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Pen & Paper - Spielsysteme => RuneQuest/Mythras/BRP => Thema gestartet von: D. Athair am 20.02.2016 | 13:59

Titel: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: D. Athair am 20.02.2016 | 13:59
Was für eine Rolle spielen sie?
Wenn ich nach UK schaue, dann gibt es da jede Menge neuer BRP-artiger Regelwerke (River of Heaven, DarkStreets2, ...).
Im deutschsprachigen Raum dagegen scheinen BRP-artige Regeln kaum als solche wertgeschätzt zu werden.
Insbesondere bei Cthulhu (bis zur letzten Edition) schienen Atmosphäre, Hintergrund, Stimmung enorm viel wichtiger zu sein als verlässliche Regeln. Jedenfalls erweckten die Abenteuer und Quellenbücher ganz stark den Eindruck.

Private Eye verwendet ... ein sehr abgespecktes Regelwerk, von dem man den Eindruck bekommt, dass es nicht mehr als "notwendiges Übel" sei. Die Regeln sollen ja nicht der Story ins Gehege kommen.

Genau so war BRP aber eher nicht gedacht.

Woher kommt das?
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Bad Horse am 20.02.2016 | 15:00
Unknown Armies hat mit BRP nichts außer dem verwendeten Würfeltyp gemeinsam.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: D. Athair am 20.02.2016 | 15:08
Es gibt einige Stimmen, die das anders sehen (http://www.story-games.com/forums/discussion/18868/do-i-want-unknown-armies):
Zitat
Mechanically, the UA system is descended from BRP but it's a big improvement over it in many ways. The system is simpler, cleaner, more consistent and filled with many interesting little bits.

Wie dem auch sei: Wir müssen uns hier nicht über das Verhältnis von UA zu (anderen?) BRP-artigen Spielen im Einzelnen unterhalten. Es kann mMn - in Anbetracht des Themas - auch als schlecht gewähltes Beispiel stehen bleiben.


Hier geht es mehr darum, dass simualtive Ansätze in D/A/Ch nicht! unbeliebt sind. Die Spielefamilie, die das als Schwerpunkt und in Kombination mit guter Spielbarkeit liefert, wird aber kaum dafür geschätzt. Warum?
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Achamanian am 20.02.2016 | 15:29
Gute Frage ... tatsächlich hat man sich bei Cthulhu hier ja traditionell nie dafür interessiert, was das für Regeln sind. Wie Sturmbringer auf deutsch damals ankam, weiß ich nicht, uns hat es durchaus begeistert, richtig ausgiebig gespielt haben wir es aber auch nicht. Und RuneQuest 3, dass es mal auf deutsch gab, ist ja auch sehr sang- und klanglos wieder verschwunden.

Vielleicht hat es was mit Charaktersterblichkeit zu tun? Ich glaube, DSA hat hier durch seine Regeln sehr früh den Standard gesetzt, dass SC praktisch nicht sterben. Für uns war das bei Sturmbringer jedenfalls fast der größte Bruch mit dem gewohnten (das, und dass man nicht aufsteigt). Bei Cthulhu fällt dieser Faktor dann m.E. nicht so ins Gewicht, weil ja erstens immer betont wurde, dass es sich um ein Horror-Spiel handelt, bei dem hohe Sterblichkeit die Regel sein müsse, und weil die hohe Sterblichkeit zweitens für mein Gefühl auch schnell durch die sehr erzählonkeligen, regelignorierenden Abenteuer ausgehebelt wurde. Ich kann mir jedenfalls vorstellen, dass es eine große Hürde dagegen gab, ein als heroisch begriffenes Genre wie Fantasy mit einem System zu bespielen, bei dem der eigene Charakter ganz schnell mal über die Klinge springen kann ... ich könnte mir vorstellen, dass da in den USA die Tradition ein bisschen anders ist, schließlich war D&D zumindest früher auf den unteren Levels ja auch absolut mörderisch.

Insgesamt vermute ich, dass BRP zu seiner Hochzeit noch ein bisschen zu avantgardistisch für den deutschen Markt war und hier Schiffbruch erlitten hat; und jetzt wirkt es in vieler Hinsicht schon wieder zu altbacken.

Trotzdem zieht es mich gerade wieder extrem zu diesem System hin; hängt sicher auch damit zusammen, dass es wegen der Chaosium-Sache wieder stärker in den Vordergrund gerückt ist - aber auch damit, dass ich mich wegen meiner positiven Sturmbringer-Erinnerungen immer noch recht Zuhause in diesen Regelwerken fühle, wenn ich hineinlese. Und vielleicht auch damit, dass es ein Spiel ist, dass ziemlich radikal frei von irgendwelchen Story-Mechanismen ist, ohne sich dabei andererseits in simulationistischer Kleinteiligkeit zu verlieren ... also kurz gesagt,  wenn ich zwei Systemfamilien mit auf die Insel-nehmen müsste, dann wäre die eine davon wahrscheinlich BRP und die andere sowas wie Gumshoe oder Cypher System oder Fate, die genau das Gegenteil machen.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: munchkin am 20.02.2016 | 15:43
Welche neuen deutschen RPGs gibt es überhaupt?
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Achamanian am 20.02.2016 | 15:47
Welche neuen deutschen RPGs gibt es überhaupt?

Was hat das mit dem Threadthema zu tun? Meinst du, ob es in letzter Zeit neue BRP-basierte RSPs auf deutsch gab? Oder ob es BRP-basierte deutsche Originalproduktionen gab?
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: munchkin am 20.02.2016 | 15:55

Wenn ich nach UK schaue, dann gibt es da jede Menge neuer BRP-artiger Regelwerke (River of Heaven, DarkStreets2, ...).
Im deutschsprachigen Raum dagegen scheinen BRP-artige Regeln kaum als solche wertgeschätzt zu werden.


Ich bezog mich darauf und habe überlegt, welche neuen deutschen RPGs haben wir hier überhaupt?! Entweder bin ich nicht auf dem aktuellen Stand oder es ist da tatsächlich dünn.

Aber tatsächlich fällt mir im Moment nur Private Eye ein, das ein deutsches Produkt ist und das ein 100% System nutzt.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: blut_und_glas am 21.02.2016 | 22:16
Wenn, dann würde ich meinen das Unknown Armies das BRP-artige Spiel ist, das im deutschen Sprachraum die größten Rolle spielt, ohne die Regeln hinten anzustellen.

Allerdings unterstreicht es trotzdem gleichzeitig das Phänomen:

Unknown Armies hat mit BRP nichts außer dem verwendeten Würfeltyp gemeinsam.

...denn es wird überhaupt nicht als BRP-artig wahrgenommen.

Überhaupt scheinen "entferntere Verwandte" nicht unbedingt als solche anerkannt zu werden - siehe beispielsweise die Diskussionen zu Trauma, die der Schaffung dieses Channels hier vorausgingen.

Eventuell liegt ja da der Hase im Pfeffer: Es wird gar keine "(erweiterte) Systemfamilie" wahrgenommen.

mfG
jdw
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Achamanian am 22.02.2016 | 07:46

...denn es wird überhaupt nicht als BRP-artig wahrgenommen.


Ich muss sagen, dass ich bei UA ebenfalls so gar keine Verwandtschaft feststellen kann. Die Mechanismen sind doch abgesehen vom W100-unterwürfeln alle völlig anders.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 22.02.2016 | 15:26
Wenn, dann würde ich meinen das Unknown Armies das BRP-artige Spiel ist, das im deutschen Sprachraum die größten Rolle spielt, ohne die Regeln hinten anzustellen.

Ob der Einfluss von Unknown Armies auf die deutsche RPG-Landschaft sonderlich groß ist, möchte ich da in Frage stellen. Cthulhu hat durch die jahrelange harte Arbeit - über die Qualität der Bücher mag gestritten werden - einen deutlich größeren Einfluss.

Eventuell liegt ja da der Hase im Pfeffer: Es wird gar keine "(erweiterte) Systemfamilie" wahrgenommen.

Denke ich auch. Die genannten Systeme werden als eigenständig wahrgenommen. Dass die zufällig alle %-Mechaniken nutzen und die eigentlich mit BRP und RQ zusammenhängen, dürfte den meisten Leuten unbekannt sein.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Ucalegon am 22.02.2016 | 15:30
Shannon Appelcline sagt:
Zitat
Unknown Armies’ game system, which centers on percentage-based skills, is similarly reminiscent of the Chaosium house system, BRP. However, it’s sleeker, it’s cleaner, and it introduces a few innovations. One is to “overload” die rolls: for example combat die rolls show both whether something hit and how much damage the blow did — an idea used only occasionally in other games like TSR’s Top Secret/S.I. (1987). The game also introduces some opportunities to “flip-flop” rolls (changing the 1 and 10 digits of a roll) and gives bonuses for rolling doubles. It generally adds nice color to the fairly staid percentile-system conventions.
Unknown Armies also introduces some of the most exhaustive emotional rules in the industry. Passions provide each character with specific stimuli that can trigger fear, rage, or nobility. Madness meters, meanwhile, codify how characters react to stressors of violence, the supernatural, helplessness, isolation, and threats to self-image. They allow characters to either harden themselves to these stressors or crumble before them. Similar ideas had been included in Pendragon (1985), which featured simple passions, and in Call of Cthulhu, which allowed for simple insanity. However Unknown Armies takes a much more systematic, complex, and psychological approach to these ideas.
- Designers & Dragons 90s, S. 62.

