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Pen & Paper - Spielsysteme => Fate => Thema gestartet von: Praion am 14.12.2012 | 11:11

Titel: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Praion am 14.12.2012 | 11:11
Die Gedanken die hier geäußert werden beruhen zum großen auf diesem Threat hier (http://tanelorn.net/index.php/topic,78889.0.html)

Wenn ich von Charakterveränderung spreche meine ich dies nicht primär vom "Advancement" Standpunkt sondern von Charakter und Rollenspiel Sichtweise.

Hier sind 3 Dinge aus Burning Wheel/Mouse Guard die ich sehr mag und für die mich interessieren würde, wie man solche Veränderungs-Mechanismen in Fate hacken könnte.

1. Die high/low Nature Gefahr in Mouse Guard
Sinkt meine Natur in Mouse Guard vorübergehend auf 0 entwickelt die Maus einen neuen Tick der sehr unmaushaft ist. Dies äußert sich darin, dass einer ihrer Traits (von denen man so 2-4 hat meistens) in einen Trait geändert wird der ihre unmaushaft
widerspiegelt. So wurde eine der Mäuse in meiner Runde von Hilfsbereit zu Aggressiv und eine andere wurde Paranoid (lange her, weiß nicht mehr was das vorher war). Da man Traits ausspielen muss um ihre Boni zu kassieren ändert dies sehr wie die Maus gespielt wird da dieses Charakterzug nun deutlich gespielt werden muss.
In Fate gibt es nichts, dass den Spieler dazu zwingt einen Aspekt zu ändern. Man kann neue Aspekte auf ihn legen aber das muss nicht lange gelten.


2. Burning Wheel Trait Vote
Nach jedem Arc (oder so alle 6-8) Sessions gibt es einen Trait Vote in BW. Da wird über die Spielweise des Charakters reflektiert und er bekommt neue Traits verpasst von der Gruppe. Diese können rein beschreibend sein (bringen einem trotzdem ggf. Gummipunkte) oder sehr klare mechanische Dinge sein.
Dies reflektiert den Wachstum des Charakters und zeigt gleichzeitig dem Spieler wie seine Spielweise bei den anderen ankam.

Dies kann man noch relativ leicht in Fate umsetzen in dem man z.B. sagt 2 Aspekte sind regelmäßig im Wandel und werden von der Gruppe bestimmt. Fühlt sich aber irgendwie seltsam an.

3. Und das ist wohl der wichtigste Punkt. Moldbreaker.
Der Belief in Mouse Guard und Burning Wheel ist so das ähnlichste zu einem Core-Aspekt. Spielt man seinen Belief und zeigt die Einstellung des Charakters bekommt man dafür einen Gummipunkt. Wenn der Belief ein bestimmtes Ziel enthält und man dies in einer Session erfüllt gibt es eine bessere Art Gummipunkt (und man kann seinen Belief auf etwas neues ändern. Yay, Charakterentwicklung). Man kann aber auch voll gegen den eigenen Belief handeln. Dafür wird man ebenso mit der besseren Art Gummipunkt belohnt.
In Fate geht das nicht. Ich kann einen Reiz ablehnen aber das kostet mich. Im besten Fall habe ich die Wahl zwischen zwei Reizen und muss mich entscheiden. Für einen bekomm ich einen Punkt und kaufe damit den anderen Reiz auf. MEchanisch nicht sehr interesant. Charakterentwicklugn wird also letztendlich eher bestraft als gefördert. Fate sagt mir "Spiel deinen Charakter so wie du gesagt hast und nicht anders. Spielst du ihn anders dann ist das unwirtschaftlich".
Gleichzeitig gibt es nichts das mir sagt "Hey, du bist fertig mit dem Aspekt, wähle einen neuen".

Daher ist es voraussehbar wie ein Charakter sich verhalten wird. Man könnte theoretisch eine ganze Geschichte nur aus Reizen aufbauen und an sich wird man vielen davon folgen bis man genug Fate Punkte hat.
Eine moralische Entscheidung die gegen einen bestimmten Aspekt geht zu stellen ist nicht so spannend da es mechanisch klar eine bessere Entscheidung gibt. Geht nur mit 2 Aspekte wie gesagt.

