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Pen & Paper - Spielsysteme => Fate => Thema gestartet von: Daheon am 11.05.2017 | 12:29

Titel: Wil Wheaton spielt Fate Core
Beitrag von: Daheon am 11.05.2017 | 12:29
Schön, dass Fate Core auf Table Top vorgestellt wird. Yeah, Wil, spread the love...

Positiv: die vermittelte Begeisterung für das Spiel; die erklärenden Bildtafeln; mit ca. 60 Minuten nicht zu lang
Negativ: nicht alle Mechanismen wurden erklärt; durch die vielen Schnitte (siehe Laufzeit) wird viel Konzentration gefordert, um der Handlung folgen zu können.

Bedenken: So schön es ist, begeisterten Schauspielern beim Fatespielen und Aspekte erschaffen zuzusehen, habe ich doch die Befürchtung, dass potentielle Fatespieler, die vielleicht eh schon Angst haben, ihre Aspekte seien nicht originell genug oder ihnen falle vielleicht gar nichts ein, dadurch noch mehr verunsichert werden.


Wer hat's noch gesehen? Wie sind eure Meinungen dazu?
Titel: Re: Wil Wheaton spielt Fate Core
Beitrag von: Der Nârr am 11.05.2017 | 12:52
Meinst du das hier?

TableTop: Wil Wheaton Plays FATE CORE w/ Felicia Day, John Rogers, & Ryan Macklin
https://www.youtube.com/watch?v=NOFXtAHg7vU
Titel: Re: Wil Wheaton spielt Fate Core
Beitrag von: Eiken am 11.05.2017 | 12:55
Es gibt jedenfalls ne Menge Leute, die sich nach Let's Plays und Tutorialvideos über Fate sehnen, da das System doch offenbar nicht so leicht zu packen ist für Spieler anderer Systeme ...
Titel: Re: Wil Wheaton spielt Fate Core
Beitrag von: Daheon am 11.05.2017 | 13:37
Meinst du das hier?

TableTop: Wil Wheaton Plays FATE CORE w/ Felicia Day, John Rogers, & Ryan Macklin
https://www.youtube.com/watch?v=NOFXtAHg7vU

Ja. Sorry, hätte ich verlinken sollen. :-[
Danke dafür.
Titel: Re: Wil Wheaton spielt Fate Core
Beitrag von: Crizzl am 11.05.2017 | 13:38
Es gibt jedenfalls ne Menge Leute, die sich nach Let's Plays und Tutorialvideos über Fate sehnen, da das System doch offenbar nicht so leicht zu packen ist für Spieler anderer Systeme ...

Ich glaube es liegt nicht unbedingt an den anderen Systemen.
Ich habe den Eindruck, das Fate keine richtige Didaktik hat, wie sie den Leuten das Spiel beibringt. Ich lese gerade das Fate Core Regelwerk und merke wie schwammig mit der Perspektive umgegangen wird. Mal stellt sich im Grundregelwerk als klassisches Rollenspiel dar, indem die SL viel vorbereitet und die Spieler in Prinzip ein klassisches RPG mit den leichten Einfluss der Aspekten spielen. Auf der anderen Seite möchte es total Indie sein, wo alle am Tisch gleichberechtigt sind. Es positioniert sich da nicht klar und zeigt nicht: So haben wir uns das gedacht.

Das hat auch ganz konkrete Auswirkungen auf Szenarios und Settings. So sind Krimiszenarios nach der zweiten Lesart schwerer umzusetzen als nach der Ersten.
Titel: Re: Wil Wheaton spielt Fate Core
Beitrag von: Daheon am 11.05.2017 | 13:45
Vielleicht sollten wir mal einen Faden "Die Geschichte von Fate ist eine Geschichte voller Missverständnisse" aufmachen?  ;)
Titel: Re: Wil Wheaton spielt Fate Core
Beitrag von: LordBorsti am 11.05.2017 | 13:58
...
Ich habe den Eindruck, das Fate keine richtige Didaktik hat, wie sie den Leuten das Spiel beibringt. Ich lese gerade das Fate Core Regelwerk und merke wie schwammig mit der Perspektive umgegangen wird. Mal stellt sich im Grundregelwerk als klassisches Rollenspiel dar, indem die SL viel vorbereitet und die Spieler in Prinzip ein klassisches RPG mit den leichten Einfluss der Aspekten spielen. Auf der anderen Seite möchte es total Indie sein, wo alle am Tisch gleichberechtigt sind. Es positioniert sich da nicht klar und zeigt nicht: So haben wir uns das gedacht.

