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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Spielleiterthemen => Thema gestartet von: Chiarina am 4.09.2014 | 14:18

Titel: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 4.09.2014 | 14:18
Hallo,

ich bin ein alter Midgardhase und spiele Midgard seit 30 Jahren. In meiner aktuellen Midgard-Runde stehen ein paar größere Umwälzungen an, über die ich ganz gern ein paar unabhängige Meinungen hören möchte.

Zur Situation: In der Gruppe, um die es geht, spiele ich seit 18 Jahren Midgard. Inzwischen sind wir uralte Freunde... und das mit all seinen Vor- und Nachteilen. Der Spielleiter bin immer ich (was ich o.k. finde, aber nicht zwangsläufig so bleiben muss). Dazu kommen 6 Spieler. Im Prinzip spielen wir die Midgard-Kaufabenteuer, die ich zu einer Kampagne zusammenstelle und zu diesem Zweck manchmal etwas abändere. Wir sind aber relativ nah dran, an der offiziellen Linie. Es gibt hin und wieder mal einen Spieler, der die Stadt verlässt oder aufhört, dann kümmern wir uns um Nachwuchs, was bisher auch immer funktioniert hat. Es gibt auch immer mal wieder einen Charakter, der stirbt, dann wird eben ein neuer gemacht. Das hat zur Folge, dass die Gradunterschiede zwischen den einzelnen Charakteren manchmal etwas größer sind, gestört hat das aber bisher niemanden. Wir haben als Spieler und als Charaktere zusammen schon ´ne Menge durch. Ein einziges Mal haben wir in all den Jahren etwas massiver in die Kampagnenplanung eingegriffen: Wir haben damals den dritten Teil der "Karmodin-Kampagne" gespielt (Haut des Bruders). Der vierte Teil war noch lange nicht in Sicht und zumindest ein paar der Charaktere waren schon etwas höhergradig. In dieser Situation haben wir uns entschlossen, diese Charaktere zu parken. Wir haben ihnen nette Jobs verschafft und neu begonnen. Unsere Absicht war es, die neuen Charaktere so lange Erfahrung gewinnen zu lassen, bis sie mit zwei zentralen Charakteren aus der Karmodin-Kampagne mithalten können. Wir hofften, dass dann der letzte Teil der Karmodin-Kampagne veröffentlicht sein würde. Dann würden wir die alten Charaktere (und damit auch deren Wissen um die ersten Teile der Kampagne) wieder aktivieren und mit den hochgelernten neue Charakteren zusammen die Karmodin-Kampagne beenden lassen.

Soweit unser Plan. Nun ist es soweit: Seit etwa einem dreiviertel Jahr spielen wir den letzten Teil der Karmodin-Kampagne, und zwar in etwa so, wie geplant. Wenn es so weiter geht wie bisher, sind wir in etwa einem halben Jahr durch.

Kleiner Exkurs: In all den Jahren habe ich neben Midgard auch immer Ars Magica gespielt. Seit es Ars Magica 5 gibt, hat sich meine Begeisterung für Ars Magica nochmal ziemlich gesteigert. Inzwischen stellt Ars Magica für mich ganz klar das wichtigere System dar. Ich will hier auf gar keinen Fall ein System gegen das andere aufrechnen, es ist mir aber wichtig, darzustellen, dass es andere Spielkonzepte als Midgard gibt, die ich innovativer und spannender finde. Nun naht das Ende der Karmodin-Kampagne, und diese Kampagne hat uns als roter Faden wirklich die gesamten 18 Jahre hindurch begleitet (Wir haben damals mit 40 Fässer Pfeifenkraut angefangen). Leider muss ich feststellen, dass für mich das Rollenspiel in dieser Runde immer weniger attraktiv geworden ist. Ich habe das zum Anlass genommen, um mal in die Runde zu werfen: Was machen wir eigentlich, wenn die Karmodin-Kampagne vorbei ist? Wollen wir nichtmal irgendwas verändern? In dieser Diskussion stecken wir jetzt.

Die Gründe dafür, warum ich nicht mehr so richtig zufrieden mit der Gruppe bin, sind natürlich vielfältig. Es stellte sich auch sehr schnell heraus, dass die Mitspieler teilweise andere Dinge gut und schlecht finden, als ich das tue. Das macht es nicht einfacher. Ich versuche einfach mal, die wichtigsten Aspekte zu nennen:
1. Probleme am Spieltisch: Wir spielen schon so lange zusammen und kennen uns schon so gut, dass bei uns Dinge geschehen, die anderswo wahrscheinlich Irritationen hervorrufen würden. Leute kommen zu spät. Leute hatten einen harten Tag hinter sich, können nicht mehr und pennen ein, Leute sind gerade nicht persönlich beteiligt und klickern auf ihrem Tablet herum... man kennt sich eben und kann sich das deshalb erlauben, warum auch nicht, das hat sich nach und nach so eingeschliffen.
2. Probleme des Spielleiters (meine eigenen also): Auch ich habe einen harten Job und nicht unbegrenzt Zeit zur Vorbereitung. Ich habe inzwischen auch mehr Lust, mich um meine Ars Magica Runden zu kümmern. Die mangelnde Vorbereitungszeit war ursprünglich mal der Grund dafür, überhaupt zu Kaufabenteuern zu greifen. Inzwischen denke ich, dass es Midgardabenteuer gibt, die so komplex sind, dass sie eher mehr Vorbereitungszeit benötigen, als wenn ich etwas Freies erfinden würde. Ähnliches gilt für das Regelwerk. Ich finde Midgard 4 ein ziemliches Brett. Ich kenne mich zwar gut aus, aber nicht so gut, dass es nicht immer wieder noch etwas nachzuschlagen gäbe. Letztlich bin ich wahscheinlich zu perfektionistisch. Ich will nichts falsch machen. Also: Wie funktionierte dieser Zauber jetzt nochmal genau? Wie wird nochmal gewürfelt, wenn ein Tier einen Kehlbiss anwendet? Ist die Möglichkeit, für die sich die Charaktere jetzt entschieden haben eigentlich im Abenteuer vorgesehen, oder ist das ein Moment, wo ich frei improvisieren muss? Das sind die Art von Fragen, die bei mir öfter mal aufkommen und dann folgt in aller Regel Nachschlagen.
3. Passive Spieler: Ich kenne das auch ganz anders, und zwar auch wenn ich Spielleiter bin, in dieser Gruppe allerdings sind die Spieler sehr passiv. Es gibt wenig Charakterspiel. Der Sinn des Spiels - so erscheint es mir - ist, das Abenteuer zu einem guten Abschluss zu bringen. Gelegenheiten, mal eine feuchte Runde in einem Wirtshaus auszuspielen verstreichen daher oft ungenutzt. Auch Eigenheiten der Charaktere werden selten ausgespielt (wozu? das Abenteuer können wir doch auch so zuende bringen!). Wenn wir in einem Abenteuer an eine Stelle gelangen, wo nicht sofort ein Lösungsweg aufscheint, sind die Spieler ratlos. Es wird selten etwas gewagt und selten etwas ausprobiert. Meistens gebe ich nach einer Weile entnervt auf und liefere eben einen entscheidenden Hinweis nach. Irgendwie habe ich den Eindruck, es ist mehr Kino, was wir hier machen. Ich bin der Filmvorführer, die anderen schauen zu und geben hin und wieder mal einen Kommentar und ihr Einverständnis zum Geschehen ab. Manchmal bin ich genervt von dem dadurch zustande kommenden "railroading" und ärgere mich, dass sich niemand beschwert. Ich kenne nicht so viele Rollenspielsysteme. In Ars Magica wird aber viel mehr Wert darauf gelegt, dass ein neu entstehender Charakter auch ein Innenleben hat. Wenn schon zu Beginn feststeht, dass die Figur geizig ist und zwar deshalb, weil sie sich als schwarzes Schaf der Familie lange Jahre auf sich allein gestellt mit dem Allernötigsten begnügen musste und nun ihren bescheidenen Wohlstand allein den Umständen zuschreibt, dass sie in all diesen Jahren sparsam war... dann ist der Anreiz, so eine Figur farbig zu spielen doch eine Ecke größer, als bei Midgard, wo fast nur bestimmt wird, was der Charakter objektiv kann und was nicht, oder liege ich da falsch?
4. Regelballast: Ich habe hier im Forum gelesen, dass einige der Midgardregeln nur dann funktionieren, wenn man sie konsequent und komplett anwendet. Das gilt wohl insbesondere für die Erfahrungspunktevergabe. Das Problem ist nur: Ich halte diese Erfahrungspunktevergabe für einen riesen Klotz am Bein. Ich habe eigentlich überhaupt keine Lust nach jedem Kampf irgendwelche EP´s zu berechnen. Soweit das geht, habe ich die Erfahrungspunktevergabe daher in die Hände der Spieler gelegt. Wenn sie eine Fertigkeit erfolgreich anwenden, schreiben sie sich selbst 5 AEP auf... zumindest sollten sie es! Manche machen es, manchen ist es schnuppe. Das hat Folgen: Ein Spieler spielt einen Heiler und ist recht stark darauf bedacht, ja keinen EP zu verpassen. Obwohl auch noch ein anderer Charakter heilen kann, drängelt er sich bei der Versorgung von Verwundeten gern nach vorn. Der Spieler des anderen Charakters sieht normalerweise halbwegs gelassen darüber hinweg - sein Charakter hat ein paar Grade mehr, halb so wild. Trotzdem nervt das EP-Geiern ein wenig, weil ein paar der anderen Spieler nur ein sehr geringes Interesse daran haben. Ich selbst halte dieses Regelkonstrukt: "Es gibt EP´s als Belohnung für bestimmte Aktionen" für völlig unnötig. Ich will meine Spieler auch nur möglichst wenig "belohnen" oder eben "nicht belohnen" müssen. Das brauche ich nicht - ja, es ist mir sogar etwas unangenehm. In Ars Magica gibt es einfach Zeit: Einmal im Vierteljahr hat ein Charakter die Gelegenheit sich zu verbessern. Egal ob er vorher ein dickes Buch gelesen hat, ein Abenteuer bestanden hat oder zum Staubwischen abkommandiert war. Niemand muss EP´s notieren, niemand tut etwas deshalb, weil es dafür ja EP´s gibt... das gefällt mir besser.
5. Es ist nur ein persönliches Gefühl, das ich auch nicht genauer begründen kann, aber nach 30 Jahren Midgard - und das auch noch auf der Welt Midgard - habe ich den Eindruck, die großen Dinger, die mit diesem Spiel möglich sind, habe ich alle durch.
6. Erfahrungsdifferenz: Wir haben zwei relativ neue Spieler dabei, die ausgerechnet jetzt, wo die Karmodin-Kampagne zuende geführt wird, dazu gekommen sind und neue, eigene Charaktere spielen. Das war unglücklich, kam aber eben so. Natürlich hätte man die Charaktere gleich upgraden können, aber das haben wir noch nie gemacht, daher also bitteschön Grad 1. Keine glückliche Entscheidung, aber es ist eben so gelaufen. Zumindest einer der neuen Spieler fühlt sich ein bisschen wie Staffage, weil sein Charakter natürlich noch nicht viel kann. Er gibt sein Bestes, aber oft stellt sich heraus, dass die Situation eben durch die anderen bewältigt wurde und die Existenz seines Charakters eher überflüssig ist. Dieses Problem ist noch das kleinste, weil eine Lösung absehbar ist: Wenn die Kampagne vorbei ist, ziehen sich die hochgradigen Charaktere wieder auf ihr Altenteil zurück und es werden mittelstufige ausgepackt, die zuvor schon mal im Spiel waren. Die neuen Charaktere werden nach der Kampagne wahrscheinlich auch mittelstufig sein, sodass man näher beieinander ist.

Meine Ars Magica Runden laufen weitaus besser und machen mich viel glücklicher und zufriedener als diese Midgard-Runde und unter normalen Umständen würde ich die Runde wahrscheinlich hinwerfen, aber...: Ich mag die Typen sehr und wir sind seit 18 Jahren befreundet. So einfach ist das nicht.

Wir diskutieren im Moment per email seit etwa 2 Wochen, wie es weiter geht. Dabei wird deutlich, dass die Interessen ziemlich unterschiedlich sind. Hier ein paar Positionen meiner Spieler:
Position 1: Ich will nach Alba zurück. Wenn dann die hochgradigen Charaktere ihre Aktivität beenden und die Differenz zwischen den Charakteren nicht mehr ganz so groß ist, wird auch das Spiel besser.
Position 2: Es gibt Dinge, die gehen einfach nicht! Tablets vom Tisch, wenn der erste pennt endet der Abend! Der Spielleiter lässt mal fünfe gerade sein und blättert nicht so viel im Regelwerk, dann wird das Spiel auch flüssiger!
Position 3: Midgard 5 ist entschlackter. Wir spielen nach der Karmodin-Kampagne Midgard 5, dann wird das Spiel besser.
Position 4: Keine Position (hat sich bisher nicht geäußert).

Alles in allem sehen meine Mitspieler wohl ein, dass es in einigen Punkten nicht zum besten steht, aber insgesamt sind sie offensichtlich weniger unzufrieden als ich. Mir gehen diese Vorschläge nicht weit genug, d. h., ich glaube nicht daran, dass sich auf diese Weise das Spiel entscheidend verbessern wird. Ich scheine als einziger über radikalere Lösungen nachzudenken. Ich will vor allem offener spielen als bisher. Also:
Warum nicht mal das System wechseln? Es gibt Systeme, die ein offeneres Spiel stärker befördern als Midgard, oder? Es gibt auch Systeme, die einfacher sind als Midgard. Da wäre wahrscheinlich weniger Anlass, ständig nachzuschlagen. Ich hätte große Lust, etwas Neues auszuprobieren... dem entgegen steht ein fast schon starrköpfiges Beharren auf Midgard bei einem oder zwei der Mitspieler.
Für den Fall, dass es unbedingt Midgard bleiben muss, habe ich noch eine andere Idee, die ich mit den Spielern bisher noch nicht diskutiert habe. Sie lautet: Warum nicht diese ganzen Kaufabenteuer in die Tonne kloppen? Ich versetze die Gruppe auf die "Inseln unter dem Westwind", für diese Inselgruppe gibt es keine Informationen in Quellenbüchern, und wir spielen eine freie Survival-Steinzeit-Kannibalen-Kampagne, bei der ich nicht in irgendwelchen linearen Abenteuern nachschlagen muss, ob ich alles noch im Kopf habe, was mir der Autor hier erzählt.

Wer mir bis hierhin gefolgt ist: Vielen Dank. Habe ihr weitere Ideen, wie ich dieser Schnarchgruppe neues Feuer unter dem Hintern machen kann?

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Luxferre am 4.09.2014 | 14:32
Hallo

Huhu  :d

Zitat
Position 3: Midgard 5 ist entschlackter. Wir spielen nach der Karmodin-Kampagne Midgard 5, dann wird das Spiel besser.

M5 IST entschlackter. Definitiv. Für mich war es nach zwei M4 Kampagnen die reinste Offenbarung.
Charaktere sind zwar kompetenter, steigern sich aber weiterhin langsam, wachsen im Laufe vieler Abenteuer.
Ich würde M5 auf jeden Fall eine Chance geben, wenn da nicht wäre ...

Zitat
Mir gehen diese Vorschläge nicht weit genug, d. h., ich glaube nicht daran, dass sich auf diese Weise das Spiel entscheidend verbessern wird. Ich scheine als einziger über radikalere Lösungen nachzudenken. Ich will vor allem offener spielen als bisher.

Nee, Du willst Ars Magica spielen  >;D Ernshatft jetzt. Das klingt sehr deutlich bei Dir durch. Und das ist auch okay so. Alles hat seine Zeit.
Nur doof, dass Eure unterschiedlichen Wahrnehmungen nicht so recht auf einen Nenner zu bringen sind.

Außerdem solltet Ihr dringend eigene Abenteuer spielen. Naja, DU solltest eigenen Kram leiten. Etwas, worauf alle Lust haben (auch Du), was Du aber nicht so konkret angehst, wie hier passiert. Vielmehr solltet Ihr Euch für einen Schaffungsprozess zusammenfinden und GEMEINSAM Budder bei die Fische oder Fleisch an' Knochen bringen.

Alternativ hängst Du Dich nicht so eng an den Vorgaben fertiger Abenteuer auf. Nutze sie als Steinbruch und Inspiration. Lass Deine Spieler eigene Wege finden und lande irgendwo, wo Du im Leben nicht dran gedacht hättest.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 4.09.2014 | 14:39
Klar will ich Ars Magica spielen.

Aber ich will auch Neues ausprobieren.

Ich habe gestern mal die Downloadversion von FreeFate durchgelesen und festgestellt, dass ich das auch ganz schön interessant finde.

Naja - ein neues System bekomme ich wahrscheinlich nicht durchgesetzt. Eigene Abenteuer sind wahrscheinlich schon eher drin. Zusammen mit Midgard 5 wird´s dann vielleicht wirklich besser.

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Slayn am 4.09.2014 | 14:42
@Chiarina:

Hast du, bei dem beschriebenen Verhalten, mal die Frage in den Raum gestellt was den Leuten eigentlich Spaß macht? Also ob z.B. der gemeinsame Treffen der wichtigere Aspekt ist als das gemeinsame Spielen?
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 4.09.2014 | 14:53
Was den Leuten Spaß macht... tja. Also ausdrücklich diskutiert haben wir es noch nicht. Können wir noch nachschieben.

Ich glaube aber, wenn wir uns treffen würden und dann den ganzen Abend einfach nur klönen und labern würden, würden die Leute schon das Spiel vermissen.

Chiarina
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: rillenmanni am 4.09.2014 | 15:12
Oh, hier wird eine "historisch gewachsene" Spielrunde beschrieben! :) Mitunter läuft nicht alles glatt, es ist auch mal ein bisschen langweilig, die Spieler sind froh, wenn man ihnen den roten Faden präsentiert. Und natürlich beherrscht konservative Einstellung die Szenerie: "Etwas anderes als Midgard?! Das geht nicht! ("Vielleicht geht ja aber Midgard 5?!")". Konvervativ werden Spieler oft, wenn sie lange Zeit mono waren: "Hier kenne ich die Regeln! Hier kenne ich den Hintergrund! Ich habe keine Zeit / ich bin zu alt, um mir etwas Neues anzueignen!"

Die Komfortzone darf nicht verlassen werden.

Im Grunde ist es so: Wenn Du etwas an der Konstellation veränderst, wird sich etwas verändern, und Du weißt letztlich nicht, was es sein wird. Wahrscheinlich verlassen Spieler die Gruppe, oder die Spielrunde löst sich komplett auf. Je weniger Du also veränderst, desto geringer wird das Risiko der ungewünschten Zäsur. Insofern musst Du Dich fragen: Willst Du mit diesen Leuten in dieser Spielrunde weiterspielen? Wenn ja, dann mache folgendes:
1. Wenn sich keine Gegenwehr gegen Midgard 5 abzeichnet, und ihr meint, diese Verschlankung stünde euch wohl zu Gesicht, dann führe es ein.
2. Spiele freier! Ich weiß nun nicht, wie viel "Metaplot" bei Midgard vorhanden ist, und wie ungeheuer wichtig es den Spielern ist, sich an jedes der Details zu halten. Hier könnte es ggf noch ein Problem geben. Aber wahrscheinlich hilft es, wenn ihr gemeinsam überlegt, was ihr als nächstes spielen wollt, dh gemeinsam den nächsten Spielrahmen festlegt. Dazu gehört auch, dass Dir klar wird, was die Spieler sich im weiteren Spielverlauf für ihre Charaktere wünschen, damit Du solcherlei auch anspielen kannst. Und dann spiele ruhig Kaufabenteuer, aber lasse Dinge einfach mal laufen. Hole Dir Ideen bei Nicht-Midgard-Abenteuern - es muss ja nicht immer nur der alte Hupperich sein! :) (Ich weiß, das ist inhaltlich inkorrekt.) Sieh Dich nach Abenteuern um, die mehr Möglichkeiten lassen. Es gibt übrigens tolle Konzepte und Anleitungen für ein "freieres Spiel".
3. Wenn die Spieler einen roten Faden wollen, dann musst Du Dich im Wesentlichen daran halten. Eine Gewöhnung an eine freiere Spielweise dauert mE oft lang. (Ich hatte das Problem auch schon, als ich nach dem Ende des letzten Kaufabenteuers einfach so weitergeleitet hatte, nur mit einer groben Rahmenidee und einigen unmittelbaren Details bewaffnet. Plötzlich mussten die Spieler echte Entscheidungen treffen und konnten nicht absehen, wohin dies führen wird. Und das war zwei von dreien eindeutig zu viel.)

Auf diese Weise kannst Du die "Gemeinschaft" der Runde mE beisammen und "am Laufen" halten. Da Dir das eigtl nicht weit genug geht, sieh Dich mal nach einer weiteren Spielmöglichkeit um. Vielleicht möchten drei Leute aus Deiner Runde auch Zusätzliches ausprobieren? Auf diese Weise kommst zu zu gelegentlichem FreeFate, ein System, dass in Deiner bestehenden Konstellation garantiert wie Dynamit wirken würde. :) (Das ist einfach wirklich eine andere Art zu spielen.)
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Archoangel am 4.09.2014 | 15:34
Willkommen im Club der alten Säcke ... deinen Probleme kommen mir etwas vertraut vor. Eine einfache und eindeutige Lösung wird es nicht geben, ein Gruppenkonsens wäre zwar schön, aber sind wir doch ehrlich: so wie du das beschreibst wird die Gruppe höchstwahrscheinlich tun was immer du vorschlägst, da du als ewiger SL natürlich das zentrale Element der Gruppe bist. Der ein oder die andere wird vielleicht auch schonmal darüber nachgedacht haben mal was anders oder mit anderen Leuten zu spielen, aber letztlich sind deine Spieler bei dir geblieben, weil deine Art zu leiten offensichtlich besser als alle Alternativen ist; selbst an schlechten Tagen. Nach 30 Jahren SL sollte man doch auch schon einiges aus dem Handgelenk schütteln können, wo Neulinge nur mit offenem Mund aus dem Staunen nicht mehr rauskommen. Klingt komisch - iss abba so!

Was kannst du tun? Spontan würde mir einfallen: spiel` Ars Magica, aber ... anders.

Wie wäre folgendes: du transportierst den groben Hintergrund von Ars Magica (Konvent usw) nach Midgard. Da gibt es recht hübsche Gegenden, in denen ein Ordenshaus/Kloster voller Magier, mit ihren Companions und ein paar Grogs hervorragend hineinpassen würde. Dazu nimmst du gleich mal Midgard 5 - da kommen die Charaktere auch fluffiger Zustande und baust die Häuser flugs aufs Midgard System um, wenn du magst auch mit eher Midgard-typischem Hintergrund. Die Seemeister haben noch ein Haus? Kein Problem. Ein Haus nur mit grauen Hexern? Warum nicht? Magier aus Waeland? Die Bjornäer wären stolz auf sie. Flambeau lässt sich auch mit Midgard abbilden und Humba-humba-humba-Trämärä geht auch gut. Ist ein bisschen Arbeit, aber ich glaube das ist Arbeit die dir großen Spaß bereiten würde. Die bestehenden Midgardzauber müssen halt den Formen und Techniken zugewießen werden, aber ... ich hab`das mal vor Jahren mit AD&D gemacht - hat auch geklappt. ist ein bisschen anders, aber dadurch umso erfrischender. Und wenn dir das zu viel Act ist, dann pass`eben die Midgardwelt dem Ars Magica System an - da habens deine Spieler auf jeden Fall leichter, da sie dann in einer sehr vertrauten Welt spielen werden.

Ich hoffe das hilft dir ein wenig ...
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: bobibob bobsen am 4.09.2014 | 15:42
@ chiarina

mein Rat an dich sei auch mal etwas egoistisch. Aus deiner Darstellung der Situation (die natürlich rein subjektiv ist) entnehme ich das du dich nicht wohlfühlst. Das ist weder als Spieler noch als Spielleiter gut und führt dazu das die Leistung und Motivation nachlässt. Wenn du also deine Meinung offensiv gegenüber deinen Mitspielern darstellst dann schlag doch konkrete Systeme vor. Gerade für die Art von Spielern  wie du sie beschreibst ist es oft unglaublich schwer sich aus ihrer Komfortzone zu lösen und sich auf ein neues System einzulassen. Konkrete Vorschläge kann man natürlich nur machen wenn man sich auch mit anderen Systemen beschäftigt hat sprich die Vorteile und Nachteile aufzeigen kann.

Bei mir war es vor ca. zwei Jahren genauso (wenn auch mit D&D). Ich habe mit meiner Gruppe gesprochen und meine Situation und Sichtweise dargelegt. Da die Gruppe mich als SL nicht verlieren wollte haben wir uns darauf geeinigt das ich zwei regelleichte Systeme raussuche auf die ich Lust habe und einfach mal etwas material zusammenstelle und wir dann Charaktere basteln und einfach losspielen allerdings nur Abenteuer die auf maximal 6-7 Stunden ausgelegt sind.
Das Erste System war Engel als reines Erzählrollenspiel mit Arkana Karten. Nach ca. 40 Stunden Spielzeit war das Abenteuer beendet und 4 von 5 Spieler/innen waren hellauf begeistert. Einem Spieler fehlten einfach die Würfel und er meldetet sich nach ca. 10 stunden Spielzeit ab.. Eigentlich wollten alle nur noch Engel spielen.  Das zweite System war Dogs in the Vineyard wozu wir uns für ein Wochenende getroffen haben und sich alle als Cowboys verkleidet haben. Es gab Chilli con Carne und Rootbeer.
Ein ganz tolles Wochenende und ein System was es inzwischen kostenlos als pdf im Netz gibt. Was ich bei beiden Systemen besonders angenehm fand war das sich die Regeln auf weniger als zwei Seiten zusammenfassen lassen und bei Dogs die Regeln mit der Charaktererschaffung erklärt werden.
Ich habe mit beiden Systemen interessante Dinge über meine Freunde gelernt, die ich nicht mal geahnt hatte obwohl wir uns schon über 30 Jahre kennen.
Such dir ein System aus was dich interessiert biete es an und schau ob deine Freunde sich überwinden können sich das anzuschauen.

Es kann nie schaden auch mal über den Tellerrand zu schauen.



Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 4.09.2014 | 16:00
@rillenmanni: Ich habe vor etwa einem Jahr schon eine erste Konsequenz gezogen: Statt zweiwöchentlich treffen wir uns inzwischen nur noch monatlich. Ich habe durch den Zeitgewinn Gelegenheit zu einer weiteren Runde.

Der völlige Bruch würde mir leid tun, das habe ich ja bereits geschrieben.

