Tanelorn.net

Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Arldwulf am 15.10.2014 | 08:31

Titel: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Arldwulf am 15.10.2014 | 08:31
Ausgehend von diesem Thema "Warum werden schlechte Systeme gespielt? (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,91213.msg1892067/topicseen.html#new)" möchte ich mal die andere Perspektive in Erfahrung bringen. Also nicht "warum bleiben Leute bei Systemen", sondern: Warum wechseln sie?

Und insbesondere mag ich natürlich nicht nur die erfolgreichen Wechsel wissen, sondern auch was mal schiefging.

Es geht mir also weniger darum herauszubekommen was am Ende für ein tollstes System herauskam, dass ihr empfehlen könnt sondern eher um die Frage was euch zum Systemwechsel bewogen hat, welche Erwartungen ihr hattet - und ob sich diese tatsächlich erfüllt haben.

Der wahrscheinlichste Grund ist natürlich "wir wollten es mal ausprobieren, haben uns aber nicht viel dabei gedacht und trotzdem weiter XYZ gespielt." - den würde ich aber gern heraushalten, weil es mir eher um bewusste Systemwechsel geht.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: bobibob bobsen am 15.10.2014 | 08:44
Kannst du noch etwas konkretisieren was du mit Systemwechsel meinst. Wohl nicht den Wechsel von AD&D auf D&D 4, vermute ich mal, oder vielleicht doch?
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Luxferre am 15.10.2014 | 08:44
Ich zitiere mich mal aus einem anderen Thread:

System matters in Form einer Illusion, der man sich aus verschiedenen, geprägten oder angenommenen Gründen hingibt.  Sei es eine Assoziation, die ich mit dem System verbinde (vermeintlicher Perfektionismus, vermeintliche real-plausible Realitätsabbildung ...) oder auch nur ein momentaner Trend, dem ich euphorisch folgen will. Auch kann ich mir sehr gut den von Rumpel angesprochenen Punkt vorstellen, dass ich mir eine Abhängigkeit von System und Setting einbilde. Es muss halt in der eigenen, beschränkten Gedankenwelt passen, wie so vieles Andere auch im Leben.
Auch das Be- und Ergreifen eines Systems spielt eine große Rolle. Über- und/oder Unterforderung sind ebenso wichtige Parameter, bei der Wahl.
Sicherlich sind die Möglichkeiten, mit mir unpassend erscheinenden Sytemen die gewünschten Welten zu bespielen, größer als das, was sich ein jeder individuell vorstellen kann.

Insofern: Das System eines Rollenspiels beeinflusst das Erlebnis der Beteiligten erheblich weniger als gemeinhin angenommen und postuliert wird. Wenn wir in Zukunft über Rollenspiele nachdenken, sollten wir Inhalte, die auf GNS sowie mit dem damit eng verwobenen Theoriegebäude der Forge zusammenhängen, nur ausgesprochen behutsam berücksichtigen.
Ja, Dein Resümee würde ich gern unterschreiben. Und dennoch gebe ich mir bereitwillig der Illusion hin, mit meinem gehausregelten HARP meinen Geschmack für meine eigene Welt am besten darstellen zu können. Ich bilde mir gern ein, eine low-magic Fantasywelt mit vielen phantastischen und märchenhaften Elementen nicht mit D&D abbilden zu können (... und zu wollen  >;D ).

Illusionismus, Perfektionismus, verklärte Nostalgie, Prägung.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Arldwulf am 15.10.2014 | 08:50
Kannst du noch etwas konkretisieren was du mit Systemwechsel meinst. Wohl nicht den Wechsel von AD&D auf D&D 4, vermute ich mal, oder vielleicht doch?

Doch, durchaus. Wäre zwar immer noch die "kleine" Form des Wechsels, aber eigentlich geht es mir generell darum das jemand sagt: "Mhh - lass uns lieber XYZ spielen, aus folgendem Grund..."

Und wie sich dies entwickelt hat.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Arldwulf am 15.10.2014 | 08:52
Ich zitiere mich mal aus einem anderen Thread:
Ja, Dein Resümee würde ich gern unterschreiben. Und dennoch gebe ich mir bereitwillig der Illusion hin, mit meinem gehausregelten HARP meinen Geschmack für meine eigene Welt am besten darstellen zu können. Ich bilde mir gern ein, eine low-magic Fantasywelt mit vielen phantastischen und märchenhaften Elementen nicht mit D&D abbilden zu können (... und zu wollen  >;D ).


Illusionismus, Perfektionismus, verklärte Nostalgie, Prägung.

Das scheint mir ziemlich weit weg von der oben genannten Fragestellung zu sein. Und beantwortet für mich irgendwie so richtig gar nix.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: 6 am 15.10.2014 | 08:54
Aus Spass am Entdecken neuer Mechanismen. Ich mag es neue Designideen und deren Mechanismen auszuprobieren. Hat ein System keinen neuen Spin auf das bewährte Rollenspiel, dann interessierte es mich nicht. Dadurch habe ich immer wieder neue Impulse bekommen, wie das Spiel gespielt werden kann.

EDIT: Das klingt jetzt ziemlich nach ner utopischen Antwort mit einem Ideal vor Augen. ("Ich mache das und bekomme das perfekt Ergebnis") Das hat aber einen dicken Pferdefuss. Systeme, die ich für "erforscht" erachte, fangen schnell an mich zu langweilen. Unknown Armies z.B. fand ich mal richtig klasse und hat mir viele interessante Einblicke geliefert. Heutzutage reizt mich das System aber überhaupt nicht mehr. Also würde ich normalerweise keine Unknown Armies-Runde mehr spielen wollen.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Turgon am 15.10.2014 | 08:54
In der langjährigen Rollenspielgruppe, in der ich spiele, sind wir nach ca. zwölf Jahren Rolemaster (mit den Kingdoms of Kalamar als Setting) zu Shadowrun gewechselt.
Der Hauptgrund war, dass es für die Heldengruppe dort mittlerweile einfach kaum noch sinnvolle Herausforderungen gab. Und dann wollte ein Teil der Gruppe unbedingt von dem stark verregelten Rolemaster weg, andere wollten mal etwas anderes als Fantasy.

Warum ist es dann Shadowrun geworden? Die Regelbücher waren bereits vorhanden und die meisten kannten sich in den Regeln schon aus.

Was haben wir uns davon erwartet?
Naja, vor allem wieder abwechslungsreichere Abenteuer als mit der hochstufigen Heldengruppe in Rolemaster, wo uns zum Schluss der SL gestanden hat, dass ihm dafür mittlerweile schlicht die Ideen ausgehen.
Das hat auch ganz gut funktioniert, wobei ich denke, dass alleine schon der Wechsel des Genres und eine neue, niedrigstufige Gruppe, bei der noch nicht alles hundertmal eingespielt ist, einen Großteil ausmacht.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Hotzenplot am 15.10.2014 | 09:03
Gewechselt habe ich eigentlich nicht richtig. Wenn ich eine größere Kampagne leiten würde, würde ich wohl immer noch DSA nehmen, weil ich für meine Art, Kampagnen zu leiten, noch kein perfektes System gefunden habe (und ich wechsele nicht von unperfekt auf unperfekt).
Aber ich habe eine Vielzahl von Systemen getestet und auch über einige Zeit gespielt. Bei manchen Spielen war es reine Neugier und die Erwartung eines spaßigen Ausfluges in ein anderes System. Bei anderen war der Grund eben ein Ersatz für unser (gehausregeltes) DSA zu finden.
Ersteres kann ich als gelungen bezeichnen. Ich hatte in den letzten Jahren viel Spaß mit Systemen, die ich vorher gar nicht oder nur vom Hörensagen kannte. Insbesondere habe ich das :T: - Treffen genutzt, um Neues auszuprobieren bzw. mich da von Neuem begeistern zu lassen.
Zweiteres (neues System für epische Kampagnen zu finden) ist mir bisher nicht gelungen, steht aktuell aber auch gar nicht mehr so im Vordergrund. Zum einen warte ich erstmal DSA 5 ab, zum anderen leite ich in einer Runde erfolgreich (=spaßbringend) DSA 4 und in der anderen Runde ruht meine Hauptkampagne zurzeit ohnehin (mangels Zeit).
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: bobibob bobsen am 15.10.2014 | 09:06
Ein Wechsel würde ja bedeuten das ich das alte nicht mehr spiele, was bei mir nicht der Fall ist. Dennoch versuche ich gern mal was neues aus und finde auch regelmäßig genügend Leute die es mir gleichtun.
Wichtig ist mir immer den Horizont zu erweitern, neue Regelmechanismen kennenzulernen, das Genre zu wechseln, neue Techniken zu erlernen. Meist klappt das auch ganz gut da ich eine RSp Hure bin. Was nicht bedeutet das mir alles gefällt.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Slayn am 15.10.2014 | 09:07
So als Kind und Jugendlicher fanden Systemwechsel statt wenn:
1) Es eine neue Edition gab
2) Wir eines Systems total überdrüssig geworden sind (weil: Zu viel zeit zu Spielen gehabt).

