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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Waldviech am 23.02.2011 | 19:50

Titel: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens bescheuertste Gottheit)
Beitrag von: Waldviech am 23.02.2011 | 19:50
Zitat
ich glaube nämlich nicht, dass das historische Mittelalter ohne einen einigen Monotheismus im Nacken sich so entwickelt hätte, wie es sich entwickelt hat.

Sicherlich nicht. Für das (europäische) Mittelalter müsste man die in der Fantasy so übliche Vielgötterei mal ad acta legen. Das Polytheismus in Fantasysettings so stark vorherrschend ist, hat IMHO im Übrigen auch was mit Romantik und der Sehnsucht nach der "Guten alten Zeit" zutun.
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Beitrag von: Terrorbeagle am 23.02.2011 | 19:58
Das Polytheismus in Fantasysettings so stark vorherrschend ist, hat IMHO im Übrigen auch was mit Romantik und der Sehnsucht nach der "Guten alten Zeit" zutun.
Oder damit, dass es schwer ist, Religionen und Kulte in der leeren Luft zu erschaffen, und man dann an Stelle des Abziehbilds des Griechisch-Römischen Pantheons ein Abziehbild der sehr realen und immer noch exisiterenden monotheistischen Kirchen hat, woran sich manche Menschen stören könnten.

Ausserem hat man mit 10+ Göttern einfach mehr Rohmaterial zum Rumsauen, so lange man nicht ein Modell mit dutzenden von untergeordneten Gottensdienern für die effektive Verehrung dazwischen schaltet.
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Beitrag von: Xemides am 23.02.2011 | 20:01
Ach mir fällt da wieder Glorantha und seine Götterwelt ein.
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Beitrag von: Waldviech am 23.02.2011 | 20:06
Die Punkte stimmen natürlich auch (wobei sich natürlich gewisse Leute auch am Polytheismus stören).
Mir drängt sich immer nur der Verdacht auf, dass nicht wenigen Fantasyfans monotheistische Religionen per se unsympathisch sind und man Abziehbilder der "hübscheren" antik-heidnischen Religionen bevorzugt, da man Odin, Thor und Zeus so schick findet - letztlich aus einem ähnlichen Gefühl der Romantisiererei heraus, aus dem man auch die oben bereits beschriebene Mittelalterversion dem historischen Mittelalter vorzieht.
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Beitrag von: Terrorbeagle am 23.02.2011 | 20:10
Ach mir fällt da wieder Glorantha und seine Götterwelt ein.

Glorantha hat aber dutzende von verschiedenen Pantheons (Pantheonen?), mt dutzenden von vershiedenen Göttern und dergleichen mehr... also rein quantitativ liegt das Setting in der Hinsicht schon ziemlich weit oben im internalen Rollenspielvergleich.

Die Punkte stimmen natürlich auch (wobei sich natürlich gewisse Leute auch am Polytheismus stören).
Mir drängt sich immer nur der Verdacht auf, dass nicht wenigen Fantasyfans monotheistische Religionen per se unsympathisch sind und man Abziehbilder der "hübscheren" antik-heidnischen Religionen bevorzugt, da man Odin, Thor und Zeus so schick findet - letztlich aus einem ähnlichen Gefühl der Romantisiererei heraus, aus dem man auch die oben bereits beschriebene Mittelalterversion dem historischen Mittelalter vorzieht.

Jupp, das glaube ich auch - insbesondere der Teil mit der Romantisierung der alten polytheistischen Religionen scheint mir sehr zutreffend zu sein, und die fehlende Sympatrhie für an sich eher monotheistische Religionen sieht man bei DSA erstaunlich gut bei der Praioskirche, die alle bösen Klischees über den korrupten Klerus und das assoziierte Sendungsbewustsein abbekommt.

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Beitrag von: Waldviech am 23.02.2011 | 20:14
Zitat
und die fehlende Sympatrhie für an sich eher monotheistische Religionen sieht man bei DSA erstaunlich gut bei der Praioskirche
Ooooooh ja ! Kein pseudomittelalterliches Fantasysetting ohne bösen Inquisitor (tm). Da macht auch Aventurien keine Ausnahme. Außerdem haben wir ja mit den Novadis auch noch die rückständigen, intoleranten Wüstenknilche für die andere unsympathische, monotheistische Religion.  ::)
Manchmal würde ich mir zur Abwechslung wirklich mal ein Fantasy-RPG mit "vertauschten Rollen" wünschen. (Dreckige, blutrünstige Polytheisten als Bösewichte und eine auf Güte und Barmherzigkeit konzentrierte freundliche Monotheistenkirch.)  ;D
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Beitrag von: Terrorbeagle am 23.02.2011 | 20:17
Manchmal würde ich mir zur Abwechslung wirklich mal ein Fantasy-RPG mit "vertauschten Rollen" wünschen. (Dreckige, blutrünstige Polytheisten als Bösewichte und eine auf Güte und Barmherzigkeit konzentrierte freundliche Monotheistenkirch.)  ;D

Jupp, das wäre vermutlich sogar "realistisch" schliesslich wird es einen Grund geben warum Zeus, Wotan und Co. durch einen friedensversprechenden Zimmermann und seinen Papa abgelöst wurden...
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Beitrag von: Xemides am 23.02.2011 | 20:18
(Dreckige, blutrünstige Polytheisten als Bösewichte und eine auf Güte und Barmherzigkeit konzentrierte freundliche Monotheistenkirch.)  ;D

Das Lunare Imperium gegen die bösen wilden Orlanthis  ;D
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Beitrag von: Waldviech am 23.02.2011 | 20:23
Würde ich Glorantha kennen, könnte ich jetzt vielleicht zustimmen  :D. (Ich vermute mal, dass es wohl passen wird ;) )

Im Übrigen belustigt mich auch immer wieder der unausrottbare Vorwurf, die "böse" Christenkirche hätte Rom zu Fall gebracht und das Wissen der Antike vernichtet. (Leutz: Ohne kirchliche Überlieferung würdet ihr Cicero und Horaz vermutlich garnicht kennen. Goten und Germanen haben sich, im Gegensatz zur Kirche, nämlich nicht groß um Bibliotheken gekümmert. Vermutlich würdet ihr ohne christliche Mönche nicht mal Odin kennen - rein mündlich überlieferte Religionen wie die germanische sind nämlich verdammt wandlungsanfällig. Da muss ich nun wirklich mal eine Lanze für die katholische Kirche brechen ;) )
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Beitrag von: Terrorbeagle am 23.02.2011 | 21:14
Würde ich Glorantha kennen, könnte ich jetzt vielleicht zustimmen  :D. (Ich vermute mal, dass es wohl passen wird ;) )

Wenn ich mich recht erinnere, kann man das bei Glorantha durchaus in beide Richtungen interpretieren. Ich gebe aber zu, eigentlich nur mit dem Glorantha für Arme - Second Age - wirklich vertraut zu sein.
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Beitrag von: Tjorne am 23.02.2011 | 21:26
Würde ich Glorantha kennen, könnte ich jetzt vielleicht zustimmen  :D. (Ich vermute mal, dass es wohl passen wird ;) )

Im Übrigen belustigt mich auch immer wieder der unausrottbare Vorwurf, die "böse" Christenkirche hätte Rom zu Fall gebracht und das Wissen der Antike vernichtet. (Leutz: Ohne kirchliche Überlieferung würdet ihr Cicero und Horaz vermutlich garnicht kennen. Goten und Germanen haben sich, im Gegensatz zur Kirche, nämlich nicht groß um Bibliotheken gekümmert. Vermutlich würdet ihr ohne christliche Mönche nicht mal Odin kennen - rein mündlich überlieferte Religionen wie die germanische sind nämlich verdammt wandlungsanfällig. Da muss ich nun wirklich mal eine Lanze für die katholische Kirche brechen ;) )

Zum großen Teil mit Umweg über die islamische Welt (insbesondere bei griechischen Autoren wie Aristoteles), aber im Grunde richtig.


@Pantheon/Monotheismus in der Fantasywelt: Ja, eine "gute" monotheistische Religion und ein "böses" oder zumindest böseres Pantheon (oder auch mehrere) würden mich auch reizen. Wohl eher nicht für Aventurien (das ist schon zu sehr festgelegt dafür), aber in einer neuen Fantasywelt... vielleicht seh ich mir mal Glorantha an, wenn ich eine Runde dafür finde.
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Beitrag von: Xemides am 23.02.2011 | 21:40
Wenn ich mich recht erinnere, kann man das bei Glorantha durchaus in beide Richtungen interpretieren. Ich gebe aber zu, eigentlich nur mit dem Glorantha für Arme - Second Age - wirklich vertraut zu sein.

Also im Secons Age gibts den Lunaren Glauben noch nicht-. Wobei der nicht so richtig Monotheistisch ist.

Monotheistisch ist der Malkionismus des Westens.

Aber das ist ein anderes Thema.
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Beitrag von: Waldviech am 24.02.2011 | 00:08
Zitat
Zum großen Teil mit Umweg über die islamische Welt (insbesondere bei griechischen Autoren wie Aristoteles), aber im Grunde richtig.
Was die griechischen Autoren angeht, richtig. Das hatte ich jetzt der Einfachheit halber unterschlagen. Wobei man jetzt drüber streiten könnte, ob da vor den Türken fliehende griechische Gelehrte oder intellektueller Austausch mit islamischen Gelehrten den größeren Impact auf den Westen hatten. Ist aber vermutlich unerheblich, da es auf´s Selbe rausläuft. Wichtiger war mir da im Kontext jetzt auch die Geschichte mit der nordischen Mythologie, bei dem ein ganz erheblicher Löwenanteil nur aufgrund kirchlicher Überlieferung noch erhalten ist. Ohne Mönche, die die Geschichten über Asen, Riesen und Konsorten schriftlich fixiert haben, gäbe es nicht allzu viel, was noch vom nordisch-germanischen Sagenschatz bekannt wäre (und heraus zu filtern, was dabei an christlichen Einflüssen in die nordische Mythologie geflossen ist, ist auch so ein Problem für sich.) Soviel zum Thema "Odin statt Jesus" - denn genau genommen wüsste ohne Jesus heute sehr wahrscheinlich niemand mehr, wer Odin war, denn der hätte sich in den letzten 1000 Jahren dank mündlicher Überlieferung bereits bis zur Unkenntlichkeit gewandelt. ;D
Gilt im Übrigen auch für die keltische Sagenwelt.

Zitat
Wohl eher nicht für Aventurien (das ist schon zu sehr festgelegt dafür)
Leider wahr - die starke Beschreibungsdichte ist ja, wie so oft, Fluch und Segen Aventuriens zugleich. Mit Pendragon müsste sich das aber z.b. auch hervorragend umsetzen lassen!
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Beitrag von: Tjorne am 24.02.2011 | 01:21
Noch einen Augenblick OT: Ich wollte mit dem Hinweis auf den Islam nur ergänzen, nicht kritisieren. Schließlich ist der Islam ja auch monotheistisch; insofern ist es sogar zwei monotheistischen Religionen zu verdanken, dass viel antikes (zum größten Teil polytheistisches) Gedankengut heute verfügbar ist. In einigen Fällen waren wohl auch jüdische Gelehrte beteiligt...
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Beitrag von: aminte am 24.02.2011 | 01:33
Ohne Mönche, die die Geschichten über Asen, Riesen und Konsorten schriftlich fixiert haben, gäbe es nicht allzu viel, was noch vom nordisch-germanischen Sagenschatz bekannt wäre (und heraus zu filtern, was dabei an christlichen Einflüssen in die nordische Mythologie geflossen ist, ist auch so ein Problem für sich.) Soviel zum Thema "Odin statt Jesus" - denn genau genommen wüsste ohne Jesus heute sehr wahrscheinlich niemand mehr, wer Odin war, denn der hätte sich in den letzten 1000 Jahren dank mündlicher Überlieferung bereits bis zur Unkenntlichkeit gewandelt.

Sehr OT: Äh, nein. Die Edda wurde von dem isländischen Skalden Snorri Sturluson niedergeschrieben, und das bereits im 12. Jahrhundert. Seine Quellen dürften, wenn auch nicht ganz unverfälscht, bis ins 10. Jahrhundert zurückgehen, d.h. die gesamte Blütezeit des skandinavischen Skaldentums abdecken. Ohne diese Verschriftlichung wären die nordischen Sagen bis zur Unkenntlichkeit christianisiert und/oder ausgelöscht worden. Da können wir den Zimmermann aus dem Nahen Osten getrost aus dem Spiel lassen.
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Beitrag von: Xemides am 24.02.2011 | 06:12
Zum Thema christianisierung fällt mir nur das Mabinogion ein, dass später zur Artusgeschichte wurde.

