfund als "leichte" Last ohne jegliche Einbußen in der Bewegungsgeschwindigkeit zu tragen.
Als "schwere" Last mit entsprechenden Abzügen wären sogar über 500 Pfund möglich gewesen.
Hätten wir bis Level 20 gespielt, hätte sich seine Kapazität sogar noch auf 300 (leicht) bis 900 (schwer) Pfund erhöht.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Voronesh am 15.09.2010 | 10:36
Naja den ersten Satz hätte ich dir noch abgenommen. Sind ja keine 15 Kilo.

Der Rest war dann lalalalalala. (Im Sinne Recht haste)

Aber auch übermäßige Hitpoints oder LP (ohne magische Hilfsmittel) sind oft genug zu finden. DSA3 mein Lieblingsbeispiel.

Bei einer Belagerung stellten wir fest, dass unsere hochstufigen Helden im Schnitt nicht mehr durch einen enzelnen Schuss Belagerungswaffe zu töten waren.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: sir_paul am 15.09.2010 | 12:12
Wichtiger als die beiden Begriffe finde ich: Erwartungssicherheit.

Ja, so ungefähr wird ein Schuh draus: Konsequenz / Erwartungssicherheit / Berechbarkeit / Verläßlichkeit / Konsistenz sind das, was man BENÖTIGT, um Entscheidungen treffen zu können, wenn dieses vorliegt, und vernünftige Grundaxiome für die Welt angenommen wurden, ergibt sich daraus eine Glaubwürdigkeit, [...]

Das fasst es für mich sehr stimmig zusammen, etwas anderes erwarte ich im RPG nicht.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: ErikErikson am 15.09.2010 | 12:18
Genau. Wenn die "unaufälligen" NSC ständig Trenchcoats tragen, wird das irgendwann zu einem Merkmal der Welt und damit glaubwürdig im Sinne von Konsistenz.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Oberkampf am 15.09.2010 | 14:14
1.) Auf allen Ebenen der einigermaßen gebildeten Schichten, die uns in den Schriftquellen begegnen. Daraus folgend auch mit ziemlicher Sicherheit: Wenn die nicht gebildeten illiteraten Schichten irgend eine Vorstellung von der Welt hatten, dann die der Kugel. Denn die Annahme, dass bei denen ein in den Quellen nicht nachweisbares, dem unter Gebildeten - zu denen man ja auch mit dem Volk in Kontakt stehende Priester zählen darf - verbreiteten diametral entgegengesetztes Weltbild vorherrschte, ist doch recht unglaubwürdig.

Genau das ist mein Problem. Zum ersten Teil gehören die gebildeten Schichten, was nur einen kleinen Teil der Bevölkerung ausmacht, über dessen Lebens- und Gedankenwelt wir natürlich auch die besten Quellen haben. Dass dort nicht zwangsläufig die Überzeugung herrschte, die Erde sei flach, sondern dass diese Behauptung wahrscheinlich auf die "Propaganda" der Renaissance zurück geht, glaube ich gerne. Allerdings ist (aufgrund der noch nicht weit vollzogenen funktionalen Aufspaltung der Gesellschaft) unter den Gebildeten auch ein großer Teil mathematisch bewandert, darum habe ich das mal so verkürzt als "kleiner Kreis Mathematiker" wiedergegeben. Klar gab es auch Gebildete und Elitenvertreter (was nicht identisch ist), an denen Mathe vorbeiging, aber die hinterließen wahrscheinlich wenig Quellen zur Frage nach der Erdform. Händler dagegen beispielsweise, die sich aufgrund der Reisewege dafür interessierten, waren sehr wahrscheinlich wegen der Buchführung in der Mathematik ihrer Zeit bewandert.

Zum Zweiten gibt es eben die illiteraten Schichten, die nicht (in unserem heutigen Verständnis) gebildeten Schichten. Und über die gibt es eben wenig Quellen, und die Quellen, die es gibt, stammen von den Gebildeten. Darum kann man da wenig aussagen. Darum würde ich nicht einfach vom Elitenwissen aufs Weltbild des "einfachen Volkes" Rückschlüsse ziehen. Die priesterliche Ausbildung ist übrigens nochmal ein Thema für sich.

Der Reichsapfel? Naja, Apfel ist eben ein Symbol für Fülle - daraus die Kugelform der Erde abzuleiten (und anzunehmen, dass Hinz und Kunz vom Dorf dieses Symbol so lesen) halte ich für... tapfer (dass es einen Professoren gibt, der das glaubt, kaufe ich aber gerne ab, schließlich findet man in den Geisteswissenschaften immer einen Gelehrten, der irgendwas glaubt.)

Aber selbst wenn dieses Beispiel falsch ist (obwohl ich die Kugelgestalt der Erde für intuitiv weniger "glaubwürdig" halte als die flache Form) blieben im Astronomischen noch andere Beispiele, in denen die Glaubwürdigkeit der Realität wiederspricht. Beispielsweise die Erdrotation. Ich weiß nicht, wie man da vor 800 Jahren drüber dachte, aber ich halte es nicht für intuitiv glaubwürdig, dass die Erde so um sich selbst flitzt.

Worauf ich hinaus will: was jemand für glaubwürdig hält, hängt stark von seinem kulturellen Umfeld ab (und dem damit verbundenen Stand naturwissenschaftlicher Forschung). Deswegen das Beispiel mit der Newtonschen Physik (gleichmäßige Zeit) im Gegensatz zur Relativitätstheorie, deswegen das Beispiel mit der runden Erde. Genauso wie die Evolutionstheorie, die ja selbst heutzutage von vielen nicht als glaubwürdig angesehen wird (kein Missverständnis bitte, ich bin kein Anhänger des "Intelligent Design" aka "Talking Snake Theory").
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: ErikErikson am 15.09.2010 | 14:22
Oder noch schwieriger: Was sagt ein Historiker in 1000 Jahren wenn man ihn fragt, an was die Leute damals in D. geglaubt haben, im religiösen Sinne.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Achamanian am 15.09.2010 | 14:31
Nachvollziehbar für wen? Nein, "realistisch" kann nur sein, was sich unabhängig vom Betrachter an den Fakten orientiert, die sich allgemeingültig über die zu modellierende Welt ermitteln lassen. Und zwar, wie ich schon schrieb, so, dass auch jemand, der die reale Welt nicht kennt, aus dem Modell etwas über sie lernen könnte.

Das wäre dann aber eine nur fürs RSP brauchbare Spezialdefinition. Normalerweise versteht man unter "realistisch" eine skalierbare Eigenschaft z.B. einer Erwartung. Etwas ist mehr oder weniger realistisch, je nachdem, wie sehr man damit rechnen kann, dass es in der Realität eintritt oder eintreten könnte. Das ist natürlich eine subjektive Einschätzung und deshalb nicht allgemeingültig zu ermitteln. Objektivieren lässt sich das annäherungsweise über Erfahrung und Weltmodelle.

Du scheinst mit realistisch eher die Frage zu meinen, ob etwas im Rahmen des Settings glaubwürdig ist und ob innerhalb des Geschehens auf der Welt die schon genannte Erwartungssicherheit besteht. Das hat aber doch nur sehr am Rande etwas mit Realismus zu tun.

Ich kenne die Beschwerde, etwas sei im RSP unrealistisch, zumindest immer nur im Zusammenhang mit unserer Realität (z.B. "es ist unrealistisch, dass jemand drei Voltreffer mit einem Schwert abkriegen kann und immer noch steht!" - weil das in unserer Welt höchstwahrscheinlich ganz anders aussehen würde ...). Ich habe noch nie jemanden sagen gehört: "Es ist unrealistisch, dass ein Magier der 15. Stufe drei Feuerbälle schmeißen kann, bevor er ausgepowert ist" - so eine Aussage ergäbe einfach keinen Sinn, weil sich kein Bezug zu unserer Realität herstellen lässt.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Merlin Emrys am 15.09.2010 | 17:44
Oder noch schwieriger: Was sagt ein Historiker in 1000 Jahren wenn man ihn fragt, an was die Leute damals in D. geglaubt haben, im religiösen Sinne.  
Fast dasselbe, was ein Historiker sagt, wenn man ihn heutzutage fragt, was die Leute im Mittelalter angehabt haben.

Edit:
Ich habe noch nie jemanden sagen gehört: "Es ist unrealistisch, dass ein Magier der 15. Stufe drei Feuerbälle schmeißen kann, bevor er ausgepowert ist" - so eine Aussage ergäbe einfach keinen Sinn, weil sich kein Bezug zu unserer Realität herstellen lässt.
Nein? Ich habe zwar diese spezielle Aussage noch nicht gehört, aber durchaus die Verwendung "realistisch" in bezug auf rein fiktive Elemente einer Rollenspielwelt. Es ergibt auch Sinn, weil die Elemente in der Regel miteinander "vernetzt" sind und man darüber abschätzen kann, was "sein kann" und was "nicht sein kann". Der Bezug zur Realität ist also da - sonst ließen sich die fiktiven Elemente ja auch überhaupt nicht handhaben. 
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Voronesh am 15.09.2010 | 20:44
Nein? Ich habe zwar diese spezielle Aussage noch nicht gehört, aber durchaus die Verwendung "realistisch" in bezug auf rein fiktive Elemente einer Rollenspielwelt. Es ergibt auch Sinn, weil die Elemente in der Regel miteinander "vernetzt" sind und man darüber abschätzen kann, was "sein kann" und was "nicht sein kann". Der Bezug zur Realität ist also da - sonst ließen sich die fiktiven Elemente ja auch überhaupt nicht handhaben. 

Naja die Aussage ist wirklich etwas speziell zu den Feuerbällen.

Jedoch muss ich zustimmen, dass jede Abschätzung der "recast-Fähigkeit" der Magie komplett unabhängig von unserer Welt ist. Denn einerseits gibt es wirklich keine Stufen die wirklich abschatzbar sind außer Stufe 0 oder 1. Da fängt man ja eher noch als normalo an (meistens, da Magier wieder ausgenommen).

Aber wer könnte jetzt sagen wie viele Feuerbälle/andere Zauber ein Magier auf welcher Stufe zaubern kann.

Vielleicht ist alles mit einem kleinen Wurf zur Abwehr der Müdigkeit getan, und ein Feuerball ist ungefähr so anstrengend wie einmal mit dem Schwert zu schlagen. Ich würde zwar wetten die meisten Spieler würden sich beschweren, aber vielleicht ist das in der entsprechenden Welt einfach so.

Desweiteren ist jede Einschätzung der Stärke der Magie rein von unseren Konventionen und nicht irgendeiner messbaren Realität abhängig. Man könnte eine Spielwelt entwickeln, in der jeder Popelmagier ne halbe Stadt ausradieren kann.

Gut solche Spielsysteme sind mir (Gott sei dank) noch nicht über den Weg gelaufen. Aber das Gegenteil sehr wohl. DSA3, das einem ausgebildeten Krieger (zwar nur Stufe 1 aber die Ausbildung ist da fertig) auch mal von nen paar Bauern niedergekloppt wird. Oder der Magier der nach vollendeter Ausbildung nicht mal seinen besten Zauber halbwegs sicher über die Bühne bringt.

EDIT: Sry ist mir doch latt das zitat verlorengegangen-
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Bad Horse am 15.09.2010 | 21:53
Das mit dem Feuerball wäre dann unrealistisch / unplausibel, wenn ein Magier der 15. Stufe zwar nur drei Feuerbälle, aber dafür 7 Feuersbrünste werfen könnte, die dann auch noch mehr Schaden machen.  ;) "Unrealistisch" heißt in dem Fall einfach nur "Macht für mich keinen Sinn".