Prob hier war: Egal welches System, wir haben praktisch immer D&D damit gespielt, weil dass das Rollenspiel war, mit dem wir ins Hobby gekommen sind.

Dann natürlich der Weg über hochgradig inkompatible Gruppen, bei dem die vermeintliche Lösung darin bestand das System zu wechseln um das Problem zu beheben (Hat nie funktioniert, ist ja klar).

Ich glaube, es war mein "Zusammentreffen" mit Vampire, das meine Einstellung da geändert hat. Ich hatte mit das GRW geholt, gelesen, hatte eine bestimmte Vorstellung davon wie es auszusehen hat und war dann vor den Kopf gestoßen wenn ich auf Spieler getroffen bin, die damit "Superheroes with Fangs" spielen wollten.

Heute wechsle ich Systeme gar nicht so sehr, da ich kein "Hauptsystem" mehr habe, sondern schaue mir die Dinger an, frage mich was und wie man damit spielen kann und spiele sie um ein "anderes Spiel" damit zu erleben.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Luxferre am 15.10.2014 | 09:17
Das scheint mir ziemlich weit weg von der oben genannten Fragestellung zu sein. Und beantwortet für mich irgendwie so richtig gar nix.

Ja, Dein Resümee würde ich gern unterschreiben. Und dennoch gebe ich mir bereitwillig der Illusion hin, mit meinem gehausregelten HARP meinen Geschmack für meine eigene Welt am besten darstellen zu können. Ich bilde mir gern ein, eine low-magic Fantasywelt mit vielen phantastischen und märchenhaften Elementen nicht mit D&D abbilden zu können (... und zu wollen  >;D ).

Was hat mich zu einem Systemwechsel bewogen?
Das gehausregelte System HARP kann meine eigens erstellte Welt am besten darstellen.
Das steht da doch  8]
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: JS am 15.10.2014 | 09:31
Warum immer wieder einmal ein Wechsel?
Stete, unvoreingenommene Neugier auch noch nach 25 aktiven Spieljahren.
Regelmäßige Spielleiter- und somit auch Vorliebenwechsel.
"Abnutzung" selbst der beliebtesten Systeme nach längerer Spielzeit.

Was hat das Wechseln gebracht?
Kenntnis vieler verschiedener Systeme.
Beständig neue, teils aufregende Entdeckungen und Erfahrungen.
Fortdauernder Spielspaß, den mir u.a. das Erkunden des Neuen bringt.
Erkenntnis, daß so mancher Theoretiker-Eliterollenspielheroe nichts als heiße Luft von sich gibt und nur seine eigenen, engen Dogmen liebt.
:)
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Arldwulf am 15.10.2014 | 09:38
Was hat mich zu einem Systemwechsel bewogen?
Das gehausregelte System HARP kann meine eigens erstellte Welt am besten darstellen.
Das steht da doch  8]

Schon, aber bist du auch bewusst deshalb zu HARP gewechselt, und hast von vornherein gesagt: Das Hausregel ich zu diesem Zweck um?
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Mocurion am 15.10.2014 | 09:49
In der Jugend haben wir auch wegen der neuen Versionen gewechselt und auch, um neue Systeme auszuprobieren. So sind wir seinerzeit von DSA1 über Sturmbringer, TRAVELLER und James Bond RPG durch die Systemlandschaft gewandelt. War ne geile Zeit, mit zu viel Zeit furs Spielen (ähnlich wie beim Slayn).

Dann irgendann haben sich DSA und SR in welcher Inkarnation auch immer verfestigt.

Dann kam vor 2 Jahren der Bruch, weil niemand außer mir mehr den Drive hatte, sich in seine Regeln einzuarbeiten und ich deren Charaktere mehr oder weniger gespielt habe, sobald die Würfel raus sollten. Wir sind dann auf SaWo und deren entsprechende Conversionen von Rinas und Zwart umgestiegen.

Aus Neugier und weil wir alle die Serie so schön finden haben wir vor einiger Zeit mit Game Of Thrones angefangen und uns gefällt es, so dass sich das wohl auch etablieren wird.

Und demnächst werden wir mal den Schnellstarter von Contact anschauen...

Also die Gründe sind sowohl Neugier auf etwas neues, als auch festgefahrene Regelkreisläufe, die (für uns) zu unübersichtlich werden, zu durchbrechen.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Grubentroll am 15.10.2014 | 09:53
Wir haben anno 1988 nach ein paar Jahren DSA erst rüber zu MERS und dann zu AD&D2 gewechselt.

Grund war, dass DSA da grad anfing doof zu werden mit Beginn der zweiten Edition und den doofen Yüce-Covers.

Außerdem habe meistens ich geleitet, und ich wollte einfach AD&D spielen, weil mich das mehr gekickt hat und die Settings wie Drachenlanze und Forgotten Realms einfach so grandios waren im Vergleich zum hausbackenen DSA-Aventurien.

Wegen Regeln haben diese Systemwechsel also nicht stattgefunden. Ich empfand da AD&D eher als Rückschritt mit so Schrott wie Thac0 berechnen im Gegensatz zum klaren Attacke/Parade-System von DSA.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Maarzan am 15.10.2014 | 09:59
Meist weil der Spielleiter gewechselt hat und der sein Abenteuer/Kampagne mit dem ihm genehmsten System ausgearbeitet hat.
Manchmal weil ein genereller Genrewechsel zur Abwechslung gewünscht wurde.
Deutlich seltener, weil jemand gesagt hat "Ich kann den Scheiß nicht mehr sehen".
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Hotzenplot am 15.10.2014 | 10:08
Achja, was es mir noch gebracht hat: Ein überquellendes Regal und ein deutlich leereres Konto. ^^
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Chiarina am 15.10.2014 | 10:17
Ich habe mit Midgard angefangen und das viele Jahre gespielt. Am Anfang haben wir einiges ausprobiert: DSA, AD&D, Runequest, auch ein paar Exoten, die heute kaum noch jemand kennt (Chivalry & Sorcery, Swordbearer). Es war damals so, dass zumindest für uns Midgard relativ schnell als das überlegenere System dastand.
Es gibt auch Systeme, die wir eine Weile zu Midgard parallel gespielt haben:
Traveller - Wir wollten mal ein neues Genre ausprobieren und haben das eine ganze Weile auch gespielt. Irgendwann haben wir es wieder gelassen. Ich glaube, uns nervten damals diese kaum vorhandenen Lernmöglichkeiten der Travellercharaktere - ja und die schon legendär bescheuerten Charaktererschaffungsregeln.
Harnmaster - Das kam etwas später. Uns erschien das damals als ein System, das Midgard überlegen war. Zum ersten Mal eigentlich. Wir haben es eine Weile gespielt und ich würde es auch heute noch jederzeit Midgard vorziehen... aber leider hat Columbia Games eine recht gewöhnungsbedürftige Veröffentlichungspolitik. Die Sachen sind nicht so einfach zu bekommen, es gab eine neue Edition, von der wir ein paar Sachen kauften, aber irgendwann wussten wir nicht: Haben wir das schon oder ist das etwas neues? Irgendwann waren wir abgehängt und hatten den Überblick verloren. Dann eben wieder Midgard.
Dann kam Ars Magica - Wir haben es gespielt, weil es etwas Neues in unser Spiel mitbrachte: den Covenant als Metacharakter, eine Menge Spielercharaktere, unter denen man wählen kann, ein Magiesystem mit relativ großem Eigenbau-Anteil. Das System reizt mich immer noch. Die Regeln sind anspruchsvoll und manchmal fluche ich auch darüber. Aber wenn ich mich in irgendein Thema bei Ars Magica hineingekniet habe, passiert es mir oft, dass ich am Ende verstehe und sich für mich eine neue Spielebene erschließt. Das macht mir Spaß und deshalb bin ich auch immer noch dabei. Seit der 5. Edition spiele ich es sogar häufiger als Midgard, denn was man mit Midgard machen kann, weiß ich inzwischen sehr genau und es reizt mich nicht mehr wirklich.
Lange Jahre gab es nur Ars Magica und Midgard für mich. Dann wurde meine Midgardrunde so lahm, dass etwas passieren musste. Ich wusste, dass mit diesen Leuten Ars Magica nicht zu machen ist. Also begann ich mal über meinen Tellerrand hinaus zu schielen - und musste erstaunt feststellen, dass es eine Theoriediskussion gab, in der über Sachen gesprochen wurde, von denen ich nicht die geringste Ahnung hatte. Ich las ein paar Forge-Artikel und gestehe: am Anfang fand ich das extrem bescheuert. Ich wollte spielen, nicht theoretisieren. Frustriert vom Gelaber kehrte ich zu Midgard zurück. Aber die Diskussionen hörten nicht auf. Ich bekam am Rande mit, wie Systeme kategorisiert wurden: das ist ein System, mit dem man dies und jenes machen kann... offensichtlich entstanden sogar Systeme, nur weil vorher gelabert wurde! Irgendwann fielen Worte wie Indie-Revolution. Hm, dachte ich, da scheint irgendwie eine Entwicklung stattzufinden, die an mir komplett vorbei geht, obwohl ich das möglicherweise spannend finde. Inzwischen habe ich den ein oder anderen Tanelorn-Artikel gelesen und bin bereit zu ein paar Experimenten. Es kann gut sein, dass ich Midgard danach verschrotte.

Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass mir vor ein paar Tagen aufgefallen ist, wie sehr ich schon wieder hinterherhinke. Da eröffnet Wellentänzer doch wahrhaftig einen Strang, der behauptet, System does not matter. Jungejunge, ich habe ´ne ganze Weile gebraucht, bis ich für mich annehmen konnte, dass es sich lohnen kann, nach einem anderen System zu suchen. Ich habe mit großem Amüsement die Fiascoregeln durchgelesen und bei mir zuhause liegt Fate Core, das ich schon ein paarmal mit neugierigen Augen angesehen habe. Ich habe ein bisschen Aufbruchsstimmung und freue mich auf ein paar neue Erfahrungen. Und jetzt kommt als Bumerang bei Tanelorn jemand daher und behauptet: Ist doch egal, was du für ein Spiel spielst! Uff. (Ich weiß, dass es nicht ganz so gemeint war, aber trotzdem war ich erstmal etwas ernüchtert). Ist das die neueste Entwicklung? System egal? Dann verkünde ich hiermit, dass ich einiges aufzuholen habe. Ich werde jetzt ein paar Jahre lang Indie-Rollenspiele spielen und dann wieder alles in die Tonne treten. O.K.?

Chiarina.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Gaming Cat am 15.10.2014 | 10:40
Habe (mal abgesehen von Editionswechseln) bisher nur einmal einen reinen Systemwechsel durchgezogen, d. h. dasselbe Setting später mit anderem System bespielt...
Meine Erwartungen an das "Neue" haben sich voll und ganz erfüllt und ich würde es wieder genau so machen!
Hauptgründe waren für mich damals: Hoher Vorbereitungsaufwand des "Altsystems" und ein überregeltes Kampfsystem, das mir nicht dynamisch genug war. All diese Aspekte haben sich aber deutlich verbessert. Wechseln kann sich lohnen!  ;)
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Tyloniakles am 15.10.2014 | 10:44
Vereinfacht gesagt: DSA raus, Dungeon World rein. Es bringt weniger Stress, mehr Freiheit, besseres Spielgefühl.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Arldwulf am 15.10.2014 | 10:47
Warum ich den Thread eigentlich aufgemacht habe ist, dass ich größtenteils sehr positive Erfahrungen mit Systemwechseln gemacht hab - meist waren die vergleichbar mit neuen Blickwinkeln auf eine Sache.

Probleme die ich vorher oft als unverrückbar ansah und mit denen ich mich arrangiert hatte wurden dort öfters auf neue Weise angegangen, und ich denke dass dies ein sehr wichtiger Punkt ist.

Den Effekt hatte ich sogar bei einem Wechsel auf ein altes System, ich denke nicht einmal dies liegt allein an der Frage ob der Wechselkandidat wirklich "besser" in dem Sinne ist, sondern wie weiter oben schon gesagt auch an der reinen Erkundung neuer Regelansätze.

Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass so etwas schiefgeht und habe das auch selbst schon gehabt - meist schaut man ja nur oberflächig auf ein System und lernt es erst so richtig beim spielen kennen.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Kalimar am 15.10.2014 | 10:52
@Gaming Cat: Von wohin nach wohin ging der Wechsel denn nun und was hat es tatsächlich gebracht?
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Slayn am 15.10.2014 | 11:23
Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass so etwas schiefgeht und habe das auch selbst schon gehabt - meist schaut man ja nur oberflächig auf ein System und lernt es erst so richtig beim spielen kennen.

Natürlich kann da extrem viel schiefgehen und auch oft nur Bockmist bei heraus kommen.
- Der Wechsel von Shadowrun 1 zu SLA Industries hat nicht geklappt und ist in einer PVP-Orgie geendet.
- Der Wechsel von AD&D 1st zu Rifts war dermaßen holperig, wir haben trotz intensiver Versuche kein funktionierendes Spiel auf die Reihe gebracht.
- Der Wechsel von AD&D zu Rolemaster hat zu viel zu viel RollPlay anstatt RolePlay geführt und das Spiel wurde bizarr.
- Der Wechsel von AD&D 2nd zu D&D 3E war durch den Paradigmenwechsel lange Zeit extrem holperig und hat auch Spieler vom Tisch getrieben.
Usw. usw., die reihe könnte ich noch länger fortführen.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: afbeer am 15.10.2014 | 11:28
Ich habe auf Conventions immer andere Sachen gespielt als zu Hause aus Neugier.

Damals sind wir von AD&D 1st ed. zu Midgard 1. Edition (DIN A5) gewechselt haben uns eine Weile wohlgefühlt. Dann sind wir wieder zurück zu AD&D 1st ed., weil Midgard uns zu sehr Pfeile-zählen war und die Magie zu hausbacken. (Alles mit denselben Charakteren in derselben Welt.)

Dann haben wir Fiasco spielen wollen, was eine Fiasco war.

Sonst haben wir die Spiele gewechselt, sobald eine neue Edition rausgekommen ist. So geschehen mit (A)D&D und Midgard.
Oder wir haben gewechselt, weil ein anderer Meister wurde, so kamen wir zu Shadowrun, Vampire: Alte Welt, Buffy, ... .

Aktuell suchen wir verwöhnte Bande eine neues Spiel, weil uns der Characterbuilder (nimmt uns Sortierarbeit ab) abhanden gekommen ist.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Arldwulf am 15.10.2014 | 11:33
Was mich auch interessiert: Wann glaubt ihr klappt ein Wechsel am besten?

Was sollte man beachten, worauf aufpassen? Und klappen Wechsel mit bewusstem Wunsch an das System: "Lass uns das da machen, das kann XYZ besser" auch besser als einfach drauflosspielen?
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Achamanian am 15.10.2014 | 11:43
Mein letzter Wechsel, bei dem wir in der Kampagne das System gewechselt haben (DSA 4.1 zu FATE) ist nicht geglückt. Die Gründe waren aber auch ganz banal: Ich hatte als Spieler stark FATE propagiert, die anderen wollten nur weg von DSA, waren aber nicht sonderlich interessiert an FATE. Das galt auch für den SL, der dann trotzdem damit geleitet hat, sich aber kaum mit dem System auseinandergesetzt. Und ich als Spieler habe das dann auch nicht rumgerissen bzw. mich auch nicht auseinandergesetzt.

