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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Pen & Paper - Umfragen => Thema gestartet von: Deep_Impact am 18.01.2017 | 08:55

Titel: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Deep_Impact am 18.01.2017 | 08:55
In der Google Plus Gruppe wurde gerade ein Thema angeschnitten, daraus ziehe ich mal eine diskussionwürde Frage:

Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?

Also ich meine dies sowohl im Sinn von
- Eigenheiten (Arrogant, nett, zuvorkommend, abweisend,...)
- Einstellung (AFD-/Trump-Sympatisant, CC-Fan, Altruist, Veganer, Non-offending paedophile,...)
- Vergangenheit (Kriminell, Mitglied der Stasi, Alt-68er,...)

Explizit nicht gemeint ist sein Vergangenheit als Autor anderer Systeme, Spiele, Bücher oder ähnlich themenrelevantes.

(https://video-images.vice.com/articles/58111c9701aec314504b18b5/lede/DandD_nodice.jpg?crop=1xw:1xh;center,center&resize=1440:*)
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Deep_Impact am 18.01.2017 | 09:04
Ich mach dann auch gleich mal den Anfang:

Ja, mich beeinflussen alle drei Faktoren. Sollte ich herausbekommen, dass der Autor meines Spiels gänzlich gegen meine politsche Meinung geht, ein (für mich) verabscheuungswürdiges Verbrechen begangen hat oder sich im direkten Gespräch als absoluter Unsympath herausgestellen besteht eine gute Chance, dass ich seine Werke nicht kaufe, wieder verkaufe oder in dem Limbus des Spieleregals verbanne.

Geht aber auch anderes herum: Wenn ein Autor ein unglaublich sympathisch rüberkommt, dann kann ich da auch mal Geld draufwerfen, obwohl ich Setting oder System für Crap halte. Da hat mein Altruismus aber schnell den finanzelle Grenznutzen erreicht...
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: KhornedBeef am 18.01.2017 | 09:04
Lässt sich wohl nicht verneinen. Man sollte das Werk einmal unvoreingenommen lesen, und es so beurteilen. Bei den meisten Sachen, die man liest, weiß man ja ohnehin wenig über den Autor, und auch die Breitenwirkung findet unter dieser Prämisse statt.
Aber wenn ich genug über den Autot weiß, erkenne ich manchmal automatisch Einflüsse auf das Werk.
Edit: Ich kann so übrigens nicht an der Umfrage teilnehmen, weil die Antwortoptionen inhaltlich nicht ganz zum Titel passen
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: LushWoods am 18.01.2017 | 09:38
Ich würde sagen: Ja, bis zu einem gewissen Grad.
Also wenn das Werk (nehmen wir einen neutralen Begriff) in meinen Augen richtig, richtig gut ist, der Erschaffer (wieder ein neutraler Begriff) aber augenscheinlich ein Arschloch, werde ich mich trotzdem mit dem Werk beschäftigen. Andersherum genau so.
Ich hab jetzt neutrale Begriffe gewählt weil ich im musikalischen Bereich ein perfektes Beispiel für den ersten Fall habe: Wardruna/Gaahl.

Also der positive/negative Eindruck von Werk/Erschaffer muss schon krass in die eine oder andere Richtung ausschlagen.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: D. Athair am 18.01.2017 | 09:55
Auf sein Werk? Nicht so sehr.

Aber der Charakter der Autorin bzw. des Autors hat große Auswirkungen darauf, ob ich
einen Kauf vertretbar finde und wenn ja in welcher Form.

Letzteres gilt bei Verlagen auch. Vielleicht sogar noch mehr.


EDIT:
Retrospektiv werden z.B. die Avalon-Romane von Marion Zimmer Bradley nicht schlechter, weil die Autorin sie geschrieben hat.
Kohls Politik verliert nicht seinen ganzen Wert, wegen dem, was er seiner Frau und seinen Kindern angetan hat.

... wenn ich damit anfangen würde das Gute, Schöne, Hilfreiche und Nützliche, das jemand geschaffen hat mit dessen Fehlern und Vergehen aufzuwiegen ... Ich weiß nicht, was bliebe.

=> Keine Abstimmung.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Boba Fett am 18.01.2017 | 10:09
Ich kann mich da Deep Impact anschliessen...

Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Luxferre am 18.01.2017 | 10:17
Ich kann mich da Deep Impact anschliessen...

Dito.

Ich würde NIEMALS auch nur einen Cent oder eine Sekunde meines Lebens mit den Werken eines Herrn Vikernes verplempern.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Deep_Impact am 18.01.2017 | 10:19
Letzteres gilt bei Verlagen auch. Vielleicht sogar noch mehr.

Ich hab jetzt neutrale Begriffe gewählt weil ich im musikalischen Bereich ein perfektes Beispiel für den ersten Fall habe: Wardruna/Gaahl.
[/quote]
Sagt mir jetzt nichts. Kannst das ausführen?

Ich würde NIEMALS auch nur einen Cent oder eine Sekunde meines Lebens mit den Werken eines Herrn Vikernes verplempern.
Was das nicht dieses rechtsideologische Schundwerk?


Ja, es gibt schon Beispiele. Nehmen wir mal einen Buch-Klassiker: Felidae. Ich hab das Buch wirklich gerne gelesen, aber jetzt viele viele Jahre und nachdem ich Akif Pirinçci in Interviews u.ä. gesehen habe, würde ich es nicht mehr mit der Kneifzange anfassen.


Ich überlege gerade, ob mir ein gutes Beispiel im Rollenspielbereich einfällt... Wenn eins kommt, werde ich schreien. Meistens ist es da eber der Sympathie-Gedanke. Also das ich sage: Tolle Spiel, aber hättest du doch bitte nie den Mund aufgemacht!
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Issi am 18.01.2017 | 10:21
Ich überlege gerade, welche Autoren ich überhaupt jemals gegoogelt habe.
Das sind nicht viele. Meistens wollte ich nur wissen, wann das nächste Buch rauskommt.
z.B. George. R.R. Martin. Da finde ich witzig, dass er die gleichen "R.R." im Namen hat wie Tolkien.
Ansonsten weiß ich, dass er früher auch Horror und SiFi Stories geschrieben hat.
Aber sein Privatleben gehört ihm und ich empfinde auch kein Interesse da nachzuforschen oder die Klatschpresse zu lesen.
Sowas ist mir zu blöd. Oft lese ich nicht mal die Biographie auf dem Buchumschlag.
Das ist wohl gewollte "Unvoreingenommenheit."
Im allgemeinen vertraue ich darauf, dass auch ein Verlag kein Interesse hat mit "riesen Idioten" Geld zu verdienen.

Sollte ich doch mal eine Story erwischen, wo es mir alle  Fragezeichen rauswirft, dann bin ich vermutlich eher geneigt nachzuforschen.
Aber sowas ist mir bislang ehrlich gesagt noch nicht untergekommen.

Ps. Wir sind ja hier im Pen & Paper- Bereich eines Fantasy Forums. Insofern bezieht sich meine Aussage auf Fantasy-Lesestoff. ;)
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Rabenmund am 18.01.2017 | 10:22
Da gebe ich mal die vage Antwort: Es kommt drauf an.

Beeinflussen wird mich das Wissen sicher, da brauche ich nichts schönreden. Dem Werk eines mir sympathischen Autors (vereinfacht gesagt) stehe ich sicher positiver und unkritischer gegenüber. Ebenso umgekehrt.

Das ist nur menschlich, warum sollte ich mich objektiver darstellen als ich es bin.


Die Frage ist doch welche Auswirkungen dieser "Einfluss" hat. Machen wir es mal konkreter, obwohl ich den Macher von Rifts, Kevin Sembieda für ein tyrannisches Arschloch halte hat mich das nicht davon abgehalten mir einen Haufen seiner Regelwerke und Sourcebooks zu kaufen - und Rifts zu spielen und leiten.

Das Gleiche gilt bei Musikern / Künstlern: Der Charakter des Musikers ist mir erst einmal völlig wumpe, sein Werk muss mich überzeugen. Schafft es das nicht kann es noch so ein toller Typ sein; ich kaufe das Album dann nicht.

Alexander Kaschte ist z.b. in meinen Augen eine egozentrische Nervbacke die dringend ne Therapie bräuchte. Doch die Musik von Samsas Traum spricht mich an, und ich habe mir die meisten Alben gekauft.

Ein Ausschlusskriterium (zum Kauf) wären für mich andere Dinge: Ist der Autor / Künstler offener Vertreter einer menschenverachtenden Ideologie oder hat an anderen Punkten eine Einstellung die mir zuwider ist werde ich es mir lange überlegen ihn finanziell zu unterstützen - sprich, sein Produkt kaufen. Ich will einfach nicht das mein Geld vielleicht seiner Agenda zugute kommt.
Halte ich das Produkt einmal in den Händen dann wird es von mir sicher sehr viel aufmerksamer gelesen / betrachtet / gehört, da ich es "auf Spuren seiner Agenda" checken will.

Da ich mir nicht ganz sicher bin wie verständlich mein Gedankengang ist: Klar soweit?

Edit: Zur kriminellen Vergangenheit enthalte ich mich, da ist mir die Fragestellung zu undifferenziert. Kommt auf das Verbrechen und die Umstände des Verbrechens an.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: KhornedBeef am 18.01.2017 | 10:25
@Rabemund: Den Gedankengang verstehe ich, finde ich auch vernünftig.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Chiarina am 18.01.2017 | 10:31
F.A.T.A.L. kann ich aus dem Rollenspielbereich eventuell anführen. Ich habe mal ein Interview mit diesem Typen gelesen, das so bescheuert war, dass ich hinterher NOCH weniger Lust hatte, dieses Spiel zu spielen (wenn das überhaupt noch möglich war). Das Spiel selbst ist schon ziemlich bescheuert... aber wenn man liest, wie der Typ versucht es zu rechtfertigen... mir wurde jedenfalls schlecht.

