Tanelorn.net

Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Rollenspiel- & Weltenbau => Thema gestartet von: Achamanian am 16.08.2014 | 16:41

Titel: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 16.08.2014 | 16:41
Dieser Thread sammelt Ideen für ein "modernes" Sf Setting im Stil von Spielen wie Eclipse Phase, Mindjammer, Nova Praxis, In Flames (Okay, das habe ich noch nicht, ist nur geraten). Bezugspunkte sind dabei auch vor allem SF-Romane wie Iain M. Banks Kultur-Zyklus, Peter Watts' "Blindsight", Justina Robsons "Natural History", Kim Stanley Robinsons "2312", Richard Morgans Takeshi-Kovacs-Reihe, EDIT: Greg Egan, Ann Leckie ... und ein Haufen mehr. Die nur als Anhaltspunkte. Wer mitreden will, muss das natürlich nicht alles kennen, sollte aber zumindest ein Gefühl dafür haben, welche Art von SF damit gemeint ist.

Motive/Themen (beliebig erweiterbar):
Post-/Transhumanismus
Künstliche Intelligenz
Uplifts
Glaubwürde Fremde Spezies und Welten (also keine Humanoiden Star-Trek-Aliens)
Terraforming (evtl. auch von Planeten unseres Sonnensystems, siehe Eclipse Phase)
EDIT: Diaspora (also eher: Die Menschheit hat sich verteilt/aufgespalten und lebt in einer Vielzahl von Gesellschaftsentwürfen, anstatt die Menschheit bildet ein großes, einiges Imperium)

Die Grundästhetik sollte zwar eher "wissenschaftlich" sein, aber nicht zu verbissen ... evtl. ist auch ein Kippen ins Beinahe-Magische denkbar (siehe Numenera).


Ein Ansatz schwirrt bei mir schon länger im Kopf herum - wobei das hier keine "Vorgaben" für das Setting sind, sondern einfach nur mein erster Brainstorming-Beitrag:

Die Menschheit hat bereits vor Jahrhunderten das Sonnensystem kolonisiert und dabei auch verschiedene posthumane Ableger entwickelt. Uplift-Oktopi auf Europa, künstliche Intelligenzen, vielleicht auch lebende Raumschiffe und derlei mehr ... über die Verschaltung menschlichen Bewusstseins in einem Quantencomputernetzwerk wurden schließlich enorme Fortschritte in der "Theorie von Allem" erzielt und ein Überlichtantrieb entwickelt, der der Menschheit den Weg zu etwa einem Dutzend nahen und fernen Sonnensystemen ebnete.
Als das Quantennetzwerk jedoch wenige Jahrzehnte später eine neue Entwicklungsstufe erreichte, "sog" es die mit ihm verbundenen Individuen auf und schrieb sich selbst in die Raumzeitstruktur auf, als quasi-göttliche Intelligenz.

Zurück blieben ein Haufen ratloser Menschen, Uplifts und KIs, die entweder nicht "eingeloggt" waren oder sich vor dieser zweifelhaften Apotheose retten konnten, indem sie alle Verbindungen kappten.

Inzwischen sind Jahrhunderte vergangen. Die Planeten des Sonnensystems befinden sich technologisch und kulturell auf dem absteigenden Ast, hier und da kommt es zu Rückfällen in die Primitivität. Vor dem in der Raumzeit verschwundenen "Gott" herrscht in vielen Kulturen eine abergläubische Angst, anderswo wird er verehrt; letztlich mischt sich dieses transzendierte Wesen jedoch nicht mehr von sich aus in postmenschliche Belange ein. Unterlichtraumfahrt zwischen den Planeten findet statt, ist aber ein gefährliches und langwieriges Unterfangen.

Da taucht irgendein Bindeglied zum Quantennetzwerk im Sonnensystem auf - vielleicht eine flotte alter Überlichtschiffe auf Autopilot. Glücksjäger und Abenteurer gehen an Bord, lernen die Schiffe zu steuern - wozu sie vorsichtige Verbindungen zu der Über-Intelligenz aufnehmen müssen, die den Menschen inzwischen völlig fremd geworden ist und keinen Anteil an individuellen Schicksalen nimmt. Wer mit der Über-Intelligenz zu tun hat, muss dabei immer auf der Hut sein, um nicht selbst von ihr aufgesogen zu werden und zu transzendieren.

Das Tor zu dem guten Dutzend Systemen, in das die Menschheit zur Zeiten der Überlicht-Raumfahrt vorgestoßen ist (wobei sie vielleicht sogar Kolonien begründet hat) steht wieder offen ...


Meine dahinterstehenden Überlegungen:
Der Transhumanismus-Aspekt bei Spielen wie Eclipse Phase ist für mich in Sachen Spielbarkeit etwas problematisch: Morph-Wechsel und Quasi-Unsterblichkeit, ein allgegenwärtiges "Mesh" (Datennetz) - deshalb hatte ich die Idee, diese Sachen präsent zu halten, sie aber gleichzeitig mit alter Technologie zu verknüpfen, deren Benutzung Risiken birgt (also dem Quantennetzwerk) und deshalb immer wieder abgewogen werden muss. D.h., diese Motive können im Spiel auftauchen, sind dann aber auch "Thema" und nicht nur beständiges Hintergrundrauschen.
Unser Sonnensystem ist ein interessanter Schauplatz, deshalb möchte ich es im Fokus haben; insbesondere kolonisierte und terraformte Planeten (wie Mars, Merkur, Venus), die vielleicht schon wieder in die ökologische/gesellschaftliche Krise gekippt sind, fände ich interessant.
Gleichzeitig sollen reisen zu wirklich fremden Welten möglich sein - mit verlorenen Kolonien und abgedrehten Aliens, ins Unbekannte ...
Mit der Über-Intellitenz ist rollenspielerisch der Weg offen für eine Art "Magie" oder sogar Priestertum; sowohl spielmechanisch als auch in der Wahrnehmung der Figuren. Zur Über-Intelligenz wären viele interessante Positionierungen möglich, ich dachte beispielsweise an eine religiöse Sekte, die sich als "Augen, durch die das Universum sich selbst betrachtet" begreifen und das Ziel haben, möglichst viele erstaunliche Erfahrungen zu machen, um sich dann schließlich mit der Über-Intelligenz zu vereinen und so den Erfahrungsschatz dieses "Gottes" zu erweitern.

Interessant fände ich auch noch irgendeine Lebensform aus einem anderen Sonnensystem, die sich evtl. in unserem Sonnensystem angesiedelt hat und nun entweder mit den Menschen und ihren Abkömmlingen konkurriert, eine Symbiose mit ihnen eingegangen ist oder beides ...

Und die Core Story wäre natürlich, dass man zu den Glücksrittern gehört, die sich ein Überlichtschiff krallen!
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Quaint am 16.08.2014 | 17:08
Ein paar zusammengewürfelte Ideen dazu:

- Profane; Leute/Uplifts/KIs die aufgrund ihrer schadhaften Persönlichkeitsstruktur nicht oder nur ungern vom "Quantengott" aufgenommen werden, die also vergleichsweise sicher eine Verbindung aufbauen und den Kram nutzen können; da die aber alle "einen Schaden" haben und auch nicht unbedingt die mental stabilsten sind, aber mit aufwühlendem Kram in Verbindung kommen können wenn sie Verbindung aufnehmen, nur relativ sicher

- Superkavitationsuboote in einem unterirdischen Ozean und dann Gefechte im Stile von WW2 Luftgefechten

- moderne Waffentechnologie sollte auch was können

- evtl. sind die biologischen Wesen des Settings standardmäßig mit Naniten integriert, die gewisse Regenerationskräfte und eine robuste Gesundheit verleihen (inklusive einer optimalen Entwicklung ihres biologischen Potentials, also sind Menschen z.B. größer, athletischer und intelligenter als heute, viele Krankheiten usw. durch DNA Bereinigung und die Einflüsse der Naniten verschwunden; evtl. dann auch Körperhipster, die willentlich von sonst allgegenwärtigen Körperideal abweichen und an den Naniten rumdoktern und so)

Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 16.08.2014 | 17:10
- evtl. sind die biologischen Wesen des Settings standardmäßig mit Naniten integriert, die gewisse Regenerationskräfte und eine robuste Gesundheit verleihen (inklusive einer optimalen Entwicklung ihres biologischen Potentials, also sind Menschen z.B. größer, athletischer und intelligenter als heute, viele Krankheiten usw. durch DNA Bereinigung und die Einflüsse der Naniten verschwunden; evtl. dann auch Körperhipster, die willentlich von sonst allgegenwärtigen Körperideal abweichen und an den Naniten rumdoktern und so)

Schon rein spielpraktisch gesehen sehr vernünftig!
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Slayn am 16.08.2014 | 17:15
Ich werfe mal in den Ring: We are doomed to repeat the failures of the past.

ich empfinde es immer als ganz spannend wenn es einen großen Unterschied zwischen "etwas vernünftiges machen" und "das richtige machen" gibt.
Bei dem skizzierten Szenario so weit wurde das "vernünftige" gemacht und hat zur Katastrophe geführt, die Gedanken und Ideen dahinter werden aber immer wieder und wieder aufgenommen ...
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: alexandro am 16.08.2014 | 17:29
Gerade in einer transhumanistischen Gesellschaft ist imo durchaus Raum für "menschliche" Aliens: man nehme eine auf ein bestimmtes Körperideal ausgerichtete Philosophie/Sekte, lasse diese 10^27 Raumsonden in alle Richtungen ins All schießen, mit Naniten an Bord welche die Evolution junger Organismen entsprechend beeinflussen sollen (weiter entwickelte Wesen werden entweder von den Naniten nicht angesteuert oder sie werden angesteuert, aber der Versuch sie zu verändern tötet sie - Kollateralschaden halt).

Dann noch ein paar memetische Tafeln mit "kulturell wichtigen Inhalten" an den Sonden montieren und man hat ein paar Alien-Kulturen, welche jeweils auf bestimmten menschlichen Idealen (Ehre, Profit etc.) aufbauen und ihre Gesellschaft um diese herum konstruiert haben.

In diesem Setting gäbe es sogar ein plausible Begründung für eine "Erste Direktive", wonach die Alien-Gesellschaft nicht zu früh mit "memetisch unreinem" Gedankengut kontaminiert werden soll, wodurch sie sich in eine unerwartete Richtung entwickeln könnte. Erst wenn die Spezies so weit fortgeschritten ist, dass sie ein nützlicher Verbündeter/Handelspartner für die Menschheit ist, wird durch Experten in den Feldern der Psychohistorik der Erstkontakt hergestellt.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 16.08.2014 | 17:35
@Alexandro:
Ist auch ein interessanter Ansatz, das würde natürlich ein mindestens Jahrhunderttausendealte interstellare menschliche Zivilisation voraussetzen, damit solche Zivilisationen sich überhaupt erst entwickeln könnten.
Wobei ich da rollenspielerisch noch nicht so richtig den Mehrwert gegenüber Ablegern der Menschheit sehen würde ... was würde diese Aliens interessant machen? Wahrscheinlich am ehesten die Frage, in welches Verhältnis zu ihnen sich die Menschen setzen - oder ob sie sich nicht doch in eine ganz andere Richtung entwickeln ...
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Waldviech am 16.08.2014 | 17:40
Zitat
Inzwischen sind Jahrhunderte vergangen. Die Planeten des Sonnensystems befinden sich technologisch und kulturell auf dem absteigenden Ast, hier und da kommt es zu Rückfällen in die Primitivität.
Aus Zeitmangel nur kurz: Was wäre, wenn man tatsächlich nach diesem Verfallsstadium ansetzt, wie Numenera das täte? Dann hätte man ehemals primitive Kulturen auf einem aufsteigenden Ast, die dank transhumaner Hinterlassenschaften mit Gerätschaften hantieren, die verblüffend hoch entwickelt sind. Man denke sich sowas wie den Steadfast, aber nochmal 500 Jahre weiter. Dank der (ich klau den Begriff einfach mal) immer besser verstandener "Numenera" fliegen einige "Primitive" nun auf Entdeckungstour durchs All. Den Gott und Konsorten würde ich drinlassen - das könnte u.a. einen ähnlichen Vibe haben wie z.b. die "Beeings of Light" aus Galactica. Der Vorteil, den ich dabei sehe, ist dass das meines Erachtens abgeschmackte Element von der "verdummenden Sci-Fi-Gesellschaft" alá Wh40K, Fading Suns, Dune etc.pp. vermieden wird und man von Hause aus eine positive Grundstimmung hätte.

Zitat
was würde diese Aliens interessant machen?
Zumal sie nach transhumaner Betrachtung vermutlich auch keine echten "Aliens" wären, sondern ja ebenfalls Menschheitsabkömmlinge, wie andere Uplifts, KIs u.ä. ja auch.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 16.08.2014 | 17:46
Andere Idee

Humane KI Sonden haben Kontakt mit extraterrestrischen KI Sonden aufgenommen und werden/wurden in den KI Verbund des Sektors/Spiralarms/Galaxis integriert.

LAL Explorer werden ausgesandt, erforschen Sonnensysteme, kommen zurück in eine Wlt wo es seit langem SAL Raumflug gibt, wie arrangieren sie sich
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Sülman Ibn Rashid am 16.08.2014 | 17:49
Abo
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: alexandro am 16.08.2014 | 17:58
Zitat
Ist auch ein interessanter Ansatz, das würde natürlich ein mindestens Jahrhunderttausendealte interstellare menschliche Zivilisation voraussetzen, damit solche Zivilisationen sich überhaupt erst entwickeln könnten.