Von den Spielern her geht Midgard 5 auf jeden Fall. Ich muss dann eben mal sehen, ob´s mit mir geht. Vielleicht ist mir der Schritt zu klein und ich werde ungeduldig. Für mich wäre es gut, wenn zu der Vereinfachung (die ja Midgard 5 offenbar darstellt) außerdem noch wenigstens eine etwas offenere Spielweise dazukäme.

Wo sind denn diese tollen Konzepte und Anleitungen für "freieres Spiel"? Würde ich mir gern mal ansehen.

@Archoangel: Ach, ich bin gar nicht so auf das Setting von Ars Magica festgelegt. Ich mag das Troupespiel ganz gern (=die Spieler spielen mehrere Charaktere, in der Regel abwechselnd, manchmal auch simultan) und ich finde den Bund der Charaktere als zentralen Metacharakter ganz schön, aber ich muss nicht unbedingt Ars Magica auf Midgard haben. Ich gestehe aber, dass ich nicht so sehr viele andere Rollenspielsysteme kenne. Das ist der Grund, warum ich immer wieder auf Ars Magica zurückkomme: Dort kenne ich mich aus. So´n bisschen geht ja meine Idee mit den "Inseln unter dem Westwind" schon in die von dir genannte Richtung. Statt einem Bund beizutreten werden die Charaktere von einem Stamm aufgenommen. Wenn sie sich daran gewöhnt haben, können sie vielleicht auch mal einen Eingeborenen spielen.

Und noch mal @rillenmanni: "Plötzlich mussten die Spieler echte Entscheidungen treffen und konnten nicht absehen, wohin dies führen wird." Genau! Genau das hätte ich gern. Dir hat es dadurch die Gruppe zerschossen. Bedauerlich. Ich denke aber, ich muss zumindest einen kleinen Schritt in diese Richtung wagen, sonst bleibe ich ewig unzufrieden.

@bobibob bobsen: Systemvorschläge habe ich gemacht. Allerdings kann ich nicht behaupten, dass ich sie vorgeschlagen habe, weil ich sie mag. Ich habe sie vorgeschlagen, weil ich sie interessant fand und gern mal ausprobieren würde... weil sie sich für mein subjektives Empfinden offener und modern anhörten. Ich habe den Spielern bisher lediglich gesagt, sie könnten nach diesen Systemen ja mal recherchieren. Die Resonanz war verhalten. Einer von sechs hat zurückgeschrieben, er würde sich das mal anschauen. Bisschen wenig. Ich war allerdings auch noch nicht allzu offensiv.

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.09.2014 | 16:06
Ok Einschlafen: Shit happpens -langer Tag kurze Nacht , gestörter Schlafrhythmus

Tablet spielen: was können die Spieler in ihrer Outtime tun?
NSC übernehmen - downtime ausspielen

Wie wäre es mit nem Co - SL?

Zum Ausspielen von Stimi Tavernengeschwafel habe ich auch wenig Lust, wie handelst du Charakterspiel im Abenteuer ab - spielst du die SCs an(damit ist NICHT gemeint ihre Schwächen und Klischees auszubeuten)

Midgard 5 or else(Savage Worlds z.b.) mach rücksichtslos Gebrauch von E-Files
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: bobibob bobsen am 4.09.2014 | 16:11
Ich gehe mal davon aus das ihr gute Freunde seit und dann ist so ein neues System wie ein Umzug. Man hat so gar keine Lust mitzuhelfen, letztlich geht man doch hin und nach der Anstrengung kommt der gemütliche Teil und man sitzt in der neuen Wohnung des Freundes und quatscht und trinkt ein Bierchen.

Bei mir hat es wunder geholfen das ich den Spielern das Regellernen schon mal abgenommen habe wobei das in den beiden genannten Systeme nicht wirklich zeitaufwendig ist.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.09.2014 | 16:19

Und noch mal @rillenmanni: "Plötzlich mussten die Spieler echte Entscheidungen treffen und konnten nicht absehen, wohin dies führen wird."
das aber ist unbedingt erforderlich , das die Spieler ím Rahmen ihrer SCs Kenntnisse über Schwierigkeiten informiert werden.

Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 4.09.2014 | 16:32
@ Schwerttänzer: Was bedeutet denn "downtime ausspielen"?

Das Problem "Tabletklickern" tritt bei uns hauptsächlich dann auf, wenn Charaktere
- gar nicht anwesend sind
- zur gegenwärtigen Situation nicht viel beitragen können
- warten müssen, bis ein anderer Spieler endlich mal entschieden hat, was sein Charakter tun möchte
- warten müssen, bis irgendeine Regelfrage geklärt ist.

Simultan dazu lässt sich "downtime" ausspielen? Ich weiß nicht genau, wie ich mir das vorstellen soll. Das Problem tritt nicht nur auf, wenn sich die Gruppe längerfristig trennt, o. ä. Schon wenn ein paar Sätze hin und her gewechselt werden und die Tabletgucker bei der Unterhaltung gerade mal nicht beteiligt sind, wird gern mal kurz geklickert. Scheiß moderne Technik eben. Was in der Szene geschieht, in der sich u. a. auch ihre Charaktere befinden, bekommen sie dann manchmal auch nicht mehr so gut mit.

Co - SL: Habe ich mir auch schonmal überlegt. Darüber müssen wir reden. Ich bin gern dazu bereit. Ob das jemand anderes machen möchte, weiß ich nicht.

Und ja: Ich spiele SCs an. Aber nach der dritten Einwortantwort fühle ich mich öfter dann auch nicht mehr so richtig kreativ.

Und was sind E-Files? Ich fürchte, das musst du mir auch erklären.

Zitat von: Schwerttänzer
das aber ist unbedingt erforderlich , das die Spieler ím Rahmen ihrer SCs Kenntnisse über Schwierigkeiten informiert werden.

Ich verstehe deinen Satz nicht. Kannst du ihn nochmal erklären?

@bobibob bobsen:

Hast du einfach so aus heiterem Himmel zwei Systeme vorgeschlagen oder vorher zumindest mal andiskutiert, wohin die Reise gehen soll (Genre, Besonderheiten des Settings o. ä.)? Das Risiko ist eben ziemlich groß, dass du ein System erwischst, das die Leute nicht so gern haben wie das Alte, Vertraute. Dann arbeitest du dich ein, nur um zu sehen, dass es abgelehnt wird.

Chiarina
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.09.2014 | 16:54
@ Schwerttänzer: Was bedeutet denn "downtime ausspielen"?
das die Spieler, deren Chars jetzt nichts in der Szene zu tun haben, was anderes machen.
Statisten-NSC übernehmen, Nachforschungen etc untereinander ausspielen
Zitat
Zitat
Und ja: Ich spiele SCs an.
dann erklär ihnen deine Funktion ist nicht die des Mitspielerbespassers

E-Files ist hier RPG - Material (Regelwerke, SH, etc) Dateiform üblicherweise pdfs

http://www.moam.de/

hier soll ein toller Char Generator sein.

Kopiere die Beschreibung der Fähigkeiten der Chars und anderen Regelkram

Die Spieler sollen es auch so halten.

z.b. das wenn ein Spieler fragt wie schwer es ist die Wand zu erklettern, das er die Antwort kriegt wie schwer es ist
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: bobibob bobsen am 4.09.2014 | 17:00
Eigentlich habe ich mach nach zwei Systemen umgeschaut die im krassen Widerspruch zu dem bisherigen stehen. Ich wollte ja alte Strukturen aufbrechen die Spieler zu mehr Charakterspiel animieren, aufzeigen das es auch anders geht. Dazu kam natürlich noch das ich das Regelwerk von Engel geschenkt bekommen habe.

Schau dir einfach ein paar Rezensionen  zu Systemen an die dich interessieren.

 Ach und Ich war krass motiviert und habe alle irgendwie mitgerissen.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.09.2014 | 17:13
was wären deine Wünsche an System und Setting?
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 4.09.2014 | 17:30
@bobibo bobsen:

Ja, motiviert etwas zu verändern bin ich auch. Mal sehen.

@Schwerttänzer:

Meine Systemwünsche: Ich will etwas spielen, was anders ist als "SL bereitet Abenteuer vor > SL beschreibt Umgebung und spielt NSC´s > Sp reagieren und wenn sie brav waren verbessert sich ihr Charakter" (nicht, dass ich das zwanglsläufig mit Midgard in Verbindung bringe - nur bei uns fühlt es sich für mich ein bisschen so an).

Es muss ein bisschen freier sein. Vielleicht nicht gleich totale Anarchie. Aber mit Luft zum Atmen. Vielleicht laden die Regeln zur Eigenbastelei ein (s. Ars Magica), vielleicht ist weniger festgelegt und muss spontaner entschieden werden, vielleicht bekommen die Spieler schon vom System her die Aufforderung eigengestalterisch an der Handlung mitzuwirken. Ein System, das auch die Spieler zur Eigenaktivität anregt, das wäre schick. Ich möchte als Spielleiter manchmal überrascht und vor unvorhersehbare Situationen gestellt werden, das macht mich kreativ.

Setting: Ich könnte mir Fantasy, Horror, eventuell auch irgendsoein Alternativwelt-Underground-Verschwörungen-Zeugs vorstellen. Science Fiction bekomme ich als Spielleiter nicht hin.

Chiarina
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: LordBorsti am 4.09.2014 | 17:38
Okay, so wie ich das verstanden habe, mögen deine Spieler Rollenspiel als "interaktiven Film", d.h. dein Job als SL ist es eine Story/roten Faden mit einer gewissen Dramaturgie zu präsentieren und die Spieler spielen in diesem vorgegebenem Rahmen ihre Rollen aus. Das bedeutet, dass sie einen großteil der Verantwortung für einen gelungenen Spielabend auf dich übertragen.

Je mehr Verantwortung du als SL von den Spielern bekommst, desto wichtiger ist, dass du selbst richtig Bock auf das hast, was du da leitest. Ein begeisterter Spielleiter kann seine Spieler mitreißen. Wenn du selbst aber gar nicht so recht Lust - so klingt es zumindest durch - auf die Abenteuer/Story, die du leitest, hast, zerstörst du dir auf lange Sicht dein Hobby und deine Spielrunde. Deiner Spieler bekommen das auf jeden Fall mit (bewusst oder unbewusst), wenn du nur mit halbem Herzen bei der Sache bist. Außerdem wird Rollenspiel zur Arbeit und ist nicht mehr das Hobby, welches dir Spaß bereitet.

Mein eiserne und wichtigste Spielleiterregel lautet: "Ich leite nur das, worauf ich bock hab."
Für alles andere ist mir meine Freizeit zu schade bzw. treibt dich auf lange Sicht in einen "Spielleiter-Burnout". Außerdem variere ich gerne auch mal meinen Leitstil oder die Art der Szenarien. Mal Charakterdrama, mal straffer dramatischer Plot oder mal Sandbox. Ich mag Abwechslung.

Mein Tipp für dich:

1. Probier Midgard 5 aus, ich hab gehört das soll eine gelungene Evolution der Regeln sein.

2. Such dir eine Region und leite mal das Abenteuer/die Story in der Welt von Midgard auf die Art und Weise, auf die du richtig Bock hast (1 Szenario für ein paar Spielabend). Vor allem: denk dir was eigenes aus. Nach meiner Erfahrung braucht man wesentlich weniger Zeit zur Vorbereitung für eigene Sachen als bestehende Kaufabenteuer durchzuarbeiten oder zu modifizieren. Außerdem kannst du die Geschichten viel besser auf die Charaktere maßschneidern und diese einbinden. Außerdem hebt es nach meiner Erfahrung deutlich die Motivation, wenn man "sein eigenes Baby" an den Spieltisch bringt.

3. Frag deine Spieler danach wie es ihnen gefallen hat.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.09.2014 | 17:45
Was du willst ist hart eher was mit Gruppendynamik als mit Regeln zu tun, diskutier es mit ihnen aus
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Tele-Chinese am 4.09.2014 | 19:07
Anscheinend ist bei dir in Sachen Midgard die Luft raus. Auch wenn du dich aufgrund der sozialen Bande verpflichtet fühlst, mit deinen Leuten was zu spielen, versuch dich davon zu lösen. Manchmal brauchts einen Bruch, damit man irgendwann später, wieder mit richtig Lust auf Midgard, was spielen kann. Mach einfach was anderes mit deinen Freunden. Spielt Brettspiele, geht ins Kino trefft euch einfach so - oder lass jemand anderen mal leiten. So ne kreaive Pause, der Blick über den rollenspielerischen Tellerrand tut manchmal gut. So wie ein Urlaub. Manchmal gewinnt man die Lust wieder, manchmal geht man auch einfach weiter.
Im Endeffekt rate ich dir: Hör auf dich selbst.Finde raus was du (spielen) willst. Und dann such dir entsprechende Leute. Man kann auch unabhängig vom Rollenspielfreundeskreis Runden aufmachen.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 4.09.2014 | 21:20
Naja... aufhören kann ich immer noch, wenn kein Konsens zu erreichen ist.

Danke in die Runde jedenfalls, ich habe ein paar Ideen bekommen. Vielleicht erzähle ich irgendwann mal, wie es weiter gegangen ist.

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: D. M_Athair am 4.09.2014 | 22:02
Ich würde es ähnlich angehen wie bobibob bobsen.
Mal was anderes spielen.

Als Vorschlag: Fiasko.
Da ist in den Regeln eine Dramaturgie eingebaut.
Und: Es ist frei, sehr frei.
Eine Spielrunde nimmt nur wenige Stunden in Anspruch.
Die Regeln sind gleich gelernt. Vor allem wenn man sich
die Tabletop-Videos anschaut: Video 1 (https://www.youtube.com/watch?v=WXJxQ0NbFtk), Video 2 (https://www.youtube.com/watch?v=Aj7NcdDh-WM), Set-Up (https://www.youtube.com/watch?v=uuJizhyf-y4).

... da könntest du schauen, ob und wie weit deine Spieler sich aus proaktives Spielen einlassen können.

Ich würds der Runde als ein Spiel verkaufen, das du unbedingt ausprobieren willst.
Aber ich würde es nicht als Rollenspiel verkaufen.
Einfach deswegen, weil es so sehr von ihren Erwartungen abweicht.
Eher als experimentelles Erzählspiel für Zwischendurch.

Nach dem Spielen kannst du ja deine Leute fragen, ob sie sich gewisse Elemente des Spiels auch für's Rollenspiel vorstellen können.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 5.09.2014 | 03:22
Ja, danke, Strohmann-Hipster!

Ich habe die clips gesehen und bin recht angetan. Was meine Leute davon halten? Keine Ahnung!
Es ist sicherlich auch kein Spiel, was wir jetzt weitere 18 Jahre betreiben werden.
Als Check für die proaktiven Kapazitäten der Gruppe ist es aber sicherlich geeignet. Und wenn ich das dann so verkaufe (als Check und nicht als "das neue System"), dann kommt die Diskussion vielleicht wirklich in Gang.

Sehr konkreter Vorschlag, sehr durchdachter Vorschlag. Vielen Dank. Ich werde es ausprobieren.

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Oberkampf am 5.09.2014 | 07:06
Hallo,

ein paar Vorschläge habe ich auch.

In erster Linie könntest du dir mal den Aufbau der Abenteuer ansehen. Midgardabenteuer haben oft eine recht straffe Story, die den Spielern manchmal mehr, manchmal weniger Einflussmöglichkeiten zugesteht. Hinzu kommt, dass die offenen Teile der Midgardabenteuer häufig sehr grob skizziert werden, was dem Spielleiter zwar viel Freiraum lässt, aber wenig Material an die Hand gibt. Beispielsweise im Zyklus der zwei Welten der Abstecher ins Dunkelzwergenreich, eine coole Idee, in der die Spieler viel machen könnten, um sich zum Dimensionsvehikel durchmogeln, -schleichen oder kämpfen zu können - was im Abenteuer leider auf wenigen Seiten nur angerissen wird.

Mein Vorschlag wäre, gezielt nach Abenteuern zu suchen, welche die Handlungen der Spieler und Spielercharaktere deutlicher in den Mittelpunkt stellen. Also bloß keine Ermittlungs- und Detektivabenteuer, wo die Spieler den Plot von NSCs aufdecken, sondern Sachen, in denen sie die Welt erkunden. Wenn schon Ermittlung, dann im Stil von Smaskrifter, wo den Spielern eine ganze Stadt als Spielfeld vorgesetzt wird. Für den Anfang würden aber einfachere, offenere Abenteuer reichen. Alles, wo es nicht mehr nur die eine richtige Lösung gibt, kann Spieler ermuntern, ihre Charaktere mal unterschiedliche Wege ausprobieren zu lassen.

Du hast schon FATE angesprochen: Ähnlich wie FATE-Punkte kann man auch andere Systeme implementieren, die kreative Anflüge oder Charakterspiel - eigenes Ausspielen der Schwächen und Laster eines Charakters, aber auch genretypische Manöver oder frische Ideen - mit Gummipunkten belohnt. In Midgard ginge das darüber, Schicksalsgunst und/oder Göttliche Gnade von der Stufenmechanik abzukoppeln und stattdessen frei zu verteilen (wie Bennies bei Savage World oder FATE-Punkte).

Wenn Du das System wechseln willst, überlege Dir gut, auf was du wechseln willst. Es gibt Systeme, für die auch etwas oder deutlich freiere Abenteuer in beachtlicher Stückzahl erhältlich sind (wenn auch oft als PDF und in Englisch). Dabei kannst du auch schauen, in welche Richtung du deine Abenteuer öffnen willst. Einige Old School Sachen sind z.B. ziemlich ortsbasiert aufgebaut und geben den Spielern Möglichkeiten, eine Abenteuerlandschaft nach eigenem Gutdünken zu erforschen - beispielsweise Castles & Crusades. Deren niederstufige Abenteuer müsste man auf Midgard konvertieren können. Andere Systeme wie FATE und Dungeon World funktionieren so anders als Midgard, dass der Umstieg für alte Midgardhasen schwer sein könnte. Da sind nicht nur die Abenteuer etwas freier aufgabaut, sondern die ganze Spielweise ist eine andere - was auch ziemlich in die Hose gehen kann.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Slayn am 5.09.2014 | 08:35
@Chiarina:

Kurz mal nachgefragt: Du hast geschrieben das sich die Gruppe viel trennt oder viele Einzelaktionen laufen. Wie verteilt sich denn das Spotlight da, wie viele echte Gruppenaktionen sind denn da noch dabei?
Ich muss da ganz ehrlich sagen, wenn ich in einer Runde spiele in der jeder sein eigenes Süppchen kocht und ich ein mal die Stunde mal kurz drankomme und dann das Geschehen an mir vorbei zieht, dann wäre ich auch nicht mehr sonderlich präsent.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 5.09.2014 | 15:30
Zitat von: Slayn
Du hast geschrieben das sich die Gruppe viel trennt oder viele Einzelaktionen laufen.

Hm? Wo habe ich das geschrieben? Gruppenaufteilung kommt bei uns mal vor, aber in meinen Augen in einem ziemlich normalen Rahmen.

Chiarina
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 23.09.2014 | 01:33
So. Das erste Treffen nach unserer großen email-Diskussionswelle ist gelaufen. Zunächst erstmal mündlicher Diskussions-Abgleich: Die Jungs und Mädels lassen sich auf eine Experimentierphase ein. Ob danach Midgard 5 ansteht oder etwas ganz anderes, entscheiden wir dann. Meine Bedingung war: Die Kombination System Midgard / Welt Midgard / Midgard Kaufabenteuer geht mit mir nach der laufenden Kampagne nicht mehr. Ein gewisses Verständnis war zu erkennen.

Dann das Spiel selbst: Weniger Tablets-Geklickere am Spieltisch. Weniger Pennen am Spieltisch. Ich habe eine ganze Sitzung durchgeleitet, ohne ein einziges Mal in den Regeln oder im Abenteuer nachschlagen zu müssen. Es war also etwas besser. Irrsinnig viel besser war´s nicht. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Charaktere jetzt auch nicht von einer Sitzung auf die andere plötzlich superspannend werden. Das liegt auch daran, dass wir eine lange Kauf-Kampagne beenden wollen, bei der es den Spielern schwer fällt, den Überblick zu behalten. Und natürlich ändert sich auch das reaktive Spiel der Gruppe nicht auf Knopfdruck in Richtung proaktiv, nur weil ich das spannender finde.

Der Stand der Dinge sieht auf den ersten Blick nicht so gut aus. Es gab eine lange Auseinandersetzung und so viel hat sich nun auch wieder nicht geändert. So etwas hatten wir schon öfter mal. Erfahrungsgemäß sind wir nach etwa zwei, drei Sitzungen wieder in den alten Gleisen. Aber immerhin habe ich bereits die Experimentierphase angekündigt und die Jungs und Mädels sind bereit, sich das mal anzuschauen.  Wir werden sehen.

Vielleicht berichte ich irgendwann mal, wie es weiter geht.

Erstmal danke schön an die Diskussionsteilnehmer und besonders an Strohmann-Hipster, dessen Vorschlag ich umsetzen werde.

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: LordBorsti am 23.09.2014 | 12:52
Was mich interessieren würde: Hast du von deinen Spielern Feedback bekommen, warum die am Spieltisch einpennen?


Ich möchte da mal aus eigener Erfahrung berichten:

In meiner Spielrunde ist das auch passiert und ich dachte zunächst, dass die sich langweilen und hab als SL besonders darauf geachetet eine gute Spotlight Verteilung hinzubekommen. Hat nichts gebracht, die Leute sind trotzdem eingschlafen. Dann hab ich nachgefragt und ich bekam als Antwort, dass sie meistens einfach nur von der Arbeit Müde seien. Wir haben dann unseren Standardtermin von Freitag auf Samstag umgelegt und jetzt pennt kaum noch jemand am Spieltisch ein.

Total banal, hätte ich früher gefragt oder Feedback bekommen, hätte ich mir ein halbes Jahr extra Stress als SL sparen können ^^
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 23.09.2014 | 23:25
@ Lord Borsti: Ja, ich kann dazu etwas sagen.

Einpennen am Spieltisch betrifft zwei Spieler. Bei einem passiert das etwas häufiger, bei dem anderen nicht so oft. Der Spieler, bei dem das häufiger passiert, hat uns bei unserer Diskussion erzählt, dass er Nervenprobleme hat und daher generell sehr schlecht schläft. Offensichtlich bietet unsere Runde so eine Art Ersatzfamilie für ihn, wo er sich gut fühlt und sich seine Nerven beruhigen. Er kann dann relaxen und auch endlich mal pennen. Wir sind eben seit 20 Jahren befreundet. Von seinen Problemen wussten wir vorher allerdings nichts. Bei dem anderen Spieler dürfte die Lösung lauten: Einfach mal früher ins Bett gehen.

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: LordBorsti am 24.09.2014 | 11:39
Dann brauchst du in der Richtung wohl nix an deiner Spielweise ändern.

Haben dir die Leute auch Feedback gegeben, warum sie am Tablet daddeln?
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Boba Fett am 24.09.2014 | 12:42
@Chiarina:
Willkommen an Board! :)
Und willkommen im Club, ich kenne das, bei mir ist (u.a.) deswegen 2008 die Spielrunde, deren Kernmitgliedern seit 1984 zusammenspielten gestorben.

Ein paar Meinungen, Erfahrungen und ein paar Tipps:

Ich experimentiere sehr viel (auf den Tanelorn Treffen hab ich die Option) und muss sagen:
Ein neues System ist nicht immer eine Lösung!
Wichtig dabei ist, dass bei den Spielregeln eher noch mehr Nachschlagen ("wie war das jetzt noch mal") entsteht, weil man mit dem neuen System nicht vertraut ist. Und einige Probleme werden sicherlich beseitigt, andere bleiben und neue enstehen, da kein System perfekt ist (ich suche auch noch nach meinem persönlichem Wohlfühlsystem...).
Im Setting (Spielwelt) ist noch extremer, denn auf der Midgardwelt dürften sich die meisten Deiner Spieler sehr zu Hause fühlen. Man weiss, wie die Welt tickt, was normal ist und auch, was unnormal ist und kann entsprechend reagieren. Der pazifistische Waeländer fällt sofort auf. Der pazifistische Torwaler auf einer anderen Welt wird hingegen nicht als "absonderlich" wahrgenommen. Das verunsichert.

Die Situation am Tisch: Diese Probleme lassen sich lösen. Tablets bleiben zu Hause, Handys sind aus (ausnahme vielleicht jemand der Rufbereitschaft hat). Regelwerke werden nur dann konsultiert, wenn sie notwendig sind, auch da könnte man die Regel schaffen: Nur ein RW am Tisch, liegt beim SpL und kann bei echtem Bedarf ausgeliehen werden.
Gegen das Einschlafen gibts auch Lösungsansätze: Helle Umgebung, statt gemütliches Dämmerlicht, Frische Luft (öfter mal das Fenster aufreissen), entsprechende Getränke (Koffeinhaltig, statt das gemütliche müdemachende Bierchen) und ggf. das Problem "voller Bauch studiert nicht gern" berücksichtigen. Und ausserdem: wie heisst es so schön: "if someone starts to sleep, begin a fight" -> Mehr Action!

Ich persönlich würde weiter die Spielwelt Midgard nehmen.
Ich würde M5 ausprobieren, aber mich auch da von lästigem Ballast befreien.
(Wir vergeben beispielsweise einfach einen pauschalen Betrag an EPs pro Spielabend)
Wenn M5 nicht funktioniert, such Dir ein anderes System, das funktionieren könnte (aber nicht eines nach dem anderen, denn stetiger Wechsel höhlt das Spielvergnügen auch aus).
Meine ganz persönliche Meinung: Lass Fate unversucht (eventuell in der Experementierphase) - nicht weil es schlecht ist, aber es funktioniert so völlig anders und wird die Spieler eher oppositionelle Positionen einnehmen. Such Dir ein anderes "konventionelles Fantasyrollenspiel" aus, das vertraute Mechanismen anbietet aber schneller und einfacher funktioniert.

Mein Tipp dazu: HARP (ist aber englisch)

Zur Experimentierphase:
Spar dir die Charaktererschaffung am Tisch. Frag die Leute, was sie spielen wollen, und bereite die Charaktere vorher vor und fangt am Tisch gleich mit dem Spielen an. Es geht ja darum, das System kennenzulernen und nicht stundenlang Punkte zu verteilen.
Legt vorher fest, wieviele Sitzungen ein Spiel gespielt wird (2-3) und wieviele (und welche) Spiele getestet werden sollten. Und schiebt vielleicht bei Eurem regelmäßigen termin mal einen Abend ein, an dem ihr was anderes macht (spielt). Fiasko zum Beispiel ist ein rollenspielartiges Spiel, dass eh nur einen Abend dauert, dass aber echt Spaß macht. Einfach mal Abwechslung reinbringen, vielleicht macht dann sogar wieder der 14tägige Termin wieder Sinn.