In gewisser Weise gilt das auch für alles, was mit Lovecraft zu tun hat. Ich habe ein paar Sachen über ihn gelesen, die mir den Spaß verdorben haben. Ich spiele jetzt lieber andere Sachen.

Es gibt aber auch Werke, da weiß ich, dass der Schöpfer eine problematische Person ist. Ich liebe dessen Werke dann in aller Regel auch nicht unbedingt, aber ich bemühe mich, neben allem Negativen auch die Verdienste anzuerkennen. Ein Beispiel für so etwas wäre für mich etwa Richard Wagner.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Dr. Clownerie am 18.01.2017 | 10:32
Unglaublich spannendes Thema.

Ich hab da mal was zu gelesen, aber ich finde das nicht wieder... Ich weiß nicht vom wem es war, aber es ging darum, dass das Werk für sich stehen sollte und man die Biografie einem Autor nicht vorwerfen kann. Aber ich finde es einfach wieder. Das war ein bekannter französischer Autor, vielleicht Camus? Ärgerlich :/
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Antariuk am 18.01.2017 | 10:34
Ähnlich wie bei Rabenmund kommt es bei mir drauf an:

Wenn ich weiß dass der Autor/die Autorin aus einer für mich persönlich schwierigen Ecke kommen, dann guckt man sich das Ganze natürlich sehr argwöhnisch an. Solange aber ein sachliches Interesse bei mir vorhanden ist, haben mich fehlende Sympathie oder Abscheu gegenüber politischen Ansichten o.ö. noch nie davon abgehalten ein Werk wenigstens zu lesen. Manchmal auch nicht davon, es zu kaufen. Die Vermittlung/Aneignung von Wissen von einem Personenkult abhängig zu machen finde ich persönlich (!) einfach absurd... nur weil ein Mensch nicht auf meiner Wellenlänge tanzt, kann er ja trotzdem erhellende Dinge zu sagen haben?

Natürlich haben Namen die man kennt und mag einen Vertrauensvorschuss, das ist auf jeden Fall so.

Im Bereich RPG ist mir das aber noch nicht passiert. Was Hr. Vikernes geschrieben hat hätte mich auch ohne die ideologische Debatte nicht interessiert, und dann kenne ich nur noch so leicht mythisch angehauchte Sachen wie FATAL oder Black Tokyo, die als Werke selber zu bizarr und komisch sind als das man sie ernst nehmen könnte (und da entfällt, zumindest bei mir, auch die Frage nach dem Autoren).
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Chruschtschow am 18.01.2017 | 10:39
Klar kann es da Wechselwirkungen geben. Lovecraft wurde ja schon weiter oben genannt. Der ist da nicht nur Kind seiner Zeit, sein Gedicht "On the Creation of Niggers" zeigt für mich da halt schon eine Grundhaltung, die für mich über das Maß hinaus geht, bei dem ich die Bücher noch unbelastet zur Hand nehme.

Ähnlich geht mir das bei Orson Scott Card. Der hat ebenfalls ein Weltbild, das zu meinem derart quer geht, dass ich Ender's Game und Speaker for the Dead gelesen habe, dann mal ein bisschen nach recherchierte. Der Autor schafft mit seinen Vorworten dafür durchaus Anlass. Und das gibt mir bei den beiden Büchern im Nachgang schon ein schales Gefühl bei der ein oder anderen Stelle. Das muss ich mir dann nicht weiter geben.

Das mache ich sicher mit den wenigsten Werken. Und da muss schon eine recht stramme Gesinnung aus meiner Sicht offenbar werden. Wenn das aber eintritt, dann kann mir das den Genuss eines Werkes arg vergällen. Und dann lese ich auch Werke eben mit dem Hintergrundwissen, mit einem entsprechend suchenden Blick. Das hat dann halt auch Wechselwirkung mit der Wahrnehmung des Geschriebenen.

@Clownerie:
Klar. Kenn ich auch. Aber es fällt so schwer, in der Interpretation des Geschriebenen eben NICHT auf das zu achten, was bei Hinzuzug des Hintergrunds des Autors zu einer im persönlichen Empfinden sehr unappetitlichen Sache werden kann.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Ninkasi am 18.01.2017 | 11:00
Meine Motivation( + oder -), sich mit dem Werk zu beschäftigen, könnte sich ändern, aber weniger die Meinung über das Werk.

Ansonsten merkt man es erst beim Gebrauch. Wenn ich ein Musikstück gut finde, dann etwas negatives über den Sänger erfahre und ich dadurch das Lied nicht mehr genießen kann... ja, klar beeinflusst.
Bei Schriftstücken, wie RSP-Regelwerken, die weniger der Unterhaltung beim Lesen dienen, ist bei mir der Einfluss bestimmt geringer.

Grenzen könnte ich da keine Aufstellen, die sind wie eigentlich immer fließend.

Werk A ist blöd, weil der Autor ein bekanntes Arschloch ist oder Werk A ist super, weil ich nur den Autor nicht kenne? Finde ich ungerecht. Ich möchte mich eigentlich auch nicht beeinflussen lassen, aber man kann sich da nicht völlig loslösen.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Achamanian am 18.01.2017 | 11:36
Ich lasse mich von Einstellungen beeinflussen. Ist aber nicht immer eine klare Relation. Bei Lovecraft finde ich es interessant, wie sein Rassismus sich in seinen Werken niedergeschlagen hat, und lese die deshalb sogar teilweise um so lieber, weil ich das Gefühl habe, dass er da unfreiwillige Selbstkritik betreibt ... Dan Simmons ist mir hingegen durch sein homophobes Gelaber verleidet worden, obwohl ich seine Hyperion-Gesänge nach wie vor liebe und auch nachdrücklich empfehle. Aber weitere Bücher von ihm mag ich jetzt nicht mehr lesen. "Enders Game" habe ich mal quergelesen, nachdem ich schon wusste, dass Orson Scott Card in meinen Augen total daneben ist, und habe mich bestätigt gefühlt, weil ich den Roman auch zum Erbrechen fand. Weiß aber nicht, wie es gewesen wäre, wenn ich nichts über OSC gewusst hätte. Bei Harlan Ellison ist es auf niedrigem Niveau ähnlich, der kommt mir vor wie so ein schmieriger sexistischer Möchtegern-Rebell, und die paar Stories von ihm, die ich gelesen habe, bestätigen das Bild. Von Ellison würde ich aber trotzdem noch mehr lesen, weil ich finde, dass er jenseits von allem, was mir inhaltlich an ihm missfällt, ein toller Erzähler ist.

Also: Großes Durcheinander bei mir in der Beziehung. Manche fallen einfach raus, weil ich ihre Einstellung blöd finde, manche werden dadurch erst richtig interessant, bei manchen kann ich es ganz gut ignorieren.

Dass man das Werk unabhängig vom Autor beurteilen sollte, habe ich zwar an der Schule und Uni auch eingebleut bekommen, aber ehrlich gesagt habe ich noch nie erlebt, dass das irgendwer dogmatisch durchgezogen hätte. Der Autor gehört für mich zum Werkkontext, genau wie die Entstehungszeit, intertextuelle Bezüge und der ganze Kram ... ich verstehe diese Forderung inzwischen nur noch als ein "Bitte keine Was-will-uns-der-Autor-sagen-Interpretationen."
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: LushWoods am 18.01.2017 | 11:50
@ Deep_Impact:
Ich konter mal kurz mit Wiki:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gaahl
https://de.wikipedia.org/wiki/Wardruna

Gaahl hat auch mal einen anderen Typen der sich auf seinem Land unerlaubt rugetrieben hat gefangen genommen, ein bisschen gefoltert und dann wieder freigelassen.
Hinterher war alle etwas wirr, weil Gaahl behauptete das das in beiderseitigem Einvernehmen passierte und der Typ auch und dann wieder nicht usw.
Ich kenne Gaahl aus Interviews und einer sehr guten Vice Doku und der Mann ist ... speziell. Nicht mal unbedingt unsympathisch und er hat in bestimmten Bereichen, was Paganismus, Satanismus und moderne Gesellschaft angeht, mMn durchaus eine verständliche Meinung. Andere Dinge, wie sein früherer Hang zu Rechts, den er mittlerweile als Fehler bezeichnet, kann ich gar nicht gutheißen.

Wie auch immer, Wardruna machen meiner Meinung nach sehr geniale, fast schon einzigartige Musik. Und da macht ein zweifelhafter Charakter mit.
Jetzt muss sich halt jeder der das ähnlich sieht, die Frage stellen in wie weit ihn das betrifft/stört. Mich stört es in diesem Fall nicht besonders.
Hauptsächlich deswegen weil Wardruna einfach zu gut ist um es deswegen zu ignorieren.

Ersetze Gaahl durch Vikernes und das Ganze wäre bedeutend schwieriger für mich und ich würde vermutlich Wardruna boykottieren.
Ich würde bzw. werde mir auch sen Rollenspiel nicht kaufen. Selbst wenn es mich inhaltlich interessieren würde.
Mag ich John Wick? Hölle, nein aber L5R ist immer noch eines meiner absoluten Lieblingsrollenspiele.

Also ich denke entscheiden muss so etwas jeder und in jedem Fall neu.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Evil Batwolf am 18.01.2017 | 12:43
Klar beeinflusst das, was ich über den Autor weiß, meine Sicht auf sein Werk. Ich guck' halt anders hin, kritischer vielleicht, und suche nach Anhaltspunkten, die mein Vorwissen bestätigen oder widerlegen könnten.

