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Pen & Paper - Spielsysteme => Fate => Dresden Files => Thema gestartet von: Oberkampf am 19.04.2011 | 13:26

Titel: Städtebau und Verschwörungen
Beitrag von: Oberkampf am 19.04.2011 | 13:26
Hallo liebe White Council Wizards & Verbündete,

Nach einigem hin- und herüberlegen zwischen verschiedenen Systemen hat meine Freitagsrunde sich dazu entschieden, FATE entweder in seiner Fantasyvariante oder in Form von Dresden Files eine Chance zu geben.

Als Stadt haben wir Boston und Umgebung angepeilt. Feen, Elfen und Wechselbälger sollen eine wichtige Rolle spielen, ebenso die Unis (insb. Havard+MIT) und die Museen. Ein Thema wird "Wissenschaft gegen Aberglaube" sein (ist aber noch nicht genau ausformuliert). Ich kann mir da z.B. gut vorstellen, dass jemand im "museum of fine arts" antike Artefakte aus dem Nevernever sammelt.

Nun kommen die schwierigen Sachen:

Wir wollen es, ganz im Stil der Romane, in eine "hard boiled" Krimirichtung spielen - allerdings inspiriert mich Boston in dieser Beziehung überhaupt nicht. Kennt jemand Bücher, Filme oder Serien, die Anregungen geben? (Bisher bin ich auf "Boston Legal" level, und das ist nicht grade "hard boiled".)

Wir wollen einen Bandenkrieg zwischen menschlichen Verbrechensorganisationen ("Russenmafia" vs. klassische Mafia). Ich habe aber keine Ahnung, ab welchem Powerlevel der SCs die Angelegenheiten der "gewöhlichen Kriminellen" zu irrelevantem Krimskrams wird. Jim Butcher musste ja Marcone auch magisch "aufrüsten", damit die Figur in den Büchern interessant bleibt. HAt da jemand Erfahrungen?

Außerdem wollen wir eine große Verschwörung "aufdecken", die vom organisierten Verbrechen bis in die sterbliche Politik und darüber hinaus bis in die übernatürliche Gemeinde reicht. Sowas ähnliches gibt es in der Romanserie mit dem "Schwarzen Rat" ja auch. Wie verträgt sich das mit der gemeinsamen Erschaffung der Stadt (Faces, Locations etc.)? Wie verträgt sich das mit den Deklarationen, die FATE ermöglicht?
Titel: Re: Städtebau und Verschwörungen
Beitrag von: Selganor [n/a] am 19.04.2011 | 13:46
Ich habe mal kurz die Liste http://en.wikipedia.org/wiki/Category:Boston,_Massachusetts_in_fiction ueberflogen.

Fringe hat ja eine Hauptstation in Boston, von der Stadt sieht man da allerdings nicht so viel.
Boondock Saints duerfte dann eher der "Hardboiled" Stil sein (ist aber dank FSK 18 nicht so einfach in Deutschland zu kriegen)

Weitere Inspirationen aus http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_television_shows_set_in_Boston die mir auf Anhieb ins Auge stechen:
- Being Human (das US Remake der britischen Serie - laeuft aber gerade noch Staffel 1 im Fernsehen) ist eine Serie mit einem Hauptcast von: Vampir, Werwolf und Geist
- Tru Calling war eine kurze (2 Staffeln) Serie mit Eliza Dushku als eine Art Medium
- The Practice war eine Anwaltsserie von David E. Kelly die doch ein wenig ernsthafter (wenn auch durchaus skurril) war als Ally McBeal oder Boston Legal.
- Rizzoli & Isles (basierend auf den Buechern von Tess Gerritsen) spielte auch in Boston. Viel von der Stadt hat man aber auch da nicht mitgekriegt :(
Titel: Re: Städtebau und Verschwörungen
Beitrag von: Jiriki am 19.04.2011 | 13:52
In der nWod gibts für Mage den Städteband Boston Unveiled.
Ist allerdings imho recht Mage-spezifisch. Hab den für eine Witchcraft Runde verwertet, und wenn man nicht auf NSC aus ist, sind die Informationen leider nicht ganz so nützlich.
Titel: Re: Städtebau und Verschwörungen
Beitrag von: Oberkampf am 19.04.2011 | 13:57
@Selganor

