Dann poste ich das Diary mal hier. ;)
=== 1 Bilder der Vergangenheit ===
Tagebucheintrag Hans Maurer
Hach, es sollte eigentlich nur ein entspanntes Training bei Goran in der Boxhalle werden. Ein paar Runden Sparring, unter die Dusche und dann mit ein einem Bierchen auf der Veranda entspannen. Doch plötzlich tauchte diese Frau auf. Recht jung für einen Mann wie mich, aber doch anziehend. Nun, nach all diesen Jahren im Knast, trifft das wohl auf alle weiblichen … egal, nicht den Faden verlieren. Also, sie hat mich angemacht. Nicht ohne, die Lady. Ich war ziemlich angetan und folgte ihr in eine Umkleide. Sie war seltsam gekleidet. Es sah nach dem Stil des frühen 20. Jahrhunderts aus. Gut, die Kids in der Stadt stehen ja momentan auf Retro, aber sie wirkte auch irgendwie … ausgeblichen. Fast so, als ob sie mit einem Schwarzweißfilm abgelichtet wurde. Das erschien mir zwar seltsam, aber es wäre nicht die erste seltsame Sache, die mir in den letzten Monaten begegnet ist. Wir wollten also trotz alldem gerade zur Sache kommen, da streifte meine Hand einfach durch ihren Körper hindurch. Klasse! So etwas kann auch nur mir passieren.
Ich rief Goran und Chris zu mir, die beiden haben auf einer geistigen Ebene irgendwie einen besseren Draht zu dem ganzen durchgeknallten Scheiß, als ich. Vielleicht war das ein Fehler. Die Kleine fürchtete sich und lief vor uns weg. Sie rannte in den Flur und dann einfach durch eine Wand. Was war das? Der Hilferuf eines Geistes? Wurde sie getötet und wandelt nun durch die Welt, bis sie ihren Frieden gefunden hat, wie in einer dieser schlechten Serien? Spirit Speaker oder so? Natürlich gingen wir der Sache sofort nach und fanden ein Loch in der Flurwand. Kein sichtbares Loch, sondern eher eine Art … Portal.
Auf der anderen Seite erwartete uns eine kleine Garage. Um das ganze abzukürzen: Wir waren in einer anderen Zeit, einer anderen Gegend. Im Ruhrgebiet, glaube ich. Aber es war alles nicht echt. Wir verließen eine Szene und sie begann bei unserem erneuten Auftreten wieder von vorne. Durch ein weiteres Portal konnten wir einen Unfall beobachten. Ein Junger Mann mit seiner Mutter und Schwester auf dem Motorrad nahm eine Kure zu schnell und sie krachten gegen einen Baum. Die Schwester – natürlich die Kleine aus der Umkleide – starb dabei. Der Fahrer war Max Schmeling, ein berühmter zeitgenössischer Boxer. Uns war klar, wollten wir diesen Geist erlösen, mussten wir den Unfall irgendwie vermeiden. Doch nicht einfach, wenn alles gleich wieder auf Anfang springt. Kaum eine Änderung die wir an der Situation vornahmen, wirkte sich auf die Szenerie aus. Goran konnte Schmeling immer wieder in seiner Wohnung ansprechen, das Einzige was blieb, war eine Unterschrift von ihm. Vielleicht ein Ansatz, doch wir verfolgten ihn nicht weiter. Da sich das Motorrad, auf dem sich der Unfall ereignet hatte, in der Garage befand, versuchte ich, es durch das erste Portal in die Realität zu verschieben. Doch nur der Sozius lies das mit sich machen. Die Mutter war aus dem Unfallgeschehen herausgenommen worden, doch noch immer starb die junge Frau. Wir wussten nicht mehr weiter.
Also versuchten wir, bei Schmelings Boxkampf an Informationen zu kommen. Goran betrat die Westfalenhalle als Erster und wurde promt zu einem Kampf herausgefordert. Im Ring wartete der Troll Berthold auf ihn, ein Wesen, welches Gorans mächtigen Gürtel für sich beanspruchte. Die Zuschauer waren plötzlich keine Menschen mehr, sondern diese eigentümlichen Feenwesen, welche sich einen solchen Kampf nicht entgehen lassen wollten. Ich habe keine Ahnung, warum ich so dumm war, doch ich sprang Goran im Kampf gegen einen Troll – EINEN TROLL! – beiseite. Und das in seiner eigenen magischen Welt. Zum Glück verhielten sich die anderen Zauberwesen passiv und griffen nicht ein. Wir teilten gut aus, doch wir hätten keine Chance gehabt, wenn Chris nicht eingegriffen hätte. Mit einem seiner netten Drogenzauber, beförderte er Goran aus dem Geschehen heraus. Nur mit einer List konnten auch Chris und ich dem Ring entfliehen.