@Popelmagier und halbe Stadt ausradieren: Wenn du dich in der Richtung spezialisierst, geht das bei Ars Magica mit einem Anfangscharakter schon (Erdbeben und so). Eine Magierin hat da mal eher versehentlich einen Straßenzug platt gemacht, weil der Spieler die Spruchbeschreibung nicht gelesen hatte.  ;) (Es gibt setting-immanente Gründe, warum das Plattmachen einer halben Stadt problematisch sein könnte und wird daher meistens unterlassen.)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Merlin Emrys am 15.09.2010 | 22:01
Aber wer könnte jetzt sagen wie viele Feuerbälle/andere Zauber ein Magier auf welcher Stufe zaubern kann.
Wenn jemand das System kennt, kann er zumindest eine Abschätzung geben. Wenn ein Zauber eine bestimmte Ressource verbraucht, kann man einfach die Resourcenhöhe mit den Zauberkosten vergleichen (bei DSA 3 etwa: Mana steigt mit der Zeit, Zauberkosten bleiben konstant -> mit gewissen Unabwägbarkeiten wie Meditationen usw. kann man durchaus sagen, was ein Zauberer ungefähr an Ignisphaeri erzeugen kann).

Je nachdem, wie man "von unserer Welt abhängig" füllt, ist die Magie entweder sehr wohl von ihr abhängig (nämlich in den gleich näher ausgeführten Gesetzmäßigkeiten), oder zumindest die Gesetzmäßigkeiten, denen sie gehorcht, sind es, und die genügen ja zur Abschätzung. Ich vermute jedenfalls, daß ein "Stufenanstieg" immer einen Zunahme an Können bedeutet, d.h. man weiß schonmal, daß ein Zauberer auf Stufe x+1 entweder genausoviele Feuerbälle schleudern kann wie auf Stufe x oder sogar mehr. Wenn das System so angelegt ist, daß mit jeder Stufe ein Feuerball dazukommt, weiß man, daß die Zahl an aktuell verfügbaren Feuerbällen der Zahl der Feuerbälle auf Stufe 1 plus der Stufe entspricht. Daß unsere Realität keine von Zauberern erzeugten Feuerbälle zum Vergleich bereithält, macht da gar nichts - es reicht, daß das Regelwerk des Rollenspiels unter anderem den Regelmäßigkeiten der Mathematik gehorcht ;-) .
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Voronesh am 16.09.2010 | 00:14
Naja innerhalb der Spielwelt sollten die Zauber natürlich an sich Sinn machen. Nur sind sie dann glaubwürdig bzw. realistisch innrhalb ihres zu 100% fiktiven Bezugsystems. Sprich der DSA3 Magier würd sich nur in die Hose machen, wenn er auf nen echten Caster anderer Spielwelten, tut er aber nicht. Wir als Spieler können das vergleichen die Charaktere nicht, für die gilt halt nur die Gesetzmäßigkeit ihrer eigegen Welt.

Jedoch mit unserer Welt hat das so ziemlich nichts mehr am Hut außer unserer Vorstellungskraft.

Und natürlich Städte auradieren ist selten praktisch, aber können heißt ja nicht wollen oder müssen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Merlin Emrys am 16.09.2010 | 08:21
Wir als Spieler können das vergleichen...
Das reicht doch. Okay, es hat schon mehr "am Hut" als bloße (=regellose) Fiktion, aber das nur am (mathematischen) Rande.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Voronesh am 16.09.2010 | 13:57
Sicher vergleichen ja.

Aber was befähigt uns nun aussagen zu können, welche Variante Magie jetzt realistisch ist und welche nicht? Nur unsere ebenfalls durch 100% Fiktion festgelegte Konvention, die irgendwo im Mittelalter beginnt, durch Tolkien beeinflusst wird, und in irgendwelchen Rollenspielen und aktuell geschriebenen Fantasy Romanen endet.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Joerg.D am 16.09.2010 | 14:23
Wenn ich hier so einige Posts lese, dann kann ich mir ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen, denn man kann anhand der Antworten eigentlich prima erkennen, was für einen Stil die Spieler spielen und wie sie die Begriffe entsprechend ihrer persönlichen Vorlieben interpretieren.

Meine Interpretation von realistisch ist eher die, das das Spiel wirklichkeitsnah ist. Also, dass der virtuelle Realismus der im Spiel verwendeten Regeln eine bestimmte Wirklichkeit gut (glaubwürdig) abbildet.


Wenn ich ein Spiel spiele, dann bewege ich mich in einer virtuellen Realität. (Wirklichkeit) Die Handlungen meiner Figur müssen im Sinne der Regeln dieser virtuellen Welt realistisch dargestellt werden können. Sprich, die Handlungen meiner Figur müssen realistisch simuliert werden können. Realistisch bedeutet in diesem Fall nicht realistisch im Sinne von physischen Gesetzen der real existierenden Welt, sondern im Sinne der Glaubwürdigkeit der virtuellen Welt auf der ich spiele.

Der Realismus jedweder Spielwelt endet also in ihrer Glaubwürdigkeit. Etwas kann in meinen Augen nur glaubwürdig sein, wenn es eben im Sinne der Spielwelt realistisch (nachvollziehbar oder wirklichkeitsnah) ist.

Den Eingangsrant halte ich also für schlecht, weil ich zu große Wechselwirkungen zwischen den Begriffen Realismus und Glaubwürdigkeit sehe und er nicht auf die virtuelle Komponente des Spieles eingeht.

Der Kern dieser Diskussion ist also das, was in der Theorie als Suspension of Disbelief bezeichnet wird. Ich zitiere mal Peter Janik, der die meiner Meinung nach beste Zusammenfassung im Deutschen geliefert hat:

Zitat
Suspension of Disbelief ist dann notwendig, wenn ein setting sich grundsätzlich von unserer Erfahrungswelt unterscheidet, z.B. durch Vorhandensein von Magie oder Hochtechnologie. Wird diese Fremdartigkeit geschlossen und glaubwürdig (authentisch) dargestellt, gelingt es uns, unsere Skepsis für eine Weile beiseite zu legen und in die Geschichte einzutauchen. Die SoD endet, wenn man Teile der Welt anzweifelt, sie als lächerlich oder unglaubwürdig empfindet.

Wann SoD möglich ist, ist somit individuell verschieden.
(Hervorhebung von mir)

Kommen wir mal zu dem meiner Meinung nach besten Post in diesem Thread, dem von Mister Lee.

Er findet den Begriff Erwartungssicherheit und beschreibt schön, was er von einem Spiel erwartet. Meiner Meinung nach bricht die Logik seiner Argumentation, aber mit der Logik der Spielwelt, denn so wie er es beschreibt ist Erwartungssicherheit mehr eine Sache des SLs, der die Regeln auslegt als, der Regeln im mechanischen Sinne. Er erwartet einfach einen funktionierenden Gruppenvertrag, der dafür sorgt das die Spieler mit den Regeln planen können und so Spaß an der Spielwelt haben.

Tolle Einstellung, toller Post, hat aber IMHO nichts mit dem ursprünglichen Thema zu tun, sondern mit dem Gruppenvertrag.

Ist also eine andere Baustelle.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: sir_paul am 16.09.2010 | 14:40
Wenn ich ein Spiel spiele, dann bewege ich mich in einer virtuellen Realität. (Wirklichkeit) Die Handlungen meiner Figur müssen im Sinne der Regeln dieser virtuellen Welt realistisch dargestellt werden können. Sprich, die Handlungen meiner Figur müssen realistisch simuliert werden können. Realistisch bedeutet in diesem Fall nicht realistisch im Sinne von physischen Gesetzen der real existierenden Welt, sondern im Sinne der Glaubwürdigkeit der virtuellen Welt auf der ich spiele.

Hier möchte ich mal nachhaken. Wie du schon sagst bewegen wir uns in einer virtuellen Realität. Die "Naturgesetze" dieser Realität werden meiner Meinung nach vor allem durch die Regeln modelliert. Da meine Handlungen in der virtuellen Realität aber durch eben diese Regeln abgebildet werden, werden diese zwangsweise immer "realistisch" für die virtuelle Realität simuliert. Denn wir nutzen ja die Regeln welche auch die virtuelle Realität moddelieren!

Wie sieht bei dir ein Szenario aus in dem meine Handlungen in der virtuellen Realität nicht realistisch für eben diese Realität simuliert werden?

(Na hoffentlich versteht das jemand...)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Joerg.D am 16.09.2010 | 14:59
In diesem Szenario strapaziert jemand in die Grenzen der Regeln so weit, das die Realität bricht, weil nie alle Bereiche durch Regeln abgedeckt werden.

Beispiel: Kopftreffer geben -4 Abzug. Spieler nimmt Kanone und mach einen gezielten Treffer auf den Kopf. Das ist vielleicht Regelkonform, bricht aber IMHO mit der Realität/Glaubwürdigkeit der meisten Systeme. Eine logische Entwicklung der Spielweltregeln (Bricolage) wäre in diesem, Fall zwingend nötig um für mich weiter Realismus zu haben.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: sir_paul am 16.09.2010 | 15:07
OK, die Ausnutzung von Regellücken, etc.

So etwas sollten natürlich auch vom einem guten SL unterbunden werden. Somit sind wir wieder beim Spielleiter, seiner Interpretation der Regeln und dem Gruppenvertrag. Also bei den gleichen Punkten welche auch Mister Lee behandelt hat. Damit müsste dein Einwand auch ganz weit weg vom ursprünglichen Thema sein oder der von M.L. näher am Thema als du dachtes! Oder übersehe ich da etwas?
Titel: Re: [RANT]
Beitrag von: Joerg.D am 16.09.2010 | 15:13
Nein, Mister Lee ist nah am Thema befindet sich aber auf einer übergeordneten Ebene. (alles IMHO)

Das eine ist die Glaubwürdigkeit und der aus ihr resultierende Realismus, das Andere (also das vom Mr. Lee) ist wie man im und neben dem Spiel damit umgeht um ein gewünschtes Ergebnis zu erreichen.

Es gibt kein Realismus versus Glaubwürdigkeit, weil beide eng miteinander verknüpft sind. Es gibt aber den Bruch des Suspension of Disbelif und den Umgang des SL damit.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: sir_paul am 16.09.2010 | 15:16
Danke!
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Merlin Emrys am 16.09.2010 | 15:32
Aber was befähigt uns nun aussagen zu können, welche Variante Magie jetzt realistisch ist und welche nicht?
Unser Wissen um die Wirklichkeit und unsere Fähigkeit, Analogien zu erkennen.

Wie sieht bei dir ein Szenario aus in dem meine Handlungen in der virtuellen Realität nicht realistisch für eben diese Realität simuliert werden?
(Wenn ich auch noch etwas dazusetzen darf...)
Wie DSA, D&D, ... oder fast jedes andere Rollenspiel, das Magie als "verbreitet" setzt, aber dann eine Gesellschaft dazutut, in der die meisten Dinge ohne magische Komponenten funktionieren. Das impliziert, daß entweder der (für Charaktere dann ja doch meist übliche) Einsatz von Magie zur Lebensbewältigung den gesellschaftlichen Setzungen widerspricht oder der Verzicht den Setzungen der Magie als "verbreitet". Indikatoren für solche Szenarios sind darum auch ganz einfach zu benennen: Es sind innere Widersprüche.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Voronesh am 16.09.2010 | 16:32
Unser Wissen um die Wirklichkeit und unsere Fähigkeit, Analogien zu erkennen.

Das Wissen um diese Wirklichkeit in der wir Leben? In der es keinen einzigen Fall wissenschaftlich bewiesener Magie gibt?

Also von 0 auf etwas zu schließen?

