ich glaube nämlich nicht, dass das historische Mittelalter ohne einen einigen Monotheismus im Nacken sich so entwickelt hätte, wie es sich entwickelt hat.
Das Polytheismus in Fantasysettings so stark vorherrschend ist, hat IMHO im Übrigen auch was mit Romantik und der Sehnsucht nach der "Guten alten Zeit" zutun.Oder damit, dass es schwer ist, Religionen und Kulte in der leeren Luft zu erschaffen, und man dann an Stelle des Abziehbilds des Griechisch-Römischen Pantheons ein Abziehbild der sehr realen und immer noch exisiterenden monotheistischen Kirchen hat, woran sich manche Menschen stören könnten.
Ach mir fällt da wieder Glorantha und seine Götterwelt ein.
Die Punkte stimmen natürlich auch (wobei sich natürlich gewisse Leute auch am Polytheismus stören).
Mir drängt sich immer nur der Verdacht auf, dass nicht wenigen Fantasyfans monotheistische Religionen per se unsympathisch sind und man Abziehbilder der "hübscheren" antik-heidnischen Religionen bevorzugt, da man Odin, Thor und Zeus so schick findet - letztlich aus einem ähnlichen Gefühl der Romantisiererei heraus, aus dem man auch die oben bereits beschriebene Mittelalterversion dem historischen Mittelalter vorzieht.
und die fehlende Sympatrhie für an sich eher monotheistische Religionen sieht man bei DSA erstaunlich gut bei der PraioskircheOoooooh ja ! Kein pseudomittelalterliches Fantasysetting ohne bösen Inquisitor (tm). Da macht auch Aventurien keine Ausnahme. Außerdem haben wir ja mit den Novadis auch noch die rückständigen, intoleranten Wüstenknilche für die andere unsympathische, monotheistische Religion. ::)
Manchmal würde ich mir zur Abwechslung wirklich mal ein Fantasy-RPG mit "vertauschten Rollen" wünschen. (Dreckige, blutrünstige Polytheisten als Bösewichte und eine auf Güte und Barmherzigkeit konzentrierte freundliche Monotheistenkirch.) ;D
(Dreckige, blutrünstige Polytheisten als Bösewichte und eine auf Güte und Barmherzigkeit konzentrierte freundliche Monotheistenkirch.) ;D
Würde ich Glorantha kennen, könnte ich jetzt vielleicht zustimmen :D. (Ich vermute mal, dass es wohl passen wird ;) )
Würde ich Glorantha kennen, könnte ich jetzt vielleicht zustimmen :D. (Ich vermute mal, dass es wohl passen wird ;) )
Im Übrigen belustigt mich auch immer wieder der unausrottbare Vorwurf, die "böse" Christenkirche hätte Rom zu Fall gebracht und das Wissen der Antike vernichtet. (Leutz: Ohne kirchliche Überlieferung würdet ihr Cicero und Horaz vermutlich garnicht kennen. Goten und Germanen haben sich, im Gegensatz zur Kirche, nämlich nicht groß um Bibliotheken gekümmert. Vermutlich würdet ihr ohne christliche Mönche nicht mal Odin kennen - rein mündlich überlieferte Religionen wie die germanische sind nämlich verdammt wandlungsanfällig. Da muss ich nun wirklich mal eine Lanze für die katholische Kirche brechen ;) )
Wenn ich mich recht erinnere, kann man das bei Glorantha durchaus in beide Richtungen interpretieren. Ich gebe aber zu, eigentlich nur mit dem Glorantha für Arme - Second Age - wirklich vertraut zu sein.
