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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Rollenspiel- & Weltenbau => Thema gestartet von: Feuersänger am 27.08.2014 | 01:23

Titel: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 27.08.2014 | 01:23
Viele bekannte Fantasy-Settings sind ja in vielen Bereichen nur ein offensichtlicher Abklatsch der echten Welt. Haufenweise irdische Kulturen finden sich dort oft - wenn auch sehr stereotypisch dargestellt - wieder. Wirklich eigenständige Kulturen sind eher die Ausnahme.
Selbst die Geographie ist oft an die Primärwelt angelehnt. So sehr, dass man eine Karte der Sekundärwelt auf den ersten Blick glatt für eine (ungenaue) Karte der realen Welt halten könnte, wenn man nur nicht so genau hinsieht. Die üblichen Verdächtigen beinhalten freilich die FR und Golarion.

Ein paar Karten zum Vergleich:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Besonders augenfällig ist natürlich das Vorhandensein und Formgebung der jeweiligen Beiden Amerikas. Vermutlich auch kein Zufall, dass die Settings alle aus amerikanischen Federn stammen. Aber ist ja egal.

Ausgeklammert hier übrigens die Welten von R.E. Howard und Tolkien -- diese sollen schließlich tatsächlich unsere Welt in "grauer Vorzeit" darstellen. Damals war man wohl noch nicht so weit, sich komplett andere Planeten vorzustellen. Aber auch egal.

Worauf ich hinaus will: was würdet ihr davon halten, ein klassisches, D&D-taugliches Fantasysetting mit Magie, Göttern und allem drun und dran auf der realen Weltkarte zu bespielen? Statt die ganzen irdischen Kulturen abzukupfern und verschämt umzubenennen, könnte man sie einfach original verwenden. Ägypter dürfen Ägypter heißen müssen sich nicht als Mulhorandi oder (schauder) Osirianer verkappen. Und so weiter.

Auf der anderen Seite ist man auch nie gezwungen, irgendwas zu übernehmen, was man langweilig oder zu kompliziert findet -- in einer Welt mit D&D-artiger Magie liegt es auf der Hand, dass sich die Historie dort komplett anders entwickelt haben kann als wir sie kennen. Vielleicht gab es ja nie ein Persisches Großreich? Vielleicht ist es umgekehrt nie untergegangen? Alles nur eine Frage des Beschlusses.

(Nebenbei spricht das auch mein Faible für Alternativhistorien an -- hier wird in der Regel irgendein Punkt in der Geschichte hergenommen und ein bestimmtes Ereignis verändert - z.B. "Alexander der Große ist nicht am Fieber gestorben. Er hat sich erholt und noch viele Jahre regiert, und ein Weltreich gegründet das bis zum heutigen Tage bestand hat."
Nur dass man in einem Setting mit echter Magie und echten Göttern freilich anders an die Sache rangehen muss.)

Wie gesagt: es geht mir sozusagen um eine Alternativ-Erde. Kein "Die Magie ist plötzlich zurückgekehrt" wie in Shadowrun, kein "in grauer Vorzeit, ehe sich alles umgewandelt hat" wie in Earthdawn. Sondern eher z.B. "Im Jahre 1450", und es würde wirklich dem irdischen Jahr 1450 entsprechen -- nur dort nicht notwendigerweise "nach Christus", sondern gemessen ab irgendeinem einschneidenen Ereignis, das in dieser Welt eben passiert sein mag.

Wie fändet ihr das?
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: YY am 27.08.2014 | 01:40
Nebenbei spricht das auch mein Faible für Alternativhistorien an

Das habe ich ebenfalls, von daher würde mir das Basteln des Settings tendentiell mehr Spaß machen als bei einer komplett erfundenen Welt.

Für das tatsächliche Spiel sehe ich keine echten Unterschiede - wer sich dafür nicht interessiert, blendet diesen Aspekt eben aus und fertig.

Von daher: ich hätte keine Einwände ;)

Erfahrungsgemäß lässt sich die Ablehnung dieses Ansatzes nur schwer fassen; meist ist das eher ein diffuses Gefühl als konkrete K.O.-Kriterien.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 27.08.2014 | 02:11
Erfahrungsgemäß lässt sich die Ablehnung dieses Ansatzes nur schwer fassen; meist ist das eher ein diffuses Gefühl als konkrete K.O.-Kriterien.

Erfahrungsgemäß? Ich habe mit diesem Ansatz bisher gar keine Erfahrung, habe mich noch nie mit jemandem darüber unterhalten. Insofern auch noch keine Ablehnung erfahren.

Was ich schonmal gemacht habe, war ein Conan-esques Setting zu bespielen, also Sword & Sorcery, welches auf der realen Weltkarte angesiedelt war (mit etwas verändertem Meeresspiegel) -- aber da war der Knackpunkt, dass es ~10.000 Jahre in der Zukunft angesiedelt war, lange lange nach dem Untergang unserer heutigen Zivilisation. Das kam eigentlich auch nicht schlecht an. Aber ist halt nochmal ein ganz anderer Schnack, weil die reale Vergangenheit / unsere Gegenwart schlicht keine Rolle im Setting gespielt hat.

So ein magisches Alternativsetting wie oben umrissen könnte vielleicht anfangs für etwas Verwirrung sorgen -- ein möglicher Punkt des Anstoßes könnte sein, dass sich der eine oder andere halt besser mit den realen Kulturen auskennt, und so der SoD versagt, wenn eine Kultur im Setting etwas macht, was sie real nicht gemacht hat. Aber wie schon gesagt, da muss man sich einfach immer vor Augen halten, dass eine Welt mit realen Göttern und Magie eben anders funktionieren wird als unsere.

Aber ich überlege jedenfalls ernsthaft, ob ich mein D&D-Heartbreaker-Setting nicht auf die reale Weltkarte umschreiben soll.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Slayn am 27.08.2014 | 08:54
Wie fändet ihr das?

Wirf doch mal einen Blick auf Ars Magicka und die oWoD, besonders Mage ....
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Text am 27.08.2014 | 08:58
Kennst du Better than any Man (Abenteuer für Lamentations of the Flame Princess)? Das spielt nicht nur in Deuschland während des 30-Jährigen Kriegs, sondern erörtert die Frage des in der realen Welt spielens auch explizit im Vorwort.

Grundsätzlich sehe ich den Reiz in der realen Welt zu spielen. Aber was ist der Mehrwert einer Setting-Beschreibung für die reale Welt? Was bietet die was ein Gedchichtsbuch nicht besser und authentischer bietet? (Warum man neben der Existenz von Magie und so unbedingt noch eine alternative Geschichte haben will erschließt sich mir nicht so recht.)
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: blut_und_glas am 27.08.2014 | 09:10
Wirf doch mal einen Blick auf Ars Magicka und die oWoD, besonders Mage ....

...oder auf The Red Star, auch wenn das natürlich mit Umbenennungen - bei unveränderter Geografie - arbeitet (und von der Zeit her offensichtlich "zu spät" liegt).

Die "Schwierigkeit" ist höchstens, sich für eine ansprechende Epoche zu entscheiden. Aber wenn wir die "Einführung" von Magie nicht als Divergenzpunkt verwenden, sondern einfach entscheiden, dass sie eben da ist und war, und die historische Entwicklung davon unbeeindruckt in weitgehend gleichen Bahnen verlaufen ist, dann könnten wir zum Beispiel auch gleich noch weitere Schindluder treiben und uns einen anachronistischen Flickenteppich bauen und Alexanders Weltreich neben Trajans Imperium pflanzen (mit Wikingern im Norden und Dschingis Kahn im Osten und ...).

mfG
jdw
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 27.08.2014 | 09:17
Ars Magicka kenne ich nur dem Namen nach, aber ist WoD nicht so eine Art versteckte Parallelgesellschaft angesiedelt in der realen Geschichte? Harry Potter-Style?

Kennst du Better than any Man (Abenteuer für Lamentations of the Flame Princess)?

Derlei obskure Nischenprodukte kenne ich natürlich nicht. Nie auch nur den Namen gehört, um ehrlich zu sein.

Zitat
Grundsätzlich sehe ich den Reiz in der realen Welt zu spielen. Aber was ist der Mehrwert einer Setting-Beschreibung für die reale Welt? Was bietet die was ein Gedchichtsbuch nicht besser und authentischer bietet? (Warum man neben der Existenz von Magie und so unbedingt noch eine alternative Geschichte haben will erschließt sich mir nicht so recht.)

Das liegt doch auf der Hand:
1. man spart sich eine mehr oder weniger uninspirierte künstliche Geographie
2. Magie
3. mit Magie _muss_ sich quasi die Weltgeschichte anders abgespielt haben. Alleine schon durch die Möglichkeiten der Kommunikation.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Slayn am 27.08.2014 | 09:25
@Feuersänger:

Ars Magicka spielt im "Mythic Europe" und bindet alle möglichen phantastischen Elemente sehr bodenständig ein. Das Magiesystem ist gelinde gesagt der Hammer und die Info-Bände zum Setting an sich hervorragend, durchaus weil sie sehr gut recherchiert wurden.

Das Quellenbuch "Transforming Mythic Europe" befasst sich eigentlich ausschließlich mit den ganzen Wenn-Dann-Fragen die sich unter dieser Prämisse stellen können.

Was die oWoD angeht kommt es auf die Epoche an in der gespielt wird. Die versteckte Parallelgesellschaft gibt es in den späteren Epochen, bis hin zur Renaissance ist da schon ordentlicher Shit dabei. "Sorcerers Crusade" ist ja z.B. einen Blick wert.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Text am 27.08.2014 | 09:36
Derlei obskure Nischenprodukte kenne ich natürlich nicht. Nie auch nur den Namen gehört, um ehrlich zu sein.
Bin mir gerade nicht sicher ob das jetzt Ironie ist oder ernst gemeint.

Falls ernst gemeint: schau es dir mal an! (gibt es sogar kostenlos zum Download)


Das liegt doch auf der Hand:
1. man spart sich eine mehr oder weniger uninspirierte künstliche Geographie
2. Magie
3. mit Magie _muss_ sich quasi die Weltgeschichte anders abgespielt haben. Alleine schon durch die Möglichkeiten der Kommunikation.
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten mit der realen Welt (und der realen Geschichte zu spielen): Entweder die Existenz von Magie ist ein gut gehütetes Geheimnis (die selben Ereignisse, die selbe offizielle Geschichtsschreibung, aber in Wirklichkeit steckt oft Magie dahinter). Oder aber Magie kommt von wo anders her (Unterwelt, fernes Land, ...) und das "Setting" beginnt in dem Moment des Umbruchs wo die Magie mit der realen Welt kollidiert.

Wenn du wirklich in einer klassischen High Magic Welt spielen willst, in der Magie seit tausenden Jahren zum Alltag gehört, verlierst du meiner Meinung nach den Effekt in der realen Geschichte zu spielen (der Unterschied zwischen High Magic "Ägypten" und "Osirion" erschließt sich mir nicht, außer vielleicht das Argument mit den Landkarten). Siehe auch die oben schon erwähnte Einleitung zu dem LotFP Abenteuer ... die erklärt ganz gut worauf ich hinaus will.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 27.08.2014 | 09:54
Die "Schwierigkeit" ist höchstens, sich für eine ansprechende Epoche zu entscheiden. Aber wenn wir die "Einführung" von Magie nicht als Divergenzpunkt verwenden, sondern einfach entscheiden, dass sie eben da ist und war, und die historische Entwicklung davon unbeeindruckt in weitgehend gleichen Bahnen verlaufen ist, dann könnten wir zum Beispiel auch gleich noch weitere Schindluder treiben und mir einen anachronistischen Flickenteppich bauen und Alexanders Weltreich neben Trajans Imperium pflanzen (mit Wikingern im Norden und Dschingis Kahn im Osten und ...).

Wenn ich so drüber nachdenke, bin ich versucht, ganz früh anzusetzen, und zwar ausgehend von den Göttern und Kulten, und von da aus zu extrapolieren. Wie gesagt, in so einem Setting gäbe es die Götter wirklich, und sie würden in die Welt zumindest indirekt (über Agenten = Priester) eingreifen.
Man betrachte z.B. die Indogermanen: so vor ungefähr 3-4000 Jahren breiteten sie sich rapide und nachhaltig aus. Ihre Götter hatten sie zu dem Zeitpunkt schon und die blieben auch weitgehend gleich. Zeus, Jupiter, Tyr -- etymologisch gehen die alle auf die gleiche Wurzel (etwa "der Himmlische") zurück.

