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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Heinzelgaenger am 7.10.2013 | 21:28

Titel: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Heinzelgaenger am 7.10.2013 | 21:28
Ein bissl inspiriert vom hysterischen Genderbenderthread frage ich mich,

Wie steht ihr zu harten Sexismen in euren liebsten Fantasy RPG-Welten?

So albern oder ernst der ein oder andere Forist auf Gender Studies, Frauenquote und LGBTIETC im echten Leben blicken mag, um so differenzierter mag doch die Spieltiefe von Aventurien & Co durch althergebrachte Rollenbilder sowie Konflikte drumherum zunehmen.
Oder nicht?

Was mich ausserdem interessiert: Wie handhabt ihr die unter Spielern recht üblichen weiblichen Wundertiere [Kämpferinnen, Ritterinnen etc] in einer realistisch anmutenden, mittelalterlichen Welt?
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Darius der Duellant am 7.10.2013 | 21:34
Solange die Settingbiologie nichts anderweitig vorschreibt?
Als das was sie irdisch auch sind:
Über dem Durchschnitt ihres Pools liegend.

Ansonsten halt einfach ein weiblicher Ritter, was im Setting dann so ungewöhnlich wie ein weiblicher Hund ist und vergleichare Reaktionen (aka "Ja und, ist doch irrelevant?") hervorruft.


Aventurien ist da eigentlich auch ein schlechtes Beispiel, dessen Settingbiologie und auch der kulturelle Habitus sind doch der Wunschtraum jedes Gender-Studenten.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Heinzelgaenger am 7.10.2013 | 21:49
Aventurien ist hier nur Platzhalter, so gut kenn ich die Welt nicht.

Wenn du irdische Massstäbe nimmst, dann ist die Bezeichnung Ritterin allerhöchstens für ne Titelträgerin eines Ehrenordens gut.
Es gab einfach keine kämpfenden Ritterinnen im Hochmittelalter.
Als einziges Gegenbeispiel fiele mir die etwas später in Erscheinung tretende Jeanne D'arc ein, deren Crossdressing-Eskapaden aber auch alles andere als achselzuckend entgegengenommen wurden.
Ehrlich gesagt weiss ich nicht mal, ob man sie damals als Ritterin bezeichnet hätte.

Spielt man Hardcore-Mittelalter, ist eine Ritterin eine interessante, rollenspielerische Herausforderung, weil sie permanent aneckt.
Welcher Freigeist würde denn anno 1200 sagen:
Zitat
Ja und, ist doch irrelevant?

Folglich lese ich aus deiner Antwort: " Ich ignoriere die kulturelle Brisanz einfach."
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: CAA am 7.10.2013 | 21:59
Aventurien ist nicht Europa 1200 rum, sondern eine komplett gleichberechtigtes Setting. Mal von wenigen Ausnahmeländern und Professionen (Hexe & co)  abgesehen. Jetzt kann man natürlich über-analysieren, dass es mehr männliche als weibliche Ritterinen geben muss, weil veranlagung und bla... aber selbst der Gott des Kampfes (Rondra) ist eine Frau.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Darius der Duellant am 7.10.2013 | 22:01
Aventurien ist hier nur Platzhalter, so gut kenn ich die Welt nicht.

Wenn du irdische Massstäbe nimmst, dann ist die Bezeichnung Ritterin allerhöchstens für ne Titelträgerin eines Ehrenordens gut.
Es gab einfach keine kämpfenden Ritterinnen im Hochmittelalter.
Als einziges Gegenbeispiel fiele mir die etwas später in Erscheinung tretende Jeanne D'arc ein, deren Crossdressing-Eskapaden aber auch alles andere als achselzuckend entgegengenommen wurden.
Ehrlich gesagt weiss ich nicht mal, ob man sie damals als Ritterin bezeichnet hätte.

Spielt man Hardcore-Mittelalter, ist eine Ritterin eine interessante, rollenspielerische Herausforderung, weil sie permanent aneckt.
Welcher Freigeist würde denn anno 1200 sagen:
Folglich lese ich aus deiner Antwort: " Ich ignoriere die kulturelle Brisanz einfach."

Du hast mich absolut und vollkommen missverstanden.

Wenn das Setting vorschreibt, dass Männlein und Weiblein keine unterschiede hinsichtlich ihres Fähigkeitenpotentials haben, ist die Frage ob da jetzt ein Ritter oder eine Ritterin vor mir steht vollkommen irrelevant, weil es in beiden Fällen, analog zum Hund, nichts von der Norm abweichendes wäre.


Wäre es hingegen ein realistisches Setting, gäbe es eben entsprechende, dem Grad der außergewöhnlichkeit angemessene, Reaktionen.
Da gibts für die Feuerwehrfrau im frühen 21. Jahrhundert vielleicht ein "oha, nicht schlecht!", für die von dir angesprochene Ritterin im irdischen Mittelalter hingegen irgendwas zwischen überschwänglicher Bewunderung und Scheiterhaufen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Pyromancer am 7.10.2013 | 22:09
Die Leute im Mittelalter waren toleranter, als man es sich heute vorstellt, und kämpfende Frauen waren vielleicht nicht die Norm, aber auch nicht total ungewöhnlich.

Praktisch heißt das für mich: Wenn die Gruppe die Geschlechterfrage nicht zum Thema machen will (und bisher wollten sie das nie), dann ist das Geschlecht eben kein Thema, und die weibliche Ritterin wird auch vom Fantasy-Umfeld einfach akzeptiert.

Und da schmeiß ich auch sonstige Setting-Konventionen um. Auf Midgard gibt es z.B. in Eschar offiziell nur männliche Priester der Zweiheit. Eine Spielerin wollte aber eine Priesterin spielen. Na, dann gibt es eben außer den ganzen männlichen Priestern noch den Orden der heiligen Frauen, die genau das gleiche sind wie Priester, nur anders heißen. Thema durch.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Praion am 7.10.2013 | 22:22
Ich werde nichts spielen das sagt: "Als Frau die eine Frau spielen will, kannst du keine selbstbestimmte selbstsichere Person spielen sondern alle machen dich nur nieder".

Muss ich mir nicht geben. Diskriminierung ist immer noch da, dass muss ich nicht noch in fremden Welten mitfördern. Vor allem wenn so gar keine Recherche gemacht wird sondern eben: "Mittelalter.Frauen ganz unten.lol"
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Maarzan am 7.10.2013 | 22:23
Ich versuche das Setting komplex genug zu machen, dass verschiedenste Kulturen und deren Teilgruppen existieren, welche unterschiedliche Vorstellungen haben. So sind diverseste Varianten möglich - und im Spiel kollidieren sie dann eben.

Wenn jemand also etwas bestimmtes spielen möchte ist es eine Frage den passendsten Ausschnitt zu wählen und die Spieler über die jeweiligen sozialen Folgen zu informieren. Und bei irgendeiner sozialen Fraktion eckt damit fast jeder aus dem einen oder anderen Grund an.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Eulenspiegel am 7.10.2013 | 22:28
@Pyromancer
Und andersrum: Wie handhabst du es, wenn jemand einen sexistischen Priester spielen will? Wird der sozial auch akzeptiert oder eckt dieser an jeder Ecke an?

@Praion
Man kann ja durchaus selbstbewusste Frauen spielen: Hexen, Magier, Diebe, Amazonen. Alles selbstbewusste Professionen. - Aber muss es unbedingt eine Ritterin sein?

Die meisten Männer akzeptieren es ja schließlich auch, dass sie als Hexer oder männliche Amazone überall anecken würden.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 7.10.2013 | 22:35
Ich spiele ja komplett asexuell. Ritter und Ritterinen haben bei mir den gleichen Stellenwert, Spielercharaktere werden nicht wegen ihrer Sexualität oder ihres Geschlechts ausgegrenzt.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Praion am 7.10.2013 | 22:38
@Praion
Man kann ja durchaus selbstbewusste Frauen spielen: Hexen, Magier, Diebe, Amazonen. Alles selbstbewusste Professionen. - Aber muss es unbedingt eine Ritterin sein?

Darum geht es ja gar nicht. (Und wenn es keine Ritterin sein darf würde genauso Magierin keinen Sinn machen. Wenn Männer herrschen und Ritterinen unterdrücken würden sie das auch mit Magierinen tun)

Ich hatte die Diskussion im PULP-Setting. Grundidee: "Das sind Geschichten für Männer mit Männerphantasien und da sind die Frauen eben alle unfähig, müssen gerettet werden und sind Sexobjekte. VIELLEICHT könnten sie noch Krankenschwestern sein."

Und damit bekommst du als Frau zu hören: "Ne Schätzchen, du kannst hier als Frau gar nichts reißen. Wenn du was hinbekommen willst dann musst du deinen Körper dafür ausnutzen und selbst dann haben eigentlich immer noch die Männer die macht und tun dir nur einen Gefallen weil du die Beine für sie aufmachst."

Das ist eine Botschaft die einfach mal scheiße ist und ich würde sowas nicht in mein Rollenspiel packen und sowas auch nicht spielen wollen!

Gleiches Problem mit dem I Am Zombie Kickstarter der nur nackte, passive Frauen zeigt (oder halbnackte die erschossen wurden)
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Shadom am 7.10.2013 | 22:44
Wenn es bei in meinen Settings irgendwelche Voruteile und Rollenbilder gibt, die Charaktere direkt betreffen (beispielweise wenn Zwerge als notgeile Vergewaltiger verrufen wären), dann teile ich das meinen Spielern IMMER mit. Wenn es die Charakter nicht betrifft, dann vergesse ich es vielleicht manchmal zu erwähnen.
Bei Geschlechter liegt die Sache aber anders. Da uns das im Gegenteil zu Zwergen im echten Leben näher liegt versuche ich sowas immer zu kommunizieren. (nicht dass ich es nicht schon trotzdem vergessen hätte...  :-\ )

Generell versuche ich aber gerade wenn man auch in der Gruppe verschiedene Gender hat (sprich weibliche und männliche Personen mitspielen) Gendervorurteile nicht zu thematisieren. Da muss man sich im echten Leben schon genug mit rumschlagen. Wenn aber alle Frauen bzw. Männer sind und einer gezielt das andere Geschlecht wählt, dann ist das offenbar Absicht und dann bin ich mir auch nicht zu fein das zu thematisieren.


Abseits vom Thema wurde hier im konkreten Beispiel aber durchaus etwas vereinfacht an das Thema rangegangen.
Man schaue mal hier: http://en.wikipedia.org/wiki/Timeline_of_Women_in_Medieval_warfare

Da sind gerade was den Adel angeht eine Menge Frauen in der Geschichte bekannt, die durchaus die Waffe in die Hand nahmen und alles außer dem Namen nach unseren Vorstellungen von Rittern entsprachen.
Im Nebensatz werden da auch immer mal wieder weibliche Streitkräfte erwähnt (z.B. "along with several other women", "one of her female companions", "Shieldmaidens" usw.)
Vereinfacht die Sache mal nicht zu sehr :D
Frauen haben auch früher schon anderen Leuten, die Schädel eingeschlagen genau wie Männer.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Thandbar am 7.10.2013 | 22:48
Ich werde nichts spielen das sagt: "Als Frau die eine Frau spielen will, kannst du keine selbstbestimmte selbstsichere Person spielen sondern alle machen dich nur nieder".

Muss ich mir nicht geben. Diskriminierung ist immer noch da, dass muss ich nicht noch in fremden Welten mitfördern. Vor allem wenn so gar keine Recherche gemacht wird sondern eben: "Mittelalter.Frauen ganz unten.lol"

Ich mag die Möglichkeit, Emanzipationsgeschichten spielen zu können. So finde ich es interessant, eine Zwergin zu mimen, die zeigen will, dass sie als Klerikerin genauso harte Moradin-Schellen verteilen kann wie ihre barttragenden Kollegen auch, oder ebenso geschickt im Goldschmiedehandwerk wie jeder männliche Zwerg.
Ähnliches gilt natürlich, wenn man in L5R einen männlichen Otaku spielt und davon träumt, eines der berühmten Otaku-Rösser reiten zu dürfen - eine Ehre, die traditionell nur den weiblichen Mitgliedern der Familie vorenthalten ist.

In einer völlig gleichberechtigten Welt fallen solche erzählerischen Aspekte weg, was ich nicht unbedingt gut finde.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Darius der Duellant am 7.10.2013 | 22:49

Abseits vom Thema wurde hier im konkreten Beispiel aber durchaus etwas vereinfacht an das Thema rangegangen.
Man schaue mal hier: http://en.wikipedia.org/wiki/Timeline_of_Women_in_Medieval_warfare

Da sind gerade was den Adel angeht eine Menge Frauen in der Geschichte bekannt, die durchaus die Waffe in die Hand nahmen und alles außer dem Namen nach unseren Vorstellungen von Rittern entsprachen

Naja, umgekehrt wird auch ein Schuh draus. Adel ist eh schonmal abseits der Normalen und ein Wiki-Artikel der auf hundert Jahre jeweils ca ein dutzend Namen auflistet ist eher ein Beleg dafür, dass kämpfende Frauen eben nicht die Norm waren/sind.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Heinzelgaenger am 7.10.2013 | 22:49
Du hast mich absolut und vollkommen missverstanden.
Entschuldige.
Ist dir ein sexistisches/realistisches oder ein "gegendertes" Setting denn lieber?

@Pyromancer
Zitat
kämpfende Frauen waren vielleicht nicht die Norm, aber auch nicht total ungewöhnlich.
Woher hast du denn das?
Ich denke, "total ungewöhnlich" trifft es eigentlich ziemlich genau.

@Praion
Zitat
Diskriminierung ist immer noch da, dass muss ich nicht noch in fremden Welten mitfördern.
Ist das Satire?
*liest letzten Post*
Wenn Männer sexistischen Pulp mit Ansage spielen wollen wo ist das Problem?
Frauen können doch genausogut "Adult Romance" oder wieauchimmerdasheisst spielen (die Bücher mit Fabio auf dem Cover)


Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Praion am 7.10.2013 | 22:50
Naja, umgekehrt wird auch ein Schuh draus. Adel ist eh schonmal abseits der Normalen und ein Wiki-Artikel der auf hundert Jahre jeweils ca ein dutzend Namen auflistet ist eher ein Beleg dafür, dass kämpfende Frauen eben nicht die Norm waren/sind.

Rechne mal noch fehlende Quellen oder absichtliche Verschweigung (Männer machen Geschichte) mit rein.
Natürlich sit das nicht "Die Norm" aber das pauschal zu verbieten macht aufgrund der Menge an Gegenbeispielen keinen Sinn.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Heinzelgaenger am 7.10.2013 | 22:53
Wer redet denn was von Verbieten?

Der Wikieintrag ist eher eine Auflistung von Propaganda, Legenden und Übertreibungen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Praion am 7.10.2013 | 22:53
Wer redet denn was von Verbieten?

Der Wikieintrag ist eher eine Auflistung von Propaganda, Legenden und Übertreibungen.

Huch, klingt fast wie Fantasy  :dftt:
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Heinzelgaenger am 7.10.2013 | 23:00
Hast du dir die Liste überhaupt mal angeguckt?

Es spielt ausserdem doch überhaupt keine Rolle.

Freds Frage war nicht:
Sexismus im Mittelalter: gut/schlecht/war alles hab so schlimm?

sondern:
Was spielst du lieber und warum?

Du magst keinen Sexismus ggü unsichtbaren, nichtexistenten Personen ausspielen.
Ok, danke für deine Meinung.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Darius der Duellant am 7.10.2013 | 23:02
@Praion:

Von "Pauschal verbieten" spricht auch keiner (zumindest ich nicht).
Solange man sich nicht per Gruppenvertrag drauf einigt wird es von der Welt und den Spielfiguren aber naturgemäß andere Reaktionen auf ungewöhnlichen Objekte geben.
Sind Kriegerfrauen im entsprechenden Setting nichts ungewöhnliches, werden sie eben auch nicht anders behandelt.


Zitat
Rechne mal noch fehlende Quellen oder absichtliche Verschweigung (Männer machen Geschichte) mit rein.

Und wenns die zehnfache oder hundertfache oder tausendfache Zahl ist, reisst es das im Vergleich zur Menge an männlichen Kämpfern immer noch nicht raus.

Entschuldige.
Ist dir ein sexistisches/realistisches oder ein "gegendertes" Setting denn lieber?

Kein Problem.

Realistisch != sexistisch
Letzteres braucht es nicht, ob realistisch oder gegendert ist mir im großen und ganzen egal, da ich nicht mit Leuten spiele die ihre sexuelle oder geschlechtliche Identität als Zugpferd zur Identifikation nutzen.
Rein mechanisch ist mir als Optimierer ein biologisch gegendertes Setting in dem die Frage nach Männlein oder Weiblein maximal kosmetischer Natur ist jedoch lieber, da braucht sich dann niemand unfair benachteiligt fühlen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Eulenspiegel am 7.10.2013 | 23:17
Darum geht es ja gar nicht. (Und wenn es keine Ritterin sein darf würde genauso Magierin keinen Sinn machen. Wenn Männer herrschen und Ritterinen unterdrücken würden sie das auch mit Magierinen tun)
Doch, darum geht es.

Und es hat nichts mit Herschen und beherrscht werden zu tun. Es hat etwas mit dem Rollenbild der Gesellschaft zu tun.

Heutzutage ist es zum Beispiel akzeptiert, wenn Frauen Hosen tragen. Aber wenn ein Mann einen Rock trägt, wird er schief angeguckt.

Das hat nichts mit herrschen oder beherrscht werden zu tun sondern liegt am Rollenbild der Geschlechter. Und das Rollenbild sagt in einigen Settings nunmal, dass Frauen nicht kämpfen können.

Zitat
Ich hatte die Diskussion im PULP-Setting. Grundidee: "Das sind Geschichten für Männer mit Männerphantasien und da sind die Frauen eben alle unfähig, müssen gerettet werden und sind Sexobjekte. VIELLEICHT könnten sie noch Krankenschwestern sein."
Also wenn es um Männerfantasien geht, dann würde ich doch eher Macho Women with Big Guns RPG (http://store.comicfusion.net/jun033770.html) oder Baywatch spielen.

Ich habe den Threadstarter so verstanden, dass es hier nicht um Männerfantasien sondern um Settingkonventionen gehen soll.

Zitat
Und damit bekommst du als Frau zu hören: "Ne Schätzchen, du kannst hier als Frau gar nichts reißen. Wenn du was hinbekommen willst dann musst du deinen Körper dafür ausnutzen und selbst dann haben eigentlich immer noch die Männer die macht und tun dir nur einen Gefallen weil du die Beine für sie aufmachst."

Das ist eine Botschaft die einfach mal scheiße ist und ich würde sowas nicht in mein Rollenspiel packen und sowas auch nicht spielen wollen!
Ja, diese Botschaft ist Scheiße. Und die will ich auch nicht im RPG haben. Aber imho geht es in diesem Thread auch nicht darum sondern um sexistische Settings. - Dort können Frauen durchaus auch etwas reißen. Dort können Frauen häufig auch herrschen. Sie können halt nur nicht kämpfen.

@Shadom
Bei der Liste der kämpfenden Frauen gibt es im Hochmittelalter etwa 10 kämpfende Frauen pro Jahrhundert. Das macht durchschnittlich eine kämpfende Frau pro Jahrzehnt. Das würde ich schon als extrem exotisch bezeichnen. Bei vielen steht zudem dabei, dass sie die Armee geführt bzw. kommandiert hat. Dort steht nicht, dass sie selber gekämpft hat.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: D. M_Athair am 7.10.2013 | 23:55
Wenn ich mit der Spielrunde vereinbart habe in einem quasi-historischen antiken Griechenland zu spielen, dann gibt es keine Frau, die an die Spitze Athens gewählt wurde. Anders sieht es aus, wenn wir, weil SpielerIn X eine ebensolche spielen will, uns insgesamt nochmal dran machen die Settingkonventionen neu zu setzten. Dann könnte sein, dass es doch geht. Das ist aber kein Automatismus, sondern Verhandlungssache.

Kommt halt auch drauf an, ob eine quellengetreue Simulation für die Gruppe einen besonderen Wert hat, oder nicht.


Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 8.10.2013 | 00:39
In meinen Settings gibt es in der Regel so viel oder wenig Sexismus wie das Quellmaterial sagt. Da lasse ich auch nicht immer Ausnahmen zu - wenn eben in einer Kultur Männer nicht zaubern dürfen und in einer anderen Frauen nicht kämpfen dürfen, dann ist das eben so. Wer einen zaubernden Mann spielen will soll dann bitte eine andere Kultur wählen.

Bei historischen Settings würde ich mich auch daran halten, was die Geschichtsbücher sagen. Ein Frau könnte sich aber unter Umständen als Mann ausgeben um z.B. zur See zu fahren.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Bad Horse am 8.10.2013 | 20:11
Ich mag die Möglichkeit, Emanzipationsgeschichten spielen zu können.

In einer völlig gleichberechtigten Welt fallen solche erzählerischen Aspekte weg, was ich nicht unbedingt gut finde.

Das kann ich soweit mal unterschreiben, und das ist für mich auch der wichtige Punkt bei der Frage, wie eine Ritterin integriert wird. Wenn jemand das tut, weil er / sie gern ein Dilemma zwischen Erwartung an die Geschlechterrolle und eigenen Vorlieben im Spiel sehen würde, dann wird die Ritterin schief angeguckt und muss sich beweisen. Wenn jemand einfach nur mal eine Ritterin spielen will, aber kein Drama drum möchte, dann wird das eben hingenommen.

Natürlich muss sich hier die Gruppe einigen. Wenn alle hartes, dreckiges Mittelalter spielen wollen, dann sollte man halt drüber reden, wie der weibliche Ritter integriert wird und was für Konsequenzen auf den Spieler zukommen. Und wenn es jemanden total stört, weil ihm das unglaubwürdig vorkommt und er andere Vorstellungen hat, dann muss man einen Kompromiss finden, mit dem alle leben können.

Ich finde es aber albern, zu sagen: Es gab nur 10 kämpfende Frauen pro Jahrhundert, also kann dein SC keine sein. Ist der SC halt eine von diesen zehn Frauen, da bricht sich doch keiner einen ab.

Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Jiba am 8.10.2013 | 20:48
Was Bad Horse sagt.

Ansonsten: Ich bezweifle, dass gegendert und sexistisch/realistisch (100 Punkte für den verbindenden Querstrich  ::) ) eine bipolare Aufstellung ist. Das misst sich eher in Graden: Fakt ist, dass bestimmte Kulturen, Länder, Städte bis hinunter zu Familien und Einzelpersonen bestimmte Vorstellungen von Geschlechterrollen haben (wer mir nicht glaubt, muss nur in den Nebenthread gucken... ein wahres Festival der Missverständnisse und Platitüden). Insofern wäre es selbst in einem beinhart sexistischen Setting möglich die Ausnahme zu spielen – und man wird sicherlich auch Leute im Setting finden, die den eigenen SC in seinem Verhalten bestärken. Meine Güte, dass so viele Rollenspieler immer zuerst von dem ach so heiligen "Realismus" ausgehen müssen und nicht merken, wie sie sich in kollektive Grobeinschätzungen verrennen, in denen Individuen und die Gegebenheiten im Umfeld des fraglichen Charakters selbst keine Rolle spielen. Das ist aber was, was ich immer schon am Zugang zu Rollenspielsettings bemängele: Diese ständigen Verallgemeinerungen ("Elfen sind so aber nicht!", "Ein Paladin würde sowas niemals tun!") gehen doch an der Realität noch mehr vorbei! Menschen (und wohl auch Zwerge oder Orks) sind Individuen (mit einer gewissen Sozialisation, klar, aber die ist nicht allmächtig und durchaus Stimmungen und Ausnahmeregelungen unterworfen). Ich persönlich habe keine Lust auf solche Allgemeinplätze – ich will Persönlichkeiten, verdammt nochmal.

Insofern ist es bei mir wie bei Bad Horse: Will man das Ganze im Rahmen der Geschichte thematisieren, dann thematisiert man es; will man es nicht, dann macht man es auch nicht. So einfach. Und den Realismus kann man sich dabei getrost in die Haare schmieren.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Eulenspiegel am 8.10.2013 | 21:00
Ansonsten: Ich bezweifle, dass gegendert und sexistisch/realistisch (100 Punkte für den verbindenden Querstrich  ::) )
Was hast du gegen den Querstrich? Willst du etwa behaupten, es wäre realistisch, dass im Mittelalter kein Sexismus geherrscht hätte?

Zitat
Insofern wäre es selbst in einem beinhart sexistischen Setting möglich die Ausnahme zu spielen – und man wird sicherlich auch Leute im Setting finden, die den eigenen SC in seinem Verhalten bestärken.
Klar, kann man die Ausnahme spielen. Und klar wird man Leute finden, die einem darin bestärken. Aber das wird in einem realistischen Mittelalter-Setting eher die Ausnahme sein. Die meisten Leute werden eher abfällig reagieren.

Und niemand behauptet, dass Realismus heilig ist. Natürlich darf man auch unrealistisch spielen. Aber genau so, wie die Realismus-Fans es akzeptieren, wenn andere unrealistisch spielen, so sollten Unrealismus-Fans akzeptieren, wenn andere realistisch spielen.

Zitat
Das ist aber was, was ich immer schon am Zugang zu Rollenspielsettings bemängele: Diese ständigen Verallgemeinerungen ("Elfen sind so aber nicht!", "Ein Paladin würde sowas niemals tun!") gehen doch an der Realität noch mehr vorbei!
Richtig! Es gibt Leute, die wollen realistisch spielen. Und es gibt andere Leute, die wollen mit Stereotypen spielen.

Solange man im Vorfeld kommuniziert, zu welcher der beiden Fraktion man gehört (oder ob man einer dritten Fraktion angehört), ist doch alles wunderbar.
Was ich nicht leiden kann, ist, wenn man Mitglieder einer anderen Fraktion wegen ihrer Spielvorliebe disst.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Jiba am 8.10.2013 | 21:27
Was hast du gegen den Querstrich? Willst du etwa behaupten, es wäre realistisch, dass im Mittelalter kein Sexismus geherrscht hätte?
Nö, aber es ist genauso unrealistisch zu behaupten, dass, selbst in Bezug auf das Mittelalter, sexistisch und realistisch gleichzusetzen sind. Ich kann eine Mittelalterrunde spielen, die Frauen und Männer enthält, die keinerlei Sexismus enthält und sich trotzdem realistisch anfühlt, einfach indem diese Individuen einfach eine bestimmte Sichtweise zum Thema einnehmen.

Klar, kann man die Ausnahme spielen. Und klar wird man Leute finden, die einem darin bestärken. Aber das wird in einem realistischen Mittelalter-Setting eher die Ausnahme sein. Die meisten Leute werden eher abfällig reagieren.
Woher weiß man, was "die meisten Leute" getan hätten... ich meine, ernsthaft, ich kann einen weiblichen SC genauso respektvoll inszenieren wie einen männlichen, auch in einem historischen Setting. Man muss sich nur vom Stereotypen-Spiel verabschieden – ich behaupte, dass die Realismus-Keule doch nur allzu oft ausgepackt wird, um alle möglichen und unmöglichen  Halbwahrheiten in einem Setting zu rechtfertigen.

Außerdem disse ich speziell niemanden. Ich tue nur meinen Spielstil kund.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Pyromancer am 8.10.2013 | 21:32
ich meine, ernsthaft, ich kann einen weiblichen SC genauso respektvoll inszenieren wie einen männlichen, auch in einem historischen Setting. Man muss sich nur vom Stereotypen-Spiel verabschieden – ich behaupte, dass die Realismus-Keule doch nur allzu oft ausgepackt wird, um alle möglichen und unmöglichen  Halbwahrheiten in einem Setting zu rechtfertigen.

Der durchschnittliche Rollenspieler hat vom echten Mittelalter keine Ahnung und verwechselt die historische Realität mit dem, was sich gespeist aus verschiedenen Rollenspiel-Settings, Hollywood-Filmen, LARPS und "Fachgesprächen" mit anderen Ahnungslosen in seinem Hirn zu Falsch- und Halbwissen vermischt hat.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Praion am 8.10.2013 | 21:34
Nö, aber es ist genauso unrealistisch zu behaupten, dass, selbst in Bezug auf das Mittelalter, sexistisch und realistisch gleichzusetzen sind. Ich kann eine Mittelalterrunde spielen, die Frauen und Männer enthält, die keinerlei Sexismus enthält und sich trotzdem realistisch anfühlt, einfach indem diese Individuen einfach eine bestimmte Sichtweise zum Thema einnehmen.
Woher weiß man, was "die meisten Leute" getan hätten... ich meine, ernsthaft, ich kann einen weiblichen SC genauso respektvoll inszenieren wie einen männlichen, auch in einem historischen Setting. Man muss sich nur vom Stereotypen-Spiel verabschieden – ich behaupte, dass die Realismus-Keule doch nur allzu oft ausgepackt wird, um alle möglichen und unmöglichen  Halbwahrheiten in einem Setting zu rechtfertigen.

Außerdem disse ich speziell niemanden. Ich tue nur meinen Spielstil kund.

 :d Alle Daumen
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Eulenspiegel am 8.10.2013 | 21:40
@Jiba
Andersrum würde ich dir zustimmen: Es gibt sexistische Mittelalter-Settings, die nicht realistisch sind.

Aber ein realistisches Mittelalter-Setting wird immer sexistisch sein. Klar wirst du einige Individuen vorfinden, die eine aufgeklärte Sichtweise auf das Thema haben. Falls diese in deinem Mittelalter-Setting aber die Mehrheit bilden, ist das unrealistisch. Im Mittelalter waren die meisten Menschen eben nicht aufgeklärt.

Zitat
Woher weiß man, was "die meisten Leute" getan hätten...
Historische Forschung. Es gibt zahlreiche Historiker, die sich mit dem Mittelalter beschäftigt haben. Die das Schrifttum zu der damaligen Zeit studiert haben. Man hat mittlerweile eine ziemliche genaue Vorstellung davon, wie die Leute damals so ungefähr gelebt und gehandelt haben.

Klar gab es immer wieder Ausnahmen. Aber dies waren, wie der Name schon sagt, Ausnahmen.

Zitat
Und den Realismus kann man sich dabei getrost in die Haare schmieren.
Jemanden zu sagen, er kann sich seinen Spielstil "in die Haare schmieren", ist schon sehr beleidigend.

Stell dir mal vor, jemand hätte den gleichen Satz geschrieben, aber anstatt "Realismus" hätte er "Gleichberechtigungskram" geschrieben. Fändest du den Satz dann immer noch in Ordnung?

Der durchschnittliche Rollenspieler hat vom echten Mittelalter keine Ahnung und verwechselt die historische Realität mit dem, was sich gespeist aus verschiedenen Rollenspiel-Settings, Hollywood-Filmen, LARPS und "Fachgesprächen" mit anderen Ahnungslosen in seinem Hirn zu Falsch- und Halbwissen vermischt hat.
+1  :d
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Bad Horse am 8.10.2013 | 21:53
Falls diese in deinem Mittelalter-Setting aber die Mehrheit bilden, ist das unrealistisch. Im Mittelalter waren die meisten Menschen eben nicht aufgeklärt.

Du spielst in deiner Gruppe aber nicht die meisten Menschen im Mittelalter, sondern nur einen winzigen Ausschnitt. Und wenn dieser winzige Ausschnitt nicht sexistisch ist (z.B. in einem obskuren Kloster oder einer aufstrebenden Stadt mit starken Frauengestalten), dann ist das deswegen noch nicht unrealistisch. Auch im Mittelalter gab es Individuen mit individuellen Meinungen.

Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Edwin am 8.10.2013 | 21:53
Momentan leite ich eine Dungeon-World-Runde im selbst erdachten Kontinent Norsgard - wo die Männer sich mit ihren Streitäxten rasieren, erst ab -40 Grad ihren Robbenpelzmantel auspacken, Helme mit Hörnern drauf tragen und sich mit Eisriesen prügeln. Und NATÜRLICH sexistisch sind.

Das ganze ist natürlich irgendwo ein Nordeuropa/Wikinger-Ding...hat aber natürlich nichts mit echter Geschichte zu tun, sondern mit dem Groschenroman/C-Movie-Bild dieser Zeit und dieses Volkes.

Ich würde mich dem anschließen, dass das eigentlich mit fast allen Rollenspiel-Settings so ist die ich kenne. Der Anspruch, Mittelalter "realistisch" zu spielen dürfte bei nicht-vorhandener Zeitmaschine ziemlich utopisch sein.

Sexismus, von dem Realismusstreit befreit, kann ein interessanter Konfliktaufhänger sein, oder ein Abenteuergrund für eine Heldin. Oder einfach nur ein bisschen Anstrich für das Macho-Setting. Je nach dem nimmt er dann mehr oder weniger Raum im Spiel ein.

Klar sollte natürlich sein, dass HeldinnenspielerInnen vorher klar ist, wie sich der eventuell vorhandene Sexismus auswirkt.

Recht befremdlich finde ich pädagogisch-politische Ansichten, welche Sexismus grundsätzlich verbannen wollen weil es irgendwie den Sexismus in der Realität weiter befördere. Hier fehlt mir dann doch das Vertrauen in die Frähigkeit von SpielerInnen, Realität und Spielwelt trennen zu können.

Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Space Pirate Hondo am 8.10.2013 | 21:57
Ich denke mal, dass dieser Link (http://d24w6bsrhbeh9d.cloudfront.net/photo/aKzxPZg_700b.jpg) ganz gut zum Thema passt.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Praion am 8.10.2013 | 21:58
Und NATÜRLICH sexistisch sind.

 :dftt: :q
Oh. NATÜRLICH ist das so. Damit ist alles gesagt. Nichts anderes ist möglich und würde sofort alle Immersion und realistik zerstören. Natürlich ist das NATÜRLICH!

dumdidum (http://forum.rpg.net/showthread.php?697888-Numenera-W-T-F-Monte!&p=17048249#post17048249)
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Eulenspiegel am 8.10.2013 | 22:08
Und wenn dieser winzige Ausschnitt nicht sexistisch ist (z.B. in einem obskuren Kloster oder einer aufstrebenden Stadt mit starken Frauengestalten), dann ist das deswegen noch nicht unrealistisch. Auch im Mittelalter gab es Individuen mit individuellen Meinungen.
In einem Kloster eines speziellen Ordens mag das gelten.

Aber bereits eine aufstrebende Stadt wäre ein zu großer Ausschnitt. Wie gesagt, es gibt Individuen mit individuellen Meinungen. Aber dass eine gesamte mittelalterliche Stadt kollektiv der Meinung war, Frauen sollten die gleichen Rechte wie Männer haben, wäre mir neu.
Aber du kannst mir ja sagen, an welche Stadt du gedacht hast. - Imho gehörten die Hanse-Städte noch zu den aufgeklärtesten. Und selbst dort herrschte ein Patriarchat.

Oh. NATÜRLICH ist das so. Damit ist alles gesagt. Nichts anderes ist möglich und würde sofort alle Immersion und realistik zerstören. Natürlich ist das NATÜRLICH!
Ich weiß nicht, ob du ihm absichtlich missverstanden hast. Aber sein "NATÜRLICH" war nicht als Adjektiv zu "Natur" zu verstehen sondern eher als "selbstverständlich".

Und wenn du dir den Post durchgelesen hättest, dann wüsstest du auch, dass es ihm nicht um Realismus geht. Er schrieb sogar explizit: "hat aber natürlich nichts mit echter Geschichte zu tun, sondern mit dem Groschenroman/C-Movie-Bild dieser Zeit und dieses Volkes."

Dass du ihm jetzt unterstellst, es würde ihm um Immersion oder Realismus gehen, ist schon ziemlich dreist, wo er doch explizit sagt, dass es ihm NICHT um Realismus geht.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Edwin am 8.10.2013 | 22:12
Zitat
Oh. NATÜRLICH ist das so. Damit ist alles gesagt. Nichts anderes ist möglich und würde sofort alle Immersion und realistik zerstören. Natürlich ist das NATÜRLICH!

Ich habe gerade versucht zu schreiben, dass das mit Realistik natürlich rein gar nichts zu tun hat. Aus Immersionsdebatten halte ich mich raus.

Das NATÜRLICH war nicht bezogen auf irgend etwas in der Realität natürliches, sondern auf das Klischee des, sagen wir "Nordischen Kriegers aus altvorderer Zeit"

Im gleichen Sinne könnte man sagen: NATÜRLICH säuft der nur Met! Sprich: zum Klischee gehört auch das dazu, wenn das Klischee ungebrochen fortgeführt werden soll.

Wenn er lieber Tee tränke, würde das das Klischee brechen. Das kann auch manchmal interessant sein und lenkt den Fokus auf den Klischeebruch: warum trinken die hier nur Tee? Ist Alkohol verboten? Oder hat der Tee eine religiöse Bedeutung?

Ähnlich könnte man auch das Sexismus-Klischee brechen, was dann Fragen nach der sonstigen sozialen Organisation unserer Fantasy-Wikinger nach sich zieht: Gibt es vielleicht Jünglinge, die eher nicht in den Krieg ziehen und statt dessen Kinder hüten? Oder gar keine Rollen? Wird vielleicht die zornige Kriegs- und Sturmgötting Thora verehrt?

Der Klischeebruch zieht also auch hier Aufmerksamkeit (und Klärungsbedarf) auf eine Sache, wärend das eingehaltene Klischee "festen Grund" schafft. Beides kann manchmal sinnvoll sein.

Aber irgendwie habe ich das Gefühl, du willst dich eher etwas aufregen als wirklich eine Antwort lesen  :(
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Praion am 8.10.2013 | 22:15
"selbstverständlich".

Ist auch nicht besser. (und so hatte ich das verstanden)

Nur weil etwas ein Klichee ist, ist es trotzdem nicht unsexistisch.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Eulenspiegel am 8.10.2013 | 22:18
Kennst du Groschenromane bzw. C-Movies über Wikinger? Dann wüsstest du, dass es nunmal selbstverständlich ist.

Und richtig: Es ist sexistisch! Das schreibt er doch: Dass das Klischee sexistisch ist!!!

Aber nur, weil etwas im Spiel sexistisch ist, heißt das noch lange nicht, dass die Spieler sexistisch sind. Beziehungsweise: Sexismus im RL ist schlecht. Sexismus im Spiel ist vollkommen in Ordnung.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Praion am 8.10.2013 | 22:22
Sexismus im Spiel ist vollkommen in Ordnung.

Und mit dieser Annahme gehe ich nicht mit. Spiele sind ggf. höchst emotionale Angelegenheiten.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Thandbar am 8.10.2013 | 22:24
Interessant finde ich, wie das Thema in "Dogs in the Vineyard" behandelt wird.
Die Scs leben in einer Welt, die an eine Art Fantasy-Wildwest erinnert. Die Gesellschaft ist von einer Religion geleitet, die stark an den christlichen Glauben erinnert, nach unserem Begriff erzkonservativ und darüber hinaus offenkundig auch noch wahr ist.

Es gibt eine strikte Trennung zwischen männlichen und weiblichen Rollenmustern, die so rigide ist, dass immer wieder Leute daraus auszubrechen gedenken.

Da es die Aufgabe die Spielercharaktere ist, die geltenden und sozusagen geheiligten Normen zu behüten, kann es sein, dass sie sich in der Rolle wiederfinden, die betreffenden Personen nötigenfalls mit härteren Methoden wieder auf den "richtigen Weg" zurückzubringen oder gar für die begangenen Sünden zu bestrafen.

Ich habe das Spiel leider noch nicht selber ausprobieren können, aber ich stelle mir vor, dass eine solche Grundkonstellation für sehr viel Spannung und Konflikt auch unter den Spielern sorgen kann!
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Edwin am 8.10.2013 | 22:25
Zitat
Nur weil etwas ein Klichee ist, ist es trotzdem nicht unsexistisch.
Hm, was meinst du genau?

Ich kann mir zwei Dinge vorstellen:

1. Das Klischee beinhaltet, dass Mucho-Macho-Fantasy-Wikinger sexistisch sind.

Dann würde ich sagen: ich denke schon. Das Klischee kann man dann entweder brechen oder nicht.
Meintest du das?

oder meinst du

2. Das Klischee an sich (und nicht sein Inhalt) ist sexistisch?

Also so wie das Klischee vom faulen Mexikaner rassistisch ist?
Dann fällt es mir schwer das nach zu vollziehen. Weil das Klischee sich ja auf etwas bezieht, das im Bewusstsein von Sender und Empfänger des Klischees nie existiert hat und nie existieren wird (Fantasy-Wikinger eben).

oder meintest du

3. Irgend etwas davon fördert Sexismus in der Realität

Da fällt mir wirklich nichts griffiges zu ein.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Eulenspiegel am 8.10.2013 | 22:26
@Praion
Ja klar. Man spielt häufig Spiele wegen der Emotionen. Sonst wäre das Spiel ja langweilig.

Aber was ist daran schlimm, wenn Spieler sich zusammensetzen und etwas Sexistisches spielen und dabei Spaß haben? Es kommt schließlich niemand zu schaden?

Was ist so schlimm daran, dass es Spieler gibt, die einen anderen Spielstil als du haben?

@Thandbar
Ja, Dogs in the Vineyard ist ein extrem spannendes Spiel, wobei es auch hauptsächlich darum geht, bei moralischen Dilemmata eine Entscheidung zu treffen und sich dadurch zu positionieren.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 8.10.2013 | 22:26
Spannung und Konflikt auch unter den Spielern sorgen kann!

