Tanelorn.net

Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Gorilla am 18.03.2013 | 15:57

Titel: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 18.03.2013 | 15:57
Oder:  Ein Plädoyer für die Freiheit
Oder: Beugt euch nicht länger dem unzulänglichen Rechenkünsten, sondern geht den Weg miteinander.

Balancing. Dieses Wort taucht immer wieder auf, wenn es um's Thema RP geht. Ein Großteil der Designer bemüht sich darum. Viele Spieler wünschen es sich. Der Versuch wird regelmäßig unternehmen, das Thema im theoretischer Betrachtung zu erfassen und zu bewerten.
Im Folgenden gebe ich meine ganz persönliche Meinung zu dem Thema kund und bin mir beinahe sicher, dass ich mich damit ziemlich in die Nesseln setze. Ich wage den Versuch trotzdem, euch dafür zu begeistern, "Balancing" über Bord zu werfen, diese Geisel der RP-Spielerschaft einfach zu ignorieren und ganz befreit ohne Zwänge seitens des Balancing unser gemeinsames Hobby zu genießen.

Für die Theorie-Fraktion: Ich habe keine Quellen neben persönlicher Erfahrung und ein bisschen Herumlesen von einigen Büchern und digitalen Medieninhalten. Ich habe keine Untersuchungen angestellt. Ich habe keine Statistiken. Ich habe keinen Akademischen Grad in Spieltheorie (sonst schon, falls das die Voraussetzung wäre, mich überhaupt ernst nehmen zu können - wenigstens damit kann ich dienen).

Im Folgenden beziehe ich mich auf das, was ich als "mechanisches Balancing" bezeichne, sprich alles was in "Werten" im System verankert ist.
Das "soziale Balancing" in der Mikrogesellschaft einer Rollenspielrunde, lasse ich außen vor.
(Darüber hinaus soll es in erster Linie um klassischeres Rollenspiel mit einer Person am Tisch mit der Sonderfunktion SL gehen - wieder ne Info für die Theoretikerfraktion.)

Es geht los.
Balancing. Da ist der Begriff schon wieder. Beinahe alle RP'ler sind sich einig, das Ding braucht man, sonst ist "Alles doof, außer Mutti".
Ich erdreiste mich zu fragen, warum.

Wir brauchen Balancing, damit SL und Spieler abschätzen können, ob ein "Encounter" passt oder nicht. Wir brauchen Balancing, damit die Spieler herausfordernde "Encounter" mit ihren SC durchleben können, oder?
Nein. Der SL kann ganz unabhängig von irgendwelchen "balancierten" Spielmechanismen spannende und herausfordernde Spielszenen erschaffen.
Nein. Je nachdem wie die Gruppe spielt, kann es da verschiedene Ansätze geben. Bei meinem persönlichen "Feind" Pathfinder kann es ja passieren, dass die Gruppe regeltreu spielen will. Für "Balancing" gibt es so Mechanismen wie Point-Buy, Wealth-by-Level oder Class-Level. Hilft gar nix.
Wir nehmen an, der DM will's "spannend" machen. Also den Ausgang des Kampfes ungewiss lassen. Der Einfachheit halber sagen wir, er kalkuliert mit einem Ausgang von 50/50. Er macht alles richtig. Passt den Encounter an genau seine Gruppe an. Arbeitet nicht mit fiesen Tricks. Worauf läuft es also hinaus, wenn die Gruppe sich einig ist, "beschissen" wird nicht, also der SL verbiegt keine Würfelergebnisse? Es läuft auf einen Wurf mit W2 hinaus. 50/50 heißt, in 50% der Fälle verliert die Gruppe. Das tolle Abenteuer ist vorbei. Die wenigsten Gruppen wollen genau das erreichen.
Viele Spieler hatten mit Sicherheit (zumindest hoffe ich das) bereits etliche Erfahrungen gemacht, in denen nicht die Spielmechanismen dafür entscheidend waren, dass am Spieltisch Spannung aufkam. Und vielleicht hatte der ein oder andere Spieler schon einmal ein spannendes Erlebnis, obwohl sein Charakter eigentlich "keine Chance" hatte (weil z.B. die "richtigen" Skills nicht vorhanden waren).
Für mich folgt daraus: Der SL und die Spieler sind gemeinsam gefordert, die Spannung zu erzeugen.

Ok, ja, stimmt.
Aber wir brauchen doch Balancing, damit die Spieler nicht untereinander benachteiligt werden, oder?
Nein. Spieler werden immer benachteiligt oder bevorzugt. Zumindest besteht immer die Gefahr, dass der einzelne Spieler in seiner ganz persönlichen Erlebniswelt das so wahrnimmt. Wir betreiben keine Buchhaltung, wir gehen einem gemeinsamen Hobby nach in einem dynamischen Mikrosozialgefüge. Gruppendynamik könnte man auch sagen.
Es mag vielleicht Spieler geben, die sind schon genervt, wenn sie das Opfer eines "Kill-Steals" werden - sie haben den määäächtigen Krieger gebaut und jetzt kommt der Popel-Noob ums Eck und klopft die letzten beiden HP aus dem Monster. Fies, oder? Ja, für diesen Spieler erscheint es vielleicht tatsächlich fies. Liegt aber nicht am Balancing.
Der andere Spieler ist angeödet, weil er neben seiner Mighty Poweraxe of Doom keine Punkte mehr für soziale Skills hatte. Und jetzt wird den ganzen Abend schon der Empfang bei Hofe ausgespielt. Fies. Ja, vielleicht. Liegt aber wieder nicht am Balancing.
Diese "Gerechtigkeit", oder die Wahrnehmung von Gerechtigkeit, ist von unzähligen situativen und individuellen Faktoren abhängig und kann daher kaum über ein mechanisches System abgebildet werden. Es geht um weiche, soziale, psychologische Faktoren.
Für mich folgt daraus: Die Gruppe insgesamt sollte sich im Miteinander am Spieltisch einfach darum bemühen, jedem Mitspieler gerecht zu werden, ihm seinen Freiraum zu lassen und seinen Spaß zu gönnen.

Ich gehe davon aus, dass ich mit meinem Appell einen schweren Stand haben werde.
Trotzdem bitte ich euch: Ignoriert in Zukunft "Balancing". Darum geht es nicht. Es geht darum, gemeinsam am Tisch eine schöne Zeit zu haben. Ganz nach persönlichem Geschmack kann das heißen, möglichst viel zu würfeln, möglichst viele Anekdoten zu erleben, möglichst viel Stimmung zu erzeugen. Aber all das hat mit irgendwelchen Werten auf einem Zettel Papier nichts bis sehr wenig zu tun.

Spielt frei und unbeschwert und kümmert euch nicht ums "Balancing" - das gibt es nämlich gar nicht.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Praion am 18.03.2013 | 16:08
YEAH!

Wenn auch aus anderen Gründen, ich zitiere mal:

Zitat von: Robert Hanz
In a well-designed system, power-gaming is desirable, as the reward structure of the game is designed to produce the results that are desired within the game itself.

I'm not an AW expert, but consider Fate:  It's intended that characters always try to use their peak skills, and try to manipulate events so that their stunts/aspects are at play, because that produces the desired characterization and the desired fictional results.  The system is also tight enough that it's harder to abuse and get into the worst excesses, and the "real" game is in the Fate Point economy.

You could say that "power-gaming" has a (rightful) bad rap because it often occurs in games where the supposed goals of the game differ from the mechanical reward structure in the game.  Personally, I'd consider that bad design, or at the minimum, a questionable design choice.

AW seems to be at least as well designed as Fate, so no, I'm not sure that it's a problem.

Gehen wir davon aus, dass Powergaming bedeutet die Balance zu seinen Gunsten zu bewegen oder zu brechen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 18.03.2013 | 16:10
(http://www.institut-husum.com/pix/steine%20gestapelt.jpg)

Ich habs ja in dem anderem Thread schon geschrieben. Balance hat nichts mit Gleichförmigkeit zu tun. Nichts damit das alle Steinchen wunderbar als Quader gestapelt übereinander stehen in Reih und Glied.

Balance ist einfach - bildlich gesprochen - der Zustand an dem nicht alles umfällt. Dies ist aber naturgemäß ein wünschenswerter Zustand in einem Rollenspiel. Wie du schon sagst, man kommt zusammen um gemeinsam am Tisch Spaß zu haben. Wie verhindert man aber dieses "Umfallen" der Stimmung und des Spiels? Vorhersehbarkeit der Stärke von Optionen ist dafür ein Weg  -  und dafür muss die Stärke dieser Optionen anhand von klaren Kriterien ersichtlich sein. Z.B. einer Levelangabe.

Du sagst das hat mit Werten nichts zu tun, nur mit Stimmung? Die Stimmung hat aber mit den Werten zu tun, denn die Werte sind dafür da um Grunddaten des Charakters anzugeben. Stimmen diese Grunddaten mit dem Bild nicht überein welches der Spieler darstellen möchte so nimmt man dem Spieler die Möglichkeit zur stimmigen Darstellung seines Charakters.

Wenn Max der Barbar gern den starken und mutigen Beschützer von Liranna der Magierin spielen möchte - am Ende Liranna jedoch nur behindert und für sie eine Last darstellt (mechanisch) so hat dies sehr starke Auswirkungen auf das Rollenspiel.

Und genau darum geht es bei Balancing. Charakterkonzepte zu ermöglichen. Ein Spiel mit gutem Balancing fördert abwechslungsreiche Charaktere, sorgt dafür dass Spieler freier sich darüber Gedanken machen können was sie spielen wollen. Und nicht was "funktioniert".

Wenn du also ein echtes Pladoyer für Freiheit halten willst solltest du Balancing für eine tolle Sache halten. Es ermöglicht erst diese Freiheit.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Praion am 18.03.2013 | 16:13
(https://lh3.googleusercontent.com/-88oGZYKTcRg/TYpchaE78qI/AAAAAAAAAWc/kw5fm3wll0Q/s1600/standardizedanimals.jpg)

Eigentlich hatte ich ne andere Karikatur gesucht aber Karikaturen machen Spaß!
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Skele-Surtur am 18.03.2013 | 16:15
[zip]
I second that.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 18.03.2013 | 16:19
Du sagst das hat mit Werten nichts zu tun, nur mit Stimmung?
Nein. Sage ich nicht.

Zitat
Die Stimmung hat aber mit den Werten zu tun, denn die Werte sind dafür da um Grunddaten des Charakters anzugeben. Stimmen diese Grunddaten mit dem Bild nicht überein welches der Spieler darstellen möchte so nimmt man dem Spieler die Möglichkeit zur stimmigen Darstellung seines Charakters.
Genau. Und nur allzuoft führt sog. Balancing genau dazu, dass die Wahlmöglichkeiten zur Darstellung eines SC eingeschränkt werden und der Spieler eben nicht mehr den SC abbilden kann, den er darstellen will.
Schön, dass du mir Recht gibst.

Zitat
Wenn Max der Barbar gern den starken und mutigen Beschützer von Liranna der Magierin spielen möchte - am Ende Liranna jedoch nur behindert und für sie eine Last darstellt (mechanisch) so hat dies sehr starke Auswirkungen auf das Rollenspiel.
Genau. Siehe ein Absatz weiter oben.
Du stimmst mir also zu, dass "Balancing" eine ganz schlimme Sache ist.

Zitat
Und genau darum geht es bei Balancing. Charakterkonzepte zu ermöglichen. Ein Spiel mit gutem Balancing fördert abwechslungsreiche Charaktere, sorgt dafür dass Spieler freier sich darüber Gedanken machen können was sie spielen wollen. Und nicht was "funktioniert".
Wenn du also ein echtes Pladoyer für Freiheit halten willst solltest du Balancing für eine tolle Sache halten. Es ermöglicht erst diese Freiheit.
Nein. Genau das tut es eben nicht. "Balancing" stellt einen engen Rahmen zur Verfügung und keine uneingeschränkte Freiheit.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: scrandy am 18.03.2013 | 16:29
Ja und Nein.

Natürlich ist aus deiner Position heraus, wenn du alles außer Spielerstärken-Balancing oder Gegner-Balancing herausnimmst alles auch ohne balancing ok. Wenn der Gegner zu stark für die Gruppe ist, dann flieht sie eben und wenn ein PC stärker ist als der andere, dann regelt man das eben sozial. Warum auch nicht?

Als System-Designer sollte man sich die Frage jedoch differenzierter stellen. Natürlich haben unbalancierte Inhalte auch ihre Vorteile aber überhaupt nicht nach balancing zu schauen bedeutet, dass ich es dem Glücksprinzip überlasse ob mein Spiel später nutzbar ist oder nicht.

Nischen-Balancing ist zum Beispiel etwas was nur wenige Spiele machen und wodurch gerne ein Großteil der Charaktertypen nutzlos werden oder ein ganzes Spiel unbrauchbar wird. Wenn ich nicht dafür sorge, dass sich die Charaktertypen genug voneinander abheben um einzigartig zu sein und dafür sorge, dass alle was sinnvolles zur Corestory beitragen können, dann werden die vernachlässigten Charaktertypen eben nicht gespielt bzw. die Spieler die sie aussuchen sind im Spiel unzufrieden. Ich habe in meinem Spiel da unheimlich viel Zeit reininvestiert und habe aufgrund des Nischen-Balancings allein eine deutliche Steigerung bei der Spieler-Zufriedenheit bemerkt. Das heisst aber nicht, dass das Spiel damit zum Gleichmacher-System geworden ist. Es gibt immer noch Dinge die mächtiger sind als andere und Fähigkeiten/Zauber/Charaktertypen, die häufiger gewählt werden. Trotzdem macht es Sinn sich dieses Gestaltungselements bewusst zu machen und es als Designer einzusetzen.

Für andere Balancing-Bereiche gilt das gleiche.

Zum Beispiel DSA4 hat überhaupt kein Nischen Balancing. Man Spiele Zuckerbäcker + Schwarzmagier + Beilunker + Ork und wundere sich dann, dass es kein Abenteuer gibt, bei dem das passt. Aber auch Spiele, die kaum auf die Corestory achten sind davon betroffen. Wie gerne hätte ich zum Beispiel Opus Anima wirklich mal gespielt. Die Welt war wunderbar. Aber bevor Investigations rauskahm waren die Charaktere nicht wirklich mit der Corestory synchron. Und auch danach war das Nischen-Balancing ausbaufähig. Schade um die Arbeit die sich die Designer bei der Welt gemacht haben.

Leider ist sowas auch balancing...
... und nicht nur D&D Gleichmacherei.
 
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Zwart am 18.03.2013 | 16:30
Bei Diskussionen zu Balancing zeige ich inzwischen einfach nur das verlinkte Video. Danach weiß jeder wozu Balancing gut ist. :)

http://www.youtube.com/watch?v=zFuMpYTyRjw
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 18.03.2013 | 16:31
@Gorilla: Ich gebe dir aber nunmal leider nicht recht - da hilft auch kein "ist aber so".

Balancing ist die wichtigste Vorraussetzung für Freiheit bei der Charaktererstellung. Ist meine Meinung. Ich hab auch schon weiter oben den Grund dafür genannt. Weil Balance eben nichts mit Gleichförmigkeit zu tun hat. Sondern mit Ausgeglichenheit. Damit das genau das richtige Gewicht an der richtigen Stelle ist.

Das Mittel um dies zu erreichen ist es Optionen in ihrer Stärke vorhersehbar zu machen. Ich weiß also wieviel Option a) "wiegt" und weiß dadurch auch wie viel Option b) "wiegen" sollte.

Der einfachste Einwand hierfür ist nun: Hah! Ich will aber das die Schaukel schräg steht! Das Option a) viel stärker ist als Option b).

Es ist nur ein falscher Einwand, denn auch die schräge Schaukel bewegt sich nicht weiter. Sie kippt nicht - sie ist nur schräg,  und setze ich das schwere Gewicht auf den kurzen Balken und das leichte auf den langen so hält sich auch dies im Gleichgewicht. Genauso wie die Steine oben im Bild schräg sind, nicht alle gleich groß oder gleichmäßig geformt. Balancing bedeutet nicht Gleichheit.

Wenn ich ein Spiel spielen mag in dem der Erzmagier und sein unwissender Lehrling und ein Ritter der die beiden begleitet agieren so ist ein ausbalanciertes System dafür besser geeignet. Weil ich dann vorab den Stärkeunterschied zwischen den Charakteren kenne und ihn so wählen kann wie er zu der Geschichte und den Charakteren passt.

Das ist bei einem nicht ausbalanciertem System nicht der Fall. Hier kann es mir eben passieren dass ich vorab sage Ritter und Erzmagier sind gleich stark - und am Ende sind sie es nicht, können ihre Rollen nicht wie gewünscht darstellen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: YY am 18.03.2013 | 16:35
Und nur allzuoft führt sog. Balancing genau dazu, dass die Wahlmöglichkeiten zur Darstellung eines SC eingeschränkt werden und der Spieler eben nicht mehr den SC abbilden kann, den er darstellen will.

Was ist denn die Alternative?

Wenn keine spielmechanischen Überlegungen nötig sind, um ein bestimmtes SC-Konzept darstellbar zu machen, fallen "perfektes Balancing" und "uneingeschränkte Freiheit" zusammen.

Nur muss man dann eben auch nicht sonderlich viele relevante Entscheidungen treffen; Extrembeispiel (wie so oft) Risus.

@Arldwulf:
"Freiheit" scheint mir für deine Darstellung der falsche Begriff zu sein.
Wie wäre es mit "Bedeutung"?

Es geht doch genau darum, eben nicht völlig beliebig agieren zu können.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Skele-Surtur am 18.03.2013 | 16:40
Du stimmst mir also zu, dass "Balancing" eine ganz schlimme Sache ist.
Wow. Das ist wie Phipsi Rösler, wenn er sich den nächsten Umfragetiefststand schön reden will.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 18.03.2013 | 16:47
Es geht doch genau darum, eben nicht völlig beliebig agieren zu können.

Letztlich: Doch, genau darum geht es. Um die möglichkeit ein vollkommen frei wählbares Charakterkonzept wählen zu können und vorab einschätzen zu können wie der Beitrag dieses Konzeptes zum Spiel ist. Und dabei möglichst wenig von mechanischen Überlegungen eingeschränkt zu werden ala: "Funktioniert dies?"

Um das an einem simplem Beispiel zu zeigen:

Ein ausbalanciertes System:

Max überlegt welchen Charakter er spielen mag: Eher einen Magier? Oder doch einen Krieger? Was auch immer er wählt, der Charakter wird unabhängig von seinem Konzept genau der Stärke entsprechen die er und sein Spielleiter auswählen. Das kann bedeuten Max ist Stufe 10 weil alle in der Gruppe Stufe 10 sind und man ein gleichmäßiges Niveau mag. Oder aber es kann bedeuten Max ist Stufe 5, weil er in der Gruppe den unerfahrenen Neuling geben soll.

Ein unausbalanciertes System:

Max überlegt welchen Charakter er spielen mag: Eher einen Magier? Oder doch einen Krieger? Hier entscheidet diese Wahl plötzlich darüber ob Max stärker oder schwächer als der Rest der Gruppe ist. Will er genau gleich stark sein so könnte man natürlich diesen Effekt ausgleichen. Doch an dieser Stelle gibt es einenn Unterschied zwischen einer erfahrenen und einer unerfahrenen Gruppe. Erstere wird erst spielen und das Problem später merken.

Wenn die Wippe schon gekippt und die Steine schon umgefallen sind um bei dem hübschem Bild zu bleiben. In beiden Systemen könnte Max alles mögliche spielen. Im erstem funktioniert es aber besser, wird ihm als neuem Spieler mehr geholfen das gewünschte Ergebniss zu erreichen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 18.03.2013 | 17:00
Wenn die Wippe schon gekippt und die Steine schon umgefallen sind um bei dem hübschem Bild zu bleiben. In beiden Systemen könnte Max alles mögliche spielen. Im erstem funktioniert es aber besser, wird ihm als neuem Spieler mehr geholfen das gewünschte Ergebniss zu erreichen.

Nein (Auch das ist natürlich wieder nur Ausdruck meiner persönlichen Meinung).
Wer sagt, das Ergebnis soll sein "alle sind gleich mächtig"? Niemand sagt das. Der fehlgeleitete Balancing-Fan behauptet das, weil ihm die Scheuklappen vor den Augen dahingehend von den Urvätern des RP antrainiert wurden.

Warum stimme ich nicht zu?
(https://lh3.googleusercontent.com/-88oGZYKTcRg/TYpchaE78qI/AAAAAAAAAWc/kw5fm3wll0Q/s1600/standardizedanimals.jpg)

Das Ergebnis, die Einflussmöglichkeiten, die "Gerechtigkeit" hängen kaum von mechanischen Vorgaben des Systems ab, sondern beinahe ausschließlich davon, was am Spieltisch passiert.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 1of3 am 18.03.2013 | 17:03
Zitat
Die wenigsten Gruppen wollen genau das erreichen.

Gesetzt den Fall, man hat eine von jenen Gruppen. Wäre es dann ein sinnvolles Ziel?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 18.03.2013 | 17:06
Nein (Auch das ist natürlich wieder nur Ausdruck meiner persönlichen Meinung).
Wer sagt, das Ergebnis soll sein "alle sind gleich mächtig"? Niemand sagt das. Der fehlgeleitete Balancing-Fan behauptet das, weil ihm die Scheuklappen vor den Augen dahingehend von den Urvätern des RP antrainiert wurden.

Und genau an dieser Stelle liegst du eben falsch. Denn dies behaupten Fans von Balancing eben nicht. Es ist auch falsch. Und entspricht auch eben nicht meinen Aussagen oben.

Der Unterschied zwischen einem ausbalanciertem System und einem nicht ausbalanciertem System ist eben nicht das Max in dem einem den Erzmagier Maxicus the Magicus spielen kann - und in dem anderem nicht. Er kann den Charakter in beiden Systemen spielen.

Aber in einem ausbalanciertem System weiß seine Gruppe vorher das er diesen sehr mächtigen Charakter spielt. Und in einem nicht ausbalanciertem nicht. Dort merken sie es erst im Spiel. Genauso wie sein Kumpel Paul dann dort evtl. erst merkt das sein Charakter irgendwie nicht dem entspricht was er sich gewünscht hat.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 18.03.2013 | 17:10
Gesetzt den Fall, man hat eine von jenen Gruppen. Wäre es dann ein sinnvolles Ziel?

Ist es nicht immer sinnvoll, wenn die Gruppe genau das erreicht, was sie will? Ich denke doch.


Aber in einem ausbalanciertem System weiß seine Gruppe vorher das er diesen sehr mächtigen Charakter spielt. Und in einem nicht ausbalanciertem nicht. Dort merken sie es erst im Spiel. Genauso wie sein Kumpel Paul dann dort evtl. erst merkt das sein Charakter irgendwie nicht dem entspricht was er sich gewünscht hat.
Das stimmt so nicht, bzw. ist unabhängig vom Balancing. Auch im "gut balancierten" Spiel kann der Spieler erst im Spiel merken, dass es nicht so läuft, wie er sich das vorstellt. Es kommt eben auch weiterhin in aller erster Linie auf die "weichen" Faktoren am Spieltisch an, wer wie gut auf die Ereignisse im "Plot" Einfluss nehmen kann. Das ist von Spielwerten nahezu unabhängig.
Einen Vergleich des "Kräftepotentials" von Charakteren kann ich auch bei völlig "unbalanciertem" Freeform vornehmen. Das ist nur eine Frage der "Spielregeln" in der Gruppe.
Mit mechanischem Balancing kann das u.U. zu tun haben - muss es aber ganz und gar nicht. Im Extremfall kein bisschen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 18.03.2013 | 17:11
Das Ergebnis, die Einflussmöglichkeiten, die "Gerechtigkeit" hängen kaum von mechanischen Vorgaben des Systems ab, sondern beinahe ausschließlich davon, was am Spieltisch passiert.

Und noch kurz hierzu: Die mechanischen Vorgaben sind aber nunmal Teil dessen was am Spieltisch passiert. Und wenn der Affe in deinem Bild schlechter klettern kann als der Elefant, weil dieser in der Lage ist in dessen Nische besser zu sein als er selbst so passen die Erwartungshaltung an die Charakterrollen und das mechanische nicht mehr zusammen.

Was zu weniger stimmungsvollem Rollenspiel führt. Genau solche Effekte sind aber ein Merkmal schlecht ausbalancierter Systeme.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Skele-Surtur am 18.03.2013 | 17:12
Nein (Auch das ist natürlich wieder nur Ausdruck meiner persönlichen Meinung).
Wer sagt, das Ergebnis soll sein "alle sind gleich mächtig"? Niemand sagt das. Der fehlgeleitete Balancing-Fan behauptet das, weil ihm die Scheuklappen vor den Augen dahingehend von den Urvätern des RP antrainiert wurden.
Umgekehrt wird ein Schuh draus: Dass Balancing unwichtig sei, ist eine Fehleinschätzung, basierend auf der Indoktrination durch Besserspieler und notorische Method Actors. Balancing ist eine Möglichkeit, um bestimmte Spielweisen zu fördern, De-Balancing fördert andere Spielweisen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: YY am 18.03.2013 | 17:20
Letztlich: Doch, genau darum geht es. Um die möglichkeit ein vollkommen frei wählbares Charakterkonzept wählen zu können und vorab einschätzen zu können wie der Beitrag dieses Konzeptes zum Spiel ist.
...
Max überlegt welchen Charakter er spielen mag: Eher einen Magier? Oder doch einen Krieger? Was auch immer er wählt, der Charakter wird unabhängig von seinem Konzept genau der Stärke entsprechen die er und sein Spielleiter auswählen.

(Fett von mir)

Das heißt doch, dass man eben nicht unabhängig von der Spielmechanik arbeiten kann, ganz im Gegenteil:
Durch Balancing soll hier "nur" Transparenz geschaffen werden.


Wobei ich mich spätestens jetzt zu der Aussage hinreißen lasse, dass hier recht viel unter "Balancing" zusammengeschmissen wird, was oft genug an grundlegend schlechtem Design liegt und nicht konkret am Balancing.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 18.03.2013 | 17:20
Umgekehrt wird ein Schuh draus: Dass Balancing unwichtig sei, ist eine Fehleinschätzung, basierend auf der Indoktrination durch Besserspieler und notorische Method Actors. Balancing ist eine Möglichkeit, um bestimmte Spielweisen zu fördern, De-Balancing fördert andere Spielweisen.
Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Balancing-Fan geben sich der Illusion hin, durch möglichst ausgeklügelte formelle Regeln ein Spiel maßgeblich positiv beeinflussen und steuern zu können, das in aller erster Linie auf menschlichem Miteinander beruht.
Aber es sei ihnen verziehen. Sie sind unerleuchtet, fehlgeleitet und stehen auf Buchhaltung.
Wenn sie viel viel Glück haben, berührt auch diese armen Seelen irgendwann einmal der heilige Geist des Besserspiels.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 1of3 am 18.03.2013 | 17:23
Damit wurde nun also alles gesagt. Und das nach nur 19 Beiträgen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Maarzan am 18.03.2013 | 17:25
Ich kann deinen Gedankenweg nachvollziehen, weil ich vermutlich ähnliche Spielpräferenzen habe, aber ich sehe auch wie anderer Leute ganz arge Probleme mit Dingen haben können, die mir und so wie es aussieht auch dir einfach egal sind. Denen aber nicht.
Das heißt man muss eben zu einem Kompromiss kommen oder feststellen, dass es zusammen nicht klappt. Will man diese Leute aber in der Runde haben, muss man sich auch mit anderen Formen Balancing beschäftigen.  
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Skele-Surtur am 18.03.2013 | 17:26
Das einzig überflüssige Balancing ist schlechtes Balancing.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 18.03.2013 | 17:29
@Gorilla:

Ich stimme dir durchaus zu dass man nicht alle Konsequenzen vorhersehen kann. Jedes Spiel ist anders. Das ändert aber nun einmal nichts daran dass ein Spiel besser wird je besser es die Rolle die sich der Spieler wünscht darstellen kann. Je mehr es ihm hierbei hilft. Man wird das Optimum nie erreichen können, aber das bedeutet eben nicht dass ein Spiel besser wäre bei dem es für neue Spieler von vornherein unklar ist wie sich ihre Charakterrolle entwickelt wenn sie ein bestimmtes Konzept auswählen.

Das heißt doch, dass man eben nicht unabhängig von der Spielmechanik arbeiten kann, ganz im Gegenteil:
Durch Balancing soll hier "nur" Transparenz geschaffen werden.

Stell es dir als Schaukel vor. Wenn sie im Gleichgewicht ist sind alle Spieler zufrieden. Welche Gewichte könntest du auf eine der Seite der Schaukel packen wenn du sie beliebig platzieren darfst und die Schaukel beliebig lange Seiten hat?

Die Antwort darauf ist: Jedes Gewicht wäre möglich. Solang du vorher weißt an welcher Stelle es landen muss.

Genau darum geht es beim Balancing. Vorher zu wissen ob die Schaukel kippen wird oder nicht. Es ist ein Trugschluß zu glauben dafür müssten die Gewichte immer gleich sein. Aber eben auch ein Trugschluß zu glauben dieses Experiment würde besser funktionieren wenn man es blind macht ohne vorher zu wissen was man auf eine Seite der Schaukel packt und was auf die andere.

Genau das passiert aber bei unbalancierten Systemen. Dort kann ich eben zwei Charaktere haben die - für neue Spieler - vom System als gleich stark bezeichnet werden. Es aber nicht sind.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Erdgeist am 18.03.2013 | 17:38
Für mich folgt daraus: Die Gruppe insgesamt sollte sich im Miteinander am Spieltisch einfach darum bemühen, jedem Mitspieler gerecht zu werden, ihm seinen Freiraum zu lassen und seinen Spaß zu gönnen.
Merkwürdig. Genau dies ist meiner Meinung nach der Kern von Balancing. Sollten Spielregeln wertetechnisch ausbalancierte Charaktere und Abenteuer fördern oder gar fordern, so ist eben genau das Zitierte das Ziel dieser Regeln: Dass man den Wünschen jedes Mitspielers gerecht werden kann, ohne dass jemand benachteiligt wird und keinen Entfaltungsraum hat.
 :-\
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: YY am 18.03.2013 | 17:39
Balancing-Fan geben sich der Illusion hin, durch möglichst ausgeklügelte formelle Regeln ein Spiel maßgeblich positiv beeinflussen und steuern zu können, das in aller erster Linie auf menschlichem Miteinander beruht.
Aber es sei ihnen verziehen. Sie sind unerleuchtet, fehlgeleitet und stehen auf Buchhaltung.

Dir ist aber schon klar, dass Pathfinder und andere D&D-Varianten da den absoluten Extremfall darstellen?

Meistens muss sich nur der Autor einen Kopf um Balancing machen und die Spieler müssen sich gar nicht gesondert damit befassen - vorausgesetzt, es funktioniert.


@Arldwulf:
Jo, passt  ;)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: AcevanAcer am 18.03.2013 | 17:44
http://www.youtube.com/watch?v=zFuMpYTyRjw

Tyische Runde von Gorilla.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Skele-Surtur am 18.03.2013 | 18:05
http://www.youtube.com/watch?v=zFuMpYTyRjw

Tyische Runde von Gorilla.
Da bist du leider zu spät dran, das hat Zwart schon gebracht.  >;D
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 18.03.2013 | 18:15
Das Problem ist eben vor allem das schlechtes Balancing Charakterkonzepte einschränkt.
Will ich einen Charakter spielen dessen herausragende Eigenschaft es ist gut klettern zu können so ist dieses Konzept letztlich komplett irrelevant wenn ein anderer Charakter dies besser beherrscht ohne im Rollenspiel diese Nische auszufüllen.

Es macht aktiv dieses Charakterkonzept kaputt. Ein Spieler der es spielt wird unweigerlich dahin kommen dass das beschriebene nicht mehr mit dem Spielergebniss übereinstimmt

Was am Ende dzu führt das ein eigentlich interessantes Konzept nicht mehr gespielt wird.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 18.03.2013 | 18:17
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Merkwürdig. Genau dies ist meiner Meinung nach der Kern von Balancing. Sollten Spielregeln wertetechnisch ausbalancierte Charaktere und Abenteuer fördern oder gar fordern, so ist eben genau das Zitierte das Ziel dieser Regeln: Dass man den Wünschen jedes Mitspielers gerecht werden kann, ohne dass jemand benachteiligt wird und keinen Entfaltungsraum hat.
 :-\
Weshalb sollte das der Kern des Balancing sein? Balancing bemüht sich i.d.R. die Powerlevels der Charaktere auf ein gleiches Niveau zu bringen. Tatsächlich ist das aber doch völlig irrelevant. Wenn die Gruppe sich darauf einigt, dass einer den Zuckerbäcker spielt und der andere den Erzmagier und der Zuckerbäcker keine Kompensation für seine völlige Nutzlosigkeit erhält, können die Wünsche beider Spieler dennoch erfüllt werden und die Runde kann gemeinsam Riesenspaß haben, obwohl (mechanisch) einer der Spieler tooooootaaaaaal benachteiligt ist.

Dir ist aber schon klar, dass Pathfinder und andere D&D-Varianten da den absoluten Extremfall darstellen?

Meistens muss sich nur der Autor einen Kopf um Balancing machen und die Spieler müssen sich gar nicht gesondert damit befassen - vorausgesetzt, es funktioniert.
Ja, PF und ähnliche RP-Pestilenzen sind ein Extremfall und machen damit das "Problem" auch sehr plakativ deutlich.

Deiner zweiten Aussage stimme ich zu. Wenn überhaupt wer, dann kann sich der Autor mit dem Thema befassen.
Ich bin es nur leid, dass Spieler immer herumlamentieren, wie gut oder schlecht doch dies oder jenes System/Feat/Abenteuer/Klassendings/... ausbalanciert sei und ihre Augen vor der Wahrheit verschliesen, dass es nahezu irrelevant ist, ob die Vorgabe "gutes Balancing" erfüllt ist oder nicht.

@AcevanAcer:
Ich erkenne deine Bemühung, mich mit deinem geistreichen Beitrag demütigen zu wollen.
Für einen kurzen Moment hatte ich in Erwägung gezogen (wie schon auf Surturs wiederholte Versuche, mich mit seinem hilfreichen und zielführenden Beiträgen zu verletzen und mir gegenüber seine überlegene Männlichkeit unter Beweis zu stellen), deinem Beitrag ebenfalls mit Ironie, ja sogar Sarkasmus, entgegen zu treten. Allerdings muss ich sagen, dass ich bei Surtur zumindest Fleißpunkte vergeben und tatsächlich eine gewisse humoristische und damit unterhaltsame Note anerkennen konnte. In deinem Fall werde ich davon Abstand nehme, deine Überlegungen und deinen Beitrag entsprechend zu würdigen.
Stattdessen findest du hier diesen Text, den ich beabsichtige als Vorlage für ähnliche Posts wieder zu verwenden. Man muss ja nicht immer sofort alles wegwerfen und kann die Dinge auch mehrmals benutzen, außer natürlich Toilettenpapier. Oder Benzin. Oder Milch. Naja, und tatsächliche alle anderen Verbrauchsgüter.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 18.03.2013 | 18:24
Das Problem ist eben vor allem das schlechtes Balancing Charakterkonzepte einschränkt.
Will ich einen Charakter spielen dessen herausragende Eigenschaft es ist gut klettern zu können so ist dieses Konzept letztlich komplett irrelevant wenn ein anderer Charakter dies besser beherrscht ohne im Rollenspiel diese Nische auszufüllen.

Es macht aktiv dieses Charakterkonzept kaputt. Ein Spieler der es spielt wird unweigerlich dahin kommen dass das beschriebene nicht mehr mit dem Spielergebniss übereinstimmt

Und das ist so weil?
Wenn ich für mich beschließe, dass die herausragende Eigenschaft des Charakters die Fähigkeit des Kletterns ist, hat das überhaupt nichts mit anderen Charakteren zu tun.
Nischen gibt es eventuell bei ausschließlich erfolgsorientierten SP auszufüllen. Dann kann es die Gruppe vor "unlösbare" Aufgaben stellen, wenn in der Gruppe die Aktion X nicht vollzogen werden kann, weil die Kompetenzen fehlen.
Das Konzept des "Kletterers" gewinnt für den Spaß und das gemeinsame Erlebnis am Spieltisch nicht an Relevanz, nur weil ein anderer Charakter das auch kann.
Wäre es so, hätte sich PF niemals durchgesetzt, denn alle Klassen sind darauf ausgelegt, Gegner zu besiegen und würden deiner Logik folgend somit alle Charaktere neben sich irrelevant machen.

Ich glaube zu verstehen, worauf du hinaus willst.
Ich versuche dennoch, diese Vorstellung von der Relevanz des Balancing zu widerlegen, weil es für das jeweilige Spielereignis, den Spaß an der Runde und das gemeinsame Erleben, (imho) eben keine Rolle spielt.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 18.03.2013 | 18:43
Wenn die Gruppe sich darauf einigt, dass einer den Zuckerbäcker spielt und der andere den Erzmagier und der Zuckerbäcker keine Kompensation für seine völlige Nutzlosigkeit erhält, können die Wünsche beider Spieler dennoch erfüllt werden und die Runde kann gemeinsam Riesenspaß haben, obwohl (mechanisch) einer der Spieler tooooootaaaaaal benachteiligt ist.

Und genau hier liegt der Punkt. Denn das von dir hier beschriebene lässt sich mit einem ausbalanciertem System besser durchführen. Weil die Spieler besser über die mechanischen Auswirkungen bescheid wissen, und sich daher auch besser vorab einigen können.

In einem nicht ausbalanciertem System kann es mir aber passieren dass sich die Gruppe vorab darauf einigt ein einheitliches Niveau zu haben - und am Ende dennoch ein Charakter auf dem Niveau des Zuckerbäckers und der andere auf dem Niveau des Erzmagiers ist.

Genau um diese Diskrepanz zwischen Rollenspiel und Mechanik geht es bei diesem Thema. Je geringer man sie hält umso besser und vielfältiger lassen sich Charaktere darstellen.

Und das ist so weil?

Weil an dieser Stelle Rollenspiel und Mechanik im Widerspruch sind. Wenn ein Charakter der von seinem Hintergrund her besonders gut klettern kann in der Praxis schlechter klettert (oder eben schlechter irgendwo hinauf kommt um es allgemeiner zu sagen) als ein Charakter ohne diesen Hintergrund wird der Hintergrund relativiert. Und wenn die Aufgabe kommt auf etwas hinauf zu kommen so wird dies am Ende der Charakter machen der es mechanisch am besten kann, die größten Erfolgschancen hat.

Kurzum: es endet damit das der ursprüngliche Charakter seinen Hintergrund nicht ausspielen kann.

Ähnlich ist das mit anderen Konzepten. Wenn ich einen Charakter spiele der im Rollenspiel als "beschützt seinen Freund den Magier" dargestellt wird so ist es wichtig dass dies auch mechanisch überzeugend dargestellt wird. Gibt es hierbei aber eine Diskrepanz so wird es auch schwieriger die Rolle überzeugend zu spielen. Und zwar für beide Seiten. Es geht hierbei nicht nur um die Perspektive des "schwachen" Charakters, auch für den "starken" Charakter erschwert dies das Rollenspiel. Auch dieser kann seine Rolle eben mechanisch dadurch schlechter darstellen. Das führt dann dazu das Charaktere nicht das tun was aus Spieler und Charaktersicht das sinnvollste wäre  -  um die Gruppe nicht zu zerreißen und anderen ihren Sweet Spot zu geben.

Und in der Folge Metaüberlegungen über Charakterspiel gesetzt werden. Unnötiger Weise. Es wäre schließlich viel einfacher und sinnvoller Charakterhintergrund und Mechanik einheitlich zu halten und diese Diskrepanz gar nicht erst zu erzeugen. Wie gesagt: Es ist ein Trugschluß zu glauben ein Spiel wäre dann flexibel wenn es erlaubt das der Magier und der Krieger unterschiedlich stark sind.

Es ist flexibel wenn es erlaubt das sie sowohl unterschiedlich stark als auch gleich stark sind. Und den Spielern dabei hilft die für sie richtige Mischung zu finden, und das Spielergebnis zu erhalten das sie sich wünschen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Skele-Surtur am 18.03.2013 | 18:44
Zitat
Wenn die Gruppe sich darauf einigt, dass einer den Zuckerbäcker spielt und der andere den Erzmagier und der Zuckerbäcker keine Kompensation für seine völlige Nutzlosigkeit erhält, können die Wünsche beider Spieler dennoch erfüllt werden und die Runde kann gemeinsam Riesenspaß haben, obwohl (mechanisch) einer der Spieler tooooootaaaaaal benachteiligt ist.

Hervorhebung von mir. Ja, wenn sich die Gruppe darauf einigt. Das ist aber ein ganz bestimmte Spielstil, den nicht jeder teilt und genau das ist der Punkt, den du einfach ignorierst.


(wie schon auf Surturs wiederholte Versuche, mich mit seinem hilfreichen und zielführenden Beiträgen zu verletzen und mir gegenüber seine überlegene Männlichkeit unter Beweis zu stellen)
Ich glaube, du hast hier etwas komplett missverstanden. Niemand will dich hier demütigen und ich muss dir nichts beweisen, überlegene Männlichkeit schon garnicht (die steht sowieso außer Frage, immerhin bin ich Dschingis Rocket Khan).

Der Kommentar mit Rösler war darauf gemünzt, dass du einen Post von Arldwulf zitiert hast und etwas wirklich komplett anderes in seine Zeilen hineininterpretiert hast, als das, was er geschrieben hatte. Was wirklich an das Schönreden von Umfragewerten unserers Vizekanzlers erinnerte: Totale Verkennung dessen, was dort steht.

Und mein anderer Post war kein Stück agressiver oder überheblicher als die Passage, auf die er sich bezog. Ich finde deine ganze Position und die Art, wie du sie hier darstellst maximalchauvinistisch.

Um es nochmal ganz sachlich und ohne die von dir provozierte Schnoddrigkeit auf den Punkt zu bringen: Die Behauptung, Balancing sei unnötig oder sogar kontraproduktiv ist eine Fehleinschätzung bzw. ein Übertragungsfehler. Dass viele Rollenspieler Balancing hoch schätzen, hat nichts mit Indoktrination durch klassische Rollenspiele zu tun, sondern damit, dass diese Spieler einen ganz bestimmten Spielstil pflegen, der einigermaßen ausgeglichene Charaktere voraussetzt, um den Spielspaß zu maximieren. Kernpunkt ist, dass beim herausforderungsbasierten Rollenspiel die Spieler ein Team sind und jeder Spieler das Gefühl haben möchte, zum Erfolg etwas beigetragen zu haben, wozu er einen hinreichend kompetenten Charakter braucht.

Die andere Säule der Notwendigkeit von Balancing ist Kompetatives Rollenspiel. Da ich dieses Spiel aber eher wenig spiele, will ich dazu garnicht viel sagen.

Es gibt durchaus Spielstile, die kein Balancing benötigen. Das läuft aber auf einer völlig anderen Ebene ab, hat andere Spielparameter und wird auch faktisch anders gespielt. Hier ist method acting z.B. viel wichtiger. Nur das will nicht jeder. Darum ist es eine Fehleinschätzung, dass Balancing unnötig sei, die von Spielern kolportiert wird, die entweder nicht wissen oder nicht wissen wollen, dass ihr Spielstil nunmal weder der Weisheit letzter Schluss noch eine höhere, generell bessere Art des Rollenspiels ist.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: scrandy am 18.03.2013 | 18:53
Es ist ein Trugschluß zu glauben ein Spiel wäre dann flexibel wenn es erlaubt das der Magier und der Krieger unterschiedlich stark sind.

Es ist flexibel wenn es erlaubt das sie sowohl unterschiedlich stark als auch gleich stark sind. Und den Spielern dabei hilft die für sie richtige Mischung zu finden, und das Spielergebnis zu erhalten das sie sich wünschen.
+1
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 18.03.2013 | 18:58
Ich hau hier mal meine Stimme für die Pro Balance Fraktion in den Pott.

Natürlich hast du in einem vollkommen recht: das Ziel ist, dass alle Spaß am Spiel haben.
Ich aber habe _null_ Spaß, wenn sich mein SC ständig von einem anderen SC zeigen lassen muss, wo der Bartel den Most holt. Und es sieht auch nicht viel besser aus, wenn ich mich nicht darauf verlassen kann, dass andere SCs ihren Job erledigen. Letzteres ist für mich der Grund, warum es auch nicht okay ist, wenn ein anderer Spieler freiwillig/absichtlich einen Zuckerbäcker/BMX Bandit spielen will, während die anderen Spieler lieber ordentlich Arsch treten wollen.
Und ich bin damit nicht alleine, sondern kenne noch viele Spieler, denen es genauso geht.

Natürlich denken nicht alle so, aber das wurde ja auch nie behauptet. Der Punkt ist, dass für einen signifikanten Anteil aller Rollenspieler Balancing zwischen den SCs aus gutem Grund unverzichtbar ist, und darum kannst du dir deine überheblichen Plädoyers gerne sparen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: SeelenJägerTee am 18.03.2013 | 19:00
Warum braucht man balancing?

Gutes Beispiel ist der Scharfschütze bei Warhammer 40 K Schattenjäger.

Wenn man die Kampfregeln durchschaut stellt man fest, dass der Sturmsoldat mit einem Sturmgewehr oder einer Autokanone ein besserer Scharfschütze ist, als der Sniper.
Das liegt daran, dass die Mechanik für vollautomatisches Schießen dämlich beschissen sind.

Das ist ein Beispiel für mangelndes Balancing.
Wenn einer einen 4000 XP Scharfschützen und einer einen 4000 XP (man nagle mich bitte nicht auf die XP fest, ich weiß grad nicht auswendig wie viele XP man in Schattenjäger braucht um entsprechend weit in den Karrieren zu kommen) Irgendwas anderes mit Sturmgewehr spielt. Wird der Scharfschützenspieler im Spiel früher oder später enttäuscht feststellen, dass der andere Charakter effektiv ein besserer Scharfschütze ist.
Das Problem liegt daran, dass Vollauto einen trefferbonus gibt, und mehrere Kugeln treffen können und zudem die meisten Scharfschützenspezifischen Talente nur in extremst steltenen Grenzsituationen Sinn machen (ohne Abzug auf Kopf zu zielen bringt nix, da der eh fast immer genauso gut gepanzert ist wie der Restliche Körper).

Das ist absolut kontraintuitiv. Niemand würde erwarten, dass der explizite Scharfschütze effektiv der schlechtere Scharfschütze ist. Wenn du ein guter Scharfschütze in dem System (ohne Hausregeln) sein willst muss man sich anders verhalten als man es erwarten würde der Scharfschütze lässt das Scharfschützengewehr stehen und nimmt das Sturmgewehr wenn er ein Profi ist.

Deswegen braucht man Balancing. Damit man sich hinsetzten kann einen Charakter machen und man später nicht im Spiel bitter enttäuscht wird weil auf der Packung (implizit) was anderes draufstand als man erhalten hat.


Balancing bedeutet nicht, dass ein System in dem es einen Revolver gibt keine Atombomben im Arsenal hat - weil wäre ja unbalanciert wenn wenn einer zu ner Schießerei die Nuke mitnimmt.
Balancing bedeutet, dass es keine seltsame Interaktion aus Fertigkeiten, Talenten und Regeln gibt, die dafür sorgen, dass der Revolver bei bestimmten Charakteren mehr Schaden macht als die Atombombe.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 18.03.2013 | 19:04
Das Problem des BMX Bandits ist es halt nicht dass sein Kamerad Engel herbeibeschwören kann. Das Problem ist dass selbst in Situationen in denen sein Charakterkonzept eine sinnvolle Option enthält (beispielsweise per Stunt über 2 Hausdächer zu springen) der Angel Summoner die bessere Option hat (eben den Bandit mit Engeln hinüber zu tragen)

Was den Hintergrund des BMX Bandits irrelevant macht. Er könnte auch Artist, Bürokaufmann oder katholischer Priester sein. Solang dies keinen Unterschied ausmacht ist es ganz egal. Ein Charakter wird aber durch sein Charakterkonzept bestimmt, und ohne die Möglichkeit dieses einzubringen verliert er seine Eigenheiten.

Auch hier könnte das Zuckerbäcker / Erzmagier Beispiel greifen. Doch im Hintergrund der beiden sind sie eben durchaus gleichberechtigt, sind Partner. Und genau dieser Hintergrund wird kaputt gemacht - ist nicht länger in der Lage tragbar zu sein. So etwas kann genau so auch in Rollenspielen geschehen.

Ich bin ein großer Fan von unterschiedlichen Stärkeniveaus in ein und derselben Gruppe, ich finde es ergibt sich dadurch eine sehr schöne Gruppendynamik. Aber ich würde so etwas immer lieber mit einem ausbalanciertem System machen in dem Hintergrund und mechanisches Ergebniss übereinstimmen als mit einem System in dem hinten nicht das herauskommt was vorne drauf steht.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Glühbirne am 18.03.2013 | 19:05
Balancing bedeutet, dass es keine seltsame Interaktion aus Fertigkeiten, Talenten und Regeln gibt, die dafür sorgen, dass der Revolver bei bestimmten Charakteren mehr Schaden macht als die Atombombe.

Ich glaube das kommt richtig, einen Cowboy zu spielen, der mit seinem Revolver Nazipanzer zerlegt...

Davon ab: Ich raff die Contra-Balancing Argumentationkette nicht wirklich und mag es Grundsätzlich.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Bad Horse am 18.03.2013 | 19:10
Ich habs vor relativ kurzem schon mal geschrieben: Balancing ist eine mögliche Lösung für ein Problem, das am Spieltisch auftritt - nämlich das Problem, das Charaktere unterschiedlich oft erfolgreich in die Fiktion eingreifen können. Klar, das kann man auch anders regeln.

Aber es macht halt vielen Spielern keinen Spaß, zuzuschauen, wie ein anderer Spieler den Fortgang der Handlung dominiert, weil sein Charakter bessere - oder vielleicht sogar die einzigen - Erfolgschancen bei dem Versuch hat. Natürlich kann man verlangen, dass dieser Spieler sich zurückhalt, aber das macht dann wieder diesem Spieler vermutlich keinen Spaß.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: SeelenJägerTee am 18.03.2013 | 19:22
Ich habs vor relativ kurzem schon mal geschrieben: Balancing ist eine mögliche Lösung für ein Problem, das am Spieltisch auftritt - nämlich das Problem, das Charaktere unterschiedlich oft erfolgreich in die Fiktion eingreifen können. Klar, das kann man auch anders regeln.

Aber es macht halt vielen Spielern keinen Spaß, zuzuschauen, wie ein anderer Spieler den Fortgang der Handlung dominiert, weil sein Charakter bessere - oder vielleicht sogar die einzigen - Erfolgschancen bei dem Versuch hat. Natürlich kann man verlangen, dass dieser Spieler sich zurückhalt, aber das macht dann wieder diesem Spieler vermutlich keinen Spaß.
Unter Umständen macht das aber auch dem Spieler des schwächeren Charakters keinen Spaß, weil das ihm die Immersion zerschießt wenn sich der andere Charakter ingame unplausibel verhält.
Dann ist er in einer loose-loose Situation: Hält sich der andere nicht zurück ist er unzufrieden weil der andere immer rockt und er nie und falls der sich zurückhält ist er unzufrieden weil's die Plausibilität kaputt macht.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Auribiel am 18.03.2013 | 19:25
Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Balancing-Fan geben sich der Illusion hin, durch möglichst ausgeklügelte formelle Regeln ein Spiel maßgeblich positiv beeinflussen und steuern zu können

Das hört sich jetzt so an, als könnte nur mit komplexen Regelwerken Balancing betrieben werden. Das halte ich nun allerdings auch für eine Illusion. Man kann mit einfachen Regelwerken genauso viel Balancing erreichen, wie mit komplexeren Systemen. Eigentlich begünstigen einfache Regelwerke sogar das Balancing, da man bei komplexen Systemen irgendwann den Überblick verliert, was sich wo wie gegenseitig beeinflusst.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich mag Balancing (verstanden als sinnvolles Balancing). Und wenn ich trotzdem Lust habe, den Anfänger-Hexer zu spielen, derweil meine Mitspielerin Gandalfa die Weiße spielt, dann ist dem so, weil ich mich bewusst für diese Sache entschieden habe, nicht weil das schlecht gebalancte System mir das so vorgibt.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Sashael am 18.03.2013 | 19:57
Irgendwie versteh ich hier grad überhaupt nicht, warum PF als RP-Pestilenz aus der Balancing-Ecke herhalten muss. D&D 3.0 bis Pathfinder sind das absolute GEGENTEIL von Balancing! Die T-1 bis T-ichlachmichtot Einstufung der Klassen gibts ja nicht, weil das System so toll balanced wäre, sondern weil das das Hauptproblem von D&D3 und seiner Ableger ist: Es GIBT kein Balancing. Das Spiel wirbt aber mit spannenden Abenteuern für ALLE und es wird diesem Anspruch auf der mechanischen Ebene in KEINSTER Weise gerecht.  Oh mein Gott, jetzt schreib ich schon wie Zornhau.  :o

D&D 3.0 und aufwärts bis Pathfinder IST Angel Summoner and BMX-Bandit und genau dieses System ist imho ein Grund für die vielen Fans von Balancing. Die haben nämlich die Schnauze voll von Angel Summoner & BMX-Bandit aka Cleric/Wizard/Druid & Fighter/Bard(3.0)/Monk.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Bad Horse am 18.03.2013 | 20:00
Unter Umständen macht das aber auch dem Spieler des schwächeren Charakters keinen Spaß, weil das ihm die Immersion zerschießt wenn sich der andere Charakter ingame unplausibel verhält.
Dann ist er in einer loose-loose Situation: Hält sich der andere nicht zurück ist er unzufrieden weil der andere immer rockt und er nie und falls der sich zurückhält ist er unzufrieden weil's die Plausibilität kaputt macht.


Genau diese Situation soll ja mit Balancing verhindert werden. :)

Und wenn das Balancing gut ist, dann klappt das auch. Wenn das Balancing aber schlecht ist, dann kommt es zu solchen "Ich dachte, mein Char würde was reißen"-Situationen wie bereits beschrieben.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 18.03.2013 | 20:08
Danke für eure rege Beteiligung.
Viele Beiträge lesen sich ja durchaus sinnvoll.

Es scheint mir aber nicht gelungen zu sein, euch verständlich zu machen, worauf ich hinaus will.

Ich versuche es nochmal anders:
Ich habe nichts gegen Balancing.
Mich stört nur die Vehemenz mit der so viele Spieler viele andere Aspekte des Hobbys das sog. Balancing über alles andere stellen und dazu neigen, am mechanischen Balancing Wohl und Wehe eines Spiels fest zu machen und dabei die "weichen" Faktoren oft völlig aus den Augen verlieren.

Ich "mag" Balancing sogar, zumindest insofern als das ich etliche meiner Favoritensysteme wie FATE, Everway oder Fading Suns als ziemlich gut ausbalanciert ansehe. Aber das ist für mich einfach keine relevante Größe beim Spiel.

M.a.W. Balancing ist nicht schlecht. Mechanisches Balancing ist auch nicht schlecht. Es ist aber nicht zwingend mechanisches Balancing notwendig, um "gutes" RP (im Sinne von gemeinsamen Spaß am Hobby) haben zu können.
Der Balancing-Begriff wird allgemein ausschließlich für die "mechanische Gerechtigkeit" herangezogen und das ist nicht einmal annähernd die ganze Wahrheit, weil dazu eben noch eine Vielzahl an situativen, individuellen und gruppendynamischen Faktoren kommen, die einen viel größeren Einfluss auf das Spielgefühl haben als die Frage, ob ein +1 auf Klettern nun mehr oder weniger "wert" sei als ein +1 auf Angriff.

Zitat
Mich stört nur die Vehemenz mit der so viele Spieler viele andere Aspekte des Hobbys das sog. Balancing über alles andere stellen und dazu neigen, am mechanischen Balancing Wohl und Wehe eines Spiels fest zu machen und dabei die "weichen" Faktoren oft völlig aus den Augen verlieren.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 1of3 am 18.03.2013 | 20:13
Verstehe. Und damit hast du zweifellos recht. ich habe mit furchtbar miesen Spielen schon sehr viel Spaß gehabt. Egal ob deren Miesheit nun in schlechtem Balancing, unverständlicher Aufbereitung, anderweitig ausuferndem Regelwust oder schlechten Witzen begründet lag.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: rettet den wald am 18.03.2013 | 20:14
Ok, ich versuch mich hier mal kurz zu halten:
-> Ich mag Balancing... Und ich brauche Balancing, um in längeren Kampagnen Spaß zu haben.
-> Ich hab nichts dagegen, wenn Leute kein Balancing brauchen. Warum sollte ich auch? Sie tun mir damit ja nicht weh.
-> Ich finde es nervig, wenn jeder Thread wo es explizit um die Erarbeitung konkreter Balancing-Techniken geht mit "Das braucht ja keiner!" zugespamt wird.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: YY am 18.03.2013 | 22:04
Irgendwie versteh ich hier grad überhaupt nicht, warum PF als RP-Pestilenz aus der Balancing-Ecke herhalten muss. D&D 3.0 bis Pathfinder sind das absolute GEGENTEIL von Balancing!

Der (eigene) Anspruch ist schon da, nur die Umsetzung ist total daneben.

Das wäre dann die nächste Baustelle:
Wenn Balancing grundsätzlich schlecht oder unmöglich sein sollte, muss man auch Systeme als Beispiel nehmen, bei denen es funktioniert und an diesen zeigen, warum es trotzdem Quark ist.

Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Auribiel am 18.03.2013 | 22:18
Aber das ist für mich einfach keine relevante Größe beim Spiel.

M.a.W. Balancing ist nicht schlecht. Mechanisches Balancing ist auch nicht schlecht. Es ist aber nicht zwingend mechanisches Balancing notwendig, um "gutes" RP (im Sinne von gemeinsamen Spaß am Hobby) haben zu können.
Der Balancing-Begriff wird allgemein ausschließlich für die "mechanische Gerechtigkeit" herangezogen und das ist nicht einmal annähernd die ganze Wahrheit, weil dazu eben noch eine Vielzahl an situativen, individuellen und gruppendynamischen Faktoren kommen, die einen viel größeren Einfluss auf das Spielgefühl haben als die Frage, ob ein +1 auf Klettern nun mehr oder weniger "wert" sei als ein +1 auf Angriff.


Deine Postulation stellt aber den Optimalfall dar (alle am Spieltisch haben den gemeinsamen Spaß im Auge und setzen sich dafür ein, dass alle ihr Spotlight bekommen usw.). Das ist aber wie gesagt ein Optimalfall, der häufig an der Realität scheitert. Der kleinste gemeinsame Nenner in manchen Runden ist eben erstmal nur das Balancing, ehe man sich um den Rest kümmern kann.
Oder mal anders: Wenn kein Balancing da ist, ist es sauschwer, das irgendwie auszugleichen. Wenn ein gutes Balancing vorhanden ist hingegen, stört es alles andere hingegen nicht.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 18.03.2013 | 22:24
@Gorilla: Balancing ist natürlich kein Selbstzweck. Am Ende ist das Ziel immer den Spielern zu helfen, sie zu unterstützen und für einen schönen Abend zu sorgen. Und gutes Balancing ist dort immer nur ein Element.

Ich denke nur nicht das es Sinn macht die weichen Faktoren von den "harten" mechanischen Umsetzungen zu trennen. Das Ziel der Regelmechaniken ist es immer die Beschreibung darzustellen und sie zu unterstützen.

Ansonsten kommt man sehr leicht zu: "Ok, aber du kannst doch beschreiben" als Ersatzeffekt ohne Folgen.

Beides gehört einfach zusammen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: benni am 18.03.2013 | 22:38
Vielleicht hilft ein Blick in die Brettspiel-Ecke. Immerhin kommen wir daher. Ein nicht-ausbalanciertes Schach (also eines, bei dem Weiß immer gewinnt) will niemand spielen. Ein Vorteil (neben vielen anderen) von Go gegenüber Schach ist, dass es durch die Erfindung des [http://senseis.xmp.net/?Komi]Komi[/url] ein 100% perfekt ausbalanciertes Spiel sein kann, eines bei dem die Gewinnchancen von schwarz und weiß, komplett gleich sind und nur der Skill entscheidet (wobei das perfekte Komi noch nicht gefunden ist und auch historisch schwankt, aber das Prinzip zählt hier).

Klar, RPGs sind keine Brettspiele, aber sie haben Elemente von Brettspielen und genau diese Elemente machen weniger Spaß, wenn sie schlecht balanciert sind. Das muss niemanden davon abhalten RPGs ganz ohne Brettspielelemente zu spielen, aber das ist dann wahrscheinlich eher was Richtung Theatersport oder so und nicht mehr wirklich RPG.

Aber auch: Unterschiedliche RPGs sind unterschiedlich nah an Brettspielen und je näher sie daran sind um so wichtiger ist Balancing. 
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 18.03.2013 | 22:46
Gerade letzteres halte ich für falsch. Es gibt genug Beispiele bei denen Balancing wichtig ist die überhaupt nichts mit Brettspiellastigkeit zu tun haben.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: blut_und_glas am 18.03.2013 | 22:50
ich habe mit furchtbar miesen Spielen schon sehr viel Spaß gehabt. Egal ob deren Miesheit nun in schlechtem Balancing, unverständlicher Aufbereitung, anderweitig ausuferndem Regelwust oder schlechten Witzen begründet lag.

Nun stellt sich nur noch die Frage, ob "schlechtes Balancing" immer zu einem "miesen Spiel" führt.

Wenn ich zum Beispiel absichtsvoll ein Spiel entwickle, bei dem eine deutlich "gekippte" Balance vorherrscht, diese vielleicht sogar im Zentrum des Spiels steht (seinen Reiz ausmachen soll?), bin ich dann dazu verdammt, niemals an einem "guten" Spiel ankommen zu dürfen?

Davon abgesehen bleibe ich in puncto Balancing und meinem eigenen "Nicht-Glauben" daran hierbei:

Persönlich bin ich seit langem der Ansicht, dass "Transparenz" wichtiger ist als echte Balance.

Wenn Optionen erkennbar balanciert sind, dann ist es gut.
Wenn Optionen erkennbar unbalanciert sind, dann ist es auch gut.

Nicht so gut ist es nur, wenn Optionen balanciert erscheinen (oder sogar explizit behauptet wird "die sind gleichwertig"), sich dann hinten heraus aber heraustellt, dass sie es doch nicht sind.

Transparenz erlaubt es mir nämlich als Spieler selbst zu entscheiden, wie viel oder wenig Wert ich darauf lege, wo ich im Vergleich zu meinen Mitspielern stehe.

(Der Unterschied, ob ich absichtlich oder versehentlich einen "schwachen" (oder "starken") Charakter baue.)

Daher würde ich zunächst mehr darauf achten, klar zu erläutern was welches Element (Fertigkeit, Attribut, ... was wir da alles hatten) macht, wie sie zusammenspielen, und wie sie in den Spielverlauf hineinpassen/wie oft sie zum Einsatz kommen (wurde ja schon mehrfach angemerkt).

mfG
jdw
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Auribiel am 18.03.2013 | 23:02
Nun stellt sich nur noch die Frage, ob "schlechtes Balancing" immer zu einem "miesen Spiel" führt.

Wenn ich zum Beispiel absichtsvoll ein Spiel entwickle, bei dem eine deutlich "gekippte" Balance vorherrscht, diese vielleicht sogar im Zentrum des Spiels steht (seinen Reiz ausmachen soll?), bin ich dann dazu verdammt, niemals an einem "guten" Spiel ankommen zu dürfen?

Sicher kannst du ein solches Spiel entwerfen, aber du schränkst damit deine Zielgruppe weit massiver ein, als dies bei einem ausbalancierten Spiel der Fall wäre: Besteht eine Balance, kann ich mich freiwillig gegen eine solche entscheiden und auch mit wenig Aufwand die Unbalance herstellen. Besteht jedoch in keinster Weise eine Balance, ist das herstellen einer solche nur mit viel Fitzelei möglich.

Zitat
Persönlich bin ich seit langem der Ansicht, dass "Transparenz" wichtiger ist als echte Balance.

Wenn Optionen erkennbar balanciert sind, dann ist es gut.
Wenn Optionen erkennbar unbalanciert sind, dann ist es auch gut.

Nicht so gut ist es nur, wenn Optionen balanciert erscheinen (oder sogar explizit behauptet wird "die sind gleichwertig"), sich dann hinten heraus aber heraustellt, dass sie es doch nicht sind.

Transparenz erlaubt es mir nämlich als Spieler selbst zu entscheiden, wie viel oder wenig Wert ich darauf lege, wo ich im Vergleich zu meinen Mitspielern stehe.

(Der Unterschied, ob ich absichtlich oder versehentlich einen "schwachen" (oder "starken") Charakter baue.)

Daher würde ich zunächst mehr darauf achten, klar zu erläutern was welches Element (Fertigkeit, Attribut, ... was wir da alles hatten) macht, wie sie zusammenspielen, und wie sie in den Spielverlauf hineinpassen/wie oft sie zum Einsatz kommen (wurde ja schon mehrfach angemerkt).

Siehe oben: eine erkennbare Unbalance kann ich aber nur sehr mühsam wieder in die Balance bringen. Wohingegen ich bei einem gut ausbalancierten Spiel die Stellschrauben mit einfachen Mitteln in die Unbalance bringen kann.
Zumal zu Balance in meinen Augen auch IMMER Transparenz gehört. Ist keine Transparenz gewährleistet, kann ich doch gar nicht (oder nur mit langwieriger Spielerfahrung) beurteilen, ob Spiel-Balance gegeben ist. Daher ja auch meine Aussage: Weniger komplexe Systeme können einfacher eine Spielbalance herstellen, da man sich nicht im Kleingemüse verheddert.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: blut_und_glas am 18.03.2013 | 23:16
Sicher kannst du ein solches Spiel entwerfen, aber du schränkst damit deine Zielgruppe weit massiver ein, als dies bei einem ausbalancierten Spiel der Fall wäre:

Und? Bin ich in irgendeiner Art und Weise verpflichtet (und sei es nur "moralisch") für eine möglichst große Zielgruppe zu entwerfen?

Zitat
Zumal zu Balance in meinen Augen auch IMMER Transparenz gehört. Ist keine Transparenz gewährleistet, kann ich doch gar nicht (oder nur mit langwieriger Spielerfahrung) beurteilen, ob Spiel-Balance gegeben ist.

Ich könnte mich bei einem "guten" (will heißen eine vorhandene Zielvorgabe "Balance" erfüllenden) Spiel auch schlicht darauf verlassen, dass da, wo Balance drauf steht, auch welche drin ist. Nur weil die Balance in der Black Box steckt, muss sie ja nicht gleich weg sein. Wir sind doch nicht der gefräßige Plapperkäfer von Traal.

Insofern kann es in meinen Augen sehr wohl Balance auch ohne Transparenz geben.

Warum ich Transparenz trotzdem für erstrebenswert/wichtiger als Balance selbst halte, steht ja im Ursprungszitat.

mfG
jdw
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 18.03.2013 | 23:21
Oder mal anders: Wenn kein Balancing da ist, ist es sauschwer, das irgendwie auszugleichen. Wenn ein gutes Balancing vorhanden ist hingegen, stört es alles andere hingegen nicht.

Genau das finde ich eben nicht.
Weshalb sollte es "schwerer", fehlendes mechanisches Balancing auszugleichen, indem der SL da korrigierend eingreift als es für den SL ist anderweitig ein Abenteuer zu stricken, in dem er allen seinen Spielern gerecht wird?

Und gutes Balancing ist eben nicht ausreichend, um "alles andere" an Störfaktoren zu überschreiben. Genau DAS sehe ich bei der ganzen Sache als den großen Trugschluss an.

---
Ein Beispiel zum Thema, um noch etwas deutlicher zu machen, worum es mir geht:

Nehmen wir unser gut balanciertes Fantasy-System FantasyRPG(tm).
Es gibt 3 Werte:
- Körper - für alles Körperliche
- Geist - für alle Herausforderungen mit Bezug zu Verstand
- Seele - für alles Soziale
Jeder SC hat alles auf "1". Einen Wert auf "2".
In einer durchschnittlichen Spielsitzung und einem durchschnittlichen Abenteuer spielt jeder Wert ungefähr die gleiche Rolle, ist also gleich wertvoll, um Spielziele (ingame) zu erreichen. Auch regelseitig werden die drei Werte mit gleicher Relevanz ausgestattet.
Können wir dieses virtuelle System als balanciert ansehen?
Ich gehe jetzt von der Annahme aus, dass mir viele Rollenspieler da zustimmen.

In unserem Beispiel haben wir drei Spieler.
Alfons hat "Körper" als besondere Befähigung gewählt.
Bertram hat seinen SC mit "Geist" ausgestattet.
Claus wählt "Seele" für seinen SC.

Wir legen los. Alle sind guter Dinge.
Das Abenteuer sieht vor, dass in 6 Abenden alle Werte ungefähr gleich verteilt zum Zuge kommen.
Im ersten Kapitel ist nach einer kurzen Einführung mit sozialem Vorgeplänkel vorgesehen, dass Alfons seinen großen Auftritt hat, weil Unmengen von Gegnern abgeschlachtet werden können. Das Finale wird dann ein grandioses Feuerwerk an "Geist"-Dingens und die Überleitung zum nächsten Kapitel erfolgt dann noch mit "Seele" und gibt einen Vorgeschmack auf die nächste Spielsitzung und lässt durchblicken, dass "Seele" eine sehr wichtige Rolle spielen wird.

Nach einer halben Stunde denkt sich Alfons: "Verdammt, wir spielen schon ne halbe Stunde und bisher konnte ich noch nix Abschlachten. Aber Claus durfte schon 2x würfeln. Seele is voll imba. Ich habe meine Punkte falsch verteilt."
Clausi unterdessen freut sich wie ein Schneekönig, da er gleich zum Einstieg glänzen kann. Er bemerkt aber, dass Alfons langsam gelangweilt und angenervt wird. Also beweist er sich als kameradschaftlicher Spieler und nimmt sich zurück. Er hofft, dass er später noch viel Gelegenheit hat, mit "Seele" zu glänzen. Er boxt das Ding also schnell durch.
Dann geht die Action ab. Nach drei Stunden Rumgekämpfe ohne große Chance, "Seele" zum Einsatz zu bringen, zweifelt Claus doch an seiner Entscheidung, sich zurück gehalten zu haben. Nun kommt bei ihm Langeweile auf und er ist sich sicher, dass das alles gar nicht so läuft, wie er sich das vorgestellt hatte. Der fiese SL hat ihn mit 30 Minuten abgespeist, dabei war doch besprochen, dass alle mal glänzen können. Und jetzt stellt sich doch raus, dass alles wie immer auf Monsterschnetzeln rausläuft.
Irgendwann sind wir fertig mit Kämpfen.
Jetzt kommt Bertrams großer Moment. Der SL bereitet alles stimmungsvoll vor und Bertram bekommt sein Spotlight.
Dumm nur, dass Bertram eher der introvertierte Spieler ist und eher "Beispieler". Er sitzt also lieber bei als im Mittelpunkt zu stehen. Außer ein bisschen Rumgewürfel wird aus der Szene nichts und Bertram (und seinen SC) verpasst die Chance, das Spielerlebnis groß mitzugestalten- Für die anderen beiden Spieler ist die Szene dadurch auch nicht spannender. Bertram ist aber total zufrieden. Er hat ja 25x gewürfelt und das Würfelglück war ihm hold. Sein Charakter hat die ganze Arbeit geleistet. Seine Szene ist vorbei. Er klinkt sich wieder aus und verfolgt mit leidlichem Interesse, was die anderen wohl noch so treiben.

Es ist soweit. Niemand hat mehr Bock. Das System ist Mist. Total unbalanced. Und lame. Und überhaupt war alles kacke. Hat vorne und hinten nicht funktioniert.

Mein (fiktives, wie ich zugeben muss) Beispiel kann vielleicht zeigen, dass trotz ideallem mechanischem Balancing sich trotzdem die Mehrzahl der Spieler vom System benachteiligt fühlen kann.


Wenn ich später oder morgen noch etwas Muse finde, schreibe ich vielleicht noch ein (fiktives) Beispiel dafür, wie trotz total missglücktem mechanischem Balancing im System, eine Runde Spaß damit haben kann.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Bad Horse am 18.03.2013 | 23:28
Und gutes Balancing ist eben nicht ausreichend, um "alles andere" an Störfaktoren zu überschreiben. Genau DAS sehe ich bei der ganzen Sache als den großen Trugschluss an.

Das haben auch die wenigsten behauptet. Balancing ist eine Methode (unter anderen), um Spotlight- und Kompetenz-Probleme zu bekämpfen.

Richtig gutes Balancing sorgt übrigens dafür, dass alle Charaktere in den Situationen, die häufig vorkommen, mithelfen können und nicht nur daneben stehen müssen. Heißt: Wenn Claus sein Seelenzeug macht, können ihn Bertram und Alfons unterstützen und auch zum Gelingen beitragen. Im Kampf rockt zwar Alfons die Front, aber ohne seine Kumpel, die seine Flanke decken, wäre er trotzdem aufgeschmissen. Und so weiter, und so fort.
Dein Beispiel krankt nicht am Balancing, sondern daran, dass die Spieler total unterschiedliche Interessen haben und scheinbar nicht bereit sind, sich außerhalb ihres Spezialgebiets zu engagieren.

Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Auribiel am 18.03.2013 | 23:29
Genau das finde ich eben nicht.
Weshalb sollte es "schwerer", fehlendes mechanisches Balancing auszugleichen, indem der SL da korrigierend eingreift als es für den SL ist anderweitig ein Abenteuer zu stricken, in dem er allen seinen Spielern gerecht wird?

Korrigierendes Eingreifen durch den SL kann leicht zu SL-Willkür führen. Dann legt allein der SL fest, was "gerecht" ist oder es muss ständig alles ausdiskutiert werden. Wenn aber gut gebalancte Regeln vorhanden sind, die jeder akzeptieren kann, ist erst einmal kein Diskussionsgrund gegeben. .

Zitat
Und gutes Balancing ist eben nicht ausreichend, um "alles andere" an Störfaktoren zu überschreiben. Genau DAS sehe ich bei der ganzen Sache als den großen Trugschluss an.

...
Mein (fiktives, wie ich zugeben muss) Beispiel kann vielleicht zeigen, dass trotz ideallem mechanischem Balancing sich trotzdem die Mehrzahl der Spieler vom System benachteiligt fühlen kann.

Hier ist das Problem aber nicht das Balancing, sondern die fehlende Kommunikation zwischen Spielern und SL bzw. die falschen Anforderung von Spielern/SL an das System.

Nochmal: Sicher ist Balancing nicht der heilige Gral. Aber es erleichtert doch maßgeblich die Suche danach. ;)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 18.03.2013 | 23:37
Ja.
Ihr habt ja grundsätzlich auch Recht. Das will ich nicht abstreiten.
Ich denke sogar, dass wir in der praktischen Ausführung am Spieltisch in unseren Ansichten gar nicht weit auseinander liegen.

Mir geht es eher darum, dass Systeme (oder Settings) wie die von blut_und_glas dargestellten als Pfui gelten. Dass so unzählig viele stundenlang über gutes und schlechtes Balancing reden können und darüber wie welche Power nun getweakt werden muss, damit sie balanciert ist.
Wenn nur annähernd so viel Zeit und Mühe darauf verwendet würde, über die Missverständnisse, Erwartungen und Vorstellungen nachzudenken und darüber zu sprechen, wäre unzähligen Spielrunden viel mehr gedient.

Über Balancing kann man dann sprechen, wenn der informelle und soziale Rahmen für das gemeinsame Spiel abgesteckt ist.
In meinen Augen wird da einfach viel zu oft das Pferd von hinten aufgezäumt.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 18.03.2013 | 23:39
@Gorilla: Das ist was mit Vorhersehbarkeit gemeint ist. Spiele ich ein Untotenabenteuer so wird der Charakter welcher Ahnung von Untoten hat normalerweise mehr Einfluß nehmen können als der Charakter der Ahnung von Naturwesen hat.

Für die Spieler ist aber in erster Linie wichtig dies zu wissen und klar aufgezeigt zu bekommen. Es geht eben nicht darum einen Zustand zu erreichen in dem jeder Charakter jederzeit genau gleich beiträgt.

Oder um es anders zu sagen: Max und Paul haben jeder einen Charakter. Der Charakter von Max ist doppelt so "gut" wie der von Paul.

In einem ausbalanciertem System hat Max auch eine doppelt so hohe Stufe wie Paul.
In einem nicht ausbalanciertem System haben beide irgendeine beliebige Stufe.

Es geht nur um das Label was darangeklebt wird, nicht darum automatisch alles gleich zu machen. Auch nicht gleich stark.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: blut_und_glas am 18.03.2013 | 23:44
Nochmal: Sicher ist Balancing nicht der heilige Gral. Aber es erleichtert doch maßgeblich die Suche danach. ;)

...außer in den Fällen wo es mich dabei aktiv behindert. ;)

mfG
jdw
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: scrandy am 18.03.2013 | 23:45
@Gorilla
Richtig gutes Balancing sorgt übrigens dafür, dass alle Charaktere in den Situationen, die häufig vorkommen, mithelfen können und nicht nur daneben stehen müssen.
Das ist im Grunde das was ich unter dem Begriff Balancing verstehen. Deine Sozialen komponenten sind mir dabei aber genause wichtig. Das was du unter balancing verstehst zu schauen, welcher Zauber wie teuer sein darf, damit er gleichwertig zu Power XY ist, ist bei mir auch Nebensache und kommt beim Systemdesign frühstens zum Schluss. Solange es irgendwie passt, gebe ich dir recht, sind soziale Fragen wichtiger.

Aber es ist auch wichtig über die anderen Balancing-Bereiche mal zu reden, weil man als Autor mit ein wenig Überlegung durchaus einiges an Spielspass herstellen kann. Ich habe bei Mystix zum Beispiel speziell darauf geachtet, dass die Charaktertypen eben keine Fachidioten sind und egal wie der Abend verläuft, alle immer was beitragen können. Das war zwar einiges an Arbeit, hat sich meiner Meinung aber gelohnt. Als SL oder Spieler wirst du aber davon nichts mitbekommen ausser vielleicht das es Spaß macht. Und das ist auch gut so. Klar ist dann hin und wieder auch mal ne Power ungebalanced. Aber das ist mir eigentlich egal. Wichtig ist, dass sich Autoren um die wichtigen Design-Dinge kümmern und Spieler/Spielleiter der Runde auch genug Aufmerksamkeit schenken. Es gibt ja nicht umsonst all die Threads über Rundenabsprachen/Gruppenverträge oder besseres Spielen/Spielleiten.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Skele-Surtur am 18.03.2013 | 23:52
Zitat
Wenn nur annähernd so viel Zeit und Mühe darauf verwendet würde, über die Missverständnisse, Erwartungen und Vorstellungen nachzudenken und darüber zu sprechen, wäre unzähligen Spielrunden viel mehr gedient.
Ich denke, ich kann hier einen Gedanken beisteuern.

Wenn wir uns mal "Regeln" des Rollenspiels ansehen, können wir zwei Kategorien bilden. In Ermangelung eines besseren Wortes, will ich sie mal "Harte" und "Weiche Regeln" nennen. Nicht, weil man die "Weichen" weniger entschlossen handhaben sollte und sie eher "biegbar" sind. Ich glaube, dass sich "Harte Regeln" besser in Zahlen fassen lassen und eher universell sind.

Weiche Regeln betreffen Softskills, die universeller sind und nicht zwangsläufig auf ein Spielsystem beschränkt sind. Sie variieren weniger mit dem verwendeten System, als mit den Mitspielern. Letztlich zielen diese "Weichen Regeln" darauf ab, wie ich durch Verbesserung der Kommunikation zwischen den Spielern das gewünschte Spielerlebnis fördere.

Ich nehme an, dass solche Gespräche durchaus stattfinden, sie sind aber sehr auf die konkrete Gruppe und den konkreten Spielstil, das erwünschte Erlebnis und die individuellen Spieler abgestimmt und tauchen daher viel weniger in Rollenspieldiskussionen auf - die Ergebnisse lassen sich weniger gut präsentieren und haben für andere Gruppen auch nur bedingte Anwendbarkeit. Diese Diskussionen bleiben sozusagen eher zwischen den Spielern und werden weniger in die Netzgemeinde getragen.

...außer in den Fällen wo es mich dabei aktiv behindert. ;)

mfG
jdw
Man kann ja ein (sinnvoll) gebalanctes System gezielt de-balancen. Umgekehrt ist das deutlich schwieriger.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 18.03.2013 | 23:59
@Gorilla: Das ist was mit Vorhersehbarkeit gemeint ist. Spiele ich ein Untotenabenteuer so wird der Charakter welcher Ahnung von Untoten hat normalerweise mehr Einfluß nehmen können als der Charakter der Ahnung von Naturwesen hat.
Normalerweise. Vielleicht. Aber dafür ist nicht das Balancing des Systems entscheidend, sondern der Konsens über die Rollen der SC und Spieler am Tisch.
Das kann u.U. mit mechanischem Balancing zu tun haben, müssen aber ganz und gar nicht, damit es funkioniert.

Aber so wie du den restlichen Post formuliert hast, geht es dir auch nicht um "Balancing", sondern eher um das, was blut_und_glas unter dem Stichwort "Transparenz" in die Diskussion eingebracht hat.
Und im Gegensatz zu mechanischem Balancing sehe ich diese Transparenz tatsächlich als deutlich wichtiger an.

Richtig gutes Balancing sorgt übrigens dafür, dass alle Charaktere in den Situationen, die häufig vorkommen, mithelfen können und nicht nur daneben stehen müssen.
Das Balancing sorgt dafür nicht. Der SL vielleicht mithilfe eines Systems, das den Spielern Freiheiten einräumt. Egal ob irgendwelche mechanischen Werte auf dem Charakterbogen stehen oder nicht, die in einer Situation helfen, der SL und die Spieler haben unabhängig davon immer die Möglichkeit, der Anwesenheit jedes SC in der Szene Bedeutung zu bemessen (oder eben nicht). Balancing führt an sich noch zu gar nichts, sondern nur die Interaktion in der Gruppe.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: blut_und_glas am 19.03.2013 | 00:07
Man kann ja ein (sinnvoll) gebalanctes System gezielt de-balancen.

Aha. Jetzt drehst du mir also ein für meine Zwecke vollkommen ungeeignetes (nämlich "balanciertes") System an, mit dem Verweis, ich könnte es mir ja zurechtbiegen.

Und weil ich dabei (angeblich) weniger Mühe investieren muss, als jemand anderes, der ein für seine Zwecke vollkommen ungeeignetes System (nämlich ein "unbalanciertes") vorgesetzt bekommt, ist diese "Empfehlung" auf einmal für meine Belange in besonderer Weise sinnvoll und zielführend.

Nicht wirklich, oder?

Wie wäre es damit, einfach gleich ein für die jeweiligen Zwecke geeignetes System (also in einem Fall ein "balanciertes" und in einem anderen Fall ein "unbalanciertes") zu verwenden/zu empfehlen?

mfG
jdw
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 19.03.2013 | 00:10
Es geht nicht darum, ob etwas sinnvoll oder weniger sinnvoll ist. Es geht darum, dass "debalancieren" leichter als "balancieren" ist. Dabei ist es völlig unerheblich, ob man balancierte oder debalancierte Systeme bevorzugt. Debalancieren ist immer leichter als balancieren.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: YY am 19.03.2013 | 00:12
Debalancieren ist immer leichter als balancieren.

Nicht zwingend - wenn es um eine spezifische Disbalance geht, kommt es auf den Einzelfall an.

Irgendeine beliebige Disbalance herzustellen ist aber immer leichter, ja.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: blut_und_glas am 19.03.2013 | 00:18
Es geht darum, dass "debalancieren" leichter als "balancieren" ist. Dabei ist es völlig unerheblich

... dass es (angeblich) leichter ist, weil es immernoch Arbeit verursacht, die ich auch komplett einsparen könnte, wenn ich direkt das unbalancierte Spiel haben dürfte, das ich gerne hätte.

Merke: Ein "leichterer" Umbau, ist immernoch ein Umbau.

Wenn also mein "heiliger Gral" (da kamen wir ja ursprünglich her) etwas mit "Unbalance" zu tun hat (in welcher Form auch immer), dann ist ein "balanciertes" System dabei im Weg, ihn zu erlangen. Ganz egal wie "leicht" es ist dieses Hindernis zu umgehen (oder einfach umzupflügen) - es ist und bleibt ein Hindernis.

mfG
jdw

PS: Plus das, was YY sagt.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 19.03.2013 | 00:18
Kann man so sehen, ja. Transparenz der Stärke von Charakteroptionen und Balancing gehören aber zusammen und lassen sich nicht voneinander trennen. Erst dadurch das ich weiß wie die Auswirkungen einer Regeloption sind habe ich die Möglichkeit einzuschätzen ob sie dem von mir gewünschtem Ziel entspricht (Ziel hierbei im Sinne eines Zielwert, einem gewünschtem Fähigkeitsniveau). Und das Erreichen dieses Ziels ist letztlich Balancing.

Die Trennung zwischen beiden kommt eigentlich nur zustande indem Balancing als Gleichheit mißverstanden wird. Was dann keine Transparenz mehr benötigen würde, da ja alles gleich ist. Wie gesagt - mißverstanden.

@YY: Gerade wenn es um eine spezifische Disbalance geht ist es leichter in einem balanciertem System. Nimm mal an du hast einen Stufe 10 Charaktere und möchtest einen zweiten Charakter haben der aber 10% schwächer ist.