Wie oben schon gesagt, meine ich eben nicht, dass die Geschichte davon "unbeeindruckt" verlaufen ist - durch magische Kommunikationsnetzwerke wäre es z.B. plausibel, dass sich die Völker und Sprachen nicht dermaßen aufgesplittet hätten. Es könnte also sein, dass auf der Welt nur eine Handvoll Sprachen verwendet werden statt viele hunderte. Dass das auch politische Auswirkungen hätte, liegt auf der Hand.

Der eigentliche Einstiegspunkt wäre dann mehr durch das gewünschte Techlevel bedingt. Erfahrungsgemäß will man z.B. Plattenrüstungen und Zweihandschwerter haben. Typische Fantasy-Staples halt. Aber dieser Techlevel lässt sich freilich auch deutlich früher erreichen, wenn man das will.

Nebenbei, für Mongolen brauchst du nicht anachronistisch zu werden. Europa war immer wieder mal das Ausflugsziel zentralasiatischer Reiterhorden, ob sie nun Alanen, Hunnen oder eben Mongolen hießen. Für ein D&D-Setting kann man die Kameraden dann auch gleich durch die Gestalten ersetzen, die sie in den Augen westlicher Propagandisten immer schon darstellten: Orks und Hobgoblins.

--
@Slayn: Ars Magicka liest sich in der Tat interessant. Muss ich wohl mal nen Blick riskieren.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 27.08.2014 | 10:18
Bin mir gerade nicht sicher ob das jetzt Ironie ist oder ernst gemeint.

Wäre es Ironie gewesen, hätte ich das noch irgendwie aufgelöst. Wie dem auch sei, kostenlos ist natürlich ein guter Preis. ;)

Zitat
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten mit der realen Welt (und der realen Geschichte zu spielen): Entweder die Existenz von Magie ist ein gut gehütetes Geheimnis (die selben Ereignisse, die selbe offizielle Geschichtsschreibung, aber in Wirklichkeit steckt oft Magie dahinter). Oder aber Magie kommt von wo anders her (Unterwelt, fernes Land, ...) und das "Setting" beginnt in dem Moment des Umbruchs wo die Magie mit der realen Welt kollidiert.

Das erste will ich ja gerade nicht. Das zweite wäre zwar denkbar, aber wurde im Mainstream schon zu stark durchexerziert.

Zitat
(der Unterschied zwischen High Magic "Ägypten" und "Osirion" erschließt sich mir nicht, außer vielleicht das Argument mit den Landkarten).

Dann hast du offenbar eine wesentlich höhere Schmerzgrenze als ich. Mir rollen sich ständig die Zehennägel auf, wenn sich solche Autoren erst schon keine Mühe machen, mal mit der Kultur auch nur für fünf Pfennig Originalität zu beweisen, und dann auch noch zu faul sind, sich einen eigenen oder _wenigstens_ weniger transparenten _Namen_ auszudenken.
(Die FR-Mulhorandi find ich sogar noch ganz witzig, weil sie eben _wirklich_ dimensionsportierte Ägypter sind.)
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Arldwulf am 27.08.2014 | 10:21
Das Hauptproblem dabei ist das gleiche als ob man in einem Setting spielt, welches die Spieler besser kennen als der Spielleiter: Es kommt häufiger mal vor das jemand "aber das ist doch eigentlich ganz anders" sagt.

Und man sich in Klischees verheddert.

Solang man darüber hinwegschaut kann dies aber richtig Spaß machen. Eines meiner Lieblingssettings ist das spätantike Köln der Völkerwanderungszeit. Die Hunnen stehen vor der Tür, die Römer schließen wechselnde Bündnisse, oben an der Nordsee überfallen Piraten Schiffe aus England wo sich Angeln, Sachsen und andere Stämme festzusetzen beginnen.  Und überall sind Legenden. Die Merowinger stammen wirklich (wie ihre Legende so sagt) von einem Meermonster ab, Konstantin der Große hat wirklich ein Kreuz gesehen und die Hunnen werden von heiligen Kölnerinnen aufgehalten. ^^

Und natürlich gibt's Heldenrunden wie die mit Artus oder Dietrich von Bern inklusive ihrer Zauberschwerter und Fantasygegner wie Riesen oder Drachen.

Das schmeißt immer noch knapp 100 Jahre wie auch Literatur, Legende und Historie etwas dichter zusammen, und ich habe es seinerzeit nicht als High-Magic sondern eher als "Fading-Magic" beschrieben. Die Magie verschwindet langsam, keiner weiß wieso.

Funktioniert aber eigentlich genauso auch mit High Magic. Gerade diese Zeit ist wirklich voll von Legenden.

Ebenfalls toll stelle ich mir ein Setting im Nahem Osten vor, im fruchtbarem Halbmond zur Zeit der Stadtgründungen. Da hatte teilweise jede Stadt ihre eigene "Stadtgottheit", was man sehr leicht auch als Obermagier oder Helden darstellen könnte. Und Helden+Wundergeschichten gibt's ja auch genug aus jener Zeit.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Grimnir am 27.08.2014 | 10:22
ich finde die Idee auch interessant und habe vor 23 Jahren als Spieler meine erste AD&D-Kampagne als Spieler tatsächlich auf einer magischen Erde erlebt. Leider hat unser SL sein durchaus nett gestaltetes Low-Level-Herzogtum Hiemburg in den Nordkaukasus gelegt (heutiges Inguschetien, was ich natürlich damals noch nicht wusste), was ich damals vom geographischen Abwechslungsreichtum etwas suboptimal fand.

Das ist auch der nächste Punkt: Geographisch abwechslungsreiche Gebiete sind mittelfristig auch kulturell interessant, und solange man diese ins Spiel einbezieht, dürfte auch das Setting Erde spannend bleiben. Ich definiere als geographisch interessant Gebiete mit einem inneren Meer, über das starker Austausch stattfinden kann und die Küsten verschiedenen Einflüssen von "außen" ausgesetzt sind. Daher würde ich auf einem Erdsetting lieber um das Mittelmeer, in der Karibik, in Hinterindien samt der indonesischen Inselwelt oder um die Nordsee herum spielen als in Kasachstan oder dem australischen Outback.

Eine Sache noch: Ich kann mir vorstellen, das Spieler etwas gegen ein Erdsetting haben, wenn für sie "geographische Exploration" eine Spielvorliebe darstellt. Wenn ihnen ein unbekanntes Gebirge am Horizont, auf das die Gruppe hinreist, einen wohligen Schauer über den Rücken jagt.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Dark_Tigger am 27.08.2014 | 10:35
Wäre es Ironie gewesen, hätte ich das noch irgendwie aufgelöst. Wie dem auch sei, kostenlos ist natürlich ein guter Preis. ;)
Der Autorverleger(so wie Eignerkapitän ~;D) von Lamantion of the flame princess, propagiert sehr stark ein Erd-Setting.
Sein Argument dabei ist hauptsächlich: "Wenn ich sowieso nur wischi waschie abklatschkulturen hab brauch ich keine Alternativ Welt. Wenn nicht die Erde dann GANZ anders."
Dementsprechend spielt seine eigene Runde im HRR zur Zeit des 30 Jährigen Krieges, und da spielen dann auch die Abenteuer die er schreibt.
Du bist also nicht der einzige der die Idee gut findet. ;)

Das erste will ich ja gerade nicht. Das zweite wäre zwar denkbar, aber wurde im Mainstream schon zu stark durchexerziert.
Wie wäre es mit einem WierdWars ähnlichem Ansatz, wo die Magie und das andersartige nur in bestimmten Situationen "durchbricht", wie z.B. während/durch der Schrecken des Krieges?
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Slayn am 27.08.2014 | 10:40
Das erste will ich ja gerade nicht. Das zweite wäre zwar denkbar, aber wurde im Mainstream schon zu stark durchexerziert.

Ars Magicka arbeitet mit vier "Realms of Power" (Magic, Infernal, Divine und Faerie) und was wo und wie geht hängt stark damit zusammen welches Realm gerade dominant ist und wie sich die Wechselwirkungen gestalten. Betritt man tiefe Wälder oder unberührte Natur, nähert man sich unweigerlich dem Fearie Realms und auch die Naturgesetze können sich peut a peut ändern.
Ein wichtiger Faktor ist noch "Deus Vult", denn es gibt einen Gott nach der christlichen Vorstellung.

Was die Exploration angeht die Grimnir gerade angesprochen hat: Die einzelnen Tribunal Bücher (Etwa Rhein-Gebiet, Theben, Burgund) befassen sich alle mit übergreifenden Themen die man aufschnappen kann (House Flambeau in Frankreich beschäftigt sich z.B. mit dem aktuellen kreuzzug) als auch mit den Übergängen der besagten Realms. Es ist schon spannend in den Alpen nach einem verschollenen römischen Tempel zu suchen der tief im Realm of Magic liegt.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 27.08.2014 | 10:54
@Arld: ja, das hört sich auch ziemlich cool an. Freut mich, dass du so schöne Erfahrungen damit gemacht hast. Und ja, man muss bereit sein, anzuerkennen, dass es sich um eine Parallelwelt handelt und daher besitmmte Dinge eben _nicht_ so gelaufen sind wie in der Realwelt; aber auch dass manche Klischees einfach _wahr_ sind, oder es eben auch mal ganz anders passiert als Klischee oder Realität.

Das ist auch der nächste Punkt: Geographisch abwechslungsreiche Gebiete sind mittelfristig auch kulturell interessant, und solange man diese ins Spiel einbezieht, dürfte auch das Setting Erde spannend bleiben. Ich definiere als geographisch interessant Gebiete mit einem inneren Meer, über das starker Austausch stattfinden kann und die Küsten verschiedenen Einflüssen von "außen" ausgesetzt sind. Daher würde ich auf einem Erdsetting lieber um das Mittelmeer, in der Karibik, in Hinterindien samt der indonesischen Inselwelt oder um die Nordsee herum spielen als in Kasachstan oder dem australischen Outback.

Da stimme ich voll zu.
Eigentlich bin ich genau so auf die Idee gekommen. Ich habe für mein Setting bereits eine grobe Vorstellung: da soll es dieses und jene Reich geben, und es soll viel Küstenlinie haben zwecks schnellem Transport, und so weiter. Und alle meine Entwürfe liefen dann, bewusst oder unbewusst, stark in Richtung Mittelmeerraum. Irgendwann hab ich mir dann eben gedacht, zum Geier...

@Tigger:
Ja, kann ich unterschreiben. Nur ist leider der 30j. Krieg und Barock schon deutlich außerhalb meiner ästhetischen Wohlfühlzone.

Wie wäre es mit einem WierdWars ähnlichem Ansatz, wo die Magie und das andersartige nur in bestimmten Situationen "durchbricht", wie z.B. während/durch der Schrecken des Krieges?

Hm, da müsst ich mal drüber nachdenken. Erste Konsequenz, die sich mir aufdrängt: Magier haben ein starkes Interesse daran, dass ständig Krieg herrscht, damit sie ihre Kräfte nicht verlieren.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: YY am 27.08.2014 | 11:22
Erfahrungsgemäß? Ich habe mit diesem Ansatz bisher gar keine Erfahrung, habe mich noch nie mit jemandem darüber unterhalten. Insofern auch noch keine Ablehnung erfahren.

Die Kernaussage bei den Ablehnenden ging in meinem Umfeld meist in die Richtung, dass die reale Welt zu langweilig ist (was ja allerspätestens dann Quark ist, wenn man Fantasyelemente einbringt...) und komplett fiktive Settings daher automatisch interessanter seien (auch wenn da meistens nur die Seriennummern abgefeilt sind).

Ich konnte das nie nachvollziehen, aber ich spiele auch gern in historischen Settings ohne alles Gefunzel und Gebemsel, von daher zähle ich da wohl nicht  ;)
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: sangeet am 27.08.2014 | 11:48
Schau Dir doch mal Warhammer an ? Das ist ein kaum verstecktes Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation, mit Magie, und einer Inquisition die unberechtigte Magie Benutzer verfolgt.

