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Pen & Paper - Spielsysteme => Weitere Pen & Paper Systeme => Thema gestartet von: Der Nârr am 6.01.2016 | 10:11

Titel: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Der Nârr am 6.01.2016 | 10:11
Hallo zusammen!

Es gibt ein paar teils sehr alte Threads hier zu Burning Wheel, aber keinen ultimativen Erzählt mir von/ Überzeugt mich von-Thread. Gerade wegen des laufenden Kickstarters zum Burning Wheel Codex (https://www.kickstarter.com/projects/burningwheel/the-burning-wheel-codex) tut es vielleicht mal Not!

Was ich über Burning Wheel weiß:
- Es wird neben einigen anderen Indie-Klassikern immer wieder erwähnt.
- Kaum jemand scheint es wirklich zu spielen.
- Aktuell gibt es eine Neuauflage namens "Burning Wheel Gold". Diese Auflage ist exzellent verarbeitet: hochwertiges, dünnes Papiers. Super Druckbild. Echte Hardcover-Fadenbindung. Und das zum günstigen Preis von nur 25 Euro.
- Es zählt zu den Regel-Schwergewichten – mit allen Zusatzbänden über 1000 Seiten.
- Es gibt Ableger (Mouse Guard)
- Konservativer Autor/Publisher: Keine PDFs.

Ich konnte mal kurz in die Regeln reinschauen. Lange Fertigkeitslisten, zwei Werte pro Fertigkeit (Shade + Exponent), sehr ausführliche Stat-Bögen für Beispiel-Monster… Die Indie-Elemente konnte ich noch gar nicht sehen. (Vielleicht auch, weil ich sie nicht mehr als Indie-Elemente sehe? Sachen wie Beliefs etc. sind ja längst in den Mainstream eingegangen.)

Was leistet Burning Wheel? Ist es mehr historisch interessant? Oder ist es auch heute noch ein konkurrenzfähiges System? Was ist so toll daran? Warum sollte ich es mir zulegen und womöglich noch in den Kickstarter investieren? Was sind eure Erfahrungen mit Burning Wheel? Warum spielt ihr es oder warum spielt ihr es nicht (mehr)? Was kann Burning Wheel, was kann es nicht?

Für mich besonderes interessant: Wie gut eignet es sich für Spieler, die kein Interesse haben, sich groß mit den Regeln auseinander zu setzen? Ich meine diese Spieler, die es auch in der X-ten Sitzung noch schaffen zu fragen, wie man nochmal eine Probe würfelt oder wo welcher Wert auf dem Charakterbogen steht.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Chruschtschow am 6.01.2016 | 12:14
BW selbst kenne ich nicht, aber ich kann kurz ergänzen, dass es mit Torchbearer einem weiteren BW-Ableger gibt. Torchbearer macht aus meiner Sicht sehr gut, was es soll, ist aber auch im Genre sehr eng gefasst (Expedition einer klassischen Abenteurergruppe in eine lebensfeindliche Umgebung).

Ich habe dabei den Eindruck, dass sich die BW-Leute dabei sehr viel Gedanken darüber machen, wie Regeln ineinander greifen, wechselwirken und die Handlung beeinflussen. Find ich gut. Das wird bei BW ähnlich sein, mit der breiteren Perspektive halte ich 1000 Seiten für das Gesamtwerk allerdings auch für plausibel. ;)
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Chan am 6.01.2016 | 12:41
Burning wheel ist, meiner Meinung nach, das Spiel für Charakterzentriertes Spiel.
Die Mechanik mit beliefs, instinkts und traits beschreiben super was ein Charakter im Spiel erreichen will.
Das belief schreiben ist zwar eine kleine Kunst für sich, jedoch erlernt man diese schnell.

Ich spiele es immer wieder gerne, da das Spiel sehr schnell dramatisch wird und die Charaktere immer im Mittelpunkt stehen.

Zur Regelschwere:
Generell geht das Spiel auch nur mit dem PDF von Hubs and spokes. Damit sollte man auch erst anfangen. Das wichtigste ist das Begreifen der grundmechaniken. Die Spezislsysteme sind mehr dafür da, Höhepunkte zu setzen, wobei das soziale Konfliktsystem das beste ist das ich bis jetzt erlebt habe.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 6.01.2016 | 14:10
Klingt sehr nach FATE?
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Infernal Teddy am 6.01.2016 | 14:14
Ich hatte mal den SF-Ableger Burning Empires. Ein unheimlich intelligent gemachtes, komplexes Spiel, von dem ich nicht weiß wie man es spielen oder leiten sollte, weswegen ich es dann schwermütig verkauft habe.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Luxferre am 6.01.2016 | 14:25
Klingt sehr nach FATE?

Ne.
FATE ist viel, viel, viel gröber und regelleichter.

Burning Wheel ist ein absolutes Regelschwergewicht!
Das sollte man nicht unterschätzen.
Alleine für die Durchführung der Kampfregeln by-the-book braucht man ein abgeschlossenes Mathestudium ... zumindest fast.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 6.01.2016 | 14:28
Das war mir nicht klar und ist für mich dann ein No-Go. Ich habe nicht die Zeit und die Motivation, mich in ein Regelschwergewicht einzulesen und es dann ggf. meiner Spielrunde nahebringen zu müssen.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Praion am 6.01.2016 | 15:30
Erstens braucht das Regelwerk kein kompliziertes Mathe. Wir bewegen uns im Zahlenraum 1 bis 6.
Zweitens brauchen auch die Kampfregeln das nicht. Die Prozedur ist am Anfang schwerfällig und man muss auf viele Sachen achten aber das lernt man. Es ist komplex, nicht kompliziert.
Drittens muss man diese Kampfregeln nicht benutzen. Die sind für Momente gedacht die wirklich wichtig sind. Wo direkt für Beliefs gekämpft wird. Ansonsten tut es eine vergleichende Probe wo beide w6 Würfeln und Erfolge vergleichen.

Das System ist sehr modular aufgebaut und man sollte nicht alle Module sofort zusammenwerfen. Da kann man drunter erdrückt werden geb ich klar zu. Das System ist aber einfach mal nicht darauf aufgebaut das man alle Elemente sofort und zusammen benutzt.

Mit den ersten 80 Seiten kann man ohne Probleme über mehrere Jahre spielen und eine erfüllende und verändernde Rollenspielerfahrung bekommen.
Diese ersten 80 Seiten gibts übrigens kostenlos als pdf hier (http://www.drivethrurpg.com/product/98542/Burning-Wheel-Gold-Hub-and-Spokes?term=Burning+Wheel+Gold)
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Zarkov am 6.01.2016 | 16:17
Ein Regelschwergewicht ist es schon. Zwar hat jede Regel ihren soliden Zweck und greift sinnvoll mit den anderen Regeln zusammen, aber reinschaffen muß man sich schon. Und zwar auch als Spieler, zumindest zu einem gewissen Grad. Es ist nicht ganz unwichtig, als Spieler die Initiative zu ergreifen und die Regeln aktiv einzusetzen, um seine Ziele zu erreichen. Es ist auch ein Stück Buchhaltung erforderlich – für die Spieler, wohlgemerkt, hauptsächlich bei der Steigerung von Skills und den ganzen Gummipunkten. Wer keine Freude an komplexen Systemen hat, dem würde ich eher abraten.

Aber man sollte auch nicht übertreiben. 1000 Seiten Regelwerk sind deutlich zu hoch gegriffen; die Zusatzbände – also das, was im neuen Codex landen soll – bieten hauptsächlich Erläuterungen, alternative Systeme wie Magie in allen Geschmacksrichtungen, neue Rassen und natürlich Traits ohne Ende für alle Arten von Monstern. Normalerweise kommt bei uns nur das Grundregelwerk zum Einsatz, und selbst das besteht fast zur Hälfte aus Lifepaths und Listen mit Skills und Traits; läßt man die vor, bleiben noch etwa 350 Seiten im Taschenformat über, und die sind in Untersysteme aufgeteilt. Die nutzt man je nach Bedarf, und auch ein Mathestudium braucht da auch keiner.

Der Knackpunkt an Burning Wheel sind eigentlich nicht die komplexen Regeln, sondern die Tatsache, daß es zwar auf den ersten Blick daherkommt wie ein „traditionelles“ Fantasy-Schwergewicht mit allem Drum und Dran, aber so einige für „Traditionalisten“ selbstverständliche Dinge auf den Kopf stellt und verregelt. Die Regeln sind ausgelegt auf konfliktorientiertes, von den Spielern vorangetriebenes Charakterspiel bei gleichzeitigem Metagaming. Der Spielleiter hat zwar eine starke Position, aber viele traditionelle Funktionen und Rechte des Spielleiters (Erfahrungspunkte/Steigerung, Schaffung von diversen Fakten, Einbringung neuer NPCs, Schwerpunkte der aktuellen Runde etc) sind verteilt oder eingeschränkt, so daß die Spieler zu einem beachtlichen Teil das Spiel bestimmen.

Der große Vorteil ist: Der Spielleiter spielt aktiv mit und weiß selbst nie, wo es bis zum Ende der Sitzung hingeht, weil er schwerlich railroaden und einen festen Plot vorbereiten kann, ohne das Spiel entgleisen zu lassen und die Regeln zu mißachten. In einem gewissen Sinne übernehmen die Spieler für den Spielleiter teils selbst Spielleiteraufgaben und machen so das Spiel auch für ihn interessant. Das heißt ganz konkret für mich, ich habe keinerlei Quälerei mit der Vorbereitung (ein paar Stichpunkte reichen meist völlig) und Spaß im Spiel, ohne irgendwelche Rücksichten auf den Plot oder sonstwas nehmen zu müssen, solange ich mich nur an die von den Spielern vorgegebenen Beliefs halte.

Nachteil: Wenn die Spieler nicht von sich aus aktiv werden, wenn sie konfliktscheu sind oder negative Konsequenzen fürchten, wenn sie die Regeln nicht wenigstens zum Teil lernen und einsetzen, geht das Spiel gnadenlos in die Binsen.

Meine Erfahrungen mit Fate sind begrenzt, aber „Außen Rolemaster, innen Fate“ scheint mir die Sache recht gut auf den Punkt zu bringen.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: sangeet am 6.01.2016 | 16:54
Ich hatte das Beliefs System mal rudimentär für Dungeon World genommen. Fand das recht gut und dann auch Regel Arm.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Chruschtschow am 6.01.2016 | 17:22
Ich vermute mal bei BW gibt es auch die Unterscheidung bei den Gummipunkten in Personal und Fate. Ich habe bei TB den Sinn dahinter nicht verstanden, weil beide ähnlich einsetzbar sind. Hätte man die nicht leicht zusammenlegen können? Oder übersehe ich was?
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Praion am 6.01.2016 | 17:47
Persona ist mächtiger und du bekommst es nur wenn du deine Ziele/Beliefs voll erfüllst oder mit einem Belief brichst. Dadurch ist es auch seltener.

Beide sind von den Sachen die du machst unterschiedlich genug, dass es Sinn macht die zu trennen.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Praion am 6.01.2016 | 17:51
Achja, Adam Koebel (von Dungeon World) darüber warum BW absolut genial ist: https://www.youtube.com/watch?v=E79DDGdX62I
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Chruschtschow am 6.01.2016 | 17:53
Über eine Stunde? Wird für später vermerkt. ;)
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Der Nârr am 6.01.2016 | 18:00
@Praion: Spielst du aktuell Burning Wheel?