In einem ausbalanciertem System ist dies kein Problem. In einem nicht ausbalanciertem System? Ist das Ergebniss kaum vorherzusehen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Skele-Surtur am 19.03.2013 | 00:23
Aha. Jetzt drehst du mir also ein für meine Zwecke vollkommen ungeeignetes (nämlich "balanciertes") System an, mit dem Verweis, ich könnte es mir ja zurechtbiegen.

Und weil ich dabei (angeblich) weniger Mühe investieren muss, als jemand anderes, der ein für seine Zwecke vollkommen ungeeignetes System (nämlich ein "unbalanciertes") vorgesetzt bekommt, ist diese "Empfehlung" auf einmal für meine Belange in besonderer Weise sinnvoll und zielführend.

Nicht wirklich, oder?

Nein, nicht wirklich. Ich habe dir keine Empfehlung ausgesprochen, ich habe dir nichts angedreht und ich habe nicht gesagt, dass du dir etwas zurechtbiegen sollst, was für dich nicht geeignet ist... ich verstehe nicht, warum du so pissig reagierst.

Alles, was ich gesagt habe, ist, dass ein sinnvoll gebalanctes System (bei dem vor allem transparent ist, wie es gebalanced ist), es relativ leicht macht, die Balance in die gewünschte Richtung kippen zu lassen.

Umgekehrt, so meine These, ist es wesentlich schwieriger. Darum kann die Balance eines gut gebalanctes Spiels einem Spielstil nicht im Weg stehen, die Imbalance eines gut imbalancten Spiels aber schon.

Ich will damit verdeutlichen, was für mich ein gut gebalanctes Spiel ist: Eines, dass ich in jede Richtung justieren kann. Und damit ich es in jede Richtung justieren kann, muss es zu Anfang auf "0" stehen.

Der "heilige Gral" wäre also ein System, dass drei Angebote macht: Das System auf -1 (unbalanced Richtung A), 0 (balanced) und +1 (unbalanced Richtung B).

Und im Idealfall sollte diese Änderung an einigen Knotenpunkten festgemacht werden, so dass man nur relativ wenig in den unterschiedlichen Bereichen des Systems ändern muss, um das erwünschte Ergebnis zu bekommen, beispielsweise, in dem man nur den Erfolgswurf von 4 auf 1w6 auf 3 senkt oder auf 5 erhöht oder die Würfelgröße ändert.

Andere Knotenpunkte wären z.B., wenn man Magier in einem System absichtlich deutlich mächtiger machen möchte, dass man ihnen eine im "0"-Zustand obliegende Beschränkung wegnimmt. Will man sie weniger mächtig machen, so könnte man die Beschränkung verschärfen.

Natürlich müsste das ein wirklich sehr gut konstruiertes System sein. Mir fiele keines ein, das sowas wirklich "benutzerfreundlich" macht.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: scrandy am 19.03.2013 | 00:37
Also ich finde diese Diskussion mitlerweile völlig absurd. Beide Seiten beharren auf ihrem Standpunkt. Die wirklich guten Posts werden nicht wirklich ernsthaft gelesen (und damit meine ich nicht meine) und irgendwie sieht es alles doch nur danach aus, dass ihr alle verschiedene Spielgewohnheiten und deswegen verschiedene Perspektiven habt.

Irgendwie klingt Gorilla zum Beispiel einfach nur nach einem D&D Spieler, der sich mit dem System arrangiert hat und in der Gruppe soziale Lösungen gefunden hat, die so Dinge wie gleichberechtigung am Spieltisch ausgleichen. Wunderbar! Gönne ich dir. Mach ich im Grunde genauso. Aber nur weil du dich über Leute ärgerst, die Werte nicht mal Werte sein lassen können und dir dein Lieblingsspiel nicht gönnen, muss nicht Balancing an allem Schuld sein.

Denn die Leute die ernsthaft Sachlich von Balancing reden sind nicht die, die sich kleinlich um Zauberkosten, Hitpoints oder sonst irgendwelche Werte streiten bis es auch ja die große Gleichmacherei gibt und Optimierer nichts mehr zu finden haben. Stattdessen ist echtes Balancing viel mehr. Balancing heißt Erzählrechte, Gruppenaufbau, Spotlights und letztendlich mechanische Verteilung von Spielspaß. Das übertriebene Gleichmacherei auch wieder Spielspaß rauben kann und Balancing kein Allheilmittel ist, dürfte auch klar sein.

Aber können wir uns nicht zumindest mal drauf einigen, dass Balancing für gewisse Sachen wirklich Sinn macht und es keine schwarz/weiß Sache ist.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Sashael am 19.03.2013 | 00:37
Das Balancing sorgt dafür nicht. Der SL vielleicht mithilfe eines Systems, das den Spielern Freiheiten einräumt. Egal ob irgendwelche mechanischen Werte auf dem Charakterbogen stehen oder nicht, die in einer Situation helfen, der SL und die Spieler haben unabhängig davon immer die Möglichkeit, der Anwesenheit jedes SC in der Szene Bedeutung zu bemessen (oder eben nicht). Balancing führt an sich noch zu gar nichts, sondern nur die Interaktion in der Gruppe.
Aber Balancing erleichtert es, Spotlight auch ausserhalb seines One-Tricks zu bekommen.
Unblancierte System fordern vom SL VIEL mehr, dass er sich auf den Arsch setzt und das Abenteuer an SEINE Gruppe anpasst, damit jeder auch mal die Möglichkeit hat, etwas relevantes zur Geschichte beizutragen. Ein balanciertes System gibt einem SL die Möglichkeit, sich irgendein Abenteuer auszudenken und die SCs hineinzuschmeißen. Irgendwann wird jeder irgendwo glänzen können. In unbalancierten Systemen geschieht es dagegen schnell, dass ein SC das Protagonistentum an sich reißt und alle anderen zu Zuschauern verdammt, weil der SL leiiiider vergessen hat, ihnen maßgeschneiderte Spotlights vorzusetzen.

Und als SL HASSE ich es, wenn ich mir vor dem Abenteuer Spezialszenen zurechtbasteln muss, damit einer oder mehrere der Spieler auch mal Spotlight bekommt. Das ist auch die Idiotie an deinem Beispiel. Dein fiktives Beispiel-System ist eben NICHT balanciert, da alle SCs nur in ganz bestimmten Situationen überhaupt was signifikantes erreichen können und im Rest der Spielzeit dumm in der Gegend rumstehen. Super Sache das. Spotlight durch SL-Zuteilung statt eigene Initiative.

... dass es (angeblich) leichter ist, weil es immernoch Arbeit verursacht, die ich auch komplett einsparen könnte, wenn ich direkt das unbalancierte Spiel haben dürfte, das ich gerne hätte.
Okay, aber das was du dann willst, ist ein MEINS-System. Du redest von einem unbalancierten System, das genau DEINEN Geschmack bedient. Sorry, aber diese Ansicht finde ich ziemlich albern. Du entziehst damit deinen Gegenübern jede Argumentationsgrundlage, weil du von einem fiktiven "perfekten" Spiel redest, dass für dich exakt das macht, was du brauchst UND das dabei noch unbalanciert ist. Wir können auch über rosa Elefanten diskutieren.  ::)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: blut_und_glas am 19.03.2013 | 00:38
Ich will damit verdeutlichen, was für mich ein gut gebalanctes Spiel ist: Eines, dass ich in jede Richtung justieren kann. Und damit ich es in jede Richtung justieren kann, muss es zu Anfang auf "0" stehen.

Sicher. Aber wenn klar ist, dass ich nur eine ganz bestimmte Justierung haben will, dann ist ein Spiel, das direkt auf diese eingestellt ist, eben für diesen Zweck sinnvoller, als eines, das ich fast beliebig hin- und herregeln kann.

Insofern kann ich der Ursprungsaussage von Auribiel, dass die Balance "maßgeblich" bei der Suche nach dem heiligen Gral helfen würde, eben immer noch nicht zustimmen. Das kommt dann doch (maßgeblich :P) auf den heiligen Gral an.

mfG
jdw
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 00:39
Kann man so sehen, ja. Transparenz der Stärke von Charakteroptionen und Balancing gehören aber zusammen und lassen sich nicht voneinander trennen. Erst dadurch das ich weiß wie die Auswirkungen einer Regeloption sind habe ich die Möglichkeit einzuschätzen ob sie dem von mir gewünschtem Ziel entspricht (Ziel hierbei im Sinne eines Zielwert, einem gewünschtem Fähigkeitsniveau). Und das Erreichen dieses Ziels ist letztlich Balancing.
Das ist Balancing? Ich nenne das einfach das Regelwerk. Das Regelwerk erlaubt mir, abzuschätzen, wie kompetent mein SC mit einem Wert sich in der Spielwelt bewegt.
Das hat doch mit Balancing noch gar nix zu tun.
Wenn ich weiß, dass ich mit Klettern auf +15 ohne große Probleme eine Hauswand hochklettern kann, dann liefert das ein transparentes Bild über die Kompetenz des Charakters im Bereich klettern, aber da ist noch keine bisschen Balancing im Spiel.

Zitat
Die Trennung zwischen beiden kommt eigentlich nur zustande indem Balancing als Gleichheit mißverstanden wird. Was dann keine Transparenz mehr benötigen würde, da ja alles gleich ist. Wie gesagt - mißverstanden.
Balancing kommt neben dem Regelsystem erst dann überhaupt vor, wenn verschiedene Kompetenzen miteinander in Relation gesetzt werden. Und Balancing bemüht sich darum, verschiedene Kompetenzen und Optionen auszubalancieren (deshalb heißt es so) und dafür zu sorgen, dass jeder SC "gleich viel wert ist". Das kann das System aber nicht erreichen, das kann nur die Spielrunde schaffen. In ihrer eigenen kleinen Welt.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Sashael am 19.03.2013 | 00:46
Wenn ich weiß, dass ich mit Klettern auf +15 ohne große Probleme eine Hauswand hochklettern kann, dann liefert das ein transparentes Bild über die Kompetenz des Charakters im Bereich klettern, aber da ist noch keine bisschen Balancing im Spiel.
Wenn der Kerl mit Klettern auf -2 auf einmal durch irgendeine billige Klassenfähigkeit besser die Hauswand hochkommt als der Klettermaxe mit +15, dann hast du ein schönes Beispiel für Unblanciertheit. Unblanciertheit führt Investitionen (wie z.B. Skillsteigerungen) in einen SC ad absurdum und ruiniert damit aktiv den Spielspaß.

Und Balancing bemüht sich darum, verschiedene Kompetenzen und Optionen auszubalancieren (deshalb heißt es so) und dafür zu sorgen, dass jeder SC "gleich viel wert ist". Das kann das System aber nicht erreichen, das kann nur die Spielrunde schaffen. In ihrer eigenen kleinen Welt.
Falsch. Einfach weil.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 00:47
Aber Balancing erleichtert es, Spotlight auch ausserhalb seines One-Tricks zu bekommen.
Unblancierte System fordern vom SL VIEL mehr, dass er sich auf den Arsch setzt und das Abenteuer an SEINE Gruppe anpasst, damit jeder auch mal die Möglichkeit hat, etwas relevantes zur Geschichte beizutragen. Ein balanciertes System gibt einem SL die Möglichkeit, sich irgendein Abenteuer auszudenken und die SCs hineinzuschmeißen. Irgendwann wird jeder irgendwo glänzen können.(...)
Das stimmt so leider nicht.
Gerade eben Balancing führt dazu, dass jeder Spieler Stärken und Schwächen hat. Das heißt, in einem System randvoll mit Balancing, kann eine beliebige Gruppe erst recht kein beliebiges Abenteuer spielen (ich gehe hier von ganz klassischer Spielweise aus).
Wenn das Abenteuer "fordert", dass geklettert wird, aber keiner der SC wegen Balancing mehr Punkte für Klettern übrig hatte (weil er seine Kompetenzen eben anders verteilen wollte), dann geht das nicht zusammen.

Es sind und bleiben die Spieler - inklusive und vorrangig mit dem Spieler - die darüber entscheiden, wer wieviel zu einem Abenteuer (oder besser Spielabend) beitragen kann.
Diese Aufgabe kann leider kein Balancing oder sonstiger Trick übernehmen.

Zitat
Und als SL HASSE ich es, wenn ich mir vor dem Abenteuer Spezialszenen zurechtbasteln muss, damit einer oder mehrere der Spieler auch mal Spotlight bekommt. Das ist auch die Idiotie an deinem Beispiel. Dein fiktives Beispiel-System ist eben NICHT balanciert, da alle SCs nur in ganz bestimmten Situationen überhaupt was signifikantes erreichen können und im Rest der Spielzeit dumm in der Gegend rumstehen. Super Sache das. Spotlight durch SL-Zuteilung statt eigene Initiative.
Okay, aber das was du dann willst, ist ein MEINS-System. Du redest von einem unbalancierten System, das genau DEINEN Geschmack bedient. Sorry, aber diese Ansicht finde ich ziemlich albern. Du entziehst damit deinen Gegenübern jede Argumentationsgrundlage, weil du von einem fiktiven "perfekten" Spiel redest, dass für dich exakt das macht, was du brauchst UND das dabei noch unbalanciert ist. Wir können auch über rosa Elefanten diskutieren.  ::)
Ich verstehe, du verstehst nicht. Aber das macht nichts.
Vielleicht lässt du dich bei Gelegenheit ja dazu herab, den Thread nochmal von Anfang an zu lesen und dich dann wieder in die Diskussion einzuklinken.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: scrandy am 19.03.2013 | 00:52
Warum lassen wir Gorilla nicht bei seiner Meinung. Argumentation bringt hier eh nichts. Jedem das seine.

Ich bin raus.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Skele-Surtur am 19.03.2013 | 00:53
Sicher. Aber wenn klar ist, dass ich nur eine ganz bestimmte Justierung haben will, dann ist ein Spiel, das direkt auf diese eingestellt ist, eben für diesen Zweck sinnvoller, als eines, das ich fast beliebig hin- und herregeln kann.
Dann ist deine Aussage, dass ein Spiel, das perfekt zu deinem angestrebten Spielerlebnis passt, für dich das ideale Spiel ist. Dem kann man natürlich nur schwer widersprechen. Ist für mich vielleicht deswegen so schwer nachzuvollziehen, weil ich leider noch kein für mich perfektes Spiel gefunden habe, nur solche, die relativ nah ran kamen. ;)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Sashael am 19.03.2013 | 00:55
Vielleicht lässt du dich bei Gelegenheit ja dazu herab, den Thread nochmal von Anfang an zu lesen und dich dann wieder in die Diskussion einzuklinken.
Danke für die nette Herablassung. Wer hier unfähig ist, irgendwas zu verstehen, ist imho keine Frage mehr. :D
Aber ich halt mich ab jetzt besser an Boba:  :dftt:

Over and out.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 01:04
Dann ist deine Aussage, dass ein Spiel, das perfekt zu deinem angestrebten Spielerlebnis passt, für dich das ideale Spiel ist. Dem kann man natürlich nur schwer widersprechen.

Ich denke, bei dieser Aussage kommen wir auf jeden Fall zusammen. Es wird wohl keinen Spieler geben, der da widerspricht.  ;)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Callisto am 19.03.2013 | 01:11
Der Thread heisst doch "Warum ich nicht an Balancing glaube." Das ist also ne reine Glaubensfrage. Man sollte einfach nicht Andersgläubige missionieren. So einfach ist das. Es funktioniert nämlich eh nicht.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Skele-Surtur am 19.03.2013 | 01:15
Ich denke, bei dieser Aussage kommen wir auf jeden Fall zusammen. Es wird wohl keinen Spieler geben, der da widerspricht.  ;)
Das haben Tautologien so an sich.

Also fasse ich zusammen: Es braucht mehr als Balancing für ein gutes Spiel, selbst wenn einem Balancing wichtig ist.
Es gibt Spiele, die eine bestimmte Form von Imbalance ganz bewusst integrieren und das auch sollen.

Mehr, glaube ich, werden wir hier nicht raus holen können, womit die Sache für mich eigentlich auch gegessen wäre.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Turning Wheel am 19.03.2013 | 01:18
Gorilla, ich bin mir nicht sicher, ob ich verstanden habe, was du mit Balancing meinst.
Ich würde Balancing folgendermaßen beschreiben:

Balancing ist eine Regelkonstruktion, die es ermöglicht, dass mehrere Charaktere mit unterschiedlichen Recourcen
gleich viel Anteil am Erfolg in bestimmten Arten von Plot haben.

Würdest du das unterschreiben?
Und wenn ja, warum hältst du das nicht für so relevant?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 01:42
@Surtur:
Ja, deiner Zusammenfassung stimme ich zu.
Ich wollte einfach nur darauf aufmerksam machen, dass Balancing nicht das Allheilmittel ist, als dass es so oft verkauft wird.
Um mehr ging es mir auch nicht.


Gorilla, ich bin mir nicht sicher, ob ich verstanden habe, was du mit Balancing meinst.
Ich würde Balancing folgendermaßen beschreiben:

Balancing ist eine Regelkonstruktion, die es ermöglicht, dass mehrere Charaktere mit unterschiedlichen Recourcen
gleich viel Anteil am Erfolg in bestimmten Arten von Plot haben.

Würdest du das unterschreiben?
Und wenn ja, warum hältst du das nicht für so relevant?
Der Definition würde beinahe so zustimmen.
Ich erlaube mir, dass in meinem Sinne zu korrigieren:
Balancing ist eine Regelkonstruktion, die es ermöglicht, dass mehrere Charaktere mit unterschiedlichen Recourcen
gleich viel Anteil in bestimmten Arten von Rollenspielsitzung haben können.

Und genau um dieses "können" geht es mir.
Es ist nicht das regelseitige mechanische Balancing, das dafür sorgt, dass die Charaktere mit ihren unterschiedlichen Ausprägungen gleich viel Anteil am Spiel haben. Es sind die Spieler (inkl. SL) am Tisch, die das tun.
Auch "unfähige" Charaktere können einen Teil zum Rollenspielerlebnis beitragen. Die Regelkonstruktion hat nur sehr bedingt Einfluss darauf, ob ein Spielabend nun gut oder schlecht läuft.
Wenn du dir meine Posts in dem Thread noch einmal durchliest, kannst du meine Überlegungen zur Relevanz von Balancing vielleicht nachvollziehen. Aber ich glaube, bereits die wichtigsten Punkte genannt zu haben und möchte mich nicht noch einmal ausführlich wiederholen.
Ich zitiere aber einige meiner Aussage nochmal selbst, die ich diesbezüglich als aussagekräftig erachte:
Zitat
Der SL kann ganz unabhängig von irgendwelchen "balancierten" Spielmechanismen spannende und herausfordernde Spielszenen erschaffen.
Zitat
Spieler werden immer benachteiligt oder bevorzugt. Zumindest besteht immer die Gefahr, dass der einzelne Spieler in seiner ganz persönlichen Erlebniswelt das so wahrnimmt.
Zitat
Spielt frei und unbeschwert und kümmert euch nicht ums "Balancing" - das gibt es nämlich gar nicht.
Zitat
Das Ergebnis, die Einflussmöglichkeiten, die "Gerechtigkeit" hängen kaum von mechanischen Vorgaben des Systems ab, sondern beinahe ausschließlich davon, was am Spieltisch passiert.
Zitat
Es kommt eben auch weiterhin in aller erster Linie auf die "weichen" Faktoren am Spieltisch an, wer wie gut auf die Ereignisse im "Plot" Einfluss nehmen kann. Das ist von Spielwerten nahezu unabhängig.
Zitat
Balancing-Fan geben sich der Illusion hin, durch möglichst ausgeklügelte formelle Regeln ein Spiel maßgeblich positiv beeinflussen und steuern zu können, das in aller erster Linie auf menschlichem Miteinander beruht.
Zitat
Balancing ist nicht schlecht. Mechanisches Balancing ist auch nicht schlecht. Es ist aber nicht zwingend mechanisches Balancing notwendig, um "gutes" RP (im Sinne von gemeinsamen Spaß am Hobby) haben zu können.
Der Balancing-Begriff wird allgemein ausschließlich für die "mechanische Gerechtigkeit" herangezogen und das ist nicht einmal annähernd die ganze Wahrheit, weil dazu eben noch eine Vielzahl an situativen, individuellen und gruppendynamischen Faktoren kommen

Vielleicht ist dir damit ja schon ein wenig geholfen und meine "Idee" wird schon ein wenig klarer.

Ein anderer Punkt wäre für mich bei dieser Aussage noch "der Erfolg" in Bezug auf den Plot. Erfolg oder nicht kann beim RP ein Ziel sein, muss aber nicht. Man kann auch RP betreiben und wahnsinnig viel Spaß daran haben, wenn es den SC nicht gelingt, jedes Abenteuer zu lösen.
Aber das wäre dann ein Thema für einen anderen Tag.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Tudor the Traveller am 19.03.2013 | 01:44
Aber all das hat mit irgendwelchen Werten auf einem Zettel Papier nichts bis sehr wenig zu tun.

Hier ist die Wurzel des Ganzen (imo). Wenn ich die Spielwerte sowieso ignoriere, muss ich auch nicht auf deren Balance achten.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 01:49
Hier ist die Wurzel des Ganzen (imo). Wenn ich die Spielwerte sowieso ignoriere, muss ich auch nicht auf deren Balance achten.

Ich erlaube mir, meine vollständige Aussage zu zitieren:
Zitat
Es geht darum, gemeinsam am Tisch eine schöne Zeit zu haben. Ganz nach persönlichem Geschmack kann das heißen, möglichst viel zu würfeln, möglichst viele Anekdoten zu erleben, möglichst viel Stimmung zu erzeugen. Aber all das hat mit irgendwelchen Werten auf einem Zettel Papier nichts bis sehr wenig zu tun.

Und um dir zu zeigen, wie du argumentiert hast, jetzt ein Zitat von Dir ganz so wie du es getan hast:
Hier Wurzel  ich die Spielwerte nicht.
M.a.W. Aussagen dürfen gerne in ihrem direkten Kontext gelesen und verstanden werden ;)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Tudor the Traveller am 19.03.2013 | 01:58
Au contraire. (und an dieser Stelle erlaube ich mir dir zu sagen, dass die Art und Weise deiner Antworten bestenfalls als überheblich zu bezeichnen ist, was mich bereits als unbeteiligten Mitleser schon genervt hat)

Zitat
Es geht darum, gemeinsam am Tisch eine schöne Zeit zu haben. Ganz nach persönlichem Geschmack kann das heißen, möglichst viel zu würfeln, ...  Aber all das hat mit irgendwelchen Werten auf einem Zettel Papier nichts bis sehr wenig zu tun.

Diese Aussage ist schlicht unsinnig, da sie sich selbst widerspricht. Denn Würfeln hat ALLES mit Werten auf einem Zettel zu tun. Anderenfalls wird das Würfeln irrelevant. Und Würfeln ist für die meisten Spieler ein zentrales Element des Rollenspiels. Kaum jemand will würfeln und dann die Ergebnisse irgendwie schön reden, damit die Geschichte Spaß macht. Dann brauche ich den Umweg über das Würfeln nicht gehen.

Anekdoten und Stimmung haben dafür ihrerseits nur bedingt mit dem gesamten Regelwerk zu tun. Bedingt insofern, als dass das Regelwerk dem einfach nicht entgegenstehen darf.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 02:21
Die Würfel und auch der Spaß daran haben natürlich direkteren Bezug zu den Spielwerten als z.B. die Anekdoten.
Dennoch entscheidet nicht das Balancing (als Überschrift über diesem Thema hier) der Spielwerte zwangsläufig darüber, ob das viele Würfeln denn jetzt Spaß macht oder nicht.
Die Konventionen am Spieltisch werden eben nur in begrenztem Umfang vom System und in noch geringerem Umfang von dessen Teilaspekt Balancing bestimmt.

Für die Zusammenfassung meiner Kernaussage, verweise ich auf diesen Post (http://tanelorn.net/index.php/topic,82947.msg1671561.html#msg1671561) von mir. Der sollte das noch einmal ganz gut darstellen.

Bzgl. des Tones
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 19.03.2013 | 07:08
Das ist Balancing? Ich nenne das einfach das Regelwerk. Das Regelwerk erlaubt mir, abzuschätzen, wie kompetent mein SC mit einem Wert sich in der Spielwelt bewegt.
Das hat doch mit Balancing noch gar nix zu tun.
Wenn ich weiß, dass ich mit Klettern auf +15 ohne große Probleme eine Hauswand hochklettern kann, dann liefert das ein transparentes Bild über die Kompetenz des Charakters im Bereich klettern, aber da ist noch keine bisschen Balancing im Spiel.


Das solltest du nicht so schnell übergehen. Denn das Beispiel ist eigentlich sehr schön. Du hast völlig recht, die 15 stellt einen Wert dar der Aussagt wie gut jemand klettern kann.

Jetzt nimm mal an jemand kann aber diesen Wurf umgehen. Indem er zum Beispiel einfach hinauf fliegt. Dies ist fraglos die bessere und schnellere Lösung. Und sie führt letztlich dazu das die Fähigkeit zu klettern irrelevant wird.

Das ist noch kein Problem. Es kann durchaus vorab auch für die Spieler ersichtlich gewesen sein dass Spieler B den mächtigeren Charakter spielt. Zum Problem wird es erst wenn das System beide als gleich darstellt und sie es nicht sind.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Oberkampf am 19.03.2013 | 07:22
Ich habe noch nicht alles gelesen, aber nur mal mein erster Gedanke: wenn man Balancing nicht braucht, wofür dann überhaupt noch Regelmechaniken im Rollenspiel?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Sashael am 19.03.2013 | 07:39
Das ist noch kein Problem. Es kann durchaus vorab auch für die Spieler ersichtlich gewesen sein dass Spieler B den mächtigeren Charakter spielt. Zum Problem wird es erst wenn das System beide als gleich darstellt und sie es nicht sind.
Das ist aber etwas, das Gorilla weder versteht, noch verstehen will.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: blut_und_glas am 19.03.2013 | 07:52
Ich habe noch nicht alles gelesen, aber nur mal mein erster Gedanke: wenn man Balancing nicht braucht, wofür dann überhaupt noch Regelmechaniken im Rollenspiel?

Beispielsweise, um mit einem Spiel von vornherein stark unbalancierte Szenarien darzustellen/aufzulösen, ohne dabei automatisch in völlige Willkür zu verfallen.

Jetzt können wir natürlich den Balancebegriff so weit fassen, dass alleine schon die Tatsache, dass ich hier bewusst eine bestimmte (ungleichwertige) "Justierung" (danke, Surtur!) anstrebe, zu einem Akt der Balancierung (und das unterlegte System somit ein balanciertes) wird...

...persönlich bin ich in der bisherigen Diskussion dann aber doch eher davon ausgegangen, dass (sowohl im Sinne des Eröffnungsbeitrags, als auch im weiteren Verlauf) hier eine enger gefasste Balancevorstellung das Hauptthema darstellt.

(Ansonsten kommen wir auch an den Punkt, an dem nicht nur Transparenz schwerer wiegt denn Balance, sondern an dem beide zusammenfallen: Balanciert ist es, wenn ich es weiß ("das ist doppelt so gut" "stimmt, das soll ja auch so sein"). Unbalanciert ist es, wenn ich es nicht (vorher) weiß ("das ist ja doppelt so gut!" "kann ja gar nicht sein... ...stimmt, das ist ja komisch...").)

mfG
jdw
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 1of3 am 19.03.2013 | 08:13
Der Definition würde beinahe so zustimmen.
Ich erlaube mir, dass in meinem Sinne zu korrigieren:
Balancing ist eine Regelkonstruktion, die es ermöglicht, dass mehrere Charaktere mit unterschiedlichen Recourcen
gleich viel Anteil in bestimmten Arten von Rollenspielsitzung haben können.

Und genau um dieses "können" geht es mir.

Ja, zweifellos. Man kann nur Regeln machen die faire Teilnahembedingungen begünstigen. Das ist ganz selbstverständlich.

Vielleicht kommt jene Überbetonung, die dir so aufstößt, auch daher, dass man über Regeln gut reden kann. Ich kann gut feststellen, dass Nachteile in Gurps-Manier weniger geeignet sind dramatische Situationen zu fördern als solche, wo man Punkte erst bekommt, wenn die Nachteile zuschlagen. Das heißt nicht, dass nicht auch mit Gurps-Nachteilen oder ganz ohne ganz toll Rollenspiel gemacht wird, aber das lässt sich dann nur vor Ort in der Situation bewerkstelligen. Aussgen über Regeln lassen sich auch Interetz-Foren gut treffen.

Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 19.03.2013 | 09:26
Beispielsweise, um mit einem Spiel von vornherein stark unbalancierte Szenarien darzustellen/aufzulösen, ohne dabei automatisch in völlige Willkür zu verfallen.

Jetzt können wir natürlich den Balancebegriff so weit fassen, dass alleine schon die Tatsache, dass ich hier bewusst eine bestimmte (ungleichwertige) "Justierung" (danke, Surtur!) anstrebe, zu einem Akt der Balancierung (und das unterlegte System somit ein balanciertes) wird...

...persönlich bin ich in der bisherigen Diskussion dann aber doch eher davon ausgegangen, dass (sowohl im Sinne des Eröffnungsbeitrags, als auch im weiteren Verlauf) hier eine enger gefasste Balancevorstellung das Hauptthema darstellt.

(Ansonsten kommen wir auch an den Punkt, an dem nicht nur Transparenz schwerer wiegt denn Balance, sondern an dem beide zusammenfallen: Balanciert ist es, wenn ich es weiß ("das ist doppelt so gut" "stimmt, das soll ja auch so sein"). Unbalanciert ist es, wenn ich es nicht (vorher) weiß ("das ist ja doppelt so gut!" "kann ja gar nicht sein... ...stimmt, das ist ja komisch...").)

mfG
jdw

Genau das muss man aber tun wenn man den Begriff Balance (und nicht Gleichheit) verwenden will. Darum auch das Bild mit den Steinen oben. Keiner ist gleich, und der Turm ist schief.

Aber in Balance.

Ein anderes Beispiel ist ein dicker und ein dünner Mann auf einer Wippe. Weiß ich vorab wo sie sitzen müssen wird die Wippe nicht kippen, keiner oben oder unten festhängen. Diese Metaphern haben einen guten Hintergrund: oft wird Balance als Gleichheit gedeutet, doch dies ist ein anderer Begriff.

Und während "alle müssen gleich sein"das spiel einschränken kann ist "alle müssen die gleiche Chance haben ihre Rolle auszuspielen" eine Vorraussetzung für die Freiheit bei der Charakterwahl.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 09:40
Das solltest du nicht so schnell übergehen. Denn das Beispiel ist eigentlich sehr schön. Du hast völlig recht, die 15 stellt einen Wert dar der Aussagt wie gut jemand klettern kann.

Jetzt nimm mal an jemand kann aber diesen Wurf umgehen. Indem er zum Beispiel einfach hinauf fliegt. Dies ist fraglos die bessere und schnellere Lösung. Und sie führt letztlich dazu das die Fähigkeit zu klettern irrelevant wird.
Das finde ich nicht. Nur weil ein Charakter irgendetwas besser kann, verliert dadurch die Fähigkeit des eigenen Charakters nicht an Wert. Das mag dem Spieler so erscheinen und er mag angelascht davon sein, dass der Magier immer alles reißt und er selbst zum Zuschauerdasein verdonnert ist - es wertet die Fähigkeiten seines SC per se aber noch nicht ab.

Zitat
Das ist noch kein Problem. Es kann durchaus vorab auch für die Spieler ersichtlich gewesen sein dass Spieler B den mächtigeren Charakter spielt. Zum Problem wird es erst wenn das System beide als gleich darstellt und sie es nicht sind.
Ja, dem stimme ich zu. Das hat aber nichts mit Balancing zu tun, sondern nur mit Transparenz.

Ich habe noch nicht alles gelesen, aber nur mal mein erster Gedanke: wenn man Balancing nicht braucht, wofür dann überhaupt noch Regelmechaniken im Rollenspiel?
Um Rahmenbedingungen zu schaffen, die es den Spielern erlauben, die Fähigkeiten und Kompetenzen ihres Charakters abzuschätzen. Balance kann ein Teilaspekt dieser Rahmenbedingungen sein, muss es aber nicht.
Womit wir ja eigentlich wieder bei "meinem" Kernproblem angekommen wären: Mittlerweile wird Balancing als ALLES(tm) verstanden. Das ist so aber nicht richtig.
Balancing ist nur der kleine Teilbereich der Regeln (bzw. das Konzept in den Regeln), der darauf abzielt, dass am Spieltisch ein mechanisches Gleichgewicht der Kräfte hergestellt wird. Der also insofern für Fairness am Spieltisch sorgen will, dass allen Spielern im Rahmen des Regelwerks die gleichen Einflussmöglichkeiten und Erfolgsaussichten für den Spielverlauf zur Verfügung gestellt werden.
Das macht Balancing. Balancing ist nicht "ich weiß, was mein Charakter kann" - das ist der Aspekt "Transparenz" in einem Regelwerk.

Ja, zweifellos. Man kann nur Regeln machen die faire Teilnahembedingungen begünstigen. Das ist ganz selbstverständlich.

Vielleicht kommt jene Überbetonung, die dir so aufstößt, auch daher, dass man über Regeln gut reden kann. Ich kann gut feststellen, dass Nachteile in Gurps-Manier weniger geeignet sind dramatische Situationen zu fördern als solche, wo man Punkte erst bekommt, wenn die Nachteile zuschlagen. Das heißt nicht, dass nicht auch mit Gurps-Nachteilen oder ganz ohne ganz toll Rollenspiel gemacht wird, aber das lässt sich dann nur vor Ort in der Situation bewerkstelligen. Aussgen über Regeln lassen sich auch Interetz-Foren gut treffen.

Ich denke auch, dass Balancing im Forensprech noch einmal mehr Aufmerksamkeit bekommt als am Spieltisch, muss aber dennoch in meinem persönlichen Umfeld immer wieder feststellen, dass das Phänomen mittlerweile einfach auch immer mehr in den Rollenspielalltag ausstrahlt und sich auch in Gesprächen am Tisch der Begriff mehr und mehr breit macht als allumfassende "Maßzahl" für die Qualität eines Systems oder einer Runde.
Wie auch dort, habe ich auch hier nicht erwartet, dass ich mit meiner Aussage, dass Balancing nicht der entscheidende Faktor ist, sondern dass die weichen Faktoren in der Spielrunde die größere Rolle spielen und viel mehr darüber entscheiden, ob eine Sitzung jetzt gelungen ist oder nicht.

Ich streite nicht ab, dass Balancing in seiner idealtypischen Ausprägung dafür sorgt, dass mechanisch betrachtet alle SC "gleichwertig" sind. Dennoch hilft selbst dieses ideale Balancing kein bisschen dabei, folgende Konflikte am Spieltisch aufzulösen:
- Es gibt unterschiedliche Spielertypen.
- Die Stimmungen und Launen von Spielern variieren.
- Missverständnisse sind unvermeidbar.
- Einen 100% objektiven und fairen SL gibt es nicht.
- Im subjektiven Gerechtigkeitsempfinden des jeweiligen Spielers, muss die objektiv gegebene Gerechtigkeit nicht zwangsläufig auch als solche erkannt werden.
Und ich bin mir sicher, es ließen sich noch weitere Punkte finden, die durch perfektes Balancing ebenfalls nicht gelöst würden.
Von ganz banalen Faktoren, die mechanisches Balancing nicht lösen kann, wie dem Maß in dem ein SC für ein Abenteuer "geeignet" ist, will ich gar nicht erst reden.

Deshalb weiterhin mein Appell:
Reduziert nicht jegliche Diskussion auf den Faktor Balancing. Redet lieber mehr darüber, woran es wirklich hakt und was ein Gefühl von Ungerechtigkeit aufkommen lässt.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 09:46
Und während "alle müssen gleich sein"das spiel einschränken kann ist "alle müssen die gleiche Chance haben ihre Rolle auszuspielen" eine Vorraussetzung für die Freiheit bei der Charakterwahl.

Ich sehe deine Definition von Balance hier als falsch an:
Vorher wurden Angel Summoner + BMX Bandit als plakatives Beispiel für misslungenes Balancing angeführt. Dem stimme ich sogar zu.
Das ist nicht gebalanced. Dennoch können durchaus beide Spieler, "die gleiche Chance haben ihre Rolle auszuspielen" - die Rollen haben im Sinne von "Erfolg in Bezug auf Plot" vielleicht nicht den gleichen "Wert", dennoch kann die Runde mit dieser Konstellation durchaus gemeinsam Spaß haben.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Tudor the Traveller am 19.03.2013 | 10:02
Die Würfel und auch der Spaß daran haben natürlich direkteren Bezug zu den Spielwerten als z.B. die Anekdoten.
Dennoch entscheidet nicht das Balancing (als Überschrift über diesem Thema hier) der Spielwerte zwangsläufig darüber, ob das viele Würfeln denn jetzt Spaß macht oder nicht.

Doch. Wenn ich nicht im leeren Raum, sprich die Regeln ignorierend, würfle, dann ist das Balancing enorm wichtig dafür, ob ich Spaß am Würfeln habe. Das Würfeln erfolgt ja gemäß der Regeln, und wenn die doof sind, dann ist das Spiel doof.

Die Konventionen am Spieltisch werden eben nur in begrenztem Umfang vom System und in noch geringerem Umfang von dessen Teilaspekt Balancing bestimmt.

Das gilt im Prinzip für jede Art von Spiel. Deine Kernaussage ist dementsprechend, dass für den Spaß viele andere Faktoren, v.a. das soziale Miteinander, entscheidend sind, nicht aber die Regeln. Ein Spiel definiert sich aber über seine Regeln, daher ist das gute soziale Miteinander Bedingung für Spaß, hängt aber mit dem Spiel selbst nicht wirklich zusammen. Um aber aus einem bestimmten Spiel selbst Spaß zu ziehen, muss ich dessen Regeln belasten, also es spielen, wie die Regeln es vorgeben. Und dann zählt das Balancing der Regeln, weil schlechtes Balancing den Spaß mindert. Das kann natürlich durch andere Faktoren kompensiert werden, die in oben beschriebener Weise aber mit dem Spiel an sich halt nichts zu tun haben.


wofür sich aus keiner meiner Aussagen in diesem Thread ein Hinweis finden lässt. ...
Um es salopp zu formulieren, wie deine Aussage bei mir angekommen ist: "Kein Wunder, dass es dem egal ist, der bescheisst ja sowieso.

Doch, alle deine Beiträge zielen darauf, aber das siehst du anscheinend nicht. Und ja, diese Behauptung stelle ich auf. Wobei ich hier nicht von bescheißen sprechen würde (das hat zwar eine zornhausche Tradition, ist aber in meinen Augen eine extreme Auffassung). Ich denke an dieser Stelle einfach nur dein Argument zu Ende, was du offenbar nicht willst. Wenn die Regeln nicht für den Spielspaß entscheidend sind, dann sind sie nicht relevant. Wenn sie nicht relevant sind, dann kann man sie bei der Frage nach den Faktoren für den Spaß ignorieren. Was ich geschrieben habe.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Blizzard am 19.03.2013 | 10:09
Das ist Balancing? Ich nenne das einfach das Regelwerk. Das Regelwerk erlaubt mir, abzuschätzen, wie kompetent mein SC mit einem Wert sich in der Spielwelt bewegt.
Das hat doch mit Balancing noch gar nix zu tun.
Wenn ich weiß, dass ich mit Klettern auf +15 ohne große Probleme eine Hauswand hochklettern kann, dann liefert das ein transparentes Bild über die Kompetenz des Charakters im Bereich klettern, aber da ist noch keine bisschen Balancing im Spiel.
Ich habe jetzt nicht den ganzen Thread gelesen, aber wenn ich das so lese, frage ich mich, was für dich Balancing im RPG ist? Anderherum gefragt: Worauf (im RPG) beziehst du den Begriff Balancing, wenn du ihn offensichtlich nicht auf das jeweilige System/Regelwerk beziehst?

Zitat
Balancing kommt neben dem Regelsystem erst dann überhaupt vor, wenn verschiedene Kompetenzen miteinander in Relation gesetzt werden.

Welche Komptenzen denn?
Zitat
Und Balancing bemüht sich darum, verschiedene Kompetenzen und Optionen auszubalancieren (deshalb heißt es so)...
Ach echt?! Hätte ich jetz'nicht gedacht. ;)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 19.03.2013 | 10:15
Ich sehe deine Definition von Balance hier als falsch an:
Vorher wurden Angel Summoner + BMX Bandit als plakatives Beispiel für misslungenes Balancing angeführt. Dem stimme ich sogar zu.
Das ist nicht gebalanced. Dennoch können durchaus beide Spieler, "die gleiche Chance haben ihre Rolle auszuspielen" - die Rollen haben im Sinne von "Erfolg in Bezug auf Plot" vielleicht nicht den gleichen "Wert", dennoch kann die Runde mit dieser Konstellation durchaus gemeinsam Spaß haben.

Natürlich, aber dann sind sie eben ausbalanciert. Und die Stimmung kippt nicht um.

Ein einfaches Beispiel dafür wäre ein Magier und sein Lehrling. Der Magier ist mächtiger als sein Lehrling, deutlich mächtiger. Sonst könnte er ihm wohl kaum etwas beibringen.

Dennoch kann eine solche Geschichte problemlos funktionieren. Der Grund dafür ist das hierbei Rollenspiel, Erwartungshaltung und Mechanik harmonieren, sie sind genau richtig austariert. Jeder der Charaktere kann die Rolle spielen die er gewählt hat. Und ich verwende den Begriff austariert absichtlich, eben weil er vom wiegen kommt.

Das gleiche könnte aber ohne diesen Hintergrund auch schiefgehen, wenn der Magier nicht mehr mit dem Lehrling reist, sondern mit einem im Rollenspiel gleichwertig dargestelltem Charakter. Der aber eben leider nicht gleichwertig ist am Ende. Genau das ist auch das Problem von BMX Bandit & Angel Summoner. Sie versuchen Partner zu sein. Können es aber nicht weil ihnen die Mechanik diese Rollendarstellung erschwert.

Du kannst dies sehr leicht sehen wenn du dir die Geschichten als Angel Summoner& smaller Angel Summoner vorstellst. Der smaller Angel summoner kann genauso Engel beschwören wie der Angel Summoner - er ist nur noch nicht so gut darin und lernt es noch.

Was wäre der Effekt dieser Änderung? Der Unterschied im Powerniveau bleibt gleich. Dennoch ist die Geschichte mit einem mal nicht mehr albern, beide können ihre Rollen ausspielen.

Balance lässt sich eben nicht ohne Erwartungshaltung betrachten - ich kann nicht sagen ob die Wippe in die rechte oder linke Richtung kippen wird wenn ich nicht weiß wo die Leute darauf sitzen wollen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 10:17
@Tudor: Und wieder setzt du Balancing mit den Regeln gleich. Genau da liegt in meinen Augen der Fehler.
Die Regeln sind nicht zwangsläufig doof, nur weil sie nicht vorrangig auf Balancing abzielen.
Ja, Regeln sollten belastbar sein. Aber auch das hat nur bedingt mit der Ausprägung von Balancing in einem Regelwerk zu tun.
Und ich bin eben der Meinung, dass du nicht weit genug gedacht hast, denn die Regeln sind nicht ausschließlich für den Spielspaß entscheidend, können jedoch durchaus relevant sein. Trotzdem sind die Regeln nicht gleich Balancing. Sie sind (vielleicht) das, aber ganz sicher noch viel mehr.

@Blizzard: Meine Definition von Balancing findest du zwei Posts vor diesem:
Zitat
Balancing ist nur der kleine Teilbereich der Regeln (bzw. das Konzept in den Regeln), der darauf abzielt, dass am Spieltisch ein mechanisches Gleichgewicht der Kräfte hergestellt wird. Der also insofern für Fairness am Spieltisch sorgen will, dass allen Spielern im Rahmen des Regelwerks die gleichen Einflussmöglichkeiten und Erfolgsaussichten für den Spielverlauf zur Verfügung gestellt werden.

EDIT:
@Arldwulf: Ich befürchte, mir gelingt es nicht, dir verständlich zu machen, worüber ich hier schreibe. Wenn ich dich richtig verstehe sind wir schon auf einer Linie, aber ich konnte dir bisher noch nicht vermitteln, worum es mir geht. Das liegt vielleicht daran, dass du in meinen Augen die Begrifflichkeiten nicht ganz korrekt verstehst.
Ich versuche es mit deinem Beispiel der Wippe.
Du sagst, Balancing sie die Tatsache der Anwesenheit einer Wippe.
Mein Aussage dem gegenüber ist aber: Die Wippe ist das Regelwerk. Die Wippe als Werkzeug erfüllt die beiden Funktionen Sichbarmachen von Transparenz und Balancing.
Schlägt die Wippe aus, kann ich das Ablesen - der Punkt Transparenz ist erfüllt.
Ist die Wippe in der Balance, kann ich das Ablesen - auch das gelingt der Wippe.
Balancing ist genau dann gegeben, wenn die Wippe in der Waage ist.
Die Kenntlichkeit von Abweichung dieser Balance, bzw. konkreter die Darstellung der Kompetenzen, die ein Charakter im Spiel hat, ist nicht Balancing, das ist Transparenz.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Tudor the Traveller am 19.03.2013 | 10:29
@Tudor: Und wieder setzt du Balancing mit den Regeln gleich. Genau da liegt in meinen Augen der Fehler.

Ich verstehe, sehe das aber anders. Regeln und Balancing gehen Hand in Hand, das eine geht nicht ohne das andere. (edit: Auch Balancing und Transparenz gehen Hand in Hand und lassen sich nicht trennen.) Du schreibst ja selbst in deiner Definition, dass Balancing Fairness sichern soll. Und ich bin überzeugt, dass es nur sehr wenige Leute gibt, die ein Spiel spielen wollen, dass von vorne herein die Mitspieler unfair behandelt (Unfairness als Intention des Spiels (z.B. Junta) natürlich außen vor).
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: alexandro am 19.03.2013 | 10:31
Ich bestehe nicht auf absoluter Balance, aber ich mag schon eine Balance der Gestaltungsmöglichkeiten. Ich will nicht als SL ständig nachjustieren müssen, damit ein SC auch mal Spotlight kriegt, weil er noch mit Stützrädern fährt, während der Rest auf Rennrädern unterwegs ist.

Besonders schlimm ist das bei L5R: da ist man mit einer Attributskombination aus Reflexes/Awareness/Agility eigentlich fast sorglos glücklich: man trifft gut, wird selber nicht getroffen und kann sämtliche sozialen Bedrohungen auch ziemlich schnell schönreden. Wer auf andere Attribute setzt, der hinkt eigentlich nur hinterher. Das hat z.B. die Auswirkung, dass wenn ich eine Kampfbegegnung oder eine soziale Herausforderung baue, diese entweder mühelos durch den maximierten Charakter bewältigt wird, oder selbst diesen ins Schwitzen bringt - allerdings kann man vorher nicht wissen, welcher Charakter sich dieser Gefahr stellt und wenn jetzt der nicht-optimierte Charakter (Stamina/Strength/Willpower für Kampf oder Intelligence/Perception/Willpower für Soziales) an das Problem herangeht, dann kann ein Problem dieser Größenordnung leicht seinen "Tod" (wahlweise auch Verkrüppelung, soziale Ächtung etc.) bedeuten (ich habe keine Probleme damit, Charaktere umzubringen, aber im Gegensatz zu anderen, sehr lärmenden, Forumiten habe ich auch keine Freude daran).

Und das nur, weil sein Charakter etwas MACHEN wollte, statt nur an der Seitenlinie zu stehen und dem MinMaxer zuzujubeln. Das heißt natürlich nicht, dass unterschiedliche Powerniveaus keinen Spaß machen würden, aber dann bitte transparent und nicht als n00b-Fallen und Nulloptionen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Blizzard am 19.03.2013 | 10:38
Ich streite nicht ab, dass Balancing in seiner idealtypischen Ausprägung dafür sorgt, dass mechanisch betrachtet alle SC "gleichwertig" sind. Dennoch hilft selbst dieses ideale Balancing kein bisschen dabei, folgende Konflikte am Spieltisch aufzulösen:
- Es gibt unterschiedliche Spielertypen.
- Die Stimmungen und Launen von Spielern variieren.
- Missverständnisse sind unvermeidbar.
- Einen 100% objektiven und fairen SL gibt es nicht.
- Im subjektiven Gerechtigkeitsempfinden des jeweiligen Spielers, muss die objektiv gegebene Gerechtigkeit nicht zwangsläufig auch als solche erkannt werden.
Es ist doch völlig klar, dass das Balancing der Spielregeln nicht die Problem des -ich nenne es mal- "sozialen Gruppengefüges " löst oder lösen soll. Das will es nicht und das kann es auch gar nicht, das ist auch nicht seine Aufgabe. Die Regeln können noch so stimmig oder gut ausbalanciert sein-dass Spieler A am Tag X schlecht drauf ist, weil er den Bus verpasst hat-dafür können doch die Regeln nix.

Zitat
Und ich bin mir sicher, es ließen sich noch weitere Punkte finden, die durch perfektes Balancing ebenfalls nicht gelöst würden.
Es gibt kein perfektes Balancing. Es gibt nur gutes oder schlechtes Balancing.

Zitat
Von ganz banalen Faktoren, die mechanisches Balancing nicht lösen kann, wie dem Maß in dem ein SC für ein Abenteuer "geeignet" ist, will ich gar nicht erst reden.
Das hat ja aber auch dann in dem Falle nichts mit dem Balancing der Regeln zu tun, sondern ist ein Plot-Problem.

Zitat
Deshalb weiterhin mein Appell:Reduziert nicht jegliche Diskussion auf den Faktor Balancing. Redet lieber mehr darüber, woran es wirklich hakt und was ein Gefühl von Ungerechtigkeit aufkommen lässt.
Und was resultiert daraus? Richtig: Nichts anderes als eine Diskussion übers Balancing. Denn darüber reden, wo es wirklich hakt und ein Gefühl von Ungerechtigkeit aufkommen lässt, hat doch auch wieder mit Balancing zu tun. Auch wenn besagtes Stichwort in einer solchen Diskussion vielleicht nicht gleich fallen mag, geht es -wenn auch vielleicht unbewusst-doch wieder um das Thema Balancing.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 10:40
Ich verstehe, sehe das aber anders. Regeln und Balancing gehen Hand in Hand, das eine geht nicht ohne das andere. (edit: Auch Balancing und Transparenz gehen Hand in Hand und lassen sich nicht trennen.) Du schreibst ja selbst in deiner Definition, dass Balancing Fairness sichern soll. Und ich bin überzeugt, dass es nur sehr wenige Leute gibt, die ein Spiel spielen wollen, dass von vorne herein die Mitspieler unfair behandelt (Unfairness als Intention des Spiels (z.B. Junta) natürlich außen vor).
Im Großen und Ganzen ja. Ich sehe aber doch noch einige Differenzierungsmöglichkeiten:
Regeln und Balance gehen imo nicht Hand in Hand. Balancing kann ein Teil der Regeln sein. Transparenz und Balancing lassen sic aber durchaus - genau wie du geschrieben hast - überhaupt nicht trennen. Ohne Transparenz ist Balancing natürlich überhaupt nicht möglich.
Aus meinen persönlichen Erfahrungen kann ich aber durchaus feststellen, dass es sogar sehr häufig so ist, dass die Leute Spiele spielen wollen, die Mitspieler von vorne herein unfair behandeln. Ein Negativbeispiel wäre der große Erfolg von PF. Ein positives Beispiel wäre eine Spielrunde, in der die SC aus einem Anführer und seinem Gefolge besteht (was sich nicht zwangsläufig in unbalancierten Charakteren niederschlagen muss, aber kann - und auch in diesem Fall, kann die ganze Gruppe Spaß haben).

EDIT1:
Und das nur, weil sein Charakter etwas MACHEN wollte, statt nur an der Seitenlinie zu stehen und dem MinMaxer zuzujubeln. Das heißt natürlich nicht, dass unterschiedliche Powerniveaus keinen Spaß machen würden, aber dann bitte transparent und nicht als n00b-Fallen und Nulloptionen.
Genau.

EDIT2:
Und was resultiert daraus? Richtig: Nichts anderes als eine Diskussion übers Balancing. Denn darüber reden, wo es wirklich hakt und ein Gefühl von Ungerechtigkeit aufkommen lässt, hat doch auch wieder mit Balancing zu tun. Auch wenn besagtes Stichwort in einer solchen Diskussion vielleicht nicht gleich fallen mag, geht es -wenn auch vielleicht unbewusst-doch wieder um das Thema Balancing.
Genau das sehe ich eben nicht so. Balancing kann im subjektiven Empfinden von Fairness eine Rolle spielen, aber sehr oft sind die "weichen" Faktoren, die nur am Rande mit dem Spielsystem zu tun habe entscheidender. "Wo es wirklich hakt" ist eben oft nicht das ungenügende Balancing, sondern eher wie sich das im Spiel auswirkt.
Ich greife hierfür ein Beispiel auf, dass bereits genannt wurde:
Ein SC1 kann super klettern, ein anderer SC2 kann aber fliegen.
Können wir Alle vestehen, dass Spieler1 davon angeödet ist, dass SC2 einfach immer überall hochfliegt und er nie die Gelegenheit erhält, mit seinen Kletterkünsten zu glänzen? Ja, ich denke schon.
Das System ist also "schlecht balanciert" (nicht absolut zu verstehen, das hängt in Summe natürlich noch von weiteren Regelfaktoren ab - aber für unser Beispiel sind die SC nicht balanciert).
Ich behaupte jetzt aber, der Spieler von SC1 ist nicht angenervt, weil SC2 auch was kann. Nicht einmal deshalb, weil er die Kletternfähigkeit seine SC1 emulieren kann und das vielleicht besser, als SC1 selbst.
Er wäre vielleicht trotzdem vollauf zufrieden, wenn sich Situationen ergeben, wo sein SC1 genau das machen kann, was er ihn machen lassen will:
Folgende Szenen können ihm das helfen - und das völlig unabhängig vom Balancing:
- SC2 kann zwar fliegen, aber SC2 ist gerade nicht da. Jetzt liegt es an SC1, die Gruppe mit seinen Kletterkünsten zu retten.
- SC2 kann zwar immer noch fliegen, aber nur er. Wenn SC1 auch entkommen will, dann muss er bei einer spannenden Kletterpartie seine Fähigkeiten unter Beweis stellen.
- SC2 kann zwar grundsätzlich fliegen, aber ein Effekt verhindert das gerade. Wieder hängt alles von SC1 ab.

Ich ahne, dass dazu das Gegenargument kommen wird, dass das ja alles künstlich herbeigeführt wäre. Ja, dem ist so. Dem stimme ich zu.
Aber ich denke doch, dass wir auch zu einem gemeinsamen Nenner finden, wenn wir sagen, der SL sollte immer bemüht sein, bei seinem Abenteuer auf genau seine Spieler einzugehen und die Herausforderungen auf genau seine Gruppe zuzuschneidern. Es wird also ohnehin jedes Ereignis auf die Gruppe zugeschnitten.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 19.03.2013 | 10:44
Gorilla: also ist quasi das einzige was du noch kritisierst -- und das kam bei deinem OP mit Verlaub noch ganz anders rüber -- dass jede Diskussion "nur auf den Faktor Balancing reduziert" würde. Und das tut doch niemand hier? Woher hast du diesen Eindruck?

Es gibt _natürlich_ auch viele Problemquellen am Spieltisch, die mit Balancing nicht das Geringste zu tun haben. Spontan fällt mir da eine SaWo-Runde ein, in der der SL vorab lediglich darum bat, "keine übertrieben heroischen Charaktere" zu bauen -- und uns dann einen Meuchelmörderplot der niedersten Motive anzubieten, der auch für meinen "neutralen, antisozialen" Char einfach unspielbar war. Das hatte überhaupt nichts mit Power zu tun und demenstprechend lief auch die Diskussion über diesen Mißstand ab.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Tudor the Traveller am 19.03.2013 | 10:52
PF ist ein schlechtes Beispiel. Da ist das Balancing einfach schlecht. Aber es ist gewollt und auch im Fokus des Designs. Deshalb regen die Spieler sich ja auch darüber auf. Das schlechte Balancing macht das Spiel doof, das ansonsten ein schönes Spiel ist. Aber die Leute spielen es nicht, weil es schlecht balanciert ist, sondern trotzdem.

Ein Beispiel für ein Spiel mit gewollter Unbalance ist Harnmaster, wo man als Ritter oder Magier (oder allgemein Mitglied der oberen Schicht oder gar als Elf) im Prinzip alles in den Schatten stellt. Das hat mir und meiner Runde lange auch Spaß gemacht, aber nur, weil alle Spieler sich ihre Stärken gesichert haben. Bis auf einen. Der spielte eine Schafhirtin. Und obwohl sich alle einig waren, dass der Charakter sehr stimmig war und gut gespielt wurde, war dieser Charakter auch das Problemkind der Runde schlechthin. Langfristig wurde darüber geklagt, dass dieser SC die Gruppe bremst, ein Klotz am Bein ist, zuwenig Spielanteile hat und damit den SPIELER aus dem Spiel hält usw. Langfristig hat die Unbalance also dem Spielspaß geschadet.

Fazit: Unbalance geht prinzipiell, ist aber in sich problematisch.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 19.03.2013 | 10:54
[OT]
Und ich bin eben der Meinung, dass du nicht weit genug gedacht hast, denn die Regeln sind nicht ausschließlich für den Spielspaß entscheidend, können jedoch durchaus relevant sein. Trotzdem sind die Regeln nicht gleich Balancing. Sie sind (vielleicht) das, aber ganz sicher noch viel mehr.
Ausflug in die Computergames:
Narrative Mechanics (http://www.youtube.com/watch?v=JQJA5YjvHDU)
Mechanics as Metaphor (part1) (http://www.youtube.com/watch?v=4QwcI4iQt2Y)
Mechanics as Metaphor (part2) (http://www.youtube.com/watch?v=pP_qNm-96Dc)
[/OT]
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 11:04
@Feuersänger: Ich hatte gehofft, das mein OP auch gelesen wird, dann lässt sich nämlich durchaus erkennen, dass meine Hauptaussage einfach lautet: "Reduziert nicht Alles auf Balancing". Aber vielleicht habe ich diesbezüglich auch versagt, bzw. mich nicht unmissverständlich genug ausgedrpückt, indem ich versucht habe, zu argumentieren.
Ich hatte gleich zu Beginn auch geschrieben, dass ich ganz subjektiv und persönlich den Eindruck gewonnen habe, dass egal wo sich RP'ler treffen sehr oft und sehr viel über Balancing gesprochen wird und auch online das Thema aktuell sehr breit getreten wird. Natürlich behaupte ich nicht, dass dies eine objektive Wahrheit ist, ich habe trotzdem versucht, den Blick wieder ein Stück weit zu öffnen und eben nicht immer nur jede Diskussion bei Balancing enden zu lassen.


PF ist ein schlechtes Beispiel. Da ist das Balancing einfach schlecht. Aber es ist gewollt und auch im Fokus des Designs. Deshalb regen die Spieler sich ja auch darüber auf. Das schlechte Balancing macht das Spiel doof, das ansonsten ein schönes Spiel ist. Aber die Leute spielen es nicht, weil es schlecht balanciert ist, sondern trotzdem.

Ein Beispiel für ein Spiel mit gewollter Unbalance ist Harnmaster, wo man als Ritter oder Magier (oder allgemein Mitglied der oberen Schicht oder gar als Elf) im Prinzip alles in den Schatten stellt. Das hat mir und meiner Runde lange auch Spaß gemacht, aber nur, weil alle Spieler sich ihre Stärken gesichert haben. Bis auf einen. Der spielte eine Schafhirtin. Und obwohl sich alle einig waren, dass der Charakter sehr stimmig war und gut gespielt wurde, war dieser Charakter auch das Problemkind der Runde schlechthin. Langfristig wurde darüber geklagt, dass dieser SC die Gruppe bremst, ein Klotz am Bein ist, zuwenig Spielanteile hat und damit den SPIELER aus dem Spiel hält usw. Langfristig hat die Unbalance also dem Spielspaß geschadet.

Fazit: Unbalance geht prinzipiell, ist aber in sich problematisch.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 19.03.2013 | 11:10
EDIT:
@Arldwulf: Ich befürchte, mir gelingt es nicht, dir verständlich zu machen, worüber ich hier schreibe. Wenn ich dich richtig verstehe sind wir schon auf einer Linie, aber ich konnte dir bisher noch nicht vermitteln, worum es mir geht. Das liegt vielleicht daran, dass du in meinen Augen die Begrifflichkeiten nicht ganz korrekt verstehst.
Ich versuche es mit deinem Beispiel der Wippe.
Du sagst, Balancing sie die Tatsache der Anwesenheit einer Wippe.

Nein, genau wie du sage ich dass Balancing nicht die Anwesenheit der Wippe ist, sondern ihre Ausgeglichenheit. Wie du schon sagst: "Ob die Wippe in Balance ist", auch wenn dies natürlich eine Tautologie darstellt. Diese Balance kann aber eben auch gegeben sein wenn auf einer Seite ein dicker Kerl sitzt und auf der anderen Seite ein kleines Mädchen.

Ob die Wippe in eine oder die andere Richtung ausschlägt hängt davon ab wo sich beide hinsetzen. Welche Erwartungshaltung sie an das Spiel haben. Ähnlich bei den Steinen. Balance ist nicht erreicht wenn alle Steine gleich aussehen und senkrecht übereinander gestapelt sind. Sondern wenn sie nicht umfallen. Was eben auch mit einem schrägem Turm völlig unterschiedlicher Steine der Fall sein kann.

Was bedeutet dies für deinen Ausgangspost? Es bedeutet das Balancing Charaktere nie einschränken kann. Es gibt eben keine Dicke die der dicke Mann auf der Schaukel haben kann bei der die Schaukel unmöglich in Balance sein kann.

In deinem Ausgangsposting stellst du Freiheit und Balancing gegenüber als ob sie gegensätzliche Konzepte wären. Tatsächlich habe ich aber eben nur dann die Möglichkeit frei meinen Charakter auszuspielen wenn ich vorher einschätzen kann ob Mechanik und Hintergrund im Einklang sind. Ob ich auf der richtigen Stelle sitzen werde.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: alexandro am 19.03.2013 | 11:13
Wenn man über das System (und Rollenspieldesign im Allgemeinen) redet, dann kommt man um Balancing nicht herum (wobei es wichtig zu erwähnen ist, dass es auch hier kein "absolutes" oder "perfektes" Balancing gibt, sondern lediglich Balancingentscheidungen, welche jeweils ein unterschiedliches Spielgefühl befeuern).

Wenn man über eine konkrete Runde eines ganz bestimmten SLs spricht, dann kann man gerne Balancing außen vor lassen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: La Cipolla am 19.03.2013 | 11:13
Ich glaube übrigens auch nicht an Gott, was aber nichts an seiner kulturellen und vor allem individuellen, emotionalen Relevanz ändert. Gefühle sind wichtig.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 19.03.2013 | 11:19
Ja, bei 3.X / PF ist das Problem, dass das System nach außen so tut, als seien alle Optionen gleichwertig. Obwohl der spielerische Wertunterschied zwischen gleich teuren Optionen oft enorm ist. Und wenn man sich dann mal anschaut, welches Verständnis Sean K Reynolds von seinem eigenen System hat, wundert einen das auch überhaupt nicht mehr. So als grobe Peilung für Kenner des Systems: er hält den Feat "Skill Focus" für _doppelt so wertvoll_ wie "Quicken Spell".* I am not making this up! (http://www.seankreynolds.com/rpgfiles/misc/featpointsystem.html) Der Mann hat einfach wirklich sowas von gar keine Ahnung vom real existierenden D20, dass es nur noch weh tut.

*) Für Nicht-Kenner des Systems: beide Optionen sind gleich teuer; 1 Feat. Aber in Wahrheit ist Skill Focus nahezu nutzlos und wird von keinem halbwegs optimierenden Spieler jemals freiwillig gewählt, während Quicken Spell erlaubt, zwei statt einen Zauber pro Runde zu sprechen und unter Powergamern als einer der mächtigsten Feats im ganzen Spiel gilt. Die Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung des Autors und dem tatsächlichen Effekt im Spiel könnte größer nicht sein.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 11:33
In deinem Ausgangsposting stellst du Freiheit und Balancing gegenüber als ob sie gegensätzliche Konzepte wären.
Nein, das tue ich nicht. Ich sage lediglich, dass Freiheit nicht von Balancing abhängig ist.

Zitat
Tatsächlich habe ich aber eben nur dann die Möglichkeit frei meinen Charakter auszuspielen wenn ich vorher einschätzen kann ob Mechanik und Hintergrund im Einklang sind. Ob ich auf der richtigen Stelle sitzen werde.
Auch das kann ich dir immer noch nicht zustimmen. Die Möglichkeit, die Kompetenz meines SC im Spiel abzuschätzen, erlange ich nicht durch Balancing, sondern durch Transparenz.
Erst das "auf der richtigen Stelle sitzen" ist Balancing.


Wenn man über eine konkrete Runde eines ganz bestimmten SLs spricht, dann kann man gerne Balancing außen vor lassen.
Genau :)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Rev. Bilk am 19.03.2013 | 11:48
Zitat
Aber in Wahrheit ist Skill Focus nahezu nutzlos und wird von keinem halbwegs optimierenden Spieler jemals freiwillig gewählt, während Quicken Spell erlaubt, zwei statt einen Zauber pro Runde zu sprechen ...

Ja, aber zum Preis, das der beschleunigte Zauber einen um vier Level höheren Spellslot belegt. Also würde eine "Magic Missile" den Slot z.b. eines "Cone of Cold" einnehmen. Und Skill Focus ist für die Spieler relevant, die eine Klasse mit wenig Skillpoints spielen, aber Ihren Charakter nicht als komplett inkompetent da stehen lassen wollen...

Insofern halte ich S.K.R.´s Aussage ohne weitere Prämissen zwar auch für gewagt..aber auch hier kommt es auf den Kontext an.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: La Cipolla am 19.03.2013 | 11:51
Die Aussage kann je nach Spielstil durchaus stimmen. Wenn du mit einer Probe einen Kampf (und damit starke Ressourcenverschwendung) verhindern kannst, und dieses Talent die Chancen dafür erheblich verbessert, ist das definitiv mehr wert. Ansichtssache also.

Dann wiederum war das doch mit Sicherheit pure Provokation. ;D

Wir haben übrigens viel mit Skill Focus gespielt (die Variante mit dem +3 Bonus).
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Rev. Bilk am 19.03.2013 | 12:05
Hmm..ich optimiere meine Chars gerne auf Ihre geplanten Rollen hin. Aktuell starte ich auf Wunsch des eSeLs in einer Forgotten Realms Kampagne einen Paladin des Tyr. Um den halbwegs auch in sinnvollen Knowledge Skills auf die Beine zu kriegen, muss ich bei 2+Int-Bonus Skillpoints schon mit Feats reinbuttern...

Aber  :btt: : Balancing ist nicht alles. Beispiel DnD 4: die Klassen sind soweit halbwegs balanciert, dennoch sit das System für meine Spieler vom Aufbau und Konzept nicht genießbar (Details schenke ich mir mal). Daher bleibe ich lieber bei einem unbalancierten System, wenn dafür der Funke überspringt.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 19.03.2013 | 12:07
Cipolla: dann wart ihr offenbar keine Powergamer. =D

Ich hatte kurz Bedenken, ob das hier OT führen würde, aber eigentlich passt es doch ganz gut: wie man im verlinkten Artikel nachlesen kann, hat SKR einerseits realisiert, dass nicht alle Feats gleich stark sind. Also versucht er, den Feats einen Punktwert zuzuweisen.  Um den Wert zu bestimmen, stellt er eine handvoll Kriterien auf, die den Wert eines Feats erhöhen oder senken.
Soweit schön und gut. Diese 10 Kriterien lesen sich formschön und logisch -- doch gehen sie leider an der Spielrealität vorbei. Er sagt z.B. "ein Feat ohne Kosten ist besser als ein Feat mit Kosten". In der Praxis aber nimmt man die Kosten (wie den höheren Spellslot) gerne in Kauf, wenn man dadurch einen Encounter souverän und schnell gewinnen kann, der sich ansonsten in die Länge gezogen und andere Kosten (HP-Verluste etc) nach sich gezogen hätte.

--> Der Wert von Optionen im Spiel lässt sich nicht unbedingt anhand von ein paar noch so nachvollziehbar klingenden Kriterien festmachen. Man muss sich wirklich anschauen, wie der Kram im Spiel eingesetzt wird.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 12:19
@Feuersänger: Das führt schon sehr OT.
Aber finde ich gar nicht so schlimm, da es sehr gut meine These unterstreicht, dass die Diskussion sich immer wieder auf irgendwelche Winzigkeiten rund ums Balancing konzentriert (ist das Feat so wertvoll wie jenes?), anstatt darauf abzuzielen, wie man ohne ellenlange Regeldiskussion alle Spieler zusammenbringt.

Nach meiner Erfahrung ist der "Standardspieler" mit der Frage nach seinen Wünschen, Vorstellungen und Erwartungen an eine Spielrunde hoffnungslos unterfordert. Er kann zwar die Regeln voll gut auswendig. Er weiß auch schon, dass er einen Magier spielt. Und er hat sich bewusst gegen den imba-Zauber entschieden, damit ihm niemand Munchkinism unterstellen kann.
Aber was er sich wirklich für die Runde wünscht und worauf er beim Spiel hofft, darüber hat er sich noch keine Gedanken gemacht.
Die Zufriedenheit und der Spaß am Spiel rührt aber in erster Linie von eben diesen Faktoren her und nicht von den Zahlen auf einem Zettel.

Mit dem "Standardspieler" ist übrigens keiner der Anwesenden gemeint. Ich schätze sogar ganz im Gegenteil die Sache so ein, dass die Leute, die sich hier im Forum engagiert mit unserem Hobby auseinandersetzen genau die sind, die eben auch gerne mal ein Stück weiter denken.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 19.03.2013 | 12:27
Ich kenn das eher andersrum. Der Standardspieler kennt sich mit den Regeln nicht besonders gut aus, und wundert sich dann, warum er im Spiel nix reisst. Ob und wieviele Gedanken er sich über seinen Charakter an sich und das gewünschte Spiel macht, steht wieder auf einem anderen Blatt.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Tudor the Traveller am 19.03.2013 | 12:27
Die Zufriedenheit und der Spaß am Spiel rührt aber in erster Linie von eben diesen Faktoren her und nicht von den Zahlen auf einem Zettel.

Meine Erfahrung lehrt das Gegenteil. Viele Charaktere in meinen Runden wurden nachträglich umgebaut, teilweise mehrfach, weil sie mechanisch hinter dem zurückblieben, was der Spieler sich vorgestellt hat und sein Spielspaß litt. Und dieser - z.T. unterschwellige - Frust ist extrem problematisch. Er lässt sich auch kaum mit "sonstigem Spaß" kompensieren, weil er einfach beständig nagt.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Rev. Bilk am 19.03.2013 | 12:41
Zitat
Nach meiner Erfahrung ist der "Standardspieler" mit der Frage nach seinen Wünschen, Vorstellungen und Erwartungen an eine Spielrunde hoffnungslos unterfordert. .....
Ich kenn das eher andersrum. Der Standardspieler kennt sich mit den Regeln nicht besonders gut aus, und wundert sich dann, warum er im Spiel nix reisst.

Definiert doch erstmal bitte den "Standardspieler". Bitte schön nach GNS, DIN, WAI (WasAuchImmer) und sonstigen Regelwerken klassifiziert, gewichtet und gewertet... und das bitte ökologisch unbedenklich ~;P

Zitat
Viele Charaktere in meinen Runden wurden nachträglich umgebaut, teilweise mehrfach, weil sie mechanisch hinter dem zurückblieben, was der Spieler sich vorgestellt hat und sein Spielspaß litt.

Uuh? Was soll das denn? Sei mir bitte nicht böse, aber das erinnert mich an die guten, alten Computerspiele mit Zufallscharaktergenerierung, wo man stundenlang Charaktere gewürfelt hat, bevor man überhaupt anfing..Heute fände ich so was nur zum  :puke: Wenn ein Spieler so wenig Spaß an seinem Char hat, dann sollte man eher die Ursachen suchen und nicht an den Symptomen rumschrauben. Musste ich auch erst wieder lernen...

Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 13:16
Definiert doch erstmal bitte den "Standardspieler". Bitte schön nach GNS, DIN, WAI (WasAuchImmer) und sonstigen Regelwerken klassifiziert, gewichtet und gewertet... und das bitte ökologisch unbedenklich ~;P
"Standardspieler" ist der Durchschnitt "aller" Spieler.
Zum Thema wissenschaftlicher Betrachtung lege ich dem geneigten Leser nahe, meinen OP nochmals zu lesen.

Zitat
Uuh? Was soll das denn? Sei mir bitte nicht böse, aber das erinnert mich an die guten, alten Computerspiele mit Zufallscharaktergenerierung, wo man stundenlang Charaktere gewürfelt hat, bevor man überhaupt anfing..Heute fände ich so was nur zum  :puke: Wenn ein Spieler so wenig Spaß an seinem Char hat, dann sollte man eher die Ursachen suchen und nicht an den Symptomen rumschrauben. Musste ich auch erst wieder lernen...

Genau. Dass die Spielwirklichkeiten und die Erwartungen nicht übereinstimmen, hat nach meiner Erfahrung beinahe immer vorrangig damit zu tun, dass der Spieler sich über seine Erwartungen nicht wirklich im Klaren ist.
"Boah, ich will Monster wegschnetzeln wie nix" ist z.B. eine Aussage, die sich ausschließlich auf die mechanische Ausprägung des Charakters bezieht. Das kann von der eigentlichen Erwartung des Spielers herrühren, dass er sich taktische Kämpfe wünscht, von dem Wunsch, möglichst oft "zu gewinnen" oder von der Vorstellung, als epischer Held Unmengen von Monstern zurückgeschlagen zu haben und damit seine Heldenhaftigkeit bewiesen zu haben.

In dieser Diskussion wird leider allzuoft alles in einen Topf geworfen und zu einem großen Brei verrührt. Aber ich plädiere ja eben genau dafür, die sozialen, psychologischen Faktoren von den mechanischen zu trennen und gesondert über diese nachzudenken, bevor man sich an die mechanische Umsetzung in einem System macht.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Tudor the Traveller am 19.03.2013 | 13:27
Wenn ein Spieler so wenig Spaß an seinem Char hat, dann sollte man eher die Ursachen suchen und nicht an den Symptomen rumschrauben. Musste ich auch erst wieder lernen...

Ich verstehe den Einwand nicht. Die Ursache ist doch klar: der Charakter entspricht mechanisch nicht dem, was dem Spieler vorschwebt. Also gibt es zwei Möglichkeiten: der Spieler ändert seine Erwartung an den Char oder der Char wird mechanisch der Erwartung des Spielers angenähert.

edit: die Chars waren im Übrigen nicht zufallsgeneriert, sondern gebaut. Ich sehe daher den Zusammenhang in der gesamten Aussage nicht.

Genau. Dass die Spielwirklichkeiten und die Erwartungen nicht übereinstimmen, hat nach meiner Erfahrung beinahe immer vorrangig damit zu tun, dass der Spieler sich über seine Erwartungen nicht wirklich im Klaren ist.

Nein. Es liegt an der schlechten Balance...
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 13:34
Nein. Es liegt an der schlechten Balance...
Nein. Es liegt an den psychologischen Faktoren.
Spielbalance kann keine Zufriedenheit erzeugen. Zufriedenheit ist ein psychologischer Zustand.

"Ich will einen fähigen Krieger spielen" ist nicht das wirkliche Bedürfnis, nicht das tatsächliche Motiv, hinter dem Versuch, an einem Rollenspiel teilzunehmen.

EDIT: Balance kann im RP Teil der Wege sein, um das Ziel "Bedürfnisbefriedigung" zu erlangen, aber ist niemals vorrangig ausschlaggebend.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Tudor the Traveller am 19.03.2013 | 13:37
Diesen Aussagen kann ich überhaupt nicht zustimmen. Daher halte ich jede weitere Diskussion an dieser Stelle für sinnlos.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 13:38
Und es steht dir selbstverständlich völlig frei, dich aus der Diskussion auszuklinken.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Tudor the Traveller am 19.03.2013 | 13:39
Womit wir wieder bei deiner Überheblichkeit sind...  :q
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Galatea am 19.03.2013 | 13:42
Viele Systeme machen hier aber auch den Fehler ein Dutzend Charakterklassen anzubieten, die eigentlich alle dasselbe Aufgabenfeld haben und natürlich ist es schwer sowas exakt auszubalancieren.
Daher ist wenig oft mehr - je differenzierter die Charaktere sind, desto geringer die Chance dass sie sich kompetenzmäßig gegenseitig auf die Füße treten.
Das geht im Fantasy-Setting (Nahkämpfer, Fernkämpfer, Supportmagier (z.B. gegen Massengegner oder extrem starke Gegner), Heiler, Supportbuffer, Gegnerdebuffer, ganz spezielle Supporter wie Midgard-Tiermeister) genauso gut wie im SciFi-RPG (Frontsoldat, Scharfschütze, MG-Schütze, Raketenwerferschütze, Feldmedic, Pionier, Tech-Experte/Drohnencontroller, Anführer/Supportbuffer).

Außerdem muss man sich als Spieler auch mal trauen Dinge einfach anders zu machen - mein Midgard-Tiermeister hat keine Wölfe, Wildschweine oder Bären als Gefolge, nein, er hat eine Eule, vier Pfeifhörnchen, einen Falken und acht Spatzen - und ist damit der beste Supportaufklärer den man sich ausmalen kann (sofern die Kommunikation mit den Vertrauten klappt, deren Beschreibungen aufgrund ihrer tierischen Natur zugegeben manchmal etwas zu wünschen übrig lassen). Eigentlich fehlt in seinem Arsenal nur noch was amphibisches.
Er bringt im Notfall sogar ein wenig Geld ein, indem er sich einfach an die nächste Straßenecke stellt und seine Einhörnchen-Chipmunks auftreten lässt (hab meinen Pfeifhörnchen u.a. beigebracht die albische Nationalhymne zu pfeifen).
Er ist anders, aber er hat seinen Platz - und er arbeitet in einer Nische die ihm definitiv niemand streitig machen kann, weil es einfach niemanden gibt der auch nur ansatzweise über vergleichbare Fähigkeiten verfügt, nicht einmal anders/normal geskillte Tiermeister.

Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 14:03
Womit wir wieder bei deiner Überheblichkeit sind...  :q
Meine Aussage war: du hälst eine weitere Diskussion für sinnlos, ich gestehe dir das Recht dazu zu.
Daran ist nun kaum große Überheblichkeit zu erkennen.

"Überheblich" finde ich eher deinen Ansatz, das "Argument" "du hast nicht Recht" zu wiederholen, ohne es wirklich begründen zu können. Wobei ich deinen Ton tatsächlich nicht als überheblich empfand, sonder eigentlich ganz normal - wie eben meinen auch - nur dem Inhalt keine inhaltliche Richtigkeit beimessen konnte.

Andererseits kreide ich dir von meiner persönlichen Sichtweise heraus an, dass du in "deiner Denke" (Balancing ist wichtig) verhaftet bleibst, ohne den Versuch unternehmen zu wollen, die Hintergründe dazu zu verstehen. Und wenn du an den psychologischen Mechanismen von Mangel(empfinden), Bedürfnis, Motiv und Motivation zweifelst, dann muss ich das leider als Beweis werten, dass du nicht verstehst, worauf ich hinaus will. Das kann natürlich mehrere Ursachen haben: evtl. willst du mich nicht verstehen, z.B. weil es deiner Sicht der Dinge widerspricht - oder du kannst mich nicht verstehen, weil dir Überlegungen zu dem Thema neu und unverständlich sind, z.B. aufgrund mangelnden Wissen (beachte: das ist kein Vorwurf der Dummheit - ich verstehe nun mal auch nichts, wenn meine Werkstatt mir erzählt, was denn nun genau an der Zündspule kaputt war) - oder mir gelingt es nicht, mich für dich verständlich auszudrücken, z.B. weil uns die Möglichkeit fehlt, eine gemeinsame Kommunikationsebene zu finden.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 19.03.2013 | 14:04
"Ich will einen fähigen Krieger spielen" ist nicht das wirkliche Bedürfnis, nicht das tatsächliche Motiv, hinter dem Versuch, an einem Rollenspiel teilzunehmen.

Das ist Blödsinn. Genau das ist sogar ziemlich oft das Motiv, an einem Rollenspiel teilzunehmen. Natürlich nicht nur auf Krieger beschränkt, sondern analog genauso für Magier, Schurken und andere Archetypen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 14:11
Das ist Blödsinn. Genau das ist sogar ziemlich oft das Motiv, an einem Rollenspiel teilzunehmen. Natürlich nicht nur auf Krieger beschränkt, sondern analog genauso für Magier, Schurken und andere Archetypen.
Da hast du leider Unrecht.
Genausowenig wie das eigentliche Motiv beim Autokauf ist "ich will einen Audi haben".
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: gunware am 19.03.2013 | 14:15
Da hast du leider Unrecht.
Genausowenig wie das eigentliche Motiv beim Autokauf ist "ich will einen Audi haben".
wtf? Das verstehe ich nicht. Wenn ich mir etwas kaufen will, warum sollte es nicht mein Motiv sein, es zu kaufen? Tut mir leid, das entzieht sich meiner Logik.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: rettet den wald am 19.03.2013 | 14:15
Da hast du leider Unrecht.
Genausowenig wie das eigentliche Motiv beim Autokauf ist "ich will einen Audi haben".

Ok, das halte ich für interessant. Kannst du etwas genauer darauf eingehen, was das eigentliche Motiv von jemandem ist, der sagt "Ich will einen fähigen Krieger spielen!"?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Edvard Elch am 19.03.2013 | 14:16
@ Gorilla: Magst du für mich psychologischen Laien noch einmal kurz, auf den Punkt und verständlich formulieren, wie genau (und warum) du den Einfluss von Balancing auf das Spielerlebenis "Rollenspiel" einordnest? Derzeit kann ich aus deinen Ausführungen nämlich diverses rauslesen, das zwischen "ist schädlich" und "ist vollkommen egal" schwankt.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 19.03.2013 | 14:17
Nein, das tue ich nicht. Ich sage lediglich, dass Freiheit nicht von Balancing abhängig ist.

Um ein Beispiel für mit Balancing verbundener Freiheit zu zeigen:

Nimm mal an ich will einen Charakter bauen der fur einen anderen, jüngeren und schwächeren Charakter einer anderen Klasse eine Vater / Mentorrolle einnimmt. In einem balancierten System ist das kein Problem. Egal welchen Weg die Charaktere einschlagen, sie können die Situation abbilden. Mächtiger Magier und ein kleines Mädchen das sich im Schwertkampf übt? Kein Problem.

Umgedreht funktioniert es genauso. Die Wahl der Klasse beeinflusst nicht die Abstände zwischen den beiden Charakteren.

Das wäre in einem unbalanciertem System nicht der fall.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Scimi am 19.03.2013 | 14:17
Genausowenig wie das eigentliche Motiv beim Autokauf ist "ich will einen Audi haben".

Das "eigentliche" Motiv lässt sich bestimmt psychologisch-sozio-kulturell aufdröseln. Aber ich denke "ich will einen Audi haben" fasst es bei vielen Audikäufern gut auf einen Satz zusammen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Tudor the Traveller am 19.03.2013 | 14:20
Gorilla, ich habe bisher noch kein Argument von dir gelesen, das mich dazu veranlasst hätte, an meiner Sichtweise zu zweifeln. Und jemanden aus einer Diskussion auszuladen, ist in meinen Augen nunmal überheblich.

Und ich denke nicht, dass die Beleuchtung der Motivation, RPG spielen zu wollen, uns weiterhilft. Soweit ich das sehe, spielen die meisten Menschen dann doch primär der Unterhaltung wegen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Auribiel am 19.03.2013 | 14:21
Das ist Blödsinn. Genau das ist sogar ziemlich oft das Motiv, an einem Rollenspiel teilzunehmen. Natürlich nicht nur auf Krieger beschränkt, sondern analog genauso für Magier, Schurken und andere Archetypen.

+1

Dem kann ich nur zustimmen! Nicht umsonst wimmelt es bei Spielen, die entsprechende Optionen anbieten nur so vor "gutaussehenden" oder gar "herausragenden" Chars - weil man im Rollenspiel auch gerne mal den perfekten Krieger/Magier/Charmeur/Vampirzögling/Whatever spielen will. Natürlich gibt es auch die, die gerne den unbedarften Zuckerbäcker spielen wollen.
Oder mal anders:
Will ich eine Schieflage spielen, kann ich die bei einem gebalancten System problemlos umsetzen, indem ich über die Stufe/sonstige Erfahrungsvergabe skaliere. Ergo: Schieflagenliebhaber sind zufriedenzustellen, ohne dass an den Regeln gebastelt werden muss.
Habe ich aber jemanden in der Gruppe (oder gar alle), die nicht an Schieflagen interessiert sind, benötigt man ein gebalanctes System. Und das herzustellen, wenn man ein System in Schieflage hat, ist sehr schwierig.
Ergo: GUTE Balance behindert niemanden, schlechte Balance behindert hingegen die, die nicht allein auf Schieflage/Rollenspiel abzielen.


Und habe vergessen, wer das zum entsprechenden Thema in meinem Post geschrieben hatte, daher allgemeine Antwort:
Wenn ich natürlich grundlegend mit dem Mechanismen eines Spieles nicht zufrieden bin, hilft mir weder Balance noch sonstwas, sondern lediglich der Wechsel zu einem genehmeren Regelwerk. Gute Balance behindert NICHT die Herstellung von Überlegenheiten/Unterlegenheiten. Eine schlechte Balance hingegen verhindert sowohl ein Gleichgewicht, auch eine abschätzbares Gleichgewicht.
Insofern: Ja, gute Balance hilft beim Gralsuchen, wenn man nicht sowieso schon das perfekte Spiel/die perfekten Mitspieler gefunden hat.

