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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: WeepingElf am 5.05.2013 | 21:55

Titel: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: WeepingElf am 5.05.2013 | 21:55
In diesem Thema (http://tanelorn.net/index.php/topic,83764.0.html) kam die Diskussion auf Old School vs. "90er-mäßiges" Rollenspiel.  Da es hier nicht mehr primär um das ursprüngliche Thema "Looten" geht, mache ich hier ein neues Thema auf.

Also, hier meine Frage: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?

Meine Meinung dazu: Es ist zunächst niemals grundsätzlich verkehrt, eine Spielweise einer früheren Zeit wiederaufzugreifen, die Oldschooler machen es doch die ganze Zeit.  

Außerdem finde ich, dass in den 90er Jahren einige Ansätze zum Rollenspiel erprobt wurden und populär waren, die ich auch heute noch gut finde, und leider später wieder unter die Räder kamen bzw. in Vergessenheit gerieten.  Da sind vor allem Abenteuer zu nennen, die an die Kreativität der Spieler und des SL appellieren und sich gewaltfrei lösen lassen.  Es gab damals die "Braunschweiger Schelmin", einen Preis für gewaltfreie Rollenspielabenteuer; es gab gewaltfreie oder zumindest gewaltfrei lösbare Abenteuer in den großen Rollenspielzeitschriften; es gab die Initiative "Wir Rollenspieler sagen NEIN zu Gewalt und Rassismus" und dergleichen mehr.  Es gab Versuche, von "bösen Rassen" in Rollenspielen wegzukommen und z. B. die Orks zu einer kulturschaffenden Rasse zu emanzipieren, die nicht immer nur Böses im Schilde führt.

Das alles finde ich auch heute noch gut und nicht "überholt".  Jedenfalls halte ich das, was danach kam, wie z. B. Endzeit und Old School, nicht für fortschrittlich; und die besten Rollenspielerlebnisse in meiner mehr als 25-jährigen Rollenspiel-"Karriere" hatte ich in der Tat in den 90ern.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Boba Fett am 5.05.2013 | 21:58
Kannst Du mal grob erläutern, was Du unter 90er Rollenspielen verstehst?
Wenn ich richtig liege, sind das für Dich Gewaltfreiheit (zumindestens als Option) und Investigative Abenteuer.
Ich verstehe da unter 90er like etwas ganz anderes...
Nur damit wir uns über das gleiche unterhalten...

Generell: solange alle Spaß dran haben, ist es egal, wie man spielt!
Ich würde zwar immer schauen, dass alle eine möglicht weite Bandbreite an Spielstilen kennen, um eine Auswahl treffen zu können, aber ich werte mich nicht als Maß der Dinge...
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Kearin am 5.05.2013 | 22:00
Nur ist das überhaupt nicht der Kern der 90er. 90er zeichneten sich vor allem durch viele neue, kreative Settings ab. Diese ganze antimilitaristische und antifaschistische Bewegung war IMO immer nur eine Randerscheinung.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Bad Horse am 5.05.2013 | 22:00
Es ist nicht verkehrt, 90er-mäßig zu spielen, wenn man dran Spaß hat.

Aber dieser "Hui, wir spielen tiefgründiger und besser"-Snobismus, den einige "fortschrittlichere" Spieler in den 90ern gegenüber anderen an den Tag gelegt haben, den sollte man sich vielleicht besser sparen.

Wobei das natürlich keine Eigenschaft der 90er-Spieler war. Dieser Snobismus kam beim Aufkommen der Indie-Spiele dann wieder, und dann bei der Old-School-Gegenbewegung auch.  ;)
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Waldgeist am 5.05.2013 | 22:06
Manchmal wundere ich mich, was Leute alles in ihr Hobby reininterpretieren wollen. Soll doch jeder so spielen wie er will!
Und ganz persönlich kann ich Gewaltfreiheit/Gewalttätigkeit, böse/gute Rassen, etc. nicht an Jahrzehnten, sondern höchstens an Spielern/Gruppen (und vielleicht noch Systemen) festmachen.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: tartex am 5.05.2013 | 22:09
Im Prinzip haben wir hier eine "Gewalt in Video-Spielen"-Debatte?

Ist jetzt ein wenig mühsam, das alles nochmals abzuarbeiten.

Ich denke, für die meisten Leute steht 1990iger eher für Metaplot, Railroading-Abenteuer, "Roleplayling vs. Rollplaying" bzw. "Wir würfeln aber nur 2x pro Session." und White-Wolf-Dominanz.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: WeepingElf am 5.05.2013 | 22:16
Kannst Du mal grob erläutern, was Du unter 90er Rollenspielen verstehst?
Nur damit wir uns über das gleiche unterhalten...

Tja, "90er-mäßig" ist vielleicht der falsche Ausdruck.  (Es stammt ja auch von 1von3, der mir ein "Verschwinde in die 90er!" entgegenzischte.)  Ich meine hier keinen bestimmten Typ von Regelwerken, sondern einen Ansatz zum Rollenspiel, der in den 90ern Hochkonjunktur hatte (es gab in den 90ern aber auch ganz andere Ansätze), und in dem es darum geht, vom Hack&Slay wegzukommen und auf Kreativität, soziale Interaktion und gewaltfreie oder zumindest gewaltarme Lösungsstrategien aufzubauen.  Gute literarische Geschichten und Filme kommen ja auch oft ohne Gewaltanwendung durch die Protagonisten aus (kommt natürlich aufs Genre an).

Meiner Meinung nach hatte das Rollenspiel aufgrund seiner Herkunft aus der Wargaming-Szene und des Einflusses der Pulp-Fantasy anfangs einen "Geburtsfehler": die Handlung war in den meisten Rollenspielszenarien auf die Kämpfe zentriert.  Man ging los, um zum Beispiel einen Drachen zu töten oder einem bösen Zauberer das Handwerk zu legen, wobei dann natürlich auch dessen Orkwachen abgestochen werden mussten, um zum Ziel zu gelangen.  Die "Hauptbegegnung" im Abenteuer war oft schlicht und einfach ein Kampf gegen einen besonders mächtigen Gegner.

In den 90er Jahren (zum Teil schon vorher, insofern ist der Begriff "90er-mäßig" ungenau) überlegten sich viele Rollenspieler, ob es nicht auch "zivilisierter" und gewaltfreier geht.  Wie ich das schon im Eingangspost gesagt habe.  Orks waren nicht mehr immer böse.  Es gab gewaltfrei lösbare Abenteuer.  Kurzum: man wollte weg von einer gewaltträchtigen "Ideologie", und hin zu einem Rollenspiel, das Kreativität, soziale Interaktion und "Leben und leben lassen" ins Zentrum stellt.

Ich kann mich beispielsweise an ein Abenteuer erinnnern, wo ich mal mitgespielt hatte, das auf der Frosthexer-Kampagne basierte, und das ganze Problem mit dem Frosthexer auf einem Missverständnis beruhte, das durch Verhandlungen bereinigt werden konnte.  Die SCs spielten dabei die Rolle von Vermittlern zwischen beiden Seiten, und lösten das Abenteuer ohne Blutvergießen.

Ich kann diese Art von Rollenspiel am besten mit meiner allgemeinen Weltsicht vereinbaren, wonach Gewalt selten zur Lösung des Problems führt.  Es macht mir auch mehr Spaß, mit NSCs zu verhandeln, als einen Kampf durchzuwürfeln.  Ich fand Kämpfe immer schon doof und langweilig.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Kearin am 5.05.2013 | 22:18
Zitat
Metaplot, Railroading-Abenteuer, "Roleplayling vs. Rollplaying" bzw. "Wir würfeln aber nur 2x pro Session." und White-Wolf-Dominanz.
Gab es alles schon in den 80ern.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Praion am 5.05.2013 | 22:23
Verkehrt nicht, aber ich würde schreiend davon laufen.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Jed Clayton am 5.05.2013 | 22:32
Die ganze Frage ist für mich verkehrt und letztlich irrelevant, da bei weitem nicht jeder in den 90er-Jahren die gleichen Spiele oder in den gleichen Milieus gespielt hat, die gleichen Vorlieben hatte, und so weiter. Genauso ist eine Attitüde oder eine Einstellung nicht auf eine bestimmte Dekade beschränkt. Das sollte eigentlich klar sein.

Ich würde also nie das Wort für ein Jahrzehnt ernsthaft als Gattungsbezeichnung oder als Namen für eine Stilrichtung beim Rollenspiel heranziehen. Vielleicht ist "90er-Stil" oder "90er-mäßig" hier auch einfach zusehens ein Begriff, der von einigen Spielern benutzt wird, die dieses Jahrzehnt nur als Kleinkinder oder gar nicht mehr erlebt haben. Es mag sein, dass ich da etwas missverstehe.

Wir wissen doch, dass es irgendwo da draußen auch noch Menschen gibt, die immer noch ein D&D-Buch von 1974 oder 1977 haben und einfach immer damit weiterspielen. Ähnlich hat z.B. ein alter Mitspieler aus meiner Runde mindestens zehn Jahre lang nur die Grundbox des deutschen MERS gehabt und sich nie um andere Spiele, andere Editionen oder sonst etwas gekümmert. Und die meisten Rollenspieler, die ich abseits von Foren und Conventions kenne, spielen doch stets so, wie es in ihrer ersten festen Spielrunde "einfach so üblich" war. Snobismus wie oben beschrieben habe ich selbst in den gesamten 90ern nie erlebt, eher ein Insider-Verhalten, in dem ganz schnell klar wurde, dass man bestimmte Bücher und bestimmte Regeln kennen musste, um dazu zu gehören, ebenso wahrscheinlich sogar noch bestimmte Filme, bestimmte Bands, und man musste bestimmte Kleidung tragen, bestimmte Sprüche drauf haben und seine Haare in einer bestimmten Weise tragen. Das hat aber mit allgemeinen Tendenzen zu tun, die jeder mal in seiner Teenager-Zeit miterlebt.

Was oben über die 90er-Jahre im Rollenspiel gesagt wurde, bezieht sich doch sicherlich auf Shadowrun und auf die World of Darkness-Systeme.

Für mich heißt 90er-Jahre unter anderem RIFTS, Cyberpunk, WoD, Deadlands, und ähnliche Sachen mehr.

Alles Spiele, in denen die Leute ordentlich vom Leder ziehen können und in denen es ganz und gar nicht brav und politisch korrekt zuging.

In meinem Umfeld, jetzt mal ganz konkret ausgedrückt, war Shadowrun im Grunde immer das "Ballerspiel" und Vampire / WoD war "Superhelden mit Fangzähnen".
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Wulfhelm am 5.05.2013 | 22:33
Meiner Meinung nach hatte das Rollenspiel aufgrund seiner Herkunft aus der Wargaming-Szene und des Einflusses der Pulp-Fantasy anfangs einen "Geburtsfehler": die Handlung war in den meisten Rollenspielszenarien auf die Kämpfe zentriert.  Man ging los, um zum Beispiel einen Drachen zu töten oder einem bösen Zauberer das Handwerk zu legen, wobei dann natürlich auch dessen Orkwachen abgestochen werden mussten, um zum Ziel zu gelangen.  Die "Hauptbegegnung" im Abenteuer war oft schlicht und einfach ein Kampf gegen einen besonders mächtigen Gegner.
Diese Spielweise war schon in den 80ern nicht mehr die maßgebliche - wenn sie es überhaupt je war. Kann höchstens sein, dass sich in den 90ern besonders viele Besserspieler für die hier als "90er-typisch" gehandelte Spielweise stark gemacht haben. Genau so, wie nach meinem Gefühl vor ein paar Jahren "Oldschool" von besonders vielen "so und nicht anders"-Typen bevölkert wurde.

Für mich waren die 90er hauptsächliche eines: Die aktivste Rollenspielzeit meines Lebens. Zeitweise mehrmals pro Woche bis in die früh zocken, das wars! Gewaltarm war's eher selten (höchstens bei Traveller, das wurde aber durch Mechwarrior mehr als aufgewogen), klassisches Hack&Slay aber auch nicht, kreativ aber hallo!

Durch die Bandbreite der bespielten Systeme (Neben den genannten Traveller und Mechwarrior waren dies, um nur die wichtigsten aufzuzählen, CoC, Cyberpunk, Star Wars D6, DSA und Shadowrun) hat sich ein bestimmter maßgeblicher Spielstil eigentlich schon von alleine verboten. Interessanterweise sind sowohl die WoD als auch D&D komplett an meinem Dunstkreis vorbei gegangen.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Grey am 5.05.2013 | 22:33
Ist es heute verkehrt, Musik aus den 1830ern zu hören?

Ist es heute verkehrt, Langschwerter aus den 1450ern nachzubauen?

Ist es heute verkehrt, "steinzeit-mäßig" Sex zu haben?


Wer oder was entscheidet darüber, ob es "verkehrt" ist, was eine Gruppe von Freunden zum Freizeitvergnügen tut? Und auf welcher Grundlage?
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: tartex am 5.05.2013 | 22:36
Gab es alles schon in den 80ern.

Was nichts daran ändert, dass in den 90igern das alles mehr oder weniger Mainstream wurde.

AD&D2 (1989) und DSA2 (1988) sind da gute Beispiele. Und mit D&D3 wurde dann 2000 wieder ein anderes Mainstream-Paradigma populär.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Boba Fett am 5.05.2013 | 22:37
Erstmal: danke für die Erläuterung!

Dann: Rollenspiel ist wie jedes andere Gesellschaftsspiel: man setzt sich zusammen und bespricht, was man und wie man es spielen möchte. Entscheident ist der Konsens in der Runde, nicht irgendeine gesellschaftliche Absolution.
Wenn alle Spaß hatten und jeder wusste, worauf er sich einlässt und niemand frustriert heimging ist das doch super!

Wegen meiner können auch Nudisten LARP betreiben. Wäre nicht mein Hobby, aber was geht mich das etwas an, wie Leute ihre Freizeit betreiben. Und wenn es genug Leute gibt, sollen sie sich gern in einem Forum austauschen (die Galerie würde ich dann aus Jugendschutzgründen allerdings versagen...)

Und die gleiche Einstellung gilt auch fürs Rollenspiel. Da möchte ich wissen, worauf ich mich einlasse und entscheide DANN ob ich teilnehme.

Wenn Du meine persönliche Einschätzung zu der gewaltfrei Option wissen möchtest:
Ich brauche sie nicht als extra Prämisse.
Mein Leben an sich ist schon recht gewaltfrei ausgerichtet, da ich neben dem Rollenspiel auch noch ehrenamtliche Jugendarbeit betreibeund da gewissermaßen Verantwortungen in Vorbildfunktion (Vorleben) sehe.
Rollenspiel ist meine Freizeitbeschäftigung und da möchte ich mich vom Alltag erholen. Und dazu gehört auch Abwechslung vom alltäglichen. Und so wie Gewalt im realen Leben für mich keine Option darstellt, darf es dann in einer Fiktion durchaus Gewalt als Methode existieren.
Ich möchte für mich im Spiel entscheiden können, welche Mittel ich einsetze - wenn es friedliche sind, schön, aber wenn Konflikte auf gewaltsame Weise aufgelöst werden (durchaus mit den Konsequenzen, die das in der fiktiven Welt mit sich bringen muss) dann ist das nicht verwerflich für mich.
Insbesondere denke ich, dass wir in unser westlichen Moralvorstellung und dem sehr hohen Wert, dem wir dem menschlichen Leben beimessen derzeit in einer Ausnahmesituation existieren. (Bitte nicht falsch verstehen, ich sehe diese Ausnahme durchaus als sehr erstrebenswerte Situation an!!!) wir leisten uns den Luxus pazifistischer Einstellungen, weil wir es können.
Insofern sehe ich es durchaus als legitim an, Rollenspielen in Welten zu gestalten, die diesen Luxus nicht besitzen.
Das könnte man sogar analytisch verwenden - für mich ist Rollenspiel aber NUR ein Gesellschaftsspiel.
Ich sehe auch einen Krimi, Thriller oder Ationfilm an - zur Unterhaltung.

Ich werde Dich aber ganz bestimmt nicht abhalten, Rollenspiel so zu betreiben, wie Du (oder mit Diner Runde: Ihr) das für richtig haltet und auch nicht davon abhalten, Deine Meinung hier zu vertreten.
Eins Meinungskundgebung "Verschwinde in die 90er!" halte ich für albern!
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Bad Horse am 5.05.2013 | 22:38
Wenn alle Spaß hatten nd jeder wusste,worauf er sich einlässt und

Und?  :)
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Pyromancer am 5.05.2013 | 22:44
In den 90er Jahren (zum Teil schon vorher, insofern ist der Begriff "90er-mäßig" ungenau) überlegten sich viele Rollenspieler, ob es nicht auch "zivilisierter" und gewaltfreier geht.  Wie ich das schon im Eingangspost gesagt habe.  Orks waren nicht mehr immer böse.  Es gab gewaltfrei lösbare Abenteuer.  Kurzum: man wollte weg von einer gewaltträchtigen "Ideologie", und hin zu einem Rollenspiel, das Kreativität, soziale Interaktion und "Leben und leben lassen" ins Zentrum stellt.

Ich kann mich beispielsweise an ein Abenteuer erinnnern, wo ich mal mitgespielt hatte, das auf der Frosthexer-Kampagne basierte, und das ganze Problem mit dem Frosthexer auf einem Missverständnis beruhte, das durch Verhandlungen bereinigt werden konnte.  Die SCs spielten dabei die Rolle von Vermittlern zwischen beiden Seiten, und lösten das Abenteuer ohne Blutvergießen.

Ich kann diese Art von Rollenspiel am besten mit meiner allgemeinen Weltsicht vereinbaren, wonach Gewalt selten zur Lösung des Problems führt.  Es macht mir auch mehr Spaß, mit NSCs zu verhandeln, als einen Kampf durchzuwürfeln.  Ich fand Kämpfe immer schon doof und langweilig.