Danke für die Links. Dank denen habe ich schon einen hard boiled Detective (http://en.wikipedia.org/wiki/Spenser_%28fictional_detective%29) aus Boston gefunden. Super  :d

@Jiriki:
leider kenne ich das nWoD-Mage nicht (genausowenig wie Prometheus und Geist), und tatsächlich hoffe ich, viele NSCs gemeinsam zu entwickeln.
Titel: Re: Städtebau und Verschwörungen
Beitrag von: Scimi am 19.04.2011 | 14:25
Boston liegt in Neuengland, daher kann man sich vor allem für Ereignisse im Umland von den Werken Stephen Kings und H.P. Lovecrafts inspirieren lassen, die größtenteils in der Gegend spielen - Innsmouth, Arkham und Castle Rock sind alle nur ein paar Stunden entfernt.

Ich kann persönlich nicht aus Erfahrung sprechen, aber für das Flair von Boston wird immer wieder die Serie "Cheers" empfohlen, die anscheinend das Wesen des stereotypen Bostoners gut wiedergibt.
Außerdem gibt es einige Filme und Serien, die in Boston spielen, eine Auswahl sind:

Manche von den Dingern haben im Deutschen andere Titel, da war ich jetzt zu faul, die herauszusuchen.
Titel: Re: Städtebau und Verschwörungen
Beitrag von: Scimi am 19.04.2011 | 14:28
Nachtrag: Habe mit gerade noch einmal mein Boston Unveiled aus der nWoD-Mage-Reihe angesehen, ich denke, das ist unter den genannten Gesichtspunkten völlig nutzlos für jeden, der sich die Stadtbeschreibung von Wikipedia und die Karten von Google Maps besorgen kann.
Titel: Re: Städtebau und Verschwörungen
Beitrag von: Oberkampf am 19.04.2011 | 14:34
Crossing Jordan spielt in Boston? Super, da kenn ich dank meiner Ex ein paar Folgen von.
Titel: Re: Städtebau und Verschwörungen
Beitrag von: Blechpirat am 19.04.2011 | 18:05
Wir wollen einen Bandenkrieg zwischen menschlichen Verbrechensorganisationen ("Russenmafia" vs. klassische Mafia). Ich habe aber keine Ahnung, ab welchem Powerlevel der SCs die Angelegenheiten der "gewöhlichen Kriminellen" zu irrelevantem Krimskrams wird. Jim Butcher musste ja Marcone auch magisch "aufrüsten", damit die Figur in den Büchern interessant bleibt. HAt da jemand Erfahrungen?

Das ist nicht so sehr eine Frage des Powerlevels, sondern der Story. Murphy bleibt ja auch interessant, obwohl sie eine normale Person ist. Wenn du dich mit normalen Verbrechern herumschlägst UND übernatürliche Wesen vorkommen, dann haben die nichts miteinander zu tun. Gefährlich können die Mafiosi bleiben, denn (vor allem wenn sie zahlenmäßig überlegen sind) sie bleiben sehr gefährlich. Aber eben auch als Gegner witzlos, da sie ja nicht mit dem Einsatz von Magie rechnen können. Du musst dir also vor allem überlegen, welche Geschichte du erzählen willst.

Außerdem wollen wir eine große Verschwörung "aufdecken", die vom organisierten Verbrechen bis in die sterbliche Politik und darüber hinaus bis in die übernatürliche Gemeinde reicht. Sowas ähnliches gibt es in der Romanserie mit dem "Schwarzen Rat" ja auch. Wie verträgt sich das mit der gemeinsamen Erschaffung der Stadt (Faces, Locations etc.)? Wie verträgt sich das mit den Deklarationen, die FATE ermöglicht?


