Vor 2 Tagen hatte ich erneut das Vergnügen, Europa Report (http://www.youtube.com/watch?v=cbw9hlBnG74) zu gucken, mit ein bißchen Pause zum ersten Mal. Und wieder hat er mir sehr gefallen, sogar noch mehr als beim ersten Mal. Was komisch ist, weil der Film eigentlich "langweilig" ist. Ich halte ihn trotzdem für einen der besten SciFi-Filme der letzten Jahre. Und ich versuche einfachmal zu beschreibe, warum ;)
Plot
Es geht um die erste bemannte Mission zu Jupiters interessantestem Mond, weil man dort eine Stelle ausgemacht hat, an der das Eis mehrfach gebrochen ist und dort eventuell Baktieren aus dem Wasser darunter an die Oberfläche gelangt sein könnten. Ein internationale Gruppe aus Wissenschaftler, Ingenieuren, Pilotin und erfahrenem Astronauten wird in einem über 20 Monate dauerndem Flug hingeschickt um vor Ort mal nachzuschauen und dabei auch gleich mal herauszufinden, wie viel man bereit ist für mehr Wissen und Erkenntnis zu opfern.
Die Gruppe wird dabei stetig von diversen teilweise fest montierten, teilweise mobilen Kameras (Handkamera, EVA-Kamera) begleitet die über einen stetigen Stream zur Erde gelangen. Dieser Stream bricht irgendwann ab, der Film zeigt Teile des Flugs und dann die Aufzeichnungen nach Abbruch des Streams, die dann später zur Erde gelangen.
Found Footage? Nicht schon wieder! Lass mich bloß in Ruhe mit dem &$#%$& in Ruhe!
Europa Report ist mit unter 10 Mio$ Kosten wohl noch als "Low Budget" zu betrachten wirkt aber keinesfalls billig. Die Kosteneinsparungen wurden m.E. auch wirklich clever vorgenommen, die (realen) Filmschnipsel vom Raktenstart, die fest installierten Cams im Schiff - das alles unterstützt den Effekt, den Zuschauer in das Geschehen zu ziehen.
Man kann sich sehr gut vorstellen, dass ein entsprechendes Unternehmen wirklich derzeit so dokumentiert würde. Der Film ist DAS Positivbeispiel für Found Footage - ich kann mir kein Thema vorstellen, wo diese Filmtechnik besser passen würde! Auch das CGI-Schiff ist meiner Meinung nach exzellent gelungen, einzig beim Anflug auf Europa hätte ich mir gewünscht, dass man wirklich mit dem Landemodul runterfliegt - aber der Kunstgriff mit dem Nasa-Material von Europa ist durchaus eine gelungene Alternative.
Score
Statt überbordernden Hans Zimmer- Gewummere hat man sich auf einige, wenige Einspieler konzentriert (sehr schön an der Stelle: Der Walzer beim Andocken des Kommandomoduls als Anspielung auf 2001!), ansonsten ist das Brummen des Schiffs allgegenwärtig und unterstützt das "Live dabei"-Gefühl noch.
Cast
Sharlto Copley macht seinen Job erwartungsgemäß gut, aber auch der Rest der Crew braucht sich nicht zu verstecken - aus meiner Sicht machen alle einen klasse Job und bringen die Mischung aus Hoffung, Ratlosigkeit und Verzweiflung und diverse Spannungen in der Crew sehr gut rüber.
Fazit
Europa Report ist ein Kleinod für jeden, der mit ruhiger, unaufgeregter SciFi etwas anfangen kann und auch an 2001 und 2010 Spass hatte - vor allem zu letzterem gibts einige Referenzen.
Zum Ende:
Das gezeigte Alien am Ende mag ein bißchen... deplaziert wirken und nicht ganz zum Rest des Films passen. Aber letztlich ist es völlig egal, wie es nun aussieht - es sollte halt unter Wasser leben, durch das Eis scheinen (damit man vorher schon was sieht) und gefährlich genug für die Gruppe sein. Schließlich gehts nicht darum, WAS sie finden sondern OB.
Und in Science-Fiction ist halt immer noch "Fiction" drin ;)
Hallo.
Hab' doch 'was sehr anderes erwartet.
Anfangs hatte ich so ein paar Probleme, dem Film 'was abgewinnen zu wollen. Allerdings war er schon früh recht spannend. Dass vieles voraussehbar war, war dem Erzählmodus mit den ständigen Zeitsprüngen zu verdanken.
Mir war der Film ein wenig zu klinisch. Nach meinem diesjährigen Besuch auf den Tag der offenen Tür der ESA und DLR bei Köln habe ich dennoch das Innenleben des Raumschiffes sehr gut nachvollziehen können. Ich würde sagen, dass das auch sehr gelungen war.
Die etwa 10 Mille sieht man dem Film kaum bis nicht an.
Die darstellerischen Leistungen waren OK bzw. dem Film angemessen. Mir hat aber auch durchaus a bissl gefehlt - sowohl in den Dialogen wie auch in der Charakterdarstellung. Allerdings wären zu hohe Ansprüche vielleicht auch falsch gewesen.
Unterm Strich bin ich froh, diesen Film in meiner Sammlung zu wissen und ihn gesehen zu haben. Meine "Einordnung" des Films im Lager von Red Planet und Apollo 18 (und vielleicht noch Alien) ist vielleicht nicht ganz falsch, aber wiederum auch nicht ganz richtig. Denn der zentrale Unterschied zwischen Europa Report und den vorbenannten Filmen ist vor allem dieses:
SPOILER!
S P O I L E R ! ! !
Europa Report unterscheidet sich ganz erheblich von den vorbenannten Filmen darin, dass die Crew sich nicht gegen außerirdische Lebensformen zur Wehr setzt!
Mir gefällt, dass die Abenteuerreise der Crew von den technischen Herausforderungen und dem Forscherdrang handelt. Und das ist - wie ich finde - ganz OK umgesetzt worden - vor allem, weil der Film nicht versucht, mit aller Gewalt und brutal hohem Einsatz Fluff und Filmwirkung durch Effekthascherei zu erzeugen. Er begnügt sich hier mit einfachen und im Ergebnis auch durchaus wirkungsvollen Mitteln. Kulisse, Requisite, Kostüm und Maske stimmen einfach bzw. werden dem Anspruch des Films gerecht.
Der Film hält aber den Vergleich mit 2001 nicht stand; und ich finde es betrüblich, dass immer und immer wieder Hard SF Filme irgendwie als legitime Nachfolger von 2001 zitiert werden. Das. Ist. Europa Report. Ganz. Sicher. NICHT. Aber er ist ein solider bis guter Hard SF Film.
Ob ich ihn empfehlen würde? Nein. Das Zielpublikum ist zu speziell. Und die meisten Freunde und Bekannte von mir haben einen gewissen Hang zur Space Opera oder dem effektvollen SF. Denen kann ich den Film nicht empfehlen.
AO