Zum großen Teil mit Umweg über die islamische Welt (insbesondere bei griechischen Autoren wie Aristoteles), aber im Grunde richtig.Was die griechischen Autoren angeht, richtig. Das hatte ich jetzt der Einfachheit halber unterschlagen. Wobei man jetzt drüber streiten könnte, ob da vor den Türken fliehende griechische Gelehrte oder intellektueller Austausch mit islamischen Gelehrten den größeren Impact auf den Westen hatten. Ist aber vermutlich unerheblich, da es auf´s Selbe rausläuft. Wichtiger war mir da im Kontext jetzt auch die Geschichte mit der nordischen Mythologie, bei dem ein ganz erheblicher Löwenanteil nur aufgrund kirchlicher Überlieferung noch erhalten ist. Ohne Mönche, die die Geschichten über Asen, Riesen und Konsorten schriftlich fixiert haben, gäbe es nicht allzu viel, was noch vom nordisch-germanischen Sagenschatz bekannt wäre (und heraus zu filtern, was dabei an christlichen Einflüssen in die nordische Mythologie geflossen ist, ist auch so ein Problem für sich.) Soviel zum Thema "Odin statt Jesus" - denn genau genommen wüsste ohne Jesus heute sehr wahrscheinlich niemand mehr, wer Odin war, denn der hätte sich in den letzten 1000 Jahren dank mündlicher Überlieferung bereits bis zur Unkenntlichkeit gewandelt. ;D
Wohl eher nicht für Aventurien (das ist schon zu sehr festgelegt dafür)Leider wahr - die starke Beschreibungsdichte ist ja, wie so oft, Fluch und Segen Aventuriens zugleich. Mit Pendragon müsste sich das aber z.b. auch hervorragend umsetzen lassen!
Ohne Mönche, die die Geschichten über Asen, Riesen und Konsorten schriftlich fixiert haben, gäbe es nicht allzu viel, was noch vom nordisch-germanischen Sagenschatz bekannt wäre (und heraus zu filtern, was dabei an christlichen Einflüssen in die nordische Mythologie geflossen ist, ist auch so ein Problem für sich.) Soviel zum Thema "Odin statt Jesus" - denn genau genommen wüsste ohne Jesus heute sehr wahrscheinlich niemand mehr, wer Odin war, denn der hätte sich in den letzten 1000 Jahren dank mündlicher Überlieferung bereits bis zur Unkenntlichkeit gewandelt.
Äh, nein. Die Edda wurde von dem isländischen Skalden Snorri Sturluson niedergeschrieben, und das bereits im 12. Jahrhundert. Seine Quellen dürften, wenn auch nicht ganz unverfälscht, bis ins 10. Jahrhundert zurückgehen, d.h. die gesamte Blütezeit des skandinavischen Skaldentums abdecken.Weiterhin OT: Sturlesons Edda ist, streng genommen, auch eine christliche Überlieferung, denn Snorri selbst war kein Heide. In dem Punkt liegt der Teufel nämlich im Detail. Die Christianisierung war zu Snorris Zeit, im Island des 12. Jahrhunderts schon weitestgehend abgeschlossen und das Christentum, trotz einiger weniger heidnischer Überbleibsel, Staatsreligion. Das allein wäre allerdings gar nicht so wichtig wie die Übernahme der christlichen Schriftkultur. Wikinger, Germanen und Kelten selbst haben während ihrer heidnischen Phase nämlich kaum Dinge verschriftlicht. Aus der Zeit gibt es zwar hie und da einige Inschriften, aber kaum zusammenhängende Texte. Die Technik der Verschriftlichung von Sagenzyklen und Historien ist ein Kulturimport aus dem (zur fraglichen Zeit) bereits christlichen Süden. Bleibt dabei: Ohne Jesus kein Odin. ;)
Zum Thema christianisierung fällt mir nur das Mabinogion ein, dass später zur Artusgeschichte wurde.Verhält sich, soweit ich weiß, ähnlich wie die Edda. Deutlich ältere, heidnische Geschichten, die zu christlicher Zeit verschriftlicht wurden (sehr wahrscheinlich mit der Absicht, die Mythen vor dem Verschwinden zu retten). Glücklicherweise kann man annehmen, dass der christliche Verfälschungsgrad sowohl in Mabinogion als auch in der Snorri-Edda vergleichsweise gering ist. Bleibt allerdings das Grundproblem, dass die Geschichten erst da niedergeschrieben wurden, als die dazugehörigen Religionen längst schon verschwunden oder im christianisierten Volksglauben aufgelöst waren.
Einen Kritikpunkt lasse ich gelten: Snorri Sturleson war weder Mönch noch Kleriker. Allerdings auch kein Heide.
Ich hätte gerne eine Quelle aus der das hervorgeht.