Wir hatten dem Troll erzählt, dass Goran ein Versteck außerhalb Berlins habe. Da wir erahnen konnten, an welcher Stelle das Wesen aus seiner Welt – dem Never Never – auf unsere kommen würde um seinen Gürtel zu finden, lauerten wir ihm auf. Berthold tauchte erwartungsgemäß unter einer Brücke auf, bestieg mit einem Menschen ein Auto und sie fuhren in Richtung Potsdam. Unsere Chance: Ein Troll in einem Stahlkäfig – reinstes Gift für diese Freaks. Wir schafften es, bei Dreilinden einen Unfall einzufädeln und schlugen die Scheiße aus Berthold heraus, bis er vor Angst und Schmerzen floh. Der wird uns wohl eine längere Zeit nicht mehr in die Quere kommen. Leider war unsere Idee nicht so klug, wie wir dachten. Ein weiteres Auto verunglückte. Eine Familie mit Kindern. Fuck! Das war nicht unser Plan. Wir versuchten zu helfen, verwischten unsere Spuren und wollten vor den gerufenen Einsatzkräften auf und davon sein. Doch zu unserem Unglück hatte Goran den menschlichen Begleiter des Trolls zum späteren Verhör auf seine Maschine geladen. Er und ich sind keine so guten Fahrer wie Chris. Der hätte es vielleicht mit einem Bewusstlosen auf der Maschine geschafft. So kam es aber natürlich, wie es kommen musste: Ein weiterer Unfall. Und das auch noch mit einem der herannahenden Polizeifahrzeuge …
Was für ein beschissener Tag.
Puh! Tagebucheintrag zwei und drei. :d
=== 2 Ruhe in Frieden ===
Tagebucheintrag Hans Maurer
Glück muss man haben. Mit ein wenig Überredungskunst, schaffte ich es, die Polizisten davon zu überzeugen, dass wir mit dem Unfall nichts zu tun hatten und nur helfen wollten. Wir schafften es sogar, den Beifahrer von Berthold zu einer eingehenden "Befragung" in die Boxhalle mitzunehmen. Der Kerl war in keiner guten Verfassung, also holten wir Manny, einen ausgezeichneten Arzt, dessen vierbeinige Patienten zu wenig Geld einbringen, um nicht ab und an beide Augen zuzudrücken. Nachdem der Patient verarztet und durch einen von Chris' magischen Zirkeln abgesichert war, weckten wir ihn auf. Nachdem er begriffen hatte, dass seine Feuerbälle in einem Zirkel nicht funktionieren, erzählte der Zauberer uns – zumindest teilweise – seine Geschichte. Offensichtlich hatte Achmed, wie er sich bei uns vorstellte, einige Probleme mit den lokalen Wardens, sodass er mit Berthold einen Handel eingegangen war. Wir erfuhren noch, dass Schmeling sich den Gürtel in einem mehr oder weniger fairen Kampf erstritten hatte und Berthold ihn und seine Nachfolger wohl so lange herausfordern wird, bis er ihn wiedererlangt hat. Offensichtlich waren diese Kämpfe bisher immer strikt reglementiert, Berthold hatte sogar einen menschlichen(?) Manager namens Jakob Levison.