Aber Einfluss heißt ja nicht, dass ich mich nun gar nicht mit den Sachen beschäftige. Ich finde eine "Ich lese/höre/sehe nur Sachen von Leuten, die meinen eigenen Einstellungen nicht zuwiderlaufen"-Einstellung ehrlich gesagt auch nicht besonders klug. Sich nicht mit abweichenden Meinungen (auch extremen) zu beschäftigen, ist für mich in gewissem Sinne Realitätsverweigerung. Man kann auch "Mein Kampf" lesen, ohne Nationalsozialist zu sein.

Wenn man Gegenargumente entwickeln will, muss man schließlich erst einmal die Argumente der anderen Seite kennen.

Und ja, Vikernes ist komplett inakzeptabel. Aber ich finde manche Sachen von Burzum musikalisch gesehen hammermäßig. Ich schaffe es aber, mir das Zeug anzuhören, ohne rechtsradikal zu werden. Keine Ahnung, wie ich das hinkriege  :).

Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: sindar am 18.01.2017 | 13:13
Ich kann mich nicht erinnern, jemals etwas ueber irgendwelche Autoren gewusst zu haben. Jedenfalls nichts ausser ihren Werken. Und das will ich auch weiter so halten.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Rabenmund am 18.01.2017 | 13:40
@Evil Batwolf
Zitat
Aber Einfluss heißt ja nicht, dass ich mich nun gar nicht mit den Sachen beschäftige. Ich finde eine "Ich lese/höre/sehe nur Sachen von Leuten, die meinen eigenen Einstellungen nicht zuwiderlaufen"-Einstellung ehrlich gesagt auch nicht besonders klug. Sich nicht mit abweichenden Meinungen (auch extremen) zu beschäftigen, ist für mich in gewissem Sinne Realitätsverweigerung. Man kann auch "Mein Kampf" lesen, ohne Nationalsozialist zu sein.

Wenn man Gegenargumente entwickeln will, muss man schließlich erst einmal die Argumente der anderen Seite kennen.

Und ja, Vikernes ist komplett inakzeptabel. Aber ich finde manche Sachen von Burzum musikalisch gesehen hammermäßig. Ich schaffe es aber, mir das Zeug anzuhören, ohne rechtsradikal zu werden. Keine Ahnung, wie ich das hinkriege  :).

Interessant. Ich kann mich nicht erinnern das hier jemand schrieb, er beschäftige sich nicht mit einem Werk das eine andere Meinung vertritt ;)


Mein Argument war anders, hier mal an nem konkreten Beispiel: Wenn ich befürchte das der Autor das Geld aus meinem Kauf an den KKK fliessen lässt ist das ein guter Grund für mich, ihn nicht (durch meinen Kauf) finanziell zu unterstützen.

Wenn ich eine Gelegenheit habe das Buch des Autors ohne Kauf zu lesen (Bibliothek, Ausleihen von Freunden) werde ich es bei Interesse tun.


Immerhin höre ich auch Samsas Traum ohne zum militanten Veganer und Tierschützer zu werden ;)

Und bei "Mein Kampf" stimme ich dir zu, den sollten sogar sehr viel mehr Leute lesen. Dann würden sie merken was für einen Bullshit Hitler geschrieben hat. Das Buch ist in vielerlei Hinsicht furchtbar, angefangen beim Schreibstil bis zur wirren, widerlichen Botschaft.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Irian am 18.01.2017 | 13:44
Natürlich beeinflusst mich das, wenn ich es weiß.

Wenn jemand nun ein Buch schreiben, sagen wir mal, über Menschen vs. Ork-Horden. Erstmal sind das nur Orks, darin muß man keine Allegorie sehen, oft sind Orks einfach nur Orks.
Wenn ich nun aber feststelle, dass der Autor hardcore-Rassist ist, besteht durchaus die Möglichkeit, dass plötzlich die Frage aufkommt, ob der Autor da eine bewusste Allegorie bastelt, in der die Ork-Horden für Immigranten, o.ä. stehen, was deutlich unwahrscheinlicher wäre, wenn der Autor da völlig liberal wäre. Natürlich kann ein Werk auch von einem hardcore-Rassisten einfach nur trashige Fantasy ohne Hintergedanken sein, keine Frage. Aber die Frage ist ja, ob es was ändern kann. Kann es, ja.

Lovecraft, was ja als Beispiel auch schonmal kam, lese ich heute auch anders als früher, zwar immer noch gerne, aber eben auch mit einem deutlicheren Blick auf den Rassismus, den der Autor da reinbringt und die durchaus eben die Meinung des Autors widerspiegelt. Da wäre mein Lesevergnügen sicherlich deutlich ungetrübter, wenn ich sicher wüßte, dass der Autor absolut kein Rassist war, was ja bei Lovecraft leider nicht der Fall ist.

Dass meine Meinung von einem Autoren micht evtl. auch daran hindert, die Bücher überhaupt zu lesen, ist eh klar. Das kommt dann aber auf den Einzelfall an. Wobei man betonen sollte, dass "andere Meinung" nicht automatisch darunter fällt, wenn ich nur meine eigene Meinung bestätigt sehen will, streite ich einfach mit mir selbst ;-)
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Teylen am 18.01.2017 | 13:46
Ich hatte das Thema in der Google Plus Community angeschnitten da es mich aktuell beschäftigt.
Das heißt für die Sammlung von Crowdfunding Projekten versuche ich mitunter durchaus mehr über einen Ersteller und sein Projekt zu erfahren. Aufgrund des Umstand das in den USA sex offender registriert und online veröffentlicht werden erfuhr ich dann das der Ersteller 2003 für ein schwerwiegendes Verbrechen (709,4 Sexual abuse 3rd degree 3 counts) an einem Kind (weiblich, 0-13 Jahre alt) verurteilt wurde.
 
Für mich stellt sich dann die Frage wie ich mit der Information umgehe.
Das heißt für mich beeinflusst das Wissen um die Vergangenheit stark. Weniger noch ob das Werk Zeichen der Vergangenheit hat, nach der Präsentation zu urteilen sollte dies nicht der Fall sein. Mehr in wie weit ich den Mensch als Person hinsichtlich eines Projekt unterstützen kann bzw. möchte.
Es kann hierbei helfen das sein Projekt allgemein für mich nicht wirklich interessant ist. Wobei es die Frage aufwirft was bei einem Projekt passiert für das ich begeistert bin. Ebenso wie für mich im Raum steht das der Mann als Mensch tatsächlich auf Einnahmen respektive Spenden angewiesen ist. Sowohl den eigenen Aussagen nach, als auch dahingehend was die Internet Akte an weiteren Informationen gibt. Das heißt ich betrachte es mit einer Mischung aus einem gewissen Schock hinsichtlich der Vergangenheit sowie Empathie hinsichtlich der persönlichen Situation [Die Informationspflicht in Amerika führt dazu das man idR. nur schwer, wenn überhaupt, Arbeit oder Unterkunft findet].

Das ganze wird dadurch verkompliziert das die Crowdfunding Kurzübersichten vollständig waren und sind.
Das heißt ich nehme für gewöhnlich jedes Rollenspiel-Projekt auf. Unabhängig davon was ich über das Werk oder den Autor respektive Verleger denke. Hierbei versuche ich Projekte normalerweise auch positiv darzustellen, einen netten Pitch zu bringen. Zumindest solange ich glaube dass das Projekt erfüllt wird und das Werk selbst auch nur halbwegs in Ordnung ist.
Ein entfernen des Projekts erschien mir zu sehr dem Vollständigkeitsanspruch entgegen zu laufen.
Ein direktes erwähnen respektive den Verweis auf die Akte oder Google wiederum erschien mir effektiv betrachtet eine Beteiligung an dem Informationskonzept der USA. Dahingehend sehe ich das Problem das es einer Integration in die Gesellschaft massiv entgegen steht und effektiv gesehen einen Pranger darstellt. Das heißt wenn eine Person ihre Gefängnisstrafe verbüßt hat, sollte man ihr das Leben danach nicht unbedingt zur Hölle machen. Letztlich ist mein Blog auch kein Platz dafür. Dann wiederum sorgt das Wissen um den Umstand das ich persönlich dort eher Abstand wünsche.
Unter dem strich entschied ich mich das Projekt, recht neutral beschrieben, ohne Empfehlung oder Warnung, zu erwähnen. Wobei es mich durchaus noch beschäftigt.


Die anderen Aspekte beschäftigen mich nicht ganz so sehr.
Hinsichtlich Einstellungen hatte ich das Problem noch nicht. Einerseits weil ich halbwegs tolerant bin, andererseits weil es schon sehr dominant durchscheinen müsste. Das geschieht im Rollenspielbereich, bisher, allenfalls bei Themen rund um die aus der Gamer Gate Affäre entstandenen Gräben. Hierbei würde ich ggf. nur hervor heben das ich den Umgang mit dem entsprechenden Thema nicht in Ordnung finde und es dabei belassen.
Hinsichtlich der Eigenheiten erwähne ich durchaus positiv wenn ich Leute für nett, zuvorkommend oder was anderes positives halte. Bei negativen Eigenheiten versuche ich das lästern zu vermeiden und wenn ich es erwähne, es zu kennzeichnen.

Wie sehr ich Projekt-Ersteller oder Rollenspieldesigner mag oder nicht beeinflusst durchaus wie viel Geld ich denen gebe. Mitunter auch wie gerne ich deren Werke habe.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Deep_Impact am 18.01.2017 | 13:55
Ich habe die Aussage von Evil Batwolf erstmal nicht als Vorwurf gesehen. Natürlich beschäftige ich mich generell mit "Großen Werken" mir nicht passender Ideologien. Jeder "Mein Kampf" aus Überzeugung ließt hat mein ehrliches Beileid. Ich hab aber auch "Das grüne Buch" oder "Das Kapital" gelesen. Beide etwa gleich unspannend.