Ich denke, das ist kein Phänomen der 90er, sondern ein Artefakt deiner eigenen Rollenspiel-Sozialisation.

Die Frosthexer-Kampagne, die du ansprichst, stammt z.B. aus den 80ern. Mit den 90ern verbinde ich eher die Etablierung von Mook-Regeln, die das erbarmungslose Schnetzeln gesichtsloser Gegnerhorden geradezu zelebriert. Feng Shui sei da als Paradebeispiel genannt, das damals von allen Seiten gefeiert wurde.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Kearin am 5.05.2013 | 22:45
Ist es heute verkehrt, "steinzeit-mäßig" Sex zu haben?
Das sollte wir im Detail diskutieren. ;)
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Infernal Teddy am 5.05.2013 | 22:48
Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?

Weil ich es mir nicht verkneifen kann: Nö, die DSA-Spieler machen es ja vor... :D
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: WeepingElf am 5.05.2013 | 22:49
Ich denke, das ist kein Phänomen der 90er, sondern ein Artefakt deiner eigenen Rollenspiel-Sozialisation.

Die Frosthexer-Kampagne, die du ansprichst, stammt z.B. aus den 80ern. Mit den 90ern verbinde ich eher die Etablierung von Mook-Regeln, die das erbarmungslose Schnetzeln gesichtsloser Gegnerhorden geradezu zelebriert. Feng Shui sei da als Paradebeispiel genannt, das damals von allen Seiten gefeiert wurde.

Darum sage ich ja, "90er" ist eigentlich ein falsches Etikett.  Es gab in den 90ern auch die Ballerorgien von Shadowrun, den Horror der World of Darkness, und und und ... das hat alles nichts mit der Rollenspielweise zu tun, die ich hier meine.  Und vieles von dem, was ich im Eingangspost aufgeführt habe, gab es auch schon in den 80ern.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Roland am 5.05.2013 | 23:51
Es ist nicht verkehrt so zu spielen wie Du es tust.

Allerdings mußt Du Deine Argumente gegen die Old-Schooler auch gegen Dich gelten lassen. Folgt man Dir, drischst Du nur ein paar Jahre weniger in die Tonne und lässt die ganzen coolen Entwicklungen der letzten 15 Jahre außen vor.

Natürlich gibt es Old-Schooler, die den ganzen rollenspielerischen Fortschritt der letzten 30 Jahre in die Tonne dreschen und wieder so spielen wie in den Anfangstagen des Rollenspiels, aber die zum Maßstab zu nehmen, halte ich für verfehlt.

Da das aber glücklicherweise Unsinn unzutreffend ist, hast auch Du nichts zu befürchten.  ;)


Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Space Pirate Hondo am 6.05.2013 | 02:28
Es ist nicht verkehrt so zu spielen wie Du es tust.

Allerdings mußt Du Deine Argumente gegen die Old-Schooler auch gegen Dich gelten lassen. Folgt man Dir, drischst Du nur ein paar Jahre weniger in die Tonne und lässt die ganzen coolen Entwicklungen der letzten 15 Jahre außen vor.


+1

Ich habe schon oft erlebt, dass es Leute gibt, die seit 20+ Jahren ein und das selbe System spielen (oft auch damit angefagen haben) und alle anderen Systeme,Spielweisen und Entwicklungen, schlicht und ergeifend ignorieren(sogar verfluchen ohne jemals mal im GRW gelesen haben). Stichwort:Tellerrand!

Verkehrt wäre es allerhöchstens Settings und Systeme anzufassen, wo 30% des Buches aus Waffenlisten besteht, nur um ein Gespräch am Frühstückstisch auszuspielen (Hab ich schon erlebt). Vielleicht wäre Freeform besser geeignet um gewaltlose Konfliktlösungen zu bespielen.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Xemides am 6.05.2013 | 05:01
Weil ich es mir nicht verkneifen kann: Nö, die DSA-Spieler machen es ja vor... :D

Bei Midgard gehörte das schon von Anfang an zur Philisophie.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: La Cipolla am 6.05.2013 | 06:07
Interessant ... als (Rollenspiel-)Kind der 2000 hab ich gerade keine einziges "großes" gewaltfreies/pazifistisches Rollenspiel vor Auge, geschweige denn im Mainstream. Pilgrims of the Flying Temple vielleicht (und das ist hochaktuell).
Diese "kreative" Herangehensweise (lol, das ist kreativ? seriously ...) ist für die Generation, in der ich den Erstkontakt hatte, kein großes Argument oder Feature, sondern eine Selbstverständlichkeit. Und wer anders spielen will, soll's doch machen, aber gefallen muss das niemandem.

Wahrscheinlich ist das wieder so eine "Uh, wir machen es besser als früher!"-Sache, wie üblich, sowohl bei der entsprechenden Bewegung, als auch bei denen, die sich heute dagegen aussprechen.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Oberkampf am 6.05.2013 | 06:58

Ich denke, für die meisten Leute steht 1990iger eher für Metaplot, Railroading-Abenteuer, "Roleplayling vs. Rollplaying" bzw. "Wir würfeln aber nur 2x pro Session." und White-Wolf-Dominanz.

Das ist so ziemlich auch das erste, was mir zu "Rollenspiel der 90er Jahre" einfallen würde. Dazu kommt die von Ein aufgeführte Pluralisierung der Settings.

Generell sind gewaltlose Abenteuer so eine Sache. Es gibt Genres/Geschichten, da ist Gewalt seitens der Protagonisten wirklich kaum angebracht, Schelmengeschichten oder High School Dramen beispielsweise. Das sagt allerdings nichts darüber aus, wie man solche Geschichten spielen muss, und hier haben meinem Geschmack nach die 90er versagt: Anstatt Würfelsysteme zu etablieren, die Konflikte ohne physische Gewalt spielbar machen, haben sie einfach die Würfel aus dem Spielprozess entfernt. Dadurch ging auch merklich die Offenheit der Lösungen/Resultate zurück. Das ist meiner Meinung nach ein Grund dafür, dass viele Leute die 90er mit Railroading verbinden.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Luxferre am 6.05.2013 | 07:10
Das ist so ziemlich auch das erste, was mir zu "Rollenspiel der 90er Jahre" einfallen würde. Dazu kommt die von Ein aufgeführte Pluralisierung der Settings.

Krass, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen so sein können....

Ich habe in den 90ern angefangen AD&D zu spielen. Faerun, Drow, Drizzts, Assassinen, LootWut, Highlevel...
Tolle, neue, viele Settings? Neue Mechaniken? Neue Spielinhalte?
Absolute Fehlanzeige  ;D

Daher erlebte ich den großen Fortschritt frühestens am letzten Ende der 90er.
PS angefangen mit Rollenspielen habe ich allerdings "erst" '89.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Mann mit Ukulele am 6.05.2013 | 07:13
Verkehrt finde ich diese Ansätze keinesfalls - sie sind durchaus lobenswert und sicher gut gemeint.
Für mich wärs allerdings gar nix: Gewaltfreiheit, Toleranz etc. praktizieren "wir" (als Oberbegriff für kultivierte Menschen) doch im richtigen Leben ständig.
Ich mache aber Rollenspiel, um mal was anderes zu machen; das Spiel ist für mich Eintauchen in eine andere Welt,
in der ich (relativ) ungestraft ein Kämpfer, ein Dieb, ein Draufgänger, ein Was-auch-immer sein kann.
Damit ist Rollenspiel gleichzeitig auch Seelenhygiene.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Sagittarius am 6.05.2013 | 07:21
In Bezug auf Rollenspiele ist für mich das 90er Jahrzehnt die Zeit, in der das Rollenspielhobby entgültig ins allgemeine Bewußtsein rückte.
Spiele wie Shadowrun und Vampire schlugen ein wie eine Bombe, weil es sie auf Deutsch gab und lagen deshalb auch in fast allen Buchläden aus.
Für mich zeigte vor allem Vampire, daß man beim Rollenspiel viel Spaß haben konnte, ohne Waffen zu zücken. Auch kamen Rollenspiele auf, welche eher sperrig waren (z.B. Wraith).
Ebenso gab es "fast täglich" ein neues Rollenspielsystem, von denen auch viele wieder genauso schnell verschwanden.
Genaugenommen sind für mich die 90er DAS Jahrezehnt für das Hobby, da dort viel passierte, viel Kreativität umgesetzt wurde und überall Cons veranstaltet wurden.
Das alles hat aber nichts mit einem 90er Jahre Spielstil zu tun, der alleine von der Gruppe abhing, in der man spielte.
Gewaltfreiheit halte ich auch im Rollenspiel für einen Wunschtraum.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: 6 am 6.05.2013 | 07:45
Ich kann tartex Einschätzungen zu den 90-er bestätigen. Ich war zwar die zweite Hälfte der 90-er Jahre im MtG-Nirvana verschwunden und kam erst 1999/2000 wieder zurück zum Rollenspiel, auf den Cons wurde währendessen noch immer vermehrt AD&D2, WoD und Shadowrun gespielt. Alles was mit Urban Fantasy zu tun hatte, war absolut trendy. Allerdings stimmt es auch, dass es in den 90-er noch jede Menge "Unverbesserliche" gab, die AD&D1 oder ähnlich Altes gespielt haben.
Eine aktive Ablehnung von Gewalt habe ich da aber nicht festgestellt. Eher die Zunahme der Soapanteile weil die WoD ne Menge Frauen ins Hobby gespült hatte, die vorher Rollenspiel noch nichtmal mit der Kneifzange angefasst hätten.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Crimson King am 6.05.2013 | 08:42
AD&D 2nd ist auch oldschool.

Storytelling war DER Trend der 90er, mit Cinematic Action als einer Art kleinem Stiefbruder. Trotzdem dürfte D&D in diversen Variationen weiterhin das meistgespielte System gewesen sein. Viele Spieler bleiben halt bei Bewährtem.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: 6 am 6.05.2013 | 08:50
AD&D 2nd ist auch oldschool.
Nicht mit den 90-er Anpassungen (die neueren Kitbücher, dieses Klassenbaubuch, Planescape, usw.)
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Glühbirne am 6.05.2013 | 08:54
Ich habe die 90ger RPG mäßig ganz anders erlebt als der Thread Opener. Meinem Alter und den angebotenen Systemen entsprechend. Also in de Summe irgendwo zwischen Bud Spencer Film, A-Team und Stirb Langsam und Terminator. Irgendwelche Regelsysteme die pazifistisches Vorgehen belohnen sind mir noch nicht untergekommen, schon gar nicht in den 90gern, allerdings kenne ich ja auch nur einen kleinen Teil aller Rollenspiele. Das einzige woran ich mich erinnere war eine gewisse Bevorzugung von SC mit tödlich langen und literarisch wertvollen Hintergrund Geschichten, die es in meinem weiteren Umfeld gab.

Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: McCoy am 6.05.2013 | 09:02
Ich kann nun wirklich nicht guten Gewissens behaupten das die 90er meine gewaltfreie Rollenspielzeit waren. Das liegt aber vielmehr daran das ich da noch nen Jungspund war und ganz andere Spaßquellen hatte als heute  ;D (Außerdem waren Arni und Sylvester da noch groß dabei  ~;D und tolle Identifikationsmodelle)

Aber ernsthaft, sicherlich spielt rückblickend das Alter eine Rolle das man damals hatte und auch die damalige Spielweise. Ich bin nicht sicher ob ich mit meinem 90er Ich heute noch am gleichen Tisch gerne spielen würde. Ansonsten: Ist die Spielweise wirklich soo eine andere als heute? Viele Spiele gibts auch heute noch und auch wenn Regeln sich geändert haben oder verfeinert wurden sind es doch oft die gleichen Spiele wie früher.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Crimson King am 6.05.2013 | 09:02
Nicht mit den 90-er Anpassungen (die neueren Kitbücher, dieses Klassenbaubuch, Planescape, usw.)

Da wurde Crunch dazu gepackt. Die Spielweise am Tisch hat sich dadurch so gut wie nicht geändert.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Luxferre am 6.05.2013 | 09:06
Da wurde Crunch dazu gepackt. Die Spielweise am Tisch hat sich dadurch so gut wie nicht geändert.

Aber die 90er sind 20 Jahre her. Damals war Oldschool noch gar nicht old ;)
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: tartex am 6.05.2013 | 09:09
Da wurde Crunch dazu gepackt. Die Spielweise am Tisch hat sich dadurch so gut wie nicht geändert.

Du solltests mal das Dragon-Magazin aus der TSR-Spaetphase lesen. Da wird fast durchgehen - vom Editorial bis zu den Leserbriefen (ja, auch da hatten wir schon Flamewars) - hauptsaechlich ueber gutes Rollenspiel™ diskutiert. Wenn mal Crunch kommt, muss sich der Autor jedesmal entschuldigen.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Crimson King am 6.05.2013 | 09:11
Aber die 90er sind 20 Jahre her. Damals war Oldschool noch gar nicht old ;)

Immerhin war das Hobby da schon 20 Jahre alt. Dass man das noch nicht Oldschool genannt hat, ändert nix daran, dass viele einfach so weiter gespielt haben, wie bisher, und die neuen Trends ignoriert haben.

Auf der anderen Seite kann man zwar Hauptströmungen für die bestimmten Entwicklungsphasen des Hobbies identifizieren, aber niemals alle Nebenströmungen. Für den Einzelnen ist die eigene Sozialisierung sowieso viel wichtiger als die Trends. Ohne Internet haben sich die Infos bei weitem nicht so weit verbreitet, die Rollenspieler waren im Mittel jünger und hatten weniger Geld, um sich ständig neue Systeme zuzulegen, und man hatte ja Spaß mit Altbewährtem.

Du solltests mal das Dragon-Magazin aus der TSR-Spaetphase lesen. Da wird fast durchgehen - vom Editorial bis zu den Leserbriefen (ja, auch da hatten wir schon Flamewars) - hauptsaechlich ueber gutes Rollenspiel™ diskutiert. Wenn mal Crunch kommt, muss sich der Autor jedesmal entschuldigen.

Es ging um Splatbooks, und da gab es zwei Serien. Die ganzen braunen Complete Book of Sonstwas-Bücher waren reine Crunch-Sammlungen. Daneben gab es eine Serie von blauen Büchern, die sich , wenn ich mich recht entsinne, vornehmlich auf SL- und Spielerhilfen konzentriert haben. Ich bezweifle aber, dass diese Sachen auf die Spielweise größeren Einfluss hatten. Wenn die Annahme stimmt, dürfte das beim Dragon nicht anders gewesen sein. Davon abgesehen klingt das auch stark danach, als hätte TSR versucht, auf den Storytelling-Zug aufzuspringen.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Glgnfz am 6.05.2013 | 09:17
... aber es hatte schon einen Einfluss auf die Spielweise, ob du Planescape, Forgotten Realms, Dark Sun oder Birthright gespielt hast.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Teylen am 6.05.2013 | 09:34
Wer 90er-mäßig spielt muss damit rechnen von Marusha und Dr. Alban in die Techno-Pop Hölle entführt zu werden  ~;D

Ansonsten,... also ich glaube nicht das es verkehrt ist heute noch "irgendwie/irgendwann-mäßig" zu spielen.
Egal ob nun DSA, D&D, Shadowrun, Vampire, Amber oder was es sonst da noch so gab und gibt.
Egal ob nun Loot-heavy, Soapy, Peaceful, Planungsorgie, Dungeon gekrabbel, Schlachtengemälde oder sonst was.
Solange man Spaß hat, nur zu.
Ich seh da nun auch net unbedingt anlass rum zu ranten. Egal ob nun "richtiges Rollenspiel ist friedlich" oder "Bah so spielt man nimmer.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Crimson King am 6.05.2013 | 09:36
... aber es hatte schon einen Einfluss auf die Spielweise, ob du Planescape, Forgotten Realms, Dark Sun oder Birthright gespielt hast.

Jo, wobei FR und Dragonlance wohl 80% ausgemacht haben dürften unter denjenigen, die Kaufsettings gespielt haben.

Im Übrigen lenkt die ADnD 2nd-Oldschool-Diskussion vom Thema ab.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Arldwulf am 6.05.2013 | 10:11
Tendentiell halte ich es für schöner einen Charakter darzustellen der auch Skrupel hat, der in eine Gesellschaft integriert ist und sich den Regeln dieser Gesellschaft anpasst. Einfach weil es ein gutes Mittel ist um in die Spielwelt einzutauchen, die Konventionen dieser Spielwelt darzustellen und ins Spiel zu bringen.

Insofern sehe ich das auch als "besseres" Rollenspiel an. Stimmungsvoller, Tiefgehender.

Man darf dies nur nicht als "wer anders spielt macht was falsch" ansehen. Tiefgang und Stimmung sind wichtige Dinge, sind aber nicht das einzige was Spaß machen kann.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Glgnfz am 6.05.2013 | 10:15
Hmmm...


Ist aber nur der Tiefgang auf einer Ebene - der Charakterebene. Du kannst in jedem Bereich "Tiefgang" haben, daher ist es schon etwas vermessen, hier die vielen Komparative rauszuhauen.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Arldwulf am 6.05.2013 | 10:21
Nicht unbedingt, denn selbst wenn der Tiefgang nur auf Settingebene wäre so hätte dies Auswirkungen auf die Spielweise. Gibt es z.B. eine detaillierte Beschreibung der Gesetze einer Gegend so halten sich die Spieler entweder daran oder tragen die Konsequenzen.