Es ist ein sehr interessantes Setting, wo Magie in konkurenz zur Technik steht.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 27.08.2014 | 11:51
Ja, Warhammer zählt auch mit zu den "billigen Abklatschen", da hast du recht.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Dark_Tigger am 27.08.2014 | 11:53
Hm, da müsst ich mal drüber nachdenken. Erste Konsequenz, die sich mir aufdrängt: Magier haben ein starkes Interesse daran, dass ständig Krieg herrscht, damit sie ihre Kräfte nicht verlieren.
Muss ja nicht mal unbedingt Krieg sein. Sehr beliebt ist ja auch, das die Ordnung und Regelmäßigkeit die die Zivilisation bringt, nicht gut mit Magie zusammenarbeitet.
Außerdem könnten sehr Mächtige Magier auch Interesse daran haben das KEIN  Krieg herrscht. Die können auch mit sehr wenig Energie im Umlauf zaubern, und die Wahrscheinlichkeit das Konkurenz auftritt sinkt.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: YY am 27.08.2014 | 11:55
Ja, Warhammer zählt auch mit zu den "billigen Abklatschen", da hast du recht.

Aber es ändert immerhin die Wahrnehmung, wenn es unverhohlen Absicht ist  ;)
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Slayn am 27.08.2014 | 12:00
Die Kernaussage bei den Ablehnenden ging in meinem Umfeld meist in die Richtung, dass die reale Welt zu langweilig ist (was ja allerspätestens dann Quark ist, wenn man Fantasyelemente einbringt...) und komplett fiktive Settings daher automatisch interessanter seien (auch wenn da meistens nur die Seriennummern abgefeilt sind).

Ich reise ja sehr viel herum und da bekommt man die tollsten Sachen zu sehen. Es gibt alleine in Europa genug Orte die so inspirierend sein können, das schlägt jede ausgedachte Fantasy Location jederzeit _und_ sie sind, naturgegeben, absolut plausibel.

Alleine wenn ich die ganzen Orte aus meinem letzten Toskana Urlaub für ein Setting verwursteln würde hätte ich Material für endlos langes Spiel.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: sangeet am 27.08.2014 | 12:02
Ich finde es ist ein recht teurer gut gemachter Abklatsch, das ist aber "nicht" das Gleiche.

Es setzt eine fiktionale EDO Welt um, unter bestimmten Elementen die wir in der Realen Welt wieder finden, dadurch kann der Spieler eine bessere Identifikation mit der Materie finden. Mir persönlich gefällt es besser das man es Reikland nennt, und Städte Marienburg, das schafft noch die Abgrenzung zur Realität, die es erleichtert in eine Traumwelt einzutauchen.

Symbolismus ist doch ok, und vorallem sehr Glaubhaft in Warhammer umgesetzt.

Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 27.08.2014 | 12:06
Vielleicht ist genau das ein Punkt, der von der Realwelt abschreckt: sie ist groß und komplex. Viele wollen es vielleicht lieber überschaubar und simpel. Anders lässt sich ja z.B. der Erfolg des Bierdeckelchens namens Aventurien kaum erklären. Auch größer angelegte Fantasywelten werden meist mit einem eher breiten Pinsel gezeichnet.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Slayn am 27.08.2014 | 12:10
Vielleicht ist genau das ein Punkt, der von der Realwelt abschreckt: sie ist groß und komplex. Viele wollen es vielleicht lieber überschaubar und simpel. Anders lässt sich ja z.B. der Erfolg des Bierdeckelchens namens Aventurien kaum erklären. Auch größer angelegte Fantasywelten werden meist mit einem eher breiten Pinsel gezeichnet.

Ich denke eher es hat was mit Erwartungshaltungen zu tun. Wenn ich mit etwas "echtem" konfrontiert bin, dann fällt es schwieriger das Ergebnis von abstrakten Regeln zu akzeptieren wenn das Ergebnis der Anwendung der Regeln nicht dem entspricht was ich erwarte.

So ist z.B. die Vorstellung zu Fuß von Nürnberg nach München wandern zu müssen einfach mit einer Qual verbunden da man die Strecke kennt und abschätzen kann, eine Reise durch eine fiktive Welt dagegen etwas ganz anderes.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Arldwulf am 27.08.2014 | 12:12
Vielleicht ist genau das ein Punkt, der von der Realwelt abschreckt: sie ist groß und komplex. Viele wollen es vielleicht lieber überschaubar und simpel. Anders lässt sich ja z.B. der Erfolg des Bierdeckelchens namens Aventurien kaum erklären. Auch größer angelegte Fantasywelten werden meist mit einem eher breiten Pinsel gezeichnet.
Nicht nur dies, die reale Welt ist auch sehr wandelbar, verändert sich viel schneller als die meisten Fantasywelten. Das ermöglicht zwar extrem unterschiedliche Kampagnen, bedeutet aber auch, dass bestimmte Elemente klassischer Fantasy oftmals fremd in diesen wirken. Untersuche ich in einem Abenteuer eine tausende Jahre alte Ruine, so passt sie dennoch zum Stil des Abenteuers.

Das ist in der realen Welt viel schwieriger, weil sich dort die Kulturen viel schneller ändern.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: sangeet am 27.08.2014 | 12:14
Willst Du realweltliche Konflikte mit einbauen ? Der Tipp mit Warhammer, war ja eher, wie man High Magic durchdenken könnte in ein real weltliches Setting, das war kein "nimm das" sondern ein "lass dich inspirieren".


Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 27.08.2014 | 12:35
Willst Du realweltliche Konflikte mit einbauen ?

Nicht so 1:1. Aber ein paar Standardtropen kann man natürlich adaptieren. Ich sehe da z.B. großes Potenatial für religiöse Konflikte - wie gesagt muss man da erstmal seinen Kopf drumwickeln, dass sich da ein Haufen Gottheiten tummeln, die es wirklich gibt und so ihre Agenden verfolgen wollen.

Man hätte also z.B. den indogermanischen und den semitischen Pantheon, und wer weiß schon, ob diese Gottheiten sich vertragen?
Etwas schwieriger wird es, die (moderneren) monotheistischen Religionen einzubauen, wie der Zoroastrismus, der ja IRL letztendlich auch die Vorlage für die monotheistischen abrahamitischen Religionen geliefert hat, nachdem er selbst den ursprünglichen IG Kult ersetzt hatte.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Luxferre am 27.08.2014 | 12:42
Was war der ausschlaggebende Anstoß seinerzeit für Deinen Gedanken?
Ich hatte mal Gedanken zu einem ähnlichen Projekt gen Mitte der 90er wegen des schönen AD&D Quellenbandes "Mythen & Legenden"
(http://www.drosi.de/bilder/dr_addmythenlegenden.jpg)
Ich denke, dass Du dort jede Menge guter Inspirationen findest.

Ansonsten sehe ich die Diskrepanz im Verständnis einiger User hier und Deiner Idee.
Du willst ja definitiv nicht auf der Erde spielen, sondern eine parallele Welt schaffen, wo die irdischen Mythen quasi Wahrheit sind und die Topographie recht ähnlich, aber dennoch etwas anders ist, oder? Also evtl. gibts gar keine Kirche, weil Jesus nicht ans Kreuz genagelt wurde, sondern per Heal überlebte und seine 12 Ersten Kleriker niemals zugelassen hätten, dass ihm Böses widerfährt.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: YY am 27.08.2014 | 12:48
Ich reise ja sehr viel herum und da bekommt man die tollsten Sachen zu sehen. Es gibt alleine in Europa genug Orte die so inspirierend sein können, das schlägt jede ausgedachte Fantasy Location jederzeit _und_ sie sind, naturgegeben, absolut plausibel.

Mir ist die Aussage von der Langweiligkeit der realen Welt ja auch schleierhaft.
Ich geh wohl zu viel raus  ~;D

So ist z.B. die Vorstellung zu Fuß von Nürnberg nach München wandern zu müssen einfach mit einer Qual verbunden da man die Strecke kennt und abschätzen kann, eine Reise durch eine fiktive Welt dagegen etwas ganz anderes.

Das finde ich jetzt wieder interessant. Mit das erste, was ich bei Reiseplanungen im Rollenspiel mache, ist die Suche nach einem realweltlichen Vergleich.
Ich muss aber auch immer lachen, wenn ich die Protagonisten in alten Fantasy-Schinken locker-flockig beschwingt durch die Pampa joggen sehe :)

Nicht nur dies, die reale Welt ist auch sehr wandelbar, verändert sich viel schneller als die meisten Fantasywelten.

Je nach Epoche tut sich "bei uns" auch nicht sonderlich viel.
Und in Relation zur ingame vergangenen Zeit ist das doch meistens sowieso egal.
Was ändert sich in 5 oder 10 Jahren und hat es wirklich einen relevanten Einfluss auf die Kampagne, den man nicht weit im Vorfeld schon erkannt hätte?
Da muss man ja sogar im 20. Jahrhundert schon suchen.

Untersuche ich in einem Abenteuer eine tausende Jahre alte Ruine, so passt sie dennoch zum Stil des Abenteuers.

Das verstehe ich nicht.

Eine Ruine muss doch nicht zum gleichen Kulturkreis gehören. I.d.R. ist es sogar besser, wenn sie das nicht tut.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Auribiel am 27.08.2014 | 12:53
Vielleicht ist genau das ein Punkt, der von der Realwelt abschreckt: sie ist groß und komplex. Viele wollen es vielleicht lieber überschaubar und simpel. Anders lässt sich ja z.B. der Erfolg des Bierdeckelchens namens Aventurien kaum erklären. Auch größer angelegte Fantasywelten werden meist mit einem eher breiten Pinsel gezeichnet.

Groß und komplex ist nur ein Problem, die Frage ist auch, in wieweit man abstrahiert bzw. selbst anfangen will/muss zu basteln.

Will ich irdisch gesehen, sagen wir mal zur Zeit von Marco Polo seine Reisen nachspielen, müsste ich mich sowohl mit dem historischen Venedig, als auch dem historischen China, dem historischen Orient und und und befassen (außer ich will mir klischeehaft alles selbst aus den Fingern saugen) - und dann hat man wieder das Problem: Wie tief gehe ich ins Detail? Und habe ich einen Experten in der Runde, der meine Nachforschungen mit einer Bemerkung beiseite wischt?


Nächstes Problem wäre "wie rassistisch darf es denn sein?" - bringe ich Fantasywesen mit rein? Und wenn ja, wo sitzen die und ist die Ansiedlung der Rasse X im Gebiet Y nicht eigentlich unschön? (Gab es hier ja auch mal Diskussionen dazu, von wegen mongolische Orks usw.).


Letztes Problem: Löse ich mich zu sehr von der Vorlage (wie du sagst: "Auf der anderen Seite ist man auch nie gezwungen, irgendwas zu übernehmen, was man langweilig oder zu kompliziert findet -- in einer Welt mit D&D-artiger Magie liegt es auf der Hand, dass sich die Historie dort komplett anders entwickelt haben kann als wir sie kennen. Vielleicht gab es ja nie ein Persisches Großreich? Vielleicht ist es umgekehrt nie untergegangen? Alles nur eine Frage des Beschlusses."), dann habe ich wieder das selbe Problem wie in den Fantasy-Settings: Ich muss alles/vieles selbst aus dem Boden stampfen und laufe wieder Gefahr, dass ich genau wie die Fantasy-Settings meine Glaubwürdigkeit verliere oder alles selbst erfinden muss.

Bsp.: Das Reich von Alexander dem Großen besteht noch heute, wir spielen im Europa des 15. Jahrhunderts. Und nu? Wieso sollte sich bei niemals erfolgtem Niedergang der Antike so etwas wie Renaissance ergeben haben? Und wenn sich dies nicht nicht ergeben hat, wie sieht Europa dann jetzt aus?


Solche Gedankenspielereien haben für mich dazu geführt, dass ich solche Bastelpläne meist schnell zugunsten eigener zusammengeklauter Maps wieder aufgegeben habe. Wenn ich schon basteln muss, dann hab ich lieber alle Freiheit.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 27.08.2014 | 13:27
dann könnten wir zum Beispiel auch gleich noch weitere Schindluder treiben und uns einen anachronistischen Flickenteppich bauen und Alexanders Weltreich neben Trajans Imperium pflanzen (mit Wikingern im Norden und Dschingis Kahn im Osten und ...).

mfG
jdw
so wie Dangerous Journeys?
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 27.08.2014 | 13:50
Das ist ein kaum verstecktes Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation, mit Magie, und einer Inquisition die unberechtigte Magie Benutzer verfolgt.
meintest du Aventurien ~;D
Ich reise ja sehr viel herum und da bekommt man die tollsten Sachen zu sehen. Es gibt alleine in Europa genug Orte die so inspirierend sein können,
Oh ja, Kerry - Ring of Kerry oder Saar - Hunsrück, >Red Fort, Agra the list goes on and on

Nächstes Problem wäre "wie rassistisch darf es denn sein?" -
Wie rassistisch war es denn wirklich?

