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Pen & Paper - Spielsysteme => Shadowrun => Thema gestartet von: Wandler am 11.04.2017 | 21:26

Titel: Matrix im Wandel der Zeit/Editionen
Beitrag von: Wandler am 11.04.2017 | 21:26
Zitat
Zitat von: Wandler am Heute um 20:34
In meinen Augen wäre eine gute Beschreibung notwendig gewesen. Hätte man einfach nichts gemacht, dann wäre "Die Matrix" eben so wie das echte Internet als Referenz geblieben  (oder eben wie in der 4ten Edition und davor erschienenen Edition wenn man es als Serie sieht). Ich glaube aber, dass das dem Setting auch nicht gut getan hätte, denn gerade das war eigentlich ein Problem in SR4, dass die technische Entwicklung der echten Welt, in vielen Punkten die Zukunftsvisionen aus den 80er Jahren ein und überholt haben.

Zitat von: YY
Das ist in Sachen SR eines meiner Lieblingsthemen :)

Können wir gerne dort fortsetzen, das zieht sich ja von "reiner" Settinggeschichte über Line Development bis in die Spielpraxis...
Ich bin ja sehr gespannt :) Wünsche einen schönen Arbeitstag und da dies ja doch ein Thema ist zu dem die meisten SR Spieler/Spielleiter eine Meinung haben dürften, hab ich den Thread direkt mal aufgemacht.

Edit: Titel angepasst.
Titel: Re: YY und die Matrix
Beitrag von: YY am 12.04.2017 | 16:47
Zwei Dinge vorweg:

Kannst du den Titel anpassen (z.b. auf "Matrix im Wandel der Zeit/Editionen" oder sonst etwas mit mehr Aussagekraft)? Sonst findet man das hier in 6 Monaten nicht mehr...

Und das Thema betrifft für mich nicht nur die Matrix, obwohl die natürlich als konkreter Fokus gut geeignet ist. Der Rest ist nämlich hauptsächlich Atmosphäre und die große Meta-Sicht auf das Setting.
Ich versuche mal, ob ich das beides unter einen Hut bringe.


Um den Ursprungskontext direkt aus dem Weg zu räumen:
Einfach so lassen wie das Internet kann man die Matrix offensichtlich nicht, weil es zum Einen schon frühere Editionen gab und zum Anderen das Setting sich ja gewisser Vorlagen bedient, wo es auch schon anders war - hat sich also erledigt.


Die Kernfrage bei dem ganzen Thema ist, ob man SR als "Retro-Future" betrachtet und das Setting entsprechend ausrichtet oder ob man sich das Elend aufhalst, mit aktuellen oder absehbaren Entwicklungen halbwegs Schritt zu halten.
(Randbemerkung: In waffentechnischer Hinsicht gibt es in SR in jeder Edition irgendwelchen Kram, der zum Erscheinungszeitpunkt grad als der neueste heiße Scheiß beworben wurde oder irgendwo als Projekt rumgeisterte. Aus keinem dieser Dinge ist wirklich was geworden, was mMn durchgehend absehbar gewesen wäre. Damit hat man die Editionen sehr eng zeitlich verortet - was grundsätzlich kaum vermeidbar ist. SF ist immer der Spiegel ihrer Zeit. Aber es zeigt schön die Haltung der Autoren zu dem Thema auf: es wird recht unreflektiert der Entwicklung hinterher gerannt).
 
Über mehrere Editionen betrachtet stellt man fest, dass die Autoren sich nicht klar für einen Weg entschieden haben. Ich würde sagen, sie hätten sich auch gar nicht für einen Weg entscheiden können.
Dem Thema Retro-Future trägt man mit dem SR2050-Quellenbuch Rechnung, auch wenn die Motivation dahinter leicht anders gelagert ist: Es ist als kleines Schmankerl für die Altspieler gedacht, denen das Setting früher besser gefiel. Auch hier gilt, dass die beiden Faktoren natürlich zusammenhängen, aber wirklich reflektiert hat man das auf Autorenseite gefühlt nicht. In dieser Richtung macht das allerdings nicht viel aus.