Interessanterweise dachte ich, dass FATE eigentich perfekt geeignet für unseren Spielstil hätte sein müssen - wir haben DSA ohnehin schon sehr nach der Maßgabe gespielt "Was der SC können sollte, kann er auch", und die Regeln ansonsten weitgehend ignoriert. FATE hätte eigentlich das Regelset zu unserer Spielpraxis sein sollen. Aber irgendwie kam es uns bei der dann gerade in den Weg, weil es plötzlich Regeln für das gab, was wir schon längst gewohnheitsmäßig handwedelten ...

Was mich im Anschluss an Kriegsklinges großartige Erklärung zum Bauklotz-Spielen im Nachbarthread immer mehr zu der Erkenntnis bringt, dass diese DSA-Runde vielleicht gar keine Spiel-Runde ist, sondern etwas ganz anderes ...
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: 1of3 am 15.10.2014 | 11:57
Ich will, dass ich spiele, wie ich von allein nicht spielen würde. Deshalb spiele ich regelmäßig Neues.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 15.10.2014 | 12:10
Mit FATE klappt es bei mir auch gar nicht. Nur eine Star Trek-Gruppe dümpelt noch mäßig vor sich hin. Die neue Deadlands-Posse spielt ausnahmsweise mit den normalen (also nicht d20) Regeln, aber das war deren Idee weil sie mal gucken wollten wie sich das anfühlt - da bin es wieder eher ich die damit langsam ist.

Meiner Meinung nach bringt ein Systemwechsel gar nichts solange man mit dem alten System egal mit wieviel Adaptionen gut klargekommen ist. Und das schien bei euch mit DSA dann aj auch so gewesen zu sein.

Und natürlich ist das dann immer noch ein Spiel.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Achamanian am 15.10.2014 | 12:16

Und natürlich ist das dann immer noch ein Spiel.

Ich bezog mich da auf diesen Post:
http://www.tanelorn.net/index.php/topic,91197.msg1892104.html#msg1892104
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 15.10.2014 | 12:21
Ah ja... gute Frage, dann. In diesem Fall vermutlich eher nicht, aber das ist dann wohl bei meiner Hauptgruppe auch schon so  :D
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Grimnir am 15.10.2014 | 12:24
@Rumpelspielstilziel
eine Frage, die eigentlich nicht den Thread gehört: EDIT: Eigentlich gehört es doch in den Thread...
Hast du Lust, etwas ausführlicher auf die Erfahrung mit FATE bei DSA einzugehen? Das würde mich schon sehr interessieren, da ich mit einem Mitspieler meiner DSA-Runde das gleiche für ein Nebenabenteuer gemacht habe.

Hat es vielleicht daran gelegen, dass Deklarationen im Sinne vor "Fakten schaffen" nichts für die Spieler war? Da hatte ich am Sonntag eine spannende Diskussion, und für mich sind Spiele wie FATE mit der Ausrichtung "gemeinsame Geschichte erzählen" und klassische Rollenspiele, bei der jedes Faktenschaffen die Exploration und Spannung auf das Kommende stört, zwei gänzlich unterschiedliche Spielstile, die mir beide Spaß machen, aber bitte getrennt auf verschiedene Runden mit verschiedenen Erwartungen.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Achamanian am 15.10.2014 | 12:42
@Rumpelspielstilziel eine Frage, die eigentlich nicht den Thread gehört:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Grubentroll am 15.10.2014 | 12:51
FATE mit Spirit of The Century hat bei uns aber auch nur sehr mäßig geklappt.

Eigentlich war alles (Setting, Character erschaffen, usw) toll außer der Spielmechanik an sich.

Das hat irgendwie keiner so richtig überrissen bei uns.

Eigentlich nicht mal ich als SL, wenn ich ehrlich bin.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Slayn am 15.10.2014 | 12:57
@Arldwulf:

Ich würde erst mal die Frage in den Raum stellen wer sich etwas von einem Wechsel verspricht? Ein einzelner? Die Gruppe? Meist: der SL?

Wechsel sollen ja:
1) Ein vorhandenes Problem (durch externe Mittel) beheben, das man Intern nicht lösen kann.
oder
2) Das Spiel entweder verändern oder verbessern, wenn kein Problem besteht.

Rumpels Beispiel finde ich hier symptomatisch.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Glgnfz am 15.10.2014 | 13:00
"Das System zu wechseln" würde ja bedingen, dass man nur ein System spielt.

Ich spiele aber alles, was mir vor die Flinte kommt und es macht mir mal mehr und mal weniger Spaß. Die für mich passende Frage wäre also eher: "Was gefällt dir an einem anderen System?" (oder so)...
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Grimnir am 15.10.2014 | 13:13
Danke, Rumpelspielstilziel, für die Erläuterung. Ich finde, das wirft die ganz interessante Frage auf, ob für FATE eine FATEige Denke unbedingt notwendig ist oder ob die netten Mechanismen (Leiter, coole Würfel, Aspekte als Generatoren für Vor- und Nachteile) nicht sogar ausreichend sind, um mit FATE ein hinreichend gutes System abseits der eigentlichen Intention der Macher zu haben. Aber das würde hier im Thread definitiv zu weit führen.

Zum Thema: Wir haben uns damals mit unserer Aventuriengruppe von DSA 4 verabschiedet, weil uns das System zu schwerfällig war und zuviel wertvolle Spielzeit mit der komplizierten regeltechnischen Auflösung von einfachen Aktionen verloren haben. Wir haben die Kampagne aber mit anderen Systemen weitergespielt: Über die "Saphir Edition" und D&D sind wir schließlich wieder bei DSA 4 gelandet.

Was uns der Wechsel gebracht hat, ist in der Runde unterschiedlich bewertet worden. Die Magiewirker der Gruppe beklagten schon eine Änderung des innerweltlichen Konsistenz. Das war bei mir kaum der Fall, was aber vor allem daran lag, dass ich einen Krieger spielte. Das zeigt auch das Problem beim Wechsel eines Regelwerks in einer laufenden Runde: Meistens basieren die Magiesysteme auf so unterschiedlichen Annahmen, dass sich das auf die innerweltliche Logik auswirkt. Das ist bei anderen Regelelementen wie Kampf deutlich schwächer, da das selbst bei unterschiedlichen Regelwerken (bei zumindest ähnlichen Genres wie heroische Fantasy) ein Angriff letztendlich innerweltlich immer mit "Kerl schwingt Schwert und trifft oder nicht" aufgelöst wird.

Kurz: Ich hatte Spaß am Systemwechsel, meine Mitspieler nicht so sehr. Schließlich haben wir uns dann doch wieder zur Rückkehr zum Originalsystem entschieden.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: kalgani am 15.10.2014 | 13:28
in der Runde die ich leite: PF zu 13th Age
Warum? Weil die Spieler von 3E/PF einfach langsam angenerft waren.
Für mich gab es nach recherche zwei Alternativen: 3E-E6 oder 13th Age

Meine Spieler waren anfangs etwas skeptisch ob 13A nicht zu nah an 4E wäre, aber wir spielen es nun 3/4 Jahr und inzwischen haben wir mit einer Handvoll Hausregeln und Regelklarstellungen beiderseitig gefallen dran gefunden.

was es gebracht hat?
- einfach zu handhabende monster die aber nicht langweilig sind. (3E = ober horror ab CR3)
- einfach zu handhabende ressourcen (3E = horror)
- ein unkompliziertes aber abwechlungsreiches Kampfsystem (was wir inzwischen der übersichtlichkeit wegen aber mit einer hex battlemap spielen)
- background (skills) die schon das ein oder andere schmunzeln (bei deren auslegung) am tisch verursachten
- einfache charalleinstellungsmerkmal(e) durch one unique thing machanismus


in der Runde in der ich spiele:
PF zu SaWo
Warum? Weil der SL von 3E/PF langsam angenerft war und ein System wollte was einfach aber spaßig sein sollte. Außerdem sollte die Magie nicht so schnell ein gamebreaker werden. Das Magiesystem von SaWo wurde per Hausregel noch weiter kastriert. Zauber Dauer = 1 Runde pro Punkt wenn man nciht irgendwelche specials hatte. Das System hab ich gekillt da ich keinen Hanswurst spielen wollte und so kam ich mir halt bei SaWo vor sowohl wegen angeschlagen :kotz: als auch bei der kastrierten magie.
Wobei man klar sagen muss das SaWo an sich kein schlechtes System ist, aber nicht wirklich das abbilden konnte was wir gerne spielen wollten.

