Wenn ich das richtig sehe, ist Pfingsten vorbei. Erzähl doch mal, wie es lief. Winds of Change ist ja immerhin mein erklärtes Lieblingsabenteuer.
Die Vorbereitung lief nicht so intensiv wie für Eye for an Eye, was an mir lag. Aber immerhin habe ich jedem NSC ein Bildchen aus den Pappaufstellern von WHFRPG(3) zuordnen können, auch den Nebenrollen/Informaten.
Speziell für SaFe: Die Jungs (inkl. mir) haben Dich vermisst, und der Gruppe fehlte ein moralischer Ausgleichspunkt, was mehrfach zur Sprache kam ;)
Wir haben das Abenteuer an zwei Tagen durchgespielt, einmal von 15.00 h - 24.00 h und einmal von 14.00 h - 20.00 h.
Die Abenteurer kamen einen Tag vor Geheimnistag auf dem Schmutzplatz an, nachdem Constantin Beil (der Feuermagier) von seiner Akademie beauftragt wurde, dem Verschwinden eines Akolythen nachzuspüren. Alle anderen höherrangigen Akademiemitglieder hatten aufgrund der umfangreichen Vorbereitungen für ausstehende Rituale am Geheimnistag bzw. der Geheimnisnacht keine Zeit für Ermittlungen, also musste Konstantin mit seinen Gefährten, dem Söldner Gierlach Norden und dem Kartenspieler Kurt Falk, die Sache ohne weitere Hilfe aufkären.
Auf dem Schmutzplatz angekommen, entschieden die Abenteurer sich auf Drängen Nordens dafür, zuerst einmal einen Blick in die hiesige Taverne zu werfen, den "Adler von Luccini". Dort freundete der als Weiberheld bekannte Gierlach Norden sich mit einer Pastetenverkäuferin namens Tanja Brätchen an, die vor dem Laden ihre Waren feilbot, während Konstantin und Kurt mit einem Scherenschleifer Klatsch austauschten und so vom "Monster der Oggasse" erfuhren.
Mangels passendem Bildchen habe ich Tom Bratchen in Tanja Bratchen verwandelt und ihr das Bild der Servant-Karriere verpasst.
In der Taverne bestellten die drei Abenteurer schließlich Bier und Milch (!), zum Glück nicht vermischt, und Kurt ging seinem "Beruf" als Falschspieler nach, um aus den ansässigen Trinkern noch mehr zuverlässige Informationen einholen zu können. Tatsächlich setzte einer der Gäste, Jürgen Kraft, nach einigen Verlusten gegen den Pot eine unheimliche Geschichte mitsamt eines Beweises dafür, das Monster der Oggasse gesehen zu haben. Kurt konnte ihn überreden, die Geschichte ohne ein weiteres Spiel zu erzählen, woraufhin der gute Mann eine rosa Feder - eines Flamingos? - vorzeigte, von der er beahuptete, sie stamme vom Monster höchstselbst. Konstantin gab sich als Gelehrter und Vogelkundler aus und untersuchte die Feder mit seinem magischen Blick.
Aufgrund unglücklicher Zufälle (Chaossterne) kam ausgerechnet in diesem Moment Yuri Popov mit seiner Bande in der Kneipe vorbei. Popov entriss Konstantin die Feder, spottete über die "Vogelhändler" und deutete wenig subtil an, dass die Oggasse sein Territorium sei. Kurzzeitig stieg die Spannung zwischen Yuris Bande und den Abenteurern an: Einer der Schläger nahm Konstantin genauer unter die Lupe, während Yuri sich mit Kurt Falk beschäftigte und Norden im Hintergrund seine Waffen griffbereit hielt. Allerdings konnte der sonst nicht für seine Gesprächskünte bekannte Konstantin den Schläger davon überzeugen, wirklich nur ein interessierter Vogelkundler - und keinesfalls ein ermittelnder Magier - zu sein (was mit Fellowship 2 und orangeroten Haaren schon eine Leistung ist). Somit entspannte sich die Situation wieder...
... bis sich plötzlich einer der Schläger in ein grässliches gefiedertes Scheusal verwandelte!
[Fortsetzung folgt]
Das klingt schon mal richtig gut, und die verrückte Eskalation, die sich da kurz vor dem Cliffhanger anbahnt, ist einer der Gründe, weshalb ich das Abenteuer so mag. Es gibt hundert Anlaufstellen zum Infos sammeln, die alle wiederum irgendwohin führen, und je nach dem, wie die Würfel fallen und was die Chars machen, wird das Ganze schnell chaotisch. Bin gespannt, ob das nach dem vielversprechenden Anfang dann auch so weiterging. Danke auf jeden Fall für den Bericht!
Ja, das sind auch einige Dinge, die mir an diesem Abenteuer gefallen. Im Grunde können die Spieler den Abenteuereinstieg selbst wählen, je nachdem, welches Gebäude sie zuerst aussuchen und untersuchen. Außerdem treiben die Würfel die Handlung voran.