Dies ist jedoch ein Unterschied zu der Situation dass es diesen Detaillierungsgrad nicht gibt. Hier wird es gar nicht erst thematisiert ob das was man gerade tut für die Umgebung ein Problem ist. Es ist also eine generelle Frage von Tiefgang und Detaillierungsgrad im Spiel.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: 6 am 6.05.2013 | 10:21
Da wurde Crunch dazu gepackt. Die Spielweise am Tisch hat sich dadurch so gut wie nicht geändert.
Schau Dir mal das Complete Paladin-Buch und die späteren Kitbücher an. Da konntest Du den Crunch mit der Lupe suchen. Dafür wurde ausführlich ausdiskutiert, wie die entsprechende Klasse denn am besten ausgespielt wird. (Ich weiss das noch genau, weil ich mich damals massiv über den fehlenden Crunch geärgert habe)
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Grey am 6.05.2013 | 11:07
Ich kapier' immer noch nicht, in welcher Hinsicht irgendeine Spielweise "heute verkehrt" sein soll.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: kalgani am 6.05.2013 | 11:20
Irgendwie ist das hier wieder eine spielertypen diskussion.
imho gibt es nunmal wie an PC/Konsole +~3 Spielertypen:

Den Adventurespieler, der Maniac Mansion usw liebte

Den Rollenspieler, der Planscape Torment usw. liebte

Den Actionspieler, der Dungeon Master usw. liebte

Diese drei grundtypen passen alle nur unzureichend zusammen, da alle drei vom spiel etwas anderes erwarten.
für mich hat das also rein gar nix mit 90er zu tun, sondern mit spielertypenzuordnung.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: tartex am 6.05.2013 | 11:22
Ich kapier' immer noch nicht, in welcher Hinsicht irgendeine Spielweise "heute verkehrt" sein soll.

Der WeepingElf hat halt in einem anderen Thread gemeint, dass Looten primitiv sei, und es einen besseren, moderneren (in seinem Fall wohl auch pazifistischeren) Spielstil gäbe, und damit ganz tief in die 90iger-Mottenkiste gegriffen.

Worauf hin ihm angedeutet wurde, dass er entgegen seiner Ansicht, nicht auf der Welle der Innovation ganz vorne mitsurft, sondern, dass seine "Besserspiel"-Argumentation heute ziemlich retro ist.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Arldwulf am 6.05.2013 | 11:27
Was ja eigentlich ein bisschen komisch ist, denn natürlich will jeder das eigene Spiel möglichst gut machen. Und natürlich gibts noch genug Diskussionen über Regelungen im Rollenspiel. Genauso wie bessere und schlechtere Regelungen.

Von der Sache ist eigentlich nichts dagegen einzuwenden eine bestimmte Spielweise besser zu finden und dies auch zu begründen - nur seine Aussage dies würde heutzutage die Mehrzahl so sehen wie er es beschrieb ist fragwürdig.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Grey am 6.05.2013 | 11:28
... aahh... ::) Thx, tartex!
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Lord Verminaard am 6.05.2013 | 11:44
"Wenn es allen Spaß macht, kann es nicht verkehrt sein", ist ein Allgemeinplatz. Das macht ja eine Diskussion der Spielstile nicht obsolet. Was mir allerdings immer wieder auffällt, ist das Muster, "fremde" Spielstile mit den Maßstäben des "eigenen" Spielstils zu messen. Wenn nicht mehr bei einer Diskussion rum kommt als die Tatsache, dass "Storytelling" schlechtes "Oldschool" und "Oldschool" schlechtes "Storytelling" ist, well, d'uh.

Die Ressentiments, die sowohl gegen das seinerzeit so titulierte "Hack and Slay" oder "Rollplaying", als auch mittlerweile gegen das (mit den 90ern assoziierte) "Stimmungsspiel" bestehen – diese Ressentiments rühren vor allem daher, dass beide Spielstile über einen gewissen Zeitraum eine große Dominanz entfalteten. Dadurch kam es erstens dazu, dass Spieler, die daran kein Interesse hatten, sich in Runden wiederfanden, für die einer dieser Spielstile selbstverständlich war. In der Regel fehlte das Vokabular und Bewusstsein, diesen Konflikt zu identifizieren, statt dessen ärgerte man sich übereinander und erfand Schimpfwörter.

Und zweitens kam es dazu, dass der jeweilige Spielstil – in seiner Zeit – teilweise unhinterfragt und gewohnheitsmäßig praktiziert wurde, einfach weil man gar nicht auf die Idee kam, dass es auch anders gehen könnte. Diese lieblosen und schlecht umgesetzten Versuche eines Spielstils haben für viele, die das Pech hatten, daran beteiligt zu sein, das Bild dieses Spielstils geprägt. D.h. die Wahrnehmung, dass wahlweise "Hack and Slay" oder auch "Stimmungsspiel" einfach schlecht sei, basiert oft auf der tatsächlichen Erfahrung schlechter Runden und der irrigen Annahme, alle Runden dieses Spielstils seien vergleichbar.

Ich persönlich verorte meine Präferenzen heute ganz klar in der "Erzählspiel"-Ecke, was nicht heißt, dass ich nicht auch mal was anderes spielen würde. Was ich heute spiele, ist in der Essenz das, was ich auch in den 90ern gespielt habe. Aber heute weiß ich im Gegensatz zu damals, was ich tue und warum. Deshalb setze ich bestimmte Techniken nicht mehr oder anders ein, und ich verwende völlig andere Regelwerke. "Gewohnheits-Stimmungsspiel" Marke 90er ist mir ein ebensolcher Graus wie den meisten hier.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: La Cipolla am 6.05.2013 | 12:04
Wooo, guter Post!
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Pyromancer am 6.05.2013 | 12:22
Ich war ja selbst nicht dabei, aber aus Erzählungen und Anektoden der Altvorderen schließe ich, dass in den 90ern eine ungesunde gegenaufklärerische und kreativitätsfeindliche Sicht auf's Rollenspiel wenn nicht vorgeherrscht hat, dann doch zumindest deutlich wahrnehmbar war.

Dies steht im krassen Kontrast zu den Wargaming-Wurzeln des Hobbys, und stellt damit einen echten, objektiven Rückschritt in der Spielkultur dar.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Arldwulf am 6.05.2013 | 12:46
D.h. die Wahrnehmung, dass wahlweise "Hack and Slay" oder auch "Stimmungsspiel" einfach schlecht sei, basiert oft auf der tatsächlichen Erfahrung schlechter Runden und der irrigen Annahme, alle Runden dieses Spielstils seien vergleichbar.

Wobei man eine gewisse Vergleichbarkeit durchaus vorraussetzen kann. Es macht ja einen Spielstil aus, dass dabei bestimmte Grundsätze eingehalten und Prioritäten gesetzt werden. Und darum würde ich die Kritik auch nicht auf einzelne Runden beschränken, vieles davon ist durchaus auch unter Berücksichtigung der Theorie gesagt.

Man darf auch nicht den Fehler zu machen und sagen jede Spielweise würde ihre Ziele (die durchaus unterschiedlich sein können, keine Frage) gleich gut erreichen. Natürlich entwickeln sich Rollenspiele weiter, und natürlich gibt es auch Verbesserungen, Lösungen für Probleme.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Grey am 6.05.2013 | 12:47
Ich bitte um ein konkretes Beispiel: wann spielt jemand "verkehrt"?
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Glühbirne am 6.05.2013 | 12:58
Der einer Spieler/SL spielt aktiv gegen den vereinbarten Spielstil der Gruppe, um ihnen zu zeigen, das sein Spielstil besser ist, als der der Gruppe.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Arldwulf am 6.05.2013 | 13:00
Ich bitte um ein konkretes Beispiel: wann spielt jemand "verkehrt"?

Wenn seine Spielweise nicht dem entspricht was mit dieser eigentlich erreicht werden soll. Wenn also das Spielziel und das Spielgeschehen nicht übereinstimmen. Was vor allem geschehen kann weil Spielziele sich im Laufe der Zeit genauer ausformulieren können. Und auch wandeln.

Um ein Beispiel zu nennen aus einer alten Gruppe von mir: Dort hieß es zunächst man wolle ein "klassisches Abenteuer" mit durchaus auch hoher Dungeonlastigkeit, und das bekam man auch. Nach ein paar Monaten gab es trotzdem Unzufriedenheit. Ursache hierfür war das es zu wenig Story gab. Der Dungeon unlogisch schien und die Gruppe nicht mehr wusste was sie tun sollte. Die meisten in der Gruppe hätten immer noch gesagt: "klar haben wir Spaß!" aber es war eben längst nicht so fesselnd wie es hätte sein können.

Das ganze ging auseinander - hätte aber weiter funktionieren können wenn die Spielweise anders gewesen wäre. Dungeons - ja klar. Aber mit Story, stimmiger und mit mehr Rollenspiel untereinander.

Es ist natürlich immer möglich zu sagen: "Wenn ihr Spaß habt ist alles ok" - aber Spaß ist keine Ja/Nein Frage, sie enthält viele kleine Einzelfragen. Die bessere Aussage als "wenn ihr Spaß habt ist alles ok" lautet "Wenn ihr Spaß habt dann arbeitet an eurer Runde um diesen Spaß zu bewahren und zu verstärken". Es gibt immer irgendetwas dass man besser machen kann, auch ohne dass man gleich einen ganz anderen Spielstil braucht. Ich halte es nur für falsch zu sagen alles sei gleich gut. Ist es nicht.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Luxferre am 6.05.2013 | 13:08
Falsch, richtig... was gibt es da überhaupt objektiv zu bewerten?
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Xemides am 6.05.2013 | 13:13
Dies steht im krassen Kontrast zu den Wargaming-Wurzeln des Hobbys, und stellt damit einen echten, objektiven Rückschritt in der Spielkultur dar.

Nur das ich nicht weiß, ob in Deutschland diese Wurzeln jemals eine Rolle gespielt haben. In den USA klar, da gibt es eine große Wargamingtradition, aber hat Deutschland diese auch ? Zumindest habe ich das Rollenspiel durch meine frühe Begeisterung für SF und Fantasy und die deutschen Fighting Fantasy Books entdeckt.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Dark_Tigger am 6.05.2013 | 13:13
Zur Frage: Nein ist es natürlich nicht.

Der Punkt ist das ich (und ich glaube da bin ich nicht alleine) die 90ger weniger mit einem konkretem Spielstil (naja etwas Railroadiger und Erzählonkeliger vll) sondern vor allem mit einer gewaltigen Besserspielerattitüde.

Nicht das ich damals dabei war...
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Arldwulf am 6.05.2013 | 13:15
Objektiv? Schwer zu sagen - ich würde auf "erreichte Spielziele" hin antworten, aber frag mich bitte nicht ob dies bei so einer komplexen Materie überhaupt als objektiv gelten kann.

Das ganze ist eine generelle Frage: Ist jede Spielweise gleich gut geeignet um jedes Spielziel zu erreichen?

Wenn man diese Frage verneint so macht man automatisch Unterschiede zwischen diesen Spielweisen aus. Ich gehe eigentlich nur einen Schritt weiter und sage: "Es ist auch nicht jede Spielweise gleich gut geeignet um ihren Spielstil, den Spielstil auf den sie zugeschnitten sein sollte zu erreichen." und "für jedes Spielziel gibt es gute wie auch schlechte Ansätze".

Was eben auch einschließt, dass es einen besseren Weg zu einem bestimmtem Spielziel geben kann.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Luxferre am 6.05.2013 | 13:18
Kennst Du die "Dissoziations-Strategie"? Auch spannend ;) Und führt verdammt viele Argumente ad absurdum.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Arldwulf am 6.05.2013 | 13:22
Nein, ehrlich gesagt nicht. Ich weiß zwar das es wohl irgendwas mit Trennung zu tun haben muss, aber die Theorie selbst sagt mir nichts. Ob sie Argumente ad absurdum führen kann weiß ich aber auch nicht, letztlich kann man mein Argument ja auf "ich denke dass es zu jedem Spielziel mehrere - gute wie auch schlechte - Wege geben kann" reduzieren.

So sehr absurd kann man dies wohl kaum darstellen.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Luxferre am 6.05.2013 | 13:36
Es geht darum, mit intuitiv falschen Taten dann doch das richtige zu erreichen.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Arldwulf am 6.05.2013 | 13:47
^^ vielleicht komm ich grad nicht mit - aber worauf beziehst du dich dort?
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Grey am 6.05.2013 | 13:59
Ich bitte um ein konkretes Beispiel: wann spielt jemand "verkehrt"?
Wenn seine Spielweise nicht dem entspricht was mit dieser eigentlich erreicht werden soll.
OK, verstehe. :) Danke für das Beispiel.

Im Lichte dessen erscheint mir die ursprüngliche Fragestellung aber immer noch nicht sinnvoller. Man kann zwar sagen: "Wenn du strategisch orientiert spielen willst, gibt es mittlerweile coolere Ansätze als in den Kaufabenteuern aus den 90ern" oder "Wenn du sozial-interaktiv spielen willst, haben Settings und Regelwerke seit den 90ern große Fortschritte gemacht"; wenn ich aber WeepingElf richtig verstehe, assoziiert er "sozial-interaktiv" mit den 90ern und irgendwie "besser" als das Spiel um Loot (also "strategisch orientiert"). Da scheinen mir aber einfach zwei verschiedene Zielsetzungen miteinander verglichen zu werden.

@WeepingElf: Oder verstehe ich dich da falsch?
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Lord Verminaard am 6.05.2013 | 14:02
Ich war ja selbst nicht dabei, aber aus Erzählungen und Anektoden der Altvorderen schließe ich, dass in den 90ern eine ungesunde gegenaufklärerische und kreativitätsfeindliche Sicht auf's Rollenspiel wenn nicht vorgeherrscht hat, dann doch zumindest deutlich wahrnehmbar war.

Dies steht im krassen Kontrast zu den Wargaming-Wurzeln des Hobbys, und stellt damit einen echten, objektiven Rückschritt in der Spielkultur dar.

Ach komm, haben wir den Hofrat nicht vor vielen Jahren beerdigt? Was soll dieses kryptische, wichtigtuerische, mit die Bedeutung der Materie weit überhöhenden Metaphern angereicherte Statement, das vorgibt, seinen Objektivitätsanspruch argumentativ zu begründen, obwohl es in Wirklichkeit rein apodiktisch bleibt, uns sagen?

Edit: Grammatik
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Dark_Tigger am 6.05.2013 | 14:05
Ach komm, haben wir den Hofrat nicht vor vielen Jahren beerdigt? Was soll diese kryptische, wichtigtuerische, mit die Bedeutung der Materie weit überhöhenden Metaphern angereicherte Statement, das vorgibt, seinen Objektivitätsanspruch argumentativ zu begründen, obwohl es in Wirklichkeit rein apodiktisch bleibt, uns sagen?
Ich nehm mal an Pyro hat da den hier vergessen:  :Ironie:
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Lord Verminaard am 6.05.2013 | 14:08
Wobei man eine gewisse Vergleichbarkeit durchaus vorraussetzen kann. Es macht ja einen Spielstil aus, dass dabei bestimmte Grundsätze eingehalten und Prioritäten gesetzt werden. Und darum würde ich die Kritik auch nicht auf einzelne Runden beschränken, vieles davon ist durchaus auch unter Berücksichtigung der Theorie gesagt.
 

Meine Aussage war, dass der untaugliche Versuch eines Spielstils mit dem Spielstil selbst verwechselt wird. Und da kann man keine Vergleichbarkeit voraussetzen. Ich würde ein Beispiel bilden, aber dann hängen sich nur wieder alle an dem Beispiel auf. ;)
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Arldwulf am 6.05.2013 | 14:40
OK, verstehe. :) Danke für das Beispiel.

Im Lichte dessen erscheint mir die ursprüngliche Fragestellung aber immer noch nicht sinnvoller. Man kann zwar sagen: "Wenn du strategisch orientiert spielen willst, gibt es mittlerweile coolere Ansätze als in den Kaufabenteuern aus den 90ern" oder "Wenn du sozial-interaktiv spielen willst, haben Settings und Regelwerke seit den 90ern große Fortschritte gemacht"; wenn ich aber WeepingElf richtig verstehe, assoziiert er "sozial-interaktiv" mit den 90ern und irgendwie "besser" als das Spiel um Loot (also "strategisch orientiert"). Da scheinen mir aber einfach zwei verschiedene Zielsetzungen miteinander verglichen zu werden.

Es ist halt die Frage was genau überhaupt die Zielsetzung ist. Um ein Beispiel zu bringen: "Ein Indiana Jones ähnliches Abenteuer - alte Grabkammern, Fallen und Rätsel aus vergangener Zeit" klingt erstmal nach klassischer Dungeon Action. Und dies soll hier auch ein wichtiger Teil sein. Aber ohne Verfolgungsjagden fehlt etwas, genauso wie die Interaktion mit anderen Charakteren wichtig ist.

Und ab einem bestimmtem Grad der Komplexität kann es eben vorkommen dass das strategisch orientierte Spiel mit der sozial interaktiven Herangehensweise besser funktioniert. Die Stärken und Schwächen eines Spielstils sind ja nicht auf seine eigentlichen Spielziele beschränkt, sie haben auch Auswirkungen auf andere Spielziele, und umgedreht sind oftmals Spielziele gleichzeitig auch untergeordnete Ziele bei anderen Spielweisen.

So soll z.B. halt ein Dungeon evtl. ebenfalls möglichst stimmungsvoll und spannend sein - was Mittel erfordern kann die eher aus der Gestaltung einer Story heraus kommen.

Und denkt man diesen Gedanken zuende dann gibt es eben doch Grundregeln wie ein gutes Rollenspielkonzept sein sollte, damit es möglichst viele Spielziele erfüllt.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 6.05.2013 | 14:48
Also, ich bin seit 1979 dabei, hab nie aufgehört, war Gamer hier und in den USA. Daher, um diesen Strang zu verstehen, eine Bitte an den OP: Was ist dieses ominöse "90er-mäßig"? Was sind die Wesensmerkmale?