Wie bekomme ich sowas besser in Fate? Kostenloses ablehnen von Reizen ist extrem uncool und geht gegen die Grundidee des Systems. Es fühlt sich so an als kann man an sich mit Fate cool Geschichten schaffen aber die Momente in denen man gegen die eigene Natur handeln könnte kosten doppelt und ich will ja eben diese Veränderung in Charakteren sehen.

Und ja, ich weiß das Fate nicht Burning Wheel oder irgend ein anderes System ist. Mich stört nur diese Implikation das Charaktere sich nicht aus dem Spiel herraus ändern.

Vielleicht etwas verwirrend alles,
Entschuldigt bitte
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Haukrinn am 14.12.2012 | 12:01
Welches FATE?`

Zu 1.: Das riecht für mich nach Extreme Consequence und sollte damit auch problemlos umsetzbar sein.
Zu 2.: Das ist in der Tat eine interessante Idee und irgendwie wundert es mich dass die meisten FATE-Inkarnationen das höchstens indirekt unterstützen (in der Erfahrungsregeln findet sich in einigen Spielen ja eine "Change an Aspect"-Passage, aber wie man das explizit dann umsetzt steht da nicht).
Zu 3.: Das ist schwierig. Darüber habe ich aber auch schon mal nachgedacht. Was man zum Beispiel machen könnte ist nach einer Session besonders dramatische Compels (als Gruppe) belohnen indem man die betreffenden Charaktere beim nächsten Mal mit mehr FATE-Punkten (also einmalig höherem Refresh) anfangen lässt. Eine direktere Belohnung während des Spiels würde wohl die normalen FATE-Mechanismen zu schnell aushebeln.
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Praion am 14.12.2012 | 12:09
1. Nein das kann man eben nicht problemslos machen da
* Spieler bestimmen wann sie das bekommen
* Spieler bestimmen welche Konsequenz sie nehmen

Als SL hat man da gar kein Einfluss etwas zu zu sagen. Du kannst letztendlich genau die extreme Konsequenz nehmen, die du am coolsten findest, nicht eine mit der du dann leben musst obwohl dich das echt stört.
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Haukrinn am 14.12.2012 | 12:19
Dannn verstehe ich Dich nicht ganz? Geht es darum dass Du über die Aspekte einen Verhaltenskodex für einen Charakter festlegst und der SL bestimmt wie sich dieser verändert oder ob dieser eingehalten wird? Oder wie?
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Blaue Reiterin am 14.12.2012 | 12:23
Ich hoffe, ich habe dich richtig verstanden. Leider ist meine letzte (und bislang einzige) FATE-Runde schon etwas her, zudem spielt meine Runde meistens mit leichten Änderungen und Vereinfachungen von Regelwerken, wenn das sinnvoll erscheint. Und nicht zuletzt bin ich mit deinen Beispielen nicht vertraut.

Aber ich erinnere mich noch gut, dass uns beim Reizen auf Aspekte störte, dass dies jeweils immer nur die Interpretation des SL widerspiegelt. Hat man also einen Aspekt, der sinngemäß etwa "Gesinnung: gut" bedeutet, liegt es in so einer Situation erst einmal am SL zu entscheiden, ob eine bestimmte Handlung gerade gut ist oder nicht - und reizt darauf (oder eben nicht). Dabei geht u.U. der komplexere Hintergrund des Chars verloren, ganz abgesehen davon, dass sich über die Frage, was gut und richtig ist und erlaubt sein soll, schon seit Jahrtausende Gelehrte streiten.
Wirtschaftlich durchsetzungsfähig ist aber jeweils die Interpretation des Reizenden.