Nur, wenn du mit Sensibelchen spielst.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Praion am 8.10.2013 | 22:32
Interessant finde ich, wie das Thema in "Dogs in the Vineyard" behandelt wird.
Die Scs leben in einer Welt, die an eine Art Fantasy-Wildwest erinnert. Die Gesellschaft ist von einer Religion geleitet, die stark an den christlichen Glauben erinnert, nach unserem Begriff erzkonservativ und darüber hinaus offenkundig auch noch wahr ist.

Es gibt eine strikte Trennung zwischen männlichen und weiblichen Rollenmustern, die so rigide ist, dass immer wieder Leute daraus auszubrechen gedenken.

Da es die Aufgabe die Spielercharaktere ist, die geltenden und sozusagen geheiligten Normen zu behüten, kann es sein, dass sie sich in der Rolle wiederfinden, die betreffenden Personen nötigenfalls mit härteren Methoden wieder auf den "richtigen Weg" zurückzubringen oder gar für die begangenen Sünden zu bestrafen.

Ich habe das Spiel leider noch nicht selber ausprobieren können, aber ich stelle mir vor, dass eine solche Grundkonstellation für sehr viel Spannung und Konflikt auch unter den Spielern sorgen kann!

Wobei Dogs sowohl Männlich als auch Weiblich sein können.

@Edwin
Ich beziehe mich auf 2tens. Und dieses Klichee ist ja nur eine Erweiterung des MAcho-Barbaren Klichees. Man könnte ja auch Thorwaller als Beispiel für Fantasy Wikinger benutzen. Oder Wickie, da hatten einige der Wikinger ordentlich Angst vor ihren Frauen.

Aber NATÜRLICH wurde dieses eine gewählt wo es doch andere Möglichkeiten gibt.

@Praion
Ja klar. Man spielt häufig Spiele wegen der Emotionen. Sonst wäre das Spiel ja langweilig.

Aber was ist daran schlimm, wenn Spieler sich zusammensetzen und etwas Sexistisches spielen und dabei Spaß haben? Es kommt schließlich niemand zu schaden?

Was ist so schlimm daran, dass es Spieler gibt, die einen anderen Spielstil als du haben?

Wenn das unreflektiert passiert, gibt es trotzdem keinen Schaden. Davon wird auch nicht gesprochen. Trotzdem ist es erstmal sexistisch. Damit muss man sich abfinden.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Edwin am 8.10.2013 | 22:38
Zitat
Interessant finde ich, wie das Thema in "Dogs in the Vineyard" behandelt wird.
Die Scs leben in einer Welt, die an eine Art Fantasy-Wildwest erinnert. Die Gesellschaft ist von einer Religion geleitet, die stark an den christlichen Glauben erinnert, nach unserem Begriff erzkonservativ und darüber hinaus offenkundig auch noch wahr ist.

Es gibt eine strikte Trennung zwischen männlichen und weiblichen Rollenmustern, die so rigide ist, dass immer wieder Leute daraus auszubrechen gedenken.

Da es die Aufgabe die Spielercharaktere ist, die geltenden und sozusagen geheiligten Normen zu behüten, kann es sein, dass sie sich in der Rolle wiederfinden, die betreffenden Personen nötigenfalls mit härteren Methoden wieder auf den "richtigen Weg" zurückzubringen oder gar für die begangenen Sünden zu bestrafen.

Ich habe das Spiel leider noch nicht selber ausprobieren können, aber ich stelle mir vor, dass eine solche Grundkonstellation für sehr viel Spannung und Konflikt auch unter den Spielern sorgen kann!

Genau! Für mich ist immer wesentlich spannender, was in einer Spielwelt interessante Verwerfungen hervorrufen könnte als die Frage ob dies oder das nun realistisch ist.

Ich verstehe, dass gerade Leute die viel auf "Immersion" geben das anders sehen könnten.

Zitat
Sexismus im Spiel ist vollkommen in Ordnung.

[/quote]Und mit dieser Annahme gehe ich nicht mit. Spiele sind ggf. höchst emotionale Angelegenheiten. [/quote]

Da muss ich Praion teilweise Recht geben.
Alles Mögliche kann für bestimmte Personen eine besonders emotionale Angelegenheit sein, die man vll vermeiden sollte.
Manche Themen mögen aber besonders "gefährlich" sein: Sex, heftige und graphische Gewalt wie Folter, sexuelle Gewalt und wohl auch Diskriminierung die einen direkt in der realen Welt betrifft. Da wäre dann tatsächlich besondere Vorsicht geboten.

Ich würde allerdings nicht so weit gehen, dass solche Themen dadurch immer total tabu werden sollten.


Zitat
@Edwin
Ich beziehe mich auf 2tens. Und dieses Klichee ist ja nur eine Erweiterung des MAcho-Barbaren Klichees. Man könnte ja auch Thorwaller als Beispiel für Fantasy Wikinger benutzen. Oder Wickie, da hatten einige der Wikinger ordentlich Angst vor ihren Frauen.

Aber NATÜRLICH wurde dieses eine gewählt wo es doch andere Möglichkeiten gibt.
Ich würde gerade das Wickie-Beispiel als typischen Klischee-Bruch ansehen. Das ist darum witzig (Humor hat ja immer das Element des Unerwarteten), weil man so ein Verhalten bei "Wikingern" eben nicht erwartet. Die Thorwaller sind wohl nur im Aventurien-Kontext zu verstehen, da klinke ich mich aus.

Du meinst also: dass gerade ein Klischee mit sexistischem Inhalt gewählt wird (von allen vorhandenen Klischees) ist sexistisch (von der auswählenden Realperson).

Okay, verstehe jetzt das Argument, danke.

Sexismus ist etwas dann etwas, wenn es auf den ungleichen Status von Frauen und Männern hinwirkt oder diesen zur Folge hat.

Ich würde sagen: im diesem Sinne ist der/die Auswählende dann klar sexistisch, wenn eine solche Definition auch auf nicht-existierende Personen bezogen wird.
Er/Sie ist nicht sexistisch, wenn diese Definition nur auf reale, existierende oder auch potentiell existierende Personen bezogen wird.

Ich würde eher der zweiten Definition zuneigen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Praion am 8.10.2013 | 22:42
Eben. Das soll ja auch gar nicht wegfallen.
ABER: WENN ich das zu einem wichtigen Teil meines Settings mache, dann sollte dies auch einen Grund haben außer lol/realismus.

Soweit ich weiß hat Saga of the Icelanders sogar einen Männlich bzw Weiblich stat mit dem gewürfelt wird, dies ist aber elementarer Teil des Settings, der Erfahrung und der Mechaniken. Ebenso sind Frauen deshalb nicht schlechter gestellt und nicht alle Sachen sind nur darüber definiert. (und Frauen können immer noch mit männlichkeit Würfeln)
Der Geschlechtskonflikt ist elementarer Teil des Spiels und nicht nur Settingteil der so dahingestellt wird.

Das ist immer noch sexistisch, jedoch erfolgt dabei eine Auseinandersetzung mit dem Thema.
DAS bereichert das Spiel.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Thorgest am 8.10.2013 | 22:54
Irgendwie hab ich bei der Überschrift mit anderem Themeninhalten gerechnet...verdammt...da steht garnicht Sexbereichernde Spiele in Fantasistan...

Im Rollenspiel wird doch eigendlich nur der tägliche Sexismus der unsrigen Umwelt verarbeitet und/oder ausgelebt... Einige RPler sehen es als Herausforderung an sich möglichst Gerndermainstream zu benehmen, andere halten es mit "gelebten" Sexismus...die eine Welt so, die andere so...
Letztlich frage ich mich ob sich wirklich jemand daran stört was in Rollenspielen gespielt wird!? Worüber wollt ihr als nächstes Diskutieren... ob im Westernsetting Sklaverei diskriminierung ist und man "Neger" in solchen Setings immer mit einer "Sorry-Hochhaltekarte" sagen sollte?

Mal im ernst...was sagt dir (ganz allgemein und ohne einen anzusehen) das Wort Bodenhaftung?!

 :dftt:
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Edwin am 8.10.2013 | 23:01
Zitat
ABER: WENN ich das zu einem wichtigen Teil meines Settings mache, dann sollte dies auch einen Grund haben außer lol/realismus.

Realismus kann dann wohl ein Grund sein, wenn er die berühmte "Immersion" stört...aber was das genau ist weiß ich nicht, und halte mich da raus.

Einverstanden damit bin ich, dass man sich über alle wichtigen Teile im Setting Gedanken macht.

Allerdings glaube ich hat niemand geschrieben, dass Sexismus/nicht-Sexismus ein WICHTIGER Teil des Settings sein muss.
Es könnte auch nur Klischee-Anstrich sein, und kann so mmn auch seine Berechtigung haben.
Ich glaube da unterscheiden sich unsere Meinungen.

Im schon angesprochen Norsgard-Setting ist Sexismus zwar vorhanden, aber kein wichtiger Punkt.

Einmal wurde Ulf, mächtiger Berserker, durch einen Unfall in eine Frau verwandelt. Er/Sie wollte in dieser Form an einem fetten Kriegsrat angepflaumt, sie solle sich doch lieber um die Verwundeten im Lazarett kümmern.

Daraufhin stellte sich Frau Ulf mit ihren vollen zwei Metern vor den Rüpel und blies ihm den Helm vom Kopf.
Der Kerl war augenblicklich stumm.

Die Szene war kein wichtiger Konflikt, benötigte keine Würfel, sondern war einfach nur Anstrich und eine lustige Erinnerung.
Trotzdem war sie nicht wertlos sondern trug zum Spielspaß bei.

In einer Welt, in der Geschlechterkonflikte ein WICHTIGEr Bestandteil der Spielwet sind hätte sie natürlich ganz anders ausgesehen.

Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 8.10.2013 | 23:02
Thorgest, manchmal möchte ich dich und eine Flasche Vodka gleichzeitig knuddeln.


nachtrag: Fäden wie dieser machen mir immer wieder klar, warum ich so gerne WH40K spiele: Einfach mal Gas geben, scheiß auf Political Correctness und Weichei Empfindlichkeiten.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Edwin am 8.10.2013 | 23:08
Zitat
Mal im ernst...was sagt dir (ganz allgemein und ohne einen anzusehen) das Wort Bodenhaftung?!

Hm, weiß nicht. Der eine Diskutiert gerne über Sexismus in Fantasysettings, andere über Wisk(e)y, der Dritte über das Gesinnungssystem in DnD, die Vierte über den BVB...das macht einem entweder Spaß oder nicht und bringt einem dann in dem Bereich Erkenntnisgewinn oder nicht...

Aber in so einen Threat zu kommen und Bodenhaftung zu verlangen ist heftige Spielverderberei!
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 8.10.2013 | 23:54
j@Einzelgänger
Kommt auf Kultur, Hintergrund usw an.
Toomoe Gozen, Jeanne darc (nicht das sie wirklich ne Kämpferin gewesen wäre) Schweizer Reisläuferin...
Theophanu, Margarethe Atterdag, Adelheid, Elanor von Aquitanien, wer dieVerbrennen will, viel Spass. Sachsen reagieren mmn so allergisch darauf, wie Aquitanier auf den Versuch ihre Herzogin zu verbrennen.
Nein und es interessiert niemand ob der Fackelidiot Teil der im MA nicht existierenden Inquisition war.
Andererseits könnte n die Verteidiger Outremers sich von Streiterinnen gestört fühlen  und bitten keine weiteren zu senden.

Jeanne wurde aus politischen Gründen von den Engländer n exekutiert, kirchenrechtlisch stand der Prozess auf sehr wackligen Tonfuessen.
Andererseits, ich hatte einen Plan der das Reich des Himmels hätte retten können,  aber ich war ein Mädchen . Tang Dynastie.
@Grimtooth

Regeln sind dazu da gebrochen zu werden, man kann und hat solche Regeln schon immer gebrochen

@Darius

Wer Sichelgaita verbrennen will sollte das mit  Robert Guiscard diskutieren,  seine Frau gewann Schlachten, die erschon verloren gab.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: D. M_Athair am 9.10.2013 | 03:24
ABER: WENN ich das zu einem wichtigen Teil meines Settings mache, dann sollte dies auch einen Grund haben außer lol/realismus.
Natürlich! "Realismus" ist böse. Und wenn die Gruppe sich "sexistisches Source Material" raussucht und das simulierend bespielt - ohne dass Sexismus im Spiel hinterfragt wird - dann spielt sie falsch!  :P
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Ludovico am 9.10.2013 | 04:06
Ich finde "-ismen" (nicht bloß Sexismus, sondern auch Rassismus) bieten ordentlich Stoff für Drama. Während diese also in unserer Welt grundsätzlich abzulehnen sind, so sehe ich das im Rollenspielbereich etwas differenzierter.

Wie Bad Horse auch schrieb, sollte imho eine solche Eigenschaft des Settings vorher kommuniziert werden, aber ansonsten sehe ich keinen Grund (halt nach Ansage), so ein Setting zu bespielen und auch Charaktere mit entsprechenden "-ismen" darzustellen.

Wenn ich mir unsere Medienwelt anschaue, dann sind die Charaktere, die mit den Klischees brechen und damit anecken, oftmals die Interessantesten.

Wenn bei Iron Man 2 der Bodyguard vortritt und sagt, dass er mal schnell die Bösewichte für das kleine Dämchen beiseite räumt, diese aber dann, während er mit einem beschäftigt ist, alle anderen erledigt, dann ist das eine geile Szene.

Oder denken wir mal an Game of Thrones! Brielle wäre doch um einiges langweiliger, wenn sie eine gute Kämpferin wäre in einer emanzipierten Welt. Aber sie muss sich immer wieder beweisen und zeigen, dass sie sogar besser ist als die Männer und das gibt dem Charakter Pfiff.

Das gibt noch viele Beispiele, aber es ist gerade zu früh und ich hab nur einen Becher Kaffee intus.
Von dieser Seite bleibt für mich zu sagen, dass solche Charaktere Drama quasi frei Haus geliefert bekommen.
Das ist doch erstmal nicht schlecht, oder?

Auf der anderen Seite finde ich die Idee auch spannend, Tabus zu brechen und zwar nicht nur innerhalb des Settings, sondern auch, in dem man mal mit dem Strom mit schwimmt und einen sexistischen oder rassistischen Charakter spielt. Auch hier bieten die Medien tolle Beispiele, wie etwa Burt Lancaster und Sidney Poitier, der eine als Cowboy, der seine Fälle wiederhaben will und der andere als Sklave oder in Filmen wie The Guard, wo der Ire und der schwarze Amerikaner sich ständig gegenseitig angiften oder Londo Molari und G'Kar aus Babylon 5.

Charakterinteraktion pur, Drama gratis!

Ok, wenn die Charakterentwicklung außen vor gelassen wird, dann wird es langweilig. Irgendwann müssen sie sich zusammenraufen und vielleicht sogar Freundschaft schließen.

Dann wäre da noch die Möglichkeit (um mal ein Klischee zu bedienen) der reinen Männerrunde, die entspannt bei einem Bier sich von den Fesseln der gesellschaftlichen Normen kurzfristig löst und die Machobarbaren raushängen lässt, die Frauen der Reihe nach abschleppen.
Das kann recht befreiend wirken.

Es gibt sogar ein Spiel, wo das Setting auch sexistisch ist, aber umgekehrt. Männer sind da Bürger zweiter Klasse, weil nur Frauen Magie wirken können. Fänd ich auch mal interessant.

Deshalb sehe ich "-ismen" im Rollenspiel eher positiv als negativ. Aber es muss halt alles passen. Die Gruppe muss passen und daran Spass haben, Grenzen müssen vor und im Spiel abgesteckt werden,... Ich hätte ja auch mal Interesse, einen Nazi zu spielen, aber der Charaktere würde dann vorher auch mit allen anderen abgesprochen werden und wenn einer der Spieler ein Problem damit hat, dann lasse ich das halt.

Fazit: Wenn es der Gruppe passt und Spass macht, ist alles erlaubt.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Jiba am 9.10.2013 | 07:44
Fäden wie dieser machen mir immer wieder klar, warum ich so gerne WH40K spiele: Einfach mal Gas geben, scheiß auf Political Correctness und Weichei Empfindlichkeiten.

Joa, weil, wenn man eine gewisse kritische Distanz zu Sexismus und Rassismus hat und den nicht einfach wegwinkt, man natürlich direkt eine Weichei-Empfindlichkeit hat... ::)

Praion und mir geht lediglich diese "Is halt so"-Haltung auf die Nerven. Frei nach Ludovico: Wenn Sexismus nicht irgendwie zur Grunddramatik beitragen soll oder ich ihn als Teil der Geschichte mit Distanz thematisieren will, dann hat er im Spiel nichts verloren.

Zumal ja dieses "das ist aber unrealistisch"-Argument bei "selbstverständlichem" Vorhandensein von Sexismus noch andere Implikationen hat. Dann sollen alle SCs doch bitte auch selbstverständlich gläubig sein. Und sie sollen alle maximal 40 Jahre alt werden, wenn sie nicht zuvor vom ersten Schwertstreich dahingerafft werden, oder sich eine der zahlreichen Seuchen einfangen - die übrigens wegen der miesen medizinischen Kenntnisse auch unheilbar sind. Und legen sie sich mal mit jemandem höheren Standes an, tja, dann werden sie gleich eingebuchtet und gefoltert oder gehängt. Mal abgesehen davon, dass der fahrende Abenteurer wohl als Vagabund angesehen und gleich aus der Stadt gejagt würde. Und sich über seinen Stand erheben ist ohnehin nicht drin! Überhaupt herrschen raue Sitten. Man schaut sich mit Freuden Hinrichtungen an, nimmt seine Frauen mit Gewalt, wenn sie nicht wollen. Und man stinkt, ganz erbärmlich! Und alle Wissenschaft ist im übrigen theologisch geprägt und finanziert! Ach und Nationalstolz hatten wenn überhaupt sowieso nur die Adligen... nix mit "Für Gondor!" und so.
Also wenn das alles nicht auch in meiner Mittelalterrunde thematisiert wird, dann ist das aber unrealistisch. Nee, tut mir leid, also da wird dann meine Immersion gefährdet.

Nein, wirklich: Das wahre Leben des Durchschnittsmenschen schreibt ganz miese Geschichten.

@Eulenspiegel: Ließ doch den Abschnitt nochmal. Wenn man so spielt wie Bad Horse oder ich, dann kann man sich den Realismus in die Haare schmieren... Wenn man anders spielt natürlich nicht.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Luxferre am 9.10.2013 | 08:16
nachtrag: Fäden wie dieser machen mir immer wieder klar, warum ich so gerne WH40K spiele: Einfach mal Gas geben, scheiß auf Political Correctness und Weichei Empfindlichkeiten.

Dafür brauchst Du Warhammer40k?  8]


Ludovico: fettes +1  :d
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: ChaosAmSpieltisch am 9.10.2013 | 09:21
Wenn ich eine Welt bastel (oder bestehende für meine Kampagnen anpasse) dann stell ich mir die Frage, was will ich da spielen und wie will ich da spielen.

Welche Konflikte sind gewünscht, bzw. sollen bespielt werden.

Macht der Konflikt keinen gewünschten oder interessanten Teil aus, bzw. ist der Konflikt für die Spieler egal, dann bau ich den auch nicht ein, bzw. spiele ihn nicht an.

Dabei spielt das keine Rolle, ob das Sexismus ist, Rassismus, Chauvinismus (im ursprünglichen Sinne des Wortes), Spezismus, oder sonstiger ismus.

Ist er aber Bestandteil des Spieles, dann wird er auch eingebaut und genutzt. Wir hatten mal eine Steampunk-Kampagne, wo von den Spielerinnen es explizit gewünscht war, aufkommenden Feminismus und Frauenrechtsbewegung zu thematisieren. Andererseits haben die meist selben Spielerinnen in einer Fantasy-Welt absolute Gleichberechtigung gewollt (was ich dann gerne durch Auswürfeln des Geschlechtes von NPCs auch simulieren).

Sexismen in Rollenspielwelten kann Mehrwert bieten, muss aber nicht. Letztlich hängt es vom Spielziel der Kampagne ab.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 9.10.2013 | 09:40
Joa, weil, wenn man eine gewisse kritische Distanz zu Sexismus und Rassismus hat und den nicht einfach wegwinkt, man natürlich direkt eine Weichei-Empfindlichkeit hat... ::)

Praion und mir geht lediglich diese "Is halt so"-Haltung auf die Nerven. Frei nach Ludovico: Wenn Sexismus nicht irgendwie zur Grunddramatik beitragen soll oder ich ihn als Teil der Geschichte mit Distanz thematisieren will, dann hat er im Spiel nichts verloren.

Das kann man so oder so sehen. Ich erwähnte ja, im "normalen Spiel" spiele ich absolut Geschlechtsneutral und thematisiere solche Dinge nicht, zwei Ausnahmen gibt es aber und beide sind Warhammer. Ohne eine kritische Distanz zu dem Thema zu haben, wäre es aber nicht möglich die so zu spielen, das sie nicht in eine Parodie abgleiten.

Wenn man 40K als Setting ernst bespielt, dann ist es immer die Frage nach dem notwendigen Übel. Die Setting-Fakten geben da ganz klare Vorgaben warum die Dinge sind wie sie sind, es hat aber auch einen schrägen Humor dazu. Hier  gehört es halt einfach dazu an die Schmerzgrenze zu gehen, gleichzeitig aber auch nah an die Parodie heran zu kommen.

Mit Weichei-Empfindlichkeit meine ich dabei auch, das man mal gewillt sein kann das Äquivalent zu einem SS-Offizier zu spielen und dabei in die Vollen geht, ohne das es ins Absurde abgleitet.

Zumal ja dieses "das ist aber unrealistisch"-Argument bei "selbstverständlichem" Vorhandensein von Sexismus noch andere Implikationen hat. Dann sollen alle SCs doch bitte auch selbstverständlich gläubig sein. Und sie sollen alle maximal 40 Jahre alt werden, wenn sie nicht zuvor vom ersten Schwertstreich dahingerafft werden, oder sich eine der zahlreichen Seuchen einfangen - die übrigens wegen der miesen medizinischen Kenntnisse auch unheilbar sind. Und legen sie sich mal mit jemandem höheren Standes an, tja, dann werden sie gleich eingebuchtet und gefoltert oder gehängt. Mal abgesehen davon, dass der fahrende Abenteurer wohl als Vagabund angesehen und gleich aus der Stadt gejagt würde. Und sich über seinen Stand erheben ist ohnehin nicht drin! Überhaupt herrschen raue Sitten. Man schaut sich mit Freuden Hinrichtungen an, nimmt seine Frauen mit Gewalt, wenn sie nicht wollen. Und man stinkt, ganz erbärmlich! Und alle Wissenschaft ist im übrigen theologisch geprägt und finanziert! Ach und Nationalstolz hatten wenn überhaupt sowieso nur die Adligen... nix mit "Für Gondor!" und so.
Also wenn das alles nicht auch in meiner Mittelalterrunde thematisiert wird, dann ist das aber unrealistisch. Nee, tut mir leid, also da wird dann meine Immersion gefährdet.

Tatsächlich sieht Warhammer Fantasy bei mir genau so aus, mit all seinen Konsequenzen. Es ist schon erstaunlich was dabei herauskommt, wenn einem Setting und Regelwerk Mittel in die Hand geben, mit denen man konsequent "Modernes Gedankengut" mit Mutation und Korruption belohnt.
Wenn du den Paul Verhoeven Film Flesh and Blood kennst, dann kennst du meine Vorlage. Wenn nicht: Ansehen. Wurde dieses Jahr vom Index genommen und sollte wieder verfügbar sein.

Nein, wirklich: Das wahre Leben des Durchschnittsmenschen schreibt ganz miese Geschichten.

Tut es meistens, ja. Es ist nur die Frage, was man sich als Spielziel setzt. Wenn man einfach nur schauen will, wie weit man kommt, ist das auch schon eine Erfahrung für sich.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 9.10.2013 | 10:43
Mir fallen keine wirklich spielbereichernden "Sexismen" in Rollenspiel-Settings ein.

Ich finde "-ismen" (nicht bloß Sexismus, sondern auch Rassismus) bieten ordentlich Stoff für Drama.
Ich finde die Aussage von oftmals männlichen, weißen Personen etwas anmassend.
Es ist schön wenn diesen das Drama gefällt, allerdings sind sie nicht davon betroffen.
Sie sind in der Regel nicht das Ziel der Diskriminierung, Abwertung oder Benachteilungen.

Den Betroffenen dort vorzuhalten das ihr Umgang damit doch achso spannend zu beobachten ist, es ein Gewinn ist den Kampf dagegen zu beobachten, ist irgendwo, imho daneben.
Auch wenn man dann anführt das man selbst mal einen entsprechenden Charakter zu spielen um das Drama zu erfahren. Im Gegensatz zu der anderen Person kann man sich ja jederzeit wieder auf einen der eigenen Avatar zurückziehen welcher die Probleme des Sexismus, Rassismus nicht hat.

Zitat
Oder denken wir mal an Game of Thrones! Brielle wäre doch um einiges langweiliger, wenn sie eine gute Kämpferin wäre in einer emanzipierten Welt. Aber sie muss sich immer wieder beweisen und zeigen, dass sie sogar besser ist als die Männer und das gibt dem Charakter Pfiff.
Zunächst heißt der Charakter Brienne.
Davon abgesehen präsentiert gerade Games of Thrones eine ganze Reihem, eine Vielzahl (männlicher) Kämpfercharaktere die interessant sind. Als weibliche Person bekommt man Brienne sowie ein paar Wildlinge.

Will man dann im RPG eine eigene Brienne-Variante spielen, dann heißt es gleich das es ein Exot ist, eine Schneeflocke und eine Mary-Sue. Schließlich wäre Brienne kein Standard.
Selbst wenn man einfach sich nur in der Serie an der Kampfszene mit Jaimee erfreut und seine Begeisterung Ausdruck verleiht wird darauf verwiesen das der Kampfverlauf so nur derart war weil Jaimee total geschwächt gewesen ist. Und überhaupt, wenn man die Szene mit den Nordmännern war, im Buch war das ja total anders.

Man darf auch keinen weiblichen Charakter spielen der einfach nur ein guter Kämpfer ist. Man muss ja immer besser sein als alle andere. Ein Charakter wie Bronn, nur weiblich unmöglich!
Wenn man es dann doch durch bekommt darf man damit leben das der Charakter auch ja zu spüren bekommt was für eine Abnormität er ist. :puke:
Gerne auch wieder durch die männlichen Spieler welche dann über "Realismus", Drama etc. ihre Privilegien verteidigen. Eindreschen auf den anderen unter dem Vorwand das es demjenigen doch gefälligst Spaß zu machen hat.

Zitat
Es gibt sogar ein Spiel, wo das Setting auch sexistisch ist, aber umgekehrt.
Toll. Das rechtfertigt den Standard Sexismus / Rassismus / -ismus in Spielen, gerade denen mit "realistischen"-Mittelalter Hintergrund, total.

Das es da irgendwo ein Spiel gibt, das man in der Regel nicht spielt, 90% der Spieler nicht kennen, wo es auch man weiße Männer trifft. Total spannend.  ::)

Zitat
Fazit: Wenn es der Gruppe passt und Spass macht, ist alles erlaubt.
Natürlich ist erlaubt was Spaß macht.
Nur das das nutzen von -ismen Spaß macht, im allgemeinen eher positiv als negativ ist, und damit es quasi als Standard festzulegen. Naja ich weiß nicht.

Ich habe von -Ismen die Schnauze eher voll.
Egal ob es das Erlebnis ist das der eigene weibliche Charakter bei SR, ob hohen Charisma (weil Shamane), eine Kneipenschlägerei auslöst, nachdem sie auf sexistische Anmachen nicht eingegangen ist (und die Gruppe sich, nachdem sie im Kampf kO ging, OT überlegt ob die Chars sie vergewaltigen oder nicht), während der männliche Charaktere mit ähnlich hohen Charisma (weil Magier), ohne Belästigung rum kommt.

Egal ob man sich ein RPG zum Thema Mafia / organisiertes Verbrechen überlegt und da einem, wenn man's anreisst (das man keinen Sexismus einbauen mag), der Chor entgegen schallt, zufällig von männlichen Spielern, das es natürlich sexistisch sein sollte. (Des angeblichen Realismus wegen)
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Ludovico am 9.10.2013 | 10:48
@Teylen
Ich könnte einen langen Text schreiben und näher auf Deine Antwort zu meinem Post eingehen.
Da Du aber nun mal leider an dem Inhalt weiter oben in den relevanten Punkten vorbeischreibst, kann ich nur folgendes sagen:

Wenn Dir an einer inhaltvollen gerechtfertigten themenbezogenen Antwort etwas liegt, dann lies bitte meinen Post nochmal und zwar mit weniger Emotion!
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 9.10.2013 | 10:53
Oh und wie es eine Bereicherung sein kann, entgegen aller Widerstände eine Jean D´Arc zu erspielen oder in einem Mafia-Setting eine Gun Moll.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 9.10.2013 | 10:59
@Ludovico:
Ich habe den Beitrag durchaus neutral gelesen.
Die Emotionen kamen dann vorallem bei der Schilderung tatsächlich im RPG erlebten.

Ansonsten gibt es andere Arten mit Klischees zu brechen als den Ausbruch aus dem -Ismus.
Das heißt gerade das zitierte Game of Thrones schafft es interessante Figuren aufzubauen die mit Klischees brechen, anecken ohne dabei mit -Ismen in Konflikt zu geraten.

Zumal die -Ismen das Problem haben das sie nicht nur einen Charakter betreffen.
Das heißt wenn man eine Person mit einem weiblichen Charakter bietet die mit dem sexistischen Klischee brechen mag das es in dem Setting keine (gleichwertig akzeptierten) weibl. Kämpfer gibt. Schlägt man damit allen anderen Konzepten für weibliche Kämpfer-Charaktere die es nicht thematisieren mögen die Tür vor der Nase zu. Man beschränkt die Möglichkeiten für die Konzepte und begrenzt den Spielraum der anderen massiv.

Wobei es sich auch nicht durch Charakter-Entwicklung komplett abfedern läßt da das Setting mitunter in dem Punkt nicht dynamisch reagiert bzw. nicht reagieren kann. Einmal unabhängig von der Fluktuation der Charaktere, das heißt wenn neue hinzukommen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 9.10.2013 | 11:06
@Teylen:

Das ist zum Teil auch eine Sache der Absprache. Würden wir beide WH Fantasy spielen und du sagst mir, du willst einen weiblichen Ritter spielen, würde ich dich fragen ob es für dich ok ist, wenn ich dir alles entgegenwerfe, was das Setting zu bieten hat, wir uns auch auf schwieriges Gelände wagen könnten, am Ende wäre das eine eindringlichere Erfahrung für alle Beteiligten.
"Nur so" wäre dagegen nicht drin.

Kennst du zufällig die Drachenkriegerin-Reihe von Licia Troisi?
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 9.10.2013 | 11:18
@Slayn
Wieso nicht? Weil es dich stört deine sexistischen Fantasien auszuleben? Weil du Rollenspiele spielst weil es mittlerweile verboten oder unschick ist Mysgonie offen zuleben und an anderen auszulassen?

Um bei einem Setting zu bleiben das ich tatsächlich mag und wo die Frage auskommen könnte.
Wieso sollte ich nicht "einfach nur so" einen weiblichen Mafiosi spielen können?
Einen Charakter wie Tom, Sonny, Fredo, Michael oder Vito. Nur halt weiblich anstelle wie beim Buch bzw. Film "Der Pate" männlich.

Das man dort mehr Schwierigkeiten in den Weg bekommt als die anderen Mitspieler ist keine eindringliche Erfahrung für alle Beteiligten sondern schlicht weg die systematische Benachteilung eines Einzelnen an der sich erstmal die anderen ergötzen. Was denjenige betrifft der es abbekommt, für den interessiert sich doch keine Sau.
Weil jetzt einfach das darauf einschlagen seinzulassen, ihn einfach "nur so" das spielen lassen was er mag, wie alle anderen, das ist gar nicht erst drin.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Ludovico am 9.10.2013 | 11:18
Ich geh mal nun auf den Post ein (zuviel Zeit und Langeweile):

Mir fallen keine wirklich spielbereichernden "Sexismen" in Rollenspiel-Settings ein.

Also das Brechen von Tabus (wie das Ausbrechen und Verstoßen gegen gesellschaftliche Normen) ist für Dich nicht spielbereichernd?

Zitat
Ich finde die Aussage von oftmals männlichen, weißen Personen etwas anmassend.
Es ist schön wenn diesen das Drama gefällt, allerdings sind sie nicht davon betroffen.
Sie sind in der Regel nicht das Ziel der Diskriminierung, Abwertung oder Benachteilungen.

Wenn sie weibliche Charaktere oder andersfarbige oder auch nur Charaktere einer Kultur spielen, die IG in einem anderen Kulturkreis diskriminiert werden, sind sie betroffen von diesem Drama. Wenn sie dagegen Charaktere mit ausgeprägten "-ismen" in einer Runde spielen, in der ein weiterer SC dadurch zum Ziel wird, lösen sie das Drama auch aus.

Zitat
Den Betroffenen dort vorzuhalten das ihr Umgang damit doch achso spannend zu beobachten ist, es ein Gewinn ist den Kampf dagegen zu beobachten, ist irgendwo, imho daneben.
Auch wenn man dann anführt das man selbst mal einen entsprechenden Charakter zu spielen um das Drama zu erfahren. Im Gegensatz zu der anderen Person kann man sich ja jederzeit wieder auf einen der eigenen Avatar zurückziehen welcher die Probleme des Sexismus, Rassismus nicht hat.

Ich denke, die meisten Spieler haben lediglich einen Charakter. Der Wechsel des Avatars, also des SCs ist nicht immer ganz so leicht und muss mit der Gruppe abgestimmt sein.

Und der riesengroße Punkt, den Du übersiehst: Das Setting, der Charakter und vor allem die relevanten "-ismen" sollten immer vorher abgesprochen werden und Grenzen festgelegt sein.

Zitat
Davon abgesehen präsentiert gerade Games of Thrones eine ganze Reihem, eine Vielzahl (männlicher) Kämpfercharaktere die interessant sind. Als weibliche Person bekommt man Brienne sowie ein paar Wildlinge.

Ok, Du findest Brienne nicht sonderlich interessant. Andere finden ihren Kampf gegen die gesellschaftlichen Normen sehr interessant.

Zitat
Will man dann im RPG eine eigene Brienne-Variante spielen, dann heißt es gleich das es ein Exot ist, eine Schneeflocke und eine Mary-Sue. Schließlich wäre Brienne kein Standard.
Selbst wenn man einfach sich nur in der Serie an der Kampfszene mit Jaimee erfreut und seine Begeisterung Ausdruck verleiht wird darauf verwiesen das der Kampfverlauf so nur derart war weil Jaimee total geschwächt gewesen ist. Und überhaupt, wenn man die Szene mit den Nordmännern war, im Buch war das ja total anders.

Dann hast Du die falsche Gruppe. Sehr simpel!

Zitat
Man darf auch keinen weiblichen Charakter spielen der einfach nur ein guter Kämpfer ist. Man muss ja immer besser sein als alle andere. Ein Charakter wie Bronn, nur weiblich unmöglich!

Warum? Weil Deine Gruppe rumnölt? Wieder ist das kein Problem des Spiels.

Im Endeffekt kann ich Dir nur raten, die Gruppe zu wechseln. Das geht weniger um "-ismen" als um ein paar Deppen, die Dir Deinen Charakterhintergrund madig machen und "-ismen" als das Medium nutzen.

Zitat
Toll. Das rechtfertigt den Standard Sexismus / Rassismus / -ismus in Spielen, gerade denen mit "realistischen"-Mittelalter Hintergrund, total.

Das es da irgendwo ein Spiel gibt, das man in der Regel nicht spielt, 90% der Spieler nicht kennen, wo es auch man weiße Männer trifft. Total spannend.  ::)  

Die Aussage passt nicht wirklich zu dem, was ich da oben geschrieben habe. Keine Ahnung, wie Du auf diesen Trichter kommst.

Zitat
Natürlich ist erlaubt was Spaß macht.
Nur das das nutzen von -ismen Spaß macht, im allgemeinen eher positiv als negativ ist, und damit es quasi als Standard festzulegen. Naja ich weiß nicht.

Und ich habe wo geschrieben, dass "-ismen" ein Standard sein sollen?

Ich hab keinen blassen Schimmer, wie Du die Schlussfolgerungen in Deinem Post ziehen kannst. Ich will es auch nicht. Deshalb lass die Emotionen bitte aus dem Spiel, wenn Du mich zitierst (was Du bei anderen machst, ist mir egal). Aber das ist einfach nur... sorry, aber ich kann es nicht anders schreiben... das ist lächerlich.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Grubentroll am 9.10.2013 | 11:27
Was mich mal total überrascht hatte war folgende Situation (war bei Harnmaster, aber das ist eigentlich unrelevant):

Drei Spieler, davon waren zwei Männercharaktere und eine Frau.

Irgendwann wollte die Frau was unauffälliges im Hintergrund tun ( irgendwas verstecken, oder so. Was genau weiß ich nicht mehr) als die Gruppe durch einen Wald ging.

Als ich das durchgewinkt habe, hat sich einer der Spieler beschwert, dass er sich kaum vorstellen kann, dass die zwei Männer die Frau (die recht viel Charisma hatte) nach ein paar Tagen im Wald unbeobachtet lassen täten, schon allein aus den "üblichen Gründen".

Fand ich interessant die Sichtweise, wär mir selber so nie gekommen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Praion am 9.10.2013 | 11:30
@Teylen:

Das ist zum Teil auch eine Sache der Absprache. Würden wir beide WH Fantasy spielen und du sagst mir, du willst einen weiblichen Ritter spielen, würde ich dich fragen ob es für dich ok ist, wenn ich dir alles entgegenwerfe, was das Setting zu bieten hat, wir uns auch auf schwieriges Gelände wagen könnten, am Ende wäre das eine eindringlichere Erfahrung für alle Beteiligten.
"Nur so" wäre dagegen nicht drin.

Kennst du zufällig die Drachenkriegerin-Reihe von Licia Troisi?

Okay, und wenn ich jetzt (vor allem wenn ich eine Frau wäre) sage ich will das Spielen aberdcen ganzen Geschlechterkampf möchte ich nicht? Ich will einfach ne coole Kämpferin in Rüstung spielen?
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 9.10.2013 | 11:36
@Slayn
Wieso nicht? Weil es dich stört deine sexistischen Fantasien auszuleben? Weil du Rollenspiele spielst weil es mittlerweile verboten oder unschick ist Mysgonie offen zuleben und an anderen auszulassen?

Um bei einem Setting zu bleiben das ich tatsächlich mag und wo die Frage auskommen könnte.
Wieso sollte ich nicht "einfach nur so" einen weiblichen Mafiosi spielen können?
Einen Charakter wie Tom, Sonny, Fredo, Michael oder Vito. Nur halt weiblich anstelle wie beim Buch bzw. Film "Der Pate" männlich.

Das man dort mehr Schwierigkeiten in den Weg bekommt als die anderen Mitspieler ist keine eindringliche Erfahrung für alle Beteiligten sondern schlicht weg die systematische Benachteilung eines Einzelnen an der sich erstmal die anderen ergötzen. Was denjenige betrifft der es abbekommt, für den interessiert sich doch keine Sau.
Weil jetzt einfach das darauf einschlagen seinzulassen, ihn einfach "nur so" das spielen lassen was er mag, wie alle anderen, das ist gar nicht erst drin.

Lass mal mich als Person da raus, das hat damit wenig zu tun.
Es geht um das Erleben und Eintauchen in das Quellenmaterial. Wenn das misogyn ist, dann ist das erst mal so. Wenn du bewusst dagegen spielen willst, dann stellen sich dir mehr Herausforderungen, du hast aber auch mehr davon.

Okay, und wenn ich jetzt (vor allem wenn ich eine Frau wäre) sage ich will das Spielen aberdcen ganzen Geschlechterkampf möchte ich nicht? Ich will einfach ne coole Kämpferin in Rüstung spielen?

Dann müssen wir uns um das genutzte Setting an sich unterhalten.
Entweder sind wir uns einig, das wir Setting-konform spielen, dein persönlicher Schwierigkeitsgrad dementsprechend steigt wenn du gegen das Setting spielen willst und Erfolg haben willst, somit aber auch deine Belohnung dafür, oder wir sind uns einig das dieser Konflikt nichts dabei zu suchen hat und wir spielen dementsprechend ein anderes Setting ohne diesen Konflikt.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 9.10.2013 | 11:50
@Ludovico
Ich bin doch anschließend nochmal sachlicher auf die Punkte eingegangen.

Also das Brechen von Tabus (wie das Ausbrechen und Verstoßen gegen gesellschaftliche Normen) ist für Dich nicht spielbereichernd?
Nicht wenn es zum Zwang wird wenn man ein bestimmtes Charakterkonzept, das durchaus noch andere Möglichkeiten bietet, wählt. In dem Fall bereichert es nicht mein Spiel sondern es beschneidet das Spiel um den eigentlich beabsichtigten Aspekt.

Das heißt aus der Kämpferfigur im Konflikt um Eide, Ehre, Wortbruch und die Frage in wie weit man damit umgehen kann wird eine 'Kämpfende Frau'. Der eigentliche Konflikt, der spannende Dramapunkt wird durch die IG aufgesetzte Diskriminierung überlagert. Wobei sich dieses überlagernde Drama oftmals wenig Facetten reich oder gar neu ist.

