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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Spielleiterthemen => Werkstatt => Thema gestartet von: Blutschrei am 5.08.2012 | 18:31

Titel: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Blutschrei am 5.08.2012 | 18:31
Sieg oder Tod, ihr schlachtenerprobten Söldner, Soldaten, Kriegspriester und Feldherren!

Da ich vor kurzem gefragt wurde, ob ich denn mal wieder als _Spieler_ in einer regelmäßigen Runde teilnehmen möchte, kamen schnell Gedanken zu einem Charakter auf, den ich zufriedenstellend darstellen kann. Mir selbst machen militärische Führungspersonen immer besonders Spaß. Gruppen befehlen, Hinterhalte planen, über Ländergrenzen hinweg den Ruf eines ungeschlagenen Feldherren innehaben. Ganz nach dem Vorbild von Napoleon oder Caesar.
Dazu eine gewisse Kombination zwischen persönlichem Ehrgeiz und der Aufopferung für eine "Höhere Sache". Weiterhin der Vorteil, dass ich den Feldherren relativ "kalkulierend" und "gefasst" bis "stürmisch" spielen kann. Das fällt mir deutlich leichter, als emotional hin und hergerissene oder von Trübsal geplagte Charaktere zu spielen.

Mein großes Problem: Da sich meine Entscheidungen ja letztendlich stark auf Erfolg und Misserfolg zumindest kämpferischer Parts auswirken können, und ich zwar nicht völlig unbedarft bin, was taktisches Vorgehen angeht, aber noch lang nicht für jede Situation eine "gut funktionierende" Strategie im Hinteropf hätte, würde ich mein Wissen in diese Richtung gerne vertiefen, auch um dem Charakterkonzept gerecht zu werden.

Gibt es irgendwo Quellen/Lehrbücher/Erörterungen über Strategie und Taktik? Egal ob neuzeitliche Guerilla-Kriegsführung, Politische bzw Psychologische Kriegsfürhung oder Leitfäden zur Truppenpositionierung größerer Heere aus Römischem Reich/Mittelalter (bei letzterem natürlich abgesehen von den eher ritualisierten und Ehrenkodexgebundenen Ritterschlachten).
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Feuersänger am 5.08.2012 | 18:40
Ich glaube, das A und O sind nach wie vor Sun Tzu und Rommel.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Dark_Tigger am 5.08.2012 | 18:45
Also historisch bietet sich da immer Sun Tzu an.
Ich hab ihn zwar nie gelesen aber, "Vom Kriege" von von Clausewitz hat seinen Ruf wohl auch nicht umsonst.
Für Guerilla-Krieg bietet sich "Totaler Wiederstand" von H. von Bern(Ein Schweizer Offizier)  an. Ich weiß nur nicht ob man da heutzutage rankommt. (Hab das nur weil das in der Haushaltsauflösung eines Verwandten war.)
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Tim Finnegan am 5.08.2012 | 18:53
Da beide Seiten, SL als auch Spieler das Wissen mitbringen müssten, bietet es sich eher an eine gute Mechanik und einen passenden Abstraktionsgrad einzubauen. Sun Tzu lesen ist das eine, wenn der zugehörige SL keine Ahnung hat, bringts das aber auch nicht.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Feuersänger am 5.08.2012 | 18:58
Es gilt aber dennoch, tatsächliches "Ausspielen" und notwendige Abstraktion sinnvoll miteinander zu verknüpfen.

Ein Spielerlebnis à la

"Ich plane den Angriff auf die Festung von X"
"Würfel mal Kriegskunst"
"26"
"Du schmiedest einen guten Plan."


ist jetzt nicht so spaßförderlich und trifft sicher nicht den Kern, warum man einen Feldherren spielen wollen würde.

Übrigens, hier der Sun Tsu Volltext:
Die Kunst des Krieges (http://opus.bsz-bw.de/hdms/volltexte/2004/408/pdf/Sunzi.pdf)
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Samael am 5.08.2012 | 19:06
Sun Zu ist übrigens maximal unspezifisch (deswegen lässt er sich ja so schön auf alles Mögliche anwenden, nicht nur auf Kriegsführung).  

Im Rollenspiel wird ja dann doch eher das Konkrete interessant sein. Da könnten ein Osprey Tactics zu entsprechender Etappe Wunder wirken:

http://www.amazon.de/European-Medieval-Tactics-Cavalry-450-1260/dp/184908503X/ref=sr_1_4?ie=UTF8&qid=1344186372&sr=8-4
http://www.amazon.de/European-Medieval-Tactics-Infantry-1260-1500/dp/1849087393/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1344186372&sr=8-1
http://www.amazon.de/Napoleonic-Heavy-Cavalry-Tactics-Elite/dp/1849087105/ref=sr_1_3?ie=UTF8&qid=1344186372&sr=8-3
http://www.amazon.de/R%C3%B6mische-Kampftaktiken-109-v-Chr-313/dp/3941557491/ref=pd_sim_eb_6
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Feuersänger am 5.08.2012 | 19:22
Lanchester.

 r * R² - g * G² = const.

Was auf deutsch soviel heisst wie "Zahlenmäßige Überlegenheit ist mehr wert als alles andere und reduziert eigene Verluste auf ein Minimum".
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Feuersänger am 5.08.2012 | 19:35
Ist übrigens ein bissl ein Dilemma, weil es ja gerade in Heldengeschichten meistens genau gegen Lanchester geht, und die tapferen, aber zahlenmäßig unterlegenen Helden gegen alle Wahrscheinlichkeit den Sieg über eine erdrückende Übermacht davontragen. Siehe Herr der Ringe, siehe Star Wars, oder beliebige weitere Beispiele; auch die reale Historie hat dazu einiges an Gegenbeispielen zu bieten, z.B. die Lechfeldschlacht 955. Mal von typischen Rollenspielrunden ganz zu schweigen.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: YY am 5.08.2012 | 19:40
Ich halte Sun Tzu gerade in diesem Kontext ebenfalls für ziemlich überschätzt.

An konkreten Empfehlungen würde ich Liddell Harts "Strategy" nennen (keine Ahnung, ob es das auf Deutsch gibt).
Montgomerys "Kriegsgeschichte" kriegt man gebraucht nachgeworfen.


Aber auch da sollte man keine Wunder oder ungeahnte Erkenntnisse erwarten.

Was Kriegsführung so komplex macht, ist das Zusammenspiel der einzelnen Faktoren.
Einzeln aufgelistet ist jeder Faktor einfach.

Da kommt dann auch die Frage auf, was mit "Feldherr" konkret gemeint ist.
Die Spanne reicht da vom Anführer eines weitgehend ungeordneten Reiterhaufens bis zum Oberbefehlshaber eines hoch technisierten Millionenheeres mit einer ausufernden Bürokratiemaschinerie.

Und wenn man sich mal verschiedene historische Persönlichkeiten anschaut, dann sind die nicht alle auf dem gleichen Weg zum Erfolg gekommen - manche waren logistische Genies, andere hervorragende Redner und Motivationskünstler usw..

Unterschiedliche Kulturen bringen unterschiedliche Feldherren hervor, die alle auf ihre eigene Art in ihrer Situation erfolgreich sein müssen.
Einen universell erfolgreichen, "ultimativen" Feldherren kann es nicht geben.


Weiterhin:

Je größer die Streitmacht wird, um so weniger direkte Kontrolle hat der Feldherr.
Er muss, kann und darf sich dann nicht mehr mit jedem Mist befassen. Von Vielem, was für die Soldaten und die untere Vorgesetztenebene täglich Brot und überlebenswichtig ist, braucht er in einigen Konstellationen nicht die geringste Ahnung zu haben (!).

Das Wichtigste für einen guten Feldherrn ist, den Arsch in der Hose und den GMV sowie den richtigen Riecher zu haben, um bei nicht eindeutiger Informationslage eine brauchbare Entscheidung zu treffen.


Ich würde mir jedenfalls an deiner Stelle, Blutschrei, im Vorfeld sehr genau überlegen, welche Aufgaben im konkreten Fall auf meinen Feldherrn zukommen, und von da aus weiter machen, statt alles, was irgendwie unter die Überschrift "Strategie" fällt, auf einmal anzugehen.

Mein großes Problem: Da sich meine Entscheidungen ja letztendlich stark auf Erfolg und Misserfolg zumindest kämpferischer Parts auswirken können, und ich zwar nicht völlig unbedarft bin, was taktisches Vorgehen angeht, aber noch lang nicht für jede Situation eine "gut funktionierende" Strategie im Hinteropf hätte, würde ich mein Wissen in diese Richtung gerne vertiefen, auch um dem Charakterkonzept gerecht zu werden.

Schlussendlich kommt es darauf an, was das genutzte System überhaupt abbildet.
Wenn das Ganze schwammig bleibt und größtenteils beim SL liegt, musst du dich mit dem zusammensetzen.

Die meisten Systeme werden eine gewisse Zahl der relevanten Faktoren einbeziehen, aber nicht alle - möglicherweise sogar die IRL wichtigsten nur am Rande oder gar nicht.


Von daher:
Was spielt ihr denn an System und Setting genau?

Es bringt dir nichts, dir die tollsten Sachen anzueignen, wenn sie weder vom System noch vom SL umgesetzt bzw. gewürdigt werden.

Ist übrigens ein bissl ein Dilemma, weil es ja gerade in Heldengeschichten meistens genau gegen Lanchester geht, und die tapferen, aber zahlenmäßig unterlegenen Helden gegen alle Wahrscheinlichkeit den Sieg über eine erdrückende Übermacht davontragen. Siehe Herr der Ringe, siehe Star Wars, oder beliebige weitere Beispiele; auch die reale Historie hat dazu einiges an Gegenbeispielen zu bieten, z.B. die Lechfeldschlacht 955. Mal von typischen Rollenspielrunden ganz zu schweigen.


Lektüre speziell hierzu wäre z.B. Mcravens "Spec Ops: Case Studies in Special Operations Warfare: Theory and Practice".

Das lässt sich übrigens ohne große Verrenkungen auf den Ringkrieg und die alten Star Wars-Filme anwenden  ;D
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Edvard Elch am 5.08.2012 | 19:41
Ist übrigens ein bissl ein Dilemma, weil es ja gerade in Heldengeschichten meistens genau gegen Lanchester geht, und die tapferen, aber zahlenmäßig unterlegenen Helden gegen alle Wahrscheinlichkeit den Sieg über eine erdrückende Übermacht davontragen. Siehe Herr der Ringe, siehe Star Wars, oder beliebige weitere Beispiele; auch die reale Historie hat dazu einiges an Gegenbeispielen zu bieten, z.B. die Lechfeldschlacht 955. Mal von typischen Rollenspielrunden ganz zu schweigen.

Geht Lanchester nicht von gleichzeitig beginnendem Beschuss aus und ist aufgrund der stark unterschiedlichen Bewaffnung und aufgrund von Truppenbewegungen auf reale Schlachten nur schwer anwendbar?
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: YY am 5.08.2012 | 19:48
Ja, Lanchester hat einige Macken, die schon im Wiki-Artikel ganz gut rüberkommen.

Ich würde kein Massenkampfsystem darauf gründen wollen  ;)
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Dark_Tigger am 5.08.2012 | 19:53
Für mich hört sich das nach einer perfekten Beschreibung dafür an, was passiert wenn beide Seiten keinen brauchbaren Strategen dabei haben. :D
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Feuersänger am 5.08.2012 | 19:59
Lanchester geht auch maximal von unterschiedlicher Feuerkraft aus, nicht aber von unterschiedlicher Widerstandskraft; geht ferner davon aus, dass jeder jeden treffen kann, und wird somit den üblichen Rollenspiel-Kampfsystemen nicht gerecht. Es sei denn, man setzt R und G mit der Summe der Hitpoints etc. auf beiden Seiten gleich, nicht der Summe der individuellen Kombattanten, dann kommt man der Sache schon näher.

Sehr "lanchestrisch" würden allerdings z.B. Lasergefechte in einem Hard-SF Universum ablaufen. (R und G = Tonnage)
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Feuersänger am 5.08.2012 | 20:16
Gerade um ein Gefühl für Guerillakrieg zu bekommen - auch wenn das meistens in Rollenspielen weniger relevant ist, und wenn dann eher auf Seiten der Guerillas, nicht wahr - empfiehlt sich auch die Lektüre diverser Artikel des War Nerd (http://exiledonline.com/colombia-a-hundred-years-of-slaughtertude/), verlinkt ein Beispiel.

Quintessenz: um gegen Guerilla überhaupt eine Chance zu haben, muss man _mindestens_ zehnmal so viele Truppen einsetzen, wie die Guerillas haben, und diese mit größter Skrupellosigkeit vorgehen lassen.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: YY am 5.08.2012 | 20:54
OT zu Lanchester:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Man gründet nichts darauf. Das Gesetz entsteht von selbst, wenn die Regeln einigermaßen realistisch (also vor allem symmetrisch für beide Seiten) sind. Das ist aber meistens nur in simulativen Spielen gegeben.

Ich meinte:
Ich würde das Gesetz nicht als Kernmechanismus eines (eher abstrakten) Massenkampfsystems nutzen.

Dass man es bei geeigneten Regelwerken "bei der Arbeit" sieht, ist etwas ganz anderes.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 5.08.2012 | 21:22


Nein, darum geht es ja gerade bei der Strategie. Du versuchst dir tolle Dinge auszudenken, damit in der Schlacht die Einzelgefechte stets mit personeller Übermacht stattfinden. .
be the the firsteth with the mosteth Nathan Bedford Forrest

Nur welche Streitkräfte soll der Feldher befehlen?
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Blutschrei am 6.08.2012 | 00:24
Oha, da kam ja schon einiges an Antworten zusammen, vielen Dank schonmal dafür! =)

Zitat
Da beide Seiten, SL als auch Spieler das Wissen mitbringen müssten, bietet es sich eher an eine gute Mechanik und einen passenden Abstraktionsgrad einzubauen. Sun Tzu lesen ist das eine, wenn der zugehörige SL keine Ahnung hat, bringts das aber auch nicht.
Nunja, das sehe ich anders. Erstmal ist unser Spiel zur Zeit relativ "realistisch", nicht im Sinne einer tatsächlichen Simulation, aber bei uns gehen Spielerentscheidugen und das Zerlegen von Teilaufgaben relativ weit ins Detail, also das krasse Gegenteil von "Es gibt einen Kampf gegen ein großes Monster, würfelt mal eine Kampf-Probe".

Hinzu kommt eben, dass Positionierungsspielchen prinzipbedingt Sinn machen und schlecht zu entwerten sind. Sei es ein Hit&Run mit Streitwägen wie bei den Engländern gegen Caesar oder die Deckung durch Pikeniere wie im Tercio. Auch verschiedene Möglichkeiten jemanden in einen Hinterhalt zu locken kann der Spielleiter nur schlecht entwerten bzw sollte er auch nicht wollen, wenn das ganze durchdacht und logisch ist ;)

Zitat
Da kommt dann auch die Frage auf, was mit "Feldherr" konkret gemeint ist.
Die Spanne reicht da vom Anführer eines weitgehend ungeordneten Reiterhaufens bis zum Oberbefehlshaber eines hoch technisierten Millionenheeres mit einer ausufernden Bürokratiemaschinerie.
Ich glaube wir können hier ja für alle Kriegsspieler Beiträge zu allerlei militärischen Führungskräften bzw übergreifende posten, in meinem speziellen Fall (DSA buntes Allerlei, von Politikintrige bis Söldnergeplänkel und Drachen bezwingen) werden wohl immer mal wieder verschiedene Kompetenzen bzw Arten der Kriegsführung gebraucht.

Zitat
Ich würde mir jedenfalls an deiner Stelle, Blutschrei, im Vorfeld sehr genau überlegen, welche Aufgaben im konkreten Fall auf meinen Feldherrn zukommen, und von da aus weiter machen, statt alles, was irgendwie unter die Überschrift "Strategie" fällt, auf einmal anzugehen.
Ich werd natürlich beim lesen selektiev vorgehen, aber da ich gerade relativ viel Freizeit habe und mein Feldherr wie oben beschrieben verschiedenste Situationen zu meistern hat, wird es mir wohl nicht schaden, mal ein bischen querbeet zu lesen um für verschiedene Situationen gerüstet zu sein. Wäre das Szenario durch den Spielleiter bzw die Gruppe genauer eingegrenzt würde ich deinen Beitrag voll und ganz unterschreiben, aber ich weiss eben noch nicht, was da auf mich zukommt ;)

Zitat
Die meisten Systeme werden eine gewisse Zahl der relevanten Faktoren einbeziehen, aber nicht alle - möglicherweise sogar die IRL wichtigsten nur am Rande oder gar nicht.
Ich glaube hier wird mir DSA mit molochartigem Regelumfang das erste mal tatsächliche Vorteile in der Charakterdarstellung bieten ;) Die Kampfregeln sind ja relativ Detailiert und viele Faktoren werden berücksichtigt, auch wenn die Differenzierung der Waffengattungen meiner Meinung nach zumindest für semi-gamistische Zwecke nicht nicht so ganz geglückt sind.

Zitat
Es bringt dir nichts, dir die tollsten Sachen anzueignen, wenn sie weder vom System noch vom SL umgesetzt bzw. gewürdigt werden.
Beim führen größerer Truppen wird wohl etwas Handwedelei und Improvisation nötig sein, aber der Spielleiter ist ein sehr interessierter, immer diskussions- und erkenntnisbereiter Mensch, der auch zumindest am PC kein Laie ist was Strategien und Taktiken angeht, also wenn auch kein realistisches Wissen, dann doch ein Grundverständnis für solcherlei Dinge. In der Hinsicht bin ich eigentlich echt optimistisch.
Zudem ist er relativ "Pro-Spieler" orientiert, begründete Ideen werden selten abgewürgt.

Zitat
Es war mir übrigens nicht möglich, im Web eine sinnvolle Beschreibung der Taktik des tödlichen L zu finden.
Im Prinzip ist das die grundlegende Taktik, die hinter den meisten vorwärtsgerichteten Kämpfen steckt.

Hmm, magst du dazu vielleicht noch 2-3 Zeilen schreiben, damit ich mir in etwa vorstellen kann, nach was ich da suche? ;)
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Feuersänger am 6.08.2012 | 00:49
Mit dem "L" meint er immer noch Lanchesters Gesetz - "die Differenz der Quadrate der Truppenstärken ist konstant" - also dass zahlenmäßige Überlegenheit wichtiger ist als überlegene Feuerkraft (solange beide Seiten einander weh tun können).

Wenn man keine direkte zahlenmäßige Überlegenheit besitzt, muss man eben seine Strategie so wählen, dass man in begrenztem Rahmen Überzahlsituationen erschafft.

Auf den taktischen Rahmen bezogen, läuft es darauf hinaus, dass man seine Angriffe immer konzentrieren sollte.

Beispiel:

Du befehligst 3 Regimenter. Der Feind hat aber 9 Regimenter zur Verfügung. Wenn du deine Kräfte gleichmäßig aufteilst, kann der Feind je 3 Regimenter gegen eines von dir stellen und wird alle drei mühelos schlagen (bei insgesamt einem halben Regiment eigener Verluste).
Wenn du aber deine drei Regimenter bündelst und an einer Stelle einsetzt, wo sie gemeinsam ein feindliches Regiment angreifen können, werden sie dieses ebenso mühelos bei minimalen Verlusten vernichten. Es gilt also, die gegnerischen Kräfte möglichst einzeln zu erwischen.

