Ich komme gerade aus dem Kino und fand den Film "so naja". Die Action war nicht sehr mitreißend, die Rahmenhandlungen ein bisschen zu sehr mit dem Holzhammer,
So Sachen wie "Das ist gar nicht meine Geschichte. Eigentlich geht es um dich, Sweet Pea!" und "Wir haben noch eine lange Reise vor uns." Da hat's dann auch der letzte Zuschauer kapiert.
an sonsten war's ganz nett.
Dem Film fehlt eine gewisse Kleinigkeit, um wirklcih gut zu sein. Visuelle Spektakel gibt es momentan eh ausreichend. Es wurde nur ein Character halbwegs vorgestellt, bei den anderen habe ich mich gefragt, ob sie nicht Aspekte der Persönlichkeit von Baby Doll darstellen. Dem war leider nicht so. Die tauchten vorher gar nicht auf, wurden nie gesehen, waren auf einmal da und das wars dann. Bei den Traumsequenzen frage ich mich, welchen Bezug zu Baby Dolls Charcter sie haben.
Wie konnte sie eigentlich ihre eigen Schwester erschiessen? Sie ist kleiner als der Stiefvater, hat ihn an der Schulter getroffen, jedenfalls hat er sie sich IMHO gehalten, und sie hat eine Lampe ausgeschossen, die eindeutig über der Schwester war.
Ok, ich tat dem Film wohl unrecht, es hat nicht der letzte Zuschauer kapiert, um was es eigentlich geht. ;)
Das ganze ist Sweet Peas Geschichte. Das sagt Baby Doll am Ende ja auch explizit. Mir drängte sich diese Sichtweise ab dem Übergang vom Irrenhaus zum Bordell, wo aus Baby Doll unvermittelt Sweet Pea wird, auf. Die anderen Mädchen sind nicht real, sondern Aspekte von Sweet Peas Persönlichkeit. Und die ganze oberste Ebene, die wir im Film zu Gesicht bekommen (Vorgeschichte, Irrenhaus, Flucht in den Sonnenuntergang) ist auch nicht real, sondern genauso Phantasie/Einbildung wie die Bordell-Ebene und die Action-Ebenen. Spätestens beim Busfahrer sollte das klar sein. Na ja, oder auch nicht. So im Rückblick erscheint das alles ein bisschen hanebüchen, während des Filmes ergab das Sinn. ;)
Ok, ich tat dem Film wohl unrecht, es hat nicht der letzte Zuschauer kapiert, um was es eigentlich geht. ;)
Das ganze ist Sweet Peas Geschichte. Das sagt Baby Doll am Ende ja auch explizit. Mir drängte sich diese Sichtweise ab dem Übergang vom Irrenhaus zum Bordell, wo aus Baby Doll unvermittelt Sweet Pea wird, auf. Die anderen Mädchen sind nicht real, sondern Aspekte von Sweet Peas Persönlichkeit. Und die ganze oberste Ebene, die wir im Film zu Gesicht bekommen (Vorgeschichte, Irrenhaus, Flucht in den Sonnenuntergang) ist auch nicht real, sondern genauso Phantasie/Einbildung wie die Bordell-Ebene und die Action-Ebenen. Spätestens beim Busfahrer sollte das klar sein. Na ja, oder auch nicht. So im Rückblick erscheint das alles ein bisschen hanebüchen, während des Filmes ergab das Sinn. ;)
Ich denke an der Stelle übersiehst du einen subtilen Plottwist (der wahrscheinlich mal wieder durch beschissene Studiobeschneidung nicht wirklich deutlich wird):
Baby Doll identifiziert sich unterbewusst mit Sweet Pea (die Überblendung bei der Lobotomisierung), obwohl sich Baby Doll selbst unterbewusst längst aufgegeben hat (im Prinzip in dem Moment, als sie dem Stiefvater die Waffe an den Kopf setzte und nicht abdrückte). Sweet Peas Geschichte ist der negative Spiegel für ihre eigene Psyche und Entwicklung. Erst will Baby Doll scheinbar unbedingt raus dort, gibt sich aber am Ende selbst auf, während es anfänglich Sweet Pea ist, die sich aufgegeben hat und am Ende den Willen findet, der Situation zu entkommen. Baby Doll wird sich im Laufe des Films bewusst, dass sie nicht mehr weiter will bzw. kann, während Sweet Pea lernt, dass es für sie weitergeht. Auch der Tod der jeweiligen Schwester ist der Wendepunkt für beide Charaktere. Für Baby Doll ist der Tod der Schwester der Anfang vom ihrem (psychischen) Ende, während der Tod von Rocket der Beginn der Freiheit für Sweet Pea ist bzw. war.