Was ist denn bei Burning Wheel besser als bei Torchbearer oder Mouse Guard?
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Praion am 8.01.2016 | 08:35
Ich spiele im Moment kein Burning Wheel aber es ist mein absolutes Lieblingssystem.
Im Vergleich zu TB oder MG ist BW einfach umfassender und weiter in dem was du machen kannst. MG funktioniert nur für MG artige Missionen. Selbst bei "Mystery" Sachen oder so sieht es schon schlecht aus. Es ist sehr fokusiert in dem was es macht und sehr gut darin. Das gleiche für Dungeon Crawling in TB. Da kommen irgendwann noch Regeln für Wildnis Abenteuer und vielleicht auch für die eigene Keep und sowas aber das wird noch dauern.

BW kann alles davon und noch wesentlich mehr. Es macht GoT besser als jedes andere System, genau so wie es Mittelerde super kann oder Säulen der Erde. Du könntest Sagas of the Icelanders mit Burning Wheel spielen und Leute haben das sehr erfolgreich gemacht. Dadurch das das Spiel charaktergesteuert und zugeschnitten ist sind viele Sachen möglich die mit normalen Fantasy-Systemen so nicht gehen. Wenn du den sprichwörtlichen Zuckerbäcker spielen willst ist das okay weil du entweder
A: Dann Sachen hast die mit dir als Bäcker zu tun haben und du Probleme mit deinen Fähigkeiten lösen kannst/musst
B: Du alle Skills die du nicht hast trotzdem versuchen und dann auch lernen kannst wodurch du unglaubliche Möglichkeiten des Charakterwachstums sehen kannst.

Charaktereveränderung ist unglaublich stark in Burning Wheel. Und das geht von den Skills die du hast, über Traits die du bekommst aber vor allem in der Psyche und Einstellung des Charakters. Das System bringt das aus sich selbst hervor wenn nur den Anreizen in ihm gefolgt wird. Gleichzeitig bringen dich deine Beliefs in Situationen und vor allem Entscheidungen die du so vermutlich nicht getroffen hättest aber die im Spiel unglaublich cool sind.

Zitat von: Burning Wheel
There are consequences to your choices in this game. They range from the very black and white, “If I engage in this duel, my character might die,” to the more complex, “If my character undertakes this task, he’ll be changed, and I don’t know exactly how.” Recognizing that the system enforces these choices will help you navigate play. I always encourage players to think before they test their characters. Are you prepared to accept the consequences of your actions?

Und ich finde das unschlagbar gut. Ich will, das sich Charaktere im Spiel verändern. Wenn man nicht mag, dass der eigene Charakter sich wohin entwickelt was man vorher nicht gesehen hätte ist BW vielleicht nicht das richtige für einen aber Ich will diese Erfahrung haben (weswegen ich z.B. auch Fate echt nicht mag) und kein Spiel macht das besser als Burning Wheel.

Außerdem hat es das beste System für soziale Konflikte das ich bis jetzt gesehen habe und die coolste Charaktererstellung. Ebenso gibt es für mich als Freund von Spielen mit dem System ein Haufen Stellschrauben und Ansätze die man im Spiel nutzen kann. Das tolle daran ist aber das um zu "Powergamen" man "Rollenspielen" muss in BW. Beide Dinge greifen direkt ineinander und bewegen das Spiel vorwärts. Es ist nicht störend oder ablenkend sondern fügt sich helfend in die fortschreitende Handlung ein.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 8.01.2016 | 09:16
Und ich finde das unschlagbar gut. Ich will, das sich Charaktere im Spiel verändern. Wenn man nicht mag, dass der eigene Charakter sich wohin entwickelt was man vorher nicht gesehen hätte ist BW vielleicht nicht das richtige für einen aber Ich will diese Erfahrung haben (weswegen ich z.B. auch Fate echt nicht mag) und kein Spiel macht das besser als Burning Wheel.


Den Absatz verstehe ich nicht so wirklich. Wie läuft Charakterentwicklung in BW und wie unterscheidet sie sich deiner Meinung nach von der in Fate? Und was stört dich am Fate-Ansatz?

Außerdem hat es das beste System für soziale Konflikte das ich bis jetzt gesehen habe und die coolste Charaktererstellung. Ebenso gibt es für mich als Freund von Spielen mit dem System ein Haufen Stellschrauben und Ansätze die man im Spiel nutzen kann. Das tolle daran ist aber das um zu "Powergamen" man "Rollenspielen" muss in BW. Beide Dinge greifen direkt ineinander und bewegen das Spiel vorwärts. Es ist nicht störend oder ablenkend sondern fügt sich helfend in die fortschreitende Handlung ein.

Das mit den sozialen Konflikten wurde hier schon mehrfach erwähnt: wie läuft das ab? Was macht es so außergewöhnlich gut?
Wie sieht die Charaktererschaffung aus? Was macht sie cool?
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Der Nârr am 8.01.2016 | 09:47
Ich möchte die Fragen unterstützen, ich verstehe auch das Beispiel (Zitat aus den Regeln) nicht und warum das BW-spezifisch ist und nicht eine Einstellungssache ist, mit der man an jedes Spiel herangehen könnte.

Ich wüsste auch nicht wie ich das leiten sollte. Geben die Regeln da genaue Handlungsanweisungen oder Erläuterungen, wie sich sein Charakter z.B. nach einem Kampf verändert anstatt getötet oder verwundet zu werden?

Ist das dann so ähnlich wie in Vampire, wo man Menschlichkeit verlieren kann oder wie in Hyperborea, wo man meinetwegen seine Wollust reduziert aber dafür Habgier gesteigert wird?

Und wie verhält sich das mit den Beliefs usw. zu dem größeren Hintergrund. Also z.B. in DSA haben auch viele Charaktere sehr konkrete Ansichten, für die sie eintreten, z.B. einen Ehrenkodex, eine Loyalität gegenüber einem Herren (Gott, Kirche, Fürst usw.) und Traits wie "abergläubisch" oder "jähzornig" oder "mutig", die sich auch verändern können. Was macht Burning Wheel da konkret anders als klassische Konzepte?

Ich muss da schon auch an Cortex+ denken. Immer wenn ich lese, was BW leistet, denke ich, das habe ich bei Cortex+ doch auch. Nur mit einfacheren Mitteln / weniger komplex. Darum denke ich, dass für BW schon zentral ist, dass man immer noch ein klassisch regelschweres Spiel ist für Spieler, die sich da gerne richtig intensiv einarbeiten, weil sie auch aus komplexen Regeln Spielspaß ziehen? Es gibt ja Leute, denen auch DSA4 nicht komplex/detailliert genug war. Ich kann mir auch vorstellen, dass ich BW zu meinen Shadowrun- und Earthdawn-Zeiten geliebt hätte.

Ich muss sagen, dass ich mich sehr schwer damit tue, durch die Regeln zu kämpfen. Gerade bin ich in dem Teil, in dem die Steigerungsregeln für Fertigkeiten erklärt werden und dieses hier kann man würfeln und dann würfelt man so... Uaaaahhhh… Allein die Zusammenfassung füllt eine ganze Seite. Ich versuche mal, noch weiter zu machen. Das letzte Praion-Post hat mich noch mal motiviert, dass ich vielleicht doch nur endlich zu des Pudels Kern vorstoßen muss, um das Spiel wertschätzen zu können. Erinnert mich ein wenig an Fading Suns - da fand ich die Setting-Grundidee super, habe angefangen zu lesen und fand es langweilig, bis ich ziemlich weit vorgedrungen war und die einzelnen Teile langsam für mich ein Bild ergaben und ich es dann wieder ganz großartig fand. Vielleicht wird's bei BW ja ähnlich.

Das steht dabei im Widerspruch zu den extrem gut geschriebenen Regeln. Also rein sprachlich. Sehr präzise, gut und flüssig lesbar, auf den Punkt kommend. Das rechne ich dem Spiel hoch an! Man merkt, dass der Autor sich gut überlegt hat, wie man das Spiel am besten präsentiert und so zugänglich wie möglich macht. Wo ich oben schon Cortex+ erwähnt habe, das ist so ziemlich das Gegenteil von z.B. Firefly RPG, das ich extrem schlecht geschrieben und präsentiert finde. BW erfüllt für mich den Anspruch, dass es versucht, die Textmenge zu reduzieren und möglichst wenig überflüssigen Text zu produzieren und das OBWOHL es teils Füllsätze hat, die die Regeln kommentieren oder einen Witz bringen, um den Text aufzulockern. Da muss ich eindeutig sagen, wenn man auf handwerklich gut geschriebene Regeln steht, ist BW auf jeden Fall einen Blick wert.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Praion am 8.01.2016 | 09:53
Charakterentwicklung in Fate auf mechanischer Ebene läuft primär darüber, dass dein Refresh erhöt wird, deine Skills besser werden oder du Aspekte änderst. Aspekte ändern hätte den größten Einfluss darauf, wie sich der Charakter im Spiel verhält, was mit dem Charakter passiert. Du musst jedoch nie deine Aspekte ändern wenn du nicht willst.
Das kann man jetzt relativ leicht hausregeln, gebe ich gerne zu. Alle 2 Sessions muss mindestens 1 Aspekt geändert werden. Fertig.

ABER!

Wenn du in einer Situation bist in der du eine schwierige Entscheidung aufgrund deiner Aspekte treffen musst hast du mechanisch klar den Vorteil, wenn du das machst was dein Aspekt sagt. Der Charakter wird sich immer gleich entscheiden wenn man es von der Kosten/Nutzen Seite betrachtet. Dich gegen deine Aspekte zu stellen wird bestraft weswegen Charaktere eher stagnieren.
BW belohnt dich wenn du deinen Beliefs folgst, wenn du das Ziel das dazu gehört erreichst oder wenn du mit ihnen brichst.
Belief folgen wird nur mit Fate belohnt während erreichen oder brechen mit Persona belohnt wird. Sprich das Spiel belohnt dich mehr wenn du eine Entscheidung triffst die deinen Charakter verändert.

Ansonsten verbesserst du deine Skills und Stats in Burning Wheel indem du sie anwendest (wie in Elder Scroll Spielen). Du hast jedoch kein Skill spamming da nur getestet wird wenn es interessant für die Beliefs ist und eine interessante Fehlerkonsequenz da ist (das ist eine Regel).
Du startest mit ein paar Traits aus der Charaktererschaffung, manche davon musst du nehmen andere sind freiwillig gekauft. Traits können mechanische Auswirkungen haben oder nur Fluff sein. Wenn deine Traits die Handlung in eine unerwartete Richtung lenken bekommst du Fate am Ende der Session. Neue Traits bekommst du nach jedem Story-Arc (etwa 6 bis 8 Sessions) und du bekommst sie von den anderen Spielern. Wenn du deinen Charakter super gütig und wohltätig gespielt hast bekommst du einen Trait dafür. Wenn du deinen Tratschtante Trait (den du vielleicht nehmen musstest) nie ausgespielt hast kann er dir gestrichen werden. Dadurch wird das Rollenspiel das du mit dem Charakter geleistet hast auf deinem Bogen festgehalten und das Spiel von allen reflektiert. Vielleicht hast du das was du gespielt hast gar nicht mit Absicht so gesehen aber für alle anderen war das klar. Das ganze läuft so, dass andere Spieler Traits für dich vorschlagen und dann abgestimmt wird ob das passt.

Beliefs und Instincts können jede Session geändert werden. Es kann gut passieren, dass ein Insitnct dazu führt, dass du einen passenden Trait dafür bekommst.

Das mit den sozialen Konflikten wurde hier schon mehrfach erwähnt: wie läuft das ab? Was macht es so außergewöhnlich gut?
Wie sieht die Charaktererschaffung aus? Was macht sie cool?