Das hat auch ganz konkrete Auswirkungen auf Szenarios und Settings. So sind Krimiszenarios nach der zweiten Lesart schwerer umzusetzen als nach der Ersten.

Ich vermute, dass es daran liegt, dass Fate Core von verschiedenen Personen geschrieben wurde, die Fate Core auch tatsächlich unterschiedlich spielen.

In meiner Hausrunde spielen wir Fate zum Beispiel recht klassisch. Du kannst halt den klassischen Kern mit den Fertigkeiten in den Mittelpunkt stellen und die Aspekte/Fatepunkte Mechanik ab und an dazuschalten um Akzente zu setzen. Du kannst aber auch die Aspekte als Anker benutzen um munter drauflos zu improvisieren und die Fatepunkte nur so hin- und herfliegen lassen. Dann fühlt es sich ziemlich Indy an, weil die Fertigkeiten nicht mehr so wichtig sind, wenn viele Fatepunkte im Spiel sind. Das ändert sich mitunter auch von Spielrunde zu Spielrunde. Mal wechseln nur ein paar Fatepunkte den Besitzer, dann hast du einen Spielabend, der sehr geerdet wirkt. Manchmal fliegen die Fatepunkte hin- und her, dann brennt es an allen Ecken und das SFX Budget ächzt.

Der Widerspruch ist aus meiner Sicht daher gar nicht vorhanden, weil beide Standpunkte schlichtweg wahr sind. Es gibt dieses "Indy" oder "klassisch" bei Fate nicht, es sitzt ziemlich genau in der Mitte und je nachdem welche Mechaniken man am Spieltisch in den Vordergrund hebt, zeigt die Waage ein bisschen mehr "Indy" oder ein bisschen mehr "klassisch" an.

"Fate ist total Indy" ist aus meiner Sicht genauso falsche, wie zu behaupten, Fate wäre ein regelarmes System.
Titel: Re: Wil Wheaton spielt Fate Core
Beitrag von: Crizzl am 11.05.2017 | 14:12
Ich vermute, dass es daran liegt, dass Fate Core von verschiedenen Personen geschrieben wurde, die Fate Core auch tatsächlich unterschiedlich spielen.

In meiner Hausrunde spielen wir Fate zum Beispiel recht klassisch. Du kannst halt den klassischen Kern mit den Fertigkeiten in den Mittelpunkt stellen und die Aspekte/Fatepunkte Mechanik ab und an dazuschalten um Akzente zu setzen. Du kannst aber auch die Aspekte als Anker benutzen um munter drauflos zu improvisieren und die Fatepunkte nur so hin- und herfliegen lassen. Dann fühlt es sich ziemlich Indy an, weil die Fertigkeiten nicht mehr so wichtig sind, wenn viele Fatepunkte im Spiel sind. Das ändert sich mitunter auch von Spielrunde zu Spielrunde. Mal wechseln nur ein paar Fatepunkte den Besitzer, dann hast du einen Spielabend, der sehr geerdet wirkt. Manchmal fliegen die Fatepunkte hin- und her, dann brennt es an allen Ecken und das SFX Budget ächzt.

Der Widerspruch ist aus meiner Sicht daher gar nicht vorhanden, weil beide Standpunkte schlichtweg wahr sind. Es gibt dieses "Indy" oder "klassisch" bei Fate nicht, es sitzt ziemlich genau in der Mitte und je nachdem welche Mechaniken man am Spieltisch in den Vordergrund hebt, zeigt die Waage ein bisschen mehr "Indy" oder ein bisschen mehr "klassisch" an.

"Fate ist total Indy" ist aus meiner Sicht genauso falsche, wie zu behaupten, Fate wäre ein regelarmes System.