Den wollten wir gerade besuchen, als Schmelings Schwester wieder begann, den Boxtempel zu durchstreifen. Gegen das Versprechen, ihn unbehelligt ziehen zu lassen, half Achmed uns, mit der jungen Dame zu kommunizieren. Sie erzählte uns, dass der Tod den Ring ihrer Großmutter Hildegard gestohlen habe. Die junge Edith Schmeling hatte ihn bei ihrem Tod am Finger getragen, aber er war verschwunden. Offensichtlich bedeutete ihr das so viel, dass sie nicht ruhen konnte. Mit diesen Informationen gingen wir noch einmal durch das Portal und fanden den Ring im Sozius des Unfallmotorrades. Also ging es des Nachts mit Schaufel und Spaten zum Zentralfriedhof. Edith erwartete uns schon und wies uns den Weg zum Grab ihrer Großmutter. Wir deponierten ihn im Grab und der Geist fand seine Ruhe. Hach, ein schönes Ende …
… nun ja, das hätte es sein können, wenn uns nicht plötzlich ein Black Court Vampir angegriffen hätte. Natürlich war das für uns keine große Bedrohung. Wir zerkloppten ihn buchstäblich zu Staub und machten uns auf den Heimweg. Auf dem Rückweg hatten wir ein kleines … ahem, Missverständnis mit dem Friedhofswärter. Zum Glück konnten wir die Fronten klären und erfuhren von ihm, dass er Angehöriger der Simeon Bruderschaft ist, eines chritlichen Ordens, welcher seit Ewigkeiten gegen Vampire und ähnliches Getier kämpft. Auch wenn er sich sehr tapfer aufführte, bemerkten wir doch die Angst in Bruder Thomas' Augen, als er uns von einer Welle von Vampiren erzählte, die neuerdings wohl den Friedhof überflutete. Da wir mit dem einen Exemplar schon kaum Probleme gehabt hatten, erklärten wir uns bereit, die Quelle der wachsenden Gemeinschaft der Black Court Vampire zu vernichten. In der Leichenhalle bereiteten wir einen Empfang vor und lieferten der Erschafferin der Blutsauger einen ordentlichen Kampf, bevor sie sich eine weitere Leiche aneignen konnte. Sie schaffte es zu fliehen und so verfolgten wir sie bis in das Mausoleum, in dem sie ihre Brutstätte hatte. Mit einigen Schwierigkeiten und dem Einsatz von einer Menge Feuer, konnten wir ihr dann endlich den entgültigen Frieden bringen.
=== 3 Eine Leiche zum Dessert ===
Tagebucheintrag Hans Maurer
Nach einem ereignisreichen Tag ist ein wenig Frieden gar nicht so übel. Wir hatten einen Geist erlöst und zwei Blutsauger vernichtet. Bruder Thomas war nach dem Kampf schwer verwundet und auch wir hatten unsere körperlichen und seelischen Wunden davongetragen. Daher fuhren wir in das Kloster der Bruderschaft, um den Mönch und uns versorgen zu lassen. Kloster ist vielleicht etwas zu viel gesagt, denn wir standen nach einer kurzen Fahrt vor einem recht heruntergekommenen Plattenbau. Nun, auch wenn der äußere Eindruck eher enttäuschte, fanden wir im Inneren doch eine Besatzung von ca. 20 Brüdern und Schwestern, die den Eindruck machten, etwas vom Kampf gegen die zerstörerischen Mächte zu verstehen.
Als Goran von dem Abt wissen wollte, warum sie den Friedhof nicht einfach mit einem Ritual versiegelten, erzählte uns der Mann von ihrem Leid. Die Bruderschaft ist zwar kampftauglich, aber alles andere als reich. Für ein solches Ritual wäre eine größere Menge an Goldstaub nötig, welcher aus einem saktralen Gebäude stammt. Dieser sei zu teuer und stehlen wollte ihn die Bruderschaft nicht.Was für ein Zufall, dass ich den Berliner Bischof kenne! Ich habe damals den Chauffeur für einige seiner "Nonnen" gespielt, die ihm regelmäßig die "Beichte" abnahmen. Also buchten wir die beiden Damen für eine kleine Sondervorführung. Mehr als zwei Nonnen mit Floggern und Strapse, eine Videokamera und ein paar nette Worte waren gar nicht nötig, schon erhielten wir ein nettes Jesusbild in vergoldetem Rahmen, welches der Kirche aufgrund seiner freizügigen Gestaltung wohl nicht mehr in den Kram passte.
Ob nun Erpressung moralischer war, als Diebstahl, ist natürlich die Frage. Aber inwiefern ist die Moral einer Religion von Relevanz, welche Sexualität als Sünde brandmarkt? Mag sein, dass Gaia, die Erdenmutter, uns so geschaffen hat, wie wir sind, damit wir uns fortpflanzen. Aber hat sie uns nicht auch den Spaß daran gegeben, damit wir ihn auch haben? Ist Sexualität nicht selbst eine Art Gebet? Naja, theologische Fragen mit Christen zu erörtern ist meistens nicht sehr erfolgreich und das war ja auch nicht unsere Aufgabe. Also brachten wir dem Simeon Orden das Bild und ließen einige der Details in unserer Erzählung weg.