Deutlich von UA beinflusst ist auch das neue Delta Green (an dem Greg Stolze ja maßgeblich beteiligt ist), wobei das natürlich in erster Linie mal auf BRP basiert:
Zitat
Delta Green: The Role-Playing Game is based on the percentile system used in games such as Call of Cthulhu and RuneQuest. We started with the RuneQuest system and the Sanity system that are covered by the Open Gaming License and customized them heavily to fit Delta Green.

Und Eclipse Phase bewegt sich ja auch irgendwo zwischen CoC, UA und Shadowrun.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Ucalegon am 22.02.2016 | 15:49
Hier geht es mehr darum, dass simualtive Ansätze in D/A/Ch nicht! unbeliebt sind. Die Spielefamilie, die das als Schwerpunkt und in Kombination mit guter Spielbarkeit liefert, wird aber kaum dafür geschätzt. Warum?

Was wäre denn ein Zeichen dafür, dass BRP und Derivate hierzulande "geschätzt" werden? Neuerscheinungen? Gibt es in D ja ohnehin kaum. Bzw. - ähnlich wie munchkin einwarf - was wird in D überhaupt "geschätzt"? Cthulhu würde in D vlt. auch mit einem anderen System "frei" - euphemistisch gesprochen - gespielt werden. Selbst bei DSA wird ja häufig auf konsequente Regelanwendung verzichtet.

Traveller ist ähnlich simulativ-schlicht. Wird das "geschätzt"?

Vielleicht ist ein Faktor auch, dass viele Leute keine Prozentsysteme mögen?

Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: blut_und_glas am 22.02.2016 | 16:04
Ob der Einfluss von Unknown Armies auf die deutsche RPG-Landschaft sonderlich groß ist, möchte ich da in Frage stellen. Cthulhu hat durch die jahrelange harte Arbeit - über die Qualität der Bücher mag gestritten werden - einen deutlich größeren Einfluss.

Und würdest du auch sagen, dass dabei das Regelsystem besonders im Vordergrund steht? ;)

Im Vergleich würde ich das - wie geschehen - eher für Unknown Armies behaupten.

mfG
jdw
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 22.02.2016 | 16:46
Guter Punkt.  :d
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: D. Athair am 23.02.2016 | 18:59
Vielleicht ist ein Faktor auch, dass viele Leute keine Prozentsysteme mögen?
Da in älterer Zeit MERS und in etwas jüngerer Zeit WFRP2 und die 40K-Rollenspiele großen Anklang fanden, sehe ich eher Kontraindikatoren. (Gerade, wenn man mal vergleicht: Was mögen denn die Leute? 1d20 der D&D-Schule, 3d20 von DSA, Poolsysteme wie WoD und Shadowrun, viele bunte Würfel wie Savage Worlds oder Earthdawn? Ich glaube, ich würde zu all diesen Würfelbasis-Systemen genug Beiträge und Themen in Foren finden, in denen Ablehung zu Tage tritt.) Kurz: Ich sehe für W100 nicht mehr oder weniger Ablehnung als für andere Würfelmechanismen.


Was ich allerdings beobachte ist, dass Spieler bei BRP-Artigen tendeziell mittels "(un)goldener Regel" Regelmechanismen ausblenden, nicht zu Anwendung bringen oder deren Auswirkungen überschreiben. Das mag bei DSA (und von mir aus bei der oWoD) Sinn machen. Bei RuneQuest, Sturmbringer, Elric! - und ich würde behaupten auch bei Cthulhu - verschenkt man einen guten Teil der systemeigenen Stärken.



Zitat
Hier geht es mehr darum, dass simualtive Ansätze in D/A/Ch nicht! unbeliebt sind.
Hârnmaster hatte eine deutsche Ausgabe. Dazu das grandiose HM-Zine "Var-Hyvrak", das auch originär deutsche Beiträge hätte.
"Die Toten des Winters" gilt immer noch - und mMn zu Recht - als eines der besten Abenteuer, das je einer deutschen Feder entsprungen ist. Das Teil hat sogar eine Übersetzung ins Englische erfahren. (Was bei einigen V-H-Beiträge - glaube ich - auch der Fall war.)



Vielleicht ist die Frage nach den BRP-Artigen zu kurz gedacht. Vielleicht müsste man eher nach dem simulativen Spielstil fragen und was daraus geworden ist. DSA? Mit dem Stimmungsspiel-Primat? Mit Detailfetischismus im Setting und überbordenden Regeln?
Vergreist (vgl. Palladium-Spiele, z.T. Midgard)? BRP/RQ-Gesellschaft im Elfenbeinturm?


@ Rumpel: Ja, die Sache mit dem Charaktertod kann eine Ursache sein. Andererseits: Das Paradigma "SC können nur sterben, wenn die Spieler etwas sehr Dummes tun." muss ja irgendwo her gekommen sein. MMn wird das von SL an Spieler vermittelt und gehört nicht per se zu den Erwartungen von Neulingen an Rollenspiel. Kann aber sein, dass ich da die Wirkmacht von DSA, v.a. von DSA-Abenteuern unterschätze. (Ganz einfach, weil ich mit dieser Art von Abenteuern kaum Berührungspunkte hatte und - wie viele aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis - nicht durch die DSA-SL-Schule gegangen bin.)
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: blut_und_glas am 23.02.2016 | 19:41
Vielleicht ist die Frage nach den BRP-Artigen zu kurz gedacht. Vielleicht müsste man eher nach dem simulativen Spielstil fragen und was daraus geworden ist.

Damit bürdest du dir dann aber auch (zuerst!) die Frage auf, was denn (alles) simulativ sei...

Diese Klippe hattest du mit der Ursprungsfrage in meinen Augen ja durchaus geschickt umschifft.

mfG
jdw
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Ucalegon am 23.02.2016 | 19:47
Was ich allerdings beobachte ist, dass Spieler bei BRP-Artigen tendeziell mittels "(un)goldener Regel" Regelmechanismen ausblenden, nicht zu Anwendung bringen oder deren Auswirkungen überschreiben. Das mag bei DSA (und von mir aus bei der oWoD) Sinn machen. Bei RuneQuest, Sturmbringer, Elric! - und ich würde behaupten auch bei Cthulhu - verschenkt man einen guten Teil der systemeigenen Stärken.

D.h. du beobachtest, dass die wenigen Leute, die in D überhaupt BRP/Derivate spielen (Cthulhu als Sonderfall mal ausgenommen), dies nicht konsequent nach den Regeln tun? Oder basiert deine Beobachtung doch hauptsächlich auf Cthulhu? Klang mir eingangs eher danach.


Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: D. Athair am 23.02.2016 | 19:58
Oder basiert deine Beobachtung doch hauptsächlich auf Cthulhu?
This! Der Unterschied zwischen "German Cthulhu" sowohl US- als auch UK-Cthulhu ist durchaus auffällig. Und kommt z.B. auch immer mal wieder im Pegaus/Cthulhu-Forum zur Sprache.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Achamanian am 26.02.2016 | 11:13
Space Gothic gibt es auch noch.

Ist es wirklich so sinnvoll, alle Systeme, die mit % arbeiten, in einen Topf zu werfen? Mir kommt das gerade vor, als würde man alle Systeme, die mit W20+"hoch ist gut" arbeiten, der D&D-Familie zuordnet. Sicher gibt es zum Beispiel starke Einflüsse von D&D auf Numenera, aber ich würde letzteres niemals als "ein D&D"-Spiel bezeichnen. Ähnlich geht es mir mit UA und BRP: UA geht völlig anders mit Kämpfen und Schaden um, hat viel mehr Meta-Elemente (Obsessionsfertigkeiten z.B.), die ja etwas sind, was die meisten BRP-Spiele meiden wie der Teufel das Weihwasser (okay, RQ6/OpenQuest haben jetzt sehr dezente "HeroPoints"), und ein Stabilitätssystem, wie es in keinem BRP-System jemals zum Einsatz gekommen ist (auch, wenn DeltaGreen sich jetzt in die Richtung bewegt).
Vom durch die Regeln vermittelten Spielgefühl hat UA für mich jedenfalls mit Cthulhu absolut nichts gemein außer einer relativ hohen Tödlichkeit.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Achamanian am 26.02.2016 | 13:07

Ich hab aber SpaceGothic erwähnt, weil ich finde, dass es dazu passt.
Vermutlich ähnlich gut wie Trauma.

Stimmt, du hattest ja SpaceGothic erwähnt, das hatte ich beim Antworttippen schon wieder vergessen, sorry! Da kenne ich die Regeln gar nicht ...
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Arkam am 26.02.2016 | 22:51
Hallo zusammen,

auf dem BRPG basierende Spiele haben es in Deutschland aus meiner Sicht nicht leicht weil sie viele ungewohnte Elemente, wenn man DSA oder D&D sozialisiert wurde, haben und die deutschen Veröffentlichungen leidensfähige Spieler voraus setzten. Das klassische BRPG, Cthulhu 7. Edition kenne ich noch nicht, würde ich aufgrund der starken Zufallselemente inzwischen einfach als veraltet ansehen.

