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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Spielleiterthemen => Werkstatt => Thema gestartet von: Barbara am 19.02.2004 | 14:23
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Hallo
ich leite heute Abend ein Abenteuer auf einem Hadelsschiff um 1265. Das fährt von Neapel über Palermo nach Tunis. Das Schiff wird vollbeladen starten und so 1/3 der Ladung in Palero lassen.
Die Gruppe wird als Passagiere mitreisen. Sie zahlt gut dafür .)
So, nun meine Fragen:
Wie lange ist das Schiff unterwegs? Kennt jemand da die Seebedingungen?
Wieviele Seeleute sind normalerweise auf so einem Handelsschiff?
Ist ein solches Schiff in diesem Gebiet mit Kanonen bestueckt?
ML
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Welcher Schiffstyp?
Eine Kogge schafft 5-8 Knoten und hat etwa 12-18 Besatzung. Umrechnen überlasse ich dir selbst.. ;)
Referenz: http://www.bernhardkeller.de/Projekte/_Die_deutsche_Hanse_/_Hanse__-_Inhalt/_Hanse__-_Handelsgebiete/_Hanse__-_Kaufleute/_hanse__-_kogge.html
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hm, zu der zeit dürfte das eine kogge gewesen sein. die küstenfahrer dieser zeit wahren meines wissens unbewaffnet, da diese schiffe für den seekampf nicht gebaut waren. ausserdem kosten kanonen platz und tonnage was zu lasten der frachtkapazität geht.
besatzung, hm, 5-10 mann schätz ich
fahrtzeit sind schon ein paar tage bis ein paar wochen bei miserablen bedingungen selbst bei gutem wetter.
http://www-user.uni-bremen.de/~bremhist/kogge.html
http://www.bernhardkeller.de/Projekte/_Die_deutsche_Hanse_/_Hanse__-_Inhalt/_Hanse__-_Handelsgebiete/_Hanse__-_Kaufleute/_hanse__-_kogge.html
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1265 und Kanonen?
Da das Schießpulver erst zwei Jahre später von Roger Bacon oder so entdeckt wird, ist es höchst unwahrscheinlich, dass Kanonen drauf sind:
http://mitglied.lycos.de/gemue14/
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Zu Kriegsschiffen im 10. bis 13. Jahrhundert:
In der Zeit zwischen 1100 und 1300 gab es aber auch zwei Arten von Kriegsschiffen, die die Handelsflotten beschützten: Galeonen und Galeas: Die Galea war eine durch Riemenkraft angetriebene Galeere, mit dem für das Mittelmeerkriegsschiff typische Rammsporn im Bug. Im Heck befanden sich zwei große Steuerruder und die merkwürdigen, aufgerichteten Hörner, deren Bedeutung noch nicht einwandfrei geklärt ist. Vermutlich dienen sie lediglich der Heckzier. Galeas waren lang, schmal und niedrig gebaut ; vorne im Bug befindet sich ein Rammsporn, mit dem die feindlichen Schiffe im Anprall durchbohrt werden konnten. Die Galeonen, die nur mit einer Reihe Ruderer besetzt waren, waren kurz und beweglich. Sie konnten leichter gewendet werden und waren brauchbarer, um Feuer zu schleudern.
Quelle: http://www.uni-koblenz.de/~odswer/projekte/gotik/pro513.htm
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Kanonen gab es 1265 noch nicht. Handelsschiffe waren im Gegensatz zu Kriegsschiffen auch nicht mit anderen Kriegsmaschienen wie Katapulten, Balistas oder dem von den Byzantiniern verwedetem "Griechischem Feuer" ausgestattet.
Bei einem Handelsschiff handelt es sich wohl eher um ein Segelschiff als um eine Galeere. Erstere dürften wohl so mit 10 Mann Besatzung auskommen.
Bedingungen auf See und Reisegeschwindigkeit hängen sehr von der Jahreszeit und dem Wetter ab. Bei guten Bedingungen sind etwa 150 km am Tag möglich. Die nordafrikanische Küste war übrigens berüchtigt für ihre zahlreichen Piraten.
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Man macht sich leicht falsche Vorstellungen von der Seefahrt im Mittelalter, da man immer an die spanische Armada, Sir Francis Drake, die Karibik und den roten Korsaren denkt. Tatsächlich machte die Seefahrt ab dem 14. Jahrhundert Quantensprünge. Die Koggen, die den Erfolg der Hanse begründeten, waren z.T. bereits große Schiffe mit 300-600 t und 150 bis 250 Mann Besatzung. Sie konnten bei entsprechender Bewaffung auch als Kriegsschiffe eingesetzt werden. Die Kogge wurde jedoch fast ausschließlich in Nord- und Ostsee eingesetzt.
Die Handelsschiffe der Mittelmeerländer im Jahre 1265 waren hingegen vermutlich nicht besser entwickelt als zu Zeiten der Römer. Im 13. Jahrhundert waren die Drachenboote der Wikinger noch die seetüchtigsten Schiffe der Welt. Eine komplizierte Takelage oder gar mehrere Masten wird man auf einem neapolitanischen Handelsschiff im Hochmittelalter vergeblich suchen. Es wird vermutlich nicht länger als 15-20 Meter sein und kaum mehr als 4-5 Knoten Geschwindigkeit erreichen. ByCs Schätzung von 150 km an einem guten Tag kommt mir realistisch vor.
Das Schiff wird von Neapel nach Palermo unter Land segeln, ein kritischer Moment wird das Kreuzen der Straße von Messina, wo durch die Düsenwirkung der Meerenge starke Winde stehen können. Je nach Jahreszeit kann man außerdem mit Mistral oder Scirocco zu kämpfen haben. Wenn der Wind nicht ungünstig steht und zum Ankern zwingt, kann man Palermo nach vier Tagen erreichen.
Die Überfahrt nach Tunis wird weitere 2-3 Tage in Anspruch nehmen, wenn der Wind günstig steht. Da eine exakte Positionsbestimmung unmöglich war, man (glaub ich) auch keinen Kompass hatte und Strömung und Abdrift schwer einzuschätzen waren, wird man die afrikanische Küste sicherlich nicht direkt bei Tunis erwischen, sondern womöglich deutlich daneben liegen...