Fazit: Grandioser Film. Technik, Kamera, Musik, einfach hammerartig.
Zu Madner Kamis Spoiler usw.:
Gut, sehr gut sogar. Ich frage mich ja inzwischen tatsächlich, ob der Rezensent unserer Tageszeitung diese Auflösung nicht mitbekommen oder nicht verstanden hat, ob er überhaupt keine Lust hatte, sich damit zu beschäftigen, oder ob er in seiner Rezension nicht unnötig spoilern wollte. In Kinokritiken wird heute nämlich fast überhaupt nie gespoilert. Seine Kritik war wirklich nur ein Verriss im Sinne von "Spektakuläre und brutale Bilder, viel Kampf und Radau, aber letztlich absolut nichts dahinter."
Ich habe bei meinem Kinobesuch vor zwei Wochen auch mitbekommen, wie nach der zweiten Traumszene mehrere männliche Kinozuschauer frustiert und fluchend aus dem Saal gingen und nicht wiederkamen ... ich schätze einfach, dass das welche von der Fraktion waren, die einen Haudrauf-Actionfilm erwartet hatte.
Hm, Ranor meinte ja schon, dass der Film fast überall gnadenlos verrissen wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Bildästhetik, Musikwahl, Erzählweise und wahrscheinlich auch die Geschichte nicht jedem wirklich zu sagt.
Mir erschließt sich zum Beispiel der Sprung in die jeweilige "Zeitepoche" der Traumsequenzen nicht so wirklich, weil ich zwischen Baby Doll und den jeweiligen Settings keinerlei Verbindung feststellen kann. Allerdings kann das auch ganz einfach an der mangelnden Hintergrundcharakterisierung liegen. Diese jedoch ist für die Gesamtgeschichte des Films völlig irrelevant und so muß man sich eben einfach mal darauf einlassen und es hinnehmen, dass das eben in ihrem Kopf abgeht. Eben eine Form der Suspension of Disbelief, wenn man so will. In ihrer Psyche ergibt es eben Sinn und jeder der sich an einen oder mehrere Träume erinnern kann, weis wie surreal und absurd es da drin abgehen kann.
Letztendlich kann man diese Sequenzen aber auch einfach als eine für uns visualisierte Darstellung auf Basis der Bildästhetik des Künstlers begreifen, also sozusagen eine Textur über dem Drahtgitter von Baby Dolls innerer Realität. Ein Filter der ihre Gedanken in unsere Begriffe verschiebt. Aber solche Interpretationsansätze gehen dann weit vom eigentlichen Thema weg und haben letztendlich für die Geschichte des Films oder eine einfache Rezension keinen zwingenden Belang. Das wird erst dann interessant, wenn man sich über das Handwerk und die Kunst des Films unterhalten will. Aber wie gesagt, das führt am Thema vorbei, weil es eher eine Metadiskussion über das Medium wird, als den Inhalt bzw. die Qualität des Films.