Relevanter ist es bei der Frage, wie sehr man versucht, das Setting aktuell bzw. futuristisch zu halten. Hier steht SR ganz schnell im Spannungsfeld zwischen dem, was heutzutage Near-Future-SF ist und was SR in seinen Anfängen war. Will heißen, wenn man zu viele neumodische SF-Aspekte aufgreift, läuft man Gefahr, das Setting zu entkernen und hat dann irgendwann kein SR mehr (was ja auch der Hintergrund eines Großteils der Altspielerkritik ist).


Nochmal:
Man kann sich nicht einfach kopfüber in die Zukunft stürzen, weil man dann recht flott kein "richtiges" SR mehr hat, aber man kann das Setting auch nicht als statische Retro-Future auslegen, weil a) man das noch nie so gehalten hat und erst mal genau ergründen müsste, was die Kernthemen des Settings sind und in welcher Form man die relevant halten kann und will, und b) man damit große Teile der Zielgruppe verliert.
Selig jene Konkurrenzprodukte aus längst vergangenen Tagen, die irgendwann den Geist aufgegeben haben und sich damit allein schon aus realweltlichen Gründen dieser Frage gar nicht stellen müssen. Die sind in sich abgeschlossen und können als Retro-Future bzw. als veraltete SF in ihrer Blase existieren. Aber das sind eben auch keine lebendigen Systeme mehr.
Gescheiterte Wiederbelebungs-/Aktualisierungsversuche wie Cyberpunk v3.0 mögen da als mahnendes Beispiel dienen, wie man es nicht macht.

Aber diese Frage ist der große Knackpunkt für die Zukunft von SR als Spiellinie und bislang zeichnet sich da keine Entspannung ab. Es knirscht seit Mitte der 90er mal mehr, mal weniger im Gebälk und man kann auf allen Seiten (also Autoren, SL und Spieler) wenig mehr tun, als die Augen zuzukneifen und sich irgendwie durchzuwursteln. Alles andere würde ein enormes inhaltliches und unternehmerisches Risiko bedeuten.
Die einzige halbwegs gangbare Lösung wäre wohl eine Auftrennung in eine "SR Classic"-Line und eine deutlich ambitioniertere, geplante Weiterentwicklung des Settings in die Zukunft bis mindestens ca. 2100. Solange man mit den realen Jahreszahlen Schritt hält und in GRWs und Erweiterungen irgendwelche ad hoc-Modernisierungen raushaut, wird sich aber am aktuellen Zustand nichts ändern.
Und angesichts dessen, was die SR5-Autoren so liefern, gehe ich davon aus, dass für so einen Schritt weder die Notwendigkeit gesehen wird noch die Manpower und Organisationsfähigkeit vorhanden ist, das halbwegs ordentlich über die Bühne zu bringen. Von der Frage abgesehen, ob die derzeitige Besetzung grundsätzlich ein gutes Setting mit so veränderten Rahmenbedingungen zustande bringen könnte - ich bezweifle es.

Im schlechtesten Fall würde man damit im laufenden Betrieb das wiederholen, was Cyberpunk passiert ist. Dann gäbe es als Schatten seines früheren Selbst die SR Classic-Line und eine gescheiterte Weiterentwicklung des Settings. Nachvollziehbar, dass man diesen Schritt scheut.




Damit mal weg von der großen Vogelperspektive und zur Matrix.
Die hat spätestens seit SR4 das gigantische Problem, dass die Autoren nicht sauber zwischen System und Setting trennen. Will heißen, wie die Matrix spielweltintern funktioniert, was ihre technischen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen sind etc. pp., hat eigentlich gar nichts damit zu tun, wie ich sie regeltechnisch abbilde und wie mein Kontakt mit der Matrix in der Spielpraxis aussieht.
Mit SR5 hat man diese unnötige Verflechtung noch weiter vertieft mit dem Ergebnis, dass die Matrix weder technisch irgendwie Sinn ergibt noch regelseitig elegant behandelt wird - das Schlechteste aus beiden Welten.