Ansonsten: Kauf Dir dieses Buch:
http://rpg.drivethrustuff.com/product/58457/Spielleiten-German

PS: Wann ist das letzte mal bei Deiner Runde ein SC gestorben? Auch das wissen um die Sterblichkeit der Charaktere kann beflügeln... ;)

PPS: Lade Dir einfach mal einen Gastspielleiter ein, der was anbietet. Dann kannst Du selbst auch mitspielen und die Leute werden ihre schlechtesten Gewohnheiten (Tablettdaddeln, einschlafen) ablegen, weil man gegenüber jmd neues sowas vermeidet. Ausserdem könnten Gast-SpL auch die Systeme vorstellen, die Ihr testen wollt, dann habt ihr gleich jemand mit Regelkompetenz.
(Und neue SpL brechen auch mit alten Gewohnheiten, die ein neues System beim alten SpL bestehen bleiben)
Ich glaube, im Tanelorn wird es sicher den einen oder anderen aus Deiner Region finden, der sowas gern mal macht.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Mann mit Ukulele am 24.09.2014 | 12:47
... Es gibt wenig Charakterspiel. Der Sinn des Spiels - so erscheint es mir - ist, das Abenteuer zu einem guten Abschluss zu bringen. Gelegenheiten, mal eine feuchte Runde in einem Wirtshaus auszuspielen verstreichen daher oft ungenutzt. Auch Eigenheiten der Charaktere werden selten ausgespielt (wozu? das Abenteuer können wir doch auch so zuende bringen!)...

Es wurde schon Vieles genannt, daher möchte ich nur auf den zitierten Punkt eingehen:
Ich lese häufig, dass Charakterspiel auf die feuchte Runde in der Taverne reduziert wird, oder noch schlimmer, aufs Einkaufen. ^^
Das ist natürlich bedauerlich, manchmal sicher ganz witzig, aber häufig einfach öde, da hab ich meist auch keine Lust drauf.

Wenn das Charakterspiel aber Teil der Handlung wird, sind die Spieler sicher auch mit mehr Feuer dabei. Um sie dazu zu animieren, ist es aber wichtig,
dass du sie mit deinen NSCs anspielst, sodass ihre Charaktere darauf reagieren können.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 24.09.2014 | 21:38
@ LordBorsti: Für das Tablet-Daddeln wird als Hauptgrund angeführt, dass es eben immer wieder Momente gibt, an denen der Charakter nichts zu tun hat. Ich kann das zwar bestätigen, aber so ganz verstehe ich es trotzdem nicht. Etwaige Soloaktionen sind in dieser Runde absolut im Rahmen des Üblichen und ich kenne Gruppen in denen unter ähnlichen Umständen niemandem auch nur einfiele, sich mit einem Tablet zu beschäftigen. Eine mögliche zweite Ursache für ein solches Verhalten ist natürlich auch mein Blättern in Regelwerk oder Abenteuer. Ich arbeite daran!

Zitat von: Boba Fett
Das verunsichert.

Radikalere Maßnahmen verunsichern, das ist sicher richtig. Ein bisschen will ich das aber! Unser Spiel ist eben zu sicher. So sicher, dass es langweilig ist (zumindest für mich). Es gilt in meinen Augen, einen Grad der Verunsicherung zu erzeugen, der das Spiel lebendig hält, aber nicht zerstört. Ein Schritt aus den gewohnten Gleisen heraus könnte bedeuten, dass die Charaktere an einem Ort auf Midgard landen, über den die Charaktere und ihre Spieler noch nichts wissen. "Fate" bedeutet sicherlich ein paar Schritte mehr, das sehe ich schon auch.

Der letzte Teil der Karmodin-Kampagne, den wir gerade spielen, ist ein Musterbeispiel für Sicherheit. Obwohl wirklich abgedrehte Sachen im großen Stil geschehen, ist das Abenteuer, so wie es gedruckt wurde, nicht nur pures railroading, sondern geradezu one-tracking. Die Spieler dieser Runde wollen auf diesem einen Track bleiben und wenn es ihnen nicht gelingt (weil sie nicht wissen, was der Abenteuer-Autor von ihnen will), dann sind sie frustriert und das Spiel stagniert. Jede Bewegung weg von dem einen Track wird eine Verunsicherung mit sich bringen... aber ich denke, das muss sein, sonst ist das Spiel tot.

Die Experimentierphase muss zeigen:
1. Ist proaktives Spiel in dieser Gruppe überhaupt möglich?
2. Macht das den Leuten Spaß?

Danach kann man weiter überlegen.

@Mann mit der Ukulele: Sorry für das Beispiel mit der Tavernenrunde. Ich habe das nicht gewählt, weil es bei uns so oft vorkommt, sondern weil ich ein Beispiel haben wollte, bei dem jeder sofort weiß, was gemeint ist. Also nochmal präzisiert: Ich spiele die Charaktere mit NSC´s an. Und zwar schlicht und einfach mit denen, die mir vom Abenteuer her zur Verfügung stehen. Bei diesen Momenten, die ich immer und immer wieder einbaue, bekomme ich Einwortantworten, unsichere Blicke oder abstrahierende Beschreibungen vom Vorgehen des Charakters. Ein echter Dialog zwischen SC und NSC ist selten und fast nie länger als ein Satz und eine Erwiderung.

Und mit diesen Worten bin ich wieder bei meiner Erkenntnis: Ich muss herausbekommen, ob so etwas mit den Leuten überhaupt anders möglich ist. Ich denke, ein System, das stärker auf vielschichtige Charaktere angelegt ist, könnte dabei möglicherweise hilfreich sein. Mal abwarten.

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: LordBorsti am 24.09.2014 | 21:58
@ LordBorsti: Für das Tablet-Daddeln wird als Hauptgrund angeführt, dass es eben immer wieder Momente gibt, an denen der Charakter nichts zu tun hat. Ich kann das zwar bestätigen, aber so ganz verstehe ich es trotzdem nicht. Etwaige Soloaktionen sind in dieser Runde absolut im Rahmen des Üblichen und ich kenne Gruppen in denen unter ähnlichen Umständen niemandem auch nur einfiele, sich mit einem Tablet zu beschäftigen. Eine mögliche zweite Ursache für ein solches Verhalten ist natürlich auch mein Blättern in Regelwerk oder Abenteuer. Ich arbeite daran!
...

Frag deine Spieler doch einfach mal, ob die nicht einfach mal das ganze Daddelzeugs (Smarthphones, Tablets, Regelwerke) beseite legen wollen? Dann ist die Versuchung sich abzulenken einfach nicht da. Das wirkt manchmal wunder, wenn einfach nur Charakterbögen, Schreibzeug und Würfel auf dem Tisch liegen. Hab das im Selbstversuch (an mir als Spieler) erfolgreich getestet.

Ablenkung kann ein ziemlicher Teufelkreis in einer RPG Runde sein. Du schaust mal eben kurz was nach -> dann bist du nicht mehr in der Geschichte drin -> Langeweile -> weitere Ablenkung. Irgendwann ist man dann einfach raus.

Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Mann mit Ukulele am 24.09.2014 | 23:09
Ich muss herausbekommen, ob so etwas mit den Leuten überhaupt anders möglich ist.
Sic!

...Bei diesen Momenten, die ich immer und immer wieder einbaue, bekomme ich Einwortantworten, unsichere Blicke oder abstrahierende Beschreibungen vom Vorgehen des Charakters.
Ein echter Dialog zwischen SC und NSC ist selten und fast nie länger als ein Satz und eine Erwiderung.
Vielleicht sind deine Leute einfach mehr für gerailroadete Abenteuer geschaffen? Es haben unzählige Leute Spaß an exemplarischen Railroad-Kampagnen wie den berüchtigten aventurischen G7 gehabt.
Vielleicht wollen deine Leute einfach lieber konsumieren, mit gelegentlichen Einwürfen?
Ich erinnere mich, dass du irgendwo was von Kino geschrieben hast - vielleicht ist es genau das, was deine Spieler wollen?

Wenn dir die Runde wichtig ist, kannst du ihnen das vielleicht geben.
Wenn das deinen eigenen Bedürfnissen ans Rollenspiel diametral gegenübersteht, musst du vielleicht einen Schlussstrich ziehen.

Sehr viele Vielleichts, sie drücken mein Spekulieren aus. Du kannst sie auch wegdenken... :)
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Slayn am 24.09.2014 | 23:16
Vielleicht sind deine Leute einfach mehr für gerailroadete Abenteuer geschaffen?

Eine nicht unerheblich Anzahl an Spielern sind so sozialisiert worden dass sie RSP gar nicht anders kennen als durch reine Partizipation an Railroad-ABs.
Das ist auch erst mal nichts Schlechtes, schließt aber ein das die Rolle als SL über kurz oder lang genau dadurch wirklich ermüdend und langweilig sein kann.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Mann mit Ukulele am 24.09.2014 | 23:57
Eine nicht unerheblich Anzahl an Spielern sind so sozialisiert worden dass sie RSP gar nicht anders kennen als durch reine Partizipation an Railroad-ABs.
Das ist auch erst mal nichts Schlechtes, schließt aber ein das die Rolle als SL über kurz oder lang genau dadurch wirklich ermüdend und langweilig sein kann.
Alles völlig richtig.
Ich kenne aber Spieler, die genau so leiten wollen und die Bezeichnung "Meister" dem "Spielleiter" bevorzugen.

Letztlich werden Chiarina und ihre Truppe nur mit guter Kommunikation weiterkommen,
und auf diese Weise hoffentlich einen Kompromiss finden, oder vielleicht sogar einen neuen Konsens.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 29.09.2014 | 00:39
Zitat von: Mann mit der Ukulele
Ich erinnere mich, dass du irgendwo was von Kino geschrieben hast - vielleicht ist es genau das, was deine Spieler wollen?

Ich habe die Rolle des Regisseurs auch lange ganz gern übernommen. Aber es gibt auch diese Regisseure, die nach einigen Jahren unzufrieden werden und zu experimentieren beginnen... beispielsweise indem sie versuchen ihre Schauspieler stärker in den Schaffensprozess miteinzubeziehen. Dort sehe ich mich gerade.

Im Moment sind wir gerade dabei, über Kompromisse zu diskutieren.  Ein Spieler hängt sehr an Midgard, ein anderer kann sich nach einer Experimentierphase schlecht vorstellen, zu Midgard zurückzukehren... auf dem Tisch liegt der Vorschlag bei stark voneinander abweichenden Interessen von Abenteuer zu Abenteuer zwischen zwei Systemen und/oder Settings abzuwechseln.

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 20.12.2014 | 04:31
Ich berichte hier gerade mal vom aktuellen Stand der Dinge:

Noch immer spielen wir Midgard... aber die Kampagne neigt sich dem Ende entgegen. Wir werden mit ziemlicher Sicherheit in der nächsten Sitzung (5. 1. 2015) mit unserer großangelgten Riesenkampagne fertig.

Nach ein paar Diskussionen per email über das, was die Spieler eigentlich wollen, stellte sich heraus, dass jede Aussage eigentlich völlig unvereinbar mit den Meinungen der anderen ist. Tendenziell ist Fantasy wohl das Genre, das am wenigsten Reibungsverlust erzeugt.

Was die Passivität der Spieler angeht... und auch ihre Neigung zum Bespaßtwerden... gibt es für mich keine endgültige Erkenntnis. Immer wenn ich meine Spieler frage: Ja, aber wollt ich nicht einen CHARAKTER spielen? Dann bekomme ich als Antwort: "Ja, klar!" Wenn ich sie frage: Gibt es nicht noch etwas ANDERES als die Erfüllung eines Abenteuerzieles für euch? Dann heißt es: "Ja, klar!" Und wenn ich frage: Haben eure Charaktere über das Abenteuerziel hinaus eigentlich auch EIGENE Interessen?... "Ja, klar!" Well, im Spiel bekomme ich davon allerdings nicht viel mit. Ich denke, einige Leute haben eine Ahnung davon, über was ich nachdenke, aber so richtig weiß es eigentlich keiner.

Zuerst wollte ich darüber auch sprechen. Ich habe - vielleicht etwas früh - am Anfang unserer Sinnfindungsphase einfach mal ein paar Systeme in den Raum geworfen, die ich interessant fand. Meine Hoffnung war, dass sich meine Spieler diese Systeme anschauen und dann pro und kontra abwägen. Eine Diskussion in dieser Richtung hat sich allerdings nicht ergeben. Dann habe ich aufgehört, konkrete Systeme zu benennen, aber immer mal wieder in den Raum geworfen, dass ich ganz gern etwas Neues ausprobieren würde. Weil ich immer wieder gefragt habe, was die Spieler sich denn so an Neuem alles vorstellen könnten, mich selbst aber ziemlich zurückgehalten habe, kam irgendwann Spannung auf... "Was wird denn nun? Willst du uns nicht mal erzählen, was du vorhast?"

Ich habe gemerkt, dass diese Diskussionen vorneweg nur ein kleines Stück weit sinnvoll sind. Über Systeme kann ich mit den Spielern diskutieren, wenn wir sie ausprobiert haben, vorher gibt das keine vernünftige Gesprächsbasis. Was aber geil ist, ist diese Spannung, die im Moment da ist. Beim letzten Mal hat sogar ein Spieler behauptet: "Was wohl wird, wenn wir die Kampagne beendet haben? Das ist ja spannender als Weihnachten!"

Was dann wird? In Tanelorn kann ich´s ja schonmal verraten:
Wie es Strohmann-Hipster vorgeschlagen hat, werde ich Fiasco verwenden, um die Leute ein bisschen wach zu mache. Ich will mit meinen 6 Spielern zwei Termine machen: einmal die ersten drei + ich, dann die nächsten drei + ich. Ich habe inzwischen zweimal Fiasco gespielt, beide Runden waren sehr lustig, ich weiß so einigermaßen worum´s geht und werde die Sache in Gang bringen können. Fiasco halte ich für eine tolle Übung. Wenn du hier nicht in der Lage bist, freies Spiel zu betreiben, dann passiert einfach nichts. Das kann nicht in deinem Interesse sein. Und weil es keinen Spielleiter gibt, kannst du die Verantwortung dafür, dass etwas passiert, auch nicht einfach so auf jemanden abwälzen. Damit etwas passiert, werden die Spieler wohl oder übel aktiv werden. Hinterher werde ich mit den Spielern sprechen, inwiefern sie das freie Spiel genossen haben. Wichtiger Moment! Ich rechne damit, dass sich zwei Spieler angetan zeigen, bei einem erwarte ich aufgrund einer sehr konservativen Spieleinstellung Bedenken, die übrigen drei dürften irgendwie in der Mitte rangieren.

Wenn klar ist, dass noch etwas anderes möglich ist, als Simulationsrollenspiel mit tendenziell railroadenden Kaufabenteuern in schwer zu durchschauenden Fremdsettings, werde ich ein Einführungsabenteuer mit Fate Core abhalten. Ich habe bisher eine Runde Fate Core gespielt, bis es in meiner Midgard-Runde soweit ist, werde ich voraussichtlich noch ein weiteres Mal Gelegenheit dazu haben. Das heißt, ich bin selbst noch nicht so supervertraut mit dem System... aber gemeinsame Lernprozesse müssen ja nicht unbedingt schlecht sein. Ich habe jedenfalls bereits Spielercharaktere erstellt, die man sich erstmal anschauen kann. Ich habe ein Konzept davon, was ich von dem Regelsystem vorneweg erklären möchte, ich habe ein Einführungsabenteuer, das aus einer ersten Szene und ein paar NSC´s besteht... das war´s.

Wenn wir damit durch sind, gibt es mehrere Möglichkeiten:
1. Einige sind begeistert, andere nicht (dann muss man sich vielleicht doch spielerisch voneinander trennen).
2. Es ist noch kein klares Bild entstanden, was Fate eigentlich bedeutet (dann muss man vielleicht das Einführungsabenteuer noch ein wenig verlängern).
3. Es besteht ein Konsens, dass wir Fate zumindest mal eine Weile spielen werden. (dann werden Setting und Charaktere entworfen, so wie es in Fate Core beschrieben ist).

Lustigerweise habe ich in einer der relativ frühen emails an meine Leute schon mal ein paar Settingideen ausgeplaudert. Ich habe vorgeschlagen:
- eine Runde von Null an, oder
- ein Fantasy-Setting ohne konkrete Vorgaben, aber mit dem mythologischen Überbau von Lord Dunsanys "Gods of Pegana", oder
- ein Kampagne auf der Nausicaä-Welt

Dann stellte sich heruas, dass es einen Spieler gibt, der supergern auf der Nausicaä-Welt spielen würde. Das ist ja nun nicht unbedingt ein Fantasy-Setting. Und bei der Erwähnung des Genres Manga ging bei einem Spieler auch gleich die Klappe runter. Der Nausicaä-Fan war aber sogleich missionarisch tätig und hat es wohl geschafft, seinem Mitspieler klarzumachen, dass ein Manga-Setting nicht ausschließt, relativ normales Rollenspiel zu betreiben.

Ich habe bisher aufmerksam die ersten drei Bände Nausicaä gelesen. Notizen inklusive. Wie die Nausicaä-Welt für mich aussieht, weiß ich so langsam. Aber das Setting sollen ja schließlich alle zusammen machen. Daher plane ich, wenn es denn ein Votum für das Setting geben sollte, dass die Gruppe einen kleinen Filmabend macht. Wir schauen Nausicaä als Anime, vielleicht können wir dann auch gleich im Anschluss die Welt erstellen.

Dann geht´s los. Das erste Abenteuer mache ich aber erst, wenn klar ist, dass das auch wirklich die Richtung ist, die die Gruppe bereit ist einzuschlagen.

edit: Danke für das Verschieben des gesamten Stranges in die "Spielleiterthemen"!

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Mann mit Ukulele am 21.12.2014 | 11:44
Was ist aus dem coolen Mongolen-Setting geworden? :)
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 21.12.2014 | 12:26
Das wird mein Einführungsabenteuer für Fate ...und das bedeutet leider, dass ich das wahrscheinlich mit meinen Leuten nicht längerfristig spielen kann. Sehr schade, ich mag die Mongolenidee inzwischen nämlich auch recht gern. Es geht nicht alles auf einmal... und vielleicht gibt es ja irgendwann mal die Gelegenheit dazu... vielleicht auch mit anderen Leuten.

Chiarina
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Mann mit Ukulele am 21.12.2014 | 16:33
Kommst mal zum Burgtreffen und leitest dort. ^^
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Tele-Chinese am 21.12.2014 | 16:37
Da kann man auch die ganzen abgefahrenen Rollenspiele antesten. Meistens sogar mit Leuten, die das schon einmal gespielt haben ;)
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 21.12.2014 | 16:52
Mhm... um eure Hessenstein-Stränge schleiche ich sowieso schon eine Weile herum. Um Weihnachten herum wird das nichts werden, da bin ich zu sehr im Stress. Aber wenn die Sommertermine in den hessischen Schulferien liegen (beim nächsten Mal in 2015 ist das gerade noch so der Fall), dann kann´s schon sein, dass ich mal dazustoße. Ob ich mir dann schon zutraue in erlauchtem Kreis ´ne Fate-Runde anzubieten, weiß ich nicht. Mal abwarten. ´N paar irre Systeme spielen, von denen ich noch nie gehört habe, auf Settings, von denen ich nie gedacht hätte, dass man auf ihnen überhaupt spielen kann, das ist aber sicherlich ´ne gute Idee.

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: DerEskapist am 21.12.2014 | 20:44
Hallo Chiarina. Ich habe deinen Thread erst jetzt entdeckt und ihn mit Interesse gelesen, da ich verwandte Probleme mit meiner alteingesessen Runde von langjährigen Freunden hatte.

In meinem Fall war ich auch ausgebrannt von der Dauerspielleiterrolle im immergleichen Setting in einer Runde die sich sehr einen starken Plot wünscht.

Da es aber gute Freunde sind, die man durch das Hobby noch sieht trotz größerer Entfernungen, wollte ich das ganze nicht sprengen, aber trotzdem was neues. Eigentlich eine Situation die der deinen ähnlich ist...

Meine Lösung: Zwei Runden.
1) In unserem default Hausbrau-SF Setting habe ich die SL-Rolle abgegeben und spiele als Spieler. Unsere Termine sind ohnehin nicht häufig, also bleibt Zeit für eine zweite Runde. Und mal Spieler zu sein ist schon die erste Abwechslung ohne dass man den Anderen einen kompletten Wandel zumuten muss.
2) Fate ist tatsächlich die Antwort fürs experimentieren für mich. Pick dir die offensten und kreativsten Spieler deiner Runde und lege unkonventionelle Settings hin, die zeitlich begrenzt sind (a la Mini-Kampagne / Großes Abenteuer mit 5 Sitzungen). Lass dich z.B. mal von "Worlds in Shadows" oder "Worlds in Fire" inspirieren. Das brauchst du vielleicht gar nicht mehr da ihr ja schon ein paar nette Ideen habt. Durch die zeitliche Begrenzung kannst du auch mal ein extremes oder schräges oder unkonventionelles Ende als Ergebnis riskieren.

Du scheinst 6 Spieler am Tisch zu haben. Da sehe ich auch eher ein Risiko für passives Verhalten und Tablet-Gefummel, denn allein die Zahl der Spieler ist schon recht groß für aktives Charakterspiel. Ich spiele die kleine Runde mit drei Spielern und da ist jede SC Rolle eine tragende Säule der Story. Es bleibt genügend Zeit fürs Ausspielen der Chars.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 21.12.2014 | 22:56
Hallo Eskapist!

Ja, lustig... hört sich tatsächlich ähnlich an, wie es dir so ergeht.

Es gibt ein paar Unterschiede:
a) Ideen für ein Setting brauchen wir wahrscheinlich nicht, ich sehe eher Bedarf für Informationen, wie man das Setting regeltechnisch im Fate Core System verankert. Sollte beispielsweise wirklich irgendwann mal Nausicaä unser Setting sein, müssen wir uns überlegen, wie wir mit den vielen Luftschiffen umgehen, die dort eine Rolle spielen. Es gibt aber inzwischen schon ein einige interessante Veröffentlichungen in dieser Richtung, sodass ich da relativ zuversichtlich bin, ein paar Anregungen zu erhalten.
b) Ich glaube nicht, dass ich aus dieser einen Runde zwei machen kann. Dazu fehlt mir irgendwie die Zeit. Der rotierende Spielleiter ist aber auf jeden Fall ein Gedanke, den wir irgendwann mal besprechen müssen.

Ich weiß im Moment wirklich nicht, wie das ausgeht. Im schlimmsten Fall hat´s die Gruppe zerhauen. Das wäre schade um meine Kumpels, aber - Blick nach vorn - ich hätte dann immerhin Zeit für eine neue Runde. Es kann gut sein, dass zwei oder drei Leute irgendwann sagen, Fate ist nicht so das Wahre für sie und sie hören auf. Naja, dann wäre ja deine optimale Spielerzahl erreicht und das Problem hätte sich von selbst erledigt. Ich kenne außerdem noch zwei, drei andere Fate-Interessierte in meiner näheren Umgebung, die sich auch derzeit irgendwie danach umschauen eine neue Gruppe zu formieren. Wenn ich tatsächlich alle sechs Spieler und Spielerinnen meiner aktuellen Runde zum Fatespielen bewegen kann, bin ich aber natürlich auch nicht unglücklich darüber. Es wird schon irgendwie weitergehen.

Die Frage ist nur: Wie? Das ist für mich derzeit ein spannender Prozess (und der Grund für diesen Strang).

Liebe Grüße,

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Boba Fett am 21.12.2014 | 23:32
Chiarina:

Hessenstein :t: Treffen wollte ich auch vorschlagen, da bekommt man sehr viele Impressionen und auch unglaublich viel Motivation...
Und Ende Februar ist nicht unbedingt Weihnachtszeit...
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 22.12.2014 | 01:42
Ahja... Ende Februar... stimmt. Ich habe nicht noch mal nachgeschaut. Solche Wochenenden, an denen ich mich aus Job und Familie völlig ausklinke sind nicht einfach für mich zu stemmen... Ausnahme: Sommerferien. Da ist es noch am ehesten denkbar. Deshalb habe ich jetzt auch erstmal den September im Kopf.

Jedenfalls schön zu sehen, dass ihr offensichtlich nicht so ´ne hermetische Gruppe seid, die ausschließlich sich selbst genügt, sondern Neulinge einladet dazuzustoßen. Wir sehen uns... auch wenn es noch einen Moment dauern wird.

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Nevermind am 22.12.2014 | 09:09
Interessanter Thread! :)


Wobei ich mich ja immer frage, wie sich 18 Jahre so ein Leidensdruck aufbauen kann, so das 'urplötzlich' 'alles' anders gemacht werden muss.

Ich schmeiss einfach mal 2-3 Sachen aus Spielersicht in den Raum ...

1. Als Spieler (ohne den Leidensdruck) würde ich zumindest irritiert sein, wenn mein SL über Fiasko versuchen würde mir 'richtigeres' (wertvolleres??) Rollenspiel 'beizubringen'.
2. Als Spieler (ohne diesen Leidensdruck) der 18 Jahre einen System treu geblieben ist, und die Dynamik der Runde fast 2 Jahrzehnte so genossen hat, will ich vielleicht gar keine grossen Umwälzungen, gerade weil man sich ja vom Konsens Midgard-Kampagne abgesehen interessenmässig durchaus Auseinander-Entwickelt hat(haben kann). Umwälzungen werden wahrscheinlich dafür sorgen das ein Teil der Gruppe mittelfristig auf der Strecke bleibt.


Wenn du nicht zufrieden bist, dann muss was geändert werden, das ist klar, die Frage ist, wie sehr man den Kurs korrigiert, und gerade bei so einen Freundeskreis, wie schwer man Freundeskreis vs Lieblingssystem bewertet.

Für mich klingt es z.Z. so das du eine totale Kehrtwende machen willst, aus der Kampangen/Plotorientierten Midgardrunde eine Inplayauswalzende Runde mit Alternativsystem X.

Ich würde es bei kleineren Stellschrauben belassen ,M5 für weniger Regellast (, vielleicht sogar im Konsens mit weiteren Kürzungen, wie Gesamt-XP Vergabe um das XP-haschen zu vermeiden), eigener Plot der dir mehr Luft zum Atmen gibt, und vielleicht ein Setting (innerhalb von Midgard) das den Chars Interaktion schmackhaft macht.

Aber ich wünsch dir auf jeden Fall viel Glück. :)
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Iona am 22.12.2014 | 09:59
Jedenfalls schön zu sehen, dass ihr offensichtlich nicht so ´ne hermetische Gruppe seid, die ausschließlich sich selbst genügt, sondern Neulinge einladet dazuzustoßen. Wir sehen uns... auch wenn es noch einen Moment dauern wird.