Wobei es ja auch in Aventurien auch gibt, wo das Silem-Horas-Edikt sicher dafür sorgte, dass die tulamidischen Götter im Mittelreich angepasst wurden (Phex z.B. oder Rahja).
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Beitrag von: Waldviech am 24.02.2011 | 11:41
Zitat
Äh, nein. Die Edda wurde von dem isländischen Skalden Snorri Sturluson niedergeschrieben, und das bereits im 12. Jahrhundert. Seine Quellen dürften, wenn auch nicht ganz unverfälscht, bis ins 10. Jahrhundert zurückgehen, d.h. die gesamte Blütezeit des skandinavischen Skaldentums abdecken.
Weiterhin OT: Sturlesons Edda ist, streng genommen, auch eine christliche Überlieferung, denn Snorri selbst war kein Heide. In dem Punkt liegt der Teufel nämlich im Detail. Die Christianisierung war zu Snorris Zeit, im Island des 12. Jahrhunderts schon weitestgehend abgeschlossen und das Christentum, trotz einiger weniger heidnischer Überbleibsel, Staatsreligion. Das allein wäre allerdings gar nicht so wichtig wie die Übernahme der christlichen Schriftkultur. Wikinger, Germanen und Kelten selbst haben während ihrer heidnischen Phase nämlich kaum Dinge verschriftlicht. Aus der Zeit gibt es zwar hie und da einige Inschriften, aber kaum zusammenhängende Texte. Die Technik der Verschriftlichung von Sagenzyklen und Historien ist ein Kulturimport aus dem (zur fraglichen Zeit) bereits christlichen Süden. Bleibt dabei: Ohne Jesus kein Odin. ;)
Einen Kritikpunkt lasse ich gelten: Snorri Sturleson war weder Mönch noch Kleriker. Allerdings auch kein Heide.

(Irgendwie ist diese OT-Diskussion weit interessanter als irgendwelche aventurischen Götter  ;D)

Zitat
Zum Thema christianisierung fällt mir nur das Mabinogion ein, dass später zur Artusgeschichte wurde.
Verhält sich, soweit ich weiß, ähnlich wie die Edda. Deutlich ältere, heidnische Geschichten, die zu christlicher Zeit verschriftlicht wurden (sehr wahrscheinlich mit der Absicht, die Mythen vor dem Verschwinden zu retten). Glücklicherweise kann man annehmen, dass der christliche Verfälschungsgrad sowohl in Mabinogion als auch in der Snorri-Edda vergleichsweise gering ist. Bleibt allerdings das Grundproblem, dass die Geschichten erst da niedergeschrieben wurden, als die dazugehörigen Religionen längst schon verschwunden oder im christianisierten Volksglauben aufgelöst waren.
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Beitrag von: Pesttanz am 24.02.2011 | 12:18

Einen Kritikpunkt lasse ich gelten: Snorri Sturleson war weder Mönch noch Kleriker. Allerdings auch kein Heide.

Ich hätte gerne eine Quelle aus der das hervorgeht.

Titel: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens bescheuertste Gottheit)
Beitrag von: Xemides am 24.02.2011 | 12:43
Pesttanz, ganz ehrlich, du hättest natürlich auch selber mal Wikipedia benutzen können, aber bitte:

http://de.wikipedia.org/wiki/Snorri_Sturluson
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Beitrag von: Pesttanz am 24.02.2011 | 13:03
Pesttanz, ganz ehrlich, du hättest natürlich auch selber mal Wikipedia benutzen können, aber bitte:

http://de.wikipedia.org/wiki/Snorri_Sturluson


Ich habe Wikipedia benutzt.  ::) Dort steht nirgendwo, dass Snorri Christ war. Auch steht dort nirgends das er KEIN Heide war. Das ist eh nur alles sehr allgemein aufgeführt. Ich gehe davon aus, dass es keine Quelle für Snorris Glauben gibt.
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Beitrag von: Gasbow am 24.02.2011 | 13:21
zu Snorri Stulusons Lebenszeit war das Christentum in Island seit ca 200 Jahren Staatsreligion, und er hat Latein und Theologie gelernt.

Das spricht doch sehr dafür, dass er Christ war.
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Beitrag von: Pesttanz am 24.02.2011 | 13:45
zu Snorri Stulusons Lebenszeit war das Christentum in Island seit ca 200 Jahren Staatsreligion, und er hat Latein und Theologie gelernt.

Das spricht doch sehr dafür, dass er Christ war.

Die ersten Christen gab es einigen Quellen zufolge schon weit vorher. Das aber nur nebenbei. Auf dem Allthing in Þingvellir wurde beschlossen, dass das Christentum zur Staatsreligion wird, aber die alten Götter noch weiter verehrt werden dürfen. ( Das dies mit politischem Druck der Christen passierte z.B. Entführung und Erpressung lasse ich jetzt mal weg)

Ja seine Studien könnten ein Hinweis sein, dass er christlich war. Die Tatsache das sein "Vater" (Der Mann der ihn aufzog) Jón Loftsson aber erklärter Gegner der Christen war könnte auch den Schluss zulassen das es nicht so war. Wie dem auch sei. Ich habe in all den Jahren in denen ich mich mit Snorri beschäftigt habe keinen Beweis gefunden, dass er Christ war.

Jetzt aber mal zurück zum Thema. :)
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Beitrag von: Waldviech am 24.02.2011 | 13:49
Hier der Link zum Thema Snorri und Christentum:
http://books.google.de/books?id=YXtBAAAAcAAJ&pg=PA364&lpg=PA364&dq=snorri+sturleson+christ&source=bl&ots=Dej_n7lBXg&sig=Bsm4ICpje_IoreC1LfZVx5_mC5Y&hl=de&ei=HVNmTen9PMHOswaCodHlDA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CBoQ6AEwAA#v=onepage&q=snorri%20sturleson%20christ&f=false

Die Quelle ist ein bisschen älter, aber das ist Snorri ja auch ;) Im Übrigen würde selbst ein heidnischer Snorri nichts an der in Nordeuropa erst durch das Christentum etablierten Schriftkultur ändern.
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Beitrag von: Terrorbeagle am 24.02.2011 | 13:51
Laut den einzigen Büchlein, die ich zu dem Thema gelesen habe - beide von Rudolf Simek - ist es sehr wahrscheinlich, dass der alte Skalde eben Christ war, und in Teilen der Überlieferungen bereits christliche Vorsellungen (insbesondere vom Jenseits) mit Einzug erhalten haben. Bei dem allgemein synkretistischen Glaubensvorstellungen der Zeit, ist die viel spanndere Frage - die man allerdings vermutlich auch nicht beantworten kann- ob der gute mann ausschliesslich Christ war, oder da eben eine synchretistische Vermengung auftrat, bei der verschiedene Religionen nebeneinander her exisiteren. So wie japanische Familien, die begeistert Weihnachten feiern, weil es einfach ein hübscher Feiertag ist.
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Beitrag von: Waldviech am 24.02.2011 | 13:57
Ich gehe von einem synkretistischen Snorri mit überwiegend christlichem Glauben aus. Snorri selbst wird als frommer Christ beschrieben, misst der heidnischen Vergangenheit aber dennoch eine so große Bedeutung zu, dass er sie bewahren will, auch, wenn er nicht an die Asen glaubt.
Die Geschichte mit dem ausschließlichen Christentum ist für weite Teile der mittelalterlichen Landbevölkerung sowieso so ein Thema für sich. Irgendwelche heidnischen Überbleibsel im Volksglauben hätte man im 13. Jahrhundert sicherlich selbst noch direkt vor den Toren Roms finden können (und findet sie noch heute - die Missionare haben ja auch etliche Sitten gleich mit in den christlichen Glauben übernommen).
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Beitrag von: Pesttanz am 24.02.2011 | 14:00
Hier der Link zum Thema Snorri und Christentum:
http://books.google.de/books?id=YXtBAAAAcAAJ&pg=PA364&lpg=PA364&dq=snorri+sturleson+christ&source=bl&ots=Dej_n7lBXg&sig=Bsm4ICpje_IoreC1LfZVx5_mC5Y&hl=de&ei=HVNmTen9PMHOswaCodHlDA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CBoQ6AEwAA#v=onepage&q=snorri%20sturleson%20christ&f=false

Die Quelle ist ein bisschen älter, aber das ist Snorri ja auch ;) Im Übrigen würde selbst ein heidnischer Snorri nichts an der in Nordeuropa erst durch das Christentum etablierten Schriftkultur ändern.

Danke Schön.  :)
Zwar kein Beweis, da der Verfasser des Textes Möncch im Orden der Benediktiner war, aber durchaus sehr interessant. Ich werde den Text nun in Ruhe weiter studieren. Bisher scheint es sich diesem Text nach bei Snorri um einen sehr interessanten zwiegespaltenen Charakter zu handeln.
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Beitrag von: Yvain ui Connar am 24.02.2011 | 14:02
Es gibt zwei interessante Theorien zur Geschichte des christlichen Eingottes und seines Ursprungs.

Die eine hat sich unter anderem mit dem Verschwörungstheoretiker-Video "Zeitgeist" über die Tubes verbreitet und geht davon aus, dass "Gott" nichts anderes ist als die abstrahierte Form eines altertümlichen Sonnengottes. Dafür sprechen die Assimilation der heidnischen Sonnwendfeste in den Glaubenskanon, so wie die Parallelen zu unzähligen polytheistischen Sonnengottheiten vor dem Zeitalter der Christianisierung.

"Geboren von einer Jungfrau am 25. Dezember, gestorben und nach drei Tagen aufgefahren in den Himmel", das beschreibt vor allem metaphorisch den Vorgang der längsten Nacht des Jahres. Wer mehr Infos will, soll sich den/die ersten Teil(e) besagten Videos anschauen. Aber Vorsicht vor dessen propagandistischer Färbung!

Die andere Theorie stammt aus der Religionswissenschaft und beruft sich auf alte Überlieferungen, in denen der Gott mit dem Namen Jahwe (der ursprüngliche Name des christlichen Gottes, wie er auch in mancher Bibelversion noch steht) als der Kriegsgott eines polytheistischen israelitischen Pantheons auftritt, neben Göttinnen der Fruchtbarkeit und allem, was sonst noch so dazugehört.

Die Theorie geht, gestützt auf altertümliche Überlieferungen, davon aus, dass die Anhängerschaft jenes Kriegsgottes hauptsächlich aus machthungrigen Männern mit Einfluss bestand, und dass es diverse Versuche dieser Anhängerschaft gab, ihren eigenen Gott über den aller anderen im Pantheon zu erheben, um damit die Macht über das ganze Volk Israel an sich zu reißen und die Legitimation zu erhalten, ihren Machtbereich im Namen ihres Herrn auszudehnen (was nur in ihrem ureigensten Interesse liegen konnte). Aus dieser Zeit stamme auch das erste der 10 Gebote. "Du sollst keine anderen Götter haben neben mir". Es verbot den Israeliten, neben ihrem Kriegsgott noch dessen Geschwister anzubeten.

Erst zur Zeit Christus' erhielt dieser Glaube die Aspekte von Nächstenliebe und Toleranz zurück, die mit dem Verbot der milderen Gottheiten und dem Wandel zum Monotheismus ursprünglich aus dem Glaubenskanon verbannt worden waren, und erst dadurch wurde dieser Eingottglaube zu so einer einflussreichen Religion.

Was hat das Ganze jetzt mit diesem Thread zu tun? Ganz einfach: Basierend auf diesen beiden - durchaus interessanten - Entstehungsgeschichten ließe sich auch für eine Fantasywelt eine sehr glaubwürdige Eingottheit erschaffen. Beide Stories bieten viel Stoff zum Fabulieren. Ihr Wahrheitsgehalt einmal dahingestellt. Ich tendiere dazu, der Religionswissenschaft Glauben zu schenken, und amüsiere mich köstlich darüber, dass die Menschen sich für zivilisiert halten und sonntags in der Kirche dem Abziehbild eines heidnischen Kriegsgottes huldigen.