Bevor das Ritual abgehalten werden konnte, warfen wir noch einen Blick in das Mausoleum der Obervampirin. Der Abt des Ordens hatte uns davor gewarnt, dass diese Biester sich schwerer töten lassen, als man denkt. Und die Dame wäre – Ritual hin oder her – eine große Gefahr, wenn sie sich wieder erholen sollte. Mit einem Trupp bewaffneter Mönche durchsuchten wir die Überreste vom gestrigen Kampf und wurden tatsächlich fündig. An dem Ort, an dem die Vampirin anscheinend gestorben war, führte ein mit lockerem Erdreich gefüllter Tunnel in die Tiefe. Bei dem Versuch, diesen freizulegen, stürzte Goran plötzlich in eine Höhle und schlug mit dem Kopf an einen großen, steinernen Sagrophag. Während er halb besinnungslos unter uns lag, bewegten sich plötzlich die Schatten um ihn herum und eine Horde wiederlicher Kreaturen bewegte sich auf ihn zu – Ghoule! Chris und ich sprangen ihm zu Hilfe, während die Mönche uns von oben Feuerschutz gaben. Ein harter Kampf entbrannte, bei dem die halbe Höhle einstürzte. Wir hatten sie schon fast besiegt, als eine der Kreaturen mich erwischte. Dunkelheit umfing mich …
Als ich wieder erwachte, war ich hin- und hergerissen zwischen Schmerz und Wonne. Mein Bauch tat weh wie verrückt, doch schnell machte sich ein angenehmes Kribbeln in der Gegend breit. Es war wunderbar dunkel, roch nach Erde und verfaulendem Fleisch. Herrlich! Da lag sogar ein großer Brocken, gut ausgeblutet mit einer Horde Maden darin, die das rohe Fleisch weiter zersetzten. Bei dieser Köstlichkeit konnte ich nicht nein sagen. Ich schlang es in einem Bissen herunter und sogleich fühlte ich weder Schmerzen noch Hunger. So gut ging es mir schon lange nicht mehr. Chris und Goran standen vor einem der toten Ghoule, hatten sie mich befreit? Warum sahen sie mich so komisch an, hatten ihre Waffen erhoben und vor allem: Warum rochen sie so gut?
Langsam kam die Erinnerung wieder. Ich begriff, was passiert war. Die Viecher hatten angefangen, mich zu verspeisen. Doch ich war nicht gestorben, ich war einer von ihnen geworden. Gaia hatte mich verlassen. Doch sie hatte mir ein letztes Ggeschenk mitgegeben: Meinen freien Willen. Ich war ein Monster geworden, eine Abnormalität, doch meine Menschlichkeit hatte ich nicht verloren. Ich weiß nicht, warum die Erdenmutter dies geschehen lassen hat. Kranker Humor? Eine Prüfung? Vielleicht hat sie noch etwas mit den Ghoulen oder mir vor. Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall musste ich die Jungs schnell davon überzeugen, dass ich noch ich war. Gar nicht so einfach, mit Fleischresten unbekannter Herkunft im Maul. Doch sie waren mir extra in den verlassenen U-Bahnschacht, in den die Ghoule mich geschliffen hatten gefolgt – wie ich später erfuhr – und waren nicht bereit, mich nun aufzugeben. Wir versicherten uns, dass wir uns nicht gegenseitig auffressen oder zu Brei schlagen wollten und kehrten so weit wie möglich zur Tagesordnung zurück.
Die neuen Fähigkeiten sind eigentlich gar nicht so schlecht. Ich sehe zwar etwas anders aus, aber mit der Fleischmaske, die ich anlegen kann, sieht das keiner. Klauen hatte ich schon vorher, sie sind nun nur etwas gewachsen. Ich bin dafür stärker und schneller geworden und die Instinkte der Ghoule haben mir viele neue Perspektiven offenbart. Nur der gigantische Hunger nach Fleisch ist ein kleines Problem. Doch vielleicht lässt sich ja ein Arrangement mit dem Doc treffen. Er wird sich sicher freuen, wenn er einiges an Schlafmitteln für seine kleinen Patienten sparen kann …
So, die Tagebücher bleiben erst mal hier. Ich schreibe die eher für uns, als für eine breite Öffentlichkeit. Mitleser sind aber immer herzlich willkommen. ;)
Also hier kommt Nummer 4. Das letzte liefere ich später nach.