Chiarina.

Absolut!
Eine Mitfahrgelegenheit wird sich auch finden ;) Mir haben die letzten Treffen auch sehr gut gefallen, so dass ich im Sommer wenn nichts dazwischen kommt auch wieder dabei bin.
Ein paar Gesichter kennst du ja auch schon ;)
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: aikar am 22.12.2014 | 10:30
Ich habe bisher aufmerksam die ersten drei Bände Nausicaä gelesen. Notizen inklusive. Wie die Nausicaä-Welt für mich aussieht, weiß ich so langsam. Aber das Setting sollen ja schließlich alle zusammen machen. Daher plane ich, wenn es denn ein Votum für das Setting geben sollte, dass die Gruppe einen kleinen Filmabend macht. Wir schauen Nausicaä als Anime, vielleicht können wir dann auch gleich im Anschluss die Welt erstellen.
Wenn euch Nausicaä taugt, kann ich nur dringend empfehlen, Numenera mal einem Blick zu gönnen. Der ganze Stil ist einfach extrem ähnlich (Ich bin den umgekehrten Weg gegangen und hab mir Nausicaä als Inspiration für Numenera angesehen).
Ahja, und die deutsche Fassung (https://www.startnext.de/numeneradeutsch) steht gerade auf Startnext ;)
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 22.12.2014 | 13:00
Zitat von: Nevermind
1. Als Spieler (ohne den Leidensdruck) würde ich zumindest irritiert sein, wenn mein SL über Fiasko versuchen würde mir 'richtigeres' (wertvolleres??) Rollenspiel 'beizubringen'.

Das ist natürlich nicht der Fall. Ich will niemandem richtigeres Rollenspiel beibringen. In meinen Augen läuft es eben nicht mehr zufriedenstellend und das eigentlich schon zu lange. Das Wörtchen Leidensdruck finde ich übrigens auch nicht unbedingt angemessen. Ich leide nicht (dann sähe meine Reaktion wahrscheinlich nochmal anders aus). Aber ich bin gelangweilt, befinde mich in einer Situation, die mich nicht gerade dazu anregt, kreativ zu sein und habe einfach keine Lust mehr so weiterzumachen. Ich will mit Fiasco niemandem etwas beibringen. Ich will sehen, was eigentlich noch alles möglich ist außer dem Standard-Trott, den wir schon ziemlich lange betreiben. Das ist ein Unterschied.

Zitat von: Nevermind
2. Als Spieler (ohne diesen Leidensdruck) der 18 Jahre einen System treu geblieben ist, und die Dynamik der Runde fast 2 Jahrzehnte so genossen hat, will ich vielleicht gar keine grossen Umwälzungen, gerade weil man sich ja vom Konsens Midgard-Kampagne abgesehen interessenmässig durchaus Auseinander-Entwickelt hat(haben kann). Umwälzungen werden wahrscheinlich dafür sorgen das ein Teil der Gruppe mittelfristig auf der Strecke bleibt.

Ja, das ist das Risiko. Ich sehe es durchaus.

Es ist derzeit immerhin so, dass in der Runde eine gewisse Spannung dahingehend herrscht, wie es denn weitergeht. Ich finde, das ist schonmal eine Entwicklung, die besser ist, als "Wie bitte? Was verändern? Warum denn das?"

Zitat von: Iona
Ein paar Gesichter kennst du ja auch schon

Hallo, Iona! Kenne ich noch mehr Gesichter als deines? Jedenfalls fände ich´s lustig, wenn wir da zusammen hinfahren würden, ja!

Zitat von: aikar
Numenara

Mein erster Versuch findet jetzt erstmal mit Fate statt... ich habe schon ein bisschen Zeit und Aufwand investiert. Numenara habe ich mir bisher nur einmal relativ kurz angeschaut und es hat mich nicht direkt angesprungen... ich muss aber gestehen, dass ich hauptsächlich mal geschaut habe, was es da so an außergewöhnlichen Regeln gibt. Das Setting habe ich mir nicht angesehen. Vielleicht ist das ein Kompromissvorschlag, wenn Plan A in die Hose geht. Ich behalte es im Hinterkopf und werde auch nochmal hineinschauen.

Danke für eure Beiträge,

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Tarin am 22.12.2014 | 13:03
Ich finds ja immer doof, das Ding als Allheilmittel zu verkaufen - für mich war das aber ein Augenöffner und der Weg hin zu offeneren Spielformen, ohne gleich ins Freeforming abzugleiten: Schonmal an ne Sandbox Kampagne gedacht?
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 22.12.2014 | 13:45
Zitat von: Tarin
das Ding als Allheilmittel

Hm? Meinst du Fate? Keine Ahnung, was du mit dem System für Erfahrungen gemacht hast. Ich will damit auch nicht alles heilen, sondern nur in einer Gruppe eine Veränderung herbeiführen.

Wir hatten in unserer Gruppe auch schon Abenteuer, die begrenzten Sandboxen ähnelten. Das Spiel wird in diesen Fällen bei uns sehr zäh... einige Spieler möchten alle Optionen gründlich durchdenken, die anderen werden ungeduldig (und klickern auf ihren Tablets herum...). Das Ende vom Lied ist, dass im Prinzip gar keine Entscheidung herbeigeführt wird und irgendwann einer der Spieler, die nicht bereit sind, sich stundenlang den Kopf zu zerbrechen, irgendetwas tut, damit es mal weitergeht und hinterher sind alle nicht so ganz glückllich. Es ist eben deutlich zu spüren, dass die Charaktere nicht so intensiv entwickelt sind und gespielt werden, als dass deren Agenda einen vorgefertigten Plot ersetzen könnten.

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Slayn am 22.12.2014 | 13:48
Tarin meinte eine "reine" Sandbox als potentielles Allheilmittel, da man sich dann als SL komplett zurückhält und nur noch die Spieler agieren, sie können in dem Modus gar nicht anders.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 22.12.2014 | 13:51
Ah, danke! Ich habe den Doppelpunkt übersehen. Ja, wie Sandboxen bei uns aussehen, habe ich ja gerade beschrieben.

Es könnte aber sein, dass das anders wird, wenn man mit ein paar Ansagen an die Sache heran geht. Ich bin zum Beispiel nicht sicher, was geschieht, wenn von vornherein angesagt wird: Die Situation ist folgende: [...]. Und es gibt keinen Plot!

Das haben wir so noch nie ausprobiert...

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Tarin am 22.12.2014 | 13:53
Nein, ich meinte die Sandkiste. Eventuell syntaktisch etwas ungeschickt formuliert. Meine Erfahrung war jedenfalls, dass eine begrenzte Sandbox nach folgendem Muster (http://www.dragonsfoot.org/forums/viewtopic.php?p=1152653#p1152653) ganz gut geeignet ist, Spieler zum Selbermachen zu motivieren. Zitat:

Zitat
Tell the players three things about the general theme of the setting, three major factions, three major bad-asses, three safe places and three dangerous places. That should be enough to get folks going.

Sollte natürlich vorher kommuniziert sein, dass sich der Plot jetzt nach ihren Aktionen richtet und die Folgen davon wiederum auswirkungen auf die Umwelt haben. Wie gesagt, mein persönliches Allheilmittel für RPG-Spaß. Kann man natürlich anders sehen (tun auch viele ;))

EDIT: Ihr wart schneller
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Slayn am 22.12.2014 | 13:59
@Chiarina:

So eine richtig "klassische" Sandbox basiert auf Eigenmotivation der Spieler mit ihren Charakteren etwas erreichen zu wollen. Es ist ein absoluter Pluspunkt wenn sie die Mittel (Regeln) und das Setting dazu schon gut kennen und von sich aus einsetzen können.
Systeme wie Fiasco nehmen einem mal all das für eine Session ab und lassen alle Beteiligten mal eine nette kleine Story im Crash Kurs Verfahren durchziehen, bieten halt mechanische Unterstützung dafür, dabei kann man so etwas auch bequem mit allem, was man schon so hat, selbst durchziehen.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: fudi am 22.12.2014 | 18:51
Das ist wirklich eine sehr lange Zeit die ihr da zusammen geteilt habt, wow! 30 Jahre sind ein Grund zum Feiern.

Der Wunsch nach Veränderung ist voll und ganz nachvollziehbar.

Einige spontane Ideen:

Etwas was man sich durch den Kopf gehen lassen könnte ist, Systemunabhängig, die Ideen der Apokalypse und des Kataklysmus. Also Ereignisse, welche die Welt grundlegend verändern (während deine Spieler sich zum Beispiel auf der von dir erwähnten Insel befinden). Alles ist danach irgendwie vertraut aber doch neu und verändert.

Zusätzlich kann man sich überlegen, ob die Spieler nach so langer Zeit nicht zu sowas wie Halbgötter geworden sind (wenn nicht, dann macht man sie dazu), so dass jede Aktion, jeder Fingerzeig und jeder Atemzug eine für die Welt oder Region bedeutsame Auswirkung nach sich zieht (Sandbox). Sekten, Kulte und Gefolgsleute im Namen der SC entstehen und das 'Schicksal' der Welt, in Bezug zu den Handlungen der SC gebracht.

Insofern kannst du die Unentschlossenheit der Spieler ausnutzen um die Agenda einer anderen Macht voranzutreiben, so dass alles was sie tun, auch wenn sie nichts tun, die Ereignisse vorantreibt und sie sich irgendwann von ihrer eigenen Passivität lösen müssen, wenn sie nicht die totale 'Zerstörung' riskieren wollen. Die Zerstörung kann auch eine Art von technokratischem Ordnungsmuster sein, in welchem jeder seinen Platz hat und dem Nichtstun als grösstes Gut fröhnen muss. Die Passivität wird so zur Metapher und zum Symbol für die Macht des 'bösen' etc.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 22.12.2014 | 18:57
Zitat von: Slayn
Systeme wie Fiasco nehmen einem mal all das für eine Session ab und lassen alle Beteiligten mal eine nette kleine Story im Crash Kurs Verfahren durchziehen

Ja, das ist ja der Hauptgrund dafür, dass ich das mal mit meinen Leuten ausprobieren möchte... aber kann man Fiasco als "Sandbox" bezeichnen? Das ist eben freies Spiel. Sandbox heißt doc meines Wissens, da gibt es ziemlich viele im Voraus bestimmte Locations mit den dazu gehörenden NSCs und dann gehen die Charaktere auf Erkundung. Bei Fiasco gibt es doch nur ganz wenige Locations (und die sind auch nur völlig generisch benannt), was dort genau zu finden ist, ergibt sich erst im Spiel. Das ist doch ein Unterschied, oder? (Vielleicht ist der Unterschied auch nur graduell, weiß ich nicht so genau). Fate habe ich jedenfalls auch erstmal in dieser Richtung verstanden, unter anderem wegen dem Satz:"Notice that we don´t recommend predeterminating what scenes and locations are going to be involved in your scenario - that´s because we find that most of the time, you´re going to throw out most of that material anyway, in the face of a dynamic group of players and their choices." (Fate Core, S. 246)

Das mit der Motivation der Spieler kann man schlecht beeinflussen, oder? In dieser Runde reißt sich niemand ein Bein aus, aber ich habe zwei, drei Spieler dabei, die schon einigermaßen interessiert sind und sich Gedanken über ihren Charakter machen. Bei denen ist das Problem dann eher, dass sie es irgendwie nicht auf die Reihe bekommen, die Gruppe an ihren Ideen teilhaben zu lassen. Die anderen sind entweder echte Gamisten ("Sag mal, das, was du da machst, was hat das mit dem Abenteuer zu tun?") oder sowieso nicht allzu interessiert am Spiel (spielen mit, weil Freund/Freundin eben auch mitspielt). Ähnlich gemischt sieht es übrigens hinsichtlich der Regel- und Settingkenntnis aus.

@fudi: Ich spiele seit 30 Jahren Rollenspiele, mit den Leuten aber erst 20 Jahre. Die Charaktere sind nicht so superhochgradig, deshalb sind Gedanken zu irgendwelchen Midgard-Supers auch nicht unbedingt angebracht. Das liegt daran, dass zwei Charaktere eine Weile geparkt wurden, hin und wieder ist auch mal ein Charakter gestorben und dann haben wir noch zwei dabei, die relativ neu in der Gruppe sind und unten angefangen haben.

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Crimson King am 22.12.2014 | 19:26
Hallo, Iona! Kenne ich noch mehr Gesichter als deines?

Jap  :)

Ich würde im Übrigen, bevor ich nach den Regeln schaue, abchecken, welchen Spielstil die Spieler bevorzugen, und zwar durchaus detailliert. FATE ist z.B. sehr metagameig und hat eine enorme Einstiegshoehe für Spieler, die zwei Jahrzehnte klassische SL-Berieselung hatten. Möglicherweise ist der Kulturschock genau das Richtige. Es geht aber auch mit weniger Risiko (dann wohl aber auch mit weniger "Innovation").
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Slayn am 22.12.2014 | 19:30
@Chiarina:

Sandbox beschreibt erst mal ganz grob den Zustand das halt etwas da ist (Sand und Förmchen) und sich die Spieler mit dem, was sie da vorfinden, kreativ beschäftigen müssen wenn sie Spaß haben wollen. Welche Form das jetzt genau annimmt, also etwa eine Hexmap für einen Old-School Hexcrawl, ein Playset für Fiasco oder eine Beziehungskarte (R-Map) für Shadowrun ist dabei erst mal egal, das ist das womit, das wie aber, also basierend auf den Wünschen der Spieler, bleibt gleich.

Wie CK gerade angemerkt hat können dedizierte Regeln dabei helfen ein Umdenken zu forcieren, sind aber nicht der einzige Weg dazu und auch nicht gerade der schonenste.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 22.12.2014 | 20:15
Hallo Crimson King, ja, logo... stimmt ja... wir hatten auch schon das Vergnügen.

Zitat von: Crimson King
Es geht aber auch mit weniger Risiko (dann wohl aber auch mit weniger "Innovation").

Das sehe ich ähnlich. Der Grund, warum ich hier und jetzt ein relativ hohes Risiko fahre, ist der, dass wir durchaus schon ein paarmal versucht haben anders zu spielen. In aller Regel war ich es, der angefangen hat zu meckern. Es gab einen gewissen Grad von Verständnis bei den Spielern, ein oder zwei Spielabende lang sah es so aus, als könnte es jetzt ein bisschen anders werden, dann waren wir wieder in den alten Gleisen.

Irgendwie ist der Versuch, nicht nur die Software, sondern auch die Hardware zu ändern in meinen Augen ein Schritt, der jetzt ansteht.

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 6.01.2015 | 01:11
Wie hier: http://www.tanelorn.net/index.php/topic,91211.msg1920229/topicseen.html#new beschrieben gab es heute unsere vorerst letzte Midgard-Sitzung.

Hinterher haben wir eine Weile über Railroading und Sandboxes gesprochen. Eigentlich ein ganz schönes Gespräch. Dass unser letztes Abenteuer (an dem wir immerhin zwei Jahre gespielt haben) nicht ganz das Gelbe vom Ei war, haben restlos alle begriffen. Und dann gab es erstmal ein paar  vorsichtige Äußerungen, wie man das unter Beibehaltung der Midgard-Regeln ändern könnte. Aber wie ich es bereits in einem zurückliegenden Beitrag geschrieben habe: An genau diesem Punkt waren wir schon drei oder viermal... und dann sehr schnell wieder in gewohnten Gleisen. Immerhin war auch deutlich zu spüren, wie die Spannung auf das, was da kommen möge, weiterhin vorhanden ist.

Und dann habe ich endlich mal erzählt, wie das nach meiner Vorstellung demnächst weitergehen könnte.
Fazit: Zwei oder drei Leute freuen sich über den frischen Wind. Zwei oder drei Leute gehören zur: Nur zu, wir machen alles mit - Fraktion. Ein Spieler ist skeptisch (aber immerhin bereit, ein paar Experimente zu wagen).

Jetzt haben wir zwei Fiasco-Termine und einen Termin für eine Fate-Kennenlernrunde.

Die Spannung steigt.

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Crimson King am 6.01.2015 | 08:39
Leute kommen zu spät. Leute hatten einen harten Tag hinter sich, können nicht mehr und pennen ein, Leute sind gerade nicht persönlich beteiligt und klickern auf ihrem Tablet herum... man kennt sich eben und kann sich das deshalb erlauben, warum auch nicht, das hat sich nach und nach so eingeschliffen.

Moin Chiarina,

hast du auch ein Konzept, um die von dir beschriebenen und von mir zitierten Phänomene abzustellen? Die erscheinen mir summa summarum nämlich als größere Probleme.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Belphégor am 6.01.2015 | 09:34
An genau diesem Punkt waren wir schon drei oder viermal... und dann sehr schnell wieder in gewohnten Gleisen.
Ab dem Punkt muss sich halt dauerhaft etwas ändern, sowohl bei dir als auch bei deinen Mitspielern, damit es sich als neue Gewohnheit einschleift. Das dauert und ist anstrengend. Deshalb ist es auch so problematisch, von ein oder zwei Runden mit einem neuen System auf dessen Langzeitwirkung zu schließen, sowohl Begeisterung als auch Abneigung müssen sich ja erstmal abschleifen, um die Langzeitwirkung zu testen.

Deshalb würde ich auch davon abraten, direkt mit einem Köpper in eine Sandbox zu springen - in aller Regel führt das bei einer Gruppe, wo sich weder SL noch Spieler damit auskennen, nämlich nur zu Frust und Langeweile. Für den Übergang eignet sich eine geleitete Sandbox besser, bei der man zwischen verschiedenen Angeboten wählen kann, die jeweils vorher bekannte Auswirkungen haben. Wenn Spieler bemerken, dass ihre Entscheidungen etwas verändern, kommen sie oft auch von sich aus mit Vorschlägen. Das bemerke ich zumindest bei mir: Wenn ich das Gefühl habe, in einem Railroad zu sitzen, laufe ich einfach mit, wenn ich das Gefühl habe, in einem offeneren Spiel zu sitzen, bringe ich mich viel stärker ein.

Insgesamt glaube ich nicht, dass das Problem bei euch bloß an den Regeln hängt. Einfachere Regeln würden dir das Leben erleichtern, was zumindest einen deiner Punkt anspricht, aber sie würden das Ausspielproblem nicht angehen. Das scheint sich eingeschliffen zu haben und benötigt Arbeit und ständige Übung, damit es besser wird. Ein gleichzeitiger Wechsel von Regeln und Spielweise kann zudem die Runde verschrecken, weil sich alles auf einmal ändert. Manchmal hilft so ein Schock zwar, aber eben nicht immer.

Insgesamt würde ich dir eher raten, die Abenteuer zu wechseln: Probier mal Abenteuer aus, die nicht dem Schema F von MIDGARD entsprechen. Das ist zwar auch anstrengend, belässt aber wenigstens einige vertraute Elemente (die Regeln).

Vorschläge:
- Die Gunst des Fuchses (DSA)
- Ghostwood Haunts in Kombination mit Lair of the Unknown (Dungeon World)
- Das Heerlager (http://www.mantikore-verlag.de/downloads/10/Das%20Heerlager.pdf) (Labyrinth Lord)

Wenn du ausreichend Zeit und Muße hast, würde ich dir zudem vorschlagen, dass du neben Fate und Fiasko auch Lite (https://jcgames.de/lite/), Savage Worlds und etwas Powered by the Apocalypse (http://en.wikipedia.org/wiki/Powered_by_the_Apocalypse) spielst - einfach, weil die alle unterschiedliche Ansätze bieten und du so aus einem recht breiten Bereich schöpfen kannst. Abenteuerwechsel bringt aber meiner Meinung nach mehr als Systemwechsel.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 6.01.2015 | 11:10
Zitat von: Crimson King
hast du auch ein Konzept, um die von dir beschriebenen und von mir zitierten Phänomene abzustellen? Die erscheinen mir summa summarum nämlich als größere Probleme.

Ein paar Sachen werde ich nicht ändern können. Ich kann meinen Spielern schlecht sagen, dass sie bitte sehr stets munter und ausgeschlafen zu unseren Treffen kommen sollen. Was aber die Macht der Gewohnheit angeht: gegen die kommt man doch am ehesten an, wenn man Ungewöhnliches tut, oder? Immerhin - während wir hier bei uns die Existenz und Spielweise der Gruppe diskutieren ist niemand mehr eingepennt oder hat auf dem Tablet herumgeklickert.

Zitat von: Belphégor
Insgesamt glaube ich nicht, dass das Problem bei euch bloß an den Regeln hängt.

Ist auch nicht so. Wenn aber kleine Veränderungen im Sande verlaufen, probiere ich eben größere aus. Und wenn die Regeln schon kein Allheilmittel sind, dann können sie vielleicht wenigstens unterstützend wirken.

Zitat von: Belphégor
Manchmal hilft so ein Schock zwar, aber eben nicht immer.

Wenn´s nicht funktioniert war´s eben ein Versuch. Ich werde nach unseren letzten Sitzungen jetzt garantiert nicht noch irgendein Kaufabenteuer anschleppen - und sei es noch so ungewöhnlich.

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 6.02.2015 | 01:14
Erster Experimentierabend: 3 der 6 Spieler und meine Wenigkeit spielen Fiasco (Playset: Boomtown).

Ich habe heute drei erfreulich offene Spieler erlebt, die gespannt auf unseren Abend waren und gut mitgemacht haben. (Sessionbeschreibung liefere ich vielleicht nochmal nach, die Handlung war gar nicht uninteressant). Der 1. Akt war richtig klasse, im 2. Akt war streckenweise ein bisschen die Luft draußen. Trotzdem gab es ein ziemlich böses Finale und ein akzeptables Aftermath. Das ungewohnte Setting (nach 20 Jahren Midgard nun ein Sprung in den Wilden Westen) fanden alle witzig.

Wermutstropfen: Einer der drei Spieler geht wahrscheinlich für ca. ein halbes Jahr nach Norwegen.

Am 13. 2. folgt dann die nächste Experimentiersitzung mit den restlichen Gruppenmitgliedern. Das wird schwieriger, weil die Spielertypen unterschiedlicher sind (und unser Hardcore-Midgard-Fan schon im Voraus gesagt hat, dass ihm Fiasco wohl nicht gefallen wird... immerhin probiert er´s aus).

Chiarina
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Boba Fett am 8.02.2015 | 21:53
Vielleicht ein Vorschlag:
Spielt mal die Star Wars Am Rande des Imperiums Starterbox samt Abenteuer.
Und wenn es Spaß macht, ggf das kostenlose Fortsetzungsabenteuer...
Vorgefertigte Charaktere, ein Abenteuer, bei dem man eigentlich nirgends steckenbleiben kann und das recht schnell durchgespielt ist. die Spielregeln sind eher "klassisch" enthalten aber mehrere Mechanisme, die Teamwork und konstruktive Gruppeninteraktion (auf Metaebene) fördern.
Dazu zähle ich die Weitergabe von Bonuswürfel durch erwürfelte Vorteile and den Mitspieler und eine dynamische Initiativreihenfolge. Und das würfelsystem fördert durch seine Mechanik das Erzählspiel (würfeln und dann Beschreiben des Würfelresultats).
Für Paarundzwanzig Euro 2 Abende Spaß, und danach einige Ideen im Kopf, wie man es auch machen kann....
Nur so als Idee...
und Star Wars kennt jeder.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 9.02.2015 | 00:37
Ich ziehe jetzt erstmal meinen Plan durch und beglücke auch die andere Hälfte der Runde mit Fiasco. Und dann wollte ich eingentlich ein Fate-Kennenlernabenteuer anbieten. Wenn sich herausstellt, dass meinen Spielern das System zu abgedreht ist, kann man nochmal über Alternativen nachdenken... vielleicht auch über Star Wars. Allerdings muss ich sagen, dass jedes Setting mit Schusswaffen (die über den Bogen hinausgehen) und Raumschiffe (Jessesmariaunjosef!) hier äußerst kritisch beäugt wird. Außerdem will ich erstmal keine Kaufabenteuer mehr. Ich will freihändig Radfahren (äh... Handlungen mit meinen Spielern zusammen selbst entwickeln). Wenn man dabei am Anfang mal auf die Fresse fällt, ist das für mich völlig o.k.

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 14.02.2015 | 00:59
Zweiter Experimentierabend: Die anderen 3 der 6 Spieler und ich spielen Fiasco (Playset: Main Street)

Trotz im Vorfeld geäußerter Bedenken hat es allen gefallen. Sogar unser Midgard-Urgestein hat hinterher behauptet, es sei "weniger schlimm gewesen als ich befürchtet hatte". Wir vier haben ein nettes Eifersuchtsdrama im Stil von "Desperate Housewives" aufgezogen und uns ziemlich amüsiert. Das war ein sehr wichtiges Etappenziel für den Erhalt der Runde.

Demnächst folgt das Fate-Kennenlernabenteuer.

Chioarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 1.03.2015 | 01:23
So. Heute war unser erster Fate-Abend. Über den Handlungsverlauf und ein paar Probleme unsererseits mit dem System schreibe ich an anderer Stelle nochmal etwas. Hier aber die Betrachtung des Abends:

Die größten Probleme gab es in der Gruppe mit den Aspekten. Hier müssen wir uns wirklich noch einfinden. Leider bin ich auch nicht ganz sicher, ob die Aspekte meiner vorgefertigten Charaktere günstig sind. Ich werde sie vielleicht mal zur Debatte stellen. Auch zu einem "Create an Advantage" kam es nur ein oder zweimal. Aspekte zu reizen fand ich nicht einfach, einmal ist es mir richtig gut gelungen, zwei oder dreimal so lala.

Die anderen Dinge, die man mit Fatepunkten machen kann, wurden genutzt, sogar ein Szenendetail wurde zweimal ziemlich spielentscheidend herbeierzählt.

Die Mooksregeln wurden wohlwollend zur Kenntnis genommen.

Plotloses Spiel funktionierte ganz gut - dabei freue ich mich besonders, dass auch ich das ganz gut hinbekommen habe. Ich wusste wirklich nicht, wo der Abend hinführt und trotzdem hatten wir einen ganz schönen Handlungsverlauf fast völlig ohne Blättern. Die Spieler fühlten sich zwar streckenweise etwas im Regen stehen gelassen, fanden aber hinterher trotzdem, dass das ein neues und gar nicht so schlechtes Spielgefühl sei.

Drei Spieler waren ziemlich angetan, meinten aber, dass es wohl noch ein bisschen was zu lernen gibt (durchaus!).

Zwei Spieler waren ein bisschen zurückhaltender. Dem einen hat der Verlauf der Handlung nicht so ganz gefallen (und so wie das gelaufen ist, wurde auch sein Charakter nicht gerade optimal bedient). Der andere war neu in unserer Runde und hatte ganz andere Erfahrungen als wir.