Das größte Beweisstück ist der Crash 2.0, der nur deswegen "nötig" wurde, weil man a) sich davor gescheut hat, Änderungen, die primär Regeln und Spielpraxis betreffen, ohne settingseitige Begründung zu bringen (vergleiche dazu das wesentlich enger umrissene und eleganter behandelte Thema Grounding in SR2050) und b) man nie verstanden hat, welche gigantischen technischen Freiheiten der erste Crash gebracht hat.

Der erste Crash ist eigentlich ein Ereignis, mit dem sich fast jede technische Abweichung begründen lässt. Die Matrix ab 2034 hat mit dem Internet technisch absolut nichts mehr zu tun und als Autor hat man da völlige Gestaltungsfreiheit. Auch andere technische Entwicklungen wären davon betroffen, je nachdem, was denn zerstört wurde und was mit welcher Intensität wieder auf ein gangbares Niveau gebracht wurde.
Schließlich gibt es seit SR1 Technologien, die reine Fantasy sind und das auch bleiben werden, während andere Sachen rückständiger waren bzw. geworden sind. Das ist alles recht plausibel begründbar, aber man hat es nie verstanden, die technische Abweichung nach dem Crash entsprechend zu vermitteln und sich stattdessen von Kleinscheiß wie Wireless und Smartphones mit tausend nutzlosen Apps in der Settingentwicklung jagen lassen*.

Preisfrage: Könnte man heute bei einem vollständigen und nachhaltigen Zusammenbruch (d.h. keine kurzfristige Störung) der Kommunikationsinfrastruktur, großer Teile der Produktionsketten und der globalen Finanzsysteme ohne Weiteres wieder auf den aktuellen Stand kommen? In welchem Zeitraum und zu welchen Kosten? Und was, wenn relativ zeitgleich große Teile der Weltbevölkerung versterben und politische Systeme sich im Umbruch befinden oder ganz zerfallen sind?


Und gerade weil man im Prinzip von Anfang an den ersten Crash in seinen Auswirkungen ähnlich "verschenkt" hat wie andere historische Begebenheiten, hielt man es dann für eine gute Idee, den Crash 2.0 aufzuziehen, der zwar nominell noch umfangreicher war, aber in seinen konkreten Auswirkungen bis auf sein zugedachtes Wirkungsfeld völlig untergeht.
So als würde man zwischen zwei Editionen mal eben einen Weltkrieg in die Timeline schreiben als Begründung, warum eine Landesflagge plötzlich anders ist.



*Denn immer, wenn ich darum bitte, mir alle Dinge aufzulisten, wo SR wirklich gnadenlos von der Gegenwart überholt wurde, kommt nicht viel über diesen Krempel hinaus.
Da richtet man sich mMn deutlich zu sehr an Stimmen aus, die ihren "modernen" Kram 1:1 in SR sehen wollen, obwohl gar nicht klar ist, inwiefern das in 10 oder 15 Jahren überhaupt noch Thema sein wird. Kein Sinn für Technikgeschichte, aber ein SF-Setting mitbestimmen wollen - keine gute Kombination.
Insbesondere dann, wenn Alltagstechnologie in Sicherheits- oder (Para-)Militärkontexte gestellt wird, was ja heute schon ein mehr als nebulöses Feld ist. Aber da wird hergegangen und gesagt: Meine dumme App XYZ kann dies und jenes, das muss also in 60 Jahren in einem völlig anderen Zusammenhang auch so sein, sonst ist euer Setting doof. Da könnte ich ein Eck aus dem Tisch beißen.