Wir haben es dann folgendermaßen geregelt (evtl. auch einer halboffiziellen Erweiterung der Regeln entnommen, ich weiß es nicht mehr, tut mir leid): Wird auf einen Aspekt gereizt und damit zu einer Handlung oder zu einem Unterlassen angeregt und der Spieler fand das unpassend (Betonung: unpassend, nicht störend!) für seinen Char, konnte der betroffene Spieler einen neuen - kostenfreien - Aspekt definieren, der den Zwang abwendet, aber auch mit der Gruppe abgestimmt wurde (es sollte schlicht keine Jokerkarte werden, a la "hat ein Amulett, dass ihn von falschen Gedanken abhält").

Sinngemäß war dies: Besagte Gesinnung sollte den Char dazu motivieren, dem Schurken zu folgen und mögliche Risiken zu ignorieren. Vor diese Entscheidung gestellt, musste der Charakter feststellen, dass seine Freunde (die Gruppe) ihm doch an dieser Stelle wichtiger sind als das abstrakte Prinzip. Also kam die Gruppe rein in die Aspekte, konnte im folgenden gereizt werden, und ließ dem Charakter die Möglichkeit einer Weiterentwicklung, die sich auch in den Aspekten widerspiegelte.
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Blechpirat am 14.12.2012 | 13:47
Eigentlich sehen alle "offiziellen" Fate Varianten zwei Verfahren vor, um das von der blauen Reiterin beschrieben Problem zu umgehen.

1. Werden Aspekte in der Gruppe erzeugt, damit ein Konsens über ihren Inhalt besteht.
2. Werden Compels "verhandelt", der SL soll also mit den Spielern über den Compel reden und auch eine andere Handlung akzeptieren, wenn diese ein Reizen des Aspekt beschreibt und den Spieler einen vergleichbaren Nachteil gibt.

@Praion: Kennst du die Extreme Konsequenz aus Dresden Files, die nur dann genommen werden kann, wenn man auch einen Charakteraspekt abändert? Beispiel ist Harry, der sich so schlimm verbrannt hat, dass er seine magischen Fähigkeiten nicht mehr einsetzen kann. Das ist eine extreme (aber auch irgendwann vergängliche) Änderung des Charakters.
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Pyromancer am 14.12.2012 | 14:08
Als SL hat man da gar kein Einfluss etwas zu zu sagen.
Natürlich hast du als SL da Einfluss, genau wie jeder andere am Tisch. Mund aufmachen. Reden.

Zitat
Du kannst letztendlich genau die extreme Konsequenz nehmen, die du am coolsten findest, nicht eine mit der du dann leben musst obwohl dich das echt stört.
Ich glaube, das ist ein Feature, kein Bug.
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Praion am 14.12.2012 | 14:23
@Praion: Kennst du die Extreme Konsequenz aus Dresden Files, die nur dann genommen werden kann, wenn man auch einen Charakteraspekt abändert? Beispiel ist Harry, der sich so schlimm verbrannt hat, dass er seine magischen Fähigkeiten nicht mehr einsetzen kann. Das ist eine extreme (aber auch irgendwann vergängliche) Änderung des Charakters.

1. Nein das kann man eben nicht problemslos machen da
* Spieler bestimmen wann sie das bekommen
* Spieler bestimmen welche Konsequenz sie nehmen

Als SL hat man da gar kein Einfluss etwas zu zu sagen. Du kannst letztendlich genau die extreme Konsequenz nehmen, die du am coolsten findest, nicht eine mit der du dann leben musst obwohl dich das echt stört.

Dresden Files ist meine Haupt Bezugsstelle zu Fate.

Natürlich hast du als SL da Einfluss, genau wie jeder andere am Tisch. Mund aufmachen. Reden.

Richtig. Das ändert aber nichts daran, dass ich keine Chance laut System habe.

Ich glaube, das ist ein Feature, kein Bug.