Unser Midgard-Urgestein kritisierte die Angelegenheit allerdings dann doch etwas: Ohne Plot fehlt mir was! Alle Waffen machen gleichen Schaden - das ist doch bescheuert! (Das waren so die beiden gewichtigsten Kritikpunkte).

Immerhin wird der Versuch fortgesetzt, auch mit ihm. Im Großen und Ganzen bin ich nicht unzufrieden. Allerdings ist die Anforderungs-Trias:
Neues ungewöhnliches Regelwerk
Plotloses Improvisationsspiel und
Spieler im Auge behalten: Keiner darf sich langweilen!
für mich als Spielleiter ziemlich grenzwertig. Eine Weile werde ich brauchen, bis ich da drin bin.

In drei Wochen ist das nächste Treffen.

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chruschtschow am 1.03.2015 | 02:13
Hah, klingt doch super. Vor allem weil du auch noch gleich zwei dicke Eier auf ein Mal gelegt hast: Improspiel und einen recht heftigen Systemwechsel. :d

Die größten Probleme gab es in der Gruppe mit den Aspekten. Hier müssen wir uns wirklich noch einfinden. Leider bin ich auch nicht ganz sicher, ob die Aspekte meiner vorgefertigten Charaktere günstig sind. Ich werde sie vielleicht mal zur Debatte stellen. Auch zu einem "Create an Advantage" kam es nur ein oder zweimal. Aspekte zu reizen fand ich nicht einfach, einmal ist es mir richtig gut gelungen, zwei oder dreimal so lala.

Richtig gute Aspekte sind schwer. Ich feile an meinen eigenen Charakteren ewig rum, bis ich mit der letztendlichen Formulierung zufrieden bin. Beim Reizen kann ich sehr empfehlen, das den Spielern mal nahezubringen. Du kannst dir eh nie alle Aspekte merken. Und Spieler wollen immer Fatepunkte haben. Selber reizen macht glücklich. :d

Unser Midgard-Urgestein kritisierte die Angelegenheit allerdings dann doch etwas: Ohne Plot fehlt mir was! Alle Waffen machen gleichen Schaden - das ist doch bescheuert! (Das waren so die beiden gewichtigsten Kritikpunkte).

Gut, beim Improspiel ist vielleicht nicht jeder gleich begeistert. Das fügt sich oder nicht. Aber beim Schaden hilft vielleicht dieser Hinweis: Fate Core Thought of the Day:  Fate doesn't have a damage system. (https://plus.google.com/u/0/+RobertHanz/posts/7dTuXhLZWrW)

Klar, zum einen gibt es immer das Argument, dass es ja nicht nur ein Schlag ist, der Schaden macht sondern ein ganzer Austausch. Aber es geht noch weiter! Beispiele gefällig?

Der Typ mit dem Zweihänder hat nicht getroffen, der Kerl mit dem leichten Degen aber schon reichlich Stress verursacht und jetzt auch noch eine leichte Konsequenz? Überraschung, die heißt Außer Atem und bislang ist noch GAR KEIN Blut geflossen. Weil der Degentyp seinen Erfolg mit der Erzählung garniert, dass er eigentlich nur fortwährend ausweicht, drumherum rennt und um Himmelswillen versucht, nicht erwischt zu werden, während dem Zweihändermann mit wuchtigen Hieben so langsam die Luft ausgeht. Schaden? Welcher Schaden?

Andere Situation: Captain Antarctica und der Honeybadger rollen als sich prügelndes Bündel am Rande einer Schlucht herum. Der eine versucht den anderen runter zu werfen und der Captain hat bei seinem Angriff einen recht anständigen Erfolg, ohne aber den Honeybadger damit ausschalten zu können. Also fällt der Badger? Nein. Das hieße ja, dass er ausgeschaltet wird. Aber neben Stress kann so ein Ringkampf am Abgrund natürlich durchaus die Blanke Panik als Konsequenz auslösen. Wieder kein Blut trotz "Schaden". (Übrigens bietet sich der Sturz in die Schlucht gerade im Pulp und bei Superhelden wunderbar als Concede an. Das kann niemand überleben! (http://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/NoOneCouldSurviveThat))

Immerhin wird der Versuch fortgesetzt, auch mit ihm. Im Großen und Ganzen bin ich nicht unzufrieden. Allerdings ist die Anforderungs-Trias:
Neues ungewöhnliches Regelwerk
Plotloses Improvisationsspiel und
Spieler im Auge behalten: Keiner darf sich langweilen!
für mich als Spielleiter ziemlich grenzwertig. Eine Weile werde ich brauchen, bis ich da drin bin.

An dieser Stelle noch mal Respekt. Also gleich mal so drastisch alles bisherige umzuschmeißen ist schon ziemlich cool. Dafür klingt der erste "klassische" Rollenspielabend doch ganz gelungen. :d

[EDIT]
Vielleicht noch was zu dem Spieler mit dem Charakter, der ihm wohl nicht so lag oder der sich nicht so gut anspielen und in die Handlung einbringen ließ, wenn ich das recht verstanden habe: eigene SC sind oft hilfreich. Wenn Spieler ein eigenes Konzept ihres SC haben, sind sie auch leichter proaktiv und damit natürlich leichter in der Handlung drin.

[EDIT II]
Übrigens ist die oben verlinkte Seite tv-tropes.org (http://tvtropes.org) wahrscheinlich die beste Liste mit Aspekten im ganzen Internet.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.03.2015 | 03:27
Der Typ mit dem Zweihänder hat nicht getroffen, der Kerl mit dem leichten Degen aber schon reichlich Stress verursacht und jetzt auch noch eine leichte Konsequenz? Überraschung, die heißt Außer Atem und bislang ist noch GAR KEIN Blut geflossen. Weil der Degentyp seinen Erfolg mit der Erzählung garniert, dass er eigentlich nur fortwährend ausweicht, drumherum rennt und um Himmelswillen versucht, nicht erwischt zu werden, während dem Zweihändermann mit wuchtigen Hieben so langsam die Luft ausgeht. Schaden? Welcher Schaden?
Du missverstehst hier das Problem. Es geht nicht um "Schaden" oder "Nicht-Schaden". Es geht darum, dass manche Waffen nunmal sinnvoller im Kampf sind als andere Waffen.

Wieso sollte ich in Fate eine Waffe mit mir rumschleppen, wenn ich ohne Waffe eh die gleiche Gewinnchance habe?
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chruschtschow am 1.03.2015 | 09:55
@Eulenspiegel:
Wieso solltest du nicht?
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Anastylos am 1.03.2015 | 10:21
wer mehr Schaden will muss halt einen Stunt einsetzen.
Bei Fate Accelerated würde der Zweihänder halt +2 auf forcefull atack bekommen wenn ein Gegner Schaden nimmt.
Der Degen bekommt +2 auf quick defence und bekommt damit häufig einen boost durch abwehren
Die Muskete bekommt +2 auf carefull atack wenn du den Aspekt "geladene Muskete" verwendest, wodurch du jede zweite Runde nachladen musst aber dann auch viel Schaden machst.

Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: D. M_Athair am 1.03.2015 | 10:52
Das Thema hatte ich gar nicht weiter verfolgt, aber die Entwicklung in euere Runde, Chiarina, finde ich sehr beeindruckend.
Bin gespannt, wo das alles hinführt und wie sehr sich der Midgard-Fanboy von seinen sedierten Vorstellungen freischaufeln kann.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 1.03.2015 | 12:05
Wir haben übrigens erfahren, dass der Midgard-Fanboy, jetzt wo er gesehen hat, dass wir Midgard zumindest vorläufig verlassen, mit anderen Spielern eine eigene Midgard-Runde aufgemacht hat. Mir ist das ganz recht. Seine Midgard-spezifischen Bedürfnisse kann er dann da als Spielleiter ausleben und vielleicht hat er dann bei uns noch ein bisschen Toleranz für etwas anderes übrig. Mal sehen.

Eure bestärkenden Kommentare motivieren mich. Danke.

Chiarina.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.03.2015 | 12:54
Wieso solltest du nicht?
Waffen sind gesellschaftlich häufig ungern gesehen.

Wenn ich in Deutschland mit einer Waffe rumlaufe, bringt das meistens Ärger. Auf ein Flughafengelände sollte ich sowieso nicht mit Waffe. - Im Flugzeug selber hat dann meistens nur der Sky Marshall eine Waffe. (Bzw. die Terroristen müssen sich schon im Vorfeld angestrengt haben, um die Waffen an Bord zu schmuggeln.) Zivilisten haben aber im Flugzeug per se keine Waffen.

Auch früher galt es als unhöflich, wenn man mit einer Waffe auf einen Ball ging.

Man musste sich also immer überlegen: Ist mir die soziale/gesellschaftliche Akzeptanz wichtiger oder die Kampfkraft?

Bei Fate ist dies nicht der Fall. Dort kann ich überall unbewaffnet hingehen und habe dann sowohl gesellschaftliche Akzeptanz als auch Kampfkraft.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Anastylos am 1.03.2015 | 13:39
In welchem Rollenspielsystem erhält man denn einen Malus auf soziale Aktionen wenn man Waffen trägt?

Der SL kann doch immer den Szenenaspekt "unbewaffnet" reizen um die fehlenden Waffen in die Geschichte einzubauen. Ebenso wie er "gegen jede Etikette bewaffnet" reizen kann kann wenn die Charaktere Bewaffnet auf einen Ball kommen.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chruschtschow am 1.03.2015 | 13:45
Bei Fate ist dies nicht der Fall. Dort kann ich überall unbewaffnet hingehen und habe dann sowohl gesellschaftliche Akzeptanz als auch Kampfkraft.

Wenn du bei mir das erste Mal bei Fate ohne Schwert und Rüstung auf ein Schlachtfeld läufst, ist deine gesellschaftliche Akzeptanz gegessen. Und außerdem musst du auch noch die ganze Zeit mit dem Aspekt Rohfleisch im Fleischwolf leben. Da zeigen die lieben Mitritter, welche Auswirkung narrative Erlaubnis einbringt. :d

[EDIT]
Mal konkret:

Als erstes schauen wir auf die zentrale Regel (http://fate-srd.com/fate-core/what-do-during-play#the-golden-rule). Wir nehmen also mal an, dass du in einem Fantasysetting mit reichlich Grim-And-Gritty unbewaffnet und ungerüstet in die Schlacht ziehen möchtest. Das ist einigermaßen dämlich, aber du möchtest ja nicht sinnvoll agieren, sondern widerlegen, dass Fate so etwas sinnvoll abbilden möchte.

Auf der Basis suche ich jetzt die Regeln zusammen, die hier zum Einsatz kommen. Zum Beispiel ist es ziemlich unmöglich, einen Ritter in Vollharnisch mit blanken Händen auch nur ansatzweise zu verletzen. Dazu hat er mit seinem Schwert einfach viel mehr Reichweite und kann dich nach Belieben auf Distanz halten. Er kann also recht beruhigt auf jede Art von Abwehr verzichten, kann sich nach Gusto seine Kräfte einteilen etc. Die Situation ist also rundheraus ohne jeden Stress für ihn. Insgesamt wird es also sauschwer, dass du überhaupt irgendwas aktiv erreichen kannst. Wenn du den Szenenaufbau also so haben möchtest, dann wirst du mit dem Situationsaspekt Gnadenlos unterbewaffnet leben müssen, der dir wiederum eine saftige passive Abwehr einbrockt, denn auch das können Situationsaspekte (http://fate-srd.com/fate-core/actions-outcomes#for-the-abbr-title-game-master-gm-abbr-active-or-passive) (im Prinzip der alte Block aus SotC). Ich würde sagen, da wirklich dem Ritter was rein zu würgen, wäre schlicht Fantastisch (+6), weniger mit steigendem Pulpfaktor. Der liebe Herr Ritter kann sich aussuchen, ob er dann lieber pariert (sein Fightwert) oder dich einfach abperlen lässt (die passive Verteidigung).

Wobei auch hier gilt: Konsens am Tisch. Ich mache das so, dass ich als SL eine Regelung einbringe und dann die Bestätigung einhole.

Letztlich ist und bleibt es aber eine Legende, dass Fate Waffen und Bewaffnungsunterschiede nicht abbilden kann. Sie sind nur nicht explizit als Waffenbonus vermerkt, sondern laufen stärker darüber, was in dem Setting Sinn macht, wie die Genrekonventionen sind usw. Der große Unterschied ist, dass viele Regelungen eben am Tisch ad hoc entstehen. Fate ist eine Werkzeugkiste zur Simulation von Handlungen.

Ich agiere hier persönlich gerne nach dem Motto: "Die Leute mit den Waffen sind wichtiger als die Waffen selbst." Also wenig Regelrelevanz für die Waffen, denn in Fate heißt Regelrelevanz auch immer Spotlight. Und wenn ich ein Spiel habe, in dem die Waffen gegenüber den Charakteren, die sie führen, mehr Gewicht haben, dann können die auch gerne mit entsprechenden Werten ausgestattet sein. Das ist dann aber eben ein bestimmtes Genre. Als Beispiel nenne ich mal Kriegszeppelin Valkyrie, in dem die Flugzeuge der SC eben genau das sind, Waffen. Funktioniert super, ist aber natürlich auch ein wichtiger Aspekt in einem Spiel über Fliegerasse.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.03.2015 | 14:46
Wenn du bei mir das erste Mal bei Fate ohne Schwert und Rüstung auf ein Schlachtfeld läufst, ist deine gesellschaftliche Akzeptanz gegessen. Und außerdem musst du auch noch die ganze Zeit mit dem Aspekt Rohfleisch im Fleischwolf leben. Da zeigen die lieben Mitritter, welche Auswirkung narrative Erlaubnis einbringt. :d
Dass man aufs Schlachtfeld bewaffnet geht, ist trivial.

Ich hatte nicht umsonst geschrieben, dass es darum geht, in ein Flugzeug unbewaffnet zu gehen (und es dann unbewaffnet entführt).
Oder dass man auf einen Ball unbewaffnet geht.

Darum geht es! Dass man auf ein Schlachtfeld bewaffnet geht, ist so trivial, dass es eigentlich keine besondere Erwähnung finden muss.

Oder stelle dir vor, die SCs schlafen auf dem Schloss, als nachts plötzlich eine Revolte ausbricht. Normalerweise stehen die SCs jetzt vor der Wahl: Entweder sie schlagen sich erst zur Waffenkammer durch, rüsten sich aus und eilen dann dem König zu Hilfe.
Oder sie eilen sofort und unbewaffnet dem König zur Hilfe.

Diese Wahl stellt sich bei Fate nicht. Hier rennt man direkt zum König. Der Umweg über die Waffenkammer bringt hier nichts.

Aber extra für dich nochmal: Es geht nicht darum, unbewaffnet auf ein Schlachtfeld zu gehen.
Es geht darum, unbewaffnet in ein Flugzeug zu steigen oder unbewaffnet auf einen Ball zu gehen.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 1.03.2015 | 14:53
Das hat mit der Ausgangslage (für dich: der Midgard-Spieler will unterschiedliche Waffenwerte) nichts zu tun.

 :gaga:
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chruschtschow am 1.03.2015 | 15:24
Diese Wahl stellt sich bei Fate nicht. Hier rennt man direkt zum König. Der Umweg über die Waffenkammer bringt hier nichts.

Das ist unbewaffnet auf ein Schlachtfeld rennen.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.03.2015 | 15:35
Das hat mit der Ausgangslage (für dich: der Midgard-Spieler will unterschiedliche Waffenwerte) nichts zu tun.
Doch. Denn es sollte mindestens drei Waffenwerte geben:
1) bloße Fäuste
2) improvisierte Waffen (z.B. eine zerbrochene Flasche oder ein Stuhlbein)
3) vernünftige Waffen

@ Chruschtschow
OK, wir haben unterschiedliche Vorstellungen von einem Schlachtfeld. (Insbesondere haben wir scheinbar unterschiedliche Vorstellungen davon, ob es eine dämliche Idee ist, auf ein "Schlachtfeld"/Königszimmer unbewaffnet zu rennen.)
Ist für dich das Flugzeug auch ein Schlachtfeld?
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chruschtschow am 1.03.2015 | 15:46
Absolut. Ich habe da ein konkretes Beispiel genommen, das stellvertretend steht für "Situation, in der nur Idioten ohne Waffen aufkreuzen". Im Flieger fehlt dir zum Beispiel ohne Waffe schlicht die narrative Erlaubnis, per Provoke einen Flieger zu erwerben. Was Sky Marshal und engagiertes Flugpersonal bzw. Passagiere danach mit dir anstellen, steht noch mal auf einem anderen Blatt. Das alles ist durch die Spielmechanik gedeckt, erfordert aber halt Ad-hoc-Entscheidungen statt kleinteiliges Tabellengewurschtel.

Und die Werkzeuge, um das darzustellen, sind alle da. Anscheinend hast du bislang in keiner Runde gespielt, die die auch benutzt hat. Versuch es mal mit diesen Anregungen. Wahrscheinlich fühlt es sich dann für dich runder an.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 1.03.2015 | 16:22
Doch. Denn es sollte mindestens drei Waffenwerte geben:
1) bloße Fäuste
2) improvisierte Waffen (z.B. eine zerbrochene Flasche oder ein Stuhlbein)
3) vernünftige Waffen

Wieviel Erfahrung hast du mit FATE?
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.03.2015 | 17:37
Ich habe da ein konkretes Beispiel genommen, das stellvertretend steht für "Situation, in der nur Idioten ohne Waffen aufkreuzen".
Richtig: Du hattest ein Beispiel gebracht für eine Situation, wo nur Idioten ohne Waffen aufkreuzen.

Ich habe Beispiele gebracht für Situationen, wo es auch vernünftig sein kann, ohne Waffen aufzukreuzen.

Der Unterschied sollte deutlich sein.

Zitat
Im Flieger fehlt dir zum Beispiel ohne Waffe schlicht die narrative Erlaubnis, per Provoke einen Flieger zu erwerben.
Wieso sollte mir die narrative Erlaubnis fehlen?

Natürlich kann man auch ohne Waffen ein Flugzeug entführen. Es fällt halt nur schwerer.

Man braucht halt einen Aspekt, den man geeignet Triggern kann. Aber ob der Aspekt nun lautet:
- "Zwei stahlharte Fäuste"
- "Ein Revolver im Gürtel"
- "Bis an die Zähne bewaffnet"
- "Weiß als einziger, wo die Bombe ist"
oder sogar nur
- "Eiskaltes Lächeln"
ist egal. Mit all diesen Aspekten kann man ein Flugzeug entführen. Was ja wie gesagt auch sinnvoll ist: Ohne Waffen ist so eine Flugzeugentführung zwar schwerer, aber nicht unmöglich.

Interessant ist es ja auch andersrum, wenn die SCs Passagiere während einer Flugzeugentführung sind. Am 11. September haben in einem Flugzeug ja auch die unbewaffneten Zivilisten gegen die bewaffneten Flugzeugentführer rebelliert und diese überwältigt. (In den drei anderen Flugzeugen wiederum nicht.)

Und dann kommt noch hinzu, dass einige Waffen ungeeignet im Flugzeug sind, weil sie die Flugzeugwand durchschlagen können. Und andere geeigneter sind. (Stichwort: unterschiedliche Waffenwerte)

@ Grinder
Ich habe Fate ein paar Mal gespielt.

Und ja, uns ist es auch negativ aufgefallen, dass es vollkommen egal war, ob man nun mit Fäusten, improvisierten Waffen, Pistolen oder gar mit Granaten bewaffnet war.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Anastylos am 1.03.2015 | 18:45
Die Unterschiede sind da, als Aspekte. Wenn ich "splitterfasernackt" gegen einen Krieger mit dem Aspekt "Wand aus Stahl" kämpfe ist der Kampf von Anfang an entschieden, da Aspekte immer wahr sind.
Der gesunde Menschenverstand darf ruhig benutzt werden. Wenn es keinen Sinn macht funktioniert es nicht, wenn es Sinn macht funktioniert es.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Bad Horse am 1.03.2015 | 18:54
Ist diese Diskussion hier wirklich noch on-Topic?
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: gunware am 1.03.2015 | 18:55
Wenn ich "splitterfasernackt" gegen einen Krieger mit dem Aspekt "Wand aus Stahl" kämpfe ist der Kampf von Anfang an entschieden
Armer Tarzan.  >;D
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chruschtschow am 1.03.2015 | 19:00
Ist diese Diskussion hier wirklich noch on-Topic?

Mal von Strohmanns und Chiarinas Posts abgesehen kannst du wahrscheinlich alles auf Seite 4 in einen anderen Thread schieben. ;)
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.03.2015 | 19:04
Die Unterschiede sind da, als Aspekte. Wenn ich "splitterfasernackt" gegen einen Krieger mit dem Aspekt "Wand aus Stahl" kämpfe ist der Kampf von Anfang an entschieden, da Aspekte immer wahr sind.
Hmm, wenn ich mir diverse Conan-Filme anschaue, ist das nicht wirklich gegeben.

Aber es ging ja auch nicht darum.

Es geht zum Beispiel um einen SC, der den Aspekt "Zwei stahlharte Fäuste" hat. Und der NSC hat beispielsweise den Aspekt "Mit Revolver bewaffnet". Hier bekommt der NSC nicht bessere Boni als der SC.

@ Bad Horse
Ja. Es geht hier schließlich um den einen Spieler, der das System nicht wechseln möchte, weil ihm Fate zu wenig Waffenwerte hat.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Oberkampf am 1.03.2015 | 19:10
Bei FATE gilt was ähnliches wie bei der World Engine, und eigentlich bei jedem Rollenspiel: Du kannst keine Aktionen tätigen, die in der Spielwelt unmöglich sind.

Mit zwei stahlharten Fäusten kannst Du keinen Ritter in einer Ritterrüstung verwunden.

Andererseits ist ein splitterfasernackter Charakter gegen einen schwer bewaffneten Ritter mit Zweihänder und Stahlharter Rüstung keineswegs wehrlos. Der Kampf verläuft bloß anders als im Normalrollenspiel, eher so, wie so ein Kampf in einem pulpigen Film abläuft, und am Ende schubst Tarzan den Ritter von einer Brücke, einen Abhang hinunter, in eine Lavagrube, unter eine Stahlpresse etc.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chruschtschow am 1.03.2015 | 20:45
An der Stelle kommt aber noch was wichtiges weiteres rein. Genrekonvention. Was in Sword&Sorcery mit kräftigen Pulpanleihen (Conan) erlaubt ist, wird in einer Grim&Gritty-Version nicht gelingen. In Fall 1 sind Fäuste aus Stahl durchaus konkurrenzfähig, im zweiten Fall nicht.

Um also mal wieder zu Chiarinas Fall zurück zu kommen, dann vermute ich mal, dass das eher weniger pulpig ist. Ich erinnere mich, dass da mal ein pseudohistorisches Mongolensetting im Gespräch war. In dem Fall macht es durchaus einen deutlichen Unterschied, womit ich ankomme. Eben narrative Erlaubnis. Und die ist nun ein Mal ein Gemisch aus Genrekonventionen, Konsens am Tisch und dann nebenher noch ein bisschen den Regeln.

Und da kann es einen gewaltigen Unterschied machen, ob ich mit einer Nagelfeile oder einem Zweihänder auf den gegnerischen Schildwall zu marschiere.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 1.03.2015 | 20:48
Richtig. Pseudohistorisches Mongolensetting ist korrekt.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.03.2015 | 21:11
@ Chruschtschow
Ja, dass es einen Unterschied zwischen Nagelfeile und Zweihäner gibt, ist klar. Die Frage ist: Gibt es auch einen Unterschied zwischen Zweihänder und Pike?

Oder um näher beim Mongolenreich zu sein: Die Mongolen zeichnen sich ja dadurch aus, dass sie leichtgerüstete, berittene Bogenschützen waren. Die europäischen Heere bestanden zu diesem Zeitpunkt aus schwergerüsteter Infanterie, Bogenschützen und schwerer Kavallerie. - Und dieser doch essentielle Unterschied zwischen europäischen Heer und mongolischen Heer wird in Fate nicht abgebildet.

Und da kann es einen gewaltigen Unterschied machen, ob ich mit einer Nagelfeile oder einem Zweihänder auf den gegnerischen Schildwall zu marschiere.
Bei einem ganzen Schildwall ist die Sache klar.

Aber wie sieht es aus, wenn ein einzelner Schildkämpfer/Assassine zum Beispiel den gegnerischen Krieger im Bad überrascht? Und der gegnerische Krieger auf die Schnelle nur eine Nagelfeile zur Hand hat?

Klar, der Schildkämpfer/Assassine ist im Vorteil. - Aber es sollte eben kein automatischer Sieg sein. (Vor allem, wenn der Typ im Bad eigentlich der bessere Kämpfer ist und er im ebenbürtigen Kampf der klare Gewinner wäre.)
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 1.03.2015 | 21:38
Ich lese diese Debatte wirklich gern und sehe auch im Sinne Eulenspiegels, dass sie hier nicht völlig offtopic ist. Der Bezug zu meinem Spieler, der so gern am Midgard-System festhält, ist aber nur noch hauchdünn. Ich glaube daher, dass es doch besser wäre, die Diskussion auszulagern. Der Strang hier ist eigentlich ein Erfahrungsbericht meinerseits zu einem relativ spezifischen Gruppenproblem, über den ich hoffe ein paar Hilfestellungen zu erhalten. Ob Fate nun toll oder doof ist, muss ich hier nicht unbedingt beantwortet bekommen.

Ich hätte gern schon zu Beginn der Debatte einen Extrastrang aufgemacht und die Argumente zusammengefasst... ich war mir aber ziemlich sicher, dass genau diese Diskussion nicht zum ersten Mal im Tanelorn geführt wird... und da fehlte mir ein wenig der Überblick, wo sie am geeignetsten aufgehoben wäre. Inzwischen ist die Diskussion zu einem dieser endlosen Argumentebandwürmer ausgeartet, die ich leider nicht mehr gut zusammenfassen kann, ohne irgendeiner Position Gewalt anzutun. Ist es o.k., wenn ich euch bitte, die Diskussion um die Waffen in Fate in den Fate-Regeldiskussionen weiterzuführen? Ich werde sie dort genausogern verfolgen wie hier, aber der Vorteil wäre, dass mir hier der Strang nicht völlig zerschlagen wird.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Bad Horse am 1.03.2015 | 22:08
Ich würde das unterstützen. Ich werde den Strang aber nicht abteilen, weil ich echt keine Lust habe, jetzt noch mal jeden Post nachzulesen, ob der on- oder off-topic ist und verschoben gehört.