/Ninja-Edit
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 14:46
Puh. Ich kann da jetzt leider nicht auf Alles eingehen. Aber ein paar Punkte:

Ich habe nie gesagt, dass Balance "schädlich" ist. Meine Aussage lautet: Mechanische Balance ist nicht (unbedingt) notwendig.

Zur Verhaltenspsychologie im Sinne von "ein Mensch tut etwas" empfehle ich einen Blick in Wikipedia, z.B. zum Thema Motivationspsychologie (http://de.wikipedia.org/wiki/Motivationspsychologie)
Als Stichpunkte seien hier genannt, die Modelle von der Bedürfnisppyramide nach Maslow, intrinsische und extrinsische Motivation und die ERG-Theorie, um die populärsten zu nennen.

Bei unserem Beispiel "ich will einen Audi" (kein Bedürfnis, sondern die Ausprägung von Motiven als bewusster Gedanke) kann das primäre Bedürfnis: "Wunsch nach einem bequemen Fortbewegungsmittel" (mit meinem Audi kann ich von A nach B fahren, wann immer ich will und ohne nass zu werden) eine Rolle spielen und genauso das Bedürfnis "Wunsch nach Anerkennung" (jeder sieht, ich habe einen Audi und findet das gut). Das ließe jeweilis noch weiter differenzieren und abstrahieren, aber zeigt schon ganz gut, wohin die Reise geht.

@Arldwulf: Du redest immer von Balance, meinst aber eigentlich Transparenz. Das Sichtbarmachen von den Kompetenzen und ihren Ausprägungen erfolgt nicht über Balancing (das wiegt sie gegeneinander auf), sondern über Transparenz.
Unser System heißt: Deutschland, das Rollenspiel.
Transparenz heißt: Ich weiß, dass ein VW-Vorstandschef 16Mio p.a. verdient und eine Putzfrau 10k - es ist klar, auf welchem Kompetenzniveau sich beide bei dem Spielwert "Einkommen" bewegen. Transparenz ist also vorhanden.
Balancing heißt: Die 16Mio beim Vorstand sind genauso viel wert wie die 10k bei der Putzfrau (z.B. indem die Putzfrau reicher an immateriellen Gütern ist). Wir stellen die Kompetenzwerte zueinander in einem Verhältnis und versuchen in der Logik der Spielwelt ein Gleichgewicht zu schaffen.

@Tudor: Wenn es bei dir beleidigend angekommen ist, dann entschuldige ich mich hiermit dafür. So war es nicht gemeint.
Nach den gängigen Modellen wäre auch der von dir genannte "Wunsch nach Unterhaltung" als Motiv für die Teilnahme an einer PR-Runde leider nicht ausreichend konkretisiert.
Geht es dem Spieler dabei vielleicht um "Anerkennung in der Gruppe" und er fühlt sich durch das gemeinsame Erreichen von Zielen "unterhalten" (Beziehung)?
Geht es dem Spieler darum, die "Anerkennung in der Gruppe" durch seine Überlegenheit im Spiel zu erreichen und das macht ihm Spaß (Selbsterfüllung)?
Geht es ihm darum, mehr Leute kennen zu lernen, und auf diesem Weg vielleicht eine Partnerin zu finden oder zumindest der Einsamkeit zu entfliehen (Existenzbedürfnis)?

Das muss auch alles gar nicht so detailiert aufgedröselt und überwissenschaftlich betrachtet werden. Oft reicht es, wenn die Spieler einfach einmal reflektieren und sich selbst fragen, was genau sie denn nun eigentlich wollen. Damit kommt man eben viel weiter als mit der Diskussion über die Wertigkeit von Regeln.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: gunware am 19.03.2013 | 14:57
Genausowenig wie das eigentliche Motiv beim Autokauf ist "ich will einen Audi haben".

Bei unserem Beispiel "ich will einen Audi" (kein Bedürfnis, sondern die Ausprägung von Motiven als bewusster Gedanke) kann das primäre Bedürfnis: "Wunsch nach einem bequemen Fortbewegungsmittel" (mit meinem Audi kann ich von A nach B fahren, wann immer ich will und ohne nass zu werden) eine Rolle spielen und genauso das Bedürfnis "Wunsch nach Anerkennung" (jeder sieht, ich habe einen Audi und findet das gut). Das ließe jeweilis noch weiter differenzieren und abstrahieren, aber zeigt schon ganz gut, wohin die Reise geht.

Nichts für ungut, aber das erste und das zweite ist doch dasselbe. Oben nur kurz gesagt und unten mit viel Bla-Bla herum.

Ich verstehe immer noch nicht, warum in beiden Fällen die Motivation "ich will einen Audi haben" nicht vorhanden sein sollte. Beide Beispiele sagen es doch ganz klar: der Käufer will einen Audi haben.

Genau wie der Typ einen Krieger spielen will.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 15:02
Nichts für ungut, aber das erste und das zweite ist doch dasselbe. Oben nur kurz gesagt und unten mit viel Bla-Bla herum.

Ich verstehe immer noch nicht, warum in beiden Fällen die Motivation "ich will einen Audi haben" nicht vorhanden sein sollte. Beide Beispiele sagen es doch ganz klar: der Käufer will einen Audi haben.
Dann hast du noch nicht verstanden, worum es geht. Das ist schade, denn wenn dir nicht bewusst ist, was deine eigentlichen Motive sind, fällt es dir auch deutlich schwerer diese erfolgreich zu verfolgen.
Und da sind wir wieder bei der Diskussionim RP: wenn ich nicht einmal selbst verstehe, warum ich denke "ich will einen Krieger spielen", dann wird's für die Gruppe schon sehr schwer, dabei zu helfen, das eigentliche Ziel zu erreichen.

@Black: Gerne. Ja, denke ich auch.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: rettet den wald am 19.03.2013 | 15:07
Zur Verhaltenspsychologie im Sinne von "ein Mensch tut etwas" empfehle ich einen Blick in Wikipedia, z.B. zum Thema Motivationspsychologie (http://de.wikipedia.org/wiki/Motivationspsychologie)
Als Stichpunkte seien hier genannt, die Modelle von der Bedürfnisppyramide nach Maslow, intrinsische und extrinsische Motivation und die ERG-Theorie, um die populärsten zu nennen.

Bei unserem Beispiel "ich will einen Audi" (kein Bedürfnis, sondern die Ausprägung von Motiven als bewusster Gedanke) kann das primäre Bedürfnis: "Wunsch nach einem bequemen Fortbewegungsmittel" (mit meinem Audi kann ich von A nach B fahren, wann immer ich will und ohne nass zu werden) eine Rolle spielen und genauso das Bedürfnis "Wunsch nach Anerkennung" (jeder sieht, ich habe einen Audi und findet das gut). Das ließe jeweilis noch weiter differenzieren und abstrahieren, aber zeigt schon ganz gut, wohin die Reise geht.

Ok, dann lass mich mal versuchen, anhand von den verlinkten Theorien zu argumentieren, warum ich Balance brauche, um am Rollenspiel Spaß zu haben: Zuerst mal meine relevanten Bedürfnisse nach der Maslow-Pyramide: "Wunsch nach Erfolg" und "Wunsch nach Ansehen". Diese interagieren in folgender Art und Weise:

Zuerst kommt mein Wunsch nach Erfolg. Um Erfolg zu haben, muss ich meinen Charakter so effizient wie möglich bauen. Soweit so gut. Jetzt spiele ich aber eventuell mit Leuten zusammen, die ihre Charaktere weniger effizient bauen, die sich dann eventuell von meinem deutlich mächtigeren Charakter genervt fühlen. Um bei ihnen Anerkennung zu finden, müsste ich meinen Charakter absichtlich weniger effizient bauen, was meinem Bedürfnis nach Erfolg widersprechen würde. In einem ausbalancierten System sind Charaktere von vornherein nicht unterschiedlich mächtig, daher kann ich meinen Charakter so bauen, wie ich will, ohne dass ein Widerspruch zwischen meinen Bedürfnissen nach Erfolg und Ansehen entsteht.

Verständlich, worauf ich hinaus will?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Turning Wheel am 19.03.2013 | 15:09
Gorilla, vielen Dank für die Zusammenfassung gestern. Ich denke ich kann deine Position hier im Thema gut nachvollziehen.
Nebenaussagen widersprechen sich zwar etwas, aber das halte ich für ein Missverständnis deiner Formulierungen meinerseits.

Sorry, ich hab das obige Posting gelöscht, um noch etwas hinzuzufügen zu können ohne zum Ninja zu werden:
Im Prinzip würde ich gerne nochmals auf übergeordneter Ebene nachhaken, ob ich dich auch wirklich verstanden habe.
Könnte man sagen, dass du der Meinung bist, dass ein Balancing (durch Regeln, also durch den Spielerfinder) nicht so
mächtig ist wie die Spielbalance, die vom Spielleiter durch entsprechende Moderation des Spiels und die geeignete
Auswahl der Spielinhalte im Bezug auf die Wünsche aller Spieler geregelt wird?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: gunware am 19.03.2013 | 15:15
Dann hast du noch nicht verstanden, worum es geht. Das ist schade, denn wenn dir nicht bewusst ist, was deine eigentlichen Motive sind, fällt es dir auch deutlich schwerer diese erfolgreich zu verfolgen.
Wirklich? Könnte es nicht sein, dass meine Motive ziemlich einfach gestrickt sind und ich mir dessen bewusst bin?
Wenn ich mir sage: ich will einen Krieger spielen, weil das der einzige Chara ist, der eine Zweihandwaffe führen darf - und das meine einzige Motivation ist - wie schwerer soll es sein, meine Motive zu verfolgen? Wenn ich den Krieger spiele, dann bin ich zufrieden. Würde ich einen Elfen spielen, dann wäre ich unzufrieden, weil er keine Zweihandwaffe führen darf. Nichts mehr und nichts weniger. Komplizierter gehe ich an so eine Sache nicht heran. Deswegen verstehe ich echt nicht, warum es schwerer sein soll, meine Motive erfolgreich zu verfolgen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Turning Wheel am 19.03.2013 | 15:23
Wirklich? Könnte es nicht sein, dass meine Motive ziemlich einfach gestrickt sind und ich mir dessen bewusst bin?

Es geht Gorilla vermutlich nicht um die Einfachheit der Motive.
Du denkst nur, dein Motiv für Kämpfer ist, eine Zweihandwaffe zu führen. Hinter diesem populär formulierten Fake-Motiv (das vielleicht nicht mal richtig ist) steckt aber mindestens ein tiefenpsychologisches Bedürfniss, das das eigentliche Motive darstellt. Du denkst nur, dass du lediglich eine Zweihandwaffe willst, tatsächlich ist aber der wahre Grund einer, der dem übergeordnet ist.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 19.03.2013 | 15:25
Ich hab nur ein paar posts überflogen, drück aber trotzdem gern meinen Senf rein:

Erst einmal unterstütze ich Gorilla alleine dafür, sich mit seiner begründeten Meinung gegen die Mehrheitsmeinung zu stellen. Respekt dafür.
Ich habe leider noch nicht ganz verstanden, wie alle Seiten den Begriff Balance jeweils verstehen. Zum einen ist davon die Rede, alle nach dem Rasenmäherprinzip gleich(-wertig) zu machen, zum anderen von Vorhersehbarkeit und Planbarkeit, also dass Wert X die Handlungsmöglichkeit Y ermöglicht. Vor allem den zweiten Punkt scheinen Balancing-Befürworter im Sinne der Spielerfreiheit und Spielerermächtigung zu verteidigen.

Ich unterstütze Gorilla darin, eben diesen Punkt zu hinterfragen. Nehmen wir folgendes Zitat:

Zitat
Das ändert aber nun einmal nichts daran dass ein Spiel besser wird je besser es die Rolle die sich der Spieler wünscht darstellen kann.  

Ich bezweifle die universelle Gültigkeit dieses Paradigmas. Ich glaube nicht, dass Rollenspiel per se dadurch besser wird, dass ich als Spieler alles möglichst so steuern kann oder einen Charakter so bauen kann, wie ich mir das optimal vorstelle. Nach meiner Erfahrung (und Traveller ist da für mich ein gutes Beispiel) sind vor allem die Charaktere die besseren, die nicht so funktionieren, wie ich mir das vorstelle, auch wenn das natürlich extrem systemabhängig ist. Ein D&D-Charakter, der nicht so funktioniert, wie ich mir das vorstelle, ist extrem frustrierend. Warum? Weil das System nicht flexibel genug ist, darauf zu reagieren.

Gorilla fordert letztlich den Mut, sich auf unausgeglichene Charakterkonzepte einzulassen, auf Situationen, die ich als Spieler eben nicht im Vorfeld planend kontrollieren kann, weil ich genau weiß, was der Gegner kann und welche Chancen mein Charakter genau hat.
Das betrifft in erster Linie die Frage, ob Charaktere in ihren Fähigkeiten ausgeglichen sein müssen und erst in zweiter Linie, ob das Regelwerk in sich stimmig, das heißt vorhersehbar und berechenbar ist.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 19.03.2013 | 15:26
@Arldwulf: Du redest immer von Balance, meinst aber eigentlich Transparenz.

Nein, tue ich nicht - du gehst nur nicht darauf ein. Tranzparenz ist das Wissen auf welche Stelle der Schaukel ich mich setzen muss. Balance der Zustand in dem die Schaukel ausgeglichen ist. Nochmal ganz deutlich: Balance heißt nicht das die 10k von der Putzfrau genausoviel wert sein müssen wie die 16 Millionen des Vorstands. Und auch nicht das alle Charaktere gleich stark sein müsen. Auch nicht dass auf jeder Seite der Schaukel das gleiche Gewicht sein muss. Und nicht dass die Steine im erstem Bild alle senkrecht gestapelt und gleich sein müssen.

Balance heißt nichts anderes als dass das ganze System nicht umfällt.

Das wurde auch bereits schon oft genug gesagt. Es wurde auch schon auf Seite 1 gesagt und dort begründet. Und es wurde auch in meinem letztem Posting darauf eingegangen. Versuch doch mal auf das gesagte einzugehen.

Gern auch anhand des oben genannten Beispiels. Denn diese ganze Begriffsverwirrung ist dafür ja ganz egal.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 19.03.2013 | 15:28
Zusammengefasst: Rollenspiel kann viel mehr bieten als nur genau das zu bekommen, was ich als Spieler möchte.
Ist ein bisschen wie beim Dating: Gerade wenn ich mir einen "Traumpartner" exakt nach meinen Wünschen zusammenstellen kann, wenn ich ganz genau das bekomme, habe ich keine Ahnung, was mir alles entgeht oder was jemand zu bieten hat, den ich mir so niemals vorgestellt hätte.

*edit*

Zitat
Balance der Zustand in dem die Schaukel ausgeglichen ist.

Wieso die Angst, dich auf eine unausbalancierte Schaukel zu setzen? Vielleicht führt das zu Situationen, die viel mehr Spaß machen. Woher weißt du im Vorfeld schon, dass das Ganze kippen muss?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 15:28
Wirklich? Könnte es nicht sein, dass meine Motive ziemlich einfach gestrickt sind und ich mir dessen bewusst bin?
Das halte ich für äußerst unwahrscheinlich. Wenn du ein Mensch bist, der im üblichen Rahmen sozialisiert ist und auch sonst unter keinen psychischen Erkrankungen leidet, wird das auf dich einfach nicht zutreffen.
Es kann durchaus sein, dass du wirklich und ehrlich glaubst, dass deine Motive total einfach gestrickt sind und dass du genauso fest daran glaubst, dir dessen bewusst zu sein, aber ich hoffe für dich, dass das nicht der Wahrheit entspricht.

Zumindest ist das der aktuelle wissenschaftliche Stand der Motivationspsychologie. Aber wer weiß es schon genau zu sagen, vielleicht kreist die Erde doch auch nicht wirklich um die Sonne, obwohl wirklich alles darauf hindeutet.

Zitat
Wenn ich mir sage: ich will einen Krieger spielen, weil das der einzige Chara ist, der eine Zweihandwaffe führen darf - und das meine einzige Motivation ist - wie schwerer soll es sein, meine Motive zu verfolgen? Wenn ich den Krieger spiele, dann bin ich zufrieden.

Das halte ich für äußerst unwahrscheinlich (s.o.).

Zitat
Komplizierter gehe ich an so eine Sache nicht heran. Deswegen verstehe ich echt nicht, warum es schwerer sein soll, meine Motive erfolgreich zu verfolgen.
Das glaube ich dir sofort. Es bedeutet nämlich, dass du nicht reflektierst und deine eigentlichen Ziele nicht zu erfassen versuchst.

Jetzt noch eine allgemeine Aussage, die nur bedingt auf dich gemünzt ist.
Willkommen in der bunten Welt von Unterhaltung und Werbung. Genau das will die allgemeine Medienbeschallung den ganzen Tag bei uns erreichen:
Wir glauben, unser Ziel sei, das iPhone zu besitzen. Wir kaufen es natürlich brav. Irgendwas fehlt trotzdem noch. Aber das macht nichts, die Industrie bietet uns ja ausreichend neue "Ziele" an und freut sich, wenn wir diese möglichst wenig hinterfragen.

M.a.W. Black +1


@Falke359: Danke für den Input und die Erweiterung des Themas.

@Arldwulf: Was du als Balancing bezeichnest (wenn ich dich richtig verstehe), ist für mich eindeutig nicht als Balancing tituliert. Genau das ist Transparenz. Aber ich glaube, da kommen wir nicht mehr auf einen gemeinsamen Nenner.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Luxferre am 19.03.2013 | 15:34
Warum ich nichts von Balancing halte:

vorausgesetzt, dass alle am Tisch nach dem selben Regelwerk spielen, gebe ich als SL nichts auf Stufenunterschiede, unterschiedliche magische Ausrüstung und auch Stand, bzw Stellung einzelner SC. Das sollen die Spieler bitte untereinander ausmachen. So leite ich zB eine Gruppe von drei Charakteren, die alle unterschiedlich mächtig sind. In einer kleineren Gruppe mit nur zwei Spielern klafft der Grad noch weiter auseinander.
Jetzt sollte ich dazu sagen, dass wir auf Golarion mit HARP spielen und zwar fertige Abenteuer oder Kampagnen. Ich passe alle Begegnungen an die Gruppe und jede Herausforderung an den Charakter an, der dort meiner Ansicht nach der Spezi ist.
Das klappt und niemand fühlt sich vernachlässigt. Es ist sogar viel eher so, dass diese Unterschiede verdammt viel zur innerweltlichen Logik beitragen.

Meine fünf Cent :-)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 15:36
Warum ich nichts von Balancing halte:

vorausgesetzt, dass alle am Tisch nach dem selben Regelwerk spielen, gebe ich als SL nichts auf Stufenunterschiede, unterschiedliche magische Ausrüstung und auch Stand, bzw Stellung einzelner SC. Das sollen die Spieler bitte untereinander ausmachen. So leite ich zB eine Gruppe von drei Charakteren, die alle unterschiedlich mächtig sind. In einer kleineren Gruppe mit nur zwei Spielern klafft der Grad noch weiter auseinander.
Jetzt sollte ich dazu sagen, dass wir auf Golarion mit HARP spielen und zwar fertige Abenteuer oder Kampagnen. Ich passe alle Begegnungen an die Gruppe und jede Herausforderung an den Charakter an, der dort meiner Ansicht nach der Spezi ist.
Das klappt und niemand fühlt sich vernachlässigt. Es ist sogar viel eher so, dass diese Unterschiede verdammt viel zur innerweltlichen Logik beitragen.

Meine fünf Cent :-)

Womit also meine Aussage bestätigt wäre, dass es gut auch ohne Balancing geht. Danke.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Luxferre am 19.03.2013 | 15:38
Bitte. Denn nichts Anderes war meine Intention ;-)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 19.03.2013 | 15:42
Ach ja:

Jede Spielrunde, in der die Charaktere eine höhere Überlebenschance haben als die Gegner, ist nicht ausbalanciert, also setzen wir im Rollenspiel meistens auf fehlende Balance, warum dann zwischen Charakteren, schiefe Schaukel hin oder her. Und nein, eine schief hängende Schaukel ist eben nicht in Balance, weil eine Kugel, die man darauf legt, herunterrollt.

Zitat
Balancieren bedeutet, sich selbst oder einen Gegenstand unter dem Einfluss des Schwerefeldes im mechanischen Gleichgewicht zu halten

Wenn Charaktere zueinander nicht im Gleichgewicht sind, also (in ihrer Gesamtheit) nicht denselben Grad an Macht- und Einflussmöglichkeiten haben, ist es sinnlos, von Balance zu reden.
Eine Gruppe mit einem Charakter auf Lvl 5, einem auf lvl 10 und einem auf lvl 15 ist per Definition nicht ausbalanciert.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 19.03.2013 | 15:48
Jede Spielrunde, in der die Charaktere eine höhere Überlebenschance haben als die Gegner, ist nicht ausbalanciert, also setzen wir im Rollenspiel meistens auf fehlende Balance, warum dann zwischen Charakteren, schiefe Schaukel hin oder her.
Da ist glaube ich ein Denkfehler drin. Wenn ich eine ausgewogene, ich sag mal, Aufmerksamsbalance haben will, dann ist die Stärke des Gegners schnutzegal. Aufmerksamsbalance meine ich dass jeder Spieler ohne große Pause im Geschehen mit eingreifen kann.
Es kommt halt immer drauf an, welche Art der Balance ich anstrebe.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Tudor the Traveller am 19.03.2013 | 15:49
@Gorilla: was ist mit dem Spieltrieb? Ich erkenne an, dass die Psychologie bei allem, was Mensch tut, eine Rolle spielt. Aber der Spieltrieb ist afaik eine anerkannte Eigenschaft des menschlichen (und tierischen) Verhaltens. Und imo spielt man vor allem, um den Spieltrieb zu befriedigen. In welcher Ausprägung auch immer. Und das muss noch nichtmal im sozialen Rahmen geschehen, denn ich kann auch ganz alleine spielen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 15:51
Da ist glaube ich ein Denkfehler drin. Wenn ich eine ausgewogene, ich sag mal, Aufmerksamsbalance haben will, dann ist die Stärke des Gegners schnutzegal. Aufmerksamsbalance meine ich dass jeder Spieler ohne große Pause im Geschehen mit eingreifen kann.
Es kommt halt immer drauf an, welche Art der Balance ich anstrebe.

Das habe ich aber ausreichend deutlich gemacht: mechanische Balance (im Sinne von Balance in/mit der Regelmechanik - s. Falke)


@Tudor: Der Einwurf ist nicht schlecht.
Aber: der Spieltrieb (http://de.wikipedia.org/wiki/Spieltrieb) ist ein Trieb und kein Motiv. Der hat eher in der Lerntheorie etwas zu suchen als bei der psychologischen Motivsuche.
Falls wir den Spieltrieb bei unserer Betrachtung berücksichtigen wollen, dann vielleicht als Ausprägung des Wachstumsbedürfnisses (ich will besser werden).
Der "Spieltrieb" wie er im allgemeinen Sprachgebrauch zur Anwendung kommt, bezieht sich dann eher wieder auf die Suche nach Unterhaltung, hinter der eines der psychologischen Motive steht (Anerkennung, derin Einsamkeit entrinnen, Selbsterfüllung).
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: gunware am 19.03.2013 | 15:53
Es geht Gorilla vermutlich nicht um die Einfachheit der Motive.
Du denkst nur, dein Motiv für Kämpfer ist, eine Zweihandwaffe zu führen. Hinter diesem populär formulierten Fake-Motiv (das vielleicht nicht mal richtig ist) steckt aber mindestens ein tiefenpsychologisches Bedürfniss, das das eigentliche Motive darstellt. Du denkst nur, dass du lediglich eine Zweihandwaffe willst, tatsächlich ist aber der wahre Grund einer, der dem übergeordnet ist.
Tut mir leid, aber ich verstehe immer noch nicht, wie mir die Kenntnis eines tiefenspsychologisches Bedürfnisses (sofern vorhanden) helfen sollte, mehr Spaß zu haben, wenn ich meine Zweihandwaffe nicht kriege. Ist es nicht vollkommen irrelevant? Entweder ich habe meine Zweihandwaffe oder nicht.
(Ich glaube eher, dass mir der ganze Spaß abhanden kommen würde, würde ich jetzt versuchen irgendwelche Bedürfnisse zu suchen, warum ich Spaß habe.)

Das halte ich für äußerst unwahrscheinlich. Wenn du ein Mensch bist, der im üblichen Rahmen sozialisiert ist und auch sonst unter keinen psychischen Erkrankungen leidet, wird das auf dich einfach nicht zutreffen.
Es kann durchaus sein, dass du wirklich und ehrlich glaubst, dass deine Motive total einfach gestrickt sind und dass du genauso fest daran glaubst, dir dessen bewusst zu sein, aber ich hoffe für dich, dass das nicht der Wahrheit entspricht.
Nein, ich glaube nicht daran, dass ich mir dessen bewusst bin. Ich glaube eher, dass ich erfolgreich die Augen davor verschließe. [:D]

Das glaube ich dir sofort. Es bedeutet nämlich, dass du nicht reflektierst und deine eigentlichen Ziele nicht zu erfassen versuchst.
Stressfrei zu leben und Spaß zu haben? Doch meine Ziele sind ganz gut erfasst. Und die Bereitschaft Kompromisse einzugehen auch.

Wir glauben, unser Ziel sei, das iPhone zu besitzen. Wir kaufen es natürlich brav. Irgendwas fehlt trotzdem noch. Aber das macht nichts, die Industrie bietet uns ja ausreichend neue "Ziele" an und freut sich, wenn wir diese möglichst wenig hinterfragen.
Aus dieser Nummer falle ich heraus. Entweder hat die Werbung noch nichts gefunden, was mich anspricht oder ich bin wirklich psychisch krank.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 19.03.2013 | 15:55
Das habe ich aber ausreichend deutlich gemacht: mechanische Balance (im Sinne von Balance in/mit der Regelmechanik - s. Falke)
Naja. Wenn eine andere Balance greift, als die von Dir Fokussierte, dann sagt das Beispiel nichts über den Sinn und Unsinn der mechanischen Balance.
Ergo muss die Argumentation dann über ein anderes Beispiel laufen. Sonst sitzt Du in einer Denkfalle.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Di0nysius am 19.03.2013 | 15:59
Balancing heißt: Die 16Mio beim Vorstand sind genauso viel wert wie die 10k bei der Putzfrau (z.B. indem die Putzfrau reicher an immateriellen Gütern ist). Wir stellen die Kompetenzwerte zueinander in einem Verhältnis und versuchen in der Logik der Spielwelt ein Gleichgewicht zu schaffen.

Das halte ich für nicht richtig. Balancing bedeutet nicht umbedingt, dass Charaktere gleich "stark" sind. Es kann in einem geblanctem System sogar gewollt sein, dass der Vorstand mit seinen 16Mio 1.6k mal so kaufstark ist wie die Putzfrau. Es ist manchmal sogar gewollt, dass die Putzfrau keinen Ausgleich dafür erhält. Sie ist halt auf dem "niedrigeren lvl" einer Putzfrau.

Es geht also nicht um Gleichheit (höchstens um lokale), sondern um eine Wertigkeit. Das System wäre Beispielsweise ungebalanced, wenn die Putzfrau VW kaufen könnte, obwohl sie nur 10k besitzt. Es wäre aber immer noch transparent. Man kann ja sagen, dass die Putzfrau so verhandlungsgeschickt ist, dass sie es schafft den Laden unter Wert zu kaufen. Damit wäre immer noch volle Transparenz in der Wertigkeit (des Geldes) gegeben.

In einem System kann es starke und schwache Charaktere geben ohne dass die Balance verloren geht. Es gibt dann halt lvl50 Charaktere und lvl 1 Charaktere die interargieren. Die Balance entsteht, dadurch dass  zwei lvl50 Charaktere gleich stark sind, genauso wie zwei lvl 1 Charaktere.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 16:08
Tut mir leid, aber ich verstehe immer noch nicht, wie mir die Kenntnis eines tiefenspsychologisches Bedürfnisses (sofern vorhanden) helfen sollte, mehr Spaß zu haben, wenn ich meine Zweihandwaffe nicht kriege. Ist es nicht vollkommen irrelevant? Entweder ich habe meine Zweihandwaffe oder nicht.
(Ich glaube eher, dass mir der ganze Spaß abhanden kommen würde, würde ich jetzt versuchen irgendwelche Bedürfnisse zu suchen, warum ich Spaß habe.)
Aber wenn du weißt, was dich eigentlich befriedigt, gelingt es dir vielleicht genau dieses Ziel zu erreichen, auch wenn dir in der neuen Runde der Zweihänder verwehrt wird.
Das Ziel "Spaß haben" lässt sich doch leichter erreichen, wenn man weiß, woran man eigentlich Spaß findet, oder nicht?

Zitat
Nein, ich glaube nicht daran, dass ich mir dessen bewusst bin. Ich glaube eher, dass ich erfolgreich die Augen davor verschließe. [:D]
Ja, das ist nicht unwahrscheinlich und auch durchaus üblich.  :D

Zitat
Stressfrei zu leben und Spaß zu haben? Doch meine Ziele sind ganz gut erfasst. Und die Bereitschaft Kompromisse einzugehen auch.
Ja, das sind deine dir bewussten Ziele, aber u.U. nicht deine tatsächlichen Motive.

Aber wir nähern uns der Sache schon an. ;)

Zitat
Aus dieser Nummer falle ich heraus. Entweder hat die Werbung noch nichts gefunden, was mich anspricht oder ich bin wirklich psychisch krank.
Das ist wieder ein anderes Thema: Inwieweit ist der moderne Zivilisationsmensch in der Lage, sich medialen Einflüssen zu entziehen? Vielleicht reden wir an einem anderen Tag darüber? Ist auch wirklich spannend.

@6: Welches Beispiel genau? Ich hatte im Verlauf der Diskussion mehrere gebracht.
Es soll in diesem Thread um nichts anderes gehen, als die mechanische Balance. Und da behaupte ich (zugegeben provokativ): sie spielt keine Rolle.

Ich stimme dir aber zu, dass man sich in der Runde unabhängig davon bemühen sollte, die "soziale" Balance zwischen allen Spielern zu finden: jeder darf, jeder ist gleich wichtig, jeder hat ein Recht auf seine Meinung. Genau diese Punkte gilt es vorrangig auszutarieren. Sonst ist mechanische Balance hinfälig, denn es wird selbst bei perfekter mechanischer Balance keine Runde, an der alle Beteiligten Spaß haben.


EDIT:
In einem System kann es starke und schwache Charaktere geben ohne dass die Balance verloren geht. Es gibt dann halt lvl50 Charaktere und lvl 1 Charaktere die interargieren. Die Balance entsteht, dadurch dass  zwei lvl50 Charaktere gleich stark sind, genauso wie zwei lvl 1 Charaktere.
Im System können unterschiedliche starke Charaktere auftauchen. In einer Gruppe sind sie aber dann nicht mehr ausbalanciert.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 19.03.2013 | 16:12
@Arldwulf: Was du als Balancing bezeichnest (wenn ich dich richtig verstehe), ist für mich eindeutig nicht als Balancing tituliert. Genau das ist Transparenz. Aber ich glaube, da kommen wir nicht mehr auf einen gemeinsamen Nenner.

Das liegt dann aber daran das du den Begriff Balance falsch verwendest. Schau dir mal die Steine auf Seite 1 an. Sind sie in Balance?

Ganz offensichtlich ist der Turm weder gerade, noch sind die Steine gleich. Trotzdem fallen sie nicht um. Genau dies ist Balance.

Wenn du den Begriff Balance als "Gleichheit" verwendest, verwendest du ihn schlichtweg falsch. Dafür gibt es schon den Begriff Gleichheit.

Aber wir könnten es auch hutzliputzli nennen, und dies würde immer noch keinen Unterschied machen. Hutzliputzli fördert Charakterfreiheit. Warum? Weil ich mir dann keine Gedanken darüber machen muss ob mein Charakter funktionieren wird, ob er in der Lage sein wird seine angedachte Rolle auszuspielen ohne zusätzlichen Aufwand.

Und das beispiel steht immer noch. In einem hutzliputzlitem System kann ich zwei Charaktere darstellen die einen Stufenunterschied haben und die Wahl ihrer Klasse wird keine Auswirkungen auf den Abstand zwischen beiden Charakteren haben. Dies ist in einem nichthutzliputzlitem System nicht der Fall, hier kann abhängig von dem Charakterthema das ich wähle eine größere oder kleinere Differenz entstehen. Will ich beide Charaktere weiter auf dem gewünschtem (üblicherweise vergleichbarem) Niveau haben so muss ich Aufwand betreiben - und habe im Zweifelsfall, und bei mangelnder Erfahrung die gleiche Situation als ob ich in dem Bild auf Seite 1 ein weiteres Stein auf den Stapel packe ohne zu wissen was ich tue.

Es kippt und fällt um.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 19.03.2013 | 16:13
@6: Welches Beispiel genau? Ich hatte im Verlauf der Diskussion mehrere gebracht.
Also ich habe mich explizit auf Falkes Beispiel bezogen, der sagte, dass jede Gruppe, deren Überlebenschance höher ist, als die der Gegner, unbalanciert ist. Und das ist sogar aus mechanischer Sicht falsch. Jetzt könnte ich mit Polaris kommen, bei der meine dargestellte Balance über die Mechanik realisiert wurde, allerdings würde das Deinen Thread glaube ich sprengen. Zumal ich mit der Einteilung der Balance in dem anderen Thread mehr als unzufrieden bin.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: gunware am 19.03.2013 | 16:21
Aber wenn du weißt, was dich eigentlich befriedigt, gelingt es dir vielleicht genau dieses Ziel zu erreichen, auch wenn dir in der neuen Runde der Zweihänder verwehrt wird.
Das Ziel "Spaß haben" lässt sich doch leichter erreichen, wenn man weiß, woran man eigentlich Spaß findet, oder nicht?
Wenn mir der Zweihänder verwehrt wird, dann kommt ein anderer Chara zum Einsatz, den ich aus einer anderen Motivation spiele, z.B. ein Elf, der singen kann (weil ich es nicht kann) - und daraus schöpfe ich meinen Spaß. Ganz bestimmt viel mehr, als wenn ich versuchen würde, herauszufinden, warum ich den Spaß habe - das hätte nämlich genau gegenteiliges Effekt - ich würde den Spaß sofort verlieren.

Ich stimme dir aber zu, dass man sich in der Runde unabhängig davon bemühen sollte, die "soziale" Balance zwischen allen Spielern zu finden: jeder darf, jeder ist gleich wichtig, jeder hat ein Recht auf seine Meinung. Genau diese Punkte gilt es vorrangig auszutarieren. Sonst ist mechanische Balance hinfälig, denn es wird selbst bei perfekter mechanischer Balance keine Runde, an der alle Beteiligten Spaß haben.
Aber ist es nicht einfacher, die "soziale" Balance zu finden, wenn bereits die "mechanische" Balance besteht? Dann ist doch der Teil der Spieler, denen die "mechanische" Balance wichtig ist, bereits mit "jeder darf" zufrieden. Und es bedarf weniger Aufwand, die Runde "am Laufen zu halten".
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 19.03.2013 | 16:24
Ich halte es in der Tat für nicht zielführend, hier in der Motivationspsychologie bei Adam und Eva anzufangen. Am Ende landet man meinetwegen beim genetischen Imperativ, auf den fast jede Handlung jedes Lebewesens zurückzuführen ist: feeding, reproducing and not dying. ("Spiele" jeglicher Art stellen z.B. Simulationen von Gefahrsituationen dar und unterstützen somit durch ihren vorbereitenden Effekt das "not dying".) Das bringt uns aber hier nicht weiter.

Ich setze an der Stelle ein, an der ich beschlossen habe: ich will ein Rollenspiel zocken. _Da_ mache ich mir dann Gedanken darüber, was ich gerne spielen will. Ob ich als Krieger Arsch treten will oder als Magier die Realität Männchen machen und durch Reifen springen lassen möchte -- in aller Regel sind es Dinge, die ich im echten Leben nicht tun kann (weil es z.B. weder Magie noch Orks gibt und das Dahinmetzeln von Mitbürgern polizeilich untersagt ist).
Meine Ex z.B. spielt fast immer Schurken,  weil sie es geil findet, zu schleichen, Fallen zu entschärfen, Schlösser zu knacken und Schatztruhen auszuräumen, sowie sich mit (den erbeuteten) magischen Klunkern zu behängen und so weiter.

Deine allgemeine Unterstellung, wir wären alle zu doof zu erkennen warum wir spielen wollen, was wir spielen wollen, ist schon echt ein starkes Stück, und trägt abermals zu dem Bild des überheblichen Besserwissers bei, das du dir hier im Forum zulegst. Insbesondere in Anbetracht dessen, dass du hier zwar die ganze Zeit rumtrötest, _dass_ du ja viel mehr Durchblick hättest als wir alle hier, aber nicht die geringsten Anstalten machst, uns an deiner herrlichen Weisheit teilhaben zu lassen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 16:58
Aber ist es nicht einfacher, die "soziale" Balance zu finden, wenn bereits die "mechanische" Balance besteht? Dann ist doch der Teil der Spieler, denen die "mechanische" Balance wichtig ist, bereits mit "jeder darf" zufrieden. Und es bedarf weniger Aufwand, die Runde "am Laufen zu halten".
Meine Behauptung ist ja nur: wenn sonst alles passt, lässt sich auf mechanische Balance sehr gut verzichten.
Du hast aber natürlich Recht damit, dass die mechanische Balance ein Instrument sein kann, die "soziale Balance" leichter zu finden. Da stimme ich dir voll und ganz zu.


Ich halte es in der Tat für nicht zielführend, hier in der Motivationspsychologie bei Adam und Eva anzufangen. Am Ende landet man meinetwegen beim genetischen Imperativ, auf den fast jede Handlung jedes Lebewesens zurückzuführen ist: feeding, reproducing and not dying. ("Spiele" jeglicher Art stellen z.B. Simulationen von Gefahrsituationen dar und unterstützen somit durch ihren vorbereitenden Effekt das "not dying".) Das bringt uns aber hier nicht weiter.

Ich setze an der Stelle ein, an der ich beschlossen habe: ich will ein Rollenspiel zocken. _Da_ mache ich mir dann Gedanken darüber, was ich gerne spielen will. Ob ich als Krieger Arsch treten will oder als Magier die Realität Männchen machen und durch Reifen springen lassen möchte -- in aller Regel sind es Dinge, die ich im echten Leben nicht tun kann (weil es z.B. weder Magie noch Orks gibt und das Dahinmetzeln von Mitbürgern polizeilich untersagt ist).
Meine Ex z.B. spielt fast immer Schurken,  weil sie es geil findet, zu schleichen, Fallen zu entschärfen, Schlösser zu knacken und Schatztruhen auszuräumen, sowie sich mit (den erbeuteten) magischen Klunkern zu behängen und so weiter.

Deine allgemeine Unterstellung, wir wären alle zu doof zu erkennen warum wir spielen wollen, was wir spielen wollen, ist schon echt ein starkes Stück, und trägt abermals zu dem Bild des überheblichen Besserwissers bei, das du dir hier im Forum zulegst. Insbesondere in Anbetracht dessen, dass du hier zwar die ganze Zeit rumtrötest, _dass_ du ja viel mehr Durchblick hättest als wir alle hier, aber nicht die geringsten Anstalten machst, uns an deiner herrlichen Weisheit teilhaben zu lassen.

Äh, ja. Danke. Was auch immer du (mir) damit sagen wolltest. Aber danke.

Ich habe nie davon gesprochen, dass hier irgendwer doof ist.
Die einzige Aussage meinerseits in diese Richtung, ist die, dass viele Spieler die Augen davor verschließen, dass hinter ihrem Handeln (als konkrete Ausprägung eines Willens) Gründe stehen, die selbst der jeweiligen Person nicht direkt bewusst sein müssen. Diesbezüglich habe ich mich selbst auch niemals als davor gefeit dargestellt.
Dieser Faden ist übrigens ausschließlich in dem Bemühen entstanden, meine Sicht der Dinge mit anderen Spieler zu teilen. Deinen sarkastisch vorgebrachtem Vorwurf kann ich insofern also nicht ernst nehmen.

Und eine kurze sachliche Anmerkung auch noch: Der genetische Imperativ spielt in den modernen Modellen der Motivationspsychologie keine relevante Rolle. Genauso wie es dem Ingenieur bei Mercedes auch weitgehend egal ist (zum Erreichen seiner Vorgaben), dass seine Bauteile aus Atomen bestehen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: gunware am 19.03.2013 | 17:13
Meine Behauptung ist ja nur: wenn sonst alles passt, lässt sich auf mechanische Balance sehr gut verzichten.
Ich glaube, hier (in dem von mir markierten Wort in Deinem Zitat) liegt der Hund begraben. Das Problem ist, dass sich in diesem "sonst" eigentlich auch die mechanische Balance verstecken kann. Und wenn Du Spieler hast (egal ob Du sie nach halben Jahr bei einem Psychotherapeuten von Gegenteil überzeugen könntest oder nicht), die gerne die mechanische Balance sehen (und seien es nur die Zahlen auf dem Charabogen oder sei es nur eine Pseudobalance), kannst Du auf die mechanische Balance nicht "sehr gut" verzichten, weil der Verzicht bereits die soziale Balance kippt. Nicht immer, nicht in jeder Runde, aber es werden sich Runden finden, bei denen es so ist. Das ist so wie bei dem Bildchen mit den Steinen. Nimm ein Stein weg und die ganze Pyramide fällt in sich zusammen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 19.03.2013 | 17:19
Dann frage ich also mal ganz konkret: was für Gründe sollen das dann bitte sein, die da so obskur sind, dass man sich ihrer nicht bewusst sein soll?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 18:05
Und wenn Du Spieler hast (egal ob Du sie nach halben Jahr bei einem Psychotherapeuten von Gegenteil überzeugen könntest oder nicht)
In der Psychotherapie spielt die Motivationstheorie eine eher untergeordnete Rolle ;)

Zitat
, die gerne die mechanische Balance sehen (und seien es nur die Zahlen auf dem Charabogen oder sei es nur eine Pseudobalance),
Der Wunsch "sehe gerne mechanische Balance" ist aber nicht das Bedürfnis, das befriedigt werden muss, um den Zustand der Zufriedenheit bei dem Spieler zu erreichen. Es ist sozusagen das Symptom und nicht die tatsächliche Ursache.

Zitat
kannst Du auf die mechanische Balance nicht "sehr gut" verzichten, weil der Verzicht bereits die soziale Balance kippt. Nicht immer, nicht in jeder Runde, aber es werden sich Runden finden, bei denen es so ist. Das ist so wie bei dem Bildchen mit den Steinen. Nimm ein Stein weg und die ganze Pyramide fällt in sich zusammen.
Das stimmt sicher für viele Runden. Wenn auch imho aus anderen Gründen als den den von dir angenommenen.

Dann frage ich also mal ganz konkret: was für Gründe sollen das dann bitte sein, die da so obskur sind, dass man sich ihrer nicht bewusst sein soll?
In Bezug auf dem Streben nach mechanischem Balancing nehme ich an, oder?
Wenn ich dich richtig verstehe, ist deine Frage: Warum kann ein Ziel für einen Spieler sein: "Erreichen von mechanischem Balancing"?
Umgangssprachlich formuliert, vermute ich in dem Wunsch in den meisten Fällen, dass dieser Spieler vor "Benachteiligung" geschützt sein möchte.
Was der Spieler dabei aber außer Acht lässt, ist die Tatsache, dass diese "Benachteiligung" nicht von den Rahmenbedingungen des Regelwerks und damit der Ausprägung von mechanischem Balancing abhängig ist, sondern davon, wie am Spieltisch dann damit umgegangen wird.
Es ist grundsätzlich völlig egal, ob er "nur" den Zuckerbäcker spielt und gegen die ganzen Heros in seiner Runde eigentlich überhaupt keinen Auftritt hat - genauso wenig wie gegen auch nur den schwächsten aller möglichen Gegner. Trotzdem kann er sich am Ende des Tages "gerecht" behandelt fühlen, wenn es der Gruppe gelingt, ihn trotz seiner "Wertlosigkeit" in die Gruppe zu integrieren.

Wenn es jetzt von den unbewussten Motivationen ausgeht, könnte man im "Streben nach Balancing" z.B. das relative Bedürfnis nach Anerkennung sehen: man will dafür wert geschätzt werden, dass man etwas erreicht. Das ginge jetzt auch wieder ohne Balancing. Aber es könnte bei dem Spieler eben sein, dass er sich grundsätzlich nicht anerkannt fühlt, wenn ihm nicht "ebenbürtige" Ausgangsvoraussetzungen zur Verfügung stehen, wie den anderen Spielern auch.

Es geht also weniger um Gründe (das sind keine Motive) und auch nicht darum, ob diese obskur sind, sondern eher darum, auch einmal ein bisschen zu abstrahieren.

Ich stelle an einem (fiktiven und plakativen) Beispiel kurz den Unterschied zwischen (vordergründem) Wunsch und (tatsächlichem) Motiv (und dem Bewusstsein dessen) dar:
Runde 1 startet in eine neue Kampagne. Alle sind sich einig, dass sie das System gefunden haben, dass für sie (inkl. Balancing) die Ideallösung darstellt.
Nach der zweiten Runde stellt Spieler A fest, dass obwohl er doch den Damage Dealer spielt, ihm schon 2 Bosse per Kill-Steal vom Controller vor der Nase weggeschnappt wurden. Er ist angenervt.

Option A: Spieler A beklagt sich nach Spielsitzung 2, dass der Controller total imba ist und das mit dem Balancing überhaupt nicht hinhaut. Schließlich spielt er ja den Damage Dealer und nie legt er einen der Bosse um. Da passt irgendetwas nicht am System. Er braucht bessere Powers, oder die Powers des Controllers müssen generft werden. Ist ja wohl klar.

Option B: Spieler B erkennt, dass sein Unmut nicht am "kaputten" Balancing liegt, sondern nur daran, dass seine eigentliche Erwartung nicht war "ich spiele grundsätzlich den Damage-Dealer", sondern dass er erwartet hatte "ich bin der, der sich im Alleingang gegen die Bosse stellt und diese niederschlägt" - aha, mir geht es also um "Selbstverwirklichung". Er spricht das in seiner Gruppe "Hey, lasst mir doch auch noch den Kill, wenn ich schon die 250HP vorher rausgeklopft habe." an und man einigt sich darauf, dies in Zukunft soweit möglich zu beherzigen.

Vielleicht macht das ein bisschen klarer, worauf ich (im Sinne eine "Anwendbarkeit" am Spieltisch) hinaus will.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: gunware am 19.03.2013 | 18:33
Vielleicht macht das ein bisschen klarer, worauf ich (im Sinne eine "Anwendbarkeit" am Spieltisch) hinaus will.
Aber wieso suchst Du die Balance nur bei Anwendbarkeit am Spieltisch? Wenn jemand sie auf dem Charabogen sucht, dann hilft ihm doch Deine Betrachtung nicht besonders. Das ist zum Beispiel das, was ich nicht gern habe. Wenn für die gleiche Sache unterschiedliche Währungen bezahlt werden. Wie es sich im Spiel äußert, ist mir ziemlich schnuppe. Aber wenn Fähigkeit X für alle Y Punkte kostet, dann soll sie wirklich für alle Y Punkte kosten. Und nicht für ein paar Ausnahmen Y-Z. Wie willst Du die Zufriedenheit da herstellen, wenn Du sagst, dass das Bedürfnis dort nicht richtig erkannt wurde. (Ich frage mich wirklich, was für unterschwelliges Bedürfnis sich in mir verstecken mag, wenn ich einfach nur möchte, dass bei einer Addition immer das gleiche Ergebnis herauskommen soll. Harmonie? Kontrolle? Keine Ahnung. Ich bin davon ausgegangen, dass ich einfach nur gerne vergleichbare Ergebnisse habe.) Vergleichbar nicht im Sinne ob größer oder kleiner, sondern vergleichbar so, dass wenn ich die gleichen Zutaten nehme, dann kommt am Ende immer das gleiche raus.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Blizzard am 19.03.2013 | 18:39
Können wir Alle vestehen, dass Spieler1 davon angeödet ist, dass SC2 einfach immer überall hochfliegt und er nie die Gelegenheit erhält, mit seinen Kletterkünsten zu glänzen? Ja, ich denke schon.
Also dass Spieler 1 angenervt ist, kann ich verstehen. Aber: Dass SC1 keine Gelegenheit zum Klettern erhält, ist kein Fehler des Balancings, besser gesagt: des Regelwerks. Das ist ein Fehler des SL.

Zitat
Aber ich denke doch, dass wir auch zu einem gemeinsamen Nenner finden, wenn wir sagen, der SL sollte immer bemüht sein, bei seinem Abenteuer auf genau seine Spieler einzugehen und die Herausforderungen auf genau seine Gruppe zuzuschneidern.
Hey, warte mal, dafür gab es doch auch so einen Fachausdruck...wie hiess der denn noch gleich...ach ja, jetzt fällt's mir wieder ein: Balancing. 8]
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 18:42
Aber wieso suchst Du die Balance nur bei Anwendbarkeit am Spieltisch? Wenn jemand sie auf dem Charabogen sucht, dann hilft ihm doch Deine Betrachtung nicht besonders. Das ist zum Beispiel das, was ich nicht gern habe. Wenn für die gleiche Sache unterschiedliche Währungen bezahlt werden. Wie es sich im Spiel äußert, ist mir ziemlich schnuppe. Aber wenn Fähigkeit X für alle Y Punkte kostet, dann soll sie wirklich für alle Y Punkte kosten. Und nicht für ein paar Ausnahmen Y-Z. Wie willst Du die Zufriedenheit da herstellen, wenn Du sagst, dass das Bedürfnis dort nicht richtig erkannt wurde. (Ich frage mich wirklich, was für unterschwelliges Bedürfnis sich in mir verstecken mag, wenn ich einfach nur möchte, dass bei einer Addition immer das gleiche Ergebnis herauskommen soll. Harmonie? Kontrolle? Keine Ahnung. Ich bin davon ausgegangen, dass ich einfach nur gerne vergleichbare Ergebnisse habe.) Vergleichbar nicht im Sinne ob größer oder kleiner, sondern vergleichbar so, dass wenn ich die gleichen Zutaten nehme, dann kommt am Ende immer das gleiche raus.
Ist das von dir beschriebene System jetzt mangelhaftes Balancing oder nicht eher fehlende Kohärenz?
Aber ich verstehe, worauf du hinaus willst und gebe dir Recht:
Es ist nicht unbedingt ein Zeichen guten Regeldesigns, wenn z.B. alle ihre Zaubersprüche mit XP kaufen müssen und nur Elfen ihre mit "Ausbildungszeit" erhalten.

Hey, warte mal, dafür gab es doch auch so einen Fachausdruck...wie hiess der denn noch gleich...ach ja, jetzt fällt's mir wieder ein: Balancing. 8]
Äh, ja. Aber das ist nicht mechanisches Balancing, das ist soziales Balancing.
Und genau darum geht es mir ja: soziales Balancing ist viel wichtiger als mechanisches. Dann haben wir's ja, oder?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 19.03.2013 | 18:47
Ich glaube, dass sich hier kaum jemand einig ist, was er unter "Balance" (im regeltechnischen Sinne) verstehen will, weshalb viele hier einfach aneinander vorbei reden.

Die Frage ist doch immer, wer oder was zu wem in Balance steht. Die Charaktere untereinander? Oder die Charaktere zur Welt? Die Fähigkeiten des Charakters zu den Wünschen des Spielers?
Wenn ich das nicht kläre, ist es sinnlos, den Begriff "Balance" überhaupt zu verwenden.

@6: Mein Beispiel soll daher zeigen, dass die Balance dann nicht stimmt, wenn ich nur von einer Balance der Chancen zweier Parteien (z.B. Helden und Monster) rede.

Ich kenne viele Spieler, die sich selbst dadurch vieles verbauen, dass sie sich eng in ein "Balancing"-Korsett zwängen. Wer allerdings den Eindruck hat, er brauche dieses Korsett, um gegen seine Mitspieler oder den SL zu besetehen und zu seinem Spaß zu kommen, der wird nicht verstehen können, was Gorilla vielleicht sagen will (ebenso wenig der, der keines der Probleme hat, die Gorilla sieht).
Ich finde auch nicht, dass irgendjemand, was seine Motivation angeht, belehrt werden muss, um ein "besseres" Rollenspiel zu erreichen, was immer das sein mag.
Ich glaube aber auch nicht, dass das Gorillas Ziel ist (tiefenpsychologisch  ;))

Ich glaube, das Zitat...

Tut mir leid, aber ich verstehe immer noch nicht, wie mir die Kenntnis eines tiefenspsychologisches Bedürfnisses (sofern vorhanden) helfen sollte, mehr Spaß zu haben, wenn ich meine Zweihandwaffe nicht kriege. Ist es nicht vollkommen irrelevant? Entweder ich habe meine Zweihandwaffe oder nicht.

...zeigt sehr schön die Angst, es solle etwas weggenommen werden ("Ich kriege meine Zweihandwaffe nicht"). Ich glaube nicht, dass Gorilla irgendjemandem etwas wegnehmen möchte, also braucht es auch keine Stellungskriege. Ich finde einen allzu belehrenden Ton und die Haltung zu wissen, was "besseres Rollenspiel" sei, ebenfalls für unangemessen, allerdings ist natürlich auch niemand verpflichtet, sich mit den Thesen Gorillas auseinanderzusetzen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 19.03.2013 | 18:51
Zitat
In Bezug auf dem Streben nach mechanischem Balancing nehme ich an, oder?
Wenn ich dich richtig verstehe, ist deine Frage: Warum kann ein Ziel für einen Spieler sein: "Erreichen von mechanischem Balancing"?

Ähm nein, das meine ich so nicht. Jedenfalls nicht in der Form, dass der Spieler an Begriffe wie "mechanisches Balancing" denkt, auch wenn das vielleicht im Endeffekt darauf hinausläuft. Ich meine das so, dass der Spieler sowas sagt wie "Ich will einen Kämpfer spielen, der ordentlich Arsch tritt", und da vielleicht auf Nachfrage präzisiert wird, dass er möglichst viel Schaden rausdrücken will.

Das Problem ist nicht, dass dann vielleicht jemand seinen Kill wegschnappt, nachdem er 90% der HP runtergekloppt hat. Da hab ich auch noch nie erlebt, dass außer einem eher scherzhaft gemeinten "Killstealer!" eine größere Debatte darüber entstanden wäre.
Ein Problem hat man, wenn der SC seinen Job mechanisch schlechter erfüllt als ein anderer SC, der eigentlich einen anderen Job hätte (den er auch noch macht). Trotz gleicher Stufen und alles. Das ist kein hypothetisches Extrembeispiel, sondern da kann dir jeder D&D 3.X-Spieler ein Lied davon singen.

Wie dem auch sei: es ging vielmehr mir um deine Behauptung weiter oben,
Zitat
"Ich will einen fähigen Krieger spielen" ist nicht das wirkliche Bedürfnis, nicht das tatsächliche Motiv, hinter dem Versuch, an einem Rollenspiel teilzunehmen.

a) was soll dann das tatsächliche Bedürfnis oder Motiv sein, wenn jemand wie z.b. ich direkt _sagt_ "ich will einen fähigen Kämpfer spielen; und
b) was spielt das für eine Rolle? Ich _will_ jetzt so einen Charakter spielen, und bin sowohl dann enttäuscht, wenn mein erstellter Kämpfer dann nix rockt, als auch wenn man mir sagt "Wenn du gut kämpfen können willst, ist der Kämpfer eine schlechte Wahl, hier, nimm nen Druiden".
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 19.03.2013 | 18:57
a) was soll dann das tatsächliche Bedürfnis oder Motiv sein, wenn jemand wie z.b. ich direkt _sagt_ "ich will einen fähigen Kämpfer spielen; und
b) was spielt das für eine Rolle? Ich _will_ jetzt so einen Charakter spielen, und bin sowohl dann enttäuscht, wenn mein erstellter Kämpfer dann nix rockt, als auch wenn man mir sagt "Wenn du gut kämpfen können willst, ist der Kämpfer eine schlechte Wahl, hier, nimm nen Druiden".

These: Vielleicht kannst du dein Bedürfnis "Ich will einen fähigen Kämpfer spielen" auf Dauer viel besser erfüllen, wenn du dich nicht alleine an die rein numerische Tatsache klammerst, dass dein Kämpfer immer mindestens XW6 SChaden mehr als jeder andere pro Runde rausdrückt und dass dies das einzige Kriterium ist, was deinen Kämpfer "fähig" macht.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Blizzard am 19.03.2013 | 18:57
Und genau darum geht es mir ja: soziales Balancing ist viel wichtiger als mechanisches. Dann haben wir's ja, oder?
Also dass man die Regeln (ver)ändert, wenn sie einem nicht passen, dürfte den meisten bekannt und zudem ein alter Hut sein. Ebenso wie die Tatsache, dass das beste Regelsystem und/oder Setting nichts nutzen, wenn die Gruppe nicht zueinanderpasst. Daher frage ich mich schon, wofür du dieses neue Fass aufgemacht hast wtf?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feran Vytrenel am 19.03.2013 | 18:58
Meine 5 Cent zu dem Thema: http://www.lythia.de/2013/03/19/es-gibt-kein-balancing/
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Auribiel am 19.03.2013 | 19:16
Ich stelle an einem (fiktiven und plakativen) Beispiel kurz den Unterschied zwischen (vordergründem) Wunsch und (tatsächlichem) Motiv (und dem Bewusstsein dessen) dar:
Runde 1 startet in eine neue Kampagne. Alle sind sich einig, dass sie das System gefunden haben, dass für sie (inkl. Balancing) die Ideallösung darstellt.
Nach der zweiten Runde stellt Spieler A fest, dass obwohl er doch den Damage Dealer spielt, ihm schon 2 Bosse per Kill-Steal vom Controller vor der Nase weggeschnappt wurden. Er ist angenervt.

Option A: Spieler A beklagt sich nach Spielsitzung 2, dass der Controller total imba ist und das mit dem Balancing überhaupt nicht hinhaut. Schließlich spielt er ja den Damage Dealer und nie legt er einen der Bosse um. Da passt irgendetwas nicht am System. Er braucht bessere Powers, oder die Powers des Controllers müssen generft werden. Ist ja wohl klar.

Option B: Spieler B erkennt, dass sein Unmut nicht am "kaputten" Balancing liegt, sondern nur daran, dass seine eigentliche Erwartung nicht war "ich spiele grundsätzlich den Damage-Dealer", sondern dass er erwartet hatte "ich bin der, der sich im Alleingang gegen die Bosse stellt und diese niederschlägt" - aha, mir geht es also um "Selbstverwirklichung". Er spricht das in seiner Gruppe "Hey, lasst mir doch auch noch den Kill, wenn ich schon die 250HP vorher rausgeklopft habe." an und man einigt sich darauf, dies in Zukunft soweit möglich zu beherzigen.

Vielleicht macht das ein bisschen klarer, worauf ich (im Sinne eine "Anwendbarkeit" am Spieltisch) hinaus will.

Und dann kommt Spieler C und stellt fest, dass er einfach großen Fun dabei hat, Spieler A/B die Kills vor der Nase zu klauen und dreht ihm selbige. Doing!
Problem erkannt? "Alle sind sich einig, dass sie das System gefunden haben, dass für sie (inkl. Balancing) die Ideallösung darstellt." <= War wohl eine Fehleinschätzung, sonst hätte der Spieler erkannt, dass ein Krieger nicht unbedingt die optimale DD(=DamageDealer)-Klasse ist und sich womöglich selbst auch einen Controller erstellt.
Die Lösung "nu lass mich doch auch mal, ey!", erinnert mich doch massiv an das, was Zwart auf der ersten Seite als Video verlinkt hat. Die Notwendigkeit so etwas anmerken zu müssen ("du stiehlst mir die Kills") ist für mich ein deutliches Zeichen von schlechtem Balancing, sonst wäre es deutlich gewesen, dass der Controller eine Konkurrenz für den Krieger darstellt - ein Problem also, dass sich schon VOR dem ersten Play hätte ansprechen lassen, wenn es bekannt gewesen wäre (siehe: Transparenz ist bei einem gut balancierten Spiel inbegriffen, sonst könnte ich vor dem Härtetest Spiel gar nicht merken, dass es balanciert ist).


@Lythia: Schade, dass du nur auf deine eigene Seite verlinkst und nicht selbst kurz zusammenfasst, was du da aussagst.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 19:42
Also dass man die Regeln (ver)ändert, wenn sie einem nicht passen, dürfte den meisten bekannt und zudem ein alter Hut sein. Ebenso wie die Tatsache, dass das beste Regelsystem und/oder Setting nichts nutzen, wenn die Gruppe nicht zueinanderpasst. Daher frage ich mich schon, wofür du dieses neue Fass aufgemacht hast wtf?
Das hat aber mit den formellen Regeln, also dem Regelwerk, nicht unbedingt etwas zu tun. Beim klassischen RP erfüllt die Aufgabe des Regulators/Mediators/Schiedsrichters der SL. Das machen nicht die Regeln, das macht der SL. Wenn alles gut läuft, arbeiten sogar alle gemeinsam darauf hin, dass jeder am Tisch seinen Anteil am Spaßkuchen bekommt.
Das hat Änderungen am Regelwerk nicht unbedingt etwas zu tun (kann sich aber auch so äußern).
So neu ist diese Fass nicht. Ich bin nur darum bemüht, anderen Spielern meine Sicht der Dinge näher zu bringen, in der Hoffnung, dass der ein oder andere vielleicht auch mal drüber nachdenkt und feststellt, dass Balancing gar nicht so wichtig ist.
Oder gar:
Meine 5 Cent zu dem Thema: http://www.lythia.de/2013/03/19/es-gibt-kein-balancing/
...zu dem Schluss kommt, dass es eigentlich "unmöglich" ist.
Man es also einfach nicht überbewertet, sondern besser eher hinten an stellt.

Und dann kommt Spieler C und stellt fest, dass er einfach großen Fun dabei hat, Spieler A/B die Kills vor der Nase zu klauen und dreht ihm selbige. Doing!
Problem erkannt? "Alle sind sich einig, dass sie das System gefunden haben, dass für sie (inkl. Balancing) die Ideallösung darstellt." <= War wohl eine Fehleinschätzung, sonst hätte der Spieler erkannt, dass ein Krieger nicht unbedingt die optimale DD(=DamageDealer)-Klasse ist und sich womöglich selbst auch einen Controller erstellt.
Die Lösung "nu lass mich doch auch mal, ey!", erinnert mich doch massiv an das, was Zwart auf der ersten Seite als Video verlinkt hat. Die Notwendigkeit so etwas anmerken zu müssen ("du stiehlst mir die Kills") ist für mich ein deutliches Zeichen von schlechtem Balancing, sonst wäre es deutlich gewesen, dass der Controller eine Konkurrenz für den Krieger darstellt - ein Problem also, dass sich schon VOR dem ersten Play hätte ansprechen lassen, wenn es bekannt gewesen wäre (siehe: Transparenz ist bei einem gut balancierten Spiel inbegriffen, sonst könnte ich vor dem Härtetest Spiel gar nicht merken, dass es balanciert ist).
In unserer Annahme, war das System das ideal balancierte Spiel für genau diese Runde. Es hat wunderbar funktioniert.
Schief ging es aber, als dann die vielen vielen situativen Faktoren im konkreten Spielereignis plötzlich eine Rolle gespielt haben. Der Controller ist zwar immer noch keine "Konkurrenz" für den Krieger - er kann immer noch nur einen Bruchteil an DpS erzeugen. Aber die geringe Kompetenz des Controllers war in dem speziellen Fall trotzdem ausreichend, dem DD die Wurscht vom Brot zu klauen und beim Spieler des DD das Gefühl der Unzufriedenheit zurück lässt. Und das obwohl auch weiterhin das System ideal gebalanct ist.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feran Vytrenel am 19.03.2013 | 19:43
@Lythia: Schade, dass du nur auf deine eigene Seite verlinkst und nicht selbst kurz zusammenfasst, was du da aussagst.

Stimmt! Für nen Forenbeitrag war's (meiner Ansicht nach) zu lang. Daher hab ich mich für nen Blogeintrag entschieden, sorry. Hatte erst hier angefangen und dann wurd's mir zu lang...

Übrigens halte ich Balancing nicht für unmöglich, sondern nur für subjektiv empfunden (durch geschaffene Spielsituationen)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 19.03.2013 | 19:47
Der Controller ist zwar immer noch keine "Konkurrenz" für den Krieger - er kann immer noch nur einen Bruchteil an DpS erzeugen. Aber die geringe Kompetenz des Controllers war in dem speziellen Fall trotzdem ausreichend, dem DD die Wurscht vom Brot zu klauen und beim Spieler des DD das Gefühl der Unzufriedenheit zurück lässt.
Das bezweifel ich. Klar, hin und wieder kann es mal durch Zufall passieren, dass jemand mit geringem DpS den finalen Schlag durchführt.
Aber im Durchschnitt wird die Person mit den höchsten DpS den finalen Schlag ausführen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 20:01
Übrigens halte ich Balancing nicht für unmöglich, sondern nur für subjektiv empfunden (durch geschaffene Spielsituationen)
Genau.

Das bezweifel ich. Klar, hin und wieder kann es mal durch Zufall passieren, dass jemand mit geringem DpS den finalen Schlag durchführt.
Aber im Durchschnitt wird die Person mit den höchsten DpS den finalen Schlag ausführen.
S.o. Es hilft dem Spieler im Einzelfall nämlich nicht, wenn er im Durchschnitt den finalen Schlag ausführt.
Dem Fensterputzer hilft es auch nicht, dass im Durchschnitt das Einkommen in Deutschland bei 2.300 liegt, wenn er selbst mit 900 abgespeist wird.
In der subjektiven Betrachtung, kann sowohl bei dem DD als auch bei dem Fensterputzer Unzufriedenheit aufkommen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 19.03.2013 | 20:11
Mir wurde von administrativer Seite verboten, auf Beispiele einzugehen.
Könntest du dein Argument also auch ohne Beispiel erläutern? Ich denke, dann siehst du auch den Haken an der Sache.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 19.03.2013 | 20:13
These: Vielleicht kannst du dein Bedürfnis "Ich will einen fähigen Kämpfer spielen" auf Dauer viel besser erfüllen, wenn du dich nicht alleine an die rein numerische Tatsache klammerst, dass dein Kämpfer immer mindestens XW6 SChaden mehr als jeder andere pro Runde rausdrückt und dass dies das einzige Kriterium ist, was deinen Kämpfer "fähig" macht.

Das beinhaltet schon wieder die Unterstellung, dass es mir (bzw unserem exemplarischen Kriegerspieler eben) von vornherein nur die meisten Brutto-Schadenspunkte ankäme. Das ist aber gar nicht gesagt und sowieso von System zu System so unterschiedlich, dass wir aus gutem Grund bei dem abstrakten Begriff "fähiger Kämpfer" bleiben. Und selbst wenn es doch so wäre, dass es ihm nur auf den Schaden ankommt, dann wäre _auch das_ legitim.

Natürlich muss man schon vorweg herausfinden, wie man das, was man will, im Spiel am besten umsetzen kann. Wenn ich in D&D 4E der mit dem Schadensoutput sein will, darf ich entgegen der Intuition keinen Fighter nehmen -- aber 4E ist da glücklicherweise so transparent, dass man gleich gesagt bekommt: obacht, der Fighter ist kein Striker, sondern ein Defender, und du bist vielleicht mit einem Barbaren besser beraten.
Das ist in 3.X nicht so offenkundig, und obendrein ist die Balance zwischen den Klassen dermaßen schäbig, dass der Fighter ein schlechterer Defender ist als der Cleric und ein schlechterer Striker als der Druid, obwohl eigentlich der Cleric ein Leader und der Druid ein Controller ist. Kurzum, wer in einer Gruppe neben Cleric, Druid und Wizard einen Fighter spielt, wird unweigerlich ab mittleren Stufen ein langes Gesicht machen, weil es rein gar nichts gibt, was nicht einer der anderen drei besser kann als er und noch eine ganze Menge obendrein.
Und das sorgt definitiv für Unzufriedenheit und Frust, hab ich auch selber schon live miterlebt.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 19.03.2013 | 20:24
Das beinhaltet schon wieder die Unterstellung, dass es mir (bzw unserem exemplarischen Kriegerspieler eben) von vornherein nur die meisten Brutto-Schadenspunkte ankäme.
(...)

Natürlich muss man schon vorweg herausfinden, wie man das, was man will, im Spiel am besten umsetzen kann. Wenn ich in D&D 4E der mit dem Schadensoutput sein will, darf ich entgegen der Intuition keinen Fighter nehmen -- aber 4E ist da glücklicherweise so transparent, dass man gleich gesagt bekommt: obacht, der Fighter ist kein Striker, sondern ein Defender, und du bist vielleicht mit einem Barbaren besser beraten.
(...)

Ich sehe schon, dass es nicht nur auf Brutto-Schaden ankommt, aber du argumentiert immer noch rein mechanisch, was einen "fähigen" Krieger ausmacht. Die ganzen Kategorien, in denen wir im klassischen Rollenspiel gewohnt sind zu denken ("Schadenspunkte", "Striker", "Tank", "dann nimm doch lieber nen Barbaren...") zeigen mir, wie enggeführt die Gedankenführung ist. Gorilla weist wohl nur darauf hin, dass es auch anders geht.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Glühbirne am 19.03.2013 | 20:35
Wir sind gewohnt so zu denken, weil uns die Spiele sonst um unser Spotlight beschissen haben. Balancing soll auch dafür sorgen, das wir uns die Gedanken nicht mehr machen müssen, sondern mit einem Zuckerbäcker genau so den Abend rocken* können wie mit einem Erzmagier.

*am Spielgeschehen teilnehmen und es beeinflussen können
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 20:58
Mir wurde von administrativer Seite verboten, auf Beispiele einzugehen.
Könntest du dein Argument also auch ohne Beispiel erläutern? Ich denke, dann siehst du auch den Haken an der Sache.
Ich verstehe den Haken nicht, entschuldige bitte. Da ist kein Beispiel nur ein Vergleich.
Aber nochmal ohne: für das subjektive Zufriedenheitsempfinden ist dar Durchschnitt völlig egal.


(...) wie enggeführt die Gedankenführung ist. Gorilla weist wohl nur darauf hin, dass es auch anders geht.
Genau das ist mein Ziel.

Wir sind gewohnt so zu denken, weil uns die Spiele sonst um unser Spotlight beschissen haben. Balancing soll auch dafür sorgen, das wir uns die Gedanken nicht mehr machen müssen, sondern mit einem Zuckerbäcker genau so den Abend rocken* können wie mit einem Erzmagier.

*am Spielgeschehen teilnehmen und es beeinflussen können
Ich sehe es eher anders herum: Auch wenn alle einen Paladin spielen, kann es trotzdem sein, dass alle den Abend unterschiedlich rocken.
Womit aber nicht gemeint ist, dass Balancing für eine Ausgeglichenheit am Spieltisch nicht hilfreich sein, das kann es durchaus.

Ich bin nur der Meinung, dass Ursache und Wirkung oft verwechselt werden, ebenso wie Ziel und Umsetzung.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Tudor the Traveller am 19.03.2013 | 21:12
Aber nochmal ohne: für das subjektive Zufriedenheitsempfinden ist dar Durchschnitt völlig egal.

Wie kommst du zu der Ansicht? Wenn ich einen DD spiele, dann bin ich zufrieden, wenn ich regelmäßig einen hohen DPR habe. Selbst wenn dann hin und wieder ein anderer SC den Final Strike hat, ändert das nichts daran, dass mein Char mächtig gerockt hat und ich mir dessen bewusst bin. DD definiert sich ja nicht über Kills, sondern über DPR.

Du konstruierst mir hier zu viele theoretische wischi-waschi-Szenarien, um deine These der "unbewussten Motivation" zu unterstützen. Die entsprechen aber nicht meinen Erfahrungen am Spieltisch.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 21:21
Du konstruierst mir hier zu viele theoretische wischi-waschi-Szenarien, um deine These der "unbewussten Motivation" zu unterstützen. Die entsprechen aber nicht meinen Erfahrungen am Spieltisch.
Diese Sicht der Dinge sei Dir gegönnt.
Ich benaupte aber, meine Szenarien sind nicht wischi-waschi, sondern relativ konkret (wenn auch fiktiv und eher mit den Attributen eines Gedankenexperimentes versehen, als tatsächliche Spielszenen).
Und was "meine" These der "unbewussten Motivation" angeht: Google (http://scholar.google.de/scholar?q=motivationspsychologie&hl=de&as_sdt=0&as_vis=1&oi=scholart&sa=X&ei=BshIUbHDCMiB4gTHqoGoBA&sqi=2&ved=0CCwQgQMwAA)
Du musst nichts davon glauben, die Wissenschaftler, die sich ernsthaft mit den Thema befassen, sind sich aber relativ einig, was die Sache angeht.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Auribiel am 19.03.2013 | 21:23
Ich behaupte auch mal einfach, dass es bei mir keine unbewusste Motivation gibt, ich bin mir jeweils sehr bewusst, was ich spielen möchte. Manchmal lässt sich das gut mit dem vorhandenen System abbilden, manchmal nicht - aber das liegt im letzteren Fall dann eher daran, dass ich die eierlegende Wollmilchsau spielen will - und da passt es ganz gut, dass das Balancing hier zuweilen auch mal den Riegel vorschiebt, sonst bräucht ich keine Mitspieler, sondern würd den Abend allein rocken...  >;

@Wissenschaftler+Thema:

Ich habe bei deiner Bedürfnis-Diskussion allerdings den Eindruck, dass du den Bedürfnis-Begriff auch sehr subjektiv verwendest - und nicht in Einklang mit der Spieltheorie.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 19.03.2013 | 21:25
Aber nochmal ohne: für das subjektive Zufriedenheitsempfinden ist dar Durchschnitt völlig egal.
Für das subjektive Zufriedenheitsempfinden ist der Durchschnitt extrem wichtig: Man vergleicht seinen eigenen Durchschnitt immer mit dem Durchschnitt der anderen.
Hat man selber einen besseren Durchschnitt als der Rest, ist man zufrieden. Hat man dagegen einen schlechteren Durchschnitt als der Rest, ist man unzufrieden.

Disclaimer: Das ist definitiv nicht der einzige Faktor, von dem Zufriedenheit abhängt. Es gibt noch zig andere Faktoren. Aber der Vergleich des eigenen Durchschnitts mit dem Durchschnitt der anderen ist ein bedeutender Faktor.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 21:44
Ich behaupte auch mal einfach, dass es bei mir keine unbewusste Motivation gibt, ich bin mir jeweils sehr bewusst, was ich spielen möchte.
Wahrscheinlich eher nicht. Zumindest nicht, was deine Motive angeht. Bzgl. deiner Wünsche und Vorstellungen hast du sicher Recht.

@Wissenschaftler+Thema:

Ich habe bei deiner Bedürfnis-Diskussion allerdings den Eindruck, dass du den Bedürfnis-Begriff auch sehr subjektiv verwendest - und nicht in Einklang mit der Spieltheorie. [/quote]
Bedürfnis ist wieder etwas anderes als Motivation.
Bedürfnis wäre definiert als konkretisiertes Verlangen, bei einem Mangel Abhilfe zu schaffen.
Motivation wäre die tatsächliche Triebkraft für Verhalten.

Für das subjektive Zufriedenheitsempfinden ist der Durchschnitt extrem wichtig: Man vergleicht seinen eigenen Durchschnitt immer mit dem Durchschnitt der anderen.
Hat man selber einen besseren Durchschnitt als der Rest, ist man zufrieden. Hat man dagegen einen schlechteren Durchschnitt als der Rest, ist man unzufrieden.
Das mag in Einzelfällen so stimmen.
Ich bezweifle dennoch, dass es für eine größere Anzahl von Spielern ausschlaggebend ist, ob sie im Durchschnitt "besser" sind.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 19.03.2013 | 21:47
Das mag in Einzelfällen so stimmen.
Ich bezweifle dennoch, dass es für eine größere Anzahl von Spielern ausschlaggebend ist, ob sie im Durchschnitt "besser" sind.
Erinnere dich doch mal an dein letztes RPG, wo du in allen Belangen schlechter als die restliche Gruppe warst.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Auribiel am 19.03.2013 | 21:49
Wahrscheinlich eher nicht. Zumindest nicht, was deine Motive angeht.

Möchtest du drauf wetten? -.-

@Wissenschaftler+Thema:

Zitat
Bedürfnis wäre definiert als konkretisiertes Verlangen, bei einem Mangel Abhilfe zu schaffen.
Motivation wäre die tatsächliche Triebkraft für Verhalten.

Gut, dann sag mir doch jetzt nochmal, was dann in deiner Darstellung der Begriff "Bedarf" ausdrückt?
Bedürfnis: Hunger stillen
Bedarf: Döner
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: D. M_Athair am 19.03.2013 | 21:50
Aber nochmal ohne: für das subjektive Zufriedenheitsempfinden ist dar Durchschnitt völlig egal.
Das mag sein. Trotzdem spielt im Gesamtzusammenhang die Aussicht auf Erfolg eine nicht ganz unbedeutende Rolle.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 19.03.2013 | 22:00
Wahrscheinlich eher nicht. Zumindest nicht, was deine Motive angeht.

Genau das meine ich. Dass du hier Leuten, die du nicht die Bohne kennst, rundheraus die Fähigkeit absprichst, ihre eigenen Motive zu kennen, ist einfach unverschämt, dreist, überheblich und durch und durch unsympathisch.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: La Cipolla am 19.03.2013 | 22:10
Am Ende ist die Psychologie auch nur eine von vielen Sichtweisen, die ziemlich gut ... well, alles erklären können, und ich glaube nicht unbedingt, dass sie für unsere Praxis so wesentlich praktischer ist als andere. Was nicht heißt, dass es nicht interessant und hilfreich sein kann, sich damit zu beschäftigen, speziell für die richtigen Leute. :) Man sollte nur nicht jede Diskussion darauf herunterbrechen, dass sorgt einmal dafür, dass man sich in diesem Rahmen festfährt, und ist zum anderen auch einfach sehr provokant, weil viele Leute nicht das Wissen oder die Motivation haben, sich auf so einer speziellen (abstrakten?) Ebene mit dem Thema auseinanderzusetzen - gerade bei Begriffen wie "echte Motivation", die wahlweise hochspezifisch oder aber hocharrogant sind, mit einem fließenden Übergang. Wenn man das trotz allem gern machen will, sollte man den Thread vielleicht DEUTLICHST damit kennzeichnen ("Achtung, Psychologieee, weee!"). Dann muss man auch nicht jeden dritten Post erstmal zu Grundannahmen zurückdiskutieren, die alles andere als selbstverständlich sind, weil die Postenden wissen (sollten), in welche Richtung es geht.

tl;dr -- Wenn andere einen als arrogant wahrnehmen, man aber gar nicht entsprechende Gedanken verfolgt, hat man entweder etwas falsch gemacht, was die Kommunikation angeht (was bekanntlich schnell passiert), oder es mangelt einem an Selbsteinschätzung.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: La Cipolla am 19.03.2013 | 22:16
Ich find Balance in den Dingen übrigens ziemlich cool, und in gewissen Spielen auch mechanisch notwendig. Die Gedanken hier sind interessant und wahrscheinlich auch nützlich, gerade wenn man als Entwickler ein bisschen am Status Quo rumprobieren will. Die provokanten, allgemeingültigen Schlussfolgerungen finde ich aber weder inhaltlich, noch strategisch sinnvoll, sondern eher ... na ja, provokant eben. Der Rest geht unter.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 22:23
Erinnere dich doch mal an dein letztes RPG, wo du in allen Belangen schlechter als die restliche Gruppe warst.
Ich erinnere mich an meine letzte Runde PF in der alle im Kampf total gerockt haben und ich ein bisschen rumgekämpft, ohne dass es irgendwie wichtig war. War trotzdem ein gelungener Spielabend. Auch sonst war ich eher Mitspiel als Hauptrolle.
Mechanisch war mein SC also voll am Arsch. Spaß hatte ich trotzdem. Widerlegt das deine These hinreichend?

Möchtest du drauf wetten? -.-
Klar. Wieso nicht. Auch wenn die Wette hinfälle wäre, da eine objektive Feststellung von Motiven eigentlich nicht möglich ist.

Zitat
@Wissenschaftler+Thema:

Gut, dann sag mir doch jetzt nochmal, was dann in deiner Darstellung der Begriff "Bedarf" ausdrückt?
Bedürfnis: Hunger stillen
Bedarf: Döner
Beinahe richtig:
Bedürfnis: Hunger (existenzielles Bedürfnis)
Bedarf: Lebensmittel (meinetwegen auch einen Döner)

Das mag sein. Trotzdem spielt im Gesamtzusammenhang die Aussicht auf Erfolg eine nicht ganz unbedeutende Rolle.
Die Aussicht auf Erfolg und damit der Durchschnitt spielt vielleicht bei der Bestimmung des Erwartungshorizontes eine Rolle.

Genau das meine ich. Dass du hier Leuten, die du nicht die Bohne kennst, rundheraus die Fähigkeit absprichst, ihre eigenen Motive zu kennen, ist einfach unverschämt, dreist, überheblich und durch und durch unsympathisch.
Ich erkenne keine Fähigkeiten ab, schließe aber aus den getätigten Äußerungen, dass dieser Schritt zur Selbsterkenntnis schon erfolgt ist, da einige der Teilnehmer an dieser Diskussion weiterhin ihre Ziele beim Spiel mit ihren eigentlichen Motivationen verwechseln.
Für den interessierten Leser, der dazu tiefer einsteigen will: Google (http://scholar.google.de/scholar?q=motivationspsychologie&hl=de&as_sdt=0&as_vis=1&oi=scholart&sa=X&ei=y9RIUYOdA4Hi4QT9oYGYDg&sqi=2&ved=0CCwQgQMwAA)

(...) weil viele Leute nicht das Wissen oder die Motivation haben, sich auf so einer speziellen (abstrakten?) Ebene mit dem Thema auseinanderzusetzen - gerade bei Begriffen wie "echte Motivation"
Ich habe trotzdem den Versuch gewagt, Leute dazu zu motivieren ( ;) , sich auf abstrakterer Ebene mit dem Hobby auseinander zu setzen. Die Hoffnung dahinter war, dass sich dadurch einige möglicherweise verkrustete Strukturen etwas lockern und es einigen Spielern vielleicht gelingt, einen neuen Blick auf das Hobby zu werfen.

Zitat
die wahlweise hochspezifisch oder aber hocharrogant sind, mit einem fließenden Übergang. Wenn man das trotz allem gern machen will, sollte man den Thread vielleicht DEUTLICHST damit kennzeichnen ("Achtung, Psychologieee, weee!"). Dann muss man auch nicht jeden dritten Post erstmal zu Grundannahmen zurückdiskutieren, die alles andere als selbstverständlich sind, weil die Postenden wissen (sollten), in welche Richtung es geht.
Ok, da hast du vielleicht Recht. Danke für den Tipp.
Aber das Ziel war ja auch, möglichst viele Spieler zu erreichen, deshalb auch ein plakativer und wohl auch provokativer Titel.

Zitat
tl;dr -- Wenn andere einen als arrogant wahrnehmen, man aber gar nicht entsprechende Gedanken verfolgt, hat man entweder etwas falsch gemacht, was die Kommunikation angeht (was bekanntlich schnell passiert), oder es mangelt einem an Selbsteinschätzung.
Ja, das passiert schnell.
Ich war dennoch bewusst bemüht, die üblichen Regeln der Kommunikation einzuhalten (ich-Botschaften, Suche nach gemeinsamer Kommunikationsebene, Erläuterung von Fachbegriffen).
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Sashael am 19.03.2013 | 23:02
Ich habe trotzdem den Versuch gewagt, Leute dazu zu motivieren ( ;) , sich auf abstrakterer Ebene mit dem Hobby auseinander zu setzen. Die Hoffnung dahinter war, dass sich dadurch einige möglicherweise verkrustete Strukturen etwas lockern und es einigen Spielern vielleicht gelingt, einen neuen Blick auf das Hobby zu werfen.
Ein Blick in die Rollenspieltheorie hier im :T: hätte dir vielleicht geholfen, dich schon im Vorfeld nicht auf ein so hohes Roß zu setzen.

Nehmen wir mal das GNS-Modell (vereinfachen es erheblich) und schauen, was da an Balance benötigt wird.
Für Simulation ist Balance ein schönes und hilfreiches Werkzeug, aber nicht ausschlaggebend.
Für Narrativismus ist Balance mal voll für´n Boppes, die geht dem üblichen Erzählonkel meilenweit am selbigen vorbei.
Für Gamismus ist Balance essentiell. Ist sie nicht gegeben, wird die Anforderung ans Spiel nicht erfüllt und der Gamist ist unzufrieden.

Nach allem, was ich bis jetzt von dir in diesem Thread gelesen habe, ordne ich dich zu den Narrativisten.
Ist dann die Frage, ob es Sinn macht, mit dir über Balance zu diskutieren. Ich behaupte mal nein, da du den von dir präferierten Spielstil (Narratives Spiel) als Besseres Rollenspiel(tm) ansiehst und die Argumente von Gamisten ignorierst, leugnest oder schlicht für den Beweis von dysfunktionalem Rollenspiel ansiehst.