Pesttanz, ganz ehrlich, du hättest natürlich auch selber mal Wikipedia benutzen können, aber bitte:
http://de.wikipedia.org/wiki/Snorri_Sturluson
zu Snorri Stulusons Lebenszeit war das Christentum in Island seit ca 200 Jahren Staatsreligion, und er hat Latein und Theologie gelernt.
Das spricht doch sehr dafür, dass er Christ war.
Hier der Link zum Thema Snorri und Christentum:
http://books.google.de/books?id=YXtBAAAAcAAJ&pg=PA364&lpg=PA364&dq=snorri+sturleson+christ&source=bl&ots=Dej_n7lBXg&sig=Bsm4ICpje_IoreC1LfZVx5_mC5Y&hl=de&ei=HVNmTen9PMHOswaCodHlDA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CBoQ6AEwAA#v=onepage&q=snorri%20sturleson%20christ&f=false
Die Quelle ist ein bisschen älter, aber das ist Snorri ja auch ;) Im Übrigen würde selbst ein heidnischer Snorri nichts an der in Nordeuropa erst durch das Christentum etablierten Schriftkultur ändern.
Aber fürs Rollenspiel bieten, wie ich finde, beide Geschichten viel Stoff, um darauf eine nachvollziehbare monotheistische Religion für die eigene Kampagnenwelt zu basteln.Sogar hervorragend viel Stoff. :) Wobei ich grad nicht weiß, ob ich die Epoche, in der sich der Monotheismus gerade entwickelt oder eine "Christianisierungsepoche" interessanter fänd. Im Hinblick auf ein "Mittelaltersetting" wär´s wohl eher die zweite Epoche.
Zwar kein Beweis, da der Verfasser des Textes Möncch im Orden der Benediktiner warUnterschätz mal Kleriker als historische Quelle nicht. Die "lügen" insgesamt auch nicht mehr als andere Geschichtsschreiber (und schon garnicht so viel wie ein Dan Brown uns das weiß machen will ;) )
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Was wäre, wenn ein polytheistisches System es ins Mittelalter geschafft hätte?Ja, leider nur strunzdoof umgesetzt. Dabei hätte man sich da nur mal ein paar Bücher aus der Religionsethnologie oder Südasienwissenschaft besorgen müssen.
Was mir allgemein bei Monotheismus im Rollenspielauch so auffällt, ist, dass man sich generell recht stark auf die Themen "Inquisition" und "Kreuzzüge" konzentriert
Was mir allgemein bei Monotheismus im Rollenspielauch so auffällt, ist, dass man sich generell recht stark auf die Themen "Inquisition" und "Kreuzzüge" konzentriert - vermutlich weil das eben mit zu den stärksten Stereotypen zum Thema "Mittelalterliche Kirche" zählt und auch für das RPG brauchbare Konflikte liefert (ein Rollenspielsetting lebt ja immer von Konflikten.) Nur.....könnte man um diese Stereotypen auch herumkommen ?
Zum Thema schriftliche Fixierung:Klar - Habe ich auch nie bezweifelt ;) Genau genommen wären selbst die Griechen schon zu spät gegriffen, denn das Prinzip der Bibliothek ist noch weit älter. Die Rolle des Christentums ergibt sich hier aus dem Kontext, da es die christlichen Missionare waren, die die, natürlich wesentlich ältere, Kulturtechnik des schriftlichen Fixierens von Wissen in den germanischen, slawischen, skandinawischen und teilweise auch in den keltischen Gebieten, in denen es die Schriftkultur der Mittelmeerländer nicht gab, etabliert haben. Im Falle der Kelten waren´s deshalb erst die Christen, weil die Druiden es kategorisch abgelehnt haben, Dinge in Bibliotheken zu archivieren. Sie hätten es von den Römern übernehmen können, haben es aber aus ideologischen Gründen nicht gemacht (was, aus dem Blick des Historikers betrachtet, ne Scheißidee war....was könnt man nicht alles über Druiden wissen, wenn die ihr Ogham auch mal richtig benutzt hätten.)