Zumal da auch die Frage aus dem Ursprungsthread mit der Settinghistorie wieder aufkommt: Was ist denn in SR "nur" nicht beschrieben anstatt in keiner Weise vorhanden? Was interessiert sich denn z.B. ein Runner für irgendwelche Minimalentwicklungen im Bereich sozialer Medien? Wobei gerade die sehr wohl beschrieben sind und sich sogar mit wenig Aufwand abstrakt darstellen ließen - denn der Unterschied zwischen SchülerVZ, WkW und fb interessiert doch im Abstand von einigen Jahren keine Sau, solange die grundlegenden Funktionen und (sozialen) Mechanismen beschrieben sind.
Nur weil dieser Kram nirgends explizit aufgeführt ist, heißt das doch nicht, dass er sich nicht völlig problemlos integrieren ließe, wenn einem da wirklich das Herz dran hängt.


Damit abschließend zum Hintergrund für das ganze Elend, nämlich die Spielpraxis mit dem Decker.
Alles andere, was die Matrix so kann, ist weitgehend Hintergrundrauschen und Fluff.

Aber der Decker muss eins können: Relevante Computersysteme manipulieren, und zwar so, dass sich der Rest der Gruppe nicht zu Tode langweilt.
Anhand dieser Zielsetzung ist ja schon klar, dass das ein spielmechanisches Problem ist und kein settingseitiges.
Dass der Decker irgendwo hinlaufen muss, um sich einzustöpseln, KANN dabei nie das Kernproblem sein - denn genau das ist doch für den Rest der Gruppe relevant und interessant: den Decker dahin zu bringen, wo er sein Ding durchziehen kann.
Zumal sich an diesem Umstand durch Signalstärken, WiFi-dichte Tapeten und ähnliches Gedöns mehr genau mal überhaupt gar nichts geändert hat  :bang:


Das einzige, was durch das Thema Wireless neu auf dem Schirm aufgetaucht ist, ist ad hoc-Hacken von gegnerischen Gerätschaften wie stellenweise bei Ghost in the Shell u.Ä..
Ob man das im Setting haben will, ist eine Stilfrage, über die man sich streiten kann**.
Dass man es aber der ganzen Welt in einer viel zu kurz gedachten Form aufdrücken muss, damit Decker immer mit ihrer Kernkompetenz glänzen können und im gleichen Schritt spielmechanisch derart versaut, dass das Gegenteil eintritt - das war einfach nur ein Griff ins Klo.
Mir bleibt da nur zu wünschen, dass man diesen Ansatz in Zukunft als ähnlichen Fehlgriff erkennt wie Grounding und es still und heimlich zu Grabe trägt. Gerne auch mit einem halbwegs eleganten Kommentar wie in SR2050 bei genau diesem Thema.


**Das wäre übrigens noch was für zukünftige Editionen:
Nicht nur mehr oder weniger gelungene Regeln für die Anpassung von Tödlichkeit etc. (was z.B. ein Space Gothic 3 wesentlich besser hinbekommen hat), sondern auch mal eine kleine Übersicht, wie verschiedene Herangehensweisen an das Thema Cyberpunk so aussehen können und was man in welcher Form wie verwursten kann, wenn man das will.
Denn SR kann grundsätzlich von fast schon postapokalyptischem Gossenpunk bis hin zu Hochglanz-Zerhirnungskram wie Minority Report die ganze Bandbreite bedienen.
Das sollte man dann aber auch entsprechend vermitteln und nicht kommentarlos Sachen raushauen, die in alle Richtungen gehen und die Spielerschaft am Ende mehr verwirrt zurücklassen als alles andere.