Ich glaub irgendwie reden wir grad aneinander vorbei. Ander kann ich mir das nicht erklären.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Merlin Emrys am 16.09.2010 | 19:31
Also von 0 auf etwas zu schließen?
Wenn Du Deine Kenntnisse in diesem Bereich auf "0" einschätzt, solltest Du sie erweitern. Beispielsweise weiß ich, daß es in vielen Kulturen "magische Konzeptionen" gibt, die auch durchaus eine innere Plausibilität haben - in Verbindung mit Ahnenkulten etwa, oder bei Opferriten. Denn auch Geschichte, Ethnologie und Religionswissenschaft sind ja echte Wissenschaften.
Die magischen Vorstellungen des Rollenspiels sind ja nicht aus dem Nichts heraus in die Existenz gepoppt, sie haben Vorläufer und Grundlagen. Sie wurden dann nur anhand weiterer Elemente und unter Zuhilfenahme von ganz verschiedenen Analogisierungen verändert. Diese Analogisierungen sind oft sogar passabel "quasi-mathematisch", weil Rollenspielentwickler auch nur begrenz Zeit haben und ein einmal gesetztes Schema gern wieder aufgreifen. Das "ein Regelmechanismus für alles" macht daraus sogar eine Forderung.

Und mehr ist fast nicht nötig, auch wenn ein paar zusätzliche Elemente (wie Phantasie ;-) ) hilfreiche Ergänzungen darstellen können.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Maarzan am 16.09.2010 | 19:47
Das Problem ist ja typischerweise nicht, dass irgendeine Regel , insbesondere irgend welche exotischen Randdetails nicht stimmt, sondern dass sich eben diese Regel mit der Weltbeschreibung oder den Abenteuerelementen beißt.
Wenn es eine Regel ist, welche ein Kernelement eines Spiel sausmacht, kann so etwas sicher eher vorkommen oder eben, wenn jemand an genau so einer Regelschwäche auch noch ein Spiel aufhängen will, z.B. oneshotattentate in Systemen, wo das unter den bekanntenfakten so nie hinkomemn könnte, doppelte Punktzahl, wenn Spielerfähigkeiten zur rettung willkürlich negiert werden.

Viel öfter als irgend ein Wert ist es daher ja auch einfach eine Schlussfolgerung oder ein Verhalten, welches grob nicht paßt und daher so die Spielweltlogik bricht, z.B. wenn man für leere Weinschläuche mehr bekommt als man für den vollen bezahlt hat oder wenn die Charaktere unbedingt die dringende Medizin über den 3+4 Tage langen Weg durch unbekanntes Gebiet nehmen sollen, aber nicht den bekannten lockeren Hinweg, der 5 Tage gedauert hat nehmen sollen und diverse Charakterhandlungen, welche nur dann Sinn machen, wenn man sich die Leute als willenlose Marionette einer externen Kraft vorstellt.

Der Großteil der Realismusbrüche meiner Erfahrung nach sind nicht irgendwelche Spitzfindigkeiten oder allgemeine sonst funktionierende Regeln, sondern nicht eingesehene Fehler oder auch einfach Faulheit und Nachlässigkleit von Autoren aller Art, die nicht erkennen (wollen), das Beteiligung auch eine gewisse Stufe von Verstehen und Nachvollziehen können beinhaltet.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Master Li am 16.09.2010 | 19:49


Kommen wir mal zu dem meiner Meinung nach besten Post in diesem Thread, dem von Mister Lee.

Er findet den Begriff Erwartungssicherheit und beschreibt schön, was er von einem Spiel erwartet. Meiner Meinung nach bricht die Logik seiner Argumentation, aber mit der Logik der Spielwelt, denn so wie er es beschreibt ist Erwartungssicherheit mehr eine Sache des SLs, der die Regeln auslegt als, der Regeln im mechanischen Sinne. Er erwartet einfach einen funktionierenden Gruppenvertrag, der dafür sorgt das die Spieler mit den Regeln planen können und so Spaß an der Spielwelt haben.

Tolle Einstellung, toller Post, hat aber IMHO nichts mit dem ursprünglichen Thema zu tun, sondern mit dem Gruppenvertrag.

Ist also eine andere Baustelle.

Ich geh mal davon aus, Du meinst mich ;)... Dann heißt das Master Li, für Dich natürlich Mr. Master Li  >;D

Danke für die Lorbeeren. Du hast natürlich recht, dass ich zum Teil auf die Metaebene des Gruppenvertrages wechsle. Aber im Bereich Realismus und Glaubwürdigkeit geht es ja nie nur um Regeln, sondern immer auch um das Erlebte am Tisch. Sonst haben wir ja nur eine Diskussion um nichts Ergiebiges.
Konsequenz geht auch nicht nur vom SL aus, sondern normalerweise von einem Regelkonsens (in meinen Augen der Gruppenvertrag). Nicht der Meister alleine entscheidet die Regelanwendung, sondern immer die Gruppe (oft passiv durch Mund halten). Insofern sind Regeln immer nur innerhalb eines Gruppenvertrages existent. Und die Erwartungssicherheit gilt ja zudem auch immer für den SL, der weiß, wie bestimmte Dinge miteinander interagieren werden, selbst wenn das Ende noch offen ist.

Ich hoffe, ich habe Deine Kritik richtig verstanden.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Joerg.D am 16.09.2010 | 20:05
Ja Sir, Mister Master Li, Sir!

Die Metaebene des Gruppenvertrages ist aber etwas anders als der Realismus versus Glaubwürdigkeit Rant von Calisto, da geht es um eine Unterebene. (zumindest für mich) Callisto schreibt aus ihrer persönlichen Sicht was sie anpisst und deshalb muss man sich IMHO auch auf diese persönliche Ebene beziehen.

Dein Post ist halt toll, aber er zieht das Problem von dem Rant einer einzelnen Spielerin in Richtung Gruppenvertrag.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Master Li am 16.09.2010 | 20:17
Du hast ja recht, allerdings sah ich bei 6 Seiten Thread durchaus auch mal die Chance auf einen kleinen Sprung hinaus :D
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Voronesh am 16.09.2010 | 23:41
Wenn Du Deine Kenntnisse in diesem Bereich auf "0" einschätzt, solltest Du sie erweitern. Beispielsweise weiß ich, daß es in vielen Kulturen "magische Konzeptionen" gibt, die auch durchaus eine innere Plausibilität haben - in Verbindung mit Ahnenkulten etwa, oder bei Opferriten. Denn auch Geschichte, Ethnologie und Religionswissenschaft sind ja echte Wissenschaften.
Die magischen Vorstellungen des Rollenspiels sind ja nicht aus dem Nichts heraus in die Existenz gepoppt, sie haben Vorläufer und Grundlagen. Sie wurden dann nur anhand weiterer Elemente und unter Zuhilfenahme von ganz verschiedenen Analogisierungen verändert. Diese Analogisierungen sind oft sogar passabel "quasi-mathematisch", weil Rollenspielentwickler auch nur begrenz Zeit haben und ein einmal gesetztes Schema gern wieder aufgreifen. Das "ein Regelmechanismus für alles" macht daraus sogar eine Forderung.

Und mehr ist fast nicht nötig, auch wenn ein paar zusätzliche Elemente (wie Phantasie ;-) ) hilfreiche Ergänzungen darstellen können.

Ich unterstelle dir mal nicht dass zu das meintest, aber übersetzt heißt dein erster Satz: "Du bist blöd." Ich hab ne dicke Haut, aber andere mag das schon auf die Palme bringen.

Natürlich kenne ich Geschichte, aber wenn du aus fiktivem heidnischem Glauben (Ahnenglauber der Urvölker), nordischen Sagen etc, jetzt auf die "realistische Umsetzung" einer Magieform im Rollenspiel schließen willst, halte ich das für weit hergeholt. Dass unsere allgemeine Vorstellung der Magie darauf beruht postete ich ja schon. (bzw habs versucht anzudeuten, aber ich bin manchmal etwas zu gut im andeuten mit zuwwenig direkt sagen)

Nur weil die Kirche fest an Wunder glaubt, so ist doch keines bisher nach naturwissenschaftlichen Methoden geprüft. Und außerhalb der Kirche wirds dann etwas sehr dünn.

Zugegeben von Philosophie etc, hab ich eine sehr laienhafte Ahnung. Deshalb mein Verweis auf die Naturwissenschaften.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Callisto am 16.09.2010 | 23:50
Natürlich kenne ich Geschichte, aber wenn du aus fiktivem heidnischem Glauben (Ahnenglauber der Urvölker), nordischen Sagen etc, jetzt auf die "realistische Umsetzung" einer Magieform im Rollenspiel schließen willst, halte ich das für weit hergeholt. Dass unsere allgemeine Vorstellung der Magie darauf beruht postete ich ja schon. (bzw habs versucht anzudeuten, aber ich bin manchmal etwas zu gut im andeuten mit zuwwenig direkt sagen)

Nur weil die Kirche fest an Wunder glaubt, so ist doch keines bisher nach naturwissenschaftlichen Methoden geprüft. Und außerhalb der Kirche wirds dann etwas sehr dünn.

Zugegeben von Philosophie etc, hab ich eine sehr laienhafte Ahnung. Deshalb mein Verweis auf die Naturwissenschaften.

Ähm, der Glaube ist definitiv nicht fiktiv sondern für die, die daran glauben, sehr real. Abgesehen davon gebe ich dir in so fern recht, dass eine magische Welt sich allein dadurch von unsrer so unterscheiden kann, dass die Magie überhaupt nich so funktionieren muss, wie man es auf unserer für möglich hält. Magie kann insofern gar nicht realistisch sein, da unsere Wirklichkeit keine stabilen Vergleichsmöglichkeiten bietet. Wie viel Schaden ein Bolzen im Gegensatz zu einer Schusswaffe macht, das kann man in unsrer Welt testen. Aber Magie gilt ja schon in unserer Welt als reine Fiktion, wie kann die also einen Anspruch an Realismus erfüllen? Es kommt doch da nur drauf an, wie sehr das Setting an unsere Welt angelehnt ist. Wenn es unsere Welt plus funktionierende Magie ist, dann ist es wünschenswert sich über magische Praktiken unserer Welt zu informieren und seine Regeln daran anzulehnen. Aber in einer Fantasywelt kann man das alles auch gaaaaaaaaaanz anders handhaben. Es muss nur glaubwürdig erklärt werden.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Merlin Emrys am 17.09.2010 | 00:25
Ich unterstelle dir mal nicht dass zu das meintest, aber übersetzt heißt dein erster Satz: "Du bist blöd."
Ich bitte um Entschuldigung - das hatte ich nicht gemeint, und ich wollte Dich damit auf keinen Fall beleidigen. Es ging mir nur um den Hinweis, daß Naturwissenschaften nicht den ganzen Raum des Wißbaren abdecken und in dieser Frage mE sogar sehr wenig zur Sache beitragen können. Eine Einschränkung auf sie ist der Sache also schlicht nicht dienlich. Wenn man wissen will, welche Funktionsweise man Magie (ggfs. irrtümlich) unterstellen kann, muß man dahin schauen, wo es entsprechende Konzepte gab bzw. gibt, und in der zeitgenössischen Naturwissenschaft sieht es da etwas dünn aus. Aber die anderen Konzeptionen müssen darum nicht "schlechter" sein, sie sind zunächst einmal nur anders.
Und vielleicht ist dann genau das "Herholen von etwas weiter weg" das Geheimnis hinter der Fähigkeit, auch für fiktive Dinge den jeweiligen Realismus einschätzen zu können. Wie gesagt, es geht um Analogisierung, nicht um Homologien. Analogien kommen ja fast immer von weiter weg.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Thot am 17.09.2010 | 09:34
[...] Wie viel Schaden ein Bolzen im Gegensatz zu einer Schusswaffe macht, das kann man in unsrer Welt testen. [...]