Das geht nicht auf das Christentum zurück, sondern auf die griechische Kultur:
Sicherlich nicht. Für das (europäische) Mittelalter müsste man die in der Fantasy so übliche Vielgötterei mal ad acta legen. Das Polytheismus in Fantasysettings so stark vorherrschend ist, hat IMHO im Übrigen auch was mit Romantik und der Sehnsucht nach der "Guten alten Zeit" zutun.Ich bin ja immer noch der Meinung, dass der Katholizismus eigentlich nur ein verkappter Polytheismus ist. Dreifaltigkeit, Marienverehrung, Lokalheilige sowie Heilige mit speziellen "Einsatzgebiet"... für jeden was dabei.
Ich bin ja immer noch der Meinung, dass der Katholizismus eigentlich nur ein verkappter Polytheismus ist. Dreifaltigkeit, Marienverehrung, Lokalheilige sowie Heilige mit speziellen "Einsatzgebiet"... für jeden was dabei.Die Dreifaltigkeit ist in dem Zusammenhang etwas Fehl am Platze, weil die Dreifaltigkeit auch immer eine Dreieinigkeit ist, aber die Heiligenverehrung hat tatsächlich was pantheistisches, besonders, wenn man bedenkt, dass mindestens eine, vermutlich aber mehrere Germanisch-heidnische Gottheiten einfach zu heiligen erklärt und ihre heiligen Tage von der missionierten Bevölkerung weiter gefeiert wurden.
Hârnmaster (meines Erachtens ja generell ein oft zu unrecht vernachläßigtes System und vor allem eine sehr hübsche Spielwelt
Die Dreifaltigkeit ist in dem Zusammenhang etwas Fehl am Platze, weil die Dreifaltigkeit auch immer eine Dreieinigkeit istAch, das ist doch Etikettenschwindel. Wofür braucht ein omnipotenter Eingott drei verschiedene Verkörperungen, die getrennt voneinander angebetet werden, aber irgendwie halt doch das gleiche darstellen sollen? Da drängt sich einfach schon auf, dass man die in Rom, Griechenland und Ägypten gängigen Göttertriaden abbilden wollte/musste.
Um nochmal diese seltsame Theorie "Caesar ist Christus" einzubringen: Ist ja schon interessant, dass sich Augustus als Adoptivsohn Caesars als "Gottessohn" und "Gott aus Gott" bezeichnen ließ...
Lies sich Augustus echt als Gott bezeichnen? Ich erinnere mich dran, das er das eher vermieden hat, und bei princeps oder so geblieben ist? Lat der Änais leitet sich ja speziell für ihn auch kein spezieller Gottesstatus ab.Das "princeps" bezieht sich ja nicht auf die Abstammung, sondern die Rolle im Staat - Augustus war tunlichst darauf bedacht, weder als Dictator noch als Tyrann oder gar Rex wahrgenommen zu werden. Dazu gehörte eben auch die zurückhaltende Darstellung als Mann, der zwar leicht vor anderen steht, aber eigentlich ja "einer von den anderen" ist.
Ach, das ist doch Etikettenschwindel. Wofür braucht ein omnipotenter Eingott drei verschiedene Verkörperungen, die getrennt voneinander angebetet werden, aber irgendwie halt doch das gleiche darstellen sollen?Äh... die werden nicht getrennt voneinander angebetet.
Der Reconquista-Ansatz in Süd-Almada ist da nicht eine Option?
Hm, ja aber die Idee, das Gott für Menschen verständlicher ist, wenn er als verschiedene Verkörperungen dargestellt wird ist ja alt. Sobald man von dem alten mann mit Bart Bild weggeht, steht man ja eh erstmal im Regen. Vor allem, wenn man a) Gott nen eigenen Willen zugesteht und ihn b) nicht vermenschlichen will hat man massive Probleme.Was ja in Hinblick auf die Zehn Gebote noch viel bizarrer ist: Man darf sich kein Bild von Gott machen, aber seine Inkarnationen gelten nicht?! Verstoßen nicht sämtlich Darstellungen Jesu und des heiligen Geistes genau dagegen, wenn es doch trotzdem Gott ist?
Was ja in Hinblick auf die Zehn Gebote noch viel bizarrer ist: Man darf sich kein Bild von Gott machen, aber seine Inkarnationen gelten nicht?! Verstoßen nicht sämtlich Darstellungen Jesu und des heiligen Geistes genau dagegen, wenn es doch trotzdem Gott ist?