Oder stell dir einen typischen Kampf im Rollenspiel vor: 4 SCs gegen sagen wir 4 NSCs. Wenn alle gleich gut kämpfen können, und sich daraus 4 one on one Duelle entspinnen, ist es pure Glückssache wer als letzter steht.  Wenn aber die 4 SCs alle auf einen NSC gehen, wird der schnell in die Knie gehen, und dann gehen sie gemeinsam auf den nächsten, usw., und wenn die NSCs nicht ebenfalls ihre Angriffe konzentrieren, werden die SCs klar gewinnen.

Das Lanchester-Gesetz berücksichtigt dabei auf elegante Weise auch gleich die Todesspirale: wer als erstes Verluste einsteckt, kann weniger austeilen, also weniger Gegner bedrohen, wodurch diese noch heftiger angreifen können, was wiederum die Verluste der einen Seite erhöht, usw.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: YY am 6.08.2012 | 00:57
OT:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

(Schöner Beitrag, Feuersänger...habe meinen Text gerade größtenteils entfernen können  :) )

in meinem speziellen Fall (DSA buntes Allerlei, von Politikintrige bis Söldnergeplänkel und Drachen bezwingen) werden wohl immer mal wieder verschiedene Kompetenzen bzw Arten der Kriegsführung gebraucht.

Aber im Allgemeinen wird der Charakter wohl eher kleinere Armeen selbst anführen, oder?

Von den paar Stichworten muss ich jedenfalls direkt an den Film Alatriste denken, den könntest du dir in dem Kontext anschauen.
Der hat von Politik über Stoßtrupp und Hinterhalt bis zur offenen Feldschlacht alles zu bieten - musst halt nur an ein paar Stellen Plong statt Peng denken  ;D
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Teylen am 6.08.2012 | 01:11
Es gilt aber dennoch, tatsächliches "Ausspielen" und notwendige Abstraktion sinnvoll miteinander zu verknüpfen.

Ein Spielerlebnis à la

"Ich plane den Angriff auf die Festung von X"
"Würfel mal Kriegskunst"
"26"
"Du schmiedest einen guten Plan."


ist jetzt nicht so spaßförderlich und trifft sicher nicht den Kern, warum man einen Feldherren spielen wollen würde.
Wäre es dann nicht eher:
Spieler: "Ich plane den Angriff auf die Festung"
SL: "Ja, wie den?"
Spieler: "Ich Flanke ihn von Westen, möchte seinen Armee dort bündeln, sende dann eine Flanke von Osten und während Chaos herrscht breche ich durch die Mitte.
SL: "Gut Würfel mal"
Spieler: "Kein voller Erfolg"
SL: Während die Flanken zur Rechten wie zur Linken herein brechen merkst du wie die gegnerischen Armeen zurückgedrängt werden, hin zur Mitte"
Spieler: "Ich lasse die rechte Flanke wegbrechen und versuche mich der linken anzuschließen um so im Chaos den Kommandotrupp an die fragile Stelle zu bringen."
SL: "Würfel mal"
Spieler: "Voller Erfolg"
SL: "Klasse es klappt so,... <etwaige Proben etc.>"
[..]

Was hindert einen daran analog zum Technobabbel kräftiges Strategiebabbel zu fabrizieren?
Zumal man wohl kaum behaupten kann das es so richtig objektiv klasse Strategien gibt? Würde ich behaupten.
Gerade wenn die SCs und NSCs bessere Strategen sind als die versammelte Spielermannschaft.

Ich finde sowas stylisher als auf Pseudo-Weisheiten von Sun Tzu etc. zu vertrauen bzw. sie zu zitieren. ^^;
(Das was ich dank Go Spielleidenschaft von Sun Tzu mitbekam ist so ein bisschen, imho, in die Kategorie Pseudoweise Sprüche kloppen einzuordnen. "Don't crawl longer then you have too" Ah ja)
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 6.08.2012 | 01:20
OT:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Feuersänger am 6.08.2012 | 01:34
Tja, wenn's denn mal so liefe. In der Praxis ist es dann (nach meiner Erfahrung) oft eher so, dass Spieler und SL unterschiedliche Auffassungen von der Qualität eines Planes haben. Z.B., der Spieler meint er hat ne tolle Idee, und der SL hält sie für hanebüchen und würde entweder sagen "das würde aber nichts bringen, weil...", oder einen etwaigen Wurf mit heftigen Abzügen belegen oder sonstwas.
(Damit sage ich nichts darüber aus, wer Recht hat; wahrscheinlich sind eh beide Auffassungen Humbug.)

Wie es halt oft so ist bei Themen, über die zwei Leute diskutieren von denen keiner einen Plan hat... ;)

Oder: der Spieler macht einen Plan, der auch erstmal richtig gut aussieht, aber der SL ist der Meinung eine Lücke entdeckt zu haben, und lässt seine NSCs diese Lücke ausnutzen; daraufhin ist dann am Ende der Spieler beleidigt, weil er der Ansicht war, diese Lücke würde nicht mehr zum Maßstab des militärischen Spiels gehören, und wenn doch, dann hätte der SL ihm das sagen müssen... usw.

Kurzum, viele Fallstricke. :/
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Skele-Surtur am 6.08.2012 | 01:39
Ich bin selbst kein großer Stratege, lese aber mit Begeisterung die Wiki-Artikel über historische Schlachten. Wenn man sich da die Passagen über Ablauf der Schlacht durchliest, erkennt man schon so ein paar Muster. Das ist m.M.n. fürs Rollenspiel griffiger, als die Abhandlungen irgendwelcher Strategen.

Dabei stellt man sich dann die Fragen:

- Was hat der Gewinner richtig gemacht?
- Was hat der Verlierer falsch gemacht?
- Was war Pech und Glück?
- Was kann ich daraus lernen?
- Wie kann ich mir das zu Nutze machen?
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Teylen am 6.08.2012 | 01:48
Tja, wenn's denn mal so liefe. In der Praxis ist es dann (nach meiner Erfahrung) oft eher so, dass Spieler und SL unterschiedliche Auffassungen von der Qualität eines Planes haben.
Deswegen gibt es Würfel.
Die ich persönlich weniger von der Qualität des Plans abhängig machen würde, sondern von Faktoren wie dem Aufwand der Vorbereitung, inklusive ggf. guter Würfe (für z.B. Ansprachen), Ressourcen (man hat diese und jene Leute besorgt und Allianzen geschmiedet), den Charakter-Werten sowie der groben Einschätzung der allgemeinen Herausforderung.

Ansonsten würde ich es so in der Praxis handhaben ^^;
Zitat
Wie es halt oft so ist bei Themen, über die zwei Leute diskutieren von denen keiner einen Plan hat... ;)
Gerade deshalb bringt das aneignen von "Wissen über Strategie und Taktik", also in dem Fall das lesen von Büchern und das wiederholen von (Zen-)Phrasen, oder das anführen realer Schlachtbeispiele, relativ wenig.
Es wäre, imho, ein wenig als würde man vorschlagen das Spieler die eine bestimmte technische Handlung vollführen wollen, Beispiel die Reparatur eines Radio / Autos / Laserschwert, oder beim Hacken der Waschmachine / Bankautomat / Pentagon / Todesstern sich in Konkurrenz zum Spielleiter doch das defakto technische Wissen aneignen würden. Imho bereichert es das Spiel nicht.

Zitat
Oder: der Spieler macht einen Plan, der auch erstmal richtig gut aussieht, aber der SL ist der Meinung eine Lücke entdeckt zu haben, und lässt seine NSCs diese Lücke ausnutzen; daraufhin ist dann am Ende der Spieler beleidigt, weil er der Ansicht war, diese Lücke würde nicht mehr zum Maßstab des militärischen Spiels gehören, und wenn doch, dann hätte der SL ihm das sagen müssen... usw.
Deshalb entscheiden in meinem Beispiel die Würfel ob der Plan gut war oder nicht.
Ob er aufgeht, ob er fehlschlägt, ob er modifiziert werden kann.

Bei einem "militärischen" Spiel würde ich davon ausgehen das die Spiel-Mechanismen, entsprechend zu tragen kommen. Nun und solange man keine Figuren und eine vollständige Schlachtsimulation benutzt, ist das nicht (nur) das "Plan-Geschwätz" der Spieler, sondern (auch bzw. bestimmend) die Würfel.

Wenn ein Spieler mir erklären kann wie sein Charakter sich in den Polizeirechner einhackt, muß er dennoch würfeln ob es nun gelingt oder nicht. Nu und die Schwierigkeit würde sich auch eher an der Schwierigkeit der Situation als dem Umfang des OT-Wissens bemessen.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Feuersänger am 6.08.2012 | 01:52
Wo hast du das her? Das mit dem "L" ist mir nicht geläufig.

Prinzipiell ist eine derartige Taktik freilich schon seit der Antike bekannt, beispielsweise hat Hannibal mit "einklappenden Flanken" schon die Römer geschlagen. Und in Rome: Total War kann man diese Taktik auch selbst ganz hervorragend ausprobieren. =D

@Teylen:
Dann ist es aber nach deiner Prozedur auch vollkommen wurscht, was der Spieler sich wirklich für einen Plan ausdenkt.
Da kann ich auch sagen "Alle machen Frontalangriff gegen die Festungsmauern bis keiner mehr steht" und wenn ich gut würfle, gewinn ich trotzdem. :p
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Feuersänger am 6.08.2012 | 02:02
Das wiederum war bei uns ein "W", und das "tödlich" zu nennen hat man sich auch gespart. :p
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: YY am 6.08.2012 | 02:14
Das wiederum war bei uns ein "W", und das "tödlich" zu nennen hat man sich auch gespart. :p

Warum "W"?


Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Teylen am 6.08.2012 | 02:21
@Teylen:
Dann ist es aber nach deiner Prozedur auch vollkommen wurscht, was der Spieler sich wirklich für einen Plan ausdenkt.
Ein bisschen Kreativität darf/sollte durchaus da sein.
Damit man als Spielleiter etwas hat worauf man eingehen kann und allgemein etwas womit man spielen kann.

@ Teylen, Ich hab das und bin definitiv der Meinung, dass du mit dem Gebabbel zuhause bleiben kannst, sobald auch nur einer am Tisch sitzt, der Ahnung hat.
Halte ich für groben Unfug.
Weil es dann letztlich darauf hinaus läuft das der Charakter nur kann was auch der Spieler kann.
Dann darf keiner mehr einen Arzt spielen, wenn ein Arzt mit spielt, keiner mehr einen Techniker spielen wenn ein Ingenieur mitspielt, keiner mehr einen Kämpfer spielen wenn ein Soldat mit spielt.. etc. pp. solange er nicht die Fachperson ist. Dafür braucht man kein Rollenspiel.

Mal ganz abgesehen davon das ich gerade was das strategisch, taktische betrifft im Go vermutlich mit dem Großteil des Forums in einer Partie den Boden wischen kann.

Zitat
Militärische Plots werden unglaublich viel tiefer, wenn da Leute sitzen, die es selber können. Und ich finde es gut, wenn jemand die Bereitschaft hat, was dazu zu lernen.
Ich kann nur jeden, der taktisches Rollenspiel machen will, dazu ermuntern, selbst zu recherchieren und inhaltlich besser zu werden.
Ich frage mich ernsthaft welches Rollenspiel tatsächlich irgendwelche recherchierten Strategien gemäß ihrer Qualität bewertet und entsprechend taktisch tiefgehende Aktionen ermöglicht. Die von etwas anderen abhängig sind als der Willkür bei einem Schwanzvergleich des Wikipedia/Buch/Berufswissen.
Ohne gleich das ganze über Miniaturen, Wargame Regeln etc. pp. abzuhandeln womit herbei phantastierte Plots, und deren theorethische Qualität, eh komplett hinfällig werden.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: YY am 6.08.2012 | 02:49
Halte ich für groben Unfug.
Weil es dann letztlich darauf hinaus läuft das der Charakter nur kann was auch der Spieler kann.
Dann darf keiner mehr einen Arzt spielen, wenn ein Arzt mit spielt, keiner mehr einen Techniker spielen wenn ein Ingenieur mitspielt, keiner mehr einen Kämpfer spielen wenn ein Soldat mit spielt..

Nein, andersrum:

Sobald sich wenigstens SL und der betreffende Spieler (idealerweise: alle Spieler) mit etwas näher auskennen, hat jeder mehr davon.
Weil man dann eben nicht ziemlich abstrakt irgendwas zusammenfaseln muss, sondern sich jeder die Situation viel besser vorstellen kann.

Und wenn es nötig ist, sind Regelanpassungen oder intuitive Bewertungen viel leichter möglich.


Ich frage mich ernsthaft welches Rollenspiel tatsächlich irgendwelche recherchierten Strategien gemäß ihrer Qualität bewertet und entsprechend taktisch tiefgehende Aktionen ermöglicht.

Explizit wohl die wenigsten, implizit aber die allermeisten.

Natürlich kommen manche Sachen mit Miniaturen und Battlemat am Ehesten zur Geltung*, aber andererseits sollte man bei "taktischem Tiefgang" auch nicht zu viel reindeuten.
Das Meiste davon ist GMV oder zumindest nach kurzer Erläuterung leicht nachvollziehbar.

"Im Krieg hat nur das Einfache Erfolg."



*Wobei auch das wieder Grenzen hat. Wenn ein Rollenspiel z.B. keine Regeln dafür hat, dass ein Fehlschuss sehr wahrscheinlich jemanden trifft, der sich ebenfalls in der Schusslinie aufhält, ist ein L-förmiger Hinterhalt eines Großteils seiner Effektivität beraubt.


Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Blutschrei am 6.08.2012 | 03:22
@ Teylen:
Warum entscheiden wir dann überhaupt noch etwas im Rollenspiel? Es gibt einen fießen Evil Overlord, der sich in einem tiefen Dungeon versteckt hat? Warum sollte man sich denn damit auseinandersetzen, ob es dort Fallen gibt, und wie diese eventuell beschaffen sind? Warum würfelt man nicht einfach auf "Dungeon bezwingen" und erzählt dazu ein bischen was von Orks und Fallgruben? Eigentlich brauchen wir garkeine Inhalte mehr, wir werfen alle wild durcheinander Fachbegriffe in die Runde und würfeln hinterher, Nachvollziehbarkeit und Logik ist was für CoSim-Spieler.

Vielleicht... weil wir Entscheidungen mögen? Weil wir selbst Einfluss auf das Spiel haben wollen? Weil es einen Unterschied macht, ob ich es schaffe, jemandem im unbehelligten Gebiet einen Hinterhalt zu stellen und verschwinden zu lassen, anstatt seine Festung zu stürmen?

Außerdem verstehe ich nicht, was das Problem an "realistischer" Handhabung mit Gruppeninternem Fachwissen ist. Man versucht ja schließlich, einen gemeinsamen, nachvollziehbaren Vorstellungsraum zu erschaffen. Wenn jemand ohne irgendwelches Werkzeug eine Verletzung versorgen will, frage ich auch unseren Medizinstudenten, was man dazu denn so bräuchte, worauf man achten muss etc. Das muss nicht ins kleinste Detail gehen, aber wenn man darüber belehrt wird, wie so etwas tatsächlich ablaufen sollte, steigert das nur die Übereinstimmung des Vorstellungsraums und vereinfacht die Kommunikation.

Edit:
Zitat
Ich frage mich ernsthaft welches Rollenspiel tatsächlich irgendwelche recherchierten Strategien gemäß ihrer Qualität bewertet und entsprechend taktisch tiefgehende Aktionen ermöglicht. Die von etwas anderen abhängig sind als der Willkür bei einem Schwanzvergleich des Wikipedia/Buch/Berufswissen.

Simples Beispiel:
Ich spähe das Heer meines Gegners aus und sehe: Durchgehend schwere Fußsoldaten, keine Reittiere. Zudem ist die Landschaft weitgehend flach. Meine Strategische Vorbereitung: Ich besorge mir eine große Kavallerie-Einheit, vorzugsweise Schützen und halte mich stets in maximaler Gefechtsdistanz, da die Fußtruppen nicht aufschließen können.
Dazu brauch ich keinen Wikipedia-Schwanzvergleich, sondern lediglich einen kurzen Moment nachdenken.
Und in welchem Rollenspiel sollte das nicht funktionieren? Regeln zur Bewegungsreichweite hat wohl so ziemlich jedes rollenspiel mit mehr als 2 Seiten Regelwerk.

Zitat
Ohne gleich das ganze über Miniaturen, Wargame Regeln etc. pp. abzuhandeln womit herbei phantastierte Plots, und deren theorethische Qualität, eh komplett hinfällig werden.
Achso, stimmt ja, man kann mit MINIATUREN ja leider KEIN ROLLENSPIEL SPIELEN.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Pesttanz am 6.08.2012 | 07:58
Also historisch bietet sich da immer Sun Tzu an.
Ich hab ihn zwar nie gelesen aber, "Vom Kriege" von von Clausewitz hat seinen Ruf wohl auch nicht umsonst.
Für Guerilla-Krieg bietet sich "Totaler Wiederstand" von H. von Bern(Ein Schweizer Offizier)  an. Ich weiß nur nicht ob man da heutzutage rankommt. (Hab das nur weil das in der Haushaltsauflösung eines Verwandten war.)

Das Buch könnte ich anbieten. Zimindest den ersten Band als PDF.. Aber natürlich nur an Personen über 18 Jahre, das es in Deutschland auf dem Index steht.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Teylen am 6.08.2012 | 10:08
Sobald sich wenigstens SL und der betreffende Spieler (idealerweise: alle Spieler) mit etwas näher auskennen, hat jeder mehr davon.
Weil man dann eben nicht ziemlich abstrakt irgendwas zusammenfaseln muss, sondern sich jeder die Situation viel besser vorstellen kann.
Einerseits stellte sich mir gestern, nachdem das Internet zusammenbrach und ich schlafen ging, noch die Frage in wie weit Soldaten in der Situation tatsächlich ein besseres strategisches sowie taktisches Verständnis haben. Schließlich ist es nicht ihre Aufgabe zu kommandieren. Zumindest hatte ich etwas den Eindruck als wäre die Expertise eines normalen Soldaten dahingehend ähnlich hoch wie ein normaler Sales Mitarbeiter Ahnung vom höheren Management hat.
[Was vielleicht dadurch forciert wird das die Soldaten bzw. Militärs die in Taktikspielen hervorspringen und meinten das sie das Wort hätten weil sie sich damit quasi von Berufswegen auskennen eher durch die Bank weg sich eher als Nieten erwiesen]

Andererseits würde ich unterstellen das man sich mit Hilfe einer ansprechenden Beschreibung eine solche Situation durchaus vorstellen kann, unabhängig davon wie realistisch bzw. in der Realität Erfolgsversprechend diese sind. Wenn ein Spieler nun beschreibt wie sein Charakter, nun verschiedene Flanken plant, versucht das Kampfgewicht zu verlagen, Finten zu machen und dergleichen mehr, hat man, meines Erachtens etwas womit man als Spielleiter beziehungsweise Gruppe entsprechend arbeiten kann und was man sich vorstellen kann. Auch wenn es im RL vielleicht keine strategische Meisterleistung wäre.