Für das Problem sehe ich zwei Lösungsansätze:

a) Die Metalösung: Alle Spieler wissen von der Verschwörung, ihre Chars hingegen nicht. Man erzählt gemeinsam, wie die Verschwörung aufgedeckt wird. Dann hast du mechanisch gar keine Probleme, da auch Deklarations etc. immer stimmig sein werden.

b) Die klassische Lösung: Nur der SL kennt die Details der Verschwörung. Das geht auch, und macht viel Spaß. Hier musst du evtl. als SL von deinem Vetorecht gebrauch machen, wenn die Declarations im Gegensatz zu deinen Vorstellungen stehen. Das ist vor allem bei Anfängern in Sachen FATE eine gewisse Spaßbremse, also hier vorsichtig sein! Meine Spieler, die in diesem Modus spielen (wollen), sind ohnehin keien großen Nutzer des Instruments und zudem so vorgeprägt, dass sie den "Plot" nicht mit diesem Instrument beeinflussen wollen. Ich leite dort mit einem großen Anteil an Detektivgeschichten, und die Spieler nutzen das Schaffen von Fakten nur, um an Informationen zu kommen. Nach meiner Erfahrung ist das daher unproblematisch möglich.
Titel: Re: Städtebau und Verschwörungen
Beitrag von: mieserwicht im Forum am 19.04.2011 | 18:18
Wir wollen einen Bandenkrieg zwischen menschlichen Verbrechensorganisationen ("Russenmafia" vs. klassische Mafia). Ich habe aber keine Ahnung, ab welchem Powerlevel der SCs die Angelegenheiten der "gewöhlichen Kriminellen" zu irrelevantem Krimskrams wird. Jim Butcher musste ja Marcone auch magisch "aufrüsten", damit die Figur in den Büchern interessant bleibt. HAt da jemand Erfahrungen?

Bei diesem Thema bietet es sich an die Konflikte anders zu gestallten. Es steht nicht der direkte physische Konflikt im Vordergrund, sondern eher der moralische. Die Mafia stört sich sicherlich nicht daran Gesetze zu brechen. Sie kontrolliert möglicherweise sogar teile der Polizei. Die Charaktere müssen dann erstmal zeigen wie sie sich moralisch dazu aufstellen. Heiligt der Zweck die Mittel? Sind sie auch kriminell veranlagt? Sind Magier dabei, die aufpassen müssen, dass sie mit Magie nicht töten?
Wenn dann doch mal Aktion kommen soll, dann skaliere den Konflikt über Masse oder NSCs mit guten Stunts. Auch Aspekte plus Fatepunkte können hier helfen.
Titel: Re: Städtebau und Verschwörungen
Beitrag von: Oberkampf am 20.04.2011 | 10:03
Bandenkrieg I:

Erstmal Danke für die Tipps mit "Boondock" und "The Departed". Hab die Trailer gesehen und sofort beschlossen, dass es sowohl eine irische Mafia gibt als auch schießwütige Iren, die von Ganz Oben gesandt wurden. Iren passen auch wunderbar zu Wechselbälgern und Feen, und natürlich zur katholischen Kirche.

Bandenkrieg II:
Als moralischer Konflikt wird das, schätze ich, nicht laufen. Erstens hat ein Mitspieler klargemacht, dass er sich kein Dresden Files und kein Rollenspiel ohne Action und Geballere vorstellen kann.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Außerdem nehme ich angesichts der Skrupellosigkeit bei Savage Worlds und Star Wars nicht an, dass ausgerechnet bei DF ein gehobenes Interesse an moralischen Konflikten besteht. Ich bin schon damit zufrieden, dass dank der 7 Laws of Magic ein paar dämliche Plotkilleroptionen wie Gedankenlesen, Beherrschung oder Töten durch Magie beschränkt sind.