Naja, die Frage stellt sich mir im Moment eben ein bisschen. Scheint mir im Moment so, als ob du wirklich in wenigen Systemen so viel Einfluss auf den eigenen Charakter hast wie in Fate. Gleichzeitig wird Charakterveränderung vom System nicht wirklich belohnt/gefördert und dadurch kann das leicht zu sehr sehr statischen Charakteren kommen.
Zwar kann man seine Aspekte ändern aber es gibt wenig, dass einen dazu motiviert.
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 14.12.2012 | 15:21
Wenn ich Dich richtig verstehe und Du nach Regeln suchst, wie Du als eSeL den Charakter eines Spielers dauerhaft verändern kannst und das gegen seinen Willen,
dann ist FATE als Regelwerk grundsätzlich vielleicht nicht die richtige Herangehensweise. FATE lebt doch von der Autonomie des Spielers über seinen Charakter!
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 14.12.2012 | 15:32
Zitat von: Praion

Zwar kann man seine Aspekte ändern aber es gibt wenig, dass einen dazu motiviert.

Mutmaßung oder eigene Erfahrung?
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Praion am 14.12.2012 | 15:49
Mutmaßung oder eigene Erfahrung?

Lesen des Systems.
Ich rede jetzt rein Storygamer mäßig nach Lektüre des Regelwerkes.

Natürlich würde dein "Lora, mein Schnuckimäuschen" Aspekt anders funktionieren wenn der SL Lora in der letzten Session gekillt hat (oder ein anderer Spieler, oder du, oder wer auch immer) aber...

Wenn ich Dich richtig verstehe und Du nach Regeln suchst, wie Du als eSeL den Charakter eines Spielers dauerhaft verändern kannst und das gegen seinen Willen,
dann ist FATE als Regelwerk grundsätzlich vielleicht nicht die richtige Herangehensweise. FATE lebt doch von der Autonomie des Spielers über seinen Charakter!

Nein, was mich stört ist, dass ich den Charakter nicht so richtig vor schwere Entscheidungen stellen kann da es für Reize immer einen an sich "besseren" Weg gibt mit diesen umzugehen.
Hat man eine Entscheidung die so gar nicht mit irgendwelchen Aspekten des Charakters zu tun hat ist dies auch nicht so spannend da es dann nicht an den Kern des Charakters geht. Egal wie man es aufzieht, es geht daneben.
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Pyromancer am 14.12.2012 | 15:55
Ich hab FATE nicht sehr viel gespielt, aber z.B. bei DitV war es so, dass da die Traits regelmäßig den Geschehnissen und der Charakterentwicklung angepasst wurden, und da ist das auch eine Sache des Spielers, völlig ohne SL-Einfluß und völlig ohne sonstigen mechanischen Anreiz.

Umgekehrt gefragt: Warum sollte ich als Spieler nicht einen Aspekt ändern, wenn mein Gefühl mir sagt, dass der Charakter sich geändert hat? Das kostet doch nichts.
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Praion am 14.12.2012 | 15:58
Umgekehrt gefragt: Warum sollte ich als Spieler nicht einen Aspekt ändern, wenn mein Gefühl mir sagt, dass der Charakter sich geändert hat? Das kostet doch nichts.

In meiner Erfahrung sind viele Spieler faul und haben schon Probleme mit den ersten Aspekten. Die dann noch regelmäßig zu ändern ist, gerade für Leute die sehr casual spielen evtl. zu viel.
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Menthir am 14.12.2012 | 16:16
Ich hab FATE nicht sehr viel gespielt, aber z.B. bei DitV war es so, dass da die Traits regelmäßig den Geschehnissen und der Charakterentwicklung angepasst wurden, und da ist das auch eine Sache des Spielers, völlig ohne SL-Einfluß und völlig ohne sonstigen mechanischen Anreiz.

Umgekehrt gefragt: Warum sollte ich als Spieler nicht einen Aspekt ändern, wenn mein Gefühl mir sagt, dass der Charakter sich geändert hat? Das kostet doch nichts.

Genau darauf zielt Fate doch auch ab. Demnach kann ich dem nur rechtgeben.

In meiner Erfahrung sind viele Spieler faul und haben schon Probleme mit den ersten Aspekten. Die dann noch regelmäßig zu ändern ist, gerade für Leute die sehr casual spielen evtl. zu viel.