Die verkrusteten Strukturen existieren halt hauptsächlich in deinem Kopf und einen neuen (lies: umfassenderen) Blick auf das Hobby brauchst vor allem Du.
Die Anmaßung, sich hier als Segensbringer mit bahnbrechenden neuen Erkenntnissen über unser aller Hobby aufbauen zu wollen, sagt ja schon einiges aus.

Disclaimer: Normalerweise schreibe ich etwas mehr im Konjunktiv, aber da der dir so gar nicht liegt, schreib ich auch mal in deinem Stil.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 19.03.2013 | 23:03
Ich finde, die Diskussion heizt sich zu sehr auf.

Ich spekuliere mal Folgendes:
Gorilla scheint sehr aus eigener Erfahrung zu sprechen und will den Eindruck vermitteln, dass seine Erfahrungen von gelungenem und "befriedigendem" Rollenspiel über das hinausgeht, was andere erleben, die sich am "Balancing" festhalten. Oder ihm fehlt diese Erfahrung und er hätte sie gerne.
Weil er davon ausgeht, dass andere mit ihrer Rollenspielerfahrung nur deshalb zufrieden seien, weil sie es nicht besser kennen (bzw. sich ihrer tieferen Motivation nicht bewusst sind oder dessen, was über das hinausgeht, was sie bisher erlebt haben), meint er, mit Hilfe tiefenpsychologischer Erkenntnisse beweisen zu können (oder müssen), dass er richtig liegt.
Das wirkt auf andere offenbar extrem arrogant, weil sie den Eindruck haben, er spreche ihnen die Fähigkeit ab, gutes Rollenspiel erleben oder bewerten zu können.

Ich persönlich halte diesen "pädagogischen" Ansatz auch für übertrieben, vor allem, wenn es ihm nur darum geht, deutlich zu machen, dass er Rollenspiel ohne Balance-Fixierung viel toller findet (was ich nachvollziehen kann, was aber in anderen Gruppen fatal enden könnte -> vgl. Sashaels Einteilung).

Die ganze Diskussion könnte mit folgender Erkenntnis eigentlich abgeschlossen werden:

Rollenspiel kann aus der Erfahrung einiger Spieler als sehr befreiend und bereichernd erlebt werden, wenn man sich nicht darauf verbeißt, dass das Balancing extrem wichtig ist.

Diese Aussage muss weder bewiesen noch kann sie widerlegt werden.

@Sashael: +1 in den meisten Aussagen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 19.03.2013 | 23:12
Ich erinnere mich an meine letzte Runde PF in der alle im Kampf total gerockt haben und ich ein bisschen rumgekämpft, ohne dass es irgendwie wichtig war. War trotzdem ein gelungener Spielabend. Auch sonst war ich eher Mitspiel als Hauptrolle.
Mechanisch war mein SC also voll am Arsch. Spaß hatte ich trotzdem. Widerlegt das deine These hinreichend?
Es zeigt erstmal, dass wir beide unterschiedliche Arten zu spielen haben.

Wobei es jetzt Spekulation wäre, ob dein Spieltypus oder mein Spieltypus häufiger vertreten ist.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 23:38
Ein Blick in die Rollenspieltheorie hier im :T: hätte dir vielleicht geholfen, dich schon im Vorfeld nicht auf ein so hohes Roß zu setzen.

Nehmen wir mal das GNS-Modell (vereinfachen es erheblich) und schauen, was da an Balance benötigt wird.
Für Simulation ist Balance ein schönes und hilfreiches Werkzeug, aber nicht ausschlaggebend.
Für Narrativismus ist Balance mal voll für´n Boppes, die geht dem üblichen Erzählonkel meilenweit am selbigen vorbei.
Für Gamismus ist Balance essentiell. Ist sie nicht gegeben, wird die Anforderung ans Spiel nicht erfüllt und der Gamist ist unzufrieden.
Ok, lassen wir außer Acht, wie umstritten das Modell ist, aber ich finde es tatsächlich auch immer ganz hilfreich.
Ich meine aber trotzdem, dass selbst der Gamist nicht wirklich durch das mechanische Balancing zur Zufriedenheit findet.
Wobei natürlich die Typologisierung von Spielertypen nach dem GNS-Modell ja auch in die Richtung zielt, die tatsächlichen Motivationen der jeweiligen Spieler erfassen zu wollen. Ich gehe einfach noch einen Schritt weiter und steige noch tiefer in die Motivationstheorie ein und weniger auf die GNS-Theorie, die ja mehr als Erwartungsmodell für Spielertypen zu verstehen ist.

Zitat
Nach allem, was ich bis jetzt von dir in diesem Thread gelesen habe, ordne ich dich zu den Narrativisten.
Ist dann die Frage, ob es Sinn macht, mit dir über Balance zu diskutieren. Ich behaupte mal nein, da du den von dir präferierten Spielstil (Narratives Spiel) als Besseres Rollenspiel(tm) ansiehst und die Argumente von Gamisten ignorierst, leugnest oder schlicht für den Beweis von dysfunktionalem Rollenspiel ansiehst.
Ja, ich zähle mich selbst auch eher zu den Narrativisten. Ich gebe dir sogar insofern Recht, als dass ich das als Besseres Rollenspiel(tm) für mich ansehe. Damit will ich anderen noch nicht vorschreiben, was für sie Besseres RP(tm) sein soll, es geht mir bei dieser Bewertung nur um mein eigenes Glück.
Auf welchen Wegen andere Spieler zu ihrem Glück finden, sei völlig ihnen überlassen.

Zitat
Die verkrusteten Strukturen existieren halt hauptsächlich in deinem Kopf und einen neuen (lies: umfassenderen) Blick auf das Hobby brauchst vor allem Du.
Die Anmaßung, sich hier als Segensbringer mit bahnbrechenden neuen Erkenntnissen über unser aller Hobby aufbauen zu wollen, sagt ja schon einiges aus.
Ich kann zwar nicht sehen, wo ich anmaßend gewesen wäre, aber du hast bestimmt Recht(tm).


Ich finde, die Diskussion heizt sich zu sehr auf.
Das kann ich schon ab. Ein paar Beleidigungen in einem Hobby-Forum lassen sich ertragen.

Zitat
Ich spekuliere mal Folgendes:
Gorilla scheint sehr aus eigener Erfahrung zu sprechen und will den Eindruck vermitteln, dass seine Erfahrungen von gelungenem und "befriedigendem" Rollenspiel über das hinausgeht, was andere erleben, die sich am "Balancing" festhalten. Oder ihm fehlt diese Erfahrung und er hätte sie gerne.
Ich spreche aus eigener Erfahrung und Überlegungen zu dem Thema sowie dem Lesen verschiedener Artikel und Literatur (zu RP und Motivationspsychologie).
Zitat
Weil er davon ausgeht, dass andere mit ihrer Rollenspielerfahrung nur deshalb zufrieden seien, weil sie es nicht besser kennen (bzw. sich ihrer tieferen Motivation nicht bewusst sind oder dessen, was über das hinausgeht, was sie bisher erlebt haben), meint er, mit Hilfe tiefenpsychologischer Erkenntnisse beweisen zu können (oder müssen), dass er richtig liegt.
Ich stelle hier nicht die Behauptung auf, dass Andere "nur zufrieden seien, weil sie es nicht kennen". Da liegt wohl ein Missverständnis vor.
Ich behaupte, viele unzufriedene Rollenspieler kennen den eigentlichen Grund ihrer Unzufriedenheit nicht und versuchen, ihre "Sorgen" durch Arbeit an den Symptomen (wie z.B. schlechtes Balancing) zu beheben, anstatt an der tatsächlichen Ursache.

Zitat
Das wirkt auf andere offenbar extrem arrogant, weil sie den Eindruck haben, er spreche ihnen die Fähigkeit ab, gutes Rollenspiel erleben oder bewerten zu können.
Oder es wirkt auf mich arrogant, bzw. ignorant, weil ich ständig das Gefühl habe, niemand liest meine Posts und versucht, zu verstehen, worauf ich hinaus will.

Zitat
(...)Die ganze Diskussion könnte mit folgender Erkenntnis eigentlich abgeschlossen werden:

Rollenspiel kann aus der Erfahrung einiger Spieler als sehr befreiend und bereichernd erlebt werden, wenn man sich nicht darauf verbeißt, dass das Balancing extrem wichtig ist.
Ja, das ist auf jeden Fall ein wichtiger Gedanke meiner Ausführungen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Auribiel am 19.03.2013 | 23:53
Das kann ich schon ab. Ein paar Beleidigungen in einem Hobby-Forum lassen sich ertragen.

Und da du so empathisch bist, haben alle anderen Leute das natürlich genau so zu sehen.
Entweder bist du maßlos arrogant oder einfach nur unempathisch, dich hier so zu verhalten und anderen Leuten ihr Selbstverständnis abzusprechen. Wer natürlich so ein Selbstverständnis hat, für den braucht's auch keine Balance, der balanciert sich alles selbst aus. *grmpf*
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 00:03
Und da du so empathisch bist, haben alle anderen Leute das natürlich genau so zu sehen.
Entweder bist du maßlos arrogant oder einfach nur unempathisch, dich hier so zu verhalten und anderen Leuten ihr Selbstverständnis abzusprechen. Wer natürlich so ein Selbstverständnis hat, für den braucht's auch keine Balance, der balanciert sich alles selbst aus. *grmpf*
Ich kann verstehen, wenn sich Menschen angegriffen werden, wenn man sie aus ihrer Komfortzone zu bewegen versucht. Eine ganz natürlich Reaktion auf Veränderung ist nun einmal Ablehnung. Das ist nicht wertend, das ist einfach eine psychologische "Wahrheit".
Ich kann auch voll und ganz verstehen, dass "man" keine Lust darauf hat, sein Handeln zu hinterfragen. Schließlich hat man seine Gründe, die Dinge genau so zu tun. Allerdings bin ich der Meinung, dass man sein Handeln durchaus gelegentlich hinterfragen darf - ja sogar sollte.
Wenn man dazu dann auch noch einen neuen Blickwinkel bemüht, dann führt das doch nur zu einem umso vollständigeren Bild, oder nicht?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 20.03.2013 | 00:04
Und dass man sich seine Gedanken bereits gemacht hat, und die Antworten für sich schon kennt, das ziehst du nicht in Betracht, oder?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Auribiel am 20.03.2013 | 00:54
Und dass man sich seine Gedanken bereits gemacht hat, und die Antworten für sich schon kennt, das ziehst du nicht in Betracht, oder?

+1

Zumal ich es auch unverschämt finde, einfach so zu versuchen, andere Leute - ohne deren Wissen und ggf. gegen deren Willen  - aus der "Komfortzone" drängen zu wollen. Das hier ist ein Hobby-Forum, ich bin doch kein Proband in einer psychologischen Untersuchung! Bei sowas kann ich fuchsteufelswild werden. Willst du hier über Balancing diskutieren, oder testen, wie Leute auf deine Behauptungen reagieren, um ihnen dann etwas über Psychologie und deren Motivation vorschwadronieren zu können?

Dann entziehe ich dir mal unverschämterweise das Versuchsobjekt "Auribiel" und verlasse die Diskussion. Und nein, du musst mir nicht erst deine Zustimmung dazu geben, ich kann das auch alleine entscheiden, wer weiß, was meine Motivation dafür ist.  :P
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 01:21
Und dass man sich seine Gedanken bereits gemacht hat, und die Antworten für sich schon kennt, das ziehst du nicht in Betracht, oder?
Ziehe ich in Betracht. Ich konnte das aber in vielen Fällen nicht in dem Maße erkennen, für das ich hier plädiere.
Das liest sich jetzt wahrscheinlich auch wieder wahnsinnig arrogant, aber diese Aussage ist nicht wertend gemeint. Es steckt kein bisschen "ihr seid zu dumm", "ich bin besser als ihr" oder "eure Mama stinkt" in dieser Aussage, es ist nur eine Feststellung, die ich gemacht habe und der ich keinen besonderen negative Attributen des jeweiligen Verfassers zuschreibe.
Alleine die Tatsache, dass ich in etlichen Posts nicht erkennen konnte, dass meine Überlegungen nachvollzogen werden konnten, legt für mich den Schluss nahe, dass eben diese Reflexion auf einer "psychologischen Metaebene" nicht erfolgt ist.
Ich erwarte auch nicht, dass jeder das Hobby so verkopft angeht, wie ich das manchmal tue, aber ich erbitte mir trotzdem das Recht, meine Meinung kund zu tun.

Ich verstehe übrigens auch nicht, weshalb sich einige Teilnehmer an der Diskussion so auf die Füße getreten fühlen, wenn die Aussage getroffen wird, dass möglicherweise sie sich selbst nicht ganz bewusst sind, weshalb sie manche Dinge tun wie sie sie tun (oder bewerten, wie sie sie bewerten).
Generationen von Philosophen und sonstigen Denkern versuchen sich seit Jahrtausenden an dieser Frage und sind sich bisher noch nicht einmal sicher, wie weit sie bei Thema "Selbsterkenntnis" schon gekommen sind.
Ich nehme mich dabei kein bisschen davon aus: ich bin genauso "fremdgesteuert" wie jeder Andere auch. Trotzdem versuche ich immer mal wieder, hier einen Schritt weiter zu kommen. Das Eingeständnis "ich weiß nicht, wer ich bin" ist imho kein Zeichen von Versagen oder Unfähigkeit - es ist ganz einfach nur menschlich und ganz normal.

@Auribiel: Ja, ich will über Balancing reden. Und im Zuge der Diskussion habe ich auf die Fragen von Diskussionsteilnehmern geantwortet, wie ich zu meiner Einschätzung der Relevanz von Balancing komme. Dabei sind wir dann irgendwann an einen Punkt gelangt, an dem ich die Theorien der Motivationspsychologie mit eingebracht habe, weil die eben auch ein wichtiger Faktor bei der Bildung meiner Meinung sind.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Tudor the Traveller am 20.03.2013 | 01:45
Alleine die Tatsache, dass ich in etlichen Posts nicht erkennen konnte, dass meine Überlegungen nachvollzogen werden konnten, legt für mich den Schluss nahe, dass eben diese Reflexion auf einer "psychologischen Metaebene" nicht erfolgt ist.

Oder es legt einfach den Schluss nahe, dass deine Überlegungen fehlerhaft sind  8]
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 01:51
Oder es legt einfach den Schluss nahe, dass deine Überlegungen fehlerhaft sind  8]
Ist natürlich auch möglich. Aber die Tatsache, dass die genannte Metaebene nicht als solche erkannt wird, stärkt eher eine andere Interpretationsweise.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Sashael am 20.03.2013 | 07:23
Gorilla, deine Arroganz und Anmaßung kennt anscheinend keine Grenzen. Herzlichen Glückwunsch, in so kurzer Zeit hat es hier im :T: noch keiner geschafft, sich dermaßen unbeliebt zu machen.

Selbstreflexion würde DIR auf jeden Fall mal ganz gut zu Gesicht stehen. Denn derzeit bist du einfach nur zum  :puke:

Und das liegt NICHT daran, dass ich es mir in irgendeiner imaginären Komfortzone bequem gemacht habe und dich als unwillkommenen Störenfried sehe, der mich da rausreißen will. Das liegt einfach nur an deinen extrem überheblichen Benehmen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Oberkampf am 20.03.2013 | 07:36
Das hat aber mit den formellen Regeln, also dem Regelwerk, nicht unbedingt etwas zu tun. Beim klassischen RP erfüllt die Aufgabe des Regulators/Mediators/Schiedsrichters der SL. Das machen nicht die Regeln, das macht der SL. Wenn alles gut läuft, arbeiten sogar alle gemeinsam darauf hin, dass jeder am Tisch seinen Anteil am Spaßkuchen bekommt.

Genau darin liegt das Problem: Dass der Spielleiter alle Balancingaufgaben lösen soll, vielleicht noch mit mehr oder weniger engagierter Unterstützung seiner Mitspieler, ist etwas, das zwar eine lange Tradition hat, aber von einigen Spielern nicht mehr gewünscht wird.

Im Grunde ist die Aussage ja richtig, dass 100% Balancing nicht drin ist, dazu gibt es zu viele Baustellen, an denen man auswiegen und ausgleichen kann. Natürlich muss in der konkreten Spielrunde das Balancing von den Teilnehmern ausgehandelt werden.

Aber als Befürworter von einem stark ausbalancierten Regelsystem in den Bereichen, die dem Spielentwurf nach im Spielfokus stehen sollen, möchte ich, dass mir die Regeln dort Arbeit abnehmen. Wenn das Spiel einen Kampffokus hat - wie z.B. bei PF und Konsorten - sollen alle Charaktere gleicher Stufe dazu gleich viel beitragen können. Gewollte Unterschiede und Ungleichheiten kann man dann durch unterschiedliche Stufen der Charaktere lösen (siehe Arldwulfs Posts).

Natürlich kann man das auch dem SL überlassen - aber nicht jeder SL hat immer dazu Lust, die Abenteuer mundgerecht auf seine Gruppe zuzuschneiden, und manchmal dazu auch nicht die Fähigkeit. Mal abgesehen davon, dass es vielleicht auch der Gruppe nicht passt, wenn in jedem Abenteuer die Alibi-Actionszene für BMX-Bandit kommt.  ;)

Balancing löst, da gebe ich Gorilla vollkommen recht, nicht alle Probleme, und viele müssen konkret am Tisch in der Gruppe durch Entscheidungen angesprochen werden - aber klar gekennzeichnetes Balancing in einem Regelwerk hilft eine Menge.

Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Luxferre am 20.03.2013 | 08:06
Gorilla, deine Arroganz und Anmaßung kennt anscheinend keine Grenzen. Herzlichen Glückwunsch, in so kurzer Zeit hat es hier im :T: noch keiner geschafft, sich dermaßen unbeliebt zu machen.

Selbstreflexion würde DIR auf jeden Fall mal ganz gut zu Gesicht stehen. Denn derzeit bist du einfach nur zum  :puke:

Und das liegt NICHT daran, dass ich es mir in irgendeiner imaginären Komfortzone bequem gemacht habe und dich als unwillkommenen Störenfried sehe, der mich da rausreißen will. Das liegt einfach nur an deinen extrem überheblichen Benehmen.

Ich finde diesen Post dermaßen daneben, dass mir schlicht die weiteren Worte fehlen !
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 20.03.2013 | 08:19
Ziehe ich in Betracht. Ich konnte das aber in vielen Fällen nicht in dem Maße erkennen, für das ich hier plädiere.
Das liest sich jetzt wahrscheinlich auch wieder wahnsinnig arrogant, aber diese Aussage ist nicht wertend gemeint. Es steckt kein bisschen "ihr seid zu dumm", "ich bin besser als ihr" oder "eure Mama stinkt" in dieser Aussage, es ist nur eine Feststellung, die ich gemacht habe und der ich keinen besonderen negative Attributen des jeweiligen Verfassers zuschreibe

Ehrlich gesagt ist diese Aussage auch gar nicht arrogant, und kann auch nicht als "ich bin besser als ihr" missverstanden werden.

Denn du sagst ja: Du konntest es nicht erkennen.

Denk mal über die Bedeutung dieser Aussage nach, denn für viele Stellen in diesem Thread ist sie sehr wichtig. Ich habe beispielsweise in noch keiner deiner Antworten auf meine Posts das Gefühl gehabt das du die Intention des gesagten richtig verstehst - bis dahin dass du das genaue Gegenteil herausliest. Wir sind hier im Internet - falsch verstanden zu werden gehört dazu.

Allerdings scheinen es die meisten anderen doch richtig zu verstehen. Woran liegt dieser Mangel an Erkenntnissfähigkeit also? Warum schreibst du im Ausgangsposting: "Ich erdreiste mich zu fragen warum?" (braucht man Balancing) und gehst nicht auf die Antworten ein?

Ich tippe auf das Nebenthema hier im Thread: Motivation.

Baut jemand eine These auf einer Grundannahme auf so hat er eine Motivation nicht nur die These zu verteidigen - sondern auch die Grundannahme ohne die diese These nicht funktioniert oder substanzlos wird. Nun sind Grundannahmen aber leider öfters mal falsch. Manchmal hat man etwas einfach nicht gut genug betrachtet und sich getäuscht.

In diesem Fall gibt es Leute die in der Lage sind ihre eigene These zu verwerfen. Und solche die dann die Sicht der anderen auf die Grundannahme angreifen auch dann wenn schon längst keine Argumente mehr da sind die über "ist einfach so" hinausgehen.

Das hier ist ein Ball und das er im Haushalt ist zeigt das ich sportlich bin!
Aber er ist eckig und zeigt bewegte Bilder! Meinst du nicht es ist ein Fernseher?
Da verwendest du den Begriff Fernseher völlig falsch! Du weißt doch gar nicht was das ist! Ich bin sportlich!

Nimmt man die Aussagen aus deinem Ausgangspost auseinander so sind sie sehr lückenhaft und enthalten relativ viele sophistische Elemente. Dinge die als zusammengehörig dargestellt werden eigentlich jedoch keinen Zusammenhang haben. Sinnvolle Erfolgschancen bei einer Herausforderung und Balancing zum Beispiel.

Der wesentlichste Argumentationsansatz in deinem Ausgangsposting ist doch: Für die Ausgeglichenheit der Gruppe sind eher soziale und weiche Faktoren wichtig als mechanisches Balancing. Und auf die Erwiderung: "Aber diese weichen Faktoren sind verbunden mit mechanischem Balancing und davon abhängig" habe ich von dir noch keine Antwort gehört welche in der Lage wäre deine Ausgangsthese weiter aufrecht zu halten.

Das liegt daran dass es hierfür keine derartige Antwort gibt. Ich kann eben nicht gleichzeitig dafür sein dass jeder seine Rolle ausspielen darf - und gleichzeitig Dinge gutheißen die dies erschweren.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 20.03.2013 | 08:36
Ich erkenne nicht, dass momentan Substantielles zum Thema gepostet wird und habe den Eindruck, inhaltlich ist die Sache durchgekaut, deshalb der Versuch meiner Zusammenfassung.

Der wesentlichste Argumentationsansatz in deinem Ausgangsposting ist doch: Für die Ausgeglichenheit der Gruppe sind eher soziale und weiche Faktoren wichtig als mechanisches Balancing. Und auf die Erwiderung: "Aber diese weichen Faktoren sind verbunden mit mechanischem Balancing und davon abhängig" habe ich von dir noch keine Antwort gehört welche in der Lage wäre deine Ausgangsthese weiter aufrecht zu halten.
(+1)

Neben der Tiefenpsychologie ist es sinnvoll auch zu verstehen, wie Kommunikation funktioniert, und ohne groß in die Theorie einzusteigen:
Bekanntermaßen hat eine Botschaft vier Seiten, neben der Sachebene enthält jede Botschaft eine Beziehungsebene, eine Selbstaussage und einen Appell. Das gilt für jede sprachliche (oder schriftliche) Äußerung, selbst wenn ich nichts sage. Man kann nicht nicht kommunizieren.
  
Kommunikation misslingt dann, wenn sich ein Großteil derjenigen, an die man sich wendet, angegriffen fühlt. Das hat nichts mit der inhaltlichen Richtigkeit oder Falschheit der Aussagen zu tun.
Es geht nicht darum, wer objektiv "recht" hat, vor allem nicht in einer Frage, die das persönliche Erleben betrifft.  

Beispiel (zufällig gewählt):

Ich meine aber trotzdem, dass selbst der Gamist nicht wirklich durch das mechanische Balancing zur Zufriedenheit findet.

Dieser Satz ist keine bloße Meinungsäußerung über einen Sachverhalt, sondern enthält weitere Informationen an den Empfänger:

1) "Ich behaupte besser zu wissen als du, Gamist, wann du zufrieden bist." (Selbstaussage)
2) "Ich glaube, dir überlegen zu sein, ohne dich zu kennen." (Beziehungsebene)
3) "Ich fordere dich auf, auf mich zu hören, um zufriedener zu sein." (Appell)

Dass sich Leute angegriffen fühlen, liegt nicht daran, dass sie nicht verstanden hätten, was du, Gorilla, eigentlich sagen möchtest, sondern daran, was du in deinen Aussagen noch alles mittransportierst, selbst wenn du gar nicht die Absicht hast, das zu tun. Und da reicht es nicht, sich darauf zurückzuziehen, dass das eben die eigene Meinung sei (auf dieses sinnlose Argument ziehen sich leider viel zu viele zurück). Es kommt eben darauf an, wie etwas ankommt, nicht nur, was ich eigentlich sagen wollte.

Wenn in einer Diskussion irgendwann selbst jemand, der inhaltlich auf meiner Seite steht, den Eindruck erhält, dass meine Beiträge arrogant und unsympathisch wirken, würde mir das jedenfalls zu denken geben, ob die Art und Weise meiner Kommunikation zielführend ist.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 20.03.2013 | 08:49
Ich finde diesen Post dermaßen daneben, dass mir schlicht die weiteren Worte fehlen !

Sashael drückt sich recht krass aus, aber Gorilla hat bereits gezeigt, dass er höfliche Hinweise ebenso unbekümmert abschmettert wie normal-deutliche und sehr-deutliche Ansagen. Dann probiert er es jetzt eben mal mit der krass-deutlichen Methode, wo andere bereits sagen, sie wollen mit dem Neuen schon nichts mehr zu tun haben. Da es aber auch nicht der Sinn eines Forums ist, einander zu ignorieren, muss man im Notfall auch mal eine klare Ansage machen dürfen. Wenn ein neuer User bei einer ganzen Reihe Stammuser sofort dermaßen aneckt, kommt das ja nicht von Ungefähr.
edit: genau genommen ist das einzige "krasse" an seinem Beitrag das Kotzgesicht. Alles Andere wurde bereits vorher gesagt, ist aber vom Adressaten auch schon abgeperlt wie Wasser von einer Ente. Dafür auf den "Melden" Knopf zu hämmern, finde ich auch daneben.

Arldwulf drückt es freilich in seinem letzten Beitrag wesentlich schöner und ziviler aus. +1 für seinen Beitrag.

@Gorilla, du beschwerst dich wiederholt, dass die Leute auf einige deiner Aussagen gar nicht erst eingehen. Das liegt - zumindest bei mir - daran, dass deine Argumentation vom Start weg dermaßen verkorkst ist, dass mir eine tiefere Auseinandersetzung damit sinnlos erscheint. Siehe Arldwulfs Analogie mit dem Ballfernseher.
Zitat Marge Simpson, "Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, zu erklären, dass Sie sich irren."
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: sir_paul am 20.03.2013 | 08:50
1) "Ich behaupte besser zu wissen als du, Gamist, wann du zufrieden bist." (Selbstaussage)

Nein!

2) "Ich glaube, dir überlegen zu sein, ohne dich zu kennen." (Beziehungsebene)

Nein!

3) "Ich fordere dich auf, auf mich zu hören, um zufriedener zu sein." (Appell)

Und, nein!


Ich als zumindest teilweise Gamist kann deiner Auffassung über die Aussagen leider nicht zustimmen. Deine Aussage mag für dich richtig sein, ist aber keinesfalls allgemeingültig.


Und um mal zurück zu schießen:

Neben der Tiefenpsychologie ist es sinnvoll auch zu verstehen, wie Kommunikation funktioniert, und ohne groß in die Theorie einzusteigen:

Welche Aussagen triffst du denn hier:

1) Ich bin echt der super tolle Spezialist in Kommunikation (Selbstaussage)
2) Ich glaube dir überlegen zu sein, ohne dich zu kennen (Beziehungsebene)
3) Ich fordere dich auf, auf mich zu hören, um meine Standarts zu erfüllen (Appell)

Also viel konstruktiever als Gorilla kommst du mir auch nicht rüber ;)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: gunware am 20.03.2013 | 09:09
Ziehe ich in Betracht. Ich konnte das aber in vielen Fällen nicht in dem Maße erkennen, für das ich hier plädiere.
...
Alleine die Tatsache, dass ich in etlichen Posts nicht erkennen konnte, dass meine Überlegungen nachvollzogen werden konnten, legt für mich den Schluss nahe, dass eben diese Reflexion auf einer "psychologischen Metaebene" nicht erfolgt ist.
Jetzt abgesehen davon, ob meine Motive eher schlichter Natur sind oder nicht, nehmen wir einmal an, ich bin mir dessen nicht bewusst und sollte diese Reflexion machen. Bevor ich anfange, dann frage ich mich, was bringt mir das? Was erreiche ich dadurch? Werde ich dann mehr Spaß haben? Schwerlich, weil das, was Du bis jetzt aufgeführt hast, wo man dann mehr Spaß haben sollte, mich irgendwie nicht betrifft. Verstehen, warum ich mehr Schaden raushauen will? Geschenkt, interessiert mich nicht. Mehr Screentime? Geschenkt, interessiert mich nicht. OK, dann von dieser Seite komme ich nicht zum Ziel. Dann von der anderen Seite, was würde mir mehr Spaß machen - hilft mir Deine Analyse dabei? Öfters spielen - hilft nicht, hängt von anderem Faktoren ab. Bei meinem Barbiespiel die Zahlen besser zu verstehen? Hilft nicht, die Zahlen bleiben gleich. Das heißt, der einzige Balancing, den ich gerne sehen werde (die Welt und die Charas und die NPC funktionieren nach gleichen Zahlen) kann mir irgendwie auch nicht weiter helfen - denn welche Ergebnisse sollte ich da bekommen? Es ist nicht wichtig - das heißt, Spaß zu haben ist nicht wichtig? Oder das ich aus falschen Gründen Spaß habe? Und um zu diese Erkenntnis zu kommen, soll ich in meinem Hobby eine Methode anwenden, die mich anödet und mir den Spaß raubt?
Ich verstehe wirklich nicht, was für Erkenntnis ich daraus ziehen könnte, die es wert ist, sich damit zu beschäftigen. Kannst Du mir bitte einfach mindestens einen kleinen Fingerzeig geben, wo ich den Sinn finden soll?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 20.03.2013 | 09:19
Um mal nocheinmal zu dem Thema Balancing und Freiheit aus dem Ausgangsposting zurückzukommen ein kleines Beispiel welches mir gerade in den Sinn kommt. Es stammt aus einer Berichterstattung über eine sibirische Wahl und handelt von der Freiheit einen Kandidaten wählen zu können. Und davon wie man diese einschränken kann.

Zitat
"Wenn du dein Kreuz nicht an der richtigen Stelle machst verlierst du deinen Job. Deine Kinder haben es schwerer. Jeder weiß wen er hier wählen sollte."

Ich hab das Zitat nur aus dem Gedächtniss gezogen, aber es ist mir deshalb in Erinnerung gekommen weil der Interviewpartner so völlig selbstverständlich dies dargestellt hat. Als "hey, wenn du willst kannst du doch auch was anderes machen, du hast es dann nur viel schwerer" und als "jeder weiß was die richtige Wahl ist".

Beide Aussagen kenne ich auch aus schlecht ausbalancierten Rollenspielen. Genau um solche Aussagen geht es. Erst dadurch dass ich es nicht anhand meiner Wahl schwerer oder leichter habe oder für diese Wahl bestraft werde bekomme ich echte Freiheit.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 09:32
Genau darin liegt das Problem: Dass der Spielleiter alle Balancingaufgaben lösen soll, vielleicht noch mit mehr oder weniger engagierter Unterstützung seiner Mitspieler, ist etwas, das zwar eine lange Tradition hat, aber von einigen Spielern nicht mehr gewünscht wird.

Im Grunde ist die Aussage ja richtig, dass 100% Balancing nicht drin ist, dazu gibt es zu viele Baustellen, an denen man auswiegen und ausgleichen kann. Natürlich muss in der konkreten Spielrunde das Balancing von den Teilnehmern ausgehandelt werden.

Aber als Befürworter von einem stark ausbalancierten Regelsystem in den Bereichen, die dem Spielentwurf nach im Spielfokus stehen sollen, möchte ich, dass mir die Regeln dort Arbeit abnehmen. Wenn das Spiel einen Kampffokus hat - wie z.B. bei PF und Konsorten - sollen alle Charaktere gleicher Stufe dazu gleich viel beitragen können. Gewollte Unterschiede und Ungleichheiten kann man dann durch unterschiedliche Stufen der Charaktere lösen (siehe Arldwulfs Posts).

Natürlich kann man das auch dem SL überlassen - aber nicht jeder SL hat immer dazu Lust, die Abenteuer mundgerecht auf seine Gruppe zuzuschneiden, und manchmal dazu auch nicht die Fähigkeit. Mal abgesehen davon, dass es vielleicht auch der Gruppe nicht passt, wenn in jedem Abenteuer die Alibi-Actionszene für BMX-Bandit kommt.  ;)

Danke für den kritischen Beitrag.
Noch einmal kurz zur Erklärung: ich bin auch ein Freund des mechanische Balancing (halte es dennoch für schwer möglich) und begrüße jede Art von Gerechtigkeit am Spieltisch (eben inkl. des Balancing).
Ich wehre mich nur dagegen, dem mechanischen Baancing "Heilsbringerschaft" zuzuschreiben.
Über das mechanische Balancing hinaus gibt es eben noch viel mehr soziale, gruppendynamische Weichen, die richtig eingestellt sein müssen, damit der Spielabend tatsächlich für alle Beteiligten möglihcst ausgeglichen wirkt.

@Arldwulf: Danke für das Feedback.
Als Versuch, wieder zum Thema zurück zu kehren, gehe ich nur auf den zweiten Teil deines Posts ein. Das soll aber nicht zum Ausdruck bringen, dass er erste Teil für mich als "irrelevant" eingestuft wird, aber ich würde einfach gerne wieder den Schritt zurück  zum Topic finden.
Nimmt man die Aussagen aus deinem Ausgangspost auseinander so sind sie sehr lückenhaft und enthalten relativ viele sophistische Elemente. Dinge die als zusammengehörig dargestellt werden eigentlich jedoch keinen Zusammenhang haben. Erfolgschancen bei einer Herausforderung und Balancing zum Beispiel.
Ja, wahrscheinlich habe ich bei der Darstellung von "Balancing" an einigen Ecken geschludert. Aber das wann vielleicht auch zeigen, wie eben oft in einer Diskussion zu RPG "zu viel" an Balancing gemacht wird, obwohl es darum eigentlich gar nicht geht.

Zitat
Der wesentlichste Argumentationsansatz in deinem Ausgangsposting ist doch: Für die Ausgeglichenheit der Gruppe sind eher soziale und weiche Faktoren wichtig als mechanisches Balancing.
Genau.

Zitat
Und auf die Erwiderung: "Aber diese weichen Faktoren sind verbunden mit mechanischem Balancing und davon abhängig" habe ich von dir noch keine Antwort gehört welche in der Lage wäre deine Ausgangsthese weiter aufrecht zu halten.
Ich bin darauf bereits mehrmals eingegangen. Das soll kein Vorwurf sein, mittlerweile ist hier ja eine ganz anständige Textmenge zusammen gekommen und man kann ja nicht immer alles gleich aufmerksam lesen.
Ich fasse meine Antwort dazu gerne noch einmal kurz zusammen:
"Aber diese weichen Faktoren sind verbunden können verbunden sein mit mechanischem Balancing und können davon abhängig sein."
Genau in diesem kleinen Unterschied mache ich die Sache fest:
Ich gestehe Balancing eine relevante Rolle zu. (Ich persönlich halte mich für einen großen Freund des Balancing, weil ich diese Art von Fairness - wie alle anderen Arten von Fairness auch -  für alle Spieler eben schätze und für sinnvoll erachte.) In vielen Fällen kann Balancing auch wichtig für den "sozialen Frieden" und den Spielspaß sein.
Worauf ich hinaus will: mechanisches Balancing kann eine Voraussetzung für Fairness in der Spielgruppe sein; es ist aber keine ausreichende und u.U. nicht einmal einen notwendige.
Falls ich das noch weiter ausführen soll, lass es mich bitte wissen.

Zitat
Das liegt daran dass es hierfür keine derartige Antwort gibt. Ich kann eben nicht gleichzeitig dafür sein dass jeder seine Rolle ausspielen darf - und gleichzeitig Dinge gutheißen die dies erschweren.
Dieser Punkt wurde so konkret noch nicht angesprochen, aber zumindest mehrmals berührt. Auch hier ein kurzes Statement dazu.
Zu meiner persönlichen Meinung bzgl. Fairness am Spieltisch habe ich ja gerade schon etwas geschrieben.
Ich denke schon, dass es i.d.R. das Ziel sein sollte "dass jeder seine Rolle ausspielen darf", aber: das kann auch etwas mit mechanischem Balancing zu tun haben - muss es aber nicht.
Die mechanische Balance ist eben nur ein Teilaspekt von "sozialer Gerechtigkeit" am Spieltisch - und manchmal (und ich behaupte hier auch öfter als man so wahrnimmt) spielt sie nicht einmal eine Rolle.

@Falke: Danke auch für deinen Beitrag. Deine Kritik an meiner "Darreichungsform" ist angekommen.
Dazu nur ganz kurz soviel: auch ich sehe mich durchaus befähigt, viel der geposteten Sätze einiger andere Poster nach verschiedenen Kommunikationsmodellen zu interpretieren (um damit den Beweis zu erbringen, dass ich beleidigt wurde). Aber du hast naürlich Recht: Es gilt das Sender-Empfänger-Prinzip. In der Kommunikation geht es aber nun mal nicht ohne beide und man kann den Versuch trotzdem wagen, miteinander zu kommunizieren.
Eine mögliche Empfehlung meinerseits hierfür wäre (insbesondere im Rahmen schriftlicher Kommunikation, der ohnehin schon einige Ebenen fehlen): man reduziere sich möglichst auf die Sachebene.


(...)aber Gorilla hat bereits gezeigt, dass er höfliche Hinweise ebenso unbekümmert abschmettert wie normal-deutliche und sehr-deutliche Ansagen(...)
Ich hoffe doch, dass das nicht alle Leser so sehen, denn ich war sogar sehr bemüht, auf möglichst viele Poster einzugehen und auf jedes ihrer vorgebrachte Argumente auch möglichst direkt zu antworten (als Beispiel diene dieser Post)

Zitat
@Gorilla, du beschwerst dich wiederholt, dass die Leute auf einige deiner Aussagen gar nicht erst eingehen.
Ich wüsste nicht, wo ich mich beschwert hätte, aber gut, das hast du dann wohl so wahrgenommen.

Zitat
Das liegt - zumindest bei mir - daran, dass deine Argumentation vom Start weg dermaßen verkorkst ist, dass mir eine tiefere Auseinandersetzung damit sinnlos erscheint(...)
Wenn du in mir einen hoffnungslosen Fall siehst, dann verstehe ich nicht, weshalb du dich weiterhin an der Diskussion beteiligst und das - mit Verlaub - auf eine Art und Weise, die wie mir scheint in erster Linie darauf abzielt, mich tatsächlich "zu verletzen" (dissen, trollen, whatever) - schließlich schreibst du nicht über "das Thema" sondern über "meine Person".


Ich verstehe wirklich nicht, was für Erkenntnis ich daraus ziehen könnte, die es wert ist, sich damit zu beschäftigen. Kannst Du mir bitte einfach mindestens einen kleinen Fingerzeig geben, wo ich den Sinn finden soll?
Ich versuche es.
Ich erwarte (und empfehle) nicht, dass sich jeder Spieler ständig den Kopf darüber zermartert, was genau in seine Kopf denn nun jetzt vorgeht.
Es geht auch nicht darum, dass manche Motivationen "besser oder schlechter" sind als andere, oder "nieder oder höher".
Der "Zugewinn" durch solch eine Reflektion kann sein, dass man durch das Hinterfragen seiner Motivationen tatsächlich mehr Spaß am Spieltisch haben kann: man erkennt an sich selbst, was eben nicht nur seitens einer (bewussten) Handlungsebene getrieben ist, sondern das diese ihren Ursprung in einer (häufig unbewussten) Motivationsebene hat.
Zur Verdeutlichung ein Beispiel aus dem "echten Leben":
Ich habe kein iPhone. Ich bin unzufrieden, weil ich kein iPhone habe. Ich will doch ein iPhone.
Jetzt hinterfrage ich dieses "Motiv" (Wunsch nach iPhone).
Will ich überhaupt ein iPhone? Nein, stimmt, ich will ein Smartphone. Telefonieren, WhatsAppen, Emails unterwegs, ein paar Spiele. Brauche ich dazu ein iPhone? Hey, cool. Nein, ich brauche kein iPhone. Das Dingens-Irgendwas tut's auch und kostet nur die Hälfte.
Ich habe immer noch kein iPhone, bin aber trotzdem zufrieden(er) - weil ich meine eigenen Beweggründe hinterfragt habe.

Hilft das, ein bisschen deutlicher zu machen, worauf ich hinaus will?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 20.03.2013 | 09:35
Nein!

Nein!

Und, nein!


Ich als zumindest teilweise Gamist kann deiner Auffassung über die Aussagen leider nicht zustimmen. Deine Aussage mag für dich richtig sein, ist aber keinesfalls allgemeingültig.

Tut mir leid, nachfragen zu müssen, aber ein schlichtes "nein" verstehe ich als Kommentar nicht. Wenn ich wiedergebe, wie die Aussagen Gorillas auf mich als Leser wirken, wie kann diese Wahrnehmung falsch sein? Ich hoffe, du hast mich nicht missverstanden. Ich sage, dass ich die von mir zitierten Aussagen in Gorillas Beiträgen heraushöre, nicht, dass dies meine Meinung über Gamer wäre oder dass jeder diese Aussagen genauso heraushören muss.
Wenn du als Gamer das in Gorillas Aussagen nicht mithörst, glaube ich dir das, wieso auch nicht? Aber offenbar erleben viele hier einige seiner Aussagen ähnlich, wie ich sie beschrieben habe.
Und mir hilft das Kommunikationsmodell besser zu verstehen warum.

Zitat
Und um mal zurück zu schießen:

Welche Aussagen triffst du denn hier:


1) Ich bin echt der super tolle Spezialist in Kommunikation (Selbstaussage)

Ja, und?  ;)

Zitat
2) Ich glaube dir überlegen zu sein, ohne dich zu kennen (Beziehungsebene)

Natürlich kann dieser Eindruck entstehen, aber worin liest du meine Behauptung, jemandem überlegen zu sein? Habe ich behauptet, die Aussage von jemandem sei falsch?

Zitat
3) Ich fordere dich auf, auf mich zu hören, um meine Standarts zu erfüllen (Appell)

Ich verstehe nicht, welche Standards das sein sollen?

Zitat
Also viel konstruktiever als Gorilla kommst du mir auch nicht rüber ;)

Dann erkläre mir bitte, was an meinem Beitrag du für nicht konstruktiv hälst (wenn du das überhaupt möchtest). Ich will mich nicht als Kommunikationsspezialist aufspielen, ich versuche nur, Gorilla klar zu machen, dass es nicht nur darauf ankommt, was man sagt, sondern wie man es sagt.
Dass es ebenso arrogant wirken kann, wenn man dafür Erkenntnisse der Kommunikationswissenschaft heranzieht, ist verständlich, aber nicht beabsichtigt. Wenn das trotzdem arrogant wirkt, unterstreicht das ja genau das, was ich sagen möchte.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 20.03.2013 | 09:42
Ich wehre mich nur dagegen, dem mechanischen Baancing "Heilsbringerschaft" zuzuschreiben.

Vielleicht liegt hier eine Wurzel des Missverständnisses. Wer schreibt denn dem Balancing (deiner Meinung nach) "Heilsbringerschaft" zu?

Zitat
Eine mögliche Empfehlung meinerseits hierfür wäre (insbesondere im Rahmen schriftlicher Kommunikation, der ohnehin schon einige Ebenen fehlen): man reduziere sich möglichst auf die Sachebene.

Eben das ist meiner Meinung nach nicht möglich, wenn es um persönliche Erfahrungen geht. Wenn jemand etwas anders erlebt als ich, hilft es nicht, auf der Sachebene zu argumentieren, dass mein Erleben "falsch" oder "minderwertig" sei.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 20.03.2013 | 09:50
Vielleicht noch eins:

Wenn die Diskussion sinnvoll weiterlaufen soll, braucht es unter Umständen eine weitere Diskussionsgrundlage außer der Grundaussage,
dass übertriebenes Balancing nicht immer zielführend sein muss.

@Gorilla: Was willst du mit dem Thema noch erreichen, wenn der Rest verstanden hat, dass das deine Auffassung ist? Oder ist es damit ausdiskutiert?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Luxferre am 20.03.2013 | 09:51
Sashael drückt sich recht krass aus, aber Gorilla hat bereits gezeigt, dass er höfliche Hinweise ebenso unbekümmert abschmettert wie normal-deutliche und sehr-deutliche Ansagen. Dann probiert er es jetzt eben mal mit der krass-deutlichen Methode, wo andere bereits sagen, sie wollen mit dem Neuen schon nichts mehr zu tun haben. Da es aber auch nicht der Sinn eines Forums ist, einander zu ignorieren, muss man im Notfall auch mal eine klare Ansage machen dürfen. Wenn ein neuer User bei einer ganzen Reihe Stammuser sofort dermaßen aneckt, kommt das ja nicht von Ungefähr.
edit: genau genommen ist das einzige "krasse" an seinem Beitrag das Kotzgesicht. Alles Andere wurde bereits vorher gesagt, ist aber vom Adressaten auch schon abgeperlt wie Wasser von einer Ente. Dafür auf den "Melden" Knopf zu hämmern, finde ich auch daneben.

Arldwulf drückt es freilich in seinem letzten Beitrag wesentlich schöner und ziviler aus. +1 für seinen Beitrag.

@Gorilla, du beschwerst dich wiederholt, dass die Leute auf einige deiner Aussagen gar nicht erst eingehen. Das liegt - zumindest bei mir - daran, dass deine Argumentation vom Start weg dermaßen verkorkst ist, dass mir eine tiefere Auseinandersetzung damit sinnlos erscheint. Siehe Arldwulfs Analogie mit dem Ballfernseher.
Zitat Marge Simpson, "Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, zu erklären, dass Sie sich irren."

Nur zur Klarstellung: ich habe den Meldebutton nicht gedrückt! Meine Abneigung gegen diese Art der Konfliktbewältigung dürfte klar sein.

Ansonsten sehe ich keinerlei Veranlassung, in diesem unsachlichen Ton zu diskutieren. Das geht an diverse User.

So... Ich gehe wieder Skilaufen. Hatte nur gedacht, den Tonfall etwas mäßigen zu können.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: gunware am 20.03.2013 | 09:57
Ich habe kein iPhone. Ich bin unzufrieden, weil ich kein iPhone habe. Ich will doch ein iPhone.
Jetzt hinterfrage ich dieses "Motiv" (Wunsch nach iPhone).
Will ich überhaupt ein iPhone? Nein, stimmt, ich will ein Smartphone. Telefonieren, WhatsAppen, Emails unterwegs, ein paar Spiele. Brauche ich dazu ein iPhone? Hey, cool. Nein, ich brauche kein iPhone. Das Dingens-Irgendwas tut's auch und kostet nur die Hälfte.
Ich habe immer noch kein iPhone, bin aber trotzdem zufrieden(er) - weil ich meine eigenen Beweggründe hinterfragt habe.
Hilft das, ein bisschen deutlicher zu machen, worauf ich hinaus will?
Nicht wirklich. Das ist doch nicht die Frage. Wenn ich Smartphone will, dann will ich Smartphone. Ich suche doch nicht nach Namen, sondern nach der Funktion, die ein Teil zu erfüllen hat. Und dann vergleiche ich es mit den technischen Parametern, die ich erwarte und mit dem Geld, das ich bereit bin auszugeben. Und dann schaue ich nach, was in engere Auswahl kommt und schaue, womit ich am besten zurecht komme. Und erst dann stellt sich doch heraus, welche Firma das Teil gefertigt hat. Du zäumst das Pferd von hinten auf.

Der "Zugewinn" durch solch eine Reflektion kann sein, dass man durch das Hinterfragen seiner Motivationen tatsächlich mehr Spaß am Spieltisch haben kann: man erkennt an sich selbst, was eben nicht nur seitens einer (bewussten) Handlungsebene getrieben ist, sondern das diese ihren Ursprung in einer (häufig unbewussten) Motivationsebene hat.
Hm, ich bin immer noch nicht dabei, diesen Zugewinn irgendwo zu sehen. Ich kann es bei den Beispielen nachvollziehen, die Du genannt hast. Da habe ich kein Problem dabei, Dir zuzustimmen, auch wenn ich dem nicht die gleiche Wichtigkeit zumesse wie Du.
Aber bei der Betrachtung der Zahlen? Wenn es nicht um das Balancing zwischen den Spielern geht, weil es die Spieler gar nicht betrifft? Welche Erkenntnis oder welche Motivationsebene könnte dort so ausschlaggebend sein, dass das Wissen darüber mehr Spaß generiert? Entweder habe ich zu wenig Fantasie oder Du irrst Dich. (Ich meine, nur so unter uns, Dir ist schon klar, dass ich wegen meines Seelenfriedens die rhetorische Frage nur auf eine Art beantworten kann? ;) )
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 20.03.2013 | 10:02
Zitat
Ich denke schon, dass es i.d.R. das Ziel sein sollte "dass jeder seine Rolle ausspielen darf", aber: das kann auch etwas mit mechanischem Balancing zu tun haben - muss es aber nicht

Mein ursprüngliches Problem war natürlich auch eher, dass bei deinem Ursprungsposting beides als gegensätzliche Dinge herüber kam. Also als: Kümmert euch weniger um Balancing, dann habt ihr mehr Freiheit.

Und das dies eben sehr viel Ähnlichkeit mit der oben angesprochenen sibirischen Wahl hat.

Ich denke auch das ein Ausspielen einer Rolle immer auch mit expliziter oder impliziter  Regelmechanik zu tun hat. Einfach weil diese Mechanik die Auswirkungen der Charakteraktionen abbildet. Ohne Aktionen und darauf basierenden Auswirkungen bleibt der Charakter jedoch inhaltlich leer. Das betrifft selbst simple Charaktereigenschaften. So habe ich gerade einen Charakter der von sich selbst sagt er mag die hilflosen und schwachen schützen.

Dies könnte man als "weichen" Faktor ansehen, oder?  Ist es aber auch schon das Ausspielen einer Rolle? Dazu wird es erst durch tatsächliche Aktionen und ihre Auswirkungen. Und das bewirkt die Wichtigkeit des Balancings dieser Auswirkungen
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Tudor the Traveller am 20.03.2013 | 10:11
Ich gestehe Balancing eine relevante Rolle zu. (Ich persönlich halte mich für einen großen Freund des Balancing, weil ich diese Art von Fairness - wie alle anderen Arten von Fairness auch -  für alle Spieler eben schätze und für sinnvoll erachte.) In vielen Fällen kann Balancing auch wichtig für den "sozialen Frieden" und den Spielspaß sein.
Worauf ich hinaus will: mechanisches Balancing kann eine Voraussetzung für Fairness in der Spielgruppe sein; es ist aber keine ausreichende und u.U. nicht einmal einen notwendige.

Das entspricht aber nicht der Aussage deines Start-Beitrags!


Ich wage den Versuch trotzdem, euch dafür zu begeistern, "Balancing" über Bord zu werfen, diese Geisel der RP-Spielerschaft einfach zu ignorieren und ganz befreit ohne Zwänge seitens des Balancing unser gemeinsames Hobby zu genießen.
Aber wir brauchen doch Balancing, damit die Spieler nicht untereinander benachteiligt werden, oder?
Nein. Spieler werden immer benachteiligt oder bevorzugt.

Ich gehe davon aus, dass ich mit meinem Appell einen schweren Stand haben werde.
Trotzdem bitte ich euch: Ignoriert in Zukunft "Balancing".

...

Spielt frei und unbeschwert und kümmert euch nicht ums "Balancing" - das gibt es nämlich gar nicht.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 20.03.2013 | 10:17
Aufs Spiel übertragen wäre die Eiphone-Analogie eben das Auswählen einer Option (z.B. Klasse) nach Klang und Namen, und nicht nach der Beurteilung der tatsächlichen Spielwerte. Klar kann das zu Enttäuschungen führen. Wenn ich sehe "Fighter" und denke "der kann bestimmt voll gut Gegner killen", ist das zwar naheliegend, aber in manchen Spielen ist der Fighter halt kein Bruiser, sondern ein Tank. Der unbedarfte Laie wünscht sich ein iphone / einen Fighter, weil er nicht weiß, was es für Alternativen gibt, die seinen Bedürfnissen eher gerecht werden.

Erinnert mich beispielsweise an meine erste D&D 3E-Erfahrung Anno 2000. Ich lese so die Feats durch und sehe "Combat Reflexes". Klingt super, nehm ich. Nur kam das im Spiel irgendwie nie zum tragen. Erst Jahre später habe ich geschnallt, dass dieser Feat nur mit Stangenwaffen (oder Stachelkette) interessant ist. Aus der Beschreibung ist das für einen Anfänger unmöglich zu erkennen. Das ist halt mangelnde Transparenz.

Das ist aber auch schon das einzige, wo die "Motivationsfalle" eventuell zuschnappen kann: wenn ich nur aufgrund von Hörensagen und klangvollen Namen eine Wahl treffe, die dann nicht tut was ich mir vorgestellt habe. Aber das ist ein Anfängerfehler. Grundsätzlich weiß man doch sehr wohl, was man will: Whatsappen oder Schaden machen und so weiter. Und von da aus trifft man seine Wahl.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 10:18
Vielleicht liegt hier eine Wurzel des Missverständnisses. Wer schreibt denn dem Balancing (deiner Meinung nach) "Heilsbringerschaft" zu?
Ich entnehme diese in meinen Augen überhöhte Beachtung des Balancing dem Anteil an Aufmerksamkeit, den der Begriff in unterschiedlichen Diskussionen erhält. Sei es in verschiedenen Foren, Blogs, auf Spieltreffen oder in Spielrunden. Es kommt einfach immer wieder zur Sprache - in meinen Augen eben viel zu oft.

Zitat
Eben das ist meiner Meinung nach nicht möglich, wenn es um persönliche Erfahrungen geht. Wenn jemand etwas anders erlebt als ich, hilft es nicht, auf der Sachebene zu argumentieren, dass es nicht so sei.
Mit diesem Argument entziehst du - wenn ich es überspitze - jeglicher Art von Argumentation die Daseinsberechtigung. Du scheinst in dem Thema ja auch nicht unbewandert zu sein.
Also ist dir wohl auch bekannt, dass jegliche vom Sender ausgehende Information wie auch jegliche vom Empfänger erhaltene Information immer von persönlichen Erfahrungen geprägt ist. Sollen wir also aufhören zu kommunizieren? (Das war jetzt sehr überspitzt ausgeführt, aber ich hoffe, du weißt was ich meine: es gibt niemals eineindeutige Kommunikation - dennoch darf kommuniziert werden).

Darüber hinaus bin ich sehr wohl der Meinung, dass alle Beteiligten bei einer sachlichen Diskussion zu einem Thema besonderes Augenmerk auf die Sachebene gelegt werden sollten.

Noch kurz eine persönlichere Anmerkung:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

@gunware:
Hm. Ich weiß jetzt auch nicht viel weiter. Offensichtlich gelingt es mir nicht, dir deutlich zu machen, dass ich den Standpunkt vertrete:
Das Erreichen eines Zieles wird dadurch erleichtert, dass ich das Ziel kenne.

Mein ursprüngliches Problem war natürlich auch eher, dass bei deinem Ursprungsposting beides als gegensätzliche Dinge herüber kam. Also als: Kümmert euch weniger um Balancing, dann habt ihr mehr Freiheit.

Und das dies eben sehr viel Ähnlichkeit mit der oben angesprochenen sibirischen Wahl hat.
Jein. Das ehe ich ein bisschen anders. Du hast natürlich Recht, das kann man bestimmt so interpretieren.
Ich meinte aber eher (in Bezug auf deine Wahl in Sibirien): Kümmert euch weniger darum, ob es nun Überhang-Mandate gibt oder nicht. Last uns doch überhaupt erst einmal eine echte Demokratie gründen, in der wirklich jeder wählen darf, was er will.

Zitat
Ich denke auch das ein Ausspielen einer Rolle immer auch mit expliziter oder impliziter  Regelmechanik zu tun hat. Einfach weil diese Mechanik die Auswirkungen der Charakteraktionen abbildet(...)
Absolut. Da möchte ich in keinster Weise widersprechen.
Was dabei allerdings meiner Erfahrung häufig außer Acht gelassen wird:
Die Charakteraktionen werden ausschließlich vom Spieler initiiert und das auf dialogische Weise mithilfe von Kommunikation und Interaktion mit seiner Gruppe (inkl. SL).
Egal wie viele Werte wie auf einem Charakterbogen stehen, ohne diese Interaktion in der Gruppe durch den Spieler, "tut" der Charakter noch gar nichts.
Daher auch meine Behauptung: Die Interaktion in der Gruppe nimmt den wichtigsten Stellenwert ein. Die Regeln dafür werden z.T. auch vom Balancing mitgestaltet, aber informelle Regeln und persönliche Faktoren spielen i.d.R. eine weitaus wichtigere Rolle.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 20.03.2013 | 10:24
Natürlich, aber diese Interaktion findet eben nicht im leerem Raum statt, die Werte (oder allgemeiner die mechanischen Eigenschaften) beeinflussen sie.

Darum sind eben auch weiche Faktoren nicht unabhängig von balancing
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: sir_paul am 20.03.2013 | 10:31
Wenn ich wiedergebe, wie die Aussagen Gorillas auf mich als Leser wirken, wie kann diese Wahrnehmung falsch sein? Ich hoffe, du hast mich nicht missverstanden.

Dann habe ich dich wirklich missverstanden, dein ganzer Post hat bei mir den Eindruck hinterlassen das du deine Interpretation als allgemeingültig ansiehst (alle Gamisten müssten das so verstehen). Danke für dir Klarstellung!
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 10:31
Natürlich, aber diese Interaktion findet eben nicht im leerem Raum statt, die Werte (oder allgemeiner die mechanischen Eigenschaften) beeinflussen sie.

Darum sind eben auch weiche Faktoren nicht unabhängig von balancing
Ich denke eben schon, dass weiche Faktoren auch vom Balancing unabhängig sein können.
Wie oben bereits geschrieben, der formelle Regelaspekt mechanisches Balancing kann eine relevante ordnende Rolle einnehmen, muss es aber imho nicht.
Eine Aussage wie "Mechanisches Balancing ist uns egal, wir kriegen es am Spieltisch auch ohne hin" ist in meinen Augen also durchaus zulässig.
Mich stört einzig und allein dieser absolutistische Herrschaftsanspruch von Balancing ("es geht nicht ohne, weil sonst ist doof").
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 20.03.2013 | 10:35
Vielleicht komm ich dafür auch zu sehr aus der Freeform Ecke. Es am Tisch zu regeln und es in einem Buch zu regeln ist für mich letztlich das gleiche....nur mit unterschiedlichem Aufwand
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 10:38
Beim mechanischem Balancing geht es aber nun einmal ausschließlich um die Regeln im Buch (oder auf einem Schmierzettel oder abgesprochene).
EDIT: Und gerade beim Freeform spielen doch die informellen Regeln der Fairness am Spieltisch eine deutlich größere Rolle als die (eventuell nicht vorhandenen) Balancing-Regeln aus einem Regelbuch. Insofern bin ich gerade etwas verwundert, dass du als "Freeformer" mir nicht voll und ganz zustimmst.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 20.03.2013 | 10:38

Mit diesem Argument entziehst du - wenn ich es überspitze - jeglicher Art von Argumentation die Daseinsberechtigung.

Das denke ich nicht, man sollte sich nur dessen bewusst sein, was man außer der Sachinformation durch die Wahl seiner Worte und seinen Stil mit transportiert. Das merkt man vielleicht ja selbst, wie schnell man arrogant wirken kann.  :)

Zitat
Darüber hinaus bin ich sehr wohl der Meinung, dass alle Beteiligten bei einer sachlichen Diskussion zu einem Thema besonderes Augenmerk auf die Sachebene gelegt werden sollten.

Dann achte bitte selbst auch darauf. In vielen Beiträgen schwingen unsachliche Formulierungen mit, von denen sich andere offenbar angegriffen fühlen, auch wenn ich dir zugestehe, dass du versuchst, sachlich zu bleiben und deine Bewertung in persönlicher, individueller Form zu halten. Aber trotzdem scheint da viel Dampf im Kessel zu sein.  :)

Ich glaube auch, dass uns ein zu theoretisch-wissenschaftlicher Stil unter Einbezug von Kommunikationstheorien (aber auch Motivationstheorien) in diesem Rahmen nicht wirklich weiterbringt, deswegen werde ich jetzt davon möglichst Abstand nehmen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Tudor the Traveller am 20.03.2013 | 10:42
Mich stört einzig und allein dieser absolutistische Herrschaftsanspruch von Balancing ("es geht nicht ohne, weil sonst ist doof").

Den aber niemand derart äußert. Wir sprechen Balancing nur eine wichtige Rolle zu. Und es löst, wenn gut gemacht, durchaus viele Probleme am Tisch. Natürlich vorrangig solche, die mit der Mechanik zu tun haben.

Es kommt einfach immer wieder zur Sprache - in meinen Augen eben viel zu oft.

Hast du schonmal daran gedacht, dass das weniger an der Bedeutung, sondern an der Greifbarkeit des Problems liegt? Über Balancing lässt sich einfach diskutieren. Über Motivationspsychologie nicht.
Das Balancing der Regeln ist viel konkreter als irgendwelche Verhaltensmuster oder Motivationen zu hinterfragen. Zudem bezieht es sich direkt auf das Spiel selbst, die Regeln, die das Spiel erst zu dem konkreten Rollenspiel / System machen. Über solche Dinge diskutiert man eben. Wie in jedem anderen Hobby auch. Wenn ich z.B. feststelle, dass ich keine Fußballschuhe von Puma trage, weil die (mir) unbequem sind, hat das sicherlich interessante anatomische Hintergründe. Über die will ich aber nicht sprechen, sondern über Fußball-Equipment  ;)

edit: abgesehen davon finde ich, dass du so langsam mal so ehrlich sein könntest und uns offen zumindest teilweise Recht gibst, da du deine eigenen Aussagen immer weiter relativierst und dich mittlerweile erheblich von deiner Anfangsposition entfernt hast. Das wäre in einer Diskussion nur fair.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 20.03.2013 | 10:44
Beim mechanischem Balancing geht es aber nun einmal ausschließlich um die Regeln im Buch (oder auf einem Schmierzettel oder abgesprochene).
EDIT: Und gerade beim Freeform spielen doch die informellen Regeln der Fairness am Spieltisch eine deutlich größere Rolle als die (eventuell nicht vorhandenen) Balancing-Regeln aus einem Regelbuch. Insofern bin ich gerade etwas verwundert, dass du als "Freeformer" mir nicht voll und ganz zustimmst.

Unter mechanischen Balancing verstehe ich das Ausgleichen der Auswirkungen von Charakteraktionen unter Berücksichtigung ihrer Rolle im Spiel. Keine Ahnung ob diese Definition besser als deine ist - aber es ist die auf die sich meine Aussage bezog.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: gunware am 20.03.2013 | 10:51
@gunware:
Hm. Ich weiß jetzt auch nicht viel weiter. Offensichtlich gelingt es mir nicht, dir deutlich zu machen, dass ich den Standpunkt vertrete:
Das Erreichen eines Zieles wird dadurch erleichtert, dass ich das Ziel kenne.
Das ist mir schon klar. Ich habe nur das Gefühl, dass Du glaubst, dass es viel ausmacht, wenn man die Ziele ins Detail zu analysieren versucht. Das ist aber nicht immer der Fall, weil das [oft/manchmal] auch verlorene Zeit sein kann. Wenn mein Ziel ist, mir einen Kuchen zu kaufen, brauche ich das Geld. Was hilft es mir jetzt, darüber nachzudenken, ob ich den Kuchen haben will, weil ich Ärger hatte oder weil ich süßes lieber als Fleisch mag oder oder oder, wenn mir einfach das Geld fehlt. Dann kann ich mir höchstens vielleicht klar werden, warum ich Kuchen will, aber es bringt mich dem Kuchen nicht näher. Oder ist in dem Falle mein Ziel nicht Kuchen zu kaufen, sondern Geld zu haben? Und was ist, wenn ich das Geld bereits habe, aber die Bäckerei hat schon zu? Dann erleichtert es mir auch nicht, dass ich das Ziel (Kuchen fressen, verdammt noch mal) kenne. Und egal wie ich es analysiere, kann ich höchstens erreichen, dass ich mich selbst überzeuge, dass der Kuchen für mich nichts ist, weil ich bereits sowieso zu dick bin und ich nicht so viel futtern sollte. Das heißt, durch die Analyse der Motive komme ich dem Ziel nicht näher oder verwerfe das Ziel. Aber irgendein Zugewinn habe ich davon nicht. Ich glaube das ist das, was Du bei Deiner Betrachtung nicht berücksichtigt hast.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 11:13
Den aber niemand derart äußert. Wir sprechen Balancing nur eine wichtige Rolle zu. Und es löst, wenn gut gemacht, durchaus viele Probleme am Tisch. Natürlich vorrangig solche, die mit der Mechanik zu tun haben.
Naja, ich habe das schon so verstanden (ich formuliere plakativ überspitzt - obwohl das natürlich niemand so gepostet hat):
"Oh mein Gott, er hat etwas gegen Balancing gesagt. Das geht doch nicht. Wir brauchen Balancing. Unbedingt."
Diese (oder ähnliche) Gedanken schwangen für mich schon in einige Posts mit.

Zitat
Hast du schonmal daran gedacht, dass das weniger an der Bedeutung, sondern an der Greifbarkeit des Problems liegt? Über Balancing lässt sich einfach diskutieren. Über Motivationspsychologie nicht.
Das Balancing der Regeln ist viel konkreter als irgendwelche Verhaltensmuster oder Motivationen zu hinterfragen. Zudem bezieht es sich direkt auf das Spiel selbst, die Regeln, die das Spiel erst zu dem konkreten Rollenspiel / System machen. Über solche Dinge diskutiert man eben. Wie in jedem anderen Hobby auch. Wenn ich z.B. feststelle, dass ich keine Fußballschuhe von Puma trage, weil die (mir) unbequem sind, hat das sicherlich interessante anatomische Hintergründe. Über die will ich aber nicht sprechen, sondern über Fußball-Equipment  ;)
Ja, habe ich. Das ist auch völlig klar.
Aber genau deshalb meine ich ja, dass es durchaus lohnenswert und sinnvoll sein kann, sich eben über die anderen Dinge (sprich z.B. die tatsächlichen Motivationen beim RP) auch einmal Gedanken zu machen.
Mein Appell lautet einfach:
"Denkt einmal darüber nach, was ihr eigentlich wollt. Wenn ihr das dann wisst, dann könnt ihr besser darauf hinarbeiten, genau das zu erreichen. Und vielleicht spart ihr dabei sogar noch wertvolle Spielzeit, weil ich nicht stundenlang darüber nachdenken müsst, wie den die Powers jetzt getweakt werden müssen, damit mechanisches Balancing möglichst idealtypisch erreicht wird."

Nach meiner ganz persönlichen Erfahrung ist es einfach so, dass die "guten" Runden (harmonisch, fair, respektvoll, alle haben Spaß) nicht deshalb harmonisch sind, weil sie das am "besten gebalancte" System nutzen, sondern weil die zwischenmenschliche Interaktion gut funktioniert - daher meine Überlegung, dass mechanisches Balancing eigentlich irrelevant sei.

Unter mechanischen Balancing verstehe ich das Ausgleichen der Auswirkungen von Charakteraktionen unter Berücksichtigung ihrer Rolle im Spiel. Keine Ahnung ob diese Definition besser als deine ist - aber es ist die auf die sich meine Aussage bezog.
Ja, der Definition stimme ich so zu.
Meine Aussage (Nach meiner ganz persönlichen Erfahrung ist es einfach so, dass die "guten" Runden (harmonisch, fair, respektvoll, alle haben Spaß) nicht deshalb harmonisch sind, weil sie das am "besten gebalancte" System nutzen, sondern weil die zwischenmenschliche Interaktion gut funktioniert - daher meine Überlegung, dass mechanisches Balancing eigentlich irrelevant sei.) verliert dennoch nicht an Gültigkeit, oder?


Das ist mir schon klar. Ich habe nur das Gefühl, dass Du glaubst, dass es viel ausmacht, wenn man die Ziele ins Detail zu analysieren versucht. Das ist aber nicht immer der Fall, weil das [oft/manchmal] auch verlorene Zeit sein kann. Wenn mein Ziel ist, mir einen Kuchen zu kaufen, brauche ich das Geld. Was hilft es mir jetzt, darüber nachzudenken, ob ich den Kuchen haben will, weil ich Ärger hatte oder weil ich süßes lieber als Fleisch mag oder oder oder, wenn mir einfach das Geld fehlt. Dann kann ich mir höchstens vielleicht klar werden, warum ich Kuchen will, aber es bringt mich dem Kuchen nicht näher. Oder ist in dem Falle mein Ziel nicht Kuchen zu kaufen, sondern Geld zu haben? Und was ist, wenn ich das Geld bereits habe, aber die Bäckerei hat schon zu? Dann erleichtert es mir auch nicht, dass ich das Ziel (Kuchen fressen, verdammt noch mal) kenne. Und egal wie ich es analysiere, kann ich höchstens erreichen, dass ich mich selbst überzeuge, dass der Kuchen für mich nichts ist, weil ich bereits sowieso zu dick bin und ich nicht so viel futtern sollte. Das heißt, durch die Analyse der Motive komme ich dem Ziel nicht näher oder verwerfe das Ziel. Aber irgendein Zugewinn habe ich davon nicht. Ich glaube das ist das, was Du bei Deiner Betrachtung nicht berücksichtigt hast.
Ok. Ich steige da nochmal konkreter dazu ein. Das Beispiel kann tatsächlich ganz gut gewählt sein, um meinen Standpunkt klar zu machen.
Dein Beispiel fasse ich kurz so zusammen, bzw greife ich wie folgt auf:
Ich will Kuchen. Ich kriege keinen Kuchen, weil dieser aufgrund äußerer Umstände (kein Geld, Bäcker zu,...) für mich unerreichbar ist. Ich bin unglücklich.
Das Ergebnis dieser unreflektierten Betrachtung des Verlangens nach Kuchen ist: ich bin unglücklich.

Jetzt gehe ich aber den nächsten Schritt. Ich versuche, zu verstehen was denn verdammt nochmal jetzt mit mir los ist, dass ich unbedingt Kuchen haben will.
Hinter meinem Verlangen nach Kuchen können zwei mögliche Ziele stehen (der Einfachheit halber reduziere ich das auf zwei und trenne die in unserer Modellüberlegung auch voneinander - tatsächlich können natürlich noch viel mehr Ziele dahinter stehen und diese spielen dann in Relation zueinander eine Rolle):
Mögliches Ziel1: "Ich will meinen Hunger stillen."
Mögliches Ziel2: "Ich will Genuss verspüren."
Aha. Ich erkenne, dass ich keinen Hunger habe. Gerade war Abendessen, eigentlich bin ich pappsatt. Es geht mir also um den Genuss von Süßem. Da ich das nun weiß, da ich mir bewusst gemacht habe, was ich eigentlich will, kann ich jetzt Handlungsalternativen entwickeln, die diesem hintergründigem Ziel (meiner Motivation) gerecht werden.
Ich erinnere mich, dass ich noch Schoko-Eis im Gefrierschrank habe. Coole Sache, ich kann "Genuss verspüren". Ich bin glücklich.
Ich bin nicht unglücklich.
Das Ergebnis dieser reflektierten Betrachtung  ist: ich bin zufrieden.

Ich kann also Handlungsalternativen entwickeln, die mich zwar meinem ursprünglichem Ziel (ich will Kuchen) nicht näher bringen, aber mir dennoch helfen, das hintergründige Ziel zu erreichen.

Das ist jetzt natürlich eine sehr eindimensionale Betrachtung.
Im tatsächlichen Leben spielt immer eine Unmenge an Faktoren eine Rolle, einige hast du ja genannt: Streben nach Anerkennung oder Selbstverwirklichung ("ich will nicht mehr fett sein"), äußere Einflüsse ("ich kann jetzt hier in der Besprechung mit dem Chef keinen Kuchen essen") und vielleicht auch physiologische Faktoren.
Damit trotz all der Störfaktoren und äußeren Einflüsse eine gewisse Zufriedenheit aufkommt, müssen dann die Motivationen miteinander in Relation gesetzt werden, damit ich mich bewusst für das entscheiden kann, was mir persönlich tatsächlich am wichtigsten ist. Und um genau das tun zu können, ist sehr hilfreich möglichst viele genau dieser Ziele auch bewusst begreifen zu können.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 20.03.2013 | 11:22
Mein Appell lautet einfach:
"Denkt einmal darüber nach, was ihr eigentlich wollt. Wenn ihr das dann wisst, dann könnt ihr besser darauf hinarbeiten, genau das zu erreichen. Und vielleicht spart ihr dabei sogar noch wertvolle Spielzeit, weil ich nicht stundenlang darüber nachdenken müsst, wie den die Powers jetzt getweakt werden müssen, damit mechanisches Balancing möglichst idealtypisch erreicht wird."

Und du kannst dir nicht vorstellen, dass dieser Appell auf einige sehr missionarisch wirkt, arrogant und besserwisserisch?
Was ist mit all denen, die mit ihrer Spielsituation sehr zufrieden sind, und zwar nicht, weil sie es nicht besser wüssten, sondern aus Erfahrung, Wissen und Reflexion? Was wäre, wenn Balancing doch wichtig wäre, wenn auch nicht für dich, dann doch für andere? Wie klingt dein "Appell" dann?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 11:51
@Falke359:
Äh, können wir das jetzt hier mal außen vorlassen? Das hat mit dem Inhalt des Themas nichts zu tun.
Wir können uns darüber aber gerne per PM noch austauschen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 20.03.2013 | 11:54
Meine Aussage (Nach meiner ganz persönlichen Erfahrung ist es einfach so, dass die "guten" Runden (harmonisch, fair, respektvoll, alle haben Spaß) nicht deshalb harmonisch sind, weil sie das am "besten gebalancte" System nutzen, sondern weil die zwischenmenschliche Interaktion gut funktioniert - daher meine Überlegung, dass mechanisches Balancing eigentlich irrelevant sei.) verliert dennoch nicht an Gültigkeit, oder?

Nicht an Gültigkeit, aber an Relevanz.

Die zwischenmenschliche Interaktion ist hierbei ja nur ein Mittel um (ich weiß, ich liebe Metaphern) den Steinchenturm nicht umkippen zu lassen. Praktisch bedeutet dies dass ein Spieler einer etwas unterlegenen Klasse hierfür mittels zwischenmenschlicher Interaktion einen Ausgleich bekommt. In welcher Form auch immer.

An dieser Stelle verwendet man aber schon ein Balancingmittel.

Deine Aussage ist also durchaus richtig, aber sie ist in etwa so relevant als würde ich sagen: Ich brauch keine Nahrung aufzunehmen um meinen Hunger zu stillen. Ich kann ja Brot essen.

Brot ist nur ein Teilgebiet der Nahrungsmittel - genauso wie Balancing durch zwischenmenschliche Interaktion ein Teilgebiet des Balancings ist. Ich sehe durchaus einen qualitativen Unterschied darin als Spieler zu sagen: "Hey, damit der Paul auch mal die Schlösser mit seinem Schloßknacker öffnen kann lass ich den öffne alle Schlösser sofort Zauber gerade mal stecken" und "Der öffne alle Schlösserzauber funktioniert nicht immer, oft ist so ein Schlößerknacker die bessere Wahl". Und es sind auch beides unterschiedliche Herangehensweisen.

Beides ist aber eine Form des Ausgleichs, beides ist balancing.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 12:13
Äh, ja.
Aber Fairness, Gerechtigkeit und Respekt am Spieltisch ist eben in seiner Gesamtheit nicht nur mechanisches Balancing.
Mechanisches Balancing. Es geht mir darum, dass mechanisches Balancing nicht überbewertet wird.

Ich greife dein Beispiel auf und korrigiere es in meinem Sinne, wenn du erlaubst:
Die Idee "mechanisches Balancing ist elementar wichtig" kann ich metaphorisch übersetzen in "wer Hunger hat muss Brot essen"
Meine Aussage "mechanisches Balancing kann eine Rolle spielen, muss es aber nicht" übersetze ich in "wer Hunger hat, kann Brot essen. Er kann aber auch Nudeln, Kartoffeln oder Reis verzehren. Oder Käse. Oder Wurst. Oder Gemüse. Oder Schokolade. Oderoderoder".

M.a.W.
Das Brot des Rollenspiels (mechanisches Balancing) kann oft eine relevante Rolle spielen. Unabdingbar für das Überlegen ist es aber nicht. Manch einer mag vielleicht gerne darauf verzichten und eine ganz anderen schmeckt es gar nicht.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 12:46
(...)Könnten wir bitte mal zum Thema zurück kehren!
Danke erstmal für deinen "Beistand" (mir fällt gerade kein passender Begriff ein und das war durchaus positiv gemeint und nicht ironisch).
Ich hatte es ja bewusst auch nicht in den Theorie-Bereich gestellt, da ich tatsächlich einen Appell an die Spielerschaft mit meinen Ausführungen verbinden wollte.
Falls es einer der Moderatoren für sinnvoller erachtet, das Thema zur Theorie zu schieben, ist das für mich aber auch nachvollziebar und absolut in Ordnung.
Vielleicht kann man an diese Thema ja auch noch einmal an anderer Stelle auf theoretischerer Ebene herangehen. Wenn Interesse da ist, würde ich bei Gelegenheit versuchen, meine These "wissenschaftlicher" zu formulieren und mich über Beiträge dazu freuen (wie ich mich auch über jeden Beitrag hier gefreut habe - wenn auch über manche mehr als über andere).

Aber jetzt zu dem entschiedenden Satz in deinem Post, Black:
Wie ist denn deine Meinung zum Thema?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 20.03.2013 | 12:47
@Gorilla: Versuch das ganze doch nochmal mit einem Beispiel anhand eines konkreten Problems in einer Spielrunde. Beispielsweise:

"Charakter A hat als Charakterkonzept Schlösserknacker und Einbrecher - hat aber das Problem das Charakter B als Charakterkonzept Magieimprovisateur hat und damit sich unsichtbar machen kann und alle Schlösser per Fingerschnipsen öffnen. Dadurch macht es keinen Sinn Charakter A auf passende Missionen zu schicken - er würde dort im Gegenteil eher nur die Ausführung durch Charakter B stören da er die Chance erhöhen würde geschnappt zu werden."

Ich denke wir sind uns alle einig dass es sehr verschiedene Herangehensweisen hieran gibt. Aus meiner Sicht laufen jedoch alle welche konkrete Auswirkungen in der Spielwelt modifizieren und dafür sorgen dass die Charaktere im Spiel etwas anderes tun auf eine Form des Balancings hinaus. Aber ich lass mich da gern überraschen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 20.03.2013 | 12:53
Könnten wir bitte mal zum Thema zurück kehren!

+1

Deshalb plädiere ich nochmals (wie auch Gorilla) für einen möglichst sachlichen Stil auf beiden Seiten.

Um den Faden aufzugreifen:
Mir fehlt noch ein wenig die endgültige Definition von Balancing, über die wir uns an dieser Stelle unterhalten wollen.
Wie ich Gorilla verstanden habe, geht es in erster Linie um das Phänomen, durch die Spielmechanik eine möglichst große Ausgewogenheit zwischen den einzelnen Spielercharakteren herzustellen (z.B. was die Gesamtheit ihres Könnens angeht oder die Möglichkeit, sich ins Spielgeschehen einzubringen).

Unter dieser Definition stimme ich Gorilla zu, dass eine zu verengte Fokussierung auf reine Regelmechanismen (z.B. der Krieger muss ebenso die Möglichkeit haben zu fliegen wie der Magier) das Potential, eigene Charakterideen umzusetzen, vermindern kann.
Ich gebe allerdings zu bedenken, dass es Gruppen (und Spieler) gibt, mit denen ich nur spielen möchte, wenn ein möglichst hohes Maß an Balance hergestellt ist, weil sonst das Ganze tatsächlich kippt.

Das Beispiel BMX-Bandit und Angel Summoner könnte man umdrehen: In dem Film haben alle Abenteuer mit der Bekämpfung von Gegnern zu tun: Was, wenn alle Abenteuer mit BMX-Rennen von Engel-fressenden Dämonen zu tun hätten?  :D Liegt der Fehler nicht darin, dass alle Encounter so ausgerichtet sind, dass der Angel Summoner immer besser dasteht?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 20.03.2013 | 12:57
"Charakter A hat als Charakterkonzept Schlösserknacker und Einbrecher - hat aber das Problem das Charakter B als Charakterkonzept Magieimprovisateur hat und damit sich unsichtbar machen kann und alle Schlösser per Fingerschnipsen öffnen. Dadurch macht es keinen Sinn Charakter A auf passende Missionen zu schicken - er würde dort im Gegenteil eher nur die Ausführung durch Charakter B stören da er die Chance erhöhen würde geschnappt zu werden."

Witzigerweise würde ich in dem Beispiel viel lieber den Einbrecher spielen als den Magier, der eh alles mit einem Fingerschnippen löst. Und das Ganze sogar in einer Welt voll von solchen "Übermagiern" :D

These: Nicht nur, was ein Charakter kann, mindestens ebenso, was ein Charakter nicht (oder schlecht) kann, definiert ihn und ermöglicht sinnvolles Rollenspielpotential (und nein, ich rede nicht von DSA-Charakteren  ;)). Dazu muss aber das, was er kann, und das, was er nicht kann, keinesfalls ausgewogen sein.

Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 20.03.2013 | 13:00
Das Beispiel BMX-Bandit und Angel Summoner könnte man umdrehen: In dem Film haben alle Abenteuer mit der Bekämpfung von Gegnern zu tun: Was, wenn alle Abenteuer mit BMX-Rennen von Engel-fressenden Dämonen zu tun hätten?  :D Liegt der Fehler nicht darin, dass alle Encounter so ausgerichtet sind, dass der Angel Summoner immer besser dasteht?

Diese Sichtweise hilft auch nicht weiter. Hier würde dann zwar der BMX Bandit eventuell besser aussehen - nur existiert weiterhin eine Einschränkung, diesmal für den Spielleiter der genau so eine Geschichte bereitstellen muss. Gleichzeitig ist das Problem ja dass selbst bei Dingen die auf den ersten Blick etwas für BMX Bandit wären (über einen Abgrund springen) vom Anger Summoner besser gemacht werden können.

Der Vorteil eines ausbalanciertem Systems ist eben dass diese Einschränkung wegfällt. Ich kann ein beliebige Abenteuer spielen. Ohne vorab dies an bestimmte Charaktere anzupassen und ihnen explizit eine Nische zu basteln.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 13:01
Das Beispiel BMX-Bandit und Angel Summoner könnte man umdrehen: In dem Film haben alle Abenteuer mit der Bekämpfung von Gegnern zu tun: Was, wenn alle Abenteuer mit BMX-Rennen von Engel-fressenden Dämonen zu tun hätten?  :D Liegt der Fehler nicht darin, dass alle Encounter so ausgerichtet sind, dass der Angel Summoner immer besser dasteht?

Ja. Wir sind bei meinem Punkt angelangt. Juhu  :D
Egal, wie sehr oder wie wenig die Charaktere BMX-Bandit und Angel Summoner von der mechanischen Seite her ausgebalanct sind, es spielt überhaupt keine Rolle.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 20.03.2013 | 13:02
Witzigerweise würde ich in dem Beispiel viel lieber den Einbrecher spielen als den Magier, der eh alles mit einem Fingerschnippen löst. Und das Ganze sogar in einer Welt voll von solchen "Übermagiern" :D

These: Nicht nur, was ein Charakter kann, mindestens ebenso, was ein Charakter nicht (oder schlecht) kann, definiert ihn und ermöglicht sinnvolles Rollenspielpotential (und nein, ich rede nicht von DSA-Charakteren  ;)). Dazu muss aber das, was er kann, und das, was er nicht kann, keinesfalls ausgewogen sein.



Absolut, da geht es mir ganz genauso. Ich hab noch nie so viel Spass mit Magiern gehabt wie in D&D 4E  -  eben weil sie besser ausbalanciert mit den anderen Klassen sind dort.

Balancing ist eben nicht nur etwas für Leute die sich benachteiligt fühlen, die ganze Gruppe profitiert davon.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 13:02
@Gorilla: Versuch das ganze doch nochmal mit einem Beispiel anhand eines konkreten Problems in einer Spielrunde. Beispielsweise:

"Charakter A hat als Charakterkonzept Schlösserknacker und Einbrecher - hat aber das Problem das Charakter B als Charakterkonzept Magieimprovisateur hat und damit sich unsichtbar machen kann und alle Schlösser per Fingerschnipsen öffnen. Dadurch macht es keinen Sinn Charakter A auf passende Missionen zu schicken - er würde dort im Gegenteil eher nur die Ausführung durch Charakter B stören da er die Chance erhöhen würde geschnappt zu werden."

Ich denke wir sind uns alle einig dass es sehr verschiedene Herangehensweisen hieran gibt. Aus meiner Sicht laufen jedoch alle welche konkrete Auswirkungen in der Spielwelt modifizieren und dafür sorgen dass die Charaktere im Spiel etwas anderes tun auf eine Form des Balancings hinaus. Aber ich lass mich da gern überraschen.

Mache ich nach dem Essen. Aber hier ist schon einmal ein Platzhalter.
Ich freue mich, wenn du meinen Post später dann liest.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 20.03.2013 | 13:06
Ja. Wir sind bei meinem Punkt angelangt. Juhu  :D
Egal, wie sehr oder wie wenig die Charaktere BMX-Bandit und Angel Summoner von der mechanischen Seite her ausgebalanct sind, es spielt überhaupt keine Rolle.