Fate-Regelfragen findet ihr hier (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,84720.0.html), ansonsten könnt ihr gern noch mal einen Thread zu den Auswirkungen unterschiedlicher Waffen im Fate-Board aufmachen.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Anastylos am 1.03.2015 | 23:30
@ Chruschtschow
Ja, dass es einen Unterschied zwischen Nagelfeile und Zweihäner gibt, ist klar. Die Frage ist: Gibt es auch einen Unterschied zwischen Zweihänder und Pike?

Oder um näher beim Mongolenreich zu sein: Die Mongolen zeichnen sich ja dadurch aus, dass sie leichtgerüstete, berittene Bogenschützen waren. Die europäischen Heere bestanden zu diesem Zeitpunkt aus schwergerüsteter Infanterie, Bogenschützen und schwerer Kavallerie. - Und dieser doch essentielle Unterschied zwischen europäischen Heer und mongolischen Heer wird in Fate nicht abgebildet.
Bei einem ganzen Schildwall ist die Sache klar.

Das lässt sich über Stunts doch gut abbilden? Pikenträger dürfen im Nahkampf zuerst angreifen wenn sie in einer Formation stehen, wegen der höheren Reichweite. Sollte die Reiterei den Fehler machen einen Aspekt "Sturmangriff" zu erschaffen wird der gleich Mal gegen sie eingesetzt.
Schwere Infanterie hat Boni auf Verteidigung, berittene Bogenschützen können sich bewegen und trotzdem Schießen.
Über Stunts lässt sich in Fate so ziemlich alles abbilden wenn man will. Zur Not halt auch mit zwei Stunts. Man muss sich nur überlegen was man abbilden will.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Bad Horse am 1.03.2015 | 23:39
Das ist schön, aber exakt die Art von Regeldiskussion, die im Fate-Board besser aufgehoben ist. Gibt es einen Grund, warum du das nicht da hin schreiben kannst?
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Mithras am 3.03.2015 | 15:54
Ich verstehe den Midgard-Spieler sehr gut mit den Waffenwerten, nur kann FATE die so nicht abbilden. Bei Cyberpunk 2020 macht ein Sturmgewehr mit 5w6 automatisch mehr Schaden als eine 9mm Kaliber Pistole (2w6+3). Eine MP hat mehr Schusskadenz als eine Schotgun, aber weniger Schaden ist. Sprich es muss von den Waffenwerten her Unterschiede geben im Schaden und jede Waffenart ihre Vor- und Nachteile für das führen selbiger mit sich bringen! So ist das denken bei crunchlastigen Systemen, die realistisch simulieren wollen. Bei Hârnmaster macht ein Dolch auch weniger Schaden als eine Axt; und genau mit dieser fehlenden Mechanik tut sich der längjährige Midgardler schwer. Würde mir genau so gehen. Und bei solchen Regelsystemen muss man nicht Gummipunkte ausgeben oder Stuns erschaffen um einmalig mehr Schaden zu machen, das ist der Vorteil dabei. Der narrative Ansatz von FATE geht da in eine ganz andere Richtung.

PS: Gab es bei FreeFate nicht auch Unterschiede beim Waffenschaden und bei der Panzerung? Warum ladet ihr euch nicht mal diese Version auf deutsch runter zum reinschauen, evtl. kommt euch das Ausrüstungssystem da mehr entgegen?
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: bobibob bobsen am 3.03.2015 | 16:16
Zitat
Und bei solchen Regelsystemen muss man nicht Gummipunkte ausgeben oder Stuns erschaffen um einmalig mehr Schaden zu machen, das ist der Vorteil dabei.

So gehen da die Meinungen auseinander. Für mich ist genau das der größte Nachteil der genannten Systeme. in den Systemen kaufst du dir einfach nur die größte Wumme.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 25.03.2015 | 05:56
Zweite Fate-Proberunde: Das System läuft etwas runder. Ich habe die Spieleraspekte auf einem Übersichtsblatt, was für mich ziemlich hilfreich ist. Das Abenteuer läuft, allerdings ist die Gruppe jetzt aus der Actionzone draußen und es steht eine kleine Überlandreise an. Es bleibt abzuwarten, ob ich das Spannungslevel halten kann.

Im Großen und Ganzen bin ich relativ zufrieden mit dem Abend. Ich habe vielleicht 5 Mal Aspekte der Spieler gereizt, einmal habe ich es sogar ganz gut in einem Moment hinbekommen, als eine Spielerin gerade knapp an Fate-Punkten war.

Meine Spieler geben fleißig Fatepunkte aus, und zwar durchaus für die gesamte Palette an Möglichkeiten. Wir haben auch ein paar Skillanwendungen zwecks "Vorteil erschaffen" dabei gehabt. Das ist etwas, was mir immer noch nicht ganz leicht fällt und wobei ich ein bisschen aufpassen muss. Am Ende hat sogar ein Spieler den Aspekt eines anderen SC gereizt... da waren wir alle baff.

Kurz und gut: Vielleicht noch drei, vier Sitzungen und dann läuft das System. Weil bereits abzusehen war, in welche Richtung das geht, begann nach dem Spiel dann die Diskussion, die man nach allen Experimenten eben irgendwann mal beginnen muss: Isses das jetzt?

Zum vorläufigen Ergebnis:
Unser Midgard-Fanboy ist nicht bereit auf Dauer Fate zu spielen. Als Totschlagargument fiel der Satz: "Ich glaube, es ist mir einfach zu kreativ!" O.K., ... dazu konnte ich dann auch nichts mehr sagen. Mir tut das sehr leid, ich mag den Mann sehr, aber es sieht wohl so aus, dass er nicht vorwärts kann und ich nicht mehr zurück. Er hat übrigens, nebenbei sei es erwähnt, seine eigene Midgardrunde gegründet.
Eine Mitspielerin ist bereit, dem System noch etwas länger eine Chance zu geben. Dass Fate aber jetzt das System ihrer Zukunft ist, ist noch nicht klar.
Vier Mitspieler sind bereit eine dauerhafte Fate-Runde zu starten... sogar mit vorher per Microscope selbst erschaffenem Setting!
Man muss allerdings sagen, dass einer der vier Befürworter von Fate die Frau des Midgard-Fanboys ist. Wir haben uns alle ein bisschen gewundert, wie offen und konträr die beiden ihre Meinungen vertreten. Ich bin noch ein bisschen unsicher, ob die Dame wirklich dabei bleibt, wenn ihr Mann die Segel streicht. Mal abwarten.
Dann gibt es da noch einen weiteren Spieler, der im Moment in Norwegen ein halbjähriges Praktikum macht und vielleicht danach wieder einsteigt. Auch das ist nicht ganz sicher. Den Wechsel zu Fate würde er aber wohl mittragen.

Ergibt eine Fate-Runde zwischen 3 und 6 Spielern... Es wird noch eine dritte Fate-Proberunde geben, nach der dann wohl die Weichen endgültig gestellt werden. Im Moment sieht´s so aus, als konnte ich nicht alle, aber immerhin einen Großteil von Fate überzeugen. Unser Spiel hat sich in meinen Augen zumindest aktuell sehr verbessert. Von einpennenden Spielern ist nichts mehr zu sehen. Die Aufmerksamkeit ist ziemlich intensiv am Spiel. Die Tablets bleiben ausgeschaltet. An den offenen Handlungverlauf müssen wir uns alle gewöhnen. Meine Spieler sind nicht auf Knopfdruck spritzige Improvisierkönige geworden. Aber sie sind einigermaßen daran interessiert auszuprobieren, was man denn mit diesem Fate eigentlich alles so anstellen kann. Keine schlechte Ausgangssituation. Nachdem gegen Ende der Sitzung ein erster Moderate Milestone erreicht war und damit ein zweites Scenario begann, habe ich ganz vorsichtig einen NSC eine Aussage machen lassen, die den Charakteren ein neues Ziel bieten könnte. Ich musste fast lachen, wie schnell die Spieler anbissen: "Ah! Ein Abenteuerauftrag! Wir sind natürlich dabei!" Naja... ihr Vorhaben führt die Charaktere in eine andere Ortschaft und dort werden sie dann wohl wieder freier agieren müssen. Ich merke bei diesem offenem Spiel, dass auch ich da noch einiges zu lernen habe (nämlich mich als SL zurückzuhalten). Wie das in vielleicht drei Jahren aussieht, bleibt abzuwarten. Im Moment bin ich aber noch ziemlich von Aufbruchsstimmung geprägt.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: sangeet am 25.03.2015 | 08:27
Klingt sehr positiv. Da hast Du das Ruder rumgerissen.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Luxferre am 25.03.2015 | 08:33
Deine Formulierungen gegenüber dem Midgard Spieler empfinde ich als sehr negativ konnotiert, teilweise recht passiv-aggressiv.
Das zieht sich schon länger so hin, deshalb schreibe ich den Eindruck jetzt mal nieder.

Ist das wirklich so ein Problem für Dich, dass er sich in dem System und dem dazugehörigen Spielstil wohl fühlt? Und kein Gefühl für sehr spontane Systeme mit teilweise recht unklassischen, bzw. unorthodoxen Mechaniken bekommt?

Wenn ich mal versuche aus den paar Bruchstücken seine Gefühlswelt zu rekonstruieren, dann könnte er nämlich Deine Formulierungen (Fanboy, Totschlagargumente, etc.) auch 1:1 umkehren ;)
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Crimson King am 25.03.2015 | 09:53
Ich hatte eine vergleichbare Erfahrung mit einer langjährigen Mitgardspielerin in einer PDQ#-Runde, mit dem gleichen O-Ton "Ich bin doch so unkreativ". Die Dame hat in ihrer Hausrunde auch die Story frei Haus geliefert bekommen. Das war für mich als SL eine schwierige Situation, weil sich die Spielstile nicht miteinander verbinden lassen. Glücklicherweise hatte sie auch so ihren Spaß.

Freie, improvisationslastige Systeme sind definitiv nichts für jeden und vice versa. Davon abgesehen kann ich hier bei auch nur halbwegs wohlwollendem Lesen keine Abwertung des Midgardspielers und schon gar keine passiv-agvressiven Inhalte entdecken.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: sangeet am 25.03.2015 | 10:24
@ Luxferre Der Spieler hat ja selbstkritik geübt - er ist unkreativ, und deswegen gefällt es ihm nicht. Ich denke mehr oder minder ist der Spieler eher ängstlich und verschlossen, und möchte nicht aus sich heraus gehen, weil er evtl. Angst davor hat, was andere in seinem Umfeld denken würden von ihm, wenn er erst mal die Schranken öffnet.
Kreativität ist meiner Meinung nach (oft) das Unbewusste zulassen.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: bobibob bobsen am 25.03.2015 | 11:03
Zitat
st das wirklich so ein Problem für Dich, dass er sich in dem System und dem dazugehörigen Spielstil wohl fühlt? Und kein Gefühl für sehr spontane Systeme mit teilweise recht unklassischen, bzw. unorthodoxen Mechaniken bekommt?

Naja wenn ich mir die gesamte Historie anschaue, dann war für Charinia das System Mitschuld an der Stacknation in der Spielrunde.
Wenn dann jemand den er anscheinend wirlich mag genau dahin zurückkehrt kann ich schon verstehen wenn ihn das nicht begeistert.
Als mein bester Freund aufgrund einer neuen Beziehung plötzlich nicht mehr so viel Zeit hatte fand ich seinen neue Freundin auch blöd auch wenn sie nichts dafür konnte.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 25.03.2015 | 11:21
@Luxferre:

Ich mag den Midgard-Fanboy, deshalb tut es mir leid, auf ihn verzichten zu müssen. Es ist kein Problem für mich, dass er Midgard mag... überhaupt nicht. Im Gegenteil: Ich habe mich sehr gefreut, als ich gehört habe, dass er eine eigene Midgardrunde aufgemacht hat und habe gedacht, er holt sich dann eben dort das, was ihm an Midgard so gefällt. Ich hatte allerdings ein bisschen Hoffnung, dass er dann auf der anderen Seite auch offen für etwas anderes sein kann. Das ist wohl nicht so. Daher geht da jetzt wohl etwas in die Brüche, was ich eigentlich vermeiden wollte. Das macht mich traurig (aber nicht unbedingt passiv-aggressiv).

Als "Fanboy" bezeichne ich mich selbst übrigens auch. Das ist mein Wort für diese abgedrehten Rollenspieler allgemein. Damit geht ganz sicher nichts Abwertendes einher.

"Totschlagargument" ist ein negativer Begriff. Er richtet sich aber weniger gegen den Spieler, sondern beschreibt eher meine und seine Hilflosigkeit die Gegenseite zu verstehen. Wenn mir jemand sagt, das sei ihm zu kreativ und mein Ziel ist es, das Spielerlebnis der Runde etwas kreativer zu machen... dann bleiben nicht mehr viele Argumente. Er hat mit diesem Satz gesagt: "Das, was du willst, genau das will ich nicht." Ich bin deshalb nicht sauer auf ihn, aber ich sehe keine Chance mehr, eine Einigung mit ihm zu erzielen. Das wollte ich sagen. Ich wollte nicht den Spieler schlecht machen.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Luxferre am 25.03.2015 | 11:41
Ah, okay. Besten Dank für Deine Worte, Chiarina  :d  Haben mir Deine Sicht klarer dargestellt.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Erg am 25.03.2015 | 12:20
@Luxferre:

...Wenn mir jemand sagt, das sei ihm zu kreativ und mein Ziel ist es, das Spielerlebnis der Runde etwas kreativer zu machen... dann bleiben nicht mehr viele Argumente...

Möglicherweise erfordert Fate einfach Kreativität in Bereichen des Spiels, auf die der überzeugte Midgardspieler überhaupt keinen Einfluß nehmen möchte.
Ich weiß über Fate nur das, was ich mir aus Beiträgen hier im Forum zusammengereimt habe, aber ich habe den Eindruck, es ist ein sehr weiter Sprung von Midgard zu Fate. Man kann auch in Midgard kreativ sein, nur in Bezug auf andere Dinge (und das sieht dann vermutlich recht anders aus). Geht es um mehr Kreativität im Allgemeinen oder tatsächlich um einen Wechsel der beinflußbaren Spielelemente ? Im ersteren Fall ließe sich möglicherweise ein für alle Gruppenmitglieder akzeptables Sytem finden, im Letzteren wohl eher nicht.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 25.03.2015 | 13:54
Zitat von: Erg
Geht es um mehr Kreativität im Allgemeinen oder tatsächlich um einen Wechsel der beinflußbaren Spielelemente ?

Es geht um den Wechsel der beinflussbaren Spielelemente (besser gesagt: um den flexibleren Umgang mit den beinflussbaren Spielelementen) mit der Absicht Kreativität zu erhöhen.

Das geht auch anders, ist mir völlig klar. Diese anderen Möglichkeiten probieren wir gleichzeitig aus (offene mehr oder weniger plotlose Abenteuer, Abmachungen treffen, etc.) Aber das System kann eben auch einen Beitrag leisten, denke ich. Und wenn es darum geht, eingepennte Spieler wieder wachzurütteln, dann ist zumindest mein Eindruck, bietet Fate einfach mehr als Midgard.

Im Strang habe ich übrigens ziemlich häufig erklärt, was ich will. Wenn dich das interessiert, schau doch nochmal hinein!
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Mann mit Ukulele am 25.03.2015 | 14:55
Hi Chiarina,
ich weiß nicht, ob es schon genannt wurde, aber vielleicht hilft euch das "Book of Hanz" mit dem Umstieg auch weiter.

http://www.ebooks-tree.com/ebook/1777rh.html
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: D. M_Athair am 25.03.2015 | 16:35
Hmmm ... liest sich soweit recht gut.
Nach dem 3. FATE-Abend würde ich wohl eine Rückmelderunde aufmachen.

Einfach mal ein paar (unsortierte) Fragen:

Spielweise:
Was hat sich positiv/negativ verändert?
Woran lag das?
Wie habt ihr die Mitspieler empfunden?
Wie die Spielleitung?
Wie gings dir persönlich mit den Veränderungen, dem neuen System, der neuen Spielweise.

Regeln:
Welche Vorteile seht ihr in FATE gegenüber Midgard?
Gibt es Vorteile von Midgard gegenüber FATE?
Was hat euch gefehlt?
Wollt ihr eines davon weiterspielen oder gibt es eine Offenheit für noch ein neues Spiel, das nach den Erkenntnissen des Abends ausgewählt wird?

Vorteile: Du siehst, was die Spieler wollen. Es gibt Raum für das eigene Ergehen mit dem neuen Spiel (Spielweise/Regeln).
Und: Du sieht, wo Risse in der Spielgruppe sind und wie tief die gehen. Und wenn die Unterschiede zu dem Midgard-Spieler wirklich so groß geworden sind, dass er nicht mehr mitspielen kann/will, dann kann das hier zur Sprache kommen und einen freundschaftlichen Abschied einleiten.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 18.04.2015 | 11:31
Eine Rückmelderunde wird es geben, sicherlich. Ob ich dazu so einen Fragebogen vorlege weiß ich noch nicht. Vielleicht ist es besser, jeder sagt am Ende einfach mal, was er denkt.

Die Sitzung findet am kommenden Montag statt und die ersten emails trudeln ein. Es gibt ein bisschen taktisches Geschreibsel: Die Proseite verkündet lautstark, dass sie sich Fate-Dice besorgt hat (Hurra!). Unser Midgard-Fan erzählt, dass es ihm beim letzten Mal etwas lang gedauert hat und er diesmal nach Möglichkeit etwas früher aufhören möchte (O.K., ich habe verstanden!). Unser aktuell externes Mitglied ist per Stippvisite aus Norwegen eingetroffen und möchte bei diesem Erlebnis (Wahrscheinlich die letzte Sitzung einer 21 Jahre bestehenden Runde) unbedingt dabei sein.

Eigentlich die Quadratur des Kreises... ich habe 7 Spieler, soll jeden glücklich machen, hinterher soll ein zukunftsorientiertes Gespräch stattfinden, eventuelle Aussteiger sollen in Freundschaft und angemessen verabschiedet werden und dann soll der Abend auch nicht allzu lang dauern. Na, mal sehen, wie das wird. Ich erzähl´s euch hinterher.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 21.04.2015 | 01:37
Letzte Fate Core Runde unserer Experimentierphase. Ich versuche etwas mehr Dramatik hineinzubringen... vielleicht sogar eine Art Showdown. Die Spieler reagieren darauf damit, mehrere aktivierte Aspekte stapeln zu wollen... und ich bin dabei etwas überfordert. Ein paar Sitzungen werde ich noch brauchen, bis das wirklich rund läuft. Ansonsten ist der Abend nicht schlecht... trotz sieben Spielern!

Hinterher folgt das Feedbackgespräch. Tenor: Einiges an Fate Core fanden die Spieler gut, relativ oft fiel allerdings auch der Satz: "Das kann man bei anderen Systemen ja auch machen!" Die Situation war jetzt nicht so, dass alle freudestrahlend gesagt hätten: Jawoll! Fate Core ist unser System der Zukunft! Aber immerhin sind 5 von 6 Spielern weiterhin mit dabei. Unser Midgardfan hat sich allerdings ausgeklinkt. Wir vereinbaren eine mittellange Kampagne mit der Option die Notbremse ziehen zu dürfen, wenn sich die Sache als völlig blöde herausstellen sollte.

Die größten Bedenken sind inzwischen:
1. War das nicht ein bisschen einfach gestrickt? Wir hätten gern etwas mehr Rätsellösen, Mysterien, Geheimnisse und Intrigen, die nur langsam auffliegen. (In der Tat war das, was da passiert ist, etwas actionreicher, als das bisher bei uns der Fall war. Der fehlende Tiefgang war aber sicherlich zu einem Teil dem Experimentierstadium zu verdanken.)
2. Das war etwas zu weltlich. Wir hätten gern ein Setting mit etwas stärkeren Fantasyanteilen (aber ein Spieler hätte auch gern: endlich mal was anderes als Fantasy. Ich hoffe, hier bekommen wir Einigung.)

Naja. Beim nächsten Mal treffen wir uns, um mit Microscope ein eigenes Setting in Gang zu setzen. Darüber werde ich dann in einem anderen Strang schreiben.

Ich danke den Leuten hier, die mich beraten haben und mir mit Kritik und aufmunternden Worten zur Seite standen, allen voran Strohmann-Hipster, der mich auf Fate gebracht hat. Gruppendynamisch war das ein schweres halbes Jahr für mich. Ich fand´s hilfreich, dass ich darüber hier im Forum schreiben konnte.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Space Pirate Hondo am 23.04.2015 | 00:45
2. Das war etwas zu weltlich. Wir hätten gern ein Setting mit etwas stärkeren Fantasyanteilen (aber ein Spieler hätte auch gern: endlich mal was anderes als Fantasy. Ich hoffe, hier bekommen wir Einigung.)

Wie wärs mit einer Space Opera? Mein Google-Fu hat das hier gefunden: https://www.dropbox.com/s/8uypm36w4zp0trm/Fate%20of%20the%20Stars.docx
Titel: Eineinhalb Jahre Fate später... kleine Zwischenbilanz
Beitrag von: Chiarina am 3.02.2017 | 22:03
Eineinhalb Jahre sind vergangen... eineinhalb Jahre Fate, was diese Runde angeht. Unsere Kampagne ist vorbei und es ist Zeit für einen kleinen Rückblick:

Für mich sieht´s nicht so aus, als ob Fate das richtige System für diese Gruppe ist. Dabei mag ich es und habe in dieser Zeit, während ich diese Kampagne geleitet habe, auch immer wieder auf Cons oder Oneshots versucht, auch als Spieler Fate zu spielen. Meine Erfahrungen dabei waren sehr unterschiedlich. Ich habe Gruppen erlebt, wo der Spielleiter mit maliziösem Lächeln vor den ziemlich passiven Spielern sitzt, abwartet und sagt: „Na los, ihr seid dran, wir spielen Fate!“ Das war dann eine Situation ähnlich wie bei der Wahl zum Elternbeirat. Ich habe Gruppen erlebt, da fühlte sich Fate fast so wie irgendein beliebiges klassisches Rollenspiel an. Und ich habe Fate erlebt, da ging es so dermaßen helterskelter gonzomäßig durchgeknallt her, dass uns die Fatepunkte nur so um die Ohren geflogen sind (an den mir namentlich unbekannten Spielleiter vom Hamster-Con 2015: Danke für dieses Erlebnis!).

Nun also meine alte Midgard-Runde. Wir haben uns bemüht. Und eine Weile sah es so aus, als seien wir auf einem guten Weg. Irgendwann aber sind die Spieler wieder bequem geworden und damit wurde das System zunehmend unbrauchbarer.

Ich will wenigstens den  für meine Spieler wohl gravierendsten Hemmschuh beim Namen nennen: Aspekte.

Die goldene Regel von Fate heißt ja, zuerst kommt die Handlung, dann wird überlegt, mit welcher Regel sich das darstellen lässt. In dem Moment, wo eine Handlung aber sehr schwierig oder vielleicht sogar schon fehlgeschlagen ist, ist das Spiel schon einen Schritt weiter: ein Spieler muss sich jetzt überlegen, wie er den Karren noch aus dem Dreck bekommt... und das funktioniert bei Fate ja über Fatepunkte, Aspekte, Boni, Rerolls, u. ä. In aller Regel wird ein Fatepunkt ausgegeben und die Handlung irgendwie mit einem Aspekt verknüpft. Gerade Letzteres – das Anbinden eines Aspektes an das Ausgeben eines Fatepunktes – war für meine Spieler wohl nicht leicht.

Wenn es nur darum gegangen wäre Fate-Punkte auszugeben: Kein Problem!

Wenn es nur darum gegangen wäre, IRGENDETWAS mit den Aspekten anzustellen: Auch das hätte noch funktioniert.

Wenn es aber um einen Reroll oder einen Bonus geht und mit den Aspekten NICHT IRGENDETWAS angestellt, sondern ETWAS GANZ BESTIMMTES getan werden soll, was es logisch erscheinen lässt, dass eine Handlung doch noch gelingt... das ist meinen Spielern sichtlich schwer gefallen. Er kam so weit, dass streckenweise lieber der Teamworkbonus eingesetzt wurde, als dass ein Vorteil erschaffen wurde, obwohl der Bonus dort oft nur halb so groß ist. Warum? Weil beim Vortel erschaffen wieder neue Aspekte entstehen. Auch wenn deren Einsatz dort in der Regel einmal frei ist... schon die Tatsache, dass noch mehr Aspekte auf den Tisch kommen, die die Kreativität der Spieler herausfordern, hat irgendwann ablehnende Reaktionen hervorgerufen. Beim Teamworkbonus muss man sich über Aspekte jedenfalls keine Gedanken machen!

Ich habe lange Spielabende einen Ortsaspekt nach dem anderen auf den Tisch gelegt... nur selten wurde mit diesen Aspekten irgendetwas angestellt. Gegen Ende bin auch ich bequemer geworden und habe auf die Ortsaspekte weitgehend verzichtet.

Für die Konsequenzen haben sich relativ bald ein paar Klischeebegriffe etabliert. Das war in Ordnung... allerdings sieht Kreativität in meinen Augen doch etwas anders aus.

Ich habe eine Weile nachgedacht, welche Ursachen dieses Aspekte-Problem in unserer Runde hat. Irgendwie hat das etwas mit Kreativität und Regeln zu tun. Meine Spieler sind selbstverständlich nicht unbedingt unkreativ. Kreativität wird aber wohl irgendwie mit einem Ausbrechen aus dem System verbunden. „Ich mache jetzt ´mal was völlig Verrücktes, und wenn der Spielleiter das durchwinkt, dann brauchen wir gar nicht mehr zu kämpfen.“ So etwa. Bei Fate schien mir ein Unwillen vorhanden zu sein, weil selbst bei den kreativen Momenten noch Regeln berücksichtigt werden sollen. Vielleicht beschreibe ich hier auch genau das, was an Kritik an Fate öfter mal zu lesen ist: zu viel Spiel findet auf der Metaebene statt. Ich weiß es nicht. Ich kann nur feststellen, dass meine Spieler sich zwar ein bisschen stärker als sonst ins Spiel eingebracht haben, dafür gab es aber auch immer mal wieder Momente, in denen das Gefühl der Lähmung entstand, weil man an einem Punkt angelangt war, an dem man kreativ sein musste. Kreativität auf Knopfdruck... das geht bei meinen Spielern nicht so gut.

Es gab noch ein paar andere Probleme und ich darf auf keinen Fall vergessen, dass es natürlich auch ein paar Dinge gab, die gut funktioniert haben. Ich fand es beispielsweise sehr wohltuend eigentlich kaum im Regelwerk blättern zu müssen. Außerdem habe ich die Runden immer nur von einem Treffen zum nächsten geplant. Ich war vielleicht noch nicht ganz so frei, wie sich das die Fate-Macher so vorgestellt haben, aber schon wesentlich befreiter, als bei unseren ollen Midgard-Kaufabenteuern. Aber so angenehm mein kleiner Kreativitätsschub für mich selbst war, die aktive Mitgestaltung der Spieler ist sicher noch ausbaufähig.