Zu den ungewohnten Elementen gehörte, inzwischen ist es ja verbreiteter, die Verbesserung von Fertigkeiten durch Anwendung im Abenteuer wobei die Steigerung dann noch auisgewürfelt wird. Das macht eine einigermaßen planbare Charakter Gestaltung eigentlich nicht möglich. Hinzu kam, das wenigstens in den Runden in denen ich mitgespielt habe, das viel Aufmerksamkeit darauf gelegt wurde Steigerungsmöglichkeiten zu bekommen. Als Spielleiter fehlten mir die Erfahrungspunkte als Mittel der Belohnung. Als Spieler hatte man schnell den Eindruck das der ein Mal geschaffene Charakter sich eben kaum noch verändern würde. Da fehlte mir ein wenig die Motivation zum Spiel. Mögliche Ansätze, wie etwa freie Steigerungswürfe oder fixe Steigerungen, waren in den Grundregeln nicht vorhanden.
Das tödliche Kampfsystem führte dazu das man hier für den Charakter einen Schwerpunkt setzte. Wenn man aber eine Gruppe hat die mit ihrer bevorzugten Waffe mindestens Werte von 100 wenn nicht darüber mitbringen läuft gerne schon Mal Etwas aus dem Ruder. Vor allen wenn in den abgeleiteten Systemen gerne schon Mal Teile der ursprünglichen Kampfregeln gestrichen wurden.
Problematisch wurde es auch wenn die eigentlich als Vorschläge gedachten Berufe plötzlich zu Ersatzklassen wurden und so sehr unterschiedlich starke "Klassen" heraus kamen.

Fangen wir doch mit Runequest an. Wobei ich sagen muss das ich den Band zwar in meiner Sammlung habe aber nie aktiv Runequest gespielt habe. Neben dem System das ja als neu und fortschrittlich gelobt wurde bildete die Hintergrundwelt Gloranthan, Korrekturen an der Rechtschreibung werden gerne entgegen genommen, wohl ein Highlight des Spiels, ich habe diesen Hintergrund nie bespielt. Der Hintergrund war wohl ursprünglich für ein beliebtes Brettspiel entwickelt worden, von dem ich nicht weiß ob es je in Deutschland heraus kam.
Die Basisregeln brachten aber schon Mal keinen Hintergrund mit. Es gab dann ja noch Ergänzungen für Kreaturen und Götter die sich auf Gloranthan bezogen aber dafür musste man dann schon das System lieben und sich eben nicht einen eigenen Hintergrund geschaffen haben. Das erste Abenteuer, soweit ich mich erinnere, lockte mit dem Titel "Apfelallee" auch niemanden von seinem Lieblingssystem weg.
Wenn man jetzt bedenkt das zu dieser Zeit auch die ersten Sammelkartenspiele aufkamen wundert einen die Einstellung dieses Ablegers nicht.

Cthulhu in Deutschland war auch frustrierend. In der amerikanischen Ausgabe fand man in einem Band die Regeln, den Hintergrund und ein paar grundlegende Informationen zu den 20ern dem viktorianischen Zeitalter und einem modernen Cthulhu.
In Deutschland gab es mit den Ausgaben von Hobby Production und Laurin, ich meine es hätte sogar noch eine Dritte gegeben, nur Ausgaben in denen etwas fehlte oder gar der Hintergrund in einem Extraband kam. Wenn man das amerikanische Material kannte fühlte man sich als deutscher Cthulhu Spieler ausgenutzt und dann noch nicht Mal ordentlich unterstützt.
Die hier hochgelobten Kampagnen, etwa der Orient Express, kamen meines Wissens nicht heraus.
Ich denke das deutsche Cthulhu ist sehr stark davon geprägt worden wie die Macher bei Pegasus ihr Spiel gespielt haben. Hinzu kommt eine recht starke Sammlerszene die das Material eben nicht zum Spielen brauchen womit konstruktive Kritik ausblieb. Die Diskussionen zwischen Storytellern und Abenteuer Rollenspielern die schon ja im Tanelorn hart und emotional geführt wurden wurden im Cthulhu Forum vor allen  emotional und persönlich geführt.
Ich denke Cthulhu wandelt sich mit der 7. Edition und der Tendenz mehr spielbare Bestandteile in Quellenbüchern und offene Ereignisse in Abenteuern zu fordern in eine erfreuliche Richtung.

Elric das in der Welt von Elric von Melniboné spielte brachte Berufe als Pseudoklassen ins Spiel. Die Auswahl an Berufen hing an den Attributen und dem erwürfelten Volk ab. Da konnte man dann mit noch soviel System Mastery keinen effektiven Charakter bekommen. Hinzu kam noch das es mit Dämonenwaffen und Dämonenrüstungen zwei Ausrüstungsgegenstände gab die das Kampfsystem aushebelten. Von der Einstiegskampagne wurden maximal zwei von drei Bänden veröffentlicht. Weiteres Material für andere Hintergründe des Ewigen Heldens kam natürlich auch nicht heraus.
Ich mag den Hintergrund weiterhin aber die Umsetzung war einfach nur katastrophal.

Runequest spaltete sich dann später ja noch in verschiedene Zweige auf was die Sache dann auch noch unübersichtlich machte. Hinzu kommt das man, meines Wissens nach, einen eigenen Hintergrund entwerfen soll und dazu noch die Regeln anpassen muss. Ganz ehrlich da habe ich weder die Zeit noch irgendeine Motivation für.
Hintergründe die mich reizen würden, SF / Cyberpunk / Highlander, sind soweit ich informiert bin nicht für das BRPG umgesetzt.

Das sind meine persönlichen Gründe warum für mich das BRPG derzeit überhaupt nicht attraktiv ist.

Gruß Jochen
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: munchkin am 27.02.2016 | 11:29
Arkam hat absolut recht!

Basierend auf den deutschen Veröffentlichungen, ist  es unmöglich einen Zugang zu Glorantha zu bekommen.

Das deutsche Strumbringer basiert auf einer Version die sehr fehlerhaft war. Mit Elric und Stormbringer 5th Edition wurde das Spiel schon viel runder.

Private Eye, Warhammer und UA gehören rein konservativ gesehen nicht zur BRP Familie, auch wenn sie ein 100% system benutzen.

RuneQuest 3 alleine bringt einen auch kaum weiter, das Spiel wurde ja praktisch nicht supportet.

Der Punkt mit dem aufsteigenden Trading Card Games ist auch nicht unwichtig, wir haben da Spieler verloren.

So gesehen ist Cthulhu das einzige Spiel aus der BRP-Familie das sich wirklich verbreitet hat... Schade...
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Achamanian am 27.02.2016 | 12:09

Zu den ungewohnten Elementen gehörte, inzwischen ist es ja verbreiteter, die Verbesserung von Fertigkeiten durch Anwendung im Abenteuer wobei die Steigerung dann noch auisgewürfelt wird. Das macht eine einigermaßen planbare Charakter Gestaltung eigentlich nicht möglich. Hinzu kam, das wenigstens in den Runden in denen ich mitgespielt habe, das viel Aufmerksamkeit darauf gelegt wurde Steigerungsmöglichkeiten zu bekommen. Als Spielleiter fehlten mir die Erfahrungspunkte als Mittel der Belohnung. Als Spieler hatte man schnell den Eindruck das der ein Mal geschaffene Charakter sich eben kaum noch verändern würde. Da fehlte mir ein wenig die Motivation zum Spiel. Mögliche Ansätze, wie etwa freie Steigerungswürfe oder fixe Steigerungen, waren in den Grundregeln nicht vorhanden.

Viel davon könnte man halt als "Bug not Feature" bezeichnen (langsame Charakterprogression heißt tendenziell auch weniger Regel-Neulernaufwand während des Spiels). Die Frage wäre: War die deutsche Spielerschaft zu dem Zeitpunkt, als BRP hier rüberkam, schon durch DSA und evtl. Midgard "verdorben" und nicht mehr bereit, sich auf alternative Herangehensweisen einzulassen?

Cthulhu in Deutschland war auch frustrierend. In der amerikanischen Ausgabe fand man in einem Band die Regeln, den Hintergrund und ein paar grundlegende Informationen zu den 20ern dem viktorianischen Zeitalter und einem modernen Cthulhu.
In Deutschland gab es mit den Ausgaben von Hobby Production und Laurin, ich meine es hätte sogar noch eine Dritte gegeben, nur Ausgaben in denen etwas fehlte oder gar der Hintergrund in einem Extraband kam. Wenn man das amerikanische Material kannte fühlte man sich als deutscher Cthulhu Spieler ausgenutzt und dann noch nicht Mal ordentlich unterstützt.
Die hier hochgelobten Kampagnen, etwa der Orient Express, kamen meines Wissens nicht heraus.
Ich denke das deutsche Cthulhu ist sehr stark davon geprägt worden wie die Macher bei Pegasus ihr Spiel gespielt haben. Hinzu kommt eine recht starke Sammlerszene die das Material eben nicht zum Spielen brauchen womit konstruktive Kritik ausblieb. Die Diskussionen zwischen Storytellern und Abenteuer Rollenspielern die schon ja im Tanelorn hart und emotional geführt wurden wurden im Cthulhu Forum vor allen  emotional und persönlich geführt.
Ich denke Cthulhu wandelt sich mit der 7. Edition und der Tendenz mehr spielbare Bestandteile in Quellenbüchern und offene Ereignisse in Abenteuern zu fordern in eine erfreuliche Richtung.