Aber fürs Rollenspiel bieten, wie ich finde, beide Geschichten viel Stoff, um darauf eine nachvollziehbare monotheistische Religion für die eigene Kampagnenwelt zu basteln.
Titel: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens bescheuertste Gottheit)
Beitrag von: Waldviech am 24.02.2011 | 14:06
Zitat
Aber fürs Rollenspiel bieten, wie ich finde, beide Geschichten viel Stoff, um darauf eine nachvollziehbare monotheistische Religion für die eigene Kampagnenwelt zu basteln.
Sogar hervorragend viel Stoff. :) Wobei ich grad nicht weiß, ob ich die Epoche, in der sich der Monotheismus gerade entwickelt oder eine "Christianisierungsepoche" interessanter fänd. Im Hinblick auf ein "Mittelaltersetting" wär´s wohl eher die zweite Epoche.

Zitat
Zwar kein Beweis, da der Verfasser des Textes Möncch im Orden der Benediktiner war
Unterschätz mal Kleriker als historische Quelle nicht. Die "lügen" insgesamt auch nicht mehr als andere Geschichtsschreiber (und schon garnicht so viel wie ein Dan Brown uns das weiß machen will ;) )
Wobei der verlinkte Text natürlich eine Sekundär- oder gar Tertiär-Quelle ist und mal ganz interessant wäre, auf welche Quellen sich der Autor bezieht.
Titel: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens bescheuertste Gottheit)
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 24.02.2011 | 14:54
Auch wenn es keine super Literatur ist, fand ich Bernhard Hennens Version eines Monotheismus und die Hintergründe in der Elfenreihe sehr stimmungsvoll.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Darius der Duellant am 24.02.2011 | 15:13
Könntest du den Hintergrund dazu kurz ausführen?
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 24.02.2011 | 16:01
Gerne...
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Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Tim Finnegan am 24.02.2011 | 16:08
Gerne...
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Das ist aber schon wieder so... urggs.
Was ist daran so schwer zu sagen: Hier gibt es eine Monotheistische Relegion mit dem einem oder anderen Schisma und gut ists. Warum immer werten oder dumme Stories drum herum schreiben?
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 24.02.2011 | 16:11
Ich glaube, man nennt das Dramaturgie.

Das ist schließlich ein Unterhaltungsroman, da erwartet man Spannungen und so. Außerdem finde ich es ausdrücklich gut, dass man während des Buches nie sicher ist, zu wem man jetzt halten soll. Denn auch die Elfen sind ja keine Kinder von Traurigkeit. Und die meisten fanatischen Priester werden als Opfer einer Gehirnwäsche dargestellt. Der Glaube, der hat selbst ja gar keine moralischen Fehler, nur das, was die kirchliche Führung daraus macht.

Aber über die Qualität von Hennens Leichtleseromanen brauchen wir nicht streiten. Das Thema gibt was her und es macht mir Spaß, das zu lesen. Dir vielleicht nicht. So what?

Wer Anspielungen auf Kreuzzüge und Inquisition findet, darf sie behalten  ;)
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Waldviech am 24.02.2011 | 19:26
Naja, klingt letztlich aber schon nach dem Schema F der finsteren Monotheisten, deren Plan es ist, die gute, naturnahe alte Ordnung zu vernichten.
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Was nicht heißen soll, dass die Bücher nicht unterhaltsam wären......sie bedienen nur halt gängige Klischees.





Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Tjorne am 24.02.2011 | 19:43
Dazu fällt mir "The Last Light of the Sun" von Guy Gavriel Kay ein. Dort ist die neue, monotheistische Religion im Grunde "gut" (allerdings nicht unbedingt alle ihre Vertreter), die alte polytheistische Religion aber nicht richtig "böse", sondern eher neutral.
Auch einige andere Bücher von ihm stellen Religionskonflikte gut dar - "The Lions of Al Rassan" beispielsweise hat deutliche Anleihen zu den Konflikten der drei adamitischen Religionen (und ist möglicherweise sowieso sein bestes Buch :) ).
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Waldviech am 24.02.2011 | 19:58
Muss ich mir mal anschauen. Ich kenn´s nämlich noch nicht :)

Was mir allgemein bei Monotheismus im Rollenspielauch  so auffällt, ist, dass man sich generell recht stark auf die Themen "Inquisition" und "Kreuzzüge" konzentriert - vermutlich weil das eben mit zu den stärksten Stereotypen zum Thema "Mittelalterliche Kirche" zählt und auch für das RPG brauchbare Konflikte liefert (ein Rollenspielsetting lebt ja immer von Konflikten.) Nur.....könnte man um diese Stereotypen auch herumkommen ?
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Der Nârr am 24.02.2011 | 20:16
In DSA gibt es übrigens noch die Zwerge als Monotheisten… Mehr sag ich dazu nicht, da man daran schön sieht, wie ungünstig es sein kann, bei lebendigen Religionen zu stibitzen.
Bei den Norbarden sieht man dagegen, dass man bequem bei einer monotheistischen Religion einiges abschauen kann, daraus dann aber irgendeinen polytheistischen Kuddelmuddel basteln kann.

Mich stört bei polytheistischen Systemen eher, dass die eher wie eine Religion mit exklusivem Anspruch auftreten. Für antike Polytheisten war es doch kein Problem, fremde Gottheiten in ihr System zu integrieren. In Aventurien kommt da gleich die Inquisition angehupt, wenn jemand meint, Zzzahhh wäre Tsa oder H'Szint wäre Hesinde… Herr Gott, in Mesopotamien gab es LISTEN, auf denen die Götter gegenübergestellt wurden, damit man wusste, wer wer ist. Ok, Aventurien hat sich eben überlegt: Was wäre, wenn ein polytheistisches System es ins Mittelalter geschafft hätte? (Na gut, es GIBT heute auch noch polytheistische Systeme.)
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Ein am 24.02.2011 | 21:37
Zitat
Was wäre, wenn ein polytheistisches System es ins Mittelalter geschafft hätte?
Ja, leider nur strunzdoof umgesetzt. Dabei hätte man sich da nur mal ein paar Bücher aus der Religionsethnologie oder Südasienwissenschaft besorgen müssen.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Yvain ui Connar am 24.02.2011 | 22:56
Zitat
Was mir allgemein bei Monotheismus im Rollenspielauch  so auffällt, ist, dass man sich generell recht stark auf die Themen "Inquisition" und "Kreuzzüge" konzentriert

Pff, schön wär's. Ersteres ist in Aventurien schon lang überstrapaziert, während Letzteres sich in Aventurien schlicht und einfach überhaupt nicht mehr einbauen lässt. Dabei hätte ich spätestens nach dem Gucken von "Kingdom of Heavens" mal richtig Bock auf eine Kampagne in so einem Setting gehabt. Funzt aber in Aventurien nicht. Alles, was das Bild der Kreuzzüge für mich ausmacht, ist in Aventurien so nicht möglich.

"Der Löwe und der Rabe" kamen dem noch am Nächsten. Aber eben nicht mal ansatzweise nahe genug, als das ich es gelten lassen könnte. Schade eigentlich. Verschenktes Potential.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Terrorbeagle am 24.02.2011 | 23:35
Der Reconquista-Ansatz in Süd-Almada ist da nicht eine Option?

Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Waldviech am 24.02.2011 | 23:40
Eigentlich schon. Allerdings war meine Erwähnung von Kreuzzügen auf Fantasy allgemein und nicht nur auf Aventurien bezogen. Templerartige Ordensritter, die gegen irgendwen oder irgendwas einen heiligen Krieg führen, begegnen einem in der Fantasy eigentlich im Dutzend billiger. Nur sind die Feinde dieser Ordensritter meist "politisch korrekte" Dämonen oder Untote, bei denen man sich keine großen Gedanken drum machen muss, wie die die ganze Sache sehen.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Eulenspiegel am 24.02.2011 | 23:57
Zum Thema schriftliche Fixierung:
Das geht nicht auf das Christentum zurück, sondern auf die griechische Kultur: Schon Lange vor Jesus gab es griechische und ägyptische Bibliotheken.
Dank der Griechen fand die Wertschätzung von geschriebenem Wissen auch in Rom Einzug. Und von Rom aus verbreitete sich dieses Kulturgut dann über ganz Europa.

Es stimmt zwar, dass vor allem während der Völkerwanderung hauptsächlich die christlichen Klöster das Wissen bewahrt haben. Aber die Ansicht, Wissen niederzuschreiben, um es für die Nachwelt zu erhalten, gab es schon lange vorher.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: 1of3 am 25.02.2011 | 00:12
Was mir allgemein bei Monotheismus im Rollenspielauch  so auffällt, ist, dass man sich generell recht stark auf die Themen "Inquisition" und "Kreuzzüge" konzentriert - vermutlich weil das eben mit zu den stärksten Stereotypen zum Thema "Mittelalterliche Kirche" zählt und auch für das RPG brauchbare Konflikte liefert (ein Rollenspielsetting lebt ja immer von Konflikten.) Nur.....könnte man um diese Stereotypen auch herumkommen ?

Im Drachenritterzyklus von Gordon R. Dickson ist die Welt - ein magisch aufgemotztes 13. Jh. - natürlich christlich. Der Protagonist ist es als Mensch aus dem 20. Jh. zwar nicht so recht, bewundert seinen tiefgläubigen Ritter-Kollegen aber regelmäßig. Die Priester kommen für gewöhnlich auch ziemlich gut weg. Der Bischoff ist einer der coolsten Typen. An korrupten Priestern kommt überhaupt nur einer vor und der ist gerade mal ordiniert.

An Konflikten, um da Rollenspiel zu betreiben, gäbs trotzdem genug: Böse Magier, Hexer, unverständige Elementargeister, Monster, Franzosen und natürlich die Dunklen Mächte.

Die Kirche wird dagegen nie als Organisation gezeigt und ist deshalb auch kein potentieller Gegner und Priester treten auch nur sehr untergeordnet auf. Es ist halt einfach alle Welt Christ.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Terrorbeagle am 25.02.2011 | 00:21
Hârnmaster (meines Erachtens ja generell ein oft zu unrecht vernachläßigtes System und vor allem eine sehr hübsche Spielwelt - wenn man sich durch die bescheidenen Aufmachung und Darbietung quälen will)  beinhaltet einen Kreuzzug der an sich "guten" Anhänger Laranis (für nicht Hârn-Spieler: Das Äquivalent zu Rondra, Athena oder Heironeous) haben einen Kreuzzug zur "Befriedung" des Volkes der Solori (die jetzt auch nicht gerade Kinder von Traurigkeit sind). Der Solori Crusade - vorangetrieben vom einflussreichen und ziemlich mächtigen Orden, hat teilweise Züge von Völkermord, so dass die ganze Angelegenheit auch innerhalb der Kirche nicht gerade unumstritten ist. Klar, man hätte den gleichen Konflikt auch mit dem vorgeblich "bösen" Kriegs- und Feuergott (der Hörner hat... und in der Unterwelt wohnt... und apokalyptische Reiter und Dämonen beherrscht... also jetzt nicht gerade eine übermäßig subtile Bild- und Metaphernsprache spricht) inszenieren können, aber das wäre schlicht weniger wirkungsmächtig, und hätte nicht den gleichen Effekt, dass ganze Setting ambivalenter zu gestalten. Aus Spielersicht kann man sich sowohl auf Seiten der Solori wie auch der Paladine einordnen, weil der ganze Konflikt zu sehr aus dem Ruder gelaufen ist und zu weit eskaliert, um noch mit einfachen Scharz-Weiß Mustern erfassbar zu sein.

Wobei die Götterwelt bei Hârn jetzt eher aus einer Mischung aus Polytheismus und verschiedenen nebeneinder bestehenden Monotheistischen Religionen zu bestehen als ein "wirkliches" Pantheon - und ein schönes Beispiel für verschiedene nebeneinander existierende Religionen mit unterschiedlichem Einfluss, Gemeinden und dergleichen mehr - und zahlreichen teilweise blutigen Konflikten und Streitereien.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Waldviech am 25.02.2011 | 00:35
Zitat
Zum Thema schriftliche Fixierung:
Das geht nicht auf das Christentum zurück, sondern auf die griechische Kultur:
Klar - Habe ich auch nie bezweifelt ;) Genau genommen wären selbst die Griechen schon zu spät gegriffen, denn das Prinzip der Bibliothek ist noch weit älter. Die Rolle des Christentums ergibt sich hier aus dem Kontext, da es die christlichen Missionare waren, die die, natürlich wesentlich ältere, Kulturtechnik des schriftlichen Fixierens von Wissen in den germanischen, slawischen, skandinawischen und teilweise auch in den keltischen Gebieten, in denen es die Schriftkultur der Mittelmeerländer nicht gab, etabliert haben. Im Falle der Kelten waren´s deshalb erst die Christen, weil die Druiden es kategorisch abgelehnt haben, Dinge in Bibliotheken zu archivieren. Sie hätten es von den Römern übernehmen können, haben es aber aus ideologischen Gründen nicht gemacht (was, aus dem Blick des Historikers betrachtet, ne Scheißidee war....was könnt man nicht alles über Druiden wissen, wenn die ihr Ogham auch mal richtig benutzt hätten.)