Dazu muss man auch wissen, welchen Stellenwert in der Antike ein Götterbild hatte: Es war mit dem Gott identisch. Die Statue ist der Gott, nicht nur eine Darstellung davon. Siehe auch die Geschichte mit dem Goldenen Kalb. Die Leute beten nicht einen Gott an, für den das Kalb steht, sondern eben dieses goldene Kalb. Das ist der Umstand gegen den sich das Gebot zunächst einmal richtet.
@Dreifaltigkeit: Dionysius (Areopagit) hat das schön erklärt. Wenn ich Zeit hab, such ich es mal raus...
Das bedeutet, ich konnte damals noch nen Gott töten, wenn ich das Symbol vernichte? Das gibt doch überhaupt keinen Sinn bei einem allmächtigen Gott.
Das bedeutet, ich konnte damals noch nen Gott töten, wenn ich das Symbol vernichte? Das gibt doch überhaupt keinen Sinn bei einem allmächtigen Gott.Da scheiden sich, glaube ich, die Geister. Zumindest war das wohl der Hintergedanke, wenn man in antiken Kriegen die Tempel seiner Feinde entweihte (oder bewusst einen großen Bogen um die Tempel machte, damit der entwprechende Gott nicht angepisst reagiert.) Wichtig ist auch, dass Götter in der Gedankenwelt vieler antiker Völker eben nicht allmächtig waren.
Das bedeutet, ich konnte damals noch nen Gott töten, wenn ich das Symbol vernichte? Das gibt doch überhaupt keinen Sinn bei einem allmächtigen Gott.
Da scheiden sich, glaube ich, die Geister. Zumindest war das wohl der Hintergedanke, wenn man in antiken Kriegen die Tempel seiner Feinde entweihte (oder bewusst einen großen Bogen um die Tempel machte, damit der entwprechende Gott nicht angepisst reagiert.) Wichtig ist auch, dass Götter in der Gedankenwelt vieler antiker Völker eben nicht allmächtig waren.
Was diese Sache im Zusammenhang mit den Israeliten angeht: Es ist nicht so ganz sicher, ob die zu dieser Zeit schon davon ausgegangen sind, dass es tatsächlich nur einen Gott gibt. Sehr wahrscheinlich haben die frühen Israeliten zwar nur einen Gott angebetet, sind aber davon ausgegangen, dass die Götter anderer Völker auch existent sind (wenn auch naürlich weit weniger mächtig als ihr Gott).
Die antiken Götter wurden nicht als allmächtig angesehen, das ist eine monotheistische Idee.Da es auch mehrere gab, wäre das auch schwierig geworden. :D
Ob der Gott von der Zerstörung seines Bildes stirbt... Ich weiß nicht, ob man mit der Identifkation so weit gehen würde, aber in allermeisten Fällen ist es so. Wenn etwa in der Aeneis steht, dass Aeneas die Stadtgötter von Troja nach Italien bringt, ist damit z.B. keine reine Übertragung des Kults und der Religion gemeint, sondern dass er die Figuren und damit die Götter selbst übers Mittelmeer schippert.Ich vermute mal, dass das eher einen Machtverlust dargestellt hat - niemand hätte vermutlich geglaubt, dass Zeus stirbt, nur weil sein Haupttempel fällt (zumindest in späterer Zeit). Bei Troja ist das ja insofern anders, als davon ausgegangen werden musste, dass mit dem Fall der Stadt niemand mehr die Götter verehren würde. "Damals" galt das ja für alle Stadtgötter, weil sie ja noch nicht übergreifend als die gleichen Götter verstanden wurden. So gesehen waren aber auch später die Götter jeweils spezielle Inkarnationen, sozusagen auf den jeweiligen Kontext gemünzt; sonst hätte man ja auch nicht angefangen, Götter anderer Völker erstmal mit den eigenen gleichzusetzen.