Es spielt aber eine Rolle. Mit einem Mal ist der Spielleiter in der Wahl der Abenteuer die die beiden spielen eingeschränkt. Er bekommt eben die Aufgabe dafür zu sorgen dass BMX Bandit seine Fähigkeiten auch mal einsetzen darf. (Was btw. in den Videos auch thematisiert wird)

Diese Einschränkung ist aber eigentlich völlig unnötig und müsste nicht existieren wenn beide balanced wären.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 20.03.2013 | 13:18
Der Vorteil eines ausbalanciertem Systems ist eben dass diese Einschränkung wegfällt. Ich kann ein beliebige Abenteuer spielen. Ohne vorab dies an bestimmte Charaktere anzupassen und ihnen explizit eine Nische zu basteln.

Entschuldige, aber hab gerade das Bild im Kopf, dass dann der Ausgewogenheit halber der Angel Summoner ebenso gut im BMX-Turnier bestehen müsste. Stell ich mir albern vor.  ;D
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 20.03.2013 | 13:23
Entschuldige, aber hab gerade das Bild im Kopf, dass dann der Ausgewogenheit halber der Angel Summoner ebenso gut im BMX-Turnier bestehen müsste. Stell ich mir albern vor.  ;D
Nee. Aber der Angel Summoner kann mit seinen Aktionen dafür sorgen, dass der BMX-Fahrer das Rennen gewinnt. (Skillchallenge lässt grüßen).
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 20.03.2013 | 13:32
Oder eben zwar schlechter als der BMX Bandit sein...aber in genau in diesem Maße in dem er in seiner eigenen Nische auftrumpft.
Das ist ja das ganze Problem. In der Nische des Angel Summoners kann der BMX Bandit nichts bewegen. Und in der Nische des BMX Bandits ist ihm der Summoner immer noch überlegen., es sei denn man fokussiert sich extrem darauf und sorgt explizit für künstliche Situationen in denen es  anders ist. Und unterbindet auch gleich kreative Ideen um dies anzupassen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 20.03.2013 | 13:35
Es spielt aber eine Rolle. Mit einem Mal ist der Spielleiter in der Wahl der Abenteuer die die beiden spielen eingeschränkt. Er bekommt eben die Aufgabe dafür zu sorgen dass BMX Bandit seine Fähigkeiten auch mal einsetzen darf. (Was btw. in den Videos auch thematisiert wird)

Ein interessanter Gedanke. Vielleicht bedenkt man als Balancing-Kritiker zu wenig die Langzeitauswirkungen. Möglicherweise spielt Balancing umso mehr eine Rolle, je länger man spielt.

Zitat
Diese Einschränkung ist aber eigentlich völlig unnötig und müsste nicht existieren wenn beide balanced wären.

Ein gutes Argument.
Gegenfrage: Besteht nicht die Gefahr, wenn Charaktere zu sehr ausbalanciert ist, dass es dann letztlich egal wird, was man spielt? Dass die Auswahl des Charakters letztlich keine Rolle mehr spielt? (ohne das Fass aufmachen zu wollen: Ich bin ein gebranntes D&D-(4e)-Kind).
Ich weiß, dass mein Argument reduziert ist, deshalb:
Muss man nicht notwendigerweise beide Extreme ausgleichen und wie bzw. mit welchen Mechanismen gelingt das besonders gut?

Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 20.03.2013 | 13:40
Nein, denn Balancing hat nichts mit gleich sein zu tun. Die Charaktere können völlig unterschiedliche Fähigkeiten haben und dennoch ausbalanciert zueinander sein.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 20.03.2013 | 13:44
Hmm, ich frage mich gerade, wo das Thema praktisch zum Tragen kommt: In der Auswahl des passenden Spielsystems? Im Charakterbau? In der Entwicklung eines neuen Systems oder von Hausregeln?
Oder anders gefragt: Welche Auswirkungen auf das praktische Spiel hat es, wenn ich Balancing (nicht) wichtig nehme?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Callisto am 20.03.2013 | 13:49
Gorilla, du schriebst, dass Balancing deiner Meinung nach überbewertet wird, weil das was an weichen Faktoren in der Gruppe eine Rolle spielt, wichtiger ist. Und obwohl es wahr ist, dass es unzweifelhaft ein Problem der Gruppe ist, wenn jemand immer Angel Summoner spielt und auch in den unwahrscheinlichsten Fällen versucht seine Engel zu beschwören um auch ja immer besser als BMX-Bandit zu sein, hat das mit Balancing nur peripher zu tun. Natürlich, ein balanciertes System in dem klare Bedingungen herrschen, so dass die Engel eben nicht ständig und ohne Einschränkungen beschworen werden können, macht das Übertrumpfen von BMX Bandit schwieriger für den Angel Summoner. Aber nur weil in Blogs und Foren allgemein über Balancing geredet wird, heisst das nicht, dass in einem konkreten Fall nicht doch der Rat kommt "Sprich mit dem Spieler von Angel Summoner und versuch herauszufinden warum er BMX Bandit ständig übertrumpfen will"
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 20.03.2013 | 13:55
Hmm, ich frage mich gerade, wo das Thema praktisch zum Tragen kommt: In der Auswahl des passenden Spielsystems? Im Charakterbau? In der Entwicklung eines neuen Systems oder von Hausregeln?
Oder anders gefragt: Welche Auswirkungen auf das praktische Spiel hat es, wenn ich Balancing (nicht) wichtig nehme?

Idealerweise keine - denn darüber sollte sich bereits vor dir jemand Gedanken gemacht haben. Entweder der Autor des Rollenspiels oder die Gruppe bei der Festlegung der Spielregeln für diese Runde.

Erst wenn dies nicht der Fall ist kommt das ganze zum Tragen. Und sorgt dann zunächst einmal dafür dass neue Spieler frustriert werden. Und auf dauer dafür dass als frustrierend empfundene Charakterkonzepte nicht mehr benutzt werden. Man sich also einschränkt.

Es ist ähnlich wie bei der sibirischen Wahl. Man kann wählen wen man will. Aber wer seinen Job behalten will wählt trotzdem "nach Vorgabe"
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 14:06
Ich treffe zu dem Thema noch einmal ein allgemeiner Aussage, die meiner Ansicht enspricht:
Für das konkrete, persönliche Gerechtigkeitsempfinden jedes einzelnen Spielers, spielt mechanisches Balancing kaum eine Rolle.
Um eine ausgewogenen Spielsitzung mit Spaß für alle Beteiligten zu erzeugen, muss das Ziel keine mechanische Gerechtigkeit sein, sondern einen empfundene.

Mechanisches Balancing ist also ein Mittel zum Zwecke der empfundenen Gerechtigkeit. Diese ist aber nicht (zwangsläufig) davon abhängig.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Der Oger (Im Exil) am 20.03.2013 | 14:07
Kurz Ogers Senf:

Wenn ich balance, dann reduziere ich Unwägbarkeiten. Damit übernehme ich Verantwortung für die Spieler, bzw. nehme sie ihnen weg oder gebe sie Ihnen von vorne herein nicht, und setze bestimmte Ergebnisse vorweg. Manche Dinge lassen sich auch nicht austarieren, wie, Eigeninitiative, kreative Problemlösungsfähigkeit, die Fähigkeit, Risiken zu kalkulieren und die Bereitschaft, diese auch einzugehen, Wortgewandheit etc.

Exzessives Balancing wirkt dann meiner Meinung nach retardierend, denn wenn ich weiß oder gewohnt bin, dass Begegnungen zu meinen Gunsten verlaufen, dann werde ich mir über kurz oder lang weniger Mühe für diese Begegnung geben.

Und: Der Streßfaktor für den SL (der idealerweise schon genug mit der Vorbereitung an den Hacken haben sollte) steigt noch einmal, weil man dann ja jedes Mal überlegen muss, wie mache ich diese Begegnung jetzt schön ausbalanciert für meine Gruppe, als wenn ich auf einer Zufallstabelle würfle und feststelle, da sind jetzt 36 Orks oder ein mittelalter Roter Drache, die auf die Spielercharaktere zukommen.

Balancing zerstört mein eigenes Erleben der Spielwelt als SL. Ich nehme meine Spieler nicht mehr als Protagonisten, Wild Cards, Unruhestifter, Helden und Schurken wahr, sondern als durch mich gelenkte Schafe. Ich nehme mir auch die Freude, Spieler bei der Lösung eines Problems zuzuschauen, für die ich nicht einmal selbst eine Lösung hatte.

Abenteuer sind Aktivitäten, bei denen jemand sich in gesundheitlich bedenkliche oder anderweitig riskante Situationen begibt und vielleicht ein Ziel hat, aber das Ergebnis nicht kennt. Gibt es dieses Risiko nicht, ist es kein Abenteuer, sondern eine Kaffeefahrt. Mit Heizdecken.

Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 20.03.2013 | 14:35
Hmm, ich frage mich gerade, wo das Thema praktisch zum Tragen kommt: In der Auswahl des passenden Spielsystems? Im Charakterbau? In der Entwicklung eines neuen Systems oder von Hausregeln?
Oder anders gefragt: Welche Auswirkungen auf das praktische Spiel hat es, wenn ich Balancing (nicht) wichtig nehme?

Ich würde sagen: in mindestens einem der genannten Schritte.
Das ewige Paradebeispiel "3.5": das System bietet eine Menge guter Gründe, es zu spielen. Aber inhärente Balance gehört nicht dazu. Wollen wir es trotzdem spielen, müssen wir uns beim Charakterbau Gedanken über die Balance machen. Denn wie schon gesagt, in einer Gruppe aus Cleric, Druid (nebst seinem Pet), Fighter und Wizard wird der Fighter sehr wenig Freude haben, weil er ständig nur das fünfte Rad am Wagen ist und mechanisch vollkommen verzichtbar (sofern die drei Zauberer wissen, wie man ihre Klassen effektiv einsetzt).
Ein _ungefähres_ Gleichgewicht ließe sich vielleicht erreichen, wenn alle drei Zaubererspieler Noobs sind, und der Kleriker als Heilbot, der Wizard als Blaster, und der Druide als schrulliger Öi aus dem Wald gespielt wird, während der Fighter mit Prestigeklassen und dergleichen optimiert wird, bis der Knopf abgeht.
Wenn aber die Zauberer nicht völlig verskillt gespielt werden, wäre es für den Melee-Spieler ratsam, sich andere Klassen anzuschauen, die _wirklich_ gut und vielseitig im Nahkampf sind, wie z.B. Crusader oder Warblade. Auch dann ist er immer noch weniger mächtig und vielseitig als die Zauberer, aber wenigstens nicht BMX-Bandit-mäßig unter drei Angel-Summonern.

--

edit:
@Oger: was du da schreibst, bezieht sich auf Encounter-Balancing. Darum ist es hier im Thread bisher quasi überhaupt nicht gegangen. Der Fokus lag vielmehr auf dem Charakter-Balancing, das dafür sorgen tragen soll, dass jedes Gruppenmitglied ähnlich viel zum Abenteuer beitragen können soll.
Zuletzt ging es zwar schon in die Richtung, Encounter so maßzuschneidern, dass auch der BMX-Bandit glänzen kann während der Angel Summoner dumm aus der Wäsche guckt. Aber das halte ich auch für kurz gesagt blödsinnig, weil man sowas vielleicht einmal machen kann, aber im Wiederholungsfall würde es unglaubwürdig und lahm ("Ja sieh mal an, schon _wieder_ ein BMX-Rennen mit Engelfressern").
Aber wie gesagt, Encounter Balancing ist eine ganz andere Baustelle als Character Balancing.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 20.03.2013 | 14:47
@Oger: Auch hier mal eine Gegenmeinung: Erst in einem ausbalanciertem System habe ich die Möglichkeit als Spielleiter die Spieler richtig vor Herausforderungen zu stellen.

In einem schlecht balanciertem System kann ich die Herausforderungen als Spielleiter schlecht abschätzen. Sie können genauso zu leicht als auch zu schwer werden. Die Reaktion als Spielleiter darauf ist dann oft auf Nummer Sicher zu gehen - was die Auswahl der Herausforderungen gegenüber dem Ansatz "Ich kann bis zum äußerstem gehen - ich kenne die Konsequenzen" einschränkt.

Wenn ein Monster der nominellen Stufe 10 effektiv sowohl Stärke 5 als auch Stufe 15 entsprechen kann so sorgt dies eben dafür dass der Spielleiter im wesentlichem nur noch Monster nutzt die er einschätzen kann. Und sich nicht traut ein Monster der Stufe 15 ins Spiel zu bringen weil dies eben auch der Stärke 20 entsprechen könnte.

Auch auf Charakterseite fördert Balancing Herausforderungen. Wenn ich weiß dass alle in der Gruppe ihren Anteil am Erfolg haben können so kann ich als Spielleiter schwierigere Herausforderungen einbringen als wenn ich annehmen muss das nur 1 oder 2 tatsächlich etwas bewirken und der Rest eben auf seine nächste Gelegenheit ins Rampenlicht zu kommen wartet. Oder bei schlechtem Balancing diese Gelegenheit gar nicht hat.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 20.03.2013 | 16:01

Aber wie gesagt, Encounter Balancing ist eine ganz andere Baustelle als Character Balancing.

Eigentlich spricht ja nichts dagegen, die Frage in Richtung Encounter Balancing zu drehen, der Eröffnungsthread bezieht sich nicht explizit auf Charakterbalancing.
Ich glaube aber, dass die Bereiche nicht wirklich zu trennen sind. Wie ich einen encounter baue, hängt stark davon ab, in welchem System ich mich befinde. In D&D lasse ich mich beim Zusammenstellen eines encounters massiv vom Level der Spieler lenken und sie selbst auch. Also beschränkt mich ein zu übertriebener Balance-Gedanke in der Wahl meiner Gegner, wie schon Oger schreibt. Das kann dann zu Erfahrungen führen wie in meiner Gruppe, die in D&D oft natürlicherweise jedes Encounter als Kampfencounter gesehen hat und angegangen ist, weil die Spieler davon ausgegangen sind, dass das Encounterlevel auf sie abgestimmt ist. Wäre das nicht so gewesen, wäre der Frust groß. Die einzige Lösung ist aber nicht, völlig auf Balance zu setzen, sondern kann auch sein, die eigene Erwartungshaltung langfristig zu hinterfragen, was mehr Freiheit erzeugen könnte.

@Oger: Schöner Beitrag.

Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 20.03.2013 | 16:43
Das ist allerdings ein Trugschluß. Balancing verhindert ja nicht dass du in der Lage bist als Spielleiter den Spielern schwierige Herausforderungen (oder im Extremfall auch im Kampf gar nicht schaffbare Herausforderungen) zu präsentieren.

Wenn du D&D ansprichst so muss man ja sogar sagen dass genau dies auch im entsprechendem Dungeon Master's Guide angesprochen und als sinnvolle Vorgehensweise angesehen wird. Zumindest im D&D 4E Dungeon Master's Guide ist dies so.

Eben auch mit der Aussage: "Bei einem solchem Gegner müssen sich die Spieler eben andere Lösungen einfallen lassen als direkten Kampf".

Balancing sorgt nur dafür dass ein Monster welches als Stufe 10 beschrieben wird auch möglichst nah an dieser Stufe in seiner tatsächlichen Stärke ist. Und nicht das eine Stufe 10 Monster viel stärker als das andere Stufe 10 Monster ist.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 17:15
@Oger: Danke für den Beitrag. Der stellt ja teilweise auch ganz gut dar, warum ich der Meinung bin, dass es auch ohne große Berücksichtigung von mechanischen (Charakter- oder Encounter-)Balancing gehen kann.

Wäre das nicht so gewesen, wäre der Frust groß. Die einzige Lösung ist aber nicht, völlig auf Balance zu setzen, sondern kann auch sein, die eigene Erwartungshaltung langfristig zu hinterfragen, was mehr Freiheit erzeugen könnte.
Genau. Das deckt sich mit meiner Aussage.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 1of3 am 20.03.2013 | 17:24
Und: Der Streßfaktor für den SL (der idealerweise schon genug mit der Vorbereitung an den Hacken haben sollte) steigt noch einmal, weil man dann ja jedes Mal überlegen muss, wie mache ich diese Begegnung jetzt schön ausbalanciert für meine Gruppe, als wenn ich auf einer Zufallstabelle würfle und feststelle, da sind jetzt 36 Orks oder ein mittelalter Roter Drache, die auf die Spielercharaktere zukommen.

Das stimmt sicherlich nicht. Wenn da Level-7-Encounter drauf steht, wird auch so einer drin sein. Es macht im Gegenteil frei von solchen Problemen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 20.03.2013 | 17:51
Ich denke, eine Grundannahme, auf die sich viele stützen ist folgende:

Ein Regelmechanismus, der mir mehr Kontrolle verleiht (als SL über die Spielwelt, als Spieler über die Möglichkeit, meinen Charakter genau so zu spielen, wie ich möchte), erzeugt in jedem Fall ein zufriedenstellenders Rollenspielerlebnis.

Wenn ich Gorilla richtig verstanden habe, hinterfragt er dieses Denkmuster. Und wenn ich daran denke, dass meine Traveller-Charaktere, die am Ende ganz anders werden, als ich sie geplant hatte, allesamt interessanter waren als jeder Charakter, den ich nach dem Baukastenprinzip genau so zusammengestellt habe, wie ich ihn möchte, unterstützt das Gorillas These.
Und die Charaktere waren regeltechnisch unausgeglichen, weil manche objektiv betrachtet schlechtere Werte als andere hatten, insgesamt aber spannendere Charaktere waren, eben durch ihre Schwächen und Mängel.

Wenn mehr Kontrolle gleich besseres Rollenspielerlebnis wäre, wieso würfeln wir dann überhaupt noch? Müsste dann nicht die Konsequenz sein, einfach nur Werte zu vergleichen? (natürlich sehr überspitzt formuliert).
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 17:54
Das ist auch eine interessante Idee.
Aber das ist nicht, was ich hinterfrage.

Ich bezweifle die Gültigkeit der Aussage: "Mechanisches Balancing ist wichtig für ein gelungenes Spielerlebnis."
Statt dessen sage ich: "Soziales "Balancing" ist wichtig für ein gelungenes Spielerlebnis."
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Der Oger (Im Exil) am 20.03.2013 | 18:01
Das stimmt sicherlich nicht. Wenn da Level-7-Encounter drauf steht, wird auch so einer drin sein. Es macht im Gegenteil frei von solchen Problemen.

Gegenbeispiel:
In einem Gewölbe gibt es allerlei Kreaturen, deren EL genau auf die Gruppe abgestimmt ist. Gehen wir mal jetzt davon aus, das die Bewohner mit Intelligenz und Gehör gesegnet sind, dann werden sie beim ersten Kampflärm zumindest ihren Gefährten zu Hilfe eilen, um zu gucken, wer da Radau macht.

Schwupps, das wird dann ein recht unbalancierter Kampf.

Es sei denn, man präsentiert Encounter als in sich autistisch abgeschlossene Zeitabschnitte ohne Bezug zur Außenwelt. Dann mag das funktionieren.

Gegenbeispiel 2:
Die Gruppe entschließt sich wider Erwarten, den Abenteuereisenbahnschienenköder nicht zu schlucken, und zieht in die Wildnis hinaus. Und schon musst Du Dir ganz schnell was einfallen lassen, um die Gruppe zu beschäftigen.

Gegenbeispiel 3:
Die Gruppe verhält sich strategisch klug oder haben Mordsglück und räumt das Feld von hinten auf. Das EL wird dann ganz schnell bedeutungslos.

_______________________

Zum Charakterbalancing bei D&D und der ewigen Diskussion Kämpfer vs. Magier:

Ich glaube ja nach wie vor, das Kämpfer und Magier nach den alten Regeln schon durchaus ausbalanciert waren, wenn auch mit einem anderen Blickwinkel.

Der Kämpfer hat am Anfang höhere Überlebenschancen als der Magier.
Dafür darf der Magier, wenn er denn überlebt, später die coolen Sachen auspacken.

_______________________

Die einzige Lösung ist aber nicht, völlig auf Balance zu setzen, sondern kann auch sein, die eigene Erwartungshaltung langfristig zu hinterfragen, was mehr Freiheit erzeugen könnte.

Ich denke, das ist der Kern der Sache. Die Haltung. Ich persönlich sage mir:

Ich habe als Spielleiter nix zu wollen, außer: Eine Welt zu präsentieren, in der Abenteuer möglich sind, und: Die Spieler am Tisch mehr arbeiten zu lassen, als mich selbst.

Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 20.03.2013 | 18:39
Ich bezweifle die Gültigkeit der Aussage: "Mechanisches Balancing ist wichtig für ein gelungenes Spielerlebnis."
Statt dessen sage ich: "Soziales "Balancing" ist wichtig für ein gelungenes Spielerlebnis."
Die beiden Aussagen schließen sich gegenseitig nicht aus. Ich sage, mechanisches Balancing und Soziales sind wichtig für ein gelungenes Spielerlebnis.

Gegenbeispiel 2:
Die Gruppe entschließt sich wider Erwarten, den Abenteuereisenbahnschienenköder nicht zu schlucken, und zieht in die Wildnis hinaus. Und schon musst Du Dir ganz schnell was einfallen lassen, um die Gruppe zu beschäftigen.
Auch hier kann man dann einfach Enounter-Level 7 hinpacken.

Zitat
Gegenbeispiel 3:
Die Gruppe verhält sich strategisch klug oder haben Mordsglück und räumt das Feld von hinten auf. Das EL wird dann ganz schnell bedeutungslos.
Nein. Denn Balancing schließt ja Sieg oder Niederlage nicht aus. Es gibt nur eine Wahrscheinlichkeit im Vorfeld bekannt. - Dass diese Wahrscheinlichkeit im Laufe des Encounters entweder gegen 0% oder gegen 100% konvergiert, ist trivial und ändert nichts daran, dass sie zu Beginn fest war.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Tudor the Traveller am 20.03.2013 | 18:56
Wo ist der Unterschied zwischen Encounter-Balancing, wie Oger es beschreibt, und "sozialem" Balancing seitens des SL (also auf die Gruppe geschneiderte Szenen) wie Gorilla es beschreibt?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Galatea am 20.03.2013 | 19:06
Das ist allerdings ein Trugschluß. Balancing verhindert ja nicht dass du in der Lage bist als Spielleiter den Spielern schwierige Herausforderungen (oder im Extremfall auch im Kampf gar nicht schaffbare Herausforderungen) zu präsentieren.

Wenn du D&D ansprichst so muss man ja sogar sagen dass genau dies auch im entsprechendem Dungeon Master's Guide angesprochen und als sinnvolle Vorgehensweise angesehen wird. Zumindest im D&D 4E Dungeon Master's Guide ist dies so.

Eben auch mit der Aussage: "Bei einem solchem Gegner müssen sich die Spieler eben andere Lösungen einfallen lassen als direkten Kampf".

Balancing sorgt nur dafür dass ein Monster welches als Stufe 10 beschrieben wird auch möglichst nah an dieser Stufe in seiner tatsächlichen Stärke ist. Und nicht das eine Stufe 10 Monster viel stärker als das andere Stufe 10 Monster ist.

Wobei die Stufen bei D&D ja durchaus auch mechanische Wirkungen haben - D&D besitzt ja sowas wie einen "Monsterbaukasten" bei dem Monster bestimmter Arten Boni je nach ihrer Stufe erhalten (was, wenn man es falsch anwendet durchaus auch zu äußerst schwachsinnigen Ergebnissen führen kann - beispielsweise erhält der Plasma Bug im Starship Troopers D20 aufgrund seines "Alien Beast" Traits und seiner extrem hohen Stufe einen Melee- und Grapplebonus der ihn zum besten Nahkämpfer es ganzen Systems macht. Basic Attack +22/Grapple +43 - das Vieh ist ein laufendes Artilleriegeschütz mit der Gewandheit einer Schnecke, das könnte einen Menschen höchstens aus Versehen zertreten).

Das stimmt sicherlich nicht. Wenn da Level-7-Encounter drauf steht, wird auch so einer drin sein. Es macht im Gegenteil frei von solchen Problemen.

Generell finde ich die Einteilung von Monstern in so enge Stufen wie D&D es macht sehr schwierig. Oft unterscheiden sich Gegner stark und lassen sich nicht so einfach in Kategorien stecken - eine blutrünstige wilde Bestie ist eine ganz andere Art von Bedrohung als ein psychisch-manipulativer Puppenspieler oder ein hinterhältiger Killer der seine Opfer verfolgt und aus dem Hinterhalt tötet.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 20.03.2013 | 19:30
Generell finde ich die Einteilung von Monstern in so enge Stufen wie D&D es macht sehr schwierig. Oft unterscheiden sich Gegner stark und lassen sich nicht so einfach in Kategorien stecken - eine blutrünstige wilde Bestie ist eine ganz andere Art von Bedrohung als ein psychisch-manipulativer Puppenspieler oder ein hinterhältiger Killer der seine Opfer verfolgt und aus dem Hinterhalt tötet.
Das eine ist ein Kampf-Encounter, das andere ist ein Social-Encounter und das dritte ist ein Detektiv-Encounter.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Bad Horse am 20.03.2013 | 19:38
Pure Interessensfrage von der Seitenlinie: Gibt es bei Systemen mit Encounter-Stufen auch solche Stufen für soziale Encounter?  :)


Noch eine These, die ich mal in den Raum werfe: Balancing ist bei einer Runde mit lauter Unbekannten (einer Con-Runde, z.B.) wichtiger als bei einer laufenden Runde mit Leuten, die man kennt. Da man sich als SL in einer Con-Runde weniger auf die sozialen Balance-Mechanismen verlassen kann, macht es Sinn, auf die mechanischen zurückzugreifen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 20.03.2013 | 20:01
Der Kämpfer hat am Anfang höhere Überlebenschancen als der Magier.
Dafür darf der Magier, wenn er denn überlebt, später die coolen Sachen auspacken.

Stimmt, das ist eine Art Balancing. "Balancing über die Level" eben. Allerdings so ziemlich die denkbar beschissenst-mögliche. Wer sich eine Mechanik ausdenkt, die besagt "ihr dürft niemals gleichzeitig rocken / Spaß haben", gehört geschlagen.

Wo ist der Unterschied zwischen Encounter-Balancing, wie Oger es beschreibt, und "sozialem" Balancing seitens des SL (also auf die Gruppe geschneiderte Szenen) wie Gorilla es beschreibt?

Ich würde sagen, Encounter Balancing ist eine Untermenge von "sozialem Balancing". Ersteres läuft nur zwischen SL und Gruppe ab, letzteres auch zwischen den Spielern untereinander. Dass z.B. der Zauberer sagt "ich könnte jetzt problemlos eine kleine Handvoll Zauber lernen/vorbereiten, die den Schurken wegrationalisieren -- aber verzichte darauf, damit der Schurkenspieler noch seine Daseinsberechtigung hat".
Was ich von diesem Ansatz halte, dürften viele von euch wissen. Das hat für mich sowas von der Szene, wenn ein Erwachsener  nem Fünfjährigen bei seinen Bemühungen zuschaut, ans obere Regalfach ranzukommen. Der Kleine darf sich abstrampeln und Trittleitern heranschaffen, wenn er's schafft darf er sich toll fühlen, und wenn er's nicht schafft kann der Große die Keksdose immer noch mühelos mit einem Griff rausholen.

Pure Interessensfrage von der Seitenlinie: Gibt es bei Systemen mit Encounter-Stufen auch solche Stufen für soziale Encounter?  :)

Bei D&D prinzipiell nicht -- jede Kreatur hat nur ein einziges Challenge Rating. Allerdings gibt es die mit diesem CR verknüpfte XP-Belohnung eigentlich unabhängig davon, _wie_ man den Encounter schafft. Beispiel: eine Sphinx versperrt einen Durchgang, den man durchschreiten muss. Ob man die Sphinx im direkten Kampf besiegt oder einen Berg über ihr einstürzen lässt oder ihr Rätsel löst oder sie mit silberner Zunge breit redet, oder sich an ihr vorbeischleicht oder oder... prinzipiell bekommt man immer die gleichen XP.
Allerdings bekommen die meisten SLs da Bauchschmerzen, weil ja manche Lösungen viel "billiger" sind als andere, und vergeben daher für Lösungen, bei denen die Sphinx überlebt und/oder die SCs sich minimaler Gefahr ausgesetzt haben, nur einen Bruchteil der eigentlichen XP.

Zitat
Noch eine These, die ich mal in den Raum werfe: Balancing ist bei einer Runde mit lauter Unbekannten (einer Con-Runde, z.B.) wichtiger als bei einer laufenden Runde mit Leuten, die man kennt. Da man sich als SL in einer Con-Runde weniger auf die sozialen Balance-Mechanismen verlassen kann, macht es Sinn, auf die mechanischen zurückzugreifen.

Dem bin ich geneigt zuzustimmen. Allerdings kann man auch umgekehrt bei bekannten Spielern das mechanische Balancing einsetzen, um ein tatsächliches Kräftegleichgewicht zu schaffen. Beispiel: ich habe drei Spieler, einen Powergamer, einen Durchschnittsspieler und einen Casual Gamer, der keinerlei System Mastery besitzt.
Da kann ich jetzt -- in Absprache natürlich -- die unterschiedlichen Powerniveaus der D&D-Klassen wie das Handicap beim Golf einsetzen, und den Powergamer bitten, eine schwächere Klasse zu spielen (die er dafür optimieren darf bis der Arzt kommt), dem Durchschnittsspieler eine mittelstarke Klasse schmackhaft machen und dem, ahem, Forrest eine starke Klasse zuschanzen.

(So ähnlich haben wir das tatsächlich mal gemacht. Die schwächste Spielerin der Gruppe hat eine Elfendruidin bekommen, wir haben ihr auch beim Charbau geholfen, sie war überglücklich, aber wir mussten uns niemals Sorgen machen, dass sie das Spiel sprengen könnte.)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 20.03.2013 | 20:02
Pure Interessensfrage von der Seitenlinie: Gibt es bei Systemen mit Encounter-Stufen auch solche Stufen für soziale Encounter?  :)
Bei D&D4 ja. Allerdings umgekehrt. Die Stufe des sozialen Encounters richtet sich direkt auf die Stufe der Charaktere.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 20.03.2013 | 20:13
Bei D&D prinzipiell nicht -- jede Kreatur hat nur ein einziges Challenge Rating. Allerdings gibt es die mit diesem CR verknüpfte XP-Belohnung eigentlich unabhängig davon, _wie_ man den Encounter schafft.
Ich denke, sie dachte dabei eher an so etwas wie einen Demagogen oder Adligen: Dieser ist sozial sehr mächtig und kann auf sozialer Ebene den SCs die Hölle heiß machen, aber kämpferisch ist er eine absolute Niete. Das heißt, die SCs könnten ihn in einer Kampfrunde töten, müssten dafür aber anschließend vor dem Gesetz fliehen und werden als Mörder gesucht.

Oder eine Person, die sich bei den SCs einschleimt, um sie heimlich zu hintergehen. Sobald man das erkennt, kann man den NSC problemlos beseitigen. Die Schwierigkeit liegt eher daran, es zu erkennen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Roland am 20.03.2013 | 21:11
Bei D&D4 ja. Allerdings umgekehrt. Die Stufe des sozialen Encounters richtet sich direkt auf die Stufe der Charaktere.

Wobei man die Schwierigkeitstabelle auch problemlos umdrehen kann. Encounter die nicht (nur) mit den Kampfregeln aufgelöst werden, handelt man über eine bestimmte Anzahl von Aktionen mit vorgegebenen Schwierigkeiten ab.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 20.03.2013 | 21:22
Ich denke, sie dachte dabei eher an so etwas wie einen Demagogen oder Adligen

Achso, ja für sowas gibt es in 3.X keine fixen Regeln, das fällt dann in die Kategori "ad hoc XP awards".
Diese müssen allerdings auch nicht zwingend "ad hoc" sein, sondern man kann mit etwas nachdenken schon das richtige Maß abschätzen. So ganz grob kann sich die Belohnung am Ausmaß des potentiellen Ärgers orientieren, den dieser NSC den SCs bereiten kann.
Simples Beispiel: der NSC hat genug Einfluss, um den SCs die komplette Stadtwache auf den Hals zu hetzen. Wenn die SCs ihn durch soziale Interaktion unschädlich machen, bekommen sie soviele XP, wie die komplette Stadtwache wert gewesen wäre.
Aber man kann sich diese Berechnungen freilich auch sparen, und einfach sagen "den Plot dieses NSC abgewendet -- 4000XP". Das dürfte wohl die geläufigere Variante sein. :p
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 20.03.2013 | 21:23
Wobei man die Schwierigkeitstabelle auch problemlos umdrehen kann. Encounter die nicht (nur) mit den Kampfregeln aufgelöst werden, handelt man über eine bestimmte Anzahl von Aktionen mit vorgegebenen Schwierigkeiten ab.
Klar
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 20.03.2013 | 22:23
Der Punkt ist einfach: je besser man Bescheid weiß was für eine Schwierigkeit eine Herausforderung hat umso eher kann man auch schwierige, leichte oder genau abgestimmte Herausforderungen erstellen.

Und je schlechter Balanciert die Monster untereinander sind umso schwerer wird es. 
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 02:22
Auf den letzten beiden Seiten wurde die Diskussion jetzt mehr oder weniger auf das Abschlachten von Monstern reduziert (bzw. das Überwinden von Encountern).
Vielleicht liegt da ja das Problem begraben:
In meinen Augen besteht der Vorgang "Rollenspiel" eben nicht nur in der Anwendung von Regelmechanismen innerhalb einer Spielwelt (aka "Besiegen eines Monsters") - wäre es das, wäre mechanisches Balancing unabdingbar für ein Mindestmaß an Fairness.

Feuersänger hat vorhin einen wichtigen Punkt schon angesprochen: Es geht um die Leute, die das Rollenspiel betreiben. Die wünschen sich unterschiedliche Dinge beim RP, sind unterschiedlich extrovertiert, sind unterschiedlich fit, haben unterschiedliche Regelkenntnisse, usw.
Feuersänger hat dieses Problem in einer seiner Runden genau so gelöst, wie ich es empfehle: er hat das schlechte mechanische Balancing im System genutzt, um für "soziales" Balancing zu sorgen, bzw. diesen unterschiedlichen Spielertypen gerecht zu werden.
Das ließe sich je nach Gruppe evtl. auch durch faire Zuteilung von Screentime oder Spotlights erreichen oder durch aufeinanderfolgende Erfüllung der jeweiligen "Spielerwünsche" (eine Szene Kampf für den taktischen Spieler, dann eine Szene Drama für den Method Actor, dann eine Szene Rätsel für den Knobler - die Elemente werden in der Praxis natürlich oft gemischt und gehen fließend ineinander über).

Das Beispiel von Feuersänger bestätigt imho meine These:
"Wichtiger als mechanischen Balancing ist das soziale Balancing."
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 21.03.2013 | 02:26
Feuersänger hat die Mechanik genutzt, um das Spotlight zu balancieren. Damit würde ich es als mechanisches Balancing bezeichnen.
Soziales Balancing sind Balancing-Methoden, bei denen man keine Mechanik verwendet.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Callisto am 21.03.2013 | 02:29
Aber Spotlight-Balancing ist doch soziales Balancing, das eben verregelt ist. Mechanisches Balancing ist daher auch ein falscher Begriff, da eben auch das Soziale mit Spielmechaniken balanciert werden kann.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 02:45
Stimmt. Es werden Spielmechanismen genutzt, um soziales Balancing herzustellen.
Das würde ich aber nicht als mechanisches Balancing verstehen wollen.
Unter mechanischem Balancing verstehe ich die Ausrichtung von Spielmechanismen auf das Ziel die Wertigkeit der Charaktere innerhalb der Spielwelt auszugleichen.
Soziales Balancing versucht, die Wertigkeit der Spieler innerhalb der Spielrunde auszugleichen.

Mechanisches Balancing kann dabei natürlich eingesetzt werden, um soziales Balancing zu erreichen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 21.03.2013 | 03:57
Aber Spotlight-Balancing ist doch soziales Balancing, das eben verregelt ist.
Wieso ist Spotlight-Balancing soziales Balancing?

Imho sind das zwei verschiedene Paar Schuhe. Spotlight-Balancing kann durch Soziales entstehen, wenn der dominierende Spieler sich extra zurückhält und auch mal den schüchternen Spieler zu Wort kommen lässt.

Aber ebenso kann Spotlight-Balancing auch rein durch mechanisches Balancing entstehen (zum Beispiel PtA oder The Pool).

Unter mechanischem Balancing verstehe ich die Ausrichtung von Spielmechanismen auf das Ziel die Wertigkeit der Charaktere innerhalb der Spielwelt auszugleichen.
Soziales Balancing versucht, die Wertigkeit der Spieler innerhalb der Spielrunde auszugleichen.
Wieso wird erst ein Balancing-Thread eröffnet, wenn sich anschließend sowieso niemand an die dortigen Definitionen hält? Thread war: Balance: Begriffsdefinition und Diskussion über die Notwendigkeit (http://tanelorn.net/index.php/topic,82866.0.html)

- Also "Wertigkeit der Charaktere innerhalb der Spielwelt ausgleichen" ist Charakter-Balancing.
- "Wertigkeit der Spieler innerhalb der Spielrunde ausgleichen" ist Spotlight-Balancing.

Man kann beides durch eine Spielmechanik erreichen. Dann hätten wir mechanisches Charakter-Balancing bzw. mechanisches Spotlight-Balancing.
Und man kann (zumindest rein theoretisch*) beides über soziale Verhaltensweisen erreichen. Dann hätten wir soziales Charakter-Balancing und soziales Spotlight-Balancing.

*Dass sich Spotlight über soziale Verhaltensweisen balancieren lässt, ist klar. Bei Charakter-Balancing dürfte das ganze schon etwas schwerer fallen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 04:59
Aber ebenso kann Spotlight-Balancing auch rein durch mechanisches Balancing entstehen (zum Beispiel PtA oder The Pool).
Wieso wird erst ein Balancing-Thread eröffnet, wenn sich anschließend sowieso niemand an die dortigen Definitionen hält? Thread war: Balance: Begriffsdefinition und Diskussion über die Notwendigkeit (http://tanelorn.net/index.php/topic,82866.0.html)
In diesem Fall, weil ich mit den Definitionen so nicht ganz einverstanden bin.
Und es scheint ja nicht nur mir so zu gehen, da in dem Faden ja noch nicht zu einem Konsens gefunden wurde.

Deshalb habe ich diese Definitionen genannt, anhand derer ich hier diskutieren möchte. (s.u.)
Die "Richtigkeit" dieser Definitionen kann ja bei anderer Gelegenheit noch einmal überprüft werden.
Die Definitionen von "mechanischem Balancing" und "sozialem Balancing" die ich gegeben habe, widersprechen den Definitionen in dem von dir genannten Faden übrigens auch nicht. Ich nutze meinen Definitionen einfach, um zu beschreiben, worum es mir geht.

Zitat
*Dass sich Spotlight über soziale Verhaltensweisen balancieren lässt, ist klar. Bei Charakter-Balancing dürfte das ganze schon etwas schwerer fallen.
Und genau an der Stelle sehe ich das anders.
Ein Beispiel (zur Verdeutlichung wieder maßlos übertrieben):
Wir haben in einer Runde Spieler A und Spieler B.
Spieler A spielt Angel Summoner. Spieler B spielt BMX-Bandit. Spieler A hat also den mächtigeren Charakter und in Bezug auf mechanisches Balancing läuft hier offensichtlich einiges falsch.
Nun ist es aber so, dass Spieler A ein sehr passiver Spieler ist. So richtig passiv. Er macht also insgesamt nur alle 60 Minuten den Mund auf und bringt dann solch hilfreichen Input wie: "Angel Summoner überprüft noch einmal seine Ausrüstung."
Spieler B dagegen ist ein sehr aktiver Spieler. Obwohl sein Charakter sehr oft an seine Grenzen stößt, macht er unbeirrt weiter.
Die Runde läuft sehr unausgeglichen.

Ließe sich dier Zustand nun durch mechanisches Balancing beheben? Nein. Egal wieviel mehr Potential wir Angel Summoner noch geben oder egal wie wir sonst versuchen, die Unterschiede in den Wertigkeiten der Charaktere zu nutzen, es ändert nichts.
Mit dem Versuch von sozialem Balancing - also dem Bemühen, Spieler A vielleicht mehr aus der Reserve zu locken oder dem Versuch zu erfahren, was er denn überhaupt will - kann es uns gelingen, mehr Gerechtigkeit am Spieltisch zu erreichen.


EDIT:
Der Vollständigkeit halber hier noch einmal die Definitionen, auf die ich mich oben bezogen habe:
Unter mechanischem Balancing verstehe ich die Ausrichtung von Spielmechanismen auf das Ziel die Wertigkeit der Charaktere innerhalb der Spielwelt auszugleichen.
Soziales Balancing versucht, die Wertigkeit der Spieler innerhalb der Spielrunde auszugleichen.
Mechanisches Balancing kann dabei natürlich eingesetzt werden, um soziales Balancing zu erreichen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 21.03.2013 | 07:28
Gebt doch mal ein Rollenspielbeispiel für ein Charakterbalancingsystem.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 21.03.2013 | 08:47
@Gorilla: in deinem Beispiel gibt es zwei voneinander unabhängige Probleme, die sich aber beide mittels Regelmechaniken und Balancing angehen lassen können.

Problem 1 ist das schlechte Balancing zwischen den beiden. Hier ist relativ klar wie man das Problem beheben kann.

Problem 2 ist die Passivität von Spieler A.

Oben sagst du etwas interessantes: "egal wie viel man Spieler A dazugibt, dadurch wird er nicht aktiver" und da würde ich dir sogar zustimmen. Allerdings könnte das Gegenteil eine verstärkte Aktivität bewirken. Warum? Weil dadurch eine bessere Gruppendynamik entstehen kann bei der die Charaktere mehr zusammen arbeiten müssen. Und Spieler A nicht mehr das Gefühl bekommt Spieler B etwas wegzunehmen mit seinen Aktionen die dessen Aktionen wirkungslos machen können.

Es gibt aber noch einen viel wichtigeren Punkt. Rollenspiel ist abhängig vom hineinversetzen in eine Rolle. Die Rolle von Angel Summoner und BMX Bandit ist die der Helden, doch vor allem ist es auch die Rolle von Partnern. Je glaubwurdiger dies im Spiel durchgesetzt wird umso besser lassen sich die Charaktere ausspielen. Das schliesst zum Beispiel ein dass Angel Summoner im Spiel tatsächlich davon überzeugt sein muss, dass BMX Bandit in ihren Abenteuern etwas bewirken kann. Und nicht nur in Gefahr gerät. Weil es schwierig ist jemanden zu spielen der seinen besten Freund grundlos in Gefahr bringt. Rollenspiel, oder besser gesagt Charakterspiel ist eben nicht unabhängig von den Auswirkungen der Taten der Charaktere. Und darum kann ein besseres, besser an die Rollen der Charaktere angepasstes Balancing auch zu besserem und aktiveren Spiel führen. Am Ende geht es dabei  eben nicht nur um die Frage wer die Banditen doller haut und wer über die größere Schlucht kommt.

Sondern darum welche Rolle man im Spiel tatsächlich spielt und welche man spielen will. Das ist der Kern jedes Balancings im Rollenspiels: Spielern zu ermöglichen ihre Rolle zu spielen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 08:55
Das Problem des schlechten Balancings spielt aber keine (große) Rolle.
Es geht ausschließlich um die Passivität von Spieler A. Und er nimmt sich in meinem Beispiel auch nicht absichtlich zurück, er ist so.
Da kann ich mit mechanischen Regeln nicht nachhelfen. Ich kann nicht regeln, "Spieler A muss mehr sinnvolle Aktionen versuchen". Das Problem lässt sich also nur dadurch lösen, dass ich den Spieler dazu animiere, sich mehr einzubringen.
Regelmechanismen können das u.U. unterstützen, aber nicht im Sinne mechanischen Balancings (wie es in meiner Definition oben beschrieben ist).
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 21.03.2013 | 09:02
Durchaus möglich. Aber wenn auf der Autobahn ein großer Fels liegt lass ich ihn auch nicht mit den Worten liegen: Ach, bei Hamburg könnte es ohnehin Stau geben.

Ich räume ihn weg. Weil er ein Hinderniss ist. Vielleicht gibt es noch mehr Hindernisse? Durchaus denkbar. Aber es ändert nichts daran dass es eine gute Idee ist dieses Hinderniss zu beseitigen.

Und um ehrlich zu sein ist mir deine Formulierung "spielt aber keine Rolle" auch viel zu absolut. Es kann eine Rolle spielen. Ich habe sogar schon oft erlebt dass es eine Rolle spielte, selbst bei Spielern bei denen vorher alle gesagt haben: "Der ist halt so."

Jedes Mittel das Spielern hilft ihren Charakter auszuspielen ist sinnvoll und fördert dies.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 21.03.2013 | 09:08
Ich kann nicht regeln, "Spieler A muss mehr sinnvolle Aktionen versuchen". Das Problem lässt sich also nur dadurch lösen, dass ich den Spieler dazu animiere, sich mehr einzubringen.

Und um nochmal hierauf einzugehen: Doch, genau das kannst du. Zumindest kannst du die Vorraussetzungen dafür schaffen. Indem die sinnvollen Aktionen von Spieler A nicht mehr dazu führen die Gruppe zu sprengen. Und du dafür sorgst das der Erfolg nur durch Zusammenarbeit möglich ist.

Bleib doch ruhig mal bei Angel Summoner und BMX Bandit. Die sinnvolle Aktion von Angel Summoner wäre doch: "Mein lieber Freund, ich weiß du willst gutes tun. Doch diese Herausforderungen sind zu groß für dich. Geh nach Hause. Such dir andere Herausforderungen. Du kannst etwas bewirken - nur nicht hier."

Diese sinnvolle Aktion wird es jedoch nicht geben. Der Spieler des Charakters will ja schließlich die Gruppe nicht sprengen - sondern gemeinsam spielen.

Sobald Angel Summoner wirklich sinnvoll seine Macht ausnutzt bleibt für BMX Bandit eben kein Platz mehr. Mehr sinnvolle Aktionen zu fördern funktioniert nur dann wenn diese das Spiel nicht sprengen. Und hier muss man den Spielern helfen. Dafür sorgen das sie sinnvolle Aktionen machen können ohne dadurch Probleme in der Gruppe zu erzeugen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 21.03.2013 | 09:48
Eine Aktion, die das Spiel sprengt, ist nicht sinnvoll.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 21.03.2013 | 10:04
Aus Spielersicht natürlich nicht (darum wird das am Ende ja auch nicht gemacht).

Aber aus Charaktersicht schon. Genau um diese Diskrepanz geht es. Je größer die Diskrepanz zwischen Spieler und Charaktersicht ist umso schwieriger lässt sich der Charakter ausspielen. In diesem Fall ist es eben schwierig gleichzeitig auszuspielen dass der Charakter und sein Partner befreundet sind - aber gleichzeitig eben jener Partner bewußt in unnötige Gefahr gebracht wird.

Stell dir vor es gibt einen Bankraub, du bist ein verantwortungsbewußter bewaffneter Polizist der draußen steht. Und neben dir ist ein kleines Mädchen. Ist es Charaktergerecht zu sagen: "Hey, du lenkst sie ab - ich schieße!" ? Eher nicht. Wäre es charaktergerechter zu sagen: "Bring dich in Sicherheit, versteck dich bis alles vorbei ist?" Schon wahrscheinlicher.

Aus Spielersicht kann aber durchaus Interesse da sein auch den Spieler des kleinen Mädchens einzubringen. Genau wie Angel Summoner versucht BMX Bandit einzubringen. Die Spielerinteressen sind eben nicht gleich den Charakterinteressen.

Man muss sich nur klar machen dass derartige Distanz zum eigenem Charakter immer auch das ausspielen des Charakters erschwert.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Crimson King am 21.03.2013 | 10:06
Während ich zustimmen würde, dass ich soziales Balancing für wichtiger halte als mechanisches Balancing, fasse ich schlecht balancierte Systeme, die einen gamistischen Spielstil propagieren, nicht mit der Kneifzange an. Wozu auch, wenn es bessere Systeme gibt?

Darüber hinaus würde ich gerne zwei Punkte zur Diskussion stellen:

Spiele haben üblicherweise Core Stories, die den Spielern mitteilen, worum es im Kern beim betreffenden Spiel geht. Wenn da vermittelt wird, dass es um das Besiegen von Dämonen mit Gewalt oder List geht, ist der BMX Bandit nun mal fehl am Platz. Versucht man das zu kompensieren, indem man regelmäßig BMX-Rennen unter Ausschluss übernatürlicher Wesen ausspielt, mag das für den BMX-Fahrer befriedigend sein, für die anderen Mitspieler aber höchstwahrscheinlich nicht. Es ehrt die Mitspieler, dass sie dem BMX-Fahrer ein Spotlight geben wollen, es ehrt den BMX-Banditen aber nicht, dass er einen Charakter gebastelt hat, der quer zur Core Story liegt. Es steht zu vermuten, dass das Spiel besser wird, wenn jeder Charakter innerhalb des vom System propagierten Spielstils die Möglichkeit hat, sich sinnvoll an der Überwindung von Hindernissen zu beteiligen. Es steht ja, wie der Gorilla treffend festgestellt hat, im Grunde die Balancierung des Spielspaßes im Vordergrund, und es sollte nicht überraschen, dass Spieler, die im Rollenspiel gemeinsam Probleme lösen und Hindernisse überwinden wollen, durch einen Mitspieler, dessen Charakter nicht in der Lage ist, etwas beizutragen, sondern statt dessen Extrawürdte gebraten bekommen muss, in ihrem Spielspaß eingeschränkt werden. Oder auch: alle sollten das gleiche Spiel spielen. Es geht nicht um die Balancierung unterschiedlicher Spielstile, die nebeneinander existieren wollen.

2. Combat as War vs. Combat as Sports: gamistische Spiele können sehr unterschiedliche Herangehensweisen an das Stellen der Herausforderungen haben. Combat as Sports fährt den Ansatz, dass jede Herausforderung mit den Resourcen, die den Spielern offensichtlich zur Verfügung stehen, überwindbar sein muss. Bei Combat as War müssen Herausforderungen plausibel sein. Von Machbarkeit ist hier keine Rede. Hier steckt eine Menge Simulationismus im Spiel. Spieler müssen dann selbst entscheiden, ob sie die Herausforderung annehmen, sich Hilfe besorgen, versuchen, durch überbordende Kreativität die Schwierigkeit der Herausforderung zu senken etc. Wenn das Encounter-Balancing über Bord geworfen wird, verliert aus meiner Sicht auch das Charakter-Balancing an Bedeutung, weil bei den wirklich kritischen Herausforderungen die Spielerleistung deutlich mehr gefragt ist als die Charakterleistung.

Mein Fazit: wer Combat as Sports betreiben will, sollte auf ein System, dass die Charaktere mit Blick auf die Core Story solide gegeneinander ausbalanciert, nicht verzichten. Soziales Balancing kann dann gerne statt finden, indem man den weniger regelfirmen oder regelinteressierten Spielern beim Erstellen des Charakters unter die Arme greift.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: scrandy am 21.03.2013 | 10:45
+1
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 21.03.2013 | 12:13
Das ist in der Tat trefflich analysiert.

Noch ein Wort zu unserem laufenden Beispiel im Vergleich zu meiner Druidenspielerin damals. Bei letzterer war es so, dass sie vorher noch nie D&D gespielt hatte, und als sie in die Runde einstieg, dazu genötigt wurde jetzt sofort einen "einsteigerfreundlichen" Charakter zu bauen, und der damalige SL dem verbreiteten Trugschluß aufsaß, ein Fighter sei einsteigerfreundlich.
Folge: immer wenn die Frau im Kampf an der Reihe war, beschränkte sich ihre Aktion auf "ich hau halt zu". Wenn es irgendwelche Probleme außerhalb des Kampfes zu lösen gab, blätterten die Casterspieler in ihren Zauberlisten rum und die Schurkin setzte ihre Skills ein, während der Fighter dumm rumstand und schlicht gar nichts tun konnte, weil Fighter eben außerhalb des Kampfes nichts können. Sie war schnell unzufrieden und wollte auch zaubern können -- also hat sie ausgerechnet in _Magier_ gemulticlasst. Jetzt konnte sie also weder kämpfen noch vernünftig zaubern.
Irgendwann kam dann das Thema Charakterwechsel auf, und beim Durchblättern des PHB hatte sie sich in das Bild von der Druidin verliebt. Genau das wollte sie haben. Was Druiden eigentlich können, war ihr vergleichsweise egal, aber als wir ihr erzählt haben, sie könne ein Haustier wie z.B. einen Bären haben und sich im Kampf in einen Bären verwandeln und noch einen Bären beschwören und es wären überall Bären, hat ihr das auch gefallen. Wir haben ihr beim Bau geholfen (darauf geachtet dass sie Natural Spell nahm), ein paar Tips gegeben welche Zauber besonders interessant wären, und ansonsten im Spiel sich selbst überlassen.
Wie gesagt war sie jetzt super glücklich mit ihrem Charakter, hat im Kampf in Bärengestalt Kloppe ausgeteilt, nach wie vor keine Ahnung was sie mit ihren Zaubern alles machen konnte aber sie konnte jetzt auch ihre Zauberliste durchsehen wie die anderen auch, und vorschlagen Feenfeuer zu zaubern (sie hatte irgendwie die Vorstellung, dass Feenfeuer immer irgendwie helfen müsse). Mit steigenden Leveln freute sie sich über neue Tiergestalten und ich habe ihr ein paar neue interessante Zauber angekreuzt.

Das alles unterscheidet sich von Angel Summoner: der ist nicht irgendein Feld- Wald- und Wiesenkleriker, sondern ein hochoptimierter Vertreter seiner Zunft, der sich einen Insta-Win-Button geskillt hat. (Noch dazu in einer Welt mit Gegnern, die den Engeln nichts entgegenzusetzen haben.)
Was ich damit sagen will: diese Verwendung von Klassen nach dem "Handicap" Prinzip funktioniert nur bis zu einem gewissen Grad. Es ist gut, wenn man dadurch sicherstellt, dass der schwächere Spieler dadurch immer effektiv sein kann. Man darf aber nicht so weit gehen, dass der Charakter mit seiner einzig logischen Standardaktion das Spiel sprengt. Da ist es genau wie Arldwulf sagt, gerade wenn der Spieler eher schüchtern und zurückhaltend ist, wird er sich genieren, auf die Weise den anderen die Schau zu stehlen.

Daher komme ich zu dem Schluss, dass die Charakterpower _im Spiel_ ungefähr gleich sein muss. Das kann manchmal erreicht werden, indem man einem schwächeren Spieler einen stärkeren Charakter gibt, der dann wieder durch das ineffektive Spiel automatisch eingebremst wird. Er darf nicht so mächtig sein, dass der Spieler selber das Gefühl bekommt, er müsse sich zurückhalten.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Tudor the Traveller am 21.03.2013 | 12:33
Das Problem des schlechten Balancings spielt aber keine (große) Rolle.
Es geht ausschließlich um die Passivität von Spieler A. Und er nimmt sich in meinem Beispiel auch nicht absichtlich zurück, er ist so.
Da kann ich mit mechanischen Regeln nicht nachhelfen. Ich kann nicht regeln, "Spieler A muss mehr sinnvolle Aktionen versuchen". Das Problem lässt sich also nur dadurch lösen, dass ich den Spieler dazu animiere, sich mehr einzubringen.
Regelmechanismen können das u.U. unterstützen, aber nicht im Sinne mechanischen Balancings (wie es in meiner Definition oben beschrieben ist).

In meinen Augen erweist du dem passiven Spieler hier einen Bärendienst. In einem schlecht balancierten System kann er nur verlieren:
Wenn er sich also mal einbringt, und auch noch einen schwachen Char erwischt hat, hat sein Einbringen quasi keine Relevanz. Frustrierend.
Wenn er einen starken Char spielt, sprengt er schnell die Szene. Ob dem Spieler das Spaß macht, bliebe dahingestellt, das kann durchaus sein. Aber dafür ist es für die anderen frustrierend, weil deren Spiel nicht mehr relevant ist.
Beide Konstellationen sind für die Gruppe als Ganzes unbefriedigend.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 13:13
Während ich zustimmen würde, dass ich soziales Balancing für wichtiger halte als mechanisches Balancing, fasse ich schlecht balancierte Systeme, die einen gamistischen Spielstil propagieren, nicht mit der Kneifzange an. Wozu auch, wenn es bessere Systeme gibt?

Darüber hinaus würde ich gerne zwei Punkte zur Diskussion stellen:

Spiele haben üblicherweise Core Stories, die den Spielern mitteilen, worum es im Kern beim betreffenden Spiel geht. Wenn da vermittelt wird, dass es um das Besiegen von Dämonen mit Gewalt oder List geht, ist der BMX Bandit nun mal fehl am Platz. Versucht man das zu kompensieren, indem man regelmäßig BMX-Rennen unter Ausschluss übernatürlicher Wesen ausspielt, mag das für den BMX-Fahrer befriedigend sein, für die anderen Mitspieler aber höchstwahrscheinlich nicht. Es ehrt die Mitspieler, dass sie dem BMX-Fahrer ein Spotlight geben wollen, es ehrt den BMX-Banditen aber nicht, dass er einen Charakter gebastelt hat, der quer zur Core Story liegt. Es steht zu vermuten, dass das Spiel besser wird, wenn jeder Charakter innerhalb des vom System propagierten Spielstils die Möglichkeit hat, sich sinnvoll an der Überwindung von Hindernissen zu beteiligen. Es steht ja, wie der Gorilla treffend festgestellt hat, im Grunde die Balancierung des Spielspaßes im Vordergrund, und es sollte nicht überraschen, dass Spieler, die im Rollenspiel gemeinsam Probleme lösen und Hindernisse überwinden wollen, durch einen Mitspieler, dessen Charakter nicht in der Lage ist, etwas beizutragen, sondern statt dessen Extrawürdte gebraten bekommen muss, in ihrem Spielspaß eingeschränkt werden. Oder auch: alle sollten das gleiche Spiel spielen. Es geht nicht um die Balancierung unterschiedlicher Spielstile, die nebeneinander existieren wollen.

2. Combat as War vs. Combat as Sports: gamistische Spiele können sehr unterschiedliche Herangehensweisen an das Stellen der Herausforderungen haben. Combat as Sports fährt den Ansatz, dass jede Herausforderung mit den Resourcen, die den Spielern offensichtlich zur Verfügung stehen, überwindbar sein muss. Bei Combat as War müssen Herausforderungen plausibel sein. Von Machbarkeit ist hier keine Rede. Hier steckt eine Menge Simulationismus im Spiel. Spieler müssen dann selbst entscheiden, ob sie die Herausforderung annehmen, sich Hilfe besorgen, versuchen, durch überbordende Kreativität die Schwierigkeit der Herausforderung zu senken etc. Wenn das Encounter-Balancing über Bord geworfen wird, verliert aus meiner Sicht auch das Charakter-Balancing an Bedeutung, weil bei den wirklich kritischen Herausforderungen die Spielerleistung deutlich mehr gefragt ist als die Charakterleistung.

Mein Fazit: wer Combat as Sports betreiben will, sollte auf ein System, dass die Charaktere mit Blick auf die Core Story solide gegeneinander ausbalanciert, nicht verzichten. Soziales Balancing kann dann gerne statt finden, indem man den weniger regelfirmen oder regelinteressierten Spielern beim Erstellen des Charakters unter die Arme greift.

Sehr guter Beitrag. Danke.

---

Ich bleibe einfach beim Beispiel Angel Summoner + BMX-Bandit.
Was hier imho vorrangig schief lief war das schlechte Balancing, sondern die drei beteiligten Personen (SL, AS und B-B) spielen (im Sinne von Metal King) nicht das gleiche Spiel. Bereits die Charaktererschaffung ging völlig aneinander vorbei: AS hat einen Charakter gebaut für den es keine spannenden Herausforderungen gibt, B-B hat einen Charakter gebaut, für den alles jenseits eines BMX-Rennens oder vielleicht noch einer Kneipenschlägerei beinahe unmöglich zu bewältigen ist. Dazu kommt dann noch dass, der SL es versäumt hat, die Encounter so zu stricken, dass sich beide Spieler wirklich einbringen können: weder "Mkay, I summon angels" noch "I BMX the Army of Bad Guys(tm)" sind "sinnvolle" Beiträge zum Spielspaß.

Um ein anderes Beispiel für meine These zu nennen, dass mechanisches Balancing nahezu irrelevant sein kann und sogar oft ist, nenne ich jetzt einfach mal Fantasy-Literatur:
Der Herr der Ringe (Buch oder Film):
Mechanisches Balancing vorhanden? Halblinge, Elben, Gandalf, Baumbart - nein, in Sachen von mechanischem Balancing sowas von versagt; unfairer geht kaum.
Funktioniert die Geschichte trotzdem? Ja, wegen des "sozialem" Balancing.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 21.03.2013 | 13:20
An der Stelle gehst du zu den schlimmsten Fehlern in diesem Thread zurück und ignorierst eigentlich alles bisher gesagte einfach.

In erster Linie das Balance abhängig von der Rolle des Charakters ist. Ein Spiel in dem der mächtige Erzmagier mächtig ist und der unerfahrene Schurke unerfahren ist wird deshalb nicht schlecht balanced.

Schlecht balanced wäre es wenn der unerfahrene Schurke dem Erzmagier vormacht wie man zaubert weil er das besser kann. Auch bei Angel Summoner & BMX Bandit würde kein Problem existieren wenn sie nicht Partner sondern Meister und Schüler wären.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 21.03.2013 | 13:24
Um ein anderes Beispiel für meine These zu nennen, dass mechanisches Balancing nahezu irrelevant sein kann und sogar oft ist, nenne ich jetzt einfach mal Fantasy-Literatur:
Der Herr der Ringe (Buch oder Film):
Mechanisches Balancing vorhanden? Halblinge, Elben, Gandalf, Baumbart - nein, in Sachen von mechanischem Balancing sowas von versagt; unfairer geht kaum.
Funktioniert die Geschichte trotzdem? Ja, wegen des "sozialem" Balancing.

Vor allem das letzte ist Quark. Man kann Bücher, Filme oder andere Nicht-Spielmedien nicht mit Rollenspielen vergleichen. In Geschichten passiert immer genau das und genau dann, was der Erzähler für richtig hält. Der Herr der Ringe funktioniert als Buch und als Film, aber als Rollenspielkampagne wäre es eine Katastrophe. Die Hobbitspieler würden sich neben Dúnadan, Elben-, Zwergen- und Menschenkrieger mit Recht verarscht vorkommen.

Der Gedanke wurde übrigens schonmal von Anfang bis Ende durchexerziert:
DM of the Rings (http://www.shamusyoung.com/twentysidedtale/?p=612)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Crimson King am 21.03.2013 | 13:29
Um ein anderes Beispiel für meine These zu nennen, dass mechanisches Balancing nahezu irrelevant sein kann und sogar oft ist, nenne ich jetzt einfach mal Fantasy-Literatur:
Der Herr der Ringe (Buch oder Film):
Mechanisches Balancing vorhanden? Halblinge, Elben, Gandalf, Baumbart - nein, in Sachen von mechanischem Balancing sowas von versagt; unfairer geht kaum.
Funktioniert die Geschichte trotzdem? Ja, wegen des "sozialem" Balancing.

Die Geschichte funktioniert, weil sie eine Geschichte ist und keine den Charakteren vom Autor gestellte Reihe von Herausforderungen. Gamismus interessiert sich aber nicht für Story. Balancing in Systemen, die Story erschaffen wollen, funktioniert anders, nämlich über die Regelnung der Verteilung von Erzählrechten.

Wenn man eine Story in der Art des HdR mit sehr unterschiedlichen Powerleveln der Charaktere erspielen will, nimmt man besser mit irgend einem Story now-System als mit irgendwas auch nur ansatzweise gamistischem.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Luxferre am 21.03.2013 | 13:30
Daher komme ich zu dem Schluss, dass die Charakterpower _im Spiel_ ungefähr gleich sein muss. Das kann manchmal erreicht werden, indem man einem schwächeren Spieler einen stärkeren Charakter gibt, der dann wieder durch das ineffektive Spiel automatisch eingebremst wird. Er darf nicht so mächtig sein, dass der Spieler selber das Gefühl bekommt, er müsse sich zurückhalten.

Ich verstehe Dein Ansinnen und vollziehe Deine Meinung nach. Aber...  ;)
Für mich und einige mir bekannte Spieler ist das eben nicht wichtig! Ich gehe sogar soweit und behaupte, dass in gewissen Gruppen ein sehr unterschiedlicher Machtgrad der Charaktere erst das rechte Spielerlebnis ausmacht. Ich finde es super spannend, den jungen Knappen des Ritters zu spielen.
Ich gebe Dir insofern recht, als dass nicht viele Systeme diesen Stil reell ermöglichen. Ich gehe aber von Rolemaster, Hârnmaster oder HARP aus. An sich ausbalancierte Regelwerke, mit mehr Freiheit, als sie D&D je leisten könnte.
Bei meinen genannten Systemen ist ein mittelmäßiger Thief in einer Gruppe mit einem Erzmagier und Schwertmeister noch immer verdammt gut aufgehoben. Und ein junger Cleric, der auszieht seinen Rang als Priester zu erstreiten passt ebenfalls richtig gut dazu.

Es ist wohl vom favorisierten Spielstil, dem Wettbewerbs Gedanken unter den Spielern und der Vorbereitung des SL abhängig, vom Vertrauen in Letzteren ganz zu schweigen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 21.03.2013 | 13:36
Kurze Nachfrage:
Ich gehe aber von Rolemaster, Hârnmaster oder HARP aus. An sich ausbalancierte Regelwerke, mit mehr Freiheit, als sie D&D je leisten könnte.
Was wird vom Regelwerk denn ausbalanciert?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Luxferre am 21.03.2013 | 13:43
Gerade HARP macht stufenübergreifend keine Klasse signifikant mächtiger, als andere. Bei Rolemaster wird der Schurke/Thief nicht über flüssig nur weil ein Magier dabei ist. Also bleiben jeder Klasse ihre Nischen erhalten.

Klar kann ich jetzt anfangen mit Hybriden gegenzuargumentieren. Absprachen innerhalb der Gruppe setze ich schlicht voraus.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 21.03.2013 | 13:46
Für mich und einige mir bekannte Spieler ist das eben nicht wichtig! Ich gehe sogar soweit und behaupte, dass in gewissen Gruppen ein sehr unterschiedlicher Machtgrad der Charaktere erst das rechte Spielerlebnis ausmacht. Ich finde es super spannend, den jungen Knappen des Ritters zu spielen.

An dieser Stelle hat man aber Balancing. Die Stärke der Charaktere entspricht ihrer Rolle. Schlechtes Balancing wäre es erst wenn der Knappe plötzlich mächtiger als der Ritter wird weil sein Spieler zufällig das Book of broken feats gefunden hat.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 13:47
An der Stelle gehst du zu den schlimmsten Fehlern in diesem Thread zurück und ignorierst eigentlich alles bisher gesagte einfach.

In erster Linie das Balance abhängig von der Rolle des Charakters ist. Ein Spiel in dem der mächtige Erzmagier mächtig ist und der unerfahrene Schurke unerfahren ist wird deshalb nicht schlecht balanced.

Schlecht balanced wäre es wenn der unerfahrene Schurke dem Erzmagier vormacht wie man zaubert weil er das besser kann. Auch bei Angel Summoner & BMX Bandit würde kein Problem existieren wenn sie nicht Partner sondern Meister und Schüler wären.

An dieser Stelle gehst du zu den schlimmsten Fehlern in deinen Posts zurück und ignorierst voöllig, wie ich für meine Betrachtung "mechanisches Balancing" als neue Begrifflichkeit definiert habe.

Vor allem das letzte ist Quark. Man kann Bücher, Filme oder andere Nicht-Spielmedien nicht mit Rollenspielen vergleichen. In Geschichten passiert immer genau das und genau dann, was der Erzähler für richtig hält.
Entschuldige, aber mit Verlaub ist deine Aussage dazu genauso Quark. Auch AS+B-B ist kein RP, es ist ein Video-Clip. Wenn der als Vergleich herhalten darf, dann ein Buch sicher auch.

Zitat
Der Herr der Ringe funktioniert als Buch und als Film, aber als Rollenspielkampagne wäre kann es eine Katastrophe werden. Die Hobbitspieler würden können sich neben Dúnadan, Elben-, Zwergen- und Menschenkrieger mit Recht verarscht vorkommen, wenn es der Runde nicht gleingt, mit diesem Ungleichgewicht umzugehen.
Ich hab's mal korrigiert, so dass die Aussage für mich Gültigkeit hat.

Für mich und einige mir bekannte Spieler ist das eben nicht wichtig! Ich gehe sogar soweit und behaupte, dass in gewissen Gruppen ein sehr unterschiedlicher Machtgrad der Charaktere erst das rechte Spielerlebnis ausmacht. Ich finde es super spannend, den jungen Knappen des Ritters zu spielen.
(...)
Es ist wohl vom favorisierten Spielstil, dem Wettbewerbs Gedanken unter den Spielern und der Vorbereitung des SL abhängig, vom Vertrauen in Letzteren ganz zu schweigen.
Genau das meine ich. Die Aussage, Balancing sei für eine erfolgreiche Spielrunde wichtig, kann in Einzelfällen zutreffen, ist aber keine Regel.

@Arldwulf: Siehe meine Definition von mechanischem Balancing. Darüber möchte ich hier diskutieren.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 21.03.2013 | 13:50
Gerade HARP macht stufenübergreifend keine Klasse signifikant mächtiger, als andere. Bei Rolemaster wird der Schurke/Thief nicht über flüssig nur weil ein Magier dabei ist. Also bleiben jeder Klasse ihre Nischen erhalten.
Dann mal eine weitere Frage: Sagen wir Du würdest einen Dieb bauen und dann würdest Du Deine Oma (oder Deinen 7 Jährigen Neffen oder Sohn) einen Dieb bauen lassen (ohne ihm oder ihr Strategietipps zum Charakterbau zu geben). Würden diese beiden Charaktere gleichmächtig sein, oder würde Dein Charakter stärker sein?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Luxferre am 21.03.2013 | 13:51
@Arldwulf: Wieso? Mein Knappe kann definitiv Dinge, die sein Lehnsherr nicht beherrscht. Ist doch normal. Oder konnten Deine Lehrer immer alles besser, als Du? Es gibt ja glücklicherweise mehr, als ein Fachgebiet.

Und nein, gemäß der gängigen Meinung hier wäre ein Anfängercharakter in einer hochstufigen Gruppe unbalanced.

Du weißt nur noch nicht, dass Du nicht deren, sondern meiner Meinung bist  ~;D

Argh... Mit Tablet bin ich einfach zu langsam...
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 21.03.2013 | 13:54
@Arldwulf: Siehe meine Definition von mechanischem Balancing. Darüber möchte ich hier diskutieren.

Nur diskutiere ich eben anhand dieser Definition. Bei der du btw. übrigens doch vor ein paar Seiten ohnehin schon festgestellt hattest dass sich unsere Definitionen nicht unterscheiden.

Oder gilt:

Zitat von: Arldwulf
Unter mechanischen Balancing verstehe ich das Ausgleichen der Auswirkungen von Charakteraktionen unter Berücksichtigung ihrer Rolle im Spiel. Keine Ahnung ob diese Definition besser als deine ist - aber es ist die auf die sich meine Aussage bezog.

Ja, der Definition stimme ich so zu.

auf einmal nicht länger?

Dennoch kann ich doch nicht eine Welt per se als unbalanced darstellen nur weil es in dieser Welt unterschiedlich starke Protagonisten gibt. Es muss immer auch ihre Rolle berücksichtigt werden.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Luxferre am 21.03.2013 | 13:57
Dann mal eine weitere Frage: Sagen wir Du würdest einen Dieb bauen und dann würdest Du Deine Oma (oder Deinen 7 Jährigen Neffen oder Sohn) einen Dieb bauen lassen (ohne ihm oder ihr Strategietipps zum Charakterbau zu geben). Würden diese beiden Charaktere gleichmächtig sein, oder würde Dein Charakter stärker sein?

Kommt darauf an, was ich für eine Idee als Charakter habe und wie sehr sich die beiden in das System einlesen.

Da ich das System sehr gut kenne, könnte ich einen optimierten Dieb aus dem FF schütteln. Regelkenntnis macht selbstverständlich einen erheblichen Unterschied. Worauf willst Du hinaus?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 21.03.2013 | 13:58
@Arldwulf: Wieso? Mein Knappe kann definitiv Dinge, die sein Lehnsherr nicht beherrscht. Ist doch normal. Oder konnten Deine Lehrer immer alles besser, als Du? Es gibt ja glücklicherweise mehr, als ein Fachgebiet.

Natürlich. Das Charaktere sich immer auch unterscheiden ist doch ganz klar. Und das soll und muss auch so sein. Wie schon auf Stufe 1 schon gesagt: Balancing hat nichts mit Gleichmacherei zu tun.

Worum es geht ist die Frage ob die tatsächliche Stärke mit der für die Rolle erwarteten und angedachten Stärke übereinstimmt. Sprich: Ob der Knappe sich wie ein Knappe anfühlt und der Ritter sich wie ein Ritter. Gibt es dort eine zu große Diskrepanz hat dies Auswirkungen auf das Rollenspiel - bis dahin dass eine Rolle nicht länger plausibel spielbar ist.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 14:00
Zitat
Unter mechanischen Balancing verstehe ich das Ausgleichen der Auswirkungen von Charakteraktionen unter Berücksichtigung ihrer Rolle im Spiel. Keine Ahnung ob diese Definition besser als deine ist - aber es ist die auf die sich meine Aussage bezog.
Für mich ist das der relevantere Teil beim Balancing.

Vielleicht klarer formuliert zur Unterscheidung zwischen mechanischem und sozialem Balancing habe ich das später noch einmal:
Zitat
Unter mechanischem Balancing verstehe ich die Ausrichtung von Spielmechanismen auf das Ziel die Wertigkeit der Charaktere innerhalb der Spielwelt auszugleichen.
Soziales Balancing versucht, die Wertigkeit der Spieler innerhalb der Spielrunde auszugleichen.

Mag durchaus sein, dass die von dir zitierte Definition nicht ausreichend präzise war. Entschuldige bitte.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Luxferre am 21.03.2013 | 14:00
Natürlich. Das Charaktere sich immer auch unterscheiden ist doch ganz klar. Und das soll und muss auch so sein. Wie schon auf Stufe 1 schon gesagt: Balancing hat nichts mit Gleichmacherei zu tun.

Worum es geht ist die Frage ob die tatsächliche Stärke mit der für die Rolle erwarteten und angedachten Stärke übereinstimmt. Sprich: Ob der Knappe sich wie ein Knappe anfühlt und der Ritter sich wie ein Ritter. Gibt es dort eine zu große Diskrepanz hat dies Auswirkungen auf das Rollenspiel - bis dahin dass eine Rolle nicht länger plausibel spielbar ist.

Führe den letzten Absatz bitte mal weiter aus. Danke
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 14:02
Worum es geht ist die Frage ob die tatsächliche Stärke mit der für die Rolle erwarteten und angedachten Stärke übereinstimmt. Sprich: Ob der Knappe sich wie ein Knappe anfühlt und der Ritter sich wie ein Ritter. Gibt es dort eine zu große Diskrepanz hat dies Auswirkungen auf das Rollenspiel - bis dahin dass eine Rolle nicht länger plausibel spielbar ist.
Ich verstehe nicht, wo da Balancing drin ist. Das ist eine Frage der Transparenz und Schlüssigkeit des Regelwerks, hat aber imho mit Balancing nichts zu tun.
Zumindest nicht mit dem Balancing, über das ich in diesem Faden diskutieren will.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 21.03.2013 | 14:03
Kommt darauf an, was ich für eine Idee als Charakter habe und wie sehr sich die beiden in das System einlesen.

Da ich das System sehr gut kenne, könnte ich einen optimierten Dieb aus dem FF schütteln. Regelkenntnis macht selbstverständlich einen erheblichen Unterschied. Worauf willst Du hinaus?
Dir dürfte das klar sein. Ich denke viele auch hier im Thread haben die Vorstellung, dass der Charakterbau über Kaufsysteme eine Mächtigkeitsbalance gewährleistet. (Jeder hat die gleiche Anzahl an Charakterpunkte=>alle gebauten Charaktere sind gleichmächtig)
Die Balance, die Du im System siehst, bezieht sich darauf, dass jeder Spieler die Möglichkeit hat, dem Konkurrenzkampf mit einem anderen Spieler aus dem Weg gehen kann, indem er eine andere Klasse wählt und trotzdem seinen Anteil am Spiel liefern kann.
Sehe ich doch richtig so, oder?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Luxferre am 21.03.2013 | 14:08
Dir dürfte das klar sein. Ich denke viele auch hier im Thread haben die Vorstellung, dass der Charakterbau über Kaufsysteme eine Mächtigkeitsbalance gewährleistet. (Jeder hat die gleiche Anzahl an Charakterpunkte=>alle gebauten Charaktere sind gleichmächtig)
Die Balance, die Du im System siehst, bezieht sich darauf, dass jeder Spieler die Möglichkeit hat, dem Konkurrenzkampf mit einem anderen Spieler aus dem Weg gehen kann, indem er eine andere Klasse wählt und trotzdem seinen Anteil am Spiel liefern kann.
Sehe ich doch richtig so, oder?

Richtig. Ich selbst empfinde Konkurrenzkampf sogar als Hinderlich und störend.
Dennoch sehe ich auch Möglichkeiten für zwei Schurken, die aber unterschiedlich aufgestellt sind. Es muss nicht auf Krampf auf unterschiedliche Klassen hinauslaufen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 21.03.2013 | 14:11
Wiewowas VIERZEHN beiträge während ich den hier getippt habe? oÔ Ihr spinnt ja!

Sicher, so ein Ritter&Knappe / Mentor&Schüler / Hero&Sidekick - Setup ist denkbar; mag auch funktionieren wenn alle damit d'accord sind und sich auf einen Modus geeinigt haben. Ich würde z.B. folgende Bedingungen stellen: es geht nur, wenn kein dritter Spieler der Auffassung ist, der Knappe würde die Gruppe bremsen und aufhalten. Der SL muss den einmal beschlossenen Härtegrad durchziehen, und darf die Encounter nicht am schwächsten Glied ausrichten, weil das die anderen Spieler langweilen dürfte. Entsprechend muss der Knappenspieler damit rechnen, dass sein Charakter vorzeitig das Zeitliche segnet.

Zugegeben, ich kenne mich mit den von dir genannten Systemen nicht besonders aus. In D&D sind ein paar Stufen Unterschied diskutabel, aber was halt nicht geht, ist einen Erststufer mit einer Zehntstuferparty mitzuschicken oder so.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 21.03.2013 | 14:13
Dennoch sehe ich auch Möglichkeiten für zwei Schurken, die aber unterschiedlich aufgestellt sind. Es muss nicht auf Krampf auf unterschiedliche Klassen hinauslaufen.
Ich sehe das auch. Ich tippe aber, dass diese Möglichkeit vom System nicht motiviert wird.
Sprich: Das System sagt Dir nicht: "Ihr habt bereits einen Charakter, der Schlösser öffnen kann. Der Weg ist Dir verwehrt" und gibt Euch auch keine Motivation, die beiden Charaktere zu unterscheiden. Dazu müsst Ihr als Spieler selber den "Missstand" bemerken und, ich sag mal, gegenlenken.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Luxferre am 21.03.2013 | 14:14
Feuersänger, genau das meine ich.
Gruppeneinverständnis, klare Absprachen und einen reellen SL.
Rücksicht hin oder her. In den von mir genannten Systemen läufts definitiv anders, als in D&D. Ein Grund, warum D&D und ich uns getrennt haben ;)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Luxferre am 21.03.2013 | 14:18
Ich sehe das auch. Ich tippe aber, dass diese Möglichkeit vom System nicht motiviert wird.
Sprich: Das System sagt Dir nicht: "Ihr habt bereits einen Charakter, der Schlösser öffnen kann. Der Weg ist Dir verwehrt" und gibt Euch auch keine Motivation, die beiden Charaktere zu unterscheiden. Dazu müsst Ihr als Spieler selber den "Missstand" bemerken und, ich sag mal, gegenlenken.

Ja klar ist alles ALLES eine Sache der Absprachen MITeinander ;)
Aber ich widerspreche Dir und sage, dass man einen prima Schurken ohne Schlösser offenen spielen kann, weil meine genannten Systeme Möglichkeiten dafür hergeben.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 21.03.2013 | 14:19
Entschuldige, aber mit Verlaub ist deine Aussage dazu genauso Quark. Auch AS+B-B ist kein RP, es ist ein Video-Clip. Wenn der als Vergleich herhalten darf, dann ein Buch sicher auch.

Den Unterschied zwischen Satire und Epik kennst du aber? Davon abgesehen, AS+BB zeigt ja auch eine dysfunktionale Gruppe. Genauso wäre die Fellowship of the Ring im Rollenspiel dysfunktional.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 21.03.2013 | 14:23
Führe den letzten Absatz bitte mal weiter aus. Danke

Gern, aber das meiste ist bereits auf den vorherigen Seiten gesagt worden und ich mag mich ungern (noch mehr ^^) wiederholen. Insofern hilft es vielleicht mehr die vorherigen Seiten nochmal durchzuschauen, denn da steht das meiste schon und auch ausführlicher. Im Prinzip ist die Grundüberlegung dass Balancing immer nur anhand einer Erwartungshaltung gemessen werden kann.

Du kannst also etwas nicht wiegen ohne ein Gegengewicht zu haben - und unterschiedliche Gewichte können dennoch zueinander ausbalanciert sein wenn es der Erwartungshaltung entspricht. (Das auf den vorherigen Seiten genannten Beispiel hierzu sind ein kleines Mädchen und ein dicker Mann auf einer Wippe. Die Wippe kann hierbei durchaus ausgeglichen sein - solange ich vorher weiß wo sich die beiden hinsetzen sollten).

Das sind nun Metaphern, und man muss sie auf Rollenspielüberlegungen übertragen. Stell dir Angel Summoner nicht mehr mit BMX Bandit sondern mit "Smaller Angel Summoner" vor. Dieser ist wie der Knappe zum Ritter in einer Rolle die klar aussagt dass er eben (noch) kein gleichberechtigter Partner des Angel Summoners ist. Sondern noch lernt und es noch nicht so gut kann.

Das prinzipielle Powerniveau wäre hierbei immer noch gleich. Angel Summoner ist genausoviel mächtiger als "Smaller angel summoner" wie er dies gegenüber dem BMX Bandit ist. Trotzdem wäre die Geschichte nicht mehr witzig und albern sondern eigentlich völlig in Ordnung. Selbst das Problem dass Angel Summoner einen Grund braucht warum er seinen Freund denn überhaupt mitnimmt ist entschärft. Ohne das sich das Powerniveau ändert hat sich hierbei also die Wertigkeit des Balancings geändert von "absolut albern und unfair" zu "eigentlich genau wie erwartet"

Das gibt es auch anders herum. Während Knappe und Ritter super funktioniert, funktioniert "Ritter mit den Fähigkeiten eines Knappen" nicht mehr so gut. Seine fehlende Fertigkeit hat Auswirkungen im Rollenspiel, ändern die Sichtweise auf den Ritter. Bis dahin dass es ihm eben unmöglich sein kann im Rollenspiel den erfahrenen Meister des Schülers glaubwürdig darzustellen.

Setze ich den "leichten" Ritter eben auf den Platz des "schweren" Ritters so wird die Wippe kippen. Charakterrolle und mechanische Auswirkungen sind nicht voneinander unabhängig, wenn die mechanischen Auswirkungen nicht mehr zur Rolle passen erschwert man das Ausspielen dieser Rolle.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 21.03.2013 | 14:24
Ja klar ist alles ALLES eine Sache der Absprachen MITeinander ;)
Absprachen gehen immer. Keine Frage. :)
Zitat
Aber ich widerspreche Dir und sage, dass man einen prima Schurken ohne Schlösser offenen spielen kann, weil meine genannten Systeme Möglichkeiten dafür hergeben.
Da widersprichst Du mir nicht. Ich formuliere es mal um.
Sagen wir zwei Spieler haben die ungefähr die gleiche Idee eines Schurken. Beide haben unterschiedliche Erfahrungen mit dem System. Beide wollen, sagen wir, Schlösser knacken können. Was passiert?
Ich gehe davon aus, dass wenn sich die Beiden nicht absprechen, jeweils einen Dieb mit Schlösser knacken bauen. Der eine Charakter ist darin besser als der andere Charakter. wenn das "Schlösser knacken" jetzt für beide ein essentielles Element ihres Charakters ist, dann haben wir hier eine Konkurrenzsituation. Ich wette dass das System da keine Motivation gibt, diesen Missstand im Vorfeld zu unterbinden oder diese Situation zu demotivieren.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 21.03.2013 | 14:26
Für mich ist das der relevantere Teil beim Balancing.

Vielleicht klarer formuliert zur Unterscheidung zwischen mechanischem und sozialem Balancing habe ich das später noch einmal:
Mag durchaus sein, dass die von dir zitierte Definition nicht ausreichend präzise war. Entschuldige bitte.