=== 4 Grave Danger ===
Tagebucheintrag Hans Maurer
Wir trafen uns auf dem Friedhof. Drei Typen mit Motorrädern und Kutten und eine Handvoll Männer und Frauen in Ordenstrachten. Wie geplant, wollten wir das Ritual durchführen, mit dem der Friedhof für seelenlose Geschöpfe wie Vampire oder Gh… ahem versiegelt werden sollte. Der fast legal erworbene Goldrahmen war teilweise zu Goldstaub verarbeitet, den die Geistlichen in die vier Himmelsrichtungen verstreuten. Danach begannen sie im Gebet den Friedhof zu umrunden, während Chris sie mit seiner Magie unterstützen sollte. Zusammen mit Goran und mir hatte er dazu Position auf dem Friedhof bezogen. Wir wollten zudem aufpassen, dass keiner dieser Freaks das Ritual stören konnte.
Kurz nachdem die Ordensleute ihre Runde begonnen hatten, hörte ich durch meine geschärften Sinne ein Geräusch. Ich ging diesem nach und sah einen Herren mit einem grauen Mantel und farblich passendem Spitzhut, der plötzlich in ein Gebüsch sprang. Ich wollte gerade hinterher und ihn vom Gelände schmeißen, da tauchte ein weiterer Mann auf, sah mich und schnauzte mich an, ob ich den Hutträger gesehen hätte. Mir meiner Aufgabe bewusst und nicht daran interessiert, mich von irgendeinem dahergelaufenen Arschloch anquatschen zu lassen, wies ich ihn mit Nachdruck darauf hin, das Gelände zu verlassen. Es kam natürlich, wie es kommen musste. Anstatt wie ein ganz normaler Mensch ängstlich davonzulaufen, verwandelte der Kerl sich in einen Wolf und riss mich um. Er schnüffelte kurz am Gebüsch und sprang dem Ersten hinterher. Das weckte meinen Jagdinstinkt. Ich hatte natürlich auch den Auftrag … den Auftrag … ach, hinterher! Ich fand die beiden nach ein paar Metern, der Werwolf hockte auf dem Brustkorb des seltsam gekleideten Mannes und knurrte. Sie hatten mich wohl kommen gehört und waren wahrscheinlich aufgrund meines Auftretens – ich hatte meine menschliche Gestalt abgelegt – etwas irritiert. Plötzlich war ich es, der von zwei Gegnern bedroht wurde. Der Wolf knurrte mich an, während der Mann aus der Hocke heraus eine komplizierte Bewegung machte und „FUEGO!“ rief. Tja, ein Mann mit Deppenhut ist in Berlin nichts Ungewöhnliches, aber jemand der aussieht, wie dieser alte Kerl von den Filmpostern für diesen komischen Zwergenfantasiefilm, KÖNNTE ja ein Zauberer sein.
In letzter Sekunde warf ich mich zur Seite und entging ganz knapp … nichts. Nicht mal ein kleiner Funke entsprang der Hand des Mannes. Kein Grund, nicht zum Gegenangriff überzugehen. Mit einem Satz sprang ich vor und schlitzte dem Kerl mit meinen Klauen den Bauch auf. Hätten Goran und Chris vorher auf mich gehört und noch eine weitere Mittagspause eingelegt, wäre dabei wohl nicht zufällig ein nicht unerheblicher Teil des Mannes in meinem Mund gelandet. Auch der überrascht schauende Wolf (dass es so etwas gibt, hätte ich nicht für möglich gehalten) hätte sich nicht plötzlich in einen kotzenden nackten Mann verwandelt, der so schnell wie möglich das Weite suchte. Zum Glück waren wir schon auf einem Friedhof und der Rest war in weniger als fünf Minuten erledigt. Ich habe zwar keine Ahnung, was es genau mit der Sache auf sich hatte, aber wie heißt es so schön? Tote Möchtegernmagier soll man ruhen lassen.