SaWo zu 5E (gurps)
aufgrund der einfacheren auslegung und anscheinend weniger over the top als 3E, geben wir DnD wieder ne chance.
alternative war noch gurps, aber auch da war ich eine zicke da ich schon keinen bock auf die sucherei bei der charerschaffung hatte und da das handbuch soooo übersichtlich ist...

was hat es gebracht?
schlecht abschätzbar da er einmal gespielt, mir persönlich aber einen char mit dem ich mich wieder besser identifizieren da im gegensatz zu sawo das konzept jetzt schon besser funktioniert.

Fazit: ich bin eine DnD alike Nutte  ~;D
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Pyromancer am 15.10.2014 | 14:07
Ich kann bei mir zwei grobe Gründe feststellen, warum ich ein System wähle:
1) Das System bietet fummeligen Kleinkram der zum Thema passt, oder eben gar keinen.
Deshalb spiel ich zur Zeit eben Savage Worlds, wenn ich keinen fummeligen Kleinkram will, Traveller, wenn ich fummeligen Kleinkram für Raumschiffe will, Corporation, wenn ich fummeligen Kleinkram für Cyberware will und Ars Magica, wenn ich fummeligen Kleinkram für magische Forschung und Zaubersprüche will.
Was da wie und wieso jetzt gewürfelt wird ist völlig egal bzw. austauschbar, wenn jemand die Cyberware-Listen von Corporation auf den Ars-Magica-Regelkern konvertieren würde, dann könnten wir das genauso spielen.

2) Indie-Kram, der halt regeltechnisch etwas interessantes macht.
Fiasco wegen der Szenario-Erschaffung und weil's so schnell geht, DitV wegen des Eskalations-Mechanismus; und mehr steht momentan gar nicht auf der Liste.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Oberkampf am 15.10.2014 | 14:21
Einfach gesagt wechsele ich Systeme gerne, besonders dann, wenn entweder

(1) mir das Kampfsystem meines gegenwärtigen Systems nicht mehr gefällt (z.B. DSA1 auf Midgard; V:tM nach vergeblichen Hausregeln auf alles andere)
 
oder

(2) das System eine neue Herangehensweise an Rollenspiel hat  (oder zumindest verspricht, z. B. Midgard auf V:tM)

oder

(3) das System einen interessanten Ansatz hat, wie Fertigkeiten der Charaktere ins laufende Spiel integriert werden (Midgard auf D&D4).

Für nachhaltige Systemwechsel habe ich aber meistens nicht die Zeit oder Gelegenheit, also bleibe ich bei dem, was einigermaßen funktioniert.

Spielwelten sind mir mittlerweile ziemlich egal, außer sie sind so grob gepinselt, dass man sie in höchstens 30 Minuten erklärt bekommt.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Tarin am 15.10.2014 | 14:33
Ich rede jetzt nur vom "Hauptsystem". Alles andere am Wegesrand wird gern mal mitgenommen.

Ich habe gewechselt, weil ich irgendwann merkte, dass ich als SL ein paar Dinge im RPG wollte, die ich nicht unbedingt formulieren konnte. Gefunden habe ich sie dann durch einen mehr oder minder glücklichen Zufall und ein paar Umwege in einem System, das ich so gar nicht auf dem Schirm hatte. Nach der Erkenntnis, was genau ich eigentlich haben wollte, blieb ich dann natürlich beim neuen System hängen.

Dem Voraus ging eine längere Phase von Hausregelungen und v.a. der Ignoranz von Regeln in diversen Systemen, die mir eben nicht ganz das lieferten, was ich an Werkzeugen für mein Leiten benötige.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Arldwulf am 15.10.2014 | 14:35
Dem Voraus ging eine längere Phase von Hausregelungen und v.a. der Ignoranz von Regeln in diversen Systemen, die mir eben nicht ganz das lieferten, was ich an Werkzeugen für mein Leiten benötige.

Das finde ich interessant, weil es sicher vielen so ging. Haben deine Hausregeln mit der Umsetzung im neuem System etwas zu tun gehabt? Oder gingen die in eine ganz andere Richtung (und lieferten evtl. genau deshalb nicht das gewünschte)
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Auribiel am 15.10.2014 | 14:40
Warum ich gewechselt habe:

Weil mir DSA4 zu studienintensiv und uneindeutig war und viele Mitspieler nicht willens, sich ausreichend einzulesen.


Was es mir gebracht hat:

Mit Fate2Go ein schnuckeliges, schlankes Regelwerk, das bisher dennoch alle Eventualitäten abdecken konnte. :d

Und die Erkenntnis, dass manchen Mitspieler selbst das Erlernen eines solch einfachen Regelwerks noch zuviel ist.  :q
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Tarin am 15.10.2014 | 18:14
Das finde ich interessant, weil es sicher vielen so ging. Haben deine Hausregeln mit der Umsetzung im neuem System etwas zu tun gehabt? Oder gingen die in eine ganz andere Richtung (und lieferten evtl. genau deshalb nicht das gewünschte)

Die gingen in eine völlig andere Richtung. Mal konkret: Ausgehend von CP2020 als Hauptsystem ging es in verschiedene "erzählorientierte" Spiele hinein, darunter FATE2 und auch ein paar Indies (Western City). Bei CP2020 fehlten mir die Konsequenzen für Charaktere und ihr Handeln bzw. habe ich immer im Hinterkopf gehabt, dass die ganze Angelegenheit total SL-Abhängig und für mich daher unbefriedigend war. Über FATE und Aspekte etc. wollte ich das mehr abbilden, das führte aber überhaupt nicht dahin, wo ich hinwollte.
Letztlich bin ich dann über Dungeonslayers um 2009 rum auf den durch die deutsche Forenlandschaft rollenden OSR Zug aufgesprungen, nachdem der Glgnfz mir in einer Conrunde LL nahebrachte. Das System kannte ich vorher schon, fand es aber sehr trocken. Am Tisch war das aber anders, weil die Teile plötzlich ineinandergriffen und genau die Sachen für den SL taten, die ich gesucht habe. Insbesondere so altbekannte Sachen wie Zufallsbegegnungen, Mietlinge und mitreisendes Gesindel und der gern einhergehende Aufbau von Abenteuern als Sandkiste. Vorher bin ich immer mit einer aus DSA2-3 Zeiten entstammenden Erwartungshaltung ans Rollenspiel herangetreten, und hab da alle schlechten Klischees mitgenommen (Handlung über Regeln, SC sind die durchgängigen Helden einer romanhaften Erzählung, die vom SL präsentiert wird blabla). Nachdem ich dann eben durch Zufall mitbekam, dass es seit ca. 30 Jahren auch anders und für mich besser geht, bin ich eben bei LabLord als Haussystem geblieben und musste da überraschend wenig hausregeln.

Ja, so war das damals, Anno 2009
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Gaming Cat am 15.10.2014 | 18:32
@Gaming Cat: Von wohin nach wohin ging der Wechsel denn nun und was hat es tatsächlich gebracht?
War damals D20 Star Wars (Revised) zu SaWo (Deluxe), wobei erste Erfahrungen mit dem neuen System schon da waren und ich einschätzen konnte, dass das gut geht (zuvor "Solomon Kane" gespielt).
Zum ersten Mal fühlte sich Star Wars genau so an, wie ich mir das gewünscht hatte...auch bei den Raumgefechten!  8)
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Bad Horse am 15.10.2014 | 19:50
Wir haben ein paar Mal das System gewechselt, weil uns (oder einem von uns) das alte nicht getaugt hat.