Zitat
Natürlich kommen manche Sachen mit Miniaturen und Battlemat am Ehesten zur Geltung*, aber andererseits sollte man bei "taktischem Tiefgang" auch nicht zu viel reindeuten.
Das Meiste davon ist GMV oder zumindest nach kurzer Erläuterung leicht nachvollziehbar.
Genau das ist meines Erachtens die Herausforderung, nach einer kurzen Erläuterung sollte es nachvollziehbar sein.
Sowohl Zen-Sprüche wie im "Im Krieg hat nur das einfache Erfolg" als nun auch Ansätze einen komplexen Plan auszuarbeiten.


@ Teylen:
Warum entscheiden wir dann überhaupt noch etwas im Rollenspiel?
Wie kommst du auf die Idee das ich die Planphase mit nur einen Wurf abhandeln würde?
Sowohl die Planung als solches habe ich, in dem sehr kurzen Beispiel im Beitrag 23, ausführlicher behandelt, als auch im Beitrag 28 weitere Faktoren aufgezählt. Wobei das wiederum nun nur den Aspekt der Planung beziehungsweise Schlachtführung betrifft, und noch nicht die tatsächliche Kampfsituation.
Das heißt mir geht es sehr wohl um eine feingliderige Aufarbeitung des geschehen bei denen Entscheidungen relevant werden.
Allerdings ebenso darum die Kompetenz des Charakters bestimmend mit abzubilden.

Wenn dein Charakter in einem Dungeon Raum nach Fallen sucht und diese entschärfen mag, hängt die Tatsache ob er sie findet und ob er in der Lage ist diese zu entschärfen auch nicht daran ob du als Spieler die Falle bemerken würdest oder ob du als Spieler eine realistische Vorstellung von der Entschärfung der Falle hat.

Zitat
Ich spähe das Heer meines Gegners aus und sehe: Durchgehend schwere Fußsoldaten, keine Reittiere. Zudem ist die Landschaft weitgehend flach. Meine Strategische Vorbereitung: Ich besorge mir eine große Kavallerie-Einheit, vorzugsweise Schützen und halte mich stets in maximaler Gefechtsdistanz, da die Fußtruppen nicht aufschließen können.
Die Fußsoldaten könnten Bögen haben, die Kavellerie muß erstmal in der entsprechenden Qualität zur Verfügung stehen.
Ansonsten wäre das imho kein Beispiel für eine imho besonders anspruchsvolle, tiefe taktische Planung.

Zitat
Achso, stimmt ja, man kann mit MINIATUREN ja leider KEIN ROLLENSPIEL SPIELEN.
Woraus leitest du aus meiner Aussage das man ohne Battlemap, Miniaturen und Wargame Regeln keine taktisch/strategisch richtig glaubwürdige Schlacht hin bekommt ab das ich etwas gegen diese hätte oder sie mit Rollenspiel unvereinbar sehe?

Als Versuch das was ich sagen möchte etwas direkter, mit Beispiel zu umschreiben.
Angenommen ein Charakter spielt gegen einen anderen Charakter Schach.
Solange man nun kein reales Schachbrett heranschafft, und die Partie ausspielt, wird man meines Erachtens keine wirklich taktisch-strategisch anspruchsvolle Gestaltung des Schachspiels im Rollenspiel hinbekommen. Auch dann nicht wenn dort 5 passionierte und gute Schachspieler sitzen.
Einfach weil man die Fakten zu dem "Geblubbere", das bei einer kommentierten Schachspiel übrig bleibt nachdem man bei dem Kommentar die konkreten Züge rausstreicht, nicht hat.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Tim Finnegan am 6.08.2012 | 10:23
Hier bin ich mal auf eure Meinung gespannt:
Ich mag große Schlachten, Kriege, die ganze Logistik dahinter, etc., finde aber dass es im RPG oft an einer Sache scheitert, der guten alten SL-Allmacht. Hier fließen zu viele Entscheidungspunkte in eine Person zusammen. Wie handhabt ihr das?
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Feuersänger am 6.08.2012 | 11:18
@YY/TW:
"Warum W" - tja, weiß nicht wie das bei anderen Truppengattungen ist, aber bei uns (Gebirgsjäger) war das eben so, dass sich jeweils ein Zug W-förmig in Stellung gebracht hat. Also wenn ihr so wollt, waren das halt zwei zueinander gespiegelte L, aber so wurde das eben nicht genannt. Der Effekt ist aber weitgehend der gleiche; wenn der böse Feind frontal anrückt, landet er immer in einer Zange; und natürlich sind links und rechts davon gleich die nächsten Züge ebenfalls als "W".

Ich denke mal, die "höhere Auflösung" ist dem üblichen Terrain der GJ geschuldet, weil man in bewaldetem und zerklüftetem Gelände keinen Platz hat, eine hunderte Meter lange, gerade Front aufzubauen.

Hier bin ich mal auf eure Meinung gespannt:
Ich mag große Schlachten, Kriege, die ganze Logistik dahinter, etc., finde aber dass es im RPG oft an einer Sache scheitert, der guten alten SL-Allmacht. Hier fließen zu viele Entscheidungspunkte in eine Person zusammen. Wie handhabt ihr das?


Ist ein guter Punkt; und einer, den ich auch noch nicht befriedigend gelöst habe. Schön wäre ein hinreichend genaues, aber immer noch flottes Massenkampf- und Strategiesystem, in dem z.B. die Einheiten ihre Werte durch einen Kommandantenbonus aufpeppen können.

Prinzipiell sehe ich halt drei Möglichkeiten:
a) der Krieg ist "gescriptet", die SCs können im Prinzip machen was sie wollen, ohne den Ausgang beeinflussen zu können. Das ist natürlich höchst unbefriedigend, aber wird in Kriegsszenarien leider oft so gehandhabt.
b) der Ausgang der Schlacht orientiert sich an den vorausgehenden und momentanen Handlungen der SCs. Die Spieler haben also die Möglichkeit, das Ruder herumzureißen. Z.B. indem sie in der Nacht vor der Schlacht in einer Kommandoaktion hinter die feindlichen Linien geschlichen sind und die Kriegsmaschinen sabotiert haben.
c) der Ausgang einer Schlacht und somit des Krieges ist offen und wird nur durch die Abwicklungen mit einem Massenkampfsystem bestimmt.

Man muss sich halt, wenn die Spieler Feldherren geben sollen, darauf einigen, was wichtig ist und was "automatisch" abläuft. Den einen macht es halt Spaß, sich um Logistik und Nachschub zu kümmern, die anderen finden das langweilig und wollen nur Kompanien auf dem Schlachtfeld verschieben.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: YY am 6.08.2012 | 12:59
Einerseits stellte sich mir gestern, nachdem das Internet zusammenbrach und ich schlafen ging, noch die Frage in wie weit Soldaten in der Situation tatsächlich ein besseres strategisches sowie taktisches Verständnis haben. Schließlich ist es nicht ihre Aufgabe zu kommandieren.

Es ist richtig, dass nicht jeder Soldat automatisch ein guter Taktiker und Stratege ist.
Aber wenn jemand Spaß an taktischem Spiel hat und sich in der Richtung auch historisch etwas interessiert, ist die Chance, dass da was Gescheites rauskommt, um so höher, je umfassender sein eigenes Wissen und seine eigenen Erfahrungen sind.

Und gerade in Armeen, in denen Mitdenken einen gewissen Stellenwert hat, gibt es öfter mal Leute, die ziemlich weit über ihren jeweiligen Tellerrand hinausschauen können.

Ganz banales Beispiel:
Ich kann mich dran erinnern, dass im Auslandseinsatz öfter mal ein paar Kameraden quer durch alle Dienstgrade und Funktionen zusammensaßen und versucht haben, die ganze Aktion taktisch, strategisch und historisch zu bewerten - und stets zu sehr ähnlichen Ergebnissen kamen. 


Aber die erwähnten Fälle gibt es natürlich ärgerlicherweise auch, dass ein (Ex-)Soldat meint, er wäre in der Grundausbildung per Handauflegen zum Taktikgott geworden, ohne sich jemals näher mit der ganzen Sache beschäftigt zu haben.
Das wird umso fataler, wenn dann noch nicht einmal eingeschätzt werden kann, wo das gerade gespielte System die Schwerpunkte setzt und Sachen Priorität eingeräumt wird, die regelseitig gar nicht abgebildet werden.

Andererseits würde ich unterstellen das man sich mit Hilfe einer ansprechenden Beschreibung eine solche Situation durchaus vorstellen kann, unabhängig davon wie realistisch bzw. in der Realität Erfolgsversprechend diese sind.

Und das ist der Knackpunkt:
Denjenigen, die keine Ahnung davon haben, kann es doch völlig egal sein, ob die Beschreibung Hand und Fuß hat oder nicht, solange sie gut, ansprechend und nachvollziehbar ist.

Diejenigen aber, die sich auskennen, haben viel mehr Spaß daran, wenn sie ihre Kenntnisse da irgendwo wiedergespiegelt sehen.

Sowohl Zen-Sprüche wie im "Im Krieg hat nur das einfache Erfolg" als nun auch Ansätze einen komplexen Plan auszuarbeiten.

Arrgh! ;D  ;)

Ansonsten wäre das imho kein Beispiel für eine imho besonders anspruchsvolle, tiefe taktische Planung.

Das ist doch der Witz daran:
Taktik ist so gut wie nie tief oder anspruchsvoll.

Wenn man das Grundkonzept nicht in zwei, drei Sätzen erklären kann, ist es höchstwahrscheinlich schon zum Scheitern verurteilt.

Es gibt da keine ultrageheimen Tricks und Wundertaten, sondern nur eine saubere Umsetzung der grundlegenden Prinzipien und das nötige bisschen Glück.

Du wirst keinen Krieg und kein Gefecht finden, von dem man bei ausreichender Informationslage nicht ganz genau sagen kann, woran es gelegen hat, dass die eine Seite verloren hat.
Das ist keine schwarze Kunst.

Auf strategischer Ebene wird es etwas komplexer, aber daher kommt ja der oben zitierte Spruch.
Man darf vor allem den roten Faden nicht verlieren und sich nicht verzetteln.

"Warum W" - tja, weiß nicht wie das bei anderen Truppengattungen ist, aber bei uns (Gebirgsjäger) war das eben so, dass sich jeweils ein Zug W-förmig in Stellung gebracht hat. Also wenn ihr so wollt, waren das halt zwei zueinander gespiegelte L, aber so wurde das eben nicht genannt.

Ah, ok.

Das L hat da im Vergleich den Vorteil, dass der Gegner quasi beliebig nah an eine der beiden Seiten heran kann und sich trotzdem keine allzu große Gefahr ergibt, eigene Teile zu beschießen.

Das W ist da tendentiell etwas kritischer, aber grad im Gebirge können die beiden "Arme" auch unterschiedlich hoch sein und das so etwas relativieren.

An geraden Straßen/Marschwegen ist das L die bessere Variante, weil die schweren Waffen auf dem kurzen Arm kerzengerade entlang der gegnerischen Formation feuern können und gegenüber keine eigenen Kräfte sein dürfen.

Prinzipiell sehe ich halt drei Möglichkeiten:
...

Zumindest b) und c) kann man noch kombinieren.

Diese Variante begegnet mir am Häufigsten; die SCs sind dann eben Späher, Saboteure oder sonstige Schlüsselfiguren und haben obendrauf noch das Ohr des Kommandeurs (wenn der nicht sowieso auch ein SC ist).


Für alles, was detaillierter ablaufen soll, müssen Spieler und SL "war nerds" und ziemlich auf einer Linie sein.
Habe noch nie live erlebt, dass das für einen ganzen Krieg oder eine große Entscheidungsschlacht funktioniert hätte  :-\

Man muss sich halt, wenn die Spieler Feldherren geben sollen, darauf einigen, was wichtig ist und was "automatisch" abläuft. Den einen macht es halt Spaß, sich um Logistik und Nachschub zu kümmern, die anderen finden das langweilig und wollen nur Kompanien auf dem Schlachtfeld verschieben.

Eben.
Auch der Feldherr ist letzten Endes nur ein Rädchen im Getriebe (wenn auch an zentraler Stelle ;) ) und manchen Ereignissen hilflos ausgesetzt.

Je nach Setting fischt der Feldherr ziemlich im Trüben und hat auf den eigentlichen Schlachtverlauf so gut wie keinen Einfluss (!).
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Samael am 6.08.2012 | 13:08
Das Buch könnte ich anbieten. Zimindest den ersten Band als PDF.. Aber natürlich nur an Personen über 18 Jahre, das es in Deutschland auf dem Index steht.

Also einfaches googlen ergibt gleich mehrere Quellen, wo der Volltext erhältlich ist....
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Feuersänger am 6.08.2012 | 13:16
Auch der Feldherr ist letzten Endes nur ein Rädchen im Getriebe (wenn auch an zentraler Stelle ;) ) und manchen Ereignissen hilflos ausgesetzt.

Je nach Setting fischt der Feldherr ziemlich im Trüben und hat auf den eigentlichen Schlachtverlauf so gut wie keinen Einfluss (!).

Das Thema wird übrigens in Abercrombies neuestem Roman "The Heroes" schön dargestellt. In jener Welt gibt es _fast_ keine Magie, und die wenigen Magier sind quasi graue Eminenzen hinter den jeweiligen sich bekriegenden Herrschern; heisst also, es gibt keine magische Aufklärung oder Kommunikation.
Immer wieder wird da die "Hilflosigkeit" der Oberkommandierenden beschrieben, die von ihrem Feldherrenhügel mitnichten alles im Blick haben, und selbst wenn sie etwas sehen, können sie meistens nicht eingreifen, und selbst wenn sie einen neuen Befehl geben, kann es Stunden dauern bis der auch nur an den Empfänger überbracht ist, geschweige denn umgesetzt werden kann.

Außerdem wird sehr hübsch auf die unterschiedliche Eignung zu bestimmten Kommandoebenen eingegangen. So heisst es z.B., "Soundso wäre ein hervorragender Leutnant, ein brauchbarer Hauptmann oder ein schwacher Oberst, aber als General ist er eine Katastrophe".
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Dark_Tigger am 6.08.2012 | 13:36
Außerdem wird sehr hübsch auf die unterschiedliche Eignung zu bestimmten Kommandoebenen eingegangen. So heisst es z.B., "Soundso wäre ein hervorragender Leutnant, ein brauchbarer Hauptmann oder ein schwacher Oberst, aber als General ist er eine Katastrophe".

Das Peter-Prinzip (http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Prinzip) funktioniert halt im Militär gleich doppelt.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Praion am 6.08.2012 | 13:42
Wäre es dann nicht eher:
Spieler: "Ich plane den Angriff auf die Festung"
SL: "Ja, wie den?"
Spieler: "Ich Flanke ihn von Westen, möchte seinen Armee dort bündeln, sende dann eine Flanke von Osten und während Chaos herrscht breche ich durch die Mitte.
SL: "Gut Würfel mal"
Spieler: "Kein voller Erfolg"
SL: Während die Flanken zur Rechten wie zur Linken herein brechen merkst du wie die gegnerischen Armeen zurückgedrängt werden, hin zur Mitte"
Spieler: "Ich lasse die rechte Flanke wegbrechen und versuche mich der linken anzuschließen um so im Chaos den Kommandotrupp an die fragile Stelle zu bringen."
SL: "Würfel mal"
Spieler: "Voller Erfolg"
SL: "Klasse es klappt so,... <etwaige Proben etc.>"
[..]

So würde ich auch vorgehen
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Teylen am 6.08.2012 | 15:27
Aber wenn jemand Spaß an taktischem Spiel hat und sich in der Richtung auch historisch etwas interessiert, ist die Chance, dass da was Gescheites rauskommt, um so höher, je umfassender sein eigenes Wissen und seine eigenen Erfahrungen sind.
Ich persoenlich sehe die Korrelation nicht.
Meines Erachtens ist es so als wuerde man unterstellen das Personen die gerne, haeufig in's Museum gehen um dort Gemaelde zu betrachten ein tiefes Verstaendnis von der angewandten Malerei besitzen und damit in der Lage waeren tatsaechliche Maler bei der Gestaltung ihres Werkes anzuleiten sowie das Schaffen noch nicht existierender neuer Werke beschreiben.
Meines Erachtens passt es nicht, es mag der Wortschatz gegeben sein um es so klingen zu lassen, aber letztlich ist es kaum mehr als ein etwas groesserer Nebelwerfer.

Natuerlich kommt man innerhalb einer Gruppe, sei es Kameraden oder andere soziale Gruppierungen, durchaus zu selben Ergebnissen in der Bewertung einer Situation, wobei ich es weniger als Indikator dafuer sehen wuerde das man taktisch beziehungsweise strategisch brilliert, als mehr das die Gruppe hinreichend homogen in der Sichtweise ist. Andernfalls stuende man vor der Herausforderung das die Gegenseite doch im Grunde zu ganz aehnlichen Schluessen gekommen sein muesste.

Zitat
Und das ist der Knackpunkt:
Denjenigen, die keine Ahnung davon haben, kann es doch völlig egal sein, ob die Beschreibung Hand und Fuß hat oder nicht, solange sie gut, ansprechend und nachvollziehbar ist.

Diejenigen aber, die sich auskennen, haben viel mehr Spaß daran, wenn sie ihre Kenntnisse da irgendwo wiedergespiegelt sehen.
Der Knackpunkt ist eher das demjenigen dem unterstellt wuerde er haette keine Ahnung,
Von jemanden der glaubt Ahnung zu haben ohne das dies wirklich, gerade im Kontext des Spiels, verifizierbar ist,
Die Handlungsmoeglichkeit entzogen wird, abgesehen von dem Vorwurf das er keine Ahnung hat.

Das heisst der vermeintlich Ahnungslose darf keinen Feldherren spielen, respektive wird ihm das eigene Spiel entsprechend boykottiert.
Einmal u.U. auf der regelmechanischen Seite, das heisst das er, fuer seine Beschreibungen und Ideen, negative Modifikatoren bekommt.
Das andere mal u.U. das ihm in seine Beschreibung dessen was sein Charakter macht von Aussen reingequatscht wird und er damit schlicht weg den Spielanteil verliert.

Nun und rein bezogen auf das Rollenspiel sehe ich es so das man Rollenspiel weniger spielt um sich mit den eigenen Kenntnissen und Faehigkeiten gegenueber den anderen zu profilieren, sondern das man einen Charakter spielt der ganz eigene Kenntnisse und Faehigkeiten hat die mitunter stark von den eigenen abweichen.

Zitat
Das ist doch der Witz daran:
Taktik ist so gut wie nie tief oder anspruchsvoll.
Die Ansicht Teile ich nicht.
Das heisst die Anwendung von Strategie wie Taktik, gerade in der Wechselwirkung, ist meines Erachtens durchaus anspruchsvoll.
Nimmt man Spiele mit entsprechenden Regeln, welche die Strategie und Taktik imho ein weites Stueck weit erst ermoeglichen, sagt die Faehigkeit das Grundkonzept der eigenen Strategie in zwei bis drei Saetzen zu erklaeren imho nichts ueber die Gewinn-Chancen aus.
Das heisst in einer Partie Go bringt es meinem Gegner nichts wenn er sein Konzept in zwei bis drei Saetzen erklaeren kann, waehrend ich bei meinem bestenfalls einen verwurschteln Allgemeinsatz bringe, solange seine Taktik und Strategie nicht schlicht weg besser ist.

