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Medien & Phantastik => Sehen, Lesen, Hören => Lesen => Thema gestartet von: Blutschrei am 3.04.2015 | 23:39
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Hallo Tanelorn,
als ich mich gerade etwas mit der Verschmelzung indogermanischer und semitischer Glaubensvorstellungen im mitteleuropäischen Christentum auseinandergesetzt habe, habe ich mich gefragt, ob es bereits Fantasy-Literatur gibt, die mit christlichen Glaubensvorstellungen, Erzengeln, Heiligen, gottgewollten Königen und so weiter spielen.
Habt ihr da eine Empfehlung? Gerne was düsteres mit komplexem Handlungsverlauf :)
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Zählen mittelalterliche Heldenepen und so?
Nibelungenlied, Erec, Waltari, Artussage, Sir Gawain & the Green Knight... um nur die zu nennen, die mir als erstes einfallen.
Moderne Fantasy... wär mir da eher nicht bekannt. Was aber nichts heißen will, da ich da nicht auf dem Laufenden bin.
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"Memory, Sorrow and Thorn" von Tad Williams, auf Deutsch "Der Drachenbeinthron". Die Religion des (angelsächsisch) angehauchten Kulturraums ist eindeutig christlich geprägt, auch wenn statt vom Kreuz vom "Baum" gesprochen wird und ähnliches.
Ansonsten die Romane der "Uralten Metropole"-Reihe von Christoph Marzi, da geht es auch explizit um Lucifer, Lilith und christliche Mythen, allerdings auch nicht ausschließlich.
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http://www.captain-fantastic.de/buchkritik-der-rote-krieger/
Der rote Krieger
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http://en.m.wikipedia.org/wiki/Deryni_novels
Der Derynie Zyklus
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Würden Tolkien und Lewis eigentlich auch zählen? Die verwenden beide zwar nicht explizit christliche Namen, haben in ihren Fantasywelten aber beide einen ziemlich stark christlichen "Unterbau".
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Würden Tolkien und Lewis eigentlich auch zählen? Die verwenden beide zwar nicht explizit christliche Namen, haben in ihren Fantasywelten aber beide einen ziemlich stark christlichen "Unterbau".
Lewis ja, der ist ja auch in späteren Jahren sehr religiös geworden, und das Christliche wird ja in den Narnia-Büchern sehr betont. Tolkien war zwar gläubiger Katholik, das spiegelt sich aber nicht in seinen Werken wieder. Er hat als Unterbau die Kalevala (das finnische Nationalepos) genommen und wollte außerdem einen englischen oder angelsächsischen Mythos erschaffen. Seine Sprachquellen wiederum waren christlich, zum Beispiel entstammt der Name Earendil aus dem Crist des Cynewulf und ist da der Name des Abendsterns.
Insofern: Lewis gilt, Tolkien nicht.
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Im Urban-Fantasy-Bereich kommt das auch gern vor. Marzi wurde ja schon genannt. Aber die World of Darkness bedient sich für Vampire und Dämonen ebenfalls. Und bei Dresden Files putzen Erzengel im Krankenhaus.
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Zumindest früher gab es das auch stark in der Jugendfantasy...
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Das Haupt des Täufers - Josef Nyary
Könnte möglicherweise in der Richtung liegen, die du suchst (Mittelalter mit ''realer'' christlicher Mythologie). Da der Roman schon 30 Jahre als ist, wird es ihn nur noch antiquarisch geben - sollte aber problemlos aufzutreiben sein.
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Insofern: Lewis gilt, Tolkien nicht.
Warum? Hier (http://www.polyoinos.de/tolk_stuff/englishman_in_faery.html) (unter dem dritten Bild) wird ein bißchen ausgeführt, dass die beiden wesentlichen Gestaltungselemente in Tolkiens Mittelerde sein christlich-katholischer Glaube und seine Faszination für die altnordische Weltsicht und deren Sagas sind. Ich finde man merkt beides sehr deutlich. Zumindest wenn man die Themen, Motive und Symbole identifizieren kann. Da gibt es noch ein Interview über das Werk Tolkiens auf einer konservativ-katholischen Seite (http://www.kath.net/news/38225).
... wegen anderer Sachen muss ich noch überlegen.
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Bei näherem Hinsehen sind schon starke Elemnte von Tolkiens Glauben in seiner Welt, er selber hat dazu einiges in der History of Middle Earth angemerkt. Morgoth ist wie Sauron und in kleinerem Maßstab Saruman eine sehr luziferische Gestalt, die gesamte Aiunulindale ist eigentlich Genesis pur, und selbst die angelsächsischen Elemente, die er gerne verwendet, stammen aus dem christlich geprägten Schrifttum der Angelsachsen.
Er hat es sich aber tatsächlich nicht so einfach gemacht wie Lewis, der da subtil mit dem Pfälzer Wald winkt ;D