Auch der von dir fett markierte Teil widerspricht den Aussagen doch nicht. Ein Ausgleich der Auswirkungen von Charakteraktionen muss natürlich immer berücksichtigen welcher Charakter dort eine Aktion macht. Es ist vollkommen legitim dass der Erzmagier besser zaubern kann als der Schüler der Magierakademie. Und hat auch nichts mit fehlerhaftem Balancing zu tun.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: First Orko am 21.03.2013 | 14:35
Kurzer Einschub zum Thema Ritter/Knappe: Ein System, bei dem diese Sidekick-Geschichte mit/durch mechanisches Balancing wunderbar funktioniert ist mE das Buffy-RPG - die Slayer ist ohne die Scooby Gang aufgeschmissen, aber bei allem was mit Vampiren zu tun hat rockt sie trotzdem das Haus.
Man hat nie das Gefühl, überflüssig zu sein aber trotzdem ist klar, wer das schnellste Pferd im Stall ist ;)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Luxferre am 21.03.2013 | 14:41
Sagen wir zwei Spieler haben die ungefähr die gleiche Idee eines Schurken. Beide haben unterschiedliche Erfahrungen mit dem System. Beide wollen, sagen wir, Schlösser knacken können. Was passiert?
Ich gehe davon aus, dass wenn sich die Beiden nicht absprechen, jeweils einen Dieb mit Schlösser knacken bauen. Der eine Charakter ist darin besser als der andere Charakter. wenn das "Schlösser knacken" jetzt für beide ein essentielles Element ihres Charakters ist, dann haben wir hier eine Konkurrenzsituation. Ich wette dass das System da keine Motivation gibt, diesen Missstand im Vorfeld zu unterbinden oder diese Situation zu demotivieren.

Hmm... Ich kann nur sagen, dass Konkurrenz bei uns aus vielerlei Gründen kaum eine, bis gar keine Rolle spielt.
Veranlagung der Spieler, vorherige Abstimmung und Absprachen...
Aber ich gebe Dir mit Deiner Wette recht. Das System bietet keine Möglichkeit im Vorfeld, Missstände zu unterbinden. Auch keine Mechanik, ein Schloss für jeden verhältnismäßig gleich schwer öffnen zu lassen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 14:49
Arldwulf, ich habe immer noch das Gefühl, wir reden ziemlich aneinander vorbei.
Um meine Definitionen vielleicht greifbarer zu machen, greife ich kurz das Bild der gestapelten Steine auf und erkläre daran, was ich meine:
(http://www.institut-husum.com/pix/steine%20gestapelt.jpg)

Die Steine sind unterschiedlich schwer => mechanisches Balancing ist nach meiner Definition davon nicht gegeben.
Mechanisches Balancing würde bedeuten, die Steine sind alle gleich schwer. Sie sind dadurch nicht gleich gemacht, da sie sich immer noch in Form, Farbe, Dichte, usw. unterscheiden können.

Ich erkenne leicht, dass die Steine unterschiedlich schwer sind => Transparenz ist gewährleistet. Jeder Spieler weiß, wie schwer sein Stein regeltechnisch wiegt.

Der Turm steht trotzdem, obwohl mechanisches Balancing nicht gegeben ist. Die Gruppe ist insgesamt aber ausbalanciert, und jeder hat seine Daseinsberechtigung. Das geschieht (vorrangig) über soziales Balancing.

Bringt uns das weiter, so dass wir beide vom gleichen sprechen?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 21.03.2013 | 14:58
@Gorilla:

Nicht wirklich.

Denn wenn wir Balancing als "alle sind gleich" definieren, so macht der ganze Thread keinen Sinn mehr. Ursprünglich ging es dir doch darum zu sagen dass viele Spieler sich zu häufig mit Balancing beschäftigen, oder?

Ich finde es in Ordnung das du versuchst deine eigene Definition von Balancing zu finden und auch zu erklären. Doch am Ende muss für dieses Anliegen die Definition von Balancing in derartigen Diskussionen als relevant angesehen werden. Und nicht deine. Ich neige aber dazu anzuzweifeln dass mit "das Balancing in XYZ ist schlecht" in solchen Diskussionen gemeint ist: "Es gibt in der Welt Erzmagier und Magierschüler!"

Was hilft es also zu sagen: "Redet weniger über ABC" wenn in diesen Diskussionen gar nicht über ABC geredet wird?

Balancing ist kein Kunstbegriff den wir zwei hier gerade zur Darstellung eines Sachverhaltes erfunden haben. Es ist bereits ein feststehender Begriff in unserer Sprache. Und so sehr du auch sagen magst "es gibt kein mechanisches Balancing bei den Steinen" so sehr muss man dir dort doch widersprechen. Die Steine sind eben genau wegen ihrer mechanischen Eigenschaften und ihrer Positionierung in Balance. Sie sind es nicht weil ich von aussen festhalte, auch nicht weil ich mit den Steinen per sozialer Kompetenz vereinbart habe das sie doch bitte nicht umfallen sollen solange ich ein Foto schieße. Sie sind es weil sie in Balance sind. Weil sie einander ausgleichen - ohne gleich zu sein.

Denn darum geht es. Was sie nicht sind ist gleich. Und wenn dein Anliegen ist: "Diskutiert weniger darüber alles gleich zu machen" find ich das auch legitim. Ich kenn nur ziemlich wenige Leute die derartige Diskussionen führen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 21.03.2013 | 14:58
Hmm... Ich kann nur sagen, dass Konkurrenz bei uns aus vielerlei Gründen kaum eine, bis gar keine Rolle spielt.
Veranlagung der Spieler, vorherige Abstimmung und Absprachen...
Klar. Geht mir aus den gleichen Gründen ähnlich. Zum Glück funktioniert bei mir die Kommunikation innerhalb der Gruppe ähnlich wie bei Dir. :)
Zitat
Aber ich gebe Dir mit Deiner Wette recht. Das System bietet keine Möglichkeit im Vorfeld, Missstände zu unterbinden. Auch keine Mechanik, ein Schloss für jeden verhältnismäßig gleich schwer öffnen zu lassen.
Solche Lücken treten meiner Einschätzung nach bei allen Rollenspielen auf. Sowas ist bei leibe kein Beinbruch. Schliesslich kann das eine gute Gruppe mit Leichtigkeit unterbinden. Cool wäre es aber, wenn solche Lücken schon vom Regelwerk unterbunden werden würden, zumal es meiner Meinung nach relativ einfach ginge, wenn die Designer wissen, was sie mit dem System bewirken wollen.
Dir dürfte das ziemlich klar sein. Sorry, dass ich Dich da missbraucht habe. :-[

@Gorilla:
Hast Du die Gedankenaustausche von Luxferre und mir mitgelesen?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 15:12
@Gorilla: Nicht wirklich.

Denn wenn wir Balancing als "alle sind gleich" definieren, so macht der ganze Thread keinen Sinn mehr. Ursprünglich ging es dir doch darum zu sagen dass viele Spieler sich zu häufig mit Balancing beschäftigen, oder?

Willst du mich nicht verstehen?
Es sind nicht alle Steine gleich, nur weil sie das gleiche Gewicht haben. Mechanisches Balancing sorgt dafür, dass alle Steine das gleiche Gewicht haben, auch wenn sie völlig unterschiedlich aussehen können.
Das Gewicht ist gleich, alles andere kann sich unterscheiden.
Deine Aussage wäre: wenn irgendein Attribut übereinstimmt, ist alles "gleich gemacht". Ein Hund und ein Mensch sind genau gleich, weil beide zwei Augen haben -  so verstehe ich deine Aussage zur "Gleichmacherei".
Diese Gleichmacherei findet bei "meinem" mechanischen Balancing aber nicht statt, nur das eine Attribut "Einflussmöglichkeiten auf die Spielwelt" ist bei allen Charakteren in gleichem Maße ausgeprägt. Der eine kann trotzdem Ritter sein und der andere Magier.

Und auch wenn dieses mechanische Balancing nicht gegeben ist, kann das Spielerlebnis trotzdem innerhalb der Spielrunde ausgeglichen sein. (= soziales Balancing)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 21.03.2013 | 15:24
Mechanisches Balancing sorgt dafür, dass alle Steine das gleiche Gewicht haben, auch wenn sie völlig unterschiedlich aussehen können.

Und wer legt das fest? In diesem Falle: Du.

Nun ist aber das Problem dass sowohl Mechanik als auch Balancing in unserer Sprache schon Bedeutungen haben. Und ja: Ob ein Stein weiter links oder rechts ist und welches Kräfte er auf die unter ihm liegenden Steine auswirkt ist ein Bestandteil der Mechanik. Nicht nur sein Gewicht. Und es beeinflusst das Balancing weil dieses eben über viele Faktoren und nicht nur über einen definiert wird.

Und darum geht es: Du redest über Dinge die du ansprechen möchtest aber verwendest dafür Begriffe welche eine andere Bedeutung haben.

Dummerweise ist das was du ansprechen möchtest bereits etwas bei dem du die Bedeutung anders verwendest. Und das macht diese Diskussion so problematisch. Du willst doch ansprechen das in Diskussionen zu oft über ein bestimmtes Thema gesprochen wird. Wie geht dass wenn du dabei ignorierst welche Bedeutung die dort verwendeten Begriffe haben - und deine eigenen Definitionen dieser Begriffe erfindest?

Du sagst

Diese Gleichmacherei findet bei "meinem" mechanischen Balancing aber nicht statt, nur das eine Attribut "Einflussmöglichkeiten auf die Spielwelt" ist bei allen Charakteren in gleichem Maße ausgeprägt.

Hey, und das ist super. Denn genau das ist es was in den von dir im Ausgangsposting angesprochenen Debatten im Vordergrund steht. "Wir brauchen mehr Gleichmacherei" hab ich dagegen bisher irgendwie noch nie gehört-.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Galatea am 21.03.2013 | 15:51
Arldwulf, ich habe immer noch das Gefühl, wir reden ziemlich aneinander vorbei.
Um meine Definitionen vielleicht greifbarer zu machen, greife ich kurz das Bild der gestapelten Steine auf und erkläre daran, was ich meine:
(http://www.institut-husum.com/pix/steine%20gestapelt.jpg)

Die Steine sind unterschiedlich schwer => mechanisches Balancing ist nach meiner Definition davon nicht gegeben.
Mechanisches Balancing würde bedeuten, die Steine sind alle gleich schwer. Sie sind dadurch nicht gleich gemacht, da sie sich immer noch in Form, Farbe, Dichte, usw. unterscheiden können.

Ich erkenne leicht, dass die Steine unterschiedlich schwer sind => Transparenz ist gewährleistet. Jeder Spieler weiß, wie schwer sein Stein regeltechnisch wiegt.

Der Turm steht trotzdem, obwohl mechanisches Balancing nicht gegeben ist. Die Gruppe ist insgesamt aber ausbalanciert, und jeder hat seine Daseinsberechtigung. Das geschieht (vorrangig) über soziales Balancing.

Bringt uns das weiter, so dass wir beide vom gleichen sprechen?
Mechanisches Balancing IST im Falle der Steine gegeben, indem das System vorschreibt wie die Steine aufeinanderzusetzen sind.
Würde man den großen Stein ganz nach oben setzen bräche das Gebilde zusammen.

Es gibt Systeme, die so funktionieren - in denen man beispielsweise einen Adeligen und seinen Begleiter/Berater spielt (oder im Falle des Buffy-RPGs einen Slayer und seine Sidekicks). Aber auch hier muss das mechanische Balancing stimmen - der Gruppenführer ist ganz klar der wichtigste Charakter, aber es gibt eben viele Dinge die er nicht tun kann (der Adelige kann sich aufgrund seines Bekannheitsgrades kaum ungesehen bewegen, d.h. er benötigt seine Begleiter um "inoffizille" Jobs zu erledigen, oder einfach Aufgaben die seinem Stand nicht angemessen sind oder zu Rufschaden führen würden - außerdem besitzt er auf vielen Gebieten sicher kein Detailwissen). Ohne seine Gruppe ist er aufgeschmissen.
Das IST mechanisches Balancing.

Auch mechanisches Balancing kann unterschiedliche Formen annehmen und ist bei weitem nicht nur auf "wir geben allen immer die gleichen Chancen" beschränkt.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 21.03.2013 | 16:11
@Gorilla: Es geht letztlich dabei auch nicht darum dass du nun falsch verstanden wirst. Die Grundaussage: "trotz fehlendem mechanischem Balancing kann die Gruppe ausgeglichen sein" ist doch sehr einfach zu verstehen, und hier widerspricht dir wohl auch keiner. Nicht einmal mit "deiner" Definition der Begriffe.

Nur gibt es eben Gründe diesen Ansatz als nicht ideal anzusehen. Es ist das Umfahren des Hindernisses, nicht das ausräumen. Es ist auch nicht ohne kosten - soziale Vereinbarungen beispielsweise sind wie oben beschrieben leicht in der Lage eine Distanz zur Charaktersicht zu erzeugen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 17:42
Ich versuch's nochmal.
In einem jüngeren Faden wurden unterschiedliche Arten von Balancing definiert. Der Begriff "mechanisches Balancing" taucht dort nicht auf. Deshalb ist es imho durchaus legitim, dass ich diesen Begriff mit einer Definition versehe und dann verwende.
Das ist erfolgt.
Wer dann unabhängig von meiner Definition dennoch von anderen Dingen redet als ich, der redet an dem von mir angesprochenen Thema vorbei.
Von dieser Meinung bin ich tatsächlich auch nicht abzubringen.

Unabhängig von der Diskussion hier können wir aber sehr gerne über diese Definition diskutieren. Aber das führt uns in diesem Thema nicht weiter.

Auch mechanisches Balancing kann unterschiedliche Formen annehmen und ist bei weitem nicht nur auf "wir geben allen immer die gleichen Chancen" beschränkt.
Nach meiner Definition nicht. Wobei auch meine Definition nicht sagt, dass alle Charaktere immer die gleichen Chancen haben müsssen - wenn dann eventuell auf einer sehr abstrakten Ebene.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 21.03.2013 | 19:09
OK, lass uns mal bei deiner Definition bleiben, unabhängig davon wie du sie nennst. Und ignorieren dass die anderen deren intensive Beschäftigung mit dem Thema du anmoserst offenbar eine andere Definition haben. Du sagst sie bezieht sich auf die den Ausgleich der Auswirkungen von Spieleraktionen. Soweit so richtig?

Dann würde mich interessieren wie genau dies laut dir eigentlich dafür sorgt das ein Verzicht darauf von Zwängen befreit. Normalerweise sollte man ja davon ausgehen - und genau dies ist auch meine Erfahrung - dass die Förderung einer großen Bandbreite von Aktionen auch zu Vielfalt in der Wahl der Spieleraktionen sorgt. Und je mehr Auswahl ich habe, umso freier bin ich auch dahingehend was ich wähle.

Wie genau befreit es also die Spieler von Zwängen wenn es weniger sinnvolle Aktionen gibt?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 19:22
Ich wüsste nicht, wo ich daran "ummosere", dass sich Andere auch intensiv mit dem Thema beschäftigen. Ich verstehe auch nicht ganz, weshalb deren Meinung mehr wert sein sollte, als meine und ich mich damit zum Schweigen verdonnert fühlen müsste.
Ich honoriere die Beschäftigung "dieser Anderen" mit dem Thema sogar in besonderem Maße dadurch, dass ich eben nicht darauf abziele, deren Ausführungen zu widerlegen, sondern das Thema von einer davon völlig unabhängigen Seite beleuchte (und dafür auch eigenen Definitionen mit ins Spiel bringe).

Die Unterstellung, ich würde "Andere anmosern" fand ich jetzt nicht so nett, abgesehen davon aber danke ich dir für die Bereitschaft, meine Definitionen in Zuge meiner Betrachtungen zu akzeptieren.

Dann würde mich interessieren wie genau dies laut dir eigentlich dafür sorgt das ein Verzicht darauf von Zwängen befreit. Normalerweise sollte man ja davon ausgehen - und genau dies ist auch meine Erfahrung - dass die Förderung einer großen Bandbreite von Aktionen auch zu Vielfalt in der Wahl der Spieleraktionen sorgt. Und je mehr Auswahl ich habe, umso freier bin ich auch dahingehend was ich wähle.

Wie genau befreit es also die Spieler von Zwängen wenn es weniger sinnvolle Aktionen gibt?
Ich verstehe die Frage leider nicht. Sorry.
Das mechanische Balancing (so wie ich es hier verstehe), bringt doch gerade diese Zwänge mit. Der Verzicht auf mechanisches Balancing beeinflusst doch auch in keiner Weise, wie viele sinnvolle Aktionen zur Verfügung stehen. Mechanisches Balancing fördert auch in keiner Weise, dass eine größere Bandbreite an Aktionen zur Verfügung steht.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 21.03.2013 | 19:44
Nein, Balancing bedeutet - ja auch in deiner Definition - Ausgleich. Ich habe also die freie Wahl aus verschiedenen gleichwertigen Optionen. Mangelnde Balance bedeutet das es diesen Ausgleich nicht gibt - die Optionen sind nicht gleichwertig. Was uns zu der sibirischen Wahl bringt. In der ich zwar genug Optionen habe, aber keine echte Wahlfreiheit.

Ausgeglichene Optionen bieten nunmal immer die größte Auswahl.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 21.03.2013 | 19:54
Unter mechanischem Balancing verstehe ich die Ausrichtung von Spielmechanismen auf das Ziel die Wertigkeit der Charaktere innerhalb der Spielwelt auszugleichen.
Soziales Balancing versucht, die Wertigkeit der Spieler innerhalb der Spielrunde auszugleichen.
Und was ist, wenn ohne Spielmechanismen versucht wird, die Wertigkeit der Charaktere untereinander auszugleichen? Ist das dann ein soziales, mechanische Balancing?

Und was ist, wenn mit Hilfe der Regelmechanik versucht wird, die Spieler innerhalb der Spielrunde auszugleichen? Haben wir dann ein mechanisches, soziales Balancing?

Ich finde es nicht hilfreich, wenn man das Ziel (Charakter ausbalanciert, Screentime der Spieler ausbalanciert) und die Methode (Regelmechanismus, Soziales) vermischt. Man sollte beides getrennt betrachten.

Und genau an der Stelle sehe ich das anders.
Welchen der beiden Sätze siehst du anders? Dass sich Spotlight über soziale Verhaltensweisen balancieren lässt? Oder dass es schwer, aber möglich ist, Charakterbalancing über soziale Verhaltensweisen zu balancieren?

Zitat
Wir haben in einer Runde Spieler A und Spieler B.
Spieler A spielt Angel Summoner. Spieler B spielt BMX-Bandit. Spieler A hat also den mächtigeren Charakter und in Bezug auf mechanisches Balancing läuft hier offensichtlich einiges falsch.
Nun ist es aber so, dass Spieler A ein sehr passiver Spieler ist. So richtig passiv. Er macht also insgesamt nur alle 60 Minuten den Mund auf und bringt dann solch hilfreichen Input wie: "Angel Summoner überprüft noch einmal seine Ausrüstung."
Spieler B dagegen ist ein sehr aktiver Spieler. Obwohl sein Charakter sehr oft an seine Grenzen stößt, macht er unbeirrt weiter.
Die Runde läuft sehr unausgeglichen.

Ließe sich dier Zustand nun durch mechanisches Balancing beheben? Nein. Egal wieviel mehr Potential wir Angel Summoner noch geben oder egal wie wir sonst versuchen, die Unterschiede in den Wertigkeiten der Charaktere zu nutzen, es ändert nichts.
Was ist dein Ziel? Ist dein Ziel eine ausgeglichenes Charakterbalancing? Oder ist dein Ziel ein ausgeglichenes Screentime-Balancing?

Beides lässt sich regelmechanisch durchführen. Für beides gibt es aber unterschiedliche regelmechanische Ansätze.

Gebt doch mal ein Rollenspielbeispiel für ein Charakterbalancingsystem.
Gurps, SW und D&D4
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 20:02
Nein, Balancing bedeutet - ja auch in deiner Definition - Ausgleich. Ich habe also die freie Wahl aus verschiedenen gleichwertigen Optionen. Mangelnde Balance bedeutet das es diesen Ausgleich nicht gibt - die Optionen sind nicht gleichwertig. Was uns zu der sibirischen Wahl bringt. In der ich zwar genug Optionen habe, aber keine echte Wahlfreiheit.
?? Verstehe ich nicht.
"Ich habe die Auswahl aus verschiedenen gleichwertigen Optionen" - das sagt überhaupt nichts über die Anzahl möglicher Aktionen aus.
Fehlende Balance und damit fehlender Ausgleich mag dazu führen, dass die Optionen nicht mehr gleichwertig sind - aber auch das sagt über die Anzahl möglicher Aktionen nichts aus.

Zitat
Ausgeglichene Optionen bieten nunmal immer die größte Auswahl(...)
...an gleichwertigen Aktionen. (und dem "immer" stimme ich so auch nicht zu).

Aber ich glaube zu verstehen, worauf du hinaus willst: Man kann die Wahl haben zwischen Kuchen, Eis und Juckreiz. Kuchen und Eis sind gleichwertig, also balanciert, Juckreiz schneidet da eher schlecht ab.
Dadurch dass, Juckreiz eine schlechte Wahl ist, stellt es keine echte Alternative mehr dar.
Im Rollenspiel jedoch ist es durchaus nicht unüblich, dass ein Spieler die Entscheidung für eine (nicht balancierte) "schlechtere" Option wählt, weil er es für richtig hält, auch wenn es ihn "dem Sieg" nicht näher bringt. Beim Rollenspiel geht es imo eben nicht ums "Gewinnen", sondern man misst i.d.R. seinen Spaß und Erfolg an anderen Faktoren (eine geile Szene, ein grandioser Kalauer, ein anspruchsvoller taktischer Kampf (den man auch durchlebt und nicht nur errechnet), ein Ingame-Gespräch u.A.).

Welchen der beiden SÄtze siehst du anders? Dass sich Spotlight über soziale Verhaltensweisen balancieren lässt? Oder dass es schwer, aber möglich ist, Charakterbalancing über soziale Verhaltendsweisen zu balancieren?
Sorry, checke ich jetzt so nicht, worauf du hinaus willst.

Zitat
Was ist dein Ziel? Ist dein Ziel eine ausgeglichenes Charakterbalancing? Oder ist dein Ziel ein ausgeglichenes Screentime-Balancing?
Beides lässt sich regelmechanisch durchführen. Für beides gibt es aber unterschiedliche regelmechanische Ansätze.
Siehe dazu meine Definition von mechanischem Balancing:
Zitat
Unter mechanischem Balancing verstehe ich die Ausrichtung von Spielmechanismen auf das Ziel, die Wertigkeit der Charaktere innerhalb der Spielwelt auszugleichen.
Screentime-Balancing kann also auch mechansiches Balancing sein, keine Frage, aber reicht nicht zwangsläufig aus (ebensowenig wie Charakter-Balancing), jedem Spieler ein Gefühl von erlebter Gerechtigkeit zu vermitteln. ("Klar hatten wir gleich viel Szenen/Spotlights, aber deine waren viel wichtiger/spannender/größer/bunter/schneller als meine.")
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 21.03.2013 | 20:06
Sorry, checke ich jetzt so nicht, worauf du hinaus willst.
Du hattest in Post #286 (http://tanelorn.net/index.php/topic,82947.msg1672875.html#msg1672875) geschrieben, dass du das anders siehst. Und ich habe nicht gecheckt, worauf du hinaus willst. Was siehst du wo anders?

Zitat
Siehe dazu meine Definition von mechanischem Balancing:Screentime-Balancing kann also auch mechansiches Balancing sein, keine Frage, aber reicht nicht zwangsläufig aus (ebensowenig wie Charakter-Balancing), jedem Spieler ein Gefühl von erlebter Gerechtigkeit zu vermitteln. ("Klar hatten wir gleich viel Szenen/Spotlights, aber deine waren viel wichtiger/spannender/größer/bunter/schneller als meine.")
Das habe ich bisher noch nie erlebt. Wenn jemand viele Spotlights hatte, dann war er damit auch zufrieden. (Vorausgesetzt, ihm waren Spotlights wichtig.)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 21.03.2013 | 20:23
Gurps, SW und D&D4
Das Thema hatten wir schon durch. (Siehe Gedankenaustausch zwischen Luxferre und mir) Du bist zu spät. :)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 21.03.2013 | 21:03
Das mit den unterschiedlich guten/interessanten/etc Spotlights kann ich schon nachvollziehen.
Ich versteh darunter beispielsweise folgendes, was ich bei D&D schon tausendmal erlebt habe:

SC 1 hat Spotlight. Er ist Zauberer. Es gibt ein Problem. Er geht sein Zauberbuch durch. Überlegt sich, mit welcher kreativen Anwendung eines ihm bekannten Zaubers er das Problem lösen kann. Er entscheidet sich vielleicht für die magische Erschaffung von Stein, um z.B. einen Pfad zu bereiten. Er beschreibt, wohin er den Stein beschwört und in welche Form und Dimensionen er ihm gibt.
Das alles zeugt von diversen geistigen Leistungen, und wenn alles klappt, hat man die Befriedigung, mit unkonventionellen Mitteln und eigenem Hirnschmalz eine kreative Lösung erzielt zu haben.

SC 2 hat Spotlight. Er ist Schurke. Eine verdächtig aussehende Tür ist zu öffnen. Das geht dann im besten Falle so: "Ich such nach Fallen" *würfel* - "Ich versuch sie zu entschärfen." *würfel* - "Ich knacke das Schloss" *würfel*.
Immer das gleiche Schema F. Man hat 3-4 Skills, die man der Reihe nach runterwürfelt. Bei Erfolg hat man bewiesen, dass man einen Würfel rollen lassen kann.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 21:11
Du hattest in Post #286 (http://tanelorn.net/index.php/topic,82947.msg1672875.html#msg1672875) geschrieben, dass du das anders siehst. Und ich habe nicht gecheckt, worauf du hinaus willst. Was siehst du wo anders?
Die Definitionen in dem von dir genannten Faden, helfen mir bei meinem "Problem" nicht weiter. Deshalb habe ich andere aufgestellt, die anhand derer ich meine Argumentation aufbauen kann.

Zitat
Das habe ich bisher noch nie erlebt. Wenn jemand viele Spotlights hatte, dann war er damit auch zufrieden.
Eine absolute Aussage.
Zitat
(Vorausgesetzt, ihm waren Spotlights wichtig.)
Deren Gültigkeit du damit wieder einschränkst und damit deine eigene Aussage (im Sinne einer Allgemeingültigkeit) widerlegst.

Wobei ich dir in der Sache grundsätzlich schon zustimme: In aller Regel führen viele Spotlights für einen Spieler dazu, dass er mehr Spaß hat. Ein mechanisches Erzwingen von mehr Spaß kann durch eine Regelung für die Verteilung von Spotlights aber nicht erreicht werden.

@Feuersänger: Genau das meinte ich.
Alleine die Tatsache, dass ein Spieler ein Spotlight hat, macht ihn nicht einmal in diesem Moment zwangsläufig wahnsinnig froh. Es braucht also offensichtlich noch mehr.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 21.03.2013 | 21:20
@Feuersänger
D&D ist ein System mit Charakterbalancing.

Wenn du an Spotlightbalancing interessiert bist, würde ich eher Systeme wie PtA oder The Pool empfehlen. Hier hast du sehr ausgeglichenes Spotlightbalancing und der Spieler bestimmt quasi selber, welche Art von Spotlight er bekommt.

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch Buffy, wo du dir aussuchen kannst, ob du einen starken SC mit schwachen Spotlight oder einen schwachen SC mit starken Spotlight erschaffst. (Je nachdem, was einem wichtiger ist. Interessant sind beide Charakterklassen.)

Btw, "Türen öffnen" würde ich nicht als Spotlight bezeichnen. Spotlight wäre z.B. eher ein heimlicher Einbruch. (Genau so wenig, wie es Spotlight beim 10stufigen Krieger ist, einen 1stufigen Goblin zu erschlagen.)

Deren Gültigkeit du damit wieder einschränkst und damit deine eigene Aussage (im Sinne einer Allgemeingültigkeit) widerlegst.
Nein. Wenn jemanden Spotlight unwichtig ist, dann bringt es nichts, auf Spotlight zu balancieren. Dass man nur das balancieren sollte, was den Spielern wichtig ist, sollte imho trivial sein.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 21.03.2013 | 21:32
Ich lege keinen besonders großen Wert auf "Spotlights" in diesem Sinne. Ehrlich gesagt finde ich allein den Begriff albern. Das weckt bei mir Assoziationen von Steptänzern mit Strohhut und Spazierstock. Ich halte es generell nicht für erstrebenswert, turnusweise einen Spieler minutenlang solo tanzen zu lassen während die anderen danebenstehen und zuschauen.
Erinnert sich noch jemand an das Decking in SR2? Brrrr. Und was ist der meistgesagte Satz bei der Erstellung von SR2/3 Gruppen? "Keine Decker!"
Deswegen mag ich z.B. auch keine Systeme, in denen die Kompetenzen nach dem Motto "1x Kampf / 1x Soziales / 1x Schurkisches / etc" verteilt sind, sondern möchte, dass jeder Charakter eine Rolle im Kampf und eine Rolle außerhalb des Kampfes hat. Idealerweise freilich sollten die Charaktere auch in Nichtkampfsituationen etc. zusammenarbeiten können. Ist aber natürlich meistens nicht durchgängig umsetzbar.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 21.03.2013 | 22:07
"Ich habe die Auswahl aus verschiedenen gleichwertigen Optionen" - das sagt überhaupt nichts über die Anzahl möglicher Aktionen aus.

Exakt. Die maximale Anzahl an Aktionen ist schlichtweg "alle". (Mal ignorierend das man mit genug Feinarbeit natürlich unendlich viele sich dann in kleinen Details unterscheidende Aktionen hat).

Mehr als dieses "alle" gibt es nicht, schon per Definition.

Ein System mit Balancingfokus sagt nun: Ich versuche diese Aktionen alle (mal unabhängig von der Situation betrachtet) gleichwertig zu machen, damit der Spieler aus der für ihn am passendsten Aktion wählen kann. Es kann durchaus Unterschiede zwischen den Aktionen geben und die eine Aktion kann besser klappen als die andere. Und auch der Schwierigkeitsgrad der Aktion kann unterschiedlich sein. Aber das liegt dann an der Situation, nicht das die eine Aktion generell bevorteilt ist.

Es wird also keine Aktion generell bevorteilt oder benachteiligt.

Genau dies gibt es bei einem unbalanciertem System aber nicht, dort sind einzelne Optionen bevorteilt oder benachteiligt. Ich stimme dir nun durchaus zu dass es Spieler gibt die gern absichtlich eine schlechtere Option wählen möchten. Dies lässt sich in einem ausbalanciertem System aber ebenso durchführen da ich dort auf eine andere Ebene wechseln kann was die Schwierigkeit oder die Fähigkeiten des Charakters angeht.

Viel wichtiger ist aber: Wenn 50% sich von diesem Ungleichgewicht nicht Abschrecken lassen hat man dennoch die Hälfte der Spieler an dieser Stelle verloren - für sie gibt es nun eine geringere Auswahl. Selbst wenn es 100% wären die diesen Weg mitgehen so hätte man noch nichts gewonnen, sondern nur den Status Quo. (Und du bist dir sicher selbst bewußt das es eben eher ein viel geringerer Prozentsatz ist)

In deinem Ausgangsposting sprichst du aber davon man könne sich durch das Weglassen von Balancing von Zwängen befreien. Dadurch also etwas für das eigene Spiel gewinnen. Was genau ist dies? Was kann ich denn wenn ich das Balancing weglasse was ich vorher nicht konnte? Welches ist der Zwang wenn mir alle Optionen offenstehen, ohne das ich für die eine bestraft und für die andere belohnt werde?

Im Rollenspiel jedoch ist es durchaus nicht unüblich, dass ein Spieler die Entscheidung für eine (nicht balancierte) "schlechtere" Option wählt, weil er es für richtig hält, auch wenn es ihn "dem Sieg" nicht näher bringt. Beim Rollenspiel geht es imo eben nicht ums "Gewinnen", sondern man misst i.d.R. seinen Spaß und Erfolg an anderen Faktoren (eine geile Szene, ein grandioser Kalauer, ein anspruchsvoller taktischer Kampf (den man auch durchlebt und nicht nur errechnet), ein Ingame-Gespräch u.A.).

Ich denke hier liegt ein großer Unterschied in unseren Denkweisen, denn die von dir aufgezählten Dinge sind aus meiner Sicht alles OOC bereffend. Ich denke dort viel stärker aus Charaktersicht, und die OOC "Belohnungen" ergeben sich von allein wenn ich die Möglichkeit habe meinen Charakter möglichst gut auszuspielen. In deinen Postings scheint Balancing rein etwas zu sein das sich in Ausrechnen und Gewinnmöglichkeiten definiert.

Für mich ist es das was mir ermöglicht meinen Charakter frei auszuspielen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 21.03.2013 | 22:28
Ich halte es generell nicht für erstrebenswert, turnusweise einen Spieler minutenlang solo tanzen zu lassen während die anderen danebenstehen und zuschauen.
Wie gesagt. Ich hatte extra dazugeschrieben: "Wenn die Spieler Spotlight wollen."

Natürlich gibt es auch Spieler, die keinen Wunsch nach Spotlight verspüren. Da ist so etwas natürlich sinnlos. Aber viele Spieler verspüren den Wunsch danach.

Und auch bei einem Einbruch muss das ganze kein Solo-Durchgang sein sondern kann auf Teamwork beruhen:
- Der Face klingelt an der Tür und labert den Besitzer voll.
- Der Einbrecher geht durch die Hintertür rein und schleicht sich durchs Haus.
- Der Hacker holt sich den Gebäudeplan und hackt sich online in den Computer ein, um die Sicherheitstür zu öffnen.
- Und sobald Hacker und Einbrecher gemeinsam das Alarmsystem deaktiviert haben, taucht Mr. Muskelmann auf, schlägt den Besitzer KO und zerrt ihn ins Gebäude.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 21.03.2013 | 23:36
Puh, keine Zeit für die letzten drei Seiten (und den Neben-Thread zur Definition).
Wenn ich Bekanntes oder schon Erledigtes wiedergebe, korrigiert mich bitte.

Aber die folgenden Überlegungen halte ich für wichtig:

Ein Aspekt, den ich immer wieder heraushöre, ist die Charaktereffektivität.
Schauen wir uns nochmal meine Definition der Balance von Charaktereffektivität an: Die Fähigkeit der Spieler, über ihre Charaktere Einfluss auf die Spielwelt zu nehmen, muss ungefähr gleich sein (zumindest bei Startcharakteren).

Das höre ich so oft:
„Mein Charakter muss etwas leisten können“, „er darf nicht überall schlechter sein als andere“, „er muss einen Bereich haben, wo er glänzen kann usw.“
Warum denn?
Dieses „Müssen“ stelle ich prinzipiell in Frage.

Die Frage nach der Bedeutung der Balance stellt sich doch nur, wenn ich diese Charaktereffektivität als unbedingt notwendig unterstelle. Aber muss das wirklich so sein?
Wieso reicht eine gleichmäßige Verteilung der Screentime nicht völlig aus?

Ich stelle mir eine Rollenspielrunde vor, in der der nulpige Nichtskönner ebenso viel Zeit für das bekommt, was er gerne macht und ausspielt wie der tolle Held, der ständig Monster umlegt.
Warum sollte es keinen Spaß machen, den Nichtskönner zu spielen?

Wenn das keinen Spaß machen würde, verstehe ich nicht, wieso ein Spiel wie Fiasco so wunderbar funktioniert.

Das ganze Gewürge in D&D, wie man den Barden so umbauen könne, dass er im Kampf ebenso „nützlich“ sei wie der Krieger, zeigt das Problem exemplarisch.

Die Notwendigkeit, einen Charakter zu spielen, der nicht „schlechter“ ist als die anderen, ergibt sich also nur in Systemen oder Spielgruppen, die den beständigen Erfolg einer Gruppe zum Ziel haben. Nur dann muss ich Wert darauf legen, dass mein Charaktere „fähig“ ist und „was reißen“ muss.
Das aber schränkt die Möglichkeit an Charakteren, die in generell spielen könnte, durch einen vielleicht überflüssigen Regelmechanismus massiv ein.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 21.03.2013 | 23:42
@Falke: Es ist dann ein müssen wenn für die Verkörperung der Rolle hierfür eine Notwendigkeit besteht. Sprich: Wenn die Rolle ohne diese Einflussmöglichkeit durch den Charakter nicht plausibel darstellbar ist. "Max ist ein eleganter und spitzzüngiger Duellant" lässt sich eben nur dann plausibel darstellen wenn Max Fähigkeiten in Duellen hat.

Genauso wie sich "beschützt die hilflosen" nicht ohne tatsächliche Aktionen darstellen lässt.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 21.03.2013 | 23:48
@Falke: Es ist dann ein müssen wenn für die Verkörperung der Rolle hierfür eine Notwendigkeit besteht. Sprich: Wenn die Rolle ohne diese Einflussmöglichkeit durch den Charakter nicht plausibel darstellbar ist. "Max ist ein eleganter und spitzzüngiger Duellant" lässt sich eben nur dann plausibel darstellen wenn Max Fähigkeiten in Duellen hat.

Genauso wie sich "beschützt die hilflosen" nicht ohne tatsächliche Aktionen darstellen lässt.

Da sind wir uns einig, aber dabei geht es in meinen Augen viel eher um Transparenz (der Spieler bekommt, was er sich vorstellt), als um Balance. Aber:
1) wenn ich den Aspekt "Beschützt die Hilflosen" durch die Unbalanciertheit erreiche, dass ich das viiiiel besser als alle anderen kann, hilft mir das doch sogar noch mehr, das zu spielen, was ich will und
2) ein Charakter, der sich als "Beschützer der Hilflosen" definiert, ist nicht deshalb ein "schlechterer" Charakter, weil er nicht in jeder Situation seinen Charakter ausspielen kann. Ist ein Feuerwehrmann, der schlechter Brände löscht als ein anderer, deswegen kein Feuerwehrmann mehr? Oder bildet er nicht vielmehr das Potential für einen noch interessanteren Charakter?

*Nachtrag*

Noch ein (versimpeltes) Beispiel: Nehmen wir an, meine Rollenvorstellung umfasst "ich will mehr Schaden im Nahkampf austeilen als jeder andere". Nehmen wir weiter an, ein anderer Mitspieler will dieselbe Rollenvorstellung umsetzen. Mechanisch kann ich beide Charaktere "ausbalancieren", so dass sie gleich viel Schaden austeilen, aber dadurch helfe ich keinem der beiden Charaktere, sein angestrebtes Charakterkonzept umzusetzen. Folgerung: Die Vorstellung, über mechanisches Balancing garantieren zu können, dass ich mein Charakterkonzept auch umsetzen kann, ist illusorisch.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Sashael am 21.03.2013 | 23:59
1) wenn ich den Aspekt "Beschützt die Hilflosen" durch die Unbalanciertheit erreiche, dass ich das viiiiel besser als alle anderen kann, hilft mir das doch sogar noch mehr, das zu spielen, was ich will
Das Problem an Unbalanciertheit ist doch nicht, dass ich das, was ich erreichen will, besser kann als alle Anderen. Vielmehr kann es zu der Situation kommen, dass ein SC, dem die Hilflosen meilenweit am Boppes vorbeigehen, viel besser darin ist, sie zu beschützen und der, der den Aspekt "Beschützt die Hilflosen" hat, kann dann zusehen, wie jemand "seinen" Job viel besser erledigt, obwohl er es gar nicht will.

Das kann zu tollem Rollenspiel führen, wenn der Beschützer den Fähigen immer wieder erneut dazu bringt, seine Kräfte dann doch für die Hilflosen einzusetzen. In den meisten Fällen wird es aber nur zu Frust auf der Seite des Beschützer führen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 22.03.2013 | 00:01
Dieses "müssen" ist der subjektive Anspruch des individuellen Spielers. Das hat nichts mit Vorschriften des Systems zu tun. In den üblichen Systemen wirst du keine Vorschrift finden à la "Der Charakter muss in mindestens einer Sache der Beste der Gruppe sein, sonst darfst du nicht mit ihm spielen". (Da es ungefähr 1,3x so viele Systeme wie Rollenspieler gibt, würde ich nicht behaupten, dass es das überhaupt nicht gibt.) Nachtrag: eigentlich fände ich eine solche Regel gar nicht so blöd.

Und auch hier gilt wieder: sofern man nicht mit kleinen Kindern spielt, ist der Spieler ein mündiger Mensch, dem man ruhig zutrauen darf, dass er schon selber weiß was er will. Er muss nicht zum Besserspielen missioniert werden und braucht auch keine Lektion darüber, wie toll doch Bauergaming sein kann. Wenn er mal von sich aus Lust hat, eine Nulpe oder Slapstickfigur zu spielen, wird er den Wunsch schon von sich aus äußern.
Und gerade D&D ist eben auf herausforderungsorientiertes Spiel zugeschnitten, in dem die Parties wie SWAT-Teams agieren sollen und dementsprechend jeder einzelne Charakter im Kampf zu funktionieren hat. Auch der Barde.

(Dessenungeachtet kann man natürlich auch mit D&D charakterorientiertes Storyspiel probieren. Ich kenne auch eine, die gerade genau so ein Spiel angefangen hat, als Halbling-Paladin. Aber D&D ist dafür als System halt eigentlich überlaboriert.)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 22.03.2013 | 00:02
Das kommt natürlich darauf an wie weit man das ins Extrem treibt:

Ist ein Feuerwehrmann der schlechter als sein Kollege ist noch ein Feuerwehrmann? Sicher doch.
Ist er es immer noch wenn er dies schlechter als sein Freund der Polizist kann? Schon fragwürdiger, aber wohl immer noch ein Ja. Schließlich sind das ähnliche Themengebiete mit ähnlichen Anforderungen.
Ist er es immer noch wenn er es schlechter als seine Frau die Sekretärin kann?
Und noch viel wichtiger: Ist er es immer noch wenn er es schlechter als ich kann (und wir können uns alle darauf einigen: Ich kann ja nun einmal gar nix ^^)

Was genau macht ihn zum Feuerwehrmann wenn er keine Brände löscht und das auch nicht besser als ich könnte?

Natürlich führt nicht jeder Unterschied gleich dazu dass etwas unspielbar wird. Umgedreht kann man aber auch die Auswirkungen eines Charakters nicht von seinen Charaktereigenschaften trennen. Die Fähigkeitten die der Charakter hat sind nicht nur ein paar Zahlen auf Papier, sondern ein Teil seiner Charakterbeschreibung. Und wie alle Teile der charakterbeschreibung muss das ganze zusammenpassen um glaubwürdig zu sein.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 22.03.2013 | 00:04
In den meisten Fällen wird es aber nur zu Frust auf der Seite des Beschützer führen.

Aber warum führt es zu Frust? Doch nur, weil ich den Grundgedanken gespeichert habe, mit meinem Charakter immer so erfolgreich wie möglich sein zu müssen. Nach meiner Erfahrung kann ich aber viel freier Rollenspiel betreiben, seit ich mich von diesem Grundgedanken gelöst habe.

Ein befreundeter Psychotherapeut hat dafür mal den Begriff "Mussturbieren" geprägt, den ich immer noch klasse finde.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 22.03.2013 | 00:08
Dieses "müssen" ist der subjektive Anspruch des individuellen Spielers. Das hat nichts mit Vorschriften des Systems zu tun. In den üblichen Systemen wirst du keine Vorschrift finden à la "Der Charakter muss in mindestens einer Sache der Beste der Gruppe sein, sonst darfst du nicht mit ihm spielen".

Richtig, und trotzdem spielen viele Gruppen so, dass jeder optimal "funktionieren" muss.

Zitat
Und gerade D&D ist eben auf herausforderungsorientiertes Spiel zugeschnitten, in dem die Parties wie SWAT-Teams agieren sollen und dementsprechend jeder einzelne Charakter im Kampf zu funktionieren hat. Auch der Barde.

Aber dann ist es doch nicht nur der individuelle Anspruch des Spielers, wie du oben behauptest. Also kann ich mich in D&D effektiv doch nicht entscheiden, ne Nulpe zu spielen (oder einen Übercharakter). Also bin ich vom System her eingeschränkt.

In älteren D&D-Versionen war der Paladin immer mächtiger als der Krieger, der Barde hat im Kampf nix gerissen. Scheint also mal besser funktioniert zu haben.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 22.03.2013 | 00:17
Und noch viel wichtiger: Ist er es immer noch wenn er es schlechter als ich kann (und wir können uns alle darauf einigen: Ich kann ja nun einmal gar nix ^^)
Was genau macht ihn zum Feuerwehrmann wenn er keine Brände löscht und das auch nicht besser als ich könnte?

Er ist genau dann ein Feuerwehrmann, wenn er sich selbst als solcher definiert.

Grisu der kleine Drache will unbedingt Feuerwehrmann werden, obwohl augenscheinlich die schlechtmöglichste Wahl zu sein scheint.
Don Quijote ist ein Ritter, obwohl er als solcher absolut nicht taugt.
Peregrin Tuk wird einer der bekanntesten Verteidiger der Feste, obwohl er im Kampf wenig taugt
usw.

Es sind doch meist die Unfähigen, die ein unbändiger Wille antreibt, oder die unerwarteten Helden, die die interessanteren Charaktere abgeben.
Wieso sollte ich mir das ganze Feld der Unter- (und überbegabten) Charaktere zwangsweise verschließen?

Diese übertriebene Betonung des "gerechten Ausgleichs" erscheint mir sogar manchmal fast schon kindisch, ganz so, wie wenn ich bei meinen beiden kleinen Söhnen penibel darauf achten muss, dass bei der Aufteilung von Süßigkeiten oder Geschenken ja keiner benachteiligt wird oder das Gefühl hat, den Kürzeren gezogen zu haben.

Das Problem ist nur, dass im wirklichen wie im literarischen Leben die Pfründe und Talente niemals so ausgeglichen aufgeteilt sind, wie wir das mit extremem Balancing anstreben. Bekommen wir nicht glaubhaftere Charaktere, wenn wir den absoluten Anspruch zurücknehmen?

*Nachtrag*
Jeder Mensch muss sich damit auseinandersetzen, dass Anspruch und Wirklichkeit auseinanderfallen, manchmal eklatant. Wir sind nicht die, die wir anstreben zu sein. Ich gestehe meinen Charakteren diese Diskrepanz gerne auch zu (die regeltechnisch z.B. durch die Level ausgedrückt sein kann).
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 22.03.2013 | 00:26
Hier wurde ja Fiasko angesprochen: Klar, einen Abend mal macht das sicherlich Spaß. Aber ich hätte keine Lust, damit eine ganze Kampagne zu spielen.

Zitat
Peregrin Tuk wird einer der bekanntesten Verteidiger der Feste, obwohl er im Kampf wenig taugt
Und bewundert werden Legolas, Gimli, Aragorn und Gandalf.

Wenn du kein Problem damit hast, Tuk zu spielen, während die anderen mit Legolas, Aragorn und Gandalf als SCs abrocken, dann ist das ja in Ordnung. Aber die meisten Leute, die ich kenne, wollen halt keinen Peregrin Tuk sondern lieber einen Gandalf spielen.

Bezeichnend war übrigens auch: Peregrin Tuk konnte erst zur Größe auffahren, als er die Helden-Konkurrenz los war. Solange die wahren Helden in seiner Nähe waren, stand er immer in dessen Schatten.

Zitat
Es sind doch meist die Unfähigen, die ein unbändiger Wille antreibt, oder die unerwarteten Helden, die die interessanteren Charaktere abgeben.
Wieso sollte ich mir das ganze Feld der Unter- (und überbegabten) Charaktere zwangsweise verschließen?
Das sehe ich nicht so:
1) Ob ein Held interessant oder langweilig ist, hat nichts mit dessen Powerniveau zu tun.
2) Zwischen "ein SC ist interessant" und "es macht mir Spaß, den SC zu spielen", liegen Welten.
3) Niemand versperrt dir den Weg, einen schlechten SC zu spielen. Wenn du in eine balancierte Gruppe kommst und den Wunsch äußerst, einen schwächeren Charakter zu spielen, wird dir sicherlich niemand den Wunsch abschlagen. Es wird dir nur der Wunsch abgeschlagen, einen stärkeren Charakter als die restliche Gruppe zu spielen. (Aber schwächer geht immer.)
4) Im Nachbarthread wurden 4-5 verschiedene Balancing-Arten vorgestellt. Charakter-Balancing ist nur eine davon.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 22.03.2013 | 00:37
3) Niemand versperrt dir den Weg, einen schlechten SC zu spielen. Wenn du in eine balancierte Gruppe kommst und den Wunsch äußerst, einen schwächeren Charakter zu spielen, wird dir sicherlich niemand den Wunsch abschlagen. Es wird dir nur der Wunsch abgeschlagen, einen stärkeren Charakter als die restliche Gruppe zu spielen. (Aber schwächer geht immer.)

Doch, ich habe leider viel zu oft erlebt, dass mir praktisch verwehrt wurde, einen schwächeren Charakter zu spielen, weil das ja der ganzen Gruppe schade oder nur lächerlich sei (ich nenne nur den Barden in D&D (3.0) oder einen Windling in Earthdawn). Klar kann man argumentieren, dass man dann eben die Gruppe wechseln solle, aber es lässt sich ja nicht von der Hand weisen, dass Systeme gibt, die einem massive Steine in den Weg legen, einen unterpowerten Charakter zu spielen (anderes Beispiel: magic items in D&D).

Aber gut, selbst wenn ich einen schwächlichen SC spielen "darf", einen stärkeren also nicht?
Und schon bin ich durch übertriebenes Balancing eingeschränkt, weil andere heulen: "Wäääh, der darf nicht mehr können als ich"? (bitte die überspitzte Polemik nicht ernst nehmen  ;)).

Ich habe für mich bemerkt, dass ich leichter und viel unbeschwerter spiele, seit ich nicht mehr diese übertrieben Balance einfordere, für mich nicht und für andere nicht. Wenn das andere anders erleben, habe ich aber nicht die geringsten Anstalten, selbige eines Besseren "belehren" zu wollen. Ich will ja niemandem seine bevorzugte Spielweise wegnehmen, wie käm ich dazu?
Der Thread heißt ja nicht umsonst: "Warum ich nicht an Balancing glaube..." und ich erkläre nur, warum ich das nicht tue.
 :)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 22.03.2013 | 00:51
Aber dann ist es doch nicht nur der individuelle Anspruch des Spielers, wie du oben behauptest. Also kann ich mich in D&D effektiv doch nicht entscheiden, ne Nulpe zu spielen (oder einen Übercharakter). Also bin ich vom System her eingeschränkt.

Nö, ich suche mir D&D aus, weil mir dieser Spielstil gefällt. Will ich stattdessen hartwurstiges Klein-Klein, suche ich mir ne DSA Gruppe. Für Slapstick empfehle ich Warhammer. Natürlich gibt es auch Spieler, die darauf bestehen, ihren bevorzugten Stil mit einem völlig unpassenden System zu verfolgen, aber das kann man nur in den seltensten Fällen dem System anlasten.

Zitat
In älteren D&D-Versionen war der Paladin immer mächtiger als der Krieger, der Barde hat im Kampf nix gerissen. Scheint also mal besser funktioniert zu haben.

Früher (AD&D) war der Paladin auch schwierig zu erwürfeln, ab 3.0 ist jede Grundklasse ohne Mindestanforderungen wählbar. In 3.X sind alle drei Klassen relativ lausig, aber durch Splatbooks wird der Barde noch richtig gut; der Paladin braucht mehr Optimierarbeit aber kann auch ziemlich aufgebohrt werden (wie stimmi-stimmi so ein Char dann noch ist, steht auf einem anderen Blatt).

edit:
Noch ein paar Takte zur Paladose: prinzipiell ist die Klasse deswegen problematisch, weil sie an MAD leidet; man braucht relativ hohe Werte in Str, Wis und Cha und kann eigentlich gar nichts so wirklich dumpen (nichtmal Int, wenn man seine Cha-Skills nutzen will). Man braucht also entweder nen hohen Point Buy oder muss verdammt gut würfeln. Außerdem kommen die Zauber relativ spät online, und einige der Class Features sind eher stimmi als nützlich. Und dann ist es die einzige Klasse mit eingebautem Selbstzerstörungsknopf (Code of Conduct). In einem Core-only Spiel bekommt der Pala dafür fast nichts zurück.
Nimmt man Splatbooks dazu, sind Divine Might und -Shield die must-haves, die den Paladin erst einigermaßen spielbar machen -- leider wurde Divine Might von 3.0 auf 3.5 heftigst generft, von (CHA Runden) Dauer auf 1 Runde pro Einsatz. Aber besser als nichts. Battle Blessing macht das Spellcasting auf einen Schlag um Längen besser.
Einen ordentlichen Powerschub bekommt er, wenn man die PrC Fist of Raziel nimmt -- klingt nicht nur geil, sondern ist auch noch durchweg eine erfreuliche Klasse mit vielen angenehmen Synergien. Im Prinzip ein "Paladin Plus", allerdings wird man sein Reittier wohl gegen ein ACF austauschen wollen.
Am oberen Ende der Skala steht die PrC Emissary of Barachiel -- sieht erstmal nach nicht viel aus und ist schwierig reinzukommen, aber man kann damit praktisch jeden Humanoiden einfach _konvertieren_. Das ist ziemlich gamebreaking, allerdings muss man dafür kein Paladin sein, sondern nur Lawful Good und man sollte Diplomacy hoch haben.

Die Qualität der Klasse hängt also vom verfügbaren Material ab: Core ziemlich beschissen, mit ein paar Splats brauchbar aber nichts gewaltiges, und mit der richtigen PrC stark oder gar imba. Im Gegensatz dazu sind Cleric/Druid/Wizard halt schon Core fantastisch, und die Erweiterungen geben ihnen nur eine größere Auswahl an Wegen, fantastisch zu sein.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 22.03.2013 | 06:10
@Falke:
Vielleicht könnte das (http://tanelorn.net/index.php/topic,82990.0.html) interessant für Dich sein. ;) *Shameless selfpromoting eigener Threads*
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 22.03.2013 | 07:12
@Falke: Das Problem ist dass in einem unbalanciertem System der Charakter "schwächer" ist weil der Spieler eine bestimmte Klasse wählte.
Während der Charakter in einem ausbalanciertem System nur dann schwächer ist wenn man dies explizit will.

Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Crimson King am 22.03.2013 | 08:48
Beim Rollenspiel geht es imo eben nicht ums "Gewinnen", sondern man misst i.d.R. seinen Spaß und Erfolg an anderen Faktoren (eine geile Szene, ein grandioser Kalauer, ein anspruchsvoller taktischer Kampf (den man auch durchlebt und nicht nur errechnet), ein Ingame-Gespräch u.A.).

Du hast Gamismus nicht verstanden bzw. sprichst diesem Spielstil ab, Rollenspiel zu sein, und argumentierst aus dieser Perspektive heraus. Da kann natürlich nix bei raus kommen. Festzuhalten bleibt: bei dem, was du dir so als "gutes Rollenspiel (TM)" vorstellst, ist Balancing unnötig.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 22.03.2013 | 09:06
Nö, ich suche mir D&D aus, weil mir dieser Spielstil gefällt.

Problematisch wird´s für den Einzelnen nur dann, wenn er sich nicht beliebig Gruppen oder Systeme aussuchen kann, sondern in einer Situation ist, wo er halt das mitspielen "muss", was die Gruppe gerade spielen möchte. Aber das wäre ein anderes Problem.

Wenn ich D&D spiele (und das tue ich ab und an sehr gerne) und wenn ich dabei mit Leuten spiele, die alle nach möglichst optimalen Charakteren streben, dann kann ich schon verstehen, wenn jemand Wert auf mechanisches Balancing legt.

Mich würde an dieser Stelle interessieren, in welche Richtung Gorillas Plädoyer letztlich geht: Sollen einzelne Regelsysteme sich prinzipiell dahin entwickeln, weniger Balancing anzustreben, oder geht der Appell mehr in die Richtung anzuregen, dass mehr Rollenspieler Systeme ausprobieren, bei denen mechanisches Balancing eine weniger große Rolle spielt?

Du hast Gamismus nicht verstanden bzw. sprichst diesem Spielstil ab, Rollenspiel zu sein, und argumentierst aus dieser Perspektive heraus. Da kann natürlich nix bei raus kommen. Festzuhalten bleibt: bei dem, was du dir so als "gutes Rollenspiel (TM)" vorstellst, ist Balancing unnötig.

Ich denke auch, dass man einem Spielstil, der Wert auf Balancing legt, nicht negativ werten darf. Da ist die Bandbreite einfach immens hoch und ich bin froh, dass wir heute aus einer derart großen Zahl an Spielstilen wählen können. Aber es gibt natürlich immer noch genügen Spieler, die sich nur eine Art von Rollenspiel vorstellen können. Das galt für mich ja auch viele Jahre lang. Der Appell, auch mal andere Spielstile auszuprobieren, geht daher durchaus in die richtige Richtung.

Nur würde ich nicht unterschätzen, wie viele Spieler gerade im Tanelorn Erfahrung genug haben, um zu wissen, welchen Stil sie bevorzugen.
Aber das ist einem als Neuling im Forum vielleicht noch nicht voll bewusst.
 :)


@Falke:
Vielleicht könnte das (http://tanelorn.net/index.php/topic,82990.0.html) interessant für Dich sein. ;) *Shameless selfpromoting eigener Threads*

Die Folge kenne ich, Danke. Extra Credits ist sowieso sehr zu empfehlen  ;)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Crimson King am 22.03.2013 | 09:14
Ich unterschätze hier ganz sicher nix. :)

Aber ich weiß, dass ich jeden DnD 4-Encounter gewinnen will. Und ich bin sauer, wenn meine Mitspieler nicht das gleiche Ziel mit einem Mindestmaß an Ehrgeiz verfolgen.

Davon, dass die Mechaniken zur Verteilung von Erzählrechten, die integraler Bestandteil vieler Indies sind, genauso ein wertvolles und funktionierendes mechanisches Balancing darstellen, mal ganz abgesehen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 22.03.2013 | 09:26
Davon, dass die Mechaniken zur Verteilung von Erzählrechten, die integraler Bestandteil vieler Indies sind, genauso ein wertvolles und funktionierendes mechanisches Balancing darstellen, mal ganz abgesehen.

Ich fühle mich aber z.B. sehr viel wohler, wenn ich das "Verteilen von Erzählrechten" nicht an Regelmechanismen knüpfen muss. Balancing ist für mich also ein notwendiges Übel, wenn es die Gruppe sonst nicht gebacken kriegt. Aber ich denke, es zeigt sich, dass wir mit der Balancing-Diskussion schnell in den Bereich der Gruppendynamik kommen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 22.03.2013 | 09:46
Aber ich denke, es zeigt sich, dass wir mit der Balancing-Diskussion schnell in den Bereich der Gruppendynamik kommen.
Jepp. Von der Mechanik zur Dynamik und dann zu den Aeste... ich bin ja schon ruhig. ;)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 22.03.2013 | 10:05
Problematisch wird´s für den Einzelnen nur dann, wenn er sich nicht beliebig Gruppen oder Systeme aussuchen kann, sondern in einer Situation ist, wo er halt das mitspielen "muss", was die Gruppe gerade spielen möchte. Aber das wäre ein anderes Problem.

Klar, wer kann das schon? Ich jedenfalls nicht. Mit dem Resultat, dass ich seit längerer Zeit p&p-technisch auf dem Trockenen sitze, weil ich den Leitsatz beherzige "bad gaming is worse than no gaming" (wobei "bad" soviel heisst wie "meinem bevorzugten Spielstil entgegengesetzt"), und der Einstieg in diverse hartwurstige DSA-Gruppen verlorene Liebesmüh wäre. Ich habe auch schon D&D-Angebote ausgeschlagen, sobald ich gemerkt habe, dass der SL das System nicht verstanden (http://www.tgdmb.com/viewtopic.php?t=50055&start=0&postdays=0&postorder=asc&highlight=) hat (insbesondere Ansagen wie: niedriger Point Buy, Core Only, "Low Magic", kein WBL -- alles Dinge, die es sinnlos machen, irgendwas anderes als einen Vollcaster zu spielen).
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 22.03.2013 | 10:06
Der Punkt ist ja immer noch die Frage: Was genau habe ich davon auf Balancing zu verzichten? Es ist sehr einfach zu erklären was man durch Balancing gewinnt. Aber das Gegenteil?

Nimm mal zwei Spieler:

Spieler A möchte einen etwas tollpatschigen, eigentlich ziemlich unerfahrenen Charakter spielen.
Spieler B möchte einen tapferen Helden spielen der schon viele Schlachten gesehen hat.

In einem ausbalanciertem System können beide Spieler frei wählen welche Klasse am sinnvollstem zu ihrem Charakterkonzept passt - und unabhängig davon ihre Stärke und Erfahrung so wählen wie sie wollen. Sowohl der tollpatschige schwache kann ein Magier sein als auch der tapfere Held - und auch beliebige andere Klassen sind möglich.

In einem nicht ausbalanciertem System kommt man leicht an einen Punkt an dem den Spielern gesagt wird: Das funktioniert so nicht. Wenn du besonders schwach oder besonders stark sein willst wähl halt eine andere Klasse. Schau hier, diese hier ist für Spieler gedacht die Tier 1 entsprechen wollen, und diese hier für Spieler im Tier 5.

Es ist also eine Einschränkung dessen was ich unter Beibehaltung der angedachten Rolle im Spiel wählen kann. Was genau gewinne ich für diese Einschränkung das den Preis wert ist?

Die selbe Frage stellt sich wenn man das mangelnde Mechanische Balancing mit anderen Mitteln ausgleichen will, sozusagen also den Steinturm festhält. Auch dies hat immer Kosten und bedeutet Aufwand.

Warum soll man dies tun, was gewinnt man dadurch? Das ist die entscheidende Frage auf die ich noch keine befriedigende Antwort gehört habe. Was gewinne ich dadurch zu sagen: "Charakterkonzept A wird gegenüber Charakterkonzept B prinzipiell bevorteilt" ?

In Gamistischen Spielrunden in denen es um das "gewinnen geht" kann ich es noch irgendwo  nachvollziehen im Sinne von: Ich will System Mastery belohnen. Und auch dies ist schon sehr fragwürdig, da natürlich kleinere Unterschiede größere System Mastery erfordern.

Aber aus Rollenspielsicht? Da macht dies überhaupt keinen Sinn.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Crimson King am 22.03.2013 | 10:38
Der Punkt ist ja immer noch die Frage: Was genau habe ich davon auf Balancing zu verzichten?

Plausibilität im Sinne des Settings und der Core Story. Wenn das Machtlevel des Zuckerbäckers gegen das des Schwertkämpfers von der Kriegerakademie ausbalanciert wird, kommt da zwangsläufig Murks bei rum, selbst wenn es auf der mechanischen Ebene funktioniert. Ausnahme: Setting und Core Story geben das her.

Balancing ist eine Zutat für Systeme, deren Fokus auf wohldefinierten Endzielen liegt: entweder das Überwinden der Probleme, die einem SL oder Mitspieler stellen, oder das Erspielen (nicht Nachspielen) einer befriedigenden Story. Wer einfach nur an der Story des SL partizipieren will, braucht kein mechanisches Balancing, sondern legt alle Verantwortung in die Hände des SL. Wer den Fokus auf Erlebnisrollenspiel, Weltsimulation, oder immersives Charakterspiel legt, den kann mechanisches Balancing durchaus stören, wenn es den eigenen Vorstellungen von Plausibilität entgegen läuft. Allenfalls bei Spielen, die sehr stark auf der Rule of Cool basieren, sollte Balancing in der Art gegeben sein, dass jeder Spieler/Charakter in der Lage ist, cool zu sein.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 22.03.2013 | 10:47
Plausibilität im Sinne des Settings und der Core Story. Wenn das Machtlevel des Zuckerbäckers gegen das des Schwertkämpfers von der Kriegerakademie ausbalanciert wird, kommt da zwangsläufig Murks bei rum, selbst wenn es auf der mechanischen Ebene funktioniert. Ausnahme: Setting und Core Story geben das her.

Nur ist ja gerade ein Merkmal von unbalancierten Systemen dass sie ein bestimmtes Charakterkonzept unabhängig von der Rolle in der Welt oder der Spielsituation bevorzugen. Sprich: Das Beispiel beim Zuckerbäcker und dem Schwertkämpfer wäre ja: "Der Schwertkämpfer kann besser Kuchen backen. Er hat einfach die bessere Klasse, sorry Mr. Zuckerbäcker".

Genau dies hat man ja bei unbalancierten Systemen - ein Charakter der sich über eine bestimmte Nische definiert, der diese Nische durch einen anderen Charakter "weggenommen" bekommt weil dieser sowohl in seiner eigenen als auch in der Nische des ersten Charakters besser ist.

Wie wenig dies mit Plausibilität zu tun hat sieht man auch am Beispiel von Magiern und Kriegern. Welchen würde man zutrauen länger zu brauchen für ihre Ausbildung und das Erreichen eines bestimmten Niveaus an Fertigkeiten?

Eher den Magiern, oder? Magier sind doch die alten Typen mit Bart und Hut, oder? Tatsächlich ist dies jedoch nicht der Fall - der Magier gewinnt viel schneller an Macht hinzu, habe ich zwei gleich mächtige Charaktere so ist nach dieser Logik der Magier der junge Kerl...und der Krieger schon älter.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Praion am 22.03.2013 | 10:55
Das mag ich ja an Magiern in Burning Wheel. Kaufst du am Anfang nen Haufen Zauber hast du keine Punkte für Beziehungen zu Leuten oder  irgendwelchen Besitz (oder gar Kleidung...). Außerdem dauert das lernen von Zaubern extrem lange und ist gefährlich.

Wenn Magier schon extreme Dinge tun können, dann muss das ja nicht extra noch einfach sein...
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 22.03.2013 | 10:56
Balancing ist eine Zutat für Systeme, deren Fokus auf wohldefinierten Endzielen liegt: entweder das Überwinden der Probleme, die einem SL oder Mitspieler stellen, oder das Erspielen (nicht Nachspielen) einer befriedigenden Story.
Nein. Balancing ist ein Werkzeug, um den Fokus immer wieder auf die Vorlieben der Spieler zurückzubringen. Auch im Immersionsspiel benötigist Du eine steuernde Kraft, die Dich immer wieder in Deinen Charakter zurück führt. Wenn diese Kraft fehlt, ist das Spiel unbalanciert und Du fliegst relativ schnell aus der Immersion. Diese Balance kann durch einen guten SL, durch eine eingespielte, konzentrierte Gruppe und durch Mechaniken, die auf Werten basiert, gewährleistet werden. Diese Balance steht also auf 3 Säulen. Nimmst Du eine davon weg, erlangen die anderen beiden Säulen eine stärkere Bedeutung. Dadurch kann das System aber auch instabiler werden.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 22.03.2013 | 11:23
Ich würd's mal so sagen:
- dafür sorgen, dass Kämpfer, Schurke und Magier unterm Strich gleich mächtig (kompetent in abenteuerrelevanten Dingen) sind, ist gutes und begrüßenswertes Balancing.
- dafür sorgen, dass auch Bettler und Zuckerbäcker gleich mächtig sind wie Kämpfer, Schurke und Magier, ist fehlgeleitetes und übertriebenes Balancing.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 22.03.2013 | 11:29
Kommt halt auch immer drauf an "welcher Schurke", "welcher Magier" etc.

Fehlgeleitetes Balancing wäre natürlich genauso jeden Schurken und jeden Magier gleich mächtig zu machen. Man kann immer nur gegen eine Erwartungshaltung wiegen, ohne die Rolle in der Welt zu berücksichtigen geht kein Balancing.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Praion am 22.03.2013 | 11:31
Ich würd's mal so sagen:
- dafür sorgen, dass Kämpfer, Schurke und Magier unterm Strich gleich mächtig (kompetent in abenteuerrelevanten Dingen) sind, ist gutes und begrüßenswertes Balancing.
- dafür sorgen, dass auch Bettler und Zuckerbäcker gleich mächtig sind wie Kämpfer, Schurke und Magier, ist fehlgeleitetes und übertriebenes Balancing.

Kommt darauf an was man unter mächtig versteht. Wenn alle die grundlegende Aufgabe lösen können geht das doch. Der Weg kann halt nur sehr unterschiedlich sein.

*achso, Definition übersehen

Trotzdem ist die Frage was "abenteuerrelevant" ist.

Und für den Zuckerbäcker möchte ich immer noch folgendes Beispiel (http://de.wikipedia.org/wiki/Das_tapfere_Schneiderlein) bringen, wie so ein Charakter auch "das Abenteuer lösen" kann.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Praion am 22.03.2013 | 11:35
Gerade ein Lumpley/Vincent Baker zitat gefunden

Zitat
3. The purpose of a game isn't to balance, but to fall rapidly out of balance and accelerate into an end state. Even an exquisitely balanced game like Go, in play, is an unfolding catastrophe, an inevitable disaster for one side or the other. When I design, whenever I find two players, two characters, or a situation in balance, I look for the most aggressive and expedient way to unbalance them. It's usually a simple thing to do: just make somebody's decision binding.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 22.03.2013 | 11:47
"It's usually a simple thing to do: just make somebody's decision binding."

Ich denke dieses Ziel ist natürlich für jeden als sinnvoll anzusehen. Und man sieht in diesem Zitat ja auch sehr schön wie dies am besten funktioniert. Mit verschiedenen Möglichkeiten sich für etwas zu entscheiden.

"Es muss einen Unterschied machen ob ich nach links oder nach rechts gehe" funktioniert eben besser wenn links ein Weg ist und keine Mauer.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 22.03.2013 | 12:00
Mich würde an dieser Stelle interessieren, in welche Richtung Gorillas Plädoyer letztlich geht: Sollen einzelne Regelsysteme sich prinzipiell dahin entwickeln, weniger Balancing anzustreben, oder geht der Appell mehr in die Richtung anzuregen, dass mehr Rollenspieler Systeme ausprobieren, bei denen mechanisches Balancing eine weniger große Rolle spielt?
Beides nicht wirklich, obwohl ich vor allem Letzteres auch für erstrebenswert halte und es auch dafür sorgen kann, dass man sich meinem Standpunkt etwas annähert.
Es geht mir darum, dass Balancing nicht als "Allheilmittel" angesehen wird, als das ultimative Ziel das vorrangig über Wohl und Wehe, über Spielbarkeit, Qualität und Wert eines Regelwerkes entscheidet.
Es geht mir darum, dass sich "jeder" Rollenspieler auf die Aussage eines Mitspieler "Das ist aber unfair, der macht viel mehr..." seitens eines Mitspielers die Freiheit erlaubt, zu antworten "Na und, das macht doch nichts. Wir kriegen das schon hin."

Zitat
Ich denke auch, dass man einem Spielstil, der Wert auf Balancing legt, nicht negativ werten darf.
Ich werte nicht den Spielstil negativ. Ich persönlich schätze Balancing ebenfalls oftmals sehr, weil damit eben schon ein erster Schritt in Richtung einer "fairen" Spielrunde gemacht ist.
Aber mechanisches Balancing ist imho eben weder ausreichend noch zwingend erforderlich, um eine faire Spielrunde zu erreichen. Nur darauf will ich hinaus. Es kann helfen, ja, aber es geht auch ohne und selbst wenn es idealtypisch ausgeprägt ist, muss das noch gar nichts heißen.

Zum Stichwort "Gamismus" noch so viel:
Weder spreche ich dem Stil des Gamismus ab, Rollenspiel zu sein, noch "disse" ich die Leute, die Spaß daran finden oder halte mich für besser, weil ich ja ein ach-so-toller Storyteller oder noch-viel-besserer Method Actor wäre.
Gamismus hat absolut seine Daseinsberechtigung und ist für viele viele Rollenspieler ein sehr beliebter Spielstil. Es gibt wohl kaum eine Runde, die völlig auf gamistische Elemente verzichten möchte.
Gamismus hat aber dennoch nicht zwangsläufig wahnsinnig viel mit mechanischem Balancing zu tun. Viele Runden, die sich vorrangig Gamismus verschrieben haben nutzen als System z.B. Pathfinder oder DnD3.x - mechanisches Balancing? Fehlanzeige. Haben die Gamisten in diesen Runden trotzdem Spaß? Ja. Sehr häufig schon. An der Ultimativen Unerlässlichen Voraussetzung(tm) "mechanisches Balancing" kann es also nicht liegen. Vielleicht geht es ja auch dem ein oder anderen Gamisten um die spaßige Zeit mit Freunden, den epischen Würfelwurf im richtigen Moment, die coole Beschreibung von Klausi, wie sein Barbar mit dem Crit den Kopf von den Schultern des Orks schlägt, die Möglichkeit auszuknobeln, wie man mit den begrenzten Ressourcen der SC den kniffeligen Kampf übersteht - könnte ja sein.

Zum Punkt: "es gibt auch viele Indie-Spiele bei denen die Zuteilung von Erzählrechten im Regelwerk behandelt und geregelt wird"
Ja, gibt es. Das ist aber kein mechanisches Balancing (nach meiner Definition*). Das ist soziales Balancing, das im Regelmechanismus behandelt wird.
(*Kurz: "mechanisches Balancing" gleicht die Wertigkeit von Charakteren an, "soziales Balancing" versucht, die Gleichwertig alle Spieler zu erreichen)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 22.03.2013 | 12:15
@Gorilla:
Gib doch mal ein Beispiel eines Rollenspielsystems, dass von sich behauptet, mechanisches Balancing nach Deiner Definition zu haben.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Crimson King am 22.03.2013 | 12:28
Nein. Balancing ist ein Werkzeug, um den Fokus immer wieder auf die Vorlieben der Spieler zurückzubringen. Auch im Immersionsspiel benötigist Du eine steuernde Kraft, die Dich immer wieder in Deinen Charakter zurück führt. Wenn diese Kraft fehlt, ist das Spiel unbalanciert und Du fliegst relativ schnell aus der Immersion. Diese Balance kann durch einen guten SL, durch eine eingespielte, konzentrierte Gruppe und durch Mechaniken, die auf Werten basiert, gewährleistet werden. Diese Balance steht also auf 3 Säulen. Nimmst Du eine davon weg, erlangen die anderen beiden Säulen eine stärkere Bedeutung. Dadurch kann das System aber auch instabiler werden.

Das ist eine vollkommen andere Form von Ausgleich, die mit dem Begriff üblicherweise nicht gemeint ist. Balancing meint so gut wie immer den Ausgleich der Einflussmöglichkeiten der Mitspieler.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 22.03.2013 | 12:54
Praion:
Ich bitte dich, folgendes im Auge zu behalten:
- du kannst strukturalistische (http://de.wikipedia.org/wiki/Strukturalismus) Märchen nicht mit Rollenspielen vergleichen;
- du kannst PvP-Brettspiele nicht mit Rollenspielen vergleichen;
-- insbesondere da gerade Go super-balanced ist; dein Baker meint mit "unbalance" nicht die Aufhebung von Chancengleichheit von vornherein, sondern das Erzwingen einer Entscheidung. So wie beim Schach auch beide mit demselben Satz Figuren anfangen, und nicht einer mit 15 Bauern und der andere mit 5 Damen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Crimson King am 22.03.2013 | 13:01
Vielleicht geht es ja auch dem ein oder anderen Gamisten um die spaßige Zeit mit Freunden, den epischen Würfelwurf im richtigen Moment, die coole Beschreibung von Klausi, wie sein Barbar mit dem Crit den Kopf von den Schultern des Orks schlägt,

Ist kein Gamismus. Und tatsächlich vermute ich stark, und habe das auch in meiner Beschreibung von Combat as War geschrieben, dass diese Spieler stark zu Simulationismus tendieren. Es ist ja nicht so, dass Runden, die simulationistischen Agendas folgen, nicht versuchen, ihre Konflikte zu gewinnen. Es steht nur nicht im Fokus, und es ist nicht das oberste Ziel.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Praion am 22.03.2013 | 13:33
Praion:
Ich bitte dich, folgendes im Auge zu behalten:
- du kannst strukturalistische (http://de.wikipedia.org/wiki/Strukturalismus) Märchen nicht mit Rollenspielen vergleichen;
- du kannst PvP-Brettspiele nicht mit Rollenspielen vergleichen;
-- insbesondere da gerade Go super-balanced ist; dein Baker meint mit "unbalance" nicht die Aufhebung von Chancengleichheit von vornherein, sondern das Erzwingen einer Entscheidung. So wie beim Schach auch beide mit demselben Satz Figuren anfangen, und nicht einer mit 15 Bauern und der andere mit 5 Damen.

1. kann ich tun was ich will
2. Kann ich Märchen mit Rollenspielen vergleichen
3. Kann ich PvP Brettspiele mit Rollenspielen vergleichen
4. Natürlich besteht die Frage ob sowas nützlich ist oder nicht.
5. Ist es schon schade wenn ich so eine klassische Trope westlicher Kultur wie den typischen Märchenhelden (Hans, Das Schneiderlein, der dritte Bruder etc.) nicht darstellen kann.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 22.03.2013 | 13:50
Das ist eine vollkommen andere Form von Ausgleich, die mit dem Begriff üblicherweise nicht gemeint ist. Balancing meint so gut wie immer den Ausgleich der Einflussmöglichkeiten der Mitspieler.
Nee. Nimm Dir ein x-beliebiges Rollenspielsystem mit Kaufsystem bei der Charaktererschaffung. Was wird da gemacht, wenn dort vom Balancing gesprochen wird? Es werden die Sachen, die man mit Punkten kaufen kann, mit der Währung abgeglichen. Dabei kann es dann passieren, dass mehrere Sachen genausoviel kosten. Bedeutet das Balancing jetzt, dass diese "Waren" gleich viel wert sind? Nein. Je nach Situation und Charakter kann das eine mehr wert sein als das andere. Wenn Du es also schaffst, dass Du Sachen kaufst, die Deinen Charakter stärker aufwerten als andere Sachen, dann bist Du im Vorteil. Sprich: Das System bevorzugt optimierte Einkäufe. Optimiert bedeutet übrigens bei den meisten Rollenspielen dass Du Hindernisse einfacher überwinden kannst. Optimiert bedeutet aber auch, dass Einflussmöglichkeiten mächtiger sind als andere.
Je balancierter ein Kaufsystem ist, desto schwieriger ist es ein Optimum zu erreichen. Das bedeutet aber, desto mehr Aufwand musst Du bereiben, um dieses Optimum zu erreichen. Hast Du es erreicht, dann hast Du die stärkste Einflussmöglichkeit.

Was bewirkt dieses Balancing also eigentlich? Du erhöhst die Zeit in der Du Dich mit Deinem Charakterbau beschäftigst. Willst Du Optimieren: Dein Spass wird gefördert und Deine Einflussmöglichkeiten sind höher als die der Mitspieler. Nervt Dich der Charakterbau: Deine Einflussmöglichkeiten gehen gegen Null oder Du gibst dem Charakteroptimierer Deiner Runde den Auftrag den Charakter zu bauen. => Mehr Spass für den Optimierer

EDIT: Du musst mal drauf achten, wer am lautesten IMBA! ruft, wenn es Balanceprobleme gibt. Bei Kaufsystemen bei der Charaktererschaffung sind das immer die Optimierer.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 22.03.2013 | 13:53
@Gorilla:
Gib doch mal ein Beispiel eines Rollenspielsystems, dass von sich behauptet, mechanisches Balancing nach Deiner Definition zu haben.
Ich kenne keines (zumindest keines, dass das mechanische Balancing voll und ganz erfüllen würde). Vielleicht einige eher minimalistische Systeme.
Oder vielleicht Malmsturm oder andere "einfachere" FATEs - die Anzahl an "Powers" ist für alle gleich und grundsätzlich hat jeder Charakter auch die gleiche Möglichkeiten, in der Spielwelt zu agieren.
Darum geht es mir aber gar nicht. Ich will kein einzelnes System erheben und kein anderes schlecht reden.
Ich möchte nur, dass man versucht, nicht zu viel vom mechanischen Balancing abhängig zu machen und sich vom Gedanken löst, dass es so elementar wichtig sei - das ist es nämlich imho nicht und man i.d.R. hat die Chance seine persönlichen Ziele als Spieler auch ohne mechanisches Balancing zu erreichen.

Ist kein Gamismus. Und tatsächlich vermute ich stark, und habe das auch in meiner Beschreibung von Combat as War geschrieben, dass diese Spieler stark zu Simulationismus tendieren. Es ist ja nicht so, dass Runden, die simulationistischen Agendas folgen, nicht versuchen, ihre Konflikte zu gewinnen. Es steht nur nicht im Fokus, und es ist nicht das oberste Ziel.
Wenn wir Gamismus so beschreiben
Zitat
Gamismus, in dem sich das Spiel um das Überwinden von Herausforderungen dreht, welche in einer Abenteuergeschichte eingebettet sind
, also der Gamist das Ziel verfolgt, "zu gewinnen", dann setzt das weder mechanisches Balancing voraus, noch schließt es aus, dass der Spaß am Spiel eben nur vom Gewinnen abhängt.
In seiner absoluten Ausprägung wird "der Gamist" natürlich keine Freude daran haben, wenn es nebenbei auch noch lustig oder interessant zugeht. Aber ich wage zu behaupten, dass solch extrem gamistische Spieler eher selten an einem Spieltisch anzutreffen sind.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 22.03.2013 | 14:03
@gorilla: wenn ich dich richtig verstehe bist du ja eher für soziales Balancing als für mechanisches. Wie siehst du die Kosten dieser Vorgehensweise?

Effektiv umfährt man damit ja ein Hinderniss anstatt es aus dem Weg zu räumen. Was auch nicht ohne Effekt bleibt. Gerade größere Distanz und stärkeres OOC Denken würde ich dort als Probleme sehen.

Wie denkst du darüber, und warum glaubst du der Preis wäre dies wert (wenn du dies glaubst)

?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Crimson King am 22.03.2013 | 14:12
Was bewirkt dieses Balancing also eigentlich? Du erhöhst die Zeit in der Du Dich mit Deinem Charakterbau beschäftigst. Willst Du Optimieren: Dein Spass wird gefördert und Deine Einflussmöglichkeiten sind höher als die der Mitspieler. Nervt Dich der Charakterbau: Deine Einflussmöglichkeiten gehen gegen Null oder Du gibst dem Charakteroptimierer Deiner Runde den Auftrag den Charakter zu bauen. => Mehr Spass für den Optimierer

Und weniger Frust für den Nichtoptimierer. So what! Der Optimierer kann auch einfach so Charaktere basteln, wenn es ihm Spaß macht. Der Nichtoptimierer verzichtet darauf. Und für Gamisten gehört die Auseinandersetzung mit dem Regelwerk üblicherweise dazu. Wenn ein Spieler kein Interesse daran hat, ist die Chance hoch, dass der Spieler einesimulationistische Spielweise mit wenig Regeln bevorzugt. Der wird dann auch auf Power Balancing verzichten können, so lange er den Charakter nach seinen Vorstellung ausspielen bzw. ein schönes Abenteuer erleben kann.

EDIT: Du musst mal drauf achten, wer am lautesten IMBA! ruft, wenn es Balanceprobleme gibt. Bei Kaufsystemen bei der Charaktererschaffung sind das immer die Optimierer.

Genau. Das sagt uns, dass Optimierer, also (mindestens eine Unterart von) Gamisten, Wert auf Balancing legen.



@Gorilla: ein Gamist, der Combat as Sports verfolgt, will Herausforderungen in geeigneter Schwierigkeit, er will sich auf seine Teammitglieder verlassen können, und er will nicht nur dabei sein, sondern beitragen. Das ist ohne Balancing nicht drin.

Das ändert nix daran, dass er auch an anderen Dingen als am Gewinnen Spaß hat. Es ist aber nicht seine Hauptmotivation. Genauso wie der Simulationist üblicherweise seine Konflikte gewinnen möchte, dies aber nicht seine Hauptmotivation ist.

Du darfst aber gerne was anderes glauben. Ich sehe für mich keinen Mehrwert, hier weiter mitzudiskutieren. Der Erkenntnisgewinn geht für mich gegen null, und ich sehe auch nicht, dass ich noch mehr zu sagen habe.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 22.03.2013 | 14:28
@Gorilla: ein Gamist, der Combat as Sports verfolgt, will Herausforderungen in geeigneter Schwierigkeit, er will sich auf seine Teammitglieder verlassen können, und er will nicht nur dabei sein, sondern beitragen. Das ist ohne Balancing nicht drin.
Wohl. Und zwar aus folgenden Gründen - zumindest, wenn man bei meiner Definition von "mechanischem Balancing" bleibt:
Sowohl "geeignete Schwierigkeit" und "Verlässlichkeit der Teammitglieder" haben ausschließlich mit Transparenz zu tun. Egal wie ausbalanciert der Charakter gegen andere Charaktere ist, der Spieler kann immer erkennen welche Kompetenzen sein SC hat und wo die seiner Gefährten liegen. Das ist nicht mechanisches Balancing, das ist Transparenz.
Er will nicht nur dabei sein, er will beitragen - das stimmt sicher. Aber das hat mit dem Umfang in dem er beiträgt nichts zu tun. Vielleicht reißen andere SC viel mehr, aber der Spieler kann trozdem das Gefühl haben, dabei zu sein und seinen Beitrag zu leisten.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 22.03.2013 | 14:28
Und weniger Frust für den Nichtoptimierer. So what! Der Optimierer kann auch einfach so Charaktere basteln, wenn es ihm Spaß macht.
Richtig. Du musst mal drauf achten, wieviele Builds in den diversen Foren für 3.X gepostet wurden. Davon dürften sicherlich 60 - 70% nie von den Leuten gespielt worden sein, die sie gebaut haben. Ich sehe da einen Trend. ;)
Natürlich ist es immer cooler einen starken Build in Aktion zu erleben. Oder besser: Andere Spieler diesen starken Build in Aktion zu erleben.
Zitat
Der Nichtoptimierer verzichtet darauf. Und für Gamisten gehört die Auseinandersetzung mit dem Regelwerk üblicherweise dazu. Wenn ein Spieler kein Interesse daran hat, ist die Chance hoch, dass der Spieler einesimulationistische Spielweise mit wenig Regeln bevorzugt. Der wird dann auch auf Power Balancing verzichten können, so lange er den Charakter nach seinen Vorstellung ausspielen bzw. ein schönes Abenteuer erleben kann.
Wenn er selber seinen Charakter baut, und mindestens einen Powergamer dabei hat, sind die Konflikte vorprogrammiert. Sie müssen nicht zu Tage treten, aber die Schimpfwörter "Munshkin", "Powergamer" und "Bauergamer" kommen nicht von ungefähr. ;)
Zitat
 
Genau. Das sagt uns, dass Optimierer, also (mindestens eine Unterart von) Gamisten, Wert auf Balancing legen.
Jepp. Weil genau dieses Balancing in ihre Spielwünsche spielt. Je stärker das Balancing, desto länger hält er sich in seinem "Spielparadies" auf. Also genau das was ich zum Balancing gesagt habe.