Soll erst mal reichen...konkretere Matrixbetrachtungen hinsichtlich technischem Hintergrund und Auswirkungen auf das Spiel dann, wenn es hier im natürlichen Themenverlauf aufkommt.
Titel: Re: Matrix im Wandel der Zeit/Editionen
Beitrag von: Wandler am 12.04.2017 | 17:05
Wow. Einfach nur wow. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast einen so umfangreichen Post zu verfassen. Du sprichst mir in vielen Punkten aus der Seele und hast es sehr schön dargelegt :)

Da weiß ich gar nicht was ich noch beitragen soll und hoffe, das jemand anders den ersten (zweiten) Stein wirft :)
Titel: Re: Matrix im Wandel der Zeit/Editionen
Beitrag von: Der Oger (Im Exil) am 21.04.2017 | 08:12
Ich betrachte das mal aus Spieltisch - Sicht.
Grob gesagt, spielten die Decker der Kabelmatrix-Zeit, während die anderen grade an der Tanke waren, um Bier und Chips zu holen. Oder sie waren reine NSC, die man als Connection in der Liste hatte. Mit der WiFi-Matrix wurden die Decker/Hacker mehr in den Rest der Gruppe integriert, so dass es nun mehr Spaß macht, einen solchen zu spielen.

Für den SL bedeuteten die Neuerungen allerdings eine erschwertere Vorbereitung. Dies liegt m.E. weniger am Konzept, wenn man erstmal den Kern begriffen hat, sondern an der Präsentation, in der Regeln, Schmuckwerk und Schwammigkeit fröhlich Urständ feiern. Dies hat zumindest Edition 2 besser gemacht; man wurde als SL an die Hand genommen, wenn es um das Gestalten eigener Hosts ging.
Titel: Re: Matrix im Wandel der Zeit/Editionen
Beitrag von: YY am 22.04.2017 | 18:45
Grob gesagt, spielten die Decker der Kabelmatrix-Zeit, während die anderen grade an der Tanke waren, um Bier und Chips zu holen. Oder sie waren reine NSC, die man als Connection in der Liste hatte. Mit der WiFi-Matrix wurden die Decker/Hacker mehr in den Rest der Gruppe integriert, so dass es nun mehr Spaß macht, einen solchen zu spielen.

Genau das habe ich in all den Jahren SR4 und 5 nicht feststellen können.
Es lag nie am Kabel, weil man auch den Wireless-Decker immer noch an den Punkt begleiten muss, wo er sich sinnvoll einloggen kann.
Und dann hat man immer noch das gleiche Thema wie vorher, dass nämlich die Matrix-Regeln umständlich, zeitraubend und schwer verständlich sind.

Obendrauf fressen diese wirren Matrixregeln jetzt noch mehr Zeit, weil der Decker auch außerhalb seiner runentscheidenden Matrixzugriffe für jeden Rotz anfangen kann, in der Gegend rumzuhacken.


Schau dir im Vergleich mal die Vollmagier an.
Wenn die in den Astralraum gehen, hat man eigentlich genau das selbe wie beim Decker: Ein SC, der mit eigenem Subsystem sein Ding macht, bei dem ihm keiner helfen kann und alle erst mal warten müssen, bis der damit fertig ist.
Trotzdem funktioniert es da, weil die Regeln (zumindest im Vergleich mit der Matrix) einfach und flüssig anwendbar sind und man daher schnell mit dem Kram durch ist.


Das ganze Thema Wireless geht für mich einfach komplett am eigentlichen Problem vorbei und es ist mehr als ärgerlich, dass man auf Autorenseite auch in der zweiten Edition nach der vermeintlichen Behebung immer noch nicht gemerkt hat, was da wirklich Sache ist und dass man es sogar noch deutlich intensiviert hat.
Außer bei Missions, da haben NSCs auch mal explizit gar nichts Hackbares dabei - in deutlichem Widerspruch zum Fluff und zur offiziellen Linie, aber eben auf die Spielpraxis ausgerichtet. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...
Titel: Re: Matrix im Wandel der Zeit/Editionen
Beitrag von: Medizinmann am 22.04.2017 | 20:33
vielleicht klappt das mit dem Astralraum auch besser, weil die Regeln vielleicht leichter zu merken sind oder einfacher ?
Ich habe jedenfalls auch die Erfahrung gemacht ,das Einzelaktionen im Astralraum schneller gehen als Einzelaktionen in der Matrix
(ODER der SL , um es noch einfacher zu handhaben, einfach generell mal würfeln läßt, also nicht nach RAW sondern Pi x Daumen )