Hm, heißt aber auch, gerade wenn ich mir die Sache mit Elias nochmal ins Gedächtnis rufe, dass man im AT durchaus wusste, dass es mehrere Götter gibt, die aber ihrem Gott ihrer Meinung nach nicht gewachsen waren (vgl. Baal, Goldenes Kalb und vermutlich noch viele andere Geschichten). Also war auch Jahwe nur einer unter vielen (nur eben für sein Volk besonders wichtig, wie überraschend) und damit eigentlich nichts anderes als die Territorialgötter anderer Völker. Nur ließen halt die Griechen und Römer zu, dass es andere Götter gab, Jahwe und später der Christengott nicht.Da dürfte dir jeder Religionswissenschaftler vermutlich zustimmen. Der Unterschied liegt ansonsten (also von der Theologie kommend) im Schöpfergedanken. Gott hat sich seinem Volk als der Schöpfer der Welt offenbart. Während andere Götter mit bestimmten Teilen der Schöpfung assoziiert werden (Sonne, Mond, usw.), steht Gott darüber. Die anderen "Götter" sind wenn überhaupt, dann Kreatur. Das stellt ihre Existenz nicht infrage, wohl aber ihre Göttlichkeit. Mir ist natürlich bewusst, dass man mit einer Minute googlen diverse anders lautende Schöpfungsmythen finden kann.
Der Gedanke, dass die unzähligen Heiligen eigentlich Götterersatz, eine Art "Heiligenpantheon" sind, finde ich da viel interessanter.Man sollte da auch nicht den Teufel vergessen, der vor allem im Volkskatholizismus und freikirchlichen Protestantentum noch sehr gepflegt wird. Selbiges für die Engelschar.
Man sollte da auch nicht den Teufel vergessen, der vor allem im Volkskatholizismus und freikirchlichen Protestantentum noch sehr gepflegt wird. Selbiges für die Engelschar.Guter Hinweis.
Manchmal würde ich mir zur Abwechslung wirklich mal ein Fantasy-RPG mit "vertauschten Rollen" wünschen. (Dreckige, blutrünstige Polytheisten als Bösewichte und eine auf Güte und Barmherzigkeit konzentrierte freundliche Monotheistenkirch.) ;D
Der Gedanke, dass die unzähligen Heiligen eigentlich Götterersatz, eine Art "Heiligenpantheon" sind, finde ich da viel interessanter.So neu kommt mir das nicht vor. Gerade der Katholizismus hat vermittels der Heiligen stark synkretistische Elemente ermöglicht. Der Reiliquienkult hat Amulett-Traditionen und dergleichen legitimisiert. Und schließlich konnten vermittels der Verehrung von Maria, die sämtliche "Muttergottheiten" und "Fruchtbarkeitsgottheiten" in sich "inkorporieren" konnte, diese sozusagen "an einen zulässigen Platz innerhalb der katholisch-philosophischen Weltordnung gebracht werden". Mal stark vereinfacht ausgedrückt, natürlich.
Jedenfalls ist dieser römisch-katholische Glaube schon eine seltsame Kopfgeburt. Da ist ja nicht nur dieses Geschwurbel von der Dreifaltigkeit - kein Wunder, dass die Arianer da nicht mehr mitkamen -, sondern auch das schon erwähnte riesige Pantheon der Heiligen, Märyrer und Mutter Gottes, die man allesamt nochmal gesondert anbeten kann. Ist für mich, im Gegensatz zum Judaismus und dem Islam, eigentlich gar kein Monotheismus im klassischen Sinne sondern irgendwas dazwischen.
Jedenfalls ist dieser römisch-katholische Glaube schon eine seltsame Kopfgeburt. Da ist ja nicht nur dieses Geschwurbel von der Dreifaltigkeit - kein Wunder, dass die Arianer da nicht mehr mitkamen -, sondern auch das schon erwähnte riesige Pantheon der Heiligen, Märyrer und Mutter Gottes, die man allesamt nochmal gesondert anbeten kann. Ist für mich, im Gegensatz zum Judaismus und dem Islam, eigentlich gar kein Monotheismus im klassischen Sinne sondern irgendwas dazwischen.Wenn du die Heiligen oder die Mutter Gottes anbetest, hast du den Katholizismus falsch verstanden. Anbeten kannst du nur Gott, der ein einziger ist. Ansonsten wäre es schön, wenn man bei der Fantasy bleibt und keine halbgaren Halbwahrheiten über Religionen in die Runde wirft, von denen man wenig Ahnung hat. Das ist nicht böse gemeint, aber solche Diskussionen mit Halbwahrheiten führen zu nichts als Missverständnissen.