Allgemein: Unangebracht, NICHT "verkehrt", ist ein "Spielstil" dann, wenn er zu Differenzen mit den Mitspielern führt. Mehr gibts dazu eigentlich nicht zu sagen.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: First Orko am 6.05.2013 | 14:54
Nur das ich nicht weiß, ob in Deutschland diese Wurzeln jemals eine Rolle gespielt haben. In den USA klar, da gibt es eine große Wargamingtradition, aber hat Deutschland diese auch ? Zumindest habe ich das Rollenspiel durch meine frühe Begeisterung für SF und Fantasy und die deutschen Fighting Fantasy Books entdeckt.

Also vielleicht kein Wargaming, aber die Wurzeln von Wargaming wiederum stammen wohl aus Deutschland:

http://www.spiegel.de/netzwelt/spielzeug/kriegsspiel-wie-preussische-militaers-den-rollenspiel-ahnen-erfanden-a-625745.html (http://www.spiegel.de/netzwelt/spielzeug/kriegsspiel-wie-preussische-militaers-den-rollenspiel-ahnen-erfanden-a-625745.html)

Der Einfluss aufs heutige Rollenspiel dürfte da allerdings doch eher minimal sein. Aber die Wurzeln haben hier sehr wohl eine Rolle gespielt! Das wollte ich nur nochmal erwähnt haben ;)
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Arldwulf am 6.05.2013 | 14:54
Ich denke WeepingElf hat ja im Eingangsposting durchaus versucht darzulegen was er darunter versteht.

Ich würde es "differenziertere Spielwelt (die über das Schema gut/böse hinausgeht) und Abenteuer welche sich auf mehreren Wegen - inklusive Gewaltfreien Wegen - lösen lassen" nennen.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Pyromancer am 6.05.2013 | 15:07
Was soll dieses kryptische, wichtigtuerische, mit die Bedeutung der Materie weit überhöhenden Metaphern angereicherte Statement, das vorgibt, seinen Objektivitätsanspruch argumentativ zu begründen, obwohl es in Wirklichkeit rein apodiktisch bleibt, uns sagen?

Ich gebe weiter, was mir in meiner Rollenspiel-Anfangszeit von den Altvorderen am Herdfeuer über die 90er erzählt wurde. Und diese Geschichten handeln eben auch davon, dass der einzig Kreative in der Runde der Spielleiter zu sein hatte, der seine Geschichte durchgedrückt hat, auch gegen den Widerstand der Spieler. Und da nahm auch der Spielleiter kein Blatt vor den Mund, wenn er mit vor Begeisterung leuchtenden Augen berichtet hat, wie er richtig gute Ideen der Spieler abgewürgt hat, weil "er lässt sich doch von diesen dummen, kleinen Spielern nicht seinen epischen Plot kaputtmachen, die haben doch keine Ahnung!"
Nachweisen lässt sich diese Geisteshaltung auch in Abenteuern mit total vielschichtigem, tollem Hintergrund und krass ausgearbeiteten NSCs, an denen sich aber alleine der SL erfreuen kann, da es im Verlauf des Abenteuers für die Spieler/SCs schlicht unmöglich ist, diese Hintergründe aufzudecken. Und der SL fühlt sich wichtig, während die Spieler/SCs planlos rumstolpern und am Ende durch Würfeldrehen und SL-Gnade zumindest Zeuge eines episch-tollen Ereignisses werden, das sie gar nicht würdigen können.

Dem gegenüber stehen die Erzählungen von Spielern, die in den 80ern von unseren amerikanischen Besatzern D&D gelernt haben. Die haben zwar auch ihre Horrorgeschichten auf Lager, diese handeln aber meistens von unlogischen, kampflastigen Dungeons, und beinhalten keine Spielleiter, die sich selbst für etwas besseres halten und die auf ihre Spieler herabsehen.

Und das ist der Knackpunkt. Ob besser oder schlechter (ob "objektiv" oder nicht) ist für mich erst einmal keine Frage des konkreten Spielstils, sondern eine Frage des menschlichen Umgangs miteinander:


Eine Freizeitaktivität, bei der alle Beteiligten sich gegenseitig ernst nehmen und die kreativen Eingaben aller wertgeschätzt werden ist besser als die gleiche Freizeitaktivität, bei der sich einer der Beteiligten auf Kosten der anderer profiliert und diese unterdrückt.


Das mag in den heutigen Ohren trivial klingen, war es in den 90ern aber (anektodisch! anektodisch!) nicht überall.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 6.05.2013 | 15:09
Ich würde es "differenziertere Spielwelt (die über das Schema gut/böse hinausgeht) und Abenteuer welche sich auf mehreren Wegen - inklusive Gewaltfreien Wegen" lösen lassen nennen.

Und das ist eine Spielweise die die 90er definiert haben soll? Okay. Unter dieser Grundannahme macht die nachfolgende Diskussion wieder Sinn (bizzarrerweise). Objektiv würde ich das allenfalls als Nische in einem kleinen Marktsgement bezeichnen (sagen wir gleichwertig zum Einfluß, den dieser tranige Designer mit Fundi-Vergangenheit vor fünf bis zehn Jahren hatte).

@Stimmungsspiel: Wer das als eines der Merkmale des 90er Rollenspiels bezeichnet, vertut sich. Stimmungsspieliger als z.B. die Anweisungen am Ende der ersten Modulserie der Drachenlanze kann es kaum werden: Lieder zum Mitsingen, die Anweisung, die Hochzeit zwischen Goldmoon und Riverwind In Gewandung am Tisch zu feiern etc, viel "atmosphärischer" kann der Horror nicht werden. Auch das Story-Primat des SL, das Pyro angreift entstammt den 80ern, NICHT den 90ern.

Prinzipiell sind mir die 90er als Stillstand des Hobbies in Erinnerung, las das Jahrzehnt, das Dogmatismus in unserem Hobby hoffähig gemacht hat. In Ermangelung eigener Ideen wurden damals schlichtweg Anregungen und Ideen aus der Vergangenheit zu Absoluta erklärt und wie Religionen verbissen verteidigt. Passend tauchte damals auch mit diesem WoD-Typen der Messias einer Religion auf, der das RR-/Storytelling-RSP der 80er dann auf den Himmelsthron setzte.

Inhaltlich ging eigentlich gar nix. Franchising ohne Ende ist immer ein Zeichen eines Vakuums an originellen Gedanken.

EDIT/ Richtig, Inhaltlich sind mir die 90er als Franchising-Höhepunkt des Hobbies in Erinnerung. Den Trend sehe ich übrigens grade wiederkommen.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Pyromancer am 6.05.2013 | 15:13
Auch das Story-Primat des SL, das Pyro angreift entstammt den 80ern, NICHT den 90ern.

Ich stamme ja auch aus der Provinz, da kann es sehr gut sein, dass dort die Trends mit einigen Jahren Verspätung ankamen.  ;)
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Arldwulf am 6.05.2013 | 15:15
@Pyromancer: Klingt aber nicht als ob der Threaderöffner dies gemeint hat. Er spricht mit den bösen Rassen wie Orks ja ein Beispiel an bei dem eine Einschränkung (immer böse) aufgeweicht wurde. Dies betrifft natürlich auch Spieler.

Es zielt imho also daneben ihm vorzuwerfen mit "der 90er Spielweise" durch den Spielleiter durchgedrückte Einschränkungen der Spielerfreiheit zu verstehen.

@Hróðvitnir: Eine Erfindung der 90er ist es sicher nicht - aber ich würde dem Threaderöffner durchaus zustimmen dass die beiden beschriebenen Beispiele (differenziertere Spielelemente und alternative Herangehensweisen) vor allem in den 90ern populär wurden. Zugegebenermaßen hab ich auch dort erst angefangen, und auch das erst spät. Insofern mag dies täuschen. Aber ich hab noch genug damals "gestrige" kennengelernt in dieser Zeit die diese Entwicklungen damals nicht gut fanden. Klang also schon immer ein wenig nach etwas das sich erst dort durchsetzte.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Oberkampf am 6.05.2013 | 15:29
Die 90er waren einfach der Durchbruch für den von Pyromancer beschriebenen Spielstil, zumindest in Deutschland. Klar waren schon einige uralte DSA-Abenteuer eher Fantasygeschichten, aber richtig dominant wurde der Spielstil erst in den 90ern. Vielleicht nicht soooo dominant, dass er das Rollenspiel komplett monopolisierte, aber sein Einfluss auf viele Spieltische war gewaltig. Selbst dann, wenn man nur dem Namen nach so spielte und in Wirklichkeit weiter lustig andere Versionen von RSP betrieb (inklusive H&S).

Interessanter als das Primat der Meisterstory finde ich die von WeepingElf aufgeworfenen anderen Punkte. Meiner anfänglichen Hypothese nach hat die Gewaltfreiheit im Rollenspiel sich deswegen etabliert, weil die wenigsten Rollenspiele (speziell der 90er) sich Mühe gegeben haben, spielerisch interessante, spannende und vor allem genretypische Mechanismen für Gewalt im Rollenspiel zu entwickeln. Der Blick war lange Zeit fixiert auf "realistische" (blutige), detaillierte und/oder taktische Kampfsysteme - was oft langwierige, bürokratische und z.T. nur schlecht an die Erzählung der Kampfhandlung angebundene Kämpfe zur Folge hatte. Mal abgesehen davon, waren Kampfergebnisse natürlich immer unvorhersehbar und konnten eine geplante Story zerstören.

Kurzum: es war attraktiv, ohne Kämpfe zu spielen. Dass man das noch als besonders pädagogisch wertvoll adeln konnte, hielt ich eher für einen Nebeneffekt, einen Versuch, aus der Not eine Tugend zu machen. Mittlerweile glaube ich aber, dass es noch andere Gründe gab/gibt, warum virtuell gewaltloses/kampfloses Rollenspiel eine hohe Popularität hatte/hat.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: tartex am 6.05.2013 | 15:35
Wenn ich hier von 80igern und 90igern rede, dann im Sinn von das lange 19. Jahrhundert (http://de.wikipedia.org/wiki/Langes_19._Jahrhundert) und das kurze 20. Jahrhundert (http://de.wikipedia.org/wiki/Kurzes_20._Jahrhundert).

80iger ist für mich eher durch den neuen Massenmarkt geprägt, der wohl auch zum großen Teil durch eine Verjüngung der Zielgruppe erfolgt. D&D Basic (http://www.youtube.com/watch?v=q1wGlOwn1pM) und DSA1 und so.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Lord Verminaard am 6.05.2013 | 15:44
@ Pyro: Ich kenne ja dieselben Anekdoten und habe sie zum Teil selbst erlebt. Ich störte mich lediglich am Duktus und mangelnden Gehalt deines Posts.

Andererseits hat das "Hack and Slay" auch so seine Anekdoten schäbigen menschlichen Verhaltens, auch und gerade des Spielleiters. Und die Annahme, jede vom SL abgewürgte Idee eines Spielers wäre eine Bereicherung gewesen, ist auch tendenziös.

Dennoch stimme ich dir zu, soweit es darum geht, dass man aus Publikationsräson mit der Entdeckung des dramaturgischen Rollenspiels zugleich die systematische Entmündigung der Spieler zu propagieren begann. Das war fatal. Wie heute aber ebenfalls als anerkannt gelten dürfte, ist das eine sehr wohl ohne das andere möglich.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Lord Verminaard am 6.05.2013 | 15:46
Mittlerweile glaube ich aber, dass es noch andere Gründe gab/gibt, warum virtuell gewaltloses/kampfloses Rollenspiel eine hohe Popularität hatte/hat.

Absolut! Und damit meine ich nicht nur, dass AD&D 2nd ein ätzendes Kampfsystem hat. >;D
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: WeepingElf am 6.05.2013 | 15:48
Die 90er waren einfach der Durchbruch für den von Pyromancer beschriebenen Spielstil, zumindest in Deutschland. Klar waren schon einige uralte DSA-Abenteuer eher Fantasygeschichten, aber richtig dominant wurde der Spielstil erst in den 90ern. Vielleicht nicht soooo dominant, dass er das Rollenspiel komplett monopolisierte, aber sein Einfluss auf viele Spieltische war gewaltig. Selbst dann, wenn man nur dem Namen nach so spielte und in Wirklichkeit weiter lustig andere Versionen von RSP betrieb (inklusive H&S).

Natürlich sollten die Spieler ihre eigenen kreativen Beiträge leisten, sei es mit interessanten Charakterkonzepten, sei es mit originellen Strategien bei der Lösung des Abenteuers!  Railroading ist strunzdoof und macht den Spielern i.d.R. keinen Spaß.  Aber wenn es in erster Linie darum geht, Monster und Bösewichter zu plätten, dann ist da nicht viel Kreativität drin.

Zitat
Interessanter als das Primat der Meisterstory finde ich die von WeepingElf aufgeworfenen anderen Punkte. Meiner anfänglichen Hypothese nach hat die Gewaltfreiheit im Rollenspiel sich deswegen etabliert, weil die wenigsten Rollenspiele (speziell der 90er) sich Mühe gegeben haben, spielerisch interessante, spannende und vor allem genretypische Mechanismen für Gewalt im Rollenspiel zu entwickeln. Der Blick war lange Zeit fixiert auf "realistische" (blutige), detaillierte und/oder taktische Kampfsysteme - was oft langwierige, bürokratische und z.T. nur schlecht an die Erzählung der Kampfhandlung angebundene Kämpfe zur Folge hatte. Mal abgesehen davon, waren Kampfergebnisse natürlich immer unvorhersehbar und konnten eine geplante Story zerstören.

Kurzum: es war attraktiv, ohne Kämpfe zu spielen. Dass man das noch als besonders pädagogisch wertvoll adeln konnte, hielt ich eher für einen Nebeneffekt, einen Versuch, aus der Not eine Tugend zu machen. Mittlerweile glaube ich aber, dass es noch andere Gründe gab/gibt, warum virtuell gewaltloses/kampfloses Rollenspiel eine hohe Popularität hatte/hat.

Ja, da ist was dran.  Wir haben in den frühen 90ern Rolemaster gespielt, da zogen sich Kämpfe endlos hin, das machte gar keinen Spaß (Stichwort: TABELLEN!).  Das war vielleicht auch der Hauptgrund, dass einer unserer SLs (und zwar der mit dem schon erwähnten Frosthexer-Abenteuer) seine Abenteuer gewaltarm anlegte: um sich diese Würfel- und In-seitenlangen-Tabellen-Nachschauorgien zu ersparen.  Aber ich fand das gut so, ich muss keine Gewaltorgien im Rollenspiel haben.  Wirklich nicht.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Boba Fett am 6.05.2013 | 15:54
Aber wenn es in erster Linie darum geht, Monster und Bösewichter zu plätten, dann ist da nicht viel Kreativität drin.

Das ist eine sehr pauschalisierende Wertung und dazu noch eine abwertende.
Und dazu muss die überhaupt nicht korrekt sein.

Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: tartex am 6.05.2013 | 16:01
Aber wenn es in erster Linie darum geht, Monster und Bösewichter zu plätten, dann ist da nicht viel Kreativität drin.

Naja, wenn man heute in einem Splatter-Film oder RPG-Kampf noch eine neue Tötungsmethode findet, dann ist dass schon sehr kreativ. Während der x-te Friedensvertrag doch eher öd wird, oder?

Kreativität ist eher eine Frage der Originalität würde ich sagen.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Arldwulf am 6.05.2013 | 16:06
Ich denke es geht auch nicht nur um die Frage nach Gewalttätigkeit. Auch ein stimmungsvoller und tiefgründiger Charakter kann Gewalt einsetzen.

Das ist eben nur kein Freifahrtsschein für oberflächliche Gewalt als Lösung für alles.

SLF hat das eigentlich schön dargestellt. In dieser Zeit gab es eine Tendenz das Ausspielen der Charaktere zu fördern. Sie zu mehr als Spielfiguren zu machen. Das Kampfsystem hielt mit dieser Entwicklung nicht mit, ermöglichte kaum Individualisierung und Rollenspiel während der Kämpfe. Das sorgte für eine Distanz zu Kämpfen die weniger als Teil des Rollenspiels angesehen wurden.

Was dann zu einer Abgrenzung von Hack & Slay führte. Inzwischen gibt es viele dieser Probleme nicht mehr - was aber eigentlich die Grundideen welche im Ausgangsposting genannt werden eher interessanter macht.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Waldgeist am 6.05.2013 | 16:08
Aber wenn es in erster Linie darum geht, Monster und Bösewichter zu plätten, dann ist da nicht viel Kreativität drin.

Ich empfinde es schon als sehr kreativ, Gegner auf immer neue Weise zusammenzustellen und in passenden Locations zu präsentieren. Genauso wie das Überwinden solcher Gegner - egal wie. Als SL freut mich besonders die Kreativität der Spieler, immer neue Wege zu finden, den ach so mächtigen Endgegner doch in sekundenschnelle zu Fall zu bringen. Öde finde ich nur langwierige Kämpfe ohne viel Abwechslung (HP runterkloppen) - aber auch da gibt es Spieler, die sich gegenseitig mit kreativen Beschreibungen von Verletzungen, etc. übertrumpfen.  ;)
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Lord Verminaard am 6.05.2013 | 16:28
Es ist schon witzig, ich kann mich auch noch gut an die Zeiten erinnern, als es als Selbstverständlichkeit galt, dass "kampflastige" Runden stupide und anspruchslos, "kampfarme" Runden hingegen "gutes Rollenspiel" waren. Wahrscheinlich hält sich dieses Gerücht jenseits der heiligen Hallen des Tanelorn bis heute hartnäckig. ;)

Allerdings geht mir langsam auch diese Renaissance der alten Schule gehörig auf den Sack. Ganz subjektiv ist es nämlich so, dass ich auf das, was als "oldschool" gilt, einfach keinen Bock habe. Ich beobachte mit einer gewissen Entgeisterung, wie alle Welt seit einiger Zeit meint, unbedingt Dungeons und Sandboxes spielen zu müssen, je mehr Zufallstabellen, desto besser, als hätten sie nie etwas anderes gewollt. Und wenn es dabei auch mal langweilig zugeht, dann heißt es: "Das muss so sein." Und ich so: "Aha, danke fürs Gespräch." (Bitte dies nicht zum Anlass nehmen, es mir erklären zu wollen, ich kenne alle Erklärungen in- und auswendig, aber das heißt nicht, dass ich es toll finden muss.)