Edit:
Den Drachenritterzyklus habe ich gerade mal gegoogelt. Klingt sehr nach etwas, das ich mal lesen möchte. :)
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: carthoz am 25.02.2011 | 01:34
Sicherlich nicht. Für das (europäische) Mittelalter müsste man die in der Fantasy so übliche Vielgötterei mal ad acta legen. Das Polytheismus in Fantasysettings so stark vorherrschend ist, hat IMHO im Übrigen auch was mit Romantik und der Sehnsucht nach der "Guten alten Zeit" zutun.
Ich bin ja immer noch der Meinung, dass der Katholizismus eigentlich nur ein verkappter Polytheismus ist. Dreifaltigkeit, Marienverehrung, Lokalheilige sowie Heilige mit speziellen "Einsatzgebiet"... für jeden was dabei.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Skele-Surtur am 25.02.2011 | 04:37
Ich bin ja immer noch der Meinung, dass der Katholizismus eigentlich nur ein verkappter Polytheismus ist. Dreifaltigkeit, Marienverehrung, Lokalheilige sowie Heilige mit speziellen "Einsatzgebiet"... für jeden was dabei.
Die Dreifaltigkeit ist in dem Zusammenhang etwas Fehl am Platze, weil die Dreifaltigkeit auch immer eine Dreieinigkeit ist, aber die Heiligenverehrung hat tatsächlich was pantheistisches, besonders, wenn man bedenkt, dass mindestens eine, vermutlich aber mehrere Germanisch-heidnische Gottheiten einfach zu heiligen erklärt und ihre heiligen Tage von der missionierten Bevölkerung weiter gefeiert wurden.
Das hat schon was von der pantheistischen Tradition der Römer und Griechen, die ja auch mal eben fremde Gottheiten integriert haben.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 25.02.2011 | 08:02
Hârnmaster (meines Erachtens ja generell ein oft zu unrecht vernachläßigtes System und vor allem eine sehr hübsche Spielwelt

+1

Dort muss man sich auch noch zwischen drei oder vier moralisch vertretbaren Göttern entscheiden, denn die andere Hälfte der Götter ist irgendwie nicht so lieb...
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: carthoz am 25.02.2011 | 08:46
Die Dreifaltigkeit ist in dem Zusammenhang etwas Fehl am Platze, weil die Dreifaltigkeit auch immer eine Dreieinigkeit ist
Ach, das ist doch Etikettenschwindel. Wofür braucht ein omnipotenter Eingott drei verschiedene Verkörperungen, die getrennt voneinander angebetet werden, aber irgendwie halt doch das gleiche darstellen sollen? Da drängt sich einfach schon auf, dass man die in Rom, Griechenland und Ägypten gängigen Göttertriaden abbilden wollte/musste.

Um nochmal diese seltsame Theorie "Caesar ist Christus" einzubringen: Ist ja schon interessant, dass sich Augustus als Adoptivsohn Caesars als "Gottessohn" und "Gott aus Gott" bezeichnen ließ...
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: korknadel am 25.02.2011 | 09:11
Um nochmal diese seltsame Theorie "Caesar ist Christus" einzubringen: Ist ja schon interessant, dass sich Augustus als Adoptivsohn Caesars als "Gottessohn" und "Gott aus Gott" bezeichnen ließ...

Und um genau diese Propaganda aufzugreifen, hat man Jesus diese Attribute eben auch angedichtet. Jungfrauen-, Gottessohn und Menschgott waren eben nunmal Teil der Herrschaftsbegründung oder -untermauerung. Im Jüdischen war so etwas undenkbar. Da die Frühchristen aber sehr bald angefangen haben, über die Grenzen des Judentums hinaus zu missionieren, musste man sich der Sprech- und Denkweise des Hellenismus und des römischen Imperiums bedienen, und deshalb sind zur Zeit, als die Evangelien fixiert wurden, bereits die gängige Rethorik samt den dazu passenden Legenden (Jungfrauengeburt, Naturwunder, bisschen Philosophie (aber kaum, bis auf wenige Ausnahmen waren die Schreiber ja nicht soo wahnsinnig intellektuel) und Mysterienkult-Geschwurbel) in die ursprünglich jüdische Erzählung vollständig integriert. Es ist also nur logisch, dass man den Bürgern (und Sklaven) des römischen Imperiums den neuen Erlöser (Salvator, auch ein Titel des Imperators, der die Pax Romana bringt und hütet) mit derselben Propaganda zu verkaufen versucht hat: Augustus hat dem römischen Reich Wohlstand und Frieden gebracht, aber unser Jesus, der im Übrigen genauso ein Gottessohn und Jungfrauenkind ist, der erlöst die ganze Welt und schafft nicht nur ein diesseitiges Römisches, sondern gar ein ewiges Himmelreich! Damit konnten die Nicht-Juden garantiert mehr anfangen, als wenn man ihnen erzählt hätte: Jungs, bald kommt das Ende, tut Buße, kehrt um, scheißt auf alles Weltliche, werdet fromm, ehebrecht nicht, denn sonst wird Euch demnächst der Zorn Gottes treffen. Nur wenn ihr wie ich mit allem Irdischen brecht, habt ihr ne Chance, beim Herrgott noch was zu reißen. Nein, nein, den Nichtjuden musste man die Buße schon etwas anders schmackhaft und verständlich machen, und deswegen die ganze Herrscher-Rhetorik. Man darf dabei ja auch nicht vergessen, dass Cäsar zum Zeitpunkt, als die Evangelien verfasst wurde, schon um die hundert Jahre tot war.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: ErikErikson am 25.02.2011 | 09:22
Lies sich Augustus echt als Gott bezeichnen? Ich erinnere mich dran, das er das eher vermieden hat, und bei princeps oder so geblieben ist? Lat der Änais leitet sich ja speziell für ihn auch kein spezieller Gottesstatus ab. 
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: carthoz am 25.02.2011 | 09:44
Lies sich Augustus echt als Gott bezeichnen? Ich erinnere mich dran, das er das eher vermieden hat, und bei princeps oder so geblieben ist? Lat der Änais leitet sich ja speziell für ihn auch kein spezieller Gottesstatus ab. 
Das "princeps" bezieht sich ja nicht auf die Abstammung, sondern die Rolle im Staat - Augustus war tunlichst darauf bedacht, weder als Dictator noch als Tyrann oder gar Rex wahrgenommen zu werden. Dazu gehörte eben auch die zurückhaltende Darstellung als Mann, der zwar leicht vor anderen steht, aber eigentlich ja "einer von den anderen" ist.
Parallel kann man sich ja trotzdem durchaus als Sohn eines Gottes verehren und bezeichnen lassen, schließlich muss ja die Legitimation gewahrt bleiben, und da bleibt eben nur der Bezug auf Divus Julius (und damit vielleicht auch die Verschleierung der doch eher unklaren Adoptionssituation).
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: 1of3 am 25.02.2011 | 10:05
Zu bemerken ist auch, dass das Lateinische da Abstufungen macht. Caesar wurde nach seinem Tod Divus Caesar, nicht Deus Caesar. Divus wird zwar auch für richtige Götter benutzt (besonders in der Dichtung), aber anders herum einen vergöttlichten Herrscher als deus zu bezeichnen, war dann doch wohl zu vermessen.

Natürlich kann man posthum alternativ auch verkürbisst (http://de.wikipedia.org/wiki/Apocolocyntosis) werden.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: ErikErikson am 25.02.2011 | 10:45
Da gibts sogar nen Comic zu, mal sehen ob ich dne nicht wiederfinde.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: korknadel am 25.02.2011 | 11:41
Ich bin ja nach wie vor der Meinung, dass der historische Jesus eher versucht hat, Prinz Eisenherz nachzuahmen, damit aber gescheitert ist, weil er keinen guten Friseur hatte. Genau dasselbe Lied wie bei Nahema.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Skele-Surtur am 26.02.2011 | 00:27
Ach, das ist doch Etikettenschwindel. Wofür braucht ein omnipotenter Eingott drei verschiedene Verkörperungen, die getrennt voneinander angebetet werden, aber irgendwie halt doch das gleiche darstellen sollen?
Äh... die werden nicht getrennt voneinander angebetet.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: carthoz am 26.02.2011 | 11:41
Hups, ich meinte auch gar nicht angebetet. Was hat mich denn da geritten?!
Ich meinte eigentlich die verschiedenen Verkörperungen, die alle etwas anderes mach(t)en, aber alle die gleiche Entität sein sollen. Der Sohn Gottes ist irgendwie auch Gott (halt menschgeworden, aber gleichzeitig nicht wirklich Gott, weil er als Gott in Menschengestalt mehr hätte rocken können), der Heilige Geist ist sozusagen Gottes Hauch und Berührung (aber das kann ja auch nicht Gott sein, weil Gott ja irgendwie nicht selbst vorbeikommt und pustet)...
Wenn du schon verschiedene Inkarnationen hast, die unterschiedliches tun, ist halt doch die Frage, ob es nicht eigentlich doch gleich verschiedene Entitäten sind, die man nur zusammenschnürt, damit man den Monotheismus nicht in Frage stellt. Oder ob es eben nicht verschiedene Entitäten sind, aber dann ist die Frage, warum man sie splittet.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: ErikErikson am 26.02.2011 | 11:47
Hm, ja aber die Idee, das Gott für Menschen verständlicher ist, wenn er als verschiedene Verkörperungen dargestellt wird ist ja alt. Sobald man von dem alten mann mit Bart Bild weggeht, steht man ja eh erstmal im Regen. Vor allem, wenn man a) Gott nen eigenen Willen zugesteht und ihn b) nicht vermenschlichen will hat man massive Probleme.
Die Aufteilung in verschiedene Aspekte erklärt dann, wieso Gott auf verschiedene Weise erfahren werden kann bzw. warum Gott in Situation X nicht so und so handelt. 
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Yvain ui Connar am 26.02.2011 | 12:28
Noch kurz zum Thema "Fehlen von Kreuzzugs-Setting in Aventurien":

Zitat
Der Reconquista-Ansatz in Süd-Almada ist da nicht eine Option?

Guck dir mal die Almadaner an. Sehen die für dich aus wie Kreuzritter?
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: carthoz am 26.02.2011 | 12:57
Hm, ja aber die Idee, das Gott für Menschen verständlicher ist, wenn er als verschiedene Verkörperungen dargestellt wird ist ja alt. Sobald man von dem alten mann mit Bart Bild weggeht, steht man ja eh erstmal im Regen. Vor allem, wenn man a) Gott nen eigenen Willen zugesteht und ihn b) nicht vermenschlichen will hat man massive Probleme.
Was ja in Hinblick auf die Zehn Gebote noch viel bizarrer ist: Man darf sich kein Bild von Gott machen, aber seine Inkarnationen gelten nicht?! Verstoßen nicht sämtlich Darstellungen Jesu und des heiligen Geistes genau dagegen, wenn es doch trotzdem Gott ist?
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Tjorne am 26.02.2011 | 13:05
@Dreifaltigkeit: Dionysius (Areopagit) hat das schön erklärt. Wenn ich Zeit hab, such ich es mal raus...
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Tarin am 26.02.2011 | 13:09
@carthinius
Der Trick ist: Du darfst dir kein Bild von Gott machen, Gott darf dir aber ein Bild von sich machen :)
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: korknadel am 26.02.2011 | 14:11
@carthinius:
Die zehn Gebote sind ja im Ursprung auch nicht christlich. Den Juden wäre die Vorstellung einer Dreieinigkeit ein Graus gewesen. Dieses Trinitätsdingens hat sich ja erst einige Zeit nach Christus herauskristallisiert (so um die 300 n.Chr.? liege ich da richtig? Weiß das wer?). Auch er selber hätte sich mit dieser Vorstellung schwer getan, soweit man darüber Aussagen treffen kann.

Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Tarin am 26.02.2011 | 14:38
324 auf dem Konzil von Nizäa, ja. Zumindest wurde sie da zum Dogma erklärt. Die grundsätzliche Idee gab es auch schon vorher in einigen Denkschulen.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Skele-Surtur am 26.02.2011 | 14:45
Die Dreifaltigkeit ist ziemlich kompliziert, auch versierte Theologen können sich da einen mittelschweren Knoten im Hirn zuziehen. Aber Vater, Sohn und Geist werden nicht getrennt voneinander verehrt oder angebetet. Damit ist die Debatte (für unsere Belange in diesem Thread) an sich eigentlich entkernt. Der Gedanke, dass die unzähligen Heiligen eigentlich Götterersatz, eine Art "Heiligenpantheon" sind, finde ich da viel interessanter.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: 1of3 am 26.02.2011 | 14:46
Was ja in Hinblick auf die Zehn Gebote noch viel bizarrer ist: Man darf sich kein Bild von Gott machen, aber seine Inkarnationen gelten nicht?! Verstoßen nicht sämtlich Darstellungen Jesu und des heiligen Geistes genau dagegen, wenn es doch trotzdem Gott ist?

Dazu muss man auch wissen, welchen Stellenwert in der Antike ein Götterbild hatte: Es war mit dem Gott identisch. Die Statue ist der Gott, nicht nur eine Darstellung davon. Siehe auch die Geschichte mit dem Goldenen Kalb. Die Leute beten nicht einen Gott an, für den das Kalb steht, sondern eben dieses goldene Kalb. Das ist der Umstand gegen den sich das Gebot zunächst einmal richtet.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: ErikErikson am 26.02.2011 | 14:48
Dazu muss man auch wissen, welchen Stellenwert in der Antike ein Götterbild hatte: Es war mit dem Gott identisch. Die Statue ist der Gott, nicht nur eine Darstellung davon. Siehe auch die Geschichte mit dem Goldenen Kalb. Die Leute beten nicht einen Gott an, für den das Kalb steht, sondern eben dieses goldene Kalb. Das ist der Umstand gegen den sich das Gebot zunächst einmal richtet.

Das bedeutet, ich konnte damals noch nen Gott töten, wenn ich das Symbol vernichte? Das gibt doch überhaupt keinen Sinn bei einem allmächtigen Gott.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Urias am 26.02.2011 | 14:55
@Dreifaltigkeit: Dionysius (Areopagit) hat das schön erklärt. Wenn ich Zeit hab, such ich es mal raus...

Hab grad nachgeguckt, es dürfte in der Schrift über die göttlichen Namen sein, Kapitel 13 "Über das Vollkommene und das Eine" (http://www.unifr.ch/bkv/kapitel3742.htm)
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Tim Finnegan am 26.02.2011 | 14:58
Das bedeutet, ich konnte damals noch nen Gott töten, wenn ich das Symbol vernichte? Das gibt doch überhaupt keinen Sinn bei einem allmächtigen Gott.

Er schreib ja auch "Antike" und nein, ich glaube die Griechen fanden z.B. die Vorstellung eines allmächtigen Zeus seltsam und unpassend.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Waldviech am 26.02.2011 | 14:59
Zitat
Das bedeutet, ich konnte damals noch nen Gott töten, wenn ich das Symbol vernichte? Das gibt doch überhaupt keinen Sinn bei einem allmächtigen Gott.
Da scheiden sich, glaube ich, die Geister. Zumindest war das wohl der Hintergedanke, wenn man in antiken Kriegen die Tempel seiner Feinde entweihte (oder bewusst einen großen Bogen um die Tempel machte, damit der entwprechende Gott nicht angepisst reagiert.) Wichtig ist auch, dass Götter in der Gedankenwelt vieler antiker Völker eben nicht allmächtig waren.
Was diese Sache im Zusammenhang mit den Israeliten angeht: Es ist nicht so ganz sicher, ob die zu dieser Zeit schon davon ausgegangen sind, dass es tatsächlich nur einen Gott gibt. Sehr wahrscheinlich haben die frühen Israeliten zwar nur einen Gott angebetet, sind aber davon ausgegangen, dass die Götter anderer Völker auch existent sind (wenn auch naürlich weit weniger mächtig als ihr Gott).
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: 1of3 am 26.02.2011 | 15:12
Das bedeutet, ich konnte damals noch nen Gott töten, wenn ich das Symbol vernichte? Das gibt doch überhaupt keinen Sinn bei einem allmächtigen Gott.

Mag sein. Aber das ist vielleicht grade Punkt: "Unser Gott ist mehr als ein Standbild. Ihn auf sowas zu reduzieren ist somit seiner unwürdig."

Ob der Gott von der Zerstörung seines Bildes stirbt... Ich weiß nicht, ob man mit der Identifkation so weit gehen würde, aber in allermeisten Fällen ist es so. Wenn etwa in der Aeneis steht, dass Aeneas die Stadtgötter von Troja nach Italien bringt, ist damit z.B. keine reine Übertragung des Kults und der Religion gemeint, sondern dass er die Figuren und damit die Götter selbst übers Mittelmeer schippert.

Es kommt allerdings hinzu, dass man eventuell einen Gott "mehrfach" hat. Zumindest in der klassischen Antike. Das heißt der Apollon in Eriks Tempel und der Apollon in 1of3s Tempel sind beide jeweils ein eigener Gott und trotzdem irgendwie Apollon. Das ist aber schon eine fortgeschrittene Entwicklung. Ursprünglich war da mal ein Gott in Eriks Tempel und ein Gott in 1of3s Tempel und erst irgendwann kam es durch Kontakte dazu, dass die beide als Ausgaben von Apollon betrachtet wurden, möglicher Weise weil die beide Heilung machen o.ä.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Tjorne am 26.02.2011 | 15:13
Da scheiden sich, glaube ich, die Geister. Zumindest war das wohl der Hintergedanke, wenn man in antiken Kriegen die Tempel seiner Feinde entweihte (oder bewusst einen großen Bogen um die Tempel machte, damit der entwprechende Gott nicht angepisst reagiert.) Wichtig ist auch, dass Götter in der Gedankenwelt vieler antiker Völker eben nicht allmächtig waren.

Genau. Die antiken Götter wurden nicht als allmächtig angesehen, das ist eine monotheistische Idee.

Was diese Sache im Zusammenhang mit den Israeliten angeht: Es ist nicht so ganz sicher, ob die zu dieser Zeit schon davon ausgegangen sind, dass es tatsächlich nur einen Gott gibt. Sehr wahrscheinlich haben die frühen Israeliten zwar nur einen Gott angebetet, sind aber davon ausgegangen, dass die Götter anderer Völker auch existent sind (wenn auch naürlich weit weniger mächtig als ihr Gott).

Es heißt ja auch "Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir."
Damit ist die Existenz anderer Götter erst mal nicht bestritten, sondern ihre Verehrung wird abgelehnt. Jahwe war zunächst der Gott des Volkes Israel; der Rest kam später.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: carthoz am 26.02.2011 | 16:08
Hm, heißt aber auch, gerade wenn ich mir die Sache mit Elias nochmal ins Gedächtnis rufe, dass man im AT durchaus wusste, dass es mehrere Götter gibt, die aber ihrem Gott ihrer Meinung nach nicht gewachsen waren (vgl. Baal, Goldenes Kalb und vermutlich noch viele andere Geschichten). Also war auch Jahwe nur einer unter vielen (nur eben für sein Volk besonders wichtig, wie überraschend) und damit eigentlich nichts anderes als die Territorialgötter anderer Völker. Nur ließen halt die Griechen und Römer zu, dass es andere Götter gab, Jahwe und später der Christengott nicht.

Die antiken Götter wurden nicht als allmächtig angesehen, das ist eine monotheistische Idee.
Da es auch mehrere gab, wäre das auch schwierig geworden.  :D

Ob der Gott von der Zerstörung seines Bildes stirbt... Ich weiß nicht, ob man mit der Identifkation so weit gehen würde, aber in allermeisten Fällen ist es so. Wenn etwa in der Aeneis steht, dass Aeneas die Stadtgötter von Troja nach Italien bringt, ist damit z.B. keine reine Übertragung des Kults und der Religion gemeint, sondern dass er die Figuren und damit die Götter selbst übers Mittelmeer schippert.
Ich vermute mal, dass das eher einen Machtverlust dargestellt hat - niemand hätte vermutlich geglaubt, dass Zeus stirbt, nur weil sein Haupttempel fällt (zumindest in späterer Zeit). Bei Troja ist das ja insofern anders, als davon ausgegangen werden musste, dass mit dem Fall der Stadt niemand mehr die Götter verehren würde. "Damals" galt das ja für alle Stadtgötter, weil sie ja noch nicht übergreifend als die gleichen Götter verstanden wurden. So gesehen waren aber auch später die Götter jeweils spezielle Inkarnationen, sozusagen auf den jeweiligen Kontext gemünzt; sonst hätte man ja auch nicht angefangen, Götter anderer Völker erstmal mit den eigenen gleichzusetzen.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: ErikErikson am 26.02.2011 | 16:25
Gibts eigentlich das Konzept der Demiurgen in Einzahl, also gibt es eine Religion, die von einem einzelnen existenten Gott ausgeht, der nicht allmächtig ist? In "The noble warriors" gibts einen Gott, den einzigen, und der ist allwissend, aber nicht allmächtig.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Tarin am 26.02.2011 | 16:58
zu der Standbild Sache: Da es von Jahwe kein Standbild gibt, kann man ihn natürlich nicht zerstören. Die Parallele zu den Götzenbildern war die Bundeslade, über der Jahwe unsichtbar thront. Die Dinger wurden ja nicht umsonst mit in die Schlacht getragen. Die Götter waren buchstäblich mit auf dem Schlachtfeld.

Zitat
Hm, heißt aber auch, gerade wenn ich mir die Sache mit Elias nochmal ins Gedächtnis rufe, dass man im AT durchaus wusste, dass es mehrere Götter gibt, die aber ihrem Gott ihrer Meinung nach nicht gewachsen waren (vgl. Baal, Goldenes Kalb und vermutlich noch viele andere Geschichten). Also war auch Jahwe nur einer unter vielen (nur eben für sein Volk besonders wichtig, wie überraschend) und damit eigentlich nichts anderes als die Territorialgötter anderer Völker. Nur ließen halt die Griechen und Römer zu, dass es andere Götter gab, Jahwe und später der Christengott nicht.
Da dürfte dir jeder Religionswissenschaftler vermutlich zustimmen. Der Unterschied liegt ansonsten (also von der Theologie kommend) im Schöpfergedanken. Gott hat sich seinem Volk als der Schöpfer der Welt offenbart. Während andere Götter mit bestimmten Teilen der Schöpfung assoziiert werden (Sonne, Mond, usw.), steht Gott darüber. Die anderen "Götter" sind wenn überhaupt, dann Kreatur. Das stellt ihre Existenz nicht infrage, wohl aber ihre Göttlichkeit. Mir ist natürlich bewusst, dass man mit einer Minute googlen diverse anders lautende Schöpfungsmythen finden kann.

@EE
Fällt mir zumindest gerade keiner ein. Weder real noch im RPG.