mit schelmischem Tanz
Medizinmann
Titel: Re: Matrix im Wandel der Zeit/Editionen
Beitrag von: YY am 22.04.2017 | 20:36
vielleicht klappt das mit dem Astralraum auch besser, weil die Regeln vielleicht leichter zu merken sind oder einfacher ?

Sag ich doch ;)
Titel: Re: Matrix im Wandel der Zeit/Editionen
Beitrag von: Wandler am 22.04.2017 | 21:40
Nein, da kommt noch mehr zu tragen. Rein RAW bist du im Astralraum nicht an so viel mehr Proben gebunden, hast zwar ein höheres Tempo, aber nicht zwingend soviel mehr Würfelwürfe. Vergleichbar wäre eher ein Beschwörer der linear zur Anzahl seiner Charaktere zusätzliche Aktionen durchführen kann. Alleine die Aufteilung auf 3 Aktionen um 3 Marken zu sammeln ist ein furchtbarer Fehler gewesen. Auch bist du in der Matrix schnell aufs Inisystem angewiesen und alles wo in Shadowrun Initiative draufsteht ist furchtbar.
Titel: Re: Matrix im Wandel der Zeit/Editionen
Beitrag von: Koronus am 9.05.2017 | 01:15
YY auch wenn ich dir nicht wiedersprechen möchte, weil ich finde du hast Recht mit dem verschenkten Potential des Crash, auch war WiFi-Matrix leider aus finanzieller Sicht notwendig. Das größte Problem aller Cyberpunk Spiele ist nun einmal, sie sind von der Realwelt überholt worden sind und den Leuten die Vorstellung fehlt, warum das nun halt so ist. Am Ende ist es damit auch ein Teil der finanziellen Sicht.

Offtopic: Cyberpunk 2030  hätte man besser neu aufgesetzt wie damals Cyberpunk 2020 im Vergleich zu 2013 und eine neue Alternative Zeitlinie ab dem Zeitpunkt wo man halt das Buch herausgebracht hat bis zum Jahr 2030 wo dann halt all die neuen coolen Knarren und Technologien sind. Also das  dann halt von RL 2005 man eine neue Zeitlinie bis 2030 kreiert hätte.
Titel: Re: Matrix im Wandel der Zeit/Editionen
Beitrag von: Tigerbunny am 9.05.2017 | 05:51
YY auch wenn ich dir nicht wiedersprechen möchte, weil ich finde du hast Recht mit dem verschenkten Potential des Crash, auch war WiFi-Matrix leider aus finanzieller Sicht notwendig. Das größte Problem aller Cyberpunk Spiele ist nun einmal, sie sind von der Realwelt überholt worden sind und den Leuten die Vorstellung fehlt, warum das nun halt so ist. Am Ende ist es damit auch ein Teil der finanziellen Sicht.

Das ist nicht das Problem. Die Idee eines digitalen "Zauberers", der Schlösser aufzaubert, Softdrinks für die Gruppe aus dem Automaten klaut oder auch auch den gegnerischen Killercyborg in Starre versetzt, die in SR4/5 anstelle des Deckers vorgestellt wird, ist ja eigentlich toll. Die SR-Autoren haben das nur sehr besch... regelseitig gelöst. Im selben Atemzug wird nämlich alles Hackbare gleich wieder unhackbar gemacht(WiFi ausschalten, Master/Slave, etc. ...). Dazu kommen dann noch so Stilblüten wie WiFi-Wurfmesser mit winzigen Gyroskopen.