„MAMAAAAA, NEIN!“, schallte es plötzlich aus der Nähe z mir herüber. Schon stolperte ich von einer chaotischen Situation in die Nächste. Die Black Court Vampirin, die wir schon zwei Mal fast getötet hatten, war wieder da. Sie wollte das Ritual unterbrechen und hatte dazu Verstärkung mitgebracht. Das Miststück hatte doch tatsächlich Chris' Mutter aus dem Altenheim eintführt und versuchte, ihn damit unter Druck zu setzen. Mit seinen magischen Tricks gelang es Chris, den Einfluss der Vampirin auf seine Mutter kurz zu lösen und sie in einen Schutzkreis zu befördern. Goran, der von der Schwäche der Vampire gegenüber heiligen Symbolen wusste, versuchte sich an einer der übertrieben spektakulären Aktionen, für die er bekannt ist: Er riss eine fast lebensgroße Statue des heiligen St. Simeon von ihrem – zugegeben schon etwas maroden – Sockel und versuchte die Vampirin damit zu erschlagen. Angeschlagen (hehe), wie sie war, zog die Vampirin ihr letztes Ass aus dem Ärmel. Zwei meiner mit etwas weniger Verstand gesegneter Ghoulbrüder griffen in den Kampf ein. Mit unserer überlegenen psychischen und physischen Stärke schafften wir es letztendlich doch, die drei Kreaturen zu besiegen. Ich war zwar schon satt, aber für einen Vampirkopf war am Ende dann doch noch Platz. Damit hätte sich diese Sache dann auch erledigt. Wir konnten das Ritual abschließen und hatten damit dem Bösen unter Berlin einen schweren Schlag versetzt.
Verdammt, wie ich hinterherhänge. Hier kommen Nummer 5 und 7. Tagebuch 6 ist nicht fertig, ich muss meine eigene Schrift entziffern. Den Rest überarbeite ich dann bei Bedarf noch mal. Bis gleich! :hi:
=== 5 Das Fest ===
Tagebucheintrag Hans Maurer
„Fahrt nach Potsdamm“, hatte unser Informant gesagt, „und bringt ihr Blumen mit, die liebt sie.“ Also saßen wir im Zug, der uns in Richtung Südwesten zu unserem bis dahin unbekannten Ziel bringen sollte. Chris tätschelte sacht die Stofftasche, in der er einige Lotusblumen transportierte, während Goran nervös sein Handy knetete, welches in seinen Pranken beunruhigend knirschte. Ich lutschte währenddessen genüsslich an einem Stück Trockenfleisch. Das Ziel unserer Mission und Grund für die Geheimhaltung wurde die Hüterin von manchen genannt, andere kannten sie als Mittlerin oder auch Knight of the Fate. Wer oder was sie genau ist, wussten wir nicht. Aber sie sollte uns Fragen beantworten können. Davon hatten wir genug. Ich wusste nicht, was ich mit meiner neugewonnen Identität als Ghoul anfangen soll. War es ein Zeichen Gaias? Hatte sie sich von mir abgewandt? Wohin sollte mein Weg mich führen? Chris war sich nicht sicher, zu welchem Preis er das Wissen aus diesem Buch beziehen kann, dass im Nevernever auf ihn wartet – und ihm teilweise Unberuhigendes offenbart. Gorans Gedanken drehten sich darum, wie er den Streit um seinen Gürtel mit dem Troll Berthold zu seinen Gunsten wenden könnte.