Gruß
Tarin
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Ein am 27.02.2011 | 09:54
Zitat
Der Gedanke, dass die unzähligen Heiligen eigentlich Götterersatz, eine Art "Heiligenpantheon" sind, finde ich da viel interessanter.
Man sollte da auch nicht den Teufel vergessen, der vor allem im Volkskatholizismus und freikirchlichen Protestantentum noch sehr gepflegt wird. Selbiges für die Engelschar.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Skele-Surtur am 27.02.2011 | 14:39
Man sollte da auch nicht den Teufel vergessen, der vor allem im Volkskatholizismus und freikirchlichen Protestantentum noch sehr gepflegt wird. Selbiges für die Engelschar.
Guter Hinweis.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Helmron am 22.04.2011 | 11:46
Manchmal würde ich mir zur Abwechslung wirklich mal ein Fantasy-RPG mit "vertauschten Rollen" wünschen. (Dreckige, blutrünstige Polytheisten als Bösewichte und eine auf Güte und Barmherzigkeit konzentrierte freundliche Monotheistenkirch.)  ;D

Ja am besten die Dreckige, blutrünstige Polytheisten Menschen, die allen anderen ihre Götter aufdrängen wollen, gegen die Freundlichen Barmherzigen Orks, die andere Kulturen Respektieren und in Frieden Leben wollen. ::)

Hey, das ist eigentlich keine so schlechte Idee.
Ich werd mich mal dransetzen und das Setting entwefen.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Merlin Emrys am 22.04.2011 | 12:42
Der Gedanke, dass die unzähligen Heiligen eigentlich Götterersatz, eine Art "Heiligenpantheon" sind, finde ich da viel interessanter.
So neu kommt mir das nicht vor. Gerade der Katholizismus hat vermittels der Heiligen stark synkretistische Elemente ermöglicht. Der Reiliquienkult hat Amulett-Traditionen und dergleichen legitimisiert. Und schließlich konnten vermittels der Verehrung von Maria, die sämtliche "Muttergottheiten" und "Fruchtbarkeitsgottheiten" in sich "inkorporieren" konnte, diese sozusagen "an einen zulässigen Platz innerhalb der katholisch-philosophischen Weltordnung gebracht werden". Mal stark vereinfacht ausgedrückt, natürlich.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Jed Clayton am 22.04.2011 | 14:33
Zum Thema Dreifaltigkeit und Dreigestirn:

Mir fiel gerade ein, dass in einer alten Folge von The Dragons' Landing Inn (Podcast) mal eine Hörerzuschrift zu dem Thema "Drei abwechselnde Götter" für eine Kampagnenwelt besprochen wurde. Dort hatte mal jemand vorgeschlagen, dass es in einer Fantasy-Kampagnenwelt drei Götter oder zumindest drei Hauptgötter geben könnte, wobei jeder der drei für ein Drittel des Jahres eine bestimmte Macht über den Verlauf der Welt, das Wetter und so weiter haben würde.

In einem Jahr mit 12 Monaten wäre also jeder der drei Götter für je 4 Monate an der Reihe.

Natürlich war das auch als Regelidee gedacht: In den 4 Monaten, wo der jeweilige Gott seine "Saison" hat, sind seine eigenen Kräfte und Aspekte stärker und seine Geweihten und Priester können stärkere Magie wirken als alle anderen. Entsprechend ist dann die Kraft der beiden anderen Göttergeschwister etwas schwächer, bis sie wieder an der Reihe sind.

Ich habe mir das Beispiel deshalb so gut gemerkt, weil die Podcaster die drei Götter damals "Larry, Curly und Mo" nannten. ;D
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Lyonesse am 22.04.2011 | 14:55
Jedenfalls ist dieser römisch-katholische Glaube schon eine seltsame Kopfgeburt. Da ist ja nicht nur dieses Geschwurbel von der Dreifaltigkeit - kein Wunder, dass die Arianer da nicht mehr mitkamen -, sondern auch das schon erwähnte riesige Pantheon der Heiligen, Märyrer und Mutter Gottes, die man allesamt nochmal gesondert anbeten kann. Ist für mich, im Gegensatz zum Judaismus und dem Islam, eigentlich gar kein Monotheismus im klassischen Sinne sondern irgendwas dazwischen.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Jed Clayton am 22.04.2011 | 15:14
Jedenfalls ist dieser römisch-katholische Glaube schon eine seltsame Kopfgeburt. Da ist ja nicht nur dieses Geschwurbel von der Dreifaltigkeit - kein Wunder, dass die Arianer da nicht mehr mitkamen -, sondern auch das schon erwähnte riesige Pantheon der Heiligen, Märyrer und Mutter Gottes, die man allesamt nochmal gesondert anbeten kann. Ist für mich, im Gegensatz zum Judaismus und dem Islam, eigentlich gar kein Monotheismus im klassischen Sinne sondern irgendwas dazwischen.

Trotzdem und gerade deswegen war der Katholizismus aber jahrhundertelang ausgesprochen erfolgreich! Am Ende der Antike, als das Christentum begann, richtig erfolgreich zu werden, dachte das einfache Volk weitestgehend polytheistisch. (Ausgenommen die Juden in Judäa, aber die wurden ja in ihrer Geschichte auch niemals mehrheitlich christlich. Die Griechen und Römer dagegen schon.) Ein lupenreiner, voll durchdachter Monotheismus war doch den einfachen Leuten gar nicht zu verkaufen! Deshalb haben wir bis heute unser Ostern verknüpft mit heidnischen Frühlings- und Fruchtbarkeitstraditionen und Weihnachten am Tag eines alten heidnischen Winterfestes. Das sollte doch auch für fiktionale Welten zu denken geben.

Interessant ist doch, dass in verschiedenen katholischen Ländern - obwohl es immer eine in der Theorie zentralistische Kirchenführung mit dem Papst in Rom gab - ganz unterschiedliche Volkstraditionen gibt und ganz verschiedene Heilige im Vordergrund stehen, z.B. Sankt Patrick in Irland, aber Santa Barbara und andere in Italien und Spanien. Je ländlicher und volkstümlicher der Katholizismus ist, desto mehr werden sogar einzelne historische Bischöfe, Mönche und nur regional bekannte Heilige verehrt. Diese komische "Santa Muerta" Skelettfigur, die in Mexiko überall zu sehen ist und sogar ihren eigenen Feiertag hat, ist auch überhaupt nicht vom Vatikan legitimiert, wird aber trotzdem in Mexiko verehrt.

Mir gefällt die Überlegung, dass der Eingottglaube des Judaismus zunächst ein "Henotheismus" oder Ein-Gott-für-einen-Stamm-Glaube war. Die Hebräer konzentrierten sich eben auf eine Schutz- und Stammesgottheit JHW (Heiliger Bund, spezielle Hohepriester etc.), während sie die Gottheiten der Philister, Kanaaniter, Babylonier, Ägypter, Hethiter und so weiter nicht abstritten, aber - aus politischen Gründen - eben nicht mehr selber anbeten wollten. Diese sollten bei ihrem jeweiligen Volk bleiben. Jeder Volksstamm im Vorderen Orient hatte eben seine eigene oberste Schutzgottheit. Der Gedanke, dass es tatsächlich nur einen einzigen Gott gibt, der sich zu unterschiedlichen Zeiten auf unterschiedliche Weise manifestiert oder offenbart hat, ist wohl noch recht neu. Ich persönlich denke, abgesehen von Echnatons Sonnenkult in Ägypten taucht diese Konstruktion erst in einer Zeit auf, die weniger als 2000 Jahre zurückliegt.

Auch im Hinduismus ist die Konstruktion eines All-Gottes mit verschiedenen Gesichtern und Erscheinungsformen (Dreiheit Brahma-Vishnu-Shiva) erst eine jüngere Konstruktion, die das Resultat mehrerer philosophischer Schulen und Entwicklungen war. Zunächst waren das durchaus getrennte Kulte aus unterschiedlichen Epochen und unterschiedlichen Landesteilen.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Kermit am 22.04.2011 | 15:28
Jedenfalls ist dieser römisch-katholische Glaube schon eine seltsame Kopfgeburt. Da ist ja nicht nur dieses Geschwurbel von der Dreifaltigkeit - kein Wunder, dass die Arianer da nicht mehr mitkamen -, sondern auch das schon erwähnte riesige Pantheon der Heiligen, Märyrer und Mutter Gottes, die man allesamt nochmal gesondert anbeten kann. Ist für mich, im Gegensatz zum Judaismus und dem Islam, eigentlich gar kein Monotheismus im klassischen Sinne sondern irgendwas dazwischen.
Wenn du die Heiligen oder die Mutter Gottes anbetest, hast du den Katholizismus falsch verstanden. Anbeten kannst du nur Gott, der ein einziger ist. Ansonsten wäre es schön, wenn man bei der Fantasy bleibt und keine halbgaren Halbwahrheiten über Religionen in die Runde wirft, von denen man wenig Ahnung hat. Das ist nicht böse gemeint, aber solche Diskussionen mit Halbwahrheiten führen zu nichts als Missverständnissen.
Zur Funktion der Heiligen: Sie sind lediglich Mittler und Fürbitter, genau wie Maria übrigens auch. Man richtet seine Gebete in diese Richtung, damit sie, die in der Gottesnähe sehr weit gekommen sind, "ein gutes Wort einlegen". Sie sind sozusagen ein Fokus für die eigenen Gebete, eine Hilfe für den Betenden. Ich habe Theologie studiert, wer da mehr wissen will, kann das gerne per PN haben.
Insgesamt gehört das Thema aber nicht ins Fantasy-RPG. Ich mochte es schon in den neunziger Jahren auf LARPS nicht, wenn Gruppen als Darsteller von "Christen" auftauchten und ganz seltsame Dinge von sich gaben. Ich gehe ja auch nicht als Buddhisten-Darsteller (um nicht wieder den Islam zu bemühen) auf einen Con und karikiere die Glaubenswelten anderer.
Das gehört aber alles eher in den Community-Bereich, finde ich.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Jed Clayton am 22.04.2011 | 15:45
Wenn du die Heiligen oder die Mutter Gottes anbetest, hast du den Katholizismus falsch verstanden [...]
Zur Funktion der Heiligen: Sie sind lediglich Mittler und Fürbitter, genau wie Maria übrigens auch. Man richtet seine Gebete in diese Richtung, damit sie, die in der Gottesnähe sehr weit gekommen sind, "ein gutes Wort einlegen". Sie sind sozusagen ein Fokus für die eigenen Gebete, eine Hilfe für den Betenden.

Korrekt. Das ist so.

In der Fantasiewelt Glorantha, wo es Entsprechungen zu praktisch allen Religionsformen der realen Welt gibt (von der Verehrung von Steinen, Wurzeln und Bäumen bis zu einem hochgradig abstrahierten abgehobenen Mono- und Pantheismus), wurde deswegen in den Hero Wars-Regeln bei Gottheiten stets das Verb "worship" verwendet, und bei Heiligen das Verb "venerate", welches eher "achten" oder "verehren" bedeutet. Bei der deutschen Übersetzung mussten wir ganz schön penibel darauf achten, dass "worship" Anbetung war und "veneration" eben "Verehrung".

Übrigens gibt es im Malkionismus von Glorantha, dem großen Monotheismus dieser Welt, mit Propheten und Heiligem Buch, sowohl radikal monotheistische Strömungen mit Volksheiligen als Mittlern und Identifikationsfiguren, als auch henotheistische und andere Abweichlerbewegungen, in denen z.B. die Götter der Orlanthi unter leicht abgewandelten Namen als Heilige präsent sind, mit dem Zusatz "Saint" vor dem Namen. Das ist so, als ob wir in Deutschland heute eine einheitliche Kirche mit Sankt Wotan, Sankt Freya und Sankt Loki hätten, zusätzlich zum Alten und Neuen Testament. Natürlich sind die Parallelen von realer Geschichte zu einer Fantasy-Welt nur unvollständig und holprig.

Zitat
Ich habe Theologie studiert, wer da mehr wissen will, kann das gerne per PN haben.
Insgesamt gehört das Thema aber nicht ins Fantasy-RPG. Ich mochte es schon in den neunziger Jahren auf LARPS nicht, wenn Gruppen als Darsteller von "Christen" auftauchten und ganz seltsame Dinge von sich gaben. Ich gehe ja auch nicht als Buddhisten-Darsteller (um nicht wieder den Islam zu bemühen) auf einen Con und karikiere die Glaubenswelten anderer.

Also, mich stört's auch, wenn die Christen und andere Monotheisten in Spielrunden und Filmen immer nur die tumben Kreuzzugsfanatiker, Hexenverbrenner, Inquisitoren und Betonköpfe sind. Da steckt meines Erachtens viel Zimmer-Bradley'sche Propaganda drin. Oft sind dann die Monotheisten nämlich die bösen radikalen Spinner und die unterdrückerische Obrigkeit und die Spielercharaktere die edlen guten Heiden mit Magie und so weiter. Eben die "Edlen Wilden", die Winnetous und Robin Hoods ihrer jeweiligen Welt.

Zitat
Das gehört aber alles eher in den Community-Bereich, finde ich.