Das war für mich aber eine Frage meiner persönlichen Bildung und kein Akt der Hobbygestaltung, so wie es bei Trivialliteratur, Filmen oder Rollenspielen ist.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: felixs am 18.01.2017 | 14:09
In gewisser Weise gilt das auch für alles, was mit Lovecraft zu tun hat. Ich habe ein paar Sachen über ihn gelesen, die mir den Spaß verdorben haben. Ich spiele jetzt lieber andere Sachen.

Was denn? Mir schien Lovecraft eher nicht sooo problematisch zu sein. Ein bißchen rassistisch - aber das ist für seine Zeit nicht unnormal. Außerdem hat er sich von diesen Positionen später doch zumindest teilweise entfernt.
Oder war da noch was anderes?

(Da waren zwischendurch ein paar andere Postings zum Thema...)
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Teylen am 18.01.2017 | 14:21
Mir schien Lovecraft eher nicht sooo problematisch zu sein.
Das kommt auf die Informationen an.
Nach meinen war er durchaus außergewöhnlich rassistisch, selbst für die Zeit in der er lebte.
Es wurde wohl auch nicht, gar dauerhaft, besser.
Wobei eine Diskussion dahingehend Gefahr hat in SC Bereiche zu gleiten?
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Deep_Impact am 18.01.2017 | 14:25
Lovecraft ist schon ein Thema für sich. Durchaus problematisch und nicht mal eben besprochen, denn er lebte eben nicht nur in seiner Zeit, sondern war auch schon ein sehr phobischer Charakter.
Habe zwei Biographien von ihm gelesen, spannend aber eher im Bezug auf seine literarischen Einflüße und Verwicklungen.

Wen es interessiert, der kann ein neues Thema aufmachen, sonst entfernen wir uns doch zu arg vom Thema.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: D. Athair am 18.01.2017 | 14:28
Lovecraft, was ja als Beispiel auch schonmal kam, lese ich heute auch anders als früher, zwar immer noch gerne, aber eben auch mit einem deutlicheren Blick auf den Rassismus, den der Autor da reinbringt und die durchaus eben die Meinung des Autors widerspiegelt. Da wäre mein Lesevergnügen sicherlich deutlich ungetrübter, wenn ich sicher wüßte, dass der Autor absolut kein Rassist war, was ja bei Lovecraft leider nicht der Fall ist.
Wobei mMn auch sehr schnell der Fehler begangen wird eine Autorin/einen Künstler allein aus dem eigenen Blickwinkel oder gegenwärtigen Zeitgeist zu betrachten. Da bleiben allzu oft essentielle Dinge für eine faire Bewertung wie  dessen oder deren Biographie, der zeitliche Kontext etc. außer Acht.


Das heißt ich betrachte es mit einer Mischung aus einem gewissen Schock hinsichtlich der Vergangenheit sowie Empathie hinsichtlich der persönlichen Situation [Die Informationspflicht in Amerika führt dazu das man idR. nur schwer, wenn überhaupt, Arbeit oder Unterkunft findet].
Ich verstehe, dass dich das Thema umtreibt. Gerade da das Unrecht, dass der Autor begangen hat nach gängiger Ethik kein Grund sein darf, dass ihm seinerseits Ungerechtigkeit widerfährt.

Ich hätte wohl beides allgemein erwähnt: Schwere Straftat und gesetzliche Resozialisierungs-Verhinderung in den USA inkl. der Folgen. Wen es weiter interessiert, der kann/soll selbst googlen.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: felixs am 18.01.2017 | 14:29
Das kommt auf die Informationen an.
Nach meinen war er durchaus außergewöhnlich rassistisch, selbst für die Zeit in der er lebte.
Es wurde wohl auch nicht, gar dauerhaft, besser.

Ich müsste das auch nochmal nachlesen. Meine, das war in Rottensteiner (Hg): H. P. Lovecrafts kosmisches Grauen.

Jedenfalls ist es in seinen phantastischen Werken kaum ein großes Problem (womit ich meine: Es kommt kaum vor).
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: La Cipolla am 18.01.2017 | 14:39
Ich denke, die Umfrage-Frage ist zu allgemein gehalten.

Ich finde beide Perspektiven interessant, also sowohl ein "close reading" als auch ein kontextgebundenes. Manchmal gibt es Produkte, bei denen nur eine Variante funktioniert (die aber dafür gut), und manchmal sind die Macher so "fragwürdig", dass ich nicht mal das close reading hinkriege. Manchmal nehme ich die beiden Varianten aber auch parallel und entscheide je nach Situation, wie ich herangehe.

Was GENAU am Autor da beeinflusst, finde ich nicht so interessant, das zählt schon alles irgendwie mit rein.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: La Cipolla am 18.01.2017 | 14:48
Eine Ergänzung, die ich total kritisch finde: WENN man tatsächlich den Kontext eines Werks einbezieht, um es zu bewerten und sich nicht nur rein subjektiv fernhält, soll man es bitte auch genau nehmen. Beim ersten zweifelhaften Schlagwort oder Internetartikel die Arme in die Luft zu werfen und in die Tasten zu hauen (selbst mit Vermutungen u.ä.), ist imho extrem fragwürdig.
Natürlich kann man instinktiv zurückschrecken, no harm done, aber spätestens wenn man sich ernsthaft inhaltlich (!) mit anderen austauscht und nicht nur sagt "Monte Cook ist ein arroganter Arsch!", sollte man ein grundlegendes Verständnis haben, das über ein paar Gerüchte und zwei Minuten Google hinausgeht.

Lustig übrigens, dass hier im Thread dieselben Namen fallen, an die ich beim Thema auch gedacht habe. :D Unser Hobby hat tatsächlich nicht viele zweifellos fragwürdige Persönchen, oder? Selbst in den Randgebieten denkt man ja noch an dieselben Medien.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Deep_Impact am 18.01.2017 | 15:00
Von gleich sozial ausbooten hat ja nun keiner was gesagt. Aber natürlich stimmt das. Gerade in den sozialen Medien erfährt man ja schnell viel, auch über andere Mitspieler. Und wenn da jemand plötzlich mit einer Wortwahl daherkommt, die mir verdächtig vorkommt, erlaubt man sich schon mal einen Blick in die Likes. Aber dann ist es mein Ding, ihn zu ignorieren oder nicht zu antworten. Nichts was ich raushängen lassen würde. --> Anderes Thema!

Lustig übrigens, dass hier im Thread dieselben Namen fallen, an die ich beim Thema auch gedacht habe. :D Unser Hobby hat tatsächlich nicht viele zweifellos fragwürdige Persönchen, oder? Selbst in den Randgebieten denkt man ja noch an dieselben Medien.

Das Problem ist glaube weniger, dass die Macher von Rollenspieler einfachere oder ausgewogenere Charaktere wären als andere Menschen, sondern dass wir ihre Namen nicht so präsent haben. Es gibt vielleicht zehn bekannte Namen, auch wenn ich schon schwer nachdenken müsste, um zehn Autoren zu nennen....

Gary Gygax
Monte Cook
André Pönitz  :P
Ken Hite
Werner Fuchs
Kevin Siembieda
Jordan Weisman
....
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: D. Athair am 18.01.2017 | 15:17
Spannend, dass bei dem Thema immer Lovecraft und Vikerness kommen.
Dabei gibt es jede Menge mehr: Kinski, Zimmer Bradley, Poe, Lewis Carrol, Hemingway, Polanski, Luther, Edith Wharton, Franz Führmann,

Ich finde beide Perspektiven interessant, also sowohl ein "close reading" als auch ein kontextgebundenes. Manchmal gibt es Produkte, bei denen nur eine Variante funktioniert (die aber dafür gut), [...]
Nicht ganz unrelevant: Der Umgang der schöpferisch tätigen Person mit ihrer Biographie, ihrer "Ideologie(n)" [im wörtlichen Sinn haben wir das alle], ...

Das Problem ist glaube weniger, dass die Macher von Rollenspieler einfachere oder ausgewogenere Charaktere wären als andere Menschen, sondern dass wir ihre Namen nicht so präsent haben. Es gibt vielleicht zehn bekannte Namen, auch wenn ich schon schwer nachdenken müsste, um zehn Autoren zu nennen....
Ich könnte dir sogar Listen von Rollenspiel-Machern liefern, die für mich als Autoren bedenklich oder unbedenklich sind und als Menschen/Diskussionspartner. Dasselbe bei Verlagen.

Auf Wunsch würde ich das sogar hier posten.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Oberkampf am 18.01.2017 | 15:17

Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?

Also ich meine dies sowohl im Sinn von
- Eigenheiten (Arrogant, nett, zuvorkommend, abweisend,...)
- Einstellung (AFD-/Trump-Sympatisant, CC-Fan, Altruist, Veganer, Non-offending paedophile,...)
- Vergangenheit (Kriminell, Mitglied der Stasi, Alt-68er,...)


Eigenheiten beeinflussen meinen Kaufentscheid ein bisschen, Einstellungen dagegen sehr.

Vergangenheit bedeutet mir nur wenig, wenn sich die Person glaubhaft geändert hat und von Fehlern der Vergangenheit überzeugend distanziert. Jeder Mensch sollte eine zweite und meinetwegen sogar eine dritte Chance haben. In extremen Fällen könnte natürlich auch eine Vergangenheit sich nachteilig auswirken.

Natürlich kenne ich das Problem mit den Einstellungen auch eher aus dem Bereich Musik als aus dem Bereich Rollenspiel. Da habe ich auch einige guilty pleasures, wo die Einstellung des Künstlers... umstritten ist. Lee Ving von Fear z.B., trotzdem mag ich New Yorks all right (https://www.youtube.com/watch?v=2TJmF1Lo5fU) (in der Hoffnung, dass es tatsächlich etwas Selbstironie enthält und keine reine Redneck-Propaganda ist). Gilt beispielsweise auch für einige Sachen von All/Descendents oder den Stranglers.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Harlekin78 am 18.01.2017 | 15:42
Ich kann mich da Deep Impact anschliessen...