Ich glaube nicht, dass ein nennenswerter Teil der deutschen Cthulhu-Spielerschaft den von dir gezogenen Vergleich dt. Ausgabe/Originalausgabe gezogen hat. Außerdem war nach meiner Wahrnehmung Cthulhu bereits zu Laurin-Zeiten sehr erfolgreich hier, und zu der Zeit wurde auch das begonnen, was man später den Pegasus-Stil nannte; viele Handouts, oft stark gerailroadete Abenteuer, Desinteresse an den Regeln. Das waren damals m.E. vor allem die Abenteuer von Steffen Schütte (Froschkönig-Fragmente, Zeichen des Stiers), die ich übrigens durch die Bank großartig finde, die aber eben auch einen ganz bestimmten Stil für deutsche Cthulhu-Publikationen etabliert haben, der dann (nicht immer auf diesem Niveau) ziemlich lange unter weitgehendem Ausschluss aller anderen Herangehensweisen durchgezogen wurde.
Andererseits vermute ich auch, das gerade das stark mit für den Erfolg von Cthulhu bei Pegasus verantwortlich war. Man hat da schon einen sehr eigenen Stil geprägt, der irgendwie auch was mit DSA zu tun hatte; während bei DSA das (durchaus elitäre) Anspruchsbewusstsein aber eher in die Richtung "wir sind ein atmosphärisches Rollenspiel, in dem gutes Charakterspiel gefordert und belohnt wird", war es bei Cthulhu für mein Gefühl mehr "wir sind ein atmosphärisches Rollenspiel, das zugleich intellektuell anregt und fordert." In beiden Fällen steckte da jedenfalls (ich glaube, am deutlichsten Ende der 90er) ein gewisses Besserspielertum drin, das man ja im Cthulhu-Forum auch immer wieder beobachten kann.
Kurz: Ich glaube, Cthulhu hatte Erfolg, weil es sich (teils zu recht) als anspruchsvoll verkaufen konnte, gar nicht unbedingt, weil es mit so viel Begeisterung gespielt wurde.

Elric das in der Welt von Elric von Melniboné spielte brachte Berufe als Pseudoklassen ins Spiel. Die Auswahl an Berufen hing an den Attributen und dem erwürfelten Volk ab. Da konnte man dann mit noch soviel System Mastery keinen effektiven Charakter bekommen. Hinzu kam noch das es mit Dämonenwaffen und Dämonenrüstungen zwei Ausrüstungsgegenstände gab die das Kampfsystem aushebelten. Von der Einstiegskampagne wurden maximal zwei von drei Bänden veröffentlicht. Weiteres Material für andere Hintergründe des Ewigen Heldens kam natürlich auch nicht heraus.
Ich mag den Hintergrund weiterhin aber die Umsetzung war einfach nur katastrophal.


Auf deutsch gab es nicht Elric, nur Stormbringer. Tatsächlich war das ein Mega-Unbalanciertes Spiel, das gehörte aber auch zum Konzept. Während man das wohl heute nicht mehr so machen würde, muss ich sagen, mir hat es schon Spaß gemacht. Man war halt manchmal ganz klar der Underdog in der Gruppe; andererseits war das System so swingy, dass man gelegentlich total was reißen konnte; und wenn nicht, war man schnell tot und hat sich halt einen neuen ausgewürfelt.
Falls du mit der "Einstiegskampagne" "Freydas Rache" und "Auf der Spur des weißen Wolfes" meinst, die war zweiteilig und wurde auf deutsch abgeschlossen. Dann ist noch mit "Der Traum des roten Gottes" ein großartiges Abenteuer von Steffen Schütte erschienen, und mit "Dämmerung im Purpurkreis" eine Übersetzung, die ich aber nie gelesen habe. Das ging glaube ich in vergleichsweise schneller Folge, so schlecht war man also nicht mit Material versorgt. Danach war es dann glaube ich mit Laurin zu Ende, sodass Steffen Schüttes tolle Kampagne "Ariochs Kinder" nie mehr erschienen ist.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Ucalegon am 27.02.2016 | 12:25
Ich habe auch immer mal wieder dieses "Cthulhu spiele ich gerne, aber ich kann mir gar nicht vorstellen das zu leiten, die richtige Atmosphäre hinzukriegen und so." gehört. Dementsprechend begehrt sind Cthulhu-Runden auf Cons. Dabei ist CoC eigentlich recht einfach für die SL im Gegensatz zu anderen Settings/Regelsystemen.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 27.02.2016 | 12:33
Dementsprechend begehrt sind Cthulhu-Runden auf Cons. Dabei ist CoC eigentlich recht einfach für die SL im Gegensatz zu anderen Settings/Regelsystemen.

Einfach in Bezug auf die Regeln oder der Vermitteln der Atmosphäre?
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Achamanian am 27.02.2016 | 12:40
Ich habe auch immer mal wieder dieses "Cthulhu spiele ich gerne, aber ich kann mir gar nicht vorstellen das zu leiten, die richtige Atmosphäre hinzukriegen und so." gehört. Dementsprechend begehrt sind Cthulhu-Runden auf Cons. Dabei ist CoC eigentlich recht einfach für die SL im Gegensatz zu anderen Settings/Regelsystemen.

Das deutsche Cthulhu hatte (hat?) nun mal einen echten Nimbus des Anspruchsvollen um sich gehabt ... das komische ist, dass das für mein Gefühl eigentlich gar nicht von den Machern kam. Mit Steffen Schütte habe ich (zu Laurin-Zeiten) gespielt, später auch mal punktuell mit Frank Heller, und die haben einfach nur gemacht, was ihnen Spaß gemacht hat und haben sich überhaupt nichts drauf eingebildet, besonders anspruchsvolles Rollenspiel zu betreiben. Allenfalls Wolfgang Schiemichen, der bei Pegasus vor Frank Heller verantwortlich war, würde ich einen gewissen Dünkel unterstellen (aber da bin ich auch persönlich vergrätzt, weil er eine meiner ersten Einsendungen damals nicht nur - wahrscheinlich zu Recht - abgelehnt hat, sondern sie anschließend öffentlich, wenn auch ohne Namensnennung, in der CW als Beispiel für ein besonders schlechtes Cthulhu-Abenteuer zerpflückt hat ...).
Um so stärker kam der Dünkel für mein Gefühl aus Richtung Spielerschaft. Wie man im Cthulhu-Forum zu manchen Zeiten die Nasen über das restliche stinkende Rollenspielerpack rümpfte, das war schon echt nicht mehr lustig ... da war schon eine der möglichen Reaktionen, einfach eingeschüchtert zu sein und zu sagen: "Cthulhu leiten? Nee, das ist mir zu anspruchsvoll, da habe ich Angst ..."

Egal, war jetzt ein langer Exkurs ... ich würde tatsächlich behaupten, dass man Cthulhu aus dieser Diskussion raushalten müsste, weil es hier eben nicht als BRP-Spiel erfolgreich ist, sondern eher, obwohl es ein BRP-Spiel ist.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: munchkin am 27.02.2016 | 12:49
Einfach in Bezug auf die Regeln oder der Vermitteln der Atmosphäre?

Beides würde ich sagen. Die Regeln braucht man eigentlich nicht, ich spiele normalerweise mit einem Minimum an Würfelproben.

Die Atmosphäre ist wesentlich einfacher zu erreichen (als in Fantasy Backgrounds), da die Spieler schon eine gewisse Vorstellung haben. Sich Ägypten / Kairo vorzustellen ist einfacher als Prax / Pavis. Noch einfacher wird es wenn man CoC Now spielt und dann in dem Habitat in dem man selber wohnt...
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Ucalegon am 27.02.2016 | 12:49
Einfach in Bezug auf die Regeln oder der Vermitteln der Atmosphäre?

Naja, das geht für mich Hand in Hand. Die regeltechnisch zerbrechlichen SC tragen aus meiner Sicht schonmal einen großen Teil zum Spielgefühl bei. Der Rest ist Horror-"Tradecraft", die gegenüber anderen Settings und Genres den Vorteil hat, dass man sich als Horror-SL kaum rechtfertigen muss, was innere Logik oder so angeht, weil die Unerklärbarkeit häufig genau der Punkt ist. Und komplexe Plots sind jetzt auch nicht gerade ein Markenzeichen von gutem Horror. Außerdem lässt sich Horror gut vermitteln, weil die Spieler(innen) meistens ein recht gutes Gefühl dafür haben, was das Genre ausmacht. Im Gegensatz z.B. zu Cyberpunk oder so. Wenn man natürlich als SL mit der Überzeugung da rangeht, "Atmosphäre" nur über ein enges Einfrieden des Plots in Verbindung mit einem Overkill an historischer Settinginformation, die mit dem eigentlichen Horror nichts zu tun hat, sondern Stimmungsspiel-Befindlichkeit befriedigt, Kontrolle der SC und sogar der physischen Umgebung der Spielrunde (Kerzen, Dunkelheit, whatever) hinkriegen zu können, dann ist man ohnehin zum Scheitern verurteilt.

Edit: Was nicht heißen soll, dass die oben genannten Dinge keinen Platz in Cthulhu oder anderen Horror-Rollenspielen haben, sondern nur, dass hier weniger eindeutig mehr ist.

Edit2: Auf den Punkt bringt es Dennis Detwiller in seinem Guide für Horror Szenarios, den leider nur DG-Backer bekommen.  ;)  Einen Teil davon hat er aber schon hier (http://www.delta-green.com/2013/08/creating-scenarios-and-maintaining-horror-in-call-of-cthulhu/) stehen.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Ginster am 27.02.2016 | 13:17
Die Atmosphäre ist wesentlich einfacher zu erreichen (als in Fantasy Backgrounds), da die Spieler schon eine gewisse Vorstellung haben. Sich Ägypten / Kairo vorzustellen ist einfacher als Prax / Pavis. Noch einfacher wird es wenn man CoC Now spielt und dann in dem Habitat in dem man selber wohnt...