Das die Wahrheit in der Mitte liegt war mir klar. Es geht mir auch nicht darum Fate runterzuputzen, dafür habe ich da gerade 100€ in deutsche Fate-Sachen investiert und möchte es in zwei Wochen in der Schule für Schüler in einer AG einsetzen. Das Regelwerk ist toll aufgebaut. Didaktisch macht der Aufbau der Regeln sehr viel Sinn, da ist richtig viel Hirnschmalz eingeflossen. Aber bei der Frage" Wie stellen wir uns das Spiel am Tisch vor?", da lässt einen das Regelwerk alleine. PbtA-Spiele hatten das Problem auch sehr lange, bis es den Einführungstext von Fans für Fans bei DungeonWorld gab. Bei Fate fehlt er leider nach drei Jahren immer noch. Deshalb vielleicht auch die vielen Fragezeichen, wie spiele ich Fate jetzt eigentlich.
Titel: Re: Wil Wheaton spielt Fate Core
Beitrag von: Eiken am 11.05.2017 | 14:27
Wir brauchten einige Zeit am Spieltisch und das Lesen von Worlds of Adventure, bis wir verstanden haben, was Fate eigentlich von uns will und was damit alles geht. Das Grundbuch alleine hat da nicht gereicht. Fate hat direkt Spaß gemacht, aber um den "Spirit" richtig zu begreifen können Videos eine starke Hilfestellung bieten.
Titel: Re: Wil Wheaton spielt Fate Core
Beitrag von: Daheon am 11.05.2017 | 14:52
Fate Core ist halt das, was Evil Hat als verhältnismäßig einheitlich eingedampfte Grundversion der "neuen" Generation von Fatespielen wie Spirit of the Century oder Dresden Files als frei erhältliche Fateversion herausbringen wollte.
Daher ist Fate Core auch wie sein Großvater FUDGE ein Baukasten mit unglaublich vielen "Kann man so machen, aber auch anders". Um festzustellen, wie Fate sich spielt, sind, wie Eiken schrieb, die "eigentlichen" Rollenspiele wie Atomic Robo oder die Worlds of Adventure sehr viel hilfreicher.
Schön sind da auch Kurzabenteuer mit vorgefertigten Charakteren wie die GRT-Abenteuer von Eis & Dampf. Da kann man dann viel einfacher "drauf losspielen" und Fate kennenlernen.

Um damit nochmal auf meine Eingangsfrage zurückzukommen: Haltet Ihr das Table Top Video für edel, hilfreich und gut? Oder müssen wir schon zufrieden sein, dass es so etwas überhaupt gibt?
Titel: Re: Wil Wheaton spielt Fate Core
Beitrag von: Tante Petunia am 11.05.2017 | 15:15
Also ich finde das Video ein sehr gelungenes "Reinschnuppern" in Fate Core. Ich habe weder die Regelwerke, noch es bisher mal gespielt, bin aber nach dem Video wirklich neugierig gemacht worden es mal bei nächster sich bietender Gelegenheit auszuprobieren. Insofern  :d für Will Wheaton & Co!
Titel: Re: Wil Wheaton spielt Fate Core
Beitrag von: Grubentroll am 11.05.2017 | 15:38
Ich (und keiner in meiner Spielrunde) habs auch nicht gecheckt, wir haben es dann sein lassen.

Irgendwie ne tolle Idee auf dem Papier, aber da hakts an allen Ecken am Spieltisch.
Titel: Re: Wil Wheaton spielt Fate Core
Beitrag von: Daheon am 11.05.2017 | 15:43
Ich (und keiner in meiner Spielrunde) habs auch nicht gecheckt, wir haben es dann sein lassen.

Irgendwie ne tolle Idee auf dem Papier, aber da hakts an allen Ecken am Spieltisch.

Kann das Video vielleicht etwas Klarheit schaffen?
Titel: Re: Wil Wheaton spielt Fate Core
Beitrag von: Nørdmännchen am 11.05.2017 | 16:47
Ich persönlich fand das Video grundsätzlich recht gelungen. Nachdem er schon bei Fiasco ein Knaller war, möchte ich unbedingt John Rodgers als SL sehen. Inhaltlich war sowohl die entspringende Erzählung als auch der Regelteil nicht besonders tief, konnte aber durchaus Bock auf mehr machen. Ryan Macklin bindet seine Spieler unglaublich viel in die Weltgestaltung mit ein - das fand ich schon sehr intensiv (obwohl ich auf die Technik selbst stehe). Wer weiß, was da das Editing mitgestaltet hat...

Eine Sache fand ich allerdings ziemlich irritierend - sehr viel RulesMechanics-First-Spiel. Recht häufig wird gesagt: "Ich möchte Fähigkeit-XY" einsetzen. Nach der Spielphilosophie von Fate Core* eigentlich ein vom Hintern aufgezäumtes Pferd. Noch seltsamer da Macklin Mitautor dieser Prinzipien ist und soviel fragt. Die einfache Aufforderung: "Sag mir wie!" kann diesen (D&D beeinflussten???) Stil mEn recht leicht durchbrechen.
EDIT: Ich habe die wacklige These, dass bei TabelTop die "Spielhaftigkeit" heraus gestellt werden sollte.

*EDIT: Fiction First (http://rpg.wrong.net/2015/05/26/fiction-first-mechanics-first/)
Titel: Re: Wil Wheaton spielt Fate Core
Beitrag von: Sir Mythos am 11.05.2017 | 17:47
Ich guck ja gerne die TableTop Folgen, aber an die RPG-Folgen (auch die alten) habe ich mich bisher nicht ran getraut.
Zugucken beim RPG finde ich immer irgendwie befremdlich. :D
Aber vielleicht mach ich es doch mal.