Ich auch!
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Chruschtschow am 18.01.2017 | 15:52
@Teylen:
Ich finde es gut, dass du es weg gelassen hast. Strafverfolgung und Resozialisierung ist nach meinem Empfinden Sache der Exekutive. Der Mob, der noch einen Strick über'n Baum wirft, hat da nichts zu suchen. Da empfinde ich - auch bei und entgegen jedem schalen Gefühl, dass ich als Vater habe - die Regelung besser, dass es eben nicht weiter getragen wird.

Etwas anders sehe ich es eben mit Menschen, die ihre Meinung auch propagieren. Orson Scott Card ist da ein hervorragendes Beispiel, denn der äußert sich ja auch öffentlich entsprechend. Wer seine Meinung derart verbreitet, kann nach meinem Empfinden dann auch daran gemessen und sein Werk gemäß seines Sendungsgedankens auf entsprechende Inhalte untersucht werden. Und dann kann ich als Hobbyleser das auch entsprechend lesen. Etwas anders mag das für den professionellen Leser aussehen, der Werke zu rezensieren oder wissenschaftlich zu interpretieren hat. Professionelle Distanz ist aber nichts, was ich als Privatperson einzuhalten habe.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Maarzan am 18.01.2017 | 16:00
Solange der Autor sein RL aus dem Werk raushält, halte ich es aus meiner Beurteilung dieses Werks raus - wenn bei einer entsprechenden Vorinformation wohl auch etwas genauer hingeschaut würde.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Huhn am 18.01.2017 | 16:11
Schwieriges Thema.

Ich muss da zwischen "beruflichem" Interesse und Freizeit trennen.

Für die Uni lese ich prinzipiell alles, was mir inhaltlich relevant und wissenschaftlichen Kriterien genügend erscheint. Ich kann nicht aus Prinzip ganze Forschungszweige wegignorieren, nur weil mir die politische Einstellung der Personen, die daran beteiligt waren, nicht passt.

In meiner Freizeit nehme ich mir aber durchaus das Recht, Bücher von Menschen, von denen mir bekannt ist, dass ich sie nicht tragbar finden, nicht zu lesen. Dabei können bei mir alle drei genannten Faktoren (Eigenheiten, Einstellungen und Vergangenheit) eine Rolle spielen. Unter Eigenheiten fällt mir spontan Mark Reinhagen ein, der mir durch seinen Tonfall und den Umgang mit Fans dermaßen unsympathisch wurde, dass ich von ihm nichts mehr wissen will. Bei Einstellungen kenn ich mich im Rollenspielbereich nicht so gut aus, mir wär da jetzt spontan auch nur der Pirinci in der Fantasy-Literatur eingefallen.

Andersherum wertet es mir Bücher unglaublich auf, wenn ich weiß, dass der Mensch, der dafür verantwortlich zeichnet, mir aus irgendeinem Grund sympatisch ist.

Im Allgemeinen betreibe ich aber keine aufwändige "Gesinnungsanalsye", wenn ich keinen konkreten Anlass dazu sehe. In bestimmten Musik-Genres google ich standardmäßig nach den Bands, weil sich dort erfahrungsgemäß Leute mit eigenartigen Idee stapeln (bestimmte Black Metal-Richtungen, Neofolk...). In der Fantasy-Literatur ist mir aber ein ähnliches Phänomen nicht bekannt. Entsprechend ist es da eher Zufall, wenn ich bestimmte Bücher aus solchen Gründen meide.

Und dann gibts so Leute wie Lovecraft, die ich lese, obwohl ich weiß, dass sie bekloppte Ansichten hatten. Aber was wäre das Leben auch, wenn immer alles einfach und klar kontrastierbar wäre. :)

Ich stand auch - um den Bogen zurück zum Rollenspiel zu schlagen - durchaus schon vor Situationen, wo ich entscheiden musste, ob ich mit Menschen spielen möchte, die meinen weltanschaulichen und politischen Ideen völlig konträr gegenüber standen. Ist ja ne ähnliche Frage - sehe ich Hobby und restliches Leben strikt getrennt oder nicht. Früher hab ich gedacht, das wäre klar zu trennen. Heute sehe ich das nicht mehr so (worin ich, wie oben erwähnt, ja auch einen gewissen Reiz finde) und ziehe demnach andere Konsequenzen.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: ErikErikson am 18.01.2017 | 16:22
Ich bin der meinung das man das werk an sich betrachten soll und den autor erst dann einbeziehen wenn es sinn macht oder es sich halt ergibt. Gab auch schon sachen gekauft weil ich die leute kannte das war dann halt mist.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Huhn am 18.01.2017 | 16:28
Ich bin der meinung das man das werk an sich betrachten soll und den autor erst dann einbeziehen wenn es sinn macht oder es sich halt ergibt.
Das ist halt die Frage, ob es dir um die Rezeption und die Interpretation des Werkes als solchem geht oder darum, ob du Leuten, die du für gefährliche Idioten hältst, einfach kein Geld und keine Aufmerksamkeit zukommen lassen möchtest. Letzteres ist nämlich für mich der Grund, die Sachen dann zu meiden. Ich unterstütze ungern Holzköpfe, wenn ich stattdessen auch nette Menschen hätte supporten können.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Swafnir am 18.01.2017 | 16:34
Interessantes Thema. Ich versuche zwischen Künstler und Werk zu trennen. Erkenne ich aber den negativen Charakter bzw. eine für mich nicht angemessene Einstellung im Werk wieder - dann ist es für mich gestorben.

BURZUM ist da sehr spannend, denn von Vargs verabscheuendswürdiger Einstellung ist bei der Musik nichts nachzuweisen. Dazu kommt, dass die Musik wirklich einzigartig ist. Richard Wagner ist auch so ein Fall. Ich liebe den Ring der Nibelungen, kann aber seinen Antisemitusmus natürlich nur aus tiefstem Herzen ablehnen.

Bei manchen kann ich meine Antipathie dann gut ausblenden, bei manchen aber auch nicht. Ich würde sagen, je größer und einzigartiger die Kunst ist, desto eher kann ich mich überwinden mich auf sie zu konzentrieren und den Erschaffer auszublenden..

Um aber aufs Rollenspiel zu kommen: Da ist meine Schwelle relativ gering. Wer mir negativ auffällt, den unterstütze ich nicht durch Käufe. Und Leuten die ich mag, kauf ich auch mal Sachen ab, die nicht so ganz mein Fall sind.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: ErikErikson am 18.01.2017 | 17:12
Das ist halt die Frage, ob es dir um die Rezeption und die Interpretation des Werkes als solchem geht oder darum, ob du Leuten, die du für gefährliche Idioten hältst, einfach kein Geld und keine Aufmerksamkeit zukommen lassen möchtest. Letzteres ist nämlich für mich der Grund, die Sachen dann zu meiden. Ich unterstütze ungern Holzköpfe, wenn ich stattdessen auch nette Menschen hätte supporten können.
du meinst mit holzköpfen arschlöcher? Dann nimmst du dir aber auch die möglichkeit ein gutes werk zulesen dasdir bei anderem autor gefallen hätte. ein reeller finanzieller einfluss ist der verlust eines lesers nicht. es bleibt bei einer geste ohne wirkung.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Ucalegon am 18.01.2017 | 17:12
Für mich stellt sich dann die Frage wie ich mit der Information umgehe.
Das heißt für mich beeinflusst das Wissen um die Vergangenheit stark. Weniger noch ob das Werk Zeichen der Vergangenheit hat, nach der Präsentation zu urteilen sollte dies nicht der Fall sein. Mehr in wie weit ich den Mensch als Person hinsichtlich eines Projekt unterstützen kann bzw. möchte.

Danke für den Hinweis. Das macht die Intention hinter dem ursprünglichen Post klar. Deine Entscheidung finde ich richtig.

Die Fragestellung hier finde ich wiederum allgemein kaum zu beantworten. Erstmal ist mir der Kontext wichtig: Welche Szene/Subkultur, welche Kunstform? Kann, finde ich, einen Unterschied machen. Vor allem aber stellt sich die Frage für mich bei historischen Persönlichkeiten anders als bei Leuten mit Vorstrafen als bei uU exzentrischen Personen mit fragwürdigen Ansichten als bei einem aktiven Neonazi wie dem bereits genannten Norweger.

Was Rollenspiele angeht, fallen mir viele positive Beispiele ein: Posthuman Studios und andere. Den negativen Fall, dass die Überlegung Eigenheiten/Einstellung/Vergangenheit also bei einer Kauf-/Spielentscheidung als Ausschlusskriterium auch nur in Frage gekommen wäre, hatte ich noch nie.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Issi am 18.01.2017 | 17:36
Zitat
Die Fragestellung hier finde ich wiederum allgemein kaum zu beantworten. Erstmal ist mir der Kontext wichtig: Welche Szene/Subkultur, welche Kunstform? Kann, finde ich, einen Unterschied machen. Vor allem aber stellt sich die Frage für mich bei historischen Persönlichkeiten anders als bei Leuten mit Vorstrafen als bei uU exzentrischen Personen mit fragwürdigen Ansichten als bei einem aktiven Neonazi wie dem bereits genannten Norweger.
Auf die Frage ob jemand Erziehungsratgeber von bekannten Kinderschändern lesen würde, würden sicher alle laut "Nein!"Rufen.
Und verurteilte Gewaltverbrecher gehören ja jetzt auch nicht unbedingt zu den aktuelleren Erfolgsautoren im Bereich Fantasy.
Wenn sowas ans Licht kommt, dann ist es ja auch meist mit der Karriere ziemlich vorbei. Und die Leser würden in Scharen davonlaufen. Sofern es publik wird.