Von FVLMINATA zu Unisystem: Ein Spieler meinte, Fulminata hätte zu wenig Attribute, und generell hat ihm "irgendwas" nicht gefallen. Also haben wir nach längerem Brainstorming zu Unisystem gewechselt. Das hat immerhin zwei Attribute mehr.  ;)
Ich glaube aber, das war ein ganz guter Wechsel, weil das System mir durchdachter und robuster vorkommt.

Von 7th Sea zu PDQ#: Das lag daran, dass denjenigen von uns, die sich für Regeln interessieren, die 7th-Sea-Regeln ganz unglaublich auf den Keks gingen, und für diejenigen, die sich nicht dafür interessieren, waren sie eigentlich zu komplex.
Der Wechsel hat super funktioniert, wir konnten viel mehr swashbuckeln und herumrocken. Längere Wartezeiten wegen mieser Initiative bleiben auch aus. Da passt das neue System einfach viel besser zum Spielstil als das alte.

Von meinem eigenen Systemchen zu Fate Accelerated: Das war eigentlich nur, weil ich immer noch davon träume, mein Luftpiraten-Setting irgendwann mal öffentlich zu machen. Das geht aber mit einem offiziellen System besser.
Hat super funktioniert. Hätte ich nicht gedacht - ich war etwas skeptisch, was FAE angeht, aber das passt mit der schnellen und intuitiven Erschaffung und Spielweise ganz hervorragend zu dem locker-flockigen Setting. :)

Von irgendeinem offiziellen Star-Trek-Spiel zu Fate Core: Da wir nur ziemlich selten Star Trek spielen, ich das Regelwerk nicht wirklich gut kenne und eh ein Fate-Girl bin, war das irgendwie klar.
Wir spielen das zu wenig, als dass ich da viel dazu sagen könnte. Wenigstens weiß ich jetzt auch nach längerer Spielpause, wie die Regeln funktionieren.

Von Unknown Armies zu FreeFate: Das war eine Supernatural-Runde, da hat UA nicht sooo gut funktioniert, weil das ja auch etwas ganz anderes will.
War besser. Mit FateCore und dem Wissen aus der Toolbox wäre die Settingvariante vermutlich noch besser geworden, aber auch so war das schon ganz brauchbar.

...wir wechseln das System also normalerweise, wenn uns das alte nicht (mehr) so recht gefällt. Das hat eigentlich immer ganz gut funktioiniert, jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, dass wir irgendwo mal gesagt hätten: Nä, wir nehmen doch lieber wieder das alte Ding.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: D. M_Athair am 16.10.2014 | 12:08
Zum ersten Mal fühlte sich Star Wars genau so an, wie ich mir das gewünscht hatte...auch bei den Raumgefechten!  8)
SW Star Wars würde ich jeder Zeit wieder spielen. Das passt für mich auch wirklich gut zusammen. So gut, dass das mit dem neuen FFG-Spiel, das die WFRP3-Engine verwendet, nur schlechter werden kann.

Für warhammer hatte ich mal vor für eine Gruppe von mindestens mittelfristig Interessierten von WFRP2 auf SW zu wechseln.
Einfach, weil das W100-System nicht den Präferenzen der Interessenten (die schon beides - WFRP2 und SW gespielt hatten) passte.
Obwohl die Konversion anfangs ganz gut von der Hand ging, hab ich sie aufgegeben. Der Erkenntnis wegen, dass bei Warhammer für mich die old-school-Elemente, einige WFRP2-Details, und "there is no such thing as mooks" wichtig sind. Im Klartext: Die Konvertierung wäre eine Grundlage auf der ich mit anderen Warhammer spielen könnte. Aber ein auch ein Warhammer, das ich nicht leiten will.

Mein einziger vollzogener Wechsel ... ist quasi als SL. Und zwar leite ich (derzeit) eher nicht mehr Labyrinth Lord.
Crypts & Things (eine S&W-Variante), hat mehr von dem, was ich mag: Ein elegantes und funktionales Proto-Skill-System, interessantere Klassen, Sword & Sorcery, weniger sperrige Regeln. Beim Spielen hat beides geklappt. C&T liegt mir allerdings mehr.



Meine Lehren für Systemwechsel:
Die SL muss das neue Spiel leiten WOLLEN. Bei den Spielern darf keine Blockade(-haltung) entstehen.

Die alles entscheidende Frage:
Was von dem, das das alte Spiel ausmacht, liegt am System UND sind wir bereit das zu verlieren?
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Ara am 16.10.2014 | 19:51
Danke, Rumpelspielstilziel, für die Erläuterung. Ich finde, das wirft die ganz interessante Frage auf, ob für FATE eine FATEige Denke unbedingt notwendig ist oder ob die netten Mechanismen (Leiter, coole Würfel, Aspekte als Generatoren für Vor- und Nachteile) nicht sogar ausreichend sind, um mit FATE ein hinreichend gutes System abseits der eigentlichen Intention der Macher zu haben. Aber das würde hier im Thread definitiv zu weit führen.
Meiner (noch nicht wirklich langfristigen) Erfahrung nach klappt das sehr gut. Die "Grundengine" von Fate funktioniert auch ohne Compels, Fakten schaffen, gemeinsame Weltenerschaffung usw. Eventuell sind minimale Anpassungen (z.B. in der Anzahl der Fatepunkte pro Abend - die haben wir erhöht) notwendig. Wenn du auch noch die Meinung anderer Fate-Spieler dazu hören möchtest, mach doch ein Thema im Fate-Bereich auf. :)

@Topic:
Wir haben in unserer Spielgruppe von Shadowrun 4 auf Fate Core gewechselt.

Hintergrund: Shadowrun 4 ist ein sehr aufwendiges, kompliziertes System. Wir spielen mit wenig Regelanwendung und fokussiert auf Immersion und Charakterdrama. Das Problem des SL mit dem System war, dass er die komplizierteren Regeln (Verfolgungsjagd, Kampf) von Shadowrun 4 immer wieder vergessen hat, denn sie kamen ja halt nur alle 2-3 Monate mal zur Anwendung. Mein Problem mit dem System war, dass ich Spannung und das Erleben der Geschichte aus Sicht meines Charakters (am Besten ein Bissel wie in einem spannenden, aber interaktiven Film) möchte. Aber in Shadowrun 4 immer auf den Brettspielmodus geschaltet (und somit auf totalen Abstand von den Charakteren), wenn es eigentlich hätte besonders dramatisch werden sollen. (Kampf, Verfolgungsjagd.)

Zielsetzung: Der SL brauchte ein System dessen Regeln sich auf wenige, gut zu merkende Mechaniken beschränken, die alle Situationen darstellen können. Ich wollte ein System, das Actionszenen schneller, spannender und mit mehr Fokus auf die Erzählung abhandeln kann. Nach diversen Recherchen und Fragen hier im Tanelorn schien Fate dafür geeignet zu sein.

Umsetzung: Unsere Kampagne auf Fate Core umzustellen war ziemlich aufwendig. Erst einmal musste ich Fate verstehen, was mir nicht leicht gefallen ist. (Siehe auch mein Topic hier im Fate-Bereich. ;)) Es dann dem SL erklären. Es folgten einige Übungsspiele. Außerdem haben wir noch einige Extras (die Fate Bezeichnung für u.a. settingspezifische Zusatzregeln) erstellt, um die für uns wichtigsten Spielgefühl-Punkte von Shadowrun 4 nach Fate Core zu transportieren. Zuletzt mussten die Spielercharaktere und jede Menge NSC als Vorlagen für den SL mit Fate neu generiert werden.

Fazit, nachdem wir nun etwa 3 Monate Fate verwenden: Uns hat die Umstellung viel gebracht. Der SL durchblickt die Regeln besser. (Er hat nur manchmal noch Probleme NSC zu erstellen, da er SR3/SR4 NSC als Vorlage hat und da meiner Meinung nach einfach zu viel drüber nachdenkt, wie genau jetzt deren Werte in Fate wären, anstatt das einfach abzuschätzen. ;)) Kämpfe und Verfolgungsjagden gehen  schneller und haben durch die Aspekte deutlich mehr erzählerische Anteile. Außerdem werden eine Menge Punkte von Fate Core schon direkt so gehandhabt, wie wir sie Shadowrun 4 schon immer gehandwedelt haben. Beispiel: Charaktere sterben nicht einfach so. Selbst bei einem Taken Out / Concede (= besiegt werden in Fate Core) sind sie zunächst nur handlungsunfähig und die weiteren Auswirkungen werden im Gruppenkonsens besprochen.