War der anders pigmentierte rk Christ in Europa ein fremder Christ und der gleich pigmentierte Nichtchrist ein ungläubiger Heide?

Zitat
Das Reich von Alexander dem Großen besteht noch heute, wir spielen im Europa des 15. Jahrhunderts.
und warum kann es keine Renaissance gegeben haben?
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 27.08.2014 | 15:13
Was war der ausschlaggebende Anstoß seinerzeit für Deinen Gedanken?

Hab ich oben schon irgendwo geschrieben. Im konkreten Fall hat sich für das, was ich mit dem Setting machen will, die reale Weltkarte irgendwie aufgedrängt. Die Entscheidung ist da nun noch nicht gefallen - sonst gäbe es diesen Thread nicht - aber es steht zumindest zur Debatte.

Zitat
Du willst ja definitiv nicht auf der Erde spielen, sondern eine parallele Welt schaffen, wo die irdischen Mythen quasi Wahrheit sind und die Topographie recht ähnlich, aber dennoch etwas anders ist, oder? Also evtl. gibts gar keine Kirche, weil Jesus nicht ans Kreuz genagelt wurde, sondern per Heal überlebte und seine 12 Ersten Kleriker niemals zugelassen hätten, dass ihm Böses widerfährt.

Die Topographie kann gerne quasi gleich sein, das ist ja gerade der Witz dass man einfach nur einen Atlas aufschlagen muss, um Aufschluss über Gelände und Klima in einer beliebigen Region zu erhalten.
Mythen sind kniffliger als man anfangs meint, da sie sich ja über die Zeit verändern. Umso auffälliger sind da halt dann die Gemeinsamkeiten. Aber da, wo sie sich auseinanderentwickeln, muss man in so einem "realmagischen" Setting sich für eine Variante entscheiden. Ebenso wird man die Schöpfungsmythen ausklammern bzw weiterhin als Mythen behandeln müssen, weil wir dafür einfach zuviel über die Welt wissen.
Jesus andererseits wird vermutlich nicht nur nicht ans Kreuz geschlagen worden sein, sondern in dieser Form gar nicht gelebt haben. Er ging ja aus einem lokalen monotheistischen Kult hervor, der wiederum monotheistisch war, weil seine Erfinder das von den Persern abgeschaut hatten, weil sie es cool fanden von diesen aus der Gefangenschaft befreit zu werden. Wo es aber viele Götter wirklich und nachweislich _gibt_, hat ein Monotheismus mit Alleinvertretungsanspruch eher schlechte Karten. Insofern wäre erstmal zu diskutieren, ob und unter welchen Umständen die Perser ihren alten Indogermanischen Göttern zugunsten eines Ahura Mazda den Rücken gekehrt hätten.

(Die meisten Fantasysettings sind ja auch polytheistisch. Nicht zuletzt vermutlich, weil Monotheismus für unserereinen entsprechend unserer kulturellen Prägung zu "normal" ist.)

Zitat
Nächstes Problem wäre "wie rassistisch darf es denn sein?" - bringe ich Fantasywesen mit rein? Und wenn ja, wo sitzen die und ist die Ansiedlung der Rasse X im Gebiet Y nicht eigentlich unschön? (Gab es hier ja auch mal Diskussionen dazu, von wegen mongolische Orks usw.).

Wenn man das nicht will, muss man diese "Monsterrassen" eben über Bord werfen und sich, ganz im Low Fantasy Stil, hauptsächlich an Menschen halten. Das geht prinzipiell auch, macht ja z.B. Conan vor. Da gibt es eben dafür soundsoviele menschliche Völker mit unterschiedlichen Eigenschaften und Modifikatoren, aber ohne spitze Ohren und Unterbiss. Ich persönlich hätte da überhaupt kein Problem damit, wäre mir sogar fast lieber als EDO, aber ich glaube die meisten Spieler wollen eben auch letztere in einem Fantasysetting sehen.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Draig-Athar am 27.08.2014 | 15:37
Mythen sind kniffliger als man anfangs meint, da sie sich ja über die Zeit verändern. Umso auffälliger sind da halt dann die Gemeinsamkeiten. Aber da, wo sie sich auseinanderentwickeln, muss man in so einem "realmagischen" Setting sich für eine Variante entscheiden. Ebenso wird man die Schöpfungsmythen ausklammern bzw weiterhin als Mythen behandeln müssen, weil wir dafür einfach zuviel über die Welt wissen.

Ein Kumpel von mir arbeitet gerade an einem "mythischen" Setteing bei dem es grob um folgendes geht: vor Urzeiten gab es ein "mystisches" Zeitalter, die uns bekannten Mythen sind nur noch verschwommene (und über die Jahrtausende stark veränderte) Berichte darüber. Also ist er hergegangen und hat Gemeinsamkeiten in den Mythen der verschiedensten Völker gesucht und diese zu einem Gesamtbild zusammengefügt. Das muss ziemlich viel Arbeit sein, weil er schon einige Zeit daran bastelt und immer noch weit von einer Endversion ist.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 27.08.2014 | 15:46
Uuh, klingt aber cool.

Ich hab mal ein Proseminar über indogermanische Mythologie besucht. Nebenbei wurden auch Schnittstellen mit semitischer Mythologie angesprochen. Jedenfalls war das wahnsinnig interessant. Zeigt aber auch, dass das allein vermutlich schon ein eigenes Lebenswerk wäre.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: bobibob bobsen am 27.08.2014 | 15:58
Wie stellst du dir denn den Aufklärungsgrad vor.
Mittelalterlich = ich kenn die Gegend um mein Dorf /Stadt
oder
aufgeklärter = ich kenn mich mit dem Land/der Grafschaft in der ich Lebe aus
oder
Modern= wenn ich mich für ein Land interessiere dann kaufe ich mir einen Reiseführer

Eigentlich müsstest du für Modern sein denn ansonsten hat die Erdähnlichkeit ja nur bedingen Zweck.

Zum Thema EDO. Im Mittelalter haben die Christen ja auch an allerlei finstere und teuflische Wesen geglaubt. Diese wurden allerdings an den Rand der Gesellschaft/bekannten Länder verband. Sollte also aus meiner Sicht kein Problem sein EDO Rassen einzubauen.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Slayn am 27.08.2014 | 16:37
Naja, bzgl. EDO sollte man es mal so machen wie bei der Erschaffung von Greyhawk: Erst mal rausbekommen wie die Startverbreitung ist und dann Völkerwanderungen simulieren um zu schauen wo man dann landet.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 27.08.2014 | 16:49
Naja, bzgl. EDO sollte man es mal so machen wie bei der Erschaffung von Greyhawk: Erst mal rausbekommen wie die Startverbreitung ist und dann Völkerwanderungen simulieren um zu schauen wo man dann landet.

Na ist doch klar. Die Elfen erwachten in Sibirien, wanderten von da aus peu a peu nach Westen, setzten nach Amerika über und kehrten über den Nordpol nach Mitt-- Europa zurück.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Luxferre am 27.08.2014 | 17:33
Bei all Deinen Ideen würde mich dann aber interessieren, WO Du den Cut machst, ab wo die Mythen und Magiewirkler den Verlauf der Geschichte veränderten.

Warum nicht den Ansatz wählen, dass fast alles genau so stattfand, nur mit mythischen Elementen?
Jesus wurde mit infernalischen Nägeln an ein Schwarzholzkreuz geschlagen, während die infernalische Majestät Pontius Pilatus seine Klauen in der Unschuld von drei Jungfern wusch?
Der Judassilberling ist in der Tat eine bis heute vorkommende Münze.
Alexander der Große ist einem magischen Fluch zum Opfer gefallen.
Odysseus hatte einen magischen Bogen und wirkliche Superkräfte.
Herkules hatte STR 46.

Und dann findest Du einen Cut, wo Du die Geschichte veränderst.
So zumindest mein Ansatz.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Slayn am 27.08.2014 | 18:17
Ich denke, vieles davon wird darauf zurückzuführen sein wie man Gott/Götter jetzt nimmt. Es gibt ja schon einen Unterschied zwischen, sagen wir mal, dem griechischen Pantheon und dem christlichen Gott.
Hier eine Aussage zu treffen was jetzt nun Sache ist wird das Setting radikal verändern.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 27.08.2014 | 20:17
Jo, das ist eben so die Sache. Es soll ja nicht wie bei den FR sein, wo sich alle Nase lang irgendwelche Sterblichen zu Gottheiten aufschwingen.

Möglich wäre z.B. bei den Göttern:
a) jedes Großvolk hat seinen eigenen Pantheon. Es gibt also z.B. einen Indogermanischen Pantheon, einen Semitischen, und so weiter. Diese Götter sind verschieden. In einzelnen Untervölkern können die Götter leicht unterschiedliche Ausprägungen haben, sind aber im Wesentlichen immer noch gleich.
b) Es gibt weltweit nur einen bestimmten Satz Götter, und diese werden eben unter verschiedenen Namen verehrt.

Ich tendiere eigentlich hier deutlich zu (a). Dies ließe sich dadurch erklären, dass ursprünglich die animistischen Kulte jeweils lokale Geister oder dgl verehrt haben, die dann durch anwachsende Verehrerzahlen entsprechend an Einfluss gewonnen haben und je nach Erfolg des Volkes bis hin zu Greater Powers aufgestiegen sind. Und irgendein Steppengeist aus Zentralasien ist eben eine andere Entität als irgendein Waldgeist aus Zentralafrika. Das heisst also, die Götter haben ein Interesse daran, ihr jeweiliges Volk so groß und zahlreich wie möglich zu machen (und dabei fromm zu halten), da so auch ihre eigene Macht anwächst.

Das heisst aber auch, dass es Nachzügler und Emporkömmlinge, die keinem Pantheon angehören, sehr schwer haben werden, Fuß zu fassen. Somit sehe ich für nachträglich aufkommende monotheistische Religionen, in denen eine einzige Gottheit auch noch die Anerkennung anderer Götter verweigert, ziemlich zabbeduschdr. Oder anders betrachtet: _wenn_ mal ein Mono-Gott außerordentliche Macht demonstriert und andere Pantheone (Pl?) ins Schwitzen bringt, könnte da etwas faul an der Sache sein.
Hmmmm eigentlich wäre das schonmal ein interessanter Plot-Ansatz...

Weiterhin fände ich es lustig, wenn es auch in dieser Alternativrealität ein einschneidendes Ereignis um das Jahr 0 gab, an dem sich die Kalender ausrichten. Ich denke da z.B. an die Gründung eines Imperiums. Dann könnte man die irdischen Jahre 1:1 mit dem Settingkalender setzen, und so z.B. im Jahr 1000 einsteigen.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Anastylos am 27.08.2014 | 23:23
Ich finde ja die semitische Mythologie des alten Orients sehr spannend und auch für deinen Ansatz passend: Jede Nation hat quasi das gleiche Pantheon nur mit leicht veränderten Namen und bei jedem Krieg wird der Götze in dem der jeweilige Kriegsgott wohnt mitgenommen um einem dem Sieg zu schenken. Wer verliert hatte den schwächeren Gott.

Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 27.08.2014 | 23:29
Götter könnte n einfach zu grausam,  blutgierig, fordernd ... sein.

Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 27.08.2014 | 23:44
Jain, also wenn du von Mesopotamien redest, da war das so, dass die Götter ihre Gunst an Städte verliehen oder sie ihnen entzogen haben. Will heißen, wenn eine Stadt eine andere angegriffen hat, haben beide die gleichen Götter angerufen, aber gewonnen hat der, dem die Götter es gerade gegönnt haben. Überhaupt waren die mesopotamischen Götter extrem launisch und unberechenbar - was quasi die Umwelt widergespiegelt hat, mit der die Menschen sich herumschlagen mussten. Wurde eine Stadt von Fluten verwüstet - Enlil war sauer. Kamen Barbaren aus dem elamischen Bergland und haben die Stadt verwüstet, wurde auch das als Ausdruck göttlichen Zorns empfunden. Dabei hat überhaupt nicht interessiert, _warum_ dieser oder jene Gott gerade angepisst sein könnte, das war halt so -- es galt lediglich, ihn wieder zu besänftigen, bevor schlimmeres passierte.