Bandenkrieg III:
Aus meinen (zugegebenermaßen sehr wenigen) FATE-Erfahrungen habe ich den Eindruck gewonnen, dass Mooks sehr schnell zu Boden gehen. Gefällt mir eigentlich sehr, da es Kämpfe verkürzt. Ich mag kurze, dicht beschriebene Kämpfe und hasse langwierige Würfelorgien. In Fantasysettings habe ich mit sowas kein Problem, da es einen unerschöpflichen Vorrat an Zombies, Piraten und Orcs gibt. Aber in einem modernen, städtischen Setting kann ich mMn langfristig nicht mit Gegnermassen auftrumpfen. Jim Butchers Trick, dass Harry immer flüchten muss, bis es am Ende eine riesige Schlacht gibt, kann ich nicht anwenden. Vielleicht Nachschub aus dem Nevernever? Oder eben alle Gegner voll ausarbeiten und auf Mooks (bis zum Endkampf) verzichten?

Verschwörung I:
Soweit ich das überblicken kann, wollen die anderen Spieler eher Variante 2 (weder Charaktere noch Spieler kennen die  :verschwoer:). Mir liegt viel an der gemeinsamen Spielwelterschaffung, und ich möchte die Spieler auch dazu motivieren, ihre Mitbestimmungsmöglichkeiten auszuspielen. Am Liebsten würde ich ganz ohne Storyline spielen, weil mich sowas bei Detektivabenteuern immer nervt.
Titel: Re: Städtebau und Verschwörungen
Beitrag von: Lyonesse am 20.04.2011 | 10:33
Wenn es um Boston geht: Der Film ''The Town'' (mit Ben Affleck) spielt auch im modernen Boston und es geht um die Tradition vom ''Handwerk'' des Bankräubers, das vom Vater auf den Sohn übertragen wird - sehr guter Streifen.
Titel: Re: Städtebau und Verschwörungen
Beitrag von: Scimi am 20.04.2011 | 12:49
Als moralischer Konflikt wird das, schätze ich, nicht laufen. Erstens hat ein Mitspieler klargemacht, dass er sich kein Dresden Files und kein Rollenspiel ohne Action und Geballere vorstellen kann.
Außerdem nehme ich angesichts der Skrupellosigkeit bei Savage Worlds und Star Wars nicht an, dass ausgerechnet bei DF ein gehobenes Interesse an moralischen Konflikten besteht. Ich bin schon damit zufrieden, dass dank der 7 Laws of Magic ein paar dämliche Plotkilleroptionen wie Gedankenlesen, Beherrschung oder Töten durch Magie beschränkt sind.

Man muss ja nicht moralische Konflikte im Sinne von Schwarz gegen Weiß, Gut gegen Böse führen, aber durch Consequences und Aspects besteht zumindest eine gute Chance, dass der Hintergrund eines Characters dessen Handeln in eine bestimmte Richtung lenkt und umgekehrt Entscheidungen Einfluss auf diesen Hintergrund haben. Wer sich einen Harry Dresden erschafft ("Chivalry is not dead, dammit"), wird wohl etwas anderes tun als ein Marcone. Das sollte man im Kopf behalten.

Aus meinen (zugegebenermaßen sehr wenigen) FATE-Erfahrungen habe ich den Eindruck gewonnen, dass Mooks sehr schnell zu Boden gehen. Gefällt mir eigentlich sehr, da es Kämpfe verkürzt. Ich mag kurze, dicht beschriebene Kämpfe und hasse langwierige Würfelorgien. In Fantasysettings habe ich mit sowas kein Problem, da es einen unerschöpflichen Vorrat an Zombies, Piraten und Orcs gibt. Aber in einem modernen, städtischen Setting kann ich mMn langfristig nicht mit Gegnermassen auftrumpfen. Jim Butchers Trick, dass Harry immer flüchten muss, bis es am Ende eine riesige Schlacht gibt, kann ich nicht anwenden. Vielleicht Nachschub aus dem Nevernever? Oder eben alle Gegner voll ausarbeiten und auf Mooks (bis zum Endkampf) verzichten?