Deine unterstellte Faulheit der Spieler kann doch nicht Aufhänger sein, ihnen die mechanische wie auch kreative Kontrolle zu nehmen und ihren Charakter zu Änderungen zu zwingen. Vielmehr ist es doch deine Aufgabe als Fate-Meister deine Spieler, wenn sie nicht von alleine auf Änderungen kommen oder sie nicht wollen, für solche Möglichkeiten des Wechsels zu sensibilisieren. Dazu kann man dort eben in Gesprächen auch unter Einbezug der Gruppe eben über die von den Mitspielern und Spielleiter wahrgenommenen Änderungen eingehen und sie dann dem Spieler vorschlagen.

Ich bin ein Spieler und Spielleiter, der sehr viel von Charakterentwicklung hält, aber ebenso viel von der Charakterverantwortlichkeit des Spielers. D.h. wenn ich ein System spielte, welches mir diese Freiheit suggerierte, aber auf einmal mein Spielleiter mir eine Entscheidung vorsetzte, welche meine Charakterentwicklung von seiner Interpretation meines Charakters abhängig machte, würde ich wahrscheinlich - vorausgesetzt diese Änderung geschieht ohne mein Vorwissen - sehr ungehalten darauf reagieren. Ja, ich würde mich ernsthaft fragen, warum er mich nicht auf mögliche Veränderungen angesprochen hat und ich würde (jetzt mal am Beispiel Malmsturms gehalten) darauf bestehen, wenn er auf eine Plotimmunität verweisen darf, dass ich was den mechanischen Kern meines Charakters angeht, auch auf eine Charakterimmunität verweisen darf.

Und gerade wenn ein Spieler, der sehr casual spielt, schon Probleme hat, mit seinen Aspekten klarzukommen, welchen Sinn machte es, ihn mechanisch noch zu Wechseln anzuregen oder im Ernstfall zu zwingen, weil SL und Gruppe das vielleicht für angebracht halten könnten?

Ich würde diese mechanische und relative Souveränität des Spielers über seinen Charakter unangetastet lassen und wenn ich unbedingt Reize zur Charakterentwicklung als Meister setzen möchte (und ich finde, dass das System dies an fast allen Stellen implizit nahelegt, seinen Charakter auch zu entwickeln, in dem es eben die weitestgehende Freiheit über den Charakter lässt) würde ich dies nicht auf einer mechanischen Ebene im Regelsystem ansetzen, sondern eher in Rückmeldungen und gezielten Absprachen mit den Spielern, dass dies gewünscht ist. Und in Folge dessen würde ich die Entwicklung eines Charakters protokollarisch niederlegen (muss ja nicht ausführlich sein), und dann zum gegebenen Zeitpunkt eine Erweiterung oder Änderung des Charakters in Absprache mit Spieler und Gruppe vorschlagen, sodass ich anhand der Mitschrift und Beobachtung nicht nur nach Bauchgefühl dem Spieler etwas aufdrücke. Das kann sich, sobald das Gang und Gäbe ist, durchaus dann mit weniger Absprache niederschlagen. Gerade zu Beginn würde ich das aber vorsichtig einführen und nicht dem Spieler die Souveränität über seine Charakterentwicklung nehmen, in dem ich ihm den Input vorschreibe durch meine Interpretation als SL.
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 14.12.2012 | 17:56
Ich sehe das genauso wie du - Rollenspiel sollte in erster Linie Spaß machen, da wirkt sich Druck seitens des SL in der Regel ungut aus. Ich glaube aber auch, dass Praion eine ganz eigene Art des Leitens hat...
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Praion am 15.12.2012 | 10:48
Ich glaube aber auch, dass Praion eine ganz eigene Art des Leitens hat...

Danke... ::)

Oh man. Meine Art zu leiten liegt darin Sachen so zu leiten wie das Buch mir sagt, dass ich es machen soll. Wo ist das Problem dabei?
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Haukrinn am 15.12.2012 | 10:56
Bei dir bestimmt nicht. Bei Dresden Files könnte es aber am Buch liegen. Eine besonders gute Anleitung ist das meiner Meinung nach nämlich nicht. :-)
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 15.12.2012 | 11:17
Danke... ::)

Oh man. Meine Art zu leiten liegt darin Sachen so zu leiten wie das Buch mir sagt, dass ich es machen soll. Wo ist das Problem dabei?