Aber das ist ja alles bronzezeitlich und passt so nicht in das von mir invisierte spätmittelalterliche Zeitfenster. So hatten in der Gegend zwischenzeitlich ca 1000 Jahre lang diverse Indogermanen das Sagen (Hethiter, Perser = Indoiraner, Griechen, wieder Indoiraner, usw.) bis die Araber ankamen. Realweltlich war zu dieser Zeit war der Polytheismus in der Gegend schon zweimal passé, nachdem er erst vom Zoroastrismus der Indoiraner und dieser dann vom Islam verdrängt wurde. So frisst die Revolution ihre Kinder. Oder Großeltern?

Im PWS (Parallelwelt-Setting) habe ich ja dem Monotheismus geringe Chancen eingeräumt, aber historisch ist glaub ich unbestritten, dass die Araber die Region nur erobern konnten, weil sie in ein Machtvakuum stießen, nachdem sich Byzantiner und Perser (Parther oder weiß der Geier) jahrhundertelang gegenseitig ausgeblutet haben. Man muss also nur diese Stellschraube verändern, und die Araber bleiben in der Wüste.

Irgendwie kann ich es drehen und wenden wie ich will, aber ich komme bei "monotheistischer Kult" immer zu "eroberungswütige Bedrohung der zivilisierten Welt", die zurückgeschlagen werden will. Ist jetzt auch wieder nicht besonders P.C., oder? xD
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 27.08.2014 | 23:48
Das galt auch fuers Juden-, Christen- und das Zoroianismus ?
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Eulenspiegel am 27.08.2014 | 23:52
@ Feuersänger
Ob etwas P.C. ist oder nicht, würde mich persönlich nicht interessieren. Aber "Monotheismus ist der Kriegstreiber und Polytheismus sind die Friedlichen" ist halt schon sehr 08/15 und habe ich bereits in diverser EDO-Fantasy gelesen.

Was auch eine Möglichkeit für einen monotheistischen Gott wäre: Es gab mal ein ganzes Pantheon. Dieses Pantheon hat allerdings die Transzendenz erreicht und ist zu einem einzigen Gott verschmolzen.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 28.08.2014 | 00:10
Aber "Monotheismus ist der Kriegstreiber und Polytheismus sind die Friedlichen" ist halt schon sehr 08/15 und habe ich bereits in diverser EDO-Fantasy gelesen.

Das ist mir bewusst. Es liegt halt auch irgendwie nahe bzw erscheint sogar logisch zwingend: ein einzelner Gott ist entweder mangels Verbündeter irrelevant und unbedeutend (welcome to the Tautology Club), dann kräht kein Hahn nach ihm. Um trotzdem eine Rolle zu spielen, _muss_ er quasi aggressiv und expansionistisch agieren. Und dafür erstmal - woher, wäre noch zu bestimmen - die Macht mitbringen, um das durchzuziehen und gegen einen ganzen Pantheon bestehen zu können.

Das galt auch fuers Juden-, Christen- und das Zoroianismus ?

Ich verstehe nicht ganz, worauf du dich da beziehst, und möchte lieber nicht raten.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 28.08.2014 | 01:37
Das  Christentum sich eigentlich ziemlich friedlich verbreitet hat (okay ob man Rom jetzt als Barbaren bezeichnen darf und deren Umgang mit Unterworfen en oft ziemlich ekelhaft war ) und Zoroasterglaube im zvilisierten Persien.

Aber im Mittelmeerraum wurde oft den Goettern nur vom Amtsklerus gehuldigt. 

Monotheismus der Glaube der Underdogs, der Sklaven.....
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 28.08.2014 | 02:23
Das ist ja lieb und nett, aber es geht hier um eine Phantasiewelt mit realen Göttern, nicht die Realwelt mit Phantasiegöttern. Da muss man alles nochmal auf Plausibilität abklopfen.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: KlickKlack am 28.08.2014 | 05:14
In einer Fantasiewelt mit realen Göttern wird die Verbreitung eines gütigen Gottes (also orientiert am Christentum) doch noch viel plausibler.
 Während sich die rach-, eifersüchtigen Götterfamilien zanken und ständig im Leben der Menschen rumpfuschen ohne das man ihre Beweggründe wirklich deuten kann hat sich Gott X, der einzig `wahre` Gott neben all diesen dämonischen Götzen seinen Auserwählten offenbart und erklärt, wie die Welt wirklich beschaffen ist – eine elendige Prüfung unserer Integrität – ein Zerrbild des Himmels. So wie die von Mühsalen geprägte Erde selbst ein finsteres Zerrbild des Himmels ist, so sind auch die Götzen verzerrte, finstere Spiegelbilder all des Ballasts den die Menschheit mit sich rumträgt. Von diesem (und diesen) muß man sich lossagen, das Jammertal anstandslos und integer durchschreiten,
dann wird die Seele geläutert und das Tor zum Himmel öffnet sich.
Wie Schwerttänzer schon anmerkte, greift hier dann die wohl beeindruckenste Waffe des frühen Christentums 1 zu 1 -- es ist  egal ob man Mann oder Frau, schwarz oder weiß, klein oder groß, reich oder arm, frei oder unfrei ist, vor Gott X, sind alle gleich.
Funktioniert in einem fantastischen Setting ebenso gut wie auf der antiken Erde.
Problematisch ist es nur, weil man die eigenen Vorurteile gegenüber der Christlichen Religion nur schwer ablegen kann, selbst wenn es dem Spielleiter gelingt, werden sich die durchschnittlichen mitteleuropäischen Rollenspieler verdammt schwer tun.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 28.08.2014 | 08:23
Und wie kommst du darauf, dass es "einen einzig wahren Gott" gäbe und alles andere "dämonische Götzen" sein sollen? Und dass dieser eine gütig und gerecht sein soll und alle anderen kleinlich und rachsüchtig?
Sorry, aber _das_ klingt mir zu sehr nach christlich-evangelistischer Propaganda.
FTR, "Götze" heißt ja gerade "nicht echt". Diese Götter aber sind echt.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Slayn am 28.08.2014 | 09:13
@Feuersänger:

Der interessante Teil daran mit unserer echten Welt als Vorlage arbeiten zu können besteht ja darin bestimmte Setzungen als "Wahr" gelten zu lassen und _dann_ die Auswirkungen dieser Setzungen zu extrapolieren.
Ich finde es immer echt schade wenn man z.B. die Option mit dem "Einzig Wahren Gott" marginalisiert und dann lieber zu den Fantasy üblichen Pantheons ohne Bedeutung übergeht. "Deus Vult" ist nun mal ein scheiße mächtiges Instrument das man auch nutzen sollte.

Als Beispiel dafür wo das durchgezogen wurde: In Rokugan hat man konsequent die Physik durch Mystik ersetzt. Natürlich bewegt sich alles im Rahmen den man erwartet, nur kann man auch tatsächlich mit den Kami (kleine Götter) die für die Schwerkraft zuständig sind reden und die Schwerkraft somit manipulieren, etc.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 28.08.2014 | 09:18
Ich hoffe, das wird hier nicht von den Mods als verbotswürdige Religionsdebatte aufgefasst; es geht mir nur darum, etwas realhistorischen Hintergrund zwecks alternativhistorischer Gestaltung zu beleuchten:

Nach dem neuesten Stand der Forschung waren die Israeliten zunächst lange Zeit ebensolche Polytheisten wie alle anderen semitischen Völker auch, und hatten sicherlich weitgehend deckungsgleiche Gottheiten und Mythologien wie ihre Nachbarn. Es gibt nebenbei auch keinerlei archäologische Hinweise auf einen Auszug größerer Massen aus Ägypten -- die aktuelle Theorie ist, dass dieser Punkt erst während des babylonischen Exils (ab 597BCE) als identitätsstiftendes Merkmal erfunden wurde, wo überhaupt die "5 Bücher Mose" erst geschrieben wurden. Auch Geschichten wie die Sintflut wurden vermutlich erst während dieser Zeit von den Gastgebern abgepinnt. Dann kamen 539BCE die Perser, eroberten Babylon und erlaubten den Exilanten die Heimkehr. Das ganze persische Gebahren hat die Israelisten wohl so sehr beeindruckt, dass sie daraufhin ebenfalls monotheistisch werden wollten. Also wurden die ganzen bisher tradierten Mythen von vielen auf eine Gottheit umgeschrieben. So erklärt sich auch, warum der Gott des AT sich über weite Strecken wie ein schizoider Parano aufführt: ursprünglich waren es mehrere Götter, die gegeneinander gearbeitet haben. Der eine will einen NSC zu einem Zugeständnis bringen, der andere "verhärtet sein Herz" damit der NSC auf Stur schaltet. Oder wiederum der Sintflutmythos: einer wollte die Menschheit ersäufen, weil sie ihm zuviel Lärm gemacht hat, der andere hatte Mitleid und hat (gegen das ausdrückliche Verbot der anderen Götter) den Tip mit der Arche durchsickern lassen ("Ach liebe Schilfwand, wenn du wüsstest was ich gehört habe..."). Und so zieht sich das durch.

--

Was generell problematisch werden könnte, ist die Amalgamierung der D&D-Kosmologie mit einem irdischen Setting (und wie gesagt geht es mir primär um ein Setting für D&D). Das geht schon wieder in Richtung Gesinnungsdebatte, die wir ja hier auch schon xmal durchgekaut haben: wir sind es gewöhnt, dass Gut und Böse weitgehend eine Frage der Perspektive ist, prinzipiell sind immer "Wir" die Guten und "Die Anderen" die Bösen; außerdem ist sowieso nicht so strikt schwarz-weiß und alles mehr oder weniger komplex. Babylonische Götter z.B. werden oft explizit mit zwei gegensätzlichen Aspekten beschrieben, also heute Gut, morgen Böse, und der Mensch muss sich dreinfinden.
In D&D ist es eben genau andersrum; Moral ist absolut, Gut und Böse stehen zu dem was sie sind, und gerade Gottheiten haben jeweils genau eine Gesinnung, von Lawful-Good bis Chaotic-Evil. Da könnte ich mir schon vorstellen, dass das Spielern in einem PWS noch größere Probleme bereitet, ihren Kopf da rumzuwickeln, als in einem Standardsetting ohnehin schon.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Slayn am 28.08.2014 | 09:24
Du umschiffst aber immer noch die Frage was Götter überhaupt sein sollen und welchen Stellenwert sie haben.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Anastylos am 28.08.2014 | 09:29
Monotheismus der Glaube der Underdogs, der Sklaven.....

Das Christentum war alles andere als ein Glaube der Underdogs. Seine große Stärke war die Vereinbarkeit mit der platonischen Philosophie. Dadurch wurde es sehr schnell am Hof des Kaisers und bei gebildeten Bürgern beliebt. Klar war es auch bei den einfachen Leuten beliebt, aber wirklich entscheidend für den Erfolg war die philosophische Plausibilität.
So viel zum Thema beeindruckendste waffe.

Monotheismus kann es in einer Welt mit vielen Göttern natürlich nicht geben aber eine Monolatrie, also dass nur ein Gott verehrt wird schon. Dieser Gott müsste halt alle Aufgaben übernehmen die sonst auf verschiedene Götter aufgeteilt sind. Er müsste ein Wettergott, ein Kriegsgott, ein Gott der Fruchtbarkeit sein etc.
Wenn man sich die Entwicklung des Judentums anschaut wird deutlich, dass es nicht nur Montheismus und Polytheismus gibt, sondern auch viele Abstufungen durch die das eine langsam in das andere übergeht.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 28.08.2014 | 09:33
Du umschiffst aber immer noch die Frage was Götter überhaupt sein sollen und welchen Stellenwert sie haben.

Ich dachte, das hätte ich schon gesagt. Götter sind real und haben ein persönliches Interesse an den Geschicken der Welt. Vielleicht aus eigennützigen Motiven (viele Verehrer = viel Mana), vielleicht aus einer inhärenten Moral heraus versuchen sie, die Menschheit in ihrem Sinne zu beinflussen. Moment, das hatte ich neulich in einem anderen Thread schonmal schöner ausgedrückt... muss ich raussuchen.