Ich habe die "gute alte Zeit" nicht aus erster Hand erlebt, auch wenn ich die Red Box mein Eigen nenne (wobei sich ja die Gelehrten streiten, ob diese nicht auch bereits entartete Kunst gewesen sei). Mir drängt sich jedoch der Eindruck auf, dass hier eine ganze Menge Klarheit und Konsequenz in das Vergangene hinein interpretiert wird, die damals in Wirklichkeit so nicht dagewesen ist. Und selbst wenn, man kann mit der Methode Rollenspiel noch ganz andere tolle Sachen machen, die mir persönlich deutlich mehr geben. Die vielzitierten "Wargaming-Wurzeln" sind eben das, Wurzeln. Sie besitzen für das, was ich beim Rollenspiel mache, keine Relevanz.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: WeepingElf am 6.05.2013 | 16:40
Ich denke es geht auch nicht nur um die Frage nach Gewalttätigkeit. Auch ein stimmungsvoller und tiefgründiger Charakter kann Gewalt einsetzen.

Das ist eben nur kein Freifahrtsschein für oberflächliche Gewalt als Lösung für alles.

Volle Zustimmung.  Ein tiefgründiger Charakter kann auch ein absolut gewaltsüchtiges Scheusal sein!  Man schaue sich nur die Führungsriege des Dritten Reiches an.  Das sind alles höchst individuelle Geschichten, die Hitler, Göring & Co. zu dem gemacht haben, was sie waren.

Zitat
SLF hat das eigentlich schön dargestellt. In dieser Zeit gab es eine Tendenz das Ausspielen der Charaktere zu fördern. Sie zu mehr als Spielfiguren zu machen. Das Kampfsystem hielt mit dieser Entwicklung nicht mit, ermöglichte kaum Individualisierung und Rollenspiel während der Kämpfe. Das sorgte für eine Distanz zu Kämpfen die weniger als Teil des Rollenspiels angesehen wurden.

Was dann zu einer Abgrenzung von Hack & Slay führte. Inzwischen gibt es viele dieser Probleme nicht mehr - was aber eigentlich die Grundideen welche im Ausgangsposting genannt werden eher interessanter macht.

Ja.  Es mag sein, dass Kämpfe in den neueren Regelwerken "flüssiger" und "dramatischer" ablaufen als in denen, mit denen ich vertraut bin (ich gebe zu, ich wohne diesbezüglich so ziemlich hinter dem Mond, ganz einfach, weil mir einerseits die Systemfrage heutzutage nicht mehr so wichtig ist, und ich andererseits ein System gefunden habe, das zu meiner Zufriedenheit das tut, was ich von ihm erwarte, und deshalb dabei bleibe), aber mein Problem mit zu viel Gekämpfe im Rollenspiel ist nicht allein der Regelbürokratismus, der in klassischen Systemen damit verbunden ist, sondern eher die Fragwürdigkeit solcher Gewaltorgien aus inhaltlicher Sicht.  Ich mag z. B. auch keine Ballerspiele und keine Filme, in denen es zu blutrünstig zugeht.

Aber Lord Verminaard hat recht, dass gewaltarmes Rollenspiel nicht automatisch "gutes" Rollenspiel, und gewaltreiches Rollenspiel nicht automatisch "schlechtes" Rollenspiel ist (auch wenn ich gewaltarme Szenarien klar bevorzuge; es spielen aber auch Charaktertiefe, Glaubwürdigkeit der Welt und noch viele andere Dinge eine Rolle).  Und seiner Abneigung gegen die Old-School-Mode schließe ich mich zu 100% an (was jetzt niemanden mehr verwundern sollte).
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Arldwulf am 6.05.2013 | 16:57
aber mein Problem mit zu viel Gekämpfe im Rollenspiel ist nicht allein der Regelbürokratismus, der in klassischen Systemen damit verbunden ist, sondern eher die Fragwürdigkeit solcher Gewaltorgien aus inhaltlicher Sicht.  Ich mag z. B. auch keine Ballerspiele und keine Filme, in denen es zu blutrünstig zugeht.

Ja, da verstehe ich dich schon - und stimm dir auch zu. Aber weniger aus Geschmacksfragen (eigentlich ist so ein wenig Action schon mein Ding) sondern aus Rollenspielüberlegungen. Es fällt mir leichter mich in einen Charakter und in ein Setting hineinzuversetzen in dem Gewalt nur eine - und selten die beste - Lösung ist.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Der Oger (Im Exil) am 6.05.2013 | 17:11
Ich empfinde diese Darstellung klassischer Spiele und ihrer Prinzipien als zu stark vereinfacht.

Es geht eben nicht nur um "Monster plätten", sondern eben auch um Erforschung, und sich Ziele zu setzen, die man irgendwann einmal erreicht. Nicht ohne Grund verdiente man in den älteren Editionen seine EP vorwiegend durch Schatzfunde und weniger durch das Eintüten von Gegnern.

Kampf ist immer eine Option gewesen - eine Option von vielen, und bei weitem nicht immer die klügste oder eleganteste. Manchmal war es besser, zu verhandeln, zu fliehen, sich zu verbünden, zu schleichen, Gegner zu umgehen, zu bestechen oder sie einzuschüchtern. Zu aggressives Vorgehen und man riskierte den Gruppentod. Zu schnelles Vordringen, und plötzlich war der Rückweg abgeschnitten.

Irgendjemand schrieb mal: "Immer dann, wenn Du würfeln musst, ist vorher gründlich was schiefgegangen."

Ich persönlich denke, die "90er" - Spiele (Storytelling, die schlimmsten Auswüchse von DSA, Fading Suns, AD&D II) hatten den Effekt, dass sie die Verantwortung für das, was am Spieltisch geschieht, von den Spielern weg zum SL transportierten. Und ich denke, das hat dann bei vielen auch die Einstellung, Haltung geformt. Spielleiter, bespaße mich! Spielleiter, lege mir Eisenbahnschienen, damit ich meinen Weg nicht selbst suchen muss! Spielleiter, wage es nicht, meinen Charakter umzubringen, ich habe mir ja eine sooooooooo schöne Hintergrundgeschichte über 10 Seiten (handschriftlich, auf Karopapier, jede Zeile beidseitig genutzt) ausgedacht!

Die Frage ist natürlich, was man am Spieltisch möchte:

Spieler mit eigener Motivation und eigenen Zielen?
Spieler mit Findigkeit und Selbstwirksamkeit?
Spieler, die wirklich mal in Stress und ins Nachdenken geraten, wenn sie sich verkalkuliert haben?

Dann muss man sich fragen, was man selbst dafür tun muss, um dieses Ziel zu erreichen.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Pyromancer am 6.05.2013 | 17:15
So lange man seine Mitspieler ernst nimmt - was der prototypische "Besserspieler"-SL der 90er Jahre eben gerade nicht tut - ist es völlig egal, WAS man spielt. Und dann ist es auch völlig egal, ob man sich auf Wargamer-, Impro-Theater- oder sonstige Wurzeln beruft oder ob einem die historischen Entwicklungen völlig am Arsch vorbei gehen. ;)

Im übrigen stehe ich mit WeepingElf auf dem gleichen Standpunkt: Probleme, die man mit Gewalt lösen kann, sind idR nicht so spannend und befriedigend zu bespielen wie Probleme, für die es auch alternative Lösungsmöglichkeiten gibt. Dafür kann ich aber auch in die Traveller-Abenteuer aus den frühen 80ern schauen.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Xemides am 6.05.2013 | 17:51
Zunächst mal  :d  :d :d für Vermis letzten Beitrag  >;D

Ganz meiner Meinung.

Und wenn ich mal für mich spreche, so ging mein Spielstil mit meinem Alter ein wenig einher.

Ich begann im November1983 mit der DND Redbox und fand damals DSA langweilig. Da war ich 12 Jahre alt und fand Hackn Slay cool. Und wir haben nicht um der Erforschung wegen gespielt wie es Oger meint, Zufallstabellen dienten zur Bestimmung des nächsten Schwertfutters, etc. pp. Als Teenager hatten wir Spaß daran.

Das änderte sich bei mir erst Anfang der 90er Jahre, da war ich 20, begann Midgard zu spielen und entdeckte Glorantha. Die Midgardabenteuer und -regeln belohnten schon immer gewaltfreie Lösungen mehr als Kampf. Glorantha  begeisterte mich dafür, den Hintergund des Charakters mehr auszuspielen.

Ich will nicht sagen, das das besseres Rollenspiel war, vor allem da auch in meiner RUnquestzeit immer Kämpfe dazu gehörten, genau so wie bei Midgard. Aber sie waren nicht mehr der Hauptinhalt des Spielens.

Die WoD entdeckte ich erst als die deutsche Übersetzung erschien, Das war glaube ich schon 1998 oder 1999.

Ich fand zwar die Thematik klasse, aber vieles erschloss sich mir nicht. Vor allem wenn sie immer mit Thema und sowas anfingen, das klang immer so künstlich für mich. Ich wollte einfach nur spielen, Politik ja, Intrigen ja, gelegentliche Action, ja. Aber immer einfach nur des Spielens willens, ohne viel Hintergedanken.

Ich leitete sogar mit Begeisterung eine Live-Kampagne und traf mich mit anderen Livespielen.

DSA entdeckte ich erst 2004. Und da setzte sich eigentlich meine Spielweise fort. Ja, wie spielen die Charaktere sehr intensiv aus, manch einem mag das für zu langweilig gelten. Aber wir haben auch trotzdem Spaß, wenn es zum Kampf kommt, freuen uns über jeden Treffer und Sieg und plündern unsere Gegner aus. Letzteres vor allem bei Midgard.

Davon abgesehen ist es so, das mir in meiner Jugend die Erklärungen, die ich jetzt habe zu Sandbox, offenem Spiel und Zufallstabellen fehlte, die in den letzten Jahren gegeben wurde. Charaktermotivation war auch ein Fremdwort für uns damals, das Schätze horten und Leveln war unsere Motivation.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: WeepingElf am 6.05.2013 | 18:39
Ja, da verstehe ich dich schon - und stimm dir auch zu. Aber weniger aus Geschmacksfragen (eigentlich ist so ein wenig Action schon mein Ding) sondern aus Rollenspielüberlegungen. Es fällt mir leichter mich in einen Charakter und in ein Setting hineinzuversetzen in dem Gewalt nur eine - und selten die beste - Lösung ist.

Ja.  Ich kann mich nun mal schlecht in einen Charakter reinversetzen, der immer gleich Streit vom Zaun bricht und draufhaut.  Ich bin zwar nicht der Sanftmütigste unter der Sonne (dazu diskutiere ich zu leidenschaftlich, wie man ja auch hier im Tanelorn-Forum sieht), aber wirklich zu Leide tue ich keiner Fliege was (wortwörtlich, wenn mich eine Fliege in meiner Wohnung nervt, gehe ich mit einem leeren Marmeladenglas hinterher um sie lebend einzufangen, nach draußen zu tragen und dort freizulassen).

Dasselbe gilt, mutatis mutandis, für gewaltlastige Settings.  Ich kann und vor allem will mich beispielsweise nicht in einen GI im Afghanistankrieg reinversetzen.  Das geht bei mir also schon rein rollenspielmäßig gar nicht.

Zwar habe ich in einer GURPS-Scheibenwelt-Runde auf einem Con mal einen total tumben Barbaren gespielt, der so dösbaddelig war, dass er allgemein nur "Häh der Barbar" genannt wurde, aber das war eine Parodie; ernsthaft könnte ich so einen Conan-mäßigen Haudraufundschluss nicht spielen.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 6.05.2013 | 18:41
ernsthaft könnte ich so einen Conan-mäßigen Haudraufundschluss nicht spielen.

Conan ist vieles(z.b. der wohl mit Abstand tiefschichtigste Char der Fantasyliteratur) aber gewiss kein dumber Haudraufundschluss
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: WeepingElf am 6.05.2013 | 18:51
Conan ist vieles(z.b. der wohl mit Abstand tiefschichtigste Char der Fantasyliteratur) aber gewiss kein dumber Haudraufundschluss

Kann schon sein, ich kenne ihn nicht gut.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Thandbar am 6.05.2013 | 18:52
Das liegt doch einfach an Arnies Darbietungskunst ... :D

http://www.youtube.com/watch?v=OOfmy6zlh_k (http://www.youtube.com/watch?v=OOfmy6zlh_k)

Davon abgesehen habe ich die Conan-Geschichten selbst als ziemlich unterschiedlich von der Qualität her empfunden. Einige waren schon richtig dümmlich, wenn auch auf eine lustige, pulpige Art.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Auribiel am 6.05.2013 | 19:38
Es ist nie verkehrt, so zu spielen, wie es einem am meisten Spaß macht. Und wenn einem gerade "gewaltarmes" Spiel Spaß macht, dann ist das genauso rechtens (das man dafür überhaupt solche Begriffe braucht), wie es rechtens ist, Bock auf einen Hack'n'Slay-Dungeon-Crawl zu haben.

Nur sollte man nicht versuchen, jemandem einen Spielstill "aufzuerklären" wollen, den dieser nicht mag.

Vielleicht hatten ja einige Spieler zuviel "90er-mäßiges" Spiel in den letzten 20 Jahren und wollen jetzt einfach mal wieder was anderes, also Back to the Roots. Anderere hatten vielleicht noch gar kein 90er-mäßiges Spiel und es jetzt erst für sich entdeckt.
Als jemand, der 15 Jahre fast nur DSA gespielt hat, ist Sandboxing fast so etwas wie der heilige Gral (fast, und nur vor allem zur Erholung), für andere mag es der Leibhaftige sein... aber wie es einem gefällt, ist doch jedem selbst überlassen. ^^
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 6.05.2013 | 20:00


Davon abgesehen habe ich die Conan-Geschichten selbst als ziemlich unterschiedlich von der Qualität her empfunden. Einige waren schon richtig dümmlich, wenn auch auf eine lustige, pulpige Art.
ich beziehe mich aus und nachdrücklich auf die Originale von Robert E Howard.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Arldwulf am 6.05.2013 | 20:06
Ich denke man muss auch zwischen besserem und spaßigerem Rollenspiel unterscheiden. Das sieht man sehr schön wenn man mal von Spielstilen wegkommt und Spielaufwände betrachtet. Ich kann mich Wochenlang hinsetzen, eine Story schreiben und eine Spielwelt ausformulieren, Handouts vorbereiten und auf meine Spieler und ihre Charaktere eingehen um eine stimmungsvolle Atmosphäre zu schaffen.

Und das Ergebniss wird auch "besser" sein als wenn ich all dies nicht tue.

Aber es ist eben auch viel Aufwand, und genausogut können alle bei einer spontanen Runde Spaß haben. Sie ist nicht genauso "gut" und würde ich an beide Runden mit der gleichen Erwartungshaltung herangehen so wäre sie weniger spaßig. Weil ich das aber nicht tue funktionieren beide Ansätze.

Ähnlich ist dies bei Hack & Slay vs. Rollenspiel mit Tiefgang.

Natürlich ist es "besser" wenn die Charaktere und die Spielwelt differenziert und vielschichtig sind, wenn die Story packend ist und mehrere Möglichkeiten bestehen ans Ziel zu kommen.

Aber ob es genausoviel Spass macht wie einen Haufen zusammengewürfelter Monster zu verhauen hängt von der Erwartungshaltung an beide Spiele ab.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Oberkampf am 6.05.2013 | 20:11
Der Vorbereitungsaufwand sagt mMn nicht so viel aus. Da sind einfach die Neigungen und Talente anders verteilt. Ich kann mir recht schnell eine einigermaßen "dramatische" Story zusammenkonstruieren. Wenn ich dazu die Kämpfe ausklammere und das Würfeln generell streiche, ist sowas in einer halben Stunde fertig. Für einen guten Dungeon mit packenden Kämpfen und spannenden Räumen brauche ich ewig, selbst bei Systemen, die das erleichtern.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Arldwulf am 6.05.2013 | 20:18
Das ganze war auch nur ein Beispiel dafür das "besser" nicht immer das gleiche wie "spaßiger" ist.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: killedcat am 6.05.2013 | 20:26
[Spielverderbermodus]
Alles Geschmackssache.
[/Spielverderbermodus]

Zunächst einmal: weder gewaltfreies Spiel, noch Zufallstabellen, weder Oldschool noch Indy oder Artsy-Fartsy sind in irgendeiner Form Indikatoren für Qualität; sei es beim Regeldesign, sei es beim Spiel. Es sind ebenfalls nur höchst subjektive Kriterien für Spaß am Spieltisch. Ich wehre mich also gegen jede Form der Abwertung von Gewaltspiel oder Oldschool oder Oldschool-Revival. Alles hat seinen Platz und ein tiefgründiges Spiel, bei dem Charaktere ausgereizt und moralische Grenzlinien erforscht werden ist nicht besser als eine rülpsende Bier- und Brezelrunde. Tut mir leid: ist sie nicht!

Du willst gewaltfrei spielen? Tu's halt. Ist das 90er oder New Age? Ist das Retro oder Basta? Wayne interessierts? Inwiefern ist der historische Hintergrund eines Spielstils oder eines Regelwerks spielrelevant? Gar nicht.

Bei aller Freude über die Retro-Spiele (die ich persönlich lieber mag, als die üblichen Platzhirsche oder Geheimtipps) hat die Diversifikation, haben die vielen anderen Rollenspielansätze doch eines gebracht: inzwischen ist doch für Jeden was dabei. Die Vielfalt ist riesig! Probier was aus und bleib bei dem, was dir gefällt.