Die Regel für die sozialen Konflikte gibts kostenlos als preview PDF zum runterladen. (https://www.burningwheel.com/pdf/dow_95_108.pdf)
Ganz im groben funktioniert es so, dass beide Seiten am Anfang sagen was sie aus diesem Konflikt wollen. Das System wird nur benutzt, wenn beide etwas wollen das nicht 100% konträr ist und beide Seiten wirklich etwas wollen.
Wenn ich nur dich überzeugen will teste ich einen Skill gegen deinen Will (typischerweise eine recht schwere Probe)
Wenn ich A will und du NichtA dann testen wir einfach nur soziale Skills gegeneinander.
Wenn ich will "wir warten die Wintermonate ab und recherchieren alles was wir können über die Trolle und rüsten uns passend aus" und du "wir nehmen jetzt das Schiff in die Trollgebiete bevor es zu spät ist" dann gehen wir ins Duel of Wits.

Das geniale dabei ist jetzt nicht mal wie genau das Duel abläuft sondern was am Ende rauskommt. Solange du mich nicht besiegst ohne selber "Hitpoints" verloren zu haben steht mir ein Kompromiss zu. Wenn ich nur ein wenig erfolgreich war ein Kleiner wenn ich fast gewonnen hätte ein ziemlich großer.

Das könnte sein: "Okay wir nehmen dieses Schiff aber wir bestechen den Kapitän dass sie eine Woche wartet so das wir wenigstens etwas Ausrüstung bekommen und Bücher auf die Fahrt mitnehmen können" (mittlerer Kompromiss) oder "Okay wir nehmen jetzt das Schiff aber wenn wir das sind stürzen wir uns nicht gleich in Gefahr" (kleiner Kompromiss) oder "Sobald wir rausgefunden haben wie wir die Trolle am besten bekämpfen nehmen wir das erstbeste Schiff" (großer Kompromiss).
Es ist kein "Du hast gewonnen und alle machen genau was du willst" sondern man trifft sich fast immer irgendwo in der Mitte. Das ist
A: Besser für das Klima am Tisch und zwischen den Charakteren
B: Wesentlich mehr wie typische Argumente laufen. Am Ende trifft man sich immer irgendwo näher in der Mitte
C: Gut, da es ewiges Streiten der Charaktere/Spieler am Tisch weil man zu einer Lösung kommen kann umgeht
D: gut für die Story da die Lösung etwas ist womit vorher keiner gerechnet hat
 
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Hotzenplot am 8.01.2016 | 10:06
Ich hatte mir vor einiger Zeit mal Burning Wheel gekauft und zum Teil gelesen (also das GRW, nicht Magic Burner und so, ist aber auch schon lange her). Und ich war total begeistert, weil es, wie Praion sagt, wirklich tolle Ansätze zur Charaktererstellung, -Entwicklung und zum Spiel mit dem Charakter während einer Kampagne bietet.
Und bei letzterem liegt der Hase im Pfeffer: Für mich ist es ein Kampagnenspiel (so liest es sich zumindest) und natürlich auch aufgrund der Komplexität nichts für ein oneshot, deshalb steht es leider nur bei mir im Regal rum.

Jetzt hat mich der Praion natürlich wieder angefixt. Also Praion, wann und wo zocken wir BW?  ;D
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Achamanian am 8.01.2016 | 12:31
Jetzt ist mein Interesse daran auch wieder geweckt, so ein Mist!
Was Praion beschreibt, klingt tatsächlich sehr spannend, und die Gratis-Kurzfassung bei Drive-Thru erscheint mir auch sehr viel verständlicher als das Dreierpack der alten Regeln (das ich hatte und verkauft habe, weil ich beim ersteb Leseversuch irgendwie nur "Draußen Bleiben!"-Schilder gesehen habe).

Wahrscheinlich wäre es für mich insofern passender als Fate, als das mich da das Hantieren mit den vielen Aspekten (nicht nur der SC, sondern auch der NSC und der Situation) stört. Da scheint BW ja doch etwas überschaubarer zu sein, bzw. die Mechanik ist stärker auf die Persönlichkeit der SC fokussiert. Außerdem gefällt mir der von Praion beschriebene Ansatz, dass man auch und gerade für's Brechen mit seinen Beliefs belohnt wird - das ist ja der Punkt, an dem üblicherweise erst richtig Charakterdrama aufkommt, und Fate bietet das tatsächlich so nicht, sondern forciert eher das Spielen von Pulp-Helden, die sich und den Erwartungen treu bleiben.

Andererseits schwirrt mir bei der Lektüre der Erfahrungsregeln der Kopf, und ehrlich gesagt ist mir jedes Spiel, das eigene Regeln für "Mounted Combat" braucht, schon ein bisschen suspekt ...
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Praion am 8.01.2016 | 12:38
Mounted Combat Regeln sind für die da die da richtig tief reinsteigern wollen. Das ist so eines der sehr optionalen Regelgebiete.
Sonst? Linked Reiten-Probe um das Tier in die Schlacht zu lenken, fertig.
Alle Subsysteme in BW lassen sich durch einfache und gelinkte Proben ersetzen. Man kann mit den ersten 80 Seiten ohne Probleme für lange Zeit spielen. Würde ich sogar emfehlen. Subsysteme kann man dann nach und nach zuschalten.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Chan am 8.01.2016 | 12:57
Ich kann das nur unterschreiben, was praion sagt.
Der Kompromiss im Duel of wits ist sehr genial. Es treibt die Story voran und sorgt für einen Ausgang, der nicht vorgesehen war.
Ich hab das Spiel durch praion kennengelernt und schätzen gelernt. Es verändert die Wahrnehmung von Charakterzielen im Rollenspiel sehr.
Zum leiten gibt es einen schönen Ratgeber im Spiel. Ähnlich wie bei powered by the Apocalypse gibt es Aufgaben für Leiter und Spieler.
Es stimmt, dass das Spiel für Kampagnespiel ausgelegt ist und da auch am besten funktioniert.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: aikar am 8.01.2016 | 13:03
Ich schau mir gerade das Video an. Das System klang wirklich genial...bis er zum Kampf/Konflikt gekommen ist.
Ich fühl mich erschlagen.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Der Nârr am 8.01.2016 | 13:11
Ich habe jetzt schon öfter gelesen, dass man ja auch nur mit den 80 Seiten spielen kann.

Also ich sehe das so: Ich kann auch ganz ohne BW spielen ;).

Entweder sind also diese 80 Seiten schon so verdammt gut (überzeugt mich!), dass ich den Rest wirklich nicht brauche. Dann weiß ich nicht, wieso man nach den 80 Seiten nicht aufgehört hat. Der Kram ist ja wohl aus einem Grund im Regelwerk.

Oder es ist eben doch der Rest, der das Spiel erst so richtig gut macht.

Dass ich nämlich einfach die Lernkurve flacher halten kann, indem ich nicht gleich mit der vollen Breitseite einsteige, setze ich bei jedem Rollenspiel voraus - das macht BW nicht speziell. Da muss also mehr hinter stecken, als nur die Lernkurve angenehmer zu gestalten.

Was ich dem entnehme, ist, dass die Verzahnung zumindest gut gelungen ist, bzw. dass die Subsysteme für sich autark sind und ich daher ein Subsystem aktivieren kann, ohne dass das gleich Probleme macht, weil ich ein anderes Subsystem nicht aktiviert habe.

Zum Beispiel kann man in DSA4 auf Reichweiten-Regeln (Distanzklassen) im Kampf verzichten, dann verschiebt sich aber komplett das Balancing der Kampffertigkeiten und Waffen. So wie es beschrieben wird, würde ich davon ausgehen, dass es in BW nicht passieren kann – ich meinen Charakter also nur auf Basis der 80 Seiten gestalten kann und wenn der SL dann ein Subsystem aktiviert verändert sich mein Charakter nicht, sondern der ist immer noch genauso, wie ich ihn haben wollte und ihn mir vorstelle und nur weil das Subsystem aktiviert wurde, verändert sich nicht die Beziehung zu anderen Subsystemen?
Also wenn z.B. komplexe Kampfregeln aktiviert werden, sind auf Kampf fokussierte Charaktere nicht im Vorteil, weil jeder immer noch genauso gut oder brauchbar im Kampf ist. Man widmet dem nun nur mehr Aufmerksamkeit?
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Praion am 8.01.2016 | 13:19
Eine Sache die nicht ganz so autark ist; detaillierter Kampf braucht die Regeln für Schaden und Wunden (Heil Regeln muss man dann nciht zwingend nachschalten).

Einsetzen der Subsysteme macht Spezialisten darin schon besser einfach weil öfter gewürfelt wird und dadurch Varianz mehr rausgenommen wird. Das sollte verständlich sein.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Evil Knivel am 8.01.2016 | 16:02
Zum Skillsystem
Burning Wheel besitzt ein recht einfaches Skillsystem mit Würfelpool - "Würfele 3 Erfolge mit 5 Würfeln" usw.
Nun sind ja Skillsysteme meist recht einfach aber langweilig. Wo man bei einem Talentsystem tolle Talente wie "Rundumschlag" bekommt, sich aber dafür auch merken muss, unter welcher Bedingung das Talent welchen Bonus auf welche Fähigkeiten gibt, sind die Steigerungen von ein paar Skills um einen Punkt doch eher dröge, aber ein Blick auf den Charakterbogen genügt, um zu sehen, was man würfeln muss.
Burning Wheel hat genau diese Einfachheit des Skillsystems, ist aber trotzdem nicht langweilig zu spielen. Das kommt natürlich von den Beliefs etc., die dafür sorgen, dass es bei jedem Wurf auf etwas ankommt, was dem Charakter (und damit dem Spieler) wichtig ist.

Bei D&D habe ich oft in etwa so über meinen Charakter gedacht: "Ich bin ein cooler Kämpfer, der fast immer trifft und unter den richtigen Bedingungen kann ich meinen Rundumschlag mit Talent X kombinieren und kriege +y auf den Schaden und auf der nächsten Stufe kann ich eine geile Kombo zünden, die das nochmal verdoppelt."
Bei BW denke ich so über meinen Charakter: "Ich bin der Bastard eines Adligen, arbeite im Dorf als Bader und irgendwie bin ich unter die Revolutionäre geraten und habe auf dem Dorfplatz den Galgen angezündet. Aus dem Gefängnis befreit, habe ich es geschafft, die Kirche in die Luft zu jagen und trotzdem als Wohltäter angesehen zu werden - weil ich eine Sprengladung umgeleitet habe, die für eine Menschenmenge gedacht war."

Mein Charakter in BW hat nach wenigen Sitzungen so eine interessante Geschichte hinter sich, dass ich ihn nie über seine mechanischen Werte definieren würde - obwohl ich daran interessiert bin, diese zu steigern, um coole Aktionen erfolgreich zu Ende zu bringen. Die Regeln sind einfach genug, um die Charaktere und die Story in den Vordergrund treten zu lassen.
Und die Hubs & Spokes (Basisregeln) sind dafür tatsächlich ausreichend. Ich könnte nicht behaupten, dass BW irgendwie unbalanced ist, aber wem Balancing wichtig ist, der sucht nach einem anderen Spielstil. Ich kann taktischem Miniaturenkampf auf der Battlemap auch was abgewinnen, aber das ist nicht, was man bei BW findet.