Gewaltverbrechen und eine schräge Meinung über ein und denselben Kamm zu scheren finde ich auch schwierig.
Ebso sämtliche "Werke"(Literatur, Wissenschaft , Musik, Kunst usw.) die es gibt.
Eine Differenzierung wäre wünschenswert.

@Teylen- Echt schwierig das Ganze-Und die Nichtempfehlung steht ja quasi hier im Strang.


Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Deep_Impact am 18.01.2017 | 17:40
Da wir in einem Rollenspiel-Forum sind war das natürlich der Fokus.
Aber dass sich das in den Bereich der Literatur ausweitet ist da schon fast natürlich.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: ErikErikson am 18.01.2017 | 17:45
Gibt es denn rollenspielautoren die sich in irgendeinerweise charakterlich positiv oder negativ auszeichnen?
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Pyromancer am 18.01.2017 | 17:51
Gibt es denn rollenspielautoren die sich in irgendeinerweise charakterlich positiv oder negativ auszeichnen?

Zumindest wird es hin und wieder behauptet...
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: La Cipolla am 18.01.2017 | 18:06
Exzentriker haben wir auf jeden Fall, aber wo irgendwas fragwürdig ist, ist dann spätestens subjektiv. Ich behaupte mal, wir bewegen uns schon auf einem anderen, erheblich dünnhäutigerem Level als größere Hobbies, wenn es um ernsthafte Fragwürdigkeit geht. (Teylens Beispiel mit dem Vergewaltiger klingt für mich schon nach einem äußerst extremen Ausnahmefall, aber da kenne ich jetzt auch gar nichts von den Hintergründen, also no comment.)

Ich lese bspw. immer mal wieder von Leute, die Zak Smith oder Evil Hat oder Raggi oder den RPGPundit wegen wahrgenommener Politik boykottieren, oder die nichts von Monte Cook oder Mark Rein-Hagen kaufen, weil sie als arrogant wahrgenommen werden. Im Klein-klein des Indie-Bereichs passiert das meiner Wahrnehmung nach noch öfter, aber dann betrifft es halt auch nur fünf Leute ... :D

Zitat von: Deep_Impact
Von gleich sozial ausbooten hat ja nun keiner was gesagt.

War von meiner Seite (?) jetzt auch nicht so gemeint. Ich hab nur die Wahrnehmung, dass einige Leute gern auf Gerüchte u.ä. aufspringen und recht schnell zu Schlussfolgerungen übergehen.
Und danke! xD
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Eismann am 18.01.2017 | 18:19
Ist auch die Frage, wieviele eigene, persönliche Erfahrungen mit den jeweiligen Autoren wirklich existieren, und wieviel halt dann doch Hörensagen ist.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Deep_Impact am 18.01.2017 | 18:28
Gibt es denn rollenspielautoren die sich in irgendeinerweise charakterlich positiv oder negativ auszeichnen?

Ja, sicherlich. Wobei man an dieser Stelle natürlich sehr vorsichtig sein muss. Wir neigen ja auch gerne dazu zu glauben, dass jeder in unserem Hobby auch ein Enthusiast und Menschfreund sein muss.
So ein Musterbeispiel an Unbeliebtheit ist ja unser Freund Kevin S* [Name von der Redaktion verfremdet...].
Wenn der aber seine Produktlinie schröpft bis zum Abwinken und seine Lizenz zur Not - oder auch mit weniger Not - bis auf das Blut mit Hilfe von Abmahnanwälten verteidigt, dann ist das eigentlich ein normales kaufmännisches Verhalten.
Wenn aber hört, dass er seine Mitarbeiter schlecht behandelt und mit Tricks von ihren ihnen zustehenden Tantiemen fernhält, dann ist das ein "charakterlicher Makel".
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: YY am 18.01.2017 | 18:33
Ist auch die Frage, wieviele eigene, persönliche Erfahrungen mit den jeweiligen Autoren wirklich existieren, und wieviel halt dann doch Hörensagen ist.

Joah.
Wobei ich schon zwei nennen könnte, bei denen ich aufgrund einer größeren Anzahl an Forenbeiträgen sagen würde:
Wenn der bei irgendwas den Hut auf hat, kann mir das Endprodukt nicht gefallen.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: D. Athair am 18.01.2017 | 18:38
Gibt es denn rollenspielautoren die sich in irgendeinerweise charakterlich positiv oder negativ auszeichnen?
Viele!

Negativ: John Wick, John Tarnowski (RPGPundit), Zak Smith, Anna Kreider, Fred Hicks, Mike Nystul, James Desborough, Cam Banks,  Jonathan Tweet, Tracy Hurley, Robert Bohl, Varg Vikernes, ...

Positiv: Greg Stafford, Greg Stolze, Rob Heinsoo, Rob Donoghue, Mark Truman Diaz, Graeme Davis, David Chart, Creighton Broadhurst ...


Die Gründe sind ganz unterschiedlich. Manche Leute kann man auch getrost in BEIDE Lager stecken.
Und der Witz ist: Es ist gar nicht so selten, dass Leute, die "das Herz am rechten Fleck haben" mit unmöglichen Personen zusammenarbeiten UND sogar befreundet sind. Und dann?



Ist auch die Frage, wieviele eigene, persönliche Erfahrungen mit den jeweiligen Autoren wirklich existieren, und wieviel halt dann doch Hörensagen ist.
Äußerungen lassen sich an vielen Stellen im Netz nachlesen, nachhören oder nachschauen. Es gibt Foren, Soziale Medien und Mail-Kommunikation.
Natürlich ist das was anderes als jemanden von Angesicht zu Angesicht her zu kennen, aber es ist eben auch kein "Nicht-Kennen".
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Huhn am 18.01.2017 | 18:49
Dann nimmst du dir aber auch die möglichkeit ein gutes werk zulesen dasdir bei anderem autor gefallen hätte. ein reeller finanzieller einfluss ist der verlust eines lesers nicht. es bleibt bei einer geste ohne wirkung.
Naja nach der Logik hätte ich in der Zeit aber auch ein gutes Werk von einem mir sympathischen Menschen lesen können. Warum also Zeit verschwenden?

Und abgesehen davon beläuft es sich mit meinem hypothetischen Boykott ja nicht nur darauf, dass ich das Buch nicht kaufe, sondern auch, dass ich darüber, weil ich es nicht gelesen habe, nicht weiter sprechen werde und so auch keine Werbung dafür mache und, wenn ich die Sache als wichtig genug empfinde, mich auch anderen gegenüber aktiv dagegen ausspreche, es zu kaufen.

Den Einwand, dass ich als Einzelperson ja sowieso keinen Einfluss auf gar nichts hätte, empfinde ich als faule Ausrede und zudem als ziemlich deprimierend und allgemein lähmend, Natürlich habe ich als Einzelperson auf mich und mein Umfeld Einfluss. Akif Pirinci beispielsweise hat seinen Vertrag mit nem großen Verlag nach dem Prestigeschaden, den er verursacht hat, recht schnell verloren.

Und das geht ja auch im Rollenspielbereich. Ich würd keins der neuen Projekte von Mark Reinhagen unterstützen wollen und würde auch anderen, die mich danach fragen, erzählen, warum ich den Typen daneben finde.

Dass natürlich nicht immer alles so klar und einfach ist, dürfte wohl logisch sein. Aber es schadet ja nicht, ein paar Grundsätze zu haben, an denen ich mich bei meiner Entscheidungsfindung orientieren kann.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: ErikErikson am 18.01.2017 | 18:57
Ich persönlich bin immer froh wenn ich was zu lesen finde das mir gefällt.ich hab da so weig Auswahl das ich gar nicht so schnell ne alternative hätte war ich bei autorencharakteren wählerisch.

Was den einfluss von einzelkonsumenten auf medien angeht bin ich postillongeprägt mit dem satz "ein leser weniger". ein leser hat nunmal keinen einfluss durch nichtkonsum auf ein halbwegs erfolgreiches werk. Wie du sagst kann man aber durchaus aktiv werden und dem autor anderweitig das leben schwer machen, keine frage.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: felixs am 18.01.2017 | 20:12
es bleibt bei einer geste ohne wirkung.

Aus einem bestimmten Blickwinkel gesehen ist das ganze Leben eine Geste ohne Wirkung.
Aus einem anderen nicht.
Die Wahrheit liegt wahrscheinlich ganz woanders, es kommt aber eben darauf an, herauszufinden, wo das andere liegt und was es sein könnte. Das ist halt Dialektik, dialektische Ethik wenn man so will. Man kann das aber nicht so "handwedeln" (um einen hier beliebten Ausdruck zu verwenden).
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: ErikErikson am 18.01.2017 | 20:22
Leut ihr macht mich fertig. Es ist halt so, das es auf einen leser nicht ankommt. So der nicht einen feldzug startet und den autor vor gericht zerrt oder ähnliches. mag ja sein das sich der Leser dann besser fühlt aber es hat keine Wirkung im sinne einer verbesserung derlage.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Chruschtschow am 18.01.2017 | 20:26
Aber ist das der einzige, der sich im stillen Boykott abwendet? Ich stärke dann doch lieber schweigsam meinen stillen Mitboykottierern den Rücken, statt mir in Selbsthass angewidert weiter moralische Wunden zuzufügen. :)
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: felixs am 18.01.2017 | 20:52
Es ist sogar eine sehr große Verbesserung der Lage, wenn ich mich besser fühle, weil ich eine ethisch vertretbare Entscheidung getroffen habe, anstatt das zu tun, was Chruschtschow oben so schön formuliert hat.