Wir wurden durch eine polyphone Version des Songs Eye of the Tiger aus unseren Gedanken gerissen. Nach einem sehr kurzen Gespräch sah Goran uns an und sagte nur „Schloss Sanssouci“. Zwar hatten wir keine genaue Vorstellung, was genau uns erwarten würde, aber wir hätten nicht mit der ca. fünfzigjährigen Japanerin gerechnet, die sich im Schlossgarten um die Beete kümmerte. Sie stellte sich als Haruko Watanabe vor und war entzückt über die mitgebrachten Blumen. Unsere unterschiedlichen Annahmen über das Anlegen von gigantischen floralen Schutzzirklen – genau das tat sie nämlich – amüsierte sie zumindest. Mein Angebot, ihr zu helfen, lehnte sie mit einem Blick auf meine Klauen allerdings dankend ab. Sie führte uns in einen Pavillon und bat uns Tee an. Nachdem wir ihr von unseren letzten Erlebnissen berichtet hatten, beriet sie uns bei unseren Problemen. Ich weiß nicht, ob ich mehr erwartet hätte, aber so sind sie nun, die Feenwesen. Sie besitzen ein unglaubliches Wissen, haben aber auch große Freude daran, sich kryptisch auszudrücken. Zumindest Goran wusste nun genau Bescheid, welchen Regeln Berthold unterworfen war. Die Mittlerin war sehr interessiert daran, das „Gleichgewicht wiederherzustellen“, wie sie es nannte. Das Ritual auf dem Friedhof war ein erster Schritt, aber offensichtlich war Berlin in letzter Zeit für dunkle Mächte so attraktiv geworden, dass es noch mehr als genug zu tun gab, falls wir eher unerfahrenen Wanderer im Reich des Übernatürlichen weiterhin unbeschadet (kann davon bei mir wirklich die Rede sein?) leben wollten. Sie trug uns auf, einen weiteren Schutzzirkel am anderen Ende der Stadt zu errichten und gab uns die benötigten Materialien mit. Vielleicht hatten wir nicht alle die ultimative Erleuchtung gefunden, aber wir hatten unser Netzwerk der übernatürlichen Verbündeten ein weiteres Stück ausgebaut.
Auf dem Rückweg machten wir eine seltsame Entdeckung: Überall in den Hecken um uns herum tanzten kleine Lichterwesen. Mit meinen scharfen Sinnen und der Unterstützung von ein paar Tropfen DOM, konnten wir erkennen, dass es sich dabei um Pixies handelte. Auf einmal ertönte aus dem Schloss eine seltsame Musik, von der wir uns angezogen fühlten. Als wir darauf zu gingen, verwandelte sich unser Äußeres. Chris und ich trugen elegante Gewänder, während Goran statt Sportjacke und Seidenballonhosen plötzlich in eine Dienerlivré gehüllt war. Einige menschliche Wachen, die wie aufgezogen schienen, ließen uns ein. Im Schloss erwartete uns ein Fest, wie wir es noch nie gesehen hatten. Der Ballsaal war gefüllt mit seltsamen Wesen in allen Formen und Farben, die tanzten, sich unterhielten, tranken und – für mich am interessantesten – aßen. Goran wurde gebeten, sich zu den anderen Bediensteten zu begeben, während Chris zu dem Podest der Gastgeberin am Ende des Saals schritt und ich unentschlossen zwischen ihm und dem Buffet hin- und herblickte. Bei der Dame auf dem Podest, handelte es sich – wie ich später zu meinem Leidwesen erfahren musste – um niemand anderes als Titania, die Königin des Summer Court. Offensichtlich hatte Christian mit seinen Umgangsformen solch einen Eindruck auf sie gemacht, dass sie einer ihrer Günstlinge, Elena, zu verstehen gab, mit ihm zu tanzen. Auch auf der Tanzfläche machte er sich keine Schande, während bei mir leider der Hunger gesiegt hatte. Ohne auf die Details einzugehen: Es gab einige Missverständnisse mit der Familie unseres alten „Freundes“ Berthold, aber Goran half mir elegant aus der Patsche. Er erzählte mir von der Gefahr, die es birgt, sich mit diesen Feenwesen einzulassen: Niemals solle man sich mit einem der Höflinge einlassen, am besten nicht einmal ihr Essen anrühren. In Anbetracht des Fleischsaftes auf meinem Gewand, musste er selber einsehen, dass dieser gutgemeinte Ratschlag etwas früher hätte kommen müssen. Als auch noch Bertholds Bruder erkannte, um wen es sich bei dem muskulösen Mann handelte, wurde aus unserem etwas übereilten Aufbruch doch eher eine Flucht. Wir hatten nur ein Problem: Chris war verschwunden, er hatte sich mit seiner Tanzpartnerin zum „Lustwandeln“ in den Garten verzogen. Wir liefen also ins Freie, den Größten Troll, den wir je gesehen hatten, auf inseren Fersen. In der Eile wären wir fast in den Zauber gestolpert, den Chris' Angebetete gesponnen hatte. Die Beiden hatten sich auf einer Steinbak niedergelassen, um die herum die Zeit extrem verlangsamt war. Wollten wir Chris jemals wiedersehen, mussten wir ihn retten (auch wenn er dieses Wort sicher nicht verwendet hätte). Ich grub mich unter dem Zauber hindurch und riss den armen Mann mit heruntergelassener Hose durch die frisch aufgegrabene Erde.