Ich habe bei dir den Eindruck, dass du dich immer sehr am Buch orientierst und einen sehr stark vom Crunch beeinflussten Spielstil hast (siehe die diversen Mouse Guard-Beispiele). Das muss ja nicht schlecht sein, und solange deine Gruppe Spaß hat, ist doch alles cool.  :d
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Praion am 15.12.2012 | 11:24
Ich habe bei dir den Eindruck, dass du dich immer sehr am Buch orientierst und einen sehr stark vom Crunch beeinflussten Spielstil hast (siehe die diversen Mouse Guard-Beispiele). Das muss ja nicht schlecht sein, und solange deine Gruppe Spaß hat, ist doch alles cool.  :d

Ich glaube das ist andersrum. Ich benutze Crunsh, der sehr stark den Spielstil beeinflusst.
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 15.12.2012 | 11:50
Äh. Sag ich doch.  ;D
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: LordBorsti am 16.12.2012 | 17:07
@Praion:

Es gibt bei FATE (mit ausnahme der extremen Konsequenz und die ist optional) keinen Regelmechanismus, der den Spieler zwingt seinen Charakter zu verändern. Und das ist auch so gewollt.

Wenn du und deine Gruppe sowas haben wollen, dann müsst er euch eine Hausregel bauen:

Was spricht dagegen eine Hausregel einzuführen, dass nach jedem Spielabend ein Aspekt ausgetauscht oder umformuliert werden muss um die Entwicklung des Charakters widerzuspiegeln? Die Änderung wird vom SL oder der Gruppe abgesegnet. Wenn sich die Gruppe einig ist, dass der Charakter an einem Abend keine Charakterenwicklung hatte, bleibt alles beim Alten. Einfach und Simpel.

Wenn du ein bisschen Vorlauf möchtest, kannst du auch einen Stress-Track einführen, der für jedes abgelehnte Reizen (Compel) ein Kreuzchen bekommt und wenn er voll ist, muss ein Aspekt umformuliert werden. Vorzugsweise der Aspekt, bei dem am häufigsten das Reizen abgelehnt wurde.
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 16.12.2012 | 21:45
Nein, was mich stört ist, dass ich den Charakter nicht so richtig vor schwere Entscheidungen stellen kann da es für Reize immer einen an sich "besseren" Weg gibt mit diesen umzugehen.
Hat man eine Entscheidung die so gar nicht mit irgendwelchen Aspekten des Charakters zu tun hat ist dies auch nicht so spannend da es dann nicht an den Kern des Charakters geht. Egal wie man es aufzieht, es geht daneben.

Danke für die Erläuterung. Ich würde dennoch gerne die Charakterentwicklung allein den Spielern überlassen und allenfalls Möglichkeiten dazu liefern, doch interessante Konflikte und Storyaufhänger. Eigentlich ergeben sich viele Entwicklungen ja gerade aus den Spieleraspekten (z.B. "Der nächstbeste Erzmagus von Tarindia" oder "Graf Orsino raubte mir die Ehefrau").
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Praion am 16.12.2012 | 21:57
Danke für die Erläuterung. Ich würde dennoch gerne die Charakterentwicklung allein den Spielern überlassen und allenfalls Möglichkeiten dazu liefern, doch interessante Konflikte und Storyaufhänger. Eigentlich ergeben sich viele Entwicklungen ja gerade aus den Spieleraspekten (z.B. "Der nächstbeste Erzmagus von Tarindia" oder "Graf Orsino raubte mir die Ehefrau").

Aber die Konflikte sind nicht wirklich interessant glaube ich.
Du hast nicht die Wahl entweder X zu tun oder hinter Graf Orsino hinterher zu jagen. Also du hast die Wahl zwischen entweder In oder Outgame Bestrafung.

Also z.B. will Graf Orsino euch helfen den Drachen zu töten. Ohne ihn sieht es echt schlecht aus. Der Spielleiter reizt dich sein Angebot nicht anzunehmen weil du noch sauer auf ihn bist.