Das geht allerdings nur mit Spielsystemen, die den Schaden irgendwie aus realen Zusammenhängen und Fakten herleiten können. Also für die meisten nicht.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Voronesh am 17.09.2010 | 09:50
Ich bitte um Entschuldigung - das hatte ich nicht gemeint, und ich wollte Dich damit auf keinen Fall beleidigen. Es ging mir nur um den Hinweis, daß Naturwissenschaften nicht den ganzen Raum des Wißbaren abdecken und in dieser Frage mE sogar sehr wenig zur Sache beitragen können. Eine Einschränkung auf sie ist der Sache also schlicht nicht dienlich. Wenn man wissen will, welche Funktionsweise man Magie (ggfs. irrtümlich) unterstellen kann, muß man dahin schauen, wo es entsprechende Konzepte gab bzw. gibt, und in der zeitgenössischen Naturwissenschaft sieht es da etwas dünn aus. Aber die anderen Konzeptionen müssen darum nicht "schlechter" sein, sie sind zunächst einmal nur anders.
Und vielleicht ist dann genau das "Herholen von etwas weiter weg" das Geheimnis hinter der Fähigkeit, auch für fiktive Dinge den jeweiligen Realismus einschätzen zu können. Wie gesagt, es geht um Analogisierung, nicht um Homologien. Analogien kommen ja fast immer von weiter weg.

Kein Problem, nur ich muss zugeben sehr in den Naturwissenschaften beheimatet zu sein, 7 Jahre Studium in denen der Tellerrand aus Jura besteht tun einfach sien übriges. Vor allem da viel der Ahnenmystik etc, relativ einfach auf das falsche (oder in dem Fall vielleicht eher "richtige") Zeug im Tee oder der Pfeife zurückzuführen ist. Vieles kann auch mit dem Erklärungsbedarf der Menschheit erklärt werden, wass früher ein Baumgeist erledigt hat, wird inzwischen mit Sonne, Chlorophyll etc. erklärt. Die zeitgenössische Naturwissenschaft ist ja auch mehr damit beschäftigt "Magie" zu widerlegen, als sie zu beweisen, bzw sie auf einfach Naturgesetze zu reduzieren.

Die Wunder der Kirche sind eben nun mal einfach Wunder, und in keinster Weise mit Magie auf Knopfdruck zu vergleichen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Wulfhelm am 17.09.2010 | 19:38
Genau das ist mein Problem. Zum ersten Teil gehören die gebildeten Schichten, was nur einen kleinen Teil der Bevölkerung ausmacht, über dessen Lebens- und Gedankenwelt wir natürlich auch die besten Quellen haben. Dass dort nicht zwangsläufig die Überzeugung herrschte, die Erde sei flach, sondern dass diese Behauptung wahrscheinlich auf die "Propaganda" der Renaissance zurück geht, glaube ich gerne. Allerdings ist (aufgrund der noch nicht weit vollzogenen funktionalen Aufspaltung der Gesellschaft) unter den Gebildeten auch ein großer Teil mathematisch bewandert, darum habe ich das mal so verkürzt als "kleiner Kreis Mathematiker" wiedergegeben.
Wie kommst Du darauf, dass irgend ein Schreiber oder Priester mathematisch bewandert war?

Zitat
Zum Zweiten gibt es eben die illiteraten Schichten, die nicht (in unserem heutigen Verständnis) gebildeten Schichten. Und über die gibt es eben wenig Quellen, und die Quellen, die es gibt, stammen von den Gebildeten. Darum kann man da wenig aussagen. Darum würde ich nicht einfach vom Elitenwissen aufs Weltbild des "einfachen Volkes" Rückschlüsse ziehen.

Ich schon, jedenfalls insoweit, als dass die Annahme "Weniger Gebildete, wenn sie überhaupt eine Meinung dazu hatten, haben die Ansichten der Gebildeteren übernommen" plausibler ist als "Weniger Gebildete haben ein diametral zur Meinung der Gebildeten entgegengesetztes Weltbild gehabt, auch wenn es für dieses Weltbild ~0 Quellenbelege gibt".

Zitat
Der Reichsapfel? Naja, Apfel ist eben ein Symbol für Fülle
Nein, er ist ein Symbol für die Erde in diesem Falle. Und ein Apfel ist er auch nicht.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Bad Horse am 17.09.2010 | 22:46
Was mich ja immer aufregt: In den meisten Systemen ist Fallen ja nicht so wirklich schlimm. 6m gestürzt? Oh, ein Kratzer. Ein 30m Abgrund? Naja, für einen durchtrainierten Athleten oder Krieger ist das ja eher Morgensport.

Ich weiß, es macht keinen Spaß, wenn der Charakter vom Baum hüpft und sich die Haxen bricht; aber ich finde es unglaubwürdig, wenn "Hey, warum springen wir nicht vom Hochhaus" eine sinnvolle Alternative ist - außerhalb eines Superhelden oder Wuxia-Setting zumindest.

Zur allgemeinen Erheiterung hier  (http://tanelorn.net/index.php/topic,12294.msg232678.html#msg232678)mal eine erzählerische Umsetzung der ganzen Sache.

So, Mini-Rant zuende. Weiter im Text.  :)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Feuersänger am 17.09.2010 | 23:18
 Wenn schon, dann müsste man den Fallschaden an die Fallbeschleunigung koppelt.  >;D
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Merlin Emrys am 18.09.2010 | 00:41
Ja aber der - statistisch signifikant häufige - Tod auf der Hausflurtreppe, durch Sturz von einer kleinen Trittleiter oder einem wackeligen Stuhl...? :-o

Tja, was für ein Glück, das Rollenspielcharaktere so gut wie nie zu Hause sind - und selbst wenn, sie niemals Fenster putzen müssen :-) ! Das senkt die Sterblichkeit ja schonmal ungemein...

(Im Ernst... ich muß zugeben, daß es Dinge gibt, in denen ich auf Realismus schon auch mal dankend verzichte.)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Callisto am 18.09.2010 | 00:42
Ja aber der - statistisch signifikant häufige - Tod auf der Hausflurtreppe, durch Sturz von einer kleinen Trittleiter oder einem wackeligen Stuhl...? :-o

Ich weiß, ihr macht hier grad nur Spass, aber genau sowas meine ich. Da wird auf Realismus gepocht, wo es grade mal egal sein kann !

Edit: Aah! Ein Ninjaedit!

(Im Ernst... ich muß zugeben, daß es Dinge gibt, in denen ich auf Realismus schon auch mal dankend verzichte.)

Jo !
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Merlin Emrys am 18.09.2010 | 00:45
Edit: Aah! Ein Ninjaedit!
Schuldig im Sinne der Anklage... ;-)
Aber ich dachte, es beugt vielleicht Mißverständnissen vor.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Bad Horse am 18.09.2010 | 00:48
Aber es muss doch ein Zwischending geben zwischen:

Spieler: "Ich wechsele die Glühbirne... ah, Dex-Wurf nicht geschafft."
SL: "Oh, ich habe bei dem Schaden 88 Punkte gewürfelt... du bist leider tot."

und

Spieler: "Nonchalant springe ich von der Brücke... oh, Dex-Wurf nicht geschafft."
SL: "Hm, dann hast du dir wohl die Knie aufgeschlagen."
Spieler: "Nein, meine Designerhosen!"

 :)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Voronesh am 18.09.2010 | 01:10
Naja auch immer ein gutes Beispiel sind die Wundprobleme nach Kämpfen, oder eben nicht.

DSA3 hat da nen netten Vorschlag, der meistens zum Tode führt dank der Unfähigkeit von Stufe 1 Charakteren irgendwelche Würfe mit irgendeiner sinnvolen Wahrscheinlichkeit hinzukriegen.

Jede Wunde auf die vorhandene Wahrscheinlichkeit für WUndbrand zu würfeln, der einfach nicht sinnvoll zu behandeln ist mit damaligen Methoden, außer man hat permanent nen Heilmagier dabei, oder nimmt halt doch die rasche Amputation hin, die selbst dann wieder nen Risiko hat.

Nene, wer alles realistisch macht, wird keinen Kampf ohne Magier oder Krankenhaus 50m weiter machen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: YY am 18.09.2010 | 02:35
Nene, wer alles realistisch macht, wird keinen Kampf ohne Magier oder Krankenhaus 50m weiter machen
...wollen  ;)


Ja aber der - statistisch signifikant häufige - Tod auf der Hausflurtreppe, durch Sturz von einer kleinen Trittleiter oder einem wackeligen Stuhl...? :-o
Da ist wieder die Frage, wer wo warum wie und mit welchen Folgen stürzt...da zeichnet sich doch ein recht deutliches Bild ab.


Ich hab mir z.B. noch nie was gebrochen, und an Gelegenheiten hat es bestimmt nicht gemangelt.

Und bei 95% der Aktionen, wo sich jemand in meiner Anwesenheit im Haushalt o.Ä. verletzt hat, hat mans kommen sehen oder zumindest kommen sehen können...



Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Feuersänger am 18.09.2010 | 08:34
Kampf mit realistischem Magier: "Unter welchem Hütchen ist die Kugel?"
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Thot am 18.09.2010 | 08:40
Kampf mit realistischem Magier: "Unter welchem Hütchen ist die Kugel?"

Wenn der so nahe herankommt, dass er meine Munition unter seine Hütchen stecken kann, ist das aber auch irgendwo wieder unrealistisch! ;D
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Voronesh am 18.09.2010 | 09:08
...wollen  ;)

Et war spät...... :P.

Aber wenisgtens isses ja ofensichtlich ^^.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Merlin Emrys am 18.09.2010 | 10:08
Das Folgende ist Korinthenkackerei, aber nicht satirisch gemeint.

Da ist wieder die Frage, wer wo warum wie und mit welchen Folgen stürzt...
Du bist noch jung. Die "magische Schwelle" ist, wenn ich recht informiert bin, bei 65 Jahren: ungefähr ab dem Zeitpunkt sind die Knochen so brüchig, daß selbst einfache Stürze zu Knochenverletzungen führen. 

Und ich denke, es gibt noch einen weiteren Faktor beim Sturz, den man durchaus greifen kann: Die räumliche Struktur des Bereichs, wo man aufkommt. Vor allem im Bad ist es oft eng, der Raum ist mit mehr oder weniger kantigen Gegenständen gefüllt. Wer also fällt, hat eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß sein Körper nicht in der bevorzugten Reihenfolge aufkommt, mit den zum Abfangen ausgestreckten Armen, sondern zunächst mit einem andern Körperteil, im ungünstigsten Fall mit dem nackennahen Teil ds Hinterkopfs. 
Ich würde wohl normalerweise auch nicht aus 6 m Höhe irgendwo herunterspringen - außer, unten ist Wasser. Das 5-Meter-Brett ist zugegebenermaßen um 20% niedriger, aber so hin und wieder gar nicht unattraktiv :-) . Bei 10 Metern wird's aber schon komisch... obwohl ich sicher bin, daß die meisten es überleben ;-) .
Und wenn unten ein Trüppchen Feuerwehrleute steht, die so eine große Plane dahin halten, wo ich wohl aufkommen werde, wären 10 Meter wohl auch noch drin, vermutlich sogar noch mehr. Ich weiß es nicht - ich bin ein bisschen unschlüssig, ob ich das Fehlen entsprechender Erfahrung mit mir selbst eher bedauern oder eher begrüßen sollte...

Das ließe sich wohl auch regeltechnisch umsetzen... hmm, ich glaube, ich habe gerade eine neue Baustelle für meinen Regelwerksentwurf gefunden: Sturzregeln in Abhängigkeit von der Beschaffenheit des Untergrunds. Mal sehen, was daraus wird.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Voronesh am 18.09.2010 | 10:38
Ich nehme an du bist männlich. Die Aussage mit 65 legt das einfach mal nahe.

Frauen kriegen Osteoporose nach der Menopause. Dann gibt es noch geschlechtsunabhängig andere Faktoren wie den Trainigsgrad. Aber dennoch, kein Charakter sollte soweit kommen, dass er sich über Altersbrüche und Krebsvorsorge wirklich kümmern muss.