Meiner Erfahrung nach, kann ich hier nur teilweise zustimmen. Es setzt mE voraus, wie weit sich die Spieler darauf einlassen. Das ist eine der Situationen, wo ich mit absoluten Anfängern bessere Erfahrungen gemacht habe, als mit erfahrenen Spielern, die aber aus anderen RSP-Ecken kommen. Die abgeklärte D&D-Gruppe lässt sich hier nicht immer ohne weiteres aus dem gewohnten Modus ("Wo bleibt das Monster und wie hauen wir es um?") hohlen. Wenn es auf Spielerseite passt, dann kann man aber mit sehr wenig Aufwand sehr viel erreichen, das stimmt wohl.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Achamanian am 27.02.2016 | 13:32
Meiner Erfahrung nach, kann ich hier nur teilweise zustimmen. Es setzt mE voraus, wie weit sich die Spieler darauf einlassen. Das ist eine der Situationen, wo ich mit absoluten Anfängern bessere Erfahrungen gemacht habe, als mit erfahrenen Spielern, die aber aus anderen RSP-Ecken kommen. Die abgeklärte D&D-Gruppe lässt sich hier nicht immer ohne weiteres aus dem gewohnten Modus ("Wo bleibt das Monster und wie hauen wir es um?") hohlen. Wenn es auf Spielerseite passt, dann kann man aber mit sehr wenig Aufwand sehr viel erreichen, das stimmt wohl.

Ich würde die Aussage sogar verschärfen: Wenn es auf Spielerseite nicht passt, kann die SL sich beim Atmo-Kerzenanzünden die Fingerkuppen wundschaben und es bringt nix. Diese Vorstellung, dass die SL in einem atmosphärischen Horrorrollenspiel dafür zuständig sei, durch tolle Beschreibungen, die richtige Stimmlage und perfektes Timing sowie eventuell noch allerlei Drumherum (Musik, Kerzen) Gruselatmo herzustellen, ist nun mal kappes. Für die Atmosphäre ist immer der gesamte Tisch verantwortlich, und zwar weitgehend in gleichem Maße. Wenn man sich mit den Spielern über die Atmo einig ist, muss man als SL eigentlich überhaupt keinen Sonderaufwand betreiben.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: ErikErikson am 27.02.2016 | 14:01
Das deutsche Cthulhu hatte (hat?) nun mal einen echten Nimbus des Anspruchsvollen um sich gehabt ... das komische ist, dass das für mein Gefühl eigentlich gar nicht von den Machern kam. Mit Steffen Schütte habe ich (zu Laurin-Zeiten) gespielt, später auch mal punktuell mit Frank Heller, und die haben einfach nur gemacht, was ihnen Spaß gemacht hat und haben sich überhaupt nichts drauf eingebildet, besonders anspruchsvolles Rollenspiel zu betreiben. Allenfalls Wolfgang Schiemichen, der bei Pegasus vor Frank Heller verantwortlich war, würde ich einen gewissen Dünkel unterstellen (aber da bin ich auch persönlich vergrätzt, weil er eine meiner ersten Einsendungen damals nicht nur - wahrscheinlich zu Recht - abgelehnt hat, sondern sie anschließend öffentlich, wenn auch ohne Namensnennung, in der CW als Beispiel für ein besonders schlechtes Cthulhu-Abenteuer zerpflückt hat ...).
Um so stärker kam der Dünkel für mein Gefühl aus Richtung Spielerschaft. Wie man im Cthulhu-Forum zu manchen Zeiten die Nasen über das restliche stinkende Rollenspielerpack rümpfte, das war schon echt nicht mehr lustig ... da war schon eine der möglichen Reaktionen, einfach eingeschüchtert zu sein und zu sagen: "Cthulhu leiten? Nee, das ist mir zu anspruchsvoll, da habe ich Angst ..."

Egal, war jetzt ein langer Exkurs ... ich würde tatsächlich behaupten, dass man Cthulhu aus dieser Diskussion raushalten müsste, weil es hier eben nicht als BRP-Spiel erfolgreich ist, sondern eher, obwohl es ein BRP-Spiel ist.

Das finde ich einen großen Vorteil von Cthulhu, das quasi das "Pack" wegbleibt. Grade den typischen D&D Schnetzler oder den DSA-Welt-Besserwisser kann ich nicht gebrauchen, und wenn man da Cthulhu spielt sind solche Typen seltener. Bei Cthulhu sind die Regeln hat nicht so wichtig sondern es geht um die Atmosphäre und die historische Korrektheit, das kann natürlich nicht jeder. BRP sollte man tunlichst ignorieren, wenn man Cthulhu spielt, der ganze Regelbalast ist schlecht für die Atmo. 
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Ucalegon am 27.02.2016 | 14:11
(http://gifsec.com/wp-content/uploads/GIF/2014/03/Frank-Underwood-Eye-roll-GIF.gif?gs=a)
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Achamanian am 27.02.2016 | 14:12
Das finde ich einen großen Vorteil von Cthulhu, das quasi das "Pack" wegbleibt. Grade den typischen D&D Schnetzler oder den DSA-Welt-Besserwisser kann ich nicht gebrauchen, und wenn man da Cthulhu spielt sind solche Typen seltener. Bei Cthulhu sind die Regeln hat nicht so wichtig sondern es geht um die Atmosphäre und die historische Korrektheit, das kann natürlich nicht jeder. BRP sollte man tunlichst ignorieren, wenn man Cthulhu spielt, der ganze Regelbalast ist schlecht für die Atmo.

Also ein weiterer Hinweis darauf, dass Cthulhu auf Deutsch eigentlich gar nicht in diesen Thread gehört ... es wird halt von den meisten Cthulhu-Spielern überhaupt nicht als ein BRP-Spiel empfunden.

Ansonsten würde ich noch anmerken, dass man - wie in jedem anderen Fall auch - potenzielle Probleme durch einfache und offene Gespräche über Spielvorlieben klären kann, ohne sich dabei was drauf einbilden zu müssen, dass man als einziger das gute, wahre, schöne Rollenspiel spielt.
Was die Aussage angeht, bei Cthulhu ginge es um historische Korrektheit: Ich bin mir nicht mal sicher, ob dir da die Mehrzahl der deutschsprachigen Spieler zustimmen würde. Weltweit betrachtet würde sich die Cthulhu-Community über diese Aussage wohl eher vor Lachen den Bauch halten.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Ginster am 27.02.2016 | 14:56
Das finde ich einen großen Vorteil von Cthulhu, das quasi das "Pack" wegbleibt. Grade den typischen D&D Schnetzler oder den DSA-Welt-Besserwisser kann ich nicht gebrauchen, und wenn man da Cthulhu spielt sind solche Typen seltener. Bei Cthulhu sind die Regeln hat nicht so wichtig sondern es geht um die Atmosphäre und die historische Korrektheit, das kann natürlich nicht jeder. BRP sollte man tunlichst ignorieren, wenn man Cthulhu spielt, der ganze Regelbalast ist schlecht für die Atmo.

Stimmt, ich möchte mit Cthulhu im Grunde nicht spielen, sondern Geschichte lehren. Beispielsweise unbekannte historische Personen wie Abdul Alhazred oder vergessene Orte wie Arkham bekannter machen.  ~;D

Spaß beiseite, was für ein ausgemachter, elitärer Quatsch. Selbstverständlich können sich auch D&D- und DSA-Spieler gut an den Spielstil anpassen. Im Gegenzug kann mir bestimmt auch ein Cthulhu-"Fachmann" wie Du den Spaß verderben, wenn er sein "Besserwissen" am Tisch nicht zurückhalten kann. Es kommt auf den Einzelfall an.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Rhylthar am 27.02.2016 | 15:23
Nehmen wir einfach mal großzügig an, dass bei dem Posting ein Ironie-Smilie vergessen wurde.

Ansonsten stimme ich Rumpel durchaus zu; Cthulhu wurde von mir z. B. nie am Regelsystem gemessen. Hatte damals durchaus eine größere Diskussion, von wegen "Cthulhu d20 - Wie kann man nur?!", aber im Endeffekt hat sich rauskristallisiert, dass es vollkommen egal gewesen wäre, mit was wir es gespielt hätten, ob GURPS, d20 oder eben BRP.

Es kam nur auf das "Einlassen" auf die Geschichte an. Und hier haftet Cthulhu seit jeher das "Geschmäckle" des Railroading im negativen Sinne an. Obwohl (und ich zähle mich selbst ganz stark dazu!) es genügend Leute gibt, die sich gerne auf eine, nennen wir es mal "interaktive Geschichte", einlassen. ""Horror im Orient-Express"? Wo kann ich die Fahrkarte kaufen?"