Zitat
Du wirst keinen Krieg und kein Gefecht finden, von dem man bei ausreichender Informationslage nicht ganz genau sagen kann, woran es gelegen hat, dass die eine Seite verloren hat.

Nachher ist man immer klueger.
Man kann auch bei Go-Partien feststellen wieso der andere verloren hat.
Das Problem ist das die Vorab bzw. "Mittendrin" Diagnose nicht funktioniert.

Zitat
Auf strategischer Ebene wird es etwas komplexer, aber daher kommt ja der oben zitierte Spruch.
Man darf vor allem den roten Faden nicht verlieren und sich nicht verzetteln.
Den finde ich so gut wie "Man darf vorallem nicht verlieren".
Natuerlich sollte man den roten Faden nicht verlieren und wenn er weg ist sich was neues einfallen machen.
Aber man kann (mir) sowas doch nicht als taktische mehr oder weniger absolute Weisheit verkaufen, auf die man dann im Rollenspiel zwecks der Bestimmung des Erfolgs einer Situation beharren darf. Zumal es ein stueckweit dann doch unterstellt das die NSCs/die anderen doof genug sind keinen roten Faden zu haben und sich andauernd verzettln. Geschweige den was passiert wenn man es in der PvP Situation hat.
Gibt es dann eine SunTzu Proverbs, Historien Schlachtanalysen und Famous Feldherren Naming Competion?
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Dark_Tigger am 6.08.2012 | 15:44
Zitat
Ich spähe das Heer meines Gegners aus und sehe: Durchgehend schwere Fußsoldaten, keine Reittiere. Zudem ist die Landschaft weitgehend flach. Meine Strategische Vorbereitung: Ich besorge mir eine große Kavallerie-Einheit, vorzugsweise Schützen und halte mich stets in maximaler Gefechtsdistanz, da die Fußtruppen nicht aufschließen können.
Dazu brauch ich keinen Wikipedia-Schwanzvergleich, sondern lediglich einen kurzen Moment nachdenken.
Und in welchem Rollenspiel sollte das nicht funktionieren? Regeln zur Bewegungsreichweite hat wohl so ziemlich jedes rollenspiel mit mehr als 2 Seiten Regelwerk.
:D das Beispiel kann ich übrigens schön Ausbauen. Wir haben mal eine Showdown*-Partie mit einem Szenario in dem mein Gegner praktisch nur über schwere Infantrie verfügte, und ich hauptsächlich berittene Schützen.
Es gelang ihm mich an einen Engpunkt zu bewegen an dem er seine Truppen dann trotz meines Geschwindigkeitsvorteils in den Nahkampf bekam, in dem er einfach 6 Runden lang seine Truppen den beschuss ignorieren und auf den Siegpunkt zumaschieren ließ. Und dann passierte das was immer passiert wenn schwere Infanterie leichte Reiter zu fassen bekommt. :q
Das schlimme war, er hatte genau diese Vorgehen vorher auf einem Zettel aufgeschrieben und mir danach unter die Nase gehalten.
Wenn ein Spieler solche, eigentlich einfachen Vorgehensweißen, im Kopf hat, ist das schon verdammt cool.
Gegen einen andere Gegner, der im selben Szenario seine Truppen aufgeteilt hatte, waren die Einzellgruppen einfach zusammengeschossen und dann überannt worden.



*SaWo-Kampfregeln zum puren Tabletop runtergebrochen

@Teylen
Meiner Meinung nach muss man nicht umbedingt tatsächlich viel Ahnung von guten Taktiken haben. Aber solche Vorgehnsweißen wie in meinen Beispiel um die überlegenheit des anderen zu Kontern hat halt nicht jeder einfach so abruf bereit.
Und ich finde einfach jedesmal wenn ein Spieler mehr ausführen kann was er tut als: "Ich entwickle jetzt einen Plan"
"Ich stille seine Blutung" "Ich entwerfe eine Gerät das X tut" wird das Spiel bereichert.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Teylen am 6.08.2012 | 15:58
@Teylen
Meiner Meinung nach muss man nicht umbedingt tatsächlich viel Ahnung von guten Taktiken haben. Aber solche Vorgehnsweißen wie in meinen Beispiel um die überlegenheit des anderen zu Kontern hat halt nicht jeder einfach so abruf bereit.
Und ich finde einfach jedesmal wenn ein Spieler mehr ausführen kann was er tut als: "Ich entwickle jetzt einen Plan"
"Ich stille seine Blutung" "Ich entwerfe eine Gerät das X tut" wird das Spiel bereichert.
Das Problem ist in dem hiesigen Fall doch nicht das der Spieler sagt "Ich entwickele einen Plan" und es dabei belaesst.
Die Herausforderung ist das der Spieler einen Plan vorstellt, den er mit seiner Meinung nach moeglichst coolen Aktionen und ein paar Buzz-Words versehen hat [Rechte Flanke, Linke Flanke, Oeffnen, Einfallen lassen, Rueckzug Richtung Nordosten, und waehrenddessen der Kommandotrupp von hinten], nun und dann komemn die vermeintlichen Strategie / Taktik Experten an und behaupten: "Nein so nicht." <Sun Tzu hat gesagt Die Einfachheit gewinnt und das ist nicht einfach>, <Das hat schon bei Waterloo nicht geklappt!>, <Mein Spiess haette mich fuer so ein Unfug die ganze Nacht laufen gelassen>, <Laut der L Formel hast du nun verloren> und dergleichen mehr und sich dann gleich noch aufdraengt "Aber so geht das!" <Mach mir ein W> etc.

Eine Blutung stillen finde ich eigentlich schon eine hinreichend detaillierte Beschreibung der Handlung.
Man laesst den Dieb doch auch beim Fallenentschaerfen nun nicht genau beschrieben wie er nun die Speere daran hindert aus den Loechern zu ploppen, den Tritt-Mechanismus entschaerft oder etwas dergleichen.
Nun und wenn schon,... dann finde ich sollte der Spieler mit dem Arzt-Charakter das Recht haben sich eine Beschreibung auszudenken. Die hinsichtlich des Realismus von Greys Anatomy bis Serien wo Charaktere anderen mit einem Taschenmesser, Kuli und einem Strohhalm einen neuen Atemweg legen (Jericho) unterbietet.

Na und wenn der Charakter die Faehigkeit hat schweinecoole Geraete zu entwerfen, kann er das von mir aus auch Daniel Duesentrieb maessig tun.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Blutschrei am 6.08.2012 | 16:08
Zitat
Ich persoenlich sehe die Korrelation nicht.
Meines Erachtens ist es so als wuerde man unterstellen das Personen die gerne, haeufig in's Museum gehen um dort Gemaelde zu betrachten ein tiefes Verstaendnis von der angewandten Malerei besitzen und damit in der Lage waeren tatsaechliche Maler bei der Gestaltung ihres Werkes anzuleiten sowie das Schaffen noch nicht existierender neuer Werke beschreiben.
Meines Erachtens passt es nicht, es mag der Wortschatz gegeben sein um es so klingen zu lassen, aber letztlich ist es kaum mehr als ein etwas groesserer Nebelwerfer.

Ich persönlich sehe die Korrelation nicht.
In welcher Weise bilder der Museumsbesucher denn den Soldaten ab? Sehen Soldaten üblicherweise nur zu, wenn gekämpft wird? Abseits jeder Selbstbeteiligung und existenziellen Bedrohung? Ich habe gehört, das sei anders.
Aber bleiben wir doch mal bei Kunst. Wir haben einen fleißigen "Mal-Soldaten", der von dem "Malerei-General" Anweisungen zum Malen eines Kunstwerks erhält. Diese setzt er sehr gewissenhaft um, wird hin und wieder getadelt oder gelobt, bekommt nach und nach Routine in den verlangten Tätigkeiten und analysiert im Unterbewusstsein die Befehle seines Generals, um diese bestmöglich umsetzen zu können.
Nach einigen Jahren stirbt der General, ein neuer Platz für eine Führungskraft ist frei. Auch wenn unser bisheriger "Mal-Soldat" nicht wirklich Wortgewandt ist, so wird er sich doch an die Herangehensweise seines Lehrmeisters erinnern. Da er selbst auch einige Kunstwerke vollendet hat, weiss er, wie sich Stift und Pinsel führen lassen und kann die Arbeit und Schwierigkeiten der zukünftigen Mal-Soldaten nachvollziehen. Er wird - wenn er in Sachen Kreativität und Intellekt keine umfangreiche Veranlagung hat - eben einfach versuchen das nachzuahmen, was sein ehemaliger General getan hat. Das Ergebnis ist vielleicht nicht ganz so gut, aber er ist somit den meisten "Zivilisten" voraus.

Wenn es für den Soldaten im realistischen Sinne nun auch existenzielle Relevanz hat, war entschieden und ausgeführt wird, ist dies ein zusätzliches Argument für ein Auseinandersetzen und Analysieren der Befehle von Oben. Zumindest wenn man aus einer wirklich gefährlichen Situation nur knapp entkommten ist, während man vielleicht einige seiner Kameraden verloren hat, ist doch spätestens der Punkt erreicht, an dem man sich fragen muss "was hätte man denn besser machen können".

Zitat
Die Ansicht Teile ich nicht.
Das heisst die Anwendung von Strategie wie Taktik, gerade in der Wechselwirkung, ist meines Erachtens durchaus anspruchsvoll.
Nimmt man Spiele mit entsprechenden Regeln, welche die Strategie und Taktik imho ein weites Stueck weit erst ermoeglichen, sagt die Faehigkeit das Grundkonzept der eigenen Strategie in zwei bis drei Saetzen zu erklaeren imho nichts ueber die Gewinn-Chancen aus.
Das heisst in einer Partie Go bringt es meinem Gegner nichts wenn er sein Konzept in zwei bis drei Saetzen erklaeren kann, waehrend ich bei meinem bestenfalls einen verwurschteln Allgemeinsatz bringe, solange seine Taktik und Strategie nicht schlicht weg besser ist.

Die Fähigkeit etwas in 3 Sätzen zu erklären ist hier glaube ich auch nicht das Erfolgskonzept. Sondern, dass die tragenden Merkmale einer Taktik (oft?) in 3 Sätzen erklärt werden können (wohl bei durchschnittlichem rhetorischem Geschick und gebräuchlichem Satzbau). Ob diese dann qualitativ besser als die des Gegners ist, hängt natürlich vom Inhalt bzw der Wechselwirkung zwischen den Ansätzen ab, aber eine Beschreibung die bei gleichem Detailgrad den Umfang der Bibel ergäbe, würde wohl auch nicht nennenswert die Effizienz steigern. So hatte ich das zumindest mal verstanden.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: YY am 6.08.2012 | 16:11
Ich persoenlich sehe die Korrelation nicht.
Meines Erachtens ist es so als wuerde man unterstellen das Personen die gerne, haeufig in's Museum gehen um dort Gemaelde zu betrachten ein tiefes Verstaendnis von der angewandten Malerei besitzen und damit in der Lage waeren tatsaechliche Maler bei der Gestaltung ihres Werkes anzuleiten sowie das Schaffen noch nicht existierender neuer Werke beschreiben.

Wenn ich zwei Gruppen habe...eine, die sich gar nicht für Malerei interessiert, und eine, die viel ins Museum geht und entsprechende Fachliteratur liest - in welcher von den beiden Gruppen sind dann wahrscheinlich mehr Leute, die die Herkunft, die handwerkliche Qualität und evtl. den Wert eines Gemäldes richtig einschätzen können?

Andernfalls stuende man vor der Herausforderung das die Gegenseite doch im Grunde zu ganz aehnlichen Schluessen gekommen sein muesste.

Preisfrage:
Zu welchen Schlussfolgerungen sind wir da wohl gekommen? :P ;)

Da hatte die Gegenseite bei gleichen Überlegungen natürlich keinen großen Grund, in Wallung zu geraten...

Das heisst der vermeintlich Ahnungslose darf keinen Feldherren spielen, respektive wird ihm das eigene Spiel entsprechend boykottiert.
Einmal u.U. auf der regelmechanischen Seite, das heisst das er, fuer seine Beschreibungen und Ideen, negative Modifikatoren bekommt.
Das andere mal u.U. das ihm in seine Beschreibung dessen was sein Charakter macht von Aussen reingequatscht wird und er damit schlicht weg den Spielanteil verliert.

Wo hast du das denn her?

Noch mal von vorne:
Wenn ein anderer als der Ahnungslose einen Feldherrn spielt, kann dem Ahnungslosen die Art der Beschreibung egal sein.

Wenn der Ahnungslose selbst einen Feldherrn spielt, haben zum Einen die Vorbelasteten etwas mehr Spaß, wenn die Beschreibung einigermaßen sinnvoll ist, und zum Anderen tut er sich selbst sogar leichter, sich etwas zusammenzureimen, wenn er sich ein bisschen einliest.

(Aus einem späteren Beitrag zitiert)
Nun und wenn schon,... dann finde ich sollte der Spieler mit dem Arzt-Charakter das Recht haben sich eine Beschreibung auszudenken.
Ja, so geht das schon eher in die Richtung, die ich meinte.


Ansonsten:
Wenn es vom System nicht vorgesehen ist, z.B. weil der Abstraktionsgrad zu groß ist, vergebe ich für schlechte Beschreibungen und Ansätze ganz sicher keine negativen Modifikatoren.

Und wenn es vom System sowieso behandelt wird, steht der Spieler - wenn er was reißen will - in der Pflicht, mit dem zu arbeiten, was das System vorsieht, ob er sich IRL damit auskennt oder nicht.
Bei einem realistischen System kommt dann was Ähnliches raus wie im echten Leben, ansonsten halt nicht. Das spielt aber für den Spielverlauf keine Rolle.



Nun und rein bezogen auf das Rollenspiel sehe ich es so das man Rollenspiel weniger spielt um sich mit den eigenen Kenntnissen und Faehigkeiten gegenueber den anderen zu profilieren, sondern das man einen Charakter spielt der ganz eigene Kenntnisse und Faehigkeiten hat die mitunter stark von den eigenen abweichen.

Spielt man so einen Charakter aber nicht, weil einen die jeweiligen Fähigkeiten irgendwo faszinieren?
Ich würde dann auch etwas mehr darüber wissen wollen (wenn es was zu wissen gibt - Magier und so was sind dann freilich außen vor).

Wie oben schon bei Blutschrei angeklungen:
Völlig abstrakt und losgelöst von allen Überlegungen, wie etwas konkret funktioniert, will ich nicht spielen.

Den finde ich so gut wie "Man darf vorallem nicht verlieren".
Natuerlich sollte man den roten Faden nicht verlieren und wenn er weg ist sich was neues einfallen machen.
Aber man kann (mir) sowas doch nicht als taktische mehr oder weniger absolute Weisheit verkaufen, auf die man dann im Rollenspiel zwecks der Bestimmung des Erfolgs einer Situation beharren darf.

Hast du mal Echtzeitstrategiespiele gegen Menschen gespielt?
Sobald die Sache ausreichend komplex wird und unter Zeitdruck stattfindet, hat man nicht mehr den kompletten Überblick - im Gegensatz z.B. zu einer Partie Mühle.

"Task overload" ist die Quelle für militärische Fehlentscheidungen.

Die Fähigkeit, unter Druck das Wesentliche vom Unwichtigen zu trennen, ist da entscheidend - das kann und muss trainiert werden und ist keineswegs selbstverständlich.  

Gemütlich vorm Brett sitzend ist das natürlich für den Spieler nicht ganz so schlimm; aber für die Darstellung des Feldherrn bleibt es immer relevant.  


Randbemerkung:
Ich habe angesichts deines letzten Beitrages den Eindruck, dass du gerade in dem Kontext schon mit ziemlichen Arschlöchern gespielt hast.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Dark_Tigger am 6.08.2012 | 16:17
@Teylen
Und wo wiedersprech ich dem?
Ich sage nur: Es gibt Situationen da hat der Durchschnittsdeutsche, keine Ahnung wie man dem Gegner überhaupt entgegentreten sollte.
Und wenn der Spieler keine Idee was er tun KÖNNTE, wird er vermutlich auch keine Buzzwords a la
Zitat
Rechte Flanke, Linke Flanke, Oeffnen, Einfallen lassen, Rueckzug Richtung Nordosten, und waehrenddessen der Kommandotrupp von hinten]
raushauen sondern nur: "Ich will einen Plan entwickeln". Ist zmd meine Erfahrung.

Ich meine okay wenn er sowieso nur weiß "Okay da sind 2 Armeen und die werden irgendwie an einem Fluß aufeinander treffen."
Dann kommt vielleicht noch irgendwas. Aber das sind doch vermutlich weniger Informationen als der Spieler des Feldherren haben sollte.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Feuersänger am 6.08.2012 | 16:18
Was das mit den einfachen vs. komplizierte Taktiken angeht, ist es halt eben so, dass so gut wie nie etwas genau so klappt wie gewünscht. Wenn nun eine vielschichtige Taktik darauf fußt, dass viele Rädchen ineinandergreifen müssen, und alle möglichen Schritte in der richtigen Reihenfolge ablaufen damit das Gesamtkonzept funktioniert, WIRD es in die Hose gehen, denn irgendwas geht IMMER schief, und dann darf nicht die ganze Planung wie ein Kartenhaus zusammenbrechen.

Darum besagt eines von Murphy's Rules of Engagement so treffend,
"No plan survives the first contact intact."

Wie heisst es immer wieder so schön bei Sharpe,
"What are your intentions, Sir Arthur?"
"Why, Hogan, I mean to give the French a damn good thrashing."
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Blutschrei am 6.08.2012 | 16:24
Zitat
Das Problem ist in dem hiesigen Fall doch nicht das der Spieler sagt "Ich entwickele einen Plan" und es dabei belaesst.
Die Herausforderung ist das der Spieler einen Plan vorstellt, den er mit seiner Meinung nach moeglichst coolen Aktionen und ein paar Buzz-Words versehen hat [Rechte Flanke, Linke Flanke, Oeffnen, Einfallen lassen, Rueckzug Richtung Nordosten, und waehrenddessen der Kommandotrupp von hinten]
Da Konzept des "Strategiebabbls" ist eben schlichtweg in keinster Weise nachvollziehbar. Welche Verluste nimmt man in Kauf? Stirbt der Sigmarpriester, der in eine Flanke einfällt, oder habe ich es so geplant, das stattdessen Fürst Wüterich Platz für einen Thronerben macht? Das kann ich nicht nachvollziehen, es ist nicht logisch und fördert keinen gemeinsamen Vorstellungsraum, wenn ich nur inhaltloses Geschwafel an den Tisch bringe.
Übertragen wir das doch einmal auf eine Verfolgungsjagd in einem modernen Setting: Der Fahrer beginnt seine Beschreibung: "Ähm Geradeaus, ähm Handbremse, Turbolader, Wendekreis, mit ABS ausgewichen, abgekürzt über Fußgängerweg, Höchstgeschwindigkeit."
Fertig, es hat ein paar Worte, auf die man theoretisch eingehen könnte, aber es ist eben weder nachvollziehbar, noch sind Resultate und Konsequenzen ersichtlich. Man weiss nichtmal, ob man denn jetzt in irgend einem Wald oder einer geheimen Tiefgarage gelandet ist. Was hat man denn von solch einem Vorgehen in einer Rollenspielrunde? Ich verstehe es nicht.