Zu den Subsystemen:
Die komplexeren Subsysteme für Battle of Wits und Kampf sind komplexere Versionen von dem, was man in Mouse Guard und Torchbearer findet. Wer es nicht kennt: Man wählt gleichzeitig seine Aktionen und die Wirkung hängt von dem ab, was der Gegner tut: Wenn beide angreifen, würfeln beide Schaden, der ungehindert durchgeht. Wenn einer verteidigt, wird sein Verteidigungswurf vom Angriffswurf des anderen abgezogen, dafür hat er selbst keinen Angriff, etc.
Dazu kommt noch ein Element von Stein-Schere-Papier: Wenn ich eine Finte mache, ist die Verteidigung des Gegners zwecklos, da er auf meine Anttäuschung reinfällt, und der Schaden geht trotz Verteidigung voll durch. Wenn er aber angreift, ist meine Finte ein verschwendeter Zug. Für die Finte brauche ich also eine Vorstellung davon, was der Gegner tut.
Gewürfelt wird dabei genauso wie bei einfachen Proben. Die Subsysteme beschreiben nur, wie die Proben miteinander agieren, so dass man sich nicht einfach immer nur mit Draufhauen abwechselt. Aber für den Anfang kann man problemlos auch so spielen, dass man sich mit Draufhauen abwechselt - viele Rollenspiele kennen ja gar nichts anderes...
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Zarkov am 8.01.2016 | 16:50
Zu den Subsystemen sollte man noch sagen, daß einige davon in fast jedem Spiel sehr häufig zum Einsatz kommen, andere nur in besonders dramatischen Situationen, wieder andere vielleicht nie.

Andauernd braucht man z.B. die Regeln für Circles, mit denen Spieler nahezu beliebige NPCs ins Spiel bringen können, je nach ihrem Hintergrund. Den Bandenchef der Straßenräuber, die einem gerade das wichtige Ding geklaut haben; einen Wundarzt, wenn man einen Pfeil im Buckel hat; eine Wache, die bestechlich ist … Immer wenn Spieler einen NPC brauchen, Circles. Das kommt in jeder Sitzung mehrfach vor. Oder Resources, wenn man etwas Wichtiges mit Geld beschaffen möchte.

Relativ selten kommen z.B. die ausgewachsenen Kampfsysteme zum Einsatz. Die sind schon ein bißchen raumgreifend und werden nur dann herausgeholt, wenn es wirklich dramatisch wird und um etwas sehr Wichtiges geht. Wer wirklich nicht will, kann, wie gesagt, diese Subsysteme durch einfache Fertigkeitsproben ersetzen – es gibt ja eigens dafür kleine Abschnitte zwei Mini-Fight-Ersatzsystemen, die man auch für weniger dramatische Kämpfe gegen unwichtige Mooks verwenden kann.

Und dann gibt es Subsysteme, die habe ich noch nie benutzt. Magie etwa war noch nie wichtig, weil noch nie jemand an einem entsprechenden Spiel Interesse hatte. Reiterkämpfe braucht man auch nur zum Ritterspielen oder so; dann sind sie aber ein sehr wichtiger Teil des Spiels.

Kurz, man kann natürlich nur mit den Grundregeln spielen und auf alle Subsysteme verzichten. Aber die Subsysteme machen Spaß – mir jedenfalls – und sorgen mit für dramatische Höhepunkte. Und sie bieten den Spielern sehr mächtige Werkzeuge, um ihre Ziele zu verfolgen.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Chruschtschow am 8.01.2016 | 17:13
Offensichtlich ist das Konfliktsystem das gleiche wie in TB. Ich habe mit diesem Kampfsystem a la Schere-Stein-Papier irgendwie noch ein Problem. Das fühlt sich so losgelöst von der Handlung an. Sehr drauf gesetzt. Bei meinen Spielrunden fühlte sich das ein bisschen wie ein Fremdkörper an. Erklärung, welches die Ziele sind? Disposition? Toll. Die Resolution am Ende des Konflikts? Super. Passte jedes Mal toll rein. Aber die eigentlichen Konfliktregeln fand ich sehr gewöhnungsbedürftig.

Das war einer der Punkte, mit dem die Spieler ein Problem hatten. (Das andere waren die Checks für die Campphase, aber das ist eher TB-spezifisch.)
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Praion am 8.01.2016 | 17:16
Das Kampfsystem ist wesentlich ausgefeilter als das bei TB. Auch das soziale System. Zwar hast du Schere Stein Papier Elemente aber er ist komplexer als das - mit Sachen die z.B. komplett neben anderen Interaktionen stehen.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Infernal Teddy am 8.01.2016 | 17:19
Gibt es außer Burkina Empire denn SFR Umsetzungen?
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Evil Knivel am 8.01.2016 | 17:45
Gibt es außer Burkina Empire denn SFR Umsetzungen?

Für SF ist wohl Burning Empires die erste Wahl. Ein anderer, eher leichtgewichtiger SF-Ableger, über den ich so gar nichts sagen kann, ist Free Market.

Für Burning Wheel selbst gibt es einige Settings, darunter auch Jihad: Burning Sands für Space-Opera, bzw. "Dune".


Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Chruschtschow am 8.01.2016 | 17:49
@Praion:
Das Problem war weniger die Komplexität als der starke Regeleingriff. Ich wähle Angriff nicht, weil es in der Fiktion sinnvoll ist, sondern weil von der Opposition bestimmte andere Aktionen aufgrund ihrer Aktionsboni und Zugreihenfolge Sinn machen. Es fühlt sich sehr nach Brettspiel im Rollenspiel an. Ich glaube nicht, dass mehr Komplexität auf der Regelseite da hilft. Eher im Gegenteil. Zugegebenermaßen waren das aber auch vor allem Spieler am Tisch, die auch gerne sehr regelleichte und regeloffene Systeme wie eben Fate spielen.

Das empfand ich beim Spiel und auch beim Schmökern im BW-Regelwerk als das größte Manko. Es gibt öfters mal eine Situation bei der die Regeln sagen: "So ist das jetzt!" obwohl gefühlt und im Sinn der Fiktion für Spieler auch andere Wege da sind. Das kann man mögen, weil es eben bestimmte Konflikte und Probleme eröffnet, die sonst nicht auftauchen, die das Spiel auch bereichern. Aber man kann das auch als lästigen Eingriff in die Fiktion empfinden. "Warum muss das jetzt so passieren? Das ginge doch auch anders!" Das hängt ein bisschen davon ab, welche Gestaltungsfreiheit die Gruppe da haben möchte.

Nicht falsch verstehen: ich finde TB toll und BW zumindest sehr reizvoll. Aber ich glaube, das ist - neben dem sehr engmaschigen Regelsystem - ein bisschen der Scheidestein, der entscheidet, ob man es mag oder nicht.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Zarkov am 8.01.2016 | 18:02
Für SF ist wohl Burning Empires die erste Wahl. Ein anderer, eher leichtgewichtiger SF-Ableger, über den ich so gar nichts sagen kann, ist Free Market.

Für Burning Wheel selbst gibt es einige Settings, darunter auch Jihad: Burning Sands für Space-Opera, bzw. "Dune".

Es sollte mal einen postapokalyptischen Ableger namens Under a Serpent Sun geben, der jedoch wieder beiseitegelegt wurde. Aber das PDF zu Burning Sands kann man kostenlos hier herunterladen. (https://www.burningwheel.com/wiki/images/Jihad.pdf) Das war der Vorläufer von Burning Empires.

Free Market ist ein ganz eigenes System, wenn ich das richtig sehe.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Praion am 8.01.2016 | 19:00
Burning Empires ist übrigens nochmal ein wenig regel-heftiger als BW.

Und wie verhält sich das mit den Beliefs usw. zu dem größeren Hintergrund. Also z.B. in DSA haben auch viele Charaktere sehr konkrete Ansichten, für die sie eintreten, z.B. einen Ehrenkodex, eine Loyalität gegenüber einem Herren (Gott, Kirche, Fürst usw.) und Traits wie "abergläubisch" oder "jähzornig" oder "mutig", die sich auch verändern können. Was macht Burning Wheel da konkret anders als klassische Konzepte?

Prinzipentreue oder ähnliches in DSA ist mehr da um dich einzuschränken oder um dir zu erlauben Vorteile zu kaufen. Wenn du dich nicht dran hälst wirst du bestraft (mit Abzügen zu Proben) und mehr nicht. Kanst du vielleicht irgendwann wegkaufen wenn du willst...
Wie oft das eigentlich relevant wird im Spiel hängt nicht allein von dir ab.

Wenn ein BW Charakter einen Belief hat darüber wie Ehrenhaft sie ist dann kann das im Spiel genutzt werden.
"Die Ehre ist das was uns Adlige hervorhebt - Prinz Gernmut hat dies vergessen und seine Eskapaden müssen gestopt werden" wäre ein Burning Wheel Belief. Danach kannst du im Spiel handeln. Er schiebt das Spiel vorwärts.
Gleichzeitig ist es deine Aufgabe als SL diesen Belief herauszufordern also den Spieler in Situationen zu bringen wo es entweder schwer ist dem Belief zu folgen oder sich die Frage stellt ob dieser Belief überhaupt richtig ist.

Gerade auch bei Geweihten ist das schön finde ich. Es ist was anderes Güte und Gastlichkeit bei deinem Traviageweihten stehen zu haben als "Travia will für uns alle ein Haus über dem Kopf, daher brauch diese Stadt ein Waisenhaus (das ich errichten werde)". Solche Charakterelemente sind wesentlich besser zu spielen wenn sie auch eine konkrete Aktion dazu haben. Es ist was anderes einfach zu behaupten man wäre X als zu sagen man ist X und deshalb wird man Y tun".

Alternativ könntest du sowas als ein Instinkt schreiben. Wenn du dem dann folgst und es dich in Probleme bringt bekommst du Fate am Ende der Session. Du kannst das allerdings auch lassen und dann passiert - nichts.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Viral am 8.01.2016 | 19:02
mich würde es ja echt interessieren ... aber ein 1000 Seiten Foliant ... ne das ist dann doch zuviel ;)
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Praion am 8.01.2016 | 19:23
600 Seiten

-100 Seiten mit Skill (BW hat Beispielschwierigkeiten für alle Skills!) und Trait Beschreibungen
-20 Seiten Index

200 Seiten etwa Charaktererschaffung (davon sind etwa 30 Seiten die Regeln wie man einen Charakter erschafft, der Rest sind die Lifepaths für Zwerge, Menschen, Elfen und Orks)

Bleiben etwa 300 Seiten Regeltext, davon sind 80 die Core-Regeln
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Viral am 8.01.2016 | 19:38
Ist mir immernoch zuviel. Vor 5 oder 6 Jahren hätte ich mich da voll reingesteigert. Jetzt fehlt die Zeit. Da sind Spiele wie Symbaroum oder Shadow of the Demon Lord für mich besser geeignet (jeweils unter 300 Seiten).
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 8.01.2016 | 19:57
in BW Charakter einen Belief hat darüber wie Ehrenhaft sie ist dann kann das im Spiel genutzt werden.
"Die Ehre ist das was uns Adlige hervorhebt - Prinz Gernmut hat dies vergessen und seine Eskapaden müssen gestopt werden" wäre ein Burning Wheel Belief. Danach kannst du im Spiel handeln. Er schiebt das Spiel vorwärts.
Gleichzeitig ist es deine Aufgabe als SL diesen Belief herauszufordern also den Spieler in Situationen zu bringen wo es entweder schwer ist dem Belief zu folgen oder sich die Frage stellt ob dieser Belief überhaupt richtig ist.

Es hindert dich niemand daran, das auch genauso bei DSA zu nutzen.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 8.01.2016 | 20:08
Es hindert dich niemand daran, das auch genauso bei DSA zu nutzen.

Der Unterschied ist hier aber gravierend: ja, man kann das bei DSA nutzen, aber nativ unterstützt das DSA System so etwas nun gar nicht.
Burning Wheel gibt den Beliefs Zähne. Ja, es gibt auch andere Spiele, die das tun, aber Burning Wheel unterstützt emergentes Spiel im Gegensatz zum Abenteuer runterwürfeln. Darin gleicht es einigen Indie-Spielen wie PtbA oder Fate. Burning Wheel wartet aber mit perfekt ineinander greifenden, funktionierenden Regeln auf. Es ist sehr crunchig, der Crunch ist aber modular und damit optional angeordnet. Anders als ganzheitliche Systeme, bei denen was kaputt geht wenn man z.B. das Kampfsystem wie vorgegeben nutzt. Dazu kommt bei BW noch eine mächtige Learning-by-Doing Engine und ein ziemliches cooles System für Ressourcen und Freunde & Bekannte.