Bei Minions ist die Frage nicht, ob man sie besiegt bekommt, sondern was es einen kostet. Zeit? Eine Verwundung, die einen behindert, wenn es wirklich wichtig ist? Der Sinn von Minions ist es nicht, wirklich gefährlich zu sein, und die SCs mit Horden von Gegnern zu bewerfen, bis die gefährlich sind, macht keinen Sinn. Stattdessen sollte man sich überlegen, wie man Minions effektiv einsetzen kann, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
Selbst ein einzelner Minion kann spannend sein, wenn er auf dem Dach gegenüber mit einem Scharfschützengewehr steht, wenn er deine kleine Tochter hat oder einen Gürtel mit Plastiksprengstoff, wenn er dir im Auto eine rücksichtslose Verfolgungsjagd bietet. (Siehe auch hier (http://evilhat.wikidot.com/effective-minion-combat)). In jeder dieser Situationen kann man den Gegner wahrscheinlich mit einem Treffer ausschalten, aber es geht ja nicht nur darum.
Und wenn Minions den Charakteren deutlich wehtun können, dann werden sie sich idealerweise bei jedem Kampf überlegen, ob sie ihn nicht vermeiden wollen oder fliehen oder aufgeben, bevor es zu kostspielig wird.

Verschwörung I:
Soweit ich das überblicken kann, wollen die anderen Spieler eher Variante 2 (weder Charaktere noch Spieler kennen die  :verschwoer:). Mir liegt viel an der gemeinsamen Spielwelterschaffung, und ich möchte die Spieler auch dazu motivieren, ihre Mitbestimmungsmöglichkeiten auszuspielen. Am Liebsten würde ich ganz ohne Storyline spielen, weil mich sowas bei Detektivabenteuern immer nervt.

Du kannst ja trotzdem mit den Spielern zusammen ein paar interessante NSCs erschaffen und dann später bestimmen, wer von denen wie in was verwickelt ist. Ich weiß aus langer Erfahrung, dass die Spieler immer bereit sind, einen Charakter, den du liebevoll ausgearbeitet hast, einfach wegzuklatschen, aber zu einem Charakter, den sie erschaffen haben immer eine gewisse emotionale Bindung besitzen. Und wenn sie rätseln müssen, ob ihre Tante Frieda, die sie seit Kinderzeiten als Ersatzmutter und tolle Kuchenbäckerin kennen, der Kopf des finsteren Kutulu-Kultes ist (oder mit der Sache gar nichts zu tun hat), ist das ziemlich spannend...
Titel: Re: Städtebau und Verschwörungen
Beitrag von: Azzu am 21.04.2011 | 08:05
Wir wollen einen Bandenkrieg zwischen menschlichen Verbrechensorganisationen ("Russenmafia" vs. klassische Mafia). Ich habe aber keine Ahnung, ab welchem Powerlevel der SCs die Angelegenheiten der "gewöhlichen Kriminellen" zu irrelevantem Krimskrams wird. Jim Butcher musste ja Marcone auch magisch "aufrüsten", damit die Figur in den Büchern interessant bleibt. HAt da jemand Erfahrungen?

Pure Mortals ohne Ahnung vom Übernatürlichen wirken als Gegner nur dann gut, wenn die Charaktere "weltlich" angreifbar sind. Harry Dresden hat beispielsweise viele sterbliche Freunde in Chicago. Er hat außerdem sein Labor und seine Bibliothek im Keller, die er verlieren würde, wenn er seine Miete nicht mehr zahlen kann oder wenn das Haus abbrennt, und ist finanziell von seinem guten Ruf bei der Polizei abhängig.

Ich werde in meiner Runde einen Charakter haben, der neu in der Stadt und fast mittellos ist und genug Toughness mitbrignt, dass Kugeln von ihm abprallen. Dem brauche ich mit feindlich gesonnenen Pure Mortals gar nicht erst kommen! Wenn es dir ähnlich geht, helfen wohl nur noch übernatürliche Sölder - oder die Mafiosi finden irgendwie den "Catch" der toughesten Charaktere in der Gruppe raus, damit du wenigstens spannende Kämpfe orchestrieren kannst.