Und passend dazu habe ich mein erstes Cthulhu-Abenteuer mit genau den Leuten gespielt, mit denen ich auch die ersten Dragonlance-Sachen gespielt habe. Zufall? Ich glaube nicht.  ;)
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: ErikErikson am 27.02.2016 | 15:26
Bei Cthulhu lernt man mehr über Historie als bei anderen Rollenspielen, allein die Quellbücher enthalten viel Infos über die jeweilige Zeit. Die Abenteuer sind auch oft in historischen Hintergrund eingebettet oder behandeln eine reale Lokalität von historischer bedeutung.
Ungebildete Würfelschubser sind  sich dieser Tatsache natürlich nicht bewusst.  Das einzige andere Rollenspiel das noch etwas historischen Anspruch hat ist Midgard ,kann da aber nicht mithalten.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Weltengeist am 27.02.2016 | 15:30
Wir halten also fest: Es gibt so gut wie kein BRP in Deutschland bzw. auf deutsch.


Es gibt also schlicht kein BRP auf Deutsch - bis auf Cthulhu ist da seit 25 Jahren nichts mehr passiert. Dann muss man sich auch nicht wundern, dass es keinen Erfolg hat; rein englischsprachige Systeme sind in den meisten Runden nicht vermittelbar.

Die Frage könnte höchstens lauten: Warum wird kaum etwas aus der BRP-Linie übersetzt? Ein möglicher Grund könnte das Chaos sein, das bei Runequest, BRP & Co seit jeher herrscht. Man muss lange nach einem Rollenspiel suchen, das stärker fragmentiert ist und aus mehr kleinen, kaum unterstützten Produktlinien oder gar Einzelbänden besteht. Ich kann (bei aller persönlicher Sympathie für die BRP-Regeln) verstehen, dass sich kein deutscher Verlag darum prügelt, die Rechte daran zu kriegen - man weiß ja nie, welche Linie jetzt wieder eingestampft, konkurrierend aufgemacht oder an einen anderen Verlag verkauft wird.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Rhylthar am 27.02.2016 | 15:32
Bei Cthulhu lernt man mehr über Historie als bei anderen Rollenspielen, allein die Quellbücher enthalten viel Infos über die jeweilige Zeit. Die Abenteuer sind auch oft in historischen Hintergrund eingebettet oder behandeln eine reale Lokalität von historischer bedeutung.
Ungebildete Würfelschubser sind  sich dieser Tatsache natürlich nicht bewusst.  Das einzige andere Rollenspiel das noch etwas historischen Anspruch hat ist Midgard ,kann da aber nicht mithalten.
Legst Du es gerade drauf an, weil die meisten Moderatoren auf dem Terffen sind oder ist das eine Borniertheit, für die ich nur ein mitleidiges Lächeln über habe?

Wer sich als Cthulhu-Spieler als etwas besseres fühlt, sollte mal wieder an die frische Luft gehen.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: D. Athair am 27.02.2016 | 15:34
Hallo zusammen,

auf dem BRPG basierende Spiele haben es in Deutschland aus meiner Sicht nicht leicht weil sie viele ungewohnte Elemente, wenn man DSA oder D&D sozialisiert wurde, haben und die deutschen Veröffentlichungen leidensfähige Spieler voraus setzten. Das klassische BRPG, Cthulhu 7. Edition kenne ich noch nicht, würde ich aufgrund der starken Zufallselemente inzwischen einfach als veraltet ansehen.
Danke für den Beitrag, Arkam. Er stößt mich auf einen Aspekt, der recht zentral scheint: Den Kontext.
Ich glaube es macht Sinn, diesen veschiedentlich unter die Lupe zu nehmen. Sowohl in Bezug auf die Spielersozialisation in D/A/CH als auch in Bezug auf nahe und entfernte Verwandte von Runequest.

1. Meine Sozialisation:
Die ersten RPG, die ich gespielt habe waren: AD&D2nd, Daidalos, Spotlight 24h, RISUS, Shadowrun 3.1D, Cthulhu und WFRP2.
Die AD&D2nd-Runde, in der ich Spieler war, hielt nur kurz. Nicht lange genung um davon geprägt zu werden. Die drei Indies/Freiform-Spiele dagegen haben wir öfter gespielt. Vielleicht rührt daher mein Verständnis, dass Charakterverbesserung ein "nettes" Spielelement ist, aber keines, das ich für essentiell ansehe. (Eine spätere TSoY-Runde hat die Prägung dahingehend verstärkt, dass Charakterveränderung wichtiger ist als Charakterverbesserung.) Shadowrun war dann der erste Versuch es mit einem kommerziellen System zu probieren. Hat uns überhaupt nicht gefallen. Viel zu kompliziert für das, was wir spielen wollten. Wurde nach einem Abend ad acta gelegt. Cthulhu hat mit demselben SL deutlich besser funktioniert. Das Spiel fand dabei "im Hier und Jetzt" statt. Soll heißen Situationen und Interaktionen - auch der SC untereinander - ergaben sich aus dem Spiel. Gleiches gilt für die Regelanwendung. Also kein "ich habe da Fertigkeit X und möchte deswegen Y tun". Regelbenutzung und intuitives Spiel passten zueinander.
WFRP2 war nach Daidalos das erste Spiel das ich geleitet habe und das erste kommerzielle Spiel, das ich gekauft habe.
Geprägt haben mich dabei die kreativen Chancen zufallsgenerierter Charaktererstellung, die ich bis heute gegenüber Kaufsystemen in der Regel für überlegen ansehe. Außerdem steht dort Charakterverbesserung in Konkurrenz zur Charakterverschlechterung (Wahnsinn, Verderbnis). Und: Karrierenwechsel ist nicht unbedingt planbar, weil sich Karriereoptionen (neben den Regeln dafür) aus dem Spiel ergeben müssen.

Zusammenfassend kann ich behaupten: Komplett planbare Charaktere halte ich weder für organisch noch für interessant.
Vom Rollenspiel erwarte ich ungewöhnliche Situationen mit meinem SC explorieren zu können und, dass sich meine Spielfigur aufgrund ihrer (Abenteuer-)Erlebnisse weiterentwickelt. Geplanten Kompetenzerwerb, Risikominimierung, ... habe ich im echten Leben genug!


2. Zufall als veralteter "Mechanismus":
Sachen wie DCC RPG, Gamma World 4E, Hilfsmittel wie Dungeon Alphabet/Monster Alphabet oder auch Masters of Umdaar (FATE Acc) sowie die AGE Stunt Points zeigen recht schön, dass "Zufall" nicht per se als "veraltet" angesehen werden kann. Als subjektive Meinung hat das seine Berechtigung. Schließlich beziehen sich solche Meinungen auf Spielerentwicklungen ("früher fand ich Zufallsgenerierung etc. OK, aber heute nicht mehr"). Es kann aber genauso gut jemand, der früher nur mit wenig Zufall gespielt hat dieses Element für sich entdecken. Nichtdestotrotz scheint es einer Mehrheit von Rollenspielern wichtig, dass sie einen vorher imaginierten Charakter so spielen können, wie sie wollen und, dass Entscheidungen im Spiel möglichst planbar und ohne Veränderungen ihrer SC vonstatten geht. (Was wieder eine Sozialisierungsgeschichte ist.) Die Akzpetierbarkeit von Charaktersterblichkeit gehört mMn auch in den Kontext.


Hintergründe die mich reizen würden, SF / Cyberpunk / Highlander, sind soweit ich informiert bin nicht für das BRPG umgesetzt.
River of Heaven, das OpenQuest benutzt, ist ein "BRP"-Spiel mit spezifischem Hintergrund für Hardish Science Fiction.


... in Bezug auf die Kinder, Kindeskinder und Nebenlinien von RQ/BRP wäre ebenfalls ein Blick auf den Kontext sinnvoll.
Zum Beispiel, ob Tynes neben dem bloßen Würfelsystem noch weitere Elemente/Prinzipien aus der Cthulhu/BRP-Design-Schule in UA mitgebracht hat. Ich würde meinen: Ja. (Und bei Private Eye würde ich eher vermuten, dass es mehr vom Phänotyp als vom Genotyp her zu den BRP-artigen gehört.)
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Achamanian am 27.02.2016 | 15:39
Die Frage könnte höchstens lauten: Warum wird kaum etwas aus der BRP-Linie übersetzt? Ein möglicher Grund könnte das Chaos sein, das bei Runequest, BRP & Co seit jeher herrscht. Man muss lange nach einem Rollenspiel suchen, das stärker fragmentiert ist und aus mehr kleinen, kaum unterstützten Produktlinien oder gar Einzelbänden besteht. Ich kann (bei aller persönlicher Sympathie für die BRP-Regeln) verstehen, dass sich kein deutscher Verlag darum prügelt, die Rechte daran zu kriegen - man weiß ja nie, welche Linie jetzt wieder eingestampft, konkurrierend aufgemacht oder an einen anderen Verlag verkauft wird.

Was es an BRP-Systemen gibt, ist außer Cthulhu wohl alles nicht besonders geeignet dafür, eine große Produktlinie daraus zu machen. Ein Verlag, der das will, wird sicher nicht an so was rangehen.
Eigentlich ist so was wie das RQ6-Crowdfunding schon genau das Niveau, auf dem BRP in meinen Augen auf Deutsch funktionieren könnte: Ein engagierter Verlag (ob nun klein oder groß) sucht sich eine überschaubare BRP-Produktpalette, die gefällt, ganz unabhängig davon, ob die jetzt noch unterstützt oder vielleicht morgen schon eingestampft wird. Produziert wird wahrscheinlich nur in Kleinstauflage, im Erfolgsfall kann man immer noch nachlegen. Ich sehe derzeit aber definitiv kein BRP-System (auch nicht am Horizont), das abgeht wie Numenera, 13th Age oder als nächstes Wahrscheinlich Shadow of the Demon Lord.