Edit: Da: http://www.tanelorn.net/index.php/topic,90367.msg1865910.html#msg1865910
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Slayn am 28.08.2014 | 09:37
Ich dachte, das hätte ich schon gesagt. Götter sind real und haben ein persönliches Interesse an den Geschicken der Welt. Vielleicht aus eigennützigen Motiven (viele Verehrer = viel Mana), vielleicht aus einer inhärenten Moral heraus versuchen sie, die Menschheit in ihrem Sinne zu beinflussen. Moment, das hatte ich neulich in einem anderen Thread schonmal schöner ausgedrückt... muss ich raussuchen.

Ah, das meinte ich gar nicht. Es geht mehr um "Mystische Physik" oder die "Physik des Phantastischen". Ist z.B. Thor der/ein Gott des Donners oder ist er mit der Physik verknüpft was Donner ist, wie er zustande kommt, wie die Naturgesetze hier funktionieren. Ist Chronos der Titan der zeit oder ist Chronos nur die Manifestation der Zeit, usw.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 28.08.2014 | 09:48
Uff, öhm, da bin ich grad überfragt. Spielt das wirklich eine Rolle?

Jedenfalls, worauf ich weiter oben eigentlich noch hinauswollte: das vorgeschlagene "Mythos zum Faktum erklären" ist halt schwierig, weil in der Weltgeschichte wahnsinnig viel retconned wurde. Wenn sich da ein König besser legitimieren wollte, wurde ein gemeinsamer Vorfahr mit einem früheren König erfunden. Oder gleich die eigene Abstammung auf einen Gott zurückgeführt. Oder im Kultischen: ein Gott wird mit einem anderen gleichgesetzt. Oder ein vorher unbedeutender Nischengott wird auf einmal - rückwirkend natürlich - zum Chefgott erhoben. Gerade im Mespotamischen sehen wir das extrem: lange Zeit ist Enlil der Protagonist vieler Göttergeschichten, und auf einmal gefällt den Babyloniern Marduk besser, und schwupp spielt in den exakt gleichen Geschichten auf einmal Marduk die Hauptrolle und Enlil interessiert niemanden mehr. Oder man denke nur mal an die ganzen verschiedenen ägyptischen Sonnengottheiten.

Was soll man da also machen? Man muss sich immer für einen bestimmten Zeitpunkt entscheiden, in dem diese und jene Fakten gerade augenblicklich gültig waren. 50 Jahre früher oder später konnten schon wieder andere Fakten gegolten haben, und denen widerspricht man dann automatisch.

Finde ich durchaus knifflig. Vielleicht auch ein Grund, warum die Erde als fantastisches Setting eher unpopulär ist. Man ist von der Fantasy in der Regel gewohnt, dass es eine settingintern gültige Wahrheit gibt. Und diese nicht alle 50 Jahre über den Haufen geworfen und von einer anderen Wahrheit ersetzt wird.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Dark_Tigger am 28.08.2014 | 10:15
Und wie kommst du darauf, dass es "einen einzig wahren Gott" gäbe und alles andere "dämonische Götzen" sein sollen? Und dass dieser eine gütig und gerecht sein soll und alle anderen kleinlich und rachsüchtig?
Sorry, aber _das_ klingt mir zu sehr nach christlich-evangelistischer Propaganda.
FTR, "Götze" heißt ja gerade "nicht echt". Diese Götter aber sind echt.
Das ist doch der Witz. Eines Tages sind die Götter im Zweistromland mal wieder so RICHTIG pissig auf ein ander gewesen. (irgendwer hat mit irgendwem Geschlafen, das war zwar vor 50 Generationen, aber jetzt hat jemand anders gesagt das die eine nur mit dem anderen...) Die schlechte Laune wurde jedenfalls großflächig an den Menschen ausgelassen.

Und jetzt kommt dieser Kult der sagt: "Wisst ihr, das sind eigentlich keine Götter sondern Dämonen. Und wenn ihr unsren einzig warenTM Gott anbetet wird alles Tutti."
Schwups hat dieser Gott ein zwei Städte unter sich, und weil die anderen Götter halt gerade mit sich beschäfftigt sind, läuft es für diese Städte sogar ganz gut, und so kann sich der Kult ausdehnen.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 28.08.2014 | 10:29
Etymologisches Tidbit: "Daemon" bedeutet ursprünglich (indogermanisch) eigentlich "himmlisches Wesen". Ist in dieser Bedeutung noch in der indischen Mythologie als "Deva" erhalten (vergleiche auch die D&D-Kreaturen gleichen Namens). Die Iraner haben irgendwann aus unbekannten Gründen die Bedeutung umgekehrt, und das hat sich dann nach Westen ausgebreitet.

Also mal wieder ein Beispiel für Retcon in der irdischen Mythologie. :p
Ich glaube nicht, dass das mit realen Göttern so funktionieren würde. Dazu muss man schon sehr auf das griechische Götterbild versteift sein, in dem die ganze Truppe nur einen Haufen kleinlicher egoistischer Zicken darstellt.
Aber ich kann gerne mal schauen, ob ich mein "Before Philosophy" wiederfinde, ein kleines aber sehr feines Büchlein zur ägyptischen und babylonischen Kosmologie.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Slayn am 28.08.2014 | 10:33
Uff, öhm, da bin ich grad überfragt. Spielt das wirklich eine Rolle?

Eine entscheidende sogar. Wenn hier eine Setzung gemacht wird was als "Wahr" zu gelten hat, dann kann man den ganzen Redcon schneller und zielführender erledigen.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Dark_Tigger am 28.08.2014 | 10:56
Ich glaube nicht, dass das mit realen Göttern so funktionieren würde. Dazu muss man schon sehr auf das griechische Götterbild versteift sein, in dem die ganze Truppe nur einen Haufen kleinlicher egoistischer Zicken darstellt.
Aber ich kann gerne mal schauen, ob ich mein "Before Philosophy" wiederfinde, ein kleines aber sehr feines Büchlein zur ägyptischen und babylonischen Kosmologie.
Ka ich hab die Edda und den Gilgamesh Epos nur in neueren Übersetzungen gelesen. Aber in beiden kamen mir die jeweiligen Pantheons auch so vor.

Und ich wollte auch nur darstellen wie es zu einer Umdeutung wie du sie beschreibst von guten übersinnlichen Wesen, zu schlechten übersinnlichen Wesen, auch mit lebenden Göttern kommen kann.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Waldviech am 28.08.2014 | 11:04
Mal so ein kleine, christentums-bezügliche Idee (die sicherlich nicht "historisch korrekt" ist ):
Wir haben jetzt mal folgende Setzungen:
- Das Ganze soll ein D&D-Feeling auf eine pseudohistorische Erde übertragen.
- Die Götter sind real.
- D&D-Kosmologien zeichnen sich durch eine ausgeprägte Gut-Böse-Dychotomie aus.
- Leider gilt auch: Es kann nicht alles "wahr" sein, da sich diverse Mythologien gerne mal wiedersprechen. Da die Grundprämisse "D&D-Fantasy auf einer pseudohistorischen Erde" lautet, würde ich die Mythologien in Richtung Fäntelalter modifizieren.
Außerdem meine Meinung:
- Dauerndes Christentumsbashing ist doof und wird irgendwann schal und öde.

Daher folgender Vorschlag:
Wie in einer stinknormalen D&D-Fantasywelt balgen sich auch auf der Fantasy-Erde natürlich die Mächte des Lichtes und der Dunkelheit. Es gibt einige fiese, dämonische Mächte, aber auch einen Haufen Götter auf der guten Seite. Letztere haben aber ein Problem: Ihre Einflussmöglichkeiten unterliegen gewissen, kosmischen Zyklen. Die Götter haben sich darauf eingerichtet, die Sterblichen aber wissen da in der Regel wenig von. Nun könnte man die Fantasy-Erde in einer Art "Prinz-Eisenherz-Epoche" ansiedeln. Das klassische, christliche Mittelalter ist im Reiche König Artus, Karl des Großen u.ä. schon da, die Antike im Mittelmeergebiet noch da. Wir befinden uns nämlich in einer potentiell gefährlichen (und daher sehr heldenbedürftigen) Übergangsepoche. Das Zeitalter der alten Götter ist fast vorüber, das Zeitalter des (zugegebenermaßen ziemlich mächtigen) Gottes der drei großen Buchreligionen ist noch nicht ganz da. Deswegen wittern diverse, noch näher zu definierende BÖSE MÄCHTE Morgenluft und die Länder der Erde sind reichlich monsterverseucht.
Es gibt eine Gruppe von "Eingeweihten" oder "Auserwählten", die die Zyklusgeschichte kennen - daher ist es in Heldenkreisen kein Problem, wenn ein christlicher Ritter neben einem keltischen Stammeskrieger reitet und zusammen mit einer Hekate-gläubigen Zauberin das Böse bekämpft.
Falls das Wissen um die Götterzyklen eine Art "Geheimwissen" ist, könnte eine Masche der Bösen darin bestehen, dieses Wissen bekämpfen zu wollen, damit die Streiter des Guten sich schön gegenseitig in sinnfreien Religionskriegen terminieren.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Archoangel am 28.08.2014 | 11:22
Da ich ja schon einige Kampagnen auf mythicTerra geleitet habe senfe ich mal einfach dazu:

1. Settings

Meine erfolgreichsten Erdkampagnen waren dero drei.
Zum einen das "Mythic Age", also quasi direkt im Anschluss zum Untergang zu Atlantis. High Magic aber im Zerfall, so eine Art Fantasy-Endzeit mit Steampunk-Elementen.
Weitaus erfolgreicher war hingegen "Age of Heroes" bzw. der Nachfolger "Ring der Nibelungen". Beides spielt in der selben Welt, nur in unterschiedlichen Zeitlinien:

Am Tag X gab es eine weltumfassende Katastrophe in der Welt Y (sprich: Why). Die Menschheit, geführt von mächtigen Priesterkönigen und Zauberern machte sich auf den Weg zu einem uralten Portal um der totalen Vernichtung zu entkommen. Das Portal führte sie zur Erde. Die Menschen bestanden aus drei verschiedenen Gruppen: dem Vorauskommando (kleinste Gruppe), den Wichtigen (mittlere Gruppe) und dem Rest (größte Gruppe, vor allem Volk etc.) sowie einer winzigen Truppe Nachhut, die das Portal schließen sollten (vor allem Magier und Ritter).

Was beim Übergang nicht bedacht wurde, war das die Zeitlinien unterschiedlich verlaufen. Die Vorhut trat durch das alte Portal in ein unbekanntes und unbesiedeltes Land. Sie errichtete zunächst Lager für die folgenden - aber die kamen nicht. Da man Magier hatte begann man zu überlegen, ob die Welt Y schon untergangen sei, oder was schief gelaufen sein könnte und kam nach einigen Jahren dahinter, dass der Zeitfluss ein anderer sei. Da die Umgebung eher kühl und unwirtlich war, Ackerbau weder möglich noch (durch fehlendes Wissen) ausführbar war, beschloss man gen Süden zu ziehen und einen bemannten Aussenposten zurückzulassen. Man traf auf eine Welt voll seltsamer Kreaturen aber mit wenig Zivilisation, lies sich nieder, vermehrte sich und vergaß im Laufe der Jahrtausende die eigene Geschichte. Diese Menschen - vor allem starke Magier und kampferprobte Krieger, ... eine Vorhut eben - ging im Laufe der Geschichte seltsame evolutionäre Wege und gilt im jetzt als das "erste Volk", bzw. die "Thuata de Danann" - die-aus-dem-Licht-getretenen. Sie begründeten die keltische Kultur und ihre Nachfahren sind die Alfar (Elben), Dock-Alfar (Dunkelelben), die Götter und Nephilim. Mit dem bereits untergegangenen Imperium von Atlantis haben sie nichts zu tun, außer dass sie deren Gottheiten irgendwann zumindest teilweise impersonifizierten und mit deren Schöpfungen - mythische Kreaturen und Andamänner (Tiermenschen: Gnolle, Centauren, Minotauren, Katzen- und Hundemenschen, Goblins etc.) zu tun und kämpfen hatten. Vor allem die Gobbos haben sie komplett unterworfen, so dass gerade diese die Träger der keltischen Kultur wurden.