Zitat
, nun und dann komemn die vermeintlichen Strategie / Taktik Experten an und behaupten: "Nein so nicht." <Sun Tzu hat gesagt Die Einfachheit gewinnt und das ist nicht einfach>, <Das hat schon bei Waterloo nicht geklappt!>, <Mein Spiess haette mich fuer so ein Unfug die ganze Nacht laufen gelassen>, <Laut der L Formel hast du nun verloren> und dergleichen mehr und sich dann gleich noch aufdraengt "Aber so geht das!" <Mach mir ein W> etc.
Ich glaube hier hast du meine Intention schlichtweg nicht verstanden. Es geht mir eben darum, bodenständige Herangehensweisen zu erlernen, die nachvollziehbar und logisch verständlich sind. Sei es das erfolgreiche Ködern, provozieren von Angriffen, Positionieren in schwierigem Gelände, sinnvolle Kombinationen von Waffengattugen etc. Eben Dinge die nachvollziehbar sind. Was du oben gerade anprangerst, ist eben das von dir vorgeschlagene sinnentleerte "Strategie-Babbl" und in keinster Weise das, wonach ich gefragt habe. Dass man mit dem rezitieren einer asiatischen Weisheit keinen Krieg gewinnt, versteht sich doch wohl von selbst, und ich _verstehe auch nicht_ wie du diese Annahme in diesen Thread zu deuten vermagst?!

Habe ich nach asiatischen Phrasen zur Selbstprofilierung am Spieltisch gefragt? Ich glaube nicht.



(Was natürlich nicht zu Missverständnissen führen soll: Die Sache mit dem L und Sunzi klingen durchaus interessant udn anchvollziehbar, aber nicht im oben von Teylen beschriebenen Kontext)
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Teylen am 6.08.2012 | 17:05
@Blutschrei:
Die Korrelation besteht dahingehend das sich imho ein Soldat, das heisst in dem Fall meinte ich nicht Truppenfuehrer, Kommandant oder General mit dem tatsaechlichen taktieren beziehungsweise den Strategien auf dem Niveau eines Feldherren befasst.
Aehnlich wie der Beobachter der nicht malt, der Gourmet der nicht kocht oder ein Verkaeufer der kein Sale Director ist und sich dort nicht mit den entsprechenden taktischen/strategischen Aspekten beschaeftigt. Respektive nicht aus der ausfuehrenden Perspektive heraus. Obwohl sie ihn betreffen.

@YY
Du hast dort natuerlich unterschiedliche Gruppen, Museumsgaenger, Fachliteraten (technisch), Fachliteraten (Kunstaspekte), Hobbykuenslter, Maltechnikbegabte, Kuenstler, Aufmerksame Personen. Sowie die entsprechenden Ueberschneidungen.
Wobei es nicht beziehungsweise weniger um die Beurteilung eines fertigen Gemaelde gibt, wo es durchaus drastische Meinungsverschieden geben kann, sondern um die Gestaltung eines fiktiven Gemaeldes mit nur der Haelfte des gewoehnlichen Handwerkzeug.

Zitat
Das heisst der vermeintlich Ahnungslose darf keinen Feldherren spielen, respektive wird ihm das eigene Spiel entsprechend boykottiert.
Einmal u.U. auf der regelmechanischen Seite, das heisst das er, fuer seine Beschreibungen und Ideen, negative Modifikatoren bekommt.
Das andere mal u.U. das ihm in seine Beschreibung dessen was sein Charakter macht von Aussen reingequatscht wird und er damit schlicht weg den Spielanteil verliert.
Wo hast du das denn her?
Aus Aussagen wie von Turning Wheel gefolgert?
Ich hab das und bin definitiv der Meinung, dass du mit dem Gebabbel zuhause bleiben kannst, sobald auch nur einer am Tisch sitzt, der Ahnung hat.

Zumal ich persoenlich auch nicht wuesste wie man den "Vorbelasteten", ohne Beeintraechtigung des "Ahnungslosen", andernfalls entgegen kommen koennte. Schliesslich wird 'ein wenig einlesen' das eigentliche problem des Wissensunterschied nicht nennenswert beheben. Wenn jemand, weil es ihn begeistert, alle Schlachtdaten der Kriege von 100 jaehrigen aus, studiert hat, wird es den Ahnungslosen nicht wesentlich mehr Ahnung verschaffen wenn er sich nun einmal Stalingrad als Random Beispiel rauspickt und nachvollzieht.

Zitat
Spielt man so einen Charakter aber nicht, weil einen die jeweiligen Fähigkeiten irgendwo faszinieren?
Ich würde dann auch etwas mehr darüber wissen wollen (wenn es was zu wissen gibt - Magier und so was sind dann freilich außen vor).
Ich denke es besteht ein Unterschied zwischen Faszination, (Ideal-)Bild und tatsaechlichen Interesse.
Mich fasziniert z.B. der Gedanke einen Charakter zu spielen der anderen helfen kann, sie medizinisch hochpaeppeln, vielleicht auch nur das Konzept des "Gott in Weiss" dennoch habe ich persoenlich so ziemlich kein Interesse Mediziner zu werden oder meinen ErsteHilfe-Grundkurs zu wiederholen oder gar auszubauen.

Zitat
Hast du mal Echtzeitstrategiespiele gegen Menschen gespielt?
Ja. Sowohl Computer Spiele als das ich es z.B. auch Liebe beim Go zu blitzen [Mit 5-10 Sekunden pro Zug].
Neben der Faehigkeit das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen, das heisst der Prioritaet, spielt dort imho die Uebersicht mit rein, Rechentiefe und die Faehigkeit Informationen/Bewegungen Zeitnah im Rahmen der eigenen Strategie umsetzen zu koennen.

Zitat
Gemütlich vorm Brett sitzend ist das natürlich für den Spieler nicht ganz so schlimm; aber für die Darstellung des Feldherrn bleibt es immer relevant.
Wenn man nicht gerade in der Neuzeit spielt wird ein Feldherr die Armee doch weniger wie in einer Echtzeitsimulation fuehren, sondern einen Plan entwerfen, diesen Ausgeben und ggf. spaeter grob steuernd eingreifen (ueber Befehle aus dem Zelt, dem Huegel oder in dem er versucht sich zwischen den Punkten zu bewegen, eine Uebersicht zu erlangen)?


Ansonsten, naja auf mich wirken einfach die quasi "Forderung" nach Kompetenz arg drastisch.
Nun und sporadisch hatte ich schon negative Erfahrungen, wobei ich da nun keinen beschimpfen wuerde. ^^;

@Ard-ri Dark_Tigger
Ich wuerde vermuten das er weniger gar keine Ahnung hat, als das er eventuell nur verunsichert ist, weil er Angst hat das seine Ideen als total falsch rueber kommen. Nun oder er vielleicht in einer Situation steckt wo ihm tatsaechlich alle Plaene ausgehen bzw. die Hoffnung verlaesst. ^^;

Da Konzept des "Strategiebabbls" ist eben schlichtweg in keinster Weise nachvollziehbar. Welche Verluste nimmt man in Kauf? Stirbt der Sigmarpriester, der in eine Flanke einfällt, oder habe ich es so geplant, das stattdessen Fürst Wüterich Platz für einen Thronerben macht?
Wenn man die Fragen hat, sollte man sie stellen.
Ansonsten ist dir schon bewusst das es eine sehr verkuerzte Darstellung ist? Bei dem ein Spieler durchaus weitere Details hinzufuegen kann? Die durch entsprechende Wuerfel Ergebnisse noch beeinflusst und variiert werden?

Zitat
Übertragen wir das doch einmal auf eine Verfolgungsjagd in einem modernen Setting: Der Fahrer beginnt seine Beschreibung: "Ähm Geradeaus, ähm Handbremse, Turbolader, Wendekreis, mit ABS ausgewichen, abgekürzt über Fußgängerweg, Höchstgeschwindigkeit."
Fertig, es hat ein paar Worte, auf die man theoretisch eingehen könnte, aber es ist eben weder nachvollziehbar, noch sind Resultate und Konsequenzen ersichtlich.
Anstelle dessen holt man dann Google Maps raus, oeffnet die Herstellerseite des Autos, Analysiert mit einem Mechaniker die einbauten und berechnet anschliessend die Geschwindigkeiten in Korrelation zu der Hitze, den Reibungsverlust der Reifen, anhand des Strassenbelags, sowie den Bremsweg anhand der Belastung sowie den physischen Stress durch das Verhalten der Federung und der Kontrolle des Lenkrads.
Respektive macht das der Autogeek, der Mechaniker und der Ingenieur, waehrtend der Spieler der einfach nur Fast & Furious / GTA cool fand doof bedroeppelt aus der Waesche gucken darf wie andere das spielen was er eigentlich spielen wollte, auf eine Art und Weise die so toll ist wie eine Telefonbuch-Lesung?

Zumal die Resultate und Konsequenzen imho noch von den Wuerfeln abhaengig sind.

Zitat
Ich glaube hier hast du meine Intention schlichtweg nicht verstanden. Es geht mir eben darum, bodenständige Herangehensweisen zu erlernen, die nachvollziehbar und logisch verständlich sind.
Wenn ich die Kunst eines Feldherren erlernen wollte, wuerde ich meinen Berufkuendigen und mich beim Bund fuer eine entsprechende Position bewerben.
Vielleicht dem Schuetzenclub beitreten oder irgendwelchen Waffenspi..fans. Stattdessen moechte ich aber Rollenspiel spielen.
Mit eben den strategischen und taktischen Gegebenheiten wie sie pro System gegeben sind.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: THEonlytrueSHADOW am 6.08.2012 | 17:37
*Den Nebenkriegsschauplatz geflissentlich ignoriert*

Mal sehen was mir für Lektüren einfallen:

Der War Nerd wurde von Feuersänger schon erwähnt. Generell unterhaltsam zu lesen.

Sun Tzu wurde auch schon mehrfach erwähnt.

Ich habe keine Ahnung, wie häufig ich "Vom Kriege" angefangen habe zu lesen, aber ich bin bisher noch jedes Mal irgendwo im ersten Siebtel verreckt. Liegt seit geraumer Zeit neben meinem Bett, unter einem Stapel anderer Bücher. Mal sehen, wann ich über die ersten hundert Seiten hinauskomme...  ::)

Machiavelli hat ein Büchlein namens Dell’Arte della Guerra (http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Kunst_des_Krieges_%28Machiavelli%29) geschrieben. Nicht ganz uninteressant. Er selbst sah es wohl als sein wichtigstens Werk an, allerdings besteht es zu großen Teilen aus fan wankery zur Römischen Republik, die vielleicht noch stärker durchkommt als in Discorsi. Aber fürs Fantasy RPG brauchbar denke ich.

Es gibt die Geschichte der Kriegskunst (http://www.amazon.de/Geschichte-Kriegskunst-Mittelalter-Altertum-Germanen/dp/3868200088/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1344264246&sr=8-1) von Hans Delbrück (http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Delbr%C3%BCck), welche einen guten Überblick über den Ablauf von Schlachten bzw. Kampagnen zumindest im Altertum gibt. Er beschränkt sich dabei nicht auf das militärische selbst, sondern schaut vor allem auch auf die Rahmenbedingungen.

Online finden sich noch Frontinus' Strategemata (http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Frontinus/Strategemata/home.html) sowohl in Latein, als auch auf Englisch. Eine Anekdoten-Sammlung à la "XY tat dieses und jenes".

deremilitari.org (http://deremilitari.org/) könnte für dich eventuell auch noch interessant sein.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: YY am 6.08.2012 | 17:44
Wenn jemand, weil es ihn begeistert, alle Schlachtdaten der Kriege von 100 jaehrigen aus, studiert hat, wird es den Ahnungslosen nicht wesentlich mehr Ahnung verschaffen wenn er sich nun einmal Stalingrad als Random Beispiel rauspickt und nachvollzieht.

Der Ahnungslose kann sich doch auf das konkrete Setting konzentrieren und sich einen ganz groben Überblick verschaffen.
Das ist mMn gar nicht so viel Aufwand.

Wenn man nicht gerade in der Neuzeit spielt wird ein Feldherr die Armee doch weniger wie in einer Echtzeitsimulation fuehren, sondern einen Plan entwerfen, diesen Ausgeben und ggf. spaeter grob steuernd eingreifen (ueber Befehle aus dem Zelt, dem Huegel oder in dem er versucht sich zwischen den Punkten zu bewegen, eine Uebersicht zu erlangen)?

Das ändert nichts daran, dass er mit mangelhaften und teils widersprüchlichen Informationen arbeiten muss.
Es ist teilweise sogar schlimmer, weil die Kommunikationsmethoden so langsam sind, dass er ggf. mehr Zeit verliert, wenn er auf aktuellere Informationen wartet als ein Kommandeur der Neuzeit.

Unter "richtigem" Zeitdruck in dem Sinne, dass er innerhalb von Sekunden eine Entscheidung treffen muss, steht er nicht.
Aber es ist trotzdem gefährlich, zu lange zu warten, weil die Schlacht in Relation zu den Übertragungswegen immer noch recht fix abläuft.


Stell dir vor, du siehst nicht alle Figuren auf dem Brett, einige sind falsch aufgestellt (sogar eigene!) und deine eigenen machen erst in zwei Zügen, was du ihnen jetzt an Befehlen aufschreibst...

Stattdessen moechte ich aber Rollenspiel spielen.
Mit eben den strategischen und taktischen Gegebenheiten wie sie pro System gegeben sind.

Das ist doch der Witz dran:
Strategische und taktische Grundsätze lassen sich auch in einem beliebig gearteten Rollenspiel umsetzen.
Man muss natürlich schauen, welche Aspekte das System vielleicht weglässt oder überbetont.

Die ingame-Beschreibungen und die Charakterdarstellung sind davon zunächst getrennt - je nach System hat man es dann leichter oder schwerer, weil sich die Anforderungen an den Charakter und den Spieler weitgehend decken oder eben nicht.


Es gibt die Geschichte der Kriegskunst (http://www.amazon.de/Geschichte-Kriegskunst-Mittelalter-Altertum-Germanen/dp/3868200088/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1344264246&sr=8-1) von Hans Delbrück (http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Delbr%C3%BCck), welche einen guten Überblick über den Ablauf von Schlachten bzw. Kampagnen zumindest im Altertum gibt. Er beschränkt sich dabei nicht auf das militärische selbst, sondern schaut vor allem auch auf die Rahmenbedingungen.

Der ist vor allem für logistisch Interessierte wichtig, weil er Einiges dem Realitätscheck unterwirft.
Trocken, kann sich aber lohnen, wenn man recht tief in der Materie drin steckt.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Dark_Tigger am 6.08.2012 | 17:46
@Ard-ri Dark_Tigger
Ich wuerde vermuten das er weniger gar keine Ahnung hat, als das er eventuell nur verunsichert ist, weil er Angst hat das seine Ideen als total falsch rueber kommen. Nun oder er vielleicht in einer Situation steckt wo ihm tatsaechlich alle Plaene ausgehen bzw. die Hoffnung verlaesst. ^^;
Das unterscheidet sich im Ergebniss wodrin? Also macht es so oder so Sinn wenn er einigermaßen weiß was man tun könnte.

Anstelle dessen holt man dann Google Maps raus, oeffnet die Herstellerseite des Autos, Analysiert mit einem Mechaniker die einbauten und berechnet anschliessend die Geschwindigkeiten in Korrelation zu der Hitze, den Reibungsverlust der Reifen, anhand des Strassenbelags, sowie den Bremsweg anhand der Belastung sowie den physischen Stress durch das Verhalten der Federung und der Kontrolle des Lenkrads.
Nein anstelle dessen beschreibt man, wo man lang fährt, wie man den anderen Verkehrsteilnehmern ausweicht, und welche Begebenheiten der Umgebung man ausnutzt.oO
Dadurch das hier unterschiedliche Entscheidungen getroffen werden, hat die Verfolgungsjagd unterschiedliche Konsequenzen.

Passiert das bei euch am Tisch echt nicht?


Nehmen wir mal ein Beispiel:
Du bekommst den Befehl eine Orkkriegsgruppe die im Königreich geplündert hat aufzuhalten. Neben einer Hundertschafft Infanterie (mit denen du etwa gleichstark bist wie die Orks) bekommst du einige Truppen schwere Kavelerie. Die Orks kennen die Ritter des Reiches und bewegen sich deshalb hauptsächlich durch waldiges Gelände wo du diese nicht einsetzten kannst. Was tust du?
Lösung 1: "Infantrie in die mitte, Kavelerie an die Flanken Sturmangriff dann Sturmangriff."
Lösung 2: "Okay die Orks müssen da und da freies Gelände überqueren. Meine Infantrie soll einen Schildwall, zwischen den beiden Waldstücken bilden. Die Kavlerie versteck ich bei der alten Mühle dort drüben. Die Orks würden sicher nicht herauskommen wenn sie die Reiter sehen. Wenn die Orks den Schildwall angreifen, kommt die Kavelerie aus ihrem Versteck, und fällt den Orks in die Flanke."

Welches findest du besser?
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Maarzan am 6.08.2012 | 17:51
Hilft ja alles nichts, wenn nur einer am Tisch das betreffende Werk gelesen hat. Zumal es zum Spielen meist eh noch einmal abstrahiert werden muss, da meist nicht alle Einflüsse so bekannt sind.

Es wird sicher den Spielspaß für den einzelnen Interessierten erhöhen, wenn er da was greifbares oder ein Gefühl des Verständnisses sieht.

Letztlich müssen aber die Spieldesigner das Zeug gelesen und analysiert haben und sich Gedanken gemacht haben, was sie davon abbilden wollen - und genauso was sie nicht abbilden wollen oder können, und dann beides vorzugsweise gelungen in ein Regelwerk gegossen haben.

Von dem kann man dann wirklich ausgehen, dass alle Beteiligten es gelesen haben und der Inhalt dann am Spieltisch relevant ist und umgesetzt werden kann.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Tim Finnegan am 6.08.2012 | 18:37
Welches findest du besser?

Ich rechne mir aus viele Silber die Söldner kosten, rechne mir aus wieviel Silber Schaden die Orks anrichten und lasse es einfach. Ggf. verbrenne ich in einem Dorf ein paar Halborks um guten Willen zu zeigen.

Das meine ich übrigens nicht ironisch. Zu FASA Batteltech-Zeiten haben wir sehr langwierige Kampagnen gespielt und uns (wie ich fand) sehr gute Logistikregeln ausgearbeitet. Es gibt so viele Schlachten die man gar nicht schlagen sollte, da es an Manpower und Material fehlt, sowas geht meist am Spieltisch unter.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Taschenschieber am 6.08.2012 | 18:52
Eine nicht geschlagene Schlacht ist aber auch eine Schlacht, die keinen Spaß gemacht hat.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Tim Finnegan am 6.08.2012 | 18:53
Eine nicht geschlagene Schlacht ist aber auch eine Schlacht, die keinen Spaß gemacht hat.

Oder eine Möglichkeit.
Bedenke etwa Stealth-Operationen, Guerillas, Propaganda ...
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Taschenschieber am 6.08.2012 | 19:29
Oder eine Möglichkeit.
Bedenke etwa Stealth-Operationen, Guerillas, Propaganda ...