Am verdienstvollsten fände ich ja derzeit gar nicht mal eine Übersetzung von RQ6 (auch, wenn die mich, sollte was draus werden, schon mal freut), sondern eine von OpenQuest, das wirklich eine sehr solide Grundlage wäre, an die man auch mit verschiedenen Genres (Victoriana, River of Heaven) anknüpfen könnte.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Weltengeist am 27.02.2016 | 15:47
Übrigens glaube ich keine Sekunde lang daran, dass der Erfolg eines Rollenspiels in Deutschland irgendwas mit seinen Regeln zu tun hat. Dazu muss man sich nur mal ansehen, welches die erfolgreichsten Rollenspiele in Deutschland sind und was für Regelwerke die haben (oder zu der Zeit hatten, als sie sich ihre Top-Positionen gesichert haben).

Der Erfolg scheint deutlich mehr daran zu hängen, wieviel Material zur Verfügung gestellt wird (und hier insbesondere: wie viele Abenteuer). Und da gibt es für die meisten BRP-Ableger viel, viel zu wenig.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: D. Athair am 27.02.2016 | 15:54
Egal, war jetzt ein langer Exkurs ... ich würde tatsächlich behaupten, dass man Cthulhu aus dieser Diskussion raushalten müsste, weil es hier eben nicht als BRP-Spiel erfolgreich ist, sondern eher, obwohl es ein BRP-Spiel ist.
Ja. Und gerade deswegen gehört es hierher. Wenn der populärste Vertreter einer Systemfamilie ganz anders gespielt wird als der Rest, dann hat das für die Familie Konsequenzen, oder nicht?

Da stellt sich nämlich ganz schnell die Frage: Wie kann sich ein Regelsystem als solches einen guten Ruf erarbeiten, wenn es in seiner beliebtesten Inkarnation gern großzügig ignoriert oder zumindest nicht für wichtig erarchtet wird?
Und in Bezug auf Sturmbringer eine ähnliche Frage: Wie sieht es mit dem Ruf/der Wahrnehmung des Systems aus, wenn es verbreitete Spielpräferenzen weitgehend ignoriert (Balancing, ...) ?
RuneQuest seinerseits muss/musste in D/A/CH ja immer gerade durch das Spielsystem überzeugen.


Dazu gibt es mMn einen RQ-Bezug:
[...] einen echten Nimbus des Anspruchsvollen [...]
Bei RuneQuest und anderen (gerade den neueren BRP-Artigen z.B. Clockwork & Chivalry 2nd, Dark Streets) spielen Sachen wie Kulturen und gesellschaftlicher Kontext eine Rolle, die über das hinausgeht, was man von anderen Rollenspielen (jenseits der Indies) kennt. Eindrücke, die "anspruchsvolles" Spiel beschreiben könnten, habe ich bei Grognardia aufgeschnappt. Ein paar Links:

Zitat von: James Raggi
The silver age, trying to inject more serious themes and characterizations into RPGs, probably starts at Runequest (and is equivalent to Spider-Man and such in comics in the early 60s).
(Link (http://grognardia.blogspot.com/2009/01/ages-of-d.html?showComment=1231698900000#c7252788016408393512))

James Maliszewski schreibt eine Retrospective: RuneQuest (http://grognardia.blogspot.com/2010/02/retrospective-runequest.htmlt).
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Arkam am 29.02.2016 | 16:40
Hallo zusammen,

wer Cthulhu als einfaches System bezeichnet macht sich meiner Ansicht nach etwas vor oder nutzt eben die Regeln nicht. Das habe ich bei meinem Versuch einen Professor aufzustellen fest gestellt. Die dafür nötigen Werte habe ich nicht erwürfelt. Über eine passende, nah gut eher unpassende, Berufswahl hätte ich diese Werte dann erreichen können.
Wenn man damit beginnt Cthulhu Abenteuer als Herausforderungen zu sehen ist noch deutlich mehr System Mastery gefragt. Kann es sein das das eher weniger der Fall ist weil man eher getrennte Abenteuer und Kampagnen spielt und eben nicht kontinuierlich einen Charakter spielt?
Wenigstens die Präsentation der Quellenbücher erinnert doch sehr an Geschichtsbücher oder gar an Sachbücher. Inzwischen gibt es im Cthulhu Forum eine Reihe von Aktiven die mehr Abenteuer relevantes und weniger historisches in Quellenbüchern fordern.
Gestört hat mich vor allen das zwar das jewelige Thema gut durchleuchtet wurde aber eine Anbindung an das Regelsystem fehlte. Gerade diese Anbindung an das verwendete Regelsystem ist mir aber wichtig.

Es ist wohl auch richtig das in Runquest der Hintergrund des Charakters eine gößere Rolle spielte. Und zwar nicht nur ala Elfen mögen keine Zwerge sondern auch durch den damit verbundenen Glauben und die Optionen darüber Magie zu bekommen. Ob dieser Anspruch dann auch in den Abenteuern eine Rolle spielte kann ich leider nicht sagen. Gerade in der Frühzeit des Rollenspiels gab es ja gerne Mal die Kombination Regelwerk das viele Optionen bot + Abenteuer die auf Kampf hinaus liefen.
Hinzu kommt gerade bei den Ablegern von Runquest das der Hintergrund des Charakters dann eben entweder in den Hintergrund trat oder eben ganz massiv das Können des Charakters beeinflusste.

Ich denke Cthulhu hat Erfolg trotz BRPG System weil das System an vielen Stellen ignorieren kann. Die Kampfregeln sind nicht nur abgespeckt sondern Kämpfe sind entweder keine Option oder die Gegner sind so überlegen das man den Kampf auch auserzählen kann. Denn eine reale Chance zum erfolgreichen Auflösen des Kampfes gibt es nicht und Optionen heraus zu kommen fehlen dem System. Die Charakterentwicklung ist eher nicht wichtig weil man mit dem Verlust eines Charakters rechnet. Böse Stimmen empfehlen ja bei einigen Kampagnen eher einen Charakter Abreiß Block. Weil der einzelne Charakter eher weniger wichtig ist ist man auch bei der Charakter Erschaffung eher bereit 5 gerade sein zu lassen. Magie ist eher keine Nutzmage mit Heilen, Feuerball und Unsichtbarkeit sondern gefährlich und mit Risiken behaftet. Zudem kann der Spielleiter ihre Verfügbarkeit gut steuern.

Gruß Jochen
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Der Rote Baron am 11.10.2016 | 20:30
PFAD - ERHEBE DICH!

Ich finde, dass es das schlechteste Kompliment für ein Spile ist zu betonen, dass es so gut ist, weil man die Regeln so prima ignorieren kann.
Dann sind auch Autos toll, die nicht fahren, die aber dufte aussehen und in denen man viek Beinfreiheit hat.

Cthulhu hat nun in der 7. Edition vielleicht zum ersten Mal Regeln, die man tatsächlich ohne Abstriche gut verwenden kann. Allerdings konnte mana uch vorher schon "nach den Regeln" spielen - Ausnahme: Verborgenes erkennen erkennt die weiterführend eSpur nicht.
Zum Glück (und Gumshoe sei Dank!) hat man das nun ausgeräumt.

Aber wirklich: Wer ein Spiel ohne Regeln spielen will, der sollte sein Geld sparen und sich zum gemeinschaftlichen Geschichten erzählen am Kamin versammeln (Gibt es schon ein "Storytelling Slam"? - klingt dann vielelicht hipper ...).

Zum historsichen Hintergrund: Als Geschichtslehrer tendiere ich auch immer wieder zu "echten" Hintergründen für Kampagnen (gerade Solomon Kane), aber "lehren" oder "lernen" will ich nichts. Ich finde auch Fantasy-Settings völlig legitim und sehr spielenswert, wenn sie als Hintergrund taugen. Der historische Bezug erleichtert mir allerdings das hineinversetzen in die Abenteuer und der "Was-wäre-wenn"-Aspekt ist für sich (und für mich und meine Gruppe) sehr reizvoll.

Wahr ist auch: Ich kann da grobe Fehler (in Hintergrundbänden) nicht gut verknusen - schlechte Recherchen sind mir ein Graus! Aber daraus würde ich NIE und NOCHMALS NIE ableiten, dass sich mit historischen Hintergründen ein "höherer Anspruch" verbindet.

Und andere Spieler als "Pack" zu bezeichnen ... bitte: Wir sind hier doch nicht bei Vizekanzlers!
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Der Nârr am 26.10.2016 | 21:50
Ihr sprecht mir aus der Seele, Herr Baron!

Ferner finde ich schade, dass es kein Cthulhu-basiertes Fantasy-Rollenspiel gibt. Mein Eindruck ist, dass die Cthulhu 7. Edition im Moment einfach mehr taugt als RuneQuest. Hm. So. Jetzt bestelle ich mir Cthulhu 7. Aber falls ich es spiele, dann nur in einem Homebrew-Fantasy-Setting. So. Das habt ihr nun davon.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Weltengeist am 26.10.2016 | 23:22
Mein Eindruck ist, dass die Cthulhu 7. Edition im Moment einfach mehr taugt als RuneQuest.