Zitat
Ich denke, die meisten Spieler haben lediglich einen Charakter. Der Wechsel des Avatars, also des SCs ist nicht immer ganz so leicht und muss mit der Gruppe abgestimmt sein.
Die Spieler haben, nach meiner Erfahrung für unterschiedliche Runden verschiedene Charaktere.
Ebenso besteht die Möglichkeit, auch wenn es mitunter schwieriger ist, den eigenen Charakter herauszunehmen.

Ist man jetzt als Spieler von der Diskriminierung genervt besteht die Herausforderung das man nicht nur das Charakterkonzept ändern muss, sondern eben auch das grundlegende Geschlecht. Obwohl man mitunter vielleicht kein Crossgender haben mag oder die Figur einfach gerne als Avatar hätte.

Zitat
Und der riesengroße Punkt, den Du übersiehst: Das Setting, der Charakter und vor allem die relevanten "-ismen" sollten immer vorher abgesprochen werden und Grenzen festgelegt sein.
Wie die Absprache aussehen demonstriert doch Slayn sehr schön.
Man spielt eine weibliche Spacemarine und gibt sich die volle Dosis Diskriminierung, Hindernisse sowie extra Benachteiligung durch den Spielleiter sowie die anderen Mitspieler, oder aber man spielt nicht mit.

Einen weiblichen Charakter "einfach nur so" zu spielen ist nicht gestattet, es wird bereits auf den Wunsch herabgeblickt und mitunter geätzt das man sich nur einem dramatischen, spannenden Spiel verschließt.

Meines Erachtens ist so etwas durchaus ein Problem des Spiels bzw. der Rollenspielszene.

Zitat
Du findest Brienne nicht sonderlich interessant. Andere finden ihren Kampf gegen die gesellschaftlichen Normen sehr interessant.

Doch ich finde Brienne interessant. Bisher ist sie mein unangefochtener Lieblingscharakter.
Der Charakter beschäftigt sich in der Serie sowie dem Buch auch nicht gegen die "gesellschaftliche Norm" anzukämpfen. Dieser Kampf ist etwas was, nach meiner Beobachtung, oftmals von männlichen Personen hineingelegt wird.

Insofern würde ich durchaus gerne eine Art Brienne spielen.
Nur ohne das man die Vorhaltungen bekommt hinsichtlich des Sonderstatus sowie den Fokus auf den vermeintlichen Kampf. Die wiederum nicht von meiner Gruppe kamen, sondern Thesen sind die in Foren oder Gesprächen vorgebracht wurden. Das heißt die im Grunde vor etwaigen Rollenspielrunden geschehen.

Ich würde aber auch gerne zumindest die Option haben, für mich sowie andere, auch weibliche Kämpferfiguren abseits des Brienne-Konzept zu spielen.
 
 
@Slayn
Du sprichst doch auch andere als Person an?
Das heißt du behauptest das das Quellenmaterial mysogyn ist und man nur dann darin eintauchen kann wenn man die mysogynen Elemente übernimmt. Das jeder der dagegen verstößt mutwillig handelt.

Hinsichtlich des von mir angeführten Beispiel sehe ich jedoch nicht wieso man die sexistische Darstellung in Filmen sowie Serien als prägendes Element des Genre bzw. des Setting als solches betrachten muss oder sollte.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 9.10.2013 | 12:01
@Teylen:

Würden wir Mafia im Manhatten der 30er Spielen wollen, steht als erstes mal die Frage im Raum: Strikt oder Offen. Wenn die Entscheidung auf Strikt fällt, dann ergeben sich daraus bestimmte Setting-Vorgaben, die es einzuhalten gilt. Diese sind nun mal das soziale Gefüge eben dieser 30er und jeder, der nicht WASP ist, wird benachteiligt.
Entfernen wir uns von Strikt, ist das eine ganz andere Sache.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: 6 am 9.10.2013 | 12:05
Das ist aber keine digitale sondern eine analoge Entscheidung wie z.B. "Striktes Mafia aber toughe weisse Frauen sind als Gangster akzeptiert."
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 9.10.2013 | 12:08
@Slayn
"Strikt" heißt in dem Fall idR. nicht realistisch sondern überzeichnet anhand von Fiktion (Der Pate, Mad Men).
Das heißt es erfolgt keine realistische Darstellung sondern eine Darstellung anhand eines durch die popkulturelle Prägung überzeichneten WASP-Klischee. Das kann man machen, ist nur halt auch nicht realistisch(er).
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 9.10.2013 | 12:12
Das ist aber keine digitale sondern eine analoge Entscheidung wie z.B. "Striktes Mafia aber toughe weisse Frauen sind als Gangster akzeptiert."

Das ist auch nur Setting und somit eine willentliche Entscheidung und vorherige Absprache. I fail to see your point.

@Slayn
"Strikt" heißt in dem Fall idR. nicht realistisch sondern überzeichnet anhand von Fiktion (Der Pate, Mad Men).

Ich bin überrascht das du meine Gedanken lesen kannst. Den Trick musst du mir mal bei Zeiten verraten.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: 6 am 9.10.2013 | 12:17
Das ist auch nur Setting und somit eine willentliche Entscheidung und vorherige Absprache. I fail to see your point.
Alleine durch Änderung eines kleinen Details im Setting (toughe Frauen sind als Gangster akzeptiert) hast Du damit kein komplett anderes Setting vor Dir. Es wird sich immer noch genauso "anfühlen" wie ohne diese Änderung. Dein Charakter muss immer noch hart sein, um sich in der Umgebung zu behaupten. Rache ist immer noch ein wichtiger Bestandteil. Es wird immer noch viel geschossen usw. Trotzdem brauch sich der Frau-Spieler keine Gedanken um die Probleme der Gleichberechtigung machen. Ehrlich gesagt gab es das Thema Gleichberechtigung bei Mafiasettings eigentlich immer nur in Verbindung häuslicher Gewalt und ich glaube, dass ist für Dich kein integraler Bestandteil des strikten Mafiasettings.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Ludovico am 9.10.2013 | 12:24
@Teylen

Evtl. sind unsere Ansichten gar nicht so verschieden, denn ich stimme mit Deinem Post ueberein. Einen Charakter einzig und allein auf das Geschlecht zu reduzieren ist langweilig.

Bei Brienne kommt der Sexismus auch nicht jede Szene, sondern nur hin und wieder vor. Bei der Black Widow in Iron Man 2 gab es eine Szene. Dadurch wird das erst interessant.

Wie bei einem guten Chili, dass erst durch Chilis die Wuerze kriegt. Aber nicht jeder mag scharfes Essen und wenn man solche Gaeste hat, dann verzichtet man entweder als guter Gastgeber auf die Schaerfe oder kocht wad anderes.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Evil Batwolf am 9.10.2013 | 12:31
...
Nein, wirklich: Das wahre Leben des Durchschnittsmenschen schreibt ganz miese Geschichten.
...


Eben nicht, eher das Gegenteil. Viele große Romane der "Weltliteratur" handeln genau vom wahren Leben der Durchschnittsmenschen. Und die meisten "Ritterromangeschichten", wie sie das Rollenspiel ja gern abbildet, taugen eben, was den Tiefgang angeht, eher wenig.

Von daher scheint mir die entscheidende Frage zu sein: Haben "mature themes" in einem Freizeitumfeld wie dem Rollenspiel etwas zu suchen. Können solche Themen adäquat in einem "spielerischen" Umfeld behandelt werden. Ganz überspitzt: Kann Rollenspiel Kunst sein?

Für mich ein klares "Ja", vorausgesetzt die Gruppenzusammensetzung gibt das her. Man kann ein Rollenspiel über Sexismus machen, aber nicht Rollenspiel mit Sexisten.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Thandbar am 9.10.2013 | 12:50
Und die meisten "Ritterromangeschichten", wie sie das Rollenspiel ja gern abbildet, taugen eben, was den Tiefgang angeht, eher wenig.

Das sehe ich persönlich überhaupt nicht so. Ist aber vielleicht auch die Frage, wie man Tiefgang definieren möchte.
Und was überhaupt als "Durchschnittsmensch" durchgeht. Emma Bovary ist es bestimmt nicht.  :)
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: 6 am 9.10.2013 | 12:59
Nein, wirklich: Das wahre Leben des Durchschnittsmenschen schreibt ganz miese Geschichten.
Sinngemässes Zitat von Peter Morgan zu seinem Film "Rush" als Drehbuchschreiber: "Der Film Rush beschreibt die [Formel 1]-Rennserie des Jahres 1976. Dafür mussten wir jede Menge rausstreichen. Hätten wir alles, was passiert ist, drin gelassen, hätten alle Studios gesagt: Tolle Geschichte aber vollkommen jenseits jeder Glaubwürdigkeit. So wahnsinnig waren die damaligen Vorkommnisse gewesen."
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 9.10.2013 | 13:05
@Teylen:

Das ist zum Teil auch eine Sache der Absprache. Würden wir beide WH Fantasy spielen und du sagst mir, du willst einen weiblichen Ritter spielen, würde ich dich fragen ob es für dich ok ist, wenn ich dir alles entgegenwerfe, was das Setting zu bieten hat, wir uns auch auf schwieriges Gelände wagen könnten, am Ende wäre das eine eindringlichere Erfahrung für alle Beteiligten.
"Nur so" wäre dagegen nicht drin.

Was bedeutet alles was das Setting hergibt entgegenwerfen, was muss ich mir konkret darunter vorstellen?

Würdest Du das auch einen Mit-Spieler der eine Ritterin spielen möchte fragen und ihm alles was das Setting hergibt entgegenwerfen?

Wozu dürfen alle anderen in der Runde "nur so" spielen was sie möchten, nur bei einer Frau ist "nur so" nicht erlaubt?

Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 9.10.2013 | 13:34
Was bedeutet alles was das Setting hergibt entgegenwerfen, was muss ich mir konkret darunter vorstellen?

Würdest Du das auch einen Mit-Spieler der eine Ritterin spielen möchte fragen und ihm alles was das Setting hergibt entgegenwerfen?

Wozu dürfen alle anderen in der Runde "nur so" spielen was sie möchten, nur bei einer Frau ist "nur so" nicht erlaubt?

Ich antworte mit einem Umweg, das verdeutlicht den Rest dann besser.
Grundannahme: Nur ein Adliger, der seine Zeit als Knappe verbracht hat und einen Sponsor findet, der ihm Pferd und Ausrüstung gibt, kann Ritter werden.
Das ist die Setting-Realität und schließt somit eine ganze Latte an Leuten aus, nicht nur Frauen.
Es steht jedem frei, dies als Hürden zu sehen, die es zu bewältigen gilt. Wer das erfolgreich macht, wird nicht nur Ritter und hat auf dem Weg dahin so einiges erlebt, er wird auch durch das Bewältigen eben dieser Herausforderungen weitaus mehr belohnt werden, als derjenige, der dies nicht tun musste. Jean D´Arc ist eine Legende an die man sich erinnert, nur so als Beispiel.

Das sind dann aber auch keine Dinge, die einfach so nebenbei geschehen, sie stellen den Kern des Spiels dar. Derjenige Spieler, der sich entscheidet kein "Handicap" zu nehmen, beraubt sich dagegen an der Erfahrung und dem Spaß dabei.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 9.10.2013 | 13:42
Ich fände es gut, wenn Du einfach auf meine Fragen antwortest.

So wirkt es auf mich, das Setting ist so, kann keiner etwas ändern, muss man so hinnehmen, ich kann da nix dafür,
ist eben so. ;-)

Ich sehe es aber als Deine freien Entscheidungen an, wie Du mit dem Setting umgehen möchtest, wie Du mit einer Spielerin umgehst, die eine Ritterin spielen möchte (die anhand der Aussage "alles entgegenwerfen was das Setting hergibt" keine konkrete Vorstellung haben kann, was sie dann erwarten wird, der also notwendige Informationen fehlen, um ihrerseits eine Entscheidung zu treffen) und wie Du das bei einem Spieler handhaben würdest und bei der Charakterwahl der Spieler entscheidest.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 9.10.2013 | 13:49
Im Rollenspiel, das heißt im spielmechanischen Sinn, wird man in der Regel nicht belohnt.
Das heißt man kriegt die gleichen Sachen nicht mehr XP, eine bessere Waffe und ein größeres Ansehen.

Stattdessen kriegt man mehr Aufwand, braucht eine längere Zeit und ist über diese Zeit hinweg benachteiligt, schikaniert. Wenn einem der Charakter nicht auf dem Weg gleich abgemurkst wird. Schließlich hat er mit den gleichen Werten wie die anderen Charaktere spielerisch nicht die Chance daraus mehr als alle anderen zu machen.

Dieses "Ja, aber Jean d'Arc war toll" ist doch angesichts des Umstands das in der Gruppe alle Helden spielen die reinste Augenwischerei, ne Nebelkanone.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 9.10.2013 | 13:52
Naja, ok, ich dachte ich hätte damit konkret geantwortet.

Ebenso wie bei meiner vorherigen Antwort an Teylen, muss ich mal fragen, wo kommt das "ich" dabei her? Die Wahl eines Setting, ebenso die Wahl von Spielzielen, ist eine gemeinschaftliche Sache die wenig bis nichts mit dem "ich" zu tun hat.

Daraus ergibt sich dann doch ein vollkommen anderer Inhalt, der Unterschied zwischen "Die Abenteuer der Ritterin Sarah" und "Die Abenteuer, wie Sarah Ritterin geworden ist", sollten dann klar sein.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 9.10.2013 | 13:56
Das du kommt daher weil du beschreibst was du aus dem Setting machst.
Das heißt du gehst hin und stellst den Spieler-Charakteren allemöglichen zusätzlichen Herausforderungen weil sie einen weiblichen Charakter gewählt haben. Du gehst hin und sagst das die Spieler nicht einmal 'nur so' einen weiblichen Charakter spielen dürfen. Das heißt das sie die Herausforderungen bekommen, egal ob sie wollen oder nicht.

Das "du" ist in sofern relevant als das eben nicht jeder macht. Es ist eine von dir beschriebene Vorgehensweise.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Thandbar am 9.10.2013 | 14:03
Legend of the Five Rings löst die Sache sehr angenehm: Es gibt zwar starke und mitunter auch sehr einschränkende Rollenmuster für die verschiedenen Geschlechter, aber gerade in der Samurai-Kaste gelten diese Beschränkungen, bis auf ein paar rein ästhetische Farbtupfer, nicht.  
Je nach Klan und Familie spielt es keine Rolle, ob Du Mann oder Frau bist, oder Du hast Zugriff auf bestimmte Ressourcen, die nur Deinem Geschlecht offenstehen. Da kann sich jeder Spieler direkt aussuchen, wie stark er seine genderspezifische Rolle ausspielen möchte.

Hinweise bietet das Regelwerk dahingehend, wie man auch ein "sexistischeres" Rokugan spielen kann, das sich dann zum Beispiel eher an den Japan-Romanen von James Clavell orientiert.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 9.10.2013 | 14:04
Das du kommt daher weil du beschreibst was du aus dem Setting machst.
Das heißt du gehst hin und stellst den Spieler-Charakteren allemöglichen zusätzlichen Herausforderungen weil sie einen weiblichen Charakter gewählt haben. Du gehst hin und sagst das die Spieler nicht einmal 'nur so' einen weiblichen Charakter spielen dürfen. Das heißt das sie die Herausforderungen bekommen, egal ob sie wollen oder nicht.

Das "du" ist in sofern relevant als das eben nicht jeder macht. Es ist eine von dir beschriebene Vorgehensweise.

Um ganz ehrlich zu sein, verstehe ich deine Aussage überhaupt nicht?
Was habe ich, als SL, mit dem Setting zu tun? ich liefe genau das, was gewollt wird und verwalte es dann, mehr nicht.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 9.10.2013 | 14:10
Ebenso wie bei meiner vorherigen Antwort an Teylen, muss ich mal fragen, wo kommt das "ich" dabei her?

Würden wir beide WH Fantasy spielen und du sagst mir, du willst einen weiblichen Ritter spielen, würde ich dich fragen ob es für dich ok ist, wenn ich dir alles entgegenwerfe, was das Setting zu bieten hat, wir uns auch auf schwieriges Gelände wagen könnten, am Ende wäre das eine eindringlichere Erfahrung für alle Beteiligten.
"Nur so" wäre dagegen nicht drin.

Hier kommt das "ich" her. Ich habs mal rot markiert. Aus diesem Post habe ich entnommen, dass Du das so handhaben würdest. :-)

Die Wahl eines Setting, ebenso die Wahl von Spielzielen, ist eine gemeinschaftliche Sache die wenig bis nichts mit dem "ich" zu tun hat.

Das sehe ich auch so. Deshalb die meine Fragen, weshalb Du das anders handhaben möchtest. Und wie das konkret aussehen würde.

Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 9.10.2013 | 14:11
Was habe ich, als SL, mit dem Setting zu tun? ich liefe genau das, was gewollt wird und verwalte es dann, mehr nicht.
Du schreibst hier das du z.B. bei //WH Fantasy// einem Mitspieler der einen weiblichen Ritter-Charakter hat //alles entgegenwerfe, was das Setting zu bieten hat// und was den Mitspieler betrifft heißt es //"Nur so" wäre dagegen nicht drin.//

Das heißt du liefert nicht das was der Spieler will, sondern du lieferst was du willst.
Wenn der Spieler die Extra-Herausforderung will, Glück gehabt.
Wenn der Spieler 'nur so' einen weiblichen Ritter-Charakter spielen mag, geht es nicht.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 9.10.2013 | 14:14
Ok, jetzt verstehe ich euch beide. Dann lasst es mich so umformulieren, um eindeutig zu sein: Wenn ihr euch für dieses Setting so entscheidet und ich es dann für euch verwalten soll, dann...
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 9.10.2013 | 14:24
@Slayn, mich interessiert wirklich wie Du meine Fragen konkret beantworten würdest.
Wenn Du das nicht möchtest, schreib das doch einfach anstatt auszuweichen.

Jetzt sagst Du auch nichts anderes als, wenn man WH Setting spielt, legst Du es nach Deiner Interpretation aus.
Sehe ich anders, halte ich auch für eine Sache der gemeinsamen Absprachen. :-)
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Praion am 9.10.2013 | 14:28
Ok, jetzt verstehe ich euch beide. Dann lasst es mich so umformulieren, um eindeutig zu sein: Wenn ihr euch für dieses Setting so entscheidet und ich es dann für euch verwalten soll, dann...

Und wenn Tick, Trick und Track dafür, Gerlinde aber dagegen ist weil sie das Konzept nicht spielen kann?
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Thandbar am 9.10.2013 | 14:30
Ich kenne Warhammer nur als Spieler der zweiten Edition, aber ich kann mich nicht erinnern, dass es da geschlechtsbezogene Einschränkungen bei der Charakterwahl gegeben hätte.
Man wählte selber das Geschlecht und würfelte sich dann seinen Beruf aus. Folgeberufe waren auch nie davon abhängig, ob man Mann oder Frau spielte.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 9.10.2013 | 14:37
Und wenn Tick, Trick und Track dafür, Gerlinde aber dagegen ist weil sie das Konzept nicht spielen kann?

Dann gibt es das nicht, so einfach.

@Slayn, mich interessiert wirklich wie Du meine Fragen konkret beantworten würdest.
Wenn Du das nicht möchtest, schreib das doch einfach anstatt auszuweichen.

Jetzt sagst Du auch nichts anderes als, wenn man WH Setting spielt, legst Du es nach Deiner Interpretation aus.
Sehe ich anders, halte ich auch für eine Sache der gemeinsamen Absprachen. :-)

Skiron, ich denke, wir missverstehen uns hier gründlich. Die Spieler definieren, bis zu welchem Punkt es gehen kann und wo ihre Confort Zones sind, nicht mehr, nicht weniger. Bis zu dem Grad, bei dem noch alle dabei sind, bekommen sie es dann auch serviert.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 9.10.2013 | 14:42
Zitat von: Praion
Und wenn Tick, Trick und Track dafür, Gerlinde aber dagegen ist weil sie das Konzept nicht spielen kann?
Dann gibt es das nicht, so einfach.
Damit hätten dann die Männer der Runde beschlossen das die Frau, wenn sie nicht crossgendern will (oder ggf. darf), ihren weiblichen Charakter Sexismus aussetzen lassen, die zusätzlichen "Herausforderungen" (effektiv gesehen Benachteiligungen) in Kauf nehmen muss.

Wird ein -ismus positiver / gerechtfertigt weil es die Mehrheit toll findet?
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Ludovico am 9.10.2013 | 14:44
Im Rollenspiel, das heißt im spielmechanischen Sinn, wird man in der Regel nicht belohnt.
Das heißt man kriegt die gleichen Sachen nicht mehr XP, eine bessere Waffe und ein größeres Ansehen.

Stattdessen kriegt man mehr Aufwand, braucht eine längere Zeit und ist über diese Zeit hinweg benachteiligt, schikaniert. Wenn einem der Charakter nicht auf dem Weg gleich abgemurkst wird. Schließlich hat er mit den gleichen Werten wie die anderen Charaktere spielerisch nicht die Chance daraus mehr als alle anderen zu machen.

Dieses "Ja, aber Jean d'Arc war toll" ist doch angesichts des Umstands das in der Gruppe alle Helden spielen die reinste Augenwischerei, ne Nebelkanone.
Du stellst Spotlight irgendwie als etwas Schlectes dar.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 9.10.2013 | 14:45
Dann gibt es das nicht, so einfach.
Damit hätten dann die Männer der Runde beschlossen das die Frau, wenn sie nicht crossgendern will (oder ggf. darf), ihren weiblichen Charakter Sexismus aussetzen lassen, die zusätzlichen "Herausforderungen" (effektiv gesehen Benachteiligungen) in Kauf nehmen muss.

Wird ein -ismus positiver / gerechtfertigt weil es die Mehrheit toll findet?

Das Gegenteil ist doch der Fall. Entweder sind alle glücklich, oder man macht es nicht. Ich persönlich würde nur die Dinge machen, zu denen alle beteiligten "ja" sagen.
Wenn du dabei aber Probleme mit irgendwelchen -ism deiner Mitspieler hast, ist das ein ganz anderes Ding, aber auch ein anderes Thema an und für sich.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 9.10.2013 | 14:53
Du stellst Spotlight irgendwie als etwas Schlectes dar.
Wer sagt den das da (mehr) (tatsächliches) Spotlight abfällt?

Wenn der Charakter mehr Hindernisse bekommt kann es sein das er mehr in der Szene gefordert wird, da er aber spielerisch auf dem selben Niveau ist wie die Mitcharaktere, wird er allein spielmechanisch in der Regel dort eher versagen. Das heißt das Spotlight beleuchtet was für eine Niete der Charakter gemessen an der Herausforderung ist [Und bestärkt damit das Klischee].

Die Spotlight-Szenen könnten auch dadurch getrübt werden das der Charakter in den Szenen vermittelt wird das er an sich ein Exot ist, das er eigentlich nicht passt und unerwünscht ist, das heißt die Welt ihm eher zu buht, während die anderen Neutral behandelt werden.

Letztlich muss es dann überhaupt erstmal auch nur gleich viel Spotlight geben. Das heißt das der Charakter nicht außen vorsteht weil Frauen in das Etablishment XY nicht rein kommen, er wärend die anderen Charaktere drinnen eine spannende Intrige spielen noch damit beschäftigt ist den Türsteher zu bereden. Das er aus Szenen ausgeschlossen wird weil Frauen da halt angeblich nicht einbezogen werden, das es normal ist das sein Charakter halt von NSC, ggf. auch SC, einfach bei Gesprächen ausgeschlossen wird.

Das ganze dann dafür das er etwas zugestanden bekommt was andere Charaktere ggf. schon vom Start an haben und wo sie bis der weibliche Charakter dazu kommt auch noch viel besser drin sind.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: DasTaschentuch am 9.10.2013 | 14:59
Bei der ganzen Diskussionswelle hier im Forum zum Thema Gender würd ich rein Interesse halber mal wissen wer von den Diskutanden weiblich ist.

Und @Topic: natürlich ist eine inherent sexistische Spielwelt (d.h. eine Spielwelt in der gewisse Optionen/Resourcen nur einem Geschlecht zur Vefügung stehen) als Setting interessanter weil es mehr Ansätze für Charakterdrame und Plots bietet.

Euer männliches Taschentuch.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 9.10.2013 | 15:01
Wer sagt den das da (mehr) (tatsächliches) Spotlight abfällt?

Wenn der Charakter mehr Hindernisse bekommt kann es sein das er mehr in der Szene gefordert wird, da er aber spielerisch auf dem selben Niveau ist wie die Mitcharaktere, wird er allein spielmechanisch in der Regel dort eher versagen. Das heißt das Spotlight beleuchtet was für eine Niete der Charakter gemessen an der Herausforderung ist [Und bestärkt damit das Klischee].

Die Spotlight-Szenen könnten auch dadurch getrübt werden das der Charakter in den Szenen vermittelt wird das er an sich ein Exot ist, das er eigentlich nicht passt und unerwünscht ist, das heißt die Welt ihm eher zu buht, während die anderen Neutral behandelt werden.

Letztlich muss es dann überhaupt erstmal auch nur gleich viel Spotlight geben. Das heißt das der Charakter nicht außen vorsteht weil Frauen in das Etablishment XY nicht rein kommen, er wärend die anderen Charaktere drinnen eine spannende Intrige spielen noch damit beschäftigt ist den Türsteher zu bereden. Das er aus Szenen ausgeschlossen wird weil Frauen da halt angeblich nicht einbezogen werden, das es normal ist das sein Charakter halt von NSC, ggf. auch SC, einfach bei Gesprächen ausgeschlossen wird.

Das ganze dann dafür das er etwas zugestanden bekommt was andere Charaktere ggf. schon vom Start an haben und wo sie bis der weibliche Charakter dazu kommt auch noch viel besser drin sind.

Sag mal, so wie du argumentierst, musst du ganz schön üble Erfahrungen gemacht haben, oder?

Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 9.10.2013 | 15:13
Bei der ganzen Diskussionswelle hier im Forum zum Thema Gender würd ich rein Interesse halber mal wissen wer von den Diskutanden weiblich ist.
Das steht mitunter in dem Kasten unter den Namen über den Avatar.


Einmal davon abgesehen.
Was ist wenn die Spielwelt durchaus problematische Motive hat -Ismen aber die Spieler-Charaktere davon - ggf. gar explizit - davon ausnimmt?

Abgesehen davon das ich durchaus noch die These vertrete das eine (durch und durch) allen gegenüber sexistische Spielwelt letztlich die Ansätze für Charakterdramen und Plots beschneidet. Den Settingfakt als solchen wird man idR. nicht ändern können und die Effekte (Ressourcen, Optionen) kann man auch über anderen Weg für den Charakter erreichen wenn es gewünscht ist.

Sag mal, so wie du argumentierst, musst du ganz schön üble Erfahrungen gemacht haben, oder?
Nicht in Kombination mit Sexismus, aber in Kombination mit dem spielen eines "Exoten" und entsprechenden Problematiken mit "Spotlight durch Charakter spezifische (extra) Herausforderungen".

Wobei bisher die Argumentation wo genau der Gewinn für den betroffenen Spieler für die Extra-Herausforderungen ist auch ausblieb. Ich hatte da ja schon zuvor Kritik daran geäußert bzw. Argumente hervorgebracht wieso es m.E. idR. kein Gewinn ist.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Arldwulf am 9.10.2013 | 15:26
Letzlich sind Sexismen Einschränkungen, und verringern damit die Charaktervielfalt. Das kann in Ausnahmefällen sinnvoll sein um einem Spielelement mehr Flair zu verleihen. Sollte aber nicht zur Regel werden.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 9.10.2013 | 15:39
@Slayn, auf mich wirkt die Formulierung, wenn Du Teylen (deutlich erkennbar als Frau) eine Ritterin bei WH spielen möchtest,
dann werde ich (Slayn) Dir "alles was das Setting hergibt entgegenwerfen" wie eine Drohung.

Bei so einer schwammigen Formulierung würde ich befürchten, dass sexuelle Übergriffe, Diskriminierungen und Herrenwitze
gespielt werden sollen. Da hätte eine Frau dann nur die Wahl, entweder ich spiele einen Ritter oder gleich gar nicht mit.
Deshalb meine Nachfrage, was Du konkret damit meinst. Worauf Du bisher noch keine konkrete Antwort gegeben hast.

Genauso würde mich interessieren, ob Du diese Unterschiede nur bei einer weiblichen Mitspielerin machen würdest,
oder ob auch männliche Mitspieler davon betroffen wären.

Thandbar hat schon geschrieben, dass er WH gespielt hat und dort vom Setting her diese Geschlechterunterschiede nicht gemacht
wurden, also liegt es nahe, anzunehmen, dass das was Du mit WH Setting bezeichnest Deine Interpretation dieses Settings ist.

Wo liegt da das Missverständnis?
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: WitzeClown am 9.10.2013 | 15:43
Thorgest, manchmal möchte ich dich und eine Flasche Vodka gleichzeitig knuddeln.


nachtrag: Fäden wie dieser machen mir immer wieder klar, warum ich so gerne WH40K spiele: Einfach mal Gas geben, scheiß auf Political Correctness und Weichei Empfindlichkeiten.

Da wusste der Autor ja auch noch wo's lang geht: Den ganzen dreckigen Abschaum (aka nicht-weiße Briten) einfach abknallen!
Yeah for fascism!  :D
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: gunware am 9.10.2013 | 15:46
Worauf Du bisher noch keine konkrete Antwort gegeben hast.
Ich bin zwar nicht Slayn, aber ich kann helfen. Hier war die Antwort:
Skiron, ich denke, wir missverstehen uns hier gründlich. Die Spieler definieren, bis zu welchem Punkt es gehen kann und wo ihre Confort Zones sind, nicht mehr, nicht weniger. Bis zu dem Grad, bei dem noch alle dabei sind, bekommen sie es dann auch serviert.
Es liegt an allen Spielern, was gespielt wird, war meine Übersetzung seiner Antwort. Ich kann nichts falsches dabei entdecken.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 9.10.2013 | 16:08
Nicht in Kombination mit Sexismus, aber in Kombination mit dem spielen eines "Exoten" und entsprechenden Problematiken mit "Spotlight durch Charakter spezifische (extra) Herausforderungen".

Wobei bisher die Argumentation wo genau der Gewinn für den betroffenen Spieler für die Extra-Herausforderungen ist auch ausblieb. Ich hatte da ja schon zuvor Kritik daran geäußert bzw. Argumente hervorgebracht wieso es m.E. idR. kein Gewinn ist.

Ich bin ein sehr Herausforderungsorientierter SL und tendiere dazu eine Null-Linie zu nennen, auf der es praktisch keine Herausforderung aber auch keinen Gewinn gibt. Je weiter man sich davon entfernt, umso mehr steigt beides an.
Über was für eine Art von Gewinn soll man dabei sprechen? Das würde mir persönlich schwer fallen, denn das hat mit dem Spieler zu tun und ist somit sehr individuell.

@Skiron:

Ah, so langsam kann ich deinen Punkt sehen und verstehen.
Das Missverständnis liegt darin, dass ich das Setting so nicht anfangen würde, wenn nicht komplette Übereinkunft mit allen Spielern herrscht. Wenn es für, um bei deinem Beispiel zu bleiben, Teylen ein grundlegendes Bedürfnis ist, vom Start weg eine Ritterin zu spielen und keine Probleme damit zu bekommen, dann ist das so.
Wenn es aber für alle beteiligten ok ist, das es ein wichtiges Element sein soll das Teylens Charakter trotz allem eine Ritterin wird, dann wird genau dieses "werden" ein wichtiges Element des Spiels werden und die Herausforderungen auf dem Weg kommen deutlicher hervor.
Gleiches gilt auch für jeden Mann, dessen weiblicher Charakter eine Ritterin werden will, hierbei gibt es keinen Unterschied.
Dabei greife ich zu den Mitteln, die mir durch den Konsens zugestanden wurden.

Ich leite sehr Herausforderungsorientiert, daher gehe ich sehr genau auf die Wünsch und Forderungen meiner Spieler ein. Die Herausforderung, über die wir hier reden, eine Ritterin in einer misogynen, sexistischen Welt zu werden und zu spielen, wird auch entsprechen belohnt werden, wenn man sie schafft. Hier liegt der Unterschied zu dem, was Christian hier so gesagt hat.
Wenn du meinem Paradigma so weit folgen kannst, ist dann genau das ein Plot.

Da wusste der Autor ja auch noch wo's lang geht: Den ganzen dreckigen Abschaum (aka nicht-weiße Briten) einfach abknallen!
Yeah for fascism!  :D

Jupp. Spiel das mal bewusst und es ist eine Erfahrung.

Ich bin zwar nicht Slayn, aber ich kann helfen. Hier war die Antwort:Es liegt an allen Spielern, was gespielt wird, war meine Übersetzung seiner Antwort. Ich kann nichts falsches dabei entdecken.

Danke dir, kürzer formuliert als ich es gerade eben gemacht habe.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 9.10.2013 | 16:16
Ich habe hier ausgeführt wo ich das Problem bei einer Herausforderungsorientierten Sichtweise sehe: Beitrag 80 (http://tanelorn.net/index.php/topic,86524.msg1758921.html#msg1758921) was ich dann in Beitrag 95 (http://tanelorn.net/index.php/topic,86524.msg1758970.html#msg1758970) in Bezug auf das Spotlight näher ausführte.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 9.10.2013 | 16:23
Ich habe hier ausgeführt wo ich das Problem bei einer Herausforderungsorientierten Sichtweise sehe: Beitrag 80 (http://tanelorn.net/index.php/topic,86524.msg1758921.html#msg1758921) was ich dann in Beitrag 95 (http://tanelorn.net/index.php/topic,86524.msg1758970.html#msg1758970) in Bezug auf das Spotlight näher ausführte.

Teylen, eine pauschale Antwort darauf ist schwer, kommt es doch ganz stark darauf an womit man spielt.
Nur um ein Beispiel zu nennen, würden wir mit den Traveller-Regeln als Grundlage spielen, würde ein Charakter, der sich diesen Herausforderungen stellt, bei mir einen Bonus auf den SOC-Wert bekommen.
Würden wir mit WW-Regel spielen, würde es massiv Punkte auf Willpower und ggf. Pfade geben, usw.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: gunware am 9.10.2013 | 16:27
was ich dann in Beitrag 95 (http://tanelorn.net/index.php/topic,86524.msg1758970.html#msg1758970) in Bezug auf das Spotlight
Letztlich muss es dann überhaupt erstmal auch nur gleich viel Spotlight geben. Das heißt das der Charakter nicht außen vorsteht weil Frauen in das Etablishment XY nicht rein kommen, er wärend die anderen Charaktere drinnen eine spannende Intrige spielen noch damit beschäftigt ist den Türsteher zu bereden. Das er aus Szenen ausgeschlossen wird weil Frauen da halt angeblich nicht einbezogen werden, das es normal ist das sein Charakter halt von NSC, ggf. auch SC, einfach bei Gesprächen ausgeschlossen wird.
Ehrlich gesagt, sehe ich da keinen Unterschied zu dem Fall, wenn (z.B. in Shadowrun) in die Orkhalle die Elfen nicht reingelassen werden oder auf einem Elfenball die Troggies nicht willkommen sind. Da kann doch das gleiche passieren. Falls der Unterschied aber darin besteht, dass man im wirklichen Leben Frauen treffen kann und Elfen nicht, dann ist es irgendwie - äh, total abwegig? Ich weiß es nicht, wie ich es anders formulieren sollte, aber das sind doch total unterschiedliche Dinge.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 9.10.2013 | 16:32
Ehrlich gesagt, sehe ich da keinen Unterschied zu dem Fall, wenn (z.B. in Shadowrun) in die Orkhalle die Elfen nicht reingelassen werden oder auf einem Elfenball die Troggies nicht willkommen sind. Da kann doch das gleiche passieren. Falls der Unterschied aber darin besteht, dass man im wirklichen Leben Frauen treffen kann und Elfen nicht, dann ist es irgendwie - äh, total abwegig? Ich weiß es nicht, wie ich es anders formulieren sollte, aber das sind doch total unterschiedliche Dinge.

Grundlegend sagt es halt einfach viel darüber aus wie wir spielen. Wenn die Simulation einer vermeintlichen Wirklichkeit im Zentrum steht, dann passiert sowas nun mal.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Ludovico am 9.10.2013 | 16:42
Wer sagt den das da (mehr) (tatsächliches) Spotlight abfällt?

Wenn der Charakter alleine angesprochen wird, ist er doch schon im Spotlight. Ob dabei noch Wuerfe faellig werden, steht auf einem anderen Blatt und ob dabei auch Wuerfe faellig, die sich an den Staerken des SCs orientieren, ist wiederum eine andere Nummer. Wenn die Proben sich auf die Staerken beziehen (plumpes Beispiel: die Kriegerin, die zum Beweis ihres Koennens einen Mann besiegen soll), dann zeigt der Charakter, wie cool und krass er ist. Demuetigung und Darstellung als schwaches Maeuschen etc.faellt damit flach.

Auch Fehlschlaege koennen toll und interessant sein, wenn man sie nur entsprechend als Moeglichkeit sieht. Ok, es sollte sich dann die Waage mit den Erfolgen zumindest halten.

Zitat
Die Spotlight-Szenen könnten auch dadurch getrübt werden das der Charakter in den Szenen vermittelt wird das er an sich ein Exot ist, das er eigentlich nicht passt und unerwünscht ist, das heißt die Welt ihm eher zu buht, während die anderen Neutral behandelt werden.

Wenn man sich zu Beginn der Runde darauf geeinigt hat, welche Normen und Konventionen das Setting hat und wo die Grenzen liegen und man entscheidet sich fuer einen entsprechen Charakter, dann ist das doch auch erwuenscht, oder? Der SC bekommt ja trotzdem Spotlight, darf sich verteidigen und beweisen. Was aus dem Spotlight wird, haengt dann von diversen Faktoren ab, aber vor allem von der Performance des Spielers.

Zitat
Letztlich muss es dann überhaupt erstmal auch nur gleich viel Spotlight geben. Das heißt das der Charakter nicht außen vorsteht weil Frauen in das Etablishment XY nicht rein kommen, er wärend die anderen Charaktere drinnen eine spannende Intrige spielen noch damit beschäftigt ist den Türsteher zu bereden. Das er aus Szenen ausgeschlossen wird weil Frauen da halt angeblich nicht einbezogen werden, das es normal ist das sein Charakter halt von NSC, ggf. auch SC, einfach bei Gesprächen ausgeschlossen wird.

Ein ehr konstruiertes Beispiel, denn wie oft sind solche Charaktere an solchen Orten. Zudem ist es auch kein Ausschluss aus einer Szene, sondern nur eine Beschraenkung des Zugangs. Das heisst es muss halt ein anderer Zugang.zur Szene genutzt werden.
Ob und wie das geschieht, haengt von der Gruppe aber vor allem vom betroffenen Spieler ab.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 9.10.2013 | 17:01
Falls der Unterschied aber darin besteht, dass man im wirklichen Leben Frauen treffen kann und Elfen nicht, dann ist es irgendwie - äh, total abwegig? Ich weiß es nicht, wie ich es anders formulieren sollte, aber das sind doch total unterschiedliche Dinge.
Der Unterschied ist mitunter darin das das eine Rassimus ist, anstelle von Sexismus.
Ebenso wie das eine ggf. bereits im Regelwerk / Setting erwähnt ist, während das andere anhand des Verweis auf '"realistisches" Mittelalter' bei Settings unter Umständen dazu erfunden wird.

Ansonsten was ist abwegig daran das es Geschlechter gibt, Fantasy Rassen jedoch nicht?
Das heißt ich vermute die Bereitschaft bei einem SR Abenteuer einem Troll-Charakter den Zugang zu einer Veranstaltung zu verweigern. Als jetzt einem Schwarzen-Charakter den Zugang zu einem Golf-Club zu verweigern.

Man wird es mitunter auch eher nicht versuchen es als "spielbereichernd" zu verkaufen wenn man einem Spieler der einen jüdischen Charakter spielt - weil er von der Kultur und Religion begeistert ist, vielleicht sich mit einem solchen (durch den eigenen Hintergrund) besser identifizieren kann - diesem aufgrund des jüdischen Aspekt viele Extra-Herausforderungen in den Weg zu legen.

@Ludovico
Die Beispiele sind nicht konstruiert sondern tatsächlich der Praxis entnommen.

Wenn der Charakter alleine angesprochen wird, ist er doch schon im Spotlight.
Ich bezeichne solche Szenen als Spotlight in denen man den Charakter gerne spielt.
Wozu für mich durchaus, im gewissen Rahmen, oftmals dazugehört das es auch positive Erfahrungen gibt.

Jetzt wurde die These aufgestellt das der Charakter weil er weiblich ist mehr bzw. schwierige Herausforderungen bekommt. Sofern der Spieler nicht überdurchschnittlich ist und bzw. oder der Charakter mehr Erfahrungspunkte hat, hat es zur Folge das er in den Szenen in denen er das Spotlight hat versagt.

Das heißt es führt zu einer Reihe von Spotlights in dem der Charakter nicht positiv darsteht.
Mitunter kann das vom Spielleiter durchaus als dramatisch bzw. rollenspielerisch sehr gut wahrgenommen werden. So bekam ich, nachdem ich mich beschwerte das sich mein Charakter in seinen Szenen in einer steten Abwärtsspirale befindet, gerade im Vergleich zu den anderen Charakteren, die Rückmeldung das ich aber doch so gut darauf eingehen bzw. damit umgehen würde.
Was sein mochte, dennoch wollte ich persönlich lieber mit meinen Charakter Erfolgserlebnisse, bevorzugt welche die das entgangene Glanzlicht ausgleichen.

