Was das LARPen angeht, so macht es mir mindestens genauso viel Spaß, etwas clever zu improvisieren oder umzubauen, wie das spielen selbst. Seit einiger Zeit beobachte ich aber einen gewissen... wie soll ich sagen? Hang zur kommerziellen Ausstattung. Neularper rennen in LARP-Shops und besorgen sich für 500,- € Plus eine Startausrüstung. So viel habe ich in meine Gesamtausrüstung in 10 Jahren nicht investiert, selbst mit Zelt dürfte das nicht reichen. Gut, als Schamane oder Priester braucht man auch keine Plattenrüstung und kein Kettenhemd, granted.
Neulich fragte ich jemanden, auf dessen Urteil über einen Helm, woher er wisse, dass ein gewisser Ausrüstungsgegenstand qualitativ schlecht sei, ob er das begründen wolle. Eine junge Frau meldete sich daraufhin zu Wort, was es "zur Hölle" da zu begründen gäbe. Es wüssten ja "wir alle", dass Mytholon qualitativ im unteren Bereich liege. Ich war etwas erstaunt. Woher sollte ich das wissen? Beim professionellen LARP-Händler zu kaufen erschien mir bis dahin eher abwegig. Natürlich müssen das viele Leute tun, wie sonst könnten sich diese Shops sonst halten?
Aber ich erwiederte etwas kleinlaut, meine Ausrüstung sei zum größten Teil selbstgemacht, Kellerfund und der Rest second hand. Nur ein paar Armschienen habe ich beim Händler gekauft, das war aber ganz am Anfang und die sind auch wirklich schön, die hätte ich nicht selbst machen können.
Als der andere meinte, er hätte schonmal was Mytholon gekauft: eine Tasche, da kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ich selbst habe zwar auch schon mal eine Gürteltasche im Internet gekauft, aber bei E-bay für ein eher niedriges Gebot.
Ledertaschen, die bekommt man doch auf Flohmärkten dutzendweise hinterhergeworfen und gleich nach den ganz einfachen Armschienen sind es wohl die einfachsten Sachen, die man sich auch selber machen kann, selbst wenn man zwei linke Hände und an jeder Hand fünf Daumen hat. Wenn eine Tasche also nicht mit aufwändig eingebrannten Verzierungen versehen ist, warum sollte ich sie kaufen?
Das ließ mich eine Weile nicht mehr los. Ich sehe ja häufig sehr aufwändige, kreative Gewandungen. Aber kann es sein, dass es die Kreativität zunehmend nurnoch im "großen" und immer weniger im kleinen gibt?
Was ist mit den Leuten, die etwas sehen und denken: Hey, das könnte ich doch irgendwie verwenden? Gewandungen, die nicht ins kleinste Detail geplant sind, sondern aus dem Fundus zusammengeklaubt werden, dann immer weiter angereichert mit Ideen und am Ende steht man da und denkt mit ein wenig Stolz: "Hey, das sieht doch cool aus!"... irgendwie hält sich der Gedanke in meinem Kopf und ich frage mich, ob es nicht ein Wort dafür gibt.
In der Beziehung bin ich doch ein Sammler und Jäger. Handwerklich traue ich mir nicht viel zu, aber ich habe immer wieder eine Idee, wie man etwas eigentlich nutzloses umbauen, verbauen, umfunktionieren oder sonstwie für Gewandung oder Ambiente nutzbar machen kann.