Wenn du die Heiligen oder die Mutter Gottes anbetest, hast du den Katholizismus falsch verstanden [...]
Zur Funktion der Heiligen: Sie sind lediglich Mittler und Fürbitter, genau wie Maria übrigens auch. Man richtet seine Gebete in diese Richtung, damit sie, die in der Gottesnähe sehr weit gekommen sind, "ein gutes Wort einlegen". Sie sind sozusagen ein Fokus für die eigenen Gebete, eine Hilfe für den Betenden.
Ich habe Theologie studiert, wer da mehr wissen will, kann das gerne per PN haben.
Insgesamt gehört das Thema aber nicht ins Fantasy-RPG. Ich mochte es schon in den neunziger Jahren auf LARPS nicht, wenn Gruppen als Darsteller von "Christen" auftauchten und ganz seltsame Dinge von sich gaben. Ich gehe ja auch nicht als Buddhisten-Darsteller (um nicht wieder den Islam zu bemühen) auf einen Con und karikiere die Glaubenswelten anderer.
Das gehört aber alles eher in den Community-Bereich, finde ich.
Nehmen wir mal die Zwölfgötter von Aventurien. Da hat jeder Gott/jede Göttin ein klar umrissenes "Aufgabenfeld" und kultische Handlungen. Ich bitte um Erleuchtung/Rat? Hesinde. Beistand im Kampf? Rondra. Und so weiter.Das ist in meinen Augen doch schwerer. Warum nicht um Rat und Erleuchtung, Beistand, für die Seelen der Toten, die eigene Seele, gute Ernten und schöne Tage bei ein und demselben Gott beten? "Herr XY, bitte steh mir bei in der Schlacht" und "Herr XY, bitte lass die Ernte sprießen, damit wir nicht verhungern" und "Herr XY, bitte nimm dich unserer Tante an, die verstorben ist" kann man doch alles einer einzelnen Gottheit sagen, solang diese eben Schöpfergottheit oder Gott der Menschen/Lebewesen ist.
Allein die Verquickung realer und religiöser Bezugspunkte im Mittelalter ist so komplex und für moderne Menschen so wenig nachvollziehbar, dass ich nicht glaube, eine Spielgruppe aus Nicht-Hiistorikern käme damit klar. Also blendet man es aus, was sich dann aber auch wieder falsch anfühlt (als Beispiel: Arthussage ohne religiösen Bezug?). Ein fantasy-Monotheismus scheitert da wahrscheinlich shcon an der Ausformulierung des Glaubens.Ich finde, das System "Pendragon" hat das sehr schön gelöst. Hier ist Religion wichtig und es wird mit "realen" Religionen gearbeitet, jedoch werden die Wertesysteme neutral betrachtet. Weder gibt es die "reinen, edlen Heiden", noch die "fanatisch-exorzistischen" Christen. Jeder hat seine Berechtigung und es wird auf Toleranz gesetzt. Wenn man schon mit real existenten Religionen arbeitet, dann so!
Ich finde, das System "Pendragon" hat das sehr schön gelöst. Hier ist Religion wichtig und es wird mit "realen" Religionen gearbeitet, jedoch werden die Wertesysteme neutral betrachtet. Weder gibt es die "reinen, edlen Heiden", noch die "fanatisch-exorzistischen" Christen. Jeder hat seine Berechtigung und es wird auf Toleranz gesetzt. Wenn man schon mit real existenten Religionen arbeitet, dann so!