Obwohl den Magier der zu seiner Krebsvorsorgeuntersuchung inklusive DRU und Kolo muss, dass hätte was. Vor allem für alle Nichtbeteiligten.

Ein Straße reicht auch aus um sich nen Bruch zu holen. Gibt schon Leute sich auch in jüngeren Jahren durch "blödes Aufkommen" nen Bruch geholt haben.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: ErikErikson am 18.09.2010 | 11:08
Dabei muss man aber miteinrechen, das manche Menschen sehr hohe Stürze (500+Meter) überleben. Man kann also nicht einfach die Schadenswirkung nach den gefallenen Höhenmetern oder der Aufprallgeschwindigkeit linear ableiten.

Etwa hier, wo er aber auch in nen Busch gefallen ist. http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,466187,00.html
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: El God am 18.09.2010 | 11:13
M.E.: Daraus lässt sich dann also ableiten, dass ein Charakter im Badehaus auf glitschigen Fliesen ab und an mal auf irgendeinen Gleichgewichts-Skill würfeln darf, weil er sonst hindauzt, sich dabei am Beckenrand die große Zehe bricht, vor Schmerzen (auch dafür gibts sicher Skills, die man verwürfeln kann) das Bewusstsein verliert und ertrinkt, weil keiner hinschaut (alle Beteiligten verkacken die Wahrnehmungsprobe)? Es sollen ja schon Leute in einer Pfütze ertrunken sein.

Mein Spiel ist sowas nicht.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Thot am 18.09.2010 | 13:31
Dabei muss man aber miteinrechen, das manche Menschen sehr hohe Stürze (500+Meter) überleben. Man kann also nicht einfach die Schadenswirkung nach den gefallenen Höhenmetern oder der Aufprallgeschwindigkeit linear ableiten.

Etwa hier, wo er aber auch in nen Busch gefallen ist. http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,466187,00.html

Kann man schon - wenn man bereit ist, solche ja doch eher seltenen Fast-Wunder auszuklammern. Das betrifft ja auch nur einen sehr geringen promillsatz der Betroffenen, kann also getrost für die Simulation ignoriert werden. Das wäre dann Simulation mit etwas weniger Detaillevel. ;)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Voronesh am 18.09.2010 | 14:41
M.E.: Daraus lässt sich dann also ableiten, dass ein Charakter im Badehaus auf glitschigen Fliesen ab und an mal auf irgendeinen Gleichgewichts-Skill würfeln darf, weil er sonst hindauzt, sich dabei am Beckenrand die große Zehe bricht, vor Schmerzen (auch dafür gibts sicher Skills, die man verwürfeln kann) das Bewusstsein verliert und ertrinkt, weil keiner hinschaut (alle Beteiligten verkacken die Wahrnehmungsprobe)? Es sollen ja schon Leute in einer Pfütze ertrunken sein.

Lass die Chars NIE besoffen ne Saunaparty feiern.

Aber ja betrunken in einer Pfütze ersoffen ist leider nicht soooo selten. Da Promille haben in Deutschland ja auch ein Problem im Prozentbereich ist. (frei nach von Hirschhausen)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Merlin Emrys am 18.09.2010 | 18:54
...auch dafür gibts sicher Skills, die man verwürfeln kann...
Das hängt von dem System ab, das Dir da vorschwebt. Bei DSA ist "Bewußtlosigkeit vor Schmerz" etwa nicht vorgesehen, bei GURPS wohl auch nicht (da kenne ich nicht alle Sonderfälle, bin insofern unsicher), bei Superheldensystemen gewiß nicht. Bei Cuthlu könnte man eher fündig werden, oder überhaupt in der Horrorecke. Und natürlich da, wo genaugenommen nur Erzählrechte verteilt werden, wobei da "Skills" die Sache nicht mehr ganz trifft. Du müßtest also schon genauer in bezug auf Deine Systemvorstellungen werden, damit man sagen kann, ob "ab und an mal" korrekt ist.

Genrell gilt, daß man Regeln grundsätzlich gegen Sinn oder Verstand nutzen kann, es aber eigentlich selten viel Sinn ergibt, wenn man das tut.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: YY am 18.09.2010 | 19:19
Du bist noch jung. Die "magische Schwelle" ist, wenn ich recht informiert bin, bei 65 Jahren: ungefähr ab dem Zeitpunkt sind die Knochen so brüchig, daß selbst einfache Stürze zu Knochenverletzungen führen. 

Eben - wenn meine Abenteurergruppen mit Masse relativ junge, trainierte und gesunde oder zumindest reisefähige Leute sind, interessiert mich doch die klapprige Oma Müller, die sich daheim beim Wischen den Schenkelhals bricht, nicht die Bohne.

Wenn es so gut wie nie vorkommt, braucht es auch keine Regeln dafür...

Anders sieht es aus, wenn einzelne SCs tatsächlich alt und klapprig sind und man das abgebildet/umgesetzt sehen will - dann sterben die anderen SCs aber immer noch nicht wie die Fliegen, wenn die Regelung was taugt.

Bei DSA ist "Bewußtlosigkeit vor Schmerz" etwa nicht vorgesehen, bei GURPS wohl auch nicht (da kenne ich nicht alle Sonderfälle, bin insofern unsicher)

Bewusstlos bzw. handlungsunfähig vor Schmerzen kann man in GURPS schon werden, aber i.d.R. nicht von einem gebrochenen Zeh - da muss man schon eine ziemlich zart gebaute Mimose sein ;)

Man kann aber zumindest von Stürzen/Schlägen auf den Kopf bewusstlos/handlungsunfähig werden, ohne dass besondere Anfälligkeit oder signifikante HP-Verluste vorliegen müssen.

Es ließe sich also durchaus regelkonform abbilden, dass jemand am Poolrand ausrutscht, sich den Kopf anschlägt und dann in hilfloser Lage ertrinkt.

Sehr wahrscheinlich ist das auch bei GURPS allerdings nicht...
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: ErikErikson am 18.09.2010 | 19:24
Es gibt auch keine vernünftigen Regeln für die Posttraumatische Belastungsstörung. Die tritt auf jeden Fall häufig genug auf, um eine relevante Rolle zu spielen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Thot am 18.09.2010 | 19:24
Es gibt auch keine vernünftigen Regeln für die Posttraumatische Belastungsstörung. Die tritt auf jeden Fall häufig genug auf, um eine relevante Rolle zu spielen.

Naja, gibt es schon, aber keine sehr realistische.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: ErikErikson am 18.09.2010 | 19:26
Naja, gibt es schon, aber keine sehr realistische.

Sag ich doch. Das muss sich an der Realität orientieren, und das hab ich noch nirgends gesehen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Thot am 18.09.2010 | 19:27
Dann lass mich dazu mal nen Thread aufmachen. :)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Naldantis am 18.09.2010 | 20:17
Es gibt auch keine vernünftigen Regeln für die Posttraumatische Belastungsstörung. Die tritt auf jeden Fall häufig genug auf, um eine relevante Rolle zu spielen.


???...

...sowas würde ich lieber dem Spieler zur Interpretation und zum Ausspielen überlassen.

Außerdem: in CoC werden die Charaktere eh so schnell zu sabbernden Lappen, das muß man nicht noch durch Detailstörungen aus 'alltäglichen' Ereignissen beschleunigen.
In Systemen wie Endland oder SLA-Industries saugen sich die Spieler eh mit psychischen Defekten voll, abenso bei denen, die solche Nachteile anbieten; da ist so ein Trauma auch eher nebensächlich.



Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Voronesh am 19.09.2010 | 11:11
Naja wer nen Artilleriebombardement (magische Feuerbälle tuns auch denke ich) überlebt hat ne gute Chance auf PTSD. Knapp irgendetwas entronnen zu sein. ist auch ne gute Möglichkeit das zu kriegen.

Nebenbei in Shadorun ist 1% der Welt irgendwie magisch begabt. Das ist genau dieselbe Wahrscheinlichkeit wie Schizophrenie......
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Falke359 am 19.09.2010 | 12:54
Es sollen ja schon Leute in einer Pfütze ertrunken sein.

Mein Spiel ist sowas nicht.

Darauf läuft´s doch immer raus: Was will man eigentlich spielen bzw. simulieren?
Das fängt ja schon damit an, wenn man z.B. Einkaufen nicht ausspielt. Selektion ist immer notwendig für ein flüssiges und damit spaßiges Spiel und das betrifft ebenso die Frage, was man simuliert und was nicht.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Merlin Emrys am 20.09.2010 | 01:29
Darauf läuft´s doch immer raus: Was will man eigentlich spielen bzw. simulieren?
Richtig, wobei es durchaus einen Grund geben kann, etwas zu simulieren, obwohl man es nicht detailliert spielt oder spielen läßt: Nämlich, eine Vorstellung davon zu bekommen, was im Bereich des Möglichen und was davon im Bereich des Wahrscheinlichen ist. Insofern kann die Simulation auch über die Rahmengestaltung bzw. nicht "ausgespielte" Entscheidungen ins Spiel einfließen. Und es gibt Leute, die mögen das.
(Es gibt auch andere, ich weiß das auch, die müssen also jetzt nicht alle einzeln auf ihre Existenz hinweisen...)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Feuersänger am 22.09.2010 | 17:14
Weil ich gerade drüber gestolpert bin:

http://www.survivingtheworld.net/Lesson578.html

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Visionär am 22.09.2010 | 17:47
Cooler Link. Danke =D

DAS lÄuft in meinem Leben schief:

(http://www.survivingtheworld.net/Lesson5.jpg)


Zuviel "Skill", zuwenig "Fame".

Memo: Sex Tape machen...
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Alice Crocodile Coltrane am 22.09.2010 | 19:06
Ein Scientist der ein Sex-Tape gemacht hat, müsste doch eigentlich alles abdecken, oder?  ~;D
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: El God am 22.09.2010 | 19:06
Mach doch ein Lehrvideo draus!
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: YY am 23.09.2010 | 01:24
Ein Scientist der ein Sex-Tape gemacht hat

Der findet sich oben rechts im Eck und ist damit äquivalent zu einem guten Musiker  ;D
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Thot am 23.09.2010 | 07:42
Naja, dann muss es aber schon ein richtig hguter Wissenschaftler sein, der ein richtig gutes Sextape von sich gemacht hat.

Ich weiss ja nicht, wie es Euch geht, aber irgendwas passt da für mich nicht zusammen. ;D
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Gummibär am 28.09.2010 | 01:07
Um nochmal zum Thema zurückzukommen. So sehe ich das:

Die Handlungsmöglichkeiten eines Rollenspiel-Settings sind realistisch, wenn es im Spiel
•   weder Handlungen möglich macht, die real nicht möglich sind
•   noch Handlungen unmöglich macht, die real möglich sind.

Rollenspielregeln sind realistisch,
•   wenn sie im Spiel für alle Entitäten alle Handlungsmöglichkeiten mit allen Erfolgsgraden und entsprechenden Konsequenzen zulassen, die ihnen auch real möglich wären, sofern diese nicht für das Setting durch die Setting-Beschreibung unmöglich gemacht werden und
•   wenn sie im Spiel für alle Entitäten keine Handlungsmöglichkeiten, keine Erfolgsgrade und keine entsprechenden Konsequenzen zulassen, die ihnen real nicht möglich wären, es sei denn, dass dies für das Setting durch die Setting-Beschreibung möglich gemacht wurde.