Titel: Re: Städtebau und Verschwörungen
Beitrag von: Oberkampf am 21.04.2011 | 10:35
Du kannst ja trotzdem mit den Spielern zusammen ein paar interessante NSCs erschaffen und dann später bestimmen, wer von denen wie in was verwickelt ist. Ich weiß aus langer Erfahrung, dass die Spieler immer bereit sind, einen Charakter, den du liebevoll ausgearbeitet hast, einfach wegzuklatschen, aber zu einem Charakter, den sie erschaffen haben immer eine gewisse emotionale Bindung besitzen. Und wenn sie rätseln müssen, ob ihre Tante Frieda, die sie seit Kinderzeiten als Ersatzmutter und tolle Kuchenbäckerin kennen, der Kopf des finsteren Kutulu-Kultes ist (oder mit der Sache gar nichts zu tun hat), ist das ziemlich spannend...

Das ist eine coole Sache. Daran, dass Spieler vielleicht die von ihnen selbst erschaffenen NSCs anders behandeln als meine NSCs, hab ich nicht gedacht. Cthulu werde ich angesichts des Settings wohl auch reinbringen können/müssen, wobei ich von Cthuluh so gut wie überhaupt nichts weiß (und chtuluiden Horror im RSP für schwer bespielbar halte).

Pure Mortals ohne Ahnung vom Übernatürlichen wirken als Gegner nur dann gut, wenn die Charaktere "weltlich" angreifbar sind. Harry Dresden hat beispielsweise viele sterbliche Freunde in Chicago. Er hat außerdem sein Labor und seine Bibliothek im Keller, die er verlieren würde, wenn er seine Miete nicht mehr zahlen kann oder wenn das Haus abbrennt, und ist finanziell von seinem guten Ruf bei der Polizei abhängig.

Hmm, dann werde ich vielleicht bei den Aspekten anregen, dass die SCs jemanden "Uneingeweihten" beschützen wollen? So Anker in die Welt der Normalos würden das Ganze spannender machen.
Titel: Re: Städtebau und Verschwörungen
Beitrag von: Scimi am 21.04.2011 | 13:44
Das ist eine coole Sache. Daran, dass Spieler vielleicht die von ihnen selbst erschaffenen NSCs anders behandeln als meine NSCs, hab ich nicht gedacht. Cthulu werde ich angesichts des Settings wohl auch reinbringen können/müssen, wobei ich von Cthuluh so gut wie überhaupt nichts weiß (und chtuluiden Horror im RSP für schwer bespielbar halte).

Alles, was du zu Cthulhu oder zum Mythos wissen musst, lässt sich gut über die (zumindest englische) Wikipedia nachlesen. An sich sind die Großen Alten selbst aber nicht so spannend, wenn du ihnen begegnest, machen sie dich platt, wenn du dich zuviel mit ihnen beschäftigst, wirst du wahnsinnig. Spannender im Spiel sind Kultisten, die sich mit den Großen Alten beschäftigen und Rituale, die etwas von ihnen in die Welt rufen. In der Hinsicht ist im Dresdiversum dann auch das siebte Law of Magic interessant, denn fremdartige Wesenheiten, die hinter den Mauern der Realität lauern, um (random evil stuff) zu tun, sind ziemlich lovecraftsch...