Abgesehen davon kann man ja über genau dieses Problem auch diskutieren, so wie wir es hier tun. Und das hat dann Auswirkungen (zumindest hat es welche auf mich).
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: ErikErikson am 18.01.2017 | 21:01
Stimmt aber hält das z.b. rhein-hagen auf? Nein. Er ist weiter in der lage sich in interviews als vampire erfinder zu profilieren usw. Während man sich also einerseits moralisch gut fühlt treibt das böse weiterhin sein unwesen.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: felixs am 18.01.2017 | 21:03
Kurze Selbstkritik: Mein Statement bezüglich Lovecraft am Anfang dieses Fadens ist so nicht richtig.

Die dort angesprochene Stelle über Lovecraft ist in Joshi: H. P. Lovecraft. Leben und Denken. In: Rottensteiner (Hg): H. P. Lovecrafts Kosmisches Grauen. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1997. Dort ca. S. 24-30.
Nach Joshi verändert sich Lovecrafts Rassismus zwar, er gibt ihn aber nicht auf. Stattdessen entwickelt es sich eher von einem emotionalen Hassrassismus zu einem rationalisierten Kulturrassismus.

Man sollte das sicherlich immer noch schlimm finden. Es fallen dann aber wirklich viele Autoren durch - eine Vorliebe für nordisches Angelsachsentum ist ja gerade so typisch für "traditionelle" Fantasy. Die meisten wirklich progressiven Autoren (bzw. mir fällt gerade nur Moorcock ein - evtl. M.A.R. Barker, bin mir aber nicht so sicher) nehmen davon ja auch Abstand.
Jedenfalls, auch das spricht Joshi an (S. 26f) entwickelte Lovecraft in seinem Leben einige progressive Positionen, die ihn durchaus in die Nähe der Sozialdemokratie brachten. Er beschäftigte sich dabei auch mit "Sozialismus". Man kann annehmen, dass Lovecraft sich - hätte er länger gelebt - vielleicht noch weiter entwickelt hätte. Vielleicht auch nicht. Aber ihn zu verdammen geht, meine ich, etwas zu weit. Zumal wenn man ihn mit völlig ungeläuterten Rassisten wie Vikernes vergleicht.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: felixs am 18.01.2017 | 21:05
Stimmt aber hält das z.b. rhein-hagen auf? Nein. Er ist weiter in der lage sich in interviews als vampire erfinder zu profilieren usw. Während man sich also einerseits moralisch gut fühlt treibt das böse weiterhin sein unwesen.

Keine Ahnung. Geht es um Mark Rhein-Hagen? Hat der was mit Vampire und der WoD zu tun? Weiß ich kaum etwas drüber (außer, dass ich das Zeug nicht lesen mag).
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Chruschtschow am 18.01.2017 | 21:12
Stimmt aber hält das z.b. rhein-hagen auf? Nein. Er ist weiter in der lage sich in interviews als vampire erfinder zu profilieren usw. Während man sich also einerseits moralisch gut fühlt treibt das böse weiterhin sein unwesen.
Ist er doch auch zusammen mit Stuart Wieck und Graeme Davis. Oder kommt da jetzt etwas, das für mich schon jetzt schwer nach Rollenspieler-Verschwörungstheorie riecht?

Und was ist die Alternative? Tyrannenmord an einem Spieldesigner? Der hat dann auch noch seine Finger in Sachen wie Ars Magica und Mage, drum halte ich ihn mal Netto für einen Gewinn. So richtig sehe ich das jetzt nicht ein. ;)
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: La Cipolla am 18.01.2017 | 21:15
Zitat
Stimmt aber hält das z.b. rhein-hagen auf? Nein. Er ist weiter in der lage sich in interviews als vampire erfinder zu profilieren usw. Während man sich also einerseits moralisch gut fühlt treibt das böse weiterhin sein unwesen.

Kann sehr gut sein, dass seine Art den einen oder anderen Crowdfunder verscheucht und damit verhindert hat, dass sein "böses" (lol) noch weitere Kreise zieht. Hier im Thread haben ja schon einige gesagt, dass sie sich gerade im Rollenspielbereich auch von Sympathien leiten lassen, was ihre Kaufentscheidungen angeht. Mache ich btw. auch so.

Tatsächlich kann man auf Kickstarter allgemein immer ziemlich gut beobachten, wie sich die Zahlen verändern, wenn es mal wieder einen Mini-Skandal oder sowas gibt.

Also ja, die Zeit wo sowas frei von Konsequenzen war, ist definitiv vorbei, auch wenn das tatsächliche Ausmaß sicherlich seeehr unterschiedlich ausfällt.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: ErikErikson am 18.01.2017 | 21:23
Ich mein ja nur wenn man wirklich was verändern will muss man aktiv werden. Ich z.b. würd wenn dieser lovecraft einen kickstarter macht nix pledgen und auch meinen freunden abraten.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Chruschtschow am 18.01.2017 | 21:24
Reicht es dir nicht mehr DSA-Fans zu trollen? Und jetzt schu, zurück ins DSA4-Forum. ;)
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Grandala am 25.01.2017 | 19:48
Ich würde sagen: Ja, bis zu einem gewissen Grad.
Also wenn das Werk (nehmen wir einen neutralen Begriff) in meinen Augen richtig, richtig gut ist, der Erschaffer (wieder ein neutraler Begriff) aber augenscheinlich ein Arschloch, werde ich mich trotzdem mit dem Werk beschäftigen. Andersherum genau so.
Ich hab jetzt neutrale Begriffe gewählt weil ich im musikalischen Bereich ein perfektes Beispiel für den ersten Fall habe: Wardruna/Gaahl.

Also der positive/negative Eindruck von Werk/Erschaffer muss schon krass in die eine oder andere Richtung ausschlagen.
+1

aber gleichzeitig:
Ich würde NIEMALS auch nur einen Cent oder eine Sekunde meines Lebens mit den Werken eines Herrn Vikernes verplempern.
Ich weiß auch das das etwas wiedersprüchlich ist aber nach allem was ich gehört habe kommen die Werke des Herrn Vikernes nicht mal annähernd in Gefahr gut zu sein, was mir den Gedanken daran erspaart.

Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Klingenbrecher am 26.01.2017 | 23:56
Ohne Unverschämt zu wirken

Leider kann ich hier einige Aussagen nicht ernst nehmen. Den bestimmt finde ich hier 40% Raucher die ungewollt einen großen Trupp Rassisten Unterstützen. Jeder Konsument von Schminke und Pflegemittel weiß das vorher ein Affe damit gewaschen wurde. Medikamente sind dann auch nochmals so eine Sache. Viele Lebensmittel haben eine schreckliche Herkunft, PETA zeigt da mal gerne schöne Videos.
GWS ist für mich auch nochmals ein gutes beispiel für unser Konsumverhalten. Die ziehen ihre Kunden über den Tisch diese wissen es und lassen es einfach zu.

Daher nimmt es mir nicht böse wenn ich sage das wir konsumieren wenn uns das Produkt ernährt,schützt,gesunden lässt oder einfach sehr gut gefällt.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: La Cipolla am 27.01.2017 | 00:02
Gibt es denn nur die beiden Extreme, ALLES gut oder ALLES schlecht zu machen? Kann man nicht hin und wieder eine moralische Entscheidung treffen, je nachdem, wie man damit zurechtkommt, und sei es nur, um sich dabei gut zu fühlen? Ich fände es traurig, wenn man jedes Stück "Gutmenschlichkeit" im Kontext der eigenen Biografie rechtfertigen müsste, solang man nicht gerade behauptet, der bessere (tm) oder beste (tm) Mensch zu sein.

Insofern:

Zitat
Daher nimmt es mir nicht böse wenn ich sage das wir konsumieren wenn uns das Produkt ernährt,schützt,gesunden lässt oder einfach sehr gut gefällt.

1. Ein zweifelhafter Hintergrund kann das "sehr gut gefällt" ziemlich effektiv kaputt machen. Ganz subjektiv.
2. Das sind nicht die einzigen Gründe. Man kann auch etwas konsumieren, weil man damit ein schlechtes Gewissen angeht oder daraus das gute Gefühl mitnimmt, geholfen zu haben (ganz unabhängig von der Frage, ob es objektiv gut war; spielt hier keine Rolle). Nach deinem zitierten Satz würden ziemlich viele Bettler innerhalb von Tagen verhungern, und kaum jemand würde Geld für Bio-Eier oder Fleischersatz ausgeben.
3. "Gut gefällt" kann sooo viele Gründe haben. Die Handschrift eines sympathischen Schöpfers bspw. kann ein fettes Argument sein.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Chiarina am 27.01.2017 | 00:05
Ja, ich stimme zu, La Cipolla.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Klingenbrecher am 27.01.2017 | 00:19
1. Ein zweifelhafter Hintergrund kann das "sehr gut gefällt" ziemlich effektiv kaputt machen. Ganz subjektiv.
2. Das sind nicht die einzigen Gründe. Man kann auch etwas konsumieren, weil man damit ein schlechtes Gewissen angeht oder daraus das gute Gefühl mitnimmt, geholfen zu haben (ganz unabhängig von der Frage, ob es objektiv gut war; spielt hier keine Rolle). Nach deinem zitierten Satz würden ziemlich viele Bettler innerhalb von Tagen verhungern, und kaum jemand würde Geld für Bio-Eier oder Fleischersatz ausgeben.
3. "Gut gefällt" kann sooo viele Gründe haben. Die Handschrift eines sympathischen Schöpfers bspw. kann ein fettes Argument sein.

Diesen Winter sind auf den Strassen dutzende Obdachlose und Flüchtlinge schwer erkrankt sowie gestorben.
Menschen die versuchen Fleischersatz für die Breitemasse zu erklären entschuldigen sich. ( Ja so beginnt ein Werbespot. Der Vermittelt das Gefühl das sich ein Vegetarier dafür schämen müsste das er den Geschmack von Fleisch mag.)