Zitat
Auch Fehlschlaege koennen toll und interessant sein, wenn man sie nur entsprechend als Moeglichkeit sieht. Ok, es sollte sich dann die Waage mit den Erfolgen zumindest halten.
Ja, nur sehe ich dieses Gleichgewicht nicht mehr gegeben,

Zitat
Wenn man sich zu Beginn der Runde darauf geeinigt hat, welche Normen und Konventionen das Setting hat und wo die Grenzen liegen und man entscheidet sich fuer einen entsprechen Charakter, dann ist das doch auch erwuenscht, oder?
Das kommt darauf an.
Selbst wenn man vorher vereinbar hat das man im Grunde einen Exoten spielt, und nicht davon ausging das man schon keinen Terz um eine Figur macht nur weil sie weiblich ist, heißt das nicht das dort gleichermaßen ein Verständnis hinsichtlich des Umfang der Reaktionen besteht.

Zitat
Ein ehr konstruiertes Beispiel, denn wie oft sind solche Charaktere an solchen Orten. Zudem ist es auch kein Ausschluss aus einer Szene, sondern nur eine Beschraenkung des Zugangs. Das heisst es muss halt ein anderer Zugang.zur Szene genutzt werden.
Ob der Charakter komplett ausgeschlossen ist oder ob der Charakter keine Rolle spielt nimmt sich in der Betrachtung nicht fiel. Beides ist mitunter sehr frustrierend.
Im übrigen auch nicht konstruiert.
Das heißt hinsichtlich diesen Aspekt hatte ich schon ein Erlebnis bei welchem ein Charakter, nachdem er anderen eher half bzw. die befreite, aufgrund seines Geschlecht komplett links liegen gelassen wurde und auch Versuche sich einzubringen (in dem Fall ansprechen, nachzulaufen und weiter ansprechen) Inplay an einer Wand aus, naja, Sexismus abprallten.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Thandbar am 9.10.2013 | 17:06
Falls der Unterschied aber darin besteht, dass man im wirklichen Leben Frauen treffen kann und Elfen nicht, dann ist es irgendwie - äh, total abwegig?

Wenn ein Verhältnis der Diskriminierung in einem Spiel reproduziert oder überhöht wird, das Teil unserer Geschichte und unserer Erfahrung ist, ist das meiner Meinung schon etwas anderes, als wenn eine strukturell ähnliche Form der Diskriminierung an einer fiktiven Gruppe durchgespielt wird, die in unserer realen Welt keine Entsprechung hat und keine Gruppe anspricht, die davon betroffen sein kann.

Das kann schon damit beginnen, wenn ein DSA-Mitspieler farbig ist und das erste Mal auf die Darstellung von Utulus stößt oder Dir die Freundin beim Zocken von Duke Nukem 3D zuguckt.  
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 9.10.2013 | 17:14
@Teylen:

Es ist nachwievor eine Frage der vorherigen Absprache und des dargestellten Settingrealimus.
Auch wenn es dich jetzt ankäsen mag, als Frau, die eine Frau spielt, nicht in den Schwulen-Club zu kommen, wenn das vorher abgesprochen war, hast du jetzt Pech, deine egoistischen Gründe zählen jetzt nicht.
War so etwas vorher nicht abgesprochen, ist das ein ganz anderes Thema.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Ludovico am 9.10.2013 | 17:16
@Teylen
Es scheint, dass Deine Probleme mit der Gruppe zusammenhaengen und schlecht durchgefuehrten Absprachen, aber weniger mit dem Thema an sich.

Du hast ein paar miese Erfahrungen mit Exoten gemacht. Aber das hat nichts mit Exoten an sich zu tun, sondern mit der jeweiligen Gruppe, in der Du spieltest.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: gunware am 9.10.2013 | 17:17
Der Unterschied ist mitunter darin das das eine Rassimus ist, anstelle von Sexismus.
Äh, ja. Und?

Ansonsten was ist abwegig daran das es Geschlechter gibt, Fantasy Rassen jedoch nicht?
Abwegig nicht, nur schade.

Das heißt ich vermute die Bereitschaft bei einem SR Abenteuer einem Troll-Charakter den Zugang zu einer Veranstaltung zu verweigern. Als jetzt einem Schwarzen-Charakter den Zugang zu einem Golf-Club zu verweigern.
Das eine UCAS 2050, das andere USA 1950. Kein Problem mit Verweigern.

Man wird es mitunter auch eher nicht versuchen es als "spielbereichernd" zu verkaufen wenn man einem Spieler der einen jüdischen Charakter spielt - weil er von der Kultur und Religion begeistert ist, vielleicht sich mit einem solchen (durch den eigenen Hintergrund) besser identifizieren kann - diesem aufgrund des jüdischen Aspekt viele Extra-Herausforderungen in den Weg zu legen.
Das hängt davon ab. Beim Cowboy und Indianer bestimmt nicht, bei Weltkrieg II schon eher.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 9.10.2013 | 17:20
@Slayn:
Habe ich von so etwas wie schwulen Clubs gesprochen?
Hat sich mein Beispiel mit dem Zutrittsproblem befasst?
Nein? Was soll dann der Strohman?

Ebenso wie es mich eher ankekst das jegliche Argumente mit dem Verweis auf "die absolut perfekte Absprache" weggewischt werden.

@Luxferre
Nein, da bisher noch keine Argumente vorgebracht wurden wie es hinsichtlich des Spotlights funktioniert, denke ich nicht das es ausschließlich an schlechten Gruppen und unzureichenden Absprachen liegt.

Ich habe auch ein paar miese Erfahrungen mit Charakteren gemacht die weiblich waren.
Was eigentlich anhand des letzten Beispiel deutlich sein sollte. Wenn man den Beitrag bis dahingelesen hat.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 9.10.2013 | 17:25
@Skiron:

Ah, so langsam kann ich deinen Punkt sehen und verstehen.

Das Missverständnis liegt darin, dass ich das Setting so nicht anfangen würde, wenn nicht komplette Übereinkunft mit allen Spielern herrscht. Wenn es für, um bei deinem Beispiel zu bleiben, Teylen ein grundlegendes Bedürfnis ist, vom Start weg eine Ritterin zu spielen und keine Probleme damit zu bekommen, dann ist das so.

Mir kamen Deine Aussagen dazu widersprüchlich vor.
Dann ist es in der Tat ein Missverständnis.

Wie stellst Du in Deiner Runde die Übereinkunft her?
Spielst Du auch mit Frauen oder in einer reinen Männerrunde?

Wenn es aber für alle beteiligten ok ist, das es ein wichtiges Element sein soll das Teylens Charakter trotz allem eine Ritterin wird, dann wird genau dieses "werden" ein wichtiges Element des Spiels werden und die Herausforderungen auf dem Weg kommen deutlicher hervor.
Gleiches gilt auch für jeden Mann, dessen weiblicher Charakter eine Ritterin werden will, hierbei gibt es keinen Unterschied.
Dabei greife ich zu den Mitteln, die mir durch den Konsens zugestanden wurden.

Problematisch finde ich dabei, dass Du hier nicht konkret benennst, was die Herausforderungen wären und in welcher Form
der Sexismus gespielt werden soll.

Es ist ein Unterschied ob sich alle Beteiligten darüber klar sind, wenn solche "sensiblen" Themen bespielt werden,
was damit gemeint ist und welche Vorstellungen man dazu hat. Ich vermute nämlich, dass die Vorstellungen dazu sehr weit auseinander liegen können.

Genauso ist es ein Unterschied wenn man als Frau sowieso schon mit Sexismus im wirklich wahren Leben konfrontiert wird und der sehr unangenehm sein kann, dann auch noch im Spiel, auf vielleicht ebenso unangenehme Weise damit behelligt zu werden. Wobei mein Eindruck war, dass es bei bestimmten Spielformen auch für Männer die dann weibliche Charaktere spielen extrem unangenehm werden kann.

Ich denke, dass ist generell das Problem bei Diskriminierungen, nichts anderes ist Sexismus ja, dass man diesen leichter und
unbelasteter spielen kann, wenn man davon in der Realität nicht betroffen ist.

Ich leite sehr Herausforderungsorientiert, daher gehe ich sehr genau auf die Wünsch und Forderungen meiner Spieler ein. Die Herausforderung, über die wir hier reden, eine Ritterin in einer misogynen, sexistischen Welt zu werden und zu spielen, wird auch entsprechen belohnt werden, wenn man sie schafft. Hier liegt der Unterschied zu dem, was Christian hier so gesagt hat.
Wenn du meinem Paradigma so weit folgen kannst, ist dann genau das ein Plot.

Hast Du das schon mal gespielt und wie waren Deine Erfahrungen?
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Ludovico am 9.10.2013 | 17:32
Ebenso wie es mich eher ankekst das jegliche Argumente mit dem Verweis auf "die absolut perfekte Absprache" weggewischt werden.

Tja, da Du bisher lediglich negative Erfahrungsberichte praesentierst, die einzig und allein den Schluss zulassen, dass es an der Gruppe und somit im Endeffekt an mangelnder Kommunikation gelegen hat, ist das ein valider Punkt.

Du kannst ja auch waehrend des Spiels Einwaende aeussern. Somit sind Absprachen nicht zwar absolut perfekt aber veraenderbar.
Wenn ich derzeit Deine Argumente so lese und ich saehe mich in der Zwangslage Dein SL zu sein, dann wuerde ich das Geschlecht wie Haarfarben betrachten und mir so praktisch jeden SC und NSC als Neutrum betrachten und somit auch Interaktionen zwischen den Geschlechtern auf 0 reduzieren., denn es gibt praktisch nur eins (das Neutrum). Das Geschlecht auf dem Charakterbogen ist dann so irrelevant wie Haut- und Augenfarbe und dient hoechstens als Identifizierungsmerkmal (gesucht wird...).  
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Maarzan am 9.10.2013 | 17:38
Im Zweifel bzw. Idealfall sollten halt alle Leute ihre Vorstellungen äußern udn die Gruppe bildet sich aus denen, welche genügend Übereinstimmung zueinander finden.
Bei all den Befindlichkeiten und Vorwürfen schließt sich dann aber wohl der Kreis zum Crossgender - wer kann schaut dann halt dass er die Runden nach Möglichkeit direkt ohne potentiell Empörte startet. Was natürlich scheiße ist für diejenigen, welche nur oberflächlich Ähnlichkeiten mit den üblichen Verdächtigen haben aber nicht im individuellen Benehmen, aber sicherheitshalber mit ausgesiebt werden, weil die anderen möglichem Stress ganz aus dem Weg gehen wollen. 
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.10.2013 | 17:39
Zumal ja dieses "das ist aber unrealistisch"-Argument bei "selbstverständlichem" Vorhandensein von Sexismus noch andere Implikationen hat. Dann sollen alle SCs doch bitte auch selbstverständlich gläubig sein. Und sie sollen alle maximal 40 Jahre alt werden, wenn sie nicht zuvor vom ersten Schwertstreich dahingerafft werden, oder sich eine der zahlreichen Seuchen einfangen - die übrigens wegen der miesen medizinischen Kenntnisse auch unheilbar sind. Und legen sie sich mal mit jemandem höheren Standes an, tja, dann werden sie gleich eingebuchtet und gefoltert oder gehängt. Mal abgesehen davon, dass der fahrende Abenteurer wohl als Vagabund angesehen und gleich aus der Stadt gejagt würde. Und sich über seinen Stand erheben ist ohnehin nicht drin! Überhaupt herrschen raue Sitten. Man schaut sich mit Freuden Hinrichtungen an, nimmt seine Frauen mit Gewalt, wenn sie nicht wollen. Und man stinkt, ganz erbärmlich! Und alle Wissenschaft ist im übrigen theologisch geprägt und finanziert! Ach und Nationalstolz hatten wenn überhaupt sowieso nur die Adligen... nix mit "Für Gondor!" und so.
Ich kann dir nur Warhammer Fantasy bzw. Cthulhu 1000 AD empfehlen. Da ist es genau so, wie du es beschrieben hast.

Zitat
Ließ doch den Abschnitt nochmal. Wenn man so spielt wie Bad Horse oder ich, dann kann man sich den Realismus in die Haare schmieren... Wenn man anders spielt natürlich nicht.
OK, und wenn man so spielt wie ich, dann kann man sich den Gleichberechtigungskram in die Haare schmieren.

Einigen wir uns also darauf: Du kannst dir den Realismus in die Haare schmieren und ich kann mir den Gleichberechtigungskram in die Haare schmieren.

Genauso würde mich interessieren, ob Du diese Unterschiede nur bei einer weiblichen Mitspielerin machen würdest, oder ob auch männliche Mitspieler davon betroffen wären.
Also in Warhammer Fantasy werden auch Männer vergewaltigt, wenn das deine Frage ist. - Viele Orks und Tiermenschen machen da keine Unterschiede nach Geschlechtern und nehmen alles, was sich nicht (mehr) wehren kann.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 9.10.2013 | 17:41
Ich habe noch vor den Erfahrungsberichten durchaus Argumente geliefert.
Tatsächlich noch weit vor den Erfahrungsberichten. Die ich erst anbrachte nachdem der Vorwurf kam ich würde die Argumente realitätsfremd konstruieren.

Ansonsten heißt eine Ablehnung von Sexismus in Settings im Allgemeinen bzw. im Standardfall m.E. nicht das man das Geschlecht vollkommen ignorieren muss. Wobei ich's bemerkenswert findet wie von Sexismus ohne Zwischenstop zu 'komplett neutral' gesprungen wird. @.@;
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 9.10.2013 | 17:42
@Skiron:

Die Runde, um die es da konkret geht, bestand auf Spieler-Seiten zu 100% aus Frauen. Eine meine Cousinen ist eine Lesbe, in der Szene unserer Heimatstadt sehr vertreten, und hatte mich gebeten für eine Runde den SL-Part zu übernehmen.
Die Zusammensetzung war, wenn  man so will, 3 "Normale" Mädels, 2 Transgender und 1 Transsexuellen.

Die mir gestellte Herausforderung bestand darin, die "Männer"-Rolle so hart es geht, so "real" es geht, ins Spiel zu bringen, weil das ein Antagonismus ist, mit dem die Beteiligten sich auskennen. Also war die gesamte Bandbreite drin, von Sexismus, zu Unterdrückung bis hin zu sexuellen Übergriffen und Vergewaltigung, einfach weil das so als Inhalte gewollt war.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Thandbar am 9.10.2013 | 17:48
Also in Warhammer Fantasy werden auch Männer vergewaltigt, wenn das deine Frage ist. - Viele Orks und Tiermenschen machen da keine Unterschiede nach Geschlechtern und nehmen alles, was sich nicht (mehr) wehren kann.

Ganz wie im echten Leben.  :)
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Ludovico am 9.10.2013 | 17:51
@Teylen
Da lese ich aber keine Argumente, die nicht mit dem Argument Absprache widerlegt werden koennen. Und das ist halt auch der Punt saemtlicher Diskussinsteilnehmer, die Ismen als potentiell spielbereichernd wahrnehmen.

Aber vielleicht liege ich auch falsch und eine Zusammemfassung Deiner Argumente koennte Licht in das Dunkel bringen.

Der Sprung zum Neutrum ist angesichts der Negativbeispiele, welche ich von Dir bisher gelesen habe, sehr klein (Romantik, Kneipenschlaegerei wegen Anmache,etc.).
Vielleicht kommen einiger Deiner Erfahrungen daher, dass Du nicht kommunizierst, was Du willst und was Du nicht willst.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 9.10.2013 | 17:58
Die Runde, um die es da konkret geht, bestand auf Spieler-Seiten zu 100% aus Frauen. Eine meine Cousinen ist eine Lesbe, in der Szene unserer Heimatstadt sehr vertreten, und hatte mich gebeten für eine Runde den SL-Part zu übernehmen.
Die Zusammensetzung war, wenn  man so will, 3 "Normale" Mädels, 2 Transgender und 1 Transsexuellen.

Spannend. :-)
Wär eigentlich sehr interessant dazu mehr zu lesen, gerade in Bezug auf das Thema.
Wie fandest Du es alleine unter Frauen zu spielen?

Die mir gestellte Herausforderung bestand darin, die "Männer"-Rolle so hart es geht, so "real" es geht, ins Spiel zu bringen, weil das ein Antagonismus ist, mit dem die Beteiligten sich auskennen. Also war die gesamte Bandbreite drin, von Sexismus, zu Unterdrückung bis hin zu sexuellen Übergriffen und Vergewaltigung, einfach weil das so als Inhalte gewollt war.

Wobei ich das schon wieder sexistisch gegenüber Männern finde.  ;D

@Eulenspiegel, das war nicht meine Frage.

Aber ich kann ganz klar sagen, bei der Themenstellung Ritterin findet ihren Weg in einer männerdominierten Welt,
dann würde ich nicht damit rechnen, dass Vergewaltigungen gespielt werden.
In einem WH Setting rechne ich ebenso wenig damit, dass männliche Charaktere vergewaltigt werden, wenn dies vorher nicht explizit angekündigt & besprochen wird.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Luxferre am 9.10.2013 | 18:27
@Luxferre
Nein, da bisher noch keine Argumente vorgebracht wurden wie es hinsichtlich des Spotlights funktioniert, denke ich nicht das es ausschließlich an schlechten Gruppen und unzureichenden Absprachen liegt.

Ich habe auch ein paar miese Erfahrungen mit Charakteren gemacht die weiblich waren.
Was eigentlich anhand des letzten Beispiel deutlich sein sollte. Wenn man den Beitrag bis dahingelesen hat.

Meintest Du vielleicht Ludovico?  8]  ;D
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Darkling ["beurlaubt"] am 9.10.2013 | 18:40
[...] die "Männer"-Rolle so hart es geht, so "real" es geht, ins Spiel zu bringen, [...]
Ja was denn jetzt? Extrahart oder realistisch? o:)
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: klendathu am 9.10.2013 | 18:55
Ein bissl inspiriert vom hysterischen Genderbenderthread frage ich mich,

Wie steht ihr zu harten Sexismen in euren liebsten Fantasy RPG-Welten?

So albern oder ernst der ein oder andere Forist auf Gender Studies, Frauenquote und LGBTIETC im echten Leben blicken mag, um so differenzierter mag doch die Spieltiefe von Aventurien & Co durch althergebrachte Rollenbilder sowie Konflikte drumherum zunehmen.
Oder nicht?

Hysterisch? Toll, das hier gleich ne Vokabel mit extrem sexistischer Geschichte benutzt wird um gleich mal den genannten Thread abzuwerten ;)

Und was sind "harte Sexismen"?

Und meine Antwort auf die Frage lautet: Nein.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 9.10.2013 | 18:56
Ja was denn jetzt? Extrahart oder realistisch? o:)

Wenn wir auf einer emotionalen Ebene sprechen, wo ist da der Unterschied?
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Darkling ["beurlaubt"] am 9.10.2013 | 19:09
Ich bezweifle einfach starkt, dass "extrahart" und "realistisch" Hand in Hand gehen. Falls du auf einer emotionalen Ebene "extrahart" bedienen solltest ist das dann vielleicht den gewünschten Settingvorgaben entsprechend, aber nicht unbedingt realistisch. Falls du Männer (im Allgemeinen) allerdings realistisch dargestellt haben solltest frage ich mich, in wie weit du dich tatsächlich emotional an gewünschte Settingvorgaben gerhalten hast..
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 9.10.2013 | 23:49
@Skiron:

Die Kurzfassung ist, ich würde es nicht noch mal machen. Von Vorne herein in der Position des Antagonisten zu sein, ist einfach nicht gut.

@Darkling:

Du solltest nicht über Dinge reden, von denen du keine Ahnung hast.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 10.10.2013 | 01:43
Klar könnte ich die Regeln brechen. Tu ich aber nicht, jednfalls nicht diese. Andere ignoriere ich dafür um so eher  ;D
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Darkling ["beurlaubt"] am 10.10.2013 | 07:55
Warum nicht Slayn? Dich scheint das ja auch nicht abzuhalten. :)
Ich gehe mal nicht davon aus, einen Nerv getroffen zu haben und darf doch noch mit einer Antwort rechnen, ja?
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Luxferre am 10.10.2013 | 08:12
Wie steht ihr zu harten Sexismen in euren liebsten Fantasy RPG-Welten?

Ich habe zur Ritter/in schon im anderen Thread geschrieben:

Ein "Nein" ist für mich normalerweise die letzte Instanz, da ich zu dem Schlag "Ja, aber..." gehöre. Ich würde einen weiblichen Ritter zulassen. Mit einem fetten "Aber" versehen. Das ist doch erst das Salz in der Suppe und steigert durch die damit einhergehenden Schwierigkeiten das Charakterspiel.

Aber um den Sexismus in der von mir geleiteten Spielwelt (Golarion) zu beschreiben: er existiert kaum. Es gibt ein Matriarchat (Drow) und kein rechtes Patriarchat. Ich neige auch dazu, in männerdominierten Settings den Frauen gewisse autoritäre Rollen zuzuschreiben. Ansonsten gibts halt alles, da ich denke, dass eine plausible Fantasywelt durchaus mit einer echten Gleichberechtigung, bzw der noch stärkeren Gerechtigkeit, aufwarten muss. Und da beispielsweise magisches Potential sich nicht nach Geschlechtern orientiert (wie im Rad der Zeit...), sondern dort manifestiert, wo es gerade will, ist die Streuung Mann-Frau  bei fiffty-fiffty. Demnach braucht es kein derart orientiertes Gesellschaftsbild.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Evil Batwolf am 10.10.2013 | 08:41
Hm,

das Problem scheint mir zu einem guten Teil darin zu liegen, dass das Rollenspiel dazu einlädt, sich sehr mit seinem dargestellten Charakter zu identifizieren. Bei einer solchen "immersiven" Spielweise stoßen dem Spieler/der Spielerin dann die -Ismen, die der Spielfigur begegnen, persönlich sauer auf.

Klar kann man sich bewusst machen, dass "gespielter" (Sex)ismus an einem Rollenspieltisch nichts mit den dort handelnden realen Personen und deren Einstellungen zu tun hat. Von daher ist es grundsätzlich möglich, ein solches Thema auch in Rollenspielen zu behandeln, wenn es allen Beteiligten gelingt, die Trennung zwischen Spiel und Mitspielern durchgängig vorzunehmen.

Allerdings ist Rollenspiel aufgrund seiner "immersiven" Bestandteile imho kein besonders gut geeignetes Werkzeug dafür. Und da es sich beim Spielen letztlich in der überwiegenden Anzahl der Runden wohl doch eher um eine lockere Freizeitbeschäftigung und nicht um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitisch relevanten Themen handelt, sollte man m. E. sehr genau hinschauen, bevor man "mature themes" in der Runde auftauchen lässt.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 10.10.2013 | 08:49
@Skiron:

Die Kurzfassung ist, ich würde es nicht noch mal machen. Von Vorne herein in der Position des Antagonisten zu sein, ist einfach nicht gut.


Wie schon geschrieben ich würd es spannend finden, wenn Du ausführlicher dazu berichten magst.

Die Rolle des Antagonisten ist schwer.
Das ist auch ein Grund, weshalb ich finde, man sollte beim Spiel mit Diskriminierungen nicht vergessen,
auf welcher Seite der Diskriminierung man steht. Ich denke es ist auch im Spiel leichter, wenn man nicht
in der Position ist diskriminiert zu werden, als wenn man einen Charakter hat der diskriminiert wird.

Das ist, denke ich manchmal das Problem bei Sexismen spielen, wenn man diese Rolle
in Form eines Charakters übernimmt wird man, bzw. Frau in dem Fall Ritterin in einer Machowelt,
auch die Rolle der Antagonistin übernehmen.
Das kann spannend sein, aber ich finde es dabei schon wichtig, dass der oder diejenige die das spielen
soll auch eine freie Entscheidung hat und das möchte und nicht in diese Rolle gedrängt wird.

@Evil Batwolf schöner Beitrag. :-)
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Arldwulf am 10.10.2013 | 08:53
Mein Problem mit besonders sexistischen Gesellschaften, und insbesondere strengen Patriarchen ist dass sie viel zu modern auf mich wirken, zu viele Anleihen an existierende Gesellschaften aufbringen. Es sind Strömungen deren prinzipielle Saat ich zwar auch in der Spielwelt schon sehen mag, nicht aber in bereits ausgewachsenen Form.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: blut_und_glas am 10.10.2013 | 10:09
Allerdings ist Rollenspiel aufgrund seiner "immersiven" Bestandteile imho kein besonders gut geeignetes Werkzeug dafür. Und da es sich beim Spielen letztlich in der überwiegenden Anzahl der Runden wohl doch eher um eine lockere Freizeitbeschäftigung und nicht um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitisch relevanten Themen handelt, sollte man m. E. sehr genau hinschauen, bevor man "mature themes" in der Runde auftauchen lässt.

Ich meine, dies bei der letzten artverwandten Diskussionsrunde schon eingeworfen zu haben, aber... ...woher genau kommt die Idee von der unbedingten "ernsthaften Auseinandersetzung"? Es ist ja nicht so, dass "mature themes" nicht auch ihren Eingang in "eine lockere Freizeitbeschäftigung" finden könnten, siehe als plakativstes Beispiel eine breite Selektion von Witzen...

mfG
jdw
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 10.10.2013 | 10:12
Warum nicht Slayn? Dich scheint das ja auch nicht abzuhalten. :)
Ich gehe mal nicht davon aus, einen Nerv getroffen zu haben und darf doch noch mit einer Antwort rechnen, ja?


Sorry wegen der ruppigen Antwort gestern. Bei nachdenken über deinen Beitrag kam mir ein Erlebnis in den Sinn, das dann wieder recht emotional präsent war.

Ok, natürlich gehen Extra-Hart und Realistsisch nicht Hand in Hand, nicht aber wegen einer überzogenen Darstellung sondern weil diese Dinge als thematisierte Spielelemente weitaus öfters vorkommen als es normal ist, aus einem "könnte" eine "kommt" wird. Wenn man die Kürze eines Spieleabends so betrachtet, dann kommen halt "unrealistisch" viele Vorfälle darin vor.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Arldwulf am 10.10.2013 | 10:13
Ich meine, dies bei der letzten artverwandten Diskussionsrunde schon eingeworfen zu haben, aber... ...woher genau kommt die Idee von der unbedingten "ernsthaften Auseinandersetzung"? Es ist ja nicht so, dass "mature themes" nicht auch ihren Eingang in "eine lockere Freizeitbeschäftigung" finden könnten, siehe als plakativstes Beispiel eine breite Selektion von Witzen...

mfG
jdw

Letztlich kommt dies durch den Fokus auf eine (von vielen) Eigenschaften des Rollenspiels. Die Möglichkeit des Eintauchens in einen Charakter. Je stärker man dies in den Vordergrund rückt und möchte, umso plausibler soll er auch erscheinen, umso lebendiger.

Und das funktioniert natürlich umso besser umso ernster man ihn und seine Situation nimmt.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: blut_und_glas am 10.10.2013 | 10:26
Und das funktioniert natürlich umso besser umso ernster man ihn und seine Situation nimmt.

Womit du dann aber letztlich die Aussage von Evil Batwolf aushebelst, die in meinen Augen durchaus auch das (immersive!) Rollenspiel als "lockere Freizeitbeschäftigung" vom (immersiven) Rollenspiel als/mit "ernsthafter Auseinandersetzung" abgrenzt.

Du sagst also, das immersive Spiel als Subset des Rollenspiels kann nur in der ernsten Variante wirklich aufblühen. (Demnach kann das lockere Spiel sich erst in einer weniger immersiven Variante voll entfalten?)

Ich weiß nicht, ob ich damit konform gehen möchte.

Damit klinke ich mich jetzt aber auch wieder aus. Ich wollte nur kurz einwerfen, dass ernste Themen nicht immer im ernsten Gewand auftreten (müssen?).

mfG
jdw
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 10.10.2013 | 10:29

Damit klinke ich mich jetzt aber auch wieder aus. Ich wollte nur kurz einwerfen, dass ernste Themen nicht immer im ernsten Gewand auftreten (müssen?).

mfG
jdw

Finde ich einen guten Einwand.
Und bin verzweifelt auf der Suche nach der BARBAREN! Runde, die aus fast nur Frauen bestand.
Ich hab mich beim Lesen jedenfalls sehr amüsiert und fand das einen gelungen Umgang mit dem Thema.
Und mitgespielt hätte ich auch gerne.  ;D
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Arldwulf am 10.10.2013 | 10:51
Du sagst also, das immersive Spiel als Subset des Rollenspiels kann nur in der ernsten Variante wirklich aufblühen. (Demnach kann das lockere Spiel sich erst in einer weniger immersiven Variante voll entfalten?)

Ich weiß nicht, ob ich damit konform gehen möchte.

Ist natürlich die Frage ob wir das gleiche unter ernst und locker verstehen, bzw. ob es die passendsten Begriffe sind. Oben verwende ich ja den Begriff plausibel, den finde ich dort besser. Je mehr Immersion ich erreichen will, umso plausibler müssen die Handlungen meines Charakters aus dessen Sicht sein, und umso plausibler auch seine Umgebung und die aktuelle Situation.

Heißt ja nicht dass alles grim & gritty und total düster ernst sein muss. Aber ich denke schon dass die ernsteren, tiefgehenderen Themen erst mit stärkerer Einfühlung in den Charakter ins Spiel auch verstärkt eingebracht werden.

Oder anders gesagt: Je weniger Oberflächlich man ein Thema anschneiden will, umso weniger oberflächlich ist auch die Beschäftigung mit dem Charakter der diese Situation gerade durchlebt.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: klendathu am 10.10.2013 | 11:14
Bevor ihr hier euch weiter den Mund fusselig redet, fände ich es angebracht sich mal auf eine heuristische Minimaldefinition von Sexismus zu einigen, ansonsten geht das ganze ja weiter mit diesen seitenlangen Elendsbeiträgen über ein Thema, von dem sich hier jeder seine eigene Wald- und Wiesendefinition zusammengereimt hat oder mal eben so beim lesen des Threads zusammenschustert.
Ich weiss ja, dass Rollenspieler tendenziell dazu neigen von sich zu denken, zu jedem Thema wenigstens irgendetwas Sinnvolles beitragen zu müssen (noch schlimmer: zu können), aber manchmal ist es auch einfach mal gut sich vorher ein wenig mit Dingen auseinanderzusetzen und  nicht ausschliesslich persönliche Erfahrungen als Grundlage heranzuziehen. Sexismus ist nämlich in erster Linier ein strukturelles Problem mit vielschichtigen Auswirkungen auf fast alle Ebenen gesellschaftlichen Lebens.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Ludovico am 10.10.2013 | 11:21
Oha, sind wir schon bei der Definitionsphase angekommen. Na, dann ist der Thread endgueltig hinueber.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: klendathu am 10.10.2013 | 11:33
Oha, sind wir schon bei der Definitionsphase angekommen. Na, dann ist der Thread endgueltig hinueber.

Macht nichts, das war er ja schon als er anfing, hat trotzdem niemanden abgehalten zu posten ;)
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 10.10.2013 | 11:35
 ~;D

Definition - Sexismus ist was das jeweils "unterlegene" Geschlecht so definiert. Jedenfalls kommt mir das in unserer Gesellschaft so vor.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Arldwulf am 10.10.2013 | 11:39
Mit dem Geschlecht begründete, auf subjektiven Wahrnehmungen basierende Einschränkungen und Vorurteile. So würde ich es definieren.

Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 10.10.2013 | 11:42
Ich finde den Einwurf mir der Struktur an sich gar nicht schlecht. Es hilft, wenn man Stilmittel nutzt, auch mal klar darzustellen das es eben keine rein individuelle Sache ist und nicht unbedingt persönlicher Antagonismus sein muss.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Ludovico am 10.10.2013 | 11:55
Sexismus beinhaltet das Wort Sex. Es geht also um Poppen und Poppen ist goil.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 10.10.2013 | 11:58
Bitteschön.  :)

Wikipedia Sexismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Sexismus)

Ansonsten ist die Kehrseite des Sexismus gegenüber Frauen, der Sexismus gegenüber Männern.

Hier war das Thema "Vergewaltigung" von Männern angesprochen worden und es ist traurige Realität,
dass obwohl man empirisch feststellt, dass nicht wenige Männer Opfer von sexueller Gewalt werden, bei denen
dieses Thema noch stärker tabuisiert ist als gegenüber Frauen, besonders wenn die sexuelle Gewalterfahrung
von Frauen ausgeht, es in Deutschland lediglich 7 Anlaufstellen für Betroffene gibt.

Bei der Gelegenheit ein Buchtipp
Geschrieben von einem Mann für Männer.

Männerseelen (http://www.amazon.de/Männerseelen-psychologischer-Reiseführer-Björn-Süfke/dp/3442156076/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1381398810&sr=8-1&keywords=männerseelen)
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 10.10.2013 | 12:12
@Skiron:

Kennst du zufällig die Sano Ishiro Reihe von Laura Joh Rowland? Historische Krimis zur Zeit des Tokugawa Regimes im japan. Es ist sehr interessant zu lesen, wie dort Dinge wie zwangsprostitution, erzwungene Geschlechterrollen und auch sensiblere Themen, wie etwa gesellschaftlich als korrekt empfundene homosexuelle Vergewaltigung von Kindern und Jugendlichen behandelt werden.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Thandbar am 10.10.2013 | 12:17
Für mich beginnt Sexismus schon sehr früh: Wenn es eine Norm gibt, die in Männer und Frauen aufteilt und Rollenerwartungen mit dieser Spaltung verknüpft. Dass man Männer mit "Herr" und Frauen mit "Frau" anredet, ist ein sexistisches Element in der Sprache, dass eine Frau bei der Hochzeit ein Brautkleid tragen soll, der Mann aber einen Anzug, ist ein gesellschaftlich total akzeptierter Sexismus.
Unangenehm werden Sexismen dann, wenn ich gegen sie verstoßen würde, und die Gesellschaft negativ darauf reagiert.
Je nach Struktur würde ich Rollenspiele in verschiedene Typen einordnen:

a) Es gibt keinen Sexismus: Die Charaktere und die Spielwelt unterscheiden nicht zwischen Mann und Frau. Vielleicht spielen sie geschlechtslose Entitäten, Abstrakta oder Elementarkräfte, oder sie spielen Menschen, die aufgrund des technischen Fortschritts oder anderer Fähigkeiten ihr Geschlecht verändern oder überschreiten können, wie es ihnen beliebt. Vielleicht ist ihnen eine geschlechtliche Trennung jenseits biologischer Unterscheidung auch einfach nur egal.
Geschlechtliche Zuweisungen haben keine Funktion oder werden höchstens als Spiel im Spiel betrieben.

b) Sexismus ist nur Anstrich: Die Spielwelt - bzw. die Gesellschaft, in der die Spieler leben - ist völlig emanzipiert. Zwar gibt es Rollenerwartungen an Männer und Frauen, aber diese wirken sich nur auf die Atmosphäre, und nicht auf die soziale Zugehörigkeit oder die Handlungsoptionen der SCs aus. Geschlechtsspezifische Riten etc. dienen nur dazu, der Spielwelt Farbe zu verleihen, indem Männer sich traditionell anders kleiden als Frauen, die, wenn sie in Trauer sind, einen Punkt auf der Stirn tragen ... - aber keine dieser kulturellen Eigenheiten sorgt dafür, dass ein Geschlecht ausgegrenzt oder benachteiligt würde. Sie haben noch nicht einmal unterschiedliche Rollen, was ihren Einsatz in Beruf, Kriegsführung und Herrschaft angeht.

c) Sexismus gilt nur für NPCs: Obwohl die Charaktere keinerlei geschlechtsbezogene Einschränkungen besitzen, welche Berufe und Ziele sie verfolgen möchten, gilt das nicht für die Spielwelt, deren Strukturen deutlich sexistischer sind. Dieser Tatbestand wird vom Spiel selbst aber in der Regel nicht thematisiert. Die Spielwelt selber mag patriarchalisch geprägt sein - man hat König, Erzzauberer und Hohepriester, und fürchtet sich vor Verkörperungen des "anderen Geschlechts" wie Hexen und Furien -, akzeptiert aber weibliche Ritter sofort, insofern sie von einem Spieler gelenkt werden.
Ein Aufgreifen dieses Sonderstatus hat einen atmosphärischen, selten aber einen spielmechanischen Effekt.

d) Sexismus mit Schlupflöchern: Die Gesellschaft ist sexistisch, was das Spielsystem zum Beispiel durch Beschränkungen im Charakterbau widerspiegelt. Wer ein bestimmtes Konzept mit einem bestimmten Geschlecht verkörpern will, muss unter Umständen auf eine spezifische Organisation zurückgreifen, die seinen Exotenstatus sowohl bestätigt als auch legitimiert.
Es gibt zum Beispiel keine männlichen Burgfräulein, aber wer sich als Mann dem Dienst der Göttin Ostatia verschreibt, erfüllt damit die soziale Rolle eines Burgfräuleins.

e) Sexismus in allen Geschmacksrichtungen: Die Spielwelt ist so bunt, dass jeder Spieler sich eine Kultur herauspicken kann, die in ihren sozialen, religiösen, wissenschaftlichen etc. Grundannahmen sich derart von den anderen Kulturen unterscheidet, dass in derselben Gruppe ganz unterschiedliche Konzepte von Sex und Gender vorkommen können und der Aufeinanderprall dieser Vorstellungen unter Umständen ein wesentliches Spielelement darstellen kann.  

f) "harter" Sexismus: Es gibt eine deutliche Unterscheidung zwischen den Geschlechtern, die sich massiv auf die soziale Rolle, Beruf und persönliche Freiheit der Betroffenen auswirken. Übergriffe auf das unterdrückte Geschlecht werden als grimmige Realitätseffekte eingesetzt, um den Spielern den Eindruck einer gnadenlosen Spielwelt zu vermitteln, gegen die sie sich behaupten müssen.

g) übertriebener Sexismus: Hier werden sexisitische Verhaltensmuster deutlich übersteigert, um Humor hervorzurufen oder einem bestimmten Genre (zum Beispiel Pulp) augenzwinkernd zu entsprechend. Das Ausspielen dieser extremen Verhaltensweisen kann auch einen kathartischen Effekt auf die Beteiligten haben. Wichtig ist hierbei, dass die Spieler sich jederzeit von den dargestellten Sexismen distanzieren können.      
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Praion am 10.10.2013 | 12:21
Diesen Link find ich sehr hilfreich zum Verständnis

http://farukat.es/journal/2013/09/696-primer-sexism-tech?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed:+farukates+(FarukAt.es)
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Evil Batwolf am 10.10.2013 | 12:25
Ist natürlich die Frage ob wir das gleiche unter ernst und locker verstehen, bzw. ob es die passendsten Begriffe sind. Oben verwende ich ja den Begriff plausibel, den finde ich dort besser. Je mehr Immersion ich erreichen will, umso plausibler müssen die Handlungen meines Charakters aus dessen Sicht sein, und umso plausibler auch seine Umgebung und die aktuelle Situation.

Heißt ja nicht dass alles grim & gritty und total düster ernst sein muss. Aber ich denke schon dass die ernsteren, tiefgehenderen Themen erst mit stärkerer Einfühlung in den Charakter ins Spiel auch verstärkt eingebracht werden.

Oder anders gesagt: Je weniger Oberflächlich man ein Thema anschneiden will, umso weniger oberflächlich ist auch die Beschäftigung mit dem Charakter der diese Situation gerade durchlebt.

Immersion beinhaltet nach meinem Verständnis auch ein gerüttelt Maß an Identifikation mit der Spielfigur. Und diese Identifikation kann dann schnell mal dafür sorgen, dass ein Spieler -Ismen, die gegen die Spielfigur gerichtet werden, persönlich nimmt (auch wenn dies gar nicht beabsichtigt war).

"Mature themes" sind m. E. deshalb schwierig zu spielen, weil Immersion einerseits emotionales Engagement voraussetzt, das Thema selbst aber eine gewisse emotionale Distanz erfordert. Letzteres, um sich selbst und die Mitspieler vor Grenzüberschreitungen und persönlichen Verletzungen zu schützen. Es sei denn, die Gruppe hat ein besonderes gegenseitiges Vertrauensverhältnis, um mit der nötigen Sensibilität auch schwierige Themen zu bespielen, was aber sicherlich nicht in jeder Konstellation (bzw. bei jedem Thema gleich) vorausgesetzt werden kann.

Btw.: Humor ist natürlich ein schönes Mittel, um eine gewisse Distanz zu erzeugen (kabarettistisches Rollenspiel  ;)). Allerdings gibt es auch hier - individuell unterschiedliche - Grenzen, bei deren Überschreitung der Spaß aufhört.

Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Arldwulf am 10.10.2013 | 12:28
Ja, das ist natürlich ein wichtiger Punkt. Ich würde sagen dass bei einer weniger tiefen Einfühlung in den Charakter mehr Themen prinzipiell oberflächig angeschnitten werden können und ins Spiel eingebracht werden können.

Umgedreht aber um ein einzelnes Thema tiefgründiger anzugehen auch der Charakter tiefgründiger betrachtet werden muss.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 10.10.2013 | 12:34
Btw.: Humor ist natürlich ein schönes Mittel, um eine gewisse Distanz zu erzeugen (kabarettistisches Rollenspiel  ;)). Allerdings gibt es auch hier - individuell unterschiedliche - Grenzen, bei deren Überschreitung der Spaß aufhört.