Andererseits hatte ich bei der Vorbereitung enorme Schwierigkeiten, weil das Abenteuer wirklich sehr frei ist, es jedoch eine Story haben soll (Spielerwunsch), deren Spannungsaufbau aber trotzdem überwiegend dem SL unterliegt. Ich konnte absolut nicht abschätzen, ob und wie ich das zeitlich hinbiegen konnte.
Weiter im Text:
Die Verwandlung eines Schlägers in einen Vogelmenschen erschreckte die bereits anwesenden Gäste so sehr, dass sie eilig die Flucht ergriffen. Auch die übrigen Mitglieder von Popovs Bande nahmen die Beine in die Hand. Nur unsere drei kaltblütigen Helden blieben ruhig und gelassen.
Average (2d) Test auf Discipline (WP). Die Gruppenkarte enthielt zum Glück für unsere Helden das von Kurt Falk verankerte Talent "Fearless": +1 White die auf Fear- und Terrorchecks, Karte kann erschöpft werden, um den Test nochmal zu würfeln.
Das gefiederte Scheusal kratzte vergeblich an Nordens Rüstung, konnter aber noch ein oder zwei Krallenhiebe an die anderen Gefährten austeilen, ehe es selbst die Flucht ergriff, dabei aber von Konstantin Beil mittels eines Flammenschlags in ein Aschehäufchen verwandelt wurde. Ohne zu zögern setzten unsere Helden Popovs fliehenden Männern nach und stellten sie nur ein paar Schritte entfernt vom Adler von Luccini. Popov und seine Schläger hatten zwar keine Lust, sich mit den kampferprobten Helden anzulegen, unter denen sich zumal noch für alle sichtbar ein Feuermagier in Flammenrüstung befand, aber unsere drei Helden ließen sich nicht auf Ausflüchte ein, sondern griffen entschlossen an.
Der Kampf entwickelte sich gut für die Helden. Norden blockte Popovs Schläge ab, und erhielt nur ein paar blaue Flecken, ehe er und Kurt den Bandenführer zu Boden schickten. Aber einem der zwei übrigen Verbrecher gelang es, Kurt Falk recht schwer zu verwunden, und der zweite Schläger stürzte sich auf Konstantin, dessen Feuerrüstung im Laufe des kurzen Wortwechsels zwischen den Abenteurern und den Schlägern leider erloschen war. So musste Konstantin noch einen heftigen Hieb einstecken, ehe beide Schläger schwer verletzt und kampfunfähig waren.
Dem gefiederten Scheusal habe ich 15 Lebenspunkte gegeben anstatt der üblichen 12, schließlich war das kein Obdachloser, sondern einer von Popovs zähen Schlägern. Er war aber trotzdem kein großer Gegner für unsere Helden, allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass die Spieler Popov sofort verfolgen würden. Ich überlegte erst kurz, einen Progress Tracker dafür zu nehmen, entschied mich aber dagegen, da Popov und seine Männer während des kurzen Kampfes mit dem feathered fiend nicht allzu weit gekommen sein konnten. Im Rally-Step oder eine Runde später erlosch jedenfalls die Flammenrüstung, und für leicht gerüstete Charaktere - also speziell Konstantin, ist so ein Treffer schon sehr gefährlich.
Der Kampf auf dem Schmutzplatz sorgte natürlich für große Aufmerksamkeit der Anwohner, und insbesondere drei Parteien interessierten sich fast unmittelbar danach für die Ereignisse, noch während die Helden die Verwundeten durchsuchten.
Zuerst kamen die beiden Schwestern aus der Taube der Liebe, einer Obdachlosenküche des Shallya-Ordens an den Ort des Geschehens. Die besorgte Schwester Ethel kümmerte sich sofort um den verwundet darniederliegenden Yuri Popov, während die energische Schwester Lena den Helden eine Standpauke hielt, gegen die alle Beteuerungen, dass es sich bei den Niedergeschlagenen sehr wahrscheinlich um Mutanten hielt, nichts nutzten. Während des Dialogs stellte Schwester Ethel fest, dass Popov dringend weitreichende medizinische Hilfe brauche und bat ein paar Schaulustige, ihr beim Abtransport des Verletzten zur Hand zu gehen. Nachdem die Helden sich noch kurz mit Schwester Lena gestritten hatten, zogen sie sich in den Adler von Luccini zurück, um den verdächtigen Wirt zu verhören, der offensichtlich mit der Bande unter einer Decke steckte.
Die Helden hätten die Karte bei Popov gefunden, allerdings vergass ich, sie zu erwähnen, als ich auswürfelte, wieviel Silber die Schläger dabei haben. Ich brachte sie dann später per Ret-Con ins Spiel, als die Helden Zeit hatten, sich die Beute genauer anzusehen. Schließlich soll das Abenteuer nicht an einem SL-Versäumnis scheitern.
An dieser Stelle kümmerten sich die Spieler sehr wenig um die Shallya-Priesterinnen, aber mir war das ganz recht, denn ich sah keinen Grund, ihnen gleich den nächsten Kultisten vorzusetzen bzw. "auszuliefern". Stattdessen waren die Spieler auf den Wirt fixiert, weil ein Chaosstern bei einem vorangegangenen Wurf dafür gesorgt hatte, dass sie den Eindruck hatten, Popov und der Wirt tauscheten geheime Zeichen aus.