Nicht notwendigerweise. Mit der richtigen Beschleunigung (Naniten+Memes) geht das sicher auch in ein paar tausend Jahren und ist damit im Bereich des (spekulativ) Möglichen (zumindest soweit man das bei "magic-sciences" wie Transhumanismus/Psychohistorik noch sagen kann  ;) ). Eine jahrtausendalte menschliche Zivilisation wäre natürlich durchaus auch möglich und wäre sicherlich Stoff für spannende Abenteuer (Setzt die Erden-Menschheit mit ihrem Projekt nur einen Imperativ um, welcher ihnen selbst in ihr kulturelles Erbe implantiert wurde?), ist aber nicht zwingend erforderlich.

Der Mehrwert läge wohl in den Interaktionsmöglichkeiten. Bei nicht-menschlichen Aliens sind die praktisch nicht vorhanden: im wesentlichen lassen sich diese in "agressiv" (Invasoren/Parasiten), "defensiv" (primitive Kultur/Ureinwohner) und "apathisch" (Große Alte) einteilen - wenn es mehr Nuancen gibt (bzw. diese vom menschlichen Standpunkt aus unterscheidbar sind), dann sind sie für meinen Geschmack schon zu menschlich, als dass es noch glaubwürdig ist.

Zitat
Zumal sie nach transhumaner Betrachtung vermutlich auch keine echten "Aliens" wären, sondern ja ebenfalls Menschheitsabkömmlinge, wie andere Uplifts, KIs u.ä. ja auch.

Auch das wäre eine interessante Betrachtung. Sieht sich eine KI der Singularität (also eine, welche bereits von anderen KIs entwickelt wurde) als "Abkömmling" der Menschheit? Oder hat sie ein eher distanziertes Verhältnis zu ihnen ("Ihr seid meine Schöpfer? Wohl kaum. Betrachten die Menschen etwa die tektonischen Verschiebungen die sie zu einem aufrechten Gang nötigten als ihre Schöpfer?")?
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 16.08.2014 | 18:04
Aus Zeitmangel nur kurz: Was wäre, wenn man tatsächlich nach diesem Verfallsstadium ansetzt, wie Numenera das täte? Dann hätte man ehemals primitive Kulturen auf einem aufsteigenden Ast, die dank transhumaner Hinterlassenschaften mit Gerätschaften hantieren, die verblüffend hoch entwickelt sind. Man denke sich sowas wie den Steadfast, aber nochmal 500 Jahre weiter. Dank der (ich klau den Begriff einfach mal) immer besser verstandener "Numenera" fliegen einige "Primitive" nun auf Entdeckungstour durchs All. Den Gott und Konsorten würde ich drinlassen - das könnte u.a. einen ähnlichen Vibe haben wie z.b. die "Beeings of Light" aus Galactica. Der Vorteil, den ich dabei sehe, ist dass das meines Erachtens abgeschmackte Element von der "verdummenden Sci-Fi-Gesellschaft" alá Wh40K, Fading Suns, Dune etc.pp. vermieden wird und man von Hause aus eine positive Grundstimmung hätte.

Finde ich eine gute Idee! Dass ich den Zeithorizont zu klein gemacht habe, dachte ich auch schon bei nochmaligem Lesen; das würde das Setting dann doch sehr einschränken, viele Ideen (wie alexandros) wären dadurch unmöglich. Und ein positiver Grundvibe ist eigentlich auch besser. Eventuell müsste die transzendierte Intelligenz auch kein ganz so Setting-beherrschendes Element sein ...

Ach ja, und ich habe irgendwie auf dem Schlauch gestanden. Jetzt, wo der Begriff erwähnt wurde: Natürlich nennt man so was nicht Über-intelligenz oder Quanten-Netzwerk, sondern der Einfachheit halber die Singularität.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 16.08.2014 | 18:11
Der Mehrwert läge wohl in den Interaktionsmöglichkeiten. Bei nicht-menschlichen Aliens sind die praktisch nicht vorhanden: im wesentlichen lassen sich diese in "agressiv" (Invasoren/Parasiten), "defensiv" (primitive Kultur/Ureinwohner) und "apathisch" (Große Alte) einteilen - wenn es mehr Nuancen gibt (bzw. diese vom menschlichen Standpunkt aus unterscheidbar sind), dann sind sie für meinen Geschmack schon zu menschlich, als dass es noch glaubwürdig ist.

Da wäre ich wahrscheinlich ein bisschen "liberaler" und würde zugestehen, dass man mit den Aliens vielleicht nicht "reden" kann, aber doch irgendwie zweckgerichtet interagieren. Beispiel: Irgendwelche Wesen einer fremden Ökologie pflanzen sich in Form von Ablegern fort; dabei hinterlassen sie auch immer wieder abgestorbene Teile. Diese Teile sind für Menschen beispielsweise zum Einbau in Biotechnologie (als Informationsträger oder so) brauchbar. Durch Trial and Error haben findige Menschen herausgefunden, welche "Rituale" beachtet werden müssen, um diese abgestorbenen Teile einzusammeln. Vielleicht erregt man keine feindseligen Reaktionen der Aliens, wenn man die zu erntenden Teile vorher auf minus 80 Grad Celsius abkühlt ... ob diese "Rituale" wirklich etwas mit der Kultur der Aliens in einem menschlichen Sinne zu tun haben, ist erst mal dahingestellt. Abenteuer können sich aber beispielsweise schon darum drehen, sich ein Stückweit einen Reim auf solche Rätsel zu machen, um bessere Strategien des Umgangs zu finden. Die Aliens wären damit immer noch eher Umweltfaktoren als NSC, aber welche, denen man spekulativ Motiviationen zuschreiben kann.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Quaint am 16.08.2014 | 20:27
Ich werfe mal ein etwas anderes Setting ins Rennen.

Ich würde dabei von der Menschheit jetzt ausgehen, die sich vielleicht 300 Jahre entwickelt hat. Ähnlich wie bei Eclipse Phase gabs eine Reihe von eher rasanten Entwicklungen bis hin zu einer Singularität ca. 2100 (+/-)
Im Zuge der Singularität kam die Menschheit auch an FTL-Technologie und macht jetzt die Milchstraße unsicher. Besonders beliebt sind dabei gewaltige Schiffe, die in fremden Sternensystemen gewaltige Bauvorhaben unternehmen, etwa um Infrastruktur zu schaffen und/oder Planeten zu terraformen. Wo die ganzen Leute um das zu besiedeln herkommen sollen ist fraglich, denn der klassische Erdenmensch ist recht konservativ und hält z.B. an einem individuellen, menschenähnlichen und biologischen Körper fest. Und bekommt in der modernen Luxusgesellschaft auch nicht so arg viele Kinder. Die Menschen die es schon gibt sind aber relativ unsterblich (Backups, Uploading, Downloading/Resleeving, Cortical Stack etc.)
Oft ist es dann auch so, dass diese gewaltigen Bau- und Bergbauschiffe nur wenig Besatzung haben und die meisten Leute halt da über FTL-Fernsteuerung arbeiten (wobei die entsprechenden Kommunikationgeräte zu groß für eine kompakte Anwendung sind, aber die mehrere km großen Schiffe haben halt eins und schleifen das Signal dann halt durch).
Neben dem konservativen Mainstream gibt es aber auch abgefahrenere Randgruppen, die teils auch in die Weite der Galaxie hinaus auswandern um ihre eigenen Gesellschaften zu Gründen. Ideen für solche Grüppchen bietet Transhuman Space und Eclipse Phase ja reichlich.

Und zwecks rollenspielerischer Praktikabilität würde ich evtl. noch Psi einbauen.

Ein entsprechendes Rollenspiel ohne die klassisch Posthumanen Themen wie Unsterblichkeit zu forcieren fände ich ehrlich gesagt auch etwas lahm. Sterbliche, auf einen einzigen Körper festgelegte Individuen kann ich schon oft genug spielen, auch in SciFi-Umgebung.

Und natürlich muss es Aliens geben. Die sollen ruhig fremdartiger als bei Star Trek sein, aber schon interaktionsfähig. So ein paar Klassiker hab ich da aber auch schon auf Lager (Kristall-Psi-Viecher beispielsweise, die einen langsamen Metabolismus haben und daher eine andere Zeitwahrnehmung und die normalerweise als Formationen großer spindelförmiger Kristalle im Weltraum leben; Teile von denen Beeinflussen die Stimmung von biologischen Gehirnen in der Umgebung, wenn man sie mit Mikrowellen stimuliert; werden dementsprechend auch als Droge gebraucht)
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 16.08.2014 | 21:32
Den Ansatz finde ich auch spannend, würde ich auch mitwerkeln. Wobei ich wirklich kein PSI-Fan bin ... aber vielleicht könnte man stattdessen die Godhead-Singularität in irgendeiner Form ja auch in so ein Setting rüberretten? Könnte ja eher so was am Rande sein ...

Was mir daran jedenfalls gefällt, ist der glaubwürdige Erdhintergrund (irgendwie noch recht "normal" lebende, aber quasi-unsterbliche Menschen. Erinnert mich an ein paar tolle Geschichten von David Marusek, die ich mal zusammen mit Kriegsklinge übersetzt habe: http://golkonda-verlag.de/cms/front_content.php?idcat=111&lang=1) gepaart mit der guten Erklärung dafür, dass es "Abenteurer"gibt. Eine etwas griffigere Core Story müsste aber noch her.

Das mit dem Körperwechsel finde ich wie gesagt einerseits interessant und andererseits ... problematisch. Vielleicht, wenn es mit einem Problembewusstsein dafür gepaart ist, dass die Kontinuität eines in einen neuen Sleeve/Morph gepackten Individuums höchst fragwürdig ist, sodass Leute nicht dauernd leichtfertig resleeven, sondern echt nur im Notfall.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Quaint am 16.08.2014 | 22:17
Ich kann mir da mehrere Core Stories vorstellen.

Mal ein paar Beispiele

- die Gruppe besteht aus ein paar hundsnormalen (für das Setting) Leuten, die halt gemeinsam auf der Erde leben und sich immer mal was dazu verdienen zusätzlich zu ihrem utopisch-bedingungslosen Grundgehalt
Da müssen sie dann z.B. mal in Körper von der Stange schlüpfen um in ner leeren Millionenstadt auf nem neuen Planeten die Hausmeister zu spielen (Was ist mit den Leuten die das sonst gemacht haben? Nur der übliche Lagerkoller der in mörderischen Psychosen endete (und die Leute werden, ohne die Erinnerungen daran wiederverkörpert, noch zur Sicherheit therapiert?) ? Oder doch was abgefahreneres? )
Oder dann helfen sie mal bei der Algenernte im Unterseeozean des Titans mit, wo sie halt ferngesteuert irgendwelche Tauchroboter herumschubsen und boshafte Unterseepiraten wollen an die Ernte, wo sie aber doch nach Ernte bezahlt werden...
Und dazu dann so ein bissle Drama und Soap-Opera.

- die Gruppe besteht aus elitären Forschern und Kriegern, die die Grenzen des der Menschheit bekannten Raums erweitern. Dabei stoßen sie immer wieder in kleinen Raumschiffen weiter vor, und wenn sie halt nicht wiederkommen werden nach nem Jahr (oder wie lange für-tot-erklären halt dauert bei Vermissten) neu verkörpert von nem Backup
Sie können dabei natürlich auf abgefahrene Menschen treffen, die sich nicht mit dem Mainstream identifizieren, aber auch auf Aliens oder seltsame Phänomene
Sie sollten natürlich auch vor Spielbeginn schon paarmal verloren gegangen sein, vielleicht treffen sie sich ja mal selbst

- die Gruppe dient den Ordnungsmächten der geeinten Menschheit TM und geht gegen allerlei Verbrechen vor (gerade auch so Sachen, die man kann, aber halt in der Mainstreammenschheit nicht darf, wie sich selbst Vervielfältigen oder biologische Körper mit einem synthetischen, dienstbaren Bewußtsein ausstatten) - und abgesehen davon kann man da auch bissle Sachen machen wie z.B. bei almost human
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: blut_und_glas am 16.08.2014 | 22:53
inklusive einer optimalen Entwicklung ihres biologischen Potentials, also sind Menschen z.B. größer, athletischer und intelligenter als heute, viele Krankheiten usw. durch DNA Bereinigung und die Einflüsse der Naniten verschwunden

Also wie seit je die eugenische Übermenschenvision.

Sehr "modern".

Wie wäre es einmal damit ein "aktuelles" Thema wie beispielsweise Inklusion aufzugreifen anstatt wieder per "Bereinigung" die "sub-optimalen" Elemente der menschlichen Gemeinschaft auszumerzen?
Aber ich sehe natürlich ein, dass wir dann ja  viel weniger geiles Spielzeug hätten, was im Vergleich zu Gesellschaftsveränderungen/-entwürfen natürlich vorgeht.