Ich erwähnte ja vor ein paar Seiten das WH40K Rollenspiel. Es ist einfach gut, Humor als Reißleine zu haben, wenn die Themen den Leuten zu nahe gehen. der Sprung zur Parodie steht immer offen und ist mit diesem Setting auch akzeptiert, also nicht unbedingt ein Stilbruch.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 10.10.2013 | 13:12
@Teylen
Da lese ich aber keine Argumente, die nicht mit dem Argument Absprache widerlegt werden koennen.
Ich hingegen halte das Argument "Absprache" für zu verallgemeinernd und mitunter nicht anwendbar.
So besteht die Herausforderung auf bspw. Con- oder anderen spontanen Runden das der Raum für Absprachen mitunter überschaubar ist.

Desweiteren unterstellt das Argument "Absprache" das keine stattgefunden ist.
Abgesehen davon das es mitunter durchaus absprachen gab, heißt das das Rollenspielsetting sowie Rollenspielrunden solange als potentiell (sex-)istisch hinzunehmen sind wie man nicht eine explizite Absprache trifft bei der deutlich herausgestellt wird das (Sex-)ismus unerwünscht ist?

Bezugnehmend auf meine negativ Erfahrungen waren die Systeme dort u.a. freie Forenrollenspiele, DSA, Shadowrun und Vampire: Dark Age.
Von den genannten habe ich zumindest Vampire: Dark Age gelesen, wo innerhalb der Settingbeschreibung hervorgehoben wird das unter Vampiren das Geschlecht idR. keine Rolle spielt.
Wieso sollte an dieser Stelle von meinerseite aus eine erneute Absprache, Kommunikation dahingehend erfolgen das ich es eher ablehne wenn der vampirische Charakter von anderen vampirischen Charakter das volle "Frau im Mittelalter, du bist rein gar nichts"-Programm erhält?


Auch hatte ich bereits erwähnt (und Thandbar es im Punkt c) das es Settings gibt die durchaus eine sexistische Welt beinhalten, Spieler-Charaktere davon jedoch ausnehmen.
Vampire: Dark Age wäre ein solches. Das heißt weibliche Spieler-Charaktere haben dem Buch nach die selben Rechte wie männliche Spieler-Charaktere. Sie können Pferde haben, Waffen tragen, Kantore besitzen etc. pp. Dennoch ist die Welt gegenüber weibl. Nicht-Spieler-Charakteren durchaus sexistisch

Muss man sich dann bei solchen Settings darauf einstellen das der Spielleiter einem dennoch alles entgegenwirft was er so hat, solange man keine Absprache getroffen hat?
Zitat
Aber vielleicht liege ich auch falsch und eine Zusammemfassung Deiner Argumente koennte Licht in das Dunkel bringen.
Schauen ob ich noch was Zeit finde,.. und etwas die Muse, angesichts des Umstands das bisher jede Argumentation mit einem Verweis auf "Absprache" weggebügelt wird.

Zitat
Der Sprung zum Neutrum ist angesichts der Negativbeispiele, welche ich von Dir bisher gelesen habe, sehr klein (Romantik, Kneipenschlaegerei wegen Anmache,etc.).
Das Neutrum ist entgegen der Negativbeispiele in diesem Fall doch ein Extrem?
Zumindest wirkte es von der Formulierung her auf mich etwas wie das auf die Kritik am Unterhaltungswert des Sexismus dann im Grunde eine Ansage kam von wegen "Gut, dann wird das Thema vollkommen ignoriert, ausgelöscht und ist vollkommen irrelevant". Verbunden mit dem Eindruck das die These aufgestellt wird "Das ist doch was du willst".

Vom Eindruck her als würde man sexuelle Belästigung kritisieren und dann als Gegenvorschlag erhalten das man als vollkomen frigide behandelt wird.
Zitat
Vielleicht kommen einiger Deiner Erfahrungen daher, dass Du nicht kommunizierst, was Du willst und was Du nicht willst.
Ich persönlich finde die (im Grunde) Schuldzuweisung an den Empfänger des (Sex-)Ismus befremdlich.
Insbesondere Angesichts der Tatsache das selbst wenn man unterestellt das ich eine Kommunikation vorab unterlassen habe ich durchaus spätesdens in der Situation kommuniziere.

Meintest Du vielleicht Ludovico?  8]  ;D
Ah jop. Sorry. War irgendwie nachdem Lu... durcheinander gekommen.

Klar kann man sich bewusst machen, dass "gespielter" (Sex)ismus an einem Rollenspieltisch nichts mit den dort handelnden realen Personen und deren Einstellungen zu tun hat.
Hat er das nicht?
Wie kommt es dann das hier in Beiträgen zu lesen ist wie befreiend es sein kann sich einmal von der politischen Korrektheit zu lösen und beim Rollenspiel 'befreit' unterschiedliche -Ismen auf den Tisch auf den Tisch zu bringen?
Das wirkt nicht unbedingt wie eine Trennung, imho.

Ist ein solcher Umgang mit dem Thema tatsächlich eine 'ernsthafte Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitisch relevanten Themen'? Nur weil man das Thema Sexismus und andere ähnliche den Sticker 'mature theme' / 'ab 18' kleben kann ist es dies doch nicht unbedingt 'erwachsen' im Sinne von 'anspruchsvoll' bzw. eine 'gesellschaftspolitische Betrachtung'.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 10.10.2013 | 13:25
Schau an, schau an, man lernt nie aus.

Weil sich asexuelle, trieblose Monster nicht mehr wegen dem Geschlecht diskriminieren (nur noch über Clan, Blutlinie, Sire, Herkunft, Hautfarbe, Haarfarbe, Akzent, etc.), muss die normal menschliche Spielwelt die bewaffnete Muslimin auf dem Pferd akzeptieren? Wusste ich nicht, ganz interessanter Ansatz.

Und huch! habe ich doch gerade Muslimin geschrieben, muss ich also ein Rassist sein!
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 10.10.2013 | 13:28
Es wird eigentlich erwähnt das es eine Gleichberechtigung hinsichtlich des Geschlechts für Spieler gibt.
Was Hintergründe wie Religion etc. gibt so kann man sich noch den entsprechenden 2-Punkte Nachteil nehmen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: gunware am 10.10.2013 | 13:35
Wieso sollte an dieser Stelle von meinerseite aus eine erneute Absprache, Kommunikation dahingehend erfolgen das ich es eher ablehne wenn der vampirische Charakter von anderen vampirischen Charakter das volle "Frau im Mittelalter, du bist rein gar nichts"-Programm erhält?
War das jetzt einer oder alle? Weil es nicht unbedingt heißen muss, wenn es "grundsätzlich" keine Diskriminierung gegenüber Charas gibt, dass es für alle gelten muss. Wenn ein NPC Rothaarige nicht mag, dann wird er sie auch nicht mögen und sie versuchen zu beschuldigen, eine Hexe zu sein, auch wenn es in dem Setting heißt, dass Rothaarige nicht als Hexen verfolgt werden. Der NPC wird damit höchstwahrscheinlich anecken, aber der eine Individualist macht nicht plötzlich die Vorgabe des Setting kaputt. Und auch wenn es in einem Setting heißt, dass die Dorfbevölkerung Angst vor Magiern hat, wird sich bestimmt irgendein bekloppter Bauernbursche finden, der es ausprobieren muss, ob man den Magier töten kann oder nicht. Und auch da sehe ich jetzt kein Bruch mit dem Setting. Wenn es aber so ein Bauernbursche in jedem Dorf gibt, dann fängt es an, ein bisschen übertrieben zu sein, klar. Aber von Prinzip her sehe ich da jetzt keinen großen Bruch.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 10.10.2013 | 13:44
Die Runde hatte jenseits des Spielleiters insgesamt nur drei Spieler, wovon einer komplett neu gewesen ist.
Der andere Spieler sowie ich haben Erfahrung in dem System gehabt, bis dahin jedoch lediglich einmal in einem Maskerade Setting zusammen gespielt. Die Runde wurde nachdem Abend nicht fortgesetzt. Es war in dem Fall von V:DA kein NSC sondern ein SC.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: gunware am 10.10.2013 | 13:55
Es war in dem Fall von V:DA kein NSC sondern ein SC.
Das heißt ein Fall von den berühmten Worten: "Aber mein Charaktäärr ist SOO!" ?
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 10.10.2013 | 13:56
Die Runde hatte jenseits des Spielleiters insgesamt nur drei Spieler, wovon einer komplett neu gewesen ist.
Der andere Spieler sowie ich haben Erfahrung in dem System gehabt, bis dahin jedoch lediglich einmal in einem Maskerade Setting zusammen gespielt. Die Runde wurde nachdem Abend nicht fortgesetzt. Es war in dem Fall von V:DA kein NSC sondern ein SC.

Was lernen wir daraus? Rein gar nichts.

Gut, steht also in V:DA dass sich Vampire nicht gegenseitig wegen dem Geschlecht diskriminieren. Ein guter Ansatz. Das bedeutet also automatisch, das sich jeder daran hält oder überhaupt versteht das er gerade eben sexistisch agiert und dir damit wehtut?
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Thandbar am 10.10.2013 | 14:00
Bei dieser Frage geht es meiner Meinung nach nicht primär um "Sexismus", sondern um das Thema "Fairness", das Wellentänzer als übergeordnetes Thema vieler Rollenspielprobleme einmal sehr schön dingfest gemacht hat.

Wenn ich als Spieler eine Charakteroption eingehe, die mir als gleichwertig hingestellt wird, und später dafür eine Bestrafung nach der anderen kassiere, ist das schlicht unfair dem Spieler gegenüber.

Diskriminierung von SCs kann zur Gestaltung von Atmosphäre eingesetzt werden. In dem Kaufabenteuer "Seekers of the Ashen Crown" für Eberron 4E ist der Auftraggeber gar nicht davon begeistert, dass ein Warforged sich an der Aufgabe beteiligt.
Er macht dies deutlich, aber der Warforged-Spieler hat davon keinen spielmechanischen Nachteil. Ihm wird nur durch die Spielwelt vermittelt, dass es mit Personenrechten in Sachen Warforged noch nicht so weit her ist.

Ein anderer Fall tritt ein, wenn der Warforged deswegen nur noch den halben Sold erhält oder er gar nicht erst mitmachen darf. Hier beginnt dann etwas, was in meinen Augen problematisch ist, wenn man sich vorneweg nicht auf solche Fälle geeinigt hat, da das Regelwerk eine spielmechanische Gleichstellung in allen Belangen präsentiert.

Anders sieht die Sache dann aus, wenn ein Spiel direkt vorsieht, dass ein Spieler Nutzen aus den Fährnissen seines SCs ziehen kann, etwa wie bei Fate. Hier könnte sich ein Spieler einer ausgegrenzten Gruppe direkt "freuen", dass seine Rolle mit Hindernissen beladen wird, da er nun eine Belohnung in Form eines Fate-Punktes erhält, die er dann später wieder ausspielen kann.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 10.10.2013 | 14:02
@Thandbar:

Was man auch einfach kondensieren kann, dann sind wir wieder beim alten Dreieck Bestrafung - Hindernis - Belohnung.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Evil Batwolf am 10.10.2013 | 14:17
...
Hat er das nicht?
Wie kommt es dann das hier in Beiträgen zu lesen ist wie befreiend es sein kann sich einmal von der politischen Korrektheit zu lösen und beim Rollenspiel 'befreit' unterschiedliche -Ismen auf den Tisch auf den Tisch zu bringen?
Das wirkt nicht unbedingt wie eine Trennung, imho.

Ist ein solcher Umgang mit dem Thema tatsächlich eine 'ernsthafte Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitisch relevanten Themen'? Nur weil man das Thema Sexismus und andere ähnliche den Sticker 'mature theme' / 'ab 18' kleben kann ist es dies doch nicht unbedingt 'erwachsen' im Sinne von 'anspruchsvoll' bzw. eine 'gesellschaftspolitische Betrachtung'.

Das "Befreiungs"-Argument kam nicht von mir und wird von mir auch in keiner Weise geteilt!

Und ja, ich bin mir sehr sicher, dass es da draußen viele Gruppen gibt, die mit derlei Themen eben nicht adäquat umgehen.

Was aber nicht heißt, dass man grundsätzlich nicht verantwortungsvoll mit diesen Themen - auch im Rollenspiel - umgehen kann.

Und wenn man kann, dann kann so eine Rollenspielrunde auch wichtige Gedankenanstöße und -austäusche anregen.

Ich kann aber sehr gut nachvollziehen, wenn jemand das in der "Freizeitaktivität Rollenspiel" nicht möchte, weil die Chancen, dass das Sinn macht, geringer sind als in anderen Zusammenhängen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 10.10.2013 | 14:21
Das heißt ein Fall von den berühmten Worten: "Aber mein Charaktäärr ist SOO!" ?
Quasi. Mit offensichtlich unterschiedlichen Settingverständnis.

@Slayn:
Daraus lernt man das einigen Rollenspielern, offenbar jegliche Setting-Vorgaben, die Befindlichkeiten der Spieler oder auch nur ein normaler Umgang offenbar egal sind.
Wenn sich die Chance bietet Sexismus durchzuziehen, am besten noch mit der Begründung das es ja "realistisch" sei. In einer Form das einem danach Werbespots aus den 50ern emanzipiert erscheinen.

Mit reichlich Applaus für die Spielweise aus der Szene.
Ist ja auch die Schuld des "Empfängers" das er nicht kommunizierte das er die Einführung eines aggressiven Sexismus, in ein Setting wo explizit benannt wird das es diesen in der Form nicht vorgesehen ist, Scheiße findet.

Natürlich kann man nicht erwarten das der Spieler versteht das wenn sein Charakter mehrfach explizit äußert das er mit dem weiblichen Charakter nicht interagieren will, wegen des Geschlecht, entsprechend beschreibt wie er weggeht und auch jeden Interaktionsversuch mit der Begründung des Geschlechts verweigert, sexistisch ist. Oder auch scheiße for what it matters.

Der Spieler berreichert ja nur das Spiel aller - also sein Spiel, das Spiel des Neuling den er mitzieht und das des SLs - dadurch das er Drama, Konflikt und ein total realistisches sowie erwachsenes Thema einführt. Soll sich dieses kommunikationsunfähige Weichei mit dem weiblichen Char mal nicht so anstellen.

@Thandbar:
Es geht auch um Fairness neben dem sehr deutlichen Sexismus mit dem der Charakter und indirekt der Spieler direkt und primär konfrontriert wird.

Es ist eben kein Ausschluß einer Charakterklasse aus einem Kaufabenteuer.
Der Sexismus wird quasi aus dem "nichts" bzw. rein der persönlichen Motivation heraus eingeführt.

Ohne das der betroffene Spieler zuvor einen Fate Aspekt auf das Geschlecht gelegt hat, so das man es compellen kann. Während der betroffene Spieler mitunter keinen Spielspaß aus Geschlechts bezogenen Hinderances zieht. Das heißt nicht jeder der einen weiblichen Charakter spielt hat unbedingt das Ziel oder Spaß daran erneut die "Frau" geben zu müssen die erstmal gegenüber anderen ihren Wert beweist, die anstelle von normalen Interessen sich erstmal als Frau gegenüber dem Sexismus durchsetzen will.

Oder um auf das zuvor gefallene Beispiel mit der Ritterin zu kommen.
Es kann sein das jemand ganz einfach eine Ritterin spielen will.
Nicht eine Knappin oder eine Frau die zu einem weiblichen Ritter wird, sondern eine Ritterin.

@Batwolf:
Ohne großes Zitat, einfach: Zustimmung meinerseits :)
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 10.10.2013 | 14:21
Das "Befreiungs"-Argument kam nicht von mir und wird von mir auch in keiner Weise geteilt!

Das kam ja auch von mir, weil ich in dem Zusammenhang gebracht hatte, das man auch mal etwas "wirklich krasses/krankes" bewusst spielen kann um eine Erfahrung zu machen. Betonung liegt auf bewusst und Erfahrung.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: D. M_Athair am 10.10.2013 | 14:23
Zum Thema "Gender und Hobby" kann ich diesen Blog empfehlen (http://www.gamingaswomen.com/).
Auch wenn der mir stellenweise einseitig vorkommt.


Ansonsten muss ich gestehen, dass mir die Diskussion wenig taugt.
Die Geschlechter-Diskussion (Sexismus inbegriffen) gehört für mich an den Spieltisch, bzw. in die Gruppenabsprache.
Ich möchte die Interessen der Spielenden berücksichtigen und darüber zu einem Konsens kommen.
Meta-Gender-Mainstreaming ist für mich der völlig falsche Weg, weil er bisweilen diskriminierende Formen gegenüber einem oder mehreren Geschlechtern annimmt. Ich möchte lieber den Weg des (antiken) suum cuique nehmen und nicht die "one-size/unisex"-Formel anwenden.

Und noch ein Artikel (http://www.bpb.de/gesellschaft/gender/gender-mainstreaming/147272/anerkennung-und-respekt-geschlechterpolitik-jenseits-des-gender-trouble-essay?p=0) angepappt, der vielleicht verstehen hilft, was ich meine.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 10.10.2013 | 14:29
Die Sexismus-Diskussion gehört hier vor allem nicht hin.
Es ist eine traurige Tatsache das Diskriminiert wird und darüber kann und muss man sich gerne unterhalten, dieser Faden ist doch aber für die Diskussion über bewusst genutzte Diskriminierung als Stilmittel, um etwas zu erreichen, da.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 10.10.2013 | 14:38
Eigentlich ist die Frage um den Eingangspost zu zitieren:
Wie steht ihr zu harten Sexismen in euren liebsten Fantasy RPG-Welten?
Die Frage ist offen gestellt und man da durchaus antworten:
Ich finde harte Sexismen in meinen liebsten Fantasy RPG-Welten scheiße und nicht spielbereichernd.

Bewusst genutzte Diskriminierung bzw. der Einsatz von Sexismus dient in der Regel der Forcierung eigener sexistischer Weltbilder sowie Wunschvorstellungen und ist nicht nur nicht unterhaltend sondern auch nicht anspruchsvoll oder erwachsen. Es wirkt sich negativ auf die Szene sowie deren Aussenbild aus.

Angesichts der offenen Fragestellung einer Sexismus-Diskussion den Platz absprechen zu wollen halte ich persönlich für feige und in gewisserweise den Versuch Sexismus sowohl innerhalb als ausserhalb des RPG zu verteidigen.
Das hier so etwas geschieht, inklusive Polemiken ala "nachtrag: Fäden wie dieser machen mir immer wieder klar, warum ich so gerne WH40K spiele: Einfach mal Gas geben, scheiß auf Political Correctness und Weichei Empfindlichkeiten." finde ich traurig.
Stellt es doch den realen Sexismus als eine Weichei Empfindlichkeit da.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 10.10.2013 | 14:56
Teylen, ich finde es irritierend, das du anscheinend nicht in der Lage bist zu unterscheiden, was es bedeutet wenn jemand etwas bewusst einsetzt oder wenn jemand etwas ist.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 10.10.2013 | 15:07
Slayn, ich finde es irritierend das du annimmst Sexismus einsetzen zu können, den bewussten Einsatz zu befürworten, dann aber die These aufstellst das jemand der Sexismus bewusst einsetzt nicht sexistisch agiert.

Fast so irritierend wie das du nicht in der Lage zu sein scheinst zu erkennen das Äußerungen das Personen die Sexismus innerhalb von RPG ablehend gegenüber stehen empfindliche Weicheier sind, verbunden mit der aggressiven Befürwortung von Sexismus in RPGs, irgendwo schon sexistische bzw. abwertende Züge hat.

Genau wie die ganzen Schuldzuweisungen an negativ durch Sexismus Betroffene deiner Ansicht nach ganz sicher nicht sexistisch sind.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: gunware am 10.10.2013 | 15:26
Slayn, ich finde es irritierend das du annimmst Sexismus einsetzen zu können, den bewussten Einsatz zu befürworten, dann aber die These aufstellst das jemand der Sexismus bewusst einsetzt nicht sexistisch agiert.
Ich glaube, da hast Du Slayn falsch verstanden. Wenn jemand Sexismus im Spiel (bewusst) einsetzt, dann heißt es nicht automatisch, dass er sexistisch ist, auch wenn er sexistisch (in dem Moment) agiert. Das ist ein ziemlich großer Unterschied.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Evil Batwolf am 10.10.2013 | 15:31
Ich glaube, da hast Du Slayn falsch verstanden. Wenn jemand Sexismus im Spiel einsetzt, dann heißt es nicht automatisch, dass er sexistisch ist, auch wenn er sexistisch (in dem Moment) agiert. Das ist ein ziemlich großer Unterschied.

Er agiert nicht mal sexistisch, sondern er stellt eine Figur dar, die sexistisch agiert. So dies mit kritischem Verstand geschieht, alles kein Problem.

Trotzdem teile ich die Einschätzung, dass es mehr Leute (nicht Slayn!) gibt, die den Verstand ausgeschaltet lassen, wenn sie "Sexismus spielen".
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 10.10.2013 | 15:36
Geschlechterspezifische Rollen und Sexismus sind ausserdem verschiedene Dinge.

Wenn eine Frau kein Ritter sein darf oder kein Mönch, die Männer aber dafür keine Priester sein dürfen und blos keine Kinder erziehen, die Geschlechter aber sonst gleich sind sind das Geschlechterrollen.

Wenn im selben Zusammenhang Frauen ja blos nicht kämpfen dürfen weil sie ja zu schwach dazu sind und Männer ja wegen ihres Kampfdranges nicht genug Verstandnis für Kinder aufbringen könnten, ist das Sexismus.

Im wahren Leben vermischt sich das recht fliessend.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Arldwulf am 10.10.2013 | 15:37
Im Prinzip ist ja auch die Frage was man damit eigentlich positives erreichen will. Ganz offenbar wird die Charakterfreiheit massiv eingeschränkt. In manchen Fällen kann man sagen dass die Spielwelt dadurch plausibler wird - doch insgesamt ist das eher etwas temporär einsetzbares als eine wirklich überall nutzbare Erklärung. In den meisten Fällen ist es einfach so dass eine IG Fehleinschätzung (Frauen können XYZ nicht) krampfhaft durchgezogen werden muss obwohl es viel effektiver wäre eine Gesellschaft ohne diese Fehleinschätzung aufzubauen.

Also ein großes Minus was man bezahlen muss um ein naja vielleicht ab und an plus zu erhalten. Klingt einfach nach keinen gutem Deal.

Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: gunware am 10.10.2013 | 15:40
Er agiert nicht mal sexistisch, sondern er stellt eine Figur dar, die sexistisch agiert.
Richtig. So war es von mir auch gemeint.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 10.10.2013 | 15:41
Für mich beginnt Sexismus schon sehr früh: Wenn es eine Norm gibt, die in Männer und Frauen aufteilt und Rollenerwartungen mit dieser Spaltung verknüpft. Dass man Männer mit "Herr" und Frauen mit "Frau" anredet, ist ein sexistisches Element in der Sprache, dass eine Frau bei der Hochzeit ein Brautkleid tragen soll, der Mann aber einen Anzug, ist ein gesellschaftlich total akzeptierter Sexismus.
Unangenehm werden Sexismen dann, wenn ich gegen sie verstoßen würde, und die Gesellschaft negativ darauf reagiert.


Warum ist eine Rollenverteilung an sich schon sexistisch? Sehe ich überhaupt nicht so, vor allem weil diese Verteilungen historisch gesehen oft Sinn machten. Dass die Gesellschaft sich gern drüber aufregt wenn diese Normen nicht eingehalten werden, ist eher in der Tradition bedingt. "Man" macht das halt so.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 10.10.2013 | 15:42
Im Prinzip ist ja auch die Frage was man damit eigentlich positives erreichen will. Ganz offenbar wird die Charakterfreiheit massiv eingeschränkt. In manchen Fällen kann man sagen dass die Spielwelt dadurch plausibler wird - doch insgesamt ist das eher etwas temporär einsetzbares als eine wirklich überall nutzbare Erklärung. In den meisten Fällen ist es einfach so dass eine IG Fehleinschätzung (Frauen können XYZ nicht) krampfhaft durchgezogen werden muss obwohl es viel effektiver wäre eine Gesellschaft ohne diese Fehleinschätzung aufzubauen.


Das kann ja aber ein Spielziel sein - weg mit den starren Rollenverteilungen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 10.10.2013 | 15:52
Ich glaube, da hast Du Slayn falsch verstanden. Wenn jemand Sexismus im Spiel (bewusst) einsetzt, dann heißt es nicht automatisch, dass er sexistisch ist, auch wenn er sexistisch (in dem Moment) agiert. Das ist ein ziemlich großer Unterschied.

Das Problem ist doch, dass ein Charakter dann sexistisch behandelt wird und somit der Spieler oder die Spielerin vom Sexismus
betroffen sind. In dem sie mit ihren Charakteren keinen Spaß mehr am Spiel haben, weil sie vom Spiel weitgehend ausgeschlossen sind, oder nur noch als Projektionsfläche für sexuelle Phantasien herhalten dürfen oder den Helden Beifall klatschen und ihnen vielleicht noch einen Kuchen backen können.  >;D

Sorry, da hätte ich auch keinen Bock drauf. Und das ist noch harmlos in Bezug auf Sexismus. Wer hat da überhaupt Bock drauf?

@All, in wie weit wird soetwas eigentlich überhaupt abgesprochen oder angesprochen?

Mein Eindruck von den Schaurigkeiten in der Hinsicht die ich bisher an Erfahrungsberichten im Tanelorn lesen durfte war, es war überhaupt nichts abgesprochen, noch nicht mal angesprochen, geschweige dass danach darüber gesprochen wurde.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Arldwulf am 10.10.2013 | 16:07
Das kann ja aber ein Spielziel sein - weg mit den starren Rollenverteilungen.

Du meinst im Sinne einer zu überwindenden Herausforderung?

Wenn dies so ist, dann stellt sich aber die Frage: Warum genau sollte ich eine Herausforderung schaffen die nur einen Teil der Charaktere betrifft? Wäre doch viel praktischer etwas zu machen das alle anspricht. Oder - wenn ich individuellere Herausforderungen will könnte ich Dinge nehmen die auf den konkreten Charakter als ganzes bezogen sind und nicht auf nur einzelne Eigenschaften des Charakters.

Ich meine: Ich bau ja auch keine Spielwelt auf in der Axtkämpfer die Vorurteile ihnen gegenüber überwinden müssen und an jeder Ecke darauf angesprochen werden. Wäre ja auch quatsch. Die Hälfte der Gruppe interessiert es nicht oder stört sich nicht dran. Und die andere sagt sich: Mensch, bei meinem Charakter gibt es noch so viel anderes das interessant ist - und nicht nur diese eine Eigenschaft.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 10.10.2013 | 16:13
@Arldwulf:

Die Frage mit der Herausforderung ist berechtig.
Das geht aber stark damit einher, was jetzt das Spiel nun ist. Sorry, wenn das jetzt ein wenig kryptisch klingt, aber wenn es so eine Herausforderung gibt, dann steht sie mitunter auch im Mittelpunkt und ist ein Plot, der geschieht. Das schließt aber nicht aus, das andere Spieler ihren jeweils eigenen Plot bekommen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Arldwulf am 10.10.2013 | 16:21
Klar, und daran ist ja auch nichts verkehrtes (im Gegenteil). Aber es wirft die Frage auf: Was ist ein guter Plot für einen Charakter? Was ist eine sinnvolle Herausforderung?

Darum das Beispiel mit der Axt. Ganz offenbar ist "Axtkämpfer" eine beschreibende Eigenschaft, genauso wie es "Blond", "Mann" oder "spricht mit komischem Akzent weil er aus der Ferne kommt" ist.

Wenn man sich nun aber fragt ob es sinnvoller ist einen persönlichen Plot um den komischen Akzent aufzubauen oder um den Punkt das derjenige Blond ist so kommt man schnell zu der Überlegung: Nein - so ein persönlicher Plot sollte an den Charakterhintergrund und seine Eigenschaften als ganzes gebunden sein. Nicht an irgendwelche einzelnen Eigenschaften - erst recht nicht wenn diese nur sehr grob beschreiben was das eigentlich für ein Charakter ist.

"weiblich" ist so eine sehr grobe und über den Charakter selbst noch sehr wenig aussagende Eigenschaft. Will ich einen Plot darauf aufbauen so laufe ich Gefahr dass dieser den Charakter eigentlich gar nicht wirklich anspricht und nicht passt, mit dem Hintergrund oder der Vorstellung von dem Charakter kollidiert.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 10.10.2013 | 16:25
Du meinst im Sinne einer zu überwindenden Herausforderung?

Wenn dies so ist, dann stellt sich aber die Frage: Warum genau sollte ich eine Herausforderung schaffen die nur einen Teil der Charaktere betrifft? Wäre doch viel praktischer etwas zu machen das alle anspricht. Oder - wenn ich individuellere Herausforderungen will könnte ich Dinge nehmen die auf den konkreten Charakter als ganzes bezogen sind und nicht auf nur einzelne Eigenschaften des Charakters.

Ich meine: Ich bau ja auch keine Spielwelt auf in der Axtkämpfer die Vorurteile ihnen gegenüber überwinden müssen und an jeder Ecke darauf angesprochen werden. Wäre ja auch quatsch. Die Hälfte der Gruppe interessiert es nicht oder stört sich nicht dran. Und die andere sagt sich: Mensch, bei meinem Charakter gibt es noch so viel anderes das interessant ist - und nicht nur diese eine Eigenschaft.

Die Axt könnte man eh weglegen :-)

In meinem Beispiel wären frelich Männer und Frauen betroffen. Die Männer wollen endlich richtigen Kontakt zu den Göttern und nicht die Kinder weggenommen bekommen wenn keine Frau in der Familie ist. Die Frauen wollen sich endlich selbst verteidigen dürfen.
Und natürlich gäbe es auch noch andere Probleme die man dringend loswerden muss, nur wäre Sexismus halt ein Rwvolutionsthema.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Arldwulf am 10.10.2013 | 16:27
Das Problem ist: Auch hier hast du dann wieder eine Einschränkung. Über das Revolutionsthema. Teylen hat das oben schon schön gesagt: Manchmal will man einfach nur eine Ritterin spielen, und keinen weiblichen Ritter der gegen die Geschlechterrollen revoltiert.

Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 10.10.2013 | 16:29
Klar, und daran ist ja auch nichts verkehrtes (im Gegenteil). Aber es wirft die Frage auf: Was ist ein guter Plot für einen Charakter? Was ist eine sinnvolle Herausforderung?

Nur mal so als Gedanke: Kennst du die Filme G.I.Jane und Ritter aus Leidenschaft? Beides gute beispiele.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: 6 am 10.10.2013 | 16:33
Ich denke wir sollten hier verschiedene Fälle unterscheiden. Ich glaube hier wird zu viel zusammen gemengt.

Fall 1: Die Spieler handeln sexistisch, um ihre eigenen Phantasien zu bedienen. Dabei habe ich sehr häufig erlebt, dass dabei keine Rücksicht auf die Mitspieler genommen wird. Das andere Geschlecht hat sich gefälligst so zu benehmen und wird so behandelt, wie es dem eigenen Phantasieweltbild entspricht. Überspitzte Beispiele, die ich schon erlebt habe: Die Frauen gehören in die Küche oder in aufreizender Kleidung kräftig durchgefickt und nicht an ein Schwert oder Männer sind alles feige Arschlöcher, deren einzige sinnvolle Aufgabe Diener der Frauen sind. Hier kommt es drauf an, wie aufdringlich der Sexismus betrieben wird und ob das den Mitspielern auf den Keks geht. Meistens geht sowas auf den Keks.

Fall 2: Der SL bietet dem Spieler oder der Spielerin sexistische Situationen an, weil er glaubt, dass der Spieler/die Spielerin das thematisieren will. Meistens passiert das, wenn ein entsprechender Nachteil oder Aspekt genommen wird oder weil das Setting relativ klare Geschlechterrollen präsentiert. Der Spieler hat z.B. als Charakter einen weiblichen Ritter und hat als Nachteil "falsch beurteilt" oder sowas. Der SL nimmt das als Anlass, seine NSCs skeptisch oder sogar feindlich auf den Charakter reagieren zu lassen. Sowas funktioniert dann, wenn der SL richtig liegt. Das muss aber mit dem betreffenden Spieler/ der betreffenden Spielerin abgeklärt werden. Da kann schnell mal Missverständnisse auftauchen.

Fall 3: Eine der oben beschriebenen Fälle und für den Spieler/die Spielerin ist Sexismus aus welchen Gründen auch immer im Spiel ein Tabubruch. Vielleicht genährt durch erlebte Fälle 1. Vielleicht aber auch aus anderen Gründen. In diesem Fall kann das mit dem Sexismus nicht funktionieren, egal wie toll das drumrum gestrickte Drama bei anderen Spielern funktionieren könnte. Sowas ist dann halt ein Tabu. Ende.

So weit meine Erfahrungen mit Sexismus im Spiel.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Luxferre am 10.10.2013 | 16:35
Oha, sind wir schon bei der Definitionsphase angekommen. Na, dann ist der Thread endgueltig hinueber.

Ach was... man muss sich gefälligst wissenschaftlich mit dem Thema seinen Lebtag auseinandergesetzt haben, um sich überhaupt eine Meinung bilden zu dürfen.
Ansonsten wird Dir diese nämlich ganz fundiert abgesprochen.  ::)


Die Sexismus-Diskussion gehört hier vor allem nicht hin.
Es ist eine traurige Tatsache das Diskriminiert wird und darüber kann und muss man sich gerne unterhalten, dieser Faden ist doch aber für die Diskussion über bewusst genutzte Diskriminierung als Stilmittel, um etwas zu erreichen, da.

Haben aber ganz offensichtlich diverse User nicht so verstanden oder sind absichtlich auf Krawall gebürstet. Oder müssen ihr Bessermenschentum mal wieder zur Schau stellen.  ::)


Alternativ: was 6 sagt.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Arldwulf am 10.10.2013 | 16:40
Nur mal so als Gedanke: Kennst du die Filme G.I.Jane und Ritter aus Leidenschaft? Beides gute beispiele.

Natürlich kenne ich beide Filme. Aber für was genau sind sie gute Beispiele?

Nimm mal die Schmiedin in Ritter aus Leidenschaft. Ist es plausibel dass sie - trotz offenbar überlegener Arbeit - keine Aufträge erhält? Oder doch eher dem mangelndem Recherchewillen über Schmiedekunst gewidmet die eher Technik als Kraft erfordert? Und ist "finde Anerkennung unter anderen Schmieden" wirklich eine so sinnvolle Herausforderung? Wenn du den Film siehst, was genau erfährt man über die Schmiedin darin? Wie konnte sie ihren Charakter ausdrücken in diesem Plot?

Eigentlich recht wenig.

Gleichzeitig kommt man aber auch hier dann wieder zum Punkt der Plausibilität. Solange in der Spielweltrealität so eine ausgebildete Ritterin nicht wesentlich schlechter kämpft als ihre Männlichen Kameraden wäre es Verschwendung nicht darauf zurückzugreifen, schließlich sind die geeigneten Leute dafür rar. Und es gibt halt wenig Gründe anzunehmen dass sie schlechter kämpft. Die Körperliche Unterlegenheit ist in den typischen Grim & Gritty Welten ohnehin stärker von Ernährung und Training abhängig. Und am Ende macht die Technik und Übung ohnehin den größten Block aus.

Das gilt auch im ganz grobem Maßstab. Stark sexistische Systeme sind nicht stabil, sind auf Dauer nicht konkurrenzfähig, nicht effektiv genug. Ich kann sie als Gegenreaktion oder als gesellschaftlich auf dem absteigendem Ast befindliche Gruppierungen darstellen, und dort dann Revolutionen starten. Aber insgesamt ist es eben eine Ausnahme, etwas das man mal machen kann. Was aber nur sehr wenig Potential zur Charakterentwicklung bietet.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 10.10.2013 | 16:46
@Arldwulf

Arld, du bist der wirklich beste Gesprächspartner zum Aneinander vorbei reden, den es gibt.
Gerade bei Ritter dachte ich mehr an William, denn hier wird später seine Vergangenheit auch aktiv gegen ihn eingesetzt, als weitere Hürde.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Arldwulf am 10.10.2013 | 16:54
Ich weiß, das war mir schon klar. Und ich hätte problemlos auch William benutzen können - auch dessen "vom Knappe zum Ritter" Geschichte ist natürlich ein Beispiel für etwas das uns nur in der oberflächlichen Nachbetrachtung als etwas besonderes erscheint. Und eigentlich keine so besonders große Ausnahme darstellt.

Aber ich wollte nicht unbedingt das ganze von "Sexismus" hin zu "jegliche Hintergrundbedingte Einschränkung" führen.

Aber wenn du unbedingt willst: Auch die Geschichte vom armem Knappen William der zum Ritter wird profitiert davon wenn William noch andere Eigenschaften als nur "arm" hat, und seine Umgebung ihn nicht auf die Eigenschaft "arm" beschränkt. Das ist eine generelle Eigenschaft derartiger Plots. Je mehr Eigenschaften derer sie ansprechen die diesen Plot durchleben umso besser passen sie, umso stimmiger sind sie.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 10.10.2013 | 17:14
Einmal davon gesehen das er danach sowohl den Status arm (nicht-adlig) als auch Knappe ändert.
Den Status um den Knappen hin zum Turnierkämpfer der Beschreibung nach sogar schon recht früh im Film.

Was wenn man geschlechtsbezogenen "Herausforderungen" so nicht hat. Das heißt auch wenn GI Jane ganz am Ende des Films ein Seal ist, ist sie immernoch eine Frau.

Auch kann man bei der Hintergrund Geschichte eines Armen der sich vom Knappen zum Ritter entwickelt noch andere, alternative "Knappen zum Ritter" Geschichten einbauen. (Die Zusammenfassung erwähnt einen iirc König, sowie einen weiteren Adligen Tunierkämpfer)
Wohingegen es bei den Geschichten die entsprechende Frauen Aufstieg in einem sex. Umfeld thematisieren oftmals keinen Platz für alternative "Frauen( Aufstiegs)" Geschichten gibt. Unabhängig ob nun GI Jane oder Yentl.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 10.10.2013 | 17:17
Oh, bitte, sagt mir nicht, ihr habt diesen Stoff noch nicht verwurstelt, angefangen bei "ich tarne mich als Mann", über "ich fühle mich als Mann", "behaupten in einer Männerwelt", über die üblichen Komplikationen wie "verliebtes Groupie" und "wahre Liebe".
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 10.10.2013 | 17:23
Ich glaub nun sind wir völlig ausm Leim mit dem Thema  ;D

Spielbereichernd - wenn es für den Meister/ESeL (für mich das gleiche) und die Gruppe Spaß macht und vielelicht sogar mal was neues bringt. Das schließt keine Gruppen ein die nur mal die Sau rauslassen wollen, sei es um ihr frauenfeidliches Weltbild zu verstärken oder mennerhassende Parolen von sich zu geben. A

Sobald es einem Spieler oder dem Meister nicht passt findet es halt so nicht statt.

Mir ist aufgefallen, dass das eigentlich alles aussagt.  >;D

Jedenfalls hab ich genug gute Beispiele gesehen in denen das klappt.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 10.10.2013 | 17:24
The letter A was brought to you by Cloud the Cat.  ~;D
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: 6 am 10.10.2013 | 17:40
Oh, bitte, sagt mir nicht, ihr habt diesen Stoff noch nicht verwurstelt, angefangen bei "ich tarne mich als Mann"
No Brainer
Zitat
, über "ich fühle mich als Mann"
"Ich fühle mich als Ritter. und stehe meinen Mann"
Zitat
, "behaupten in einer Männerwelt"
Klar.
Zitat
, über die üblichen Komplikationen wie "verliebtes Groupie" und "wahre Liebe".
Nee. Langweilig.
Mein Charakter hat den Schutz des Mannes übernommen (Leibgrog eines Magiers in Ars Magica) und gegen Ende hatte sie nur noch Verachtung für ihn übrig. Die Entwicklung wäre mit einem männlichen Charakter meiner Meinung nach nicht möglich geworden. Ein wichtiger Bestandteil war, ritterlicher sein zu müssen als ein Ritter. Sonst hätte sie sich in einer sexistischen Männerwelt nicht durchsetzen können.
Apropos "wahre Liebe". Beinahe hätte sie unwissentlich für Beide mit ihrem eigenen Vater (der Charakter einer Spielerin) geschlafen. Leider hatte ich damals zu viele Skrupel gehabt und hatte es verhindert. Im Nachhinein hatte sich das als vergebene Gelegenheit herausgestellt, weil die Spielerin damit keine Probleme gehabt hätte. Im Gegenteil. Das Gefühlschaos wenn sie herausgefunden hätten, das sie Vater und Tochter sind, wäre für beide Charaktere phänomenal gewesen, weil beide Charaktere einen starken Sinn für Moral haben. Tja. Pech gehabt.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 10.10.2013 | 17:49
Also wenn das mal kein tolles Story-Material ist. Chapeau.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 10.10.2013 | 18:06
Oh, bitte, sagt mir nicht, ihr habt diesen Stoff noch nicht verwurstelt, angefangen bei "ich tarne mich als Mann", über "ich fühle mich als Mann", "behaupten in einer Männerwelt", über die üblichen Komplikationen wie "verliebtes Groupie" und "wahre Liebe".
Nicht einmal. oO;
Wenn etwas in die Nähe von sowas kam (gut nicht über Sexismus) wurde es derart torperdiert / Steine in den Weg gelegt bis es keinen Spaß mehr machte.