Aber: Manche Fatespieler wären vermutlich der Meinung, dass wir gar nicht wirklich Fate spielen. Wir spielen nämlich nur einen Teil von Fate - die "Grundengine" aus Aspekten, Skills, Stunts, Actions and Outcomes, Konsequenzen, sowie für härtere Fälle Contests und Conflicts. Die Elemente, die man üblicherweise als "fatig" bezeichnet (ich habe einige davon am Anfang meines Posts genannt), haben wir zwar zu Beginn alle ausprobiert, es stellte sich aber sehr schnell heraus, dass sie uns entweder von den Auswirkungen auf das Spiel her nicht gefallen oder uns zu sehr aus der Geschichte heraus holen, da sie eine Besprechung auf der Metaebene notwendig machen.

Trotzdem hat Fate für uns eine deutliche Verbesserung gebracht, weswegen wir dabei bleiben werden. Egal ob so gespielt, wie die Macher sich das dachten, oder nicht. ;)
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Arldwulf am 16.10.2014 | 20:23
Sehr schön beschrieben.  :d
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Crimson King am 16.10.2014 | 20:34
Es scheint ja einige zu geben, die aus Experimentierfreudigkeit wechseln. Ich persönlich probiere gerne neue Systeme aus. Als Wechsel würde ich das in meinem Fall nicht verstehen, denn dieses Ausprobieren hat erst mal nur das Kennenlernen zum Ziel und nicht das dauerhafte Benutzen.

Wenn ich das System aus freien Stücken wechsele, dann hat das immer den Grund, dass das neue System die Dinge, die ich im Spiel fördern will, in meinen Augen bestmöglich unterstützt. Mein Ziel im Kampagnenspiel war immer, spielerzentriert zu leiten und die Story um die Hintergründe und Motivationen der Charaktere herum zu entwickeln. Ein weiteres Ziel war, allen Spielern möglichst gleiche Chancen zu geben, Einfluss aufs Spiel zu nehmen, ein drittes, den Regelumfang klein zu halten, um sich auf das Ausspielen und Storygaming konzentrieren zu können. Dementsprechend bin ich mit den konsequent unbalancierten, mit Crunch überladenen Systemen ohne echte Storyunterstützung, die im letzten Jahrtausend vorherrschten, nie so richtig glücklich geworden. Storyunterstützung kann ich als SL noch steuern, unbalancierte Systeme verlangen allerdings entweder durch Hausregeln oder aktives Gegensteuern der Gruppe massives Investment, das ich mir äußerst gerne erspare.

In dem Sinne sind FATE und PDQ absolute Perlen, die die Dinge, die ich brauche, in geradezu perfekter Weise liefern. Um FATE habe ich mich allerdings als SL bis dato noch weitgehend herum gemogelt, weil der Abstraktionsgrad und die Verwaltung der Aspekte mich ein bisschen abschecken.

Ein bisschen aus der Reihe fällt bei mir DnD 4, das ja ein wahres Crunchmonster ist. DnD 4 spiele und leite ich deutlich herausforderungsorientierter. An der Stelle sind Balance und taktischer Tiefgang entscheidende Faktoren. Aber auch hier stehen die Chancen auf einen Wechsel nicht schlecht, da 13th Age beim Durchlesen einen hervorragenden Eindruck hinterlassen hat und die Dinge, die ich an DnD 4 auszusetzen habe, anscheinend perfekt angeht. Warten wir ab, was der Praxistest ergibt.


Ich kann die positiven Effekte, die sich nach meinen Systemwechseln eingestellt haben, gar nicht hoch genug beziffern. Was ich nicht kann, ist, benennen, wieviel dieser positiven Entwicklung sich auf den Systemwechsel zurückführen lässt und wieviel auf andere Aspekte wie Mitspieler oder generell besseres Verständnis von den Zusammenhängen und Abläufen am Spieltisch.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Crimson King am 16.10.2014 | 20:42
Danke, Rumpelspielstilziel, für die Erläuterung. Ich finde, das wirft die ganz interessante Frage auf, ob für FATE eine FATEige Denke unbedingt notwendig ist oder ob die netten Mechanismen (Leiter, coole Würfel, Aspekte als Generatoren für Vor- und Nachteile) nicht sogar ausreichend sind, um mit FATE ein hinreichend gutes System abseits der eigentlichen Intention der Macher zu haben. Aber das würde hier im Thread definitiv zu weit führen.

Ein Satz dazu, dann ist es von meiner Seite genug: FATE ist für ein "Mainstream"-Kampagnensystem extrem metagamelastig.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Der Nârr am 17.10.2014 | 15:52
In einer Spielrunde wechseln wir seit Monaten alle paar Sitzungen das Spiel, weil wir eine System-Setting-Kombination suchen, die allen richtig gut gefällt. Bis jetzt haben wir Savage Worlds PotSM, Talislanta 4th, Stormbringer 5th, LotFP, Shadowrun 4 und Ashen Stars gespielt.

In einer anderen Runde haben wir Arcane Codex gespielt, als ein Spieler ausstieg und dann auf einmal die Stimmung aufkam "Hey, dann können wir ja nun D&D3.5" spielen. Ja, das lief auch eine Weile gut, dann habe ich nur die Runde verlassen, weil D&D für mich unerträglich wurde, zumindest in dieser Runde mit all den zugelassenen Splatbooks... (In fast dergleichen Zusammensetzung spielen wir nun aber schon lange und sehr erfolgreich Schildwacht und dort steht noch kein Systemwechsel an.)

Oh, einmal haben wir eine Runde gestartet erklärt mit dem Ziel, Midgard spielen zu wollen. Ein Teil der Runde hatte gerade eine lange SW-IK-Kampagne beendet und wollte was neues ausprobieren. Mit Midgard (4) wollten wir klassische, bodenständige Fantasy spielen und fast alle haben sich die Regelwerke angeschafft und Zusatzbände und wir haben uns wirklich tief in die Materie hineinbegeben. Leider stellte sich heraus, naja, ich sage mal: dass Midgard nicht unserem Geschmack entsprach. Nach und nach fielen Spieler ab und irgendwann wurde die Runde ganz eingestampft.

Erfolglos habe ich mal versucht, von DSA4 nach Wildes Aventurien (Savage Worlds Aventurien) zu wechseln. Ich leitete in einer erklärten DSA-Runde, fand aber die DSA4-Regeln zunehmend unerträglich und irgendwann konnte ich nicht mehr. Ich habe dann vorgeschlagen, eine Konvertierung auszuprobieren. Leider ging das in die Hose. Absurderweise war das Fazit nach 3 Sitzungen irgendwie sowas wie "macht ja Spaß, aber taugt nicht für DSA" und da ich kein DSA4 leiten wollte/konnte, haben wir noch mal versucht was ganz neues zu spielen. Wir haben festgestellt, dass wir alle verschiedene Wünsche haben ("Ich möchte High Fantasy." - "Ich möchte kein High Fantasy, aber gerne Sciencefiction." - "Ich möchte auf keinen Fall Sciencefiction.") und haben dann Arcane Codex als Basis genommen, aber versucht, das umzubauen und haben uns tolle Charakterkonzepte überlegt. Als ich dann fragte, "das ist ja gut und schön, aber ich habe keine Ahnung, wie ich das nun leiten soll und ich sehe diese und jene Probleme, auf die ich keine Antworten habe, habt ihr Vorschläge," waren auf einmal alle doch nicht so interessiert und die Runde wurde eingestellt.