Ich wollt's ja nur zu bedenken geben - schon klar, dass es da andere Möglichkeiten gibt.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Blutschrei am 6.08.2012 | 20:38
@ Teylen

Zitat
Wenn man die Fragen hat, sollte man sie stellen.
Ansonsten ist dir schon bewusst das es eine sehr verkuerzte Darstellung ist? Bei dem ein Spieler durchaus weitere Details hinzufuegen kann? Die durch entsprechende Wuerfel Ergebnisse noch beeinflusst und variiert werden?

Ja, ich möchte Details hinzufügen, und zwar, dass meine Truppen in einem verdammten L stehen, was du mir übrigens versuchst seit Seiten auszureden. Beisst sich die Schlange jetzt in den eigenen Schanz oder Missverstehe ich?

Zitat
Anstelle dessen holt man dann Google Maps raus, oeffnet die Herstellerseite des Autos, Analysiert mit einem Mechaniker die einbauten und berechnet anschliessend die Geschwindigkeiten in Korrelation zu der Hitze, den Reibungsverlust der Reifen, anhand des Strassenbelags, sowie den Bremsweg anhand der Belastung sowie den physischen Stress durch das Verhalten der Federung und der Kontrolle des Lenkrads.
Respektive macht das der Autogeek, der Mechaniker und der Ingenieur, waehrtend der Spieler der einfach nur Fast & Furious / GTA cool fand doof bedroeppelt aus der Waesche gucken darf wie andere das spielen was er eigentlich spielen wollte, auf eine Art und Weise die so toll ist wie eine Telefonbuch-Lesung?

Schallendes Gelächter.
Die meisten Regelwerke haben für verschiedene Fahrzeuge übrigens Geschindigkeiten vorgesehen, somit erübrigt sich die technische recherche. Wohin ich fahre, und welche Hindernisse ich in Kauf nehme, suche ich mir trotzdem als Spieler aus. Als Feldherrenspieler berechne ich ja auch nicht die realistische Umsetzung eines Fernkampfsystems sondern muss es halt so nehmen, wies im System steht. Und trotzdem kann ich meine Truppen sinnvoll aufstellen.

Zitat
Zumal die Resultate und Konsequenzen imho noch von den Wuerfeln abhaengig sind.
Kommt drauf an, gewürfelt wird bei mir zumindest nur dann, wenn der Erfolg einer Aktion ungewiss ist. Wenn jemand laut Regelwerk ein schnelleres Auto als sein Verfolger hat und banalste Links- und Rechtskurven fährt, bis er außer Sichtweite ist, brauch ich nicht würfeln.

Zitat
Wenn ich die Kunst eines Feldherren erlernen wollte, wuerde ich meinen Berufkuendigen und mich beim Bund fuer eine entsprechende Position bewerben.
Vielleicht dem Schuetzenclub beitreten oder irgendwelchen Waffenspi..fans.

Ein überwältigender Vorschlag, so konstruktiv, der Mehrwert wird für jeden Leser gewaltig sein.
Hast du eigentlich schonmal über eine Karriere bei der Rollenspielpolizei nachgedacht?

Zitat
Stattdessen moechte ich aber Rollenspiel spielen.
Mit eben den strategischen und taktischen Gegebenheiten wie sie pro System gegeben sind.
Und wo ist jetzt das Problem? In den meisten Systemen sind Formationsspielchen und Hinterhalte doch problemlos möglich bis gewollt.

@TheOnlyTrueShadow:

Vielen Dank für die Empfehlungen, gerade die letzte Website sieht sehr vielversprechend aus, ich klick mich mal durch =)
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Dark_Tigger am 6.08.2012 | 21:14
Ich rechne mir aus viele Silber die Söldner kosten, rechne mir aus wieviel Silber Schaden die Orks anrichten und lasse es einfach. Ggf. verbrenne ich in einem Dorf ein paar Halborks um guten Willen zu zeigen.
Kostet mich ja kein Silber, ich krieg nur den Befehl es zu tun. :P
Und was die Orks an Beute mitschleppen ist danach ja meine Beute.  >;D
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Maarzan am 6.08.2012 | 21:24
Kostet mich ja kein Silber, ich krieg nur den Befehl es zu tun. :P
Und was die Orks an Beute mitschleppen ist danach ja meine Beute.  >;D

In dem Fall sucht man sich einen sorgfältigen Planer als Companion, denn solange der plant steigt das Potential dessen, was man den Orks wieder abnehmen kann... . Fällt auch irgendwie unter Taktik.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Mr. Qual am 6.08.2012 | 22:06
Was ich allgemein an Literatur vermisse ist "Der Fürst" von Machiavelli, ein Feldherr ist immer auch teilweise Politiker. (aber ich habe es nur teilweise gelesen, mein Philo Lehrer meinte, dass es soweit ausreiche).. Es ist zwar nicht ganz Mittelalter wie von Blutschrei gewünscht, aber noch vor dem 30 jährigen Krieg, indem sich neue Taktiken einstellten. Clausewitz ist zwar einflussreich, aber nicht aus dem gesuchten Zeitraum von Blutschrei. Was ich dir auch noch so ganz allgemein noch nahe legen würde, ist "Commentarii de Bello Gallico", von einem unwichtigen Kerl ohne militärische Expertise, ist zwar kein Lehrbuch im klassischen Sinne, aber die Gedankengänge des Authors sind interessant.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Feuersänger am 6.08.2012 | 22:56
"Commentarii de Bello Gallico", von einem unwichtigen Kerl ohne militärische Expertise

 :D

Zumindest kann man darin was über die Treffentaktik lesen.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Blutschrei am 6.08.2012 | 23:12
Den Gallischen Krieg hab ich vor einigen Wochen durchgelesen, es war tatsächlich sehr interessant und hat einige Ideen fürs Rollenspiel geliefert. Andererseits nehme ich an, dass darin ziemlich viel schöngeredet wird und konkrete Mittel werden auch nicht aufgezeigt sondern man muss sie sich aus dem Romanartigen Fließtext ableiten. Also etwas "zielstrebigeres" wäre mir lieber, aber verkehrt ist der Kriegsbericht keinesfalls.
Gibt es solche Berichte eigentlich auch aus dem Mittelalter?
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: YY am 6.08.2012 | 23:23
Gefühlt sehr wenig - zumindest von Beteiligten und Zeitgenossen.
Spätere Betrachtungen gibts schon einige, vor allem natürlich für die wichtigen Schlachten.


Je weiter man an heute rankommt, um so besser wirds natürlich...ab dem Ersten Weltkrieg weiß man stellenweise gar nicht mehr, wo hin vor lauter Material.
Die Eroberung von Eben Emael kann man z.B. fast minutiös nachvollziehen.

Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Tim Finnegan am 6.08.2012 | 23:25
Gefühlt sehr wenig - zumindest von Beteiligten und Zeitgenossen.
Spätere Betrachtungen gibts schon einige, vor allem natürlich für die wichtigen Schlachten.


Je weiter man an heute rankommt, um so besser wirds natürlich...ab dem Ersten Weltkrieg weiß man stellenweise gar nicht mehr, wo hin vor lauter Material.
Die Eroberung von Eben Emael kann man z.B. fast minutiös nachvollziehen.



Ja, die Lücke zwischen Tacitus und napoleonischen kriegen ist schon erstaunlich.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Dark_Tigger am 6.08.2012 | 23:47
Naja ganz so schlimm ist es dann doch nicht.
Es gibt schon Erfahrungsberichte, so ab der Renaissance. Aber die haben aus irgend einen Grund nie einen Bekanntheitsgrad erreicht, wie dieses Buch von diesem drittklassigem römischen Autoren, ohne jede Expertise....
Und dann bekommt man sie halt auch nicht alle 20 Meter nachgeworfen.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Mr. Qual am 7.08.2012 | 00:01
Andererseits nehme ich an, dass darin ziemlich viel schöngeredet wird und konkrete Mittel werden auch nicht aufgezeigt

Naja, bei Bello Gallico handelt es sich um einen Text um die römischen Beamten, darunter Fallen übrigens alle Senatoren, vom Sinn des Krieges in Gallien zu überzeugen, später auch, um Caesars Leistungen zu betonen (Stichwort: Triumphzug)... Natürlich muss man es wie jedes Werbemittel kritisch sehen

Die Treffentaktik nach römischen Vorbild ist aber das taktische Modell des Mittelalters, wonach gefragt wurde und man findet seine Grundzüge sogar noch in der Linientaktik wieder und auch wennn es ab der französischen Revolution unglaublich viele Materialien gibt, die Taktiken und dessen Grundlagen haben sich massiv geändert seit dieser, vorallem dank der Technik.

EDIT: Kennt jemand ein Buch über die mongolische Kriegsführung? Es sollte etliche chinesische, dazu arabische und europäische Quellen geben, ich kenne sie leider nicht, aber für jemanden den es nach Taktik dürstet, wäre es sicherlich interessant.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Feuersänger am 7.08.2012 | 00:30
Da gehts z.B. schon los, wenn man einen "Feldherren" spielen will -- hat man da auch Einfluss darauf, welche Einheiten man zur Verfügung hat / ausgebildet werden, oder muss man mit dem zurechtkommen, was man hat?

Die klassische Treffentaktik hat halt als kennzeichnendes Merkmal, dass die Streitmacht aus relativ vielen, spezialisierten Truppengattungen besteht. Alle mit ihren Vor- und Nachteilen. Plänkler, leichte Infanterie, schwere Infanterie, Speerträger, Bogenschützen und i.d.R. leichte Reiterei an den Flanken.

Sehr schön nachzuspielen in Rome: Total War mit History Mods (z.B. Rome: Total Realism; Europa Barbarorum; Flagellum Dei und wie sie alle heißen).

Die Spezialisierung der Einheiten bringt natürlich auch Nachteile mit sich, z.B. muss man die logistischen Erfordernisse für alle Einheiten getrennt jonglieren, und wenn die Leichte Infanterie schwere Verluste hinnehmen musste, bringt es einem wenig, wenn gerade Nachschub für Schwere Infanterie reingekommen ist, usw.

(Bei meiner Franken-Kampagne in R:TW war z.B. ein Problem, dass ich selber keine guten leichten Speerwerfer ausheben konnte, und deswegen meine wenigen, von anderen Stämmen abgeworbenen Angones hüten müsste wie meinen Augapfel, da Verluste unter ihnen langfristig schwerer wogen als unter den schweren Nahkämpfern, die ich jederzeit ersetzen konnte.)

Sehr toll übrigens bei R:TW auch das Moralsystem. Das ist eine Sache, die ich bisher in KEINEM Rollenspielsystem vernünftig gelöst gesehen habe. Ein Computerprogramm wie R:TW kann halt da dutzende oder hunderte von Variablen mit einbeziehen, und schafft es dadurch, die Kampfmoral sehr realistisch abzubilden. Dem RPG-SL hingegen bleibt nichts anderes übrig, als da "frei Schnauze" zu bestimmen, wann eine Einheit die Hosen voll hat. Das muss er aber auch, denn die Kampfmoral war immer schon der Schlüssel zu Sieg oder Niederlage.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Zauberelefant am 7.08.2012 | 10:10
Ich bin mir beim lesen nicht ganz sicher, inwieweit ein kleinklein-Simulationismus denn überhaupt Sinn macht. Man kann natürlich für alles mögliche Tabellen, Modifikatoren, Wiederholungswürfe und sonstiges aufstellen - aber rechtfertigt das Ergebnis denn den erforderlichen Aufwand?
Ich behaupte: Nein. Wer unbedingt eine TT-CoSim spielen möchte, wäre z.B. mit GWs Warmaster gut bedient - Minis durch farbigen Karton ersetzen, los gehts. Das Spiel legt insbesondere Wert auf die Schwierigkeit, eine Armee über einen großen Raum zu koordinieren - Befehlswürfe sind nötig, um Einheiten zu bewegen (und damit angreifen oder schießen zu lassen). Das Regelwerk gibts für Umme hier:
http://www.games-workshop.com/gws/content/article.jsp?catId=cat480010a&categoryId=6700008a&section=&aId=21500023a (http://www.games-workshop.com/gws/content/article.jsp?catId=cat480010a&categoryId=6700008a&section=&aId=21500023a)

Ansonsten sind bei den typischen Feldherrenaufgaben folgende Dinge wichtig (und die werden auch alle vom ach so unspezifischen Sun Tsu behandelt):
Kämpf ich zu Hause oder anderswo? Hab ich richtige Informationen? Wie weit ist der Versorgungsweg? Was sind meine Kriegsziele? Wie sind die zahlenmäßigen Verhältnisse? Wer ist beweglicher? Wie ist das Gelände? Wo will ich kämpfen? Wie motiviert sind meine Kämpfer und die des Gegners? Wer sind meine Verbündeten, wie zuverläßig sind sie? Usw.

Das läßt sich nach meinem dafürhalten entweder nur sehr simplistisch lösen (REIGN hatte da einen Ansatz, wo man sich durch Aktionen der SCs für die Company/Schlacht einen Vorteil verschaffen konnte, sowas gibts aber in fast jedem TT) oder mit einem übergroßen Aufwand, den eigentlich nur Kollege Computer lösen kann (wie bei TW: Rome)

Wenn man sich auch nur oberflächlich mit Krieg befasst, stellt man schnell fest, daß Kleinigkeiten einen großen Einfluß auf die Schlacht haben können. Z.B. hat letztlich eine kleine Truppe zu allem entschlossener Exilbraunschweiger Napoleon Waterloo gekostet. Wie bildet man sowas ab?
Im größeren Maßstab: Die wesentlich kleinere Wehrmacht hat mit taktischer Überlegenheit, höherer Moral und größerer Beweglichkeit die Rote Armee bis Moskau zurückgeworfen. Obwohl die Sowjets mit dem T-34 bessere Panzer hatten (wenn auch nicht in erforderlicher Stückzahl), zu Hause kämpften, das Gelände eher den Verteidiger bevorteilte und zahlreiche Großstädte zu erobern waren. Die Ursachen dafür sind natürlich nachvollziehbar
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
lassen sich aber nicht im Rahmen eines freien Spieles 1:1 umsetzen.

Letztlich plädiere ich für das Spielen eines Feldherren für ein Rules-light-System. Wenn auf beiden Seiten des Tisches keine Stabsoffiziere sitzen, dann würde ich den Schwerpunkt für den Spieler auf
- das Aussuchen guter Unterführer
- Entscheidungen, wo und wann gekämpft wird
- das Halten flammender Reden
- Entscheidungen, was mit Besiegten geschieht
- das Formulieren des Schlachtplans
- Ausheben von Truppen
legen. Für alles weitere kann man mit entsprechenden Skills arbeiten. Einschätzen der Lage in einer Schlacht und davon abhängig das Entsenden der Reserven etwa.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Dark_Tigger am 7.08.2012 | 10:40
- das Formulieren des Schlachtplans
Und genau für diesen Teil will sich Blutschrei Hintergrundwissen aneignen.  ;)
Die Disskusion kam nur auf wegen Leuten die meinten solche Informationen bräuche man im Spiel nicht.
Und dann verliert sowas im Internet halt gerne den Bezug zum OP. (http://xkcd.com/386/)  ~;D

Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Zauberelefant am 7.08.2012 | 11:07
Und genau für diesen Teil will sich Blutschrei Hintergrundwissen aneignen.  ;)
Die Disskusion kam nur auf wegen Leuten die meinten solche Informationen bräuche man im Spiel nicht.
Ist doch ganz einfach. Vorstoßen über die Flanke, Einkesseln, fertig.  ;D
So hams die Großen gemacht.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Beral am 7.08.2012 | 13:20
EDIT: Kennt jemand ein Buch über die mongolische Kriegsführung? Es sollte etliche chinesische, dazu arabische und europäische Quellen geben, ich kenne sie leider nicht, aber für jemanden den es nach Taktik dürstet, wäre es sicherlich interessant.
Über Dschingis Khan gibt es viel Literatur, da wird auch auf seine Kriegstaktik eingegangen.

Ich selbst habe einen gleichnamigen Roman gelesen, weiss nicht mehr von welchem Autor, das war so etwas wie eine Biographie. Da wurden sowohl langfristige politisch-militärische Strategien bescheieben als auch unmittelbare Kriegs- und Schlachttaktiken. Bemerkenswert war beispielsweise der Umgang mit Information auf verschiedenen Ebenen. In der Schlacht gab es angeblich ein ausgeklügeltes System mit Fahnen, das Befehle vom Feldherr zu den einzelnen Truppenteilen sozusagen auf Sichtkontakt übermittelte. Außerhalb des Schlachtgeschehens hatte Khan ein dichtes Netz von Eilboten und hatte so über die Entwicklungen im riesigen Reich einen Informationsvorsprung vor allen Gegnern. Der Führungsstil gegenüber den Untergebenen wurde auch ausführlich beleuchtet. Wie er sie motiviert und diszipliniert hatte.
Alles in allem eine empfehlenswerte Lektüre für einen Einblick in die politischen, militärischen, strategischen und taktischen Gegebenheiten der Mongolen unter Dschingis Khan. Wenn Interesse da ist, kann ich demnächst den Autor herausfinden.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Skele-Surtur am 7.08.2012 | 16:24
Von Stephen Turnbull gibts da was. Seine Büchlein haben ein wenig den Ruf des populärwissenschaftlichen und dank der großzügigen Illustrationen von Wayne Reynolds, der auch RPG-Bücher (D&D) mit seinem Artwork beglückt hat, wirkt das ganze manchmal etwas WAS-IST-WAS-haft. Für den Einstieg hielte ich es aber für ganz brauchbar.

Mongol Warrior 1200-1350
ISBN: 1-84176-583-X
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Blutschrei am 8.08.2012 | 18:14
Zitat
Alles in allem eine empfehlenswerte Lektüre für einen Einblick in die politischen, militärischen, strategischen und taktischen Gegebenheiten der Mongolen unter Dschingis Khan. Wenn Interesse da ist, kann ich demnächst den Autor herausfinden.

@ Beral:
Interesse ist durchaus gegeben, das klingt vielversprechend, was du da schreibst, ein Autorenname wäre nett! =)
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: LöwenHerz am 13.08.2012 | 08:32
Dir wurde ja hier (http://tanelorn.net/index.php/topic,76090.msg1565328.html#msg1565328) bereits Macchiavelli empfohlen. Ich finde all seine Werke für Staatsmänner recht inspirierend. Mein Tipp: setze Dich mal ne Stunde mit dem Kerl und seinen Werken auseinander. Entweder er trifft Deinen Nagel voll auf den Kopf, oder Du suchst anderes, als ich, wenn ich einen Feldherren (und Politiker) spielen wollte ;)
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Zauberelefant am 13.08.2012 | 11:01
Ich möchte an dieser Stelle auch nochmal den Clausewitz ins Spiel bringen. Wenn Dir so Leute wie Cäsar, Borgia, Napoleon als Vorbilder vorschweben, dann sind die beiden Autoren eigentlich Pflicht.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Beral am 15.08.2012 | 15:40
@ Beral:
Interesse ist durchaus gegeben, das klingt vielversprechend, was du da schreibst, ein Autorenname wäre nett! =)
Ich kümmere mich darum.