Spielbereichernd - wenn es für den Meister/ESeL (für mich das gleiche) und die Gruppe Spaß macht und vielelicht sogar mal was neues bringt. Das schließt keine Gruppen ein die nur mal die Sau rauslassen wollen, sei es um ihr frauenfeidliches Weltbild zu verstärken oder mennerhassende Parolen von sich zu geben.
Wenn es mit allen hinreichend abgesprochen ist können selbst ausschweifenste Szenarien mit allen Formen der Gewalt funktionieren.
Ob man das als allgemein spielbereichernd darstellen sollte ist eine andere Frage.
Gerade wenn es da schon eine gewisse Problematik mit nicht abgesprochenen Szenarien gibt.

Zitat
Jedenfalls hab ich genug gute Beispiele gesehen in denen das klappt.
Gibt es zu diesen Diarys oder G+ Aufzeichnungen?
Ich habe bisher keine positiven / gute Beispiele dahingehend erlebt das jemand Spaß dran hatte wenn seinem Charakter, auf Grund der Charakterwahl, so alles entgegen geworfen wurde was das Setting bietet (im Gegensatz zu den anderen Chars die nur die normale Dosis kriegen).
Weder in Bezug auf das Geschlecht, noch in Bezug auf Exoten (wo häufig das selbe vorgehen kolportiert wird).
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 10.10.2013 | 18:15
Nicht einmal. oO;
Wenn etwas in die Nähe von sowas kam (gut nicht über Sexismus) wurde es derart torperdiert / Steine in den Weg gelegt bis es keinen Spaß mehr machte.

Oha. Schade für dich und schade für deine Mitspieler, geht es doch hierbei genau darum. Da habt ihr dann was verpasst.

Weder in Bezug auf das Geschlecht, noch in Bezug auf Exoten (wo häufig das selbe vorgehen kolportiert wird).

Bei Exoten stellt sich halt wieder die selbst Frage: Bietet es Stoff für mehr oder ist es einfach nur da? Ich denke, jeder SL, der Spaß und Freude daran hat mit seinen Spielern zu arbeiten, kann da was draus machen, sofern die Spieler mitmachen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Eulenspiegel am 10.10.2013 | 21:05
Oder um auf das zuvor gefallene Beispiel mit der Ritterin zu kommen.
Es kann sein das jemand ganz einfach eine Ritterin spielen will.
Nicht eine Knappin oder eine Frau die zu einem weiblichen Ritter wird, sondern eine Ritterin.
Und es kann sein, dass ein anderer Spieler Ritterinnen blöd findet. Einer von beiden wird also notgedrungen den Kürzeren ziehen: Entweder der Spieler, der unbedingt eine Ritterin spielen will, oder der Spieler, der keine Ritterinnen im Setting haben will.

Und in solchen Fällen bin ich nunmal der Meinung, hat die Mehrheit zu entscheiden. Bzw. man schaut sich an, wie das Setting konzipiert ist, in dem man spielt.

Wenn dies so ist, dann stellt sich aber die Frage: Warum genau sollte ich eine Herausforderung schaffen die nur einen Teil der Charaktere betrifft? Wäre doch viel praktischer etwas zu machen das alle anspricht.
Weil nicht jeder Gamist ist. Es gibt Gamisten, Narrativisten und Simulationisten.

Das heißt, man gibt dem Gamisten eine Herausforderung, dem Narrativisten ein moralisches Dilemma und bietet dem Simulationisten etwas, wo er sich immersiv austoben kann. Dann sind alle zufrieden.

Blöd wird es halt nur, wenn der Gamist ein moralisches Dilemma bekommt, der Narrativist Immersion betreiben soll und dem Simulationisten eine Herausforderung gestellt wird.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Evil Batwolf am 10.10.2013 | 21:41
Und es kann sein, dass ein anderer Spieler Ritterinnen blöd findet. Einer von beiden wird also notgedrungen den Kürzeren ziehen: Entweder der Spieler, der unbedingt eine Ritterin spielen will, oder der Spieler, der keine Ritterinnen im Setting haben will.

...

Wenn ich unbedingt einen Ritter spielen will, dann such' ich mir 'ne Runde, wo ich das kann.

Wenn ich in 'ner Runde spielen will, in der kein Ritter dabei sein darf, halte ich mich von Runden mit Rittern fern.

Wenn ich mit Freunden Rollenspiel zocken will, kriegen wir einen Kompromiss hin, mit dem alle leben können. Das Spiel soll schließlich allen Spaß machen.

Mehrheitsentscheidungen im Sinne von Kampfabstimmungen fände ich bei Freizeitaktivitäten eher dämlich.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 10.10.2013 | 21:57
@Eulenspiegel:

Den Bezug auf GNS halte ich in dem Fall für daneben. Jede Spielweise hat Belohnungsmechanismen und um genau die geht es ja dabei.

Siehe dazu auch ...

@Evil Batwolf:

In dem Kontext ist das eine nichtssagende Aussage. Die Frage war, wie so etwas, also solchen Hürden, spielbereichernd sein können. Spielbereichernd können sie nur dann sein, wenn sie eine konkrete Hürde sind, die man angehen kann oder an denen man scheitern kann, whatever, und, um jetzt den Teil mit Eulenspiegel wieder aufzunehmen, mit dementsprechenden Belohnungsmechanismen daherkommen.

Die Frage ist ja nicht, ob du keinen Ritter spielen darfst, sondern ob da eine Hürde ist, die du auf dem Weg zum Ritter werden überwinden kannst und dafür was bekommst.

Wir können das Thema auch von einer anderen Seite angehen und trotzdem bei Rittern bleiben:
Ausgangssituation ist Britannien, Untergang des Imperium Romanum. Die Elite Cavalerie der X Legio (Proto-Ritter) sind im Kern eine eingeschworene homosexuelle Gemeinschaft. Kannst du dich einfinden? Was bist du bereit zu ertragen um ein Ritter zu werden? Kannst du so einen Ritter darstellen?
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Eulenspiegel am 10.10.2013 | 22:23
@Evil Batwolf:
Und wie sieht der Kompromiss in diesem Fall zum Beispiel aus?

Den Bezug auf GNS halte ich in dem Fall für daneben. Jede Spielweise hat Belohnungsmechanismen und um genau die geht es ja dabei.
Dann lese dir den Bezug nochmal durch:
1) Jede Spielweise hat unterschiedliche Belohnungsmechanismen.
2) Manche Spielweisen behindern sich gegenseitig.

Zitat
Wir können das Thema auch von einer anderen Seite angehen und trotzdem bei Rittern bleiben:
Ausgangssituation ist Britannien, Untergang des Imperium Romanum. Die Elite Cavalerie der X Legio (Proto-Ritter) sind im Kern eine eingeschworene homosexuelle Gemeinschaft. Kannst du dich einfinden? Was bist du bereit zu ertragen um ein Ritter zu werden? Kannst du so einen Ritter darstellen?
Käme auf meine Stimmung an.

Evtl. würde ich so einen homosexuellen Ritter spielen.
Evtl. würde ich einen heterosexuellen Ritter spielen, der so tut, als ob er homosexuell wäre.
Evtl. würde ich auf die Runde verzichten und irgendetwas anderes spielen, was mir mehr Spaß macht.

Was ich aber nie und nimmer tun würde:
Mich darüber beschweren, wie sexistisch doch die Spieler sind, die daran Spaß haben, und dass diese Spieler doch total die heterosexuellen Mitspieler diskriminieren würden.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 10.10.2013 | 22:54
Oha. Schade für dich und schade für deine Mitspieler, geht es doch hierbei genau darum. Da habt ihr dann was verpasst.
Ich habe keinerlei Bedürfnis danach.
Zumal die Konzepte dank des 'alles was geht' Prinzip oftmals eh nicht möglich zu werden.

Das heißt man bekommt bspw. keine Ritterin sondern einen Charakter der zur Ritterin werden mag und anhand der entgegen gestellten Herausforderungen vermutlich daran scheitern wird. Hat man die Ritterin zugestanden bekommen ist es wahrscheinlich das der Charakter unter dem Druck mehr als männliche Charaktere machen zu müssen, bei gleichen werten, wahrscheinlich scheitern wird.
Spielt man den Charakter in Verkleidung wird es mehr oder weniger schnell enthüllt und mitunter einfach gegen die Wand gefahren.

Zitat
Bei Exoten stellt sich halt wieder die selbst Frage: Bietet es Stoff für mehr oder ist es einfach nur da? Ich denke, jeder SL, der Spaß und Freude daran hat mit seinen Spielern zu arbeiten, kann da was draus machen, sofern die Spieler mitmachen.
Die weiblichen Charaktere werden zu Exoten.
Obwohl der Spieler den Charakter nicht als Exoten versteht. Was mitunter auch mit anderen Charakteren der Fall ist wo einer oder eine Reihe von Spielern es als normale legitime Option betrachtet und der Spielleiter es als ein Exot. Das heißt ich habe es auch noch nicht gelebt das selbst wenn bewusst ein Exot gewählt wurde und eine Absprache getroffen, das dann letztlich klappte. Gerade wenn "alles was geht" entgegen geworfen wird.

Das heißt die einen werfen da quasi 'Alles was geht' wo der andere vielleicht nur 'Lady Oscar' (animierte TV-Serie aus den 90ern) spielen wollte.

Und in solchen Fällen bin ich nunmal der Meinung, hat die Mehrheit zu entscheiden.
Ich bin nicht unbedingt dafür das die Mehrheit bestimmen darf oder sollte das ein Spieler Sexismus ausgesetzt wird.
Insbesondere wenn die Forderung doch sexistisch gegenüber den Charakter die Sau rauszulassen letztlich von den Spielern kommt die es über ihre Charaktere ausführen. Die selbst in Bezug darauf keinen entsprechenden Leidensdruck zu ertragen haben.

Es ist da auch imho nicht sinnvoll nach einem "Kompromiss" zu suchen der letztlich nichts anderes ist als die Legitimierung des Sexismus bzw. das diskriminieren eines Spieler-Charakter.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 10.10.2013 | 23:05
Weil nicht jeder Gamist ist. Es gibt Gamisten, Narrativisten und Simulationisten.
Jetzt mal unabhängig davon das ich die GNS für Mist halte. Es hat damit nicht zu schaffen.

Das heißt es kann sein das der Spielleiter gamistische Ziele hat und eine möglichst große Herausforderung in Bezug auf weibliche Charaktere konstruiert. Der Spieler der auch gamistische Ziele hat sieht diese jedoch nicht basierend auf dem Geschlecht des Charakters sondern in anderen Herausforderungen die er hoffte zu sehen ob sein Charakter sie bewältigen kann.

Hinsichtlich des Simulationismus kann es sein das alle Spieler den Film "Der Pate" gesehen haben. Die einen Spieler begreifen das Werk nun aus einer streng männlichen sowie patriarchalen Sicht, weil Michael letztlich seiner Frau die Tür für der Nase zumacht um sich dem Geschäft zu widmen. Der andere sieht in der Szene wo Michael seinen Ehepartner vor die Tür setzt weniger die Äußerung einer patriarchalen Hierarchie sondern den Umstand das Michael versucht seine direkte Familie aus dem Geschäft herauszuhalten. Versuchen beide das Mafia-Genre zu simulieren kommt es zu dem Problem das letzterer den Sexismus nicht als konstituierenden Bestandteil wahrnimmt und ggf. mit seiner Michaela auf die Schnauze fällt weil ersterer eine patriarchale Gesellschaft simuliert.

Bei Narritavismus ist der Fortgang der Story zwar offen aber es werden mitunter Grundthemen und bestimmte Do's und Don'ts abgesprochen. Das heißt während der eine glaubt das die Geschichte um ein Verbrechen in einem Dorf in England um 1800 unbedingt den Sexismus aufgreifen sollte sieht sich vielleicht ein anderer der die Geschichte mehr auf die moralischen Implikationen des Verbrechen fokussiert durch das drängen hin auf den Sexismus als Bezugspunkt beeinträchtigt. Vielleicht findet er sogar das es gegen den Ansatz von Nar verstößt weil die Handlung, mitunter auch das Ergebnis vorweg genommen erscheint.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 10.10.2013 | 23:10
@Teylen:

Du scheinst da an einige richtige Wichser geraten zu sein.

Aber abseits davon, warum meinst du, du würdest bei einer Herausforderung scheitern? Denkst du, die Hürde würde so hoch/unfair gelegt, das es gar nicht machbar ist? Also das du dir einen abstrampelst, damit die anderen ihren Spaß haben dir beim versagen zuzusehen?

Deine anderen Aussagen zu dem Thema bestärken wiederum meine Meinung das du mit Wichern gespielt hast.

Deine Exoten-Aussage verstehe ich nur bedingt. Es wäre nett, wenn du hier nochmals etwas nachreichen würdest. Gerade im V:DA Kontext sind Exoten für mich Osmanische Assamiten, Gargoyle, Dämonen, also alles Dinge, die sich weitab von Gender/Clan Klischees bewegen, so wirklich weitab.
Was du beschreibst ist einfach (leicht gesagt) nur der Fakt das du als Frau dafür diskriminiert wurdest, eine Frau zu spielen.

[Nachtrag] Dein GNS-Beitrag zeigt übrigens, warum die Herausforderungs- und Belohnungskomponente dabei nicht verstehst, höchstwahrscheinlich deswegen, weil du es noch nie erfolgreich umgesetzt gesehen hast.
Du kennst sicher den Begriff "Made Man" in Bezug auf die Mafia. Wenn wir uns einig sind, das einige als solche starten können, andere nicht, den Status aber erreichen können, dann besteht die Belohnung für das ganze doch nicht darin, das du den Status erreichst. Wenn ich dir dein Leben 10 Mal schwerer mache als den anderen, bekommst du auf den Weg dahin auch 10 mal mehr EXP, vielleicht noch andere Perks/Traits.

[Nachtrag2] Mich irritiert die Aussage mit der Mehrheit. Da man ja Spaß am Spiel haben will, gilt Alle oder Keiner. Wenn eine Mehrheit sagt, ja, es ist Ok die kleine Teylen zu quälen, dann wäre das für mich so ein FuckU Moment.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Eulenspiegel am 10.10.2013 | 23:30
Ich bin nicht unbedingt dafür das die Mehrheit bestimmen darf oder sollte das ein Spieler Sexismus ausgesetzt wird.
Gegenüber Sexismus bei Spielern bin ich auch.

Aber ich bin dafür, dass die Mehrheit entscheidet, ob SCs Sexismus, Tod, Verstümmelung oder sonstwas ausgesetzt werden können.

Denn der Spieler mag real sein. Sein SC ist es nicht. Aber das, was dem SC widerfährt, schlägt sich auf das Setting nieder. Dadurch sind alle Spieler davon betroffen. Und hier fände ich es unfair, wenn ein einzelner Spieler plötzlich die Deutungshoheit über das Setting und damit über das Spiel bekommt.

Wenn jemanden das Setting nicht gefällt, dann soll er halt etwas anderes spielen. Wenn mir das Dark&Gritty des Warhammer Setting nicht gefällt, dann spiele ich halt das gegenderte DSA.
Aber ich setze mich doch nicht in eine Warhammer Fantasy Runde und beschwere mich darüber, wie unfair die Welt ist. (Hohe Sterblichkeit und Sexismus gehören dort halt zum Spiel.)

Es hat damit nicht zu schaffen.
Doch. Es ging um die Frage, wieso nur ein SC einem Konflikt ausgesetzt ist und die anderen nicht. Und das lässt sich nunmal dadurch erklären, dass nur ein SC an solchen Konflikten interessiert ist und die anderen nicht.

Btw, sehe GNS einfach als Platzhalter für "unterschiedliche Spielinteressen".

Deinen drei folgenden Absätzen stimme ich übrigens zu. Im Gegensatz zu mir verwendest du hier GNS als etwas ganz Konkretes anstatt als etwas Abstraktes, aber letztendlich führt das zum gleichen Ergebnis: Unterschiedliche Spielinteressen führen zu unterschiedlichen Schwerpunkten bei den SCs der dazugehörigen Spieler.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Thandbar am 10.10.2013 | 23:50
@Thandbar:
Es geht auch um Fairness neben dem sehr deutlichen Sexismus mit dem der Charakter und indirekt der Spieler direkt und primär konfrontriert wird.

Es ist eben kein Ausschluß einer Charakterklasse aus einem Kaufabenteuer.
Der Sexismus wird quasi aus dem "nichts" bzw. rein der persönlichen Motivation heraus eingeführt.

Übrigens wurde einer meiner Charakter einmal in analoger Weise massiv benachteiligt, weil er "nur" menschlicher - und männlicher - weißer Abschaum aus der Unterschicht war und kein Zwerg oder Elf, denen aufgrund ihres höheren Alters Karriereoptionen eingestanden wurden, die gar nicht im Regelwerk standen und mir rundheraus verwehrt wurden.
Wenn Dein Spielleiter ein Nichtmenschenfan ist oder der beste Freund des Elfenspielers, kann Dir eben auch Ausgrenzung und Benachteiligung winken, wenn Du einen "white heterosexual male" spielst, der vom SL gesagt bekommt, dass sein Gossenschandmaul ihm mal wieder einen Nachteil auf jegliche Interaktion mit anderen einbringt.

Sexismus ist natürlich auch deshalb eine heikle Sache, weil Leute ja gerade Rollenspiel spielen, um mal andere Probleme als die des Alltags zu erleben. Und wenn die Hässlichkeiten, die einem in Beruf, sozialem Umfeld etc. genug ärgern können, im Rollenspiel, das ja ein Freizeitspaß sein soll, nun in übersteigerter Form wiederkehren, so kann einen das noch stärker frustrieren als eine andere Form von Diskriminierung oder Ausgrenzung.  

Zitat
Oder um auf das zuvor gefallene Beispiel mit der Ritterin zu kommen.
Es kann sein das jemand ganz einfach eine Ritterin spielen will.
Nicht eine Knappin oder eine Frau die zu einem weiblichen Ritter wird, sondern eine Ritterin.

Die meisten Systeme, die ich kenne, würden das ja einem ohnehin freistellen, und die Spielergruppen fuchsen aufgrund einer sexistischen Erwartungshaltung erst anschließend eine Form von "mittelalterlichem Realismus" ins System hinein, der in den Regeln gar nicht enthalten ist.
Die Warhammer-Version, die ich kenne, hat damit auch keine Probleme, wenngleich man da immer als (männlicher/weiblicher) Knappe anfängt.
Selbst wenn die restliche Welt sexistischer ist, wird in diesem Fall einfach eine Ausnahme gemacht. Ist bei anderen Dingen (Wundbrand etc.) ja ähnlich, dass gewisse "Realismen", die in einer Spielwelt gang und gäbe sind, für die SCs einfach ignoriert werden, damit es gut spielbar bleibt.

 
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Arldwulf am 10.10.2013 | 23:58
Weil nicht jeder Gamist ist. Es gibt Gamisten, Narrativisten und Simulationisten.

Ich sprach ja über den expliziten Fall dass man eine Herausforderung machen _will_.

Und darüber wie man diese dann idealer Weise gestaltet. Das gleiche geht natürlich auch mit einer Simulation. Auch hier ist "aber mancher will gar nicht simulieren" kein guter Einwand auf die Frage wie diejenigen es am besten machen können welche etwas simulieren wollen.

GNS ist dort also nichts das etwas am ursprünglichem Argument ändert - egal welche Spielziele oder Techniken ich habe, ich kann immer darüber sprechen wie sie möglichst gut umzusetzen sind. Und aus den oben genannten Gründen ist "du musst dich in der Welt durchsetzen die Vorurteile gegenüber einer deiner groben Eigenschaften hat" keine besonders gute Herausforderung. Es hilft auch nicht aus Simulationssicht besonders weiter wenn du diese Perspektive einbringen magst. In beiden Fällen liegt das Grundproblem gleich: Es handelt sich nur um eine sehr grobe, über den Charakter wenig aussagekräftige Kategorie welche Millionen Individuen mit dem Charakter teilen.

Darauf allein lassen sich halt weder Herausforderungen noch Simulationen noch sonst etwas besonders gut aufbauen.

Und es kann sein, dass ein anderer Spieler Ritterinnen blöd findet. Einer von beiden wird also notgedrungen den Kürzeren ziehen: Entweder der Spieler, der unbedingt eine Ritterin spielen will, oder der Spieler, der keine Ritterinnen im Setting haben will.

Klar, den Fall gibt es sicherlich. Generell ist es aber seltener dass man etwas bei jemand anderem nicht sehen will als das man selbst eine Charakteridee hat. Oder anders gesagt: Indem ich etwas erlaube habe ich eine hohe Chance dass derjenige es spielen wollte (genau betrachtet sogar 100% ^^) und eine niedrige Chance das es jemanden stört.

Gleichzeitig gibt es dann auch noch den Fall des Spielers der zwar keine Ritterin haben mag, aber sich an unplausiblem Sexismus stören würde. (Okay...die sehen also die Schmiedin schmiedet besser als all die Kerle, kaufen da aber nicht? Weil sie glauben das Frauen nicht schmieden können? Jaaaa....klar, sind ja alles kurzsichtige Anfänger die nicht unterscheiden was Qualität ist und was nicht. Ist ja nur ihre Rüstung von der ihr Leben abhängt.)

Oder den der übertriebenen Sexismus als Anachronismus ansehen würde. Was auf mich wie oben gesagt zutreffen würde - das wäre mir zu modern.

Es gibt eben viele verschiedene Gründe sich an etwas zu stören, und nicht alle davon stehen im Gegensatz zu dem Wunsch des Spielers/der Spielerin etwas zu spielen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 11.10.2013 | 00:04
Aber abseits davon, warum meinst du, du würdest bei einer Herausforderung scheitern?
Rein von der Logik her ja.
Man hat bspw. drei Spieler-Charaktere:

Charakter 1 wurde mit dem Skillpunktevorrat X erstellt, ist weiblich
Charakter 2 wurde mit dem Skillpunktevorrat X erstellt, ist männlich
Charakter 3 wurde mit dem Skillpunktevorrat X erstellt, ist männlich

Charakter 2 und Charakter 3 bekommen die normalen Herausforderungen gestellt.
Charakter 1 bekommt hinsichtlich der Herausforderung alles was das Setting zu bieten hat entgegen geworfen.

Rein logisch gesehen haben Charakter 2 sowie Charakter 3 die gleichen Chancen die normalen Herausforderungen zu bestehen.
Charakter 1 hingegen steht vor dem Problem das er mit dem selben Skillpunktevorrat wie Charakter 2 und Charakter 3 nicht nur die gleichen sondern auch zusätzliche Herausforderungen bestehen muss. Das ist schlicht mathematisch gesehen unwahrscheinlich.
Es wird vorallem dann auch aus dramatischer Sicht frustrierend wenn das Spotlight das gleiche bleibt.

Zitat
Deine Exoten-Aussage verstehe ich nur bedingt. Es wäre nett, wenn du hier nochmals etwas nachreichen würdest.
Das würde zu weit von dem Thread-Thema wegführen?
Im Grunde ist die Funktionsweise jedoch die gleiche wie beim Sexismus. Nur das man ein Merkmal wählte das vermutlich unter etwa 50% der Bevölkerung liegt.


Hinsichtlich des GNS-Beitrag orientierte ich mich an der GNS Einteilung wie sie Horatio zuletzt vorgenommen hat.
Wobei es mir hierbei nicht um die Herausforderungs- oder Belohnungskomponente ging sondern um die Quelle des Konflikt.

Zitat
Du kennst sicher den Begriff "Made Man" in Bezug auf die Mafia. Wenn wir uns einig sind, das einige als solche starten können, andere nicht, [..]
Ich setzte bereits hier an.
Das heißt wenn ich z.B. "Der Pate" als Beispiel sehe würde ich nicht einsehen das einige als Familienmitglieder anfangen die in das Geschäft involviert sind und andere nicht. Ich würde mitunter mit meinem weiblichen Charakter einfach eine Figur spielen mögen die sich an Michael orientiert, vielleicht an Hagen oder an Vito. Ich mag es da mitunter nicht das mein weiblicher Charakter in quasi einem anderen Genre anfängt und anstelle eines thematischen Spiel um die Familienverwicklungen im organisierten Verbrechen den Aufstieg zur "Made Men" spielt.

Ich würde in einem Serien orientierten Mafia-Setting weder unbedingt die Skylar spielen wollen oder die Mary Magret.
Sondern, ebenfalls an Serien orientiert, wohl eher die Nancy Botwin (hab nur die erste Staffel gesehen).
Aber ich bin dafür, dass die Mehrheit entscheidet, ob SCs Sexismus, Tod, Verstümmelung oder sonstwas ausgesetzt werden können.
Ich nicht. Weil der Sexismus nicht aus dem Nichts entsteht sondern durch Charaktere die von Mitspielern geführt werden ausgeübt.
Weil es letztlich einen Mitspieler ganz real beeinträchtigt.

Zitat
Btw, sehe GNS einfach als Platzhalter für "unterschiedliche Spielinteressen".
Hinsichtlich der GNS-Beispiele halte ich es für keinen Konflikt elementarer Spielinteressen.
Das heißt wenn zwei beim simulieren des selben Genre aufgrund des Sexismus aneinander geraten sind die eigentlichen Spielinteressen die gleichen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 11.10.2013 | 00:27
Schade. Somit kannst du dem Thema Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan? also nicht beitragen, außer schlechte Erfahrung und der Aussage das du nicht willst.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: 6 am 11.10.2013 | 00:36
Schade. Somit kannst du dem Thema Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan? also nicht beitragen, außer schlechte Erfahrung und der Aussage das du nicht willst.
Fall 3: Eine der oben beschriebenen Fälle und für den Spieler/die Spielerin ist Sexismus aus welchen Gründen auch immer im Spiel ein Tabubruch. Vielleicht genährt durch erlebte Fälle 1. Vielleicht aber auch aus anderen Gründen. In diesem Fall kann das mit dem Sexismus nicht funktionieren, egal wie toll das drumrum gestrickte Drama bei anderen Spielern funktionieren könnte. Sowas ist dann halt ein Tabu. Ende.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Arldwulf am 11.10.2013 | 00:37
kann das denn bisher überhaupt jemand? Die Frage von oben steht doch immer noch da. Was genau erwartet man sich positives daraus? Mal vom Sonderfall: "Ich will Sexismus im Spiel weil ich halt Sexismus im Spiel mag" abgesehen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 11.10.2013 | 00:51
Christian, ich bitte dich. In dem Fall sagt man "Das Thema ist Pfui" und verdrückt sich dann, besonders wenn keine echte Diskriminierung stattfindet, sondern nur darüber geredet wird.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 11.10.2013 | 01:01
Schade. Somit kannst du dem Thema Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan? also nicht beitragen, außer schlechte Erfahrung und der Aussage das du nicht willst.
Natürlich kann ich zu dem Thema "Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?" etwas beitragen.
Insbesondere wenn man beachtet das dort ein ? steht, eine Fragezeichen.

Meines Erachtens sind Sexismen in Fantanistan aus unterschiedlichen Gründen, die ich entsprechend mit Argumenten unterlegt dargestellt habe, nicht spielbereichernd.

Ich finde es Schade das du zudem Thema scheinbar auch nichts beitragen willst da du allen die Option das jemand in einer Gruppe auf gleichem Niveau wie die anderen anfangen mag - Z.B. im Mafia-Setting als "Made Men" - scheinbar kategorisch ausschließt. Schade auch das die Ausführungen hinsichtlich der technischen Auswirkungen ignoriert wurden. Schade auch das du es scheinbar nötig hast wenn dir die Argumente ausgehen mit "Schade. Somit kannst du,.. [gehen]" anzufangen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Wulfhelm am 11.10.2013 | 01:38
Rein von der Logik her ja.
Man hat bspw. drei Spieler-Charaktere:

Charakter 1 wurde mit dem Skillpunktevorrat X erstellt, ist weiblich
Charakter 2 wurde mit dem Skillpunktevorrat X erstellt, ist männlich
Charakter 3 wurde mit dem Skillpunktevorrat X erstellt, ist männlich

Charakter 2 und Charakter 3 bekommen die normalen Herausforderungen gestellt.
Charakter 1 bekommt hinsichtlich der Herausforderung alles was das Setting zu bieten hat entgegen geworfen.
Das habe ich in einer semi-historischen Kampagne in der Tat mal so gehandhabt, dass "Geschlecht: weiblich" ein spieltechnischer Nachteil war, für den es Punkte gab.

Es geht aber auch anders, selbst wenn man ein Setting mit "historischen" Geschlechterrollen hat. Beispielsweise kann man einfach davon ausgehen, dass Kriegerinnen zwar eine seltene Ausnahme darstellen, aber die bestehenden Ausnahmen dann genau so behandelt werden wie ihre männlichen Pendants.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Ludovico am 11.10.2013 | 02:40
Rein von der Logik her ja.
Man hat bspw. drei Spieler-Charaktere:

Charakter 1 wurde mit dem Skillpunktevorrat X erstellt, ist weiblich
Charakter 2 wurde mit dem Skillpunktevorrat X erstellt, ist männlich
Charakter 3 wurde mit dem Skillpunktevorrat X erstellt, ist männlich

Charakter 2 und Charakter 3 bekommen die normalen Herausforderungen gestellt.
Charakter 1 bekommt hinsichtlich der Herausforderung alles was das Setting zu bieten hat entgegen geworfen.

Rein logisch gesehen haben Charakter 2 sowie Charakter 3 die gleichen Chancen die normalen Herausforderungen zu bestehen.
Charakter 1 hingegen steht vor dem Problem das er mit dem selben Skillpunktevorrat wie Charakter 2 und Charakter 3 nicht nur die gleichen sondern auch zusätzliche Herausforderungen bestehen muss. Das ist schlicht mathematisch gesehen unwahrscheinlich.
Es wird vorallem dann auch aus dramatischer Sicht frustrierend wenn das Spotlight das gleiche bleibt.

Ich muss es noch einmal schreiben: Der entscheidende Punkt ist, gegen welche Schwierigkeit die Herausforderung gehen und auch, ob sie sich nach den Staerken oder Schwaechen des Charakters richten.

Dann kann der Charakter regelmaessig glaenzen und das oefter als die anderen Charaktere.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Evil Batwolf am 11.10.2013 | 07:17
@Eulenspiegel:
Wenn jemand "unbedingt" irgendetwas machen/ausschließen will, gibt es per Definition natürlich keinen Kompromiss. Dann muss man das akzeptieren und mit demjenigen ein anderes System bespielen oder das Spielen eben ganz lassen (man kann ja auch zusammen ins Kino gehen :)).

Meine Erfahrung ist aber, dass wir bei einer gemeinsamen Charaktererschaffung in der Gruppe immer wieder gegenseitig Anregungen machen, was den jeweiligen Char des anderen noch cooler machen könnte. Das führt dann dazu, dass am Ende jeder Charakter ein wenig was von jedem Spieler enthält. Und damit auch jedem etwas an jedem Char gefällt.

@Teylen:
Ich denke schon, dass die Beschäftigung mit Sexismen im Rollenspiel ein Gewinn sein kann. Nämlich dann, wenn die Gruppe die Erkenntnis gewinnt (so dies nicht schon der Fall ist), dass Sexismus und Diskriminierungen Scheiße sind und wenn sie spielerisch Strategien entwickelt, gegen solches Gedankengut vorzugehen. Das ist aber kein Selbstläufer und hängt von einem verantwortungsvollen und angemessenen Umgang der Gruppe mit dem Thema ab.

@Slayn
Ich halte die Beschäftigung mit Sexismen potenziell für einen Gewinn (s.o.), aber nicht, wenn das Thema gegen den Willen eines oder mehrerer MitspielerInnen eingeführt wird. Letzteres wäre dann eine Diskriminierung, kein Gewinn. Andererseits finde ich ja, dass individueller "Gegenwind" in einer charakterzentrierten Plotführung Spotlight für den Spieler und seine Spielfigur bedeuten, also grundsätzlich erstmal was Positives sind. Wenn der Gegenwind aber an irgendeinem Punkt den Spieler (nicht die Spielfigur) verletzt oder diskriminiert, muss man es ohne Wenn und Aber sein lassen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 11.10.2013 | 08:55
Aber ich bin dafür, dass die Mehrheit entscheidet, ob SCs Sexismus, Tod, Verstümmelung oder sonstwas ausgesetzt werden können.

Das sehe ich anders.
Wenn für einen Spieler bei seinem SC bestimmte Dinge nicht gehen, halte ich es für den Moment
an dem man einen Konsens finden sollte. Damit kann man sich wirklich schon im Vorfeld die nervigsten stressigsten Rollenspielerfahrungen mit ersparen.

@Thandbar, find ich ein gutes Beispiel für die negativen Seiten von Diskriminierung und deren Willkürlichkeit.

In der Hinsicht finde ich es interessant, dass es für den Bereich Studien in der Forschung gibt, die Rollenspiele professionell
nutzen und es gibt ein sehr bekanntes Experiment (dort ist das Merkmal, dass zur Ausgrenzung führt "blaue Augen"), nicht in Bezug auf Sexismus, sondern Rassismus, dass aufzeigt, wenn Menschen ausgegrenzt werden und egal was sie machen, also alleine aufgrund eines bestimmten Merkmals (was völlig willkürlich sein kann) als dumm, minderwertig unfähig eingestuft werden, die bei jedem der dem ausgesetzt wird zu massiven Stressreaktionen und dem entsprechenden unsicherem Verhalten führt.

In dem Zusammenhang machen für mich auch die Argumente von Arldwulf Sinn.

@Ludovico, was verstehst Du unter Spotlight?
Und weshalb ist es kein Argument, wenn ein Spieler benachteiligt wird, auch noch gegen die Regeln?

@Evil Batwolf, ich seh es wie Du, und mir gefällt sowieso die Kooperative Spielstilhaltung, die Du hast.

@All, was mir nicht einleuchtet ist, wenn jemand gerne Sexismus im Spiel haben möchte, warum die Person dann nicht
die Rolle übernimmt, die dem Sexismus ausgesetzt ist.  >;D



@All Mich würde jetzt wirklich mal interessieren, welchen Gewinn Sexismus konkret im Rollenspiel für wen gibt?
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Ludovico am 11.10.2013 | 09:12
@Skiron
Der Spieler steht im Mittelpunkt des Geschehens 7nd darf sich beweisen.

Und wo ist die Benachteiligung, wenn die Herausforderungen sich auf die Staerken des Charakters beziehen und/oder die Proben mit niedriger Schwierigkeit angesetzt werden?

Das ist dann doch eher e8ne Bevorteilung, oder, denn man darf glaenzen?

Und Gewinn durch Sexismus, check mal Seite 3. Da muesste mein erster Post in diesem Thread se8n. Der fasst es gut zusammen, was ich denke.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 11.10.2013 | 09:21
@Ludovico, Danke für den Hinweis auf Seite 3.

Der wichtige Punkt für Drama ist dann aber schon, dass der Spieler dieses Drama selbst möchte, oder?
Steht zumindest so in Deinen Ausführungen.  :)

In dem Moment erübrigt sich für mich bei jemanden der dies nicht möchte, wie z.B. Teylen oder jemand,
der einfach nur eine Ritterin sein möchte die komplette Argumentation. Mir kommt es dann so vor, als ob jemand massiv
unter Gruppendruck dazu gebracht werden soll etwas zu spielen, was die Person nicht möchte.

Zum Spotlight gehört dann aber schon, dass der Spieler die Chance mit seinem Charakter hat positive Erfolgserlebnisse
zu bekommen? Und das dass Spotlight in Form einer Herausforderung etwas ist, was dem Spieler für seinen Charakter gefällt?

Wenn ein Spieler die selben Punkte bekommt, wie alle anderen, sich seinen Charakter nicht nach seinen Vorlieben aussuchen darf und sich für seinen Charakter nicht aussuchen darf, was er damit spielen möchte und zusätzlich noch Hindernisse in den Weg gelegt bekommt für die er keine Zusätzlichen Punkte bei der Charaktererschaffung bekommt ist das für mich eine ganz klare Benachteiligung des Spielers.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 11.10.2013 | 09:24
@All Mich würde jetzt wirklich mal interessieren, welchen Gewinn Sexismus konkret im Rollenspiel für wen gibt?

Ich gebe dir eine Antwort aus der rein männlichen Perspektive.
Zum einem kommt es darauf an wie man spielt (Hier kommt GNS rein):

Spiele ich gamistisch und es steht mir offen durch die Wahl meines Charakters meinen persönlichen Schwierigkeitsgrad für das Spiel zu beeinflussen, dann ist es eine Bereicherung die Wahl und die Extra-Hürden zu haben.

Spiele ich simulierend, dann habe ich die Wahl auch etwas negatives zu erleben, das ich so in meinem Alltag nicht habe. Ich mache also, wenn alles gut läuft, eine Erfahrung, was für mich das Spiel bereichert.

Spiele ich narrativ, dann habe ich viel mehr konkrete Punkte vor mir, die ich auf- und angreifen kann um sie für meine Story jetzt zu verwenden und daraus direkt etwas machen kann.

Und Skiron, die Grundannahme ist immer, das alle Beteiligten im Vorfeld verstehen, worum es geht und auch mitmachen wollen. Ganz oder gar nicht halt.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Ludovico am 11.10.2013 | 09:52
@Ludovico, Danke für den Hinweis auf Seite 3.

Der wichtige Punkt für Drama ist dann aber schon, dass der Spieler dieses Drama selbst möchte, oder?
Steht zumindest so in Deinen Ausführungen.  :)

Ja, das meine ich auch.

Zitat
In dem Moment erübrigt sich für mich bei jemanden der dies nicht möchte, wie z.B. Teylen oder jemand,
der einfach nur eine Ritterin sein möchte die komplette Argumentation. Mir kommt es dann so vor, als ob jemand massiv
unter Gruppendruck dazu gebracht werden soll etwas zu spielen, was die Person nicht möchte.

Das ist dann ein Problem der Gruppe und nicht der Thematik.

Zitat
Zum Spotlight gehört dann aber schon, dass der Spieler die Chance mit seinem Charakter hat positive Erfolgserlebnisse
zu bekommen? Und das dass Spotlight in Form einer Herausforderung etwas ist, was dem Spieler für seinen Charakter gefällt?

Ein Spotlight muss dem Spieler nicht zwangslaeufig gefallen. Eine versaute Probe generell ist auch ein Spotlight.
Zitat
Wenn ein Spieler die selben Punkte bekommt, wie alle anderen, sich seinen Charakter nicht nach seinen Vorlieben aussuchen darf und sich für seinen Charakter nicht aussuchen darf, was er damit spielen möchte und zusätzlich noch Hindernisse in den Weg gelegt bekommt für die er keine Zusätzlichen Punkte bei der Charaktererschaffung bekommt ist das für mich eine ganz klare Benachteiligung des Spielers.

Du hast meinen Standpunkt nicht verstanden. Schade!
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 11.10.2013 | 10:13
Das ist dann ein Problem der Gruppe und nicht der Thematik.

Sehe ich anders.
Das Problem liegt in der Thematik Diskriminierung. Wurde in meinen Augen auch sehr deutlich von Evil Batwolf,
Thandbar und 6 dargestellt, worin das Problem der Thematik liegt.

Ein Spotlight muss dem Spieler nicht zwangslaeufig gefallen. Eine versaute Probe generell ist auch ein Spotlight.

Dazu habe ich einen anderen Standpunkt als Du.
Für mich gehört zum Spotlight, dass die Aufmerksamkeit, die das Spotlight darstellt, dem Spieler auch gefällt,
dass kann eine versaute Probe sein, muss aber nicht. Alles andere ist für mich kein Spotlight.

Du hast meinen Standpunkt nicht verstanden.

Ich verstehe jetzt Deinen Standpunkt.
Allerdings habe ich eine andere Ansicht dazu als Du. Siehe Spotlight.

Ich denke Du verstehst meinen Standpunkt nicht, oder willst ihn nicht verstehen, weil so schwer zu verstehen ist es ja nicht,
worin in meinen Augen die Benachteiligung liegt.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 11.10.2013 | 10:21
Dazu habe ich einen anderen Standpunkt als Du.
Für mich gehört zum Spotlight, dass die Aufmerksamkeit, die das Spotlight darstellt, dem Spieler auch gefällt,
dass kann eine versaute Probe sein, muss aber nicht. Alles andere ist für mich kein Spotlight.

Du stellst mich hier vor ein Mysterium: Warum sollte ein Spieler etwas anderes bekommen als das, was im Vorfeld abgesprochen war?
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: gunware am 11.10.2013 | 10:39
Warum sollte ein Spieler etwas anderes bekommen als das, was im Vorfeld abgesprochen war?
Du sagst es: "sollte". Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis. In der Theorie haben sich alle geeinigt, in der Praxis wurde was anderes angewendet und erwartet. Und darum dreht sich das hier. Jeder schaut sich das Problem aus einem anderen Blickwinkel an und wundert sich, dass die anderen nicht das gleiche sehen wie er selbst.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 11.10.2013 | 10:50
Du sagst es: "sollte". Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis. In der Theorie haben sich alle geeinigt, in der Praxis wurde was anderes angewendet und erwartet. Und darum dreht sich das hier. Jeder schaut sich das Problem aus einem anderen Blickwinkel an und wundert sich, dass die anderen nicht das gleiche sehen wie er selbst.