Ich ganz persönlich, habe viele Trends mitgemacht. Heroisch, gritty, Genre-Mixes, tiefgründig, albern, regelarm, verregelt, generisch, spezifisch,... ich habe Fate gespielt und Savage Worlds, Retro-Clones, komische Artsy-Fartsy-Spiele, habe Systeme umgeschrieben und ein eigenes gemacht ... und was soll ich sagen: die sind alle nicht besser als D&D damals war. Alle kochen sie nur mit Wasser und die meisten find ich sogar (subjektiv) deutlich schlechter als das gute alte DSA1 oder D&D1 war.

Und weil das so ist, gibt es keine einfache Wahrheit. Also doch: alles Geschmackssache.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 6.05.2013 | 20:30
Conan ist vieles(z.b. der wohl mit Abstand tiefschichtigste Char der Fantasyliteratur) aber gewiss kein dumber Haudraufundschluss

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Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: alexandro am 6.05.2013 | 20:45
Ich persönlich denke, die "90er" - Spiele (Storytelling, die schlimmsten Auswüchse von DSA, Fading Suns, AD&D II) hatten den Effekt, dass sie die Verantwortung für das, was am Spieltisch geschieht, von den Spielern weg zum SL transportierten.

Das haben die Hardcore-Sim-Spiele der 80er doch bereits gemacht: der SL ist alleinverantwortlich für die Darstellung der Spielwelt und wenn im Quellenbuch X, S.278, Zeile 35 steht (oder der Schreiberling des ABs sich das so ausgedacht hat), dass der Eisgolem nicht gegen Feuer empfindlich ist, dann haben die Spieler das zu schlucken, gefälligst nicht auf Logik und Nachvollziehbarkeit zu pochen und brav dem Diktat des allmächtigen SL zu folgen.

Letztendlich führte das zu FEIGEN Spielleitern, welche keine Verantwortung für die eigene SCHÖPFUNG übernehmen konnten/wollten und sich hinter hohlen Phrasen alá "Die Welt ist halt so!" versteckten. Versager. Die Storytelling-Bewegung war prinzipiell eine gute Idee (der SL wurde angeregt sich mit Fragen wie "Warum ist die Welt so? Welche Wirkung hat das auf das Spiel?" usw. zu beschäftigen), leider war es nicht wirklich konsequent und am Ende hieß es in vielen Runden dann doch wieder "Die WoD ist halt so!".
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Bad Horse am 6.05.2013 | 21:25
Ich bitte darum, die Diskussion über Conan ins "Lesen"-Board zu verlagern. Hier stört sie ein bisschen.

Den Spruch "Der SL hat immer recht" kenne ich allerdings schon aus den 80ern.  :)
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Auribiel am 6.05.2013 | 21:26
Den Spruch "Der SL hat immer recht" kenne ich allerdings schon aus den 80ern.  :)

Ich allerdings auch, allerdings nur von DSA? Oder woher kam das ursprünglich?
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Bad Horse am 6.05.2013 | 21:29
Ich allerdings auch, allerdings nur von DSA? Oder woher kam das ursprünglich?

Ich hab nie DSA gespielt, also wohl eher nicht - zumal ich es als "Der SL hat immer recht" und nicht als "Der Meister hat immer recht" kennengelernt habe.
Wir haben damals viel D&D gespielt...
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Grey am 6.05.2013 | 21:31
Den Spruch "Der SL hat immer recht" kenne ich allerdings schon aus den 80ern.  :)
Ich auch, unter MidgarD. (Und unserem damaligen Haupt-SL hätte ich sowieso nie widersprochen... :pray:)
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: WeepingElf am 6.05.2013 | 21:46
Es ist nie verkehrt, so zu spielen, wie es einem am meisten Spaß macht. Und wenn einem gerade "gewaltarmes" Spiel Spaß macht, dann ist das genauso rechtens (das man dafür überhaupt solche Begriffe braucht), wie es rechtens ist, Bock auf einen Hack'n'Slay-Dungeon-Crawl zu haben.

Nur sollte man nicht versuchen, jemandem einen Spielstill "aufzuerklären" wollen, den dieser nicht mag.

Ganz genau.  Ich spiele eben lieber gewaltarm, mit tiefen, lebensechten Charakteren, in einer stimmungsvollen, plausiblen, komplexen Welt, und finde Hack&Slay doof. Andere verkloppen lieber Orks in einer Sandbox.  Das ist beides legitim; Probleme gibt es nur, wenn beide zusammen in derselben Runde spielen.

Zitat
Vielleicht hatten ja einige Spieler zuviel "90er-mäßiges" Spiel in den letzten 20 Jahren und wollen jetzt einfach mal wieder was anderes, also Back to the Roots. Anderere hatten vielleicht noch gar kein 90er-mäßiges Spiel und es jetzt erst für sich entdeckt.
Als jemand, der 15 Jahre fast nur DSA gespielt hat, ist Sandboxing fast so etwas wie der heilige Gral (fast, und nur vor allem zur Erholung), für andere mag es der Leibhaftige sein... aber wie es einem gefällt, ist doch jedem selbst überlassen. ^^

Zweifellos.  Ich will keine Sandbox, also spiele ich das nicht.  Ich kann mir natürlich vorstellen, dass jemand nach soundsovielen Jahren sagt, "Ach, wie wärs, wenn wir mal wieder so spielen wie damals in den frühen 80ern, als wir mit der roten D&D-Box/mit DSA1 angefangen haben!".  Nostalgie halt.  Das kann man gut verstehen.

Auch ich habe mal mit der roten D&D-Box angefangen und Dungeons und kaum ausgearbeitete Welten bespielt, mit Charakteren, die so platt waren wie ein Fahrradreifen nach einer Fahrt durch 100.000 Reißnägel.  Aber im Gegensatz zu den Oldschoolern will ich nicht in den Sandkasten zurück; meine Ansprüche an das Rollenspiel sind mit mir gewachsen.

Ich denke man muss auch zwischen besserem und spaßigerem Rollenspiel unterscheiden. Das sieht man sehr schön wenn man mal von Spielstilen wegkommt und Spielaufwände betrachtet. Ich kann mich Wochenlang hinsetzen, eine Story schreiben und eine Spielwelt ausformulieren, Handouts vorbereiten und auf meine Spieler und ihre Charaktere eingehen um eine stimmungsvolle Atmosphäre zu schaffen.

Und das Ergebniss wird auch "besser" sein als wenn ich all dies nicht tue.

Aber es ist eben auch viel Aufwand, und genausogut können alle bei einer spontanen Runde Spaß haben. Sie ist nicht genauso "gut" und würde ich an beide Runden mit der gleichen Erwartungshaltung herangehen so wäre sie weniger spaßig. Weil ich das aber nicht tue funktionieren beide Ansätze.

Ähnlich ist dies bei Hack & Slay vs. Rollenspiel mit Tiefgang.

Natürlich ist es "besser" wenn die Charaktere und die Spielwelt differenziert und vielschichtig sind, wenn die Story packend ist und mehrere Möglichkeiten bestehen ans Ziel zu kommen.

Aber ob es genausoviel Spass macht wie einen Haufen zusammengewürfelter Monster zu verhauen hängt von der Erwartungshaltung an beide Spiele ab.

Ja.  Manche Leute verhauen eben lieber zusammengewürfelte Monster.  Das ist vielleicht kein "gutes" Rollenspiel, aber wenn es ihnen mehr Spaß macht als "gutes" Rollenspiel, sollen sie es tun!
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Boba Fett am 6.05.2013 | 21:48
Ich finde Pauschalisierungen immer dumm.
"Der Spielleiter hat immer Recht!" ist natürlich blödsinn, aber meistens hat der Spielleiter gute Gründe für eine Entscheidung (Manchmal auch nicht).
Gewalt ist ein primitiver Spielinhalt mag stimmen, wenn man das nur als inhaltsloses Trefferpunkte runterwürfeln kennengelernt hat. Dann hat man aber auch Aspekte, wie taktische Herausforderungen, und dergleichen nie wahrgenommen.
Die Verfilmung von Bram Stokers Dracula ist ganz bestimmt kein hirnloses Vampir-Metzel-aCtion-Gesplatter... Trotzdem geht es inhaltlich darum, wass eine Gruppe Menschenauf ein Monster treffen, es jagen und am Ende töten. Schön, wenn man das in die gleiche Schublade steckt.

Ich halte Differenzierung für notwendig!
Und mit einem  eingeschränkten Horizont (spielsysteme und spielmethoden) sind pauschale Beurteilungen ohnehin nur schwer möglich.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Kearin am 6.05.2013 | 21:54
Warum sich jetzt eine Sandbox unbedingt auf Orks bekloppen beschränken muss, erkläre mir jetzt mal einer.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 6.05.2013 | 21:56
Ganz genau.  Ich spiele eben lieber gewaltarm, mit tiefen, lebensechten Charakteren, in einer stimmungsvollen, plausiblen, komplexen Welt,

Ja.  Manche Leute verhauen eben lieber zusammengewürfelte Monster.  Das ist vielleicht kein "gutes" Rollenspiel, aber wenn es ihnen mehr Spaß macht als "gutes" Rollenspiel, sollen sie es tun!

darf ich das mal übersetzen
sarcasm
Du ziehst lieber Wiener Schnarchklischeeklone in einem vorgelesenen pseudostimmungsvollen  Märchen an, als in einer plausiblen , glaubwürdigen Setting zu versuchen , einen Charakter zu spielen der Entscheidungen treffen muss.
sarcasm off
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Bad Horse am 6.05.2013 | 21:58
Gewalt ist ein primitiver Spielinhalt mag stimmen, wenn man das nur als inhaltsloses Trefferpunkte runterwürfeln kennengelernt hat. Dann hat man aber auch Aspekte, wie taktische Herausforderungen, und dergleichen nie wahrgenommen.

Ich finde ja nicht, dass Gewalt ein primitiver Spielinhalt sein muss. Klar, reine Action-Gewalt ist eben genau das: Action-Gewalt zum Spaß und zur Freude - eine einfache, simple, endgültige Art und Weise, ein Problem zu beenden, ohne tiefgründige Charakteranalyse oder ähnliches.

Aber man kann das Thema auch anders angehen und sich dafür interessieren, welche Auswirkungen Gewalt und Gewaltausübung auf die Psyche eines Menschen hat. Das finde ich dann nicht mehr primitiv.

@Schwerttänzer: Bitte unterlass solche Sticheleien. Weder muss "Sandbox = Orksschnetzeln" noch "gewaltarm = Kaffeehaus" sein.  >:(
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: WeepingElf am 6.05.2013 | 22:01
Warum sich jetzt eine Sandbox unbedingt auf Orks bekloppen beschränken muss, erkläre mir jetzt mal einer.

Eine Sandbox muss sich nicht auf das Orkskloppen beschränken.  Das meinte ich so nicht; ich habe es nur als Beispiel für etwas genannt, was ich nicht spielen möchte.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 6.05.2013 | 22:02
Bitte unterlass solche Sticheleien.
War nicht als solche gedacht sondern als Hinweis wie sich das liest.

btw hatte ich gar nicht Gewalt=Sandbox vs Gewaltlos = Kaffeehaus gesetzt.
Man könnte auch versuchen das Sandbox Monster Problem Gewaltlos mittels Diplomatie, Gewaltlosem Widerstand zu lösen

http://www.youtube.com/watch?v=RkNsEH1GD7Q
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Kearin am 6.05.2013 | 22:03
Zitat
Aber man kann das Thema auch anders angehen und sich dafür interessieren, welche Auswirkungen Gewalt und Gewaltausübung auf die Psyche eines Menschen hat. Das finde ich dann nicht mehr primitiv.
Ja, mit diesem Thema kann sich aber weiter besser mit entsprechender Literatur beschäftigt, also mit einer Runde stümperhafter Möchtegernschauspielern, von denen 95% noch nie Gewalt eingesetzt haben.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Bad Horse am 6.05.2013 | 22:08
Ja, mit diesem Thema kann sich aber weiter besser mit entsprechender Literatur beschäftigt, also mit einer Runde stümperhafter Möchtegernschauspielern, von denen 95% noch nie Gewalt eingesetzt haben.

Ich finde den Ansatz "Du darfst nur das darstellen, was du selbst erlebt hast, sonst wirds kümmerlich" grundsätzlich nicht sehr zielführend - sonst würden ja nur Kriegsveteranen solche Bücher schreiben und solche Filme drehen dürfen.

Außerdem dürfte man sich dann kein anspruchsvolles Thema mehr für eine Rollenspielrunde vornehmen. Zumal weder ich noch meine Mitspieler Schauspieler sein möchten.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Kearin am 6.05.2013 | 22:09
Also ich kann zumindest aus meiner Erfahrung sagen, dass Runde, die sich solche Ansprüche auf die Fahne schreiben, meist ganz, ganz schlimm sind. So auf Sat1-Niveau.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Boba Fett am 6.05.2013 | 22:09
... als mit einer Runde stümperhafter Möchtegernschauspielern, von denen 95% noch nie Gewalt eingesetzt haben...
Na, was haben wir den gefrühstückt?
Da Du meine Runde nicht kennst und ich Deine nicht, mag ich Dir nicht widersprechen... 8)
Daher verlassen wir doch besser beide den dünnen Eisfilm des Polemik-Sees...
Nachher echauffiert sich noch jemand in der watchlist...
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Bad Horse am 6.05.2013 | 22:10
Also ich kann zumindest aus meiner Erfahrung sagen, dass Runde, die sich solche Ansprüche auf die Fahne schreiben, meist ganz, ganz schlimm sind. So auf Sat1-Niveau.

Zum Zuschauen vielleicht schon. Aber Konsumieren ist auch nicht das Ziel einer Rollenspielrunde, sondern Partizipieren. Insofern lege ich da ganz andere Maßstäbe an.

Aber ich glaube, wir schweifen ab.  :)
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Kearin am 6.05.2013 | 22:10
@Boba
Keine Ahnung, mein Frühstück ist schon was her. Ich glaube ein Brot mit Kaffeeschokocreme. ;)

@Leonie
Ich bin einfach der Meinung, dass Gewalt eine so essentielle, rohe Erfahrung ist, dass man sie nicht am Kaffeetisch diskutieren kann, wenn man damit keine Erfahrungen gesammelt hat.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Auribiel am 6.05.2013 | 22:12
Also ich kann zumindest aus meiner Erfahrung sagen, dass Runde, die sich solche Ansprüche auf die Fahne schreiben, meist ganz, ganz schlimm sind. So auf Sat1-Niveau.

Na wenn du das sagst, dann muss das wohl so sein und ich entdecke gerade massiv meine Liebe zu "Hartz4-TV".

Kinder spielen auch Cowboy und Indianer und haben einen Mordsspaß und das, obwohl kaum einer je in Amerika war geschweige denn irgendeine Ahnung abseits von Karl May und Western von CuI hat. Und die spielen sogar OHNE Regelwerk. Boah ey, das kann ja nix g'scheites sein!  8]
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Kearin am 6.05.2013 | 22:15
Wir reden hier doch von dem tiefschürfenden Diskurs des allgemeinen Weltschmerzes, welcher uns nur durch anspruchsvolles Rollenspiel offenbart wird und nicht von so einer Kiddie-Action-Kacke wie in den 80ern.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Boba Fett am 6.05.2013 | 22:16
Boah ey, das kann ja nix g'scheites sein!  8]
Nee, wie denn auch... Draussen gehen doch immer die Würfel verloren. :)
Komm zum Treffen und spiel eine Runde Nerfgun mit,
das ist erfrischend Gewaltverherrlichend und dazu noch an der frischen Luft,
macht Spaß und erweitert die Lungenkapazität.

Was wollte ich eigentlich sagen?
Ach ja: nix... ;D
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Bad Horse am 6.05.2013 | 22:17
Ich bin einfach der Meinung, dass Gewalt eine so essentielle, rohe Erfahrung ist, dass man sie nicht am Kaffeetisch diskutieren kann, wenn man damit keine Erfahrungen gesammelt hat.

Da kommen wir dann wohl nicht zusammen. Ich bin eigentlich ganz froh, dass ich mich Gewalt nur am Kaffeetisch nähern muss / kann. Mir ist durchaus bewusst, dass diese Art der Näherung der realen Erfahrung kaum gerecht wird - aber das wird die Lektüre eines Buchs, und sei es auch noch so erschreckend, vermutlich auch nicht.

Wir reden hier doch von dem tiefschürfenden Diskurs des allgemeinen Weltschmerzes, welcher uns nur durch anspruchsvolles Rollenspiel offenbart wird und nicht von so einer Kiddie-Action-Kacke wie in den 80ern.
Blödsinn.  ;) Ich wollte nur darauf hinweisen, dass Gewalt als Rollenspielinhalt nicht notwendigerweise primitiv sein muss.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Oberkampf am 6.05.2013 | 22:24
Was die Gewaltfrage angeht, so bin ich da persönlich der Meinung, dass es genreangemessene Gewalt sein muss. Mal als Beispiel: Wenn ich Hard Boiled/Noir Krimi spielen will, dann ist Gewalt genreangemessen - aber nicht jede Art von Gewalt. Wenn ich einen Agatha Christie Krimi spielen will, findet Gewalt fast nur hinter den Kulissen statt.

Eine ganz andere Sache ist die Frage, ob ich Würfel einsetzen will oder nicht. Der Satz "Wenn gewürfelt wird, ist irgendwas schiefgelaufen" deckt sich so garnicht mit meiner Erinnerung an die 80er/Prä-Storytelling-Zeiten. Damals haben wir auch für Verhandlungen (Verhandlungsergebnisse) und erst recht für Schleichaktionen und Tricks/Listen gewürfelt. Die Ergebnisermittlung war bloß lang nicht so ausgefeilt wie bei einem Kampf (und darum oft sehr chaotisch).