Du kannst also
Den Reiz annehmen und musst so gegen den Drachen <--- doof
Du kannst einen Fatepunkt bezahlen <--- doof und nimmst die Hilfe an.

Egal wie du dich verhällst als Spieler du wirst bestraft. Im Zweifelsfall willst du aber eher den Reiz annehmen weil ja Fatepunkte sher praktisch sind. Daher ist die Wahl zwar Schwierig aber mehr aus Spielersicht und nicht auf Charakterebene.

mmmhhh. *denk*  wtf?
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Rabe am 17.12.2012 | 12:56
Gleichzeitig gibt es nichts das mir sagt "Hey, du bist fertig mit dem Aspekt, wähle einen neuen".

Ich möchte widersprechen:
Dafür gibt es Meilensteine: "Milestones  are  moments  in  the  game  where something has happened to justify some kind of advancement. " DFRPG p.88
Es wird ausdrücklich gesagt, dass die auch erreicht werden können, wenn während einer Sitzung etwas Signifikantes in der Geschichte geschieht. Wenn man also eines seiner großen Lebensziele (ausgedrückt in einem Aspekt) in einer Geschichte erreicht, dann kann man als Spieler den Aspekt verändern.
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Blechpirat am 17.12.2012 | 13:07
Wenn du das mit den Keys in TSoY vergleichst, hat Praion schon recht. FATE kann Charakteränderungen abbilden, und das Design geht auch von einer ständigen Änderung aus, aber es gibt keinen mechanischen Impuls, seinen Charakter zu ändern.

Ich habe in der Vergangenheit ziemlich gute Erfahrungen mit Aspekten gemacht, die die Beziehungen zwischen zwei Gruppenmitgliedern betreffen. Diese Ändern sich sehr viel regelmäßiger als z.B. "Trägerin von Mordreds Schwert" oder "Söldner des Guten"
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Praion am 17.12.2012 | 13:12
Ich möchte widersprechen:
Dafür gibt es Meilensteine: "Milestones  are  moments  in  the  game  where something has happened to justify some kind of advancement. " DFRPG p.88
Es wird ausdrücklich gesagt, dass die auch erreicht werden können, wenn während einer Sitzung etwas Signifikantes in der Geschichte geschieht. Wenn man also eines seiner großen Lebensziele (ausgedrückt in einem Aspekt) in einer Geschichte erreicht, dann kann man als Spieler den Aspekt verändern.

Ja man kann. Aber man muss oder sollte nicht. Das einzige was einen antreiben könnte wäre, dass ein Aspekt der nicht mehr zutreffend ist weniger gereizt wird. Allerdings kann man umgekeht auch sagen, dass er ja gar nicht unwichtig werden kann da er weiter gereizt wird...
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Blechpirat am 17.12.2012 | 13:23
Praion: Was ich meinte ist, dass du natürlich statische Aspekte haben kannst (stark wie ein Bär) - die ändern sich wohl nie. Aber "ich muss auf die kleine Melanie aufpassen" ändert sich schon, spätestens wenn Melanie dich verraten hat.
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Rabe am 17.12.2012 | 13:36
Also z.B. will Graf Orsino euch helfen den Drachen zu töten. Ohne ihn sieht es echt schlecht aus. Der Spielleiter reizt dich sein Angebot nicht anzunehmen weil du noch sauer auf ihn bist.

Du kannst also
Den Reiz annehmen und musst so gegen den Drachen <--- doof
Du kannst einen Fatepunkt bezahlen <--- doof und nimmst die Hilfe an.

Egal wie du dich verhällst als Spieler du wirst bestraft.