Die alte SR1/2/3-Dungeon-Matrix ist eigentlich eine super Sache in Hinsicht auf das RPG, mit Regeln wie eine Probe pro bloße Bewegung aber einfach denkbar unglücklich umgesetzt. Selbst in einem kleinen und unkomplizierten Netzwerk werden das schnell 20 Proben, um z. B. die Kaffeemaschine im Wachbüro zum Überkochen zu bringen. Gnade dem Decker Gott, wenn auch noch ICE oder ein anderer Decker im System ist, dann wirds noch gaaanz viel mehr.

Sooo, das ist total unstrukturiert, ergibt um 5:49 Uhr aber Sinn in meinen Augen.   ;D
Titel: Re: Matrix im Wandel der Zeit/Editionen
Beitrag von: YY am 9.05.2017 | 15:49
Was Tigerbunny sagt...


Ansonsten sehe man es mir nach, wenn ich mit fortschreitendem Alter bei diesem Thema stellenweise ins Ranten verfalle.

Das größte Problem aller Cyberpunk Spiele ist nun einmal, sie sind von der Realwelt überholt worden sind und den Leuten die Vorstellung fehlt, warum das nun halt so ist.

Sehe ich ganz entschieden nicht so.

Mach dir mal eine Liste von Allem, was nach deiner Meinung in SR (oder auch CP2020) total überholt ist und überlege dir dann, was von dieser Liste a) möglicherweise nur schlecht kommuniziert wurde oder viel wichtiger b) nicht mit einem Federstrich angepasst werden kann.

Meiner Erfahrung nach sind die Dinge, an denen sich Leute stören, zu 99% absoluter Kleinkram, der aus meiner Perspektive einfach nirgends erwähnt wird (s.u.), weil er im Gesamtbild irrelevant ist.


Das einzig Wichtige, was sich in der Darstellung in jüngeren Medien abseits von SR geändert hat, ist die Ästhetik von Matrix und Co., weswegen das Ganze bei SR gerade jüngeren Spielern teils sehr altbacken vorkommt.
Man versucht da, speziell in Sachen Artwork ab der 4. Edition hinterher zu kommen und im Großen und Ganzen klappt das ganz gut.


Das WiFi Upgrade war bitter notwendig. Viele neuere Spieler sehen trotz Crash nicht ein, warum man 2050 bitte noch solche geringen Speicherplatzmengen hat? Oder warum man für​ Matrix Kabel braucht und es WhatsApp 2050 nicht gibt. Das die Regeln schlimmer sind, macht nix denn der Immersionsgewinn dazu ist größer für die.

Wie ich oben schon sagte: WiFi gab es früher auch schon und es hatte Gründe, warum es für Runnerkontexte nicht weit verbreitet war - und diese Gründe hat man dann mit der großen Neuerung sogar versehentlich regeltechnisch unterfüttert, sodass man eigentlich nur mit zeitlicher Verzögerung die Begründung geliefert hat, warum es die ganze Zeit so war, wie es immer noch sein müsste (diesen Satz musste ich selbst drei mal lesen  ;D).

Speicherplatzmengen sind z.B. ein Fall für die Anpassung on the fly und die vierte Edition hat die einzig richtige Aussage dazu getroffen: Man hat immer den Speicherplatz für das, was man gerade machen will - sonst hätte sich dieses Vorgehen ja nie etabliert  ;)
Hat mit WiFi aber erst mal nichts zu tun.