Mit einem sichtlich traumatisierten Christian, stolperten wir aus dem Garten hinaus, als sich plötzlich eine Hand auf meine Schulter legte…
=== 6 Im Auftrag ihrer Majestät ===
Tagebucheintrag Hans Maurer
„Es freut mich, dass es dir geschmeckt hat“, hauchte eine Stimme in mein Ohr, die mir trotz all ihrer Lieblichkeit die Haare auf dem Rücken zum Stehen brachte…
IN ARBEIT
=== 7 Bad Trip ===
Tagebucheintrag Hans Maurer
Nachdem wir die gröbste Sauerei aufgeräumt hatten, machten wir uns, mit einem Klappspaten bewaffnet, zu unserem zweiten Auftrag des gestrigen Tages auf. Das Gegenstück zu Haruko Watanabes Schutzzirkel im Garten von Schloss Sanssouci musste angelegt werden. Dazu fuhren wir über die A10 in Richtung Blumberg und suchten den Ort auf, welchen uns die Knight of Fate angegeben hatte. Goran, der sich als unser Experte für Zirkel solcher Art herausgestellt hatte, begann sofort mit der Arbeit, während Chris und ich Wache hielten. Natürlich war es nicht damit getan, dass wir ein paar Blümchen pflanzten. Kurz nachdem die erste Pflanze den aufgegrabenen Boden berührt hatte, stieß ein gigantischer Arm aus dem Boden und versuchte Goran zu erschlagen.
Ab dem Augenblick passierten für Chris und mich offensichtlich extrem unterschiedliche Dinge. Aus meiner Sicht stellte es sich folgendermaßen dar:
Ich sprang den gewaltigen Arm an un versuchte ihn niederzuringen. Chris, entweder auf einem extrem schlechten Trip, oder unter der Kontrolle einer fremden Macht, versuchte mich zu töten, indem er mich mittels eines Zaubers an dem Arm festnagelte. Eine sehr unangenehme Situation, wenn plötzlich das linke Gegenstück auftaucht und versucht, jemanden wie einen lästigen Käfer wegzuschnipsen. Aus den Augenwinkeln konnte ich wahrnehmen, wie Chris auf einmal mit dem Kopf voran versuchte, in den Boden zu springen und bewusstlos und zuckend liegen blieb. Goran behielt zum Glück einen klaren Kopf und gärtnerte so schnell wie möglich weiter. Je weiter sich der Zirkel schloss, desto schwächer wurden die Arme und verwandelten sich langsam in immer kleinere, glitschige Tentakeln, die verschwanden. Aus der Mitte des Zirkels stieg ein Funke auf, den Goran auffing und dem bewusstlosen Chris auf die Stirn drückte, woraufhin dieser wieder aufwachte.
Er erzählte mir anschließend diese wahnsinnige Geschichte davon, dass er versucht hatte, mir mit einem Schutzzirkel zu helfen, bevor sein Geist auf den Strömen der Leylinie, auf der wir uns befanden, der fremden Macht entgegentauchte. Dort habe er eine unheimliche Szene beobachten können: Eine nur schattenhaft wahrnehmbare Gestalt stieß ein Zauberschwert in den Brustkorb einer weiteren Person, welche in einen mit altetruskischen Runen verzierten Zeremonienpanzer steckte. Daraufhin entbrannte ein epischer Kampf, dessen Schilderung mich stark an die eine Brückenszene aus Herr der Ringe in Moria erinnerte. Auf seinem Zauberstab sei Chris nach seinem Sieg über den Feind und seine eigenen Allmachtsfantasien dann wieder zur Erdoberfläche heraufgeritten und fast in den Mond gestürzt, hätte Goran ihn nicht aufgefangen…
IST DAS ZU GLAUBEN? Entweder sind die Beiden total bekloppt, oder ich bin für Aufträge dieser Art einfach nicht geeignet. Aber was soll man da machen? Zumindest hatten wir unsere Aufgaben erledigt. Ich kann nur hoffen, dass wir in der nächsten Zeit mal wieder etwas mehr Ruhe vor Mutanten, Riesenarmen und Feenwesen haben.
Hohe Intuition... 8)
Quatsch, alles Erfahrungswerte >;D