Der zweite Trupp, quasi die Elite, kam also ein paar Tage (irdisch: Jahrtausende) später an. Da sie nur noch verwitterte Ruinen vorfanden, aber zwei und zwei zusammenzählen konnten (und ob der größeren Gruppe recht schnell merkte, dass das Grüppchen hinter einem oft erst Jahre später durch das Portal kam) merkte man Recht schnell den Zeiteffekt. Das Klima war zudem merklich günstiger, so dass man ein größeres befestigtes Lager errichtete und so schubweise in Tausenderstärke eine Bewegung in südlichere Gefilde vornahm. Schon bald stieß man auf die (mittlerweile schon im Niedergang befindliche) Nachfahren-Zivilisation der Vorhut, die man entweder einverleibte, zerstörte oder links liegen ließ - je nachdem wie wehrhaft und freundlich diese waren. Die einzig nennenswerte wirklich menschliche Zivilisation die übrig geblieben war, waren die semitischen Nomadenvölker, die ihre Heimat mit den ägyptischen Gnoll-Pharonen, den Tiermenschen Anatoliens und den diversen vedischen Echsenkulturen "teilen" mussten, weshalb die ersten Siedler mal eben spontan die Kulturen von Sumer (Vermischung mit Einheimischen bei Übernahme deren Götter, welche wiederum menschliche Siedler der ersten Generation waren, die mittels Macht und Magie zu Göttern wurden), Minos (Zerstörung der Tiermenschenkulturen, danach friedlich auf der Insel) und die Stadtstaaaten der Seevölker (Phönizien, Karthago etc.). Da der größte Pulk hier auch am Schluss kam, was etwa tausend Jahre nach der ersten Welle geschah, gab es später nochmals einen Bevölkerungsstrom, vor allem nach Griechenland.

Da man schlauer als die Vorgänger war lies man am Tor (bei Uchta, Komi, Russland) Monolithen zurück, die erklären sollten was hier abging, um dem größten Siedlerstrom, der noch folgen sollte, den Weg zu dem Nachfahren der Verwandten zu ebnen. Leider dauerte das trotzdem nochmals zweieinhalb Jahrtausende, so dass Familienzusammenführungen nicht mehr möglich sein sollten. Die letzen Siedler kamen in sieben Gruppen, jede halb so groß wie der zweite Trupp und kompakt reisend, die - anders als ihre Vorgänger - vor allem aus Volk der sieben Herzogtümer des alten Reiches aus der Welt Y bestand. Also aus Bauern, Handwerkern und Arbeitern, begleitet von jüngeren Kriegern und Magiern. Wo also der erste Trupp aus bereits fast allmächtigen Magiern und wenigen Kriegern letztlich nur schaffen und evolvieren konnte um zu überdauern, der zweite vornehmlich aus Adeligen und Wohlhabenden letztlich auf Eroberung und Unterwerfung, aber auch Verwaltung aus sein musste, blieb dem dritten Teil die Möglichkeit eine relativ intakte frühmittelalterliche Kultur zu bilden. Platz war ja noch immer genug da.

Der erste Stamm ging den Weg der Monoliten und fühlte sich spontan gezwungen die dekadente minoische Kultur auszulöschen und die griechische Kultur zu installieren. Der zweite Stamm ging - von den Vorgängern bereits gewarnt - nach Nordwesteuropa, wo sie die Viking und Litaureiche gründeten. Von ein paar archaischen Gobblin-Kelten und Tiermenschkulturen mal abgesehen waren sie ja recht alleine.
Auch der dritte Stamm nahm erst diesen Weg, siedelte aber alsbald gen Britannien. Der vierte im Donautal, der fünfte ging kriegerisch ins Zweistromland, der sechste blieb einfach vor Ort und den siebten schickte man zum Rhein, wo sie das Königreich Burgund gründeten.

Ich denke das fasst den größeren Zusammenhang grob zusammen. gespielt habe ich die "Griechen", stark beeinflusst vom Spiel "Titanquest" und die Burgunder. Nichtmenschliche Kulturen wurden den Regionen angepasst, so gab es z.B. auch die orks, die durch ein ähnliches Portal als Reiterschaaren (Hunnen) den Burgundern zu schaffen machten, die bereits erwähnten Gnoll-Ägypter, die Gobblin-Kelten und andere. Gespielt ahbe ich ausschließlich BECMI-Derivate, die passen ganz gut, zumal Mystara letztlich ja auch nur unsere Welt ist - allerdings vor ca. 230 Mio. Jahren.

Ich hoffe das hilft dir weiter.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Slayn am 28.08.2014 | 11:40
Ars Magicka fängt die Diskrepanz ja dadurch ab:
Das "Realm of the Divine" ist mit einem allmächtigen Gott verknüpft. Dieser Gott wird im Islam, dem Christentum und im Judentum angebetet, wobei diese Religionen nur Teilaspekte des gleichen Gottes kennen und meinen, ggf. jeweils besondere Einsichten in Aspekte haben, mehr auch nicht. "Die Wege des Herrn sind unergründlich" zählt hierbei absolut. Dieser allmächtige Gott erlaubt die Existenz aller anderen "Realms", könnte sie aber jederzeit beenden.

Die drei anderen Realms haben schon ihre Götter, Heldengötter und Sagengestalten, diese haben Einfluss und ihre eigenen Anbeter, sind aber keine allmächtigen Götter sondern halt einfach nur das was sie sind, mythologische Wesen denen eine gewisse Macht zugestanden wurde, die aber, im Gegensatz zum allmächtigen Gott, erreichbar und zugänglich sind.
Wer will könnte über Bifrost nach Wallhall gehen und mit Odin tafeln.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 28.08.2014 | 16:21


Daher folgender Vorschlag:
Heirs of Alexandria Series
http://www.baen.com/series_list.asp?letter=H#LV
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 28.08.2014 | 17:49
Mhm, das sind ein paar interessante Ansätze. Archos Erzählung liest sich durchaus spannend, allerdings ist es auch sehr speziell. Waldviechs Ansatz ist auch sehr mystisch, und beschwört auch eine bestimmte Stimmung hervor - eben so Arthurianisch, wo es auf den einzelnen Ritter ankommt und nicht auf Bataillone. Erinnert mich an dieses alte Computerspiel, wie hieß es noch? Ahja, Conquests of Camelot. War toll.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: WeepingElf am 1.04.2015 | 17:25
Ich weiß, ich hauche hier einem alten Thread Leben ein, aber ich komme gerade aus dem "Exil" zurück (war über ein Jahr nicht mehr hier), und finde diesen interessanten Thread.

Ich habe selbst eine "Fantasy-Welt mit realer Geographie" im Bastelstadium (eine frühe Version wurde schon mal auf einem Con probeweise bespielt, und funktionierte nicht schlecht).  Das Ding nennt sich "Inis Albion", und das Setting ist im arthurianischen Britannien angesiedelt.  In Inis Albion gibt es Elben und Zwerge, die aber "nur" Menschenvölker mit den entsprechenden Kulturen sind) sowie Magie, die auf der Manipulation morphischer Felder (http://de.wikipedia.org/wiki/Morphisches_Feld) basiert (ich weiß, Parawissenschaft, aber es geht hier doch nur um ein Magiesystem für ein Rollenspiel!).  Es gibt auch einen Gegenwartsableger namens "Rosæ Crux", um den es in diesem alten Thread (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,74589.0.html) geht.  Da ist auch etwas über das Weltkonzept zu entnehmen.

Zur Religion: Es gibt keltische und germanische Heiden, und zweierlei Christentum (römisch-katholisch und elbisch-rosenkreuzerisch - Joseph von Arimathia hatte damals das Evangelium und den Heiligen Gral zu den Elben von Glastonbury gebracht).  Götter sind morphische Felder und stets so mächtig, wie es Menschen gibt, die an sie glauben.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 28.08.2015 | 17:54
So, _jetzt_ ist genau ein Jahr vergangen, seit der Thread aktiv war -- mal sehen ob jetzt neue Erkenntnisse und Ideen kommen. Manchmal muss man Sachen ja einfach gären lassen. ;)

Ich bin nämlich gerade dabei, ein Terra-Mystica-Setting im Geiste durchzuexerzieren. Das muss dann auch gar nicht mehr _so_ High Magic sein wie in D&D 3E, aber nach wie vor soll es auf jeden Fall greifbare und vielseitige Magie geben.

Allerdings tu ich mich da nach wie vor etwas schwer mit der "Simulation". Zum einen wegen der Religionsfrage, zum anderen bei den Überlegungen zu politischen Entwicklungen.

Religion:
Zunächst mal gälte es die Entscheidung zu treffen: sind die Götter real oder nicht? Normalerweise geht man ja in Fantasywelten von realen Göttern aus. Ausnahme wäre Sword & Sorcery.
Wenn die Götter ebensolche Hirngespinste sind wie in der echten Welt, wäre das insofern für die Settingentwicklung sehr bequem -- man könnte einfach alles so lassen, wie wir es aus der realen Historie kennen.
Wenn die Götter aber echt sind, muss man da genauer drüber nachdenken, ob sich nicht einige Sachen deutlich anders entwickelt haben müssten. Insbesondere im Quervergleich mit der historischen Entwicklung.

Politik:
Wenn ich so über den möglichen Einfluss von Magie auf das Weltgeschehen nachdenke, tendiere ich zu der Schlußfolgerung, dass so ein Setting stärker auf Großreiche hinauslaufen würde. Denn: in der Historie hat es ja immer wieder Großreiche gegeben, die aber dann letzten Endes oft an zu langen Nachschub- und Kommunikationswegen gescheitert sind. Wenn es aber eine magisch gepowerte Telekommunikation gibt, und womöglich noch Transportmagie dazu, würde dieser Nachteil von Großreichen quasi wegfallen. Auf der anderen Seite hätten sie eben nach wie vor die Vorteile des großen Ressourcenpools. Das heisst umgekehrt, dass dagegen kleine Reiche einen viel schwereren Stand hätten.

Somit ist meine Hypothese: der Großteil der zivilisierten Welt wird sich in wenige Großreiche aufteilen. Eigenständige kleine Herrschaften können quasi nur in der Peripherie existieren - in den Gegenden, die für die Großreiche nicht interessant genug sind.

Womöglich erlaubt die Magie auch eine Verlängerung der Lebenserwartung (zumindest für reiche Leute und/oder Magier) - da könnte ein erfolgreicher Kaiser sich vielleicht 100 Jahre und länger auf dem Thron halten?

Und: hätten die Herrscher ihre Hofmagier -- oder wären sie selber Magier? Hätte in so einer Welt ein Nichtmagier überhaupt eine Chance, sich auf einem Thron zu halten (außer als Marionette)?
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 28.08.2015 | 19:52
Das kommt auf die Gesellschaft und wie Machtausübung legitimiert wird an.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 28.08.2015 | 19:57
Wie klingt "Wenn du nicht tust was ich sage, verwandle ich dich in einen Fliegenpilz" als Legitimation?  >;D
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 28.08.2015 | 20:15
Wie klingt "Wenn du nicht tust was ich sage, verwandle ich dich in einen Fliegenpilz" als Legitimation?  >;D
die ist so genial, diese könnte von Kiesow stammen
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Sin am 28.08.2015 | 20:26
Ob es Großreiche gibt und ob Magier als Herrscher fungieren und wie exponiert Magier agieren, hängt davon ab, wie gut Magie als Schutz vor anderen Magiern dienen kann. Wenn man keine antimagischen Gebiete erschaffen kann oder persönliche "Schutzschilde" etc. wird jeder Magier einfach sofort von anderen Magiern ermordet, sobald er auf Eroberungsfeldzug geht, oder sonstwie seinen Kollegen auf den Sack. Zumindest wenn High Fantasy bedeutet, dass es die üblichen Zauber gibt wie Teleportation, Unsichtbarkeit und so. Dann ist nix mit Großreichen.
Zumindest wenn Menschen wie echte Menschen funktionieren und nicht wie in D&D. Also Blitzschlag in den Rücken oder Decke auf den Kopf ist ziemlich im Arsch bis tot und nicht -25 Trefferpunkte und nächste Runde wird wegteleportiert.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Text am 28.08.2015 | 22:24
Politik:
Wenn ich so über den möglichen Einfluss von Magie auf das Weltgeschehen nachdenke, tendiere ich zu der Schlußfolgerung, dass so ein Setting stärker auf Großreiche hinauslaufen würde. Denn: in der Historie hat es ja immer wieder Großreiche gegeben, die aber dann letzten Endes oft an zu langen Nachschub- und Kommunikationswegen gescheitert sind. Wenn es aber eine magisch gepowerte Telekommunikation gibt, und womöglich noch Transportmagie dazu, würde dieser Nachteil von Großreichen quasi wegfallen. Auf der anderen Seite hätten sie eben nach wie vor die Vorteile des großen Ressourcenpools. Das heisst umgekehrt, dass dagegen kleine Reiche einen viel schwereren Stand hätten.