Soviel zu den Wechseln, die ich in den letzten Jahren mitgemacht habe mit zwei verschiedenen "Kerngruppen".
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Aeron am 17.10.2014 | 22:14
Der letzte große Systemwechsel war von Warhammer 3 zurück auf Warhammer 2. Grund war, weil WH3 doch nicht das Flair gebracht hatte und den Retro-Charme, denn man von WH2 kannte. Es lag also nicht daran, dass wir WH3 schlecht fanden. Es war wahrscheinlich nur die logische Enttäuschung mit einem komplett anderen System ein ähnliches Spielgefühl zu erhalten, wie mit dem vorbekannten WH2.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: mattenwilly am 18.10.2014 | 00:06
Systemwechsel habe ich in den 27 Jahren Rollenspiel einige gemacht. Den besten in den letzten 12 Monaten. Da habe ich 90+ Prozent der Sachen weggeworfen und bin zurück zu den wenigen Systemen die mich von Setting und Mechanik reizen. Im sehr kleinen Regal stehen jetzt noch die garantiert Storytelling und Impro-Theater freien Systeme Traveller: The New Era, Cyberpunk und Harnmaster. Alles andere ist weg. Und seit dem macht mir das Rollenspiel wieder spass. Lieber einmal im Monat ein System/Setting das ich gut finde als achtmal im Monat Kontakt mit Blubber McSeier und dem Clan McSchwall.

Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Wormys_Queue am 19.10.2014 | 05:06
Bei DSA und D&D fand bis 3 bzw. 3.5 der Wechsel nur aufgrund neuer Editionen statt. Mit DSA hab ich bei Erscheinen der 4e mangels Mitspieler, bei D&D mangels Interesse aufgehört. Zu PF bin ich dann eigentlich vor allem aus Bequemlichkeit gewechselt, weil mir das die Regelanpassung der Abenteuer erspart.

Und alle anderen Systeme probiere ich gerne aus Neugier aus, weniger wegen Wechselgedanken.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Rhylthar am 19.10.2014 | 08:30
Wir haben damals relativ häufig gewechselt. Der Grund war einfach, dass jedem System ja auch eine bestimmte Spielwelt zugrunde lag.

So wurde dann von D&D mal auf Shadowrun mal auf Cthulhu mal auf Fading Suns, etc... gewechselt. Wichtig war halt die Abgrenzung vom vorherigen, sowohl inhaltlich, als auch vom System.
Deswegen haben Universalsysteme (damals: GURPS) bei uns auch nicht funktioniert; man wollte etwas anderes haben.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Blizzard am 19.10.2014 | 09:27
Systemwechsel habe ich auch schon einige mitgemacht im Laufe der Jahre. Wobei die Wechsel an sich eigentlich nie von mir ausgegangen sind. Einmal hatten wir einen SL, der war absoluter D20-Fanatiker. Bei dem haben wir u.a. 7teSee D20, L5R D20 und Deadlands D20 gespielt. Was hat es uns gebracht? Die Erkenntnis, dass in dem Satz "Schuster bleib'bei deinen Leisten" schon ein Körnchen Wahrheit steckt und wir seeeeeehr schnell wieder zu den Originalregeln zurückgekehrt sind. Ähnlich verhielt es sich übrigens, als wir mal Deadlands:Reloaded ausprobiert haben. Und dann gab es da noch den Wechsel von AC 1st auf die 2nd Edition. Der Wechsel ging aber viel eher von den Spielern aus-und ich habe mich dann irgendwann gefügt. Der bislang einzige Systemwechsel, den ich selber anreg(t)e, betrifft Etherscope.Da muss ich allerdings erst noch ein (für mich) passendes System zum Konvertieren finden.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: D. M_Athair am 19.10.2014 | 13:55
Der bislang einzige Systemwechsel, den ich selber anreg(t)e, betrifft Etherscope.Da muss ich allerdings erst noch ein (für mich) passendes System zum Konvertieren finden.
Interessant. Darf man fragen, was dich zum Wechseln bewegt? Was passt? Was passt nicht? Jeweils allgemein gesprochen.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Blizzard am 19.10.2014 | 23:15
Interessant. Darf man fragen, was dich zum Wechseln bewegt? Was passt? Was passt nicht? Jeweils allgemein gesprochen.
Naja, was bewegt mich wohl zum Wechseln, wenn es in diesem Thread um System-Wechsel geht? ;)
Anders gesagt: die persönlichen Spiel-bzw. Leiterfahrungen mit Etherscope bewegen mich zum Wechsel(n). Etherscope nutzt zwar ein modifiziertes D20,dennoch waren die Spieler(aus verschiedenen Runden) und meine Wenigkeit einfach unzufrieden. Was genau nicht gepasst hat kann ich konkret nicht mehr sagen, da die letzte Runde schon einige Zeit her ist. Was mir aber in Erinnerung geblieben ist, ist diese allgemeine Unzufriedenheit und der Wunsch, das Ganze mit einem anderen System zu bespielen.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 20.10.2014 | 21:50
Bei uns steht nun auch mal wieder eine Konvertierung an, nachdem wir schon Finsterland lieber mit d20 bespielen - das kann einfach jeder von uns und keiner hat so wirklich Lust auf neue Regeln.

Natürlich wieder auf d20. Nämlich Splittermond.

Die besagte Gruppe spielt eigentlich eine lang andauernde D&D/PF Campagne und halt zwischendurch mal was anderes. Die Splittermondregeln sind ihnen zwar eingänglicher als die von Finsterland, aber Zeit und Lust fehlen halt, sich wirklich in die Regeln einzuarbeiten. Da ich auch immer ewig brauche bis ich Regeln sicher kann und so niemanden habe der da drüberschaut, bleiben wir halt bei d20.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: Galatea am 21.10.2014 | 12:10
Letzter großer Systemwechsel war in unserer 'Starship Troopers'-Runde von D20 auf Opus anima.
Grund: D20 ist unglaublich langsam (Kämpfe dauern STUNDEN), das System ist einfach nicht in der Lage moderne Waffen (Vollauto, Vollauto-Explosiv) vernünftig darzustellen, die Charakterklassen sind teilweise unglaublich schlecht designt (der Funker ist praktisch nutzlos, der Engineer gehört ins Wartungspersonal nicht aufs Schlachtfeld, der Field Medic kann nicht vernünftig schießen, die DCs für Klassenfeats sind oft absurd hoch) und die Regeln der Bugs nicht selten total beknackt (Bugs wurden mithilfe des D&D-Monsterbaukastens erstellt, was u.a. dazu führt dass der Plasma Bug - ein träges laufendes Artilleriegeschütz - aufgrund seinen Melee-Größenbonus der beste Nahkampfschlächter des gesamten Settings ist).

Nach der Conversion haben wir Kampfrunden mit 8 Spieler und 8+ NSCs teilweise in unter zwei Minuten geschafft und auch der ganze Rest machte mehr Sinn. Gesamtarbeitszeit für's konvertieren lag bei ca. 48 Stunden, die sich echt gelohnt haben.
Titel: Re: Warum habt ihr das System gewechselt, und was hat es euch gebracht?
Beitrag von: sangeet am 22.10.2014 | 13:24
Ich habe schon öfters das System gewechselt:

Classic DnD -> ADnD auf Earthdawn. Earthdawn war hier viel Moderner, und hatte einfach die Regeln die mehr grittiness versprachen.

Earthdawn auf Kult ->  Kult hatte noch mehr Horror als Earthdawn, und ist einfach ein Interessantes Setting, die Regeln sind recht schnell und tödlich.

DnD4e auf Earthdawn -> hatte nostalgische Gründe, allerdings hat man dem ED System sein Alter angemerkt, und es war auch nicht wirklich Regelärmer als DnD4e.

Earthdawn auf Edge of the Empire -> überzeugendes Regelgerüst, schön verpackt in das Star Wars universum.
DnD4e auf Pathfinder -> war beschluss des GM's da hier nur DnD Derivate in Frage kamen.

Ich persönlich interessiere mich neben dem Setting auch für die Regeln, und mag es wenn diese Logisch strukturiert sind, und das Spiel nicht überfrachten, deswegen tendiere ich eigentlich gerne zu "mittlerer komplexität" wobei ich finde das z.b. Pathfinder /DSA da schon ein zu hohe komplexität haben. Wozu brauche ich 2x Trefferwurf bei Pathfinder ? Einmal, Melee, einmal Touch? Dann noch ein "Save" durchführen, oder nachschauen, ob der Crit wirklich ein Crit ist, indem man nochmal würfelt.

Derzeit am besten gefällt mir Warhammer 3rd, Der Eine Ring, Edge of the Empire. (Und immer noch Kult) Ohja und Trail of Cthullu ist ebenfalls super.