Cthuloider Horror basiert darauf, dass Charaktere entweder mit Dingen konfrontiert werden, die allein durch ihre Existenz das Weltbild der Charaktere zerstören und der Erkenntnis, dass ihr ganzes Leben, ja die ganze menschliche Zivilisation völlig bedeutungslos wird im Angesicht eines uralten, weltenumspannenden Grauens, in dem die Menschheit nur eine unwichtige, kleine Episode ist und die Erde nur ein winziger Stein in den Weiten des Alls.
Auch wenn ich mir vorstelle, dass kosmischer Schrecken und die Verletzung der Naturgesetze in der wirklichen Welt durchaus erschreckend währen ("Pi ist genau drei? Aber wie?? Arggh, Wahnsinn!"), erzeugt das nicht unbedingt denselben Effekt, wenn ich im Rollenspiel so etwas einbringe ("Und Pi... ist... genau drei!" *wild augenroll" - "Ähm, ok... Hast du was geraucht?").  ;)

Pure Mortals ohne Ahnung vom Übernatürlichen wirken als Gegner nur dann gut, wenn die Charaktere "weltlich" angreifbar sind. Harry Dresden hat beispielsweise viele sterbliche Freunde in Chicago. Er hat außerdem sein Labor und seine Bibliothek im Keller, die er verlieren würde, wenn er seine Miete nicht mehr zahlen kann oder wenn das Haus abbrennt, und ist finanziell von seinem guten Ruf bei der Polizei abhängig.

Ich höre sowas jetzt hier immer wieder, aber da muss ich widersprechen. Wenn die Charaktere ausbalanciert sind, stehen ihnen ja prinzipiell gleichviele Punkte zur Verfügung. Ob man die jetzt in magischen Firlefanz steckt oder in imba-Sozialfähigkeiten oder in Gun-Badassery, ob man sich übernatürliche Fähigkeiten oder Mortal Stunts holt, bleibt sich erst einmal gleich. Magie ist durch die Laws of Magic ziemlich eingeschränkt, die meisten wirklich übernatürlichen Fähigkeiten haben eindeutige Schwächen und sind selten auf Fernkampf ausgelegt.
Selbst mit dem höchsten Refresh ist es ziemlich unmöglich, einen Anfangscharakter zu bauen, für den eine Gruppe kompetenter Sterblicher (Gangster, Polizisten, Monsterjäger) überhaupt kein Problem darstellen. Und wenn jemand wirklich physisch schwer zu verletzen ist, kann man ihn dank Manövern immer noch relativ gut überwältigen und in einen Sack stecken.

Natürlich sind Spielercharaktere beim DFRPG einen Ticken mächtiger angelegt als der Durchschnittsmensch und natürlich sollen die Antagonisten in diesem Setting gefährliche übernatürliche Biesties sein und nicht Tante Frieda mit dem Nudelholz. Aber es wird verdammt lange dauern, bis Charaktere mit Recht sagen können: "Bwahuahuahuahua! Eure menschlichen Waffen können mir nichts anhaben! Kniet nieder und huldigt mir, Sterbliche, mir, eurem Gott!"
Titel: Re: Städtebau und Verschwörungen
Beitrag von: Oberkampf am 21.04.2011 | 16:12
Also, bisher überlege ich, dass wir auf Powerleven 1 oder 2 einsteigen (DF p. 53). Die Spieler wissen, dass es bei meinem Leitstil ganz gut ist, in der Gruppe möglichst viele Felder abzudecken, also nicht einseitig auf Sozialcharaktere zu setzen, sondern auch mal ein oder zwei Punkte in Guns, Melee oder Fists zu investieren. Insofern gehe ich davon aus, dass die Gruppe als Ganzes recht kompetent sein wird.

Dass die Lovecraftschen Glibberviecher ziemlich jenseits der Grenze des Spielbaren liegen, habe ich mir schon gedacht. Insofern habe ich garnicht vor, direkte Bedrohungen durch die Großen Alten oder ihre Abgesandten einzubringen, sondern eher ein paar durchgeknallte Warlocks oder Kulte, die am 7. Law herumspielen. Vielleicht schaue ich mir da ein paar Cthulhu- oder Cthulhu-Now- Abenteuer an, wie es dort umgesetzt ist. Ehrlich, ich kenne davon keine und habe CoC nur dreimal im Leben gespielt, darum muss ich mir da erstmal ein Bild machen.