Nichts dagegen, würde ich sagen. Im Moment steht eben im Titel dieses Threads "Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte". Das sind zwei getrennte Sachen. Wenn wir über Religionen und Pseudoreligionen in Rollenspielwelten reden wollen, dann sollte das eben in einem Spiele-Bereich stehen. Das mit dem "Spiegel der Geschichte" aber im Community-Bereich.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Tarin am 22.04.2011 | 15:45
Ach, das ist die Karfreitagswelle. Heiligenverehrung als Argument gegen christlichen Monotheismus ist genauso alt wie Kreuzzüge und Hexenprozesse als Argument gegen die heutige Kirche :)


Zurück zum Fantasythema:
Wir spielen seit einger Zeit in den Iron Kingdoms und deren Religion finde ich äußerst spaßig. Es gibt mit der Menoth Kirche die üblichen bösen, unterdrückenden Monotheisten (aka die Fantasy-RKK gone bad), mit Morrow aber als Gegenentwurf auch die eher positiv, freiheitlich besetzte Kirche inklusiv einigen Typen, die als sowas wie Heilige durchgehen können. Man könnte anführen, dass die Morrow Kirche wegen der ebenfalls göttlichen Thamar kein Monotheismus ist, die nimmt aber eigentlich eher die Rolle als böser Gegenpart ein und wird als eigener Kult verehrt. Ich fands jedenfalls überaus erfrischend, nicht dauernd betonen zu müssen, wessen Tempel das jetzt ist, zu welchem Kult der Priester da gehört usw. Da ist zumindest größtenteils nur die Morrow Kirche zu finden. Und das ist toll. Es vereinfacht mir extrem die Darstellung der Religiosität.
Wenn dann diverse andere Gottheiten thematisiert werden (kommt demnächst irgendwann), kann ich die erstmal schön in Kontrast zur gewohnten Religion setzen.

Gruß
Tarin
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Jed Clayton am 22.04.2011 | 16:05
Ich finde es auch lustig, dass dieser Thread gerade am Karfreitag so auflebt. Ist doch auch klar: Wahrscheinlich sitzen wir zum Großteil gelangweilt zu Hause, haben ein langes Wochenende vor uns, und haben keine Lust auf die Jesus- und Bibelfilme im Feiertagsfernsehen.

Das kommt jedes Jahr zu den Feiertagen wieder hoch ...
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Boni am 22.04.2011 | 16:08
Ich werfe mal die These in den Raum, dass Polytheismus leichter ins Spiel zu integrieren ist.

Nehmen wir mal die Zwölfgötter von Aventurien. Da hat jeder Gott/jede Göttin ein klar umrissenes "Aufgabenfeld" und kultische Handlungen. Ich bitte um Erleuchtung/Rat? Hesinde. Beistand im Kampf? Rondra. Und so weiter.

Ein monotheistischer Glaube muss diese "Aufgabenbereiche" anders und aufwändiger erklären. Die Spieler haben dadurch einfach eine andere Hürde, in das Spielgefühl bzw. die realen Auswirkungen innerhalb des Settings zu finden.

Allein die Verquickung realer und religiöser Bezugspunkte im Mittelalter ist so komplex und für moderne Menschen so wenig nachvollziehbar, dass ich nicht glaube, eine Spielgruppe aus Nicht-Hiistorikern käme damit klar. Also blendet man es aus, was sich dann aber auch wieder falsch anfühlt (als Beispiel: Arthussage ohne religiösen Bezug?). Ein fantasy-Monotheismus scheitert da wahrscheinlich shcon an der Ausformulierung des Glaubens.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Tarin am 22.04.2011 | 16:19
Habe ich wie gesagt eine komplett gegenteilige Erfahrung. Der Ein-Gott-Glaube erleichtert mir eine Menge:
- ich kann das Bild eines Kultes klar definieren und immer wieder neu abrufen. In Aventurien muss ich das bspw. für zwölf Kulte tun
- ich muss mir nur einmal überlegen, was die grundlegenden Aspekte eines Kultes sind
- ich muss mich nicht mit diversen Göttergeschichten und Blickwinkeln befassen. Gerade, wenn Spieler eher wenig Lust auf sowas haben, hilft es doch ungemein, wenn eine Aussage verbindlich für die Religion der Welt oder zumindest des Landstriches gilt.

Zitat
Nehmen wir mal die Zwölfgötter von Aventurien. Da hat jeder Gott/jede Göttin ein klar umrissenes "Aufgabenfeld" und kultische Handlungen. Ich bitte um Erleuchtung/Rat? Hesinde. Beistand im Kampf? Rondra. Und so weiter.
Das ist in meinen Augen doch schwerer. Warum nicht um Rat und Erleuchtung, Beistand, für die Seelen der Toten, die eigene Seele, gute Ernten und schöne Tage bei ein und demselben Gott beten? "Herr XY, bitte steh mir bei in der Schlacht" und "Herr XY, bitte lass die Ernte sprießen, damit wir nicht verhungern" und "Herr XY, bitte nimm dich unserer Tante an, die verstorben ist" kann man doch alles einer einzelnen Gottheit sagen, solang diese eben Schöpfergottheit oder Gott der Menschen/Lebewesen ist.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Kermit am 22.04.2011 | 16:25
Allein die Verquickung realer und religiöser Bezugspunkte im Mittelalter ist so komplex und für moderne Menschen so wenig nachvollziehbar, dass ich nicht glaube, eine Spielgruppe aus Nicht-Hiistorikern käme damit klar. Also blendet man es aus, was sich dann aber auch wieder falsch anfühlt (als Beispiel: Arthussage ohne religiösen Bezug?). Ein fantasy-Monotheismus scheitert da wahrscheinlich shcon an der Ausformulierung des Glaubens.
Ich finde, das System "Pendragon" hat das sehr schön gelöst. Hier ist Religion wichtig und es wird mit "realen" Religionen gearbeitet, jedoch werden die Wertesysteme neutral betrachtet. Weder gibt es die "reinen, edlen Heiden", noch die "fanatisch-exorzistischen" Christen. Jeder hat seine Berechtigung und es wird auf Toleranz gesetzt. Wenn man schon mit real existenten Religionen arbeitet, dann so!
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Helmron am 22.04.2011 | 16:42
Mir ist gerade noch eine Idee gekommen, wie man Götterwirken persönlicher machen kann. Bei der Geburt eines Menschen (Goblin, Oger, Halbling, Elf, Zwerg u.s.w) entsteht auch ein Gott, aus den Unterbewusstsein  der einzelnen.
So kann man jegliche Glaubenskriege im Setting ausklammern, da jeder "Kult" nur ein Mitglied hätte.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Jed Clayton am 22.04.2011 | 17:18
Ich finde, das System "Pendragon" hat das sehr schön gelöst. Hier ist Religion wichtig und es wird mit "realen" Religionen gearbeitet, jedoch werden die Wertesysteme neutral betrachtet. Weder gibt es die "reinen, edlen Heiden", noch die "fanatisch-exorzistischen" Christen. Jeder hat seine Berechtigung und es wird auf Toleranz gesetzt. Wenn man schon mit real existenten Religionen arbeitet, dann so!

Pendragon ist zünftig und sehr schön durchdacht.

Dabei ist es auch nicht frei von Augenzwinkern: Soweit ich mich erinnern kann, muss ein germanischer Kriegercharakter (Sachse) "Wordly", prahlerisch und aggressiv sein, um einen Spezialbonus von Wotan zu bekommen.

Feigheit, Grausamkeit und Willkür werden aber in allen organisierten Religionen mit Missbilligung gestraft.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Tarin am 22.04.2011 | 18:03
Pendragon ist sowieso für so ziemlich alles ein Paradebeispiel und sollte viel öfter erwähnt werden  ;D
Aber stimmt, die ganze Thematik ist da toll umgesetzt.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Jed Clayton am 23.04.2011 | 00:03
Ich habe vor zwei Stunde gemerkt, dass ich hier ja auch ein Exemplar des Pathfinder-Bandes Almanach der Götter und Magie herumliegen habe. Ich habe mir nämlich kürzlich mehr Pathfinder-Bände zugelegt, als ich überblicken kann. (Die Zeiten, als ich mir nur alle drei Monate mal ein Rollenspielbuch dazugekauft habe, sind schon lange vorbei.)

Also habe ich heute erstmals einen Blick in diesen Almanach hineingeworfen. Selbstverständlich habe ich da auch gleich wieder eine Lieblingsgottheit. Das ist selbstverständlich Shelyn.

Kurz etwas zum Aufbau: Die Pathfinder-Welt Golarion kennt ein Hauptpantheon von zwanzig großen Göttern, guten wie auch bösen. Diese Götter sind in bestimmten Kulturen der Menschen beheimatet, werden aber von herumreisenden Personen (Händlern, Söldnern, Soldaten, Predigern, Künstlern und so weiter) auch weit außerhalb ihrer angestammten Heimat oder Kerngebiete verehrt. Aus Gründen der Spielbalance haben die 20 Hauptgötter jeweils 5 ihnen zugebilligte Domänen (den so genannten "Affinitäten" aus Hero Wars sehr ähnlich). Alle Hauptgottheiten haben ihre eigenen Versionen von Kulten, Tempeln und hauptberuflichen Priestern hervorgebracht.

Neben dieser Gruppe von 20 Hauptgöttern tummeln sich in der Kampagnenwelt noch zahlreiche Götter, die nur von einem spezifischen Volk außerhalb der Menschenkulturen verehrt werden (Gnomgötter, Halblingsgötter, Orkgötter und so weiter), und eine Vielzahl von regionalen Sondergottheiten und götterähnlichen Wesen, die man nur noch aus uralten Legenden oder Gerüchten kennt.

Die Zwanziger-Gruppe hat auf Golarion streng genommen kein übergreifendes kulturelles "Flair" oder Feeling, sondern versucht, alle möglichen Figuren aus realen Religionen nachzuahmen. Manche wirken griechisch-römisch, andere aber keltisch, babylonisch oder wieder ganz anders. Neben einer Art Bacchus (Cayden) und Aphrodite (Shelyn) gibt es beispielsweise auch eine Art chinesisch-japanische Buddha-Figur (Irori), eine Variante der Jeanne d'Arc / Rondra (Iomedae), eine schimärenartige chaotische Göttin der Gnolle (Lamashtu), die auf mich babylonisch wirkt, einen keltischen Jagd- und Naturgott (Erastil), einen S/M-Leder-Gott, der direkt den Hellraiser-Filmen entsprungen zu sein scheint (Zon-Kuthon), sowie den Leibhaftigen persönlich (Asmodeus). Dass die Zwerge einen Hammer- und Schmiedegott hochhalten (Torag), wird hier wohl niemanden überraschen. Aber der Beitrag der Elfen ist ausgerechnet eine Wespengöttin, die gleichzeitig für Sex steht (Calistria).

Mancher wird nun sicherlich vor Schmerzen aufschreien, "Ja, ist ja wieder alles typisch amerikanisch! Kein Konzept dahinter und alles bunt zusammengeschmissen!" Aber ich mag das und werde mir das Material gleich mal reinziehen. ;D

Übrigens kann man bei näherer Betrachtung wahrscheinlich eh nicht von einem Pantheon reden, da alle zwanzig Hauptgottheiten jeweils eine "Kirche" mit festen Strukturen und Hierarchien hervorgebracht haben. Also handelt es sich wohl mehr um zwanzig Konfessionen oder gar Religionen als zwanzig zusammenhängende Götter. Das ist ein großer Unterschied zu Glorantha, wo die Verehrung und die Initiierung in den Kult eines Gottes de facto stets die Anerkennung der verwandten Götter und Göttinnen mit einschließt, die irgendwie zur selben Mythologie gehören. Diese Regel gilt, selbst wenn man lebenslang immer nur den gleichen Gott aus dieser Mythologie anbetet.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Helmron am 23.04.2011 | 01:55
Ich hab ein AD&D Buch mit den merkwürdigen Titel Die Myhten der Monster.
Da Stehen z.B massig Götter der unterschiedlichen nicht menschlichen Rassen und eben der Monster.  :o Warte die Monster haben Götter?!? AHHHHH verschont mich, ich war jung und Brauchte die Xp  :o

Habt ihr im Spiel schon mal schlechte Erfahrungen mit den Götterwirken gemacht?
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Thot am 23.04.2011 | 08:59
Monotheismus (im Gegensatz zu Henotheismus, der zwar nur einen Gott anbetete, aber die Existenz anderer Götter nicht bestreitet) ist er Natur nach intolerant - so ist er ganz einfach definiert. Intoleranz aber, das wissen wir aus Geschichte und Alltagsleben, ist in pluralistischen, heterogenen Gesellschaften eine verdammt schlechte Idee.