Der nächste Schritt ist ein Treffen, an dem wir nicht spielen, sondern uns nur erzählen, was uns gefallen hat und was nicht. Dann kommt mal wieder so ´ne Findungsphase.

Habt ihr einen Tipp, mit welchem System es in dieser Situation weitergehen könnte? Ich will auf gar keinen Fall wieder zurück zum alten Fantasy-Railroading-Klassiker, der in dieser Gruppe lange recht dominant war. Ich weiß aber auch noch nicht, was meine Spieler an Feedback liefern werden. Ich selbst liebäugele mit einer Gumshoe oder eine pbta-Runde (wobei ich Gumshoe schon einigermaßen kenne, pbta aber eigentlich noch nicht so richtig). Haltet ihr das für möglich?
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Rhylthar am 3.02.2017 | 22:07
Geht pbtA nicht in eine ähnliche Richtung? Also was von Spielern durchaus verlangt wird?

Gumshoe ist ja durchaus eine runde Sache, welches Genre soll es denn sein?
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 3.02.2017 | 22:11
Ja, über das Genre wird auch noch zu verhandeln sein. So ganz vage habe ich herausgehört, dass ein Spieler eher keine Fantasy mehr will, einer zumindest offen für Veränderung ist und die drei anderen haben sich einfach noch überhaupt nicht zur Genrefrage geäußert.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Rhylthar am 3.02.2017 | 22:14
Ja, über das Genre wird auch noch zu verhandeln sein. So ganz vage habe ich herausgehört, dass ein Spieler eher keine Fantasy mehr will, eine zumindest offen für Veränderung ist und die drei anderen haben sich einfach noch überhaupt nicht zur Genrefrage geäußert.
Würde ja "Bookhounds of London" vorschlagen...aber da kommt wohl nur mein Wunschdenken durch.

Vielleicht kannst Du sie auch für Mutant: Year Zero begeistern.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 3.02.2017 | 22:19
Ja. Über etwas sandboxiges habe ich auch schon nachgedacht. Wir hatten allerdings gerade Weltuntergang. Ob´s danach dann gleich Postapokalypse sein muss, weiß ich nicht. Sandbox ist aber durchaus ein Gedanke wert.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Rhylthar am 3.02.2017 | 22:20
Ja. Über etwas sandboxiges habe ich auch schon nachgedacht. Wir hatten allerdings gerade Weltuntergang. Ob´s danach dann gleich Postapokalypse sein muss, weiß ich nicht. Sandbox ist aber durchaus ein Gedanke wert.
Hehe, überrasche sie...nimm Genlab Alpha.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 3.02.2017 | 22:24
Ja, über das Genre wird auch noch zu verhandeln sein.
Was willst du leiten?
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 3.02.2017 | 22:29
Am allerliebsten Hier-Jetzt-Und-Heute.
Am wenigsten gern klassische Fantasy.
Alles andere könnte ein Gedanke wert sein.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Rhylthar am 3.02.2017 | 22:30
Am allerliebsten Hier-Jetzt-Und-Heute.
Am wenigsten gern klassische Fantasy.
Alles andere könnte ein Gedanke wert sein.
Delta Green? Eine NBA-Runde hast Du ja schon.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 3.02.2017 | 22:33
Das geht, wenn ich bei Delta Green um Lovecraftmythos drumrum komme. Da bin ich etwas allergisch.
Was die Hier-Jetzt-Und-Heute-Ecke angeht denke ich auch immer mal wieder über Fear Itself nach. Wäre halt ziemlich krasser Horror, von dem ich nicht so genau weiß, ob die Gruppe da mitzieht.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Rhylthar am 3.02.2017 | 22:35
Das geht, wenn ich bei Delta Green um Lovecraftmythos drumrum komme. Da bin ich etwas allergisch.
Was die Hier-Jetzt-Und-Heute-Ecke angeht denke ich auch immer mal wieder über Fear Itself nach. Wäre halt ziemlich krasser Horror, von dem ich nicht so genau weiß, ob die Gruppe da mitzieht.
Naja, Esoterrorists würde auch gehen, oder?
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 3.02.2017 | 22:37
Ja... Esoterrorists würde wohl auch gehen.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Rhylthar am 3.02.2017 | 22:40
Ja... Esoterrorists würde wohl auch gehen.
Würde den Horror ein wenig rausnehmen.

Damit hat sich aber mein "Hier und Jetzt" auch schon erschöpft.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: D. M_Athair am 3.02.2017 | 22:56
... was in Richtung "modern OSR" könnte auch gehen.
Bin gerade noch am überlegen, was das sein könnte.

Vorteile:
1) Regelsystematik nicht ganz anders als in Midgard.
2) Spielerengagement nötig, aber nicht so unabdingbar wie in Fate.
3) Freiformanteil = "skalierbar".
4) Kein/Kaum Meta-Gaming.

Auf der Achse Retro-Klon -- eigentlich Indie - ist sicher was Passendes zu finden.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: KhornedBeef am 3.02.2017 | 23:03
Ist das (NBA) eigentlich eine Onlinerunde? :)
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 3.02.2017 | 23:05
Mal ´ne Frage an die Insider: Ist das wahr, dass bei pbta von den Spielern ähnliches verlangt wird wie bei Fate? Ich habe nur irgendeinen Beitrag (ich glaube von 1of3) im Kopf, der besagte, dass pbta aus Spielersicht eigentlich wie ziemlich normales Rollenspiel aussieht, nur für den Spielleiter ändert sich einiges. Da wäre ich an einem konkreten Vergleich mit Fate durchaus interessiert.

@ Clausustus Doom Occulta: Regelverwandtschaft mit Midgard muss nicht sein. Ein bisschen Meta-Gaming fände ich gar nicht schlecht. Was das angeht finde ich auch hierbei deine Einschränkung für das Spielerengagement passend: auch Meta-Gaming nicht so unabdingbar wie bei Fate. Der Rest kommt hin ("modern OSR"... hm... gibt´s so ´was?). Ich lese mir gern durch, was du vorschlägst.

@ KhornedBeef: Nein, meine NBA-Runde ist eine Tischrunde (aber sie hat mit der hier zur Debatte stehenden Runde nichts zu tun).
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Kampfwurst am 3.02.2017 | 23:09
Am allerliebsten Hier-Jetzt-Und-Heute.
Am wenigsten gern klassische Fantasy.
Alles andere könnte ein Gedanke wert sein.

Hast du schonmal in City of Mist reingesehen? Die Spieler sind moderne Verkörperungen von Legenden in einer mysteriösen Stadt, in der Avatare dieser Legenden um die Vorherrschaft ringen. Wobei "Legenden" recht weit gefasst ist, einer der Beispielcharaktere ist z.B. eine Art Verkörperung von Evolution/Anpassung turned up to 11.

Regelseitig ist das eine Art PbtA meets Fate, wobei es von beidem das Beste vereint. Es gibt sowas wie Aspekte, aber das Problem von Szenenaspekten gibt es so extrem nicht.

Das Spiel ist gerade in Arbeit, aber es gibt einen Quickstarter der schon sehr spielbar ist und ein sehr cooles weiteres Abenteuer. Volle Erscheinung ist für Mitte des Jahres geplant.

Das Quickstarter Regelwerk gibt es hier:
http://www.drivethrurpg.com/product/191450/City-of-Mist-Starter-Set-Rulesbook

Dazu gibt es noch eine ganze Menge Material auf Drivethru, die Charakterbögen der Beispielcharaktere usw.

Regelerklärungen gibt es auch vom Macher selbst auf Youtube:
https://www.youtube.com/channel/UCDnkPUnVbdKjh-kJgnDvlXA/videos
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 3.02.2017 | 23:16
Der City of Mist Quickstarter liegt hier ausgedruckt auf meinem Schreibtisch. Ich bin ernsthaft interessiert. Ein bisschen schrecke ich vor Superhelden zurück. Ich habe nichts grundsätzlich dagegen, aber es ist eigentlich überhaupt nicht mein Genre. Ich weiß auch nicht, was passiert, wenn ich meinen Spielern erzähle: "Es ist so ein bisschen wie Fate". Vielleicht ist der Wunsch nach Veränderung einfach noch größer. Ich glaube, um das Spiel anzubringen muss ich ein bisschen konkreter sagen können, was anders ist als bei Fate und was so ähnlich ist wie bei Fate. Und dafür muss ich die Regeln jetzt wohl endlich ´mal lesen! Danke für die Erinnerung!
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Kampfwurst am 3.02.2017 | 23:21
Lies es nicht als Superhelden. Ich weiß, sie verkaufen es so, aber es hat wenig mit Superhelden im klassischen Sinne zu tun. Falls dich das abschreckt, kann ich dich beruhigen.

Du musst ihnen ja nichts von Fate sagen. Das Beispielabenteuer (V is for going Viral) lässt sich locker an einem Abend spielen und macht sehr viel Spaß. Ich habe es mittlerweile 6 mal geleitet mit unterschiedlichen Gruppen. :)

Die Beispielcharaktere sind halt alle schon voll fertig und können sofort losgespielt werden. Die Grundsätzlichen Regeln stehen mit auf dem Charakterblatt. Ich hab es auch mit Spielern gespielt die Fate eher so gar nicht ab können und die waren auch begeistert.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Ucalegon am 3.02.2017 | 23:56
Das geht, wenn ich bei Delta Green um Lovecraftmythos drumrum komme. Da bin ich etwas allergisch.

Absolut. Ich empfehle das neue DG + Our Ladies of Sorrow (https://www.yog-sothoth.com/wiki/index.php/Our_Ladies_of_Sorrow_(Supplement)). Die beste Kampagne für CoC und das komplett ohne den Mythos.

Ansonsten ist das DramaSystem (Hillfolk) sicher das System für länger andauerndes Spiel im hier-jetzt-und-heute.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 4.02.2017 | 00:16
Ohje... noch zwei interessante Vorschläge...

Ich muss ´mal ganz blöd fragen: Um Delta Green zu spielen brauche ich was? Das Call of Cthulhu Grundregelwerk? Ein eigenes Grundregelwerk (wie heißt das)? Und selbst wenn ich "Our Lady of Sorrows" spielen will und die Regeln Call of Cthulhu heißen - brauche ich dann noch irgend so einen Delta Green Einführungsband? Ich bin jedenfalls angetan.

Hillfolk wollte ich immer ´mal ausprobieren. Ich bin nicht ganz sicher, wie die Runde auf den PvP-Anteil des Systems reagiert. Ein Versuch ist aber auch das wert.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: KhornedBeef am 4.02.2017 | 00:23
Ohje... noch zwei interessante Vorschläge...

Ich muss ´mal ganz blöd fragen: Um Delta Green zu spielen brauche ich was? Das Call of Cthulhu Grundregelwerk? Ein eigenes Grundregelwerk (wie heißt das)? Und selbst wenn ich "Our Lady of Sorrows" spielen will und die Regeln Call of Cthulhu heißen - brauche ich dann noch irgend so einen Delta Green Einführungsband? Ich bin jedenfalls angetan.

Hillfolk wollte ich immer ´mal ausprobieren. Ich bin nicht ganz sicher, wie die Runde auf den PvP-Anteil des Systems reagiert. Ein Versuch ist aber auch das wert.
Entweder brauchst du wohl CoC für das alte, oder das Standalone-Regelwerk von 2016. Du könntest allerdings auch mit dem Schnellstarter Need Ro know starten.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Ucalegon am 4.02.2017 | 00:23
Ich muss ´mal ganz blöd fragen: Um Delta Green zu spielen brauche ich was? Das Call of Cthulhu Grundregelwerk? Ein eigenes Grundregelwerk (wie heißt das)? Und selbst wenn ich "Our Lady of Sorrows" spielen will und die Regeln Call of Cthulhu heißen - brauche ich dann noch irgend so einen Delta Green Einführungsband? Ich bin jedenfalls angetan.

Für DG ohne Mythos sollte das Agent's Handbook (Rezi (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,98223)) ausreichen. Das ist ein eigenes System, d.h. CoC brauchst du nicht. Our Ladies of Sorrow wiederum ist zwar von den Stats her CoC, allerdings sind die weitestgehend kompatibel zum neuen DG, d.h. du musst da nichts konvertieren oder so.

Edit: @KhornedBeef Need to Know ist ein guter Hinweis. Gibt es hier (http://www.delta-green.com/2016/02/download-delta-green-need-to-know/).
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: D. M_Athair am 4.02.2017 | 01:11
OK. "Modern Old School" ist noch ziemlich jung. Das meiste ist tatsächlich Fantasy und sehr rules light.

Trotzdem:
The Indie Hack (mischt pbtA/Fate mit The Black Hack zu was ganz eigenem - Fantasy)
Mirrorshades (Cyberpunk) oder irgend ein anderes Spiel "made using TBH".

Nicht so "bare bones":
DCC RPG mit Perils on the Purple Planet (Gonzo Science Fantasy) oder mit dem 3rdParty-Zine Black Powder, Black Magic (Weird West).


Oder OSR, die nicht ganz so modern ist, aber auch nicht mehr nur Retro-Klon:
Sachen, die auf Swords&Wizardry White Box basieren: White Star (Star Wars), White Lies (Espionage), Skyscrapers & Sorcery (Modern Occult Pulp v.a. der 60-90er Jahre).

Selbst gespielt habe ich davon: Gar nix. Aus der TBH-Familie aber The Cthulhu Hack, aus der S&W-Familie Crypts&Things. DCC habe ich bisher nur reinlesen können und Abenteuerkram gelesen, um schon mal ein Anfangsabenteuer zu haben. In Skyscrapers & Sorcery (PDF) hab ich noch nicht wirklich reingeschaut. Alles was ich dazu sagen kann ist, dass es ein paar neuere Mechanismen hat, die S&W noch nicht kennt.

... Vorteil am OSR-Kram: Hausregelfreundlich und (u.a. dafür) Community-Support.



Moderne Regeln, und neuzeitliches Setting: Da könnte auch das Leverage RPG (Cortex+) was sein.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 4.02.2017 | 01:53
Danke für die Hinweise zu Delta Green, Ucalegon und KhornedBeef!

OSR ist für mich noch immer ziemlich befremdlich. Wahrscheinlich deshalb, weil es noch gar nicht allzu lange her ist, dass ich selbst ausschließlich oldschool gespielt habe. Warum sollte ich etwas wiederbeleben, das ich gerade halbwegs glücklich überwunden habe? Ich bin da wohl ein besonderer Fall. Immerhin: Ich habe  die OSR Tipps mal durchgecheckt und festgestellt, dass zumindest "White Lies" eine Thematik hat, die ich gern bespielen würde. Von daher habe ich das Spiel ´mal in die Liste aufgenommen.

Diese Liste mit euren Vorschläge und Anregungen geht morgen inklusive Kurzerklärungen per email an meine Spieler ´raus. Die können sich dann bis zum 27. 2. überlegen, ob sie davon irgendetwas lockt oder ob sie lieber eigene Vorschläge machen wollen. Wenn sich etwas ergibt, erzähle ich´s euch. Vielen Dank nochmal, war für mich ein spannender Abend.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: achlys am 23.02.2017 | 08:40
Für Hier und Heute Horror empfehle ich Kult: Divinity Lost
Da gibt es seit Dezember die Quickstart Rules für lau. Systemseitig pbtA, mit weniger Spielerempowerment. Gespielt habe ich das mit den neuen Regeln noch nicht, das Setting ist aber der Hammer. (Gnostik meets westlichen Horror meets Kulte) Das neue System ist mMn besonders auf persönlichen Horror ausgelegt, lässt sich aber wunderbar skalieren. (Von Suspense zu Splatter bis hin zu weltumspannenden Verschwörungen ala Cuthullu, aber ohne Cuthullumythos )
Ansonsten wurde ja schon City of Mist empfohlen.
Bliebe noch Dresden Files, das Fate 3 als System nutzt. Scheint grittier zu sein als Fate Côte.

Gesendet mit einem dieser modernen Kommunikationsgeräte. Tippfehler dürfen daher behalten werden.

Titel: Re: Eineinhalb Jahre Fate später... kleine Zwischenbilanz
Beitrag von: Weltengeist am 23.02.2017 | 09:14
Habt ihr einen Tipp, mit welchem System es in dieser Situation weitergehen könnte? Ich will auf gar keinen Fall wieder zurück zum alten Fantasy-Railroading-Klassiker, der in dieser Gruppe lange recht dominant war. Ich weiß aber auch noch nicht, was meine Spieler an Feedback liefern werden.

Also ganz ehrlich - nach dem, was du da beschreibst (sowohl im ersten Posting als auch hier), ist dein Problem nicht das System. Dein Problem sind die Spieler. Sie möchten halt bespaßt werden, und daran wird die Wahl des Systems nichts ändern. Du wirst deine SPIELER nicht ändern.

Du schreibst allerdings in deinem Anfangsposting, dass du 6 Spieler am Tisch hast. Das sind ziemlich viele. Nach meiner Erfahrung werden Gruppen umso träger, je mehr Leute am Tisch sitzen. Alle warten irgendwie darauf, dass die anderen was machen. Eine echte Rampensau würde das zwar nicht hindern, aber gerade stillere Leute werden noch stiller, wenn sie in großen Gruppen sind. Ein möglicher Ansatz wäre also, die Gruppe mal probeweise zu verkleinern, aber da das alles alte Freunde von dir sind, kommt das wohl nicht in Frage?

Mein Tipp daher: Akzeptiere die Grundprämisse "meine Spieler sind nicht besonders aktiv / kreativ und wollen es auch nicht sein" und überlege dann, ob du unter diesen Bedingungen Lust hast, weiterzumachen. Wenn ja, überlege, worauf DU am meisten Lust hast, und schlage das vor. Passive Spieler haben nämlich zumindest auch einen Vorteil: Sie hindern dich für gewöhnlich nicht daran, dein Lieblingssystem / -genre zu leiten... ;)
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: am 23.02.2017 | 09:56
Absolut. Ich empfehle das neue DG + Our Ladies of Sorrow (https://www.yog-sothoth.com/wiki/index.php/Our_Ladies_of_Sorrow_(Supplement)). Die beste Kampagne für CoC und das komplett ohne den Mythos.

Erstaunlich. Du buddelst schon wieder was aus, was mich extrem interessiert. Habe gerade mal im Netz geschaut. Vielleicht ist mein Google Fu zu schwach. Der Verlag ist pleite, das Buch gibt es nur noch gebraucht (in Deutschland bei Amazon für €282) und als pdf existiert es nicht mal bei RPGnow. Hat jemand eine Quelle? Hast Du, Ucalegon, weitere Infos zu Bezugsquellen? Finde ich total spannend und wäre dankbar für mehr!
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Ucalegon am 23.02.2017 | 10:35
Erstaunlich. Du buddelst schon wieder was aus, was mich extrem interessiert. Habe gerade mal im Netz geschaut. Vielleicht ist mein Google Fu zu schwach. Der Verlag ist pleite, das Buch gibt es nur noch gebraucht (in Deutschland bei Amazon für €282) und als pdf existiert es nicht mal bei RPGnow. Hat jemand eine Quelle? Hast Du, Ucalegon, weitere Infos zu Bezugsquellen? Finde ich total spannend und wäre dankbar für mehr!

Hm. Ich hätte schwören können, dass es das mal bei Drivethru gab. Ebay.com und Arkhambazaar haben Exemplare aus den Staaten für so 60-80$ inkl. Versand. Ich fürchte, ansonsten hilft nur stöbern. Ich habe mein Exemplar günstig bei einem französischen Händler (Ludospherik (http://www.ludospherik.fr/)) gefunden.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: D. M_Athair am 23.02.2017 | 10:44
Wenn Weltengeist rechthaben sollte, dann würde ich The Cthulhu Hack empfehlen. (PDF gibts auf RPGNow etc. für 2.50$; Roland könnte noch Printexemplare haben bzw. sie wieder besorgen können. Ausdruck => 42 Seiten A5 geht aber auch.)

Zur Begründung Beschreibungen:
1) Abenteuer lassen sich direkt mit Lovecraft-Geschichten umbauen. Man spielt sowas ähnliches wie ne "improvisationslastige Story-Sandbox".

2) Das Regelwerk hat keine üblichen Fertigkeiten und keine Attribute, auf die gefwürfelt werden kann. Es hat nur Rettungswürfe, welche die Attribute ersetzten. Spieler würfeln auf die Rettungswürfe, wenn es darum geht "harm" im weitesten Sinn abzuwenden. Das betrifft auch soziale Situationen (Überreden, Täuschen/Anlägen, Einlullen). Im Gegensatz zu Attributen und Fertigkeiten sind Rettungswürfe passiv. Das heißt: Alles, was an aktiven Handlungen gespielt wird, wird "freiformig" abgehandelt und nur wenn Faktoren ins Spiel kommen, die den SC (oder NSC) schaden können, wird gewürfelt1. Es geht also nicht um die Frage, ob etwas schief gehen kann oder den Konfliktausgang. (Gewürfelt wird nach dem Advantage/Disadvantage-System, das auch D&D5 kennt.)

Es gibt zwei aktive Fertigkeiten, die jeder SC - in unterschiedlicher Höhe - hat: Flashlights & Smokes (Wahrnehmung/Nachforschung & Soziales). Das sind aber Ressourcenwürfel, die sich verbrauchen können. Wenn ein.e Spieler.in so einen Würfel einsetzt, bekommt sie oder er automatisch eine relevante Info (scheint ein bißchen wie bei Gumshoe/Trail of Cthulhu zu sein). Wenn die Spielenden mit einem NSC interagieren müssen sie nicht Flashlights oder Smokes einsetzten. Wenn sie es tun, dann bekommen sie einen sicheren Hinweis.
Jeder SC hat dann noch - je nach "Metaklasse" (Philantropist, Ruffian, Scholar, Bruiser, ...) zwei "Feats". Wahnsinn wird auch über einen Ressourcenwürfel abgebildet. Flashlights & Smokes regenerieren sich mit der Zeit. Geistige Stabilität nicht.

Der Kampf ist noch etwas einfacher als in alten D&D-Versionen.

Im Ergebnis: Ohne eine gewisse Aktivität der Spieler - und ohne ihre Beschreibungen - geht es nicht so gut voran. Andererseits ist das Spiel - was Aktivitätsanforderungen an die Spieler.innen angeht - weniger fordernd als Fate oder Sandbox-Spiel.

Für die Spielleitung ist die Umstellung von der Failure-Logik auf die Harm-Logik alles andere als trivial. Das Info-Management ist auch nicht so ganz ohne. So können die Spieler.innen in der NSC-Interaktion über Ausspielen, ggf. über Rettungswürfe und schließlich durch die Ressourcenwürfel an Infos kommen. Worin sie sich in ihrer Qualität untscheiden und wie welche Infos rausgegeben werden können, ist u.a. das Herzstück der Abenteuervorbereitung.

Das folgende Problem gibt es jedenfalls nicht:
Die goldene Regel von Fate heißt ja, zuerst kommt die Handlung, dann wird überlegt, mit welcher Regel sich das darstellen lässt. In dem Moment, wo eine Handlung aber sehr schwierig oder vielleicht sogar schon fehlgeschlagen ist, ist das Spiel schon einen Schritt weiter: ein Spieler muss sich jetzt überlegen, wie er den Karren noch aus dem Dreck bekommt... und das funktioniert bei Fate ja über Fatepunkte, Aspekte, Boni, Rerolls, u. ä. In aller Regel wird ein Fatepunkt ausgegeben und die Handlung irgendwie mit einem Aspekt verknüpft. Gerade Letzteres – das Anbinden eines Aspektes an das Ausgeben eines Fatepunktes – war für meine Spieler wohl nicht leicht.
Entweder eine Aktion löst die Regeln aus (Rettungswürfe) oder eine Regel löst für sich genommen einen Effekt aus (Ressourcenwürfel). Und: Die Spieler interessiert eigentlich nicht, wie Regeln und Fiktion zusammengehen. Das hinzubekommen wird allein der Spielleitung aufgebürdet.


... vielleicht lohnt es sich das mal auszuprobieren.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)



1 Beispiel: Beim Klettern kommt Ermittler Tom an einen Überhang der plötzlich mehr Kraft braucht. Die Gefahr abzurutschen besteht=> RW "Stärke". Wenn sich ein kleinerer Steinsschlag von oben lösen würde, wäre das RW "Konstitution".


Hm. Ich hätte schwören können, dass es das mal bei Drivethru gab.
Das gab es da mal.

Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 23.02.2017 | 11:37
Lustig, dass das hier gerade nochmal losgeht. Wir haben am kommenden Montag unser Gespräch über die Zukunft, wo wir besprechen, was wir an Fate gut fanden, was wir blöd fanden, was wir wollen, was wir nicht wollen und wie´s in Zukunft weitergeht. Unser erster Abend nur zum quatschen. Es wird nicht gespielt. Bin mal gespannt. Insofern sind ein paar Denkanstöße hier gerade recht.

Zitat von: Weltengeist
Also ganz ehrlich - nach dem, was du da beschreibst (sowohl im ersten Posting als auch hier), ist dein Problem nicht das System. Dein Problem sind die Spieler. Sie möchten halt bespaßt werden, und daran wird die Wahl des Systems nichts ändern. Du wirst deine SPIELER nicht ändern.

Da ist natürlich ´was dran (...und ich bin auch ganz froh, dass ich außerdem noch Runden habe, in denen das ganz anders aussieht). Das Interessante ist aber, dass das meine Spieler nicht unbedingt so sehen. Wie ich sie so kenne, sehen sie sich durchaus als Rollenspieler, die auf ganz normale Art und Weise am Aufbau eine Story partizipieren. Wenn man sie drauf anspricht, dass es in dem Bereich aber ein bisschen mehr hätte sein können, dann kommen als Erklärungen Detailprobleme mit System, Setting und Handlung. Was nun? Machen die sich ´was vor? Oder suchen wir einfach noch ein bisschen?

Zitat von: achlys
Für Hier und Heute Horror empfehle ich Kult: Divinity Lost

Ja, mal sehen. Das Kult-Setting kenne ich nicht. Ich hätte auf pbta-Spiele Lust, weil ich die engine mal ausprobieren möchte. Außerdem halte ich es für möglich, dass meine Spieler mit so einem playbook ein paar Anregungen mehr für ein aktiveres Spiel bekommen. Horror muss es nicht unbedingt sein... und es steht sowieso schon relativ viel Horror auf meiner Vorschlagsliste... trotzdem behalte ich das ´mal im Hinterkopf.