Natürlich kann man ohne Würfel spielen (wem es Spaß macht), aber ohne Kämpfe heißt nicht notwendigerweise ohne Würfel.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 6.05.2013 | 22:25


Ich bin einfach der Meinung, dass Gewalt eine so essentielle, rohe Erfahrung ist, dass man sie nicht am Kaffeetisch diskutieren kann, wenn man damit keine Erfahrungen gesammelt hat.
I Need Sex in DnD as much as i Need violence in real life.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Bad Horse am 6.05.2013 | 22:28
@SLF: Ich kann mich schon erinnern, dass "weniger würfeln für besseres Rollenspiel" damals (in dieser verschwommenen Zeit, als ich noch jung war) für eine gute Idee gehalten wurde.

Würfel, die einem Charakter vorschreiben, wie er zu agieren hat, waren für mich ein totales No-Go, bis ich Indies kennengelernt habe. ;) Daran waren aber diese lustigen WoD-Kontrollverlust-Mechanismen schuld.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Bad Horse am 6.05.2013 | 22:38
Das ist aber wirklich eine Debatte, die wir hier nicht aufmachen müssen.  :)

Natürlich hat sie wieder irgendwer aufgemacht...  :P

Beiträge zum Thema Kunst, Anspruch usw. bitte hierher (http://tanelorn.net/index.php/topic,83813.html).
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Oberkampf am 6.05.2013 | 22:53
@SLF: Ich kann mich schon erinnern, dass "weniger würfeln für besseres Rollenspiel" damals (in dieser verschwommenen Zeit, als ich noch jung war) für eine gute Idee gehalten wurde.

Ich wollte ja nur zwei Diskussionsstränge (Gewalt und Würfel) entwirren und noch mehr Verwirrung stiften  ;)

PS: Dein Avatar ist immer noch gruselig.

Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" zu spielen?
Beitrag von: Crimson King am 6.05.2013 | 22:59
Auch das Story-Primat des SL, das Pyro angreift entstammt den 80ern, NICHT den 90ern.

Zum Trend ist es meines Erachtens erst in den 90ern geworden, durch WOD und in Deutschland auch durch DSA.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: tartex am 6.05.2013 | 23:34
Ganz genau.  Ich spiele eben lieber gewaltarm, mit tiefen, lebensechten Charakteren, in einer stimmungsvollen, plausiblen, komplexen Welt, und finde Hack&Slay doof.

Kannst du ein paar Beispiele für die "tiefen, lebensechten Charaktere" bringen, die du so spielst? Normalerweise höre ich nur Leute auf diese Phrase zurückgreifen, die 10.000 Fantasy-Schinken im Regal stehen , aber noch nie ein "echtes , anspruchsvolles" Buch angefasst haben. Deshalb bin ich da immer ein wenig sensibel.

Ich maße mir einfach selbst nicht an, "lebensecht" spielen zu können, und empfinde eigentlich alles, was mir im Rollenspiel in 20 Jahren untergekommen ist, als (oft großartige) Klischeedarstellungen. Deshalb würde mich da der Praxisvergleich freuen, was jetzt so ein "tiefen, lebensechten Charaktere" ist. Wäre gespannt, ob meine Lieblingshelden deinen Ansprüchen gerecht werden.

Und was sind so deine literarischen Vorlieben?
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: WeepingElf am 6.05.2013 | 23:47
Was die Gewaltfrage angeht, so bin ich da persönlich der Meinung, dass es genreangemessene Gewalt sein muss. Mal als Beispiel: Wenn ich Hard Boiled/Noir Krimi spielen will, dann ist Gewalt genreangemessen - aber nicht jede Art von Gewalt. Wenn ich einen Agatha Christie Krimi spielen will, findet Gewalt fast nur hinter den Kulissen statt.

Ganz meiner Meinung.  Es gibt Genres, da geht es nicht ohne Gewalt.  Es gibt welche, da gehören bestimmte Arten von Gewalt dazu, und andere nicht.  Und es gibt andere Genres, wo es ohne Gewalt geht, zumindest ohne Gewalt seitens der SCs.

Zitat
Eine ganz andere Sache ist die Frage, ob ich Würfel einsetzen will oder nicht. Der Satz "Wenn gewürfelt wird, ist irgendwas schiefgelaufen" deckt sich so garnicht mit meiner Erinnerung an die 80er/Prä-Storytelling-Zeiten. Damals haben wir auch für Verhandlungen (Verhandlungsergebnisse) und erst recht für Schleichaktionen und Tricks/Listen gewürfelt. Die Ergebnisermittlung war bloß lang nicht so ausgefeilt wie bei einem Kampf (und darum oft sehr chaotisch).

Natürlich kann man ohne Würfel spielen (wem es Spaß macht), aber ohne Kämpfe heißt nicht notwendigerweise ohne Würfel.

Ich habe gar nichts gegen Würfel, auch wenn es Runden gibt, in denen nach meinem Geschmack zu viel gewürfelt wird.  Bei Sachen wie Schleichen oder Schlösser öffnen, die man am Spieltisch nicht ausagieren kann (und die die Spieler im realen Leben vielleicht gar nicht können), wird gewürfelt.  Ein P&P-Rollenspiel ist ja kein LARP, schon gar kein DKWDK-LARP.  Verhandlungen spielt man besser aus, wobei man den Erfolgswert sinnvollerweise aus dem einschlägigen Fertigkeitswert des Charakters und dem Agieren des Spielers kombiniert: hat der Charakter einen hohen FW, braucht der Spieler nur ein paar gerade Sätze rauszubringen, um die Verhandlung zu gewinnen, hat der Charakter einen niedrigen FW, muss sich der Spieler rhetorisch um so stärker anstrengen.

Aber ich sehe ein Problem darin, wenn eine ganze Kampagne wegen eines unglücklichen Würfelergebnisses durch den Schornstein geht, ohne dass die Spieler was dafür können.  Da muss man schon mal "fünf gerade sein" lassen, damit das Spiel weitergehen kann.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Keuner am 6.05.2013 | 23:52
Also Verhandlungen sollten nicht vom Verhandlungsgeschick des Spielers abhängen. Der Rest hängt ja auch nicht davon ab.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 6.05.2013 | 23:53
wobei man den Erfolgswert sinnvollerweise aus dem einschlägigen Fertigkeitswert des Charakters und dem Agieren des Spielers kombiniert: hat der Charakter einen hohen FW, braucht der Spieler nur ein paar gerade Sätze rauszubringen, um die Verhandlung zu gewinnen, hat der Charakter einen niedrigen FW, muss sich der Spieler rhetorisch um so stärker anstrengen..

Bull, es zählt der Wert bzw das Probenergebnis, ich würde erwarten im ersten Fall guite Rhetorik erwarten(bzw so gut der Spieler es kann) im 2ten Fall wäre es für mich cheaten, da wäre schlechtes angemessen

Zitat
Bei Sachen wie Schleichen oder Schlösser öffnen, die man am Spieltisch nicht ausagieren kann
Warum nicht?

Zitat
Aber ich sehe ein Problem darin, wenn eine ganze Kampagne wegen eines unglücklichen Würfelergebnisses durch den Schornstein geht, ohne dass die Spieler was dafür können
doch können sie bzw kann einer, der SL, der dies nicht flexibel anpassen kann...aber das wäre ja zu Sandboxig.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: WeepingElf am 6.05.2013 | 23:57
Geschmackssache.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 7.05.2013 | 00:43
Aber ich sehe ein Problem darin, wenn eine ganze Kampagne wegen eines unglücklichen Würfelergebnisses durch den Schornstein geht, ohne dass die Spieler was dafür können.  Da muss man schon mal "fünf gerade sein" lassen, damit das Spiel weitergehen kann.

1) Vor jedem Würfelwurf, den du als SL verlangst, bedenke, was ein Fehlschlag bedeutet. Wenn Du mit einem solchen nicht umgehen kannst, weil Dir dir Folgen nicht absehbar erscheinen, verlange den Wurf nicht.

2) Das sage ich als jemand, der seit seinen RSP-Kindertagen komplexe Plots zum Bespielen konstruiert und von seinen Spielern zerstören läßt (Leiten heißt Trümmer beseitigen): Solltest Du jemals an einen Punkt kommen, wo Deine Kampagne aufgrund eines Würfelwurfes "durch den Schornstein geht" (schöne Wortwahl, wo sind die boardeigenen Sprachschänderwächter?), dann ist Dein Plot schlecht konstruiert. Ich empfehle in solchen Fällen dann, vielleicht weniger komplex vorzuplotten, es liegt beileibe nicht jedem, ders versucht (Grüße an Thomas Römer und den Freiherrn mit dem irren Blick).

Zum Trend ist es meines Erachtens erst in den 90ern geworden, durch WOD und in Deutschland auch durch DSA.

Nope. Das zieht sich durch die kompletten 80er bei TSR und spätestens ab Verschwörung von Gareth und der damit einhergehenden "Meisterkonditionierung" war das Standardfare auch in Deutschland, zumindest bei den Giganten des Marktes. Tief in den 1980ern war das noch.

EDIT/ Ich verwende häufig das englische "you" anstelle des deutschen "man". Das kann zu Mißverständnissen führen. Das ist keine persönliche Attacke gegen WeepingElf, sondern eine allgemeine gegen seine Aussage.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: 6 am 7.05.2013 | 07:16
Railroading empfand ich jetzt auch nicht als 90-er-typisch.
Stimmungsspiel dagegen schon, weil Anfang der 90-er plötzlich die Gothszene in die Rollenspielszene Einzug hielt. Zumindest kam es mir auf den Cons so vor.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Oberkampf am 7.05.2013 | 07:18
Aber ich sehe ein Problem darin, wenn eine ganze Kampagne wegen eines unglücklichen Würfelergebnisses durch den Schornstein geht, ohne dass die Spieler was dafür können.  Da muss man schon mal "fünf gerade sein" lassen, damit das Spiel weitergehen kann.

Genau das würde ich als eine der problematischen 90er Jahre Haltungen identifizieren: Wenn ein Würfelwurf eine Kampagne oder ein Abenteuer durch den Schornstein gehen lässt, war entweder der Würfelwurf von vorne herein nicht angebracht, seine Konsequenzen in der Spielwelt nicht durchdacht oder die Kampagne/das Abenteuer schlecht sehr  geschlossen organisiert. Prä-90er, so mein Eindruck, haben wir einfach auf der Basis des Ergebnisses eines Wurfes weitergespielt und geschaut, was dann passiert.  Eine Kampagne/ein Abenteuer konnte ja nicht kaputt gehen, sondern nur ein unerwartetes Ende nehmen.

In den 90ern haben zumindest einige der 80er-Traditionalisten versucht, das beizubehalten, aber es biss sich mit dem Anspruch auf eine dramaturgisch vorgegebene Story. Die Konsequenz war, dass man immer mehr offene (zufallsbasierte) Entscheidungen vermied, und selbst Kämpfe wurden dramaturgisch inszeniert. Nach dem Motto: In Szene 3 gibt es einen Kampf, in Szene 4 reden die Scs mit XYZ und erfahren Info 123 usw. Wenn ich unter Zeitdruck Abenteuer schnuddelig vorbereite, erwische ich mich heute dabei, das heute noch so zu machen.

Post 90er ist, würde ich sagen, die Abkehr von der vorgegebenen Story. Dafür gibt es viele Wege, und die verschiedenen OSR/Sandbox-Möglichkeiten sind nur ein Strang davon.

Das ist unabhängig von der Gewaltfrage. Ich selbst würde mich in einem gewaltlosen Rollenspiel wahrscheinlich auf Dauer eher langweilen, weil ich Genres bevorzuge, in denen Gewalt eine genreangemessene Lösung ist, z.B. Pulp. Aber ich könnte mir z.B. vorstellen, Leverage ohne Hitter zu spielen und sich nur auf die Bluffs und Einbruchssituationen zu konzentrieren.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: LordOrlando am 7.05.2013 | 08:01
In den frühen 90ern begann ich mit DSA als Spieler, aber nur für kurze Zeit, bis sich eine Peergroup gleichaltriger gefunden hat. Von einem Trend zu Gewaltfreiheit habe ich nichts mibekommen, DSA war uns als Setting zu Harmlos - ich leitete hauptsächlich improvisiertes Hack&Slay mit Rolemaster, das hatte die brutalere Krit Tabelle und das abgedrehte Dämonenhandbuch...HUZZZAHHH  ;D
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: korknadel am 7.05.2013 | 08:31
Zunächst einmal: weder gewaltfreies Spiel, noch Zufallstabellen, weder Oldschool noch Indy oder Artsy-Fartsy sind in irgendeiner Form Indikatoren für Qualität; sei es beim Regeldesign, sei es beim Spiel. Es sind ebenfalls nur höchst subjektive Kriterien für Spaß am Spieltisch. Ich wehre mich also gegen jede Form der Abwertung von Gewaltspiel oder Oldschool oder Oldschool-Revival. Alles hat seinen Platz und ein tiefgründiges Spiel, bei dem Charaktere ausgereizt und moralische Grenzlinien erforscht werden ist nicht besser als eine rülpsende Bier- und Brezelrunde. Tut mir leid: ist sie nicht!

Du willst gewaltfrei spielen? Tu's halt. Ist das 90er oder New Age? Ist das Retro oder Basta? Wayne interessierts? Inwiefern ist der historische Hintergrund eines Spielstils oder eines Regelwerks spielrelevant? Gar nicht.

Bei aller Freude über die Retro-Spiele (die ich persönlich lieber mag, als die üblichen Platzhirsche oder Geheimtipps) hat die Diversifikation, haben die vielen anderen Rollenspielansätze doch eines gebracht: inzwischen ist doch für Jeden was dabei. Die Vielfalt ist riesig! Probier was aus und bleib bei dem, was dir gefällt.

Das finde ich halt den entscheidenden Punkt. Es gibt doch inzwischen alles nebeneinander, und ständig kommen neue Dinge hinzu. Da muss sich ein Lord Verminaerd auch nicht über Oldschool-Revival aufregen, weil die Mehrheit der Spieler hierzulande immer noch DSA, Cthulhu und Shadowrun spielt und Oldschool genauso doof findet wie er.  ;) Aber es gibt daneben halt auch Oldschool und Indy und im Grunde fast alles, was des Spielers Herz begehrt.

Insofern würde ich auch behaupten, dass das Merkmal der 90er ein Monolithismus (gibt's das Wort überhaupt?) war. Nach einer Experimentierphase in den frühen 80ern wurde ab Mitte der 80er eine Spielweise entwickelt, die in den 90ern ziemlich alleinig und unangefochten existierte.

Ich sehe darin auch eine folgerichtige Entwicklung: Nachdem mit dem Weltenbau erst einmal angefangen wurde, mussten diese Welten ja auch ausgespielt werden, und ganz automatisch landet man dann bei Stimmungsspiel, Sightseeing, Metaplot und den ganzen Stichworten. Erst nachdem diese Entwicklung ausgeschöpft war, entstand das Verlangen nach neuen Experimenten oder einer Rückbesinnung.

Jedenfalls deckt sich das mit meinem rollenspielerischen Werdegang und den Beobachtungen, die ich damals so machte: Erst hatte man Spaß mit den oldschooligen, unzusammenhängenden Abenteuern. Doch je mehr Welt beschrieben wurde, desto mehr Welt wollte man auch. Die Verschwörung von Gareth ist hierfür tatsächlich ein gutes Beispiel. Es entstand eine Fluff-Geilheit, und in diesem Zuge immer mehr der Wunsch, die Welt, in der man spielte, zu erleben, geradezu zu bewohnen. Und der Höhepunkt dieses Strebens war dann in meinen Augen auch die WoD.

Und wie SLF das immer wieder treffend darstellt, musste man sich mit den damaligen Systemen gewisse Tricks einfallen lassen, um dieses Erleben zu ermöglichen, und diese Tricks hießen Scripting, RR, Sightseeing, Mary Sues, Würfeldrehen, "gutes Rollenspiel", Kampfvermeidung etc.

Kleine Bemerkung zu Oldschool: Man kann auch zwischendurch mal einen Dungeon ganz oldschool durchpöbbeln und Spaß haben und am nächsten Spielabend wieder gediegenes Indy-Metaspiel oder Weltschmerz-Stimmungsschleuder spielen. Muss heutzutage ja nicht immer alles gleich ausschließlich sein.

Kleine Bemerkung zu Gewalt: Da ich im wirklichen Leben ständig nach gewaltfreien Lösungen suche, empfinde ich es im Sinne eines kathartischen Eskapismus zuweilen sehr wohltuend, im Rollenspiel einen Char zu spielen, dessen flinker Degen böse Halunken, womöglich noch in Monsterform, fällt. Und aus diesem Grund finde ich es auch äußerst kreativ, schließlich denke ich mir dabei krasse Ding aus, die so gar nicht meiner Alltagserfahrung entsprechen.

Kleine Bemerkung zu lebensechten Chars: Da bin ich ganz tartex' Meinung. Ich bin im wirklichen Leben schon so lebensecht, da will ich es im Spiel doch lieber mit Spielfiguren zu tun haben.



 
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Thandbar am 7.05.2013 | 09:30
Ich bin einfach der Meinung, dass Gewalt eine so essentielle, rohe Erfahrung ist, dass man sie nicht am Kaffeetisch diskutieren kann, wenn man damit keine Erfahrungen gesammelt hat.

Was die Gewalt im echten Leben angeht, gebe ich Dir recht; aber in Rollenspielen haben wir es doch mit einer ganz anderen Form von "Gewalt" zu tun, die mehr mit Actionfilmen und Gruselroman gemein hat als mit realen Traumata.
Und innerhalb des Rollenspiels ist es doch immer noch etwas je anderes, wenn diese "Gewalt" auftritt in

- einem Kung-Fu-Setting
- einem Wilder-Westen-Spiel
- einer Space Opera
- einem cthulhoiden Abenteuer
- einer Special-Forces-Simulation
- einem diabloesken Hack&Slay
- einem eher gemächlichen "Whodunnit"
- einem DSA-Derivat.