Und nun kommt da eine Welt daher, in der es unterschiedliche Spezies von Alben über Echsenmenschen bis hin zu Zwergen gibt, mit Jahrtausenden eigener Geschichte, und die sollen alle den gleichen Gott anbeten?könnte man die Existenz nur eines Gottes damit erklären, dass ER sich jeder der Spezies auf seine Weise offenbart hat. Klar beten die Echsenmenschen IHN etwas anders an die Zwerge das tun - aber der Allianz der "guten" Völker ist seit der Erscheinung ihres Propheten natürlich klar, dass sich hinter dem "Großen Licht" der Elben, dem Erhabenen Baumeister der Zwerge, dem Allvater der Echsenmenschen und dem Sonnengott der Menschen stets ER verbirgt.... ;D
Was wäre die Folge von Monotheismus am Spieltisch? Es gäbe nur noch den richtigen Gott - und die falschen. Mehr noch, wenn das Christentum das Vorbild ist, gibt es auch nur eine gültige Interpretation dieses Gottes, und welche das ist, entscheidet der Priestercharakter. Zu Ende gedacht, wird das ein ziemlich hierarchisches Spiel, und wir wissen ja alle, wie die Leute darauf stehen, sowas zu spielen. Die nervtötenden Interpretationen des "Paladin" aus so mancher Runde, die jeder von uns schon gesehen hat, werden doch dann noch katastrophaler.Folglich wären historische Mittelalter-, Rennaisance- oder Barock-RPGs und RPGs wie 7.See also kaum spielbar, weil der Monotheismus das Spiel vernichtet ? Ich denke, da schätzt du die Wirkung des Monotheismus am Spieltisch doch etwas arg negativ ein. Denn die gruppeninternen Konflikte, die du erwähnt hast, treten nur unter ganz bestimmten Vorzeichen auf. Nämlich zufällig dann, wenn ich z.b. einen buddhistischen Kampfmönch in meine Outlaw-Truppe im Sherwood-Forrest mische, der sich dauernd mit Bruder Tuck streitet. Ohne solche "Exoten" wären im Normalfall alle SC britisch und katholisch. Oder normannisch und katholisch. In jedem Falle aber sicherlich katholisch ;)
Und nun kommt da eine Welt daher, in der es unterschiedliche Spezies von Alben über Echsenmenschen bis hin zu Zwergen gibt, mit Jahrtausenden eigener Geschichte, und die sollen alle den gleichen Gott anbeten?Ist das so wie hier auf der Erde, wo der Gott im verborgenen agiert und es keine Beweise für seine Existenz gibt?
Hm, beides gute Punkte. Aber ist Intoleranz nicht unsympathisch?Es werden ja auch intolerante Kulturen im Rollenspiel gespielt. Ist Intoleranz in einem Pantheon sympathischer als in einem Monotheismus?
Der Anspruch "von Gottes Gnaden König", den er aus dem Christentum ableitet, bietet eine Legitimation seiner Herrschaft. Taufe oder Tod wird ein wichtiges Mittel seiner Herrschaft.Nun ja, auch in vor-christlicher Zeit haben die skandinavischen Könige Würde und Machtanspruch von ihrer göttlichen Abstammung hergeleitet. So komplett neu war die Idee mit der Hierarchie daher nicht, vor allem nicht, da sich zu dem Zeitpunkt ja auch schon eine göttliche Hierarchie in Asgard ausgebildet hatte. (Ohne diesen Vorbau hätte er wahrscheinlich gar nicht die Idee gehabt, den Monotheismus als Begründung für die Herrschaft eines Königs über ganz Skandinavien herzunehmen oder damit zumindest seine Untertanen nicht überzeugt).
Konflikte in einer Spielwelt sind gut. Konflikte innerhalb der Gruppe von Spielercharakteren sind aber schlecht. Darum ist "Leben und Leben lassen" die bessere Lösung für Rollenspielwelten, und darum ist Poly- oder Henotheismus gut, und Monotheismus taugt nur als antagonistisches Glaubenssystem.In der realen Welt sind monotheistische Religionen jahrhundertelang wunderbar mit ihren Nachbarn klargekommen (gerade im Nahen Osten und Indien), wieso sollte das in einer Fantasywelt nicht funktionieren? Bei Karl May funktioniert es doch auch, Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar versuchen die ganze Zeit, einander zu bekehren, was sie aber nicht davon abhält, beste Freunde zu sein.
Nun ja, auch in vor-christlicher Zeit haben die skandinavischen Könige Würde und Machtanspruch von ihrer göttlichen Abstammung hergeleitet. So komplett neu war die Idee mit der Hierarchie daher nicht, vor allem nicht, da sich zu dem Zeitpunkt ja auch schon eine göttliche Hierarchie in Asgard ausgebildet hatte.
Sowohl toleranter Monotheismus als auch intoleranter Polytheismus sind daher vollkommen möglich.