Übrigens wäre eine besonders starke Form des Balancings, wenn das Regelwerk jeder Gruppe vorschreibt, dass jeder Spieler einen Spieler benennen darf, der seinen Charakter bauen darf. Damit würdest Du Leuten in die Karten spielen, denen der Kooperationsgedanke besonders wichtig ist. Sprich: Auch hier würde das Balancing die Spielwünsche ausgleichen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Skele-Surtur am 22.03.2013 | 14:31
@Gorilla: ein Gamist, der Combat as Sports verfolgt, will Herausforderungen in geeigneter Schwierigkeit, er will sich auf seine Teammitglieder verlassen können, und er will nicht nur dabei sein, sondern beitragen. Das ist ohne Balancing nicht drin.
Naja, das geht prinzipiell schon auch mit schlecht gebalancten Systemen, es werden dann nur Optionen ausgeschlossen. In einem System, in dem ein Waldläufer immer hinter dem Rest der Charaktere her hinkt, kann man schon Herausforderungsorientiert spielen - es spielt nur keiner den Waldläufer. Das ist genau dann ein Problem, wenn jemand in so einer Gruppe mitspielen will, mit dem Herausforderungsaspekt auch ganz einverstanden ist, aber unheimlich Bock auf einen Waldläufer hätte. Dann muss man den Waldläufer entweder mit irgendwas anderem darstellen oder er spielt halt doch was anderes, was ja schon irgendwo unbefriedigend ist. Darin sehe ich auch den Grund für Balancing: Um etwas spielen zu können, was man gerne spielen möchte, ohne zu einem nutzlosen Anhängsel zu verkommen.

Ich persönlich stelle an jedes System erstmal den Anspruch, dass es verschiedene Charakterkonzepte ermöglichen soll. Und ermöglichen heißt in dem Zusammenhang eben auch, dass diese Charaktere dann vergeleichbare (nicht auswechselbare!) Chancen haben, zum Erfolg der Gruppe beizutragen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Crimson King am 22.03.2013 | 14:33
@6: Wir sind uns aber schon darüber einig, dass möglichst alle Mitspieler das gleiche Spiel spielen wollen sollten? Es gibt Spielerinteressen, die nicht kompatibel sind, sowohl miteinander als auch mit den verwendeten Spielregeln. Sowas sollte nicht ausbalanciert, sondern von vorneherein vermieden werden.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 22.03.2013 | 14:44
Nervt Dich der Charakterbau: Deine Einflussmöglichkeiten gehen gegen Null oder Du gibst dem Charakteroptimierer Deiner Runde den Auftrag den Charakter zu bauen. => Mehr Spass für den Optimierer

Brrr, nein. Meine Erfahrung damit ist, dass solche Wurscht-Spieler es überhaupt nicht zu schätzen wissen, wenn man sich die Mühe macht, ihnen einen schönen Charakter zu bauen. Darum nehme ich als bekennender Powergamer das niemandem komplett ab. Ich lasse mich allerdings leicht dazu anfixen, jemanden beim Charakterbau zu _unterstützen_. Ich helfe gerne, aber nur wenn die Hilfe auch wertgeschätzt wird.

Zitat
EDIT: Du musst mal drauf achten, wer am lautesten IMBA! ruft, wenn es Balanceprobleme gibt. Bei Kaufsystemen bei der Charaktererschaffung sind das immer die Optimierer.

Klar, die Ignoranten sind ja gar nicht in der Lage, eine Imba-Option als solche zu erkennen. Im Gegenteil, die brüllen zwar auch manchmal IMBA, aber dann vorzugsweise gerade bei solchen Optionen, die das ganz und gar nicht sind.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 22.03.2013 | 14:46
Wir sind uns aber schon darüber einig, dass möglichst alle Mitspieler das gleiche Spiel spielen wollen sollten?
Das gleiche Spiel, aber nicht unbedingt die gleichen Gründe für die Spielmotivation.
Zitat
Es gibt Spielerinteressen, die nicht kompatibel sind, sowohl miteinander als auch mit den verwendeten Spielregeln. Sowas sollte nicht ausbalanciert, sondern von vorneherein vermieden werden.
Natürlich kannst Du nicht alles ausbalancieren. Aber Du kannst das System an die Bedürfnisse Deiner Gruppe anpassen. Wenn die Spielerinteressen zu krass gegeneinander spielen, dann wird das natürlich unmöglich. Aber gerade die eingespielten Gruppen zeigen, dass da doch ne Menge geht, meiner Meinung nach.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 22.03.2013 | 14:47
Naja, das geht prinzipiell schon auch mit schlecht gebalancten Systemen, es werden dann nur Optionen ausgeschlossen. In einem System, in dem ein Waldläufer immer hinter dem Rest der Charaktere her hinkt, kann man schon Herausforderungsorientiert spielen - es spielt nur keiner den Waldläufer. Das ist genau dann ein Problem, wenn jemand in so einer Gruppe mitspielen will, mit dem Herausforderungsaspekt auch ganz einverstanden ist, aber unheimlich Bock auf einen Waldläufer hätte. Dann muss man den Waldläufer entweder mit irgendwas anderem darstellen oder er spielt halt doch was anderes, was ja schon irgendwo unbefriedigend ist. Darin sehe ich auch den Grund für Balancing: Um etwas spielen zu können, was man gerne spielen möchte, ohne zu einem nutzlosen Anhängsel zu verkommen.

Ich persönlich stelle an jedes System erstmal den Anspruch, dass es verschiedene Charakterkonzepte ermöglichen soll. Und ermöglichen heißt in dem Zusammenhang eben auch, dass diese Charaktere dann vergeleichbare (nicht auswechselbare!) Chancen haben, zum Erfolg der Gruppe beizutragen.

Das deckt sich schon in weiten Teilen mit meiner Meinung. Mit dem Unterschied, dass die tatsächliche "Wertigkeit" eines Charakters (in diesem Beispiel als der "minderwertige" Ranger) nicht unbedingt und ganz bestimmt nicht ausschließlich am System fest gemacht werden kann.
Wenn der Gamist seinen miesen Ranger deshalb auswählt, weil der besonders gute Wahrnehmung hat - sonst aber in allem hinter der Gruppe bleibt, dann kann auch der Gamist damit glücklich werden (sofern ihm das System die Transparenz zur Verfügung stellt, dass das für ihn erkennbar ist).
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 22.03.2013 | 14:48
Brrr, nein. Meine Erfahrung damit ist, dass solche Wurscht-Spieler es überhaupt nicht zu schätzen wissen, wenn man sich die Mühe macht, ihnen einen schönen Charakter zu bauen. Darum nehme ich als bekennender Powergamer das niemandem komplett ab. Ich lasse mich allerdings leicht dazu anfixen, jemanden beim Charakterbau zu _unterstützen_. Ich helfe gerne, aber nur wenn die Hilfe auch wertgeschätzt wird.
Wenn Deine Hilfe aber wertgeschätzt wird, dann hat sich der Spielspass der Runde für Dich (und wahrscheinlich für denjenigen, dem Du geholfen hast), doch schon mal erhöht, oder? :)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 22.03.2013 | 14:54
Ja, klar. Das hab ich schon auch erlebt, dass sich Mitspieler quasi die ganze Kampagne über immer wieder darüber gefreut haben, wie ihr Charakter rockt, den ich _mit ihnen zusammen_ gebaut habe. Das geht dann freilich runter wie Öl. ^^
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Skele-Surtur am 22.03.2013 | 15:15
Das deckt sich schon in weiten Teilen mit meiner Meinung. Mit dem Unterschied, dass die tatsächliche "Wertigkeit" eines Charakters (in diesem Beispiel als der "minderwertige" Ranger) nicht unbedingt und ganz bestimmt nicht ausschließlich am System fest gemacht werden kann.
Wenn der Gamist seinen miesen Ranger deshalb auswählt, weil der besonders gute Wahrnehmung hat - sonst aber in allem hinter der Gruppe bleibt, dann kann auch der Gamist damit glücklich werden (sofern ihm das System die Transparenz zur Verfügung stellt, dass das für ihn erkennbar ist).
Sagen wir mal so: Wenn ich einen Charakter spiele, der mechanisch ganz klar benachteiligt ist, dann nervt mich das mal ganz prinzipiell. Wenn jemand natürlich mit der Nische der menschlichen Alarmanlage zufrieden ist, ist das vielleicht prinzipiell für den okay, aber ich stelle schon den Anspruch an ein System, dass es auch für Waldläufer, die neben dem Feindbemerken auch das Feindbesiegen auf der Prioritätenliste haben, nutzbar ist. Ich kann immer sagen: "wenn der Spieler mit dem schwachen Charakter Spaß hat, dann ist das doch okay." Und ja, in dem konkreten Fall ist es das. Aber das ist eben nicht generalisierbar.

Mal anderes Beispiel: Ein kampflastiges Spielsetting. Vier Krieger/Abenteurer bilden die Gruppe.
S1 wählt einen arabisch/orientalisch angehauchten Nomaden mit Krummsäbel.
S2 wählt einen nordischen Recken mit Streitaxt spielen.
S3 wählt einen mitteleuropäischen Waldläufer im HdR-Dunedain-Stil mit einem klassischen, geraden Schwert.
S4 wählt einen Charakter im Stil eines Zulu-Kriegers mit einem einhändig geführten Kampfspeer.

Jeder hat so sein Fachgebiet, jeder hat seine Nische, aber es gibt jetzt keinen herausragenden Kampfspezialisten, alle sind gut tauglich, was die Verteilung der Eigenschaften angeht und sollen je ihren Mann stehen können, wenn die Wegelagerer oder Kultisten sich auf sie stürzen. Nun stellt sich aber bald heraus, dass der Krummsäbel durch seine Werte im Schnitt deutlich Schaden raushaut, wie das Langschwert oder die Streitaxt, weil er in 40% der Fälle kritische Treffer verursacht (die anderen nur in 10%) und sein Nachteil, nämlich dass er schwer durch Rüstungen durchkommt, fast nie greift, weil schwer gerüstete Gegner setlen sind und die Waffe bei einem kritischen Treffer Rüstungen auch ignorieren kann.

Es stellt sich gleichzeitig heraus, dass der Kampfspeer eine ziemlich miese Waffe ist, weil er von den Waffenattributen her einfach nie kritische Treffer macht und einen etwas zu niedrigen Basisschaden macht. Seine Besonderheit, dass man ihn nämlich werfen kann, sieht auf dem Papier zwar gut aus, bringt aber fast garnichts, weil die Situation, in der ein Wurf besser als ein Nahkampfangriff ist, nie eintritt. Seine Fähigkeit schwere Rüstungen leicht zu durchstoßen kommt auch zu selten zum Zug und offenbart sich im praktischen Einsatz auch als deutlich weniger effektiv, als sie auf dem Papier aussieht.

Im Resultat werden alle Charaktere bei der nächsten Gelegenheit ihre Waffen gegen Krummsäbel eintauschen, S4 als aller erstes. Die drei unteren Konzepte sind suboptimale Wahlen, was einfach unbefriedigend für die Spieler ist. Das Beispiel ist vielleicht etwas konstruiert und natürlich sollte niemand seinen Charakter auf die Waffenwahl reduzieren, aber es zeigt hoffentlich, worauf ich hinaus will: schlechtes Balancing reduziert die Auswahl an (sinnvollen) Charakteroptionen. Und das ist doof.

Und noch doofer ist es, wenn es auf dem Papier schwer zu erkennen ist und sich erst in der Praxis dann herausstellt, dass manche schön klingende Wahl eigentlich für die Füße ist. Stichwort Transparenz.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Praion am 22.03.2013 | 15:20
Oder man den Speer benutzt aber nicht "Distanzklassen" Regeln.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 22.03.2013 | 16:27
Ich freue mich, dass die Diskussion so schön vorankommt, ich ziehe viele Impulse aus den Beiträgen.

Es schält sich für mich heraus, wie bedeutsam die Frage der Systemwahl für die Frage des Balancing ist.

Eine Frage, die sich mir dabei stellt, ist:
Sind Systeme, die auf Optimierung ausgelegt sind, in denen es also objektiv bessere und schlechtere Wahlmöglichkeiten gibt, per se unbalancierter?
Je mehr ich meinen Charakter minmaxen kann, desto größer ist doch die Gefahr, dass ich einen Charakter baue, der das ganze System kippen lassen kann, oder?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 22.03.2013 | 17:57
Eine Frage, die sich mir dabei stellt, ist:
Sind Systeme, die auf Optimierung ausgelegt sind, in denen es also objektiv bessere und schlechtere Wahlmöglichkeiten gibt, per se unbalancierter?
Je mehr ich meinen Charakter minmaxen kann, desto größer ist doch die Gefahr, dass ich einen Charakter baue, der das ganze System kippen lassen kann, oder?

Das würde ich nicht unbedingt sagen. Es hängt nur davon ab, wo die Obergrenze der Optimierung sich befindet. Wenn die Designer gut aufgepasst haben, kann selbst der bestoptimierte Char das Spiel nicht sprengen, obwohl er sich klar von seinem nichtoptimierten 08/15-Kameraden abhebt.

In der Regel ist das "Geheimnis" für starke Charaktere in solchen Optimierersystemen: Synergien. Ein Feat / Edge etc für sich genommen macht das Kraut nicht fett -- und wenn doch, ist das meistens so offensichtlich, dass es sich um einen Hartholzharnisch handelt -- sondern die Verbindung aus mehreren Optionen.
Das Problem ist nun, dass manche Designer Optionen erfinden, die ungeplante und ungewollte Synergien ermöglichen. Sowas ist nicht grundsätzlich ein Mangel im Konzept, sondern lediglich ein Glitch, zu dem es freilich umso eher kommt, je mehr Material es gibt, weil dann die Designer eher den Überblick verlieren. Denn 5 oder 10 Designer können schonmal was übersehen, aber unter zigtausenden Spielern (so Gott will) gibt es garantiert jemanden, dem das auffällt.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Crimson King am 22.03.2013 | 18:18
Eine Frage, die sich mir dabei stellt, ist:
Sind Systeme, die auf Optimierung ausgelegt sind, in denen es also objektiv bessere und schlechtere Wahlmöglichkeiten gibt, per se unbalancierter?
Je mehr ich meinen Charakter minmaxen kann, desto größer ist doch die Gefahr, dass ich einen Charakter baue, der das ganze System kippen lassen kann, oder?

Jetzt melde ich mich doch noch mal.

Nach meiner Erfahrung sind gerade Systeme, in denen es objektiv hervorstechend bessere und schlechtere Wahlmöglichkeiten gibt, von den Designern nicht als gamistische Optimierersysteme konzipiert, werden aber gerne entsprechend zweckentfremdet. Im Ergebnis ist VtM dann kein tragisches Epos von verfluchten Monstern, die versuchen, Mensch zu bleiben, sondern Antihelden mit Fängen und kewl powerz. Wenn man VtM dann aber doch im Sinne der Autoren spielt, kann man die Balancingprobleme ignorieren, weil der Fokus des Spiels auf anderen Aspekten liegt.

Sinnvoll und vor allem interessant ist Optimierung aus meiner Sicht vor allem dann, wenn sie lediglich ein paar Prozent raus kitzelt und dementsprechend das Zünglein an der Waage, den kleinen Vorteil beim Überwinden der gestellten Herausforderungen ausmacht, aber niemals das Spiel bricht.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Gorilla am 22.03.2013 | 19:08
@gorilla: wenn ich dich richtig verstehe bist du ja eher für soziales Balancing als für mechanisches. Wie siehst du die Kosten dieser Vorgehensweise?
Ja, stimmt. Ich bin für soziales Balancing. Kosten sehe ich da allerdings keine - es ist imho eher eine Frage der Fairness. Ziel soll ja sein, dass alle am Spiel beteiligten ihren Spaß daran finden (denke ich).
Soziales Balancing kann man nun durch unterschiedliche Maßnahmen erreichen, die oftmals auch Hand in Hand gehen:
- durch mechanisches Balancing, das dafür sorgt, dass grundsätzlich jeder gleichwertige Ausgangsituationen nutzen kann
- durch Screentime-Balancing/Spotlights, das dafür sorgt, dass jeder seinen Zeitanteil am Spiel erhält
- durch Eingehen auf besondere Spielerwünsche, die ausgesprochen werden
- durch den grundsätzlichen Versuch, so weit wie möglich als Spielteilnehmer (nicht zwangsläufig als Charaktere) miteinander zu agieren
- durch Einbeziehung sonstiger formeller und informeller Regeln, die den Ablauf am Spieltisch regeln
Wichtig ist dabei ja vor allem, dass es nahezu egal ist, inwiefern das jeweils genutzte System gebalanct ist; es ist entscheidend (und imho ausschließlich entscheidend), dass die einzelne, jeweilige Spielgruppe ihre Balance findet.

Zitat
Effektiv umfährt man damit ja ein Hinderniss anstatt es aus dem Weg zu räumen. Was auch nicht ohne Effekt bleibt. Gerade größere Distanz und stärkeres OOC Denken würde ich dort als Probleme sehen.
Ich könnte jetzt nicht feststellen, wo das zu größerer Distanz/geringer Immersion führen muss. Ob jetzt ein Spieler darüber nachdenkt, wieviele Felder er sein Figürchen bewegt, wie er die Rede formulieren soll oder welche seiner Fertigkeiten er jetzt einsetzt - das kann alles in gut oder schlecht mechanisch balancierten Systemen vorkommen.
Je mehr soziales Balancing aber gegeben ist, desto mehr kann der Spieler sich darauf verlassen, "dass es schon läuft" - vorausgesetzt natürlich, das System ist in der Lage für ein vernünftiges Maß an Transparenz zu sorgen und der Spieler kann anhand seines Charakterprofils auch erkennen, dass er seine Rolle auch systemseitig umsetzen und erfüllen kann.

Zitat
Wie denkst du darüber, und warum glaubst du der Preis wäre dies wert (wenn du dies glaubst)?
Ich erkenne keinen Preis. Deshalb glaube ich, die Sache ist es wert ;)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 22.03.2013 | 19:21
Ich könnte jetzt nicht feststellen, wo das zu größerer Distanz/geringer Immersion führen muss. Ob jetzt ein Spieler darüber nachdenkt, wieviele Felder er sein Figürchen bewegt, wie er die Rede formulieren soll oder welche seiner Fertigkeiten er jetzt einsetzt - das kann alles in gut oder schlecht mechanisch balancierten Systemen vorkommen.
Ich glaube, darum ging es ihm nicht.
Bei einem balancierten System kann sich der Spieler denken: "Was würde mein SC jetzt tun, wenn er real wäre?"

Bei einem unbalancierten System müsste der Spieler jedoch auch denken: "Kann ich das tun, was mein SC tun würde oder sollte ich mich meiner Mitspieler zuliebe zurückhalten?"

Die erste Überlegung unterstützt einem bei der Immersion. Die zweite Überlegung reißt einen jedoch wieder heraus.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 22.03.2013 | 19:51
Ich glaube, darum ging es ihm nicht.
Bei einem balancierten System kann sich der Spieler denken: "Was würde mein SC jetzt tun, wenn er real wäre?"

Bei einem unbalancierten System müsste der Spieler jedoch auch denken: "Kann ich das tun, was mein SC tun würde oder sollte ich mich meiner Mitspieler zuliebe zurückhalten?"

Die erste Überlegung unterstützt einem bei der Immersion. Die zweite Überlegung reißt einen jedoch wieder heraus.

Die These lautet also: Je weniger ich mir Gedanken darüber machen muss, ob ich mit meinen Aktionen andere Mitspieler übervorteile oder ihnen das Spotlight raube, umso einfacher ist es, mich in das Spielgeschehen zu vertiefen und Zeit für die wichtigen Dinge zu haben.

Deshalb die Rückfrage an Gorilla: Wenn man die Bedeutung von mechanischem Balancing zurückschraubt und mehr über soziales Balancing löst, kostet das dann nicht auch Zeit und Energien, die man besser ins Spiel investiert?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Seelachs am 22.03.2013 | 20:27
Grundgütiger. Soviele Beiträge und alle reden aneinander vorbei.
Rollenspiele sind eben nicht gleich Rollenspiele. Um zusammen eine Geschichte zu erleben braucht es kein Balancing. Solche Spiele spielt Gorilla gerne. Um ein taktisches Kampfspiel zu spielen, das mit ein wenig Fluff ausgeschmückt ist, weil ein Zettel voller Zahlen langweiliger ist, als ein Zettel voller Zahlen und bunter Bilder und dem Namen "Bob der Krieger" in der ersten Zeile, dann braucht man es schon. So wie jedes andere ordentliche Strategiespiel auch.
Problem gelöst.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Glühbirne am 22.03.2013 | 20:47
Rollenspiele sind eben nicht gleich Rollenspiele. Um zusammen eine Geschichte zu erleben braucht es kein Balancing.

Aber Balancing hilft einem dabei.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Seelachs am 22.03.2013 | 21:15
Es geht. Das ist dann reine SL Aufgabe meines Erachtens.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Sashael am 22.03.2013 | 21:18
Es geht. Das ist dann reine SL Aufgabe meines Erachtens.
Was genau ist deines Erachtens reine SL Aufgabe?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Seelachs am 22.03.2013 | 21:41
Das "Balancing" in erzählorientiertem Rollenspiel. Da ist es sogar seine einzige Aufgabe. Denn einfach Erzählen könnten die Spieler auch ohne ihn. Aber damit es nicht auf "ich töte den Drachen" - "nein ich töte den Drachen" hinausläuft, ist da ein SL, der mithilfe irgendwelcher Würfelmechanismen und ähnlichem dafür sorgt, dass jeder Rolle in der Geschichte genug Bedeutung und Einfluss zukommt. Wie ausbalanciert die Charakter-darstellenden Mechanismen und das Probenmodell etc. sind, ist da sehr nebensächlich. Wie "ausbalanciert" das im Spiel letztendlich ist definiert sich nämlich sowieso dadurch, welchen Einfluss man dadurch auf die Geschichte nehmen kann, und das liegt letzten Endes immer am SL. Der ist der wohlwollende Despot am Spieltisch, der dafür sorgt, dass alle glücklich sind. Esseidenn man bespielt ein System mit Player-Empowerment-Elementen ... dann ist der SL der wohlwollende Bundespräsident, der dafür sorgt, dass alle glücklich sind.  :D
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Bad Horse am 22.03.2013 | 21:45
Gerade im erzählorientierten Spiel sollte jeder Spieler darauf achten, dass seine Mitspieler auch zum Zug kommen.

Wir haben sowas auch schon ohne SL gespielt, und es war wirklich kein Problem - weil eben jeder auf den anderen geachtet hat. Erzählorientiert zu spielen, ohne dass die Spieler selber Rücksicht aufeinander nehmen, sondern sich darauf verlassen, dass das schon der SL machen wird, funktioniert meistens nicht so gut.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Crimson King am 22.03.2013 | 21:51
Gerade im erzählorientierten Spiel sollte jeder Spieler darauf achten, dass seine Mitspieler auch zum Zug kommen.

Wir haben sowas auch schon ohne SL gespielt, und es war wirklich kein Problem - weil eben jeder auf den anderen geachtet hat.

Gerade ohne SL wird üblicherweise sehr stark darauf geachtet, wie die Szenen verteilt werden. Üblicherweise läuft das reihum. Bei Polaris, Fiasco und anderen Systemen wird das sogar durch das System vorgegeben.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Glühbirne am 22.03.2013 | 21:54
Gerade ohne SL wird üblicherweise sehr stark darauf geachtet, wie die Szenen verteilt werden. Üblicherweise läuft das reihum. Bei Polaris, Fiasco und anderen Systemen wird das sogar durch das System vorgegeben.

Was wiederum balancing ist, mMn.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 22.03.2013 | 23:11
Ich glaube, darum ging es ihm nicht.
Bei einem balancierten System kann sich der Spieler denken: "Was würde mein SC jetzt tun, wenn er real wäre?"

Bei einem unbalancierten System müsste der Spieler jedoch auch denken: "Kann ich das tun, was mein SC tun würde oder sollte ich mich meiner Mitspieler zuliebe zurückhalten?"

Die erste Überlegung unterstützt einem bei der Immersion. Die zweite Überlegung reißt einen jedoch wieder heraus.

Exakt.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 23.03.2013 | 06:55
Ich kenne keines (zumindest keines, dass das mechanische Balancing voll und ganz erfüllen würde). Vielleicht einige eher minimalistische Systeme.
Oder vielleicht Malmsturm oder andere "einfachere" FATEs - die Anzahl an "Powers" ist für alle gleich und grundsätzlich hat jeder Charakter auch die gleiche Möglichkeiten, in der Spielwelt zu agieren.
Schauen wir uns bei FATE eines der stärksten Balancingelemente an:
Jeder Spieler hat eine Menge Aspekte. Aber ob und wie diese eingesetzt werden können, ist durch die Fatepunkteanzahl limitiert. Je mehr Fatepunkte Du hast, desto mehr Einflussmöglichkeiten hast Du und desto "effektiver" ist Dein Charakter und desto mehr Spotlight bekommst Du als Spieler. Am Anfang einer Session bekommst Du eine bestimmte Anzahl an Fatepunkten. Du kannst Dir aber Fatepunkte dazubesorgen, indem Du Deine Aspekte als Nachteil Deines Charakters einsetzt. Oder Der SL setzt Deine Aspekte gegen Deinen Charakter ein und bietet Dir einen Fatepunkt an. Wenn aber Nachteile Deines Charakter beleuchtet werden, erhälst Du effektiv Spotlight. (Wenn der SL Dir den Fatepunkt angeboten hat, dann hatte das meistens die Aufgabe die aktuelle Geschichte zu dramatisieren) Du bekommst also mehr Spotlight, indem Du Dich ins Spotlight setzt. Ergo: Das Balancing macht also nicht die Charaktere gleichmächtig, sondern motiviert Dich zum Nachteilausspielen.
Zitat
Ich will kein einzelnes System erheben und kein anderes schlecht reden.
Klar. Ich finde es aber immer erleichternd an Hand von kleinen Beispielen die Probleme besser zu verdeutlichen. Im Prinzip hilft uns das glaube ich die Diskussion voranzubringen.
Btw. ich bin kein FATE-"Fanboy" oder sowas (eigentlich von keinem Rollenspielsystem). Da brauchst Du bei mir keine negativen Reaktionen zu befürchten. :)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 23.03.2013 | 12:17
Grundgütiger. Soviele Beiträge und alle reden aneinander vorbei.
Rollenspiele sind eben nicht gleich Rollenspiele. Um zusammen eine Geschichte zu erleben braucht es kein Balancing. Solche Spiele spielt Gorilla gerne. Um ein taktisches Kampfspiel zu spielen, das mit ein wenig Fluff ausgeschmückt ist, weil ein Zettel voller Zahlen langweiliger ist, als ein Zettel voller Zahlen und bunter Bilder und dem Namen "Bob der Krieger" in der ersten Zeile, dann braucht man es schon. So wie jedes andere ordentliche Strategiespiel auch.
Problem gelöst.

Grundgütiger, diese Erkenntnis haben wir schon längst, aber die Einteilung scheint für die meisten ziemlich grob zu sein (wenn du die Beiträge genau liest).
 :)

Nein, im Ernst, du benennst das Problem natürlich im Kern, allerdings appelliert Gorilla meiner Lesart nach dafür, dass sich Rollenspieler prinzipiell mehr vom (mechanischen) Balancing verabschieden sollen, also die ein Art, Rollenspiel zu betreiben, bevorzugen sollen, weil dies vielleicht prinzipiell die "bessere" Art sei, Rollenspiel zu betreiben. Dem widersprechen andere.
Folge: Diskussion.



@6: Die Fatepunkte müsste man aber in jedem Fall als mechanisches Balancing bezeichnen, oder? In dem Fall kann man ja das Plädoyer von Gorilla ausweiten und die Behauptung in den Raum stellen, FATE funktioniere besser, wenn ich nicht so sehr auf den Punkteverkehr achtet. Meine Erfahrung mit verschiedenen FATE-Runden in unterschiedlichen Gruppen würde diese These sogar unterstützen.

Anderes Beispiel: Ein Rollenspiel, in dem ich nicht so oft in den Regeln nachsehen muss, läuft immens flüssiger und reißt mich weniger aus der Immersion als ein System, bei dem es einfacher ist, ganze Abende zu spielen, ohne auch nur einmal in die Regeln schauen zu müssen. Jetzt ist die Annahme, je mehr Balancing, desto mehr Regeln, natürlich nicht zwingend, aber praktisch ist es doch oft so: Je mehr ein System das Balancing verbessern will, desto komplizierter werden die Regeln, um möglichst jeden Ausnahmefall abzudecken.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 23.03.2013 | 12:35
Die Fatepunkte müsste man aber in jedem Fall als mechanisches Balancing bezeichnen, oder? In dem Fall kann man ja das Plädoyer von Gorilla ausweiten und die Behauptung in den Raum stellen, FATE funktioniere besser, wenn ich nicht so sehr auf den Punkteverkehr achtet.
Balancing bei Fate ist, wenn alle ungefähr gleich viele Fatepunkte haben.

Unausbalanciert wäre Fate, wenn eine Person deutlich mehr Fatepunkte als eine andere Person hätte. Und das würde das Spiel imho schon stören.

Zitat
Jetzt ist die Annahme, je mehr Balancing, desto mehr Regeln, natürlich nicht zwingend, aber praktisch ist es doch oft so: Je mehr ein System das Balancing verbessern will, desto komplizierter werden die Regeln, um möglichst jeden Ausnahmefall abzudecken.
Gegenthese: Je weniger Regeln, desto mehr Balancing:
- DSA und Midgard haben enorm viele Regeln, sind aber unausbalanciert.
- SEUCOR (http://1of3.blogspot.de/2006/09/schnell-einfach-universal.html) und Wushu (http://danielbayn.com/wushu/) haben extrem wenig Regeln und sind sehr ausbalanciert.

Natürlich geht es auch andersrum. Natürlich gibt es auch balancierte Regelschwergewichte und unausbalancierte Regelleichtgewichte. Aber je weniger Regeln es gibt, desto leichter ist ein mechanisches Balancing herzustellen. Und je komplexer ein Regelsystem ist, desto schwieriger ist da eine Balance einzubauen und desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Autoren irgendetwas übersehen haben, das zur Inbalance führt.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Glühbirne am 23.03.2013 | 12:58
Anderes Beispiel: Ein Rollenspiel, in dem ich nicht so oft in den Regeln nachsehen muss, läuft immens flüssiger und reißt mich weniger aus der Immersion als ein System, bei dem es einfacher ist, ganze Abende zu spielen, ohne auch nur einmal in die Regeln schauen zu müssen. Jetzt ist die Annahme, je mehr Balancing, desto mehr Regeln, natürlich nicht zwingend, aber praktisch ist es doch oft so: Je mehr ein System das Balancing verbessern will, desto komplizierter werden die Regeln, um möglichst jeden Ausnahmefall abzudecken.

Ich sehe es genau andersherum: Je komplexer ein System, desto mehr Gamebareaker sind drin. Einfache und kleine System haben in der Regel in engeres Machtniveau bei den SC und keine Regeln, die Bestimmten Charakterkonzepten mehr Erzählrechte zuschanzen (Decker bei Shadowrun 3: entweder sie haben mehr Spothlight als alle anderen oder bleiben links liegen)

Überhaupt sind die Komplexen System, die ich kenne in der Regel auch die die Optimierer einen spielplatz zum austoben bieten: D&D 3.5, Shadowrun 3, DSA4 ect. pp
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 23.03.2013 | 13:08
Balancing bei Fate ist, wenn alle ungefähr gleich viele Fatepunkte haben.

Unausbalanciert wäre Fate, wenn eine Person deutlich mehr Fatepunkte als eine andere Person hätte. Und das würde das Spiel imho schon stören.

Das liegt ja weniger am Mechanismus, sondern daran, wie ein Spieler sich verhält, wieviele Punkte er sich erspielt, anderen zuschanzt usw.
Ist das Finanzsystem unausbalanciert, wenn ich kein Geld habe, weil ich alles auf den Kopp gehauen hab, während ein anderer spart? Wohl kaum.

Zitat
Aber je weniger Regeln es gibt, desto leichter ist ein mechanisches Balancing herzustellen. Und je komplexer ein Regelsystem ist, desto schwieriger ist da eine Balance einzubauen und desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Autoren irgendetwas übersehen haben, das zur Inbalance führt.

Da stimme ich dir zu, wobei komplexere Regelsysteme aus dieser Problematik heraus vielleicht mehr Anstrengungen unternehmen, Balancing herzustellen, wodurch Spieler und Entwickler dem Thema Balancing mehr Bedeutung zusprechen. Diesen Zusammenhang meinte ich.

Ich sehe es genau andersherum: Je komplexer ein System, desto mehr Gamebareaker sind drin.

Genau das meine ich: Je mehr Gamebreaker drin sind, desto mehr muss sich das System um das Balancing bemühen und umso mehr Bedeutung hat das Thema.

Zitat
Überhaupt sind die Komplexen System, die ich kenne in der Regel auch die die Optimierer einen spielplatz zum austoben bieten: D&D 3.5, Shadowrun 3, DSA4 ect. pp

Genau.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 23.03.2013 | 13:10
Aber um nochmals kurz auf FATE zu kommen:
Ist es nicht bereits mechanisch unausbalanciert, wenn das System die Möglichkeit bietet, dass der eine Spieler als Aspekt "guter Zuhörer" und der andere "Interstellares Kriegsschiff" hat?

(Und ich finde es fantastisch, dass das in FATE geht, weil es für mich ein Zeichen dafür ist, dass das System auf Balancing im Sinne der Einflussmöglichkeiten der Charaktere auf die Spielwelt keinen übermächtigen Wert legt).
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 23.03.2013 | 13:12
@6: Die Fatepunkte müsste man aber in jedem Fall als mechanisches Balancing bezeichnen, oder?
Na klar. Aber zur Präzisierung: Die Limitierung der Einsatzmöglichkeiten der Aspekte ist da das Balancing und nicht die genaue Anzahl der Fatepoints.
Zitat
In dem Fall kann man ja das Plädoyer von Gorilla ausweiten und die Behauptung in den Raum stellen, FATE funktioniere besser, wenn ich nicht so sehr auf den Punkteverkehr achtet.
Das Balance besagt einfach: Benutz Deine Aspekte als Nachteil und Du kannst sie als Vorteil benutzen. Oder kürzer: Aspekt als Nachteil zu nutzen ist gut. EDIT: Auf den Punkteverkehr achtest Du höchstens drauf, wenn Dir die Fatepunkte ausgehen.
Zitat
Anderes Beispiel: Ein Rollenspiel, in dem ich nicht so oft in den Regeln nachsehen muss, läuft immens flüssiger und reißt mich weniger aus der Immersion als ein System, bei dem es einfacher ist, ganze Abende zu spielen, ohne auch nur einmal in die Regeln schauen zu müssen.
Kurzer Einschub:
Du hast Dein Beispiel bereits eingegrenzt: Dieses Beispiel bezieht sich nur darauf, dass Du Immersion erreichen willst. Es gibt aber auch eine ganze Menge andere Spielmotivationen.
Zitat
Jetzt ist die Annahme, je mehr Balancing, desto mehr Regeln, natürlich nicht zwingend, aber praktisch ist es doch oft so: Je mehr ein System das Balancing verbessern will, desto komplizierter werden die Regeln, um möglichst jeden Ausnahmefall abzudecken.
Und diese Annahme ist falsch. Das eigentliche Fatebalancing besteht aus einer handvoll ziemlich intuitiver Regeln (wie wir oben gesehen haben. Nachteile einsetzen ist gut. Mehr muss der Spieler nicht wissen.).

Wie ich schonmal sagte:
Balancing ist ein Werkzeug, um den Fokus immer wieder auf die Vorlieben der Spieler zurückzubringen. Auch im Immersionsspiel benötigist Du eine steuernde Kraft, die Dich immer wieder in Deinen Charakter zurück führt. Wenn diese Kraft fehlt, ist das Spiel unbalanciert und Du fliegst relativ schnell aus der Immersion. Von Gleichmacherei ist da wirklich nicht die Rede. :)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 23.03.2013 | 13:46
Das liegt ja weniger am Mechanismus, sondern daran, wie ein Spieler sich verhält, wieviele Punkte er sich erspielt, anderen zuschanzt usw.
Ja, aber:
1) Alle starten mit der gleichen Anzahl an Fatepunkten.
2) Alle haben die gleiche Möglichkeit Fatepunkte zu bekommen.

Es ist nicht so, dass ein Spieler oder eine Charakterklasse hier bevorzugt wird.

Ist es nicht bereits mechanisch unausbalanciert, wenn das System die Möglichkeit bietet, dass der eine Spieler als Aspekt "guter Zuhörer" und der andere "Interstellares Kriegsschiff" hat?
Nein. Denn regelmechanisch sind beide Aspekte gleich mächtig.
Man kann mit "Guter Zuhörer" regelmechanisch genau so viel reißen wie mit "interstellares Kriegsschiff".
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 23.03.2013 | 14:08
Naja, Fate hab ich zwar nie gespielt, aber das Prinzip hört sich ähnlich an wie bei Unknown Armies, wo man sich auch seine Zentralfähigkeiten (wie immer die da heissen) selber frei ausdenken kann. Da habe ich auch mal bei einer Con-Runde, ohne das System zu kennen, für die Charaktererschaffung gesagt bekommen, ich soll mir als Obsession einfach was ausdenken was ich cool finde, was den Charakter quasi zentral definieren soll. Ich hatte die Idee, einen zweitklassigen Rockmusiker zu spielen, also hab ich als Obsession "Gitarre" gesetzt. Und war gespannt, wie das dann im Spiel eingesetzt werden würde - prinzipiell habe ich mich darauf verlassen, dass das System entsprechende Mechanismen zur Verfügung stellen würde. Eine andere Spielerin hatte "Kochen". Dann waren da noch zwei weitere Spieler, die sich ihre Charaktere schon mitgebracht hatten: einer hatte "Feuerwaffen" und der letzte "Computer". (Das Mädchen war allerdings die Freundin des Waffennarren, wenn ich das richtig in Erinnerung habe; also die Spieler meine ich)

Tja, was soll ich sagen? Pusteblume! Abgesehen von komplett charakterunabhängigen Ideen meinerseits wurde das Abenteuer (genauer gesagt: drei Episoden) ausschließlich von Waffennarr und Hacker gerockt. Meine Gitarre kam ebensowenig zum Einsatz wie die Kochkünste des Mädchens. Ich glaube, der einzige sinnvolle Wurf, den ich überhaupt gemacht habe, war auf einen Sekundärskill -- und den hab ich auch nicht besonders gut hinbekommen und es hat am Ende sowieso keinen Unterschied gemacht.

Kurz und gut, bedingt durch die ach so freie Auswahl der Zentraleigenschaften waren die Charaktere absolut _gar nicht_ gebalanced. Die Gruppenpower teilte sich 50-50 zwischen zwei Charakteren auf, während die anderen beiden mehr oder weniger schmückendes Beiwerk waren.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Bad Horse am 23.03.2013 | 14:41
Es gibt bei Fate noch einen Balance-Mechanismus abseits der Fatepunkte - den Grundwert, also die Menge an Fatepunkten, mit dem der Charakter eine Sitzung startet. Dieser Grundwert sinkt in verschiedenen Inkarnationen des Spiels, wenn man sich cool powerz kauft - bei Dresden Files ist das sehr ausgeprägt: Da fängt der relativ mächtige Magier mit einem Fatepunkt an (und muss erstmal gucken, dass er seine Nachteile anspielt, um FPs zu bekommen), während die mundane Strickoma, wenn sie sonst nix will, mit 12 FPs startet und der Spieler gleich mal anfangen kann, die Welt zu gestalten (Fakten schaffen kostet eben auch FPs).

@Unknown Armies: Das ist aber auch kein System, das sich Balancing auf die Fahne geschrieben hat - man kann es als Powergamer schon extrem pimpen. Das verhehlt das System aber auch gar nicht, und es ist eigentlich auch kein System, wo man mit Waffeneinsatz allzuviele Probleme lösen können sollte (dafür hat es sogar Mechanismen).
Aber bei deinem Beispiel sieht man sehr schön, dass soziales Balancing eben nicht nur in die Verantwortung des SLs fallen sollte - die Spieler sollten da auch mitziehen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Falke359 am 24.03.2013 | 01:10
@Feuersänger: Interessante Story, nur stellt sich mir die Frage, ob die Sache aus regeltechnischen Gründen nicht funktioniert hat oder weil der SL versagt hat. Ich würde auf Letzteres tippen.

@all: Die Beiträge zu FATE finde ich anregend und hilfreich. Ich merke nur, wie wenig ich es noch gewohnt bin, auf Balancing zu achten. Selbst bei Fate-Runden, die ich im letzten Jahr gespielt (oder geleitet) habe, war der Punkteverkehr eigentlich nie wirklich wichtig, zumindest nicht so wichtig, dass irgendein Spieler bewussst darauf geachtet hätte, dass er jetzt mehr Punkte bekommen müsse. Das Spiel lief auch einfach so flüssig durch.
Einzige Ausnahme war eine Malmsturm-Runde auf nem Tanelorn-Treffen, aber da erschien mir die ganze Fatepunkte-Ökonomie, der florierende Handel und Austausch von massig Punkten fast schon exotisch bzw. fremdartig.  :)

Es kommt wohl tatsächlich massiv auf die Spieler an, mit denen man unterwegs ist, ob die Betonung von Balancing wichtig ist. Ich verstehe inzwischen, wieso es vielen Spielern so wichtig ist, auch wenn es meiner jüngeren Spieleerfahrung überhaupt nicht mehr entspricht.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Cassiopeia am 25.03.2013 | 14:55
@Feuersänger:
Eigentlich ein schönes Beispiel, wie verschieden Balancing sein kann und an worüber dieser Thread schon seitenweise diskutiert.

Das System sieht vor, dass jeder Aspekt gleich wichtig sein kann, denn man will Geschichten erzählen, die sich um die Eigenarten der Charaktere drehen. Gorilla würde das gefallen und er würde vllt sagen, dass man die Fatepunkte auch noch ganz weglassen kann, den auch ohne auf die Fatepunkte zu achten, kann das Spiel super funktionieren.

Der Mitspieler dachte noch an "klassisches" Balancing, so dass ein Aspekt dann stark ist, wenn dadurch eine Charakterkompetenz beschrieben wird.

Und der SL hat diesen Unterschied wohl auch nicht verstanden (oder das Spiel zumindest nicht so geleitet) und schon war das vom System vorgegebene Balancing im Arsch. (Wenn sich bei Fate ein Mitspieler mit "Waffennarr" an den Tisch setzt, sollte beim SL schon die Warnlampe angehen. )

Daraus würde ich aber nicht folgern, dass man Balancing beim Systemdesign gleich weglassen sollte, weil es letztlich immer vom SL und der Gruppe versaut werden kann. Hier wurde (wahrscheinlich) einfach gegen den Geist der Regeln gespielt.

Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Skele-Surtur am 25.03.2013 | 15:04
Nu, Feuersängers Beispiel bezog sich nicht auf FATE, sondern war aus Unknown Armies, das ist nochmal eine andere Baustelle. Aber ab davon, dass "Waffennarr" etwas langweilig formuliert ist, finde ich das einen völlig angemessenen Aspekt für einen guten FATE-Charakter. Da bleiben meine Alarmsirenen noch aus. Erst, wenn sich alle seine Aspekte und Stunts so lesen, werde ich zumindest ein wenig misstrauisch, ob der Spieler wirklich weiß, was jetzt bei mir als FATE-SL auf ihn zukommt. 8]
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Skiron am 28.03.2013 | 11:11
@Gorilla,

also, nach dem wie Du argumentierst, fasse ich Deine These so auf:

Oder:  Ein Plädoyer für die Freiheit
Oder: Beugt euch nicht länger dem unzulänglichen Rechenkünsten, sondern geht den Weg miteinander.

mechanische Balance in einem Spiel nützt gar nichts, wenn die soziale Balance unter den Spielern nicht stimmt.

Dafür zeigst Du Beispiele auf, die in meinen Augen Probleme aufzeigen, die einerseits direkt mit dem Balancing zu tun haben,
andererseits mit Erwartungshaltungen, die direkt mit den Spielern zu tun haben.

Wir nehmen an, der DM will's "spannend" machen. Also den Ausgang des Kampfes ungewiss lassen. Der Einfachheit halber sagen wir, er kalkuliert mit einem Ausgang von 50/50. Er macht alles richtig. Passt den Encounter an genau seine Gruppe an. Arbeitet nicht mit fiesen Tricks. Worauf läuft es also hinaus, wenn die Gruppe sich einig ist, "beschissen" wird nicht, also der SL verbiegt keine Würfelergebnisse? Es läuft auf einen Wurf mit W2 hinaus. 50/50 heißt, in 50% der Fälle verliert die Gruppe. Das tolle Abenteuer ist vorbei. Die wenigsten Gruppen wollen genau das erreichen.
Viele Spieler hatten mit Sicherheit (zumindest hoffe ich das) bereits etliche Erfahrungen gemacht, in denen nicht die Spielmechanismen dafür entscheidend waren, dass am Spieltisch Spannung aufkam. Und vielleicht hatte der ein oder andere Spieler schon einmal ein spannendes Erlebnis, obwohl sein Charakter eigentlich "keine Chance" hatte (weil z.B. die "richtigen" Skills nicht vorhanden waren).
Für mich folgt daraus: Der SL und die Spieler sind gemeinsam gefordert, die Spannung zu erzeugen.

In Deinem Beispiel sind eine Menge Vorannahmen, die nicht unbedingt stimmen müssen.

Beim Balancing eines Encounters gehen die Spieledesigner von einer Gruppe aus, die ihre Fähigkeiten optimal einsetzen kann
und auch als Team zusammenarbeitet. Dies ist in den wenigsten Fällen der Fall vermute ich.
Von daher stimmt dann auch das Balancing nicht, in dem Sinn, dass es nicht auf die Gruppe zugeschnitten ist.

Es muss nicht unbedingt so sein, dass der SL den Kampf spannend halten will, sondern dies kann auch ein Wunsch der Spieler sein.

Das Abenteuer muss nicht enden, nur weil der Kampf verloren ist.

Von daher würde ich Deine These ändern in der Spielleiter und die Spieler sind gemeinsam dafür verantwortlich
die Balance für ihr Spiel zu finden.

Als Beispiel, wir hatten zu Anfang das Problem bei D&D 3.5, dass die Encounter zu schwer für uns waren,
die Gründe lagen zum einen darin, dass wir D&D 3.5 neu kennengelernt haben und deshalb in den Regeln noch nicht
sehr versiert waren (konnten die Fähigkeiten unserer Charaktere noch nicht so gut einschätzen, die Fähigkeiten unserer
Charaktere noch nicht optimal anwenden und waren noch nicht sehr gut im Teamplay).
Hinzu kam, dass wir zuvor Savage World gespielt hatten und die Möglichkeiten wie man dort spielen kann auf D&D "übertragen"
hatten. D&D "funktioniert" aber ganz anders.

In dieser Hinsicht war es dann notwendig darüber zu sprechen, wie wir das handhaben wollen.
Es hat ein Lernprozess eingesetzt und dieser Prozess ist auch nicht beendet, sondern eine Entwicklung.
In unserer Gruppe wollen alle, dass die Kämpfe spannend sind. D.h. die Kämpfe sollen eine Gefahr darstellen in der die
Charaktere auch sterben können. Die Konsequenzen daraus werden aber auch akzeptiert.

Und hier sehe ich eine Schwierigkeit, dass manche beides haben wollen, spannende gefährliche Kämpfe, aber nicht
die Konsequenzen daraus tragen. Und das ist wiederum kein Problem des Balancings, sondern das die Erwartungshaltung besteht,
dass etwas möglich sein soll, was nicht möglich ist.

Aber wir brauchen doch Balancing, damit die Spieler nicht untereinander benachteiligt werden, oder?
Nein. Spieler werden immer benachteiligt oder bevorzugt. Zumindest besteht immer die Gefahr, dass der einzelne Spieler in seiner ganz persönlichen Erlebniswelt das so wahrnimmt. Wir betreiben keine Buchhaltung, wir gehen einem gemeinsamen Hobby nach in einem dynamischen Mikrosozialgefüge. Gruppendynamik könnte man auch sagen.
Es mag vielleicht Spieler geben, die sind schon genervt, wenn sie das Opfer eines "Kill-Steals" werden - sie haben den määäächtigen Krieger gebaut und jetzt kommt der Popel-Noob ums Eck und klopft die letzten beiden HP aus dem Monster. Fies, oder? Ja, für diesen Spieler erscheint es vielleicht tatsächlich fies. Liegt aber nicht am Balancing.

Ja, Spieler werden immer benachteiligt und bevorzugt, genau das bedeutet Balance, dass dies in etwas gleichen Teilen stattfindet.
Aus diesem Grund halte ich viel von mechanisch ausbalancierten Spielen, weil diese schon eine gute Grundvoraussetzung schaffen,
dass dies stattfinden kann.

Der andere Teil liegt allerdings bei den Spielern und dem Spielleiter und ist abhängig davon, wie gut man die Regeln kennt und
einsetzen kann und auch ob man sich einen Charakter gebaut hat, der unterstützt was man spielen möchte.

Und auch hier bei Deinem Beispiel finde ich es zwar verständlich, dass der Kämpfer genervt ist, weil er nicht den Kill bekommen hat,
aber ich halte es für eine unberechtigte Erwartungshaltung, nur weil man den Kämpfer gebaut hat auch immer die Kills zu bekommen.

Wenn man sich den super Kämpfer baut, bedeutet die Ableitung daraus nicht, dass man automatisch die Kill bekommt und automatisch
im Kampf glänzt, sondern dass man durch das eigene Spiel zumindest ganz gute Voraussetzungen hat sich dies zu erspielen.

Ebenso widerspricht es in meinen Augen Teamplay, wenn man "nur" alleine im Kampf glänzen will.
Der Kämpfer der einen Gegner so runtergeprügelt hat, dass der Noob in dann zu Fall bringen kann hat einen und zwar
seinen Job im Spiel super erfüllt!

Dies ist ebenfalls Balancing innerhalb einer Gruppe.

Und noch einen anderen Punkt, es kann vorkommen, dass man sich einen Charakter baut, weil man sich ein Spiel das einem
Spaß macht davon verspricht, dies muss aber nicht immer der Fall sein, dann liegt das aber nicht am Balancing, sondern
daran, dass man noch nicht vorhersehen konnte, wie sich dieser Charakter innerhalb der Gruppe spielt.

Der andere Spieler ist angeödet, weil er neben seiner Mighty Poweraxe of Doom keine Punkte mehr für soziale Skills hatte. Und jetzt wird den ganzen Abend schon der Empfang bei Hofe ausgespielt. Fies. Ja, vielleicht. Liegt aber wieder nicht am Balancing.
Diese "Gerechtigkeit", oder die Wahrnehmung von Gerechtigkeit, ist von unzähligen situativen und individuellen Faktoren abhängig und kann daher kaum über ein mechanisches System abgebildet werden. Es geht um weiche, soziale, psychologische Faktoren.
Für mich folgt daraus: Die Gruppe insgesamt sollte sich im Miteinander am Spieltisch einfach darum bemühen, jedem Mitspieler gerecht zu werden, ihm seinen Freiraum zu lassen und seinen Spaß zu gönnen.

Dein Fazit finde ich genau richtig, aber genau das ist für mich Balancing.  :)

Zum Beispiel, ich finds echt seltsam, dass nur weil jemand wenig soziale Skills hat sich dann nicht in sozialen Belangen einbringt,
der Noob im Kampf soll ja auch seinen Beitrag leisten.

Vielleicht hat er dann nicht so gute Chancen, aber das Problem hat der Kampfnoob ja auch, der aber im Kampf auch seine
Fähigkeiten einbringen soll. Und wenn sich der Kämpfer dann an solchen Aufgaben nicht beteiligt, dann muss er sich nicht
wundern, dass er das öde findet. Hier liegt dann in meinen Augen das Problem, nicht im Balancing an sich.

Trotzdem bitte ich euch: Ignoriert in Zukunft "Balancing". Darum geht es nicht. Es geht darum, gemeinsam am Tisch eine schöne Zeit zu haben. Ganz nach persönlichem Geschmack kann das heißen, möglichst viel zu würfeln, möglichst viele Anekdoten zu erleben, möglichst viel Stimmung zu erzeugen. Aber all das hat mit irgendwelchen Werten auf einem Zettel Papier nichts bis sehr wenig zu tun.

Spielt frei und unbeschwert und kümmert euch nicht ums "Balancing" - das gibt es nämlich gar nicht.

Ich komme zu einem anderen Fazit, ich glaube nämlich, dass das soziale Balancing unter den Spielern dafür sorgt, dass man Spaß hat.
Dazu gehört aber, dass die Spieler und auch der Spielleiter wissen was sie spielen wollen und auch selbst dafür sorgen, dass sie dies können
und den Spaß der Mitspieler eben so viel Platz einräumen.
Ebenso gehört dazu bestimmte Erwartungshaltungen zu hinterfragen.

Meine Erfahrung ist inzwischen, wenn das soziale Balancing nicht stimmt, dann wird es so richtig stressig,
weil es in der menschlichen Natur liegt für eine Balance zu sorgen.

Das mechanische Balancing ist dafür hilfreich, nützt aber nichts, wenn man nicht bereit ist sich mit der Balance innerhalb der
Gruppe auseinanderzusetzen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Thandbar am 4.04.2013 | 09:36
Gutes Balancing ist wie ein Ehevertrag. Wenn alles gut läuft und sich alle Mühe geben, fällt es gar nicht auf, dass es fehlt; sobald es aber mal irgendwo kriselt, ist es gut, wenn sowas da ist.

"Balancing" als Begriff ist ja in diesem Thread unterschiedlich definiert worden. Wenn es nach mir geht, würde ich sagen, dass es ja immer eine Art "Balancing" gibt, da in jedem Spiel die Regeln unweigerlich ein System erzeugen, das einer eigenen Dynamik folgt.
Wenn diese Dynamik schief ist, brauchst du permanent einen, der die Sache wieder geraderückt - und das ist dann der Spielleiter, der unweigerlich ständig Abenteuer, Spruchlisten, Charaktere anpassen , Regeln erfinden und wieder verwerfen muss, Würfelwürfe antäuscht, die keine Rolle spielen, Monster im dramatisch richtigen Moment sterben lässt und Zwischensequenzen einwirft, die keiner unterbrechen kann, weil sonst keine Dramatik in die Handlung kommt. Der autoritäre Spielleiter ist sowohl Kind als auch Vater eines unausgeglichenen Spielsystems.

Als Jugendlicher habe ich eigentlich nur Rollenspiele gespielt, die scheiße designt waren. Es hat einen Riesenspaß gemacht, keine Frage, aber das Balancing hatte darauf weder einen negativen noch einen positiven Einfluss. Nur möchte ich heute keine Spiele mehr spielen, worin das Ohr des Spielleiters die mächtigste Ressource darstellt, nachdem ich Systeme kennen gelernt habe, die so gut zusammengebaut sind, dass man auch mal eine Session ohne Obermufti abhalten kann. Und wo ich nicht jedes Abenteuer durchgehen muss, ob dies für die Spieler überhaupt zu schaffen ist. Und wenn ich in eine neue Gruppe einsteige, ist es schön, sich auf etwas verlassen zu können, was in jedem Fall funktioniert und was man in jedem Fall umsetzen kann.
 
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Skiron am 4.04.2013 | 12:24
Gutes Posting.  :)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Koronus am 9.08.2017 | 15:47
Meiner Ansicht nach gibt es zwei mögliche Bedeutungen für Balancing.
Das Hard-Balancing also jeder ist gleich bei gleicher Geld und Erfahrungsmenge existiert nicht, da die Erfahrungen immer einen in verschiedene Richtungen lenken und nie es wirklich möglich ist, dass beide gleich Stark sind.
Das ist, wenn alle zwar mehr oder weniger gleich stark sind, aber nie jemand so dermaßen viel stärker, dass er die anderen wie Idioten darstehen lässt.

Letzteres ist möglich auch wenn man etwas dazu sagen muss.
Soft-Balancing ist =/= Fairness.
Was damit gemeint ist, es hängt alles vom Powerniveau ab.
Wenn sich zwei Klassen etwa in die selbe Richtung entwickeln also im Kampf etwa gleich gut Gegner erledigen können, dann ist es gebalancent, da die beiden, die sich auf Kampf fokussiert haben entsprechend besser sind als die, die es nicht sind. Wenn jedoch eine Rasse/Klasse/Rassenklassenkombo etc. die im Kampf auf einem anderen Powerniveau ist aber nun den für sie ungeigneten ich sag Mal Kräuterkundler nimmt und sie dann sowohl einen ähnlich guten Kämpfer wie auch einen Kräuterkundler abgibt, ist sie trotzdem gebalancent, da sie eigentlich auf einem höheren Tier wäre nur aufgrund ihrer Kombi halt auf diesem niedrigeren Tier ist.
Und damit ist das nun doch nicht gebalancent da es halt diese unterschiedlichen Niveaus gibt.

Das bringt zum nächsten Punkt der InGame Logik.
Nämlich sollen alle etwa gleich mächtig sein? Oder dürfen Unterschiede sein wenn sie die Spielwelt bereichern?
Als kleines Beispiel nehme ich Mal die Shadowrun Erwachten. Dort beschweren sich viele, dass Magier zu stark sind etc und sollen generft werden und von der Welt her heißt es sie sind super selten und super mächtig. Würde man sie nicht ihrer eigentlichen Idee berauben, wenn sie nun dem Powerniveau der anderen angepasst werden oder dürften sie wenn sie so stark sind eigentlich nicht für die Spieler offen stehen?
Deswegen bin ich der Meinung, man sollte vielleicht maximal in ungefähren Machtkategorien anpassen um dem fehlgeleiteten Bedürfnis nach Fairness Genüge zu tun aber sonst sich keinen Kopf darüber zerbrechen
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: YY am 9.08.2017 | 16:01
Das Grundproblem mit den Erwachten bei SR ist es, dass sie die meisten anderen Konzepte in deren Nische (!) übertreffen können und noch weitere Fähigkeiten haben.
Es wäre weniger problematisch, wenn sie in einem sehr speziellen Bereich enorm stark wären und dafür woanders deutliche, unüberwindbare Schwächen hätten.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Boba Fett am 9.08.2017 | 16:03
Was damit gemeint ist, es hängt alles vom Powerniveau ab.

Nö. nicht automatisch...

Balancing kann das Powerniveau betreffen aber auch die Spotlighttime.
In der Film-Trilogie "Der Herr der Ringe" ist es wohl unstrittig, dass die Hobbits im Powerniveau gegenüber den "Großen" nicht gegen anstinken können.
Trotzdem hat Frodo und Sam definitiv mehr Spotlighttime als Gandalf oder Boromir.

Was nützt es mir, daß ich Balrogs zum Frühstück verkloppen kann, wenn meine Szenen so kurz bemessen sind, dass ich kaum zum Spielen komme
und die Looser mit ihren Drama-Queen-Charakteren die ganze Aufmerksamkeit bekommen und ständig im Mittelpunkt stehen???
Dann sitz ich nur rum und kann mir Gunpornmäßig meine Crunchliste angucken.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arlecchino am 9.08.2017 | 16:40
Vielleicht hilft es, seine Mitspieler nicht (laut) als Loser zu bezeichnen und ihre Charaktere nicht als Drama-Queens  ~;D

Ist Balancing letztlich also hauptsächlich Prävention von Spotlightneid und Spielerfrustration? Braucht man kein Balancing wenn keiner mehr quengelt?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Koronus am 9.08.2017 | 16:46
Das und um den Spielern bei Kämpfen solche SAO Situationen wo der OP Kämpfer die Gegner mehr oder weniger wegrockt während der Rest draufgeht zu ersparen. Falls der Rest der Gruppe allerdings einverstanden ist, dass da der Kämpfer ruhig durchrauschen kann während der Rest ihm zujubelt damit der Balrogschnätzler auch auf seine 5 Minuten Ruhm des Abends kommt sehe ich kein Bedarf für Balancing da wie gesagt, Gleichheit existiert nicht. Nicht Mal bei den Klontruppen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Selganor [n/a] am 9.08.2017 | 16:48
Was nützt es mir, daß ich Balrogs zum Frühstück verkloppen kann, wenn meine Szenen so kurz bemessen sind, dass ich kaum zum Spielen komme
und die Looser mit ihren Drama-Queen-Charakteren die ganze Aufmerksamkeit bekommen und ständig im Mittelpunkt stehen???
Dann sitz ich nur rum und kann mir Gunpornmäßig meine Crunchliste angucken.
Ist mir so auf einem Con in einer Shadowrun-Runde passiert. Als einziger "Nichtkaempfer" (hoechster Kampfskill: Ingram Smartgun 4) in einer Runde in der sonst nur Samurais und 2 Kampfmagier waren.
Sobald es zum Kampf kam habe ich mich in den Hintergrund verdrueckt und den Rest der Gruppe machen lassen, sobald der Kampf beendet war haben sich die Spieler (teils nur geistig, einige aber auch koerperlich) vom Tisch verdrueckt bis es wieder zum Kampf kam...
Die "Nicht-Kampf"-Teile des Abenteuers habe ich groesstenteils 1:1 mit dem SL gemacht ;D
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Boba Fett am 9.08.2017 | 16:54
Vielleicht hilft es, seine Mitspieler nicht (laut) als Loser zu bezeichnen und ihre Charaktere nicht als Drama-Queens  ~;D
Ist Balancing letztlich also hauptsächlich Prävention von Spotlightneid und Spielerfrustration? Braucht man kein Balancing wenn keiner mehr quengelt?

Äh, zum ersten Satz zitiere ich mal Loriot: Ach, Was!
Warum sollten die sich nicht mal der tristen Wahrheit stellen müssen?

Und natürlich ist Balancing eine Prävention gegen das "ungerecht behandelt fühlen".
Und nein, man braucht kein Balancing, wenn alle zufrieden sind.
Das hat aber mit "wenn keiner mehr quengelt" nichts zu tun.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Koronus am 9.08.2017 | 17:01
Dann kann ich darauf mit genau dem selben Zitat antworten. Es gibt keine Gleichberechtigung und ungerecht behandelt zu werden ist genauso Subjektiv wie die Bedeutung von Soft-Balancing.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arlecchino am 9.08.2017 | 17:36
Äh, zum ersten Satz zitiere ich mal Loriot: Ach, Was!
Warum sollten die sich nicht mal der tristen Wahrheit stellen müssen?

Unfair, nach Loriot kann man doch gar nichts mehr kontern! Aber zugegeben: überzeugend.

Zitat
Und natürlich ist Balancing eine Prävention gegen das "ungerecht behandelt fühlen".
Und nein, man braucht kein Balancing, wenn alle zufrieden sind.
Das hat aber mit "wenn keiner mehr quengelt" nichts zu tun.

Die Frage ist ja, ob es hauptsächlich darum geht. Balancing kann ja durchaus auch von Bedeutung, bzw. hilfreich und wichtig sein, wenn alle mit dem Status Quo zufrieden sind - und auch nicht nur um Unzufriedenheit vorzubeugen. Zumindest lesen sich einige Argumente im Thread so.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: ArneBab am 9.08.2017 | 18:44
Die Frage ist ja, ob es hauptsächlich darum geht. Balancing kann ja durchaus auch von Bedeutung, bzw. hilfreich und wichtig sein, wenn alle mit dem Status Quo zufrieden sind - und auch nicht nur um Unzufriedenheit vorzubeugen. Zumindest lesen sich einige Argumente im Thread so.
Ich sehe als SL ein gut gebalanctes Regelwerk als Werkzeug an, durch das die Interaktion erleichtert wird. Klar kann ich auch eine Hellsing-Runde spielen, mit altem Vampir und seinem Kind. Aber auch da brauche ich auch wieder Methoden, um sicherzustellen, dass der alte Vampir nicht einfach alles selbst macht.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Meister Isegrimm am 9.08.2017 | 19:08

Also meiner Meinung kommt es natürlich auf die Definition von Balancing an. Als Meister (für viele: Spielleiter) sollte man eine Welt erschaffen indem auch "unterschiedliche" Charaktere - von den Werten her - in gleicher Weise auf die Geschichte einwirken können. Sprich, die Vielfalt der Charaktere, mit Stärken und Schwächen, kann eben durch die Vielfalt der Welt aufgefangen werden. Wenn man natürlich einen kampforientierten DungeonCrawl anbieten wo ein Barde, eine Medica und ein Gaukler im Vergleich zum Krieger nix zu melden haben, ist das Balancing schlecht, aber eher aufgrund der Welt, nicht des Systems.

Zweitens - muss man das "Ziel" des Rollenspiels und der Gruppe auch definieren. Ist es das Erzählen von Geschichten oder das "Gewinnen" und Gefühl von Erfolg. Wenn man sich mal Tolkien's Geschichten anguckt, ist das Balancing dort sowas von daneben gegangen. Ein paar Hobbits (oder Hügelzwerge) gegen den Rest der Welt ? Voll schlecht, wieso sind nicht alles gleichstarke Superkrieger ? Weil es die Geschichte zerstören würde, denn die Figuren hebeln eben die schlechten Stats (die sie hätten) durch Ihren Charakter (sprich: Rollenspiel) aus.

Und wenn man als Spieler(in) einen schwachen, dummen, feigen, törichten, jähzornigen etc. auswürfelt, dann muss man das eben als Stärke ausspielen. Der schwache sucht sich clevere Lösungswege als der Starke, weil er so durchs Leben kommt.

Ich meistere bewusst DSA3, damit es zu richtig gutem Un-Balancing kommt, denn nur so entstehen tiefgründige Charaktere (meiner Meinung nach)

Man betrachte "moderne RPG spiele auf dem PC" im Vergleich zu alten. Diablo 3 vs. Diablo 1. Das neue ist so ausgebalanced, daß jeder Char gleich ist. Beim alten Spiel konnte man entweder sehr stark sein oder eine Pfeife, aber dadurch, daß man zweiteres sein konnte, wird das erstere erst möglich gemacht.

Also, die Basis für gutes Balancing ist das Gegenteil.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: ArneBab am 9.08.2017 | 22:16
Wenn man sich mal Tolkien's Geschichten anguckt, ist das Balancing dort sowas von daneben gegangen. Ein paar Hobbits (oder Hügelzwerge) gegen den Rest der Welt ? Voll schlecht, wieso sind nicht alles gleichstarke Superkrieger ? Weil es die Geschichte zerstören würde, denn die Figuren hebeln eben die schlechten Stats (die sie hätten) durch Ihren Charakter (sprich: Rollenspiel) aus.
Das bezweifle ich zutiefst: Die Hobbits haben exzellente Ausdauer, überragende Zähigkeit und wahnwitzige Magieresistenz, nicht zu vergessen ihre irrsinnigen Fernkampfwerte (auch wenn sie die nicht nutzen); und Sam hat einen Treue-Wert, der ihn auch die schlimmsten Situationen meistern lässt. Dazu kommen magische Waffen und Elben-Rüstungen, mächtige Verbündete, usw. Und sie sehen auch noch harmlos aus. Sauron hat wahrlich nie Minmaxern von solchem Kaliber gegenübergestanden.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Meister Isegrimm am 9.08.2017 | 22:22
Das bezweifle ich zutiefst: Die Hobbits haben exzellente Ausdauer, überragende Zähigkeit und wahnwitzige Magieresistenz, nicht zu vergessen ihre irrsinnigen Fernkampfwerte (auch wenn sie die nicht nutzen); und Sam hat einen Treue-Wert, der ihn auch die schlimmsten Situationen meistern lässt. Dazu kommen magische Waffen und Elben-Rüstungen, mächtige Verbündete, usw. Und sie sehen auch noch harmlos aus. Sauron hat wahrlich nie Minmaxern von solchem Kaliber gegenübergestanden.

Genau darin liegt ja die Crux. Es gibt wohl keine Person in irgendeinem Fantasy Setting und sei es der Wirt der Schänke, den man nicht - ob offiziell auf dem Heldenbogen geführt oder nicht - etliche von sehr guten Eigenschaften aufdichten kann, wenn man einfach mal über den Rand des Bogens hinaussieht.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.08.2017 | 22:55
Es gibt keine Gleichberechtigung und ungerecht behandelt zu werden ist genauso Subjektiv wie die Bedeutung von Soft-Balancing.
Vielleicht gibt es keine 100% Gleichberechtigung. Aber eine 90%-Gleichberechtigung ist immernoch besser als eine 10%-Gleichberechtigung.

Der schwache sucht sich clevere Lösungswege als der Starke, weil er so durchs Leben kommt.
Der eine ist stark und dumm. Der andere ist schwach und intelligent. Das ist Balancing!

Unbalanced wäre folgendes: Der eine ist stark und klug. Der andere ist schwach und klug.

Zitat
Man betrachte "moderne RPG spiele auf dem PC" im Vergleich zu alten. Diablo 3 vs. Diablo 1. Das neue ist so ausgebalanced, daß jeder Char gleich ist.
Bitte nicht "gleich" mit "gleich stark" verwechseln. In modernen RPGs sind die Figuren zwar gleich stark. Das bedeutet aber nicht, dass sie gleich sind.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Sashael am 9.08.2017 | 23:01
Man betrachte "moderne RPG spiele auf dem PC" im Vergleich zu alten. Diablo 3 vs. Diablo 1. Das neue ist so ausgebalanced, daß jeder Char gleich ist. Beim alten Spiel konnte man entweder sehr stark sein oder eine Pfeife, aber dadurch, daß man zweiteres sein konnte, wird das erstere erst möglich gemacht.

Also, die Basis für gutes Balancing ist das Gegenteil.
Das ist so ziemlich das Unsinnigste, was ich in diesem Thread gelesen habe.
Diablo 1 (und andere ältere Spiele) waren nicht gut, weil die unbalanciert waren. Sie waren es dann, wenn die Balance in die richtige Richtung gekippt ist. Es gab damals so oft die Situation, dass man ein Spiel in die Tonne kloppen konnte, weil die Engine einfach nur Murks gebaut hat was Loot und Monster anging. Das war dann nicht spaßig, das war keine Herausforderung, das war Scheiße und man hat den Spielstand gelöscht und von vorn angefangen.

Dass unbalancierte Charaktere per se besseres Rollenspiel oder tiefgründigere Charaktere ergeben halte ich im besten Fall für fragwürdig. Es gibt Runden, da funktioniert das hervorragend und es gibt Runden, da endet das per definition im GAU. Und meiner persönlichen Erfahrung nach ist der letztere Fall eindeutig häufiger zu finden.

Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass die guten Runden nicht wegen der fehlenden Balance gut waren, sondern trotz.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: ArneBab am 9.08.2017 | 23:12
Genau darin liegt ja die Crux. Es gibt wohl keine Person in irgendeinem Fantasy Setting und sei es der Wirt der Schänke, den man nicht - ob offiziell auf dem Heldenbogen geführt oder nicht - etliche von sehr guten Eigenschaften aufdichten kann, wenn man einfach mal über den Rand des Bogens hinaussieht.
Wenn diese Eigenschaften für die Spielbalance wichtig aber nicht auf dem Bogen sind, dann erfüllt der Bogen seinen Zweck nicht oder nur teilweise. Die Eigenschaften, die ich für die Hobbits aufgeschrieben habe, sind bei vielen Spielen explizit Teil des Charakterbogens. Bei den Waffen ist es Ermessenssache, ob sie als explizite Stärken zählen — das kommt mit darauf an, ob Ausrüstungsökonomie ein selbstständiger Teil des Spiels sein soll — ansonsten gibt schon das Gurps Kompendium I von vor 10 Jahren all das her.

Natürlich kann ein Hobbit nicht auf das Schlachtfeld rennen und einfach wie Aragorn links und rechts Leute niedermachen, aber er hat eigene Stärken.

Das Balancing bei Tolkien geht sogar so weit, dass Gandalf seine Magie nicht ständig nutzen kann, weil sonst Sauron seinen Aufenthaltsort erfährt. Und die Mächtigen können den Ring nicht selbst transportieren und vermutlich nicht einmal lange in seiner Nähe sein — ein klarer Fall von gesichertem Rampenlicht für die Hobbits.

Selbst bei Hellsing ist Alucard (dessen Macht mit der eines großen Drachen in Shadowrun vergleichbar ist) gebunden, solange Integra nicht zeitweise seine Beschränkungen aufhebt. Dadurch haben auch andere etwas zu tun.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 9.08.2017 | 23:22
Balancing bei einem Buch?
Wollen wir dann als Nächstes ausloten, welche Bedeutung der W20-Würfelwurf im Film Bladerunner hat und daraus dann Rückschlüsse auf das Rollenspiel ziehen?

Oder dann doch lieber die Torkamera bei Cats einführen?

Leute. Echt jetzt...
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arlecchino am 9.08.2017 | 23:25
Ich sehe als SL ein gut gebalanctes Regelwerk als Werkzeug an, durch das die Interaktion erleichtert wird. Klar kann ich auch eine Hellsing-Runde spielen, mit altem Vampir und seinem Kind. Aber auch da brauche ich auch wieder Methoden, um sicherzustellen, dass der alte Vampir nicht einfach alles selbst macht.

Ich denke es gibt auch einfach unterschiedliche Arten des Balancing, die unterschiedliche Formen der Ausgeglichenheit sicherstellen. Eine Spielerin meiner früheren Runden wollte im Grunde immer, dass ihr Charakter weniger konnte, als die anderen und nicht allzu sehr im Rampenlicht steht, weil sie dann mit ihrem Charakter im Hintergrund besser hantieren konnte - und teilweise auch einfach Spaß dabei hatte, zuzusehen.

Da geht es dann weniger darum, die Charakterwerte oder das Spotlight zu balancen, als eine Balance zwischen ihrem Spielvergnügen und ihrer Spielbeteiligung zu finden (was Spotlight zumindest tangiert).
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Isegrim am 9.08.2017 | 23:37
Zitat
Balancing bei einem Buch?
Balancing mag bei einem Buch (oder auch im Film) unwichtig sein, aber man kann es schon als Beispiel betrachten. Natürlich haben da oft manche Protagonisten einen sehr viel größeren Einfluss, sehr viel mehr Spot Light als andere. Folgt man als Leser/Zuschauer der ensprechenden Geschichte spielt das keine Rolle (außer man ist Fan einer bestimmten Figur), in einem Rollenspiel kann es aber dazu führen, dass sich manche Spieler ungerecht behandelt führen, übermäßig langweilen oä.

Ich geb meinem Namensvetter da recht, würde man den HdR als Rollenspiel nachspielen hätte ich eher keine Lust, Pippins Rolle zu spielen, da der über weite Strecken einfach wenig reißen kann. Ebenso wäre die Rolle Chewbaccas oder C-3POs bei Star Wars mE recht undankbar, wenn die anderen Han, Luke und Leia spielen.

In einem anderen Plot im SW-Universum könnte das Beherrschen von 6 Mio Kommunikationsformen der Burner sein, in den Filmen ist es das nicht. Im letzten Kapitel des HdR ist Pippin einer der aktivsten der vier Hobbits, aber vorher ist er über weite Strecken eher das fünfte Rad am Wagen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 9.08.2017 | 23:52
Balancing mag bei einem Buch (oder auch im Film) unwichtig sein, aber man kann es schon als Beispiel betrachten.
Bei einem Buch gibt es garkein Balancing. Der Autor lässt seine Charaktere genau so handeln wie er es für die Geschichte brauch. Alle Situationen werden passend zur Geschichte aufgelöst. Pippin hat genau so viel Spotlight, wie es für die Geschichte von Nöten ist. Luke Skywalker verliert seinen Arm und verliert den Zweikampf gegen Darth Vader weil George Lukas genau das so wollte.
Wo soll es da bitte Balancing geben?

Wie gesagt: Da können wir gleich prüfen, wie wichtig ein W20-Würfelwurf bei Bladerunner ist.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 10.08.2017 | 00:04
Sowohl Herr der Ringe als auch Star Wars gibt es mittlerweile als Rollenspiele.

Und sowohl Frodo & Gandalf als auch Han Solo & Luke Skywalker gibt es in diesen Rollenspielen als Beispielcharaktere. Daher ist es durchaus gerechtfertigt zu fragen, wie ausbalanciert diese Charaktere sind. Das mag für die Filme/Bücher irrelevant sein. Aber in dem Augenblick, in dem man beschließt, das ganze als RPG zu spielen (und die vorgefertigten Charaktere benutzen will), ist es plötzlich relevant.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 10.08.2017 | 00:14
Ob Charaktere in Rollenspielen abgebildet werden können und ob diese dann ausbalanciert sind, hat aber doch nichts damit zu tun, dass hier im Thread versucht wurde eine Spielbalance in dem Buch Herr der Ringe zu finden.
Also: "Pippin ist in Herr der Ringe nicht ausbalanciert, also brauch man im Rollenspiel auch keine Balance."
Und das Argument ist ziemlicher Unfug. Wie ich schrieb: Der Autor lässt die Charaktere gewinnen oder verlieren, weil er diesen Ausgang für seine Geschichte brauch. Er gibt ihnen entsprechend Spotlight, wie es für die Geschichte benötigt wird. Absolut alles ist auf die Geschichte ausgelegt.
Da gibt es keine Spielbalance. Wo soll die auch bei einem Buch herkommen?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Meister Isegrimm am 10.08.2017 | 00:16
Doch, es gibt Balancing in einem Buch, neben das Balancing des Storytellings und das macht der Autor. Denn, wie schon gesagt, Pippin spielt eine pivotale Rolle in der Geschichte und das aufgrund eines gewitzten Einfalles. Genau der Vergleich mit Büchern ist das worauf Ich hinauswill. Der Grund dafür, daß wir Geschichten lieben - jeder andere, aber jede irgendeine, sei es HdR oder GoT, ist eben, daß es keine reine Simulation ist, sondern eine Geschichte in der eben Charaktere mit allen möglichen Vorraussetzungen und ungleichen Stärken und Schwächen sich innerhalb der Geschichte bewegen. Und auf diese Weise erreicht man eben das gleiche tolle erzählerische Erlebnis bei Rollenspielen.

Und: Falls Ich mich falsch ausgedrückt habe (oder unklar). Pippin ist in der Tat ein ausbalancierter Charakter - aber er wäre es nicht auf dem Papier. Und das versuche Ich nur zu vermitteln, fünf Klongkrieger mit den gleichen Werten sind eben nicht so spannend wie ein tattriger Magier, ein dümmlicher Hügelzwerg, ein überheblicher Elf und ein ungeschickter Zwerg. Man verlegt einfach das Balancing auf das Rollenspiel, anstatt es dem System per Zahlen zu überlassen, den das macht das Erzählerische eben kaputt ( zumindest bedingt es das )

Und es stimmt, wenn man ein System spielt, daß nicht auf Balance schielt, dann ist der Charakterbogen nur bedingt auschlaggebend, weil dieser nur die "hard facts" wiedergibt an denen sich ein Spieler orientiert, aber erst durch das Rollenspiel wird diese interessant. Sprich, Samweis is loyal ( wäre er das auch in einem Rollenspiel ohne der Wert Loyalität ? Könnte man sich das als Spieler aus Charisma und dem Verhältnis zu Frodo erschließen ? Eine Eigenschaft die innerhalb der Geschichte viel wichtiger und tragender ist als seine Kampfeskraft zum Beispiel.

Zum Thema Diablo 1 vs. Diablo 3 würde Ich mich erstmal freuen, wenn man meine Meinung vielleicht nicht teilt, diese nicht als Unsinn bezeichnet. Ich poste hier weil es mir Freude macht und hoffe, Euch auch, also bitte nicht so gemein sein :-)

Das ist natürlich - wie immer - Meinungssache, wie hoch ist die Bedeutung eines Erfolges in einem ausbalanciertem Spiel, wenn Erfolg schon per Definition in das System eingebaut ist ? Sprich, wenn man gar nicht schwach sein kann, kann man dann real stark sein ? Ich finde nicht. Zumindest nicht bei Computerspielen.

Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Isegrim am 10.08.2017 | 00:24
Bei einem Buch gibt es garkein Balancing.

Könnte es aber geben; gibt es sogar manchmal in Nicht-Rollenspiel-Medien, insbesonders bei Serien, in denen darauf geachtet wird, dass verschiedenen Protagonisten ähnlich viel Screentime und Einfluss auf das Geschehen haben, bspw um die Fanbase zufrieden zu stellen. Natürlich wird das da von dem/den Autoren entschieden und ergibt sich nicht aus mehr oder minder freiem Spiel, und die Problemlage ist eine andere, aber als Beispiel für die Diskussion taugt es dennoch.

Sowohl Herr der Ringe als auch Star Wars gibt es mittlerweile als Rollenspiele.

Und sowohl Frodo & Gandalf als auch Han Solo & Luke Skywalker gibt es in diesen Rollenspielen als Beispielcharaktere. Daher ist es durchaus gerechtfertigt zu fragen, wie ausbalanciert diese Charaktere sind. Das mag für die Filme/Bücher irrelevant sein. Aber in dem Augenblick, in dem man beschließt, das ganze als RPG zu spielen (und die vorgefertigten Charaktere benutzen will), ist es plötzlich relevant.

Eben. Will gar nicht wissen, welche Stufenunterschiede es zwischen Gandalf, Aragorn und Pippin gibt, ließe sich aber bspw in alten MERS-Büchern nachrecherchieren. Wenn ich je den HdR als Kampagne leiten würde, würde ich das entweder klar kommunizieren, oder zwecks besseren Balancings nachjustieren.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: YY am 10.08.2017 | 00:32
Das ist natürlich - wie immer - Meinungssache, wie hoch ist die Bedeutung eines Erfolges in einem ausbalanciertem Spiel, wenn Erfolg schon per Definition in das System eingebaut ist ? Sprich, wenn man gar nicht schwach sein kann, kann man dann real stark sein ? Ich finde nicht. Zumindest nicht bei Computerspielen.

Diablo 3-Charaktere sind weder alle gleich noch alle gleich stark.
Sie sind aber fast alle zumindest einigermaßen spielbar.

Diablo 1-Charaktere sind sich viel ähnlicher, weil es nur wenige wirklich sinnvolle Ansätze gibt und damit ein Großteil der Spielmechanik in Sachen Charakterentwicklung bei Licht betrachtet total überflüssig ist*.

Die paar Hartholzharnische rausfinden macht genau einmal Spaß, verschiedene Varianten ohne Verschwendung von Lebenszeit ausprobieren zu können dagegen deutlich öfter/länger.


*Paradebeispiel Attributspunkte. Man kommt sich zwar unheimlich viel schlauer vor, wenn man die Punkte selbst setzt, aber wenn es genau eine sinnvolle Verteilung gibt, kann das Spiel die auch einfach beim Levelaufstieg vorwegnehmen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 10.08.2017 | 00:40
Könnte es aber geben; gibt es sogar manchmal in Nicht-Rollenspiel-Medien, insbesonders bei Serien, in denen darauf geachtet wird, dass verschiedenen Protagonisten ähnlich viel Screentime und Einfluss auf das Geschehen haben, bspw um die Fanbase zufrieden zu stellen. Natürlich wird das da von dem/den Autoren entschieden und ergibt sich nicht aus mehr oder minder freiem Spiel, und die Problemlage ist eine andere, aber als Beispiel für die Diskussion taugt es dennoch.
Das "Balancing" hat aber nichts mit dem mechanischen Balancing im Rollenspiel zu tun. Dein Balancing ist eine Beschränkung in das Handwerk des Autors, während das Balancing, so es im Rollenspiel gebraucht wird, ein Werkzeug ist.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 10.08.2017 | 00:53
Doch, es gibt Balancing in einem Buch, neben das Balancing des Storytellings und das macht der Autor. Denn, wie schon gesagt, Pippin spielt eine pivotale Rolle in der Geschichte und das aufgrund eines gewitzten Einfalles.
Und warum hatte Pippin diesen gewitzen Einfall?
Richtig: Weil der Autor eine Nase brauchte, der diesen gewitzten Einfall hat. Wahrscheinlich hat er den Charakter genau so gebaut, dass er in diesem Moment diesen Einfall hat oder aber er hat die Situation genau so gedreht, dass eben nur Pippin diesen Einfall haben durfte.
Sorry, aber da ist kein Balancing.
Das was Du meinst, ist einfach Storytelling oder besser Storycrafting.
Zitat
Genau der Vergleich mit Büchern ist das worauf Ich hinauswill. Der Grund dafür, daß wir Geschichten lieben - jeder andere, aber jede irgendeine, sei es HdR oder GoT, ist eben, daß es keine reine Simulation ist, sondern eine Geschichte in der eben Charaktere mit allen möglichen Vorraussetzungen und ungleichen Stärken und Schwächen sich innerhalb der Geschichte bewegen. Und auf diese Weise erreicht man eben das gleiche tolle erzählerische Erlebnis bei Rollenspielen.
Genau zu dem Punkt habe ich da ein YT-Video: Folding Ideas - Minecraft, Dwarf Fortress, and Emergent Narratives (https://www.youtube.com/watch?v=pdc8Oa16BeQ)
Es gibt ne Menge andere Möglichkeiten, durchaus stärkere erzählerische Erlebnisse zu generieren, als nur Spieler durch eine größtenteils vorherbestimmte Geschichte zu leiten. Balancing kann dabei auch ein Rolle spielen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Isegrim am 10.08.2017 | 01:15
Das "Balancing" hat aber nichts mit dem mechanischen Balancing im Rollenspiel zu tun. Dein Balancing ist eine Beschränkung in das Handwerk des Autors, während das Balancing, so es im Rollenspiel gebraucht wird, ein Werkzeug ist.