Je nachdem hat die darin vorkommende Gewalt eine ganz andere narrative und spielerische Funktion. Es fällt mir schwer, das alles unter einem Begriff zu fassen und mich dann dafür oder dagegen aussprechen zu wollen.   
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: El God am 7.05.2013 | 09:49
/me kommt in den Thread geschlichen...
/me schaut sich ratlos um...

Wo bin ich?

Nein. Halt. WANN bin ich?

Hatten wir den ganzen Mist nicht schon längst durchgekaut? Muss das alles wieder aufgewärmt werden, mit genau den selben Fronten und kindischen Kleinkriegen wie vor 2-3 Jahren? Nur weil EIN User mal behauptet hat, er hätte das wahre Licht gesehen, holen anderen ihre eigenen (KLEINEN!!) Lichter wieder raus.

Boah.

Ihr seid so öde.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Crimson King am 7.05.2013 | 09:59
Nope. Das zieht sich durch die kompletten 80er bei TSR und spätestens ab Verschwörung von Gareth und der damit einhergehenden "Meisterkonditionierung" war das Standardfare auch in Deutschland, zumindest bei den Giganten des Marktes. Tief in den 1980ern war das noch.

Ging es bei den DnD-Sachen wirklich um den Storyprimat des SL und nicht darum, dass der SL Entscheidungen treffen sollte, um den Spielfluss zu erhalten? Ich erinnere mich nur dunkel an die Zeit. Da habe ich gerade mit der Red Box angefangen und war gerade mal 15. Aber daran, dass Würfeldrehen, Abwürgen von unpassenden Spielerideen etc. bei DnD propagiert wurden, kann ich mich überhaupt nicht erinnern.

DSA könnte bzw. dürfte aber ein anderer Fall gewesen sein.

Würdest du auch der Aussage widersprechen, dass starker SL + Railroading/Partizipationismus + Würfeldrehen und solche Sperenzchen erst mit der WOD zum Besserspielstil wurden?
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: tartex am 7.05.2013 | 10:17
Hatten wir den ganzen Mist nicht schon längst durchgekaut? Muss das alles wieder aufgewärmt werden, mit genau den selben Fronten und kindischen Kleinkriegen wie vor 2-3 Jahren? Nur weil EIN User mal behauptet hat, er hätte das wahre Licht gesehen, holen anderen ihre eigenen (KLEINEN!!) Lichter wieder raus.

Ich finde den Diskussionsstil von 2010 halt immer noch am besten. Da schlägt mein Herz höher, auch wenn du glaubst mit neueren und innovativeren Dikssionen besser dazustehen. Da hinterfrage ich mal: ist am Ende nicht wichtig, dass es allen Spaß macht? Und unser Diskussionsleiter macht das schon sehr gut und wir vertrauen ihm alle.

Außerdem war 2010 noch Edition War!! Was anderes wurde da gar nicht diskutiert.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: 6 am 7.05.2013 | 10:17
Ging es bei den DnD-Sachen wirklich um den Storyprimat des SL und nicht darum, dass der SL Entscheidungen treffen sollte, um den Spielfluss zu erhalten? Ich erinnere mich nur dunkel an die Zeit. Da habe ich gerade mit der Red Box angefangen und war gerade mal 15. Aber daran, dass Würfeldrehen, Abwürgen von unpassenden Spielerideen etc. bei DnD propagiert wurden, kann ich mich überhaupt nicht erinnern.
Sagen wir es so: In den ersten Dragonlance-Abenteuern hast Du die Romane nachgespielt. Und zwar so detailgetreu wie möglich.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Boba Fett am 7.05.2013 | 10:23
Boah.
Ihr seid so öde.

Nö!
Wir sind shiny! 8)
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Wulfhelm am 7.05.2013 | 10:27
Sagen wir es so: In den ersten Dragonlance-Abenteuern hast Du die Romane nachgespielt. Und zwar so detailgetreu wie möglich.
Sagen wir es so: Nein. ~;D

(Henne Drache und Ei...)
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Crimson King am 7.05.2013 | 10:32
Sagen wir es so: In den ersten Dragonlance-Abenteuern hast Du die Romane nachgespielt. Und zwar so detailgetreu wie möglich.

Jo, die Drachenlanze war tatsächlich Storytelling pur. Ich ziehe meinen Einwand bezüglich AD&D zurück.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: afbeer am 7.05.2013 | 10:33
Ich habe gar nichts gegen Würfel, auch wenn es Runden gibt, in denen nach meinem Geschmack zu viel gewürfelt wird. [...]  Verhandlungen spielt man besser aus, wobei man den Erfolgswert sinnvollerweise aus dem einschlägigen Fertigkeitswert des Charakters und dem Agieren des Spielers kombiniert: hat der Charakter einen hohen FW, braucht der Spieler nur ein paar gerade Sätze rauszubringen, um die Verhandlung zu gewinnen, hat der Charakter einen niedrigen FW, muss sich der Spieler rhetorisch um so stärker anstrengen.

Ich widerspreche hier, weil dadurch der Spieler in diesem Bereich nie etwas rollenspielen kann, was er selbst nicht kann ohne die beschränkten Charakterresourcen hineinzustecken. Auch dies ist keine DKWDK-Veranstaltung. Wir sitzen in gemütlicher Runde.
* ein rhetorisch begabter Spieler kann dann Schlösser Öffnen und Leute Überzeugen.
* ein rhetorische unbegabter Spieler kann dann nur entweder Schlösser Öffnen oder Leute Überzeugen.

Besser finde ich das der Spieler mit dem DM in der Rolle des NPC redet, was auch zum allgemeinen Genuss am Spieltisch beiträgt. Der Würfel entscheidet dann allein über den Erfolg.
Eine Redebeitrag ist unerlässlich, weil man Verhandlungen ausspielen kann bzw. in Deinen Worten besser auspielt.

Damit hat dann jeder Spieler die Möglichkeit irgendwann eine rhetorisch trainierter Spieler zu werden.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: 6 am 7.05.2013 | 10:34
Sagen wir es so: Nein. ~;D

(Henne Drache und Ei...)
Okay. Ich wusste die Reihenfolge nicht mehr. ;)
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: WeepingElf am 7.05.2013 | 10:40
1) Vor jedem Würfelwurf, den du als SL verlangst, bedenke, was ein Fehlschlag bedeutet. Wenn Du mit einem solchen nicht umgehen kannst, weil Dir dir Folgen nicht absehbar erscheinen, verlange den Wurf nicht.

2) Das sage ich als jemand, der seit seinen RSP-Kindertagen komplexe Plots zum Bespielen konstruiert und von seinen Spielern zerstören läßt (Leiten heißt Trümmer beseitigen): Solltest Du jemals an einen Punkt kommen, wo Deine Kampagne aufgrund eines Würfelwurfes "durch den Schornstein geht" (schöne Wortwahl, wo sind die boardeigenen Sprachschänderwächter?), dann ist Dein Plot schlecht konstruiert. Ich empfehle in solchen Fällen dann, vielleicht weniger komplex vorzuplotten, es liegt beileibe nicht jedem, ders versucht (Grüße an Thomas Römer und den Freiherrn mit dem irren Blick).

Recht hast Du.  Wahrscheinlich geht einem Plotzusammenbruch durch einen unglücklichen Würfelwurf ein zu stark gerailroadeter Plot voraus.  Wer flexibel leitet, der kann so was immer abfedern - und genau das meinte ich.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: tartex am 7.05.2013 | 11:02
Jo, die Drachenlanze war tatsächlich Storytelling pur. Ich ziehe meinen Einwand bezüglich AD&D zurück.

"Sollten die Charaktere vom Weg abweichen, attackieren Sie diese so lange mit Drakoniern, bis auf den Weg zurückkehren."

"Wichtige NSCs dürfen nicht sterben."
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: kalgani am 8.05.2013 | 10:32
Ach Drachenlanze... das railroadigste Setting aller Zeiten, oder?
ich mag es trotzdem wahrscheinlich weil DL meine erste eigene fantasy roman reihe war...
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Grubentroll am 8.05.2013 | 10:43
Wobei ja das erste Abenteuer "Dragons of Despair" eigentlich eine schöne kleine Sandbox ist. Und immer noch eins meiner absoluten Lieblingsabenteuer.

Mit "Dragons of Flame", dem zweiten Abenteuer geht dann aber alles schon den Railroad-Bach runter.

Und mit der Idee, diese Geschichte auf 14 Abenteuer (Wenn man das Strategiespielchen dazu zählen mag) auszuweiten haben sie sich auch keinen Gefallen getan.

Ich besitze die DL-Serie komplett, ich weiss wovon ich rede.  ;D

Das ist bis auf ein paar Ausnahmen (Dragons of Despair eben, und für mich persönlich auch Dragons of Ice) komplett unspielbarer Käse.

Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 8.05.2013 | 14:59
Ich hab sie gespielt als Spieler... komplett.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Grubentroll am 8.05.2013 | 15:27
Ich hab sie gespielt als Spieler... komplett.

Haha... Respekt...  :d

Und, wie war das so?  ;D
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 8.05.2013 | 15:34
Sehr, sehr eingleisig, wobei "komplett" nicht ganz stimmt. Er hat drei oder vier Module, darunter das Strategiespiel weggelassen. Ich bin abgesprungen, als derselbe SL uns kurz nach Ende der DL dann auch noch den Borbel aufgedrückt hat. Bei Pandora in Weiden (zweites AB, glaub ich) war Schluß.

It had it's moments. Sicherlich. Aber in Summe: Mühsam.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Grubentroll am 8.05.2013 | 15:44
Ja, mir ist neben "Dragons of Despair")speziell noch DL6, das mit den Thanoi und dem Eisschloss aufgefallen. Recht klassisches Dungeonabenteuer mit etwas railroadiger Anreise... Aber doch mit eigenem Charme innerhalb der Reihe.

Die anderen "Module" hatten zwar alle schöne Cover, aber ich hab als Spielleiter nicht mal kapiert, wie man das leiten sollte. Es kam einem vor wie eine etwas wirre Geschichte, die man Schritt für Schritt nachspielen müsste.

Ich mag Ansalon/Krynn als Kampagnensetting wegen dem extrem "romantischen" Einschlag den das Ganze am Anfang noch hat recht gern (wohl auch wegen der tollen Elmore-Bilder), aber die Dragonlance-Kampagne ist echt ein Verbrechen.

Als Sandboxsetting vor den Ereignissen im ersten Chronicles-Buch etwas weiter ausgebaut wäre "Dragons of Despair" und Abanassinia allerdings eine schöne Sache.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Bombshell am 8.05.2013 | 15:50
Weder heute noch in den 90ern ist es verkehrt gewaltarm zu spielen.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Lord Verminaard am 8.05.2013 | 15:51
Ich habe ja nur die Dragonlance-Romane gelesen. Kann mir, da der Thread ja ohnehin erledigt zu sein scheint, mal jemand das Verhältnis der Kampagne zu den Romanen erklären? Ist das echt dieselbe Story? :o
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 8.05.2013 | 16:02
Jopp. Es sind aber Teile in Modulen vorhanden, die im Buch nur retrospekt kurz erklärt werden, wie z.B. Gilthanas Reise zu den Drakonierhöhlen, wo der Eidrbuch der bösen Drachen aufgedeckt wird. Das ist im Buch nur kurz angerissen.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: sangeet am 8.05.2013 | 16:17
Ich habe ja nur die Dragonlance-Romane gelesen. Kann mir, da der Thread ja ohnehin erledigt zu sein scheint, mal jemand das Verhältnis der Kampagne zu den Romanen erklären? Ist das echt dieselbe Story? :o

Railroading at its best ! Wirklich null Freiraum. Dafür "spielt" man dann die Story nach.
Sogar die Charaktere sind vorgegeben.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Grubentroll am 8.05.2013 | 16:18
Zu "Dragons of the Autumn Twilight": Die Ereignisse in Dragons of Hope und Dragons of Desolation kommen in dem Buch gar nicht vor.

Das ist mir damals extremst aufgefallen.

Dann, die Gruppe trennt sich ja am Anfang des zweiten Buches in zwei Gruppen, die "Heroes of the Lance" und die zweite Gruppe, deren Namen mir nicht mehr einfällt. Die Bücher beschreiben ab da abwechselnd die Abenteuer beider Gruppen, selten allerdings beide, außer in Rückblicken. Manchmal aber auch gar nicht.


Die Module spielen aber beide Gruppen (also alles) durch, wenn ich das richtig in Erinnerung habe.

Man wechselt also auch noch Charaktere durch. Irgendwann mittendrin.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 8.05.2013 | 16:23
Re: Vorgegebene Charaktere. Um den Faden zum Strang zurückzufinden. Das war der Teil, von dem ich schon einige Post vorher sagte, daß eben DL nicht nur für RR / Story-Telling, sondern auch für "Stimmungsspiel" steht, das ebenfalls genau deswegen kein Staple der 90er war. Es wurde großen Wert auf das Eintauchen in die Welt und die Identifikation mit den Charakteren gelegt. z.B gab es den Vorschlag, die im Modul vorgesehen Hochzeit von Goldmoon und Riverwind quasi zu LARPEN. Sogar Lieder zum Mitsingen waren dabei, ebenso Kochrezepte etc.

Stimmungsspiel ist 80er.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Crimson King am 8.05.2013 | 16:30
Ich habe ja nur die Dragonlance-Romane gelesen. Kann mir, da der Thread ja ohnehin erledigt zu sein scheint, mal jemand das Verhältnis der Kampagne zu den Romanen erklären? Ist das echt dieselbe Story? :o

Es wird wohl nur die erste Romanserie in den Abenteuern abgedeckt.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 8.05.2013 | 16:31
Ja, klar, nur die Chronicle-Trilogy.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Lord Verminaard am 8.05.2013 | 16:37
Okay, krass, das war mir so nicht klar. Danke für die Antworten.

Das erkärt auch, warum ich so niedrigstufig bin, schließlich war ich "nur" der Endgegner vom ersten Band. ;D
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Grubentroll am 8.05.2013 | 17:34
Okay, krass, das war mir so nicht klar. Danke für die Antworten.

Das erkärt auch, warum ich so niedrigstufig bin, schließlich war ich "nur" der Endgegner vom ersten Band. ;D

Und ich dachte so blöd wär nie wieder jemand, erst nen Hauptbösewicht aufbauen, und ihn dann gleich wieder abkratzen lassen.

Bis ich dann Phantom Menace sah, aber das ist eine andere Geschichte.  ;D

(Den Tod von Verminaard fand ich so dermaßen beschissen damals, als ich Dragons of the Autumn Twilight gelesen hatte. )
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: tartex am 8.05.2013 | 17:45
Wobei ja das erste Abenteuer "Dragons of Despair" eigentlich eine schöne kleine Sandbox ist. Und immer noch eins meiner absoluten Lieblingsabenteuer.

Naja. Mit dem endlosen Drakonier-Nachschub, wenn man in die verkehrte Richtung geht.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: tartex am 9.05.2013 | 00:01
Hat eigentlich noch jemand DLE1 Den Drachen auf der Spur / In Search of Dragons im Gedächtnis. Weiss nicht, ob mir das damals zu sandboxig war, oder ob es auch andere Macken hatte. Habe es nie gespielt.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Galatea am 9.05.2013 | 01:09
Re: Vorgegebene Charaktere. Um den Faden zum Strang zurückzufinden. Das war der Teil, von dem ich schon einige Post vorher sagte, daß eben DL nicht nur für RR / Story-Telling, sondern auch für "Stimmungsspiel" steht, das ebenfalls genau deswegen kein Staple der 90er war. Es wurde großen Wert auf das Eintauchen in die Welt und die Identifikation mit den Charakteren gelegt. z.B gab es den Vorschlag, die im Modul vorgesehen Hochzeit von Goldmoon und Riverwind quasi zu LARPEN. Sogar Lieder zum Mitsingen waren dabei, ebenso Kochrezepte etc.

Stimmungsspiel ist 80er.
Das finde ich aber irgendwie ziemlich halbgar. Wenn ich mir soviel Aufwand mach kann ich auch die letzten paar Schritte des Wegs gehen und es gleich richtig larpen.
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: tartex am 9.05.2013 | 01:40
Das finde ich aber irgendwie ziemlich halbgar. Wenn ich mir soviel Aufwand mach kann ich auch die letzten paar Schritte des Wegs gehen und es gleich richtig larpen.

Ich weiß ja nicht, ob deine Kumpels eine gute Goldmoon abgeben...
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 9.05.2013 | 01:46
Eine angreifende Drachenarmee stell ich mir komplizierter vor...
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Galatea am 9.05.2013 | 04:44
Ich weiß ja nicht, ob deine Kumpels eine gute Goldmoon abgeben...
Ich glaub da hätten wir sogar eine gute Kandidatin in unserer Larptruppe (wenn nicht gar zwei).


Eine angreifende Drachenarmee stell ich mir komplizierter vor...
Ach, das läst sich alles machen. Wenn ich mir anschaue was so alles auf Großcons (Myhodea, DF, EE) rumrennt, dann ist eine Drachenarmee ein Klacks ;)
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: tartex am 9.05.2013 | 08:56
Ich glaub da hätten wir sogar eine gute Kandidatin in unserer Larptruppe (wenn nicht gar zwei).

Ist das dann Barbie-Spiel (http://richtig.spielleiten.de/2011/11/01/das-barbie-spiel/)?  ;D (Ich meine Hochzeit LARPEN, und nicht wegen Frauen und so.)
Titel: Re: Ist es heute verkehrt, "90er-mäßig" (bzw. gewaltarm) zu spielen?
Beitrag von: Galatea am 9.05.2013 | 09:47
Also wir saßen zwar schonmal auf einer furchtbar schlechten Con in der Taverne und haben Barbiegirl gesungen, aber nein, ich glaube eine Hochzeit an sich is jetzt nicht so wirklich barbiespezifisch.