Mir zeigt sich derzeit das es zwar Personen gibt die Produkte hinterfragen. Aber dies wird in der Masse der Bevölkerung, warum auch immer, nicht wahrgenommen.
Selbst ich sehe mich jeden Tag kritisch an. So finde ich dann doch mal Artikel in meinem Warenkorb die zweifelhaft sind.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Chruschtschow am 27.01.2017 | 06:38
@La Cipolla:
Du musst halt bedenken, dass Klingenbrechers Argumentationslinie sehr gemütlich ist. So etwas ähnliches findest du gerne, wenn Leute so Zeug sagen wie: "In Bioeiern haben sie doch auch schon Dioxin gefunden," um sich ihre Massentierhaltungseier samt geschredderter Männchen schön zu reden. VW macht es SUV-Fahrern ein bisschen leichter, weil jetzt ja eh alle mauscheln. Und so weiter. Dadurch dass ich, dass jeder eh nicht alles richtig machen kann, ziehe ich mich auf den Standpunkt zurück, dass alle doch eh bigotte Heuchler sind. Dann zählt mein eigenes, auch aus meiner Sicht moralisch fragwürdiges Verhalten so viel weniger und ich kann mit einem weniger belasteten Gewissen auch aus meiner Sicht fragwürdiges Verhalten zeigen.

Ich senke einfach den moralischen Druck auf mich selbst, indem ich den auf alle anderen erhöhe und ihr Scheitern erkenne. Praktisch, aber nicht mein Ding.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Deep_Impact am 27.01.2017 | 06:44
Gemütlich? Schöne Umschreibung. Da werden Dinge verglichen nur um zu provozieren und alle anderen als gedankenlos hinzustellen. Kosmetika und verhungernde Obdachlose? Was hat das denn bitte mit Rollenspiele und ihren Autoren zu tun?  >:(
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Wellentänzer am 27.01.2017 | 07:47
@La Cipolla:
Du musst halt bedenken, dass Klingenbrechers Argumentationslinie sehr gemütlich ist. So etwas ähnliches findest du gerne, wenn Leute so Zeug sagen wie: "In Bioeiern haben sie doch auch schon Dioxin gefunden," um sich ihre Massentierhaltungseier samt geschredderter Männchen schön zu reden. VW macht es SUV-Fahrern ein bisschen leichter, weil jetzt ja eh alle mauscheln. Und so weiter. Dadurch dass ich, dass jeder eh nicht alles richtig machen kann, ziehe ich mich auf den Standpunkt zurück, dass alle doch eh bigotte Heuchler sind. Dann zählt mein eigenes, auch aus meiner Sicht moralisch fragwürdiges Verhalten so viel weniger und ich kann mit einem weniger belasteten Gewissen auch aus meiner Sicht fragwürdiges Verhalten zeigen.

Ich senke einfach den moralischen Druck auf mich selbst, indem ich den auf alle anderen erhöhe und ihr Scheitern erkenne. Praktisch, aber nicht mein Ding.

Das machst Du mit Sicherheit auch.  Nennt sich Reduktion von kognitiver Dissonanz und ist uns Menschen zu eigen. Eine Bewusstmachung und Reflektion halte ich aber auch für wichtig und sinnvoll. Insofern stimme ich dem Kern Deines Argumentes zu.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Chruschtschow am 27.01.2017 | 08:06
@Wellentänzer:
Klar. Auch wenn mir der Fachbegriff abging, merke ich auch, dass ich gleich moralisch viel integrer bin, weil die US-Amerikaner jetzt Trump als Präsident haben. ;) Die Frage ist halt so ein bisschen für mich, wo ich die Grenze ziehe. Versuche ich trotz Unzulänglichkeiten immer noch in meinem Rahmen und aus meiner Perspektive moralisch zu handeln? Oder gehe ich direkt über zum moralischen Defätismus?
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: felixs am 27.01.2017 | 08:28
Ich fände es traurig, wenn man jedes Stück "Gutmenschlichkeit" im Kontext der eigenen Biografie rechtfertigen müsste, solang man nicht gerade behauptet, der bessere (tm) oder beste (tm) Mensch zu sein.

Zumal, was ist die Alternative?
Sollen wir jetzt, mit Hagen Rether gesprochen, zu "Schlechtmenschlichkeit" übergehen?

Adorno hatte einen seiner seltenen hellen Momente, als er geschrieben hat, dass es "kein richtiges Leben im falschen" geben könne. Das Problem ist dann, dass es bei Adorno auf Defätismus hinausläuft, die sinnvolle Folgerung aber sein müsste, im Sinn des richtigen zu Handeln um Verhältnisse und Anspruch näher zusammenzubringen. Die Praxis ist ziemlich mächtig  :)
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Klingenbrecher am 27.01.2017 | 09:43
Gemütlich? Schöne Umschreibung. Da werden Dinge verglichen nur um zu provozieren und alle anderen als gedankenlos hinzustellen. Kosmetika und verhungernde Obdachlose? Was hat das denn bitte mit Rollenspiele und ihren Autoren zu tun?  >:(

Dies war keine Provokation. Diesen Vergleich habe ich gezogen um darstellen zu können das grade in einem bereich des Rollenspiels mir der Autor, im seinem privat Leben, egal ist.

Was die Gemütlichkeit betrifft muss ich mir den Schuh anziehen. Im normalen verbrauch ist mir sogar noch schneller egal wie der Hersteller eines Produktes drauf ist. Ja, ich esse sogar noch die Pferde Lasagne XD

Daher fällt es mir auch schwer hier einige Aussagen zu schlucken. Besonders wenn es um gute Produkte wie Vampire geht. Der Autor wirkte auf mich in einem Orkenspalter besuch wie ein Alki jedoch ist das mir nicht grundgenug weiter seinen Stuff zu beziehen oder mir auch sein neues Zombie RPG im Ansatz anzuschauen. Jamie Oliver hat Kindern gezeigt wie Chicken Nuggets gemacht werden. Du die Kinder haben diese trotzdem mit genuss gegessen obwohl er ihnen per Shock zeigte wie die Tiere zerschreddert werden.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: La Cipolla am 27.01.2017 | 11:35
Zitat
Zumal, was ist die Alternative?
Sollen wir jetzt, mit Hagen Rether gesprochen, zu "Schlechtmenschlichkeit" übergehen?

Adorno hatte einen seiner seltenen hellen Momente, als er geschrieben hat, dass es "kein richtiges Leben im falschen" geben könne. Das Problem ist dann, dass es bei Adorno auf Defätismus hinausläuft, die sinnvolle Folgerung aber sein müsste, im Sinn des richtigen zu Handeln um Verhältnisse und Anspruch näher zusammenzubringen. Die Praxis ist ziemlich mächtig  :)

Ich habe null Ahnung von Philosophie und verstehe auch nicht, was du mit dem zweiten Absatz meinst, finde es aber letztlich sinnvoll, "Gutmenschlichkeit" ganz grundlegend zu schätzen. Heißt nicht, dass man Probleme und Doppelmoral nicht ansprechen darf, aber das geht halt auch, ohne die positiven Aspekte zu entwerten oder ziemlich viele Fremde im direkten anonymen Kontakt unter Generalverdacht zu stellen.

Letztlich bin ich mir sicher, dass irgendwas Gutes zu tun besser ist als weniger Gutes, und mehr Gutes besser als irgendwas Gutes. Und das reicht mir eigentlich auch, der Rest ist Gefühl und Gewissen.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: Klingenbrecher am 27.01.2017 | 13:30
Letztlich bin ich mir sicher, dass irgendwas Gutes zu tun besser ist als weniger Gutes, und mehr Gutes besser als irgendwas Gutes. Und das reicht mir eigentlich auch, der Rest ist Gefühl und Gewissen.

Hat mich sehr angesprochen daher ein +1
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: felixs am 27.01.2017 | 13:32
Ich habe null Ahnung von Philosophie und verstehe auch nicht, was du mit dem zweiten Absatz meinst, finde es aber letztlich sinnvoll, "Gutmenschlichkeit" ganz grundlegend zu schätzen. Heißt nicht, dass man Probleme und Doppelmoral nicht ansprechen darf, aber das geht halt auch, ohne die positiven Aspekte zu entwerten oder ziemlich viele Fremde im direkten anonymen Kontakt unter Generalverdacht zu stellen.

Der zweite Absatz war auch weniger wichtig. In der Sache sind wir uns einig.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: ErikErikson am 27.01.2017 | 13:43
Und es ist egal das mit demselben aufwand in gleicher zeit viel mehr gutes getan werden könnte? Immerhin muss man ja prüfen was dem autor vorgeworfen wird und ob das gerechtfertigt ist. In der zeit könnte man sich auch z.b. über ein beliebiges anderes Produkt  informieren. Kleidung und Elektronik bsp. werden oft unter weit fragwürdigeren Bedingungen  gefertigt als rollenspielprodukte.
Titel: Re: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?
Beitrag von: felixs am 27.01.2017 | 13:48
Und es ist egal das mit demselben aufwand in gleicher zeit viel mehr gutes getan werden könnte? Immerhin muss man ja prüfen was dem autor vorgeworfen wird und ob das gerechtfertigt ist. In der zeit könnte man sich auch z.b. über ein beliebiges anderes Produkt  informieren. Kleidung und Elektronik bsp. werden oft unter weit fragwürdigeren Bedingungen  gefertigt als rollenspielprodukte.

Das ist der Punkt, wo dann Adorno greifen würde: Wir leben in Widersprüchen, die zu lösen wichtig ist. Der Weg dahin ist notwendig voll mit Irrungen, was aber nicht entschuldigt, diesen Irrungen zu folgen, sobald man sie erkannt hat. Trotzdem sind die Widersprüche eben nicht lösbar (was das richtige Leben wäre), ohne den Grundwiderspruch (der das strukturell unmöglich macht) anzugehen.
Was daraus praktisch folgt ist dann aber wieder gar nicht so kompliziert, siehe oben.