Richtig. Als Beispiel bleiben sie dennoch tauglich. Immerhin sind es Geschichten, die (hier fast) jeder kennt, an denen man Probleme veranschaulichen kann. Im Gegensatz zu den Geschichten, die sich aus privaten Rollenspielrunden ergeben, die nur die Beteiligten kennen und über die man im Forum sehr viel schlechter diskutieren kann. Das hilft wegen der verschiedenen Mechanik nicht, etwaige Probleme zu beheben, aber immerhin, sie erst mal zu verdeutlichen.

BTW, wenn der "gewitzte Einfall" Pippins der ist, Baumbart in einen Kriegsrausch zu tricksen: Den gibt es im Buch nicht. Da laufen Merry & Pippin va Ents hinterher. Ihre Handlungen sind weitgehend bedeutngslos. Wäre es eine Rollenspiel-Kampagne, könnte man von reinem Railroading sprechen, zumnidest, wenn die Ents NSC sind.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 10.08.2017 | 01:30
Ich wünschte mir so sehr, dass einfach niemand mehr auf diese immer gleichen Köder mit den BESCHEUERTEN Vergleichen von Rollenspielen mit dem LOTR oder irgendeinem anderen literarischen Werk anbeißen würde.  ::)
Ernsthaft, wir hatten das erst in _diesem Thread_. Auch wenn der jetzt eine Weile brach lag. Ständige Wiederholung eines Blödsinns macht den Blödsinn nicht wahrer.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Meister Isegrimm am 10.08.2017 | 01:38
Ich wünschte mir so sehr, dass einfach niemand mehr auf diese immer gleichen Köder mit den BESCHEUERTEN Vergleichen von Rollenspielen mit dem LOTR oder irgendeinem anderen literarischen Werk anbeißen würde.  ::)
Ernsthaft, wir hatten das erst in _diesem Thread_. Auch wenn der jetzt eine Weile brach lag. Ständige Wiederholung eines Blödsinns macht den Blödsinn nicht wahrer.

Ich fände es schön, wenn Du nicht so harsch auf meine Meinung reagieren würdest. Es ist nur mein Spielstil und bewährt sich durch glückliche und spaßige Runden. Es muss auch nicht für jeden hier kompatibel sein oder das richtige, aber im Sinne einer interessanten Diskussion wollte ich nur mal berichten, wie ich es als Meister handhabe. Und solange Ich hier nicht beleidigend werde oder vulgär über andere Spielstile urteile, würde Ich mich freuen, wenn der Ton gewahrt wird - besonders von einem Moderator ! - wenn es hier nur darum geht seine Erfahrungen auszutauschen, dafür ist das Forum doch da, oder hab Ich das falsch verstanden ? Blödsinn ist es nicht, denn Ich mache es ja und Ich hoffe, Du willst mich als Mithobbyist nicht einfach so unbekannterweise als Blödmann bezeichnen ? Denn ich finde nicht, daß Du jetzt einer bist, nur weil wir eine andere Meinung haben.

Der "blödsinnige" Vergleich zu LOTR oder anderen Werken ist nur dann nicht sinnvoll, wenn es nicht das Ziel einer P&P Runde ist eine ähnliche Geschichte zu erzählen. Und da jedes Rollenspiel auch eine narrative Komponente hat, orientiert sich doch jeder an Fiktion (oder auch Non-Fiktion) die ihm als Vorlage bzw. Inspiration dient.

Wie schon einer der Vorgänger gepostet hat: Ich will auch nicht auf ein mechanisches Balancing im HdR hinaus, sondern lediglich darauf: Charaktere müssen nicht alle gleich sein (von den Werten auf dem Papier) um gleich "bedeutend" für die Geschichte zu sein. Meiner Meinung nach liegt der Reiz in den Schwächen. Das Beispiel Frodo kann man auch einfach umformulieren zu Hügelzwerg und Rondra-Geweihter bei DSA, dann hat es mit einer literarischen Vorlage gar nichts mehr zu tun. Wenn der Hügelzwerg in allen "Werten" (auf dem Papier) schwächer wäre als die Rondra-Geweihte, es also unbalanced wäre, dann täte das der Geschichte keinen Abbruch, im Gegenteil, es wäre interessant zu sein, welche Rolle der Zwerg in der Geschichte spielt. Eben aufgrund seiner Schwäche ist er eben spannend als Figur und Charakter (auch für den Spieler).
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 10.08.2017 | 03:02
Dann schreib bitte und gerne einfach das, was du im Spiel meinst und erreichen willst. Aber Analogien zu Romanen sind einfach _nicht zielführend_ weil es einfach ein komplett anderes Medium mit komplett anderen Mitteln ist. Wie ich schon weiter vorne schrieb: in einem Roman (oder auch Film) passiert immer genau das genau dann, was und wenn der Verfasser es für richtig hält, und _darum_ kann auch der Hobbit mal glänzen, auch wenn vielleicht nur weil er zufällig und unwissentlich irgendwann mal genau die richtige Waffe für den Job aus einem Hügelgrab geplündert hat [die einzige sinnvolle Aktion von Meriadoc Brandybuck bis zur Befreiung des Auenlandes]. Aber für eine P&P-Runde wären mir diese 5 Minuten Ruhm, auf die wahrscheinlich obendrein hart hin gerailroadet werden muss damit sie überhaupt passieren, ein bißchen zu wenig. Wie 6 so richtig schreibt: Storycrafting. Das hat in meinen Augen in der Tat herzlich wenig mit Rollenspiel zu tun.

Da erinnere ich gerne nochmal an den "DM of the Rings" Webcomic, der sehr anschaulich illustriert mit was für Reaktionen man eher zu rechnen hat, wenn man in einem D&D-artigen Spiel versucht den LOTR nachzuspielen und dafür einen Aragorn neben einen Frodo setzt: die Spieler der untauglichen Hobbitse haben bald keine Lust mehr und verabschieben sich auf Französisch aus der Runde, ihre Charaktere werden in NSCs umgewandelt und die Kampagne wird allein von Aragorn, Legolas und Gimli zu Ende gespielt. :p

Meinen obigen Ausbruch hast du der Tatsache zu verdanken, dass ich diese Fehlargumentation nun schon was weiss ich wie oft in allen möglichen Zusammenhängen lesen musste, und ich _kann_ es einfach nicht mehr ertragen.

--

Nebenbei bemerkt haben hier auch Moderatoren ein Recht darauf, ihre Meinung zu äußern, und dass ich deine Äußerungen so massiv angreife, ist nicht zu verwechseln mit einem Angriff gegen deine Person. Und das brauchst du auch nicht versuchen herbeizukonstruieren.

So, jetzt schnell abschicken ehe das Forum in Wartungsmodus geht, weitere Gedanken morgen bei Bedarf.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 10.08.2017 | 07:20
Richtig. Als Beispiel bleiben sie dennoch tauglich. Immerhin sind es Geschichten, die (hier fast) jeder kennt, an denen man Probleme veranschaulichen kann. Im Gegensatz zu den Geschichten, die sich aus privaten Rollenspielrunden ergeben, die nur die Beteiligten kennen und über die man im Forum sehr viel schlechter diskutieren kann. Das hilft wegen der verschiedenen Mechanik nicht, etwaige Probleme zu beheben, aber immerhin, sie erst mal zu verdeutlichen.
Also doch wieder die Betrachtung von W20-Würfelwürfen bei Bladerunner und ein Plädoyer für die Torkamera bei Cats.
Sorry, aber da bin ich dann raus
Viel Spass noch beim Weiterposten hier im Thread. :)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Luxferre am 10.08.2017 | 07:37
 :headbang:

BÄM! Schöne Morgenlektüre  ~;D

Ich würde so gern Feuersängers Beiträge liken und den Preuss pluseinsen
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arlecchino am 10.08.2017 | 08:34
Okay, bevor das hier völlig in einseitiges Gebashe ausartet: ich bin bei Meister Isegrimm und halte es auch für unnötig, eine Position pauschal als Blödsinn abzukanzeln. Selbst wenn man sich schonmal damit befasst hat und der Meinung ist, das Ding sei durch.

Wenn ich seine Argumentation richtig verstehe, hat er lediglich darauf verwiesen, dass unterschiedliche Machtniveaus und unausgeglichene Spotlightverteilung in anderen Medien funktionieren, ohne den Fluss der Geschichte oder Spannung nachhaltig zu stören. Das kann man erstmal so stehen lassen.

"Birnen und Äpfel" und das Stoyrcrafting-Argument sind, vor allem in der dogmatisch dargebrachten Form, in meinen Augen kaum haltbar.

Aber Analogien zu Romanen sind einfach _nicht zielführend_ weil es einfach ein komplett anderes Medium mit komplett anderen Mitteln ist. Wie ich schon weiter vorne schrieb: in einem Roman (oder auch Film) passiert immer genau das genau dann, was und wenn der Verfasser es für richtig hält, und _darum_ kann auch der Hobbit mal glänzen, auch wenn vielleicht nur weil er zufällig und unwissentlich irgendwann mal genau die richtige Waffe für den Job aus einem Hügelgrab geplündert hat [die einzige sinnvolle Aktion von Meriadoc Brandybuck bis zur Befreiung des Auenlandes].

Der Autor legt fest, wann etwas geschehen und wie einzelne Figuren auf die Handlung einwirken sollen. Das unterliegt seiner kreativen Agenda, in erster Linie also vor allem seiner Definition von Schlüssigkeit, Plausibilität und interessanter/erzählwürdiger Struktur.

Die Spieler und der SL legen fest, wann etwas geschehen und wie die Charaktere auf die Handlung einwirken sollen. Das unterliegt der gemeinsamen, kreativen Agenda und der sich im Spiel entwickelnden und immer wieder selbst bestätigenden Definition von Schlüssigkeit, Plausibilität und interessantem/spielwürdigem/spaßigem Spielverlauf, gemessen an der indviduellen Suspension of Disbelief.

Das, was der Autor macht, wird am Tisch ein kooperatives Storycraften, das Spielgeschehen und Charakterinvolvierung der narrativen Deutungshoheit unterwirft. Ist doch nun wirklich keine neue Sache. FATE, anyone?

Zitat
Aber für eine P&P-Runde wären mir diese 5 Minuten Ruhm, auf die wahrscheinlich obendrein hart hin gerailroadet werden muss damit sie überhaupt passieren, ein bißchen zu wenig. Wie 6 so richtig schreibt: Storycrafting. Das hat in meinen Augen in der Tat herzlich wenig mit Rollenspiel zu tun.

Immer schön, objektiv formulierte Urteile mit subjektiven Begründungen zu sehen. Du fändest die 5 Minuten Ruhm zu wenig. Mal abgesehen, dass die Verteilung hemmungslos übertrieben ist (und im Bezug auf die Hobbits bei HDR auch faktisch inkorrekt), kenne ich genug Spieler, die absolut damit zurechtkommen, wenn das Spotlight und/oder das Machtniveau ungleich verteilt sind. Die Meisten meiner Spieler der letzten Jahre wären ohne jede Frage in der Lage, die Buchversionen der HDR-Charaktere zu spielen. Heck, einige dieser Spieler haben meist regelrecht darum gebeten, dass das Machtgefälle zwischen den Charakteren und die Spotlightanteile unausgeglichen sind, weil sie das spannender fanden.

Da wird dann auch nichts gerailroadet, wenn der Schaffensprozess (das crafting) kollektiv und kooperativ ist. 

Zitat
Meinen obigen Ausbruch hast du der Tatsache zu verdanken, dass ich diese Fehlargumentation nun schon was weiss ich wie oft in allen möglichen Zusammenhängen lesen musste, und ich _kann_ es einfach nicht mehr ertragen.

Nebenbei bemerkt haben hier auch Moderatoren ein Recht darauf, ihre Meinung zu äußern, und dass ich deine Äußerungen so massiv angreife, ist nicht zu verwechseln mit einem Angriff gegen deine Person. Und das brauchst du auch nicht versuchen herbeizukonstruieren. 

Du bist also aus persönlicher Befindllichkeit nicht in der Lage, deine Kritik an seiner Position neutral oder diplomatisch zu formulieren. Und weil er sich darüber (meiner Meinung nach völlig zurecht) beschwert, konstruiert er sich jetzt was herbei? Aha.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Sashael am 10.08.2017 | 08:53
Der Autor legt fest, wann etwas geschehen und wie einzelne Figuren auf die Handlung einwirken sollen.

Die Spieler und der SL legen fest, wann etwas geschehen und wie die Charaktere auf die Handlung einwirken sollen.

Das, was der Autor macht, wird am Tisch ein kooperatives Storycraften, das Spielgeschehen und Charakterinvolvierung der narrativen Deutungshoheit unterwirft. Ist doch nun wirklich keine neue Sache. FATE, anyone?
Wenn das wirklich das Gleiche wäre, wieso kommen bei Rollenspielrunden so selten (bis gar nicht) Geschichten raus, die man 1:1 als unterhaltsamen Roman abtippen könnte? Und zwar unterhaltsam für Leute, die nicht dabei waren.

Machtgefälle KANN gute Geschichten hervorbringen.
WENN de Spieler sich von vornherein auf dieses Gefälle geeinigt haben. Die meisten Rollenspielrunden laufen aber über balancierte Spotlightverteilung, weil von den Anwesenden dann doch keiner das 5. Rad am Wagen spielen möchte. Bitte beachten,  dass Spotlightverteilung per se nichts mit Machtniveau zu tun hat. Dummerweise gibt ausreichend Menschen*, die durch höheres Kompetenzniveau versuchen, das Spotlight an sich zu reißen. Das gelingt ihnen meiner Erfahrung nach um so besser, je unbalancierter das Regelwerk geschrieben wurde.

Vergleiche mit Romanen bringen da dann auch nichts mehr. Ich würde mich echt verarscht fühlen, wenn ein SC eine Runde dominiert und mir dann gesagt wird, im Buch ist das ja auch so. Ja, dann geh ich eben das Buch lesen. Tschüss.

Jede von mir erlebte Runde, in der ein SL versucht hat, irgendein Buch, Film oder Comic "nachzuspielen" oder "weiterzuspielen", ging komplett in die Hose. Natürlich könnte man alles vorher absprechen und alle spielen "mit", aber das wäre dann kn meinen Augen nur noch Improtheater und kein Rollenspiel mehr.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: bobibob bobsen am 10.08.2017 | 08:56
Zitat
Immer schön, objektiv formulierte Urteile mit subjektiven Begründungen zu sehen. Du fändest die 5 Minuten Ruhm zu wenig. Mal abgesehen, dass die Verteilung hemmungslos übertrieben ist (und im Bezug auf die Hobbits bei HDR auch faktisch inkorrekt), kenne ich genug Spieler, die absolut damit zurechtkommen, wenn das Spotlight und/oder das Machtniveau ungleich verteilt sind. Die Meisten meiner Spieler der letzten Jahre wären ohne jede Frage in der Lage, die Buchversionen der HDR-Charaktere zu spielen. Heck, einige dieser Spieler haben meist regelrecht darum gebeten, dass das Machtgefälle zwischen den Charakteren und die Spotlightanteile unausgeglichen sind, weil sie das spannender fanden.

Echt! Du hast Mitspieler die sich darüber freuen wenn sie Lutz spielen dürfen.
Da glaube ich nicht das das besonders repräsentativ ist.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arlecchino am 10.08.2017 | 09:09
Wenn das wirklich das Gleiche wäre, wieso kommen bei Rollenspielrunden so selten (bis gar nicht) Geschichten raus, die man 1:1 als unterhaltsamen Roman abtippen könnte? Und zwar unterhaltsam für Leute, die nicht dabei waren.

Ist das denn so? Könnte ja auch daran liegen, dass die, die sie abtippen, das Ganze nicht sprachlich ansprechend genug verpacken können. Soweit ich weiß, erfreuen sich aber actual plays und let's plays in live- und Schriftform doch einiger Beliebtheit.

Der Live-Aspekt kann da auch reinspielen. Kooperatives Storytelling ist vielleicht für die Beteiligten interessanter, als für Zuschauer - im Vergleich zum Solostorytelling eines Autors.

Zitat
Machtgefälle KANN gute Geschichten hervorbringen.
WENN de Spieler sich von vornherein auf dieses Gefälle geeinigt haben. Die meisten Rollenspielrunden laufen aber über balancierte Spotlightverteilung, weil von den Anwesenden dann doch keiner das 5. Rad am Wagen spielen möchte. Bitte beachten,  dass Spotlightverteilung per se nichts mit Machtniveau zu tun hat. Dummerweise gibt ausreichend Menschen*, die durch höheres Kompetenzniveau versuchen, das Spotlight an sich zu reißen. Das gelingt ihnen meiner Erfahrung nach um so besser, je unbalancierter das Regelwerk geschrieben wurde.

Deswegen hab ich auch beide Balancing-Bestandteile getrennt voneinander genannt. Zum Rest siehe unten.

Zitat
Vergleiche mit Romanen bringen da dann auch nichts mehr. Ich würde mich echt verarscht fühlen, wenn ein SC eine Runde dominiert und mir dann gesagt wird, im Buch ist das ja auch so. Ja, dann geh ich eben das Buch lesen. Tschüss.

Das impliziert eher eine kommunikative Störung zwischen den Spielern (bzw. des Störspielers) und hat wenig damit zu tun, ob das verglichene Medium vergleichbar ist. In dieser Form hat zuvor offensichtlich die Vermittlung gemeinsamer Spielinteressen gefehlt. Obendrein kann es sein, dass der betreffende Spieler die Buchbegründung nur vorschiebt, um seine Unfähigkeit, sich am gemeinsamen Schaffensprozess zu beteiligen und für Fairplay zu sorgen oder seinen Egoismus zu verschleiern.

Zitat
Jede von mir erlebte Runde, in der ein SL versucht hat, irgendein Buch, Film oder Comic "nachzuspielen" oder "weiterzuspielen", ging komplett in die Hose. Natürlich könnte man alles vorher absprechen und alle spielen "mit", aber das wäre dann kn meinen Augen nur noch Improtheater und kein Rollenspiel mehr.

Ich zögere ein wenig, die pandora's box des "Was ist Rollenspiel?" aufzumachen.

Außerdem: SL, der versucht eine kreative Agenda durchzuboxen ≠ Kooperative, kreative Steuerung durch Spieler und SL. Klingt alles irgendwie danach, dass Balancing in erster Linie Fehlkommunikation und mangelndes Vertrauen untereinander ausgleichen soll. Halte ich für wenig schlüssig.


Echt! Du hast Mitspieler die sich darüber freuen wenn sie Lutz spielen dürfen.
Da glaube ich nicht das das besonders repräsentativ ist.

Ich züchte meine Spieler in speziellen Pods, die mit Photosynthese arbeiten.

Erstaunlicherweise war das Konzept aber auch in den Runden, in denen ich so in den letzten Jahren Gast war, selten ein Problem.  Ich finds überhaupt interessant, dass mit unterschiedlichem Machtgefälle gleich völlige Nutzlosigkeit assoziiert wird. Das Nützlichkeit und Spielwert eines Charakters hauptsächlich durch seine Werte oder sein "Powerlevel" kontistuiert wird, ist eine Möglichkeit.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 10.08.2017 | 09:10
Okay, bevor das hier völlig in einseitiges Gebashe ausartet: ich bin bei Meister Isegrimm und halte es auch für unnötig, eine Position pauschal als Blödsinn abzukanzeln. Selbst wenn man sich schonmal damit befasst hat und der Meinung ist, das Ding sei durch.
Ich sehe meine Beiträge nicht als "einseitiges Gebashe". Mir persönlich geht es nur auf den Keks, wenn Spielelemente (deren Aufgabe in der Spielebene liegen) mit Nichtspielmedien wegdiskutiert werden.
Mal provokant und verdeutlichend: "Herr der Ringe kommt ohne Elfmeter aus. Also brauchen wir auch beim Fussballspielen keinen Elfmeter."

Nur damit das nicht vergessen wird: mechanisches Balancing ist ein Werkzeug, dass dem SL helfen soll das Spielgeschehen für die Spieler so zufriedenstellend wie nur irgendmöglich zu gestalten. Es geht also um die "Produktion" der Geschichte und nicht um deren "Ergebnis". Ein Autor oder ein Regisseur wird jede Szene so lange immer und immer weiter bearbeiten, damit die Situation für seine Zwecke perfekt ist.
Beim Rollenspiel habe ich bisher nur sehr selten erlebt, dass der SL gesagt hat: "Nee. So lief die Situation nicht wie ich sie mir vorgestellt habe. Nochmal das Ganze von vorne und Du Spieler1 legst jetzt ein bisschen mehr Feuer in den Streit mit dem Baron. Sonst glaubt uns doch keiner dass der Baron so erzürnt ist..."
Zitat
Wenn ich seine Argumentation richtig verstehe, hat er lediglich darauf verwiesen, dass unterschiedliche Machtniveaus und unausgeglichene Spotlightverteilung in anderen Medien funktionieren, ohne den Fluss der Geschichte oder Spannung nachhaltig zu stören. Das kann man erstmal so stehen lassen.
Klar. Da steht ja dann schon vorher fest, wie die Situation aufgelöst wird. Würdest Du da Parallelen aufbauen wollen, müsstest Du dem SL die Macht geben, Situationen entsprechend so zu verändern, dass der Spieler richtig zum Thema/zur Aussage/... des "Produktes" reagieren muss.
Zitat
"Birnen und Äpfel" und das Stoyrcrafting-Argument sind, vor allem in der dogmatisch dargebrachten Form, in meinen Augen kaum haltbar.
Naja. Die Bedeutung des Elfmeters im Fussball mit dem Buch Herr der Ringe wegzudiskutieren ist halt ziemlich objektiv "Äpfel mit Birnen".
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 10.08.2017 | 09:15
Wie schon einer der Vorgänger gepostet hat: Ich will auch nicht auf ein mechanisches Balancing im HdR hinaus, sondern lediglich darauf: Charaktere müssen nicht alle gleich sein (von den Werten auf dem Papier) um gleich "bedeutend" für die Geschichte zu sein.

Und da hast du fraglos recht. Doch für Dinge die gleich sind gibt es bereits den Begriff "Gleichheit". Und dieser ist nicht synonym zu Balancing. Dinge können ausgeglichen sein unabhängig davon ob sie gleich sind oder nicht. (genau betrachtet können sogar gleiche Dinge unausgeglichen sein).

Balance ist ein Begriff der vom wiegen kommt, vom Vergleich des Gewichts zweier Dinge anhand einer Erwartungshaltung. Stell es dir als Waage vor. Balance kann dabei völlig unabhängig davon entstehen welche Gewichte du benutzt. Es kommt darauf an wo du sie hinhängst.

Und dieses "hinhängen" ist die Erwartungshaltung. Ist die Position und Rolle der Charaktere in der Spielwelt. Balancing hat also nichts damit zu tun ob es in einer Welt starke oder schwache Charaktere gibt, sondern ob diese auch eben jener Erwartungshaltung entsprechen oder dieser so sehr widersprechen, dass alles umkippt.

Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: bobibob bobsen am 10.08.2017 | 09:15
Zitat
Ich finds überhaupt interessant, dass mit unterschiedlichem Machtgefälle gleich völlige Nutzlosigkeit assoziiert wird.

Lutz war doch nicht nutzlos. Wo ich dir recht gebe ist das es Rollenspieler gibt die nicht so gern im Mittelpunkt stehen. Die sind aber meist auch nicht besonders beitragend.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Evil Batwolf am 10.08.2017 | 09:20
...mechanisches Balancing ist ein Werkzeug, dass dem SL helfen soll das Spielgeschehen für die Spieler so zufriedenstellend wie nur irgendmöglich zu gestalten....
Jep

...Es geht also um die "Produktion" der Geschichte und nicht um deren "Ergebnis"...
Nein.

Balancing hat was damit zu tun, dass Rollenspiel im Sinne von Spiel (Stichwort: Gamism) fair bleibt. Ist für eine bestimmte Art zu spielen (game to win) eminent wichtig.

Mit der Story hat das rein gar nichts zu tun. Im HdR (Buch) ist der Domestike eines reichen Hobbits (Sam) der eigentliche Held, und nicht Aragorn, Gimli und Legolas. So etwas kann man mit Story-orientierten Rollenspielen - FATE wurde genannt - ohne Weiteres umsetzen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arlecchino am 10.08.2017 | 09:20
Ich sehe meine Beiträge nicht als "einseitiges Gebashe". Mir persönlich geht es nur auf den Keks, wenn Spielelemente (deren Aufgabe in der Spielebene liegen) mit Nichtspielmedien wegdiskutiert werden.
Mal provokant und verdeutlichend: "Herr der Ringe kommt ohne Elfmeter aus. Also brauchen wir auch beim Fussballspielen keinen Elfmeter."

Ich sehe die Gefahr einseitigen Bashens, wenn sich eine Seite der Diskussion gegenseitig bestätigt und auf die Schulter klopft, während die andere Seite mit Pauschalurteilen abgekanzelt wird. Unter anderem um dieser Gefahr vorzubeugen, (aus Balancing-Gründen  ~;D) habe ich Gegenpartei ergriffen und teste euch mal auf eure dogmatisch formulierten Ansichten, da ich die nicht für so schlüssig halte, wie ihr glaubt.

Außerdem: Strohmann erfolgreich aufgebaut.

Zitat
Nur damit das nicht vergessen wird: mechanisches Balancing ist ein Werkzeug, dass dem SL helfen soll das Spielgeschehen für die Spieler so zufriedenstellend wie nur irgendmöglich zu gestalten. Es geht also um die "Produktion" der Geschichte und nicht um deren "Ergebnis". Ein Autor oder ein Regisseur wird jede Szene so lange immer und immer weiter bearbeiten, damit die Situation für seine Zwecke perfekt ist.
Beim Rollenspiel habe ich bisher nur sehr selten erlebt, dass der SL gesagt hat: "Nee. So lief die Situation nicht wie ich sie mir vorgestellt habe. Nochmal das Ganze von vorne und Du Spieler1 legst jetzt ein bisschen mehr Feuer in den Streit mit dem Baron. Sonst glaubt uns doch keiner dass der Baron so erzürnt ist..."Klar. Da steht ja dann schon vorher fest, wie die Situation aufgelöst wird. Würdest Du da Parallelen aufbauen wollen, müsstest Du dem SL die Macht geben, Situationen entsprechend so zu verändern, dass der Spieler richtig zum Thema/zur Aussage/... des "Produktes" reagieren muss.

Das impliziert die Revision als tragendes Element eines kreativen Schaffensprozesses. In seiner live-Form (z. B. in kooperativer Form am Tisch) ist das aber alles andere als zwingend notwendig. Produktion und Ergebnis sind im teilimprovisierten Spiel (unter das Rollenspiel immer fällt, selbst wenn man bei dem Gedanken an Improtheater Ausschlag bekommt) fließende Übergänge. Müssen sie sein, sonst könnte sich das Spielgeschehen nicht aus spontanen Handlungen und Entscheidungen der Beteiligten ergeben. Den Prüfstand, den du also dem Autor durch Revision zusprichst, gibt es in der Spielgruppe in Form des gegenseitigen SoD-Checks. So entsteht eine kooperative, kreative Agenda. Und die benutzt das Balancing ebenso als (narratives) Werkzeug, wie der Autor.

Zitat
Naja. Die Bedeutung des Elfmeters im Fussball mit dem Buch Herr der Ringe wegzudiskutieren ist halt ziemlich objektiv "Äpfel mit Birnen".

uuund der Strohmann brennt! Burning Man, yeah!

Um das zu verdeutlichen: ich gehe mit deiner Interpretation nicht konform, dass der Vergleich zwischen der narrativen Qualität und dem Schaffensprozess eines Autors (oder Skriptschreibers, oder Theaterspielers, oder Videospielplotschreibers) und einer Rollenspielgruppe so weit hergeholt ist, wie Elfmeter bei Herr der Ringe zu fordern. Bonus points for creativity, though.


Lutz war doch nicht nutzlos. Wo ich dir recht gebe ist das es Rollenspieler gibt die nicht so gern im Mittelpunkt stehen. Die sind aber meist auch nicht besonders beitragend.

Oh, die Spieler, die gerne die in Machtgefälle und Spotlight schwächeren Charaktere gespielt haben, waren in der Regel alles andere als passiv. Die Spielerin, an die ich da im Besonderen denke, kann man glaub ich ganz gut mit (politisch unkorrekt) "ADHS-Flauschflummiball auf Speed" bezeichnen.

Wie gesagt, ich sehe diese stringende Korrelation zwischen Machtgefälle und Spielanteil nicht so endgültig. Ist halt nicht meine Erfahrung. Wenn die nicht repräsentativ ist, okay.  8)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Oberkampf am 10.08.2017 | 09:32
:headbang:

BÄM! Schöne Morgenlektüre  ~;D

Ich würde so gern Feuersängers Beiträge liken und den Preuss pluseinsen

Ja, ich auch.

Übrigens ist gerade FATE kein gutes Beispiel für fehlende Balance. In FATE hat jeder Spieler gleichermaßen die Chance, mit den Werkzeugen seines Charakters gleichermaßen zur Story beizutragen, sei es zum Erfolg der Gruppe oder zur zusätzlichen Dramatisierung des Handlungsverlaufs.

Sehr skeptisch bin ich jedes Mal der Behauptung gegenüber, Spielleiter seien fähig, fehlendes mechanisches Balancing eines Regelwerks am Tisch durch "Rollenspiel" (ist das Auswürfeln eines Kampfes etwa kein Rollenspiel?) auszugleichen. Das ist nämlich oft eine Selbstüberschätzung.

Mal noch was ganz kurz zu dem Vergleich von Büchern, Filmen und Spielen sowie dem simulationistischen Anspruch, eine Spielwelt wiederzugeben, die nunmal nicht "gebalanced" ist: Für Hardcore-Simulationisten mag das ok sein, dass der Dieb in einer Sword & Sorcery-Welt in allem schlechter ist als der Magier, weil es in der Welt so vorgesehen ist, dass Magier eben alles können, während Diebe auf Glück, Zufall und Wunder angewiesen sind, um Erfolg zu haben, und für die Storyteller ist es dagegen oft wichtig, dass Fähigkeiten dem literarischen/filmischen Vorbild entsprechend verteilt sind. So sehr der Vergleich zu einem Buch hinkt, aber in einem Buch schreibt der Autor die Zufälle herbei, durch die der Dieb in einem Sword & Sorcery-Setting den Magier bestehlen oder meucheln kann.

In einem Rollenspiel würde ich dem Dieb entweder einen großen Pool an Gummipunkten zur Verfügung stellen, die es ausgleichen, dass er weniger Fähigkeiten hat als der Magier und auf günstige Umstände angewiesen ist, oder ich würde einfach sagen, dass alle Spieler Diebe oder alle Spieler Magier spielen. Entweder kann der Spieler die begünstigenden äußeren Umstände für seinen schwachen Charakter durch Gummipunkte selbst schaffen (z.B. FATE), oder alle Spieler spielen ungefähr gleich mächtige Charaktere. In einer Starwars-Runde sind entweder alle Spieler Jedi oder alle Spieler Schmuggler.

Vom mechanischen Balancing der Regeln abgesehen wird es immer Spieler geben, die aktiver am Spiel teilnehmen, die Möglichkeiten ihrer Charaktere besser ausschöpfen oder sich intensiver mit Spielwelt und Regeln beschäftigen als andere. Das sorgt schon für genug Ungleichgewicht und muss nicht noch durch unbalancierte Spielregeln gefördert werden.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Sashael am 10.08.2017 | 09:48
Oh, die Spieler, die gerne die in Machtgefälle und Spotlight schwächeren Charaktere gespielt haben, waren in der Regel alles andere als passiv. Die Spielerin, an die ich da im Besonderen denke, kann man glaub ich ganz gut mit (politisch unkorrekt) "ADHS-Flauschflummiball auf Speed" bezeichnen.
Kannst du das mal bitte mit Beispielen unterlegen? Im Moment habe ich das Gefühl, wir reden von anderen Dingen, wenn wir "Spotlight" schreiben.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 10.08.2017 | 09:54
Ich sehe die Gefahr einseitigen Bashens, wenn sich eine Seite der Diskussion gegenseitig bestätigt und auf die Schulter klopft, während die andere Seite mit Pauschalurteilen abgekanzelt wird. Unter anderem um dieser Gefahr vorzubeugen, (aus Balancing-Gründen  ~;D) habe ich Gegenpartei ergriffen und teste euch mal auf eure dogmatisch formulierten Ansichten, da ich die nicht für so schlüssig halte, wie ihr glaubt.

Außerdem: Strohmann erfolgreich aufgebaut.
Strohmann. Das ist es.
Dir ist schon klar, dass ich das Argument und nicht die zu Grunde liegende These verurteilt habe? Ich fürchte das ist es nicht.
Um es für Dich zu verdeutlichen: Balancing ist kein notwendiges Teil des Rollenspiels. Es ist ein Werkzeug, wie Würfelproben, Schnitttechniken usw. Es hat eine gewisse Bedeutung die jenseits der eigentlichen Geschichte angesiedelt ist. Es ist nicht für die Qualitätskontrolle des Produktes verantwortlich.

Wenn Du sagst: "Balancing brauch ich nicht", dann sag ich: "Kann ich verstehen" (Habe ich sogar schon)
Wenn Du aber sagst: "Balancing gab es auch nicht bei Herr der Ringe, also brauch man Balancing nicht" dann sag ich: "BS, weil bei Herr der Ringe gibt es auch keinen Elfmeter oder Würfelproben."

Zitat
Das impliziert die Revision als tragendes Element eines kreativen Schaffensprozesses.
Nein. Das impliziert dass die Aufgabe eines Autors oder eines Autorenkombinates ist, die Geschichte selber oder das "Produkt" in Fokus zu stellen und nicht deren Entwicklung.
Können wir uns darauf verständigen, dass wir uns gegenseitig keine Strohmänner entgegenwerfen. Wird nämlich auf Dauer langweilig.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: bobibob bobsen am 10.08.2017 | 10:03
Zitat
Kannst du das mal bitte mit Beispielen unterlegen? Im Moment habe ich das Gefühl, wir reden von anderen Dingen, wenn wir "Spotlight" schreiben.

Das Gefühl habe ich auch.

Viele Glauben das Nur weil ein SC im Mittelpunkt einer Scene steht er auch Spotlight bekommt.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: YY am 10.08.2017 | 10:09
Das, was der Autor macht, wird am Tisch ein kooperatives Storycraften, das Spielgeschehen und Charakterinvolvierung der narrativen Deutungshoheit unterwirft. Ist doch nun wirklich keine neue Sache. FATE, anyone?

Wurde schon gesagt, aber ich wiederhole es aufgrund der Wichtigkeit für diese Betrachtung:
FATE ist rein mechanisch perfekt ausbalanciert und gerade das erlaubt es, sich regelkonform auf andere Sachen zu verlegen, um die Geschichte zu erschaffen.
In nicht balancierten Systemen muss ich die Regeln dafür zumindest zum Teil öfter mal ignorieren und im Umkehrschluss bin ich an die Spielmechanik gebunden, wenn ich das nicht tue - und dann kommen eben andere Verläufe und Ergebnisse raus als z.B. beim Roman, der diesen Rahmen nicht hat.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: D. M_Athair am 10.08.2017 | 10:29
Es gibt ne Menge andere Möglichkeiten, durchaus stärkere erzählerische Erlebnisse zu generieren, als nur Spieler durch eine größtenteils vorherbestimmte Geschichte zu leiten. Balancing kann dabei auch ein Rolle spielen.
Damit ist im Wesentlichen alles gesagt, was es zu sagen gibt.
Oder: Die Art und Weise, wie eine Spielrunde zu einer tollen Geschichte kommt (und ob sie von vorn herein konstruiert ist, ob sie im Spiel gebaut wird oder erst in der Rückschau klar erkennbar wird), sagt rein gar nichts über die Qualität (weder die subjektive noch eine irgendwie objektiv messbare) der Geschichte aus.

Die vielen zufälligen Ereignisse und Ergebnisse in DCC RPG können die Geschichte und das Spielerlebnis genauso fördern oder versauen, wie ein fertiger Plot der gleichsam nachgespielt wird oder Story-Crafting durch Erzährechte (vgl. Fate, the Pool) oder Balancing von Charakterfähigkeiten (vgl. D&D4, GURPS).

Entscheidend ist einzig und allein, was eine Spielrunde will und welche Methoden sie konkret als hilfreich empfindet.
Balancing ist ein Werkzeug, das nützlich sein kann, aber nicht muss. Dasselbe gilt für jedes andere Werkzeug.

Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 10.08.2017 | 10:36
Entscheidend ist einzig und allein, was eine Spielrunde will und welche Methoden sie konkret als hilfreich empfindet.
Balancing ist ein Werkzeug, das nützlich sein kann, aber nicht muss. Dasselbe gilt für jedes andere Werkzeug.

Das ist schön gesagt, und fraglos richtig.

Aber es wirft natürlich auch den Punkt auf der schon vor ein paar Jahren bezüglich des Ausgangspostings gefragt wurde: Warum genau wollen manche Leute explizit kein Balancing? Was genau gewinnt man dadurch weniger, oder schlechtere Werkzeuge zu haben? Und das ist auch nach all den Jahren offenbar schwer erklärbar, weil die meisten genannten Beispiele eigentlich mit einem ausbalanciertem System besser funktionieren als ohne. Gerade auch solche bei denen ein Machtgefälle abgebildet werden soll oder bei denen man Optionsvielfalt möchte.

Meist gehe ich darum dazu über zu sagen: Der einzige der etwas von fehlendem Balancing hat ist der Autor des Regelwerks. Er spart sich Arbeit.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arlecchino am 10.08.2017 | 10:44
Kannst du das mal bitte mit Beispielen unterlegen? Im Moment habe ich das Gefühl, wir reden von anderen Dingen, wenn wir "Spotlight" schreiben.

Kann gut sein. Ich bin bis jetzt davon ausgegangen, dass hier in der Diskussion und im Kontext von Balancing Spotlight als charakterbezogener Spielfokus bezogen wird, vergleichbar mit Nische.

Beispiel anhand der betreffenden Spielerin: spielt gleiche Klasse / Charakter mit ähnlichem Fokus wie Spieler XY, allerdings vom Powerniveau deutlich unterlegen. Ist sehr aktiv ins Spielgeschehen involviert, hat jedoch Spaß daran, das Nischenspotlight zu teilen, bzw. mehr Interesse an anderen Spielinhalten (u. a. Rätsel) und findet es vor allem spannend, wie unterschiedlich die vergleichbaren Charaktere aufgrund ihres Machtgefälles mit der jeweiligen Spielsituation umgehen.

Anderes Beispiel aus der spontanen Erinnerung: Vampire-Gruppe mt einem alten Ahnen, zwei Ancillae und einer Neugeborenen. Alle sehr stark auf soziales Spiel ausgelegte Charaktere. War eine der besten Runden bisher, aufgrund der unausbalancierten Machtniveaus (siehe Vergleich Gandalf, Frodo etc.)

Wenn Spotlight bisher als "bekommt seinen dedizierten Auftritt im Spiel" verstanden wurde, erschließt sich mir der Bezug zum mechanischen Balancing ehrlich gesagt nicht.


Strohmann. Das ist es.

Edit: gut, lassen wir das.

Zitat
Dir ist schon klar, dass ich das Argument und nicht die zu Grunde liegende These verurteilt habe? Ich fürchte das ist es nicht.
Um es für Dich zu verdeutlichen: Balancing ist kein notwendiges Teil des Rollenspiels. Es ist ein Werkzeug, wie Würfelproben, Schnitttechniken usw. Es hat eine gewisse Bedeutung die jenseits der eigentlichen Geschichte angesiedelt ist. Es ist nicht für die Qualitätskontrolle des Produktes verantwortlich.

Das verdeutlicht leider wenig, du wiederholst dich ja nur. Ich dann wohl auch: Sowohl beim Autor, als auch in der Spielgruppe kann Balancing eben auch ein narratives Werkzeug zur Kontrolle des (Spiel-)Geschehens sein. Und darum gings doch.

Zitat
Wenn Du sagst: "Balancing brauch ich nicht", dann sag ich: "Kann ich verstehen" (Habe ich sogar schon)
Wenn Du aber sagst: "Balancing gab es auch nicht bei Herr der Ringe, also brauch man Balancing nicht" dann sag ich: "BS, weil bei Herr der Ringe gibt es auch keinen Elfmeter oder Würfelproben."

Beides sag ich übrigens nicht. Aber deine Antwort illustriert gut, dass du damit du eben vollständig die Schnittmenge ignorierst, die du schon selbst benannt ist. Rollenspiel ist eben nicht nur Würfelproben, sondern auf Storycrafting und Storytelling, selbst ohne narrativen Fokus. Und auch da existiert ein Balancing. Oder eben nicht. Um das zu verdeutlichen, kann man sich die Gruppendynamik einer Romanvorlage durchaus zu Gemüte führen. Unter anderem, weil der Autor in der Konzeption ebenfalls ein kreatives Balancing ansetzen muss, das gar nicht so unterschiedlich funktioniert.

Also wenn du sagst "Das ist ein ganz anderes Medium, das kann man überhaupt nicht vergleichen!", sag ich "doch, es gibt ja genug Schnittmengen."

Abgesehen davon, dass andere Thesen aus der Diskussion bisher sehr wohl in Richtung "ohne mechanisches Balancing geht nicht, weil sonst Improtheater und Puppenkasperle" gingen. Und dass hier einigen wohl eher die Ohren schlackern, wenn sie "Roman" und "Rollenspiel" in einem Satz lesen, weil sie das an Erzählonkelei oder Spotlightegoisten erinnert.

Zitat
Nein. Das impliziert dass die Aufgabe eines Autors oder eines Autorenkombinates ist, die Geschichte selber oder das "Produkt" in Fokus zu stellen und nicht deren Entwicklung.

Ich weiß nicht, ob du schonmal was geschrieben hast. Aber das schließt sich überhaupt nicht aus. Wie denkst du denn läuft so eine Entwicklung? Nochmal: das "Nutzen für die Geschichte"-Dogmat, das einen Vergleich angeblich unmöglich macht, ist viel zu verkürzt gedacht. Gerade weil ein Autor sehr wohl eine kreative Form des narrativen Balancings anwenden muss, um diesem Dogmat (seiner eigenen SoD) gerecht zu werden, lässt es sich vergleichen. Auch das mechanische Balancing im Machtgefälle.

Der Autor entscheidet über Einsatz, Nutzen, Zweck und Effekt seiner Figuren in ähnlicher Weise, wie eine kooperativ arbeitende Rollenspielgruppe. Und so wie der Autor das Machtgefälle in seiner Narration durch Stilmittel und Schwerpunkte ausgleichen kann, um trotzdem eine interessante Geschichte zu erzählen, kann die Spielgruppe das mechanische Balancing durch narrative Kontrolle abfangen. Ergo: Guck mal, bei Herr der Ringe geht das auch, das können wir auch in unserer Runde so machen. Kann man absolut vergleichen und verdeutlich möglicherweise sogar, dass mechanisches Balancing nicht unbedingt notwendig ist, um funktionale Gruppen zu spielen (für die, die das für unmöglich halten. Stichwort "dann hauen dir die Spieler das Ding französisch um die Ohren").


Wurde schon gesagt, aber ich wiederhole es aufgrund der Wichtigkeit für diese Betrachtung:
FATE ist rein mechanisch perfekt ausbalanciert und gerade das erlaubt es, sich regelkonform auf andere Sachen zu verlegen, um die Geschichte zu erschaffen.
In nicht balancierten Systemen muss ich die Regeln dafür zumindest zum Teil öfter mal ignorieren und im Umkehrschluss bin ich an die Spielmechanik gebunden, wenn ich das nicht tue - und dann kommen eben andere Verläufe und Ergebnisse raus als z.B. beim Roman, der diesen Rahmen nicht hat.

Ich hatte Fate nicht als Beispiel für mangelndes Balancing angeführt, sondern als Beispiel dafür, warum die Spielgruppe durch kooperatives Storycrafting einen ähnlichen Prozess durchläuft, wie der Autor eines Solowerks.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: YY am 10.08.2017 | 10:57
Und ich habe daran erinnert, warum das nicht mit jedem beliebigen Regelwerk einwandfrei funktioniert. Bzw. nur unter bestimmten Voraussetzungen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arlecchino am 10.08.2017 | 10:59
Das funktioniert auch nicht bei jeder beliebigen Gruppe. Zum Beispiel wenn der Spielleiter kein Mitbestimmungsrecht einräumt. Danke zwar für die Aufklärung, ich hatte bisher allerdings nicht das Gefühl, dass das irgendwie unklar wäre.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Nebula am 10.08.2017 | 11:07
Warum ich an Balancing glaube?

Weil es wichtig und fair ist. Man sieht es ja in Online Spielen, da gibts ja sogenannte Flavour of the month? oder wie das heisst.

da ist immer wieder eine gewisse Kombo viel besser als alles andere, dass sogar als guter Spieler kaum Land gegen einen Noob hast, speziell wenn dann sogar gute bis sehr gute Spieler diese Fotm ausnutzen.

Gleiches gilt für Kämpfe: wenn ich jetzt in einem P&P Kampf durchschnittlich pro Runde 10 Schaden mache und ein anderer der Gruppe 100, dann ist das nicht ausbalanciert. Selbst wenn dieser 100 Schaden Char außerhalb des Kampfes extreme Nachteile hat.

Natürlich sollte das Regelwerk an sich schon keine solchen Exploits zulassen, weil es immer Spieler gibt, die diese ausnutzen und sich dann als Opfer hinstellen: Hey es ist alles regelkonform, ich mach ja nichts falsches

Dieses Balancing erreicht man nur durch umfangreiche Playtests was wieder eine gute Finanzkraft oder Fanbase des Verlages vorraussetzt.

Als letzte Instanz gilt der Spielleiter, der hier noch eingreifen "kann"

Aber als SL sehe ich meine Aufgabe nicht im Balancing sondern in der ausgestaltung der Session und daß alle auf Ihre Kosten kommen. Wenn ich da auch noch dem berechtigten Geweine von Spieler X nachgehen muss und das Geflenne von Spieler B, der nur meint daß er benachteiligt ist (weil er jetzt im Schaden nur 5000% mehr austeilt aber dafür im Sozialen 5% schlechter ist als der Rest...)

das kostet mich gute Energie (weil ich erstmal kucken muss, wer recht hat) die ich gerne in der Session einsetze

Es reicht mir schon, daß ich die Items und die damit verbundene Spirale balance. Manche Sachen pushen einen Char so extrem und man kann natürlich ein paar Sessions damit leben, aber über die Dauer macht es (zumindest mir) keinen Spaß wenn ich da auf Krücken laufe während die anderen nen topmodernen Panzer befehligen

(ich hatte mal ne Lord of the Rings Session, der eine war Adliger Diplomat, der andere Anführer einer kleinen Armee, die andere ein adliges Faustpfand und ich war ein simpler Soldat in der kleinen Armee, das hatte schon einen sehr schalen Beigeschmack)

Was ich damit sagen will:
Ein RPG sollte RAW schon sehr ausgeglichen sein, was z.b. bei D&D 3.5 dank all der möglichen Kombinationen nicht mehr so einfach war
dann habe ich als SL nicht soviel Arbeit mit der objektiven Balance und kann mich mehr auf die Sessions und den Hintergrund konzentrieren.

zum Thema WoD Vampire:
das kann schon sehr cool kommen mit Elder, Ancilla und Neonyte, aber auch sehr schnell frusten.

Elder: ich schmeiss mein Majesty 5 an kombiniert mit Majesty 6 bla, habe dabei 14 würfel
Neonyte: ich würfle auf Charisma und Etikette und hab da 6 Würfel, Presence 1 habe ich erst nächste Session

Elder: ich mach mal Astrale Projektion (Auspex)  und lese dem noch seine Gedanken...
Neonyte: ich würfel mal auf Lügen erkennen...

man hat durch dieses WoD Machgefälle natürlich als Elder echt extrem viele Möglichkeiten und Powers, Spaß kann das trotzdem machen =)

Ich kenne Leute, mit denen würde ich das sofort machen und andere da würde ich mir bei dem Gedanken daran lieber beide  :gasmaskerly: :gasmaskerly: abhacken  ~;D
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arlecchino am 10.08.2017 | 11:23
Ich kenne Leute, mit denen würde ich das sofort machen und andere da würde ich mir bei dem Gedanken daran lieber beide  :gasmaskerly: :gasmaskerly: abhacken  ~;D

These: Notwendigkeit für Balancing unmittelbar an soziale Kompetenz der beteiligten Spieler gebunden.  ~;D
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: 6 am 10.08.2017 | 11:29
Das verdeutlicht leider wenig, du wiederholst dich ja nur. Ich dann wohl auch: Sowohl beim Autor, als auch in der Spielgruppe kann Balancing eben auch ein narratives Werkzeug zur Kontrolle des (Spiel-)Geschehens sein. Und darum gings doch.
Sieh mal. Du nimmst eine Sache (mechanisches Balancing) und vermengst damit eine Andere mit einem ähnlichen Begriff("Balancing" der Geschichte).
Interessant finde ich dabei, dass Du immer wieder die Unterscheidung "Produkterlebnis" und "Erschaffungserlebnis" ignorierst.

Allerdings sehe ich, dass wir beide hier nicht weiter kommen werden. Du wirst die "Gegenpartei" nicht verstehen und die "Gegenpartei" wird Dich nicht verstehen. Daher verabschiede ich mich jetzt aus der Diskussion.
Abgesehen davon fahre ich jetzt eh auf das Tanelorn-Treffen.
Viel Spass beim Weiterposten. :)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Nebula am 10.08.2017 | 11:29
ja auf alle Fälle  8)

Manche Leute gehen mit großer Macht verantwortungsvoll um, anderen pressen dir OT dauernd ihre geilen Werte rein und wie sie jetzt Problem A lösen sollen, welche ihrer 1001 Möglichkeiten jetzt die epischere wäre  :ctlu:

Andere freuen sich einfach was für nen coolen Char sie haben und versuchen das rollenspieltechnisch gut umzusetzen und die Session für alle zu bereichern.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: D. M_Athair am 10.08.2017 | 11:30
Meine Antwort wäre: Die Autorenschaft kann sich auf andere Werkzeuge konzentrieren.
Vielleicht lässt sich das am besten innerhalb verschiedener Balancing-Varianten erklären:

Mechanische Spielbalance (D&D 4), Spotlight Balance, Plotbuilding Balance (v.a. SL-lose Spiele), Screentime Balance (Fiasko), Dramaturgische Balance (With Great Power), ... die alle gleichzeitig umsetzen zu wollen wird nicht funktionieren, weil das verschiedene Mittel sind um unterschiedliche Spielweisen, -prozesse und erlebnisse zu unterstützen.

Auch hier lässt sich das Ganze besser beoachten, wenn man ne Ebene runterschaltet:
Mechanische Spielbalance kann sich auf Spieleffekte (inkl. Nischenschutz) oder Spielprozesse (Interaktion mit der Spielwelt wie soziale NSC-Begegnungen, Fraktionen, Kulte, ...) oder Ressourceneinsatz beziehen. Die beiden ersten Sachen sind für mich der klassische Unterschied zwischen D&D und RuneQuest, der am deutlichsten wird, wenn man D&D 4 mit Mythras vergleicht. Beim einen liegt der Fokus auf dem Stempel, den die SC der Spielwelt aufdrücken können (from zero to hero) beim anderen liegt der Fokus eher darauf, wie die Spielwelt auf die SC zurückwirkt. Kann man auch mischen und um anderes ergänzen. Dann bekommt man wiederum eigentümliche Dynamiken, wie bei Torchbearer, bei dem Wirkung auf die Spielwelt und deren Rückwirkung auf die SC von der Ressourcenverfügbarkeit abhängt.

Man kann aber auch nach der "Rule of Cool" spielen. Da braucht man dann mechanisches Balancing relativ wenig. The Pool würde mir da als Beispiel einfallen. "Ride the Dice" (wie beim DCC RPG) wäre auch noch ne Spielweise, bei der mechanisches Balancing von nicht so hohem Interesse sein kann, weil die zufälligen Würfelergebnisse neue Ideen ins Spiel einbringen, mit denen sich die Spieler.innen erst mal auseinandersetzen müssen und die nur zum Teil über Spielwerte bewältigt werden können.


Meist gehe ich darum dazu über zu sagen: Der einzige der etwas von fehlendem Balancing hat ist der Autor des Regelwerks. Er spart sich Arbeit.
Dem würde ich trotzdem zustimmen. Wobei ich die "Faulheit" eher an anderer Stelle sehen würde: Die Designer überlegen sich zu wenig, welche Spielweisen sie unterstützen wollen und wie. Ein Stück weit ist das auch legitim. Nämlich in Bezug auf "Verkaufszahlen" und "Massenkompatibilit". Wenn Balancingerwägungen und damit letztlich Spielstilunterstützung ausfallen, bzw. wenn alles mögliche ein bißchen unterstützt wird, dann können Spielrunden alles daraus machen. Mit der Folge, dass die Spiele inkompatible Spielerwartungen und -interessen am Spieltisch fördern und am Ende dysfunktionale Runden entstehen. Wurde zu Forge-Zeiten mal unter dem Begriff "the impossible thing before breakfast" untersucht.


These: Notwendigkeit für Balancing unmittelbar an soziale Kompetenz der beteiligten Spieler gebunden.  ~;D
Würde ich zustimmen. Die Notwendigkeit von Balancing korreliert positiv mit sozialer Kompetenz. Bzw. je eher Spieler.innen wissen, was sie wollen und entsprechend ihre Wünsche und Bedürfnisse kennen und kommunizieren können, desto mehr kann und muss man sich auf irgendeine Art von Balancing einlassen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Crimson King am 10.08.2017 | 11:31
Hier wird leider immer wieder Machtbalancing mit Spotlightbalancing durcheinander geworfen. Letzteres lässt sich zwar auch in gewissem Maße durch Regeln herleiten, der Aspekt der Sozialkompetenz steht dabei aber deutlich im Vordergrund. Anders sieht es bei Machtbalancing aus. Das lässt sich, wenn die Regeln es nicht hergeben, praktisch ausschließlich über Spielleiterwillkür herstellen.

Probleme im Machtbalancing sind aus meiner Sicht vor allem ein Problem von Nischensystemen, also Systemen, in denen jeder Charakter ein Spezialgebiet hat. Wenn Charaktere außerhalb ihrer eigenen Spezialgebiete stärker sind, als andere in ihren Spezialgebieten, oder wenn die Bedeutung eines Spezialgebiets deutlich höher oder niedriger einzustufen ist, als die anderer, dann haben wir ein Balancingproblem, das den Spielspaß einzelner Mitspieler reduzieren kann.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 10.08.2017 | 12:58
Probleme im Machtbalancing sind aus meiner Sicht vor allem ein Problem von Nischensystemen, also Systemen, in denen jeder Charakter ein Spezialgebiet hat. Wenn Charaktere außerhalb ihrer eigenen Spezialgebiete stärker sind, als andere in ihren Spezialgebieten, oder wenn die Bedeutung eines Spezialgebiets deutlich höher oder niedriger einzustufen ist, als die anderer, dann haben wir ein Balancingproblem, das den Spielspaß einzelner Mitspieler reduzieren kann.

Das ist nämlich der Punkt.
Nehmen wir das oben von Nebula genannte Stichwort "Damage" als Beispiel: es ist nicht per se schlimm, wenn einer 100 und der andere 10 Schaden macht. Es ist dann schlimm, wenn beide Spieler die Nische "Damagedealer" belegen wollen. Und noch viel schlimmer ist es, wenn der Kämpfer (mit Selbstanspruch Damagedealer) zwar 100 Schaden macht, aber trotzdem noch vom Kleriker mit 150 Schaden ausgestochen wird, den der Rest der Gruppe für einen Heiler und Unterstützer gehalten hat.

Anekdotisch: in unserer aktuellen Runde mach ich den Damagedealer und eine Spielerin macht Support. Sie macht überhaupt keinen Schaden, aber ermöglicht es mir, meinen Schadenausstoß bis zu verdreifachen. Durch die Spezialisierung auf jeweils eine Nische stehen wir also netto besser da, als wenn wir beide uns ein Schadensrennen liefern würden. (Ich frage immer wieder beim Levelup mal nach, ob sie nicht lieber etwas aktiver im Kampf wäre - aber nein, es gefällt ihr so wie es ist.)

Stichwort Geweine: ich kann verstehen, dass der Kämpfer sich beschwert, wenn er im Nahkampf nicht so effektiv ist wie der Magier. Da muss man schauen ob er seine Möglichkeiten einfach zu wenig nutzt, oder ob es am System liegt.
Was es allerdings auch gibt ist, dass ein Spieler sich beschwert, dass sein Magier im Nahkampf nicht so effektiv ist wie der Kämpfer -- also mault wenn der im System eingebaute Nischenschutz funktioniert. Hab ich aber auch schon erlebt.  ::)
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 10.08.2017 | 14:09
Entscheidend ist einzig und allein, was eine Spielrunde will und welche Methoden sie konkret als hilfreich empfindet.
Balancing ist ein Werkzeug, das nützlich sein kann, aber nicht muss. Dasselbe gilt für jedes andere Werkzeug.
Du vergleichst hier zwei verschiedene Ziele:
Zum einen gibt es Werkzeuge, um eine gute Geschichte zu erhalten.
Zum anderen gibt es Werkzeuge, um Spotlight gerecht auf die Spieler zu verteilen.

Balancing ist ein Werkzeug für Zweiteres. Die anderen Methoden, die du aufgezählt hast, sind Werkzeuge für Ersteres.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 10.08.2017 | 14:33
Der Große Punkt den ich beim Thema Balancing sehe ist vor allem die Optionsvielfalt und damit einhergehend auch die Charaktervielfalt.

Je besser die Optionen gegeneinander ausbalanciert sind umso mehr werden die Spieler einfach das nehmen was zu ihrem Charakter und der Vorstellung von diesem passt.

Nicht balancierte System neigen dagegen dazu, dass nur sehr wenige der vorhandenen Optionen auch es regelmäßig ins tatsächliche Spiel schaffen, und dass dadurch viel häufiger ähnliche Charaktere herauskommen. Bei manchen Systemen hatte ich das schon so, dass aufgrund Klassenübergreifender Zauberlisten 3 Charaktere in der Gruppe die gleichen Zauber hatten. Eben weil diese am effektivsten waren.

Und dies betrifft halt nicht nur Zauber sondern auch viele andere Dinge. Wenn eine bestimmte Option viel mächtiger als andere ist wird sie eben auch häufiger gewählt. Spieler empfehlen sie anderen Spielern oder sagen "ne, also das da kannst du nicht nehmen - das funktioniert einfach nicht".

Je schlechter ein System ausbalanciert ist umso offensichtlicher sind diese Dinge auch. Geht man dann zu einem System in dem andere Optionen ebenfalls gleichwertig ist kommt man plötzlich in einen Bereich in dem Spieler wieder viel mehr darüber nachdenken was sie spielen wollen und ihnen dies auch von Mitspielern bewusst gesagt wird.

"Spiel was du willst - das System ist gut genug damit es funktioniert" ist was ich bei solchen Gesprächen hören will und was Charaktervielfalt fördert. Und dafür muss das System eben auch gut genug ausbalanciert sein.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 10.08.2017 | 14:37
Noch ein paar weitere Gedanken... hatte vorhin überlesen, dass CK diese Probleme vor allem Nischenbasierten Systemen attestiert - und wie man vielleicht aus meinem obigen Beitrag entnehmen kann, sehe ich _das_ nicht so. Im Gegenteil. Bei solchen Systemen gibt es eben nur dann ein Problem, wenn sich jemand über den vorgesehenen Nischenschutz hinwegsetzen will. Oder wenn der Nischenschutz einfach nicht funktioniert, oder wenn andere Faktoren darin resultieren, dass einer in fremden Revieren wildert. (Beispiel was mir da spontan einfällt: erzwungener Level-Rückstand für Späteinsteiger oder Charakterwechsler etc.)

Wenn ein ordentlich designtes (!) Nischen-System so verwendet wird wie es gedacht ist, können diese Probleme überhaupt nicht auftreten. Bedingung ist eben, dass keine Nische doppelt belegt wird und auch niemand aus seiner eigenen Nische heraus wildern geht (was idealerweise vom System verhindert wird).

Schauen wir doch mal die Alternative an: Systeme _ohne_ Nischenschutz, in denen "jeder alles" lernen kann. _Da_ hat man diese Probleme viel eher, weil erstmal jeder dazu neigt, möglichst autark sein zu wollen und seine Ressourcen entsprechend aufteilt, was am Ende dazu führt dass man alles ein bißchen und nichts richtig kann. Die Alternative ist, dass man sich mit den Mitspielern abspricht und dann eben -- erraten -- selber die Nischen schafft, die vom System nicht vorgesehen sind.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Der Rote Baron am 10.08.2017 | 15:11
Auch wenn ich es zur Zeit gerade nicht spiele (bald vielleicht), eines habe ich durch HERO System gelernt, nämlich, dass das Ausbalancieren der Charaktere möglich und sinnvoll ist. Dabei ist es nicht unbedingt notwendig, dass jeder seine Nische hat - macht aber meist mehr Freude für alle.

HERO hat da keinen mechanischen Hebel, der irgendwie eingreift und durch ein besonderes Spieldesign dem Zauberer bestimmte Kampffähigkeiten beschränkt und andere erweitert oder einem superstarken Superhelden wenigstens die mentalen Fähigkeiten teuerer macht. Jeder kann theoretisch alles und zwar genauso gut und teuer wie alle anderen auch.

Doch signalisiert das System: Spielleiter, lege deinen Kampagnenparameter fest! Was ist ein hoher Schaden? Was ist einen gute Verteidigung (Oder Dex? Oder Trefferchance?) usw.? Und damit schränkt man die Optionen schon ein (zumal man Punkte benötigt das alles zu keufen).
Und zum zweiten: Sag auch mal: Nein! Geht nicht! Für lächerliche 10 Punkte kann sich der durchschnittlich starke Zauberer zum Muskelprotz machen (also theoretisch nach 2 bis maximal 4 Abenteuern). Ne, Merlin, ist nicht! Und Conan wird auch nicht in derselben Zeit zum Schlaui. Warum? - Weil ich das sage! Und damit der Spieler von Merlin bzw. Conan nicht dumm aus der Wäsche schauen.

Andererseits ist es der nächsten Gruppe vielelicht egal. Gut! Aber dann bitte mit Ansage.

Schlecht finde ich, ähnlich wei Feuersänger, Systeme, bei denen Fähigkeiten ungleich verteilt werden, so dass amnche Charakterklassen andere in ihren Gebieten toppen.

Allerdings: Sofern der Speiler sich das nicht aussuchen kann und seine Klasse auswürfelt, habe ich nichts gegen unbalancierte Klassen/ Berufe/ wasimmer, wenn diese die Spieltwelt in ihrer Ungleichheit abbbilden. Als Beispiele seien genannt: Warhammer FRP 1. Edition (Als Outlaw bekommt man Fertigkeiten in dutzend - und einen Preis auf den Kopf ausgesetzt; als Roadwarden eine Fertigkeit - und ein Pferd und Kettenhemd; Laborer kann stark sein - und sonst nicht viel; Adelige haben mehr Prestige und Geld usw.) und RQ 3: drei Würfe: -Kultur, Beruf, Alter - und man ist ein zivilisierter Krieger oder Adeliger in den besten jahren mit super Kampfwerten, Rüstung, Pferd und Waffen oder ein primitiver 18jähriger mit einem Knüppel und Animal Handling 17%.
Finde ich fair - jeder Spieler hat dieselbe Chance auf einen guten Charakter. Den Rest spielen wir aus.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Feuersänger am 10.08.2017 | 16:13
Allerdings: Sofern der Speiler sich das nicht aussuchen kann und seine Klasse auswürfelt, habe ich nichts gegen unbalancierte Klassen/ Berufe/ wasimmer, wenn diese die Spieltwelt in ihrer Ungleichheit abbbilden. <snip>
Finde ich fair - jeder Spieler hat dieselbe Chance auf einen guten Charakter. Den Rest spielen wir aus.

Gerade das finde ich den Gipfel der Unfairness. Du kannst dir kaum vorstellen wie sehr es mich juckt jetzt darüber eine Diskussion anzufangen. Aber das haben wir schon in weiß Gott wie vielen Threads diskutiert, da werden wir auch in hundert Jahren nicht zsuammenkommen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Arldwulf am 10.08.2017 | 16:41
Generell gilt ja auch in diesem Beispiel: Auswürfeln kann man sowohl in ausbalancierten Systemen als auch in nicht ausbalancierten Systemen.

Funktioniert nur (wie eigentlich praktisch alle Spielweisen) in ausbalancierten Systemen besser.

Das sieht man schon beim Auswürfeln der Attribute. Wenn es dort Attribute gibt welche viel besser sind als andere macht Auswürfeln weniger Sinn...schließlich hat dann derjenige der bei einem "gutem" Attribut Glück hat viel mehr davon als einer der bei einem "schlechtem" Attribut Glück hat. Und je nach Charakterwahl kann es dann sein, dass die Klasse viel mehr Attribute "erfordert" als eine andere, was die Würfelchancen auf einen guten Charakter signifikant verändert.

Und gerade für das Darstellen Spielweltlicher Unterschiede ist es ja wichtig, dass Erwartungshaltung und tatsächliche Ergebnisse übereinstimmen. In einem nicht ausbalanciertem System wird es also auch durch auswürfeln nicht besser.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Luxferre am 10.08.2017 | 16:43
Neben den beiden genannten Balancings ...  >;D Balancings ... naja ... sollte man unbedingt auch die gefühlte Ebene von der faktischen Ebene trennen.
Beispiel gefällig?

Wir spielen HârnMaster mit einigen, vielen Hausregeln. Dabei kommen Elben attributstechnisch deutlich (DEUTLICH!) besser weg, als die meisten Menschenvölker.
Soweit, dass mein aktueller Charakter bei einigen Werten eine 24 stehen hat, wo der SC des anderen Spielers als maximalen Höchstwert eine 18 haben könnte.
(okay, das ist jetzt Eyesight, aber das ist fürs Bogenschießen schon wichtig und für Perception auch)
Das wirkt auf den ersten Blick unausgewogen und vielleicht sogar unfair.
Aber ...
wenn man dann die fertigen Fertigkeitswerte anschaut, dann ist das Thema mit diesem Teil (ergo Attribute) des Balancings völlig irrelevant geworden.
Denn in den tatsächlichen, finalen Fertigkeitswerten ist der Unterschied "faktisch" dann plötzlich gar nicht mehr so hoch.

Dennoch ist mein SC "gefühlt"  mächtiger, als der andere.
Das sieht vor Allem der andere Spieler so.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Supersöldner am 23.12.2017 | 19:22
Balancing mh wie wichtig ist das für euch den so ?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: trendyhanky am 23.12.2017 | 19:31
Zitat
Balancing mh wie wichtig ist das für euch den so ?

Wichtig bei der Charaktererschaffung
Wenn alle Figuren über denselben Punktepool generiert werden spart man sich nervige Diskussionen, peinliches "na dann würfel den schlechten Score halt nochmal" oder "DIESE Werte hast du daheim ausgewürfelt?"

im weiteren Spielverlauf ist Balancing nicht mehr so wichtig. Da hängt es einfach vom Kampagnenverlauf ab, wie sich die Figuren machen

Balancing ist noch wichtig bei XP-Vergabe
unterschiedlich verteilte XP, vor allem für "gutes Rollenspiel (TM)", sind ein No-go
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Supersöldner am 23.12.2017 | 19:33
Klar aber ich meinte ehre so Sachen wie beides kostet 8 XP aber das eine ist Mittel nützlich das andre Hoch Nützlich . 
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: trendyhanky am 23.12.2017 | 19:39
Zitat
Klar aber ich meinte ehre so Sachen wie beides kostet 8 XP aber das eine ist Mittel nützlich das andre Hoch Nützlich .

was hat das mit Balancing zu tun? das ist doch eher Gamedesign

Wenn bestimmte Fertigkeiten nützlicher sind als andere liegt es entweder am Spiel, am Spielleiter (weil er bestimmte Abenteuersituationen bevorzugt nutzt) oder an beidem

ich dachte du meinst deine Frage in bezug auf die Spielpraxis und nicht bezogen auf theoretisches Regeldesign

Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: nobody@home am 23.12.2017 | 19:58
Klar aber ich meinte ehre so Sachen wie beides kostet 8 XP aber das eine ist Mittel nützlich das andre Hoch Nützlich .

Was wie nützlich ist, hängt stark von der konkreten Kampagne ab bzw. ergibt sich vielleicht sogar erst in deren Verlauf. Wenn wir Hollywood-Piraten auf hoher See spielen, wird mir ein guter Wert in Schwimmen mehr bringen als in einer Wüstenkampagne, mich aber in den weitaus meisten Systemen trotzdem dasselbe kosten. Und wenn mein Weltraum-As sich mit aller möglichen High-Tech auskennt, dann aber nach 1W3 Einführungsabenteuern plötzlich jahrelang ohne größere Ausrüstung auf einem Steinzeitplaneten festsitzt, bringen mir seine Hackerkenntnisse wahrscheinlich nicht allzu viel (ebenso wie sein Blasterscharfschützentitel, wenn erst mal die Batterie seiner Pistole leer ist).

Und dann sind da noch die ganzen Sachen, deren Nützlichkeit sich ungefähr so gut vergleichen läßt wie Äpfel mit Fahrrädern. +1 auf Boxen oder doch lieber ein freundlicher Bibliothekar mit Zugriff auf schon mal etwas esoterischeren Lesestoff als Kontakt -- tja, was ist jetzt wichtiger?

Von daher habe ich's dieser Tage nicht mehr so insbesondere mit Punktsystemen. Der Gedanke, man könnte verschiedene Charaktere ausbalancieren, indem man alles, was sie ausmacht, mathemagisch auf eine einzige Zahl eindampft und dann sicherstellt, daß auch ja bei allen genau dieselbe Zahl herauskommt, ist aus meiner heutigen Sicht schlicht eine Illusion.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: KhornedBeef am 23.12.2017 | 20:38
Ich finde Balancing durchaus eine Kategorie des Spieldesigns. Das ist nur nicht bei jedem Spielstil wichtig.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: trendyhanky am 23.12.2017 | 20:42
Zitat
Von daher habe ich's dieser Tage nicht mehr so insbesondere mit Punktsystemen. Der Gedanke, man könnte verschiedene Charaktere ausbalancieren, indem man alles, was sie ausmacht, mathemagisch auf eine einzige Zahl eindampft und dann sicherstellt, daß auch ja bei allen genau dieselbe Zahl herauskommt, ist aus meiner heutigen Sicht schlicht eine Illusion.

 :d

Vor allem unterschlägt es noch zwei wichtige Dinge:
1. die Synergie der Spieler/Charaktergruppe. Eine ganz bestimmte Kombination von Skill-Portfolios kann viel wichtiger sein als ursprüngliches Design-Balancing innerhalb von Fertigkeitstabellen

2. verschiedene Spieler können aus dem selben Charakter ganz verschiedene Dinge herausholen. Ich habe schon oft erlebt dass ein von den Werten optimiert gebauter Charakter in den Händen von bestimmten Spielern ungewöhnlich schwach auf der Brust wirkten. Während ein anderer Spieler aus einer auf den ersten Blick miesen Ausgangslage der Figur viel stärker rockt
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 23.12.2017 | 20:43
Und dann sind da noch die ganzen Sachen, deren Nützlichkeit sich ungefähr so gut vergleichen läßt wie Äpfel mit Fahrrädern. +1 auf Boxen oder doch lieber ein freundlicher Bibliothekar mit Zugriff auf schon mal etwas esoterischeren Lesestoff als Kontakt -- tja, was ist jetzt wichtiger?
Das ist das gleiche wie mit Hollywood-Piraten vs. Wüste: Es hängt von der Kampagne ab.

Bei einer Kampagne, in der man Gangmitglieder in einem Slum spielt, sind +1 auf Boxen wichtiger.
In Mystery-Kampagnen mit hohem Ermittlungsanteil sind die Kontakte zum Bibliothekar wichtiger.

Das heißt, strenggenommen müsste man die Punkte pro Kampagne angeben. Da viele Systeme aber eine Core Story haben, reicht es auch häufig aus, die Punkte für ein typisches AB der Core Story anzugeben.

Und ja, es ist selten so, dass man am Ende, wenn alle ihre Punkte ausgegeben haben, 100% Balancing erreicht hat. Aber auch, wenn man am Ende nur 90% Balancing erreicht hat, ist das schon gut.

Klar, ein Stufe 1 SC kann manchmal schon mächtiger als ein Stufe 2 SC sein. Aber ich habe es z.B. noch nie erlebt, dass der Stufe 1 SC mächtiger als ein Stufe 10 SC ist.
Das zeigt doch: Balancing funktioniert nicht perfekt, aber es funktioniert halbwegs gut!

@hanky-panky
Synergien der Charaktergruppe ist für das Balancing irrelevant! Beim Balancing kommt es darauf an, wie stark die SCs untereinander sind! Ob die SCs als gesamte Gruppe stark oder schwach sind, ist irrelevant, solange die SCs untereinander halbwegs gleichstark sind.

- Eine Gruppe mit Stufe 1 Charakteren kann Spaß machen.
- Eine Gruppe mit Stufe 10 Charakteren kann Spaß machen.
- Eine Gruppe, wo alle Stufe 10 Charaktere spielen und nur einer einen Stufe 1 Charakter, macht dem Stufe-1-Spieler keinen Spaß.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: trendyhanky am 23.12.2017 | 20:51
Zitat
Synergien der Charaktergruppe ist für das Balancing irrelevant! Beim Balancing kommt es darauf an, wie stark die SCs untereinander sind! Ob die SCs als gesamte Gruppe stark oder schwach sind, ist irrelevant, solange die SCs untereinander halbwegs gleichstark sind.

Das meine ich doch gerade
Es ist irrelevant für das Balancing aber hat viel größeren Impact am Spieltisch

Die Dinge, die bei einem RPG am Spieltisch passieren sind wichtiger als das was in Büchern steht. Am besten ist, wenn die Bücher sich auf das beziehen, was am Spieltisch relevant is

Wenn Balancing am Spieltisch nicht so extrem relevant is dann spricht das für eine sehr geringe Relevanz von Balancing in den Büchern selbst. Zumindest bei den guten RPG-Büchern ^^
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 23.12.2017 | 20:55
Es ist irrelevant für das Balancing aber hat viel größeren Impact am Spieltisch
Wieso hat das größeren Impact auf dem Spieltisch?

- Alle Spieler haben Stufe-1-SC. --> Spielern macht der Spielabend Spaß.
- Spieler leveln auf und haben nach 1 Jahr alle Stufe-10-SCs. --> Spielern macht der Spielabend Spaß.

Der letztendliche Impact ist also nicht vorhanden: Egal ob Stufe 1 oder Stufe 10: Den Spielern macht der Spielabend Spaß.

Jetzt schauen wir uns mal folgendes an:
- Alle Spieler spielen Stufe-10-SCs. Der Spieler, der neu hinzukommt, muss sich jedoch einen Stufe-1-SC machen. --> Dem Neuling wird das Spiel keinen Spaß machen und er wird die Gruppe sehr wahrscheinlich wieder verlassen.

Hier sieht man, dass das fehlende Balancing einen viel größeren Einfluss hat.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Maarzan am 23.12.2017 | 20:58
Synergien der Charaktergruppe ist für das Balancing irrelevant! Beim Balancing kommt es darauf an, wie stark die SCs untereinander sind! Ob die SCs als gesamte Gruppe stark oder schwach sind, ist irrelevant, solange die SCs untereinander halbwegs gleichstark sind.

- Eine Gruppe mit Stufe 1 Charakteren kann Spaß machen.
- Eine Gruppe mit Stufe 10 Charakteren kann Spaß machen.
- Eine Gruppe, wo alle Stufe 10 Charaktere spielen und nur einer einen Stufe 1 Charakter, macht dem Stufe-1-Spieler keinen Spaß.

Die Charaktergruppe und dort eine Nische ist das einzige relevante, solange kein "Collateralwipeout" ansteht - wie leider bei den D&Ds mit den explodierenden HP-Zahlen üblich - oder pvp angesagt ist.

Wenn es dem 1.-Stufenchar dann nicht gerade darum geht mit dem entsprechenden Experten seines Gewerbes zu konkurrieren, ist Spielspaß durchaus möglich.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: trendyhanky am 23.12.2017 | 21:02
Zitat
- Alle Spieler haben Stufe-1-SC. --> Spielern macht der Spielabend Spaß.
- Spieler leveln auf und haben nach 1 Jahr alle Stufe-10-SCs. --> Spielern macht der Spielabend Spaß.

Der letztendliche Impact ist also nicht vorhanden: Egal ob Stufe 1 oder Stufe 10: Den Spielern macht der Spielabend Spaß.

Jetzt schauen wir uns mal folgendes an:
- Alle Spieler spielen Stufe-10-SCs. Der Spieler, der neu hinzukommt, muss sich jedoch einen Stufe-1-SC machen. --> Dem Neuling wird das Spiel keinen Spaß machen und er wird die Gruppe sehr wahrscheinlich wieder verlassen.

Hier sieht man, dass das fehlende Balancing einen viel größeren Einfluss hat.

Es geht mir nicht um Spaß sondern um Power/Macht einer Charaktergruppe

Sobald es um die Frage geht, wie die Synergie von Figurenkompetenzen ausgespielt wird, ist es völlig irrelevant wie einzelne Werte in sich selbst in Tabellen gebalanced sind

Und die Synergie-Effekte von unterschiedlichen Figuren kannst du über Balancing-Design nicht abbilden, weil wie nobody@home schrieb das alles vom konkreten Spiel und der Kampagne abhängt

Ich habe da noch ergänzt, dass der Faktor "Spieler" auch noch dazukommt. Ein und dasselbe Characterbuild wird durch verschiedene Spieler unterschiedlich kompetent genutzt
Auch dies lässt sich durch ein Regeldesign-Balancing nicht einberechnen

Das sind so Sache, die Balancing weniger wichtig machen, die aber im konkreten Spiel extrem wichtig sind

Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 23.12.2017 | 21:05
Wenn es dem 1.-Stufenchar dann nicht gerade darum geht mit dem entsprechenden Experten seines Gewerbes zu konkurrieren, ist Spielspaß durchaus möglich.
Nehmen wir an, wir haben den heldenhaften Kämpfer, den mit dem wald verschmelzenden Waldläufer und den Diplomaten mit Silberzunge.

Als neuer SC kommt jetzt ein Dieb in die Runde. Die Nische ist unbesetzt.

Schauen wir uns nun die Herausforderungen an:
- Der Krieger besiegt im Alleingang 20 Orks.
- Der Waldläufer nimmt im Wald die Fährte eines Einhorns auf, das vor 1 Woche dort langgelaufen ist.
- Der Diplomat beendet die Blutfehde zwischen zwei Königreichen und erreicht es zudem, dass er als "neutrale Instanz" zum Verwalter der Grenzgebiete zwischen diesen beiden Königreichen ernannt wird.

und der Stufe 1 Dieb:
- Er bricht in die Unterkunft eines Bauern ein, um dort ein paar wichtige Dokumente zu stehlen.

Ja, der Dieb hat seine Nische. Aber verglichen mit den Heldentaten der anderen SCs wirkt die Heldentat des Diebes doch recht gering.

Es geht mir nicht um Spaß sondern um Power/Macht einer Charaktergruppe
Ja, für die Macht einer Charaktergruppe ist Balancing unwichtig!

Aber der Sinn von Balancing ist es nicht, die Macht einer Charaktergruppe festzulegen.
Der Sinn von Balancing ist der Spielspaß der Spieler.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: trendyhanky am 23.12.2017 | 21:10
Zitat
Aber der Sinn von Balancing ist es nicht, die Macht einer Charaktergruppe festzulegen.
Der Sinn von Balancing ist der Spielspaß der Spieler.

Ach echt?
Habe ich nie so erlebt
Vor allem weil die ganzen Balancing-Designdiskussionen eher in Richtung angewandte Mathematik und Nützlichkeitsabwägungen gehen
Noch nie gelesen "Wert A geben wir den Multiplikator X, weil er mehr/weniger Spaß macht"
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 23.12.2017 | 21:14
Ach echt?
Habe ich nie so erlebt
Vor allem weil die ganzen Balancing-Designdiskussionen eher in Richtung angewandte Mathematik und Nützlichkeitsabwägungen gehen
Noch nie gelesen "Wert A geben wir den Multiplikator X, weil er mehr/weniger Spaß macht"
Du verwechselst zwei Ebenen:
- Die eine Ebene ist: "Wie erreichen wir Balancing?" Auf dieser Ebene wird angewandte Mathematik* verwendet.
- Die andere Ebene ist: "Wozu machen wir überhaupt Balancing?" Auf dieser Ebene gilt der Spielspaß.

Grundsätzlich sollte man immer die beiden Ebenen "Wie erreiche ich etwas?" und "Wozu soll ich das überhaupt erreichen?" trennen.

*Oder zumindest das, was sich viele Leute als "angewandte Mathematik" vorstellen.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Maarzan am 23.12.2017 | 21:15
...
Ja, der Dieb hat seine Nische. Aber verglichen mit den Heldentaten der anderen SCs wirkt die Heldentat des Diebes doch recht gering.
...
Der Sinn von Balancing ist der Spielspaß der Spieler.

Ja und?
Das ist nur dann ein Problem, wenn der Spieler seinen Spielspaß alleine aus dem virtuellen Schwanzvergleich mit den Mitspielern zieht (oder die sich entsprechend herablassend verhalten sollten).

Wobei so eine ungleiche Startsituation ja wohl auch noch recht künstlich oder eben gewachsen ist und damit keine Frage des regeltechnischen Balancing, um das es wohl ursprünglich ging. 
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Klingenbrecher am 23.12.2017 | 21:15
Balancing you know it then you can break it!

Ich glaube an das Balancing leider aber auch an den Verstand von schlauen Spielern.

@Eulenspiegel und Hanky-Panky

Ihr solltet mal weniger spielen und mehr leiten dann dürften eure Aussagen sich wieder dem Topic annähern.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Eulenspiegel am 23.12.2017 | 21:21
Wobei so eine ungleiche Startsituation ja wohl auch noch recht künstlich oder eben gewachsen ist und damit keine Frage des regeltechnischen Balancing, um das es wohl ursprünglich ging.
Früher war diese Situation recht häufig der Fall:
- Wenn ein hochstufiger SC gestorben ist, musst sich der Spieler einen Stufe 1 SC bauen.
- Wenn ein neuer Spieler in die Runde kam, musste er sich einen Stufe 1 SC bauen.
- Eine neue Runde wird gegründet und alle Spieler dürfen ihre alten SCs in der neuen Runde weiterspielen.

Heutzutage hat man gemerkt, dass dieses fehlende Balancing dem Spielspaß abträglich ist. Moderne Systeme achten daher auf das Balancing, wenn ein SC stirbt und ein neuer SC erstellt werden muss. Oder wenn ein neuer Spieler die Runde betritt.
Bei Gruppen, die heutzutage alte Systeme spielen, gibt es fast immer eine Hausregel, die das Balancing sicherstellt, sobald ein alter SC stirbt oder ein neuer Spieler die Runde betritt.

Aber gerade, dass bei allen neuen Systemen auf das Balancing geachtet wird, zeigt doch, wie wichtig dieses Balancing ist. Und auch, dass bei fast allen Gruppen mit alten Systemen ohne Balancing eine Balancing-Hausregel eingeführt wurde, zeigt, wie wichtig das Balancing ist.
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: trendyhanky am 23.12.2017 | 21:25
Zitat
Heutzutage hat man gemerkt, dass dieses fehlende Balancing dem Spielspaß abträglich ist. Moderne Systeme achten daher auf das Balancing, wenn ein SC stirbt und ein neuer SC erstellt werden muss. Oder wenn ein neuer Spieler die Runde betritt.
Bei Gruppen, die heutzutage alte Systeme spielen, gibt es fast immer eine Hausregel, die das Balancing sicherstellt, sobald ein alter SC stirbt oder ein neuer Spieler die Runde betritt.

Naja, solch Balancing ist nützlich und auf das hatte ich mich ursprünglich in #497 auch bezogen

Ich bin dann etwas abgekommen und habe mich mehr um Design-Balancing bezogen (weil das dann alternativ als Thema genannt war)

Natürlich ist es stumpf, von einem neuen Charakter zu verlangen, auf Level 1 zu starten wenn die anderen Heroen sind

Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: KhornedBeef am 24.12.2017 | 00:05
Boah ist das ermüdend hier herauszubekommen was jemand mit einem mehrfach besetzten Lehnwort eigentlich meinte. Kann mal jemand Umfassendheit gegen Zugänglichkeit balancen?
Titel: Re: Warum ich nicht an Balancing glaube.
Beitrag von: Klingenbrecher am 24.12.2017 | 09:53
Boah ist das ermüdend hier herauszubekommen was jemand mit einem mehrfach besetzten Lehnwort eigentlich meinte. Kann mal jemand Umfassendheit gegen Zugänglichkeit balancen?

+1  :d

sehr geil