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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Rollenspiel- & Weltenbau => Thema gestartet von: Tommek am 16.07.2011 | 17:14
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Moin,
ich bastel gerade an einer Grafschaft mit mittelalterlichem Fantasysetting (low-Level Magie). Wieviele Bauern bräuchte man im Mittelgebirge um einen "Herren" zu ernähren?
Wie groß wäre der Landbedarf für einen Weiler von etwa 50-80 Einwohner?
Kann man so einen Landstrich durch Importe ernähren? Wenn man davon ausgeht er besitzt genügend Erze zum Export?
grüße
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Diese Seite ist bei solchen Fragen sehr nützlich:
http://www.rpglibrary.org/utils/meddemog/
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Wie viele Bauern man da bräuchte hängt von vielen Faktoren ab. Wie groß soll denn der Hof des Grafen sein? Wie viele Mann soll er unter Waffen haben? Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass im Mittelalter kleinere Grafschaften mit dörflichen Gemeinschaften (deine 50 bis 80 Bewohner als Beispiel genommen) Selbstversorgen sein müssten. Wie viel Land sie dafür bräuchten hängt dann wieder davon ab, wie das Klima ist bzw. wie fruchtbar der Boden ist.
Das einfach Volk wird sich sicher nicht über Importe ernähren können. Wenn der Graf mehr Luxus will (Orangen, Zitronen und dergleichen), muss er den natürlich einführen. Wenn das Gebirge tatsächlich über große Erzvorkommen verfügt, werden sich aber wahrscheinlich schnell größere Gemeinschaften gründen. Recherchier doch einfach mal zum mittelalterlichen Bergbau in Deutschland. Ich bin mir sicher da wirst über viele nützliche Infos stolpern.
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Wenn ich richtig informiert bin, waren Städte wie Annaberg-Buchholz (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Annaberg-Buchholz) landwirtschaftlich komplett vom Import abhängig, aber je nach Abbauprodukt (Silber im Fall von Annaberg) zugleich mit die reichsten Orte im Umkreis.
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Diese Seite ist bei solchen Fragen sehr nützlich:
http://www.rpglibrary.org/utils/meddemog/
Klein, aber fein! :d
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Domesday book ist immer gut, ja.
Jetzt haben wir natürlich ein kleines Problem: Mittelgebirge ist ja nun nicht gleich Mittelgebirge. Entscheidende Faktoren ob dort zusätzlich zum Bergbau Ackerbau betrieben werden kann sind:
- die Dauer der Vegetationsperiode
- die Temperatur
- der Niederschlag
- das Substrat (auf Kalk und Basalt und Löß wächst das Krautzeugs üppiger als auf kargem Silikatsand)
- die Geographie (Gibt es Plateaus? Gibt es weite Täler?)
- Die Exposition (also die Richtung in die die Hänge geneigt sind)
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es gibt da noch den A magical medievil society: western europe (http://rpg.drivethrustuff.com/product_info.php?products_id=2018&it=1&filters=0_0_0&manufacturers_id=72) von expiditious retreat press.
Jede Menge Recherche um genau solche Fragen zu beantworten mundgerecht fürs RPG aufbereitet. In der Tat glaube ich das es für standard D&D (ist D20) vieeel zu low magic ist, aber es bietet für (Pseudo)mittelalter ein gutes Fundament.
Demnach hat ein "Manor" also ein Herrensitz eine Größe von weniger als einer quadratmeile (=640 acre ~= 2,5 km²) . Auf je ein fruchtbares und bewirtschaftes acre fallen etwa 2 Erwachsene (entspricht etwa 1 Erwachsener / 2000 m²), wenn sie sich selbst ernähren können sollen.
D.h. bei einem Gebiet, dass aus fruchtbaren und ausgebauten Höfen besteht, können das auch mal 1000 Leute sein. Allerdings sollte man sich im klaren sein, dass die Bevölkerungsdichte in MA so im Rahmen von etwa 30-100 / meile² lag. Also auch noch einiges an Wäldern, Bergen, Ödland usw. zu berücksichtigen ist.
Höhere Fürsten haben i.d.R. ein besonders großen Herrensitz evtl. auch mit einer echten Stadt (die dann von Nahrungsimporten abhängig ist) und haben unter ihnen Vasallen die wiederum kleinere Herrensitze verwalten.
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Ah Danke für die Links.
Das Gebiet ist eher Richtung Süden ausgerichtet und schon relativ mild/feucht.
Aber ich denke das Material hilft mir schon beachtlich.
grüße
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Je nach dem wo du wohnst kann es in der Stadtbibo schon mal Bücher wie "850 Jahre x" geben wobei X dann ein Ort wie Clausthal, Bad Iburg, Ibbenbüren, Rammelsberg etc. sein sollte also "altes" Bergbaugebiet. In denen gibt es dann oft Auflistungen von Höfen und Hofgrößen sowie Abgabelisten. Also etwa "Vollbauer Schulte zahlt zu St. Martini x Silbergroschen", meist mit Angabe was x Silbergroschen so wert waren.
Zumindest im "Flachland" waren viele Bergleute im Mittelalter "Zeitarbeiter" die nur in den "arbeitsarmen" Teilen des Jahres auf Zeche fuhren und währen der Saat/Erntezeit auf dem Hof arbeiteten. Oft die nicht erbenden 2. und weiteren Söhne. Erst allmählich hat sich das gewandelt und reine "Bergleute" entstanden, dies je nach Region früher (17./18. Jahrhundert) oder später (19. Jahrhundert für die Randlagen). Da für "Fantasy" alles bis zum Begin des Dampfzeitalters verwendbar ist kann es interessanter sein sich die Randgebiete (Bei Kohle das Saarrevier, Ibbenbürener Revier, Bei Erz das Osnabrücker/Iburger und das Harzrevier) anzusehen da hier sehr viele Strukturen erst nach 1800 "urban" wurden und somit Bauernstellen etc. Preussisch-gut dokumentiert sind.
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Danke für den Hinweis. An die "Zeitarbeiter" hatte ich im ersten Schritt überhaupt nicht gedacht.
Habe mir einige Literatur zu Thüringen vorgenommen, ich denke das Gebiet passt noch mit am besten.
grüße