Habe in der Zwischenzeit Sunzis "Kunst des Krieges" gelesen und kann das uneingeschränkt weiterempfehlen. Das Heftlein ist nur 64 Seiten lang, hat es aber faustdick in sich. Keine unnötigen Worte, streckenweise ist jeder Satz ist eine konkrete Regel. Erst wollte ich den Inhalt in Stichpunkten verdichten, aber dann ist mir klargeworden, dass es fast einem Abschreiben gleichkäme.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Dark_Tigger am 15.08.2012 | 15:52
Habe in der Zwischenzeit Sunzis "Kunst des Krieges" gelesen und kann das uneingeschränkt weiterempfehlen. Das Heftlein ist nur 64 Seiten lang, hat es aber faustdick in sich. Keine unnötigen Worte, streckenweise ist jeder Satz ist eine konkrete Regel. Erst wollte ich den Inhalt in Stichpunkten verdichten, aber dann ist mir klargeworden, dass es fast einem Abschreiben gleichkäme.
Das ist es glaube ich was Samael mit maximal unspezifisch meinte. ;)
Obwohl ich den man auch empfohlen habe.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Tim Finnegan am 15.08.2012 | 15:58
Das ist es glaube ich was Samael mit maximal unspezifisch meinte. ;)
Obwohl ich den man auch empfohlen habe.

Naja, maximal unspezifisch bedeutet in dem Fall hallt: die absoluten Basics.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Beral am 15.08.2012 | 16:32
Ich frage mich, was man in diesem Fall mit "spezifisch" meint.

Viele von Sunzis Basics sind für die meisten Rollenspiele zu spezifisch. Welcher SL hat eine maßstabsgetreue Karte parat, auf der Täler, Hügel, Flüsse, Pässe, Wälder usw. eingezeichnet sind? Auf der weiterhin vermerkt ist, wo ein Fluss überquert werden kann und wo nicht, wie viele Fluchtwege ein Pass bietet, von welchen Seiten ein bestimmter Punkt gut zugänglich ist? Welcher SL hat die nötigen Infos parat, um das Problem von Truppenversorgung und Nachschub zu behandeln?

Sunzi denkt sehr kontextsensibel, die meisten Rollenspiele tun das genaue Gegenteil. Dadurch wird es schwer werden, die Prinzipien der Kriegsführung mit den Mitteln der charakterzentrierten Regelwerke einzubringen.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Zauberelefant am 16.08.2012 | 09:46
Wenn meine SC einen Taktikwurf schaffen, dann wird das Spielfeld entsprechend angepaßt/beschrieben. Die Methode würde ich auch hier anwenden. Da gehts ja genau um Fragen der Strategie: Wo kämpfen wir, wie kommen wir dahin, und worauf sollten wir achten? Und ein guter Wurf steht hier für richtige Entscheidungen. Wenn ich Blutschrei richtig verstanden habe, hätte er da wohl Freude dran.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Beral am 16.08.2012 | 10:24
Ja, von dieser Seite aufgezäunt kann man auf Sunzis Regeln prima reiten.

Das ist allerdings kein echtes Taktieren, sondern bewirkt nur den Anschein, taktiert zu haben.   
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Zauberelefant am 16.08.2012 | 10:25
Du meinst, so wie ein Schwertkampf im RPG kein echter Kampf ist, sondern nur den Anschein erweckt?
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Beral am 16.08.2012 | 11:32
Nein, so war es nicht gemeint.

Wenn man taktiert, dann sucht man einen Weg unter Berücksichtung von inneren und äußeren Faktoren. Zuerst sind die Faktoren da, und dann versucht man mit ihnen so umzugehen, dass man den größten Vorteil bewirkt. Das ist echtes Taktieren und kann auch im Rollenspiel gemacht werden. Dafür müssen die Faktoren vor der taktischen Entscheidungsfindung festgelegt sein.

Wenn man einen Taktikwurf macht und dann die äußeren (eventuell auch die inneren) Faktoren so ausdenkt, dass sie zum Wurf passen, hat man nicht taktiert. Die entscheidenden Faktoren sind erst rückwirkend eingeführt worden, nachdem das Ergebnis feststand. Immerhin gab es einen Taktikwurf und man hat eine plausible taktische Ursache für den eigenen Erfolg oder Misserfolg gefunden. Man kann es damit also so aussehen lassen, als ob taktiert worden wäre.

Ich meine das nicht wertend. Die erste Möglichkeit ist nicht besser als die zweite. Es kommt ganz auf die Ziele der Gruppe an, welche Methode passt. Deswegen habe ich dir auch Recht gegeben, dass man Sunzi für gewisse Wünsche sehr gut und ohne Umwege gebrauchen kann. Für andere Wünsche kann man ihn mit dem klassischen Regelmaterial nicht direkt nutzen.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Feuersänger am 16.08.2012 | 11:56
Vielleicht wäre dann da als Charakterwert noch "Leadership" oder sowas interessant, womit festgestellt wird, wie gut der Feldherr seine Unterführer im Griff hat, ihre Einsätze timen kann, und so weiter.

Also z.B., der rechte Flügel soll vorrücken und Druck machen, weil der Feldherr sieht, dass die gegnerische Linie dort ins Wanken gerät. Oder, das 3. Bataillon soll das 1. unterstützen, wenn dieses unter Druck gerät. Kann er diese Aktionen rechtzeitig durchführen lassen, bevor es zu spät ist?
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Beral am 16.08.2012 | 12:34
Kleines Experiment, siehe Anhang. Ich habe Sunzis Regeln aus dem ersten Kapitel notiert, habe die Schlussfolgerungen daraus daneben geschrieben und habe als drittes notiert, welche Regeln es benötigt, um das im Rollenspiel umzusetzen.

Die dritte Spalte ist vielleicht besonders interessant. Zuerst mal ist anzumerken, dass sie nur für den Fall gilt, dass man wirklich taktisch spielen möchte. Will man stattdessen die Erzählung mit taktischen Elementen anreichern (es nach Taktik aussehen lassen), dann braucht man die gesamte dritte Spalte nicht, sondern es reicht ein Eigenschaftswert "militärische Taktik", den man so einsetzt, wie es Zauberelefant beschrieben hat. Die ersten zwei Spalten dienen dann als Reservoir an Erzählmöglichkeiten, von denen man die gerade passende in die Erzählung einfügt.

Wenn man wirklich taktieren will, müssen die Faktoren vorher feststehen. Die dritte Spalte deutet an, welche Faktoren es sind, und wie in etwa sie im Regelwerk auftauchen müssen. Kommentare?

[gelöscht durch Administrator]
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Timo am 16.08.2012 | 15:18
Ich weiss, ich weiss ihr habt hier jetzt 4 Seiten diskutiert und RL Beispiele und Quellen aufgeführt, aber ich komme mal wieder mit meinem mittlerweile alten Hinweis(der praktisch immer ignoriert/abgelehnt wird, aber ich gebe da ja nicht auf):

Was spricht dagegen die Company-Rules aus Reign zu nutzen?
Hinten auf dem Regelwerk selbst steht ja schon drauf, dass man die CompanyRegeln auch mit anderen Systemen kombinieren kann, darf und sollte.

Die Companyregeln währen (schnelle) Regeln fürs führen, leiten und managen von Gruppierungen von der Größe einer Räuberbande bis zu Nationen, das schliesst nat. auch das führen von Schlachten und grobe Taktiken die man anwenden kann ein.

Da braucht man gar nicht mehr das spez. Wissen um Strategie und Taktik sondern hat eine Basis die alle Spieler und der SL nutzen können.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Dark_Tigger am 16.08.2012 | 15:23
Weil es so wie ich BS verstanden habe, es nicht um Regeln ging, sondern um KnowHow für den Rollenspielerischen Aspekt der Geschichte.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Blutschrei am 16.08.2012 | 15:46
Zitat
Weil es so wie ich BS verstanden habe, es nicht um Regeln ging, sondern um KnowHow für den Rollenspielerischen Aspekt der Geschichte.
Exakt.

Zitat
Da braucht man gar nicht mehr das spez. Wissen um Strategie und Taktik sondern hat eine Basis die alle Spieler und der SL nutzen können.
Es geht ja eben darum, dieses Wissen ins Rollenspiel zu tragen und somit den Charakter realistischer und feinkörniger abzubilden, währenddem es (mir) auch einfach Spaß macht, diesen Aspekt genauer auszuspielen. Eine Regel zur Abstraktion würde dem also widersprechen.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Beral am 16.08.2012 | 16:23
Was spricht dagegen die Company-Rules aus Reign zu nutzen?
Sie liegen nur in englischer Sprache vor.
Ich weiss, ich weiss, englisch sollte heutzutage keine Barriere sein. Ist es aber für sehr viele Leute.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Blechpirat am 16.08.2012 | 18:19
Sie umgehen natürlich auch den Wunsch des OP, taktisch zu spielen, da sie ein dramatisches Element sind.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Tim Finnegan am 16.08.2012 | 20:02
Ich bin mal so frei und entführe den Thread etwas.
In den letzten Jahren hatte ich zwei mal die Situation dass wir vom reinen Rollenspiel zu Strategie und Taktik (und zurück) gewechselt sind.
Das eine Mal war meine langjährige BattleTech Runde, bei der wir über Mercenaries I und II den Sprung zu MechWarrior (RPG) gemacht haben und von dort aus zu einem richtigen Strategiespiel umgebaut haben. Gerade das war faszinierend weil es immer noch weitestgehend PvP war, bzw. die Spieler auch die Opposition übernommen haben und jeweils einer Schiedsrichter war.
Die zweite Runde spielte in einem mystischen China und bei etwas Smalltalk stellte sich heraus dass wir alle die alten Spiele "Bandit Kings of Ancient China" und "Romance of the Three Kingdoms" gespielt und gemocht haben, also hat sich unser Spiel recht schnell in diese Richtung bewegt, mit dem SL als Opposition.

Wie sieht das bei euch bisher so aus, habt ihr schon mal den Schritt zum große Strategiespiel im RPG gemacht?
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Beral am 19.08.2012 | 16:20
@ Beral:
Interesse ist durchaus gegeben, das klingt vielversprechend, was du da schreibst, ein Autorenname wäre nett! =)
C. C. Bergius - Dschingis Chan
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: SeelenJägerTee am 27.08.2012 | 17:34
Jetzt mal ne Frage an die Experten.

Es heißt ja immer, dass es wichtig ist die Initiative zu behalten.
Andererseits heißt es, dass die Verteidigung stärker im Vergleich zum Angriff sei.

Die beiden Grundsätze widersprechen sich für mich irgendwie.
Der Verteidiger überlässt dem Angreifer ja zumindest bei der Wahl des Ziels die Initiative. Der Angreifer kann sich dabei aus mehreren Zielen eines Heraussuchen und das angreifen. Der Verteidiger muss aber alle potentiellen Ziele verteidigen, da er ja erst mal keine Ahnung hat welches jetzt (wie) angegriffen werden wird und welches nicht.
Das der Verteidiger im Abwehrgefecht jetzt die Initiative ergreifen kann leuchtet mir ein, aber in diesem Gefecht dürfte er ja deutlich weniger Truppen als der Angreifer haben, da der sich ja nicht so weit verteilen musste.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Feuersänger am 27.08.2012 | 18:22
Naja, für einen erfolgreichen Angriff gegen einen verteidigungsbereiten Gegner braucht man eine deutliche Übermacht bzw. äquivalente Vorteile (Kampfkraft, Flankenbonus etc.).
Das Stichwort ist außerdem "Verteidigungsbereit" - der Verteidiger bekommt seinen Bonus, wenn er Zeit hatte, seine Truppen günstig zu positionieren usw. Bei einem Überraschungsangriff oder Hinterhalt schaut das wieder ganz anders aus.

Wie weiter vorne im Thread schon erwähnt, geht es u.a. darum, seine Kräfte so zu bündeln, dass man lokal eine Überzahlsituation erzeugen kann.
Wenn der Verteidiger 10 Städte hat, und jede mit 1000 Mann verteidigt, dann wird der Angreifer keine Chance haben, wenn er jede Stadt separat von 1000 Mann angreifen lässt. Wenn er aber seine Truppen zusammenzieht und eine Stadt mit 10.000 Mann angreift, kann der Verteidiger da nur zugucken.

Initiative haben heisst auch, den Gegner zu etwas zwingen zu können.
Der Verteidiger könnte z.B. versuchen, seine Garnisonen da zusammenzuziehen, wo er den nächsten Angriff erwartet. Bzw. idealerweise an einer Stelle, wo der Angreifer durch _muss_, auch wenn er dafür vielleicht weiter vorn gelegene Ziele dem Feind preisgeben muss.
Umgekehrt kann sich auch ein Angreifer so positionieren, dass er den Verteidiger dazu zwingt, selber in die Offensive zu gehen.

Kommt halt auch immer drauf an, von was für einem Szenario wie hier sprechen, also z.B. Vormoderne, wo alle nur zu Fuß unterwegs sind, oder Moderne, wo schnelle Truppenverlegungen möglich sind; außerdem was es für Waffen gibt, weil da wieder einige den Vorteil zum Angreifer schieben und andere den Verteidiger stärken, und so weiter.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Teylen am 27.08.2012 | 18:31
Es heißt ja immer, dass es wichtig ist die Initiative zu behalten.
Andererseits heißt es, dass die Verteidigung stärker im Vergleich zum Angriff sei.
Die Aussage das eine Verteidigung prinzipiel staerker als ein Angriff ist kann ich schwer nachvollziehen.
Ansonsten besteht ein Unterschied ob man auf Basis einer Vorhand die Verteidigung aufbaut waehrend man den Gegner unter einen gewissen Druck setzt, oder ob man die Verteidigung in Nachhand auf einen Angriff hin aufbauen muss. Das heisst ob die Defensive Strategie von einem selbst ausgeht oder man sich die Defensive Strategie aufzwingen laesst.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: YY am 27.08.2012 | 19:10
Es heißt ja immer, dass es wichtig ist die Initiative zu behalten.
Andererseits heißt es, dass die Verteidigung stärker im Vergleich zum Angriff sei.

Etwas abstrakter als bei Feuersänger:

Initiative bezieht sich definitionsgemäß darauf, irgendeine Aktion (als Erster) durchzuführen oder mit irgendwas anzufangen.
Gerade in Bezug auf Kampfhandlungen hakt das tatsächlich ein bisschen, wenn man den Verteidiger betrachtet.

Mit dem Konzept OODA-Loop (http://de.wikipedia.org/wiki/OODA-Loop) lässt sich das Ganze etwas besser beleuchten.

Statt also vom Erlangen/Behalten der Initiative zu sprechen, geht es darum, zum Einen den eigenen OODA-Loop schneller zu durchlaufen als die Gegenseite und zum Anderen, den Gegner beim Durchlauf zu stören. Hauptsächlich geschieht das, indem man durch Tarnung, Täuschung und (Kommunikations-)Störung die beiden O-Phasen manipuliert.
Das Stören der D-Phase ist ziemlich situationsabhängig - manchmal ist es gar nicht möglich; auf strategischer Ebene bildet die A-Phase dann den eigentlichen Kampfverlauf, der wiederum von den OODA-Loops der tieferen Ebenen geprägt wird.


Etwas konkreter heißt das, dass - wie bereits angeklungen - der Verteidiger es sich offensichtlich nicht erlauben kann, einfach seine Kräfte gleichmäßig zu verteilen und den Gegner machen zu lassen.
Er muss versuchen, die Absicht des Gegners zu erkennen, indem er die Lage aus der Perspektive des Gegners betrachtet und diesen entsprechend zu täuschen, vor allem über die tatsächlich vorhandenen Kräfte.
So kann er im Idealfall den Angriffsort erkennen oder sogar bestimmen (!), i.d.R. aber wenigstens unwahrscheinliche Ziele schwächer verteidigen.

Je nach konkreter Situation ist es ebenso denkbar, den Gegner auf dem Anmarsch anzugreifen, nachdem dessen Absicht erkannt wurde - oder, die nötige Mobilität vorausgesetzt, erst nach dem Erkennen der gegnerischen Absicht mobil gehaltene Reserven an den zukünftigen Gefechtsort zu verlegen.

Kurz:
In einer konkreten Situation ist der Verteidiger auch im Vorfeld eines Kampfes meist nicht völlig blind gegenüber den Absichten und Möglichkeiten des Gegners.
Das darf er auch nicht sein - wenn er vor, während und nach dem Einrichten seiner Verteidigung faktisch gar keine OODA-Loops (mehr) durchläuft, muss er scheitern.


Die Aussage das eine Verteidigung prinzipiel staerker als ein Angriff ist kann ich schwer nachvollziehen.

Bei gleichen Kräfteverhältnissen ist der vorbereitete Verteidiger (nur um diesen geht es bei der Aussage) aus folgenden Gründen im Vorteil:

- Er hat die bessere Ortskenntnis
- Er kann schanzen (in welcher Form auch immer)
- Er ist zum Gefechtszeitpunkt besser organisiert, weil er nicht den Unwägbarkeiten auf dem Anmarsch ausgesetzt ist
- Er kann sich besser tarnen als der in Bewegung befindliche Gegner
- Er kann ein dichteres/besseres Beobachtungsnetz einrichten
- Er kann Fallen und Täuschungen vorbereiten
- Er kann mehr schwere (bzw. schwerere) Waffen einsatzbereit halten

In konkreten Situationen lässt sich das ein bisschen besser beurteilen, aber die gerade genannten gelten im Prinzip vom Zweikampf bis hoch zum Feldzug.

Ich mache es mir mal einfach und frage nach Beispielen, in denen der Angreifer deutlich im Vorteil ist/war - und behaupte, dass dabei meistens die Kräfteverhältnisse eben nicht ausgeglichen sind/waren oder der Angreifer anderweitig große Anstrengungen unternommen hat, um die Vorteile des Verteidigers zu unterlaufen. 

Die größere Arbeitslast trägt jedenfalls stets der Angreifer.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Beral am 27.08.2012 | 19:23
Die beiden Grundsätze widersprechen sich für mich irgendwie.
Sie tun das nur scheinbar.

Es ist wie mit den beiden Sprüchen "Gegensätze ziehen sich an" und "Gleich und gleich gesellt sich gern". Beide beschreiben treffend einzelne Aspekte von sozialen Beziehungen. Wenn man hier mit einer Entweder-Oder-Logik zu Werke geht, verliert man einen Teil der Wahrheit. Gerade bei komplexen Sachverhalten ist die Sowohl-Als-Auch-Denkweise unabdingbar. Wenn das Eine wahr ist, muss das Andere deswegen nicht falsch sein.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Feuersänger am 27.08.2012 | 19:28
Das erinnert mich wiederum an die Behauptung, dass nach 1871 quasi kein Staat mehr einen erfolgreichen Angriffskrieg gegen einen anderen Staat führen konnte. Bürgerkriege wohlgemerkt ausgeklammert.
Und auch wenn es da vielleicht Ausnahmen geben mag, die Tendenz ist dennoch eindeutig. Sogar die mächtige Sowjetunion hat sich in Afghanistan ne blutige Nase geholt, trotz beliebiger zahlenmäßiger und materieller Überlegenheit. Und auch da, wo sich der Angreifer nicht direkt eine blutige Nase geholt hat, kam es meistens zu Pattsituationen oder Abnutzungskriegen, so gut wie nie jedoch zu einem Sieg der Angreifer.

[In Sachen Irak ist die Jury noch draußen. Die "heiße Phase" haben natürlich die Amis klar gewonnen, das war aber auch als ob man einem Kleinkind das Sandförmchen wegnimmt. Dennoch betrachten die Amerikaner den Krieg bis heute nicht als beendet, und es mehren sich die Meinungen, dass man ihn bereits verloren habe.]
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: YY am 27.08.2012 | 20:10
Das erinnert mich wiederum an die Behauptung, dass nach 1871 quasi kein Staat mehr einen erfolgreichen Angriffskrieg gegen einen anderen Staat führen konnte.