Gut, das kann man ändern, besonders weil das ein Punkt ist, der sowohl bei Teylen als auch Skiron anscheinend nicht so angekommen ist. Eulenspiegels unglückliche Formulierung trägt dazu auch bei.
Wenn es um so kritische und auch intime Spielinhalte geht, dann funktioniert das nur wenn auch ein 100% Konsens darüber bei allen Beteiligten da ist. Ist dieser Konsens nicht da oder jemand ordnet sich nur unter, dann kann man abrutschen von der gespielten Diskriminierung (Charakter) zu realen Diskriminierung (Spieler).
Die gebrachten Einzelaussagen über einzelne Spielelemente sind deshalb an sich irrelevant, es geht nur darum, das es bedeutet das dieser Konsens dann nicht zustande kommen kann und dieses Spiel dann als solches nicht kommen kann. Alleine die Aussage "Aber wenn ich das nicht will?" sagt doch schon alles zu dem Thema.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Boba Fett am 11.10.2013 | 10:50
Was genau erwartet man sich positives daraus? Mal vom Sonderfall: "Ich will Sexismus im Spiel weil ich halt Sexismus im Spiel mag" abgesehen.

ich verumute mal die Antwort lautet: Man erwartet "Flair", "Color" oder wie man das nennen möchte. Und: "Plausibilität"...
Wo hier immer nur gegen die ach so fiesen und lüsternen Männer gehetzt wird, die sich an sowas aufgeilen und man sowas deswegen nicht zulassen dürfte:

Eine Amazone als Charakterklasse / Beruf / profession / kultureller Hintergrund ist auch purer Sexismus.
Erinnern wir uns: Amazonen kidnappen Männer, halten sie gefangen, zu Zuchtzwecken, vergewaltigen sie, töten sie nach wenigen Zeugungen und deren Nachwuchs wird im Fall, dass er männlich ist meist auch getötet oder verkauft.
Trotzdem steht ein solcher Charakter nicht in Frage. Und es steht auch nicht zur Debatte, ob man einen männlichen Amazonen spielen könnte. Weil-es-nicht-geht!
Und genauso wird man keine katholische Priesterin plausibel spielen können und auch keine anderen weiblichen Charakter plausibel als machtinhabende Person in einer patriachat-Gesellschaft spielen können, die KEINE Probleme mit der restlichen von Männern dominierten Gesellschaft hat.
Man kann auch keinen schwangeren Mann spielen (es sei denn man heisst Arnold).

Sich über sowas aufzuregen, heisst nicht, sich über Sexismus aufzuregen, sondern sich über Genre-konventionen aufzuregen!

Es gibt anderen Sexismus im Rollenspiel, über den man sprechen kann und den man auch in Frage stellen kann.
Es gibt sogar Rollenspiele, die machen das zum zentralen Spielinhalt - manchmal ernst gemeint und manchmal, um sich darüber lustig zu machen. Barbaren fällt mir da ein, aber auch "Macho Women with Guns".
Ich persönlich würde sowas nicht mit jedem spielen. Nicht mit jedem Mann, weil manchmal die notwendige Reflexion und Distanz fehlt, und aus den gleichen Gründen auch nicht mit jeder Frau.
Aber ich würde es auch nicht pauschal verdammen und verneinen.
Vor allem finde ich es albern, pauschal vom Spielinhalt auf den Spielenden zu schliessen. Denn in anderen Spielsituationen (Raub, Mord, Plünderung, Betrug, Lüge, Vampirismus...) verbinden wir das über den Charakter ausgespielte ja auch nicht gleich mit dem Spieler, oder?
Davon einmal abgesehen sind viele Rollenspiele voll von unterschwelligem Sexismus und das wird auch nicht hinterfragt oder kritisiert - bestes Beispiel dazu ist das Spielen eines Vampirs (egal in welchem System/Setting).

Sex ist ein fester Bestandteil unseres Lebens und auch unseres gesellschaftlichen Lebens. Auch in den Rollen die wir als Menschen spielen. Jeder Mensch ist per se irgendwo sexistisch - muss er sein.
Wir leben unsere Rollen, urteilen, werten, verhalten uns gegenüber Mitmenschen auch anhand unserer eigenen sexistischen Maßstäbe.
Inwiefern das vom Rollenspiel auszuschliessen ist, erschliesst sich mir nicht. Inwiefern da eine Grenze zur Geschmacklosigkeit existiert und wo diese Grenze liegt, entscheidet jeder für sich selbst. Einem anderen vorzuwerfen, dass er andere Grenzen zieht, finde ich falsch.
Es steht jedem frei, mit einem anderen Menschen nicht zusammenzuspielen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 11.10.2013 | 10:55
Gut, das kann man ändern, besonders weil das ein Punkt ist, der sowohl bei Teylen als auch Skiron anscheinend nicht so angekommen ist. Eulenspiegels unglückliche Formulierung trägt dazu auch bei.

Ich finde Eulenspiegels Beiträge nicht unglücklich formuliert.
Und ich fände es schön, wenn ich für mich selbst sprechen darf. Danke!  :)

@Gunware, Du bringst es gut auf den Punkt, ist aber auch der Grund, weshalb ich solche Diskussionen gut finde,
weil man dann zumindest andere Perspektiven "sehen" kann. :-)
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 11.10.2013 | 11:01
Ich finde Eulenspiegels Beiträge nicht unglücklich formuliert.

Oh doch, nämlich an einer ganz entscheidenden Stelle. Er sagt nämlich, das Spielinhalte durch einen Mehrheitsbescheid entschieden werden, unterlässt es aber zu erklären, ob es um eine absolute Mehrheit geht oder ob es reicht wenn jemand anderes überstimmt wird. In dem Kontext, um den es geht, ist das wirklich wichtig.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: gunware am 11.10.2013 | 11:07
Oh doch, nämlich an einer ganz entscheidenden Stelle. Er sagt nämlich, das Spielinhalte durch einen Mehrheitsbescheid entschieden werden, unterlässt es aber zu erklären, ob es um eine absolute Mehrheit geht oder ob es reicht wenn jemand anderes überstimmt wird. In dem Kontext, um den es geht, ist das wirklich wichtig.
*Ich blättere nicht zurück, aber mein altersschwaches Gedächtnis flüstert mir zu*, dass Eulenspiegel meinte, wenn sich die Mehrheit für etwas entscheidet, dann hat der Einzelne die Wahl, ob er trotzdem mitspielt oder lieber verzichtet. Er sprach nie davon, dass der Einzelne das über sich ergehen lassen muss. Ich finde auch nicht, dass er es unglücklich formuliert hat, das ist doch ganz normaler Lauf der Dinge.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 11.10.2013 | 11:13
Wo hier immer nur gegen die ach so fiesen und lüsternen Männer gehetzt wird, die sich an sowas aufgeilen

Solche Sexismen gegenüber Männern im Rollenspiel wurden hier im Thread auch schon von Darkling
thematisiert (http://tanelorn.net/index.php/topic,86524.msg1759120.html#msg1759120) und ebenso von 6
hier (http://tanelorn.net/index.php/topic,86524.msg1759541.html#msg1759541) angesprochen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Arldwulf am 11.10.2013 | 11:31
Ich gebe dir eine Antwort aus der rein männlichen Perspektive.
Zum einem kommt es darauf an wie man spielt (Hier kommt GNS rein):

Spiele ich gamistisch und es steht mir offen durch die Wahl meines Charakters meinen persönlichen Schwierigkeitsgrad für das Spiel zu beeinflussen, dann ist es eine Bereicherung die Wahl und die Extra-Hürden zu haben.

Spiele ich simulierend, dann habe ich die Wahl auch etwas negatives zu erleben, das ich so in meinem Alltag nicht habe. Ich mache also, wenn alles gut läuft, eine Erfahrung, was für mich das Spiel bereichert.

Spiele ich narrativ, dann habe ich viel mehr konkrete Punkte vor mir, die ich auf- und angreifen kann um sie für meine Story jetzt zu verwenden und daraus direkt etwas machen kann.

Und Skiron, die Grundannahme ist immer, das alle Beteiligten im Vorfeld verstehen, worum es geht und auch mitmachen wollen. Ganz oder gar nicht halt.

Mhh...aber das Problem ist doch:

Sehe ich das ganze als Hinderniss, als Schwierigkeitsgrad - dann ist es besser wenn dieses Hinderniss auf meinen Charakter zugeschnitten ist.
Sehe ich es aus Simulationssicht, dann ist es besser wenn das ganze die Eigenschaften meines Charakters berücksichtigt.
Und wenn ich nach Punkten suche die ich aufgreifen möchte dann sollten es Punkte sein die mit Details meines Charakter zusammen hängen.

Oder anders gesagt: Je genauer so etwas gemacht wird, umso besser funktioniert es.

Nun ist männlich/weiblich aber nunmal keine besonders genaue Beschreibung. Sie trifft auf grob gesagt die Hälfte der Bevölkerung zu. Es sagt sehr wenig über den Charakter und seine Motivation aus und hat auch kein echtes Entwicklungspotential. Ich kann zusätzliche Dinge hinzufügen, und das ganze darüber interessanter machen. Das kann ich aber - mit besserem Effekt - auch machen wenn der ursprüngliche Ansatz konkreter auf den Charakter zugeschnitten ist.

Das man den Charakteren Hindernisse gibt, etwas simuliert oder auf etwas aufbaut ist doch alles gut und schön. Nur ist dies halt recht allgemein gehalten. Und dadurch ist es für die genannten Ziele auch kein guter Ansatz.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 11.10.2013 | 11:47
*Ich blättere nicht zurück, aber mein altersschwaches Gedächtnis flüstert mir zu*, dass Eulenspiegel meinte, wenn sich die Mehrheit für etwas entscheidet, dann hat der Einzelne die Wahl, ob er trotzdem mitspielt oder lieber verzichtet. Er sprach nie davon, dass der Einzelne das über sich ergehen lassen muss. Ich finde auch nicht, dass er es unglücklich formuliert hat, das ist doch ganz normaler Lauf der Dinge.

Hier merkt man einen gewaltigen Mentalitätsunterschied.
So eine Situation kann und wird es bei mir nicht geben. ich sagte ja, ich agiere nach absolutem Konsens. Wenn der nicht gegeben ist, nehme ich eher in kauf das einige Mitspieler weniger glücklich sind, als das ein Mitspieler unglücklich ist. Den Druck, der durch diese augenscheinlich simple Wahl, nämlich in den Sauren Apfel beißen oder gehen, aufgebaut wird, dulde ich am Spieltisch nicht.

@Arldwulf:

Vielleicht ist das untergegangen, aber wenn es um solche Dinge geht, dann sind sie nicht nur Spiel-Elemente, dann sind sie das Spiel. Dementsprechend müssen sie mit dem betreffenden Spieler gemeinsam entwickelt und ausgearbeitet werden und erfordern auch die Mitarbeit und Verständnis von den sonstigen Mitspielern, wenn es gerade eben um die Entwicklung/Erfahrung eines spezifischen Charakters geht.
Das sind für mich Grundvoraussetzungen, sonst klappt das ganze nicht. Gerade deswegen war ich ja (und bin es noch) so verwundert, warum der Spieler etwas anderes präsentiert bekommen sollte als abgesprochen war.

Ich kann mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen, wie ihr an die Planung und Umsetzung von so einem Spiel geht. Finden da vorher keine Gespräche statt, bei denen man Grenzen setzt, herausfindet was kann, soll, muss, wo absolute No-Gos sind? Bespricht man vorher keine Schlüssel-Elemente und skizziert Schlüssel-Szenen?
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Arldwulf am 11.10.2013 | 11:55
Nein, ist nicht untergegangen - und ich denke dies ist auch ein wichtiger Punkt. Natürlich funktioniert so etwas (wie so vieles) besser wenn man es mit den Spielern vorher abspricht und plant.

Aber auch hier kommt man doch wieder an den gleichen Punkt. Auch eine mit den Spielern geplante und vorab besprochene Kampagne oder Spielwelt profitiert davon wenn man genau zuhört was die Spieler eigentlich spielen wollen. Wenn man bei den gewünschten Eigenschaften möglichst viele Details der Charaktere einbaut.

Und "Mann" oder "Frau" sind halt nicht unbedingt besonders detaillierte Beschreibungen.

Sprich: Will ich wirklich etwas machen dass das Spiel prägt, dass groß genug darin vorkommt um als "das Spiel!" zu gelten, dann sollte es etwas sein was die Spielercharaktere auch wirklich ausmacht. Bei dem man sofort sagen kann: Ja! Das passt, das beschreibt den Charakter genau!

Und nicht:  Naja...das trifft auf den Charakter und dann noch mal 3 Milliarden andere zu.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: gunware am 11.10.2013 | 12:10
Hier merkt man einen gewaltigen Mentalitätsunterschied.
So eine Situation kann und wird es bei mir nicht geben.
Bitte nicht in schwarz-weiß Denken verfallen.
Bei uns am Tisch auch nicht, weil wir ja möchten, dass alle mitspielen, deswegen ist die Stimme eines Einzelnen, der dagegen ist, mit mehr "Autorität" ausgestattet, sprich, jeder hat ein Recht auf "Veto", an den sich dann die anderen halten. Wenn sich mehrere Leute zusammen finden, z.B. im Verein, und die Runden werden neu gemischt, dann ist es doch vollkommen in Ordnung, wenn sich eine Runde bildet, in der man dann nicht mitspielt.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 11.10.2013 | 12:13
Eine Amazone als Charakterklasse / Beruf / profession / kultureller Hintergrund ist auch purer Sexismus.
Wenn man da schon zum vergleichen greift, quasi in der Richtung "Mein männl. Sexismus ist mindestens genauso schlimm, wenn nicht schlimmer als deiner!" wieviele Spiele gibt es, abseits der deutlich humoristischen, in dem man nur weiblichen Charakteren zugesteht Kämpfer zu spielen?
Gibt es Epochen, wenn ja wieviele, bei denen (wie beim "Mittelalter" also grob 2000BC bis Industrielle Revolution) die These aufgestellt wird das Sexismus gegenüber Männern die einzige plausibele, realistische und Erwachsene Art sei zu spielen?

Zitat
Sich über sowas aufzuregen, heisst nicht, sich über Sexismus aufzuregen, sondern sich über Genre-Konventionen aufzuregen!
Man regt sich natürlich über den Sexismus auf.
Das der Sexismus auf eine Genre-Konvention zurück geführt wird - die mitunter nicht unbedingt eindeutig ist - negiert nicht den Sexismus als Problematik. Selbst wenn dieser für das Genre konstituierend ist.

Ich sehe nicht wieso man über Sexismus im Rollenspiel der sich aus Genre Betrachtungen ableitet nicht sprechen können sollte bzw. ihn nicht in Frag stellen darf.

Zitat
Inwiefern das vom Rollenspiel auszuschliessen ist, erschliesst sich mir nicht. Inwiefern da eine Grenze zur Geschmacklosigkeit existiert und wo diese Grenze liegt, entscheidet jeder für sich selbst. Einem anderen vorzuwerfen, dass er andere Grenzen zieht, finde ich falsch.
Ich finde es nicht falsch es jemanden vorzuwerfen wenn er über den von ihm dargestellten, in's Spiel gebrachten, Sexismus jemand anderen schädigt weil er die eigene Grenze - wenn überhaupt - jenseits der Befindlichkeit des Gegenübers zieht.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 11.10.2013 | 12:28
Teylen, hör bitte mit deinem Geschwäsch und deinen Unterstellungen auf.

Es wurden schon etliche Konkrete Beispiele für Szenarios/Epochen genannt, in denen sich auch ein Mann als Mann im Spiel unwohl fühlen kann und wird. Ebenso wurde öfters erwähnt, das auch Männer Frauen spielen können, also die "Opferrolle" erleben, was jeder Frau auch zusteht in die "Täterrolle" zu schlüpfen und einen mann darzustellen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: 6 am 11.10.2013 | 12:42
@Teylen:
Kurze Antwort:
"There is no Spoon"

Lange Antwort:
Du versuchst uns hier zu erklären, dass Sexismus im wirklichen Leben eine üble Sache ist. Das bestreitet auch Keiner. Das gleiche gilt übrigens auch für Mord, Hass, Raub, usw.
Darum geht es aber hier nicht, sondern darum, ob Sexismus im Rollenspiel thematisiert werden kann und für die Spieler eine Bereicherung sein kann. Und das kann es. Für Dich nicht, weil für Dich das Thema ein Tabuthema ist (Mein Fall 3). Trotzdem kann z.B. das Spielen einer Frau in einer Männergesellschaft ne Menge der Erniedrigungen erleben lassen. Das ist dann so, wie die Führung durchs Anne-Frank-Haus. Die Judenverfolgung war schlimm ohne Ende. Aber wenn man mal durch das Anne-Frank-Haus in Amsterdam durchgelaufen ist, kann man ein Stück weit den Terror und die Angst miterleben. Das hilft ne Menge beim Verstehen der Probleme. Allerdings nur, wenn man dafür offen und empfänglich ist.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Evil Batwolf am 11.10.2013 | 12:42
Bevor wir uns hier komplett vergaloppieren:

Können wir uns darauf einigen, dass es völlig sinnlos ist, Diskriminierungen gegeneinander aufzurechnen?

Können wir uns darauf einigen, dass es faktische Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt? Können wir uns weiter darauf einigen, dass diese Unterschiede nicht dazu führen dürfen, dass Männer und Frauen unterschiedliche Rechte haben?

Und dann auf dieser Grundlage weiter diskutieren, ob dieses Thema im Rollenspiel adäquat umgesetzt werden kann/soll oder nicht?

Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Thandbar am 11.10.2013 | 12:51
Darum geht es aber hier nicht, sondern darum, ob Sexismus im Rollenspiel thematisiert werden kann und für die Spieler eine Bereicherung sein kann. Und das kann es.

Das ist ein guter Punkt. Die Darstellung von Sexismus im Rollenspiel kann ebenso als Kritik am Sexismus als solchem erfahren werden, die einen hellhöriger werden lässt in Bezug auf die Elemente von strukturellem Sexismus in der eigenen Welt.

Deswegen würde ich auch nicht die Welt des "Paten" in eine gleichberechtigte Welt verwandeln wollen, weil sie zeigt, wie sehr die dargestellte verbrecherische Organisation auf einem rückwärtsgewandten Bild von Mann und Frau aufgebaut ist und daraus sogar seine Berechtigung zieht. Diese Kritik am Sexismus der Welt des Paten (wo das Paternalistische ja schon drinsteckt) würde völlig verloren gehen, wollte man sie gleichberechtigt gestalten.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Praion am 11.10.2013 | 12:55
Wenn man da schon zum vergleichen greift, quasi in der Richtung "Mein männl. Sexismus ist mindestens genauso schlimm, wenn nicht schlimmer als deiner!" wieviele Spiele gibt es, abseits der deutlich humoristischen, in dem man nur weiblichen Charakteren zugesteht Kämpfer zu spielen?
Gibt es Epochen, wenn ja wieviele, bei denen (wie beim "Mittelalter" also grob 2000BC bis Industrielle Revolution) die These aufgestellt wird das Sexismus gegenüber Männern die einzige plausibele, realistische und Erwachsene Art sei zu spielen?
Man regt sich natürlich über den Sexismus auf.
Das der Sexismus auf eine Genre-Konvention zurück geführt wird - die mitunter nicht unbedingt eindeutig ist - negiert nicht den Sexismus als Problematik. Selbst wenn dieser für das Genre konstituierend ist.

Ich sehe nicht wieso man über Sexismus im Rollenspiel der sich aus Genre Betrachtungenurde ableitet nicht sprechen können sollte bzw. ihn nicht in Frag stellen darf.
Ich finde es nicht falsch es jemanden vorzuwerfen wenn er über den von ihm dargestellten, in's Spiel gebrachten, Sexismus jemand anderen schädigt weil er die eigene Grenze - wenn überhaupt - jenseits der Befindlichkeit des Gegenübers zieht.

Princess Drive würde in diesen Bereich passen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 11.10.2013 | 13:25
Deswegen würde ich auch nicht die Welt des "Paten" in eine gleichberechtigte Welt verwandeln wollen, weil sie zeigt, wie sehr die dargestellte verbrecherische Organisation auf einem rückwärtsgewandten Bild von Mann und Frau aufgebaut ist und daraus sogar seine Berechtigung zieht. Diese Kritik am Sexismus der Welt des Paten (wo das Paternalistische ja schon drinsteckt) würde völlig verloren gehen, wollte man sie gleichberechtigt gestalten.
Was wiederum eine sehr eigene Auslegung des Thema von dem Film "Der Pate" ist.
Das heißt weder in den ersten beiden Filmen noch in dem Roman spielt der Umgang mit dem weiblichen Geschlecht oder der Umstand das die handelnden Personen männlich sind eine prägende Rolle.

Das heißt der Film würde auch funktionieren wenn es den Jungen von Bonsera anstelle seiner Tochter getroffen hätte, wenn Michaels Freundin ein Freund wäre oder wenn es Conny und nicht ihr Ehemann gewesen wäre welche den Verrat beging.
Auch das Geschlecht der handelnden Figuren wird in keiner patriachalen Hinsicht relevant. Das heißt ich glaube nicht das sich etwas an der Handlung sowie Aussage hinsichtlich der Auswirkung illegaler Geschäfte auf die Familie etwas ändert wenn es anstelle "Der Pate" "Die Patin/The Godmother/La Madrina" wäre.

Dennoch bekommt man, wenn man über ein Rollenspiel nachdenkt das sich Genre mäßig mit dem Paten befasst, oder anderen Konzepten nahe des organisierten Verbrechen, und sich weigert das sexistische Klischee zu verbieten, zu empfehlen weibliche Charaktere auszuschliessen, mitunter den steilen Gegenwind das es doch unrealistisch, unplausibel bis gar gänzlich am Genre vorbei wäre.

Womit letztlich unter dem Vorwand das in dem Rollenspiel Kritik am Sexismus durch die Erfahrung des solchen ermöglicht wird letztendlich lediglich eine Verstärkung des strukturellen(?) Sexismus geschaffen wird.

@Slayn:
Welche Epochen wurden denn da benannt?
Wohl gemerkt, ganze Epochen, nicht ein handvoll Epen.

Davon abgesehen das man als Frau nicht unbedingt in die Täterrolle schlüpfen mag. Das heißt weder Sexismus gegen Männer ausüben noch einen sexistischen Mann zu spielen. Nun und ich finde es da schon ungut wenn es letztlich in Bobas Beitrag so rüber kommt als könnte man substilen Sexismus und das Problem mit diesem oder andere Probleme als Rechtfertigung verwenden wieso man direkten Sexismus im Grunde da läßt wo er ist und die Thematisierung ein stückweit tabuisiert.

@6
Darum geht es aber hier nicht, sondern darum, ob Sexismus im Rollenspiel thematisiert werden kann und für die Spieler eine Bereicherung sein kann. Und das kann es. Für Dich nicht, weil für Dich das Thema ein Tabuthema ist (Mein Fall 3).
Eigentlich versuche ich nur herauszuarbeiten das Sexismus ohne intensive Absprache m.E. kein allgemeines bzw. allenfalls sehr eingeschränkt spielbereicherndes Thema ist.

Mitunter kommt da auch Frust mit hoch wenn man darüber spricht das einem ein Mafia-RPG fehlt und bei der Diskussion um ein mögliches fällt das der Sexismus doch eigentlich quasi zwingend dazu gehören würde. Nicht direkt weil er spielbereichernd wäre, sondern weil es ohne Sexismus schlechter wäre.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Thandbar am 11.10.2013 | 13:31
Was wiederum eine sehr eigene Auslegung des Thema von dem Film "Der Pate" ist.
 

Ich beziehe mich auf das Buch. Da wird die Ideologie und das Selbstbild der Mafia-Familie etwas genauer erklärt, vermute ich.
Übrigens glaube ich, dass es problemlos möglich ist, eine "gleichberechtigte" Mafia-Welt für ein Rollenspiel, für einen Film oder für ein Buch aufzubauen. Ich würde das dann aber nicht mehr für die Welt des "Paten" halten.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 11.10.2013 | 13:35
Ich beziehe mich auf das Buch. Da wird die Ideologie und das Selbstbild der Mafia-Familie etwas genauer erklärt, vermute ich.
Hm, ich habe lediglich die ersten beiden Filme gesehen sowie das Hörbuch gehört (das iirc den ersten und zweiten Film umfasste). Es gab Änderungen, die Handlung wurde verständlicher, gerade Michaels handeln, aber es wirkte nicht patriachaler. Abgesehen von einer merkwürdigen Fokussierung auf der größe von Sonnys Gemächt zu Anfang.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Arldwulf am 11.10.2013 | 13:38
Darum geht es aber hier nicht, sondern darum, ob Sexismus im Rollenspiel thematisiert werden kann und für die Spieler eine Bereicherung sein kann. Und das kann es.

Ich würde auch sagen: Es geht - wenn man diese Aussage trifft - dann auch darum wie genau es eine Bereicherung ist. Und im Vergleich zu was.

Und ob es nicht sinnvollere Aspekte gibt die man betonen kann. Damit das ganze das Spiel bereichert muss es ja besser sein als das Thema was man sonst in den Fokus setzen würde. Mehr Entwicklungspotential für die Charaktere bieten, plausibler die Spielwelt und ihre Handlungen darin abbilden und interessantere Wendungen ermöglichen.

Und das stelle ich mir schon schwierig vor, da dieses Thema eben nicht nur sehr einschränkend ist sondern auch sehr eingeschränkt in seinen Möglichkeiten daraus etwas zu machen. Was wie oben dargestellt vor allem daran liegt dass es eine sehr ungenaue und in hohem Maße grobe Kategorisierung ist. Die letztlich nur sehr wenig über die Charaktere aussagt.

Es gibt einfach für die meisten Charaktere Themen die sie besser abbilden, an denen sie sich besser darstellen können und die konkreter auf die Eigenschaften eingehen welche bei ihnen einen echten Wiedererkennungswert haben.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 11.10.2013 | 13:43
Ich würde auch sagen: Es geht - wenn man diese Aussage trifft - dann auch darum wie genau es eine Bereicherung ist. Und im Vergleich zu was.

Du musst mir mal deine Erwartungshaltung erklären. Christian hatte mit dem Anne Frank Haus ein Paradebeispiel für Erleben und Erfahren gegeben. Womit willst du das jetzt verglichen wissen oder das Thema noch mehr konkretisiert haben?
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 11.10.2013 | 13:47
Bevor wir uns hier komplett vergaloppieren:

Können wir uns darauf einigen, dass es völlig sinnlos ist, Diskriminierungen gegeneinander aufzurechnen?

Können wir uns darauf einigen, dass es faktische Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt? Können wir uns weiter darauf einigen, dass diese Unterschiede nicht dazu führen dürfen, dass Männer und Frauen unterschiedliche Rechte haben?

Und dann auf dieser Grundlage weiter diskutieren, ob dieses Thema im Rollenspiel adäquat umgesetzt werden kann/soll oder nicht?

Bin ich sofort dabei und finde der Thread hat in der Hinsicht auch gute Erkenntnisse zum Thema Sexismus/Diskriminierung gegen Charaktere im Rollenspiel erbracht. :-)

Wobei ich sagen muss, mich interessieren schon Vorurteile/Sexismen gegenüber Männern, weil meine Perspektive naturgemäß
auf der weiblichen Seite liegt. Diese müssen nicht unbedingt von Frauen ausgehen, das kann auch über Männer passieren.

Sexismen gegenüber Frauen werden z.B. auch und nicht selten von Frauen "unterstützt".

Mich interessiert das Thema, weil sie bei den Geschlechtern oft zu einem Gegeneinander aus Vorurteilen und einem Kampf führen ohne Lösungen zu suchen und anstatt zu Verständnis und Konfliktfähigkeit zu führen.

Für mich hat Rollenspiel als ich einen Mann gespielt habe, dazu geführt mir, dass ich dachte ich muss mein Männerbild noch mal
gründlich überdenken. Ich dachte es kann doch nicht sein, dass das erste was mir zu meinem männlichen Charakter einfällt im Spiel ist "Frauen" und den "Starken" machen. Interessant war für mich, dass mein männlicher Charakter sich in der Gruppe anders durchsetzen musste in einer Runde als ein weiblicher.
Meine Runde (ich spiele alleine als Frau mit Männern zusammen) finde ich zueinander sehr fürsorglich, was ich mag, also Termine werden eingehalten, es wird sich gekümmert und Rücksicht genommen. Mir ist das "besonders" aufgefallen, was im Grunde auch ein Sexismus gegen Männer ist.

Ansonsten ist es für mich auch oft spannend, wenn Männer weibliche Charaktere spielen, weil die sich manchmal dann über Vorurteile gegenüber Frauen aufregen, die mir als Frau "selbstverständlich" vorkommen und es auch schön ist zu sehen, dass Männer Benachteiligungen oder Vorurteile gegenüber Frauen in Frage stellen. Manchmal passiert das auch so, wenn Spieler ihre Sichtweise kundtun, oder sie mit ihren männlichen Charakteren auf eine Weise verhalten, die mir mal wieder klar macht, was für "komische" Vorurteile ich in meiner weiblichen Rolle habe. Manchmal zeigen sie aber auch einfach sehr gute Beobachtungen, die mir selbst besser das Verhalten von manchen Frauen erklärt.  ;D
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 11.10.2013 | 13:49
Du musst mir mal deine Erwartungshaltung erklären. Christian hatte mit dem Anne Frank Haus ein Paradebeispiel für Erleben und Erfahren gegeben. Womit willst du das jetzt verglichen wissen oder das Thema noch mehr konkretisiert haben?
Also wenn man sich entsprechend intensiv abspricht denke ich kann es durchaus interessant sein.
Das heißt es direkt zu thematisieren. Es besteht ja auch die Möglichkeit nur Männer oder nur Frauen zu spielen und es zu ignorieren bzw. allenfalls am Rand oder als Nebenerscheinung des Genre zu thematisieren.

Das heißt wie zitiert wurde um den Aufstieg der Suffrageten oder anderer Gruppen nachzuvollziehen.
Um es in gewisserweise erlebbar zu gestalten, als Herausforderung oder im historischen Kontext.
Um eine Plausibilitätsannahme bezüglich eines Setting oder einer Epoche zu überprüfen oder einfach nur zu bestätigen.
Weil man sich davon einen Spielgewinn erhofft.

Wobei es eine schwierige Grenze gibt zwischen dem im Grunde vollen Programm mit entsprechender Betonung auf Sexismus. Das heißt wo dem Charakter wirklich alles entgegengeworfen wird und es ein absoluter Fokus ist.
Sowie dem Aspekt das es nur eine Begleiterscheinung ist und der Charakter trotz der Thematisierung nicht mehr oder weniger zu leiden bekommt wie die anderen Charaktere (Musketiere mit einem weiblichen, Yentl oder sowas wie Lady Oscar).
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: 6 am 11.10.2013 | 13:55
@6Eigentlich versuche ich nur herauszuarbeiten das Sexismus ohne intensive Absprache m.E. kein allgemeines bzw. allenfalls sehr eingeschränkt spielbereicherndes Thema ist.
Dann erweist Du Dir einen Bärendienst. Du erklärst Deinen Standpunkt immer aus dem Punkt Deiner ablehnenden Erfahrungen: Männer die mit Sexismus konfrontiert werden, reagieren nach Deiner Einschätzung immer sexistisch. Dem ist aber nicht so. Ähnlich wie beim 08/15-Dungeoncrawl, bei dem aufs Äusserste gemetzelt wird, werden diese Ereignisse nicht auf die Realität übertragen. Nur weil man im Spiel Goblins für Geld und Fun metzelt, heisst das nicht, dass daraus eine Neigung für Bankraub oder Fremdenhass ausgelesen werden kann. Im Endeffekt erklärst Du die Leute die Dungeoncrawls machen zu potentiellen Mördern.
Zitat
Mitunter kommt da auch Frust mit hoch wenn man darüber spricht das einem ein Mafia-RPG fehlt und bei der Diskussion um ein mögliches fällt das der Sexismus doch eigentlich quasi zwingend dazu gehören würde. Nicht direkt weil er spielbereichernd wäre, sondern weil es ohne Sexismus schlechter wäre.
Kennst Du die Serie Mad Men? Ohne den Sexismus und zwar der unkommentierte Einsatz des Sexismus würde die Serie an Glaubwürdigkeit verlieren. Um es aufs Rollenspiel umzumünzen: Durch die Gleichstellung der Geschlechter kann ein Setting an Glaubwürdigkeit verlieren. Das wäre so, als würdest Du ein Mittelaltersetting vorschlagen, bei dem alle Waffen abgeschafft wurden, weil alle Wesen gelernt haben, dass Mord keine Lösung ist. Wäre für Dich das ein glaubwürdiges Mittelaltersetting? Ich kenne da ne Menge Spieler, die würden sofort "BULLSHIT!" rufen.
Entscheidend an der Stelle ist, wie wichtig der Sexismus im Setting für die Spieler ist. Ist das Mafiasetting auch mit Gleichberechtigung für die Mitspieler glaubwürdig? Wenn nein, well, dann hilft nur der Wechsel der Gruppe oder des Settings. Ich persönlich sehe den Sexismus im Mafiasetting als nicht so wichtig an. Allerdings ist es mir auch pupsegal wie genau Schiffe im 12. Jahrhundert aussehen oder ob ein Ritter in Volldose Räder schlagen kann oder nicht.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Arldwulf am 11.10.2013 | 13:58
Du musst mir mal deine Erwartungshaltung erklären. Christian hatte mit dem Anne Frank Haus ein Paradebeispiel für Erleben und Erfahren gegeben. Womit willst du das jetzt verglichen wissen oder das Thema noch mehr konkretisiert haben?

Ich kann es zumindest versuchen.

Stell dir vor ich bin ein Spielleiter, habe mir grob angehört worauf die Spieler so Lust hätten (z.B. Herausforderungen!) und mir nun mehrere Vorschläge überlegt was ich gern mit den Spielern spielen würde.

Und einer davon ist: Eine Kampagne in einem richtig sexistischem Umfeld, da könntet ihr euch als Frau beweisen, oder als Mann Vorurteile ausleben oder ablegen.

Was wäre der Vorteil hierbei gegenüber anderen Vorschlägen? Wie sind die Chancen das meine Spieler das gut finden? Was für ein Entwicklungspotential hat das Thema?

Es fällt mir schwer diese Fragen zu beantworten, oder sie positiv zu beantworten. Es ist leicht Vorschläge zu machen die eher die Spielwelt hervorheben, oder genauer auf tatsächliche Eigenschaften der Charaktere eingehen. Die die Beschreibung der Charaktere auf eine kleinere Gruppe als "50% der Bevölkerung" einengen. Und dadurch viel passender und plausibler sind. Weil sie auf mehr Details eingehen. Gleichzeitig ist der Einfluss dieser Entscheidung auf die Spielwelt sehr hoch, schränkt diese auch sehr stark ein.

Der Ablehnungsfaktor bei den Spielern ist ebenfalls hoch. Die Chance dass sich jemand daran stört oder es nicht gut findet ist sicherlich über 50%.

Und das Entwicklungspotential ziemlich überschaubar. Ich meine: Ja, die fies unterdrückten könnte nach und nach Anerkennung finden. Oder noch fieser unterdrückt werden. Sonst noch was?

Viel mehr gibts da halt gar nicht was sich so groß entwickeln könnte. Warum sollte ich also dies als einen meiner Vorschläge für die Spieler nehmen? Versteh mich nicht falsch, ich denke es wird genug Leute geben die damit Spaß haben. Aber das gibt es bei anderen Themen auch. Nur in größerem Maßstab. Von einer Bereicherung zu sprechen würde mir da nicht einfallen dafür müsste es wirklich etwas geben was diese Herangehensweise von anderen Vorschlägen abhebt.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 11.10.2013 | 14:07
@Skiron:

Wenn du für deine Runde auch mal leitest, dann mach doch mal ein Experiment:
Nimm als Grundszenario Japan zur ausklingenden Zeit des Tokugawa Regimes. Dort gab es, neben der strikten Kasten-Trennung auch eine strikte Geschlechter-Trennung und viele Dinge, die Frauen sonst so geschehen, wurden auf Männer übertragen, einfach weil es die Kultur damals hergemacht hat. Das muss teils sehr üble Folgen gehabt haben. Als Beispiel war es üblich, das ein Vorgesetzter von einem attraktiven Mann einfach mal "Männliche Liebe" einfordern konnte (oder sie sich genommen hat), "Schwächlinge" in Frauenrollen gedrängt wurden (wortwörtlich, etwa im Noh-Theater), gleichzeitig aber die üblichen Gruppen-zwänge und Dränge vorhanden waren.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: 6 am 11.10.2013 | 14:07
@Arldwulf:
Kennst Du das Spiel In Nomine Satanis? Fand ich damals verdammt lehrreich, weil man plötzlich miterlebt, wie schnell die Argumentationen menschenverachtend wurden. ("Wir suchen einen Flüchtling tot oder lebendig. Der hat sich im Krankenhaus versteckt. Lösung ist einfach. Einfacher biologischer Kampfstoff in die Lüftungsanlage. Fall gelöst." Alle Spieler: "Gute Lösung." Man hat aber allen Spielern angemerkt, wie heftig diese Reaktion war.)
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 11.10.2013 | 14:24
@Arldwulf:

I see. Mir geht es eher darum eine Erfahrung zu machen. Ob diese nun positiv oder negativ ist, ist dabei erst mal nebensächlich, Hauptsache sie ist intensiv, direkt und nacherlebbar.
das ist so ungefähr die gleiche Grundsituation warum ich in eine Restaurant gehe, das ich nicht kenne und mir dort ein Gericht bestelle, das ich noch nicht kenne. Oder mal bei einer Domina war. Erfahrung und Erleben.
Wenn dir diese beiden Dinge nicht wichtig sind, dann passts halt einfach nicht.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Thandbar am 11.10.2013 | 14:35
  Ähnlich wie beim 08/15-Dungeoncrawl, bei dem aufs Äusserste gemetzelt wird, werden diese Ereignisse nicht auf die Realität übertragen. Nur weil man im Spiel Goblins für Geld und Fun metzelt, heisst das nicht, dass daraus eine Neigung für Bankraub oder Fremdenhass ausgelesen werden kann. Im Endeffekt erklärst Du die Leute die Dungeoncrawls machen zu potentiellen Mördern.

Dieses Argument finde ich nicht überzeugend. Es gibt in unserer Wirklichkeit keine Goblins, keine Orks und keine Drachen und Dämonen.
Je menschenähnlicher man aber diese Monster gestaltet, desto moralisch problematischer wird das simple "Abmetzeln" in der Gruppe erlebt. Die Konzepte des Orks, wie sie je von Eberron, DSA und Warhammer ausgeführt werden, verursachen je eine ganz andere Reaktion und eine ganz andere Handlungs-Automatik.

Es gibt Computerspiele, die einen zum DDR-Mauerschützen machen oder einem die Leitung eines KZs übertragen. Das ist dann mit den stereotypen Formen spielemäßiger Gewalt gar nicht mehr angemessen vergleichbar.

@Pate
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Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 11.10.2013 | 14:41
@Thandbar:

Schöne Zusammenfassung des ersten Teils. Gerade hier findet sich die Erklärung (und Selbsterklärung) der Taten der Corleones halt wieder, Dinge, die im Film fehlen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Arldwulf am 11.10.2013 | 14:54
@Arldwulf:

I see. Mir geht es eher darum eine Erfahrung zu machen. Ob diese nun positiv oder negativ ist, ist dabei erst mal nebensächlich, Hauptsache sie ist intensiv, direkt und nacherlebbar.
das ist so ungefähr die gleiche Grundsituation warum ich in eine Restaurant gehe, das ich nicht kenne und mir dort ein Gericht bestelle, das ich noch nicht kenne. Oder mal bei einer Domina war. Erfahrung und Erleben.
Wenn dir diese beiden Dinge nicht wichtig sind, dann passts halt einfach nicht.

Ist doch aber nicht so als ob es nur die eine Erfahrung gibt die noch übrig ist. Es gibt viel mehr Themen als Spielrunden an denen man teilnehmen könnte. Insofern kann man eben auch dort schauen was eigentlich intensiver, direkter und nacherlebbarer ist. Gibt ja einen Grund warum du dort nicht das intensive Erlebniss aufzählst morgen mal bei einem anderem Bäcker drei Brötchen zu kaufen. Weil es dafür eben nicht gut genug ist.

Weil es bessere Sachen gibt, interessantere Themen bei denen es mehr Potential gibt das noch etwas passiert außer das vorhersehbare.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 11.10.2013 | 14:57
Kennst Du die Serie Mad Men? Ohne den Sexismus und zwar der unkommentierte Einsatz des Sexismus würde die Serie an Glaubwürdigkeit verlieren. Um es aufs Rollenspiel umzumünzen: Durch die Gleichstellung der Geschlechter kann ein Setting an Glaubwürdigkeit verlieren.

Der Chauvinismus ist ein Grund warum ich die Serie nicht mag, geht mir zu nahe, ist zu real, auch wenn das "Setting" wahnsinnig flasht und total gut recherchiert wurde.

(und ich echt nicht nachvollziehen kann, warum gerade "feministische Bekannte" den Hauptdarsteller, der für mich ein emotionales Handicap hat sexy finden, vom Chauvinismus mal abgesehen)

Was Sexismus und Diskriminierungen anbelangt, zeigt aber Mad Man auch sehr gut, dass zu den Verlierern in diesem System auch
viele Männer gehören, nämlich diejenigen, die keine Machtstellung erhalten haben und damit genauso Demütigungen ausgesetzt sind wie Frauen. Wobei diese ev. noch stärker betroffen sind, weil sie dann nicht mehr als "Männer" gelten.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: gunware am 11.10.2013 | 15:13
Dieses Argument finde ich nicht überzeugend. Es gibt in unserer Wirklichkeit keine Goblins, keine Orks und keine Drachen und Dämonen.
Dann nimm Shadowrun oder StarWars. Leibwächter, Wachen und Soldaten gibt es auch in unserem Leben. Und wenn wir gegen sie kämpfen und sie fallen um, dann bekomme ich auch keine Angst, dass meine Freunde das nächste Mal auf mich schießen würden oder mich abmurksen wollen würden.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Thandbar am 11.10.2013 | 15:30
Star Wars zieht genügend Register, um "die Bösen" als solche zu kennzeichnen und ein Mitleid ihnen gegenüber sofort zu reduzieren. Sie tragen Masken/Helme, sind Monster, Roboter, Klone oder Weltraumnazis oder dunkle Zauberer, die selbst schon wie lebende Leichen aussehen.