Und nun kommt da eine Welt daher, in der es unterschiedliche Spezies von Alben über Echsenmenschen bis hin zu Zwergen gibt, mit Jahrtausenden eigener Geschichte, und die sollen alle den gleichen Gott anbeten? Mehr noch, Abweichler sollen betrachtet werden wie Monotheisten Abweichler nun mal betrachten, nämlich im günstigsten Fall als abergläubische Spinner?

Das kann doch nicht gut gehen.

Die meisten Fantasywelten sind, abgesehen von der Technologie, in den meisten Dingen zumindest in einem geographischen Teil eigentlich eher vergleichbar mit dem klassischen Altertum als mit dem Mittelalter: Sklaverei, organisierte Staaten, eine relatv moderne Weltanschauung. Die Oikumene des Mittelmeerraums aber kannte Tausende von Göttern (meine Wenigkeit eingeschlossen) und funktionierte (auch schon vor Alexander oder Rom) kosmopolitisch und pluralistisch, mit Toleranz für die anderen Götter und Respekt vor dem Geldbeutel des Gegenübers.

Was wäre die Folge von Monotheismus am Spieltisch? Es gäbe nur noch den richtigen Gott - und die falschen. Mehr noch, wenn das Christentum das Vorbild ist, gibt es auch nur eine gültige Interpretation dieses Gottes, und welche das ist, entscheidet der Priestercharakter. Zu Ende gedacht, wird das ein ziemlich hierarchisches Spiel, und wir wissen ja alle, wie die Leute darauf stehen, sowas zu spielen. Die nervtötenden Interpretationen des "Paladin" aus so mancher Runde, die jeder von uns schon gesehen hat, werden doch dann noch katastrophaler.

Konflikte in einer Spielwelt sind gut. Konflikte innerhalb der Gruppe von Spielercharakteren sind aber schlecht. Darum ist "Leben und Leben lassen" die bessere Lösung für Rollenspielwelten, und darum ist Poly- oder Henotheismus gut, und Monotheismus taugt nur als antagonistisches Glaubenssystem.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Waldviech am 23.04.2011 | 11:25
Mit der Argumentation würde ich nicht mitgehen. Ob und wie Monotheismus im RPG funktioniert, hängt von vielen vielen Faktoren ab - unter anderem, welche Aspekte des Monotheismus ich einbaue und wie ich das tue. Hier zum Beispiel:
Zitat
Und nun kommt da eine Welt daher, in der es unterschiedliche Spezies von Alben über Echsenmenschen bis hin zu Zwergen gibt, mit Jahrtausenden eigener Geschichte, und die sollen alle den gleichen Gott anbeten?
könnte man die Existenz nur eines Gottes damit erklären, dass ER sich jeder der Spezies auf seine Weise offenbart hat. Klar beten die Echsenmenschen IHN etwas anders an die Zwerge das tun - aber der Allianz der "guten" Völker ist seit der Erscheinung ihres Propheten natürlich klar, dass sich hinter dem "Großen Licht" der Elben, dem Erhabenen Baumeister der Zwerge, dem Allvater der Echsenmenschen und dem Sonnengott der Menschen stets ER verbirgt.... ;D

Zitat
Was wäre die Folge von Monotheismus am Spieltisch? Es gäbe nur noch den richtigen Gott - und die falschen. Mehr noch, wenn das Christentum das Vorbild ist, gibt es auch nur eine gültige Interpretation dieses Gottes, und welche das ist, entscheidet der Priestercharakter. Zu Ende gedacht, wird das ein ziemlich hierarchisches Spiel, und wir wissen ja alle, wie die Leute darauf stehen, sowas zu spielen. Die nervtötenden Interpretationen des "Paladin" aus so mancher Runde, die jeder von uns schon gesehen hat, werden doch dann noch katastrophaler.
Folglich wären historische Mittelalter-, Rennaisance- oder Barock-RPGs und RPGs wie 7.See also kaum spielbar, weil der Monotheismus das Spiel vernichtet ? Ich denke, da schätzt du die Wirkung des Monotheismus am Spieltisch doch etwas arg negativ ein. Denn die gruppeninternen Konflikte, die du erwähnt hast, treten nur unter ganz bestimmten Vorzeichen auf. Nämlich zufällig dann, wenn ich z.b. einen buddhistischen Kampfmönch in meine Outlaw-Truppe im Sherwood-Forrest mische, der sich dauernd mit Bruder Tuck streitet. Ohne solche "Exoten" wären im Normalfall alle SC britisch und katholisch. Oder normannisch und katholisch. In jedem Falle aber sicherlich katholisch ;)
Und was die kulturelle Vielfalt angeht: Die kann auch bei gleichbleibender Religion gewahrt bleiben. Man braucht nicht für jeden Weiler einen eigenen Götzen, um bunte Vielfalt zu demonstrieren Schau dir mal an, wie radikal verschieden Marokko und Indonesien vor 300 Jahren gewirkt haben müssen. Oder welche kulturellen Unterschiede es zwischen Irland und Sizilien gibt.....oder Magdeburg und Barcelona....
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Eulenspiegel am 24.04.2011 | 04:54
Bezüglich der Frage nach Monotheismus:
Und nun kommt da eine Welt daher, in der es unterschiedliche Spezies von Alben über Echsenmenschen bis hin zu Zwergen gibt, mit Jahrtausenden eigener Geschichte, und die sollen alle den gleichen Gott anbeten?
Ist das so wie hier auf der Erde, wo der Gott im verborgenen agiert und es keine Beweise für seine Existenz gibt?

Oder ist es eine Welt, wo der Gott einmal jährlich erscheint und direkt zu den Leuten spricht?

Eine Welt, wo die Priester keine einfachen Leute sind, sondern wo die Priester Engel sind, die auf die Erde entsandt wurden, um den Menschen Gottes Willen zu verkünden? Oder evtl. gibt es sogar überhaupt keine Priester sondern alle Menschen sprechen direkt mit Gott persönlich.

Oder Kulturen, die es wagen, einen fremden Gott anzubeten, werden von IHM ausgelöscht.

Alles Gründe, wieso nur ein Gott angebetet wird.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Thot am 24.04.2011 | 07:09
Hm, beides gute Punkte. Aber ist Intoleranz nicht unsympathisch?
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Sashael am 24.04.2011 | 08:02
Hm, beides gute Punkte. Aber ist Intoleranz nicht unsympathisch?
Es werden ja auch intolerante Kulturen im Rollenspiel gespielt. Ist Intoleranz in einem Pantheon sympathischer als in einem Monotheismus?
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Thot am 24.04.2011 | 08:21
Nein, aber absurder. :)
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: D. M_Athair am 24.04.2011 | 09:22
Ob man es gutheißt oder nicht: Man darf nicht vergessen, dass Herrschaftsform und Religion in wechselseitiger Beziehung zueinander stehen.

Christianisierung Irlands: Die Herrschaftsstrukturen ändern sich nicht. Die Duiden werden (organisch) von den Mönchspriestern abgelöst. Die (eigenständige) keltische Kirche, die bis 1111 besteht entwickelt sich.

Christianisierung Norwegens: Olav I. Tryggvason versucht sich zum König über die Skandinavier aufzuschwingen. Der alte Glaube - weitgehend ohne Hierarchien - steht ihm dabei im Weg. Der Anspruch "von Gottes Gnaden König", den er aus dem Christentum ableitet, bietet eine Legitimation seiner Herrschaft. Taufe oder Tod wird ein wichtiges Mittel seiner Herrschaft.


Für die Etablierung eines feudalen Systems oder ein kaiserliches Recht ist eine religiöse Legitimation sehr nützlich.
Ein besonderer Bezug des Herrschers zum Göttlichen ist üblich. Je weniger Götter desto besser. Desto stärker religiös begründete Herrschaftsanspruch.

Solche Zusammenhänge sollte man beim Rollenspiel - gerade in der Fantasy - nicht außer Acht lassen.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Thot am 24.04.2011 | 10:29
Hm, aber ich weiss aus autobiographischer Erfahrung, dass Polytheismus und göttlich legitimierte Herrschaft zusammen hervorragend funktionieren. Feudalismus ist in keiner Weise an Monotheismus gebunden.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Callisto am 24.04.2011 | 10:53
Aber in Ägypten gab es eine ganz klare Hierarchie der Götter. So weit ich mich erinnere war der Pharao ja Re's Sohn. Erst als dieser sich von Ra hat legitimieren lassen, hat er mehr als sein kleines Wüstenstädtchen beherrschen können.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte
Beitrag von: Belchion am 24.04.2011 | 11:09
Der Anspruch "von Gottes Gnaden König", den er aus dem Christentum ableitet, bietet eine Legitimation seiner Herrschaft. Taufe oder Tod wird ein wichtiges Mittel seiner Herrschaft.
Nun ja, auch in vor-christlicher Zeit haben die skandinavischen Könige Würde und Machtanspruch von ihrer göttlichen Abstammung hergeleitet. So komplett neu war die Idee mit der Hierarchie daher nicht, vor allem nicht, da sich zu dem Zeitpunkt ja auch schon eine göttliche Hierarchie in Asgard ausgebildet hatte. (Ohne diesen Vorbau hätte er wahrscheinlich gar nicht die Idee gehabt, den Monotheismus als Begründung für die Herrschaft eines Königs über ganz Skandinavien herzunehmen oder damit zumindest seine Untertanen nicht überzeugt).

Konflikte in einer Spielwelt sind gut. Konflikte innerhalb der Gruppe von Spielercharakteren sind aber schlecht. Darum ist "Leben und Leben lassen" die bessere Lösung für Rollenspielwelten, und darum ist Poly- oder Henotheismus gut, und Monotheismus taugt nur als antagonistisches Glaubenssystem.
In der realen Welt sind monotheistische Religionen jahrhundertelang wunderbar mit ihren Nachbarn klargekommen (gerade im Nahen Osten und Indien), wieso sollte das in einer Fantasywelt nicht funktionieren? Bei Karl May funktioniert es doch auch, Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar versuchen die ganze Zeit, einander zu bekehren, was sie aber nicht davon abhält, beste Freunde zu sein.

Im Gegenzug können auch polytheistische Gesellschaften sehr intolerant sein, wenn jemand sich weigert, ihre Staatsgötter angemessen zu verehren (das war z.B. die offizielle Begründung für die vollkommene Zerstörung Babylons durch Sanherib, aber auch für das Todesurteil gegen Sokrates) oder ihnen der Glaube aus anderen Gründen nicht zusagt (Claudius gegen das keltische Druidentum).

Sowohl toleranter Monotheismus als auch intoleranter Polytheismus sind daher vollkommen möglich.
Titel: Re: Poly- und Monotheismus im RPG und im Spiegel der Geschichte (war: Eure Meinung: Aventuriens besc
Beitrag von: Jed Clayton am 25.04.2011 | 01:06
Nun ja, auch in vor-christlicher Zeit haben die skandinavischen Könige Würde und Machtanspruch von ihrer göttlichen Abstammung hergeleitet. So komplett neu war die Idee mit der Hierarchie daher nicht, vor allem nicht, da sich zu dem Zeitpunkt ja auch schon eine göttliche Hierarchie in Asgard ausgebildet hatte.

Auch die Kaiser von China galten als "Söhne des Himmels" und die Könige der polytheistisch-buddhistischen Länder Burma, Thailand und Kambodscha wurden bis ins 20. Jahrhundert hinein wie fast gottgleiche Herrscher verehrt. Und der Kaiser von Japan gilt in der Theorie noch heute als Abkömmling des Sohnes der Sonnengöttin. Alles keine christlichen Gesellschaften.

Zitat
Sowohl toleranter Monotheismus als auch intoleranter Polytheismus sind daher vollkommen möglich.

Sehr richtig. So sehe ich das auch, auch wenn da viele große, offizielle Kampagnenwelten, Romane und Comics nicht so recht mitziehen. Wir sind eben den offiziellen Kampagnenwelten voraus, schließlich sind wir die Tanelorn-Community. ;)

Wahrscheinlich meinte Thot, dass es einem Spieler in vielen offiziell veröffentlichen Settings (wiederum: Glorantha als Beispiel, weil ich es kenne) verdammt schwer gemacht wird, Spielercharaktere aus dezidiert unterschiedlichen Religionen oder auch Anbeter unterschiedlicher Pantheons in derselben Gruppe zu haben - selbst in extremen Notfällen und mit vielen Spielleiterfreiheiten.