Militärisch erfolgreiche Offensivoperationen im großen Rahmen gab es schon nicht wenige.
Verloren bzw. wieder aus der Hand gegeben worden ist das dann meist eher parallel oder im Nachgang auf politischer Ebene.
Oder es war von vornherein keine "richtige" Eroberung geplant und die Kriegsziele viel begrenzter.

So pauschal würde ich das jedenfalls nicht unterschreiben.

Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Talim am 27.08.2012 | 20:19
Kurze Google Suche: Russisch Japanischer Krieg + noch ein paar mehr.

Aber es stimmt schon. Der Anteil wird immer geringer, da die "Staatengemeinschaft" gegen Aggressoren vorgeht.

Talim
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: SeelenJägerTee am 27.08.2012 | 20:26
Sie tun das nur scheinbar.

Es ist wie mit den beiden Sprüchen "Gegensätze ziehen sich an" und "Gleich und gleich gesellt sich gern". Beide beschreiben treffend einzelne Aspekte von sozialen Beziehungen. Wenn man hier mit einer Entweder-Oder-Logik zu Werke geht, verliert man einen Teil der Wahrheit. Gerade bei komplexen Sachverhalten ist die Sowohl-Als-Auch-Denkweise unabdingbar. Wenn das Eine wahr ist, muss das Andere deswegen nicht falsch sein.

OK ich hab mich schlecht ausgedrückt.
Dass der Verteidiger einen Vorteil gegenüber dem Angreifer hat glaube ich sofort. (Wenn ich mich recht entsinne geht man von einer Kampfkraftsteigerung vom Faktor 2 aus.)
Das Problem, das ich sehe ist, dass man dem Feind überlässt den Ort zu wählen an dem Er angreift und er dort dann mit VIEL mehr Kampfkraft angreift.

A und B haben je 10.000 Mann
A verteidigt 10 Postitionen, macht 1000 an jeder. Er vernachlässigt 5 erhöht die Stärke an den Verbliebenen auf 2000.
Verdopplung durchs Eingraben kämpfen die wie 4000.

Der Angreifer B kommt dort mit 8000, die restlichen 2000 machen Scheinangriffe an den anderen Positionen um potentielle Verstärkung zu binden.
Kampfkraft verhält sich zwar nicht so einfach wie Lanchester es gerne hätte sondern komplexer, aber sie wächst sicher nicht linear mit der Anzahl.
Das klingt für mich total beschissen für den Verteidiger A, vor allem weil B jetzt mit vielen Leuten auf etwas sitzt was A ja eigentlich haben will (sonst hätte man ja wahrscheinlich was anderes Verteidigt und die Position geopfert). Jetzt ist A in der unangenehmen Position dass seine Kräfte verteilt sind, B auf etwas sitzt das man zurück haben will und B dort auch noch mehr Mannschaft UND den Verteidigervorteil hat. Ganz neben bei gehen außerdem gerade die Möbel von A kaputt weil bei ihm zuhause gekämpft wird.

Effektiv ist also alles was B machen kann nur 2 von seinen 10 zielen zu verteidigen die ihm als plausibelste Angriffsziele erscheinen.
Wenn B jetzt einfach statistisch angreifen würde hätte er eine 3/4 Chance einfach kampflos durch zu kommen. Dumm nur wenn B nicht zufällig angreift, dazu noch nachrechnet und sich denkt "arschlecken ich greif was anderes an". Dann sind die Chancen gut etwas zu erwischen was gerade unverteidigt ist und das auch noch ziemlich Kampflos.
Jetzt ist man an dem Punkt angekommen, wo sich der Verteidiger 2 Sachen aussuchen kann die der Angreifer ganz bestimmt nicht bekommt aber der ganze Rest fällt an den.
Das ist doch inakzeptable.

Das alles klingt für mich so als ob man es auf jeden Fall immer und unter allen Umständen vermeiden will nicht anzugreifen.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Feuersänger am 27.08.2012 | 20:45
Daher kommt ja das Konzept der "Verteidigung in der Tiefe", erfolgreich angewandt und vielleicht sogar entwickelt von unserem guten König Otto I. in den 950ern gegen die Ungarn.

Abstrahiert:
Man lässt den Gegner ruhig erstmal rankommen; das verlängert seine Nachschubwege und verkürzt deine, außerdem kann man ihm so potentiell den Rückzug abschneiden.
Die Stellungen (Städte, Burgen) bemannt man nur mit relativ geringen Kräften, in unserem Beispiel könnte man sagen: 400 Mann.
Weitere 1000 Mann sind mobil und werden so eingesetzt, dass sie flexibel die Stellungen verstärken können, an denen der Gegner seine kleineren Störaktionen unternimmt.
Die restlichen 5000 hält man gebündelt und setzt sie so ein, dass sie die Verteidigung gegen die feindliche Hauptstreitmacht unterstützen können.

Resultat: mit weniger als 1000 Mann braucht der Angreifer es nirgends probieren. Scheinangriffe mit bis zu knapp 3000 Mann werden von der kleinen mobilen Reserve zurückgeschlagen. Und selbst wenn der Angreifer seine ganzen 10.000 Mann auf ein Ziel ansetzt, reicht die Haupteinsatzgruppe zur Abwehr aus; und erst recht wenn der Angreifer seine Kräfte aufteilt. Sollte der Angreifer hingegen seine Truppen stärker aufspalten, kann die Einsatzgruppe in die Gegenoffensive gehen und die Armeen des Invasors einzeln abfrühstücken.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 27.08.2012 | 20:59
OK ich hab mich schlecht ausgedrückt.
Dass der Verteidiger einen Vorteil gegenüber dem Angreifer hat glaube ich sofort. (Wenn ich mich recht entsinne geht man von einer Kampfkraftsteigerung vom Faktor 2 aus.)
Das Problem, das ich sehe ist, dass man dem Feind überlässt den Ort zu wählen an dem Er angreift und er dort dann mit VIEL mehr Kampfkraft angreift.
Ah der Geist der Offensive

Nur sagen wir mal , der Feldzug beginnt mit 10,000 Feldheer auf beiden Seiten
A fällt ein mit 10.000 Mann
V wählt sein Schlachtfeld auf As Weg mit 10.000 Mann

A kommt nicht mit 10.000 erschöpften Mann an, sondern mit weniger.

Marschverluste, Sicherungs Detachements und das nur wenn er nichts belagern muss, keine grösseren Bautätigkeiten...

V dominiert das Schlachtfeld(Lager, Wasser, Positionen etc ppp)
 
btw Ablenkungsangriffe müssen gelingen, wenn A mehr Leute dafür nutzt als V
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: YY am 27.08.2012 | 21:00
Das Problem, das ich sehe ist, dass man dem Feind überlässt den Ort zu wählen an dem Er angreift und er dort dann mit VIEL mehr Kampfkraft angreift.

Ein paar Gegenpunkte:

Der Gegner ist nicht beliebig mobil. Eine völlig freie Wahl hat er nicht, weil die Orte z.B. unterschiedlich schwer zu erreichen sind oder die Anmarschwege so lang/ungünstig, dass große Truppenbewegungen leicht erkannt werden.
Und wenn er einmal irgendwo ist, dann geht es so schnell auch nicht mehr woanders hin.


Große Gefechte dauern lange. Da gibt es für einen aufgeweckten Verteidiger meist genug Gelegenheiten, z.B. Scheinangriffe andernorts als solche zu erkennen, die entsprechenden Feindkräfte zu zerschlagen und Verstärkung ins Hauptgefecht zu werfen (siehe Feuersänger).


Mehr Mannstärke heißt nicht zwingend mehr Schlagkraft pro Zeiteinheit. Ab einem gewissen Punkt ist das Gefechtsfeld "voll" und mehr Leute bringen hauptsächlich mehr Reibung, mehr Ziele für den Gegner usw..
Dann hat man "nur" noch den Vorteil, immer frischere Truppen ins Gefecht schicken zu können als der Verteidiger - der kann dann aber dennoch auf Zeit spielen, bis Verstärkung herangeführt werden kann.


Als so abstraktes Rechenspiel sieht das viel schlechter für den Verteidiger aus, als es ist.
Mir fällt auf Anhieb kein Spiel ein, das ich für so was nehmen würde, aber so ein Szenario könnte man doch durchaus mit einem editierbaren Runden- oder (behäbigen) Echtzeitstrategiespiel mal durchgehen.

Bei einigen Spielen sieht man die relevanten Mechanismen aber auch ohne per Editor erstelltes Szenario; Cossacks II und die Kohan-Reihe (http://en.wikipedia.org/wiki/Kohan_%28series%29) würden mir da auf Anhieb einfallen.

Anmarsch- und Gefechtszeiten sowie unvollständige Informationslage sind die Knackpunkte - das kommt beim reinen Zahlenspiel nicht rüber.


Noch zwei Punkte am Rande:
Jetzt ist man an dem Punkt angekommen, wo sich der Verteidiger 2 Sachen aussuchen kann die der Angreifer ganz bestimmt nicht bekommt aber der ganze Rest fällt an den.

Davon ausgehend, dass die Einzelgefechte stets wie oben von dir beschrieben verlaufen und so schnell vorbei sind, dass man nicht sinnvoll reagieren kann, wäre das für den Verteidiger sogar die beste Situation.
Dann wäre nämlich der übermäßig erfolgreiche Angreifer selbst zu weit verteilt und müsste sich unaufhaltbaren Gegenschlägen stellen...

Das ist in den meisten Konstellationen ein eher absurdes Konzept, wenn es auch in Einzelfällen tatsächlich so laufen kann/so gelaufen ist.

Das alles klingt für mich so als ob man es auf jeden Fall immer und unter allen Umständen vermeiden will nicht anzugreifen.

Wenn jeder Angriff immer schnell und sauber klappen würde - aber irgendwas ist immer  ;)

Und auf strategischer Ebene kann man sich das ohnehin meistens gar nicht aussuchen - da sind Angreifer und Verteidiger i.d.R. erst mal festgelegt.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 27.08.2012 | 21:18
From The Maurice

"Never expect the enemy to do what you think he's going to do, and never expect that schedules will be met on time. And, most of all, always remember the first law of battle: everything gets fucked up as soon as the enemy arrives. That's why he's called the enemy."

http://www.baenebooks.com/10.1125/Baen/0671878654/0671878654.htm?blurb
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Eulenspiegel am 27.08.2012 | 21:28
Russland hat ja in den Napoleonischen Kriegen auch sehr gut demonstriert, dass ein Rückzug sehr erfolgreich sein kann: Vor allem in Kombination mit "verbrannter Erde" und darauf hoffen, dass der Gegner seine Versorgungslinien überzieht. Wenn der Gegner dann total erschöpft und unterernährt in deiner Hauptstadt steht und deine Kapitulation verlangt, ist es an der Zeit, zum Gegenschlag auszuholen und den Gegner dahin zurückzutreiben, woher er kam.

BTW, Lanchester hat sein Gesetz nicht für beliebige Schlachten formuliert sondern hauptsächlich für Artillerieschlachten. Und dort gilt es nach wie vor.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Zauberelefant am 28.08.2012 | 00:15
Viele der Gesetzmäßigkeiten lassen sich anhand des Krieges in Nordafrika nachvollziehen: Schnelle Truppen können massiert eingesetzt den Verteidiger überrumpeln, kleine Kontingente eingegrabener und motivierter Truppen können Festungen sehr lange halten, Nachschubwege werden lang (was zu den seesaw-battles führte: einmal kurz vor Kairo, zurück nach Tripolis, einmal nach Kairo, zurück nach Tripolis...), den Gegner verlangsamen wird wichtiger, als jedes Fort zu halten, etc.

Grundsätzlich würde ich mit einer beliebigen Armee immer lieber verteidigen als anzugreifen - weil es mir leichter fällt, meine Vorteile umzusetzen. Umgekehrt hab ich immer einen Nachteil, wenn ich statische Ziele halten muß - weil mein Schlachtplan dann in weiten Teilen festgelegt ist, ein Problem, daß der Angreifer so nicht hat. Außerdem ist der Angreifer zum Siegen verdammt. Alles andere bedeutet mitten im Feindesland handfeste Probleme. Der Verteidiger kann hingegen auch mal kurzfristig Truppen ausheben, und die Moral hält ebenfalls länger, wenn die Truppen Haus und Hof verteidigen.

Angreifen ist also echt knifflig. Clausewitz sagt, daß man dem Gegner die Mittel nehmen muß, sich zu wehren, und die sind naturgemäß näher am Verteidiger.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Dark_Tigger am 28.08.2012 | 02:05
Das erinnert mich wiederum an die Behauptung, dass nach 1871 quasi kein Staat mehr einen erfolgreichen Angriffskrieg gegen einen anderen Staat führen konnte. Bürgerkriege wohlgemerkt ausgeklammert.
Ich glaube Korrekt heißt es, konnte kein Staat seit 1871 seine Kriegsziele, je gegen einen anderen autonomen Staat (vollständig) durchsetzten.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Zauberelefant am 28.08.2012 | 02:09
Noch genauer: nicht gegen einen autonomen Staat und dessen Verbündeten. Polen (als Territorialstaat) war schon nicht mehr existent, dennoch fochten polnische Einheiten an allen Fronten gegen Hitlerdeutschland. Die hatten sogar eine Exilregierung. Ohne Alliierte wäre das nichts geworden.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Beral am 28.08.2012 | 12:28
@SJT: Es gibt ja noch die dritte Kriegsweisheit: Angriff ist die beste Verteidigung.
Das bringt es natürlich völlig durcheinander. ~;D

Als Verteidiger positioniere ich meine 10k Mann auf die zwei ersten Festungen auf dem Weg des Angreifers, je 5k pro Festung. Bei der ersten sagt der Angreifer: Hier ist fett bewacht, ich ziehe weiter, bis ich ungestört angreifen kann. Wenn er auf halbem Wege zur zweiten Festung ist, greife ich ihn von beiden Seiten an.  :P

Somit habe ich alle Weisheiten befolgt. Ich habe als Verteidiger Vorteile gehabt. Ich habe den Vorteil der Initiative genutzt. Ich habe zwecks Verteidigung angegriffen.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Dark_Tigger am 28.08.2012 | 12:36
Somit habe ich alle Weisheiten befolgt. Ich habe als Verteidiger Vorteile gehabt. Ich habe den Vorteil der Initiative genutzt. Ich habe zwecks Verteidigung angegriffen.
Nein eigentlich hast du ein schönes Beispiel gegeben das Verteidiger sein, und die Initiative haben sich nicht ausschließen muss.

Vor allem weil ich in diesem Fall immernoch die Vorteile des (strategischen) Verteidigers auf meiner Seite habe, obwohl ich taktisch Angreifer bin.
Ortskenntnis, kurze Versorgungswege, vermutlich Rückhalt in der lokalen Bevölkerung, möglicherweiße sogar vorbereitete Stellungen aus denen heraus ich meinen Angriff führen kann.

Aber eigentlich kann man das ganze inzwischen in einen neuen Thread auslagern. "Weißheiten von Sandkastengenerälen" oder so.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: SeelenJägerTee am 28.08.2012 | 12:41
Funktioniert halt nur dann, wenn der Angreifer nicht 10 sondern nur 2 Ziele zur Auswahl hat.
Und nicht jede Region hat den Luxus so von Barrieren abgeschirmt zu sein.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Dark_Tigger am 28.08.2012 | 12:46
Aber der Angreifer kann es sich auch einfach nicht leisten 2 so große Armeen in seinem Rücken zurückzulassen.
Die können völlig problemlos seine Versorgungsrouten abschneiden, Gegenangriffe auf sein Terretorium ausführen, jede Garnision die er in eroberten Städten zurück lässt überrennen.... usw.

Das beste Beispiel dafür ist die Spätphase von Hanibals Feldzug, kurz bevor die Römer zum Gegenangriff auf Nordafrika übergingen.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Teylen am 28.08.2012 | 12:52
Bei gleichen Kräfteverhältnissen ist der vorbereitete Verteidiger (nur um diesen geht es bei der Aussage) aus folgenden Gründen im Vorteil
So wie die Aussage in den Raum gestellt wurde ging es nicht um einen vorbereiteten Verteidiger sondern allgemein einen Verteidiger.
Das ein vorbereiteter Verteidiger, auf eigenem Gelaende, einem [ggf. unvorbereiteten] Angreifer gegenueber einen Vorteil haben kann, ist imho offensichtlich.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Feuersänger am 28.08.2012 | 13:05
Und genau so ist das auch gemeint.
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Dark_Tigger am 28.08.2012 | 13:08
Selbst dann kann man als Verteidiger noch einfacher das Gelände nutzen, und den Gegner in seinem Aufmarsch stören usw.
Der Angreifer muss den Verteidiger ja von seinem Geländestück herunterbekommen, während der Verteidiger eigentlich nur stehen bleiben muss. (Sehr vereinfacht gesprochen)
Hier zeigt sich dann auch wieder wie wichtig die Initiative ist. Kann ich als Angreifer den Verteidiger auf Gelände erwischen das sich nicht gut verteidigen lässt, ist er gekniffen. Kann er sich in seine gewünschte Position bewegen, und mir damit das Schlachtfeld aufzwingen, bin ich gekniffen.

In jedem fall kann ich als Angreifer, aber nicht einfach frei agieren solange seine Armee noch in meinem Rücken ist. (heißt Vorteil für den Verteidiger)
Siehe dazu meinen letzten Eintrag.

Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: YY am 28.08.2012 | 16:11
Funktioniert halt nur dann, wenn der Angreifer nicht 10 sondern nur 2 Ziele zur Auswahl hat.
Und nicht jede Region hat den Luxus so von Barrieren abgeschirmt zu sein.

Mach dir doch beim nächsten größeren (halbwegs symmetrischen) Bodenkrieg, über den brauchbar berichtet wird, folgenden Spaß:

Versetze dich in die Position des Verteidigers und versuche zu erkennen, was die Kriegsziele des Gegners sind, wo seine Truppen stehen/aufmarschieren und welchen Weg er nehmen wird.
Das kannst du dann schön mit dem tatsächlichen Verlauf vergleichen.


Oder lass dir von jemand anderem die Ausgangssituation eines schon abgeschlossenen Krieges schildern (mit Karten usw.) und denk das dann durch. So musst du nicht auf das Ergebnis warten.
Freilich solltest du dann nicht allzuviel über den genauen Verlauf wissen und dein Helfer muss sich ein bisschen auskennen, um alles Relevante reinzunehmen.


Oder lies ein entsprechend detailliertes Buch über einen bereits abgeschlossenen Krieg oder lokale Teilabschnitte eines Krieges und überlege immer mit, was der Verteidiger wie wann wusste und wie er reagiert hat.

Nochmal:
Der Angreifer ist mindestens am Boden nicht beliebig mobil und größere Verbände kann man nicht auf Dauer verstecken.
Das lässt schon mit wenig Übung ziemlich genaue Schlüsse zu, wann von wo nach wo vorgerückt wird. 
Titel: Re: Einen Feldherren spielen: Wissen über Strategie und Taktik
Beitrag von: Zauberelefant am 28.08.2012 | 22:01
Was uns zu einer weiteren Sandkastengeneralsweisheit bringt: Der Krieg ist entschieden, bevor der erste Schuß fällt.