Zitat von: Weltengeist
Passive Spieler haben nämlich zumindest auch einen Vorteil: Sie hindern dich für gewöhnlich nicht daran, dein Lieblingssystem / -genre zu leiten...

Tja, ganz so ist es dann auch nicht. Die Damen und Herren wollen durchaus mitreden und gefragt werden.

Zitat von: Clausustus Doom Occulta
The Cthulhu Hack

Um Cthulhu mache ich immer noch ganz gern einen großen Bogen. Das ist mein Problem, nicht das meiner Spieler. Und alles was irgendwie mit D&D zu tun hat... äh... fällt mir schwer, sagen wir´s mal so. Ich habe immerhin noch dein "White Lies" auf der Liste. Das würde ich eventuell ausprobieren.

Deine Idee mit dem "Kohärenzgefühl" habe ich nicht ganz verstanden. Was soll so eine Regel abbilden? Und aus welchem Grund schlägst du mir das vor?

Was auch immer am Montag passieren wird, ich erzähl´s euch.

Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Weltengeist am 23.02.2017 | 11:52
Machen die sich ´was vor?

Ja, ich denke schon ;).

Vielleicht solltest du ab und zu mal EINEN von denen in eine deiner anderen Runden setzen, wo es wirklich abgeht. Das erweitert den Horizont. Wird aber vermutlich nicht dazu führen, dass sich die Leute wirklich ändern. Clausustus' Hoffnung, dass man die Leute durch geeignete Wahl des Systems schon irgendwie umerziehen könne, habe ich jedenfalls schon vor Jahren verloren ;).
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Ucalegon am 23.02.2017 | 12:03
Wie ich sie so kenne, sehen sie sich durchaus als Rollenspieler, die auf ganz normale Art und Weise am Aufbau eine Story partizipieren. Wenn man sie drauf anspricht, dass es in dem Bereich aber ein bisschen mehr hätte sein können, dann kommen als Erklärungen Detailprobleme mit System, Setting und Handlung. Was nun? Machen die sich ´was vor? Oder suchen wir einfach noch ein bisschen?

Ausgerechnet von Problemen mit FATE würde ich jetzt nicht grds. darauf schließen, dass deine Leute sich nur bespaßen lassen wollen. FATE belohnt es meiner Meinung nach, wenn man sich wie die überengagierte Klassenbeste ständig meldet und hier, hier, hier ruft. D.h. man muss den eigenen, coolen SC auch wirklich zeigen wollen. Habt ihr denn mal ausprobiert, wie es ist, wenn wirklich alle Verantwortung übernehmen müssen, d.h. beispielsweise das ganz am Anfang vorgeschlagene Fiasco?
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 23.02.2017 | 12:09
Zitat von: Weltengeist
Vielleicht solltest du ab und zu mal EINEN von denen in eine deiner anderen Runden setzen, wo es wirklich abgeht.

Das ist sogar vor etwas längerer Zeit schon ´mal passiert. Die Folge: Der betreffende Spieler spielt jetzt in der neuen Runde mit, wo´s abgeht (und trägt dort durchaus seinen Teil dazu bei). Die andere Runde hat er verlassen. Hm. Hätte anders laufen können...

Zitat von: Ucalegon
Habt ihr denn mal ausprobiert, wie es ist, wenn wirklich alle Verantwortung übernehmen müssen, d.h. beispielsweise das ganz am Anfang vorgeschlagene Fiasco?

Ja. Wir haben zwei Runden Fiasco gespielt. Das hat Spaß gemacht und relativ gut geklappt. Allerdings ist das ja "kein richtiges Rollenspiel" (O-Ton meine Spieler), also für die Dauer muss dann doch etwas anderes her.

Was die Systemsuche angeht wäre ich im Moment schon zufrieden, wenn etwas dabei herauskäme, mit dem beide Seiten leben können. Fate geht nicht mehr. Es funktioniert in der Runde einfach nicht gut. Daher müssen wir zu irgendeiner anderen Idee gelangen.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Weltengeist am 23.02.2017 | 12:19
Das ist sogar vor etwas längerer Zeit schon ´mal passiert. Die Folge: Der betreffende Spieler spielt jetzt in der neuen Runde mit, wo´s abgeht (und trägt dort durchaus seinen Teil dazu bei). Die andere Runde hat er verlassen.

(http://www.greensmilies.com/smile/smiley_emoticons_charly_rofl.gif)
YMMD!!!
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Ucalegon am 23.02.2017 | 12:22
Ja. Wir haben zwei Runden Fiasco gespielt. Das hat Spaß gemacht und relativ gut geklappt. Allerdings ist das ja "kein richtiges Rollenspiel" (O-Ton meine Spieler), also für die Dauer muss dann doch etwas anderes her.

Abgesehen von 'American Disasters' gibt Fiasco für eine Kampagne ja auch nichts her. Was war denn der Grund für den O-Ton? Wenn es darum ging, dass man in Fiasco im Gegensatz zu traditionellen Rollenspielen keine prozeduralen Abenteuer-, Heldenreise- oder Ermittlungsgeschichten spielt, dann fällt mein Vorschlag Hillfolk nämlich sicher raus, ist schließlich das DramaSystem. Sollte es wiederum daran gelegen haben, dass es keine SL gibt, könnte Hillfolk, das eine SL hat und auf langfristiges Spiel angelegt ist, bei euch durchaus funktionieren.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 23.02.2017 | 12:30
Der Hauptgrund für den O-Ton war, dass mit Fiasco keine Kampagnen gespielt werden können.

Und dann... dann gibt´s auch immer mal wieder so einen Satz, dass es doch aber schade ist, wenn es im Rollenspiel so gar nichts "zu entdecken gibt". Gemeint ist damit durchaus ein Plot, der durch de Handlung verfolgt wird. Natürlich kann man auch bei Fiasco etwas "entdecken". Es zählt aber irgendwie in der Runde weniger. Warum das so ist, weiß ich nicht genau. Vielleicht hat das ´was mit diesem Anreiz Herausforderungen bewältigen wollen zu tun. Der ist in der Runde durchaus präsent.

Hillfolk ist übrigens auf der Liste. Ich hätte auch Lust darauf.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: D. M_Athair am 23.02.2017 | 12:33
Deine Idee mit dem "Kohärenzgefühl" habe ich nicht ganz verstanden. Was soll so eine Regel abbilden? Und aus welchem Grund schlägst du mir das vor?
Der Spoiler war der Vorschlag The Cthulhu Hack als Spiel um okkulten Horror oder Verschwörungstheorien zu spielen anstatt auf Lovecrafts Mythos zurückzugreifen. "Kohärenzgefühl" würde dann regeleistig "geistige Stabilität" ersetzen. (Außerdem habe ich es als Regelnotiz für mich selbst festgehalten.)
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Ucalegon am 23.02.2017 | 12:41
Und dann... dann gibt´s auch immer mal wieder so einen Satz, dass es doch aber schade ist, wenn es im Rollenspiel so gar nichts "zu entdecken gibt". Gemeint ist damit durchaus ein Plot, der durch de Handlung verfolgt wird. Natürlich kann man auch bei Fiasco etwas "entdecken". Es zählt aber irgendwie in der Runde weniger. Warum das so ist, weiß ich nicht genau. Vielleicht hat das ´was mit diesem Anreiz Herausforderungen bewältigen wollen zu tun. Der ist in der Runde durchaus präsent.

Das wiederum spricht sehr gegen Hillfolk, wo es keinen Fall zu lösen, keine Hindernisse zu überwinden und keine unbekannte Welt zu entdecken gibt.   
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 23.02.2017 | 12:43
Ja, stimmt schon. Du hast Recht.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Weltengeist am 23.02.2017 | 12:52
Das wiederum spricht sehr gegen Hillfolk, wo es keinen Fall zu lösen, keine Hindernisse zu überwinden und keine unbekannte Welt zu entdecken gibt.

Auf die Gefahr hin, dass das schon jemand gesagt hat: Dann spielt HEX. Da geht es genau um diese drei Sachen, und zwar die ganze Zeit. Es ist immer was los; auch mit Spielern, die lieber würfeln als zu diskutieren, passiert immer was. Und da ihnen irgendwann die Stilpunkte ausgehen, wenn sie nicht wenigstens mal coole Sprüche reißen oder Schwächen ausspielen, gibt es auch ein leicht erzieherisches Element...
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Ucalegon am 23.02.2017 | 13:29
Der einfachste Weg wäre sicher etwas Klassisches zu nehmen, aber dann bleibt die Arbeit an dir als SL hängen. Was wiederum nicht dagegen spricht, dass sich deine Leute eben eher klassisch beteiligen, wenn sie das, was du ihnen bietest, wirklich packt. Sei es eine gute Horror-Kampagne wie die 'Ladies' oder eine zu erkundende Sandbox. Die Frage ist, wie sich deine Gruppe verhalten müsste, damit du zufrieden wärst?

Indie-Alternativen:
Ich bin zZ sehr angetan von Technoir, dass mir im Gegensatz zu FATE, mit dem es durchaus Gemeinsamkeiten hat, richtig gut gefällt. Das bietet dir von Fiasco inspirierte Playsets mit denen sich im Spiel ein verschachtelter Noir-Fall generieren lässt und zwar je nachdem, wo die SC nach Clues suchen. "Shake the Tree and see what falls out." Technoirs "Aspekte" heißen "Adjektive" und sind im Gegensatz zu FATE direkt mit der Würfelmechanik (https://www.youtube.com/watch?v=GuT_m0qC8nU) verbunden und lassen sich nicht so leicht ignorieren/werden wichtiger.

Abseitig, komplex und noch nicht gespielt: Emily Care Boss 'Sign in Stranger.' Das ist SL-los und es geht darum eine fremde Welt zu entdecken. Dafür gibt es ein System, das den Wesen, Pflanzen und Dingen erstmal zufällig ausgesuchte Nomen, Adjektive und Verben zuweist, die als Assoziationen bei deren Anblick entstehen. Beispiel:

Zitat
In response to the Planetologist’s question: What does the landscape look like?
The Noun “spaghetti” is drawn and kept hidden.
The Description: “You see in front of you many sloping lines across the land.
Sloping up and down, they sometimes curve around one another, sometimes
disappear beneath others.

Diese Dinge kann man dann weiter untersuchen und ihre Funktion herausfinden. Eine unglaublich spannende Idee, die einen Entdeckungsprozess vor allem tatsächlich hinbekommen könnte.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 23.02.2017 | 15:12
Zitat von: ucalegon
Die Frage ist, wie sich deine Gruppe verhalten müsste, damit du zufrieden wärst?

Das ist natürlich ´ne wichtige Frage. Meine liebsten Rollenspielmomente sind die, bei denen ich irgendetwas vorbereitet habe, dann werden die Spieler darauf losgelassen, irgendjemand tut etwas Unvorhergesehenes, ich reagiere entsprechend und hinterher ist der Plot viel geiler geworden, als ich es mir allein hätte ausdenken können. Mir ist schon klar, dass so etwas nicht in jeder Sitzung passieren kann. Aber in meinen anderen Runden passiert es hin und wieder. In dieser nicht. Und schlimmer: So wie diese Leute spielen, ist auch nicht abzusehen, dass sich das irgendwann ´mal ergibt. Das liegt daran, dass sie so vorhersehbar agieren. Wenn ich mir irgendetwas ausgedacht habe, brauchen sie eine Weile um herauszubekommen, was es ist, und dann wird´s eben gemacht. "Wir wollen ja die Geschichte vom Spielleiter nicht kaputt machen!" Ja, schön und gut, nett von euch. Die Kehrseite der Medaille ist eben, dass es so gar keinen kreativen Funken gibt. Das ödet mich auf die Dauer an. Und deswegen denke ich tendenziell schon an etwas freiere Systeme, die mit einem Abenteuerplot ein bisschen anders umgehen als das traditionellerweise der Fall ist... in der Hoffnung, dass der Bedarf, etwas hinzuzuerfinden ausreicht, um ins kreative Spiel zu finden.

Die beiden Indies sehen auf den ersten Blick gut aus. Allerdings gibt es da bei ein oder zwei Spielern auch noch eine Science Fiction Barriere zu überwinden.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 28.02.2017 | 00:19
Heute gab´s also unsere Lagebesprechung. Der allgemeine Gesprächston war sehr angenehm. Viele Sachen, die bei unserer Fate-Runde nicht so geklappt haben, wurden nicht dem System (oder mir) angelastet. Stattdessen hieß es öfter: "Na, das können wir einfach nicht so gut." Überhaupt war ich ganz angetan von der rollenspielerischen Down-to-Earth-Haltung meiner Spieler. Die Vorstellung, dass hier in unserer Runde irgendjemand permanent irgendwelche rollenspielerischen Offenbarungen erleben muss, ist kaum ausgeprägt. Das Ganze ist eine nette Freizeitbeschäftigung ohne Nonplusultra-Anspruch und Leistungsdruck in der B-Note. Ich muss mir wohl eingestehen, dass ich derjenige bin, der dem Ganzen am meisten Bedeutung zumisst. War durchaus lehrreich für mich.

Ansonsten: Wir hatten eine Regeldiskussion (über die Bedeutung und Verregelung der Aspekte bei Fate), aber auch ein paar Unterhaltungen über unser Spielverhalten. Es gibt ein oder zwei Spieler, die sich ganz gern mal mittels einer Soloszene selbstverwirklichen. Das wurde kontrovers diskutiert. Nächstes Thema: Was passiert, wenn die Fliehkraft zwischen den Charakteren möglicherweise dann doch auf eine längere Gruppentrennung zusteuert (drei Charaktere wollen mit dem Schiff auf die nächste Insel, zwei Charaktere würden gern noch eine Weile in der Stadt bleiben). Hier gab´s keine endgültigen Lösungen, aber vielleicht zumindest ein etwas geschärftes Problembewusstsein.

Dann ein paar Versuche, gemeinsame Vorstellungen zu formulieren: Wir wollen ein eher schlankes Regelwerk. Player Empowerment ist denkbar, den Spielern darf aber nicht die gesamte Verantwortung für den Plot aufgebürdet werden (d. h.: der Spielleiter muss zumindest ein wenig "plotten"). Als Genre wurde Science Fiction, klassische EDO-Fantasy und 2. Weltkriegssettings ausgeschlossen. Alles andere ist im Rahmen des Möglichen. Auch Hier-und-Jetzt. Auch Horror (was ich nicht unbedingt gedacht hätte - nur Zombies sind für eine Spielerin ein rotes Tuch).

Dann meine Vorstellung der Dinge, die ich mir vorstellen kann. Diie pbta-Familie wurde wohlwollend begutachtet. Nach den gemeinsam formulierten Vorstellungen lag Gumshoe dann aber doch noch etwas näher: Es gibt eine einigermaßen traditionelle Skill-Liste, es gibt etwas zu entdecken, Player Empowerment ist vorhanden, aber nicht Zentrum des Spiels und es gibt zwar keine Charakterklassen, aber die Rollenverteilung in einer Gruppe ist trotzdem kein Problem. Am Ende siegte Fear Itself gegen Night´s Black Agents. Der Grund war vermutlich, dass man bei Fear Itself mal so ganz normale Typen aus der Nachbarschaft darstellen kann. Darauf haben ein paar Leute aus der Runde Lust.

Es gibt jetzt bei uns eine urlaubsbedingte Pause von eineinhalb Monaten. Dann versuchen wir uns mal an einem Fear Itself Oneshot. Ich bin ´mal gespannt.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Crimson King am 28.02.2017 | 11:14
Meine persönliche Erfahrung ist, dass man Spieler, die grundsätzlich eine eher passive Grundhaltung an den Tag legen, kaum aktiviert bekommt, außer man haut ihnen charakterspezifische Szenen um die Ohren, und selbst da kann es passieren, dass sie darauf warten, dass der Spielleiter ihnen sagt, was sie machen sollen. Da die Kampagne aber nicht ausschließlich aus solchen Szenen bestehen kann, ist das aber ohnehin keine Lösung.

Spieler, die zwar aktiv mitspielen und versuchen, Probleme zu lösen und Hindernisse zu überwinden, sind allerdings mit ein paar Kniffen zu erstaunlichen Dingen fähig, auch dazu, den Spielleiter zu überraschen. Ich hatte mal ein paar Tipps zum Kombinieren von Techniken für offenes und geführtes Spiel (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,99651.msg134412826.html#msg134412826) geschrieben. Ggf. ist das was dabei, was hilft.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 28.02.2017 | 11:27
Das Gespräch scheint gut verlaufen zu sein, das ist doch klasse. Mich überrascht, dass Splittermond nicht zur Wahl stand bzw. zur Sprache kam, wo doch EDO-Fantasy plus nicht übermäßig komplexes Regelwerk gewünscht war.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: nobody@home am 28.02.2017 | 11:30
Das Gespräch scheint gut verlaufen zu sein, das ist doch klasse. Mich überrascht, dass Splittermond nicht zur Wahl stand bzw. zur Sprache kam, wo doch EDO-Fantasy plus nicht übermäßig komplexes Regelwerk gewünscht war.

Äh...

Als Genre wurde Science Fiction, klassische EDO-Fantasy und 2. Weltkriegssettings ausgeschlossen.

Betonung von mir. :)
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Weltengeist am 28.02.2017 | 11:39
Und wer SpliMo nicht komplex findet, spielt es vermutlich nicht mit Leuten, die es ausreizen...
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 28.02.2017 | 11:58
Danke für den Link zu den Tipps, Crimson King. Die hören sich für mein Verständnis übrigens schon sehr nach den Gumshoe-Regeln an. An der Flexibilität der Szenenfolge kann ich sicher noch ein bisschen arbeiten.

Insgesamt bin ich ganz zufrieden mit dem Abend. Ich habe auch schon ´ne neue Kampagnenidee.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Crimson King am 28.02.2017 | 12:11
Danke für den Link zu den Tipps, Crimson King. Die hören sich für mein Verständnis übrigens schon sehr nach den Gumshoe-Regeln an.

Die Tipps sind völlig regelunabhängig. Der Grundgedanke ist eigentlich, die Spieler über die Plothooks im Charakterhintergrund wichtige Elemente des Plots setzen zu lassen, um sie dann im Spiel in Szenen zu steuern, an denen diese Plot Hooks angespielt werden, wobei die Spieler dann höchstselbst schauen müssen, wie es weiter geht.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 28.02.2017 | 12:42
Betonung von mir. :)

Fuck. :D
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 1.03.2017 | 02:34
Zitat von: Crimson King
Die Tipps sind völlig regelunabhängig.

Schon klar. Ich war nur erstaunt darüber, dass sich die Lektüre von Gumshoe-Regeln so anfühlt, als hätte jemand eben deine Liste gesichtet und alle Anregungen durch entsprechende Regeln unterstützt.

Bleibt die Frage, inwieweit wir das umsetzen können. Mal sehen.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Greifenklause am 1.03.2017 | 10:56
Und wer SpliMo nicht komplex findet, spielt es vermutlich nicht mit Leuten, die es ausreizen...
Ehrlich gesagt, ist das fast irrelevant.
Du kannst SpliMo sowohl mit Leuten spielen, die es ausreizen, als auch solchen, die es nicht ausreizen.
Die Extreme auf beiden Seiten werden sicherlich ihre Probleme haben,
aber alle anderen partizipieren an der Balancing-Maxime, die sich auch durch die Sub- und Subsub-Regelwerke zieht.

Der eine spielt einen Archetypen aus dem GRW, der andere bastelt sich einen eigenen Tierfreund und dessen Begleiter mit dem in der Tat komplizierten Baukastensystem des Bestienmeisterbandes und beide sind glücklich.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Weltengeist am 1.03.2017 | 11:42
Nein, sorry. Nach über 100 geleiteten SpliMo-Sitzungen kann mir das keiner mehr als wenig komplex verkaufen. Dazu sind gerade die Meisterschaften mit ihren ganzen Pflicht-Spezialregeln zu untrennbar ins System verwoben.

Nicht alles, was weniger komplex ist als DSA 4 ist deshalb auch wenig komplex.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Greifenklause am 2.03.2017 | 09:07
Ich habe nicht behauptet, es sei per se wenig komplex.
Ich sage nur, es ließe sich gleichzeitig wenig komplex und komplex spielen.
Ich kann ne Meisterschaft auf n Schwerpunkt wählen, das ist wenig komplex.
Ich kann ne Meisterschaft auf n töfte Manöver wählen, dann wird es komplexer.
Ich kann aller meine Meisterschaften verzahnen und auch mit anderen Stärken und Vorteilen, was insbesondere beim Tiermeister sinnvoll sein kann, und es wird unstreitig sehr komplex.

Muss den Mitspieler aber schon nicht interessieren, da Exploits und Nobrainer eher selten sind.

Ich kann einen Archetypen neben einem vollkommen individualisierten Typen mit exotischen Fähigkeiten spielen und beide sind annähernd gleichwertig.
Ersterer ist meist weniger komplex als letzterer.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 2.03.2017 | 10:01
Leute, nix für ungut... aber Splittermond stand hier nie zur Debatte.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Weltengeist am 2.03.2017 | 10:13
Leute, nix für ungut... aber Splittermond stand hier nie zur Debatte.

Äh...

Mich überrascht, dass Splittermond nicht zur Wahl stand bzw. zur Sprache kam, wo doch EDO-Fantasy plus nicht übermäßig komplexes Regelwerk gewünscht war.

Mein Kommentar war eine Anmerkung zu diesem Posting. Mehr nicht.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Blizzard am 2.03.2017 | 11:06
Leute, nix für ungut... aber Splittermond stand hier nie zur Debatte.
Eben. Zumal:
Als Genre wurde Science Fiction, klassische EDO-Fantasy und 2. Weltkriegssettings ausgeschlossen.
(Hervorhebung durch mich)
Wieso wird dann überhaupt über SpliMo diskutiert?
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Greifenklause am 2.03.2017 | 11:16
Die Diskussion über Splittermond ging hiermit los:
Das Gespräch scheint gut verlaufen zu sein, das ist doch klasse. Mich überrascht, dass Splittermond nicht zur Wahl stand bzw. zur Sprache kam, wo doch EDO-Fantasy plus nicht übermäßig komplexes Regelwerk gewünscht war.

Mag ein Missverständnis und stille Post gewesen sein, das wir es dann in den Fokus rückten.
Falls ja: Verzeihung!
EDIT: Nach nomaligem Lesen: JA ES IST SO! Big sorry von meiner Seite aus!!! EDITENDE

Unabhängig davon lässt sich das SpliMo-System auch recht gut für "Nicht-Edo" verwenden.
Mit einzwei einfachen Handgriffen hatte ich sogar mal eine "MadMax"-Variante überlegt.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 2.03.2017 | 11:21
Wieso wird dann überhaupt über SpliMo diskutiert?

Weil ich einen Lese-Fail hatte. ;)
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 2.03.2017 | 11:24
Kein Problem, ist ja nix passiert.

Der Strang kann offenbleiben, wenn mir vielleicht noch jemand irgendetwas zu der Entscheidung der Gruppe erzählen oder uns noch ein paar Ratschläge geben will. Ansonsten ist unsere Beratung erstmal abgeschlossen und wir versuchen´s jetzt mal mit Fear Itself. Irgendwann melde ich mich hier mal wieder und erzähle, wie´s läuft oder gewesen ist.

Danke nochmal für Tipps und Unterstützung.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Greifenklause am 2.03.2017 | 11:26
Beim Thema Splittermond bin ich pawlowcanin, entschuldige noch mal mein versehentliches SpliMo-Spammen.

Und euch viel Spaß und Erfolg
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: Chiarina am 6.05.2020 | 23:47
Gut 3 Jahre später...

Nach dem schon in meinem letzten Beitrag angedeuteten Versuchsballon "Fear Itself", haben wir eine längere Kampagne mit "Night´s Black Agents" begonnen. Es ist die "Unto the fourth generation"-Kampagne, deren Verlauf man auch unter den Spielberichten (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,103625.msg134525042.html#msg134525042) nachlesen kann.

Die Kampagne ist für mich spaßig, hauptsächlich allerdings, weil ich es genieße meine ganz individuelle Dracula-Version mit in die Mythen-Suppe zu brocken. Was dann am Spieltisch geschieht... macht mich immer noch nicht glücklich. Es gibt mal ein paar lichte Momente... bezeichnenderweise zähle ich zu denen aber schon, wenn jemand mal irgendwie etwas Eigenständiges und Ungewöhnliches unternimmt... es muss noch nicht mal tolles Rollenspiel sein oder Drama oder eine schöne Interaktion oder vielleicht sogar ein paar laut ausgesprochene persönliche Gedanken... es reicht, wenn überhaupt etwas geschieht, was einen anderen Beweggrund hat als: erfolgreich-Plot-abschließen. Damit bin ich hier schon glücklich... und ich fühle mich doch recht bescheiden dabei.

Ein relativ guter Moment war beispielsweise, als einer der Spieler eine Figur gespielt hat, die in gewisser Weise aus den gesellschaftlichen Rollenschemata des viktorianischen Englands, in dem unser Spiel abläuft, heraus fällt. Sie benahm sich wenig ritterlich und kavaliershaft, sondern war eher feige, paranoid und stand jederzeit kurz vor irgendwelchen Kurzschlusshandlungen. Das hat durchaus für etwas Spannung am Spieltisch gesorgt. Wir wechseln in dieser Kampagne allerdings häufiger die Figuren und irgendwann zeigte sich dann eben, dass der Spieler (der relativ neu bei uns eingestiegen war) immer solche Figuren spielt. Naja...

Der eigentliche Anlass für die Strang-Nekromantie ist die Corona-Krise. Von den fünf Tischrunden, in denen ich spiele oder spielleite, haben inzwischen vier übergangsweise auf Online-Betrieb umgestellt. Das ist für mich Technophobiker ein guter Schnitt und ich bin sehr froh darüber. Nur in dieser Runde wird das nichts, weil keiner den A**** hoch bekommt. Ich habe per Email meine Bereitschaft zu Onlinerunden bekundet, aber es gibt sogar Spieler, die schon auf diese Email nicht geantwortet haben. Insgesamt ist mir das zu wenig. Weitere Tritte in den Hintern spare ich mir. Sollten irgendwann einmal wieder reguläre Treffen möglich sein, werde ich mich wohl nochmal melden. Dann werden wir sehen, ob sich die Runde nochmal aus dem Dornröschenschlaf küssen lässt. Wenn nicht, war´s das.
Titel: Re: Es muss sich etwas bewegen!
Beitrag von: bobibob bobsen am 7.05.2020 | 09:33
Ich habe da die Erfahrung gemacht das es von großem Vorteil ist wenn man einen richtig aktiven und experimentierfreudigen Mitspieler hat. Der zeigt dann den Anderen was alles möglich ist.
Schade das das bei dir nicht so klappt wie du dir das vorstellst.