Was ich nicht berücksichtigt habe:
- Wahrscheinlichkeiten
- dass man bestimmte Bereiche gar nicht regeln möchte


Wer das noch mit reinbringen kann oder wer Beispiele findet, wo meine Definitionen nicht zutreffen, bitte melden!
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Merlin Emrys am 28.09.2010 | 09:07
•   weder Handlungen möglich macht, die real nicht möglich sind
Das beißt sich allerdings damit, daß Rollenspiel auf Fiktion beruht und damit "real nicht möglich ist", wenn man es streng nimmt. Ich kann real nicht ein anderer sein, d.h. schon "Ich schaue mich nach den anderen um" ist genau genommen real nicht möglich, weil es - real - weder meinen Charakter noch die anderen Charaktere gibt. Und soll es möglich sein, daß es in Frankfurt eine "Astraße" gibt, von der eine "Bgasse" abgeht?
D.h., wörtlich genommen ist die Definition zu eng. Aber in dem Moment, wo man sie aufweicht - z.B. in Richtung "die real nicht möglich wären" -, muß man Bedingungen finden, und dann kann man sich wieder um die Grenzsetzungen streiten...   
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Boba Fett am 28.09.2010 | 09:12
Die Handlungsmöglichkeiten eines Rollenspiel-Settings sind realistisch, wenn es im Spiel
•   weder Handlungen möglich macht, die real nicht möglich sind

Zaubern?
SciFi Hightech?
Genrespezifische Eigenheiten des Settings?
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Feuersänger am 28.09.2010 | 09:22
Tja, wenn es Magie, Scifi-Tech oder dergleichen gibt, ist es halt nicht realistisch. So what?
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Merlin Emrys am 28.09.2010 | 13:16
So what?
Es gibt nicht nur "ganz" und "gar nicht" in dieser Sache...
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Boba Fett am 28.09.2010 | 13:25
Tja, wenn es Magie, Scifi-Tech oder dergleichen gibt, ist es halt nicht realistisch. So what?
Dann hat das Adjektiv "realistisch" genau wieviel Aussage- oder Urteilskraft?
Genau, nämlich gar keine!

Als objektives Bewertungskriterium ist es damit nicht hinreichend.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Feuersänger am 28.09.2010 | 13:53
Ich hab das Gefühl, der Thread dreht sich im Kreis. Ich dachte, wir hätten inzwischen festgestellt, dass so gut wie niemand wirklich _realistisch_ spielen will, weil Realismus eben "unsere Welt abbildend" meint. Und das es einem als Spieler meistens vielmehr um Plausibilität, Logik, Glaubwürdigkeit geht.

So meinte ich das auch in Bezug auf deinen Einwand wg. Magie, Cybertech etc.: ein Setting mit diesen Elementen ist halt einfach nicht realistisch. Das ist aber auch vollkommen sch..egal, solange es dafür durchdacht und in sich stimmig ist.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Boba Fett am 28.09.2010 | 13:58
Skirnir: Zustimmung und kein Widerspruch...
Lediglich der Einwand: Wenn ein Kriterium keine Bewertung zulässt, ist es überflüssig.
Sprich: Wenn "realistisch" überflüssig ist, weil niemand "realistisch" spielen will, braucht man das Wort auch gar nicht, um irgendwelche Bewertungen oder Diskussionen damit zu führen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Merlin Emrys am 28.09.2010 | 14:51
Sprich: Wenn "realistisch" überflüssig ist, weil niemand "realistisch" spielen will, braucht man das Wort auch gar nicht, um irgendwelche Bewertungen oder Diskussionen damit zu führen. 
Wenn allerdings ein Gesprächspartner den Begriff ins Gespräch einbringt, wird man sich damit auseinandersetzen müssen. Es kann sogar sein, daß er unter dem Begriff Plausibilität, Logik, Glaubwürdigkeit und dergleichen subsummiert - denn seine Erwartungen in bezug darauf sind ja vermutlich an der Realität orientiert.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Khouni am 28.09.2010 | 21:28
Um einmal aus dem Chat zu zitieren (weitestgehend gekürzt)
Zitat
(21:06:37) Khouni: Synnibarr is actually Mars 50,000 years in the future, hollowed out and turned into a spaceship to take humanity to a safe place after the Earth had been destroyed.
(21:06:38) Imion: lol^^
(21:06:43) Khouni: Sweet
(21:06:57) Khouni: Giant Mutant Fire Clam
(21:07:14) Ionflux: %)
(21:07:32) Ionflux: eine zivilisation die planeten aush?hlen kann...
(21:07:59) Ionflux: ach ich vergesse immer dass realismus out ist :(
(21:08:00) Woodman: naja wir haben ja 50k jahre zeit zum ?ben
(21:09:14) Dolge: Na, ich fürchte, Realismus ist bei Synnibarr wirklich der falsche Anspruch... ;-)
(21:11:18) Khouni: Ich weiß nicht, ich spiele Rollenspiel, um Emotionen zu haben und mich voll und ganz in eine Person einzufinden
(21:11:47) Khouni: Zum Beispiel in eine Person, die das Grauen eines laserschießenden fliegenden Grizzlys ertragen muss
(21:12:18) Khouni: Immersion ist halt echt die Königsdisziplin
(21:12:28) Khouni: Und Immersion in richtig kranke Szenen schlägt jede Droge
(21:13:41) Woodman: JA aber wenn du den fliegenden Lasergrizzly realistisch abbilden kannst, hat man doch viel mehr Anhaltspunkte um das Grauen auch nachzuempfinden ;)
(21:14:03) Khouni: Tja
(21:14:18) Khouni: Der Trick besteht darin, die Sache an sich als völlig realistisch abzubilden
(21:14:33) Khouni: Mein Gott, ich finde ja nicht einmal die Realität stichhaltig realistisch
(21:14:47) Dolge: Khouni: Im Sinne von "Die Frage über Bord werfen, ob sie unrealistisch ist"
(21:14:52) Khouni: Ja.
(21:14:56) Dolge: Dann: Volle Zustimmung.
(21:15:10) Khouni: Aber immer noch voll und ganz versuchen, einzutauchen
(21:15:14) Khouni: Dann kommt der Trip
(21:15:48) Khouni: Ich meine, bewertet ihr die Qualität eines Traumes anhand seines Realismusgehaltes?
(21:15:51) Belchion: Ich mag fliegende, laserschießende Grizzlies.
(21:15:55) Khouni: Rollenspiele sind verdrehte Träume
(21:16:04) Khouni: Dadaismus im Kopf
(21:16:08) Dolge: schreib sowas doch mal im Realismus-Thread!!
(21:16:10) Khouni: Darum geht es im Endeffekt

Zitat
(21:17:14) Belchion: Ich kann mich leider nur selten an meine Träume erinnern. :( Aber wenn, dann bewerte ich sie normalerweise anhand der Intensität.
(21:17:46) Khouni: Belchion: Note 1! Genau mein Punkt!


EDIT::  Glaubwürdigkeit im Sinne von Folgerichtigkeit ist mir allerdings für den spielerischen Aspekt immer noch sehr wichtig. Aber das hat gar nichts miteinander zu tun.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Merlin Emrys am 29.09.2010 | 08:04
Aber das hat gar nichts miteinander zu tun.
Welche Quelle für Maßstäbe der Beurteilung von Glaubwürdigkeit ziehst Du denn heran?
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: 1of3 am 29.09.2010 | 09:23
Danke, Khouni. Du hast es mir ermöglicht aus diesem Thema tatsächlich eine wichtige Information mitzunehmen. Damit hätte ich nie gerechnet. Nämlich, dass  ich unbedingt World of Synnibar haben muss.

~;D
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Jestocost am 29.09.2010 | 09:29
1of3: Wenn du mein's haben willst - jederzeit.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: El God am 29.09.2010 | 09:33
Danke, Khouni. Du hast es mir ermöglicht aus diesem Thema tatsächlich eine wichtige Information mitzunehmen. Damit hätte ich nie gerechnet. Nämlich, dass  ich unbedingt World of Synnibar haben muss.

~;D

Das wäre doch ein Fall fürs Best of :T:, oder?

@Merlin Emrys: Kannst du immer erklären, warum irgendwas Glaubwürdig ist oder nicht? Zuerst hat man doch meist das Gefühl "das passt nicht", ehe man eine konkrete Begründung zustande bekommt, oder?
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Merlin Emrys am 29.09.2010 | 12:52
Zuerst hat man doch meist das Gefühl "das passt nicht", ehe man eine konkrete Begründung zustande bekommt, oder?
Wann ist "zuerst", und wieviel davon kann ich ergründen? Ich vermute, daß das Gefühl des Nichtpassens darauf zurückgeht, daß ich über Wissen und Analogien darauf komme, daß es nicht mit dem zusammenpasst, was ich weiß, wie bewußt ich mir dieses Wissens im Einzelfall dann auch sein mag (denn nicht alles Wissen ist mir ja zu jedem Zeitpunkt voll bewußt). Im Bewußtsein taucht bei mir dann als erstes wahrnehmbares Phänomen Verwirrung auf, und die Verwirrung wiederum löst ein Gefühl des Unbehagens aus, womit das Gefühl aber jedenfalls selbst für die bewußte Wahrnehmung nachgeordnet ist - vorbehaltlich dessen, daß ich korrekt rekonstruieren kann, wie sich so etwas in mir ereignet. Meist bin ich ja bei einer andern Sache, wenn dergleichen passiert, das macht die Selbstbeobachtung zu einer eher komplizierten Angelegenheit... :-o
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: ErikErikson am 29.09.2010 | 12:54
Wann ist "zuerst", und wieviel davon kann ich ergründen? Ich vermute, daß das Gefühl des Nichtpassens darauf zurückgeht, daß ich über Wissen und Analogien darauf komme, daß es nicht mit dem zusammenpasst, was ich weiß, wie bewußt ich mir dieses Wissens im Einzelfall dann auch sein mag (denn nicht alles Wissen ist mir ja zu jedem Zeitpunkt voll bewußt). Im Bewußtsein taucht bei mir dann als erstes wahrnehmbares Phänomen Verwirrung auf, und die Verwirrung wiederum löst ein Gefühl des Unbehagens aus, womit das Gefühl aber jedenfalls selbst für die bewußte Wahrnehmung nachgeordnet ist - vorbehaltlich dessen, daß ich korrekt rekonstruieren kann, wie sich so etwas in mir ereignet. Meist bin ich ja bei einer andern Sache, wenn dergleichen passiert, das macht die Selbstbeobachtung zu einer eher komplizierten Angelegenheit... :-o

Ist bei mir anders. Man hat mir irgendwann mal erklärt, das man immer noch wohl stirbt, wenn man im letzen Moment nach langem Fall aufgefangen wird. Seitdem regt mich das jedesmal auf, wenn ichs sehe. Eigentlich weiss ich meistens, warum ich was unglaubwürdif finde. Ist aber ev. nur bie mir so.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Terrorbeagle am 1.10.2010 | 14:00
Realismus hat im Rollenspiel - wie eigentlich bei jedem Medium, dass dazu dient, eine gewisse Geschichte darzubieten, eine relativ klare Funktion, nämlich die des grundlegenden Minimalkonsenses. Wenn man sich auf nichts anderes einigen kann, gelten eben die nakten Fakten. Und das ist nicht nur ein Kompromis, mit dem die meisten Leute leben können, diese Annahme gilt auch meist, ohne sie lange diskutieren zu müssen. Eben weil es müßig ist, sich über Allgemeinplätze zu streiten.
Es gilt in aller Regel, dass auch in der beschriebenen fiktiven Welt die vertrauten Regeln und Gesetzesmäßigkeiten gelten, bis das Gegenteil erwähnt wird. Das hat zum einen rein praktische Gründe - wer will schon bei jedem fiktionalen Universum wieder bei 0 anfangen und jede Kleinigkeit erklären müssen - aber darüber hinaus auch einen gewissen psychologischen Grund. Lebenserfahrungen und Weltwahrnehmung wie auch allgemeines Wissen prägen die Weltsicht und somit auch die Erwartungshaltung, wie die Welt sich verhält. In aller Regel gilt dabei auch: Je mehr man weiß, desto klarer ist diese Erwartungshaltung und um so leichter ist es, diese Erwartung auch zu enttäuschen.
Das klingt jetzt alles relativ banal, aber klassischerweise ist Frustration eine Folge enttäuschter Erwartungen und daher ist es, gerade im Rahmen eines Spiels eben nicht völlig unwichtig, denn für ein Spiel, dass ja doch eher den Zweck hat, zur Unterhaltung zu dienen, sind Frustrationsquellen erst mal fehl am Platz.
Daher sollte man für die Spielgestaltung die Erwartungshaltung und dementsprechend auch den Wissensstand der Mitspieler nicht ausser Acht lassen. In dem man den Wissensstand der Mitspieler und die Erwartung an die Spielwelt berücksichtigt, kann man es manchmal verhindern, Leuten ungewollt vor den Kopf zu stoßen, oder regelmäßig eher unerfreuliche Gefühle eines "dummen" Spiels zu verhindern.