Zur Kritik in deiner Tageszeitung kann ich nichts sagen, aber wenn sie ähnlich ausfällt wie die von Destruktiver_Kritik, dann würde ich erstmal davon ausgehen, dass der Kritiker den Film bzw. dessen Handlung wahrscheinlich nicht wirklich verstanden hat. Pathos und Motivationsgeschwafel finden zum Beispiel ausschließlich in ihrem Kopf statt und sind zwar platt, aber eben Teil von Baby Dolls Gedankenwelt. Ganz im Gegenteil lässt die reale Ebene des Films sogar jeglichen Pathos und Motivationsgeschafel missen. Ansätze von beiden findet man in der "Bordelebene", also ihrer eher oberflächlichen Geisteswelt und dann wäre da halt ihr innerstes Selbst bzw. ein Teil desselben in Form des Senseis... Die innerste Psyche des gerade mal 20 Jahre jungen Fräuleins, das weder altklug noch welterfahren ist, ist so, nicht aber der Film.
Über die Technik (Ästhetik, Musikwahl usw.) kann man, wie bereits mehrfach geschrieben, natürlich streiten und objektive Aussagen dazu kann man schwerlich machen. Modernere Covermusik als Soundtrack, Comicästhetik, Anime-/Mangaanleihen in der Symbolik und die Verwendung der drei großen Grunderzählsettings moderner, nichtrealistischer Belletristik (History&Fantasy, Steampunk und SciFi-/Cyberwelten) für die Actionsequenzen. Man muss es halt mögen, aber das ist halt die Frage: Da Vinci, Picasso oder Tag an der Hauswand? Da hat halt jeder seiner Vorzüge.
Sollte Ranor Recht haben und das Studio hat nochmal dran rumgedocktort, wird dabei einiges was ich für relevant halten würde unter den Tisch gefallen sein. Zum Beispiel denke ich, dass zumindest Teile ihrer Tänze eigentlich gezeigt werden sollten, die Sprengung ihres Hauses fehlt ganz offensichtlich (Elektrofunken und Gasleck...) , ebenso wie die Ausführung der einzelnen Aktionen in der Realität, also der "Schlüssel zum Ausweg" bzw. der gesamte Fluchtplan, sowie Interaktionen zwischen den Mädchen auf der realen Ebene. Gerade letzteres wäre für die Frage, ob die Mädchen nun Teil bzw. Projektionen ihrer Psyche sind, äußerst relevant. Dieser Gedanke kam mir auch ziemlich schnell, gerade weil die beiden Hauptprotagonisten im Laufe des Filmes ihre jeweiligen Situationsbewertungen quasi tauschen und der Fluchtplan dadurch sehr doppeldeutig wird. Die eine "flüchtet" sich durch diesen in die Realität und ins Leben, während die andere ins Vergessen und ihren geistigen Tod "flüchtet". Die beiden sind in der Bordellebene auf so viele Arten ganz offensichtlich der Spiegel der jeweils anderen (zum Beispiel auch, dass Sweet Pea zunächst der Star ist und durch Baby Dolls Erscheinen als Star verdrängt wird, die ihrerseits vom Putzmädchen zum Star wird) und es liegt halt einfach nahe, auch bei den anderen Mädchen Analogien zu suchen bzw. zu vermuten.
Obendrein kann man die Rettung Sweet Peas durch Baby Doll auch als Parabel auf den Tod von Baby Dolls Schwester sehen. Baby Doll würde für die Rettung ihrer Schwester ihr Leben geben und man sieht ja in der Einführung, dass sie durchaus willens ist sich selbst in Lebensgefahr zu begeben, um sie zu retten, nur kommt sie halt zu spät. Mit Sweet Pea erhält sie eine "zweite Chance" und opfert sich für ihre Rettung. Als Nebeneffekt ermöglicht sie sich dadurch gleich auf zwei Wegen den Seelenfrieden. Auch ein schöner Symbolismus... Mangelnde Tiefe kann ich dem Film wirklich nicht vorwerfen.
Übrigens, bezüglich eines früheren Posts von dir: Bei dem Kerl musste ich auch sofort und unwillkürlich an Carradine denken.