Dass man per Kabel in die Matrix geht, finde ich mehr als folgerichtig und einen der Fälle, die nur schlecht kommuniziert sind:
Mit Glasfaserkabel (seit SR1 Standard...) geht das erstens schneller und zweitens verlust- und störungsfrei, was mehr als sinnvoll ist, wenn man sich den Kasten direkt ins Hirn stöpselt.
Da kann man sich ja mal klar machen, über welche Datenmengen man hier zwangsläufig redet und welche Probleme man heute mit "normaler" VR in Sachen Signalübertragung schon hat.
Wenn man völlig unbedarft rangeht, denkt man sich "Blöd, die brauchen ja noch Kabel" und wenn man zwei Schritte weiter denkt, stellt man fest, wie futuristisch das mit Kabel schon ist und wie unmöglich ohne Kabel...
Blöderweise sind die Spieler, die hier maulen auch die, die mit Erklärung immer noch sagen "trotzdem überholt". Denen ist dann halt nicht zu helfen.


WhatsApp ist ein Paradebeispiel für meinen recht bissigen Kommentar aus dem hiesigen Eingangsbeitrag.
Wen interessiert es denn, ob es irgendeinen x-beliebigen zeitgenössischen Messenger 2050 noch gibt?
Natürlich wird es Äquivalente geben und die Spielrelevanz einer expliziten Erwähnung und ausufernden Beschreibung ist ziemlich genau Null, weil ich nur wissen muss, dass meine SCs die Möglichkeit haben, schnell und einfach zu kommunizieren. Ob das Anrufe mit Konferenzschaltung sind oder Sprachnachrichten oder getippter Text oder sonstwas, ist völlig Hupe.

Aber genau an so was stören sich die Leute dann, weil sie sich dran stören wollen.
"Wie, das gibts da nicht? So ein rückständiger Mist."
Das gibts da schon, aber es ist einfach nicht wichtig genug, um ewig drauf rumzureiten.

Es interessiert mich doch grad mal überhaupt nicht, wie Alexa und Cortana 2050 heißen. Aber manchen bricht da anscheinend ein Zacken aus der Krone, wenn das nirgends steht.


Und mit genau diesem Denkansatz, alles heute Bekannte und Vertraute in sehr ähnlicher Form wiederfinden zu wollen, landet man dann bei:

Offtopic: Cyberpunk 2030  hätte man besser neu aufgesetzt wie damals Cyberpunk 2020 im Vergleich zu 2013 und eine neue Alternative Zeitlinie ab dem Zeitpunkt wo man halt das Buch herausgebracht hat bis zum Jahr 2030 wo dann halt all die neuen coolen Knarren und Technologien sind.

Mit diesem Vorgehen hat man alle paar Jahre das selbe Problem wieder, nämlich dass man mühsam retconnen muss und der Entwicklung doch immer hinterher rennt.
Wie oben erwähnt, macht SR das im Bereich Wehrtechnik schon immer so und drückt damit jeder Edition einen Zeitstempel auf, über den man einige Jahre später nur noch den Kopf schütteln kann.


Die sinnvollste Vorgehensweise wäre für mich, all diese Themen abstrakter zu behandeln.
Die fantastischen Technikelemente von SR sind sowieso außen vor, weil es die nie in der beschriebenen Form geben wird.

Und der ganze alltägliche Kleinkram, der die Wahrnehmung so stark prägt, muss entsprechend abstrahiert werden.
Es ist allemal sinnvoller, z.B. soziale Netzwerke grundsätzlich und abstrakt zu beschreiben als irgendeines konkret zu benennen und ausufernd darzustellen.
Denn gerade bei SR werden aus recht offensichtlichen Gründen viele verschiedene soziale Netzwerke parallel zueinander arbeiten und die braucht man jetzt wirklich nicht alle einzeln abarbeiten.
Was ist ein soziales Netzwerk, was kann es, was kann es nicht, Thema durch.
Das selbe noch mal für Messengerdienste u.Ä. und fertig ist die Wurst. Dafür braucht man noch nicht mal eine Seite.

Aber - überspitzt formuliert - einige Spieler sind anscheinend der Meinung, weil sie 90% ihrer Freizeit mit diesem Firlefanz verbringen, muss der auch 90% des Platzes im Matrixkapitel einnehmen.