Gut, man kann auch erwarten, dass sich die Mitspieler erst mal dumm stellen und ihre Erwartungshaltungen  herunterzuschrauben. Ich persönlich halte es aber für relativ unhöflich, die Intelligenz anderer Leute zu beleidigen.

Und in diesem Zusammenhang ist Realismus einfach ein sehr brauchbarer Universalkonsens auf den man sich eigentlich immer zurückziehem kann.  Die Grundlage so ziemlich jedes einzelnen Genres liegt letztendlich in Realismus + Abwandlung und genrespezifische Eigenheiten. Einfach auf Grund der normalen Erwartungshaltungen und Grundannahmen. Realismus ist fast immer die Grundlage oder das Fundament, auf dem man ein Genre aufzieht. Und als solches ist er nicht zu verachten und es ist ein wenig törricht, ihn kleinzureden, eben weil kein Genre im luftleeren Raum vor sich hin schwebt sondern fast alle zu Mindest in Teilen eben auf dem Realismus aufbauen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Master Li am 1.10.2010 | 14:03
Zum Glück hältst Du Dich mit Beiträgen zurück, sonst bräuchten wir gar nicht mehr diskutieren. Sehr schön gesagt  :)
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Gummibär am 1.10.2010 | 15:45
@ Skirnir

Zitat
Ich hab das Gefühl, der Thread dreht sich im Kreis. Ich dachte, wir hätten inzwischen festgestellt, dass so gut wie niemand wirklich _realistisch_ spielen will, weil Realismus eben "unsere Welt abbildend" meint. Und das es einem als Spieler meistens vielmehr um Plausibilität, Logik, Glaubwürdigkeit geht.
Und da stimme ich nicht zu. Ich möchte, dass alle Regeln, die nicht durch das Setting explizit anders sein müssen, realistisch sind. (Detailgrad und Interpretation sind verhandelbar. Aber wenn es Tragkraft-Regeln gibt, dann bitteschön annähernd realistisch. Und nicht „ich trage ein Auto“.)



@ Merlin

Das sollte durch den Zusatz „im Spiel“ deutlich gemacht werden. Die Handlung eines Menschen, dass er sich umschaut, ist sowohl im Spiel als auch real möglich und daher ist das Setting realistisch. Es geht um das, was im gemeinsamen Vorstellungsraum abläuft. Und in dem ist man nicht ein anderer, sondern es gibt dort überhaupt keine Spieler, sondern nur die Charaktere.

Mit „wären“ könnte ich mich aber abfinden. Ich ergänze zudem:

„Bezeichner spielen dabei keine Rolle, es geht um Begriffe.“ (Also es gibt keine „Badstraße“, sondern nur eine Straße).

Zitat
Es gibt nicht nur "ganz" und "gar nicht" in dieser Sache...
Denke dir die Frage: Ist es 100% realistisch? Darauf gibt es nur ja oder nein. Und auf mehr wird man sich eh nicht einigen können.



@ Boba Fett

Richtig, die Handlungsmöglichkeiten gewöhnlicher Rollenspiel-Settings sind nicht realistisch. Trotzdem erwarten viele Spieler realistische Regeln. Ich habe erklärt, was sie damit meinen. Und nach meiner Definition sorgt Zauberei im Setting nicht dafür, dass die Regeln unrealistisch sind, sondern das Setting ist dann unrealistisch – die Regeln bleiben realistisch (da der Bereich Zauberei davon ausgenommen wird).

Wenn ich mich über unrealistische Regeln beschwere, meine ich das nämlich genau so. Und bei Zauberei würde ich nie sagen, die Regeln sind unrealistisch. Wenn, dann ist das Setting unrealistisch. Aber das ist ja gewollt. Unrealistische Regeln aber sind (bei mir) unerwünscht.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Feuersänger am 1.10.2010 | 16:01
2. Dinge:
1. Bitte die Sätze bis zum Ende lesen. Für Tragkraft und ähnliches brauchst du auch nicht den Realismusbegriff bemühen; dazu reicht schon die Plausibilität. Oder Glaubwürdigkeit.

2. "100%" gibt es nicht, vor allem nicht bei Simulationen. Nur mal ein Beispiel: man tut sich bis heute schwer, selbst mit massivem Computereinsatz, parallel processing etc. das Wetter auch nur 1 Tag zuverlässig vorherzusagen. Und da stellst du den Anspruch, mit ein paar lausigen Würfeln die Realität zu 100% abbilen zu wollen? Du bist ein Fantast.

Ich sage ja immer - und nenne es ganz bescheiden "Feuersängers Paradox": Je realistischer ein Rollenspielsystem sein _will_, desto unrealistischer fühlt es sich in der Praxis an.
Ich versuch' mal so: je genauer man die Realität simulieren will, umso komplizierter und somit langwieriger wird zwangsläufig die Prozedur. Und bei all der Mühe kommt doch nur eine Näherung heraus. Aber um diese Näherung zu erreichen, kommt das Spiel jedes Mal zu einem knirschenden Halt. Das zerstört jeden Ansatz von Immersion, also das Gefühl, tatsächlich in der Welt zu sein. Es ist also nicht so, dass man durch ein "unrealistisches" Ereignis aus dem Spiel gerissen wird, sondern viel schlimmer: man kommt nichtmal ins Spiel hinein, weil man dafür zu sehr mit Tabellenwälzen beschäftigt ist.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Terrorbeagle am 1.10.2010 | 16:58
Zitat von: Skírnir
Für Tragkraft und ähnliches brauchst du auch nicht den Realismusbegriff bemühen; dazu reicht schon die Plausibilität. Oder Glaubwürdigkeit.

Ist das bei der Frage des Autostemmens nicht eh das selbe? Die Tatsache, dass sich etwas unglaubwürdig anfühlt kann, wie z.B. in diesem Fall auch einfach daran liegen, dass es schlicht unrealistisch ist. Da sollte man nicht Ursache und Symptom verwechseln.

Zitat
Ich versuch' mal so: je genauer man die Realität simulieren will, umso komplizierter und somit langwieriger wird zwangsläufig die Prozedur. Aber um diese Näherung zu erreichen, kommt das Spiel jedes Mal zu einem knirschenden Halt. Das zerstört jeden Ansatz von Immersion, also das Gefühl, tatsächlich in der Welt zu sein.

Okay, das würde ich als ziemlichen Unsinn einstufen. Zum einen ist die Einschätzung, was genau "langweilig" ist, nun wirklich völlig geschmacksabhängig, und den eigenen Geschmack zu Maß aller Dinge zu erheben, ist ein klein wenig egozentrisch, n'est-ce pas?
Ausserdem das ganze als einen Automatismus darzustellen ist jetzt auch eine eher abenteuerliche Darstellung.  Realismusgrad und Darstellungsfeinheit sind zwei zwar miteinander verbundene, aber nichtsdestotrotz unterschiedliche Kategorien sind. Realismus liegt weitaus mehr im Dargestellten als in der Darstellungsweise, und das System hat zwar sicher einen Einfluss, aber ist bestimmt nicht der einzige Einfluss. Zwotens, hängt die Frage, ob und in wie weit man Dinge nachschlagen muss, von der Regelkenntnis der Beteiligten ab. Und auch die ist wiederrum fast reine Einstellungssache. Mit dem notwendigen Elan kann man so ziemlich jedes Rollenspiel ohne Nachschlagen spielen. Das ist Einstellungssache (ausser man geht davon aus, dass die eigenen Mitspieler doof sind. Aber das wollen wir niemandem unterstellen, oder?)

Ich könnte genauso gut die Schlussfolgerung aufstellen, dass je einfacher und simpler ein System wird, desto oberflächlicher wird das Spiel, wodurch esentielle Tiefgang verloren geht. Je oberflächlicher das Spiel wird, desto banaler und nichtsagender wird es auch folgerichtig, so dass zu einer viskosen EIneitsbreimasse verschlammt, die sich primär im Banalen und Nichtssagenden bewegt. Und da  das Spiel dadurch nichtssagend und banal wird, ist es schlussendlich auch langweilig und eine reine Zeitverschwendung, womit dann klar "bewiesen" wäre, dass einfache Regelwerke dumm sind und doof machen. Das ist eine genauso stichhaltige Behauptung.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Feuersänger am 1.10.2010 | 17:17
Zum ersten, das haben wir hier alles schon durchgekaut. Werd ich jetzt nicht nochmal wiederholen, bitte selber lesen.

Zum zweiten, wo wir schon dabei sind:  lesen - verstehen - posten. Ich habe nicht "langweilig" geschrieben, sondern "langwierig". Das ist zwar durchaus _für mich_ meistens das gleiche, aber ich unterstelle nirgends, dass es niemanden geben kann, dem darauf einer abgeht.

Ich habe in meiner Dummejungenzeit auch versucht, "realistische" Systeme auf die Beine zu stellen. Die Ergebnisse, nunja, reden wir nicht mehr drüber. Immerhin war das Ganze immerhin dazu nütze, um mich von der blödsinnigen Idee, die Welt mit ein paar Plastikklötzen simulieren zu wollen, zu kurieren.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Bad Horse am 1.10.2010 | 17:39
Zumal es neben dem "realistischen" Realismus, der auf Erfahrungen und Erwartungen aus der realen Welt fusst, ja auch noch den "fiktionalen" Realismus gibt, der darauf basiert, was denn in einem bestimmten Genre der Fiktion üblich ist.

In der realen Welt führt eine Kollision von zwei schnell fahrenden Autos häufig zu einen schweren Unfall, mehrwöchigem Krankenhausaufenthalt, eventl. rechtlichen Problemen und einer Hochstufung der Versicherungsstufe. In einem Actionfilm führt das zu Explosionen und stylischen Kratzern - da würde ich es für einen Stilbruch halten, wenn der Hauptgegner in einem solchen Film nach einem Autounfall handlungsunfähig ist.  ;)

Insofern, @Lachender Mann, hast du mit deiner "kleinsten gemeinsamen Erwartungsbasis" natürlich nicht ganz unrecht, aber die kann sich genauso gut auf Genrekonventionen wie auf die reale Welt beziehen.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: YY am 1.10.2010 | 18:38
Ich sage ja immer - und nenne es ganz bescheiden "Feuersängers Paradox": Je realistischer ein Rollenspielsystem sein _will_, desto unrealistischer fühlt es sich in der Praxis an.
Ich versuch' mal so: je genauer man die Realität simulieren will, umso komplizierter und somit langwieriger wird zwangsläufig die Prozedur. Und bei all der Mühe kommt doch nur eine Näherung heraus.

Dazu möchte ich anmerken:

Es gibt Näherungen bzw. "nähernde" Systeme, die zwar relativ komplex sind, aber nicht komplexer als Systeme, die es gar nicht erst versuchen und damit nicht nur durch überbordende Komplexität die Immersion stören, sondern obendrein auch noch durch die Ergebnisse, die sie liefern.