Wobei du hier die Absicht des SL nicht deutlich machst. Warum reizt er das Ablehnen der Hilfe des Grafen? Das Ziel des Reizens sollte doch sein, die Dramatik zu erhöhen:
Die Hilfe des Grafen anzunehmen scheint hier der einfache (= langweilige) Weg zu sein, viel spannender könnte es werden, sich jetzt andere Hilfe suchen zu müssen und der Kampf mit dem Drachen nur das Finale einer Heldenreise ist, dh. das eigentliche Abenteuer ist der Weg dorthin, die Mühen unterschiedlichste Mitstreiter zu gewinnen, etc.
Oder der Spielleiter will die Dramatik erhöhen, indem er alternative Vorgehensweisen befördern will, schließlich kann man einen Drachen nicht nut tot würfeln, sondern auch überreden/erschrecken/täuschen/bestechen/etc. Egal was, es wird vermutlich spannender als ein Kampf mit 'sicherer' Übermacht.

Daher ist es also sehr die Frage ob ein Spieler durch eine kompliziertere Situation 'bestraft" oder "belohnt" wird.

Aber als Spielleiter könnte ich mir auch vorstellen, dass das Ablehnen des Reizen von mir mit dem Satz beantwortet wird: "Gut, du entscheidest dich trotz deiner Vergangenheit die Hilfe des Grafen anzunehmen. Er scheint sehr zufrieden zu sein und schickt seine besten Leute mit dir und besorgt jegliche Ausrüstung, die hilfreich währe. Gemeinsam könnt ihr den schrecklichen Drachen ohne Probleme besiegen. Ihr kehrt als Helden zurück und nun sitzt du während der Siegesfeier auf dem Ehrenplatz neben dem Grafen, auf seiner anderen Seite, deine -frühere- Ehefrau."
(Das könnte doch eine interessante Szene werden.)

Das einzige was einen antreiben könnte wäre, dass ein Aspekt der nicht mehr zutreffend ist weniger gereizt wird. Allerdings kann man umgekeht auch sagen, dass er ja gar nicht unwichtig werden kann da er weiter gereizt wird...
Ich glaube wir verstehen (und verwenden) Aspekte völlig unterschiedlich. Einen Aspekt, der nicht gereizt werden soll, den notiere ich nicht für meinen Charakter.
Aber ich kenne auch Spieler, die sehr ungern gereizt werden und dann reize ich sie als SL halt nicht.
Dann sind sie zwar weniger ins Spiel eingebunden, als andere, deren Aspekte in der Geschichte eine Rolle spielen, aber es sollen doch alle Spass haben und nirgendwo gibt es eine Pflicht zum Reizen von Aspekten?
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 18.12.2012 | 20:15
Ich finde, ein Spieler, dessen Aspekt so ins Zentrum einer Geschichte gerückt wird, und der diesen Aspekt als "trouble" bewusst eingebaut hat, bereits als "belohnt".
Er bekommt eine interessante Szene, in der er ggf. mit sich und dem Gegner ringen muss. Nach dieser Sitzung, wenn sich der Graf als vertrauenswürdig erwiesen hat, kann der Spieler ja entscheiden, ob er den Aspekt ändern will oder ob er gerne noch einmal (gar wiederkehrend) mit ihm die Klinge kreuzen will...

Ich muss gestehen, ich glaube fast, die Diskussion findet auf einer höheren Eben statt, als ich derzeit durchdringe.... wtf?
Titel: Re: FATE mit mehr Charakterveränderung
Beitrag von: LordOrlando am 27.12.2012 | 08:28
Hmm...bin mir auch nicht ganz sicher, hab jetzt auch nicht sehr sorgfältig alles gelesen, aber ich versuchs mal.
Was die Entwicklung der Aspekte anbelangt, die ich so handhabe, das sie bei Bedarf nach jeder Sitzung abgeändert werde können, könnte ich mir auch folgende zusätzliche Regelung vorstellen

Wenn ein Aspekt gereizt wird, der Spieler aber schlüssig aus den Erfahrungen der laufenden Kampagne erzählen bzw. begründen kann, warum dies nun nicht mehr so zutrifft und den Aspekt entsprechend abändert, so erhält er einen FP (statt einen bezahlen zu müssen).

Man muss halt vereinbaren, das nicht jedes kinkerlitzchen an Erfahrung eine solche Abänderung rechtfertigen kann, also oft auftretendes über längere Zeit und einmalige sehr einschneidende Erfahrungen würden dazu zählen.