Was sind denn die weiteren Meinungen zum Video?

Ich finde grundsätzlich ja gut, wass Wil Wheaton auch RPGs aufnimmt um die weiter zu verbreiten.  :d
Titel: Re: Wil Wheaton spielt Fate Core
Beitrag von: Azzu am 11.05.2017 | 17:58
Hat die Anzahl der freien Einsätze, die Macklin da jeweils auf die Apsekte gemalt hat, nichts mit den Fate-Core-RAW zu tun, oder ist das nur mein Brett vor'm Kopf?

(Ansonsten fand ich das Video ziemlich cool!)
Titel: Re: Wil Wheaton spielt Fate Core
Beitrag von: Selganor [n/a] am 11.05.2017 | 18:37
Zumindest Wil's "Aaron's Tactics" waren 2 Frei Einsaetze pro Spieler fuer einen (freien) Wurf zu Beginn des Kampfs. Ich schaetze mal, dass er damit einfach mal einen Haufen "Fate Punkte" in die Runde schmeissen wollte weil ja nicht wirklich Gelegenheiten waren sich vor dem Kampf entsprechend durch Compels usw. Fatepunkte zuzuspielen.

Ich fand es hochinteressant, dass John Rogers meinte, dass er "The Librarians" durch Fate unterstuetzt entwickelt hat... Jetzt will ich Charakterboegen usw. sehen ;D
Titel: Re: Wil Wheaton spielt Fate Core
Beitrag von: LordBorsti am 11.05.2017 | 22:08
Das die Wahrheit in der Mitte liegt war mir klar. Es geht mir auch nicht darum Fate runterzuputzen, dafür habe ich da gerade 100€ in deutsche Fate-Sachen investiert und möchte es in zwei Wochen in der Schule für Schüler in einer AG einsetzen. Das Regelwerk ist toll aufgebaut. Didaktisch macht der Aufbau der Regeln sehr viel Sinn, da ist richtig viel Hirnschmalz eingeflossen. Aber bei der Frage" Wie stellen wir uns das Spiel am Tisch vor?", da lässt einen das Regelwerk alleine. PbtA-Spiele hatten das Problem auch sehr lange, bis es den Einführungstext von Fans für Fans bei DungeonWorld gab. Bei Fate fehlt er leider nach drei Jahren immer noch. Deshalb vielleicht auch die vielen Fragezeichen, wie spiele ich Fate jetzt eigentlich.

Dem würde ich zustimmen. :d

Die "Was machst du während des Spiels" Kapitel werden erst bei späteren Iterationen (Atomic Robo, Dresden Files Accelerated) richtig gut.
Titel: Re: Wil Wheaton spielt Fate Core
Beitrag von: Tigerbunny am 12.05.2017 | 06:37
Für mich, der mit Fate sowohl beim Leiten wie auch beim Spielen nie so richtig warmgeworden ist, ist dieses Video sehr erhellend und es hat das Interesse geweckt, Fate nochmal eine Chance zu geben.
Titel: Re: Wil Wheaton spielt Fate Core
Beitrag von: Duck am 12.05.2017 | 10:29
Unterhaltsam war das Let's-Play auf jeden Fall, wenngleich der Lerneffekt für Systemneulinge aufgrund der schnellen Schnitte vermutlich begrenzt ist.

Auf Google Plus meinte jemand, dass es bei Alpha (der kostenpflichtigen Videoplattform von Geek & Sundry) eine erweiterte Version dieser Episode gibt, in der unter anderem Charakter- und Welterschaffung ausführlicher gezeigt werden. Möglicherweise wird diese Version nach dem Ende der aktuellen Tabletop-Staffel ihren Weg auch zu Youtube finden.
Titel: Re: Wil Wheaton spielt Fate Core
Beitrag von: LordBorsti am 12.05.2017 | 10:53
Unterhaltsam war das Let's-Play auf jeden Fall, wenngleich der Lerneffekt für Systemneulinge aufgrund der schnellen Schnitte vermutlich begrenzt ist.
...

Positiv an dem Let's Play finde ich, dass es die dynamik am Tisch wunderbar rüberbringt. Das ist schon geil, wenn es zu so einer "kreativen Eskalationsspirale" kommt.

Negativ ist, dass mit unter die "Kausalität" verloren geht. Ich hab so das Gefühl das da einige Handlungen sowohl von Spieler als auch SL Seite rausgeschnitten wurden, sodass man sich manchmal fragt: "Wo kommt jetzt dieser Aspekt her? Und warum hat der freie Einsätze?"