Jedoch:
Die zwei Systeme, die mir zu obigem Satz als Erstes einfielen, werden von mir bekannten Gruppen ohne "knirschende Halte" gespielt.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Merlin Emrys am 2.10.2010 | 00:18
Das sollte durch den Zusatz „im Spiel“ deutlich gemacht werden.
Zunächst nebenbei: An der Stelle wäre ein Zitat hilfreich gewesen, um den Zusammenhang nochmal zu klären.

„Bezeichner spielen dabei keine Rolle, es geht um Begriffe.“ (Also es gibt keine „Badstraße“, sondern nur eine Straße).
Wenn "Frankfurt" tatsächlich "Frankfurt" sein soll, ist der Bezeichner aber gerade ein essentieller Bestandteil (oder sogar ein ganzer Haufen essentieller Bestandteile) des Vorstellungsraums. Immerhin soll man sich dann Frankfurt vorstellen, wie es war oder ist - und dann sind darin auch die Straßennamen festgelegt. Eine beliebige andere Stadt mit beliebigen anderen Straßen ist keine Option, es sei denn, es geht nicht um Frankfurt als das, was wir uns außerhalb des Spiels unter Frankfurt vorstellen. (Aber dann wäre es vielleicht auch besser, es nicht Frankfurt zu nennen.)

Denke dir die Frage: Ist es 100% realistisch?
Dazu wäre zunächst zu klären, worauf sich die Prozentangabe beziehen soll und was davon erreichbar ist (vgl. Skirmirs Einwand (http://tanelorn.net/index.php/topic,61525.msg1207224.html#msg1207224)). Aber wenn der Bezugspunkt selbst eine variable Größe ist, sind es die 100% damit auch, und schon ist auch wieder sehr viel mehr als nur eine "binäre" Wahl möglich. 
Ansonsten kann ich mir die Frage zwar leicht denken, aber ihr umso schwerer einen Sinn abgewinnen. Die Verbindung der Grundfrage "Ist es realistisch?" mit einem Prozentbegriff ist grammatisch möglich, aber ein Satz kann grammatisch korrekt sein und trotzdem nichts austragen: "Ist Rot dreieckig oder viereckig?" ist grammatisch auch korrekt gebildet, soweit ich weiß. Worauf also zielt diese Frage "Ist es 100% realistisch?" eigentlich ab - es sei denn, sie wäre keine Frage, sondern eine rhetorische Floskel, die nicht zwei Antworten zuläßt, sondern nur eine: Nein. Nichts ist 100% realistisch, es bleibt immer ein Zweifel - weil wir die Wirklichkeit, die unser Bezugspunkt ist, aus menschlicher Unvollkommenheit heraus gar nicht vollumfänglich erkennen können.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Gummibär am 3.10.2010 | 01:17
@ Merlin

Zitat
Nichts ist 100% realistisch, es bleibt immer ein Zweifel - weil wir die Wirklichkeit, die unser Bezugspunkt ist, aus menschlicher Unvollkommenheit heraus gar nicht vollumfänglich erkennen können.

Im Zweifel für den Angeklagten. Wenn du zweifelst, ob ein System unrealistisch ist, dann ist es realistisch.
Da liegt der Bezugsgrad für die 100%: Es gibt keine Regel, bei der ich (ohne nennenswerte Zweifel) der Meinung bin, dass diese Regel unrealistisch ist. (Unter der Annahme, dass mein Verständnis der Realität korrekt ist.)
Beim Realismus geht es ja darum, zu verhindern, dass sich jemand denkt „das ist unrealistisch“.



@ Skirnir

Zitat
Für Tragkraft und ähnliches brauchst du auch nicht den Realismusbegriff bemühen; dazu reicht schon die Plausibilität. Oder Glaubwürdigkeit.
Also ich habe noch nie einen Spieler sagen hören „das ist aber unglaubwürdig“. Und ich selbst denke mir das auch nie, ich denke immer, dass etwas unREALISTISCH ist. Dies sagt auch mehr aus: Nämlich dass ich erwarte, dass sich dieser Bereich der Regeln an der Realität orientiert. Und ein Vorteil liegt auch klar auf der Hand: Wenn mir jemand eine Quelle nennt, warum das doch realistisch ist (z.B. aus großer Höhe zu fallen ohne nennenswerte Verletzungen), dann nehme ich meine Aussage zurück. Ich kann es zwar immer noch nicht wirklich glauben, da ich nicht verstehe, warum es so ist. Ich akzeptiere es aber trotzdem, weil mein Anspruch war, dass es realistisch sein soll.
Dass jemand in einer Fantasy-Welt 10x soviel trägt wie in der Realität ist eigl. nichtmal unglaubwürdig. Irgendwie ließe es sich schon begründen. Unglaubwürdig sind für mich Dinge, von denen ich denke, dass sie nicht sinnvoll begründbar sind.

Zitat
Und da stellst du den Anspruch, mit ein paar lausigen Würfeln die Realität zu 100% abbilen zu wollen? Du bist ein Fantast.
Rollenspielregeln sind dann realistisch, wenn sie nicht unrealistisch sind. Unrealistisch sind sie aber nur dann, wenn die zu erwartenden Konsequenzen der Regeln unrealistisch sind. Falls solche unrealistischen Konsequenzen nicht zu finden sind (und es ist oftmals gar nicht entscheidbar, welche Regelung realistischer wäre), sind die Rollenspielregeln zu 100% als realistisch zu bezeichnen.
Die Rollenspiele, die ich spiele, haben keine Regeln, um eine Spielwelt zu simulieren. Insofern wird nie „die Realität“ abgebildet, nämlich nie eine ganze Welt. Es geht darum, bestimmte Situationen abzubilden. Und dabei werden lediglich die Einflussfaktoren berücksichtigt, die von den Spielern eingebracht werden. So leicht hat man es in der Realität nie. In der Realität weiß man normalerweise gar nicht, welche Einflussfaktoren es überhaupt alle gibt. Im Spiel kann man einfach definieren: Diese Einflussfaktoren und keine anderen.
Und du hast Recht: Wenn man zu sehr ins Detail geht, dann ist es schwierig, realistische Regeln zu gestalten. In dem Sinne ist ja SEUCOR auch ein gutes Beispiel für Realismus. Realismus hat nichts mit dem Detailgrad zu tun, wird aber häufig damit verwechselt.
Manchmal ist es von Vorteil, bestimmte Bereiche lieber nicht zu regeln, als sie unrealistisch zu regeln.

Und natürlich ist Realismus ein Ideal. Und Ideale erreicht man nicht, aber es lohnt sich, dies zu versuchen. Und natürlich darf man – begründet – davon abweichen. Ich führe auch bestimmte Annahmen ein, die mehr Spielspaß bringen.



@ Sleipnir

Gerade Actionfilme sind ein gutes Beispiel dafür, dass für mich Spaß verloren geht, weil mich da anscheinend jemand für dumm verkaufen will und ich Realismus möchte. Natürlich weiß ich nicht, ob das Auto nun 50 oder 70 km/h fährt und was das an den Unfallfolgen ändern würde. Aber gerade ein Autounfall ist keine intelligente Methode, Selbstmord zu begehen, weil man da blöderweise überleben kann. Insofern stört es nicht, wenn jemand einen Autounfall überlebt. Und dass Tanklaster explodieren können, je nachdem, was sie denn genau transportieren, das ist auch ok. Aber wenn jeder PKW eine riesige Explosion verursacht, dann ist das für mich Quatsch. Und zwar doppelt, wenn die einzige Ausnahme der PKW des Filmhelden ist. Also bitte: Action, ja gerne. Aber dann sollen die Gegner doch bitte in Chemiefabriken oder Tanklaster reinfahren oder man begnüge sich doch einfach mal damit, wie Matsche das Auto hinterher aussieht, ohne Explosion.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Terrorbeagle am 3.10.2010 | 10:45
Zitat
Insofern, @Lachender Mann, hast du mit deiner "kleinsten gemeinsamen Erwartungsbasis" natürlich nicht ganz unrecht, aber die kann sich genauso gut auf Genrekonventionen wie auf die reale Welt beziehen.

Wobei Genrekonventionen eben auch nur Abwandlungen, Additionen und Permutationen der gleichen Grundsubstanz darstellen; der Nukleus bleibt dabei der selbe.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: El God am 3.10.2010 | 16:25
Ach, wenn man sich die einschlägigen Threads so anschaut, sind *gerade* Genrekonventionen das, wo die Realismus-Freaks (darf ich die eigentlich "Realos" nennen?  >;D ) auf die Barrikaden gehen. Das so gleichzusetzen, ist imho nicht zielführend.

Ich würde stattdessen abseits von GNS eher die Rollenspiel-Vorlieben-Dimension "Realismus" vs. "Glaubwürdigkeit" aufmachen. Das aber natürlich nicht als Gegensatzpaar auffassen, sondern wohlwollend interpretieren - es gibt Leute, denen reichen eine gewahrte Kausalität und Logig und es gibt Leute, die berufen sich bei der Beurteilung dieser Dimension lieber immer dort auf realweltliche Vorbilder, wo es irgendwie möglich ist.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Terrorbeagle am 3.10.2010 | 17:52
Ich halte das ehrlich gesagt für einen Scheinwiderspruch, aber meines Erachtens ist Realismus auch weniger ein Genre, sondern eben ein Stilmittel - als Mittel zum Zweck um ein Gefühl der Stringenz und Glaubwürdigkeit des Hintergrunds zu erwirken, um den Suspension of Disbelief möglichst einfach von der Hand gehen zu lassen. Die Frage von Plausibilität oder Realismus ist dabei eine relativ künstliche Unterscheidung, denn letztendlich ist das, was nachvollziehbar realistisch ist, auch automatisch plausibel.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Callisto am 3.10.2010 | 17:57
Die Frage von Plausibilität oder Realismus ist dabei eine relativ künstliche Unterscheidung, denn letztendlich ist das, was nachvollziehbar realistisch ist, auch automatisch plausibel.

Aber umgedreht eben nicht ! Was plausibel innerhalb des Genres oder des Settings ist, ist nicht automatisch realistisch, weil Realismus sich eben auf unsere Realität bezieht !
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: El God am 3.10.2010 | 17:58
Ja, das ist die Richtung aus der die Realos (scnr) das alles sehen: Aber anders herum ist eben nicht alles, was plausibel ist, auch automatisch realistisch (im Sinne von Realweltbezug).

Bei Realismus als Stilmittel gehe ich aber vollkommen mit.

Edit: Cal war 1 µs schneller als ich. Ich lasse es aber stehen, weil ich es genauso sehe.
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Terrorbeagle am 3.10.2010 | 18:12
Zitat von: Skadi
Aber umgedreht eben nicht ! Was plausibel innerhalb des Genres oder des Settings ist, ist nicht automatisch realistisch, weil Realismus sich eben auf unsere Realität bezieht !

Und deshalb ist Realismus auch die qualitativ "reinere" Kategorie (das klingt jetzt bestimmt wertender, als es gemeint ist), eben weil es Plausibilität von vorneherein miteinschließt (wenn man Stranger Than Fiction (http://www.viruscomix.com/page440.html) Überlegungen wegläßt).
Titel: Re: [RANT] Realismus versus Glaubwürdigkeit
Beitrag von: Teylen am 3.10.2010 | 18:25
Was plausibel innerhalb des Genres oder des Settings ist, ist nicht automatisch realistisch, weil Realismus sich eben auf unsere Realität bezieht !
Kunstgemälde die sich dem Realismus zu ordnen sehen auch nicht so wie unsere Realität aus, genauso wie Foto-Realismus nicht exakt unserer Realität entspricht. Insofern kann in einem Rollenspiel Setting sehr wohl der Begriff Realismus bzw. realistisch angewandt werden.
Sowohl in Bezug auf die normale Realität wie auch auf die gekapselte Settings-Realität.

Imho ändern da auch noch so abwegige Versuche Realismus oder realistisch als Wort im :T: weg zu definieren nix dran,..