Shadowrun kenne ich nicht genug, um da eine Aussage treffen zu können.

Ich sage übrigens nicht, dass man zum School Shooter wird, wenn man Counterstrike spielt.
Sondern dass man eine pädagogische Verantwortung, wenn man ein Spiel gestaltet, nie ganz ausblenden darf. Meiner Meinung nach kommt die ekelerregend chauvinistische Haltung der computerspielenden männlichen Jugendlichen eben nicht aus dem luftleeren Raum, und es hat seinen Grund, warum viele Spiele reine Männerdomänen sind und Frauen per se keinen Zugang zu diesen Medien finden wollen.

Als Strategiespiel hatten die Nachtelfen von Warcraft 3 noch eine Geschlechtertrennung, die an die der Dunkelelfen aus D&D angelehnt war, wenngleich sie nicht zur Unterdrückung eines Geschlechts führte: Die Frauen waren Krieger und Heerführer, die Männer Druiden und spirituelle Berater. Beim Übertritt in ein Rollenspiel - World of Warcraft - wurde schlicht aufgrund der Tatsache, dass man männliche wie weibliche Spieler gleichermaßen ansprechen wollte, diese Eigenschaft des Nachtelfenvolkes ad acta gelegt: Nicht nur Frauen können sich unsichtbar machen, sondern auch Männer, und weibliche Nachtelfen können Druiden werden und männliche Nachtelfen ein kriegerisches Handwerk verrichten.

Die häufig kritisierte Emanzipierung der WoW-Völker (plötzlich gibt es weibliche Trolle und Orks) führte meiner Meinung direkt dazu, dass es einen großen Kreis weiblicher Spieler gab, die sich von der Welt angesprochen fühlten und gerne darin spielten.   
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: gunware am 11.10.2013 | 15:36
Shadowrun kenne ich nicht genug, um da eine Aussage treffen zu können.
Man spielt Verbrecher, die ungesetzliche Dinge tun.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Thandbar am 11.10.2013 | 15:44
Diese Verkürzung blendet ja massiv die Tatsache aus, dass in Shadowrun die Sphäre des "Gesetzes" die von zyklopischen, menschenverachtenden Großkonzernen ist, die an Meta-Personen herumexperimentieren und je und je von Drachen geleitet werden, so dass jede Aktion gegen sie den Charakter einer Robin-Hood-Aktion erhält.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 11.10.2013 | 15:46
Man spielt Verbrecher, die ungesetzliche Dinge tun.

Das ist nicht, was er meinte und auch Arldwuld mit dem Dungeon Crawl beispiel nicht verstanden hatte.
bei diesem Thema besteht bei uns einfach keine emotionale Nähe und somit auch kein konkreter Zusammenhang. Wir nehmen extreme Gewallt nur abstrakt war und die Mittel, die er gerade genannt hat, entmenschlichen und abstrahieren das Ganze noch mehr.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: gunware am 11.10.2013 | 15:52
Diese Verkürzung blendet ja massiv die Tatsache aus, dass in Shadowrun die Sphäre des "Gesetzes" die von zyklopischen, menschenverachtenden Großkonzernen ist, die an Meta-Personen herumexperimentieren und je und je von Drachen geleitet werden, so dass jede Aktion gegen sie den Charakter einer Robin-Hood-Aktion erhält.
Klar, verkürzt war es. Aber man kann genauso gut eiskalte Killer spielen, die jeden Meuchelauftrag (in Shadowrunsprech: geeken) annehmen, wie auch Deine Robin-Hoods. Beides ist vollkommen legitim - und in vielen Fällen läuft es auf eine Mischung, weil man nicht herausfinden kann, wer der Gute und wer der Böse ist. Ein Verwaltungsgebäude mit Giftgas zu fluten ist nur ein Beispiel, welche Aufträge man bekommen kann. Und auch wenn es für einen ins Zimmer Reinkommenenden nach einer durchzechten Nacht so vorkommen könnte, als ob wir es gerade von Pen&Paper zu LARP geschafft hatten (das mit dem Giftgas), kann ich Dich versichern, dass es nur üble Nachrede ist.  ~;D
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Ludovico am 11.10.2013 | 15:54
Bin ich der einzige, dem es einfach nur um eine geile Story geht ? Wenn dann Sexismus oder sonst ein Ismus dazu beitraegt und die komplette Runde das mittraegt, dann her damit!
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: DasTaschentuch am 11.10.2013 | 15:57
Zitat
Man spielt Verbrecher, die ungesetzliche Dinge tun.

Das ist so als wenn man sagen würde "In D&D spielt man Soziopathen die in unterirdischen Labyrinthen morden"
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: gunware am 11.10.2013 | 15:58
Bin ich der einzige, dem es einfach nur um eine geile Story geht ?
Nein, bist Du nicht. Das Problem ist nur, dass manche bei der geilen Story üblen Nachgeschmack verspüren und deswegen ist die geile Story plötzlich nicht so geil, wie sie sein sollte.
Und deswegen versuchen hier die Leute eine Anleitung dafür zu finden, wie man es besser machen kann.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 11.10.2013 | 16:07
Männer die mit Sexismus konfrontiert werden, reagieren nach Deiner Einschätzung immer sexistisch.
Ich habe nicht behauptet das die betroffenen Mitspieler immer sexistisch sind, lediglich das sie im Kontext des Rollenspiel sexistisch agieren. Allenfalls habe ich durchaus behauptet das wenn jemand der das ausspielen des Sexismus im Rollenspiel als eine Befreiung von den fesseln der Gesellschaft betrachtet eine sexistische Grundeinstellung hat.

Ein Aspekt der es von dem "08/15-Dungeoncrawl-Gemetzel" darüberhinaus unterscheidet ist darüber hinaus das sich der Sexismus im Gegensatz zu der Gewalt gegen die Charaktere der Mitspieler richtet, nicht auf die Spielercharaktere beschränkt ist und darüberhinaus einseitig.

Das heißt die Goblins als Empfänger der Gewalt sind Nicht-Spielercharaktere anstelle von Charakteren von Mitspielern. Die Gewalt hinsichtlich der Goblins verläuft nicht einseitig, das heißt verkürzt gesagt die Goblins schlagen zurück respektive wehren sich mit Gewalt. Sexismus gegenüber von Gewalt einseitig, das heißt der betroffene Charakter kann nicht effektiv mit Sexismus kontern. Die Gewalt die von den Goblins ausgeht kommt auch vom Spielleiter und richtet sich idR. gegen alle Charaktere. Wohingegen der Sexismus sowohl von allen Mitspielern umgesetzt wird und sich nur gegen bestimmte Charaktere richtet.

Zitat
Kennst Du die Serie Mad Men?
Lediglich vom Hören-Sagen sowie ggf. einen Trailer. Es war letztlich zu spät zum einsteigen.
Nach meinem Eindruck von der ist es quasi eine 50er-Jahre-Cola Werbung in Serienform gebracht.
Meines Erachtens kann man so ein Serienkonzept durchaus glaubwürdig umsetzen ohne das die Serie an Glaubwürdigkeit verliert. Wie m.E. PanAm, das wiederum unter leidlich spannenden Verwicklungen litt und schließlich abgesetzt wurde, durchaus angesprochen hatte.

Zitat
Um es aufs Rollenspiel umzumünzen: Durch die Gleichstellung der Geschlechter kann ein Setting an Glaubwürdigkeit verlieren.
Bei einigen sehr speziellen Settings mitunter. Allerdings trifft das meines Erachtens weder auf historische Settings zwingend zu noch auf unterschiedliche Genre.

Es hat auch nur sehr bedingt etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun.
Das heißt wenn man sich, nur als Beispiel, die Geschichte des organisierten Verbrechen anschaut kann man mitunter feststellen das Frauen dort Rollen abseits des sexistischen Klischee eingenommen haben sowie einnehmen.
Dennoch wird auch nur die Idee den Sexismus in einem Setting das sich mit der organisierten Kriminalität auseinandersetzt aussen vor zu lassen auf eine Bullshit-Ebene mit einem pazifistischen Mittelalter gestellt.

@Thandbar
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Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Ludovico am 11.10.2013 | 16:28
Nein, bist Du nicht. Das Problem ist nur, dass manche bei der geilen Story üblen Nachgeschmack verspüren und deswegen ist die geile Story plötzlich nicht so geil, wie sie sein sollte.
Und deswegen versuchen hier die Leute eine Anleitung dafür zu finden, wie man es besser machen kann.

Die Loesung ist einfach. Man sagt es, wenn man sich nicht wohl fuehlt und zwar offen und respektvoll. Man rueckt nicht erst mit der Sprache raus, wenn man schon seit zwei bis drei Abenden am Leiden ist, sondern entweder sofort oder am Ende des Abends.

Da muss man auch nicht Ehrlichkeit mit Unhoeflichkeit verwechseln, denn statt einem "Auf diese sexistische Scheisse habe ich keinen Bock" geht auch ein "Das war mir heute etwas zu heftig. Gerade an der Stelle... Koennen wir versuchen, in dem Bereich etwas runterzufahren?"
 
Tja, und wer seinen Mund nicht aufmacht und nicht hoeflich Kritik uebt, fuer den fehlt mir jedes Verstaendnis, denn diese Zurueckhaltung fuehrt zu einem unzufriedenen Spieler und das zu weniger Spielspass fuer die gesamte Runde.
Es ist also nicht hoeflich, sondern eher egoistosche Feigheit.

Und deshalb auch der zweite Satz von meinem vorigen Post. Die Gruppe muss das mittragen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Teylen am 11.10.2013 | 16:38
Da muss man auch nicht Ehrlichkeit mit Unhoeflichkeit verwechseln, denn statt einem "Auf diese sexistische Scheisse habe ich keinen Bock" geht auch ein "Das war mir heute etwas zu heftig. Gerade an der Stelle... Koennen wir versuchen, in dem Bereich etwas runterzufahren?"
Naja, kommt drauf an?
Bei der zweiten Formulierung besteht eine gute Chance das es nicht eingestellt wird sondern nur runtergefahren wird, nach ermessen der anderen sowie das das eigentliche Problem, also was konkret heftig war, nicht erkannt wird.
Da finde ich eine ehrliche erste Ansage besser bzw. effektiver.

Wobei in dem Fall das man es ansprechen muss schon allgemein vorher etwas schief gelaufen ist?
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Ludovico am 11.10.2013 | 16:45
Ehrlichkeit und Unhoeflichkeit gehen nicht Hand in Hand. Zumal man so Blockaden aufbaut, Streit ausloest und schlimmstenfalls die Gruppe verlaesst und Freunde verliert und bestenfalls aendert sich was und man steht trotzdem als asozialer Depp dar.

Dir gefaellt die zweite Aussage nicht, weil es dann nur runtergefahren wird (was auch die Intention des Ganzen war, denn ich gehe davon aus, dass bei der Thematik man sich vorher auf einen gewissen Grad an Sexismus geeinigt hat)?
Probiere es mit "Ich fuehl mich unwohl mit dem Sexismus-Aspekt. Das macht mir keinen Spass. Koennen wir das rausnehmen? Das waere mir sehr recht.  "
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: 6 am 11.10.2013 | 16:49
Der Chauvinismus ist ein Grund warum ich die Serie nicht mag, geht mir zu nahe, ist zu real, auch wenn das "Setting" wahnsinnig flasht und total gut recherchiert wurde.
Kann ich verstehen. Allerdings finde ich gerade solche Sachen wie der Chauvinismus und auch dieses ständige Saufen und Rauchen als Immersionshilfe. Ich hatte da einige Aha-Erlebnisse als ich danach Filme aus den 50-er gesehen habe.
Zitat
(und ich echt nicht nachvollziehen kann, warum gerade "feministische Bekannte" den Hauptdarsteller, der für mich ein emotionales Handicap hat sexy finden, vom Chauvinismus mal abgesehen)
Hm... wieso fallen manche Frauen immer wieder auf Arschlöcher rein? (Aber anderes Thema)
Zitat
Was Sexismus und Diskriminierungen anbelangt, zeigt aber Mad Man auch sehr gut, dass zu den Verlierern in diesem System auch
viele Männer gehören, nämlich diejenigen, die keine Machtstellung erhalten haben und damit genauso Demütigungen ausgesetzt sind wie Frauen. Wobei diese ev. noch stärker betroffen sind, weil sie dann nicht mehr als "Männer" gelten.
Die andere Seite der Medaillie, die gerne übersehen wird. Sexismus gegen Frauen bedeutet im Umkehrschluss auch von den Männern ein gewisses Verhalten. Bedienst Du das nicht, steckst Du selber in genau der gleichen Klemme wie die Frauen. Nur wie Du sagtest als Pariah und nicht mit niedrigen Status.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: 6 am 11.10.2013 | 16:50
@Teylen:
Agree to disagree.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 11.10.2013 | 17:01
Kann ich verstehen. Allerdings finde ich gerade solche Sachen wie der Chauvinismus und auch dieses ständige Saufen und Rauchen als Immersionshilfe. Ich hatte da einige Aha-Erlebnisse als ich danach Filme aus den 50-er gesehen habe.

Ich hab die erste Staffel gesehen und hatte auch einige Aha Erlebnisse. :-)
Hab dann aber eben aufgrund dessen, dass es mir zu heftig war aufgehört zu schauen und letztlich wars mir auch zu heroisiert.

Ja, das mit dem Rauchen und Saufen ist mir auch aufgefallen, unvorstellbar,
dass heutzutage so offen und viel in Serien geraucht würde.  ;D

Hm... wieso fallen manche Frauen immer wieder auf Arschlöcher rein? (Aber anderes Thema)Die andere Seite der Medaillie, die gerne übersehen wird.

Nun ja, Männer fallen ja auch gern auf Arschlochfrauen rein.  ;D

Sexismus gegen Frauen bedeutet im Umkehrschluss auch von den Männern ein gewisses Verhalten. Bedienst Du das nicht, steckst Du selber in genau der gleichen Klemme wie die Frauen. Nur wie Du sagtest als Pariah und nicht mit niedrigen Status.

Ja. In Bezug aufs Rollenspiel war mein Eindruck ist, dass bestimmte Rollen, die von Männern gespielt werden wollen (weibliche Charaktere) oder männliche Charaktere, die nicht dem männlichen Rollenbild entsprechen es manchmal auch schwerer haben, diskriminiert werden oder nicht zugelassen werden. Die Ritterin z.B. Zumindest manches was ich hier gelesen habe, hat mir das nahegelegt.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Thandbar am 11.10.2013 | 17:15
 @Teylen
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 11.10.2013 | 17:22
Du kannst auch schon viel früher ansetzen. Es wird als Affront gegen die Familie dargestellt, wenn die Tochter vergewaltigt wird. Wie es der dabei geht, ist egal.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: 6 am 11.10.2013 | 17:30
Ja. In Bezug aufs Rollenspiel war mein Eindruck ist, dass bestimmte Rollen, die von Männern gespielt werden wollen (weibliche Charaktere) oder männliche Charaktere, die nicht dem männlichen Rollenbild entsprechen es manchmal auch schwerer haben, diskriminiert werden oder nicht zugelassen werden. Die Ritterin z.B. Zumindest manches was ich hier gelesen habe, hat mir das nahegelegt.
Jepp. Im Prinzip haben wir genau das ja in dem Thread über Gendercrossing. Männer spielen keine Frauen-Charaktere oder eben Frauen in Form von erotischen Männerphantasien. Und schwule Charaktere werden garnicht erst zugelassen. Sind eh alles Tunten von der Pondarosa-Ranch.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Arldwulf am 11.10.2013 | 17:30
Das ist nicht, was er meinte und auch Arldwuld mit dem Dungeon Crawl beispiel nicht verstanden hatte.
bei diesem Thema besteht bei uns einfach keine emotionale Nähe und somit auch kein konkreter Zusammenhang. Wir nehmen extreme Gewallt nur abstrakt war und die Mittel, die er gerade genannt hat, entmenschlichen und abstrahieren das Ganze noch mehr.

? Meinst du mich damit ?

Ich habe doch eigentlich überhaupt keine Mittel genannt.

Bin ich der einzige, dem es einfach nur um eine geile Story geht ? Wenn dann Sexismus oder sonst ein Ismus dazu beitraegt und die komplette Runde das mittraegt, dann her damit!

Nein, im Gegenteil - meine ganze Argumentation dreht sich nur darum wie man am sinnvollsten so etwas hinbekommt (nicht unbedingt nur eine geile Story, sondern generell geiles Spiel egal ob man den Fokus nun auf Story oder sonst etwas setzt)

Aber in verkürzter Form würde ich halt sagen: Je konkreter und genauer auf den Charakter zugeschnitten man dies macht umso "geiler" wird so eine Story auch. Je besser man den Charakter darin erkennen kann, je weniger austauschbar der Charakter darin wird.

Und die Steigerungsform der Beschreibung "Mann halt" oder "Frau halt" in Hinsicht auf ihre allgemeinheit und ihren mangelnden Detailgrad wäre "hat zwei Füße". Wobei ich da noch nicht einmal sicher bin ob dies nicht die Zahl der Individuen die damit beschrieben werden in einer Fantasywelt sogar noch genauer einschränkt ;)

Es ist einfach schrecklich allgemein, schrecklich austauschbar und nichtssagend über den Charakter. Und darum für eine geile Story auch nicht wirklich gut geeignet. Die kann man dann immer noch hinbekommen, trotzdem. Indem man halt auch andere Themen mit einbringt, sich nicht rein auf den Sexismus beschränkt. Themen die dann besser zu den Protagonisten passen, die ihre Eigenschaften besser hervorbringen. Aber ohne diese ist es einfach nur sehr inhaltsleer. Ist also eine rein qualitative Betrachtung, ohne jegliche dahinterstehende Moral.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Thandbar am 11.10.2013 | 17:40

Es ist einfach schrecklich allgemein, schrecklich austauschbar und nichtssagend über den Charakter. Und darum für eine geile Story auch nicht wirklich gut geeignet.  

Du kannst das im selben Universum sagen, wo es Bücher wie "Effi Briest" und "Luise Millerin" (aka Kabale und Liebe) gibt? Erstaunlich!
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.10.2013 | 19:02
Das sehe ich anders.
Wenn für einen Spieler bei seinem SC bestimmte Dinge nicht gehen, halte ich es für den Moment
an dem man einen Konsens finden sollte. Damit kann man sich wirklich schon im Vorfeld die nervigsten stressigsten Rollenspielerfahrungen mit ersparen.
Richtig. Deswegen wird bei uns ja auch im Vorfeld abgestimmt, welches Setting man spielen will.

Und wenn die Wahl steht zwischen "Transhuman Space (http://www.sjgames.com/transhuman/)" und "Macho Women with Guns (http://rpg.drivethrustuff.com/product/1877/Macho-Women-With-Guns?it=1)" und die Mehrheit entscheidet sich für "Macho Women with Guns", dann steht es der Minderheit frei, dem Spiel fernzubleiben. Falls sie sich aber dennoch entschließt mitzuspielen, so finde ich es unredlich, wenn sie sich dann über den Sexismus beschweren.

Zitat
@All, was mir nicht einleuchtet ist, wenn jemand gerne Sexismus im Spiel haben möchte, warum die Person dann nicht
die Rolle übernimmt, die dem Sexismus ausgesetzt ist.  >;D
1) Es gibt doch auch Personen, die sich dann dem Sexismus aussetzen.
2) Weil die Person halt lieber einen SC spielt, der den Sexismus ausübt.
3) Weil der Person der Sexismus an sich egal ist, dieser aber notwendig für den Realismus des Settings ist. Und der Person Realismus wichtig ist.

Zitat
@All Mich würde jetzt wirklich mal interessieren, welchen Gewinn Sexismus konkret im Rollenspiel für wen gibt?
1) Der Gewinn Immersion: für Leute, die gerne realistische mittelalterliche Settings spielen.
2) Der Gewinn Drama: für Leute, die gerne gesellschaftliche Probleme diskutieren.
3) Der Gewinn Herausforderung: für Leute, die gerne "einer gegen alle anderen" spielen.

Der Chauvinismus ist ein Grund warum ich die Serie nicht mag, geht mir zu nahe, ist zu real, auch wenn das "Setting" wahnsinnig flasht und total gut recherchiert wurde.
Du musst die Serie ja auch nicht gut finden. Du musst dir die Serie auch nicht anschauen.

Es reicht doch vollkommen, dass andere Leute die Serie toll finden, damit sie eine Daseinsberechtigung hat.

Meiner Meinung nach kommt die ekelerregend chauvinistische Haltung der computerspielenden männlichen Jugendlichen eben nicht aus dem luftleeren Raum, und es hat seinen Grund, warum viele Spiele reine Männerdomänen sind und Frauen per se keinen Zugang zu diesen Medien finden wollen.
Kannst du solche Spiele mal nennen?

Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass viele Spiele eine Domäne von Jugendlichen (beiderlei Geschlechts) sind, und ältere Semester (beiderlei Geschlechts) keinen Zugang zu diesen Spielen finden.

Anstatt die von dir behauptete Geschlechterkluft habe ich eher eine Alterskluft bemerkt.

Zitat
Die häufig kritisierte Emanzipierung der WoW-Völker (plötzlich gibt es weibliche Trolle und Orks) führte meiner Meinung direkt dazu, dass es einen großen Kreis weiblicher Spieler gab, die sich von der Welt angesprochen fühlten und gerne darin spielten.
Emanzipierung wurde bei der WoW kritisiert? Warcraft ist nun eines der Fantasy-Settings, wo es auf das Geschlecht überhaupt nicht ankommt.

Schau dir "Herr der Ringe" an: Dort spielt Geschlechtertrennung eine Rolle. Und das erlebst du auch in diversen Online-Rollenspielen zu HdR.
Aber bei Warcrfat war Geschlechtertrennung schon immer vernachlässigbar.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Bad Horse am 11.10.2013 | 19:29
Die Computerspiel-Diskussion hat einen eigenen Thread in der Speaker's Corner, und ich bitte darum, dieses Fass hier nicht noch mal aufzumachen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 11.10.2013 | 19:44
1) Es gibt doch auch Personen, die sich dann dem Sexismus aussetzen.

Meine Frage war zwar ironisch gemeint, deshalb auch der Teufel, aber um Dir zu verdeutlichen worums mir ging.

Stell Dir vor, da ist eine Runde von Frauen bei denen Du als einziger Mann mitspielst, Du überlegst Dir einen männlichen Charakter,
den Du ganz gut findest, dass Setting ist etwas, bei dem weder im Regelwerk noch in der Beschreibung etwas hindeutet,
das dort Sexismus oder Drama gespielt wird oder "Realismus" und nun spielst Du mit und stellst fest, die SL hat beschlossen, dass das Thema Deines Charakters ist, dass der sich für die männliche Emanzipation einsetzt einfach nur weil Du einen männlichen Charakter spielst (was Du nie spielen wolltest, Dir gegenüber nie angesprochen wurde) weil das eine fantastische Herausforderung ist und tolles Drama. Du wirst von den anderen Charakteren ausgegrenzt, Dein Spotlight liegt darin, dass Dein Charakter Demütigungen erfährt und den anderen Charakteren als Projektionsfläche für Phantasien dient.

Hm*

Also ich finde es da schon ziemlich angebracht sich über Sexismus zu beschweren. :-)

Und was die Möglichkeiten der Entscheidung anbelangt, in meinen Augen hat man nicht nur die Wahl zwischen Entweder/Oder.

Und woher entnimmst Du, dass ich Mad Man die Daseinsberechtigung abspreche?
Tue ich nicht, ich hab lediglich geschrieben, weshalb ich die Serie nicht mag, trotz Erkenntnisgewinnen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.10.2013 | 19:56
Also ich finde es da schon ziemlich angebracht sich über Sexismus zu beschweren. :-)
Das hat imho nichts mit Sexismus zu tun. Hier würde ich mich eher darüber beschweren, dass der SL das Setting nicht richtig rübergebracht hat und/oder dass der SL es versäumt hat, die Core-Story zu erklären.

Der Fehler liegt nicht im Sexismus. Den könnte ich akzeptieren und würde so einen SC evtl. sogar spielen. Der Fehler liegt darin, dass der SL nicht vorher gesagt hat, um was es geht.

Zitat
Und woher entnimmst Du, dass ich Mad Man die Daseinsberechtigung abspreche?
Tue ich nicht, ich hab lediglich geschrieben, weshalb ich die Serie nicht mag, trotz Erkenntnisgewinnen.
OK, dann sorry dafür.

Aber ebenso, wie Mad Man mit seinem Sexismus eine Daseinsberechtigung hat, so haben auch RPGs mit Sexismus ihre Daseinsberechtigung.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Maarzan am 11.10.2013 | 21:49
Stell Dir vor, da ist eine Runde von Frauen bei denen Du als einziger Mann mitspielst, Du überlegst Dir einen männlichen Charakter,
den Du ganz gut findest, dass Setting ist etwas, bei dem weder im Regelwerk noch in der Beschreibung etwas hindeutet,
das dort Sexismus oder Drama gespielt wird oder "Realismus" und nun spielst Du mit und stellst fest, die SL hat beschlossen, dass das Thema Deines Charakters ist, dass der sich für die männliche Emanzipation einsetzt einfach nur weil Du einen männlichen Charakter spielst (was Du nie spielen wolltest, Dir gegenüber nie angesprochen wurde) weil das eine fantastische Herausforderung ist und tolles Drama. Du wirst von den anderen Charakteren ausgegrenzt, Dein Spotlight liegt darin, dass Dein Charakter Demütigungen erfährt und den anderen Charakteren als Projektionsfläche für Phantasien dient.
Wozu soll dies das Äquivalent sein? Wenn es einem überraschend aufgedrückt wird, ist keine relevante Änderung OK. Das hat aber mit Sexismus nichts zu tun.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: klendathu am 11.10.2013 | 22:51
 wtf?
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 11.10.2013 | 22:58
wtf?


Was schaust du so verwundert? Sie hat natürlich recht, es kann in einer gemischten Gesellschaft nur Diskriminierung, Dominanz und Zwang geben. Und jetzt entschuldige mich, ich muss mal eben meine Frau verprügeln gehen.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Bad Horse am 11.10.2013 | 23:38
Sexismus heißt: Eine Person wird aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt. Das passiert dem Char in dem Beispiel von Skiron - er wird benachteiligt, weil er männlich ist. Dieser Sexismus war vorher nicht abgesprochen, und ist damit nicht in Ordnung, da sind wir uns ja einig.

Der Punkt, den Skiron (vermutlich) machen möchte, ist folgender: Wenn Sexismus im Spiel vorkommen soll, dann sollte der Spieler eines entsprechenden Charakters das vorher wissen und ein Mitspracherecht bei der Sache haben (das kann von "wir machen es ohne" über "ich spiel einen Charakter mit einem anderen Geschlecht" bis zu "nee, lasst mal, tschüß" gehen).

Das Beispiel wirkt überzogen, weil das so vermutlich nicht vorkommen wird und eine totale Ausnahmesituation ist. Andersrum - ein weiblicher Charakter muss sich überraschend mit allerlei Sexismen herumschlagen, obwohl der Spieler das gar nicht geplant hatte - ist das allerdings nicht ganz so selten.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 11.10.2013 | 23:45
Der Punkt, den Skiron (vermutlich) machen möchte, ist folgender: Wenn Sexismus im Spiel vorkommen soll, dann sollte der Spieler eines entsprechenden Charakters das vorher wissen und ein Mitspracherecht bei der Sache haben (das kann von "wir machen es ohne" über "ich spiel einen Charakter mit einem anderen Geschlecht" bis zu "nee, lasst mal, tschüß" gehen).

Schön. Wir sind jetzt auf Seite 12. genau das wurde so bisher auf jeder Seite mindestens 5 Mal gesagt.

[Nachtrag] Ow verdammt, jetzt habe ich glatt vergessen irgend ein Diminutiv für dich zu nutzen. Hoffentlich bist du mir jetzt sauer, wenn ich dich Pferdchen nenne.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: klendathu am 11.10.2013 | 23:50
Was schaust du so verwundert? Sie hat natürlich recht, es kann in einer gemischten Gesellschaft nur Diskriminierung, Dominanz und Zwang geben. Und jetzt entschuldige mich, ich muss mal eben meine Frau verprügeln gehen.

Sorry, das war ein allgemeines, den Thread rekapitulierendes  wtf?

Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 12.10.2013 | 11:11
Der Punkt, den Skiron (vermutlich) machen möchte, ist folgender: Wenn Sexismus im Spiel vorkommen soll, dann sollte der Spieler eines entsprechenden Charakters das vorher wissen und ein Mitspracherecht bei der Sache haben (das kann von "wir machen es ohne" über "ich spiel einen Charakter mit einem anderen Geschlecht" bis zu "nee, lasst mal, tschüß" gehen).

Danke. Darum ging es mir. :)

Die Frage die sich mir gestellt hat, war aber auch, wenn man das Thema Sexismus als Drama spielen möchte, wenn es die Diskriminierung eines Charakters bedeutet, warum man diese Rolle in Form eines Charakters nicht selbst übernimmt?

Und die viel wichtigere Frage für mich ist:
Wie wird das überhaupt angesprochen, bzw. besprochen?


Bisher hat sich dazu eigentlich noch niemand geäußert.

@Eulenspiegel, anscheinend hast Du meine Postings nicht wirklich gelesen, denn sonst würdest Du nicht davon ausgehen,
dass ich Sexismus im Rollenspiel die Daseinsberechtigung abspreche.

Was das Setting anbelangt habe ich z.B. eine andere Sichtweise als Du.
Ich sehe das Setting als eine Kooperative Geschichte an, die Runde bespricht gemeinsam, was aus dem Setting gespielt wird. Und auch als etwas, das durch Einbringen von Interessen der Spieler und durch das gemeinsame Spiel entsteht.

Wobei ich ergänzend dazu sagen würde, dass ich finde, selbst wenn Sexismus vorher abgesprochen ist, dass mann oder frau nicht wissen kann, wie das Spiel wird und es deshalb für angebracht halte jederzeit sagen zu können: das geht mir zu weit, ist zu heftig. Stop. Und nicht nur sagen zu können, sondern dies auch unbedingt zu tun.

Nicht nur in Bezug auf Sexismus sondern auch allgemein auf Diskriminierungen gegenüber Charakteren bezogen.

@Slayn, ich möchte Dich nochmals nachdrücklich darum bitten weder für mich zu sprechen noch mir Thesen in den Mund zu legen, die ich nicht habe. Danke!  :)
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 12.10.2013 | 11:54
@Slayn, ich möchte Dich nochmals nachdrücklich darum bitten weder für mich zu sprechen noch mir Thesen in den Mund zu legen, die ich nicht habe. Danke!  :)

Ich würde deiner Bitte sofort nachkommen, wenn es das wäre, was ich mache. Würde ich das machen, würde ich ähnlich wie Bad Horse, mit einem "Skiron meint wohl.." oder ähnlichem beginnen.
Da hier aber das Sender-Empfänger Prinzip gilt, unter den üblichen erschwerten Umständen der rein schriftlichen Kommunikation, darf ich mich dennoch frei darüber äußern wie Aussagen bei mir ankommen und aufgefasst werden.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Eulenspiegel am 12.10.2013 | 13:53
Die Frage die sich mir gestellt hat, war aber auch, wenn man das Thema Sexismus als Drama spielen möchte, wenn es die Diskriminierung eines Charakters bedeutet, warum man diese Rolle in Form eines Charakters nicht selbst übernimmt?
Das hatte ich schonmal angesprochen: Wenn man den Sexismus wegen Drama haben möchte, dann übernimmt man auch häufig die Rolle des Opfers.

Alternativ möchte man herausfinden, wie es zu Strukturen kommt, die Sexismus entstehen lassen und wodurch sie anschließend verfestigen.

Zitat
Und die viel wichtigere Frage für mich ist:
Wie wird das überhaupt angesprochen, bzw. besprochen?
Wir sprechen vorher ab, welches Setting wir spielen wollen. Diejenigen, die das Setting kennen, wissen, in welchen Settings Sexismus vorkommt und in welchen nicht.

Diejenigen, die ein Seting nicht kennen, fragen nach, was das für ein Setting ist und worum es geht.

Zitat
Was das Setting anbelangt habe ich z.B. eine andere Sichtweise als Du.
Ich sehe das Setting als eine Kooperative Geschichte an, die Runde bespricht gemeinsam, was aus dem Setting gespielt wird. Und auch als etwas, das durch Einbringen von Interessen der Spieler und durch das gemeinsame Spiel entsteht.
Bei uns ist es andersrum: Einer unserer SLs hat enorm viel Freizeit und bietet 4 Settings an. Die wenigsten von uns haben Zeit, bei allen 4 Runden mitzuspielen. Also sucht man sich die zwei Settings aus, die einem am meisten gefallen und lässt die anderen beiden Settings links liegen.

Ansonsten ja: Ich bevorzuge einen explorativen Spielstil. Das heißt, ich versuche Begebenheiten des Settings herauszufinden und nicht, diese zu schaffen. Wenn ich das Setting verändern will, dann tue ich das aus dem SC heraus und nicht aus der Meta-Ebene.

Allgemein gilt: Entweder ich habe mal wieder richtig Bock auf ein Setting: Dann frage ich in meinem Bekanntenkreis rum, wer noch Bock auf dieses Setting hat. Wenn sich genügend Leute finden, dann klinke ich mich bei einer alten Runde langsam aus. (Also spiele bis zu einem Punkt weiter, wo mein SC plausibel aussteigen kann und mein Ausstieg nicht die Planung des SLs über den Haufen wirft.) Danach beginne ich dann die neue Runde im neuen Setting.

Oder ich habe mal Bock zu leiten. Dann biete ich zwei drei Settings an, in denen ich mich auskenne, wo ich kreativ genug bin und wozu mir auch Abenteuer einfallen. Dann frage ich in meinem Bekanntenkris herum, wer Lust auf eines dieser Settings hat. - Wenn sich für eines der Settings genügend Leute finden, dann leite ich es.
Wenn sich für keines dieser Settings genügend Mitspieler finden, aber sich eine Vorliebe für ein alternatives Setting herauskristallisiert, dann ist meine Reaktion eher: Als Mitspieler gerne, aber nicht als SL.

Disclaimer: Die Settings, die ich selber leite, haben mit Sexismus wenig zu tun. Hier ist eher das Gegenteil der Fall (regelmäßiger Körpertausch der SCs). Zum Beispiel:
- Transhuman Space
- Eclipse Phase
- Lesser Shades of Evil
- I, robot

Zitat
Wobei ich ergänzend dazu sagen würde, dass ich finde, selbst wenn Sexismus vorher abgesprochen ist, dass mann oder frau nicht wissen kann, wie das Spiel wird und es deshalb für angebracht halte jederzeit sagen zu können: das geht mir zu weit, ist zu heftig. Stop. Und nicht nur sagen zu können, sondern dies auch unbedingt zu tun.
Richtig. Aber das ist keine Besonderheit von Sexismus. Das gilt für ALLES.

Bisher wurde dieses Recht bei uns erst einmal in Anspruch genommen. Und das war nicht in einem sexistischen Setting sondern in einen Horror-Setting mit Untoten, wo es einem Spieler zu heftig wurde.

Zitat
Nicht nur in Bezug auf Sexismus sondern auch allgemein auf Diskriminierungen gegenüber Charakteren bezogen.
Nicht nur in Bezug auf Diskriminierungen sondern auf alles, was einem Spieler auf der Meta-Ebene aus dem Gleichgewicht bringt.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Skiron am 12.10.2013 | 14:23
Erstmal Danke für den ausführlichen Beitrag.  :)

Das hatte ich schonmal angesprochen: Wenn man den Sexismus wegen Drama haben möchte, dann übernimmt man auch häufig die Rolle des Opfers.

Wie auch im Beispiel von Thandbar.

Ich mag die Möglichkeit, Emanzipationsgeschichten spielen zu können. So finde ich es interessant, eine Zwergin zu mimen, die zeigen will, dass sie als Klerikerin genauso harte Moradin-Schellen verteilen kann wie ihre barttragenden Kollegen auch, oder ebenso geschickt im Goldschmiedehandwerk wie jeder männliche Zwerg.
Ähnliches gilt natürlich, wenn man in L5R einen männlichen Otaku spielt und davon träumt, eines der berühmten Otaku-Rösser reiten zu dürfen - eine Ehre, die traditionell nur den weiblichen Mitgliedern der Familie vorenthalten ist.

In einer völlig gleichberechtigten Welt fallen solche erzählerischen Aspekte weg, was ich nicht unbedingt gut finde.

Meine Frage zielte darauf ab, weshalb diejenigen, die andere davon überzeugen möchten so einen Charakter zu spielen oder das Thema für andere Charaktere bzw. Spieler interessant finden, nicht einfach selbst so einen Charakter spielen.

Alternativ möchte man herausfinden, wie es zu Strukturen kommt, die Sexismus entstehen lassen und wodurch sie anschließend verfestigen.

Finde ich ein gutes Beispiel, dass war hier auch schon angesprochen worden, dass Sexismus ein strukturelles Problem ist.

Nur, wie kann man sich ein Rollenspiel vorstellen in dem man dies herausfinden kann? :-)

Wir sprechen vorher ab, welches Setting wir spielen wollen. Diejenigen, die das Setting kennen, wissen, in welchen Settings Sexismus vorkommt und in welchen nicht.

Diejenigen, die ein Seting nicht kennen, fragen nach, was das für ein Setting ist und worum es geht.

Das ist ein guter Punkt, für mich wäre es z.B. beim Paten so, dass ich weder die Filme noch die Bücher kenne
und deshalb ohne die ausführlichen Berichte hier im Thread nicht auf die Idee gekommen wäre, dass dabei Sexismus so eine
große Rolle spielt. Und selbst wenn, dann wäre mich alleine durch das Setting nicht klar ob das auch gespielt werden soll.

Wenn ich Dich richtig verstehe, dann wird über den Sexismus in dem Sinn nicht wirklich gesprochen, sondern
aus dem Setting abgeleitet.

Das ist für mich in dem Sinne, dann kein Ansprechen oder Absprechen solcher Themen.

Richtig. Aber das ist keine Besonderheit von Sexismus. Das gilt für ALLES.

Nicht nur in Bezug auf Diskriminierungen sondern auf alles, was einem Spieler auf der Meta-Ebene aus dem Gleichgewicht bringt.

Schönes Schlussstatement, dem ich gerne voll und ganz zustimme.  :)


Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Slayn am 12.10.2013 | 14:44
@Skiron:

Der Pate ist in mehrfacher Hinsicht ein hervorragendes Beispiel für ein "Setting", in dem man mal negative Sachen erleben will ohne dabei auch nur fest an eine Rolle gebunden zu sein. Wenn man mal von irgendwelchen verklärten "Bonny & Clyde"-Sichtweisen abrückt, geht es hier nur um den menschlichen Niedergang.
In der Grundprämie haben wir hier die gleichen verkrusteten Gesellschaftsstrukturen wie in den 50ern, nur verstärkt durch den Macht- und Kontrollwahn der Mafia-Familien. Die Grundstrukturen sind also antagonistisch aufgestellt, die Erwartungshaltung dagegen ist zwiespaltigen: Lebe damit und erhebe dich darüber.
Richtig exemplarisch ist da z.B. eine Stelle, bei der ein Capo über einen Untergebenen nachdenkt und zu dem Schluss kommt, wenn dieser sich nicht den Strukturen beugen würde, wäre er nicht in der Mafia, wenn er aber nicht versuchen würde die Regeln zu brechen, könnte er nie aufsteigen.

In dieser Situation fängt jeder, egal was er ist, in der Opfer-Rolle an und kann dieser nur entkommen, wenn er selbst Täter wird. Ist er an der Macht, besteht das Dilemma darin, das man zwar Dinge, also konkret die Struktur, ändern könnte, dabei aber wieder zum Opfer wird.
Titel: Re: Spielbereichernde Sexismen in Fantanistan?
Beitrag von: Eulenspiegel am 13.10.2013 | 19:58
Nur, wie kann man sich ein Rollenspiel vorstellen in dem man dies herausfinden kann? :-)
Dogs in the Vineyard ist dazu ein schönes Beispiel:
Man reist dort durch verschiedene Dörfer, deren Struktur immer recht ähnlich ist und sich nur in Details ändert.

Indem man die ähnlichen Strukturen mehrerer Dörfer durchspielt, kann man feststellen, welche Strukturdetails genau zum Sexismus führen und welche nicht.

Eine andere Herangehensweise ist Empathieförderung.
Zur Bekämpfung von Sexismus ist es hilfreich, zu verstehen, warum ein Sexist denkt, wie er denkt. Das können sich allerdings die wenigsten von uns vorstellen. Wenn man nun einen SC in einem sexistischen Setting spielt, kann man sich leichter in die Denkweise hineinversetzen.

Zitat
Wenn ich Dich richtig verstehe, dann wird über den Sexismus in dem Sinn nicht wirklich gesprochen, sondern
aus dem Setting abgeleitet.
Richtig. Falls aber jemand irgendein No-Go (z.B. Sexismus) hat, dann kann der Spieler das natürlich von sich aus ansprechen und dort Nachfragen stellen.

So etwas kam bei uns aber bisher noch nicht vor.