Kann ich jetzt mangels Cthulhu 7 im Schrank nicht nachvollziehen - magst du das begründen? Eigentlich ist Runequest 6 doch ziemlich gelobt worden, und wir fanden es eigentlich auch gut...?
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Der Nârr am 26.10.2016 | 23:42
Nun, ich bin kein Experte in RQ6, gerade weil es mich nicht angesprochen hat. Auf mich machte es den Eindruck eines aufgeblähten Ungetüms. Im Detail weiß ich das auch nicht mehr alles.

Dass es viel gelobt wurde heißt ja nichts. Es gibt ja viele verschiedene Zielgruppen und gerade die BRP/RQ-basierten Spiele unterscheiden sich ja so deutlich, wie auch dieser Thread zeigt, dass man sagen muss dass die Systeme schon unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Wie z.B. die Kampffertigkeiten in RQ6 gehandhabt werden wurde viel gelobt, ich habe nie verstanden, was daran so toll sein soll. Aber ich bin auch großer Freund der D&D-Machart: Eine Fertigkeit zum Kämpfen reicht vollkommen. Klar, wie "ganz früher" jede Waffe einzeln zu lernen war sicher nicht das Gelbe vom Ei, aber wenn ich D&D als anderes Extrem nehme (BAB = 1 Fertigkeit für ALLE Waffen) dann gibt es da eine Vielfalt an Möglichkeiten und die von RQ6... öhm... hat mich halt nicht überzeugt. Und dann brauchen die noch so viel Platz, um zu erklären, was ein Combat Style nun ist... Aufgebläht halt, schlank und schnell ist was anderes. Und hat RQ6 nicht auch einen attributsbasierten XP-Modifier? Fürchterlich. Die RQ6 Ini-Regel bzw. Strike Rang hatten mich jetzt auch nicht so angeturnt?

Wenn ich RQ6 nur in die Hand nehme fühle ich mich ja schon erdrückt. Da kommen mir andere BRP-Spiele luftiger vor - am besten noch Stormbringer 5th (möge es in Frieden ruhen).

In Cthulhu 7 - ich bin da nun auch noch nicht tief eingetaucht - ist mein Eindruck, dass man wirklich einiges verschlankt hat und überflüssigen Ballast losgeworden ist (Attribute in anderer Skala...). Natürlich ist das Grundregelwerk auch ein Wälzer. Ist halt der ganze Mythos-Ballast mit drin, weil Cthulhu halt. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass schon nur der Schlagabtausch im Nahkampf in Cthulhu um einiges einfacher verläuft als in RQ6.

Aber für eine stichhalte Begründung müsste ich erstmal meine Nase in beiden noch mal versenken, dafür fehlt mir die Zeit... ist halt mehr gefühlsmäßig...
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: D. Athair am 27.10.2016 | 01:07
Krass. Geht mir mit Cthulhu 7 genau anders rum. Von den 464 Seiten RuneQuests sind 7 Seiten Index und 14 Seiten Spielübersichten (Kampagnenbogen, Charaktererschaffung, ...) und v.a. 113 Seiten werden für die 5 Magiesysteme (Animismus, Mystik, Theismus, Zauberei, Volksmagie), die ich alle sinnvoll finde und 103 Seiten Monster gebraucht. Wofür braucht Cthulhu 7 die 432 Seiten? 

Das dt. RQ6-Buch liegt gut auch in der Hand und fühlt sich nicht so schwergewichtig an. Mehr so wie Mutant: Year Zero (272 S.), Mythic Russia (320 S.), Clockwork & Chivalry 2nd (400 S.) oder WFRP 2te, 3.Druckauflage (ca. 280 S.) als wie L5R 4te (400 S.), DCC RPG (490 S.) oder Starblazer Adventures (632 S.).


Ansonsten: Ich hab von ein paar Tagen einen Cthulhu-Charakter gebaut. Das lief so: Profession wählen, auf die Berufsfertigkeiten 230 Punkte verteilen und dann noch 100 Punkte auf die Berufsfertigkeiten und 1 Hobbyfertigkeit. Also 330 Punkte auf einmal verteilen.

Bei RuneQuest 6 - das deswegen viel länger gedauert hatte, weil ich erst alles lesen musste und keine Hilfe hatte - war es: Basisfertigkeiten eintragen (die keinen feststehen Punktewert haben sondern sich aus den Attributen ableiten); Kultur wählen, die Standard- und Spezialfertigkeiten, die du nehmen willst markieren, Basiswerte eintragen und darauf 100 Punkte verteilen. Hintergrundereignisse, Sozialklasse und Familie auswürfeln und Vermögen notieren + ggf. hier Leidenschaften wählen oder das später tun. Beruf wählen, Standard- und Spezialfertigkeiten markieren, die du nehmen willst, Basiswerte eintragen und darauf 100 Punkte verteilen. Zusatzfertigkeitenpunkte nach Alter verteilen (i.d.R. 150 Punkte). Wo die Hinfließen ist schon relativ klar, weil viele Fertigkeitenwerte aus den vorhergegangenen Schritten nocht nicht so hoch sind, wie man möchte.

... Cthulhu war bei der SC-Generierung wie langweiliges Point-Buy, RQ 6 wie ein interessantes Life-Path-Mini-Spiel.
Bei Cthulhu ist der Charakter noch nicht in die Welt eingebunden und vernetzt. Bei RQ 6 schon.


Was man RQ 6 durchaus nachteilig auslegen kann: Im GRW wird ein Setting nur impliziert. Wie bei Savage Worlds muss man eigentlich noch ein Settingbuch (z.B. Luther Arkwright oder Küsten von Korantia) daneben liegen haben. Dafür wird da dann auch klar, welche Bereiche des Regelbuchs man gar nicht braucht.

Was mir an Cthulhu nicht gefällt: Ich hab da recht schnell das Gefühl an überflüssigen Setting-Infos und Wikipedia-Schnipseln zu ertrinken. Und ich frag mich dann, wozu Cthulhu 7 geschlagene 324 Seiten braucht, wenn Dark Sreets 2nd (inkl. ausführlicher Beschreibung des georginanischen London) mit knapp 200 Seiten auskommt und Auf Cthulhus Spur anno 1986 mit 88 Seiten (inkl. mehreren Abenteuern) auskam.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Der Nârr am 27.10.2016 | 11:02
Deine Beschreibung des RQ6-Charakterbaus hört sich für mich fürchterlich an! So unterschiedlich können Geschmäcker sein. 330 Punkte auf einmal zu verteilen ist natürlich auch nicht ideal. Ich kenne da Spieler, die können dann auch nicht einfach mal eben hier 50 Punkte da 50 Punkte hinklatschen, sondern würden dann überlegen ob sie lieber 43 oder 44 als Skill nehmen. Dass es dann nicht läuft ist klar.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: D. Athair am 27.10.2016 | 12:56
... eigentlich ist es kaum langsamer. Das einzige, was sich gegenüber Cthulhu ändert ist, dass die Fertigkeiten in 3 kleineren Schritten vergeben werden. Das verhindert Umentscheidungen1 und die Schritte helfen nebenbei ein Bild vom Charakter zu entwickeln. Da kommt man gar nicht auf die blöde Idee irgendwelche Mary-Sue/Stu-Fabeln als Hintergrund für den SC zu fabulieren oder gar niederzuschreiben (gerade am Samstag bei Cthulhu gehabt - ebenso wie "43 oder 44"). Abgesehen davon starten die SC in RQ deutlich vernetzter - auch dessen Fehlen war samstags ein Problem. Wenn SC gar nicht vernetzt sind, dann braucht es eine (durchaus längere) Phase des Kennenlernens, da die Spieler die SC ihrer Mitspieler nicht einschätzen können und die SC einander fremd sind.

Wenn ich Cthulhu leiten würde, würde ich wahrscheinlich für die Generierung Hausregeln einführen.
Und zwar würde ich (an Dark Steets/Renaissance angelehnt) dreigliedrig vorgehen: Es gibt Milieu und das gibt auf bestimmte Fertigkeiten fixe Boni. Bei Berufen genauso. Jeweils im Wert von ca. 100 Punkten. Am Schluss hat die Spielerin bzw. der Spieler noch bis zu 150 Punkte zum frei verteilen. Am Ende wird auf einer Tabelle gewürfelt, die ganz explizit die SC untereinander verbindet.

Das ist schneller als RQ 6 und als Cthulhu 7 und kann sinnvolle SC sicherstellen.
Die Einschränkung der Wahlmöglichkeiten - die so schlimm/gravierend auch nicht ausfällt - sehe ich nicht wirklich als Problem.



1
"Oh, ich will aber Fertigkeit X ... dann nehm ich doch lieber Beruf N. Aber dem fehlt jetzt Y und Z ... also wieder zurück."
(Auch am Samstag erlebt.)
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: Der Nârr am 27.10.2016 | 19:59
Wie würdest du die Fertigkeitenverteilung denn zwischen RQ6 und Stormbringer 5th vergleichen? Mir ist nicht klar, was RQ6 tolles leistet, was das mehr an Textvolumen rechtfertigt. Wobei dieses vs RQ6 eigentlich zu nichts führt. Das RQ6 viele Freunde und Fans hat ist ja bekannt, daher wundert es mich auch nicht, dass diese Fans kein Interesse an etwas haben, was anders funktioniert.
Titel: Re: Cthulhu, Unknown Armies, Private Eye, Trauma ... BRP-artige Spiele in D/A/CH
Beitrag von: D. Athair am 27.10.2016 | 20:46
Kann ich nachschauen. Aber erst, wenn ich Stormbringer 5th geholt habe, das momentan 200km entfernt von hier liegt.