Somit ist meine Hypothese: der Großteil der zivilisierten Welt wird sich in wenige Großreiche aufteilen. Eigenständige kleine Herrschaften können quasi nur in der Peripherie existieren - in den Gegenden, die für die Großreiche nicht interessant genug sind.
Konsequent zu ende gedacht, könnte man die Moderne und Post-Moderne in einer magischen Welt vorwegnehmen:

In einer magischen Welt ist das Äquivalent zu den Weltkriegen vielleicht schon viel früher passiert (auf einem antiken oder mittelalterlichen Technologie-Level).

Dementsprechend sind die Großreiche dieser Fantasy-Welt den Großmächten unserer Gegenwart und unmittelbaren Vergangenheit wohl recht ähnlich: es gibt kalte Kriege, Stellvertreterkriege in unwichtigen Vasallenstaaten, magisches Wettrüsten, eine Fantasy-UN, ein Großreich-Block zerfällt und steht als "lokale Mittelmacht" wieder auf, asymmetrische Kriegsführung gegen magisch unterlegene Terroristen, man streitet sich mit kleineren "Schurkenreichen" um die friedliche Nutzung mächtiger Magie, etc.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: WeepingElf am 30.08.2015 | 21:39
Zum Thema "Sind Götter real oder nicht?" habe ich einen Antwortvorschlag: Götter werden von den Menschen erfunden, aber sie haben reale Macht. Wie jetzt?  Nun, Götter sind morphische Felder, und sie sind um so stärker, je mehr Menschen an sie glauben.  Das bedeutet, dass Götter "sterben" können, wenn ihr Kult ausstirbt, und neue Götter zuerst bloße Hirngespinste sind, aber an Macht gewinnen, wenn viele Menschen anfangen, an sie zu glauben.

Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Khouni am 30.08.2015 | 22:40
Ich würde das so handhaben, dass Kleriker aller Religionen "funktionieren". Ein Pseudovatikan würde natürlich für sich herausnehmen, dass nur die eigenen Priester wundermächtig wären, und alle anderen wären vom Teufel geschickt, sind Charlatane... wie auch immer. Keinerlei Klärung der Götterwelt, kein Herumwandeln wie in den Realms. Dennoch kriegen einige wenige Priester aller Richtungen irgendwie Magie. Da würde ich eben bei dem Punkt "Was verehrt wird, hat Macht" bleiben. Vielleicht einige wenige Zauber je nach Couleur der Gottheit. Diese Zauber sind dann durch verschiedene Rituale (Gebete, Tänze - was halt passt) nach den üblichen Zauberregeln zu erlangen. Vielleicht ist dies auch die einzige "zuverlässige" Form der Magie und Götter sind an diese sehr formellen Abläufe gebunden, um ihre Macht zu schicken. Je nachdem, wie mächtig die Gottheit ist (wie sehr sie verehrt wird), steigt die Anzahl an Zaubern und Zaubergraden. Somit könnten zum Beispiel zu Beginn der Kampagne nur Grad-3-Zauber durch Hekate gewährt werden. Wird ein Kleriker die Stufe 20 erreichen, bedeutet dies eine lange Karriere der Wundertätigkeit, des Predigens und Wirkens und natürlich des eigenen Glaubens, wodurch die Macht der Gottheit ansteigt. Sprich: ein hochstufiger Kleriker ist nicht nur jemand, der in der Gunst der Gottheit hochgestiegen ist und daher magische Leckerchen bekommt, sondern direkt der Quell der Macht der Gottheit. Klerikern zu helfen ist oberstes Interesse der Gottheit, so gut sie eben kann, ohne ihn durch Overload (Eingreifen außerhalb ihrer "sicheren", formelhaften Zauber) zu überfluten oder aus Versehen die Welt um ihn herum zu versengen.
Mir gefällt der Gedanke, dass die Götter nur in den seltensten Fällen direkt in die Welt eingreifen, da sie ohne diese engen Kanäle viel zu mächtig wären. Oder vielleicht zu viel von ihrer eigenen Kraft ausgießen würden, die sie dann andernorts nicht mehr hätten? Sprich: ein Gott ohne Kleriker kann zwar viel Anbetung erfahren und durchaus Macht haben, aber nicht ohne Kollateralschaden in die Welt eingreifen.
Woher Magier wiederum ihre Magie beziehen, könnte ebenso offen bleiben. Ist es die selbe Quelle?  Irgendetwas ganz anderes? Sind sie vielleicht Parasiten, die eigene Kanäle und Ventile entworfen haben, um die Macht, die durch die Götter in die Welt kommt, abzuzapfen? Ergo müssten die meisten Götter Magier ziemlich hassen. Aber vielleicht denkt sich irgendeine Gottheit auch, dass sie den Zauberern etwas unter die Arme greifen könnte, solange ihre Magie eher Rivalen anzapft?

Keine Ahnung, etwas wirr. =D
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 31.08.2015 | 00:01
"Götter erhalten ihre Macht dadurch, dass man an sie glaubt" -- ist ein klassischer Tropus, und insofern zwar nicht besonders originell, aber auf jeden Fall gängig.

Die Idee wurde ja weiter oben in diesem Thread durchaus schon angeschnitten -- ich habe da fabuliert, dass die klassischen Götter eben irgendwann in grauer Vorzeit (so vor 5-10000 Jahren) vielleicht irgendwelche diffusen Geisterenergien waren, die dann durch den Animismus der damaligen Menschen lokal gebündelt wurden und so Form angenommen haben.
Das berücksichtigt auch den realweltlichen Umstand, dass z.B. die Götter der indogermanischen Völker quasi überall gleich waren (jedenfalls der harte Kern) -- der vermutlich älteste Gott der Indogermanen war "Der Himmlische", und sein Name (*dyew- oder so) findet sich wieder im germanischen Týr, im griechischen Zeus, indischen Deva und so weiter. Wichtig ist halt: im Prinzip ist das immer derselbe Gott.

Kniffliger wird das bei "jüngeren" Gottheiten, die quasi nachträglich in einzelnen Volksstämmen aufkamen, z.B. der persische Ahura Mazda -- da bräuchte man dann eine gute Erklärung, wie der entstanden ist, und wie er es geschafft hat, bei einem Volk zum quasi alleinigen Gott aufzusteigen.
Und: wenn es stimmt, dass die Israeliten den Monotheismus von den Persern übernommen haben -- ist dann in unserer Terra Mystica Jahweh identisch mit Ahura Mazda, und somit in Konsequenz auch der Gott des Christentums und Islams?

Und so weiter.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Waldviech am 31.08.2015 | 12:43
Wie wäre es denn, wenn einige Götter im Prinzip "nur" Teilaspekte grösserer Gott zeigen wären?
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Achamanian am 31.08.2015 | 13:01
Ich sehe diesen Thread zum ersten Mal, bin aber von den Bastelansätzen auf den letzten beiden Seiten sehr angetan ... besonders schön finde ich diese Überlegung:

Konsequent zu ende gedacht, könnte man die Moderne und Post-Moderne in einer magischen Welt vorwegnehmen:

In einer magischen Welt ist das Äquivalent zu den Weltkriegen vielleicht schon viel früher passiert (auf einem antiken oder mittelalterlichen Technologie-Level).

Dementsprechend sind die Großreiche dieser Fantasy-Welt den Großmächten unserer Gegenwart und unmittelbaren Vergangenheit wohl recht ähnlich: es gibt kalte Kriege, Stellvertreterkriege in unwichtigen Vasallenstaaten, magisches Wettrüsten, eine Fantasy-UN, ein Großreich-Block zerfällt und steht als "lokale Mittelmacht" wieder auf, asymmetrische Kriegsführung gegen magisch unterlegene Terroristen, man streitet sich mit kleineren "Schurkenreichen" um die friedliche Nutzung mächtiger Magie, etc.

Das wäre spielerisch m.E. deshalb sehr reizvoll, weil man dann politische Konflikte und auch vieles anderes nach einem relativ modernen Verständnis behandeln kann und sich nicht (wenn man ein halbwegs glaubwürdiges quasi-historisches Setting haben will) so tief in frühere Mindsets reindenken muss - während man gleichzeitig trotzdem ein vom oberflächlichen Inventar her mittelalterliches Fantasy-Setting hat. Klingt in angenehmer Weise bequem zum Spielen.

In welcher Zeit könnte das Ganze denn so spielen? Ich könnte mir ja gut "so was wie der 30jährige Krieg hat 200-300 Jahre früher stattgefunden" als Ausgangspunkt vorstellen.

Was wäre mit nichtmenschlichen Völkern? Man könnte sie stark an Mythologie/Märchen anlehnen, was dann wahrscheinlich auf sehr unterschiedliche regionale Ausprägungen hinauslaufen würde.

Ach ja, und ein Monster, dass ich in so einer Welt unbedingt mal treffen/bekämpfen wollen würde:

(https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/1a/Seraphim_-_Hagia_Sophia.jpg/400px-Seraphim_-_Hagia_Sophia.jpg)
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Feuersänger am 31.08.2015 | 13:02
Stichwort Glaubenskriege.
Wäre ich ein realer, mächtiger Gott, der seine Macht aus der Verehrung durch seine Anhänger zieht, würde ich es niemals dulden, dass ebendiese Anhänger sich die Rüben einschlagen, nur weil die einen mich Lieber Gott nennen und die anderen Allah.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Achamanian am 31.08.2015 | 13:03
Stichwort Glaubenskriege.
Wäre ich ein realer, mächtiger Gott, der seine Macht aus der Verehrung durch seine Anhänger zieht, würde ich es niemals dulden, dass ebendiese Anhänger sich die Rüben einschlagen, nur weil die einen mich Lieber Gott nennen und die anderen Allah.

Wobei Götter, die durch den Glauben an sie genährt/geformt werden, ja durchaus multiple Persönlichkeiten entwickeln könnten ...
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Khouni am 31.08.2015 | 15:28
Du meinst, die Kirchenväter fürchten ein Schisma (Häresie etc sind ja nicht umsonst schreckliche Todsünden!!!!), weil es ganz konkret Gott den Verstand verlieren lassen könnte, mit der vollen Folge an Sintfluten, Froschregen, Feuerbällen etc?
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Achamanian am 31.08.2015 | 16:36
Du meinst, die Kirchenväter fürchten ein Schisma (Häresie etc sind ja nicht umsonst schreckliche Todsünden!!!!), weil es ganz konkret Gott den Verstand verlieren lassen könnte, mit der vollen Folge an Sintfluten, Froschregen, Feuerbällen etc?

Ich meinte das erst mal nur als Rechtfertigung für Glaubenskriege - sodass Schiiten gegen Sunniten durchaus auch in so einer Welt geht, obwohl Allah wirklich nur ein Gott ist (noch dazu vielleicht identisch mit Jahwe und dem christlichen Gott), weil die verschiedenen Kleriker halt von verschiedenen Persönlichkeitsanteilen des Gottes mit Kraft versorgt werden.
Aber die Idee, dass man ein Schisma fürchten muss, weil der Gott davon verrückt werden könnte, ist natürlich auch spannend ... wobei das wahrscheinlich schon etwas zu "wissenschaftlich" gedacht ist - vielleicht "weiß man" einfach nur, dass Kirchenschismen gerne mal Pestilenzen und Naturkatastrophen nach sich ziehen.
Titel: Re: High-Magic Fantasy auf der Erde / Parallelwelt?
Beitrag von: Khouni am 31.08.2015 | 17:29
Jo, ich würde die "Götter" selbst auch nicht bzw kaum offensichtlich auftreten lassen, sondern hauptsächlich ihre Prediger. Wissen über Götter ist immer von jeder Religion ganz unabhängig erklärt, und es könnte durchaus viele Gruppen geben, die nicht an die Existenz der Götter der jeweils anderen glauben. Wenige hochstufige Kleriker, vielleicht die Neigung, fremde Wunder "Hexerei" zuzuschreiben etc.