Aber ja, es ist kein Regelleichtgewicht - dafür funktioniert es besser als manche Regelschwergewichte auf dem Markt.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Zarkov am 8.01.2016 | 22:46
Solche Sachen wie Beliefs woanders dranzuschrauben hat, glaube ich, fast jeder mal versucht, der frisch von Burning Wheel begeistert war. Ich selbst habe das recht schnell wieder sein lassen. Das interessante Spielerlebnis entsteht tatsächlich durch die sinnvolle Verschränkung mit den ganzen anderen Regeln und Subsystemen. Beliefs sind ja nur Flags (explizite Flags, nicht dieser halbgare „Wir benutzen einfach alle Skills als Flags!“-Mist). Erst die Verteilung von Rechten und Aufgaben und die Verzahnung von Beliefs, Artha, Würfelentscheiden mit vorher festgelegten Konsequenzen, Erzählrechten, Skill-Steigerungsregeln und Konfliktsystemen macht die Sache für alle Beteiligten interessant.

Wer einen allmächtigen Spielleiter will, vielleicht mit einem ausgetüftelten Plot, für den ist das natürlich ziemlich nutzlos. Ebenso, wer nur ein Skill- und ein Kampsystem braucht und sonst lieber alles selber regelt.

Aber wer ein Spiel mit soliden Konflikten und dramatischen Wendungen will, in dem die Spieler das Spiel vorantreiben, statt wo hinterherzulaufen, für den ist das Gold. Und, wie gesagt, für mich ganz wichtig: Es ist ein Spiel, in dem der Spielleiter selbst tüchtig mitholzen und mitfiebern kann, eben weil auch Regeln und Beschränkungen für ihn gelten.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Chiarina am 8.01.2016 | 23:54
Hört sich wirklich interessant an, was ihr hier so schreibt... aber die Konkurrenz ist groß. Zulegen werde ich mir das nur, wenn ich den Eindruck habe, dass ich das auch irgendwie hin und wieder live erleben kann. Dazu noch drei Fragen:
Zunächst die Frage, die sich heute jedes Regelschwergewicht gefallen lassen muss: Was passiert, wenn der Spielleiter zwar Feuer und Flamme ist, tausend Seiten durchgeackert hat und sich sonst was für Gedanken gemacht hat, die Spieler aber nicht ganz so große Lust haben, sich in die Materie hineinzustürzen und eher so ein bisschen good, clean fun haben wollen? Konkret: Müssen sich alle superauskennen, oder ist es leicht möglich mit entsprechenden Spielleiterhilfen schon relativ schnell die besondere Qualität zu erleben und für die Feinheiten dann eben nach und nach hineinzuwachsen? Wie schwierig ist das Spiel zu erklären?
Dann: Ich will das Spiel erleben, bevor ich es mir zulege. Gibt es Cons, wo das läuft? `Ne deutsche Community? Hat nicht jemand Lust, das auf dem Tanelorn-Sommertreffen 2016 anzubieten? Ich wäre dabei.
Zuguterletzt: Burning Wheel scheint settingunabhängig zu sein. Das finde ich nicht verkehrt. Allerdings enthält der Characterburner Regeln zur Erschaffung von Menschen, Zwergen, Elfen und Orks. Hört sich dann doch ziemlich nach EDO an. Auch das ist noch kein Ausschlusskriterium für mich. Der englischsprachige Wikipedia-Artikel spricht dann allerdings von 3 Settings: Postapokalypse, sowas wie Dune und ein historisches Japansetting. Äh... wie ist das zu verstehen?
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Praion am 9.01.2016 | 11:16
1. Es kann auch mit Spielern funktionieren die nicht voll im System stehen. Adam Koebels Roll20 Game zeigt das recht gut (https://www.youtube.com/playlist?list=PLTj75n3v9eTle4ja3M_9nHDn2ji08Jaw4). Der/Die SL muss dann allerdings wissen was er/sie tut. Es funktioniert damit, so richtig singen wird es aber erst wenn die Spieler auch anfangen die Regeln für sich (aus)zunutzen. Zumindest aus meiner Sicht.

3. Das bezieht sich auf die Varianten Under the Serpent Sun und Blossoms are falling.
Das normale System eignet sich für Mittelerde, normale Fantasy oder normal historisches Rollenspiel.

Es macht sich auch für Aventurien recht gut.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Chiarina am 9.01.2016 | 15:05
Zitat von: Praion
Es kann auch mit Spielern funktionieren die nicht voll im System stehen. Adam Koebels Roll20 Game zeigt das recht gut.

Tja. Der angegebene Link führt zu 50 (!) Videos. Durchschnittslänge ist ca. 60 Minuten, geschätzte Gesamtspieldauer also ca. 50 Stunden. Das erste Video heißt "Character sheet overview" und dauert 65 Minuten. Ich habe jetzt eine knappe Viertelstunde davon gesehen. Nach 5:45 heißt es: "So let´s take a look at the character." Dann beginnt Adam am Computer ein Character Worksheet auszufüllen und erzählt gute 3 Minuten lang Dinge, die hier auch schon im Strang zu finden sind. So ungefähr ab 8:30 wird´s allmählich interessant. Der Informationsfluss ist aber sehr langsam, die Vermittlung sehr bedächtig und gründlich. Insgesamt betrachtet hat das einen ähnlichen Abschreckungscharakter wie 1000 Seiten Regeln... ich denke, in der Zeit, in der ich diese ganzen Videos anschaue, könnte ich den Schinken auch gelesen haben. Trotzdem vielen Dank, ich weiß Enthusiasmus zu schätzen. Und wenn es irgendwo angeboten wird, werde ich es mir sicherlich auch mal ansehen bzw. versuchen mitzuspielen. Allerdings beginne ich gerade zu verstehen, wie hier ein Charakter entsteht und frage mich, ob es überhaupt möglich ist, für Burning Wheel eine kleine Einführungsrunde zu erleben. Die besondere Qualität des Spiels scheint jedenfalls mit der Charaktererschaffung zu beginnen... und die funktioniert offenbar nur, wenn man sich etliche Lifepaths angesehen hat... so gut das Spiel auch sein mag, das scheint mir doch alles sehr, sehr aufwändig zu sein.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 9.01.2016 | 16:09
Die besondere Qualität des Spiels scheint jedenfalls mit der Charaktererschaffung zu beginnen... und die funktioniert offenbar nur, wenn man sich etliche Lifepaths angesehen hat... so gut das Spiel auch sein mag, das scheint mir doch alles sehr, sehr aufwändig zu sein.

Ich glaube nicht, dass man etliche Lifepaths angesehen haben muss. Man braucht eigentlich nur eine solide Charakteridee im Sinne von: woher komme ich, wohin gehe ich. Dann hangelt man sich an den Lifepaths entlang. Gelesen haben muss man sie nicht in der Tiefe, wenn man weiß was der Charakter sein soll. Die Pfade erlauben es ja, fast alles an Werdegängen abzubilden.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Chiarina am 9.01.2016 | 16:13
Kann schon sein. Noch ist der Link geöffnet. Ich höre Adam einfach noch ein bisschen weiter zu.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Achamanian am 9.01.2016 | 16:34
Uff, dieses Video fand ich jetzt auch eher abschreckend. Seitenweise Regel-Übersichtsblätter und ein SL, der die ganze Zeit erklärt, dass es schon ein ziemlich kompliziertes Spiel ist, dass man sich mit Roll20 aber leichter machen könne. Wenn ein Spiel tatsächlich tendenziell Computer- (oder auch nur Taschenrechner-)Unterstützung braucht, um flott zu laufen, dann hat es sich für mich persönlich doch eher erledigt.
Wobei die Ansätze des Systems schon toll klingen. Aber so etwas Aufwändiges werde ich wohl doch nie spielen ...
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Zarkov am 9.01.2016 | 17:02
Also, ne kleine Probierrunde am Sommertreffen biete ich gerne an.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Chiarina am 9.01.2016 | 17:05
Das is´n Wort!
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Achamanian am 9.01.2016 | 17:06
Da wär ich auch dabei, falls ich es zum Sommertreffen schaffe!
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Chiarina am 9.01.2016 | 17:50
O.K.... hab das erste Video ganz angesehen. Adams Schlussworte: "I hope that you´re presumably interested, maybe a little intimidated..." Äh... ja, kommt hin.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Evil Knivel am 9.01.2016 | 19:14
Also Leuten über Stunden bei der Charaktererschaffung zuzuhören finde ich immer total langweilig, auch wenn es nicht Burning Wheel ist. Aber das hier fand ich einen echt guten Tipp:

Achja, Adam Koebel (von Dungeon World) darüber warum BW absolut genial ist: https://www.youtube.com/watch?v=E79DDGdX62I

Darüber bin ich dann auch auf dieses Zitat von Luke Crane (http://www.seannittner.com/narrative-control-episode-80-conversations-in-design/) gestoßen: “If you find a place in Burning Wheel where you’re fighting with the game…you’re playing it wrong.”

Das Einmalige an Burning Wheel ist, dass es viel von dem, was am Spieltisch passiert, aber üblicherweise nicht in den Regeln auftaucht, mit ins System reinpackt. ("Make the system shoulder the work.") Das ist ungewohnt, aber Burning Wheel ist ein Maschinchen, das total rund läuft, wenn man es mal richtig angeworfen hat.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Chiarina am 10.01.2016 | 11:38
Ahja, danke für die Erinnerung, Evil Knivel.
Ich habe inzwischen auch die Slightshow angeschaut, die Praion hier verlinkt hat und das ist schon eher eine Systemvorstellung, wie ich sie mir vorstelle.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Achamanian am 10.01.2016 | 13:05
Also, ich habe inzwsichen Hub & Spokes mal quergelesen. So richtig sehe ich noch nicht, was mir das Grundsystem bietet außer einer recht herkömmlichen Poolmechanik und einem komplexen Gummipunktsystem, das aber im Prinzip nicht so viel anders zu machen scheint als die meisten anderen Systeme dieser Art, soweit ich das jetzt überblicke - die Gruppe kann darüber "gutes Rollenspiel" und coole Aktionen unterstützen, die Punkte können dann wiederum eingesetzt werden, um sich Sachen zu erleichtern. Ein kleines Manko gegenüber Fate, Ubiquity und was es da noch so gibt scheint mir in Sachen Gummipunkte zu sein, dass die grundsätzlich (wenn auch von der ganzen Gruppe und nicht nur der SL) als Belohnung verliehen werden. Bei vielen anderen Spielen kann man sich die ja durchaus auch öfters einfach "nehmen" (so, Leute, ich berufe mich jetzt mal auf meine Schwäche ...).

Klingt jetzt negativer, als es gemeint ist, weil das schon nach einer soliden Basis aussieht. Aber es macht auf mich den Eindruck, dass die besonderen Features von BW in den erweiterten Regeln stecken müssen; entweder dass, oder sie sind so gut in den Basismechanismen versteckt, dass man es beim Lesen gar nicht merkt.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Praion am 10.01.2016 | 13:53
Beliefs, Advancement und Artha treiben das Spiel wesentlich mehr als man es auf den ersten Blick sieht. Vor allem wenn Spieler Beliefs in unterschiedliche Richtungen gehen (wodurch es für Spieler leichter wird die gegenseitig herauszufordern).
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Der Nârr am 10.01.2016 | 13:54
Wird es dadurch nicht schwer, in der Gruppe gemeinsame Ziele zu verfolgen?

Ich stell mir gerade eine Spielgruppe vor, wo man sich nur noch mit den Konflikten in der Heldengruppe beschäftigt und nicht mehr mit der Spielwelt.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Chruschtschow am 10.01.2016 | 14:37
Die Ziele selbst beziehen ja oft die Spielwelt ein.

Und du kannst so etwas natürlich nicht mit Spielern spielen, die ihre Mitspieler (nicht deren SC, die Spieler selbst) gerne in die Pfanne hauen. Das gleiche "Problem" hast du zum Beispiel bei Fate genauso: es fällt schneller auf, wenn Mitspieler Idioten sind.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Der Nârr am 10.01.2016 | 14:44
Müssen ja nicht Idioten sein, es sind hier ja die Spielregeln, die die Spieler zu einem bestimmten Spielstil anleiten. Oder doch nicht oder wie oder was jetzt?

Also gerade in DSA kann man doch sehr schnell Charaktere in einer Gruppe mit widerstreitenden "Beliefs" haben. Das sind dann der Streuner, der ehrenvolle Krieger, der Travia-Geweihte usw. Sowas sind ja keine untypischen Spielrunden und das provoziert schon in normalem DSA zum Teil nervige Situationen ("ich will unseren Plan jetzt aber zunichte machen und ganz ehrenhaft aufhören zu schleichen" etc.). Müsste das in BW nicht aufgrund der Spielmechanismen noch viel extremer werden?

Oder können "gute Spieler" (TM) die Beliefs doch geschickt umgehen, dass man ganz normal miteinander spielen kann?
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Achamanian am 10.01.2016 | 15:54
Dazu:
Lässt sich sagen, ob BW eher geeignet ist für den klassischen Ansatz "Die SC verfolgen als feste Gruppe gemeinsam ein Ziel, das Priorität vor allem anderen hat" oder eher geeignet für "Die SC sind in enger Verbindung miteinander stehende Personen, die zwar gemeinsame Ziele verfolgen, welche aber nicht ihre jeweils persönliche Priorität sein müssen. Insofern kann es auch zu ernsten Konflikten zwischen ihnen kommen."?
In meiner Erfahrung ist das einer der wichtigsten Unterschiede für's Spielgefühl. Letzteres ist um einiges fordernder.

Andere Frage, die mich interessieren würde:
Ich erinnere mich an eine ausführliche Kampfbeschreibung aus Torchbearer, wo der Clou anscheinend ist, dass die Gruppe sehr stark als Einheit mit einer Art kollektiven Hit-Points-Pool agiert und Konsequenzen für einzelne SC erst im Nachhinein festgestellt/ausgehandelt werden. Klang komplex, aber auch interessant. Funktioniert das in BW ähnlich? Agiert eine Konfliktpartei auch wertetechnisch als Gruppe? Oder agiert jeder SC/NSC ganz klassisch für sich?
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Praion am 10.01.2016 | 16:28
Dazu:
Lässt sich sagen, ob BW eher geeignet ist für den klassischen Ansatz "Die SC verfolgen als feste Gruppe gemeinsam ein Ziel, das Priorität vor allem anderen hat" oder eher geeignet für "Die SC sind in enger Verbindung miteinander stehende Personen, die zwar gemeinsame Ziele verfolgen, welche aber nicht ihre jeweils persönliche Priorität sein müssen. Insofern kann es auch zu ernsten Konflikten zwischen ihnen kommen."?
In meiner Erfahrung ist das einer der wichtigsten Unterschiede für's Spielgefühl. Letzteres ist um einiges fordernder.

Eher Option B. A ist möglich aber da beide Spieler belohnt werden wenn sie gegenseitig ihre Beliefs herausfordern kommt das mehr vor. Das heißt aber nicht, dass du gleich in heftiges PvP kommst.

Andere Frage, die mich interessieren würde:
Ich erinnere mich an eine ausführliche Kampfbeschreibung aus Torchbearer, wo der Clou anscheinend ist, dass die Gruppe sehr stark als Einheit mit einer Art kollektiven Hit-Points-Pool agiert und Konsequenzen für einzelne SC erst im Nachhinein festgestellt/ausgehandelt werden. Klang komplex, aber auch interessant. Funktioniert das in BW ähnlich? Agiert eine Konfliktpartei auch wertetechnisch als Gruppe? Oder agiert jeder SC/NSC ganz klassisch für sich?

Das hast du nur im Duel of Wits/Sozialen Konflikten. In Kämpfen ist jeder für sich und du bekommst auch direkt Wunden und Treffer - das ist wesentlich weniger abstrakt als in TB.
Wenn du natürlich einfache vergleichende Proben machst, dann ist jeder daran gebunden der sich um Wurf beteiligt. Jedoch werden die Konsequenzen für Erfolg/Misserfolg vorher entschieden so das jeder weiß auf was man sich da einlässt.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Zarkov am 10.01.2016 | 17:04
Eher Option B. A ist möglich aber da beide Spieler belohnt werden wenn sie gegenseitig ihre Beliefs herausfordern kommt das mehr vor. Das heißt aber nicht, dass du gleich in heftiges PvP kommst.

An der Stelle wird das Duel of Wits ziemlich wichtig; damit kann man Konflikte konstruktiv ausboxen und Kompromisse erzielen oder das Spiel in neue Richtungen lenken, ohne das alles auseinanderfliegt oder sich heillos zerfasert. Konflikte zwischen den Charakteren können das Spiel enorm bereichern. Da hängt aber wirklich alles von den Beliefs und Instincts ab, mit denen die Spieler die Richtung vorgeben (und von denen natürlich auch erwartet wird, daß sie gegenseitig angespielt werden).
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Achamanian am 10.01.2016 | 17:17
Seufz. Jetzt habe ich es mir doch bestellt. Wahrscheinlich mehr als Neugier, als um es irgendwann zu spielen. Dabei hatte ich sogar schon die vorangegangene Edition und habe sie verkauft, weil ich beim Lesen einfach nicht reingekommen bin.

Mal sehen, wie es nun läuft, wo ich besser auf das vorbereitet bin, was mich erwartet!
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Chruschtschow am 10.01.2016 | 17:43
Beim Lesen von TB (und Stöbern in BW) hatte / habe ich den gleichen Eindruck. Wie soll das gehen? Warum ist das so? Ein generelles Häääääh?!? Es wird klarer in der Anwendung.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 10.01.2016 | 20:36
Seufz. Jetzt habe ich es mir doch bestellt. Wahrscheinlich mehr als Neugier, als um es irgendwann zu spielen. Dabei hatte ich sogar schon die vorangegangene Edition und habe sie verkauft, weil ich beim Lesen einfach nicht reingekommen bin.

Been there, done that :D Und jetzt habe ich auch BW Gold im Schrank. Aber mir hat eine Spielrunde 2014 mehr geholfen das Spiel zu verstehen als jedes Regelstudium.
Die Lernkurve ist meiner Meinung nach noch steiler als bei Fate - und da muss man ja auch gehörig umdenken bevor das System funktioniert.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Chruschtschow am 10.01.2016 | 20:56
Müssen ja nicht Idioten sein, es sind hier ja die Spielregeln, die die Spieler zu einem bestimmten Spielstil anleiten. Oder doch nicht oder wie oder was jetzt?

Also gerade in DSA kann man doch sehr schnell Charaktere in einer Gruppe mit widerstreitenden "Beliefs" haben. Das sind dann der Streuner, der ehrenvolle Krieger, der Travia-Geweihte usw. Sowas sind ja keine untypischen Spielrunden und das provoziert schon in normalem DSA zum Teil nervige Situationen ("ich will unseren Plan jetzt aber zunichte machen und ganz ehrenhaft aufhören zu schleichen" etc.). Müsste das in BW nicht aufgrund der Spielmechanismen noch viel extremer werden?

Oder können "gute Spieler" (TM) die Beliefs doch geschickt umgehen, dass man ganz normal miteinander spielen kann?

Ja, nein, jein.

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Zum anderen hat die Konfliktresolution von BW ein System, das sehr stark mit Kompromissen arbeitet. Normalerweise bekommt keine Seite alles, was sie haben möchte. Dazu müsste sie die Opposition schon übelst abledern. Jede Seite muss ein bisschen was zusteuern und damit dann weiterspielen. Je nach Ergebnis schwingt dabei das Pendel mehr in die eine Richtung oder mehr in die andere. Aber wird anhand der Ziel, die zu Beginn eines Konflikts formuliert wurden, nach dem Konflikt ein Ergebnis formuliert. Daran hat man sich dann auch bitte zu halten.

(Wobei auch das eine Sache sein kann, die manch einem - mit Sicherheit jedem "Mein Charakter ist halt so"-Spieler - sauer aufstoßen könnte, denn der Kompromiss greift damit in das weitere Verhalten des SC ein.)
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Zarkov am 10.01.2016 | 21:10
Beim Lesen von TB (und Stöbern in BW) hatte / habe ich den gleichen Eindruck. Wie soll das gehen? Warum ist das so? Ein generelles Häääääh?!? Es wird klarer in der Anwendung.

Das ist tatsächlich der größte Macken an Burning Wheel. Selbst das aktuelle Regelwerk müßte neuen Spielern einfach noch viel deutlicher sagen, wie das tatsächliche Spiel abläuft und warum gerade so. Wenn die Grundprinzipien erst mal drin sind, schaut man ins Buch und denkt sich „ah ja, steht ja alles glasklar drin“, aber ohne Vorwissen oder erfahrene Mitspieler steht man leicht vor der Wand.

Das ist auch ein Grund, warum ich Mouse Guard so großartig finde – das ist nicht nur Burning Wheel auf das absolut Wesentliche konzentriert, es wird tatsächlich alles erklärt. Gerade auch für Leute, die noch nie was mit Rollenspielen zu tun hatten. Bei Mouse Guard gehen einem wirklich die Lichter auf. Die Flutlichter.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Chiarina am 10.01.2016 | 21:23
O.K., das ist ganz interessant, worüber hier diskutiert wird. So ganz schlau werde ich aber nicht draus. Ich stelle die Frage deshalb mal ein bisschen anders:

Die sich ändernden beliefs sind also ein zentraler Spielmechanismus bei Burning Wheel, o.k.
Diese Änderungen wird aber wohl kaum der Spielleiter allein vornehmen!

Ist es also denkbar, ein klassisches Abenteuer (Auftragserteilung - ab ins Vergnügen - Plot erfolgreich abgeschlossen) mit Burning Wheel zu spielen? Kann man beispielsweise ein Abenteuer für ein anderes System für Burning Wheel konvertieren? Kann man als Spielleiter einen Plot planen?

Oder geht das nicht, weil sich sowieso nicht vorausplanen lässt, an was die Spielercharaktere im Verlauf eines Abenteuers gerade glauben?
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Praion am 10.01.2016 | 21:40
Typischer weise setzt der SL/die Gruppe am Anfang eine Situation mit der man sich auseiandersetzen muss.
"Ihr seid alle Magier auf der Flucht"
"Der alte Fürst ist tod und jetzt ist unklar wer den Thron haben soll - euer Nachbar wird ihn sich schnappen wenn ihr nichts unternehmt"
"Diese Gegend wird von Banditen geplagt, ihr seid geschickt worden um sie aufzuhalten"

whatever.

Dann baut man Charaktere für diese Situation und schreibt Beliefs dazu. Meistens
A: Ein Belief über die Situation
B: Ein Belief über einen anderen NPC
C: Einen Belief über ein persönliches Ziel

als SL ist es dann deine Aufgabe diese Beliefs herauszufordern und die NSCs zu spielen (mit herausfordern als Ziel). Abenteuer vorbereiten im klassischen Sinne brauchst du nicht. Allerdings müssen Spieler auch selbst aktiv werden, einfach sich bespaßen lassen funktioniert nicht.

Manches an vorgefertigten Abenteuern kann man nutzen - zumindest als Grundinspiration. DSA Abenteuer wie die Wildermark Kampagne oder Herren von Chorhop lassen sich gut machen (das zweite will ich immer noch machen).
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Zarkov am 10.01.2016 | 22:00
Normalerweise erstellt man die Anfangssituation oder zumindest die Welt ja zusammen als Gruppe, je nachdem, woran die Spieler gerade Interesse haben. Da kann man natürlich auch was Fertiges nehmen, wenn man will. Je sandboxiger¹ und ergebnissoffener, desto besser. Wenn die Spieler wissen, worum es geht, und bereitwillig auf die „Mission“ eingehen, schreiben sie sich einfach entsprechende Beliefs und los. (Letzten Endes landet man dann bei sowas wie Torchbearer.) Für One-Shots ist das auch mal in Ordnung. Je verplotteter, also, je mehr bestimmte Entscheidungen der Spieler und bestimmte Ausgänge von Konflikten im Modul vorausgesetzt werden, desto unpraktikabler wird die Sache natürlich.

Ich finde allerdings BW mit fertigen Abenteuern anstrengender als improvisiertes Spiel. Dauernd Zeug nachschauen müssen, anstatt sich einfach was auszudenken, bremst doch. Dafür spart man sich mit einem Modul die Vorbereitungssitzung(en) und das ganze Hin und Her, bis alles steht – und der Anfang ist der eine Punkt in einer BW-Kampagne, wo es auch mal ein bißchen anstrengend werden kann.

¹ [Nachtrag – wobei Sandbox natürlich nicht bedeuten sollte, ziellos in der Gegend rumeiern. Da brauchen die Spieler schon ein Ziel.]
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Chiarina am 10.01.2016 | 22:09
Hört sich so an, als wäre es zumindest in dieser Hinsicht eher so wie Fate... wo man im Vornherein ja auch nur sehr begrenzt planen kann. Danke. So langsam kann ich mir ein Bild machen.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Achamanian am 10.01.2016 | 22:12
@Zarkov:
Wie verträgt sich das Improvisieren mit den ja doch sehr umfangreichen Stats für NSC (wie man sie ja schön in den Gratis-Abenteuer-PDFs sieht)? Sind die vielen Werte für's Spiel dann letztendlich doch nicht so wichtig bzw. können leicht aus dem Ärmel geschüttet werden? Sollte man immer einen Haufen NSC für alle Lebenslagen auf Tasche haben? Oder gibt es irgendwelchee Hilfsmittel für eine schnelle Erstellung?
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Praion am 10.01.2016 | 22:15
Das Buch hat hinten eine sehr nützliche "NPCs innerhalb 30sek bauen" Sektion. Etwa 2 Seiten.
Für normale NPCs brauchst du 2-3 Werte. Ansonsten baust du wichtige NPCs einfach nach den PC Regeln.
Funtkioniert super.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Zarkov am 10.01.2016 | 23:07
Bis auf die wichtigsten Antagonisten muß man NPCs ja, genau genommen, nicht mal bauen. Man nimmt einfach die erwähnten Maßstäbe her – die menschliche Norm für Stats ist 4, Skills sind beim Durchschnitts-NPC 3, beim Profi 4 etc – und pickt sich den einen Wert raus, den man gerade für die anstehende Probe braucht. Das notier ich mir dann, und so sammeln sich die meisten NPCs mit der Zeit eher an als daß ich sie baue. Die kriegen dann aber auch kein Artha mit.

Wenn eine wirklich wichtige Konfrontation absehbar ist, lohnt es sich schon, ein paar mehr Details beisammen zu haben, vor allem die nötigen Konflikt-Skills und ein paar nützliche Traits. Diese NPCs kann man ruhig „brennen“, also mit den Lifepaths erstellen. Und mit Artha versehen, daß sie es auch knallen lassen können damit die Spieler nicht den Boden mit ihnen aufwischen.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Blechpirat am 11.01.2016 | 09:55
Also, ne kleine Probierrunde am Sommertreffen biete ich gerne an.
Bin dabei!!!
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Hotzenplot am 11.01.2016 | 10:01
Also, ne kleine Probierrunde am Sommertreffen biete ich gerne an.
Juchu, ich wäre gerne dabei  ;D

(ich glaube, das wäre dann die erste Runde für´s Sommertreffen 2016, sonst bin ich noch so schrecklich unterbelegt  ~;D)
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Praion am 11.01.2016 | 12:35
Recht technischer Vergleich der Burning Systeme (nicht abschrecken lassen ;))

https://www.burningwheel.com/wiki/index.php?title=Burning_Game_Comparisons
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Achamanian am 14.01.2016 | 08:03
Erste Eindrücke:

Sooo ein Regelschwergewicht ist es jetzt auch nicht. Ja, 600 Seiten, aber kleiner als A5 und halbwegs großzügig gesetzt - das sind sicher deutlich weniger Zeichen als z.B. das Splittermond-GRW.

Das Kampf-Subsystem habe ich überflogen. der Bloody-Versus-Test ist ja schon mal ein wahrscheinlich völlig ausreichendes Kampfsystem ohne den ganzen Manöverkram, sehr gut! Auch der Volley-Kampf scheint mir ganz gelungen - ja, hier wird's schon sehr feinteilig (gerade wenn man Schaden und Rüstung hinzunimmt), aber mein Eindruck ist auch, dass ein Kampf wahrscheinlich ziemlich schnell geht und ernste Konsequenzen hat. Und da ich bei "Regelaufwand im Spiel" nicht "Regeleinsatz pro Handlung", sondern "Regeleinsatz pro Konsequenz" rechne, bin ich damit ganz einverstanden.

Rüstungen wirken erst mal sehr mächtig. Ist wahrscheinlich intendiert, ich nehme an, dass man gegen einen schwer gerüsteten Gegner entsprechende Waffen bzw. Manöver einsetzen muss, um Land zu sehen.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Praion am 14.01.2016 | 18:47
Richtig VA ist super mächtig.

Ich find es insgesamt extrem stark wie sehr die kleinen Unterschiede der Waffen doch dazu führen das sie sehr unterschiedlich agieren.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Achamanian am 15.01.2016 | 09:55
Habe gestern Abend die Regeln für die Lifepath-Generierung (aber noch nicht die Kapitel zu den Stocks gelesen). Gefällt mir erst einmal als Lifepath-one-Würfeln ganz gut. Das einzige, was mich stört, ist die anscheinend sehr starre Trennung zwischen den "Stocks". Was so erst einmal nicht vorgesehen ist, ist anscheinend der Zwergenhandwerker, der einen Lifepath als Händler unter Menschen gewählt hat, oder der von Wildniselfen aufgezogene Mensch. Für Mittelerde passt das so ganz gut, wenn man damit Aventurien oder das Splittermond-Setting bespielen wollte, müsste man wahrscheinlich entsprechende Möglichkeiten eröffnen.
Kann mir aber nicht vorstellen, dass es so problematisch ist, da mal einen Wechsel in eine andere Tabelle zu erlauben ...
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Praion am 15.01.2016 | 11:30
Für Menschen bei Elfen oder Halbelfen siehe den Eintrag dazu bei den Elfen.
Zwergenhandwerker als Händler geht glaub ich mit Zwergenlifepaths - wandernder Händler ist da auf jeden Fall dabei.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 15.01.2016 | 12:48
Für Menschen bei Elfen oder Halbelfen siehe den Eintrag dazu bei den Elfen.
Zwergenhandwerker als Händler geht glaub ich mit Zwergenlifepaths - wandernder Händler ist da auf jeden Fall dabei.

Aber immer im Zwergen- oder Elfen-Setting. Was ist mit dem Elfen, der seine Zeit in einer menschlichen Großstadt zugebracht hat und dort als Ganymed unterwegs war?

In Welten wie Lorakis oder Aventurien sind die Gesellschaften nicht so abgeschottet wie in Mittelerde (gerade in Lorakis überhaupt nicht). Das stellt BW tatsächlich nur ungenügend dar.
Hast Du Welten, die tolkienistisch Beeinflusst sind mit Elfen in den Wäldern und Zwergen in den Bergen, dann funktioniert BW erstaunlich gut. Und gerade bei den Amis zieht sich das durch Welten wie Greyhawk, Forgotten Realms, Birthright, etc durch. Da sind Elfen in Menschenstädten die große Ausnahme oder Zwerge leben in Zwergenghettos. Aber in deutschen Welten ist das gut durchmischt.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Achamanian am 15.01.2016 | 12:55
Andere Frage: Passiert was Schlimmes, wenn man eigenständig mischt? BW ist ja sehr apodiktisch formuliert, auch was die Leads durch Lifepaths angeht ... aber ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass die Charaktererschaffung kaputtgeht, wenn man sich da etwas freier macht.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 15.01.2016 | 13:09
Die Lifepaths sind unterschiedlich mächtig. Nicht umsonst heißt es, ein Elf mit 4 Pfaden ist genauso stark wie ein Mensch mit 5.
Und die Pfade enthalten ja auch Magie. Die ist wiederum sehr stark Stock-spezifisch. Elfen haben kein Sorcery und Menschen werden nie Elfenlieder erlernen können.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Zarkov am 15.01.2016 | 13:30
Auf den Gedanken, verschiedene "stocks" zu mischen, bin ich noch gar nicht gekommen. Da mußte ich erst mal ne Minute nachdenken.

Schwierigkeiten kriegt man, scheint mir, vor allem mit den Traits und Skills sowie mit der Zeit. Elben und Zwerge etwa sind so angelegt, daß sie viele ziemlich eindrucksvolle Fähigkeiten mitbringen, aber dafür relativ wenige Traits im Vergleich zu Menschen, die sehr wandelbar und vielfältig sind. BW legt ja praktisch keinen Wert auf Balancing, aber da kann man ziemlich leicht echte Monster produzieren. Und die Dauer der einzelnen Lifepaths ist entsprechend der Alterstabelle für den jeweiligen Stock kalibriert; 50 oder 70 Jahre sind für Elben z.B. nicht ungewöhnlich für einen Lifepath, bei Menschen sind es oft nur 3 oder 5 Jahre. Zwerge erreichen ab 200 Jahren erst ihr bestes Alter ... Skills sind auch etwas problematisch, es haben etwa Elben und Menschen zahlreiche parallele Skills, nur sind die quasi-magischen Skill Songs deutlich effektiver.

Und dann ist da noch die innere Logik des Settings; ein Zwerg, der unter Menschen geht, ist z.B. automatisch ein Outcast für alle anderen Zwerge. Wenn er nur den Trait Adventurer hat, ist das noch der beste Fall. Ob der dann schustert oder Drachen tothaut, ist erst mal egal; ein Zwerg wird in den Lifepaths immer nach Zwergenmaßstäben betrachtet, bis er das erste Mal auf die Bühne tritt. Die interessanten Dinge im Leben des Charakters sollen sich ja auch erst im Spiel ereignen, die Lifepaths sind nur die Vorgeschichte.

Ich würde solche Sachen mit Traits machen, wenn es sein muß; gerade bei der Charaktererschaffung können wenige Punkte hier und da einen sehr großen Unterschied machen, und die Stocks sind in sich fein ausbalanciert.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Praion am 15.01.2016 | 15:06
Andere Frage: Passiert was Schlimmes, wenn man eigenständig mischt? BW ist ja sehr apodiktisch formuliert, auch was die Leads durch Lifepaths angeht ... aber ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass die Charaktererschaffung kaputtgeht, wenn man sich da etwas freier macht.

Das leads System geht ein wenig kaput. Von welchen Lifepaths kann man woanders hin wechseln und in welche Subsettings genau?
Wird dann sehr handwedlig.

Aber immer im Zwergen- oder Elfen-Setting. Was ist mit dem Elfen, der seine Zeit in einer menschlichen Großstadt zugebracht hat und dort als Ganymed unterwegs war?

In Welten wie Lorakis oder Aventurien sind die Gesellschaften nicht so abgeschottet wie in Mittelerde (gerade in Lorakis überhaupt nicht). Das stellt BW tatsächlich nur ungenügend dar.
Hast Du Welten, die tolkienistisch Beeinflusst sind mit Elfen in den Wäldern und Zwergen in den Bergen, dann funktioniert BW erstaunlich gut. Und gerade bei den Amis zieht sich das durch Welten wie Greyhawk, Forgotten Realms, Birthright, etc durch. Da sind Elfen in Menschenstädten die große Ausnahme oder Zwerge leben in Zwergenghettos. Aber in deutschen Welten ist das gut durchmischt.


Stimme ich zu. Dafür hast du hier wieder Kombinationen innerhalb der Settings die du sonst nicht so spielen kannst. Geben und Nehmen würde ich sagen. Mit Zwergen kann man noch erstaunlich viel machen wenn man sich die Lifepaths anschaut - die machen das dann eben auf Zwerge-Art und nie wie Menschen. Gerade das Guilder Setting macht sich gut für heftigen Kontakt mit Menschen.
Bei Elfen ist das tatsächlich schwierig.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Achamanian am 16.01.2016 | 16:36
Habe gestern mal einen Probe-SC erstellt, bzw. einen Probe-NSC - einen reinen, nicht abenteuertauglichen Gelehrten. Sind tatsächlich ein paar sehr hübsche Sachen rausgekommen, die ich so auch nicht geplant hatte, bspw. der Trait "Believer", der im Kontext der Figur eine sehr ambivalente Bedeutung angenommen hat, und "Drunk" und "Rabble Rouser", die eh schon zum Konzept gepasst haben. Auch das Alter, das rauskam (46) hat gepasst.

Was mir gefallen hat: Tatsächlich inspiriert das System, den SC unerwartete Quirks mitzunehmen. Rein auf der technischen Ebene finde ich es gut, dass man einfach parallel seine Skill Points und seine Fertigkeitenauswahl aufschreibt und erst am Ende verteilt, anstatt auf jedem Lifepath mit kleinen Boni zu hantieren. Dadurch hat man dann doch sehr viel Gestaltungsfreiheit, und gleichzeitig macht es das ganze sehr viel einfacher, nachvollziehbarer und weniger Fehleranfällig.

Nicht so gut gefällt mir, dass manche Sachen überflüssig starr sind (warum sind Traits wie Bastard und Catamite "Man only"? Gibt es keine schwulen Elfen und Zwerge?).

Was mich etwas verwirrt ist, dass manche Traits ganz konkret nur negative regeltechnische Auswirkungen haben und trotzdem für teure Punkte gekauft werden müssen. Übersehe ich da etwas? Geht es dabei nur darum, dass man über sie Artha bekommen kann? Ist das ausreichend Anreiz, um so etwas freiwillig zu wählen?
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Zarkov am 16.01.2016 | 16:55
… "Drunk" und "Rabble Rouser" …

Ah, ich sehe, Sie haben studiert! ~;D

Was mich etwas verwirrt ist, dass manche Traits ganz konkret nur negative regeltechnische Auswirkungen haben und trotzdem für teure Punkte gekauft werden müssen. Übersehe ich da etwas? Geht es dabei nur darum, dass man über sie Artha bekommen kann? Ist das ausreichend Anreiz, um so etwas freiwillig zu wählen?

Im Prinzip ja. Man kriegt Artha ja für Traits, indem man sich damit in Schwierigkeiten bringt oder das Spiel in eine unvorhergesehen Richtung lenkt, und da sind gerade nachteilige Traits sehr wertvoll. Jeder Trait bietet eine Gelegenheit, ein bißchen am Steuerrad der Handlung zu drehen, und ist außerdem eine Möglichkeit, Spotlight zu erlangen. (Interessanter Unterschied zu Fate: Bei BW ist es alleine den Spielern überlassen, sich über ihre Traits und Instincts in die Scheiße zu reiten; der Spielleiter kann Situationen nur anbieten, aber nichts kompellen.)

Ich persönlich finde solche Traits sehr reizvoll. Aber ich mag auch BW ganz allgemein für die tief verankerte Grunderwartung, daß die Charaktere sich immer wieder mal derbe auf die Fresse holen und durch den Dreck krabbeln müssen dürfen.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Achamanian am 16.01.2016 | 16:58

Ich persönlich finde solche Traits sehr reizvoll. Aber ich mag auch BW ganz allgemein für die tief verankerte Grunderwartung, daß die Charaktere sich immer wieder mal derbe auf die Fresse holen und durch den Dreck krabbeln müssen dürfen.

Verstehe! Das muss man dann wahrscheinlich einfach entsprechend an die Mitspieler kommunizieren ...
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Zarkov am 16.01.2016 | 17:09
Es ist zu empfehlen. Daß Fehlschläge in der Fiktion keine Niederlagen der Spieler sind, sondern das Spiel interessant machen und dadurch bereichern, ist oft eine ziemliche Neuigkeit. Deshalb ist auch so wichtig, daß Fehlschläge das Spiel nicht unrettbar in eine Sackgasse maneuvrieren dürfen, wo es dann endet – außer vielleicht bei sehr dramatischen Höhepunken.

Dazu trägt auch die Regel bei, daß der Spielleiter immer vor dem Wurf festlegt, was bei einem Fehlschlag geschieht – da kann man es sich immer nochmal überlegen. Im Gegenzug ist dann der SL gezwungen, gnadenlos durchzuziehen, wenn der Fehlschlag erst mal da ist.

Und außerdem erntet man oft gerade bei Fehlschlägen wertvolle Skill- oder Stat-Proben zum Steigern. Challenging-Häkchen sind eigentlich nur so zu kriegen, wenn man keine Berge von Artha investieren will.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Praion am 16.01.2016 | 17:42
Nicht so gut gefällt mir, dass manche Sachen überflüssig starr sind (warum sind Traits wie Bastard und Catamite "Man only"? Gibt es keine schwulen Elfen und Zwerge?).

Bastard und Catamite sind ja soziale Traits letztendlich. Was das sagt ist das Bastard Zwerge und Schwule Elfen einfach nicht sozial anders. Menschen machen da ne große Sache draus, andere Rassen nicht.
Hindert dich allerdings auch nicht einfach einen 1 Punkt Character Trait zu wählen der das ausdrückt wenn du da eine wichtige Sache draus machen willst.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Achamanian am 16.01.2016 | 17:51
Bastard und Catamite sind ja soziale Traits letztendlich.

Hast Recht, das macht das Regelwerk ja auch so deutlich. Trotzdem etwas seltsam, diese Traits erst mal auf Menschen zu beschränken, da es ja kein Setting gibt, welches vorgibt, wie die Elfen- und Zwergen- und Ork-Kulturen in der Beziehung drauf sind ...
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 16.01.2016 | 23:20
Gibt es keine schwulen Elfen und Zwerge?).

Doch gibt es. Zumindest habe ich einen schwulen Elfen gespielt. Nur war das da halt irgendwie halt keine große Sache.
Okay, wir hatten auch andere Probleme.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 16.01.2016 | 23:21
... da es ja kein Setting gibt, welches vorgibt, wie die Elfen- und Zwergen- und Ork-Kulturen in der Beziehung drauf sind ...

Doch. Terry Amathor hat da für Shadow World mal eine Abhandlung geschrieben - inklusive wie die verschiedenen Götter und Religionen zu so was stehen.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Achamanian am 17.01.2016 | 10:49
Doch. Terry Amathor hat da für Shadow World mal eine Abhandlung geschrieben - inklusive wie die verschiedenen Götter und Religionen zu so was stehen.

Meine Aussage bezog sich nur auf BW.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 17.01.2016 | 14:24
Meine Aussage bezog sich nur auf BW.

Achso... Du meintest Setting nicht als Campaign Setting, sondern als Lifepath Setting? Sorry, Missverständnis.
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Achamanian am 18.01.2016 | 09:01
Ich verwende das hier einfach mal weiter als meinen Regellektüre-Thread:

habe jetzt die Stocks erst mal weitgehend übersprungen (bzw. nur Menschen gelesen) und bin beim "Rim of the Wheel". Das System für "Steel" passt, nichts Aufregendes dran, klingt aber praktikabel.

Die Ressources-Regeln begeistern mich sogar ein kleines bisschen. In den meisten Kampagnen kommt wahrscheinlich nur ein kleiner Teil davon zum Einsatz - und passend dazu habe ich den Eindruck, dass man die auch ganz im Hintergrund mitlaufen lassen kann und nur ernsthaft ins Würfeln kommt, wenn es um (für den jeweiligen SC) um was Großes geht. Sonst: Einfach Lifestyle an die jeweiligen Ressourcen-Tests anpassen, ab und zu eine Probe für "Sonderkäufe" würfeln, um festzustellen, ob die Ressourcen belastet werden, und auf die regelmäßigen Lebenserhaltungsproben ruhig verzichten, solange die Schwierigkeit sich im Routine-Bereich bewegt (es sei denn, die Kampagne geht wirklich darum, sich aus der Gosse hochzuarbeiten ...).
Etwas zu kontraintuitiv ist mir die Regel, dass die Ressourcen nur bei Fehlschlag (also wenn man etwas nicht bekommt) belastet werden. Bei Hauskäufen passt das schon (ich habe wahrscheinlich bereits Geld und Beziehungen aufgewendet, die dann in den Wind geschossen sind und denen kein neuer Wert gegenübersteht), aber wenn ich einfach nur ein neues Schwert will ... im letzteren Fall (und wenn klar ist, dass sich etwas innerhalb der finanziellen Möglichkeiten des SC bewegen dürfte) würde ich deshalb wohl zu der Optionalregel aus dem Buch greifen, dass ein Scheitern bei der Probe zur Folge hat, dass man den entsprechenden Gegenstand bekommt und "Tax" erleidet (oder sich entscheiden kann, den Gegenstand nicht zu bekommen, und die "Tax" damit auf -1D begrenzt).

Das Kapitel verstärkt übrigens meine die ganze Zeit mitschwingende Ars-Magica-Assoziation. Liegt glaube ich vor allem an der sehr direkten Verknüpfung von In-World-Sachen wie Zeitverstreichen und abstrakten Mechanismen (Steigerung, Ressourcen).
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Zarkov am 21.01.2016 | 21:58
Was ich am Steel-Kapitel übrigens ziemlich gut finde, ist die Regelung mit der Tabelle für all die nervenaufreibenden Situationen und haarsträubenden Dinge, die Charaktere nun mal mitmachen. Daß die dann ganz allmählich zu richtig abgekochten (oder abgestumpften?) Kerlen werden, selbst wenn Steel im eigentlich Spiel nicht getestet wurde, gefällt mir wirklich sehr.

Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Gwynplaine am 24.01.2016 | 11:06
Ich habe mir jetzt auch Burning Wheel Gold gekauft und bin nach dem ersten kurzen Durchblättern schon sehr angetan. Man ist am Anfang erst mal ein bisschen erschlagen, aber wenn man einmal verstanden hat, wie das Buch aufgebaut ist, sieht es gar nicht mehr so schlimm aus. Ich werde mich jetzt mal intensiv damit beschäftigen und hoffe bald mal eine Runde spielen zu können...
Titel: Re: [Überzeugt mich von] Burning Wheel
Beitrag von: Praion am 17.02.2016 | 11:04
Cheat Sheets!

General Procedure Guide (http://questingblog.com/wp-content/uploads/2015/02/Burning-Wheel-Procedural-Guide-2.2.pdf)

Conflict Procedure Guide (https://www.dropbox.com/s/vqxalnquv925sey/Conflict%20Procedure%20Guide%20v1.0.pdf?dl=0)