Genau da liegt der Hase bei der Kombination aus "Transhumanismus" und "Rollenspiel(ern)" immer wieder im Pfeffer. Ich glaube ich bin dann mal lieber weg. Viel Erfolg.

mfG
jdw
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Text am 16.08.2014 | 23:26
Eine Idee die ich mal hatte, für ein post-humanes Setting:

Die Menschen haben zu ihrer Hochzeit eine Vielzahl von technischen und biologischen Lebensformen erschaffen (KIs, upgeliftete Tiere, komplett künstlich gen-Engineerte Lebensformen, Menschen-Varianten, etc.). Allen diesen Lebensformen haben ihre Schöpfer einen instinktiven Drang einprogrammiert, Menschen gefallen und dienen zu wollen.

Nun sind die Menschen schon seit tausenden Jahren verschwunden. Manche sagen sie seien ausgestorben. Aber ihre Schöpfung ist immer noch da - und diese versucht mit verschiedenen Methoden in einer Welt ohne Menschen einen Sinn in ihrem Leben zu finden.

Es gibt quasi-religiöse Kulte, riesige hierarchische Organisationen, die daran glauben dass irgendwo an der Spitze ein einzelner überlebender Mensch existiert, dem sie alle dienen und zuarbeiten. Freilich hat die seit Jahrhunderten niemand gesehen - aber man glaubt trotzdem an ihre Existenz.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Waldviech am 16.08.2014 | 23:29
Zitat
Wie wäre es einmal damit ein "aktuelles" Thema wie beispielsweise Inklusion aufzugreifen anstatt wieder per "Bereinigung" die "sub-optimalen" Elemente der menschlichen Gemeinschaft auszumerzen?
Ein transhumanes Setting würd ich mir im Idealfall schon ziemlich "inklusiv" vorstellen. Oder zumindest könnte es das im Falle einer positiven Utopie zumindest sein. Da der hohe Technologiestand eine unglaubliche Vielzahl an Handicaps ausgleichen könnte (welche Nachteile hätte ein Querschnittsgelähmter, wenn man seine Behinderung dank hoch entwickelter Medizin genauso leicht beheben könnte, wie man heutzutage eine Warze vereist oder einen Zahn überkront?), könnte man einer vollständigen gesellschaftlichen Teilhabe aller schon ziemlich nahe kommen, zumal man ja auch noch solche Dinge wie Cyberdemokratien u.ä. mit einbauen kann. Das Ergebnis wäre (man hat theoretisch einen Haufen Halbgötter) wäre bei der Herangehensweise ja auch gegeben - und ich sehe nicht, dass das weniger geiles Spielzeug bedeuten würde...

Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Eulenspiegel am 17.08.2014 | 00:13
Wer mit der Über-Intelligenz zu tun hat, muss dabei immer auf der Hut sein, um nicht selbst von ihr aufgesogen zu werden und zu transzendieren.
Hier könnte ich mir vorstellen, dass es einen Kult gibt, dessen Ziel es ist, selber zu transzendieren.

Dieser Kult ist naturgemäß sehr klein, da die ganzen Anhänger ja früher oder später selber die Transzendenz erreichen und aufgesogen werden. (Das heißt, selber wenn der Kult mal starken Zulauf hat und anwächst, wird der Kult nach ein paar Jahren wieder zusammengschrumpft sein.) Es bleiben nur ein paar "Lehrmeister" zurück, die sich selber vielleicht noch nicht bereit zur Transzendenz sehen und andere Leute für die Transzenz werben wollen.
Vielleicht gibt es auch ein paar Geschäftemacher, die Transzendenz für doof halten, aber andere Leute zum Kult-Beitritt überreden, um deren Habseligkeiten zu erben.

Zitat
Interessant fände ich auch noch irgendeine Lebensform aus einem anderen Sonnensystem, die sich evtl. in unserem Sonnensystem angesiedelt hat und nun entweder mit den Menschen und ihren Abkömmlingen konkurriert, eine Symbiose mit ihnen eingegangen ist oder beides ...
Hierzu würde mir spontan einfallen:
Ein weiteres Stichwort:
Memory-Backup / Memory Copy: Man kann eine Kopie seines Gedächtnisses/Charakters erstellen. Diese Kopie kann man wahlweise auf einen Roboter oder Klon transferieren. Alternativ kann man die Kopie auch als Backup aufbewahren und erst dann wieder auf einen Körper spielen, wenn das Original gestorben ist.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Slayn am 17.08.2014 | 08:14
Kehren wir mal eben zur angedachten "Core Story" zurück: Das wäre dann Exploration im klassischen Sinne und dazu noch Charakter Exploration.
Dann sind die meisten der angedachten Elemente aber nur schmuckes Beiwerk weil sie kaum etwas zur Core Story beisteuern.

@blut_und_glas:

Kommt wohl darauf an wie man Transhumanismus betrachtet. Du hängst dich anscheinend gerade daran auf das hier eine "bessere Sache" als neue Norm angesehen wird, was zeitgleich natürlich auch wertend ist.
Ich finde den Gedanken dagegen gruselig die eigene Menschlichkeit aufzugeben.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 17.08.2014 | 08:36
Noch mal zu Quaints Ansatz einer Ausbreitung der Menschheit in den nächsten paar Hundert Jahren von einer relativ stabilen, "langweiligen" Erde aus (wobei ich auch meinen Post-Singularity-Ansatz nicht ganz in die Tonne treten möchte, vielleicht lässt sich auch beides verbinden ...):

Thema Bewusstseinsspeicherung/Morph-Wechsel: Mir würde es da ja (eigentlich egal in welchem Setting genau) gefallen, wenn das nicht so eine lockere Sache ist - ich könnte mir vorstellen, dass die klassische Körper-Geist-Dualität gerade durch extreme Körpermanipulationen und quasi unbegrenzte Lebensverlängerung aufgeweicht wird, d.h. die Individuen ihre Körper eher wieder mehr als Teil ihrer Identität auffassen und sie eher nach und nach technisch verändern und "Teile austauschen", anstatt einen radikalen Wechsel durchzuführen. Die meisten Menschen in dieser Zukunft hätten schlicht und einfach das Gefühl, dass die Fortexistenz als Individuum nicht durch das Speichern und Neurunterladen in einen anderen Körper gesichert ist. Gleichzeitig würde ich den Prozess auch als technisch aufwändiger und fehleranfälliger anlegen, als das beispielsweise bei Eclipse Phase oder in den Takeshi-Kovacs-Romanen der Fall ist.
Der Vorteil für's Setting: Häufiger Morph-Wechsel könnte ein besonderes Merkmal von Draufgängern und Abenteurern sein, oder auch von Leuten, die sich die üblichen Lebensverlängerungsmaßnahmen nicht leisten können oder vielleicht aus anderen Gründen (als Straftäter?) keinen Zugriff auf sie haben und sich deshalb evtl. auch mit Körpern zufriedengeben müssen, die vielleicht für bestimmte Arbeiten oder als Söldner optimiert sind, aber ansonsten einen Verlust an Lebensqualität mit sich bringen (schneller Verschleiß, fehlendes Genussempfinden und damit verbundene Gefahr der Entwicklung von schweren Psychosen). Der "Normalbürger" würde sich nur in absoluten Notfällen (unheilbare Infektion mit Nanoviren ...) einem Morph-Wechsel unterziehen. Wie gesagt wäre damit Körperwechsel möglich, aber auch immer ein Thema, wenn es im Spiel vorkommt - dieses ständige Wechseln bei Eclipse Phase kommt mir doch eher mühsam vor ...

Uplifts/"Forged": (Letztere Bezeichnung habe ich mir von Justina Robsons "Natural History" entlehnt, da bezeichnet der Begriff Post-Menschen, die von Geburt an biotechnisch für bestimmte Aufgaben optimiert sind): Sollte es geben, und ich fände es interessant, wenn diese "neuen Menschen" von den "klassischen Menschen" erst einmal als eine Art Leibeigene behandelt worden sind (oder es teilweise auch noch werden) - eben für eine bestimmte Aufgabe entwickelt, mit der Pflicht, diese auch zu erfüllen, ob ihnen das nun gefällt oder nicht. Dagegen haben sich politische Bewegungen formiert, die mehr Selbstbestimmungsrecht fordern.

Die Über-Intelligenz/Godhead/Singularität: Die Idee von mir würde ich so rüberretten: Aus dem Bewusstsein von Transhumanisten, die sich selbst hochgeladen hat, und einigen KIs, hat sich eine Intelligenz entwickelt, die mit menschlichen Begriffen nicht mehr zu erfassen ist und die sich auf unbekannten Wegen in alle technischen menschlichen (und vielleicht auch andere) Informationsverarbeitungsstrukturen eingeschrieben hat. Wo es Computer/Netzwerke gibt, ist diese Intelligenz omnipräsent. Sie verhält sich wie eine Art Orakel - denkt nicht in nachvollziehbaren Begrifflichkeiten, kann aber punktuell tiefe Einblicke in das Universum verschaffen. Wer es wagt, mit ihr in Kontakt zu treten, könnte dadurch beispielsweise Zugriff auf Psi-ähnlliche Fähigkeiten (Telepathie, vielleicht sogar Beeinflussung von Materie/Energie) erhalten, geht aber gleichzeitig das zunehmende Risiko schwerer Pschosen oder sogar einer Bewusstseinsumformung ein - denn der Godhead lernt inzwischen, auch biologische Informationsverarbeitungsstrukturen zu integrieren, also menschliche Gehirne. iIm schlimmsten Fall wird man dadurch zu einer Art Zombie - jemandem, der nur noch Nahrung aufnimmt und die notwendigen Bewegungen vollführt, um sein Gehirn am Leben zu erhalten, aber keine eigenen Bewusstseinsäußerungen mehr von sich gibt.
Der Godhead könnte auch Möglichkeiten zur Kommunikation mit Aliens eröffnen.

Der Weltraum: Ich denke, es müsste auch im All verschiedene (post-)menschliche Fraktionen geben, damit das Spiel interessant wäre: Upift/Forged-Rechtler mit eigenen Kolonien, evtl. Vertreter verschiedener irdischer Machtblöcke, Sekten ...
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 17.08.2014 | 08:38
Hier könnte ich mir vorstellen, dass es einen Kult gibt, dessen Ziel es ist, selber zu transzendieren.

Dieser Kult ist naturgemäß sehr klein, da die ganzen Anhänger ja früher oder später selber die Transzendenz erreichen und aufgesogen werden. (Das heißt, selber wenn der Kult mal starken Zulauf hat und anwächst, wird der Kult nach ein paar Jahren wieder zusammengschrumpft sein.) Es bleiben nur ein paar "Lehrmeister" zurück, die sich selber vielleicht noch nicht bereit zur Transzendenz sehen und andere Leute für die Transzenz werben wollen.
Vielleicht gibt es auch ein paar Geschäftemacher, die Transzendenz für doof halten, aber andere Leute zum Kult-Beitritt überreden, um deren Habseligkeiten zu erben.

So was schwebte mir auch schon vor - es wäre auf jeden Fall interessant, wenn sich einen oder auch mehrere (widerstreitende) Religionen um diese Wesenheit entwickeln.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 17.08.2014 | 08:43
Ein transhumanes Setting würd ich mir im Idealfall schon ziemlich "inklusiv" vorstellen.

So dachte ich mir das auch - wobei ich es interessant finde, neue gesellschaftliche Konflikte aufzutun (beispielsweise zwischen klassischen Menschen und Uplifts, siehe mein vorletzter Post). Ich finde, extreme Langlebigkeit, Körpermanipulation und evtl. sogar Körperwechsel bergen extremes politisches Konfliktpotential, das diese Themen interessant macht - also statt Supersoldaten lieber Post-Menschen, die um Inklusion kämpfen (oder auch um Unabhängigkeit).
Wobei es natürlich gerne auch Supersoldaten geben kann und darf, aber wenn die sich darauf beschränken, besonders geile eingebaute Wummen zu haben, würden sie mich als Thema nicht groß interessieren. Wenn die Supersoldaten sich aber fragen müssen, wie sie mit ihren hochgerüsteten Körpern eigentlich noch ein lebenswertes Leben hinkriegen und ob man sie nicht ganz schön verarscht hat, indem man sie in so einen Supersoldaten-Körper gesperrt hat, dann wird es interessant ...
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Slayn am 17.08.2014 | 08:57
Ein paar Konfliktthemen:

Bewusstsein Speichern/Körperwechsel/Morphwechsel: "Der Ewige Krieg"
Unter den Rahmenbedingungen kann es sein das ein Konflikt nie zu Ende geht, die Soldaten immer weiter kämpfen, der krieg ewig anhält.

Bewusstsein Speichern/Körperwechsel/Morphwechsel: "Self-Extinction"
Ein toller Schritt für das Individuum, eine beschissene Wahl für die ganze Rasse. Auch wenn es logisch ist den Schritt zu machen, wird sich die Menschheit als solches unweigerlich ausrotten.

Uplifts/Forged: "Du bist kein Mensch, du bist meine Maschine"
Welchen Wert hat ein Wesen das nach dem Build to Order Prinzip für eine bestimmte Aufgabe geschaffen wurde? Ist es überhaupt ein Wesen?
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Waldviech am 17.08.2014 | 10:37
Zitat
Bewusstsein Speichern/Körperwechsel/Morphwechsel: "Self-Extinction"
Ein toller Schritt für das Individuum, eine beschissene Wahl für die ganze Rasse. Auch wenn es logisch ist den Schritt zu machen, wird sich die Menschheit als solches unweigerlich ausrotten.
Der Punkt ergibt IMHO aber ganz tolle "Philosophenkriege", da man die Sache mit der Selbstauslöschung auch völlig anders sehen kann. Klar sind das dann irgendwann keine Homo Sapiens wie wir mehr. Aber wie tragisch wäre das? Wir sehen ja heute auch nicht mehr aus wie der Homo Ergaster und niemanden juckt es.
Zitat
Die Über-Intelligenz/Godhead/Singularität: Die Idee von mir würde ich so rüberretten: Aus dem Bewusstsein von Transhumanisten, die sich selbst hochgeladen hat, und einigen KIs, hat sich eine Intelligenz entwickelt, die mit menschlichen Begriffen nicht mehr zu erfassen ist und die sich auf unbekannten Wegen in alle technischen menschlichen (und vielleicht auch andere) Informationsverarbeitungsstrukturen eingeschrieben hat.
Wie wäre es denn mit der Godhead-Singularität als Lösung des Fermi-Paradoxons? Die selbe Story, die grade die Menschheit erlebt, durchlaufen auch andere Spezies. Immer wieder und überall. Das bedeutet "nur" Folgendes: Das wahre Zeitalter interstellarer Reisen sieht nicht aus wie Star-Trek, sondern so, das postmenschliche "Geistwesen" in transzendierter Form durch die Grundstruktur des Alls selbst wabern. Leute mit Raumschiffen kommen nicht so weit, dass sie von ihren Nachbarn bemerkt werden können, die Transzendierten sind mit den Mitteln einer Zivilisation unserer Tage nicht erkennbar - die Folge: Wir gucken ins All und sehen nichts.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 17.08.2014 | 10:49
@Slayn:
Konfliktthemen finde ich so gut zusammengefasst!

Wie wäre es denn mit der Godhead-Singularität als Lösung des Fermi-Paradoxons? Die selbe Story, die grade die Menschheit erlebt, durchlaufen auch andere Spezies. Immer wieder und überall. Das bedeutet "nur" Folgendes: Das wahre Zeitalter interstellarer Reisen sieht nicht aus wie Star-Trek, sondern so, das postmenschliche "Geistwesen" in transzendierter Form durch die Grundstruktur des Alls selbst wabern. Leute mit Raumschiffen kommen nicht so weit, dass sie von ihren Nachbarn bemerkt werden können, die Transzendierten sind mit den Mitteln einer Zivilisation unserer Tage nicht erkennbar - die Folge: Wir gucken ins All und sehen nichts.

Wäre natürlich interessant, wenn der menschliche Godhead vielleicht Kontakt zu anderen "Geistwesen" aufnimmt. Ich meine, diese Lösung des Fermi-Paradoxes wurde auch schon hier und da in der Literatur vorgeschlagen ... wobei ich die nicht gerne als ganz ausschließlich stehen lassen würde. Die Vorstellung, dass intelligentes Leben immer und automatisch auf das gleiche Endergebnis hinauslaufen muss, fände ich für ein Rollenspielsetting wiederum etwas so einschränkend.
Man könnte aber annehmen, dass diese "Transzendenzschwelle" eine typische "Krise" intellligenter Zivilisationen und einer der Gründe dafür ist, dass es relativ wenige solche Zivilisationen gibt (die für uns noch als solche erkennbar sind ...)
(Um  verschiedene mögliche Antworten auf das Fermi-Paradox dreht sich auch David Brins von mir eingangs genannter Roman "Existenz", da stecken auch viele schöne Ideen drin!)
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Waldviech am 17.08.2014 | 10:53
Zitat
Die Vorstellung, dass intelligentes Leben immer und automatisch auf das gleiche Endergebnis hinauslaufen muss, fände ich für ein Rollenspielsetting wiederum etwas so einschränkend.
Immer und automatisch sollte das natürlich der Fall sein - aber (zumindest aus Perspektive der Transzendierten) so oft, dass es ein Konglomerat verschiedener "Godhead-Bestandteile" gibt.
Zitat
Man könnte aber annehmen, dass diese "Transzendenzschwelle" eine typische "Krise" intellligenter Zivilisationen und einer der Gründe dafür ist, dass es relativ wenige solche Zivilisationen gibt (die für uns noch als solche erkennbar sind ...)
 
Das wär ein Klassiker, den ich befürworten würde :)
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 17.08.2014 | 11:04
Immer und automatisch sollte das natürlich der Fall sein - aber (zumindest aus Perspektive der Transzendierten) so oft, dass es ein Konglomerat verschiedener "Godhead-Bestandteile" gibt.

Klingt für mich, als könnte man sich ein loses "Transzendenznetz" vorstellen, das dort den die Materie durchzieht, wo es intelligente Zivilisationen gab oder gibt, die eigene Godheads entwickelt haben. So ein Netz könnte je nach Ort verschiedene Eigenschaften haben und verschieden nützlich/bedrohlich/fremd sein. Für's Rollenspiel hätte man dann vielleicht wirklich eine interessante Alternative zu Magie/Psi, bei der man als SL auch immer wieder mit neuen Nebenwirkungen aufwarten könnte.

Wobei ich gerne vermeiden würde, dass es zu "mystisch" wird. Irgendwie sollte bei all dem die "wissenschaftliche" Grundästhetik gewahrt bleiben. Vielleicht ginge das am besten, indem man die Godheads als extrem distanziert beschreibt. Und gleichzeitig müsste man noch mal überegen, ob dieses "in die Struktur des Raums eingeschrieben" nicht vielleicht doch ein wenig zu weit geht ... vielleicht sind die Godheads in der Regel schon an irgendwelche Form von Trägermaterie/-strahlung gebunden? Wie schon vorgeschlagen, könnten sie sich in alle möglichen Arten von informationsverarbeitenden Medien einschreiben, darunter vielleicht auch ganze Biosphären - aber um in Kontakt mit ihnen zu treten, müsste man irgendeinen Kontakt zu diesen Medien herstellen (und vielleicht überhaupt erst mal herausfinden, ob es ein Stück eines Godheads enthält).
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Skeeve am 17.08.2014 | 14:17
also zum brainstormen bin ich gerade nicht wach genug, aber bei der Beschreibung von Rumspielstilziel ist mir sofort
Ein Feuer auf der Tiefe (http://de.wikipedia.org/wiki/Ein_Feuer_auf_der_Tiefe) von Vernor Vinge eingefallen!

* eine tranzendierte Intelligenz, die nach aonenlangen Schlaf unabsichtlch wieder entdeckt und aufgeweckt wird (und sich gleich Virus-mäßig verbreitet und für Probleme sorgt)
* Aliens die erst zusammen im Rudel richtig intelligent sind
* ein (Kommunikations-)Netzwerk von intelligenten Zivilisationen in der Galaxis

was bei Rumspielstilziel noch nicht dabei war: Zonen, weit draußen am Rande der Galaxis, in denen sich alles deutlich schneller entwickelt und denkt (oberhalb der Lichtgeschwindigkeit, die in der "langsamen Zone", in der auch die Erde ist, die obergrenze ist)  und das die Grenzen zwischen den Zonen nicht statisch sind, sondern sind immer wieder verändern. So dass man am Rand der langsamen Zone mit Glück Artefakte finden kann, die aus der schnelleren Zone stammt und schon ein paar Jahrtausende weiter entwickelt ist... Was dann auch der Grund für vielle Glücksritter ist sich dort rumzutreiben
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 17.08.2014 | 14:25
"Ein Feuer aus der Tiefe" habe ich noch nicht gelesen, sollte ich mal machen. Klingt allerdings, als passt es mehr zu meiner ursprünglichen Richtung ...

Hier geht die Tendenz ja gerade zu "doch nicht ganz so ferne Zukunft und nicht zu viele/sehr fremde Aliens". Ich habe mich zumindest schon sehr mit Quaints nicht ganz so abgedrehtem Grundansatz angefreundet, wenn man da jetzt gleichzeitig die politischen Konflikte innerhalb einer transhumanistisch aufgespaltenen Menschheit, die Character Exploration zum Thema "sind wir noch menschlich, und spielt das eine Rolle?" und eher vorsichtig das Motiv der Transzendenz und der Godheads reinbringt, wäre ich damit recht glücklich.

Die Ansätze für's Spiel finde ich mit Slaynes "Space Exploration + Character Exploration" auch gut getroffen.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Skeeve am 17.08.2014 | 23:41
"Ein Feuer aus der Tiefe" habe ich noch nicht gelesen, sollte ich mal machen. Klingt allerdings, als passt es mehr zu meiner ursprünglichen Richtung ...

"Ja!" auf alle (nicht geschriebenen) Fragen...  :D
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Waldviech am 18.08.2014 | 11:01
Zitat
Und gleichzeitig müsste man noch mal überegen, ob dieses "in die Struktur des Raums eingeschrieben" nicht vielleicht doch ein wenig zu weit geht ... vielleicht sind die Godheads in der Regel schon an irgendwelche Form von Trägermaterie/-strahlung gebunden? Wie schon vorgeschlagen, könnten sie sich in alle möglichen Arten von informationsverarbeitenden Medien einschreiben, darunter vielleicht auch ganze Biosphären - aber um in Kontakt mit ihnen zu treten, müsste man irgendeinen Kontakt zu diesen Medien herstellen (und vielleicht überhaupt erst mal herausfinden, ob es ein Stück eines Godheads enthält).
Fänd ich gar nicht so übel. Es müsste ja nicht mal was Offensichtliches sein wie ein schwarzer Monolith.   ;D

Zitat
Hier geht die Tendenz ja gerade zu "doch nicht ganz so ferne Zukunft und nicht zu viele/sehr fremde Aliens". Ich habe mich zumindest schon sehr mit Quaints nicht ganz so abgedrehtem Grundansatz angefreundet, wenn man da jetzt gleichzeitig die politischen Konflikte innerhalb einer transhumanistisch aufgespaltenen Menschheit, die Character Exploration zum Thema "sind wir noch menschlich, und spielt das eine Rolle?" und eher vorsichtig das Motiv der Transzendenz und der Godheads reinbringt, wäre ich damit recht glücklich.
Jetzt müsste man praktisch nur noch aufpassen, dass man nicht sozusagen "Eclipse Phase" abschreibt, oder Transhuman Space.  ;D. Ein paar Ideen hierzu:
- Zunächst einmal hat es keinen Weltuntergang gegeben.
- Einige von den Problemen, die man heute schon in SF-Romanen bis zum Erbrechen durchdekliniert, hat man genau wegen solch gründlicher Vorüberlegung umgehen können. So unterdrückt die Erde z.b. keine Kolonien (die sind so weit draußen eh autonom und müssen vor Ort entscheiden können). Ebenso haben künstliche Lebensformen mit vollem Bewusstsein, selbstverständlich volle Bürgerrechte. (Das muss aber nicht in allen Kolonien so sein).
- Das Marsterraforming ist schon ziemlich weit - mit ein paar Meeren an den Polkappen und einem angepassten Ökosystem. Wichtiger Bestandteil des Terraformings in dieser Phase sind sowas wie "Ökosystem-Wächter", die permanent das fragile, entstehende Leben des Mars überwachen um Probleme festzustellen und zu beseitigen (noch kann das Ganze kippen).
- Die Menschheit in etliche transhumaner Seitenlinien aufzuspalten und einen Haufen nichtmenschlicher "Nachkommenschaft" in die Welt zu setzen, war eine Sache - diesen Sack Flöhe irgendwie zusammen zu halten ist eine völlig andere.  Hier könnte man dann eine hübsche Prise antiquiert-optimistischer Star-Trek-Utopie ansetzen. Mit viel Schweiß, Blut und Ärmelhochkrempeln hat die Erdbevölkerung es geschafft, einen Haufen heute relevanter Probleme zu lösen. Deswegen herrscht dort grade ein ziemlich optimistischer Überschwang. Man versucht nun, die ganzen autonomen Kolonien im All als gleichberechtigte Partner in so etwas wie der UN unter einen Hut zu kriegen. In dieser "Föderation" (hust) gilt, was Transhumanismus angeht, die Philosophie "Wir alle sind die Menschheit", d.h. man macht keinen Unterschied zwischen natürlich gezeugten, un modifizierten Menschen, Uplift-Delphinen oder intelligenten Raumsonden. Eine mögliche Core-Story könnte sein, dass die SC als mobile, friedensstiftende Eingreiftruppe dieser Föderation a) unangeschlossene Kolonien zum Beitritt überzeugen und b) diverse Konflikte als "interplanetare" Feuerwehr löschen sollen.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 18.08.2014 | 12:55
Jetzt müsste man praktisch nur noch aufpassen, dass man nicht sozusagen "Eclipse Phase" abschreibt, oder Transhuman Space.  ;D. Ein paar Ideen hierzu:

Die Gefahr besteht natürlich. Zu deinen Ideen:


- Zunächst einmal hat es keinen Weltuntergang gegeben.

Finde ich gut, denn dadurch bleibt die Erde auch als ein Schauplatz (der nicht nur ein Technik-Dungeon ist) bestehen.

- Einige von den Problemen, die man heute schon in SF-Romanen bis zum Erbrechen durchdekliniert, hat man genau wegen solch gründlicher Vorüberlegung umgehen können. So unterdrückt die Erde z.b. keine Kolonien (die sind so weit draußen eh autonom und müssen vor Ort entscheiden können). Ebenso haben künstliche Lebensformen mit vollem Bewusstsein, selbstverständlich volle Bürgerrechte. (Das muss aber nicht in allen Kolonien so sein).

Ersteres (Erde unterdrückt keine Kolonien) finde ich gut - zumal es auch wirklich fraglich wäre, wie eine solche Unterdrückung über die Distanzen überhaupt praktisch umzusetzen sein soll. Zweiteren Punkt (KIs genießen volle Bürgerrechte) fände ich ein bisschen schade, weil damit auch Konfliktpotential verschenkt wäre - ich denke, es sollte zumindest verschiedene widerstreitende politische Ideologien zu dem Thema geben und auch nicht unbedingt totale Rechtssicherheit ... damit hätte man dan nämlich beispielsweise auch wieder mögliche Backstory für KI-SC im Spiel (musste von der Erde/dem Mars abhauen, weil dort der eigene Personenstatus bedroht war).


- Das Marsterraforming ist schon ziemlich weit - mit ein paar Meeren an den Polkappen und einem angepassten Ökosystem. Wichtiger Bestandteil des Terraformings in dieser Phase sind sowas wie "Ökosystem-Wächter", die permanent das fragile, entstehende Leben des Mars überwachen um Probleme festzustellen und zu beseitigen (noch kann das Ganze kippen).

Finde ich als Ansatz auch gut, wobei ich es auch hier schön fände, das optimistische (Im Prinzip hat das Terraforming geklappt) mit Konfliktpotenzial anzureichern - vielleicht gibt es auf dem Mars eine Art Öko-Diktatur, die auch fragwürdige Mittel einsetzt? Und vielleicht gibt es einen ökologischen Knackpunkt, an dem tatsächlich alles zu kippen droht? (wenn man da ins Detail gehen will, müsste man sich wohl ein bisschen Literatur zum Thema besorgen oder jemanden fragen, der sich damit auskennt.)


- Die Menschheit in etliche transhumaner Seitenlinien aufzuspalten und einen Haufen nichtmenschlicher "Nachkommensch
aft" in die Welt zu setzen, war eine Sache - diesen Sack Flöhe irgendwie zusammen zu halten ist eine völlig andere.  Hier könnte man dann eine hübsche Prise antiquiert-optimistischer Star-Trek-Utopie ansetzen. Mit viel Schweiß, Blut und Ärmelhochkrempeln hat die Erdbevölkerung es geschafft, einen Haufen heute relevanter Probleme zu lösen. Deswegen herrscht dort grade ein ziemlich optimistischer Überschwang. Man versucht nun, die ganzen autonomen Kolonien im All als gleichberechtigte Partner in so etwas wie der UN unter einen Hut zu kriegen. In dieser "Föderation" (hust) gilt, was Transhumanismus angeht, die Philosophie "Wir alle sind die Menschheit", d.h. man macht keinen Unterschied zwischen natürlich gezeugten, un modifizierten Menschen, Uplift-Delphinen oder intelligenten Raumsonden. Eine mögliche Core-Story könnte sein, dass die SC als mobile, friedensstiftende Eingreiftruppe dieser Föderation a) unangeschlossene Kolonien zum Beitritt überzeugen und b) diverse Konflikte als "interplanetare" Feuerwehr löschen sollen.

Da würde ich auch "jein" zu sagen. ich finde, die optimistische Wir-sind-alle-die-Menschheit-Einstellung sollte dadurch zum Grundton gehören, aber längst nicht überall und in Bezug auf alle Transmenschen durchgesetzt sein. Da hätte ich auch Lust, mich ein bisschen bei dem hier schon oft von mir erwähnten Roman von Justina Robson zu bedienen, wo es darum geht, dass die "Forged", biotechnisch auf bestimmte Aufgaben optimierte Individuen (bis hin zu lebenden Raumschiffen) mit der "Form and Function"-Ideologie, die ihrer Existenz zugrundeliegt, kämpfen und versuchen, Maßstäbe für ein selbstbestimmtes Leben jenseits ihrer ursprünglichen Funktionsbestimmung zu entwickeln. Das gäbe Raum für politische Konflikte bis hin zu Bürgerkrieg/Freiheitskampf/Terrorismus und würde Konzepte für "ausgestoßene" SC eröffnen. Die von dir vorgeschlagene interplanetare Feuerwehr ist auch eine interessante Idee, wäre halt mehr Star Trek, ich fände es aber auch schön, wenn das Setting Raum für eine Firefly-Crew von Zwielichtigen und Ausgestoßen bereit hielte.


Sonst zur Differenzierung von Eclipse Phase:
Da wären zum einen die Godheads, zum anderen die stärkere Bedeutung interstellarer Raumfahrt (ohne, dass wir dabei auf Vorgängerspezies zurückgreifen müssen, die Tore hinterlassen haben). Dann würde ich auch noch mal meine Vorstellung einbringen, dass die typischen (Post-)Menschen sehr viel mehr an ihren aktuellen physischen Körpern hängen sollten und der Körperwechsel zwar möglich, aber keine totale Routinesache ist. Die Frage, ob ein neuer Sleeve/Morph wirklich eine Fortexistenz des Individuums bedeutet oder ob es sich nicht einfach um ein neues, dem vorangegangenen vom Bewusstsein her sehr ähnliches Individuum handelt, sollte in der Gedankenwelt der Leute deutlich präsenter sein als im EP-Setting. Ich fände es interessant, wenn der klare Geist-Körper-Dualismus, auf dem die Vorstellung, so ein Körperwechsel sei unproblematisch, gerade durch die Erfahrungen mit massiver technische Manipulation des Körpers, die auch dass Bewusstsein beeinflusst, ins Wanken geraten wäre.
Ansonsten würden sich sicher im Detail viele Unterschiede zu Eclipse Phase finden - ich würde mal denken, von der Grundatmosphäre nicht ganz so Cyberpunkig, etwas optimistischer und vielleicht auch mit einem stärkeren Schwerpunkt auf Raumfahrt/Erforschung des Alls.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Waldviech am 18.08.2014 | 13:04
Zitat
Da würde ich auch "jein" zu sagen.
Ich hab das Ganze vielleicht auch nicht so vollständig gut vorgestellt. Was mir da eigentlich vorschweben würde, ist eine "Föderation under Construction". Die Wir-sind-alle-Menschen-Philosophie herrscht vor allem auf der Erde und den sehr nahe gelegenen Habitaten vor, die weiter weg liegenden Kolonien (allesamt autonom) hätten da z.t. ziemlich variierende Vorstellungen, die sich drastisch voneinander unterscheiden können. De facto würde ich mir unter den Kolonien sogar so viel Konfliktpotential vorstellen, dass die "Feuerwehr" auch bitter nötig ist. Einige Kolonien haben begriffen, dass die durch die Aufsplitterung der Menschheit entstehenden Konflikte gelöst werden müssen, wenn die "erweiterte Menschheit" sich nicht in kommenden Kriegen zerlegen soll. Die unterstützen die "Föderation". Andere Kolonien sehen das völlig anders.

Edit:
Ein Outgame-Grund, die "Föderierte Feuerwehr" einzubauen, ist der, ein verbreitetes Problem transhumaner Settings zu vermeiden. Die Frage "Ja was spiel ich da eigentlich?" kommt leider sehr oft vor. Da könnte eine klare Core-Story helfen. Zudem ist das ein perfektes Instrument, um den Spielern die zahlreichen Konflikte und philosophischen Querelen des Transhumanismus um die Ohren zu hauen. Es ist ja genau ihr Job, sich darum zu kümmern. Außerdem hätte man natürlich sofort ein klares Abenteuerkonzept  ;D.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Yerho am 18.08.2014 | 13:29
Zum Thema Aliens: Man gebe einer menschlichen Subkultur, die ja meistens bereits aufgrund ihrer existierenden weltanschaulichen Unterschiede emigriert ist, nur eine Handvoll Generationen Zeit, um sich isoliert zu entwickeln und gebe dieser Subkultur außerdem noch genetische und nanotechnische Mittel in die Hand, verrühre es mit einer Prise abweichender Umweltbedingungen und man hat Ableger der Gattung Mensch, die für "Erdenmenschen" fremdartiger sein können als alles, was die SF sich bisher ausdenken konnte.

Zum Thema Transzendenz: Ab einem bestimmen Punkt dürfte es für transzendierte Entitäten ebenso schwer bis unmöglich sein mit "niederen" Lebensformen zu kommunizieren, wie es für diese schwer bis unmöglich ist, mit den "höheren" Lebensformen zu kommunizieren. Insofern halte ich es für durchaus plausibel, dass Kontakte von unten nach oben einen gewissen Grad an Irrsinn beinhalten oder hervorrufen. Umgekehrt müsste sich ein transzendiertes Wesen eventuell temporär oder sogar permanent "downgraden", um Raum und Zeit wieder in unserem Sinne und damit Wesen unserer Entwicklungsstufe verstehen zu können.
Eventuell ist eine unmittelbare Kommunikation aber auch gar nicht möglich und jedwede Einflussnahme erfolgt über die Einflussnahme auf kosmische Ereignisse - sterbliche Wesen müssen dann sehr lange Zeiträume und/oder Ereignisfolgen beobachten und deuten, um die göttliche Absicht zu erkennen. Das verknüpft dann Wissenschaft und Religion, denn es ist die Wissenschaft, die den Kommunikationsversuch erkennt und die Religion versucht seine Bedeutung zu interpretieren.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 18.08.2014 | 13:34

Edit:
Ein Outgame-Grund, die "Föderierte Feuerwehr" einzubauen, ist der, ein verbreitetes Problem transhumaner Settings zu vermeiden. Die Frage "Ja was spiel ich da eigentlich?" kommt leider sehr oft vor. Da könnte eine klare Core-Story helfen. Zudem ist das ein perfektes Instrument, um den Spielern die zahlreichen Konflikte und philosophischen Querelen des Transhumanismus um die Ohren zu hauen. Es ist ja genau ihr Job, sich darum zu kümmern. Außerdem hätte man natürlich sofort ein klares Abenteuerkonzept  ;D.


Das stimmt , insofern ist das ein sehr guter Ansatz. Sehr ähnlich ist ja die Core Story von Ashen Stars, dass ich derzeit leite - auch da spielt man interstellare Gesetzeshüter, die allerdings als Freelancer arbeiten, bloß halt in einem ganz anderen Setting.

Vielleicht könnte man das auch wieder mit Quaints Idee zusammenbringen, dass es gar nicht so leicht ist, Leute zu finden, die bereit sind, die sichere Erde (und vielleicht einige andere sichere Kernplaneten) zu verlassen, ins Unbekannte aufzubrechen und dabei ihr potentiell unbegrenztes Leben aufs Spiel zu setzen. Am Anfang gab es vielleicht einige Wellen von Pionieren, die Kolonien gegründet haben, oder Transhumanen, die noch nicht die vollen Rechte auf der Erde hatten und deshalb auf anderen Planeten oder in Habitaten ihr eigenes Ding aufgezogen haben - inzwischen verlässt kaum noch jemand freiwillig die gesellschaftlich und ökologisch stabilisierte Erde.

Das wäre dann ein Grund, warum man auf der Erde bei manchen Straftätern vielleicht ein Auge zudrückt, wenn sie bereit sind, sich einer solchen Feuerwehr-Crew anzuschließen. So würde man dann (auch) die Firefly-Variante ermöglichen.

Gut fände ich auch, wenn es keine Überlicht-Kommunikation gibt. So wäre es halbwegs glaubwürdig, dass diese Crews mit relativ weitreichenden Befugnissen ausgestattete kleine, eingeschworene Gemeinschaften (also: Abenteurergruppen) mit eigenem Raumschiff und eigenem Modus Operandi bilden. Ich finde ja nichts ist nerviger, als wenn SC bei ihren Vorgesetzten nachfragen müssen, ehe sie einen Plan in die Tat umsetzen können ...
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 18.08.2014 | 13:36
Zum Thema Transzendenz: Ab einem bestimmen Punkt dürfte es für transzendierte Entitäten ebenso schwer bis unmöglich sein mit "niederen" Lebensformen zu kommunizieren, wie es für diese schwer bis unmöglich ist, mit den "höheren" Lebensformen zu kommunizieren. Insofern halte ich es für durchaus plausibel, dass Kontakte von unten nach oben einen gewissen Grad an Irrsinn beinhalten oder hervorrufen. Umgekehrt müsste sich ein transzendiertes Wesen eventuell temporär oder sogar permanent "downgraden", um Raum und Zeit wieder in unserem Sinne und damit Wesen unserer Entwicklungsstufe verstehen zu können.

So etwa dachte ich mir das, wobei ich mir vorstellen würde, dass ein "Downgrade" die absolute Ausnahme ist; vielleicht sogar etwas nie Dagewesenes (also eher schon ein konkreter Abenteueraufhänger als ein Settingelement).


Eventuell ist eine unmittelbare Kommunikation aber auch gar nicht möglich und jedwede Einflussnahme erfolgt über die Einflussnahme auf kosmische Ereignisse - sterbliche Wesen müssen dann sehr lange Zeiträume und/oder Ereignisfolgen beobachten und deuten, um die göttliche Absicht zu erkennen. Das verknüpft dann Wissenschaft und Religion, denn es ist die Wissenschaft, die den Kommunikationsversuch erkennt und die Religion versucht seine Bedeutung zu interpretieren.

Interessante Idee!
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Slayn am 18.08.2014 | 13:41
vom handy. voodoo elemente?
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Waldviech am 18.08.2014 | 13:44
Zitat
So etwa dachte ich mir das, wobei ich mir vorstellen würde, dass ein "Downgrade" die absolute Ausnahme ist; vielleicht sogar etwas nie Dagewesenes (also eher schon ein konkreter Abenteueraufhänger als ein Settingelement).
Oder ein Ereignis, dass die bewohnten Sonnensysteme bis ins Mark erschüttert. Je nachdem, wie die transhumanen "Normal-Unsterblichen" die Transzendenten betrachten, könnte es für viele Milliarden durchaus was von der Wiederkunft des Messias haben, wenn ein ex-transzendentes "Downgrade" erscheint und aus kosmisch wahnsinnig wichtigen Gründen zu ihnen spricht. Vielleicht wäre das sogar eine mögliche Entstehungsgeschichte für eine zur Zeit sehr stark expandierende Weltraumsekte.

Zitat
Das wäre dann ein Grund, warum man auf der Erde bei manchen Straftätern vielleicht ein Auge zudrückt, wenn sie bereit sind, sich einer solchen Feuerwehr-Crew anzuschließen. So würde man dann (auch) die Firefly-Variante ermöglichen.
Die Idee finde ich super! Hat irgendwie ein bisschen was von Almuric. Die "Feuerwehr" könnte aus Elementen bestehen, die auf die eine oder andere Art zu anachronistisch, "gewalttätig" oder sonst wie nonkonformistisch sind. In der ultrafortgeschrittenen, überfriedlichen Welt der zukünftigen Erde wären sie Störfaktoren - im Dienst als Einsatzteam draußen im wilden All aber genau die Richtigen!
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 18.08.2014 | 13:50
vom handy. voodoo elemente?

Könnte man sicher was mit machen - vielleicht hat die Voodoo-Religion sich ja weiterentwickelt (die ist ja ohnehin sehr wandelbar) und manche Loas auf die Transzendenz-Intelligenz übertragen. Ich könnte mir da überhaupt sehr viele Varianten vorstellen, in denen bestehende Religionen Ableger ausbilden, die sich irgendwie auf diese Wesenheit beziehen ... wie Waldviech ja gerade schrieb: Da wäre auch was Messianisches denkbar.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Quaint am 18.08.2014 | 14:21
Mal noch ein paar Gedanken von mir zu dem Thema:

- im Zuge der Singularität entstanden eine Reihe von Superintelligenzen
- diese zeichnen sich für einige wundersame Technologie im Setting verantwortlich
- sie existieren weiter, ohne völlig entrückt zu sein, sind aber auch oft schwer verständlich
- hauptsächlich existieren sie mittlerweile in einigen zu Supercomputern umgebauten Sternensystemen mit absurden Mengen an Rechenkraft
- zumindest einige von ihnen haben ein stehendes Angebot für Postmenschen, aufgenommen zu werden
- angeblich leben die so Aufgenommenen unsterblich in einer Art fremdartiger virtueller Umgebung, die aufgrund der absurden Rechenkraft auch realtitätsbeschleunigt ist, also durchleben sie in einigen Augenblicken meinetwegen 1000 subjektive Jahre
- das sich Aufgenommene zurückmelden ist ungewöhnlich, kommt aber vor
- aus Sicht der Superintelligenzen ist die Realität nicht besonders wichtig, ihre virtuelle Innere Welt interessiert sie meist mehr (da passiert ja auch mehr, die äussere Welt ist da im Vergleich eher langsam und langweilig); sie werden aber fuchsig wenn man ihrer Hardware zu Nahe kommt
- jede Superintelligenz unterhält eine ganze Rasse von KI-Sprößlingen, die dann nicht auf kosmischem Maßstab intelligent sind, die aber halt Maschinen steuern, um die reale Welt zu beeinflussen, etwa wenn sie mal wieder was an der Hardware machen müssen oder Eindringlinge abwehren oder bissle das Universum erkunden und fremdartige Bewußtseine für neue, interessante Simulationen aquirieren)
- der Postmenschheit ist nicht bekannt, was die Superintelligenzen auf längere Sicht planen, aber man ahnt, dass Wesenheiten die über unbegreifliche Technologie verfügen und ganze Sternensysteme umbauen auch die Postmenschheit leicht auslöschen oder zwangsweise uploaden könnten
- da gibt es dann natürlich Gruppen, die verschiedene Superintelligenzen anbeten oder auch solche, die der Meinung sind, es wären insgeheim schon alle in eine virtuelle Welt gesteckt worden


- ich würde der Postmenschheit schon FTL-Kommunikation geben, aber die Dinger sind halt groß und finden nur auf den größten Raumschiffen plausibel Platz, kleinere Schiffe müssen also eigenständig handeln können
- der Ansatz mit Föderation und wir sind alle Menschen und der entsprechenden Feuerwehr finde ich nett
- ebenso den Ansatz, dass die meisten Menschen bequem sind und nicht ihren Tod riskieren wollen (wiewohl der, je nach Betrachtung, nur vorübergehend wäre)
- evtl. kann man ja auch was machen, dass unter Umständen Tote, die weiterleben wollen, ein soziales Stigma tragen, so dass es sie ein wenig raus in den Weltraum treibt (zumal der Tod sie wohl nichtmehr so schrecken wird, nachdem sie schonmal gestorben sind)
- evtl. sollte auch die Erde nicht ganz geeint sein, sondern in verschiedene Machtblöcke aufgespalten, die aber alle vergleichsweise nah am Mainstream sind (also hat man da vielleicht eine Cyberdemokratie in Echtzeit, dort eine halbautomatische Planwirtschaft mit verstaatlichtem Urheberrecht und hüben eine Republik mit echten Volksvertretern und dann Unterwasser noch eine erst seit neustem souveräne Nation die Uplifts wie von Delphinen oder Octopi gleichberechtigt hat, wo aber auch Maschinenmenschen und genetisch adaptierte Fischmenschen wohnen)

- die Postmenschheit könnte/sollte auch ein paar krasse Pläne haben, z.B. millionenfach Leute klonen und mit einem synthetischen Grundbewusstsein ausstatten, so dass sie schon arbeiten und für sich sorgen können, um mit diesen Jungs dann terraformte Planeten zu besiedeln, etwa weil die normale Postmenschheit nicht genug Bevölkerungswachstum hat um das zeitnah auf natürlichem Wege machen zu können.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 18.08.2014 | 14:39
Mal nur zu ein paar Punkten aus dem Superintelligenz-Teil von Quaint (den Rest würde ich so unterschreiben):


- hauptsächlich existieren sie mittlerweile in einigen zu Supercomputern umgebauten Sternensystemen mit absurden Mengen an Rechenkraft
- jede Superintelligenz unterhält eine ganze Rasse von KI-Sprößlingen, die dann nicht auf kosmischem Maßstab intelligent sind, die aber halt Maschinen steuern, um die reale Welt zu beeinflussen, etwa wenn sie mal wieder was an der Hardware machen müssen oder Eindringlinge abwehren oder bissle das Universum erkunden und fremdartige Bewußtseine für neue, interessante Simulationen aquirieren)


Ich fände es interessant, wenn die Superintelligenzen durchaus nicht nur in gewaltigen Anlagen (bzw. Supercomputer-Materieansammlungen) präsent sind, sondern zumindest teilweise auch im Kleinen - könnte ja sein, dass sie durch Quantenverschränkung oder ähnlichen Firlefanz praktisch ohne Zeitverlust Informationen transportieren und damit auch "zerstreut" existieren können. Sie wären dann eben nicht "in allem", aber fast  überall im bekannten Raum gäbe es eine gewisse Chance, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Gleichzeitig wäre auch noch mal ein konkreterer Ansatz für persönliche Angst von Menschen gegeben, durch den Kontakt mit so einer Superintelligenz "infiziert", "aufgesaugt" oder in den Wahnsinn getrieben zu werden, was ich thematisch interessant fände.
Der Grund für diesen Vorschlag ist ansonsten rein spielpraktisch, weil dadurch der Zugriff auf deren Quasi-magische Fähigkeiten (nicht so sehr Feuerbälle, eher Informationsbeschaffung/Kommunikation mit Aliens usw. usf.) gegeben wäre.
Habe allerdings gleichzeitig die Sorge, dass das etwas zu schwammig wäre ... kurz, man müsste wahrscheinlich ein paar klare In-Game-Regeln dafür aufstellen, wo und wann man in welcher Weise und unter welchen Umständen mit den Superintelligenzen interagieren kann; wie die sein könnten, ist mir allerdings noch nicht so recht klar.

KI-Sprösslinge finde ich interessant - wobei die dann auch nicht in der Lage sein sollten, auch nur Ansatzweise die Ziele und Möglichkeiten der Superintelligenzen zu verstehen und diesbezüglich im Prinzip genauso im Dunkeln tappen würden wie normale Postmenschen. Das gleiche müsste für die seltenen Fälle gelten, in denen ein Individuum eine Superintelligenz wieder verlässt.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Yerho am 18.08.2014 | 14:42
So etwa dachte ich mir das, wobei ich mir vorstellen würde, dass ein "Downgrade" die absolute Ausnahme ist; vielleicht sogar etwas nie Dagewesenes (also eher schon ein konkreter Abenteueraufhänger als ein Settingelement).

Oder es ist gar nicht so selten. Eventuell gibt es ja so etwas wie einen Schwebezustand, bevor der Prozess unumkehrbar ist und viele Transzendierende entscheiden sich auf dem Weg, dass sie doch lieber versuchen möchten, ein ein erfülltes, aber endliches Leben zu führen.

Ein mögliches Problem dabei: Ihre Loslösung von Raum und Zeit fand womöglich einige Jahrzehnte vor dem "Wiedereinstieg" statt und die Zurückgekehrten sind weniger Halbgötter als vielmehr Leute, die von der Entwicklung abgehängt wurden und womöglich aufgrund der Dinge, die sie bereits auf dem Weg zur Transzendenz gesehen haben, häufig einen an der Klatsche haben oder zumindest erst einmal verkraften müssen, dass ihr früheres Umfeld nicht mehr existiert.

Womöglich werden sie von manchen Interessengruppen auch gezielt gejagt, weil man sie erforschen möchte um an "höheres Wissen" zu gelangen, das vielleicht im Unterbewusstsein der Zurückgekehrten sogar tatsächlich verborgen ist. In wieder anderen Kulturen könnten sie als Propheten verehrt oder wenigstens als Wiederkehrende geschätzt werden. In sehr rationalen Kulturen werden sie womöglich einfach bestmöglich reintegriert.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 18.08.2014 | 14:46
Noch was zum thema Superintelligenz:
Es würde mit Sicherheit auch eine (oder mehrere) Behörden geben, die sich der schwierigen Kommunikation mit den Superintelligenzen widmen und versuchen, nützliches Wissen daraus zu extrahieren.

Und zu Alien-Superintelligenzen:
Waren ja auch schon angedacht; Ich fände es interessant, wenn man auf Alien-Artefakte stoßen würde, die evtl. Superintelligenzen beherbergen, sich da aber nicht ganz sicher ist. Genauso könnte es auch eine Frage von Spekulation sein, ob menschliche Superintelligenzen bereits mit Alien-Superintelligenzen Kontakt haben. Da ließe sich Stoff für ein paar Settinggeheimnisse platzieren.

Zu Fantomas' Idee mit den "aus der Zeit Gefallenen":
Ach das wäre interssant, und solche Leute könnten natürlich auch ins Fadenkreuz skrupelloser Superintelligenz-Erforscher geraten!
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 18.08.2014 | 14:51
Idee zu Überlichtkommunikation:
Wie wäre es, wenn die nur entweder durch große Anlagen (wie von Quaint vorgeschlagen) oder durch "Vermittlung" über Superintelligenzen möglich wäre? Letzteres würde sicher nicht zuverlässig funktionieren und zudem ein großes Psychose-Risiko bergen.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Slayn am 18.08.2014 | 14:55
lol. orakel.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Waldviech am 18.08.2014 | 14:56
Oder wie wäre es mit Quantenverschränkung? Das Problem an der Sache: Da das Ganze auf verschränkten Teilchen beruht und die Teilchen nach Gebrauch nicht mehr verschränkt sind, benötigt man "Teilchenbehälter", die irgendwo an einem Ort verschränkt werden. Dann bleibt ein Gerät vor Ort und eines wird weggeschickt. Nur diese beiden Geräte können miteinander kommunizieren, und das auch nur so lange noch verschränkte Teilchen zur Datenübertragung vorhanden sind. FTL-Kommunikation ist also nur sehr eingeschränkt praktikabel.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 18.08.2014 | 15:02
Oder wie wäre es mit Quantenverschränkung? Das Problem an der Sache: Da das Ganze auf verschränkten Teilchen beruht und die Teilchen nach Gebrauch nicht mehr verschränkt sind, benötigt man "Teilchenbehälter", die irgendwo an einem Ort verschränkt werden. Dann bleibt ein Gerät vor Ort und eines wird weggeschickt. Nur diese beiden Geräte können miteinander kommunizieren, und das auch nur so lange noch verschränkte Teilchen zur Datenübertragung vorhanden sind. FTL-Kommunikation ist also nur sehr eingeschränkt praktikabel.

Technisch ist das eine ganz nette Idee; Ich könnte mir aber vorstellen, dass der Nachteil für's Rollenspiel ist, dass man dann über eine "Kommunikationsressource" Buch führen müsste.
Da würde mir der Ansatz "Da müsst ihr erst zur Stanley-Station - es sei denn, ihr wollt es über die Red-Naga-Superintelligenz versuchen ..." praktikabler vorkommen.
Das geht dann aber schon fast in Regelsystem-Fragen, deshalb kann man ja vielleicht die verschiedenen denkbaren FTL-Kommunikationsvarianten vorerst im Kopf behalten und auf jeden Fall festhalten, dass FTL-Kommunikation prinzipiell aufwändig, problematisch und nur eingeschränkt möglich ist.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 19.08.2014 | 14:03
So, ich habe den Eindruck, das erste Gehirngestöber hat sich gelegt, und es ist sogar ein relativ rundes Bild von einer Settingidee entstanden.

Als Elemente fallen mir kurz aufgelistet ein:

Angesiedelt in einer Zukunft von eher mehreren Hundert als mehreren Tausend Jahren.
Eine politisch und ökologisch weitgehend stabile Erde.
Körperliche Nahezu-Unsterblichkeit, solange man regelmäßig die nötigen Behandlungen macht.
Die Möglichkeit, per Bewusstseinsspeichung den Körper zu wechseln, was aber umstritten, nicht unkompliziert und eher wenig attraktiv im Vergleich mit einem sicheren, guten Leben in einem reparier- und aufrüstbaren Körper ist.
Existenz von Uplifts (evtl. im Falle von Seebewohnenden Uplifts auch mit eigener Erdnation umterm Ozean); Existenz von technisch auf bestimmte Aufgabe optimierten Trans-Menschen; Existenz von starken KIs. Rechtlich gelten all diese Wesen zumindest auf der Erde als den Menschen gleichgestellte Personen; das heißt aber nicht, dass es keine Konflikte über ihren politischen Status gab/gibt.
Das Sonnensystem ist zumindest teilweise besiedelt, der Mars relativ erfolgreich terraformt.
Interstellare Raumfahrt wurde entwickelt; Interstellare Kommunikation ist möglich, aber schwierig, sie funktioniert entweder über gewaltige Anlagen, über mit Quantenverschränkung arbeitende Geräte, die nur wenige "Ladungen" verschränkter Materie enthalten, oder evtl. auch per "Orakel" (siehe Godheads weiter unten).
Es gibt schon seit längerem Kolonien (100-200 Jahren?) in anderen Sternensystemen, deren Gründer neben idealistischen Pionieren auch Dissidenten oder Uplifts/stark modifizierte Transhumane sein können, die empfundener oder realer Benachteiligung und Unterdrückung entkommen wollten.
Von der Erde aus bemüht man sich, die verschiedenen Planeten/Habitate politisch zusammenzuhalten bzw. überhaupt erst zusammenzufassen, in einer Art Föderation. Dafür gibt es Crews, die mit relativ hohen Befugnissen ausgestattet als Troubleshooter umherreisen (Core Story für SC).


Und der "Godhead":
Eine oder mehrere KIs sowie evtl. auch menschliche Transhumanisten, die ihr Bewusstsein hochgeladen haben, haben sich zu einer Art Cyber-Gottheit (dem Godhead) entwickelt. Diese Superintelligenz ist den Belangen der sonstigen Trans-Menschheit völlig enthoben. Die Kommunikation mit ihr ist schwierig bis unmöglich. Materiell existiert sie teilweise in Form gewaltiger Rechenzentren, die sie durch die subtile Umwandlung von Trägermaterie erzeugt hat - beispielsweise könnte ein Sonnensystem als gewaltiger Computer dienen, oder auch eine komplette planetare Ökologie, die die Superintelligenz innerhalb weniger Jahre aus Versatzstücken irdischen Lebens hat entstehen lassen (ein rechnender Flechtenbewuchs, der einen ganzen Planeten überzieht, beispielsweise). Teilweise ist diese Superintelligenz aber auch verstreut/verschmiert und existiert in anderen Informationsverarbeitenden Systemen. Sie kann in Nullzeit mit sich selbst kommunizieren, weshalb andere Transmenschen sie evtl. auch als "Orakel" verwenden können. Ob der Godhead eine einzige Intelligenz ist oder ob es mehrere dieser Intelligenzen gibt, ist unklar; in jedem Fall gibt es mehrere Godhead-Rechenzentren.
Jede längere Verbindung/Kommunikation mit dem Godhead birgt das Risiko einer geistigen Schädigung; evtl. gibt es auch Ängst vor "Infektion" oder "Übernahme" durch den Godhead, die aber nicht unbedingt begründet sein müssen. Möglich wäre aber, dass der Godhead keine Skrupel hätte, bei Bedarf ein anderes bewusstes Wesen als Hardware zu verwenden.
Der Godhead ist in der Lage, andere bewusste Wesen aufzunehmen und meistens auch dazu bereit; vielen erscheint diese Perspektive aber nicht besonders verlockend.
Manchmal verlassen auch Individuen den Godhead wieder oder vollziehen den Übergang nicht vollständig, sondern entschließen sich auf halbem Weg zum umkehren. Diese Individuen kommen manchmal erst Jahrhunderte später wieder; sie haben vielleicht gewisse Einblicke in den Godhead, verstehen seine Gedanken und Motive jedoch letztlich ebensowenig wie alle anderen körperlich begrenzten Wesen auch.
Der Godhead entsendet gelegentlich auch erzeugte Individualwesen, evtl. einfach um gewisse Erfahrungen zu machen; auch diese Wesen können den Godhead nicht wirklich ergründen.
Unter der Transmenschheit haben sich viele religiöse und quasi-religiöse Ideen und Praktiken um den Godhead entwickelt. Naheliegend ist, dass manche Menschen von ihm aufgenommen werden wollen; andere sehen sich vielleicht als "Augen & Ohren des Universums" und wollen als Individuen erst möglichst viele erstaunliche/bewegende Erfahrungen machen, bevor sie sich dann dem Godhead einspeisen, ihn dadurch bereichern und die affektive Selbsterkenntnis des Universums voranzubringen. Wieder andere verknüpfen Voodoo, Christentum, Buddhismus oder andere der alten Religionen mit dem Godhead.


Aliens:
Es gibt welche, und sie sollen angemessen fremdartig sein. Wie fremd genau (ob es beispielsweise überhaupt Aliens geben soll, mit denen eine Kommunikation möglich ist) ist noch offen. Wahrscheinlich müsstse man hier konkrete Ideen sammeln und sehen, was passt ...
Evtl. haben auch Alien-Spezies eigene Godheads entwickelt; die Möglichkeit, dass die Transzendenz eine typische "Krise" intelligenter Spezies ist, durch die sie aus dem für uns Wahrnehmbaren Universum verschwinden, wird als eine Lösung des Fermi-Paradoxons ("wenn es dort draußen Zivilisationen gibt, warum haben wir noch nichts von ihnen gehört?") angeboten. Auch die Frage, ob der Menschen-Godhead Kontakt mit Alien-Godheads hat oder sogar mit einem oder mehreren davon verschmolzen ist, ist noch offen.


Ich hoffe, ich habe das halbwegs richtig zusammenbekommen. Mir gefällt der Ansatz so recht gut! Frage ist: Machen wir etwas damit? Wenn ja, was? Und wie? Es wäre jedenfalls ein Setting, in dem ich gerne mal spielen würde, und wenn man sich mit den hier interessierten ein paar Bereiche zur näheren Ausarbeitung aufteilt, dann wäre das ja vielleicht sogar praktikabel ...
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 19.08.2014 | 15:05
Und nach der Zusammenfassung werfe ich noch zwei neue Ideen bzw. Konkretisierungsvorschläge in den Thread:

1. Der Godhead ist genauso an physikalische Gesetze gebunden wie alles andere auch - insbesondere an den Energieerhaltungssatz. Es mag manchmal so aussehen, als könnte er Dinge aus dem Nichts erschaffen; tatsächlich verfügt diese Entität allerdings wahrscheinlich über sehr viel mehr "Ideen", als sie praktisch umsetzen kann. Deshalb erschafft sie nicht einfach aus einer Laune (oder unergründlichen Motiven) heraus neue Spezies oder Sonnensysteme ... und deshalb "spawnt" sie auch nicht dauernd irgendwelche physischen Körper, mit denen sie das Universum bereist.
2. Überlichtreisen sind erst durch den Godhead möglich geworden und auch nur mittels einer Verbindung zum Godhead möglich - weil dafür Berechnungen nötig sind, die nur der Godhead durchführen kann. D.h. an Bord jedes Überlichtraumschiffs braucht es mindestens eine Person (und sei es auch eine KI), die bereit ist, regelmäßig mit dem Godhead zu kommunizieren, um Überlichtflüge zu ermöglichen. Wichtig wäre mir, dass der Godhead nicht etwa die Schiffe einfach "versetzt" (siehe Punkt 1) - er gibt nur einen kleinen Teil seiner Rechenkapazität für die Benutzung durch einen transmenschlichen Navigator her. Dieser Navigator balanciert bei seiner Arbeit notwendigerweise auf dem schmalen Grat zischen diesseitiger Existenz und Transzendenz. Man müsste sich nich einen Grund dafür einfallen lassen, warum es dafür eine bewusste Intelligenz braucht und der Navigationsprozess nicht einfach automatisiert werden kann, aber die findet sich sicher ... Hauptargument für dieses Konzept wäre, dass man mit einem solchen Navigator eine interessante "Charakterklasse" im Angebot hätte.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Yerho am 19.08.2014 | 18:25
1. Der Godhead ist genauso an physikalische Gesetze gebunden wie alles andere auch - insbesondere an den Energieerhaltungssatz. Es mag manchmal so aussehen, als könnte er Dinge aus dem Nichts erschaffen; tatsächlich verfügt diese Entität allerdings wahrscheinlich über sehr viel mehr "Ideen", als sie praktisch umsetzen kann. Deshalb erschafft sie nicht einfach aus einer Laune (oder unergründlichen Motiven) heraus neue Spezies oder Sonnensysteme ... und deshalb "spawnt" sie auch nicht dauernd irgendwelche physischen Körper, mit denen sie das Universum bereist.

Solche Entitäten könnten ja, bei aller Mächtigkeit, auch über kein eigenes Bewusstsein bzw. keine Persönlichkeit mehr verfügen, sondern sind praktisch eine Kumulation von Wissen und Energie. Ohne Persönlichkeit oder Bewusstsein hat man aber auch kein Motiv, irgend etwas von sich aus zu erschaffen oder überhaupt irgend etwas zu tun, auch wenn man es könnte. Sprich, der "kreative Funke" muss von anderswo kommen - beispielsweise von einem normalsterblichen Wesen, das die Entität quasi anstubst und ihr etwas zum Abwägen und gegebenenfalls zum Durchführen liefert.

Solche Initialzündungen könnten triviale Dinge ein, wie zum Beispiel "Wie wär's denn, dieses Schiff von A nach B zu bewegen?". Dafür reicht die Zündung durch ein einziges Wesen, welches Kontakt aufnehmen kann. Für größere Dinge muss schon der konzertierte Wille vieler Wesen geäußert werden oder ein Ereignis großer Tragweite geschehen.

Personen, die überhaupt Kontakt zu höheren Entitäten aufnehmen können, wären in rationalen Kulturen beispielsweise die Navigatoren, in spirituellen Kulturen die Priester. Für die Wirkung ist es egal, für das Spiel natürlich nicht, zumal auch die Wege der Kontaktaufnahme unterschiedlich sein dürften: Manche Kulturen stellen den Kontakt durch Meditation, andere durch Drogen, andere durch ausgefuchste technische Geräte her.

Damit könnte man auch gleich Psionik und andere magieähnliche Fähigkeiten, deren Wirkweise nicht komplett erschließbar ist, hinreichend erklären. Rein spielmechanisch könnten auch Normalos, die eigentlich nicht gezielt Kontakt aufbauen können, zumindest irreguläre Rettungswürfe damit begründen, dass da durch Panik ein transzendenter/luzider Moment erzeugt wurde.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 19.08.2014 | 18:42
Die Idee, das Menschen den Godhead in der Regel "anstupsen" müssen, bevor er das sichtbare Universum beeinflusst, passt auf jeden Fall auch und ist natürlich rollenspielerisch praktisch, weil dadurch die Rolle eines Priesters/Navigators noch mal interessanter werden könnte.

Ich fände es trotzdem schön, die Macht des Godheads klar als begrenzt zu definieren - das Versetzen von Raumschiffen wäre mir (in der Regel) schon fast ein bisschen viel; Ich fände es interessanter, wenn Überlichtreisen eine Mischung aus komplizierter, für normale Transmenschen aber noch durchschaubarer Technologie und der Notwendigkeit sind, eine Verbindung zum Godhead herzustellen, der als einziger in der Lage ist, die nötigen Gleichungen zu verarbeiten. Und damit er das auch macht, braucht es ein Bewusstsein (ob Mensch, Uplift oder KI), das ihm den Anstoß dazu gibt.

Eine gar zu allmächtige Entität im Hintergrund würde in meinen Augen die Gefahr eines Gefühls von Beliebigkeit bergen.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: 1of3 am 19.08.2014 | 18:47
Zitat
Deshalb erschafft sie nicht einfach aus einer Laune (oder unergründlichen Motiven) heraus neue Spezies...

Dagegen könnte auch jenes Dilemma sprechen, dass man, wenn man Leben in die Welt setzt auch dafür verantwortlich ist. Die Frage ist also, ob Gott auch "Gott spielen" will. Relativ beliebtes Thema in zeitgenössischer SciFi, wie mir scheint.


Zitat
D.h. an Bord jedes Überlichtraumschiffs braucht es mindestens eine Person (und sei es auch eine KI), die bereit ist, regelmäßig mit dem Godhead zu kommunizieren, um Überlichtflüge zu ermöglichen. Wichtig wäre mir, dass der Godhead nicht etwa die Schiffe einfach "versetzt" (siehe Punkt 1) - er gibt nur einen kleinen Teil seiner Rechenkapazität für die Benutzung durch einen transmenschlichen Navigator her. Dieser Navigator balanciert bei seiner Arbeit notwendigerweise auf dem schmalen Grat zischen diesseitiger Existenz und Transzendenz. Man müsste sich nich einen Grund dafür einfallen lassen, warum es dafür eine bewusste Intelligenz braucht und der Navigationsprozess nicht einfach automatisiert werden kann, aber die findet sich sicher ... Hauptargument für dieses Konzept wäre, dass man mit einem solchen Navigator eine interessante "Charakterklasse" im Angebot hätte.

Ich weiß nicht. Anders als den anderen Ideen, die du aufgeschrieben hast, kommt mir diese etwas künstlich und gewollt vor.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Bad Horse am 20.08.2014 | 21:27
Man müsste sich nich einen Grund dafür einfallen lassen, warum es dafür eine bewusste Intelligenz braucht und der Navigationsprozess nicht einfach automatisiert werden kann, aber die findet sich sicher ...

Der Navigator muss sich mit dem Godhead verbinden, aber genug Eigenständigkeit wahren, um das Ziel überhaupt im Auge zu behalten. Nicht-bewusste KIs oder Automatismen haben diese Eigenständigkeit nicht - die transzendieren entweder sofort und werden ein Teil des Godheads, oder der Godhead ignoriert die Versuche der Automaten, sich mit ihm zu verbinden, schlicht und einfach.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 20.08.2014 | 21:30
Der Godhead registriert die Versuche nicht einmal(wirklich?)
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Skeeve am 20.08.2014 | 22:57
Der Navigator kann sich nur durch (eine) Droge/n in den Geisteszustand begeben der für den Kontakt mit dem Godhead erforderlich ist...

[man könnte die Droge z.B. "Spice" oder "Melange" nennen  ;) ]

Ach, ich sehe gerade das hatten wir ja schon:
Personen, die überhaupt Kontakt zu höheren Entitäten aufnehmen können, wären in rationalen Kulturen beispielsweise die Navigatoren, in spirituellen Kulturen die Priester. Für die Wirkung ist es egal, für das Spiel natürlich nicht, zumal auch die Wege der Kontaktaufnahme unterschiedlich sein dürften: Manche Kulturen stellen den Kontakt durch Meditation, andere durch Drogen, andere durch ausgefuchste technische Geräte her.
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 20.08.2014 | 23:07
Man braucht die Droge um sich vorm Godhead zu schützen und/oder Schockabsorber , damit der Geist den Kontakt ohne schwere Schäden ünbersteht
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Chrrak am 21.08.2014 | 01:52
Hätte noch ein paar Ideen:

1. Psychologische Auswirkungen von Unsterblichkeit/Brainuploads/Körperveränderungen:
- deutliche reduzierte Risikowahrnehmung
- Verlust der Körperempfindungen (z. B. nach Uploads des Bewusstseins in einen neunen Körper): z. B. Verlust körperlicher Fähigkeiten oder von Stärke o. ä.
- der Geist im Körper: Naninten oder Implante entwickeln eigenes (zum Teil) sehr fremdartiges Bewusstsein und es entsteht ein Kampf um die Kontrolle zwischen Maschinenbewusstsein und psychologischer Identität des Charakters (wäre wohl auch ein Mittel gegen extremes Powergaming)
- Anpassungsschwierigkeiten an neuen Körper/Hülle für das Bewusstsein: Upload auf neuen menschlichen Körper fällt leichter als z. B. in einen Katzenkörper oder noch extremer in einen Maschine (hier dann mit Abstufungen: Upload in einen humanoiden  Roboter fällt Menschen leichter, als z. B. Upload in einen Nanintenschwarm). Das ganze auch andersrum: als KI wäre es leichter in einen Nanintenschwarm als in einen humanoiden Roboter zu uploaden (hängt aber auch von der art der KI ab)
- Sucht nach neuen Uploadhüllen im Sinne von heute bin ich Menschenfrau, morgen Insektenstaat und übermorgen ein Klärwerk auf Titan (im Sinne einer zwanghaften Suche nach neuen Erfahrungen)
- Identitätenflucht: es gibt mehrere gleichzeitige Uploads eines Bewusstseins in verschiedene Hüllen, die z. B. "vergessen" oder "verdrängen", dass sie aus einem gemeinsamen Ursprungsbewusstsein entstanden sind und zum Teil unterschiedliche Ziele verfolgen
- zum Punkt Identitätsflucht: wird Upload A für Verbrechen von Upload B zur Verantwortung gezogen, schließlich stammen beide aus dem gleichen Ursprungsbewusstsein? Wie ist es mit der juristischen Beurteilung in einer solchen Gesellschaft?

2. "schwache Superintelligenzen" oder vergeistigte transhumane Gesellschaften:
- einen schwache SI lässt sich von "primitiven Völkern als Gott verehren, in der Hoffnung durch den Beobachtungsprozess der "Primitiven" schneller zu "transzendieren"
- eine vergeistigte Gesellschaft sucht den Kontakt zu primitiven Völkern, weil z. B. gespeichtere Emotionen dieser "Primitiven" für diese Wesen besondere Bedeutung haben: z. B. im Sinne einer Droge für "Transhumane Wesen" oder als Zahlungsmittel einer "transhumanen Gesellschaft"
- eine parasitär expansive transhumane Gesellschaft: aus nicht bekannten Gründen leidet diese unter einem Schwund von transhumanen Mitgliedern dieser Gesellschaft (z. B. weil diese neue Formen der Existenz finden oder einfach transzendieren) und es müssen aus pimitiven Kulturen neue Mitglieder der Gesellschaft (vor allem gegen ihren Willen) vergeistigt werden. Diese transhumane Gesellschaft braucht zum Funktionieren stets eine bestimmte Anzahl von "Originalbewusstseins".
- ich glaube die Idee ist von Perry Rhodan: nach einem Konflikt ist eine SI in verschiedenen Artefakten oder ähnlichem im bekannten Kosmos versplittert und mit Hilfe "primitiver Völker" versucht sich diese wieder zusammenzusetzen, indem die artefakte wieder zusammengesetzt werden

3. mögliche Aliens/fremartiges Leben:
- als NPC: hyperkomplexe Strom- und Gewittersysteme auf Gasriesen haben einen elektrochemischen Informationsverarbeitungsprozess ausgelöst, der z. B. auf fremdartigen Neuronengeflechten beruht, die möglicherweise über 100 km groß sind und in der Atmosphäre dieses Gasriesens schwebt. Diese haben nun ein gemeinsames Bewusstsein entwickelt und manipulieren nun das Wetter des Gasriesen zum eigenen Wachstum. Kommunikationsmöglichkeiten wären z. B. schwacher elektrischer Strom auf die "Rezeptoren" dieses Wesens oder die Erzeugung von Gewittern. Es wäre aber auch interessant eine Solaris- oder Blindsight-Situation zu erleben, in der eine sinnvolle Kommunikation nicht möglich sind oder Kommunikationsversuche zu Komplikationen für die Charaktere führen. Selbst bei Kommunikation wäre zu beachten, dass dieses Wesen wahrscheinlich Konzepte wie Individualität oder ähnliches wohl eher als irritierend betrachtet.
- als SC (aber wohl sehr abgefahren): eine (geupliftes) Bakterienbewusstsein (a la der Schwarm), dass z. B. einen Wirtskörper hat oder in einem Roboterkörper oder Drohe einen kleinen Bereich hat, in dem "günstige Umweltbedingungen" aufrecht erhalten werden, damit es überleben kann. Denkbär wären hier verschiedene mutierte Stämme von Bakterien, die jeweils ein eigenes Bewusstsein haben und dadurch das Konzept der Individualität in einer etwas abgewandelten Form hätten (kann man drauf verzichteten, würde aber wohl eine Spielbarkeit als Rasse ermöglichen).
- als SC: simulierte Identitäten von historischen menschlichen Personen: z. B. P.K. Dick. Als entlaufene Studienobjekte oder KIs eines "Museums", die Bewusstsein entwickelt haben. Das ganze könnte man mit fiktiven Figuren, wie z. B. Mr. Spock, auf die Spitze treiben, wäre aber wegen der Spielbarkeit fraglich. Hier wäre der Reiz, die rollenspielerische Suche nach einer neuen Identität oder Kampf um den Erhalt der alten Identität.
- Hat jemand schon geupliftete Pflanzen oder Pilze in Büchern gelesen. Ist nur ne Ideen und wird langsam spät.
-
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Quaint am 21.08.2014 | 17:40
Nochmal ein paar Ideen meinerseits:

- natürlich gibt es auch Godheads von Fremdrassen, aber da man den/die eigenen Godheads schon nicht versteht, ist dann auch egal
- Kommunions-Implantate; Hirnimplantate deren Design nur schlecht verstanden wird und das von Downgrades/Wiedergekehrten Jenseitigen oder so mitgebracht wurde, aber man kann sie bauen und einsetzen
- es erlaubt die Verbindung mit Godheads
- grundsätzlich gilt aber: Wenn der Godhead etwas für einen tut (z.B. eine Hyperraumreise berechnen), dann muss man auch etwas für den Godhead tun (oft scheinbar sinnlose Aktionen, aber manchmal drastisch, z.B. jemanden umbringen)

- Energieschilde würde ich ausschließen wollen
- statt dessen wird viel mit aktive Abwehr durch Abfanggeschosse sowie elektronsichen Gegenmaßnahmen usw. gearbeitet
- man hat auch so Sachen wie Laser oder Plasmastrahlen, die man nicht abfangen kann, aber da ist moderne Panzerung aus Superwissenschaft-Materialien recht wirksam
- den größten Wumms haben physikalische Geschosse, die dann eine nukleare Sprengwirkung entfalten
- im Personenmaßstab sind die Geschosse nicht besonders groß (wie heutige Waffen), können aber den Kurs anpassen und haben eben einen nuklearen Sprengkopf, bei dem Antimaterie auf Superwissenschaftsart in eine Kristallstruktur eingebettet wird; geht der Kristall kaputt, reagiert die Antimaterie ab; derartige Sprengköpfe sind praktisch beliebig skalierbar (von paar kg TNT Wirkung, was halt eine Person in Rüstung zuverlässig zerlegt bis hin zur Wirkung der Hiroshima-Bombe)
- natürlich haben die Waffen auch durchaus Autofeuer und kann auch mal sein, dass ein Soldat 800+ Geschosse am Mann führt (also potentiell genug Feuerkraft um eine heutige Nation klein zu machen)
- in größerem Maßstab werden aber oft lasergezündete Wasserstoffbomben verwendet, einfach weil die billiger sind als Antimaterie in der Menge (bzw. halt weniger aufwendig herzustellen)
- z.B. bei Schiffsgefechten ist es dann häufig so, dass man 100 Raketen auf den Feind abfeuert, die alle nochmal 100 Wirkkörper aussetzen und wenn dann bei aktiver Abwehr überhaupt ein paar durchkommen ist das schon viel, aber 1-2 Treffer sind dann auch gerne mal entscheidend (größere Schiffe aus Supermaterialien sind von einer Atomwaffe nicht unbedingt kaputt, aber möglicherweise schon so beschädigt, dass Folgetreffer einfacher werden)
- weil die aktive Abwehr so wirksam ist, spielen schlecht oder garnicht in der Form abwehrbare Waffen wie Laser, Partikelbeschleuniger etc. durchaus eine Rolle, auch wenn ihre Zerstörungskraft weit hinter Salven von Nukleargeschossen zurückbleibt; zudem taugen derartige Waffen natürlich auch zur aktiven Abwehr physikalischer Geschosse
- viel läuft auch über Automatisierung, weil der menschliche Geist da einfach nichtmehr mitkommt, selbst als einfacher Soldat hat man halt auch ne vollautomatische Abwehrbatterie auf der Schulter, aber an sich kann man den Soldaten aus Fleisch und Blut auch weitgehend wegrationalisieren respektive braucht ihn eher als Taktiker und Entscheidungsträger
- es gibt auch zivile Waffen bzw. auch solche für den Polizeigebrauch, die dann deutlich zahmer sind
Titel: Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
Beitrag von: Achamanian am 27.08.2014 | 15:17
Der Thread ist ja inzwischen eingeschlafen, was ich aber auch okay finde - war ja sehr produktiv, und weiter ins Detail kann man hier im Forum auch schwerlich gehen.

Ich werde mit diesen Ideen in nächster Zeit sicher nicht allzu viel anfangen, aber würde mich gerne irgendwann bei ihnen bedienen, wenn ich mal wieder an meinem Wunsch-SF-Setting bastle. Vielleicht frage ich dann auch noch mal bei dem einen oder anderen hier an, ob ich eine Idee verwenden darf, bevor ich das